SAAT-Ausgabe Juni 2013

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EvangElischE ZEitung für ÖstErrEich juni 2013 ✲ nr. 6 ✲ 60. jahrgang Portrait: Seth adzokatse, Pfarrer der ghanaischen Partnerkirche Seite 13 Seite 3 Werbekampagne in der Steiermark Seite 8 Kirchentag in hamburg Seite 17 Filmtipp hobby: auferstehung Foto: uschmann seite 911 abenteuer urla ub auf der Suche nach dem glück 007 geld fürs nichtstun Seite 15

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Mountainbiketour am Vormittag, Schlacht am kalten Buffet zu Mittag, nachmittags ein paar Pool-Spiele und Abend tanzen bis zum Umfallen! Wer einen Urlaub bucht, tut dies heute oft mit hohen Erwartungen, denn immerhin geht es um die vermeintlich schönsten Tage des Jahres. Die Juni-Ausgabe der SAAT widmet ihren Themenschwerpunkt diesmal dem "Abenteuer Urlaub. Auf der Suche nach dem Glück". Wie sieht er aus, der perfekte Urlaub: süßes Nichtstun oder Freizeitstress von früh bis spät? "So! kann Kirche" - die neue Werbekampagne der Diözese Steiermark sorgt für Furore. Was es mit Plakatsprüchen wie "Pfarrer verstehen nix vom Leben" oder "Frauen haben hier nix zu melden" auf sich hat, lesen sie in der aktuellen SAAT. Dazu ein Rückblick auf den 34. Evangelischen Kirchentag in Hamburg, ein Porträt des neuen ghanaischen Pfarrers in Wien Seth Adzokatse und jede Menge Lesevergnügen mit den SAAT-Kolumnen Theologie, kurz ausgelegt, Literatursalon, Filmkritik, Gut zu wissen und dem Rätsel-Gewinnspiel.

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Page 1: SAAT-Ausgabe Juni 2013

EvangElischE ZEitung für ÖstErrEich

juni 2013 ✲ nr. 6 ✲ 60. jahrgang

Portrait: Seth adzokatse, Pfarrer der ghanaischen Partnerkirche

Seite 13

Seite 3

Werbekampagne in der Steiermark

Seite 8

Kirchentag in hamburg

Seite 17

Filmtipp hobby: auferstehung

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SaaT nr. 6 ✲ juni 2013 ✲ 60. jahrgang2

Liebe Leserin, lieber Leser,vermutlich haben Sie Ihren Urlaub längst gebucht und warten auf die schönste Zeit des Jahres. Und genau das kann für viele Urlaube zum Problem werden: Denn die kostbaren Tage sollen für Entspannung, Erlebnis und Unterhaltung sorgen. Außer-dem steigen die Ansprüche an den Partner/die Partnerin. Das alles kann sich zu einem explo-siven Gemisch zusammenbrauen. Das Abenteuer Urlaub lässt zunehmend Stress bei den Erholungssuchenden aufkommen. Lesen Sie dazu unseren Beitrag und erfahren Sie, was die Kirche dazu sagt – in aller Ruhe.Dieses Heft bekommen auch wieder alle Gemeindevertrete-rInnen zugeschickt, so kann es sein, dass Sie zwei Exemplare erhalten. Vielleicht mögen Sie dieses zweite Heft weitergeben um einen neuen Leser, eine neue Leserin für die SAAT zu gewinnen.

Alles Gute, auch im Namen der Redaktion, wünscht

IhrMarco Uschmann

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MEinungEditorial

Superman und die religion

Superman ist 75 Jahre alt. Im Juni 1938 erschien das erste Comic-Heft über das Alter Ego eines im US-Staat Kansas Aufgewachsenen vom frem-den Planeten Krypton, der sein bür-gerliches Leben als Redakteur der Tageszeitung „Daily Planet“ in der Großstadt Metropolis fristet, aber als Nothelfer seine zweite Identität namens Superman, der übermensch-liche Kräfte und Fähigkeiten entwi-ckelt, einsetzt.

In meiner Jugend qualifizierten wohl-meinende Erzieher die Comic-Hefte als „Schund“. Heute gilt Superman kaum mehr als jugendgefährdende Figur. Im Gegenteil: Des schmudde-ligen Comics hat sich eine ganze Palette an Gebrauchskunst angenom-men – TV-Serien, Hollywood-Schin-ken, Computerspiele. Auch in der Pop Art hat Superman seinen Platz, gar nicht zu reden von „Geschwistern“ wie Batman und anderen gezeichne-ten Figuren, die die Populärkultur seit Jahrzehnten bevölkern. Die Geschichte von Superman war und ist ein großer kommerzieller Erfolg. Offensichtlich liegt das auch daran, dass da tief liegende Sehnsüchte bedient werden. Da ist einer, der in auswegloser Situation helfen kann. Einer, der die Welt rettet.

Warum es das Böse gibt und warum so viel Leid herrscht – diese Fragen treiben die Menschen, seitdem sie

auf der Welt sind, um. Eine befriedi-gende Antwort auf diese Fragen gibt es bis heute nicht. Auch die Religi-onen versuchen, sich dem zu nähern. Insofern kommt der Trivialkultur wie der Superman-Geschichte ein religiöses Moment zu. Sind nicht auch viele religiöse Erzählungen, etwa biblische Geschichten, ähnlich?

Da ist ja die Geschichte von Simson im Alten Testament, der durchaus als eine Art Superman herhält: Er besiegt einen Löwen mit bloßen Hän-den und erschlägt mit dem Kiefer-knochen eines Esels 1000 feindliche Philister. Die biblische Erzählung stellt aber auch einen zwiespältigen, gebrochenen Helden vor, dem zuletzt die Kräfte geraubt werden und der als Blinder endet. Solch eine Wen-dung fehlt in Geschichten wie jenen von Superman meist.

Trotz aller Sehnsucht, das wissen die Menschen und davon erzählt auch die Religion, gibt es die ungebro-chene Stärke nicht. Religiöser Glaube soll trotz dieses Wissens Trost bieten und Hoffnung ermögli-chen. Das unterscheidet ihn von der Trivialkultur, in der jede Widrigkeit gut ausgehen muss.

O t t O Fr i ed r i c hist Redakteur bei der Zeitschrift

„Die Furche“.

Kinderoffenes abendmahl

Wie machen das andere Gemeinden? Man nimmt Kinder nach vorne zum Segnen mit, aber es wird ihnen ohne Vorwarnung das Abendmahl in die Hand gedrückt oder in den Mund geschoben?? Vielleicht wäre das was für die Kinderpädagogikseite?

Magdalena Hauptmann, per E-Mail

Dorothee Sölle, deren Sprache als Theologin oder Schriftstellerin ebenso scharf geschliffen wie poe-tisch sein konnte, nahm sich kein Blatt vor den Mund. Als Friedensakti-vistin protestierte sie im Nachkriegs-deutschland gegen die Wiederaufrüs- tung, als Atomkraftgegnerin nahm sie an Sitzstreiks und Demos teil, als feministische Theologin wollte sie sich nicht abfinden mit einem männ-lichen Gottesbild – eine Frau mit Mut zum Diskurs, eine Frau, die etwas bewegen wollte in einer von Gewinn-sucht und Kommerzialisierung

bedrohten Welt. Anlässlich ihres zehnten Todestags am 27. April gedachte die Evangelische Akademie Kärnten in einer Lesung mit Konzert in der Villacher evangelischen Stadt-kirche der Theologin. Monika Pülz und Claudia Rosenwirth-Fendre haben in einer eindrucksvollen Schau über Leben und Werk einer faszinie-renden und vielfältigen Persönlich-keit den Bogen gespannt. Musika-lisch wurde der Abend von „Kohelet 3“ gestaltet.

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Leidenschaftlich im Kämpfen und Lieben

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So! kann KircheWerbekampagne in der steiermark

Es ist das erste Mal für den stei-rischen Superintendenten Hermann Miklas und dementsprechend beglei-tet von Bauchkribbeln: Seit Pfings- ten läuft in der Steiermark die groß-angelegte Werbekampagne „So! kann Kirche“. „Selbstverständlich bin ich aufgeregt, das sind wir alle, weil niemand von uns weiß, wie es ausgeht und ob wir Erfolg haben werden mit unserer Kampagne“, sagt Miklas im Gespräch mit der SAAT.

Erfolgreich ist die Kampagne dann, wenn kirchlich distanzierte Men-schen neugierig werden und mit der Kirche ins Gespräch kommen. Ziel-gruppe sind Personen zwischen 25 und 40 Jahren, die keiner Kirche mehr angehören oder keine Bezie-hung mehr zur Kirche haben. Ganz wichtig für Miklas: „Es geht bei unserer Kampagne nicht etwa gegen die Katholische Kirche oder andere Konfessionen und Religionen. Im Gegenteil, wir arbeiten in vielen Bereichen zusammen. Es geht darum, die Menschen wieder für Religionen, Gott und die Kirche zu interessieren.“

Anlass für die Kam-pagne, die bis zum Herbst dauert, waren die Kirchen-mitgliedszahlen, die laut Miklas

„nicht so günstig sind“. Gleichwohl gehe es auch darum, keine Mogelpa-ckung zu verkau-fen: „Wir glauben, dass die Kirche besser ist als ihr Ruf, wie sie etwa in Filmen oder in der Werbung darge-stellt wird.“ Daher müsse auch die gemeindliche Wirk-lichkeit das abbil-den, was jetzt medial mit „So! kann Kirche“ trans-portiert wird. Gespannt ist Miklas jedenfalls auf den Erfolg der Kampa-gne, der in einer

Evaluation im Herbst erhoben wird. Die Kampagne läuft in insgesamt drei Phasen ab: In der so genannten

„Irritationsphase“ wird mit provozie-renden Slogans zum Nachdenken angeregt. „Frauen haben hier nix zu melden“, „Hier gibt es nix zu trinken“ oder „Pfarrer verstehen nix vom Leben“. In der anschließenden Infor-mationsphase von Ende Juni bis Mitte September erfolgt die Auflösung der irritierenden Provokationen. Die dritte vertiefende Phase startet Mitte September und endet am Reformati-onstag mit einer großen Abschluss- veranstaltung.

