Sachbericht Jugend- und Familienberatungsstelle 2009 · Im Bereich Familienbildung arbeiten...

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Sachbericht Jugend- und Familienberatungsstelle 2009

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Sachbericht Jugend- und

Familienberatungsstelle

2009

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1. Allgemeines

Das Aufgabengebiet der Jugend- und Familienberatungsstelle des Kinderschutzbundes beinhaltet

• Beratung in allgemeinen Fragen der Erziehung und Entwicklung ( §16 SGB VIII)

• Erziehungsberatung als Hilfe zur Erziehung, auch bei Trennung/Scheidung (§§27,28 SGB VIII)

• Beratung und Unterstützung in Fragen der Partnerschaft, Trennung und Scheidung sowie bei Ausübung der Personensorge ( §§ 17, 18 SGB VIII)

• Ehe-Lebens- und Familienberatung außerhalb des SGB VIII • Familienbildungsangebote

Etwa jede dritte Ehe endet durch Scheidung. Nicht selten kommt es im Laufe des Scheidungsverfahrens zu erbitterten Auseinandersetzungen um die gemeinsamen Kinder, um die Aufteilung von Besitz und Einkommen und zu gegenseitigen Schuldzuweisungen. Die ersten, die zwischen die Fronten geraten, sind die Kinder. Die Beratungsstelle sieht deshalb ihren Schwerpunkt in der Beratung und Begleitung von Menschen, die von Trennung und Scheidung betroffen sind.

Seit 1994 werden Eltern, Familien oder Einzelpersonen in allen Phasen von Trennung/Scheidung beraten. Dies können einmalige Termine sein; aber auch längerfristige Unterstützung in Krisensituationen ist möglich.

Aus psychologischer Sicht kann die Verarbeitung einer Scheidung für alle Beteiligten schwieriger sein als die Verarbeitung des Verlustes eines geliebten Menschen durch Tod. Während bei einem Todesfall die Familie gemeinsam trauert und es je nach Kultur verschiedene Rituale zum Umgang mit dem Tod gibt, ist das im Scheidungsprozess anders und Rituale fehlen ganz. Der familiäre Rückhalt bricht weg, Freunde schlagen sich auf eine Seite oder ziehen sich zurück. Die Beteiligten fühlen sich oft allein gelassen, Kinder erleben neben dem Verlust einer „richtigen“ Familie oft auch Veränderungen durch Umzug, Schulwechsel etc., die zusätzlichen Stress verursachen. Scheidung beendet aber eine Familie nicht, sondern gibt ihr eine neue Form, mit deren Gestaltung die Beteiligten Probleme haben:

• Die Kinder haben Angst, ihre Eltern zu verlieren- oder umgekehrt • Spannungen und Konflikte der Eltern erschweren die Kontakte und blockieren

mögliche Lösungen • Kinder geraten zwischen die Fronten und sollen Partei ergreifen • Die Vorstellungen der Eltern vom Umgang mit den Kindern sind völlig verschieden

Den Eltern fehlt es oft an neutralen Ansprechpartnern, für die Kinder und ihre Bedürfnisse ist keine Kraft vorhanden. Deshalb unterstützen und begleiten wir Betroffene mit folgenden Angeboten:

• Mit Eltern- Familien- oder Einzelgesprächen • Mit Gruppen- oder Einzelbegleitung von Kindern und Jugendlichen • Mit Verfahrenspflegschaft

Wir sind da für Eltern, Elternteile, Stiefeltern, Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene.