Spätestens dann wird man sehen, ob sich das Bauchkribbeln und die Auf-regung in der Steiermark gelohnt haben. Begonnen hat die Kampagne jedenfalls furios: In den ersten Tagen nach dem Kampagnenstart ist der Internetserver für die Kampagne immer wieder zusammengebrochen. Es gab einfach zu viele Zugriffe. Informationen: www.evang.st

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„Es war eine sehr gute stimmung und damit ein voller Erfolg“, sagte oberkirchenrat Karl schiefermair im gespräch mit der saat zum Empfang des innenministeriums am 8. Mai in Wien. Eingeladen hatte der staatssekretär für integration, sebastian Kurz, vertrete-rinnen fremdsprachiger evangelischer gemeinden in Österreich. „das innenministerium legt großen Wert darauf, religion als wichtiges Element der integration zu begreifen und auch darzustellen“, so schiefermair, der unter anderem für die fremdsprachigen gemein-den in der Kirchenleitung zuständig ist. die Evangelische Kirche, die aus ihrer eigenen geschichte über „viel Migrationserfahrung“ verfüge, habe sich zu einer „migrantischen Kirche“ entwickelt, erklärte schiefermair bei dem Empfang. im Bild staatssekretär Kurz im gespräch mit einer vertreterin der koreanischen gemeinde.

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Lehrerhandbücher für den religionsunterricht fertigEin neuer Lehrplan im Jahr 2010 war der Anlass für die Neuherausgabe der Lehrer-handbücher für den evange-lischen Religionsunterricht an Volksschulen in Österreich.

Der pädagogische Blickwechsel auf SchülerInnen vom Objekt zum Subjekt – mit der Berück-sichtigung der Lebens- und Erlebniswelt der Kinder als Aus-gangspunkt für den Unterricht

– ist kurz gesagt die deutlichste Veränderung im neuen Lehr-plan. Das erfordert andere und neue Materialien für die Unter-richtenden. Diese Herausforde-rung hat ein österreichweites Religionslehrerinnen-Team auf-genommen und die Lernziele den eigenen Erfahrungen und erprobten Materialien gegen- übergestellt.

So wird beispielsweise „Schuld und Vergebung“ thematisiert. Methoden und Gestaltungsvorschläge für Kin-

der in Trennungs- und Trauersituati-onen werden angeboten. Literatur und Web-Anschriften ergänzen

Tipps für die Unterrichtsvorberei- tung.

Als anderes Beispiel seien die christ-lichen Feste genannt: Christliche Feste werden heutigen Familien lei-der immer „fremder“ – ein Grund mehr, Unterrichtsmaterial zum kirchlichen Festkreis (für alle vier Unterrichtsstufen) anzubieten, Hin-tergründe zu eröffnen und verschie-dene Zugangsmöglichkeiten für die Religionsunterrichtsgruppe zu er- schließen.

Das Ergebnis ist eine praktische Unterrichtshilfe, die nun in vier Bän-den vorliegt. Die im Unterricht Ste-henden haben hier eine der österrei-chischen Unterrichtssituation ange- passte praktische Arbeitshilfe mit vielen Anregungen, Quellen und Materialien, die die Unterrichtsarbeit bereichert. Erhältlich im Evange-lischen Presseverband (shop.evang.at oder unter 01/712 54 61) um € 12,90.

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hermann Miklas, superintendent der diözese steiermark, ist mit dem großen goldenen Ehrenzeichen für verdienste um die republik Österreich ausgezeichnet worden. hermann Miklas habe sich durch seine leitungstätigkeit in der Evangelischen Kirche in der steier-mark, in der gesamtösterreichischen synode und vor allem durch sein „enormes Engage-ment“ für den interreligiösen dialog große verdienste um staat und gesellschaft erwor-ben, erklärte Ministerialrat Karl schwarz vom Kultusamt in seiner laudatio. verliehen wurde das Ehrenzeichen am samstag, 27. april, in der grazer heilandskirche im rahmen einer „musikalischen andacht“ anlässlich des 60. geburtstags des superintendenten. überreicht wurde die auszeichnung von landesrätin Bettina vollath.

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Jugendfreizeiten, Bibelkurse und Erwachsenen-Workshops: Für sein reichhaltiges christliches Programm, aber auch für seine wunderbare Lage mitten in Oberösterreich ist Schloss Klaus über die Grenzen hinaus bekannt. Vor wenigen Wochen, am 27. April, feierte die Institution der Fackelträger-Gemeinschaft ihren 50. Geburtstag, zu dem zahlreiche Ehrengäste ins nahe gelegene Kirch-dorf an der Krems kamen.

„Das Geheimnis, dass die Ruine zu diesem neuen Leben kommen konnte, ist: Alles was dort geschieht, ist fest gegründet in der Heiligen Schrift, und alles was dort geschieht, geht die doppelte Bewegung, die christliche Kirche in ihrem Kern, ihrem Wesen immer geht: Es ist das Zeugnis und es ist der Dienst, nie nur eines von beiden“, erklärte Bischof Michael Bünker bei dem Festakt.

Oberösterreichs Superintendent Ge- rold Lehner dankte „für die vielen Jugendlichen, die bisher auf Schloss Klaus wertvolle Impulse für ihr Leben erhalten haben“. Synodenprä-sident Peter Krömer, selbst mehr als 30 Jahre Vorstandsmitglied der Ver-eine der Missionsgemeinschaft, nannte Schloss Klaus ein „Zentrum evangelischen Lebens, von dem aus das Wort Gottes in Wort und Tat ver-kündigt wird“. Lob für die Arbeit vor Ort gab es auch von Oberösterreichs Landeshauptmann Josef Pühringer, Diakonie-Direktor Michael Chalupka und dem römisch-katholischen Dia-kon Johannes Fichtenbauer, dem Vor-sitzenden des Arbeitskreises „Weg der Versöhnung“.

Der Betrieb von Schloss Klaus als christliches Freizeitenheim und Bil-dungshaus begann 1963 mit der Renovierung eines Teiles des Schlosses sowie des Wehrgangs, um

die ersten Jugendfreizeiten durchzu-führen. Ab 1983 konnte mit dem Wiederaufbau der Burgruine begon-nen werden. Heute verzeichnet das breite Angebot an christlichen Tagungen und Freizeiten regen Zulauf, mit durchschnittlich 22.000 Nächtigungen pro Jahr.

Unter dem Namen „DIG“ (Diakonie in der Gemeinde) führt Schloss Klaus seit 1980 diakonische Arbeit für Menschen mit Beeinträchtigungen in der Region durch. Darüber hinaus werden auch zahlreiche Missions-projekte im Ausland unterstützt.

Die „Missionsgemeinschaft der Fackelträger – Schloss Klaus“ ist ein in Österreich eingetragener, gemein-nütziger, evangelisch-kirchlich aner-kannter Verein, der in überkonfessi-oneller Offenheit tätig ist.

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Schloss Klaus feiert 50-jähriges Bestehen

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SaaT nr. 6 ✲ juni 2013 ✲ 60. jahrgang6

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Beschenke deinen Nächsten und dich selbstEvangElischE ZEitung für ÖstErrEich

november 2012 ✲ nr. 11 ✲ 59. Jahrgang

Lektorin und Psychotherapeutin Ingrid mohr im Portrait

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Seite 3

maria: Jesu Frau?

Seite 6

Pfarrgemeinde bregenz: Tag des Denkmals

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amtseinführung Superintendent Dantine

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Pascal und gott

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seite 9–11

Kirche in der Krise

EVANGELISCHE ZEITUNG FÜR ÖSTERREICH

JÄNNER 2013 ✲ NR. 1 ✲ 60. JAHRGANG

Im Portrait: Elke Petri, Leiterin der Telefonseelsorge

Seite 13

Seite 3

Synode A.B. tagte in Wien

Seite 5

Gefällt mir: Evangelische Kirche jetzt auf Facebook

Seite 8

Partnerschaft: Neuer Pfarrer aus GhanaFo

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„Tolle Location“

Seite 2

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KairosVom richtigen Augenblick

Die SAAT erscheint jeden Monat. Der Preis enthält bereits die Versandkosten innerhalb Österreichs. Das Abo verlängert sich automatisch zum jeweils gültigen Preis, wenn es nicht mindestens 4 Wochen vor Ablauf des aktuellen Kalenderjahres schriftlich gekündigt wird. Druckfehler vorbehalten.

Geschenkabo: € 24,50 pro Jahr (Ö) 01/712 54 61, [email protected]

EVANGELISCHE ZEITUNG FÜR ÖSTERREICH

FEBRUAR 2013 ✲ NR. 2 ✲ 60. JAHRGANG

Im Portrait: Johanna Uljas-Lutz, neue Predigerseminar-Leiterin

Seite 13

Seite 3

Mitgliedszahlen: Weniger wird mehr

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Ski-WM: Weltmeister in Schladming

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PfarrerInnenmangel in Deutschland

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Tag des Murmeltiers

Seite 17

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Fasten: Religion in Maßen

Fast ist man geneigt zu sagen, es ist den Pfarrgemeinden in Oberöster-reich passiert: Seit 2012 jedenfalls haben vermehrt AsylwerberInnen um die Taufe angesucht, und mit Jah-resbeginn 2013 gibt es nun Tauf- unterricht für diese Menschen.

„Wie öfters im Leben kommen man-che Dinge, ohne dass sie geplant und gesucht werden. Begonnen hat es durch die Arbeit und das hohe diako-nische Engagement des Ehepaares Hanna und Siegfried Oberlerchner, dem ehemaligen Pfarrer von Atter-see. So sind etliche Kontakte ent-standen, die dazu geführt haben, dass viele Flüchtlinge aus dem Iran um die Taufe gebeten haben“, sagt der oberösterreichische Superinten-dent Gerold Lehner im Gespräch mit der SAAT. Einerseits sei das „sehr schön, andererseits mit Problemen verbunden“. Die Taufanfragen geschahen und geschehen im Zusam-menhang mit Asylverfahren, und eine erfolgte Taufe kann ein Grund

dafür sein, dass eine Rückschiebung in den Iran nicht mehr statthaft ist. Bis jetzt hat es rund 25 Taufen gege-ben, es läuft gerade ein weiterer Kurs mit sechs Taufbewerbern.

Mit hineinnehmen in den gottesdienst

„Auch weil diese Menschen aus einer anderen Kultur und Religion zu uns kommen, ist es uns wichtig gewesen, nur mit einem absolvierten Tauf- unterricht zu taufen.“ So gibt es inzwischen klare Richtlinien, dass etwa der Taufunterricht zehn Ein-heiten zu je zwei Stunden umfassen soll. Der Taufunterricht selbst erfolgt in den Pfarrgemeinden und wird von den Pfarrerinnen und Pfarrern in Zusammenarbeit mit Übersetzern und Mitarbeitenden gehalten.

„Ganz spannend“ sei die Integration der TaufwerberInnen und der Getauften im Gottesdienst, denn man könne nicht so tun, als wären

sie nicht da, wenn beispielsweise 15 Menschen aus dem Iran den Gottes-dienst mitfeiern. „Sie sind Brüder und Schwestern, und das verlangt von uns, dass wir uns auf sie einstel-len und sie mit hineinnehmen in den Gottesdienst. Darum gibt es in Attersee die Lesungen aus der Heili-gen Schrift in Deutsch und Persisch (Farsi), wir bemühen uns um eine Übersetzung der Predigt in schrift-licher Form und laden zum Kirchen-kaffe ein.“

Das verändere auch die Gemeinden, und manchmal entstünden dadurch auch Spannungen. Erfolg habe die Unternehmung, „wenn wir die Auf-gabe und die Menschen, denen wir Nächste sein sollen, ernst nehmen. Es geht ganz einfach darum, die weltweite und geschwisterliche Dimension des Glaubens vor Ort zu begreifen und zu leben“, so der Superintendent.

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Taufen in Oberösterreich

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Steiermark verliert Kirchen-PionierEr hat den Protestantismus in der Steiermark nachhaltig geprägt und der Evangelischen Kirche seinen Stempel aufgedrückt: Othmar Göhring. Der ehemalige Pfarrer der Grazer Heilandskirche und Senior der Diözese Steiermark ist am 5. Mai, wenige Tage vor seinem 75. Geburts-tag, gestorben.

Othmar Göhring wurde 1975 zum amtsführenden Pfarrer der Grazer Heilandskirche gewählt und war hier 25 Jahre tätig. Er prägte ganz entscheidend das Erscheinungsbild dieser Gemeinde, die zu seiner Lebensaufgabe geworden war. Er griff die Tradition des diskursfreu-digen, urbanen, weltoffenen und gebildeten Protestantismus auf und

führte damit die Gemeinde auf ganz neue Wege. Besonders die scho-nungslose Aufarbeitung der Verstri-ckung der Kirche in die NS-Ideologie war ihm ein großes Anliegen. Der christlich-jüdische Dialog in Graz geht in hohem Maße auf die Initia-tive Othmar Göhrings zurück. Als Synodaler war er wesentlich am Zustandekommen der Erklärung der Generalsynode „Zeit zur Umkehr – die Evangelischen Kirchen in Öster-reich und die Juden“ im Jahr 1998 beteiligt.

Zu seiner Verabschiedung am 17. Mai kamen zahlreiche Menschen in die Grazer Heilandskirche.

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othmar göhring, ehemaliger Pfarrer der hei-landskirche in graz und synodaler, verstarb am 5. Mai.

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Die heurige Sonderausstellung „Ortenburg und Oberösterreich“ im

Evangelischen Museum Oberöster-reich wurde mit einer festlichen Ver-anstaltung am 1. Mai eröffnet.

Die Ausstellung erinnert an die innigen Kontakte der Evangelischen

– nicht nur – im „Lande ob der Enns“, die mit der „Reichsunmittelbaren

Grafschaft Ortenburg“ über Jahr-hunderte gepflegt wurden.

Nach einem Vortrag von Konsulent Pfarrer Günter Merz zeigte eine Spielgruppe aus Bad Goisern unter der Regie von Gerhard Schilcher bewegende Szenen aus dem Leben der „Lutherischen“ und der Ausei-nandersetzungen unter Christen sowie zwischen den Religionen

damals und heute. Der Kirchenchor der Pfarrgemeinde Rutzenmoos unter der Leitung von Gottfried Wimmer sorgte für die musikalische Umrahmung des Festabends, zu dem über 185 BesucherInnen gekommen waren, unter ihnen auch etliche Ortenburger.

Als Ehrengäste konnten unter ande-ren Regionalbischof Hans-Martin Weiss aus Regensburg, Oberkirchen-rätin Hannelore Reiner, Superinten-dent Gerold Lehner, der General- vikar der Diözese Linz, Maximilian Mittendorfer, und Landeshauptmann Josef Pühringer begrüßt werden.

internationale VerbindungGünter Merz hat die Ausstellung gestaltet, die bis 31. Oktober im Museum in Rutzenmoos gezeigt wird. Sie steht in Verbindung mit den Fei-ern zum Thema „450 Jahre Reforma-tion in Ortenburg“, wo unter ande-rem eine Ausstellung und ein Themenweg ebenfalls bis 31. Okto-ber über die bewegte Geschichte dieser „evangelischen Insel“ etwa 20 Kilometer südwestlich von Passau informieren.

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Ortenburg und Oberösterreich

abschwören: Zwei ertappte „Ketzer“ müssen während der sonntagsmesse ihre evangelische überzeugung widerrufen. szene aus dem stück bei der ausstellungseröffnung mit dem regis-seur gerhard schilcher

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SaaT nr. 6 ✲ juni 2013 ✲ 60. jahrgang8

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Kirchentag in hamburg: genug ist genugrund 130.000 Menschen, darunter zahlreiche Österreicherinnen, kamen nach hamburg zum Kirchentag

Blaue Schals und Schlüsselbänder, Bläsergruppen und Menschen, kon-zentriert versenkt in blaue Pro-grammhefte, prägten Anfang Mai das Bild der Hafenstadt Hamburg. Es war Evangelischer Kirchentag, und rund 130.000 Menschen pilger-ten in den Norden Deutschlands, um sich vom 1. bis zum 5. Mai über Glau-ben, Religion und Kirche, aber auch über Politik, Wirtschaft und Gesell-schaft auszutauschen.

„Soviel du brauchst“ lautete das Motto des 34. Deutschen Evange-lischen Kirchentages. Was braucht der Mensch zum Leben? Worauf lässt sich in unserer Überflussgesell-schaft verzichten? Diese und andere Fragen wurden in Referaten, Work-shops und Diskussionen behandelt – engagiert, aber keinesfalls so kon-troversiell wie in vergangenen Jahren und Jahrzehnten.

„Soviel du brauchst“, entnommen der alttestamentlichen Geschichte vom Himmelsbrot Manna, wurde bereits beim Anfangsgottesdienst am Strand-kai thematisiert. Unsere Erde sei aus dem Gleichgewicht, es fehle an Mit-menschlichkeit, Armut werde selbst in einer reichen Stadt wie Hamburg größer, erklärte die Hamburger Bischöfin Kirsten Fehrs in ihrer Pre-digt. „Wir müssen uns zusammentun.

Hinschauen. Mit-fühlen. Und dann: gemeinsam auf-stehen“, rief Fehrs der ver-sammelten Kir-chentagsge-meinde zu. Diese machte sich dann auch auf den Weg und kämpfte sich durch das 620 Seiten starke Pro-grammheft und die rund 2500 Programmpunkte.