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Einen weiteren Schwerpunkt legt die Beratungsstelle auf Angebote im präventiven Bereich. Mit unseren Familienbildungsangeboten wollen wir Eltern in Ihrer Erziehungskompetenz unterstützen und stärken. Personelle Besetzung

Unser Team besteht aus Christine Heeger-Roos, Diplom- Pädagogin und Christina Neuhaus, Diplom-Sozialpädagogin (FH). Beide arbeiten Teilzeit. Seit September vertritt Frau Meike Wissmann, Diplom-Sozialpädagogin (FH) Frau Neuhaus, die in Mutterschutz bzw, Elternzeit weilt. Die Mitarbeiterinnen haben unterschiedliche therapeutische Zusatzausbildungen: Psychodrama, systemische Therapie, bzw. in Ausbildung zur Kinder- und Jugendlichen-Psychotherapeutin;

Der Geschäftsführer (Diplom-Pädagoge) ist Verfahrenspfleger und somit auch in unserem Bereich tätig. Die Beratungsstelle wird von der Diplom-Pädagogin geleitet. Im Bereich Familienbildung arbeiten Honorarkräfte bzw. Mitarbeiterinnen aus allen Bereichen des Kinderschutzbundes. 2. Angebote

2.1 Eltern- Familien– und Einzelgespräche

Unsere Beratungsarbeit mit den Erwachsenen orientiert sich an der Leitfrage: Was trägt dazu bei, dass Eltern auch nach einer Scheidung Eltern sein können? Neben Informationen auf der Sachebene (was ist alles zu tun), und solchen über familiendynamische sowie innerpsychische Aspekte, sind therapeutische Beratungsgespräche hilfreich für die Gestaltung der familialen Beziehungen nach der Trennung . Ziel ist es, gesunde Beziehungen zu den Kindern zu erhalten/zu entwickeln. Dies gelingt vor allem dann, wenn grundsätzlich beide Elternteile bereit sind, solch ein Hilfsangebot anzunehmen. Beratungsanlässe

Häufig besteht bei den Eltern Unsicherheit darüber, welche Verhaltensweisen bei Kindern und Jugendlichen nach einer Trennung „normal“ sind, wie man angemessen darauf reagieren sollte.

Die Situation der Klienten und der Zeitpunkt, sich Unterstützung zu holen, ist unterschiedlich, die Anlässe und Themen daher vielfältig: • Ambivalenzberatung (Trennung: ja oder nein?) • Information der Kinder über die Scheidung (wie sagen wir es?) • Reaktionen der Kinder auf Trennung und neue soziale Situation • Erziehungsberatung • Probleme mit dem „Pendeln“ der Kinder (Besuchskontakte) • Krisen durch Überlastung in der neuen Situation • Mit der Trennungs-/Scheidungssituation zurechtkommen lernen • Eltern bleiben trotz Trennung • Die Rolle neuer Partner im Erziehungsgeflecht • Als Stief- und Patchworkfamilie leben

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2.2 Gruppen- und Einzelbegleitung von Kindern und Jugendlichen

Die Zahl der Kinder, die von der Trennung und Scheidung ihrer Eltern betroffen sind, ist nach wie vor hoch. Die Trennung /Scheidung bedeutet für die Kinder eine tiefgreifende Veränderung ihrer familiären Lebensumstände. Damit einher geht oft auch eine Änderung des sozialen Umfeldes und eine Verminderung des Lebensstandards. Um den Betroffenen möglichst frühzeitig helfen zu können, bietet die Beratungsstelle des Kinderschutzbundes, neben der Trennungs- / Scheidungsberatung von Erwachsenen und der Einzelarbeit mit Kindern, seit 1994 auch Kindergruppen an. Um die Scheidung zu verarbeiten, brauchen Kinder Informationen und belastbare Ansprechpartner; oft sind die Eltern damit überfordert. Dies will dieses Angebot auffangen. Kinder erleben die Zeit der Trennung und Scheidung ihrer Eltern meist als schwierig und schmerzhaft. Sie fühlen sich ohnmächtig und hilflos in einer für sie unerwünschten und nicht kontrollierbaren Situation. Der Besuch der Kindergruppe und/oder die Einzelbegleitung hilft Kindern, das stressreiche Lebensereignis Trennung/Scheidung besser zu bewältigen und die Anpassung an die neue Lebenssituation leichter zu meistern.

Auch Einzeltermine mit Kindern und Jugendlichen haben das Ziel, dem Kind Begleiter und Ansprechpartner zu sein, sowie hilfreiche Informationen zu geben.