Für die rund 160 Jugendlichen aus Österreich, die mit dem Nacht-

zug nach Hamburg gereist waren, war der Evangelische Kirchentag ein großartiges Erlebnis. „Kirchentag ist cool, weil man so viele neue Leute kennenlernt“, erklärt die 16-jährige Bine aus Perchtoldsdorf. „Und weil man so viel Spaß zusammen haben kann“, ergänzt Christoph, ebenfalls 16 Jahre alt, aus Wien-Ottakring. Die 20-jährige Andrea aus Wien-Otta-kring findet den Kirchentag darüber-hinaus „cool“, weil „es Action gibt, aber auch interessante Vorträge oder ruhige Sachen. Und natürlich ist die Stadt Hamburg super.“

Großgeschrieben wurde beim Kir-chentag auch die Ökumene. Beim Abschlussgottesdienst im Hambur-ger Stadtpark predigte der anglika-nische Bischof von Bradford Nicholas Baines, der vielen auch durch seinen eigenen Blog bekannt ist. Er predigte über eine Vision des Propheten Micha, wonach die Völker in Frieden miteinander leben könnten. „Micha lädt uns ein, anders zu denken, Gott und die Welt anders zu sehen und uns anfeuern zu lassen von einer Vision einer anderen Welt. Einer Welt, in der wir uns genügen lassen mit dem, was wir haben, und in der unsere Nächsten zufrieden sein kön-nen, ohne dass wir Angst haben müs-sen“, so Baines. „Micha malt ein Bild davon, wie und was die Welt werden könnte – ein Bild, das sich als ein Bild der Hoffnung und der Verheißung in der Phantasie einnistet.“

Genug ist genug – so lässt sich der Leitgedanke des Kirchentags auf den Punkt bringen. Wie überzeu-gend diese Botschaft ist, wird sich erst in den nächsten Monaten zeigen. Nach der Stärkung am Kirchentag stehen die TeilnehmerInnen jetzt vor der schwierigen Aufgabe, etwas vom Geist Hamburgs in die eigenen Pfarr-gemeinden hineinzutragen.

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offen für Kinder: der abschlussgottesdienst des Kirchentages am 5. Mai

Eröffnung der Kinder-Kathedrale mit feierabendmahl mit Bischöfin Kirsten fehrs aus hamburg

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Abenteuer Urlaub

M ountainbiketour am Vormittag, Schlacht am kalten Buffet zu Mittag, nachmittags ein paar Pool-Spiele und am Abend tanzen bis

zum Umfallen! Wer einen Urlaub bucht, tut dies heute oft mit hohen Erwartungen. Die wenigen Tage Aus-zeit von Alltag und Berufsleben wollen genutzt wer-den. Voll bepackt mit Vorstellungen vom Traumurlaub reisen auch heuer wieder zahlreiche Menschen vor-nehmlich in den Süden, um die besten Wochen des Jahres zu erleben. Dass dieses Vorhaben häufig zum Scheitern verurteilt ist, lässt sich erahnen, dennoch tappen viele Menschen regelmäßig in die Urlaubsfalle.

Auf der Suche nach dem Glück

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Schon längst dient der Urlaub vielen nicht mehr als Zeit des Nichtstuns. Der Alltag scheint stres-siger, immer mehr Aufgaben in immer weniger Zeit sollen erledigt werden. Da müssen dann zumindest die wenigen Wochen Urlaub herhal-

ten und vor allem hergeben, wozu unter dem Jahr keine Zeit war. In den we-

nigen freien Tagen soll so viel wie möglich erlebt werden,

es geht um Spannung, Ab-wechslung, Aufregung und Ablenkung. Der klassische Badeurlaub am Strand und

stundenlanges Liegen in der Sonne werden immer mehr

zum Minderheitenprogramm. In diesen Trend passen auch die

Städteurlaube, die sich immer größerer Beliebtheit erfreuen. Paris in drei Tagen: So früh wie möglich am Eiffelturm sein, um die lange Schlange zu vermei-den. Anschließend zur Mona Lisa in den Louvre hetzen, um dann den ganzen Abend nach dem typischen französischen Bistro zu suchen, um ein paar Muscheln oder eine Quiche zu essen. Nicht wenige bräuchten nach solch einem Urlaub ein paar Tage frei zum Ausrasten.

Doch solche Urlaube haben nicht nur Auswirkungen auf körper-licher Ebene – auch zwischenmenschlich kann die Suche nach dem perfekten Urlaubserlebnis Folgen haben, und zwar zumeist negati-ve. So wird beinahe jede dritte Ehe nach einem gemeinsamen Ur-laub geschieden, hat vor wenigen Jahren die deutsche Gesellschaft für wissenschaftliche Gesprächspsychotherapie herausgefunden. Jedes fünfte Paar streitet in den schönsten Wochen des Jahres so heftig, dass die Beziehung ernsthaft überdacht wird. Der Druck, dass alles perfekt sein muss, und die viele gemeinsame Zeit, die Paare nicht mehr gewohnt sind, führen oftmals in die Beziehungskrise.

Urlaubals Suche

nach dem

Anderen

Dabei gibt es ein paar einfache Tipps und Regeln – von Exper-tInnen empfohlen – wie der Urlaub doch gelingen kann. Am al-lerwichtigsten: Ansprüche runterschrauben. Wer zu viel erwartet, kann nur enttäuscht vom Urlaub zurückkommen, das gilt nicht nur fürs Hotel, sondern auch fürs Wetter. Ein Regentag sollte nicht gleich dazu führen, den ganzen Urlaub in Frage zu stellen – mit dem richtigen Outfit lässt sich auch so ein Tag genießen. Hier kann auch die richtige Reiseplanung vorbeugen und wirken – dabei sollten die Aufgaben im Vorfeld mit den Reisepartnern klar auf-geteilt und abgesprochen werden. Beinahe genauso wichtig ist es, den Urlaub nicht mit zu viel Programm vollzupacken und ge-nügend Zeit zum Erholen einzuplanen. Ist man mit Kindern un-terwegs, kann ein kinderfreundliches Hotel wahre Wunder wirken. Speziell die dort angebotene Kinderanimation kann Eltern ein paar nette Stunden zu zweit schenken. Paare dürfen aber auch im Urlaub getrennt voneinander etwas unternehmen, jeder für sich. Wichtig ist es jedenfalls, aufkeimende Konflikte sofort anzuspre-chen und nicht des perfekten Urlaubs wegen allen Kummer mit Partner oder Kindern in sich hineinzufressen.

Urlaub ist und bleibt jedenfalls die Zeit mit intensiven Naturerleb-nissen, entspannenden Körpererfahrungen und unverbindlichen Bekanntschaften, wie eine EKD-Studie zum Thema Tourismus er-weist. Urlauberinnen und Urlauber suchen Erholung, Wohlgefühl, Sorglosigkeit, Anregung, Abenteuer und Lebensfreude. Es gehe ih-nen um Entspannung, Erlebnis und Genuss für Körper, Seele und Geist. Das kann auch Pfarrer Uwe Träger aus Bad Kleinkirchheim in Kärnten bestätigen. Der Pfarrer, dessen Gemeinde in einem ausgewiesenen Tourismusgebiet liegt, bietet vielfältige Ange-bote für die Touristen: „Durch den Leib die Seele berühren“ etwa. Bei diesen spirituellen Wanderungen, die es in den vergangenen Sommern einmal wöchentlich gab, bietet der Pfarrer Wahrneh-mungsübungen oder Meditationen an: „Wir schweigen auch eine bestimmte Strecke und gehen oder schreiten ganz langsam und bewusst.“ Dann teilt er Zettel aus mit Begriffen wie „Glück“, „Ge-sundheit“ oder „Liebe“, über die die Menschen nachdenken kön-nen. Der Start ist immer bei der katholischen Kirche, den Abschluss gibt es in der evangelischen Kirche mit einer Andacht.

So bietet der Urlaub eben auch Gelegenheit, neue Seiten an sich zu entdecken und anzunehmen. Das bisher nicht Gelebte wird in-tegriert, und das Reisen kann durch die Auseinandersetzung mit dem Neuen zur Weiterentwicklung der Persönlichkeit beitragen. Auf jeden Fall möchte man Zeit haben. Zeit für sich, für andere und

w i s s e n : t o U r i s m U s i n z a h l e n

Im Jahr 2011 unternahmen 4,3 Millionen Österreiche-rInnen zumindest eine Urlaubsreise, 65 % davon ins Aus- land. Die beliebtesten Urlaubsziele waren Italien (21 %), Kroatien (15 %), Spanien (8 %) und die Türkei (6 %).Für einen Österreich-Urlaub entscheiden sich die Men-schen u.a. wegen Landschaft und Natur (63 %), Ruhe (48 %), Gastfreundschaft (45 %), gute Luft/gesundes Klima (37 %), Qualität der Unterkunft (34 %).Spaß und Vergnügen liegen mit 60 % an der Spitze der Urlaubsmotive. Aus dem Alltag ausbrechen, das wollen 43 % der Befragten. Dem Geist/der Seele Gutes tun: 28 %Insgesamt gaben ausländische BesucherInnen im Jahr 2011 in Österreich 16 Milliarden Euro aus, bei 90 Millio-nen Übernachtungen. Hiervon entfallen 31 % auf Tirol, Wien kommt auf 7,4 %, das Burgenland auf 0,5 %.Mit 52,2 % bilden die Deutschen den Hauptteil der Ur-lauber, gefolgt von den Niederländern mit 9,8 %. Aus Russland kamen 1,7 % und aus den USA 1,3 % der Gäste.

Quelle: Tourismus in Zahlen, WKO 2012

Der klassische Badeurlaub am Strand wird immer mehr zu einem Minderheitenprogramm.