Unerlässlich bei der Begleitung der Kinder ist die Elternarbeit.

• Vorgespräche

Die Vorgespräche mit den Eltern (-teilen) dienen dazu, ein erstes Bild über den Ablauf und die Hintergründe der Trennung/Scheidung, die Situation des Kindes, die familiären Veränderungen und Beziehungen, das Verhältnis zwischen den Eltern und die Probleme und Auffälligkeiten des Kindes zu bekommen.

Außerdem werden den Eltern die Ziele, das Vorgehen und der geplante Ablauf erläutert.

In diesen Erstgesprächen wird aber auch die große Bedeutung einer engen Zusammenarbeit zwischen Kinderschutzbund und den Eltern betont. Die Sorgen und Nöte der Erwachsenen finden hier Gehör und die Eltern erhalten fachliche Unterstützung in Bezug auf den Umgang mit ihren Kindern in dieser schwierigen Situation.

• Elternabende (bei Gruppen)

Den Eltern werden die verschiedenen Phasen einer Trennung und ihre Entwicklungsaufgaben als Erwachsene vermittelt. Außerdem erhalten sie Informationen, wie Kinder eine Trennung erleben und was ihnen bei der Verarbeitung hilft. Ziel der 4 Abende ist es, die Eltern bei der Reduzierung innerfamiliärer Spannungen zu unterstützen und die elterliche Erziehungskompetenz zu stärken. Nicht zuletzt sollen die Eltern befähigt werden, die Kindergruppenarbeit und den Transfer der neuen Kompetenzen des Kindes in den Alltag zu unterstützen.

• Nachgespräche

Hier tauschen sich Eltern und Fachkraft über Veränderungen im Verhalten des Kindes aus. Informationen, die das Kind freigegeben hat, werden an die Erwachsenen weitergegeben und mit ihnen besprochen. Darüber hinaus wollen wir die Eltern für die schwierige Situation, die Gefühle und Probleme ihrer Kinder sensibilisieren und ihnen so helfen ihre Kinder besser zu

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verstehen, auf sie einzugehen und ihnen die Unterstützung zu geben, die jedes einzelne zur erfolgreichen Bewältigung dieser Lebenskrise braucht. Die Eltern erhalten für ihre bisherigen Bemühungen um das Kind aber auch Bestätigung und positive Rückmeldung, was zur Steigerung und Stabilisierung des Selbstwertgefühls beiträgt und sie ermutigt auch in Zukunft neue, konstruktivere Wege zu gehen.

Zeitlicher Rahmen der Gruppen Es finden in der Regel 2 Gruppen pro Jahr statt. Es werden 1 –2 Vorgespräche, 12 Gruppennachmittage à 2 Stunden, 4 Elternabende und 1-2 Nachgespräche durchgeführt.

Bei allen Angeboten helfen wir den Kindern bei folgenden nötigen Schritten der Verarbeitung:

- Das Scheitern der Ehe der Eltern anzuerkennen und zu verstehen - Bearbeitung von Verlust-, Ablehnungs- und Schuldgefühlen - mit Zorn umgehen - Trauer zulassen - Akzeptieren der Dauerhaftigkeit der Scheidung und Loslassen von nicht erfüllbaren

Wünschen - den Eltern verzeihen - die eigene Handlungsfähigkeit stärken - das Selbstwertgefühl stärken - zum eigenen Lebensstil und zu Gewohnheiten zurückfinden - positive Zukunftsperspektiven finden 3. Statistik

3.1 Statistik Beratung 2009

146 Familien wurden 2009 beraten, davon kamen 82 aus dem Kreis, 51 aus Landau, 10 aus dem Kreis Germersheim, 1 aus dem Kreis Pirmasens, 2 außerhalb von Rheinland Pfalz

Im folgenden geben wir einen Einblick darüber,

• woher die Ratsuchenden 2009 kamen, • was die Beratungsanlässe waren, • wie viele Kinder betroffen waren, • das Alter der Kinder, • bei welchem Elternteil die Kinder lebten • mit wem vorrangig gearbeitet wurde • erstmals erfassten wir den Migrationshintergrund in den Familien

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6

51

82

10 12

LandauSÜWGERPSaußerhalb RLP

Woher die Ratsuchenden kamen

Anlass der Beratung

107

49

3 11

Trennung/ScheidungErziehungsberatungAmbivalenzStieffamilie

Wie viele Kinder waren betroffen?