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auch für Gott, so die EKD-Untersuchung. Dementsprechend bie-tet Träger im Sommer Berggottesdienste auf 2000 Meter Höhe an:

„Zu diesen Gottesdiensten kommen die meisten gezielt, weil sie eben mitfeiern möchten.“ Ganz anders im Winter, wenn der Pfarrer auf die Schihütte geht und eine Andacht hält: „Hier sind die Leute schon da und feiern eben mit.“ Die wenigsten kommen gezielt zu dieser Andacht, die nur 20 Minuten dauert, „länger geht auf keinen Fall, aber die meisten bleiben dabei“. Der Pfarrer hat auch sonst keine Berührungsängste: Mit einer Therme in Bad Kleinkirchheim hat er ein Konzept für Meditationen in der Sauna entwickelt. „Das wird gut angenommen, die Menschen können im Ruheraum da-ran teilnehmen oder eben nicht, selbstverständlich wird niemand gezwungen zu diesen Meditationen im Bademantel.“

Man kann im Tourismus auch die abendländische Tradition der Selbstfindung als eine komplexe und manchmal mühselige Su-che nach einem absoluten Anderen sehen: Sehenswürdigkeiten werden sakralisiert und dadurch als bedeutend definiert. Das Besichtigen bekommt eine moralische Struktur: Manches muss man einfach gesehen haben. Wie Pilger wandern die heutigen Reisenden zu „sakralen“ Plätzen, an denen sie hoffen, Transzen-denzerfahrungen zu machen. Hier hakt auch Pfarrer Träger nach, hat er doch mit einem Tourismusexperten, einem Architekten und einem Hotelbesitzer das Konzept „Näfäsch (hebräisch: Wind, Geist; Anm.)-Hotel, Raum für Balance und Lebensfreude“ entwickelt. „Wir wollen eine Kombination anbieten zwischen Ruhe, Natur und Spi-ritualität, basierend auf unseren jüdisch-christlichen Wurzeln“, so der Pfarrer. Der Businessplan steht bereits, jetzt werden noch In-vestoren gesucht für dieses Hotel, das in Österreich entstehen soll.

Die EKD-Studie jedenfalls entdeckt auch deutliche religiöse Be-rührungspunkte und Bezüge zwischen Tourismus und Religion. Urlaub und Reisen sind Abschnitte des Lebens, die Veränderung bringen, die Raum geben für Begegnungen und Gemeinschaft, Glück, Weg und Reise, Heimat und Fremdheit, Gastfreundschaft oder Wunsch nach Verwandlung.

Den Tourismustheorien zufolge bahnt der Urlaub für viele Men-schen den Raum für eine Begegnung mit Gott und Kirche. Dem-entsprechend gibt es auch die Urlauberseelsorge, nicht nur in Ös-terreich. Hier sind es immerhin über 30 Pfarrgemeinden, die einen so genannten Urlauberseelsorger oder eine Urlauberseelsorgerin haben. Sie bieten ganz gezielt Andachten, Gottesdienste oder Ge-spräche für TouristInnen in Österreich an. Dennoch versteht Pfarrer Träger nicht, dass es in der Evangelischen Kirche in Österreich kei-nen Beauftragten für die Tourismusseelsorge gibt: „Es kommen so viele Menschen nach Österreich und verbringen hier ihren Urlaub, und in keiner Diözese oder für

die Gesamtkirche gibt es jemanden, der diese Angebote für die Touristen koordiniert. Ich bin ja nicht der einzige Pfarrer, der Berg-gottesdienste feiert.“

Ob nun Aktivurlaub, Städtereise oder Natur-erlebnis: Reisen ist nach wie vor die popu-lärste Suche nach Glück. Und dazu hat die Kirche auf jeden Fall etwas zu sagen.

S T e f a n J a n i T S /

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w i s s e n : D e r „w e g D e s B U c h e s “

Pilgerreisen haben in den vergangenen Jahren stark zu-gelegt. Menschen suchen abseits vom Pauschalurlaub und Städtetrip eine andere Art der Erholung: Zu Fuß durch schöne Landschaften, manchmal alleine schwei-gend, manchmal in der Gruppe unterwegs wird der Weg zum Ziel. So ist es etwa auch möglich, in Österreich auf dem „Weg des Buches“ auf den Spuren der alten Bi-belschmuggler zu pilgern: Im 16. Jahrhundert wurden Bi-beln und andere religiöse Literatur auf geheimen Pfaden ins Land gebracht. So hatten die Geheimprotestanten Lesestoff und Literatur, um Gottesdienste zu feiern.Der „Weg des Buches“, 2008 von der Evangelischen Kirche A.B. in Österreich eröffnet, beginnt in Schärding an der bayerischen Grenze und führt über das Salzkam-mergut, den Dachstein, die Kärntner Nockberge bis an die slowenische Grenze nach Arnoldstein.Literatur: Wanderbuch „Der Weg des Buches“ mit 29 aus-führlich beschriebenen Tagesetappen und Bibelleseplan; kirchen-, kultur- und kunstgeschichtlicher Führer „Buch zum Weg“. www.wegdesbuches.at

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Ziel von Millionen Touristen jährlich: der Pariser Louvre

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KindErPädagogiK

Das geheimnis des glaubens und der Taufe entfalten

Ganz weiß ist ein Blatt Papier. Weiß heißt auch unbeschrieben, frisch, neu. So kommen wir auf die Welt als Baby, als Gottes gute Geschöpfe. Und dann leben, atmen, wachsen wir. Rasch kann es passieren, dass wir umknicken. Angenommen wir kni-cken das Stück Papier zu einem Boot, zu einem Schiff.

Seit es Schiffe gibt, wird unser Leben mit einem Schiff verglichen. Wir fahren wie ein Schiff durch das Meer des Lebens, sicher und gebor-gen, aber manchmal auch hin- und hergeworfen in den Stürmen des Lebens.

Auch die Kirche wird mit einem Schiff verglichen: ein Schiff, das sich Gemeinde nennt. Oft geht es gut voran auf der Lebensreise. Manchmal wird es aber auch schlimm, und es kommt zu Verlet-zungen an Körper und Seele, und dann reißt es an unserem Leben und unserem Schiff.

Eine Ecke des Schiffes abreißen

Manches geht verloren. Aber wir können mit unserem Lebensschiff weiterfahren. Wir gehen nicht unter. Gott fährt mit.

Zweite Ecke des Schiffes abreißen

Und dann irgendwann auf unserer Lebensreise, da kommt etwas auf uns zu, das können wir nicht besie-gen, das ist der Tod. Der schlägt uns so, dass wir zerbrechen und unterge-hen. Irgendwann geht jeder von uns unter und stirbt. Wir werden in Gottes Erde gelegt und begraben. Ist dann alles zu Ende?

Zum Haus auffalten

Nun zeigt sich, was unser Glaube an Gott bedeutet. Ich werde bleiben im Hause des Herrn. (Psalm 23) Bei Gott finde ich ein neues Zuhause. Daraus kann mich nichts vertreiben. Wir sind im Hafen, im Haus der Ewig-keit, geborgen bei Gott.

Haus auffalten zum Kleid, Kragen am Kleid ausreißen

Seit unserer Taufe sind wir in Gottes Liebe eingehüllt wie in ein Kleid. Kinder Gottes dürfen wir sein. Auch ich gehöre dazu.

Kleid auffalten zum Kreuz

Jesus, der Christus, hat das gezeigt, in seinem Leben und auch mit seinem Sterben, mit seinem Tod am Kreuz. Und wir haben dadurch, durch ihn eine ganz neue Sicht auf die Welt und das Leben. Eine wunderbare Sicht.

Durch das Loch schauen und einan-der wahrnehmen

Gott schaut uns an, wir können Gott sehen, neu sehen und ihn und uns erkennen im Licht. Durch die Taufe gehören wir zu ihm. Von der Taufe bis in Ewigkeit.

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Portrait / Praxis

ghana, die Kirche und das Wetter

Gemeindefeste sind im Rahmen der Öffentlichkeitsarbeit nichts anderes als Events, für die es bestimmte Regeln gibt. Zunächst einmal haben Events den großen Vorteil, dass sie mehrere Sinne ansprechen, also multisensitiv sind: Es gibt Musik, es gibt zu essen und zu trinken, es gibt vielleicht eine Tombola, Spiele, eine Andacht oder Gottesdienst und so weiter.

Gemeindefeste sollten eingebunden sein in das gesamte Kommunikati-onsprogramm der Pfarrgemeinde, also selbstverständlich auch das Jah-resthema der Gemeinde ins Zentrum rücken oder dem Spendenziel der Kirchenrenovierung dienen und dies auch kommunizieren. Diese zielge-richteten erlebnisorientierten Events

sind plan- und organisierbar. Sie unterliegen also einer Inszenierung und sollten von vornherein auch einer Erfolgskontrolle unterliegen.

Ein weiterer großer Vorteil ist der Dialog, der bei einem Gemeindefest entstehen kann: In aller Regel sind die Gemeindeleitung sowie die ande-ren ehrenamtlichen und hauptamt-lichen MitarbeiterInnen dabei, um für die Gäste bereitzustehen. Daher sollten die MitarbeiterInnen auch als solche erkennbar sein. Zunächst aber sollte rechtzeitig vor dem Gemeindefest oder der Jubiläums-feier einiges geplant und geklärt werden: Dazu gehören etwa das Ziel des Events, also der Anlass und eben das gewünschte Ergebnis. Das kann eine Spendensumme sein, eine

Gästeanzahl, oder warum nicht auch eine bestimmte Zahl an Neu- oder Wiedereingetretenen? Geklärt wer-den sollte die Zielgruppe, denn ein Fest als Dankeschön für die Mitar-beiterInnen sieht anders aus als ein Gemeindefest, das möglichst viele Kirchenferne als Gäste haben möchte. Auch sollte der Ort des Festes geklärt sein, denn nicht immer müssen es die Gemeinderäumlich-keiten sein: Ein Straßenfest erreicht unter Umständen mehr und andere Personen als ein Gemeindefest in der entlegenen Predigtstation.

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Im nächsten Heft: die Aufgaben in der Vorbereitung eines Events und die verschiedenen Arbeitsschritte

Feiern nach regeln

„Der größte Unterschied zwischen Österreich und Ghana ist wohl das Wetter“, sagt Pfarrer Seth Adzokatse im Gespräch mit der SAAT. So ist es auch kein Wunder, dass er als eines der schönsten Erlebnisse hier in Österreich den Moment der Ankunft nennt, „als ich am Flughafen abge-holt wurde und als Erstes eine warme Jacke bekommen habe“. Das war im November 2012. Bemerkens-wert sei aber auch der Unterschied in den Kirchen: „In Ghana sind die Kirchen voll, und es besuchen junge und alte Menschen die Gottes-dienste.“ Das sei in Österreich anders: „Hier sind die Kirchen nicht so gut besucht, und es kommen doch überwiegend ältere Menschen in den Gottesdienst.“

Gelebt hat Adzokatse in Ghana in einem winzigen Dorf im Osten des Landes, umso größer ist der Unter-schied zu einer europäischen Millio-nenstadt. Aber auch das Land beein-druckt den 37-Jährigen, der bereits durch die Alpenrepublik gereist ist, um sich und sein Programm vorzu-stellen: „Österreich ist sehr organi-siert und hat eine großartige Land-schaft.“ Die erste Zeit in Österreich ist reserviert für das Lernen der

deutschen Sprache, dann geht es ver-stärkt in die Pfarr-gemeinden und in den Religionsunter-richt: „Hier erzähle ich von Ghana, der Kultur, der Religion bei mir zu Hause.“ Beispielsweise, dass der Religions-unterricht nicht nach Konfessionen getrennt erteilt wird, sondern „alle gemeinsam Religi-onsunterricht haben, egal ob evangelisch, katho-lisch oder musli-misch“. Hier in Österreich ist der reformierte Pfar-rer zur Hälfte auch für die gha-naische Gemeinde zuständig, der in Wien rund 40 Menschen angehören.

„Wir feiern Gottesdienste oder machen Bibelarbeit.“ Aber auch das Gefängnis gehört zu seinem Arbeits-platz, „weil es eben auch Menschen aus Westafrika in Haft gibt“. Gekom-men ist der Pfarrer mit seiner Frau Matilda, die Volksschullehrerin ist. Der 18-jährige Sohn Bernard, ein

angenommenes Kind, ist bei Matil-das Eltern in Ghana geblieben.

Die Partnerschaft zwischen der Evangelischen Kirche A.u.H.B. und der Presbyterian Church of Ghana besteht seit 1994. Seth Adzokatse kommt gerne zu Ihnen in die Pfarr-gemeinde oder in den Religionsun-terricht: [email protected]

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von einem winzigen dorf in ghana in die Millionenstadt Wien: Pfar-rer seth adzokatse mit seiner frau Matilda. in der Mitte Elisabeth Pausz vom referat für kirchliche Partnerschaft der Evangelischen Kirche a.u.h.B.

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thEologiE

„Gott in Frage: Religiöse Sprache und säkulare Sprachen“ – unter die-sem Titel steht der Kongress der Europäischen Gesellschaft für Katholische Theologie, der Ende August in Brixen stattfinden wird. Wie kommt denn eine österrei-chische evangelische Theologin darauf, dorthin zu fahren?, so könnte man da fragen. Die Frage, wie von Gott überhaupt geredet werden kann, bewegt aber nicht erst seit Rudolf Bultmann besonders auch die evan-

gelische Theologie. Bultmann fragte: „Welchen Sinn hat es, von Gott zu reden?“, und er antwortete: Von Gott zu reden, ist keine menschliche Mög-lichkeit. Immer bleibt das Reden von Gott darauf angewiesen, dass sich Gott selbst in den Hörenden, in den Lesenden einstellt und das Reden rechtfertigt, bewahrheitet. Hier Offenbarung, dort menschliche Rede von Gott – diese beiden Seiten klar voneinander zu trennen und einan-der gegenüberzustellen, darum rang Rudolf Bultmann in seinem berühm- ten Aufsatz.

Die Titelformulierung des Brixener Kongresses stellt die Fraglichkeit der Rede von Gott freilich in ein etwas anderes Licht. Hier geht es nicht um die klare Gegenüberstel-

lung von Offenbarungswort und menschlichem Wort wie bei Bult-mann, sondern um Unterschei-dungen und Zuordnungen innerhalb des menschlichen Redens selbst. Beide Seiten, die religiöse Sprache und die säkulare(n) Sprache(n), sind ja menschliches Reden. Doch sind die beiden Seiten auch voneinander zu unterscheiden.

Wie die beiden Seiten – religiöse und säkulare Sprachen – voneinander zu

unterscheiden sind, ist dabei eine Kernfrage. Denn es lässt sich treff-lich in ganz säkularer Weise über Gott reden, und es lässt sich auch in religiöser Weise über ganz säkulare Inhalte reden. Und beschleicht einen aus evangelischer Sicht nicht auch ein leises Unbehagen beim Gedan-ken an eine eigene religiöse Spra-che? „Dem Volk aufs Maul schauen“, so unverblümt hat es Martin Luther dem evangelischen Prediger geraten. Die kirchliche Rede von Gott sollte sich demzufolge gerade nicht einbal-samieren oder sanktifizieren, son-dern direkt und klar, in der Sprache ihrer Zeit und ihres Ortes, von Gottes Güte und Gerechtigkeit reden. Die Verantwortung dafür, dass so auch heute in evangelischen Kirchen gepredigt wird, liegt nicht nur bei

Zwischen den Sprachen

der Predigerin oder beim Prediger, sondern auch bei den Gemeinden. Aber wenn die Verkündigung ganz und gar „säkular“ spräche, würde sie dann nicht den Kontakt zur biblischen Tradition verlieren?

Zu unterscheiden und aufeinander zu beziehen sind die beiden Seiten, die religiöse Sprache und die säku-laren Sprachen. Innerhalb der evan-gelischen Theologie im deutschspra-chigen Raum hat diese Problem- stellung vor kurzem eine neue Deutung bekommen. Im Rahmen der

„Öffentlichen Theologie“ hat Heinrich Bedford-Strohm den Begriff der Zweisprachigkeit geprägt. Er meint damit: Die Kirche und die Theologie

– also im Grunde jeder evangelische Christ, jede evangelische Christin – sollte sich, ja: muss sich für beide Sprachen interessieren, für die innerkirchliche Sprache mit ihren biblischen und theologischen Aus-drücken und für die säkularen Spra-chen, die in der Gesellschaft gespro-chen werden.

„Dem Volk aufs Maul schauen“Das Grundvertrauen ist dabei, dass der Glaube auch zu den zeitgenös-sischen gesellschaftlichen Fragen etwas Wichtiges beizutragen hat und gesellschaftliche Prozesse bewegen kann. Im gesellschaftlich-säkularen Leben spürbar wirken kann die theo-logische Position aber nur dann, wenn sie die christlichen Anliegen auch für solche Gesprächspartner verständlich macht, die mit der kirchlichen und theologischen Spra-che nicht vertraut sind. – „Dem Volk aufs Maul schauen“, in der Tat.

Aber im Gedanken der Zweisprachig-keit schließt sich noch etwas an: Die Theologin muss damit rechnen, auch von „säkularer“ Seite her etwas zu lernen, das ihr eigenes Sprechen ver-ändert und erweitert. Im Stil Bult-manns gesagt, kann sich Gott auch der völlig unkirchlichen, unreligiösen Sprache bedienen, um sich selbst zu offenbaren. Was die römisch-katho-lischen Kongressteilnehmenden wohl dazu sagen werden?

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dieselbe sprache zu sprechen ist nicht immer einfach, aber hilfreich.

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litEratursalon / KurZ ausgElEgt

Ines Eberl

Totenkult

Emons-Verlag2013

239 Seiten€ 10,20

Mord am Wolfgangsee

geld fürs nichtstun

Wohlan, alle, die ihr durstig seid, kommt her zum Wasser! Und die ihr kein Geld habt, kommt her, kauft und esst! Kommt her und kauft ohne Geld und umsonst Wein und Milch! Warum zählt ihr Geld dar für das, was kein Brot ist, und sauren Verdienst für das, was nicht satt macht? Hört

Schon Mark Knopfler hat mit seinen Dire Straits in „Money for Nothing“ davon gesungen: Geld fürs Nichtstun. Nun spricht der Prophet Jesaja nicht gerade von MTV und Kühlschränken, wie der Sänger, und das ist auch gut so. Gemeint aber ist doch, dass das Leben nicht daraus besteht, tagein tagaus arbeiten gehen zu müssen, um sein Auskommen zu haben. Wörtlich darf man das nicht unbedingt neh-men, was Jesaja sagt. Dem Propheten geht es darum, dass Geld nicht alles ist und dass Geld zählen und Geld anhäufen auch nicht glücklich macht.

Ich bin geneigt, hier zu widerspre-chen, denn Geld bedeutet Freiheit

eben von den Zwängen, arbeiten gehen zu müssen und sein tägliches Brot mit „saurem Verdienst“ zu erwirtschaften.

Aber das ist nicht alles, das kann nicht alles sein. Denn das wäre doch zu wenig, und genau darauf zielt der Prophet ab. Anscheinend gab es schon im Alten Israel mehr als genug Menschen, die vor allem und allein auf den Verdienst geschaut und dafür gerne die Ellbo-gen ausgefahren haben und viel-leicht nicht immer redlich waren. Unter Umständen haben sie sich auch von der Gier leiten lassen. Ich erspare mir an dieser Stelle die

Vergleiche zu heute in Bezug auf die Gier und das Geld und die Menschen.

Jesajas Botschaft ist sehr klar und damit sehr einfach: Gott hat mehr zu bieten als Geld und damit Luxus. Wer genau hinschaut, wird das erkennen. Die Aufgabe für die Men-schen besteht darin, einen gang-baren Weg zu finden zwischen Arbeit, angemessenem Umgang mit Geld und der Freiheit von den Zwängen darum. Aber „Money for Nothing“ wird’s auch bei ihm nicht geben. Sehr gut.

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doch auf mich, so werdet ihr Gutes essen und euch am Köstlichen laben. Neigt eure Ohren her und kommt her zu mir! Höret, so werdet ihr leben! Ich will mit euch einen ewigen Bund schließen. (Jes 55,1-3b)

Das Kennzeichen des Kriminalro-mans ist ein Mord und seine Aufklä-rung. Seine Ursprünge liegen im Mysterienspiel, das in eine profane Welt übertragen wird. Damit erhält der moderne Kriminalroman einen pseodo-religiösen Charakter. Der Handlungsablauf wird von Motiven bestimmt, die in der Natur des Men-schen angelegt sind und stets die gleichen bleiben wie Hass, Eifer-sucht, Neid und Habgier. Ein Aus-schlag gebendes Moment des Krimi-nalromans besteht in der Aufklärung des Verbrechens, weil damit das Bedürfnis des Menschen nach Gerechtigkeit Erfüllung findet.

Der Reiz des vorliegenden Buches liegt in der Schilderung einer Land-schaft, die zu den bekanntesten in Österreich zählt: Salzburg und seine Umgebung. Die Schönheit der Natur rings um den Wolfgangsee wird ein-drucksvoll und wirklichkeitsgetreu geschildert. Es ist gleichsam eine Postkartenansicht, die hier dargebo-ten wird. Bei einem Gewitter wan-delt sich jedoch dieses Bild. Wenn

der Sturm das Wasser aufwühlt und unversehens hoher Wellengang ein-setzt, kann der See gefährlich wer-den und fordert nicht selten seine Opfer.

Aber auch die umliegenden Häuser, Ansitze und kleinen Schlösschen ber-gen manches Geheimnis ihrer Bewoh-ner, und hinter ihren Fassaden voll-ziehen sich ungeahnte Schicksale. Die Verfasserin Ines Eberl schildert realistisch die Besitzer, das Ausse-hen der Häuser sowie die nachbar-schaftlichen Beziehungen der Bewoh-ner zueinander, die allerdings freundschaftliche Verhältnisse nur vortäuschen. In die Handlung einge-baut sind die Krisen in der kinder-losen, zehnjährigen Ehe der Haupt-gestalt, die sie als Verdächtige am Tod ihres Mannes erscheinen lässt, der seinerseits zweifelhafte Immobi-liengeschäfte betreibt.

Die Spannung erreicht ihren Höhe-punkt mit den Begebenheiten in einem nahe gelegenen Schlösschen, das zum Museum umgestaltet wer-

den soll. Der Nachkomme eines alten Adelsgeschlechts will sich jedoch davon nicht trennen. Eine wichtige Rolle spielt dabei ein präparierter Schädel, den ein weit gereister Ahne von einem Indianer erworben hat. Er ist jedoch nicht Symbol eines dort gepflegten „Totenkults“, sondern der makabre Rest eines Ermordeten.

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Ladenöffnungszeiten

vEranstaltungEn MEditation / statistiK

2.6.9.30 Uhr, „ 150 Jahre Evange-lisch für Salzburg“ Festgottes-dienst mit Bischof Michael Bünker; Gustav-Adolf-Fest, Eröffnung des Evang. Zentrums5020 Salzburg, Christuskirche, Schwarzstraße 25

9.6.15 Uhr, Festgottesdienst zur Fertigstellung des neuen Gemeindesaals7000 Eisenstadt, Auferstehungs-kirche, St.-Rochus-Straße 1

11.6.19 Uhr, Christenverfolgung heute: Warum und wo es sie nach wie vor gibt. Vortrag von Martina Havralenko (Christian Solidarity International)8010 Graz, Heilandskirche, Kaiser-Josef-Platz 9

13. bis 15.6.Synode, 1110 Wien, JUFA-Hotel, Mautner-Markhof-Gasse 50

18.6. bis 6.7.Ausstellung „450 Jahre Heidel-berger Katechismus“6850 Dornbirn, Heilandskirche, Rosenstraße 8

20.6.19 Uhr, Das theologische Quar-tett: Verlockungen des Lebens1090 Wien, Evang. Akademie, 4. Stock, Schwarzspanierstr. 13

27.6.9 bis 14 Uhr, „‚Ich entscheide!‘ Selbstbestimmung von Men-schen im Alter“ – Fachtagung des Diakoniewerks4020 Linz, voestalpine Stahlwelt, Voestalpine-Straße 4

29.6. bis 6.7.„Grenzen kennen, Grenzen überschreiten“, 2. Toleranz- woche (www.toleranzwoche.at)8972 Ramsau am Dachstein

Trotz andauernder Wirtschafts- und Finanzkrise konnte da wieder eine Steigerung gemeldet werden: In Österreich gab es im vergangenen Jahr 131 Millionen Nächtigungen, mehr als 36 Millionen Menschen wählten ein österreichisches Urlaubsziel. Ein Plus von rund vier Prozent.

Was suchen die Menschen, die Jahr für Jahr aufbrechen? Manche suchen einfach das Weite. Für eine bestimmte Zeit aus dem Alltag aus-brechen, neue Gegenden, neue Men-schen kennenlernen. Das Fernweh ist stark, der Urlaub die das ganze Jahr über ersehnte und von langer Hand vorbereitete „Probefahrt ins Paradies“. Freilich werden die hohen Erwartungen nicht immer erfüllt.

Andere suchen nicht nur das Weite, sondern die Weite. Sie wollen nicht bloß etwas erleben, sondern zur Ruhe kommen und zu sich selber fin-den. Was zu Hause, im Alltagstrott, nicht möglich ist, wird im Urlaub erfahren.

Für viele gehören religiöse Fragen dazu. Im Urlaub gehen sie (wieder) in eine Kirche, besuchen einen Got-tesdienst, lesen nicht nur leichte Strandlektüre, sondern ernsthafte Literatur und führen Gespräche, für

Fernweh und heimweh sind geschwister

die daheim nicht selten einfach die Zeit fehlt.

Daher ist die Begleitung der Urlau-berinnen und Urlauber eine wichtige Aufgabe für die Kirche. Die Men-schen, die fern der Heimat auch für religiöse Fragen besonders ansprechbar sind, sollen offene Kir-chen finden, Möglichkeiten zum Gespräch und besondere Angebote wie den „Weg des Buches“. Im Ideal-fall kehren die Urlauberinnen und Urlauber aus der Ferne innerlich bereichert, ja manchmal sogar ver-ändert wieder heim.

Fernweh und Heimweh sind Geschwis- ter auf dem Weg zu sich selbst. Aller-dings kann das nicht im Reisebüro gebucht werden, es gibt keinen ein-klagbaren Anspruch auf Sinn.

Hermann Hesse schreibt in seinem Buch „Wanderung“: „Es ist nicht meine Sache, mich anders zu machen. Das ist Sache des Wunders. Meine Sache ist es, zwischen den vielen gespannten Gegensätzen zu schwe-ben und bereit zu sein, wenn das Wunder mich ereilt.“

Zu sich selbst zu finden – es bleibt ein Geschenk. Es ist Gnade.

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Die SaaT vor 30 jahren

j a M E s B o n d 0 07 – s K y fa l l

Regie: Sam Mendes

GB/USA 2012

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hobby: auferstehung

Die Aufforderung Luthers „Du darfst nicht denken, dass dir der Friede nachlaufen wird … Suche du selbst Frieden“ stand unter dem Bild einer sommerlichen Pro-menade mit sitzenden und vorbei-eilenden Menschen auf der SAAT 11 vom 5. Juni 1983. Das Blatt berichtete von einer Superinten-dentenkonferenz in Salzburg, auf der Fragen des Friedens und das aktuelle Lutherjubiläum beraten wurden. Der neue Bischof Dieter Knall kündigte einen Hirtenbrief an. Landeshauptmann Wilfried Haslinger dankte für das soziale Engagement der Evangelischen Kirche.

Selbst der „Osservatore Romano“ war erstmals von einem Bond-Film begeistert. Haben wir da richtig gehört: Der Vatikan konnte plötz-lich Sex und der Lizenz zum Töten etwas Positives abge-winnen? Und auf einem ökumenischen Totenge-denken schlug mir ein katholischer Priester tat-sächlich vor, über den Gräbern und Denkmälern den apokalyptischen Titelsong „Skyfall“ mit der Orgel zu intonieren. Ist das alles nur ein Witz oder schon das Ende der Welt?

Tatsächlich setzt der aktuelle Bond-Film „Skyfall“ die Neuinterpretation seines Helden, die mit Daniel Craig als Hauptdarsteller in „Casino Royale“ (2006) begonnen hat, über- raschend konsequent fort. Den unberührbaren Männer-Macho gibt Craig nicht mehr, sondern eine zer-rissene Gestalt „irgendwo zwischen Mönch und Hitler“, wie Bond im eng-lischen Originalton zu „Casino Royale“ sagt. Auch in „Skyfall“ wird deutlich klar: Die Lizenz zum Töten verletzt auch den Lizenzinhaber.

„Erinnere dich an deine Sünden!“, wird die Geheimdienstchefin „M“ (Judi Dench) von einem anonymen Hacker gemahnt. Und tatsächlich entwickelt sich das Schuld-und-Sühne-Spionagedrama in überra-schender Weise: Die äußere Action wird (wie in „Casino Royale“) über weite Strecken zugunsten eines kon-sequenten Spannungsaufbaus zu- rückgefahren.

„Erinnere dich an deine Sünden!“

„Skyfall“ besticht durch eine Viel-zahl psychologischer Anspielungen, Doppelungen und Spiegelungen. Dialoge und Kameraführung sind dabei vom Feinsten. Und die Geschichte endet dort, wo sie laut Bösewicht (Javier Bardem) enden muss: in einer einsamen Kirche im schottischen Hochland, am Geburts- ort James Bonds.

Unter der Oberfläche alten Macho- tums werden Vergänglichkeit, Ver-letzlichkeit und Probleme mit dem Älterwerden erkennbar. Und dass man mit solchen Gefühlen mehr Geld machen kann als mit allen technisch hoch aufgerüsteten Effekt-Spek- takeln in bisher 50 Jahren Bond-Filmgeschichte, ist doch bemerkens- wert.

Als Bond im Film die Verbrechens-phantastereien seines bösen Alter-Egos lässig mit den Worten abtut:

„Jeder braucht ein Hobby“, da wird er nach seinem, Bonds, „Hobby“ gefragt.

– „Auferstehung“, antwortet er tro- cken. Na dann!

O l i v er g rO S S

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SaaT nr. 6 ✲ juni 2013 ✲ 60. jahrgang18

PrograMM hf + tv BErühMtE BiBEln und KodiZEs

Z W i s c h E n ru f

jeden So., 6.55 bis 7.00 Uhr (Ö1)

2. Juni: Christoph Weist9. Juni: Gisela Ebmer16. Juni: Michael Bünker23. Juni: Martin Schenk30. Juni: Thomas Hennefeld7. Juli: Susanne Heine

E va n g E l i s c h E M o rg E n g E da n K E n

So., 6.05 bis 6.07 Uhr, Mo. bis Sa., 5.40 bis 5.42 Uhr (Regionalradios)

2.–8. Juni: Hannelore Reiner 30. Juni–6. Juli: Hermann Miklas

E r fü l lt E Z E i t

jeden 1. So im Monat: evange-lische Predigttext auslegung, 7.04 bis 8.00 Uhr (Ö1)

2. Juni: Ines Knoll7. Juli: Jutta Henner

M o t i v E ‒ g l au B E n & Z W E i fE l n

jeden So., 19.04 bis 19.30 Uhr (Ö1)

g E da n K E n fü r d E n tag

Mo. bis Sa., 6.55 bis 7.00 Uhr (Ö1)

Es ist selten, dass man eine Bibelausgabe auf den Tag genau datie-ren kann. Die Vorauer Volksbibel, eine der etwa einhundert erhal-tenen deutschsprachi- gen „Historienbibeln“ aus dem ausgehenden Mittelalter, ist genau datierbar: Am 31.10. 1467 vollendete der Schreiber seine Arbeit und vermerkte das ent- sprechend in der Hand- schrift. Ins Stift Vorau in der Steiermark gelangte diese Hand-schrift spätestens im Jahr 1733, wo sie in der prächtigen Biblio-thek aufbewahrt wird.

Bei der Vorauer Volks-bibel handelt es sich wie bei allen Histo-rienbibeln nicht um eine Bibelübersetzung im eigentlichen Sinn, vielmehr werden die biblischen Erzählun-gen im Sinne einer Weltgeschichte von der Schöpfung bis zum jüngsten Gericht angeordnet und gelegentlich auch ergänzt und aus-geschmückt durch Traditionen aus den Apokryphen oder Legenden sowie durch profanhistorische Notizen.

Quelle für das Leben im ausgehenden Mittelalter

Die Historienbibeln wollten eine doppelte Funktion erfüllen: einer-seits der geistlichen Erbauung dienen, andererseits aber auch eine gewisse historische Bildung vermit-teln. Der Text ist in einer Art bayer-isch-österreichischem Dialekt ver-fasst; als Verfasser darf man wohl einen Geistlichen aus dem süddeut-schen Raum vermuten. Besonders bemerkenswert sind die 559 Minia-turen der Vorauer Volksbibel. Als Aquarell-Federzeichnungen sind diese nicht nur besonders expressiv gestaltet und zeigen, wie die bib-lischen Geschichten im 15. Jahrhun-

dert interpretiert wurden; sie sind auch insbesonders als Quelle für das Leben im ausgehenden Mittelalter interessant, einerseits für die Lebens- und Glaubenswelt im 15. Jahrhun-dert, andererseits aber auch für die Mode der Menschen in dieser Zeit.

Eine Besichtigung des Stiftes Vorau und insbesondere der Bibliothek aus dem Jahr 1731, wo auch das Vorauer Evangeliar aus dem 12. Jahrhundert aufbewahrt wird, lohnt sich allemal. Führungen werden von April bis Oktober Montag bis Freitag um 10, 14 und 16 Uhr, Samstag um 10 Uhr sowie Sonntag um 11, 14 und 16 Uhr angeboten. Für Gruppen wird um Voranmeldung gebeten.

Weitere Informationen unterhttp://www.stift-vorau.at/de/stift/bibliothek

J U t ta h en n erwww.bibelgesellschaft.at

Biblische geschichtenan

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Kleiner anzeiger

KIRCHENBÄNKETISCHE + STÜHLEFa. Wittmann GesmbHwww.wittmann-gmbh.atTel. 07615/22 91

auf den tag genau am 31. oktober (!) 1467 fertiggestellt: die vo-rauer volksbibel. die historienbibel will einerseits der geistlichen Erbauung dienen und andererseits historische Bildung vermitteln.

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Page 19: SAAT-Ausgabe Juni 2013

19SaaT nr. 6 ✲ juni 2013 ✲ 60. jahrgang

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Evangelische schulen

rätsel

Evangelische schulen: jeder Einzelne ist wichtig und zur freiheit berufen.

gut Zu WissEn

Dass für Martin Luther die Bil-dung ein wichtiges Anliegen war, wissen viele. Dass es aber auch heute in Österreich 37 evange-lische Schulen gibt, an denen fast 4000 (mit den Musikschulen 5000) SchülerInnen von rund 700 Lehre-rInnen unterrichtet werden, ist nicht so bekannt. Und was ist „das Evangelische“ an einer evange-lischen Schule? Die SchülerInnen sind es jedenfalls nicht – sie sind dort genauso eine Minderheit wie meistens in Österreich. Formal ist eine Schule dann „evangelisch“, wenn die Schule vom Oberkirchen-rat als konfessionelle Privatschule anerkannt ist. Viel wichtiger ist aber, dass in diesen Schulen so gelebt wird, wie wir Evangelischen die Menschen sehen: Alle haben eine unverlierbare Würde, wo auch immer ihre Stärken und Schwächen liegen, jede/r Einzelne ist wichtig und zur Freiheit berufen. Das ist das Motiv zu einer neuen Lernkul-tur, für die oft auch neue pädago-gische Wege gegangen werden. Mehr dazu auf http://www.evang.at/ kirche/bildung/schulen

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Cartoon: Siegfried Kolck-Thudt

LÖ Su n gS WO rT

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gewinnen sie mit der saat!Schicken Sie das Lösungswort an [email protected] bzw. an den Evangelischen Presseverband, Redaktion „SAAT“, Ungargasse 9/10, 1030 Wien. Unter allen richtigen Ein-sendungen verlosen wir diesmal ein „evangelisches Som-mer-Set“ mit je fünf Schirmkappen und Frisbees sowie 50 Luftballons. Einsendeschluss ist der 21. Juni 2013, der Rechtsweg ist ausgeschlossen. Gewinner des Rätsels in Heft 5 ist Walter P. aus Königsdorf (Bgld). Wir gratulie-ren herzlich!

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ev. Theo-loge u. Wi-derstands-kämpfer †

die Gesamt-heit derChristen

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organi-sation

ev. Theo-loge und

Pädagoge1663–1727

Abk. für"AltesTesta-ment"

Marktmit Stift

imEnnstal

evangeli-sche Zei-tung für

Österreich

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von Je-saja pro-phezeiterHeiland

Zins fürdie Woh-nungsbe-nützung

Abk. für"Kilo-meter"

Laudatio

Zeichender Heili-gen DreiKönige

ein"Fasten-getränk"

Länder-kennzei-chen der

Türkei

Internet-domäne

fürBolivien

italien.für "ja"

Abk. für"Kotan-gens"

Abk. für"Turbo-diesel"

römischfür "2"

Religions-wissen-schaftler

englischfür "wenn"

Rede-wendung

im JahreOpferbe-

reitschaft,Passion

"..., vidi,vici"

"ein zu Be-stärkender"

japan.Karpfen

Frage nachdem Ort

NachbarÖsterreichs

engl. für"Teufel"

dasTriebhaftespan. für"Fluss"

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gut drauf

Kunden-dienst

Lösung des letzten Rätsels

Lösungswort: FROHE PFINGSTEN

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Erfülltes LebenEs gibt ein erfülltes Leben trotz vieler unerfüllter Wünsche.

D i e t r i c h B o n h o effer

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