176

79

176 Kinder nach §27/2879 Kinder nach §17/18Insgesamt: 255 Kinder

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7

17

51

6572

31

19

0

10

20

30

40

50

60

70

80

0-3 Jahre 4-6 Jahre 7-9 Jahre 10-12Jahre

13-15Jahre

16-18Jahre

Reihe1

Alter der Kinder

Aufenthalt der Kinder

21

86

30

4

VaterMutterEltern leben zusammenabwechselnd

Mit wem wurde vorrangig gearbeitet?

19

95

27

01: vorrangig mit derFamilie02: vorrangig mit denEltern03: vorrangig mit demjungen Menschen

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In wie vielen Familien bestand ein Migrationshintergrund?

10%

87%

3%

mitMigrationshintergrundohneMigrationshintergrund?

3.2 Statistik Kindergruppen

2009 bekamen 13 Kinder Unterstützung in einer Kindergruppe. Es fanden 4 Kindergruppen statt:

• „die blauen Edelsteine“ (4 Mädchen im Alter von 9-11 Jahren); • „die 5 Elefantenkinder“ (5 Kinder im Alter von 6-7 Jahren); • „das Miniteam“ (2 Mädchen im Alter von 9-10 Jahren). • „die Minigruppe“ ( 2 Jungen im Alter von 8 Jahren) ; diese Gruppe läuft noch bis

2010

Bei 2 Kindergruppen wurden Elternabende abgehalten, bei den Minigruppen gab es ausschließlich Einzelgespräche mit den Eltern(-teilen). In 9 von den 13 Familien erreichten wir beide Eltern durch Elternabende bzw. Einzelgespräche. In 4 Familien nahmen die Väter das Informations- bzw. Beratungsangebot nicht wahr. In den Auswertungsbögen am Ende der Gruppen äußerten alle TeilnehmerInnen, dass sowohl die Kindergruppe, als auch die Elternabende eine wertvolle Hilfe für sie dargestellt haben. 4. Falldarstellung

(aus datenschutzrechtlichen Gründen entfernt)

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5. Kooperationsstrukturen Auch 2009 gab es (unter Wahrung der Schweigepflicht oder mit Schweigepflichtentbindung) Kooperationen mit anderen Stellen , mit dem Ziel, den Ratsuchenden effektiver helfen zu können. Mit folgenden Institutionen und Personen kooperierten wir im Einzelfall:

• Eltern/Kind Treff: hier findet seit 2009 2x im Monat eine offene Sprechstunde statt

• KSD • Andere Beratungsstellen wie AWO, Caritas, Pro familia • Jugendämter • Gericht • Rechtsanwälte • Mehrgenerationenhaus • Schulsozialarbeiter • Ergotherapeuten • Kitas

Zum Arbeitsbereich Familienbildung kooperieren wir mit dem anderen Familienbildungsträger in Landau, dem Haus der Familie und weiteren Institutionen und Dienstleistern, wie z.B. Kitas, der AOK, den Hebammen, Caritas, den Jugendämtern. 6. Arbeitskreise und Netzwerke

Folgende Arbeitskreise bzw. Netzwerke wurden auch 2009 mitgestaltet: • Arbeitskreis Trennung/Scheidung • Netzwerk Familienbildung • Netzwerk Kindesschutz

7. Interessenvertretung

• Teilnahme an den Konferenzen der pädagogisch/psychologischen Fachkräfte der Kinderschutzbünde von Rheinland-Pfalz im April und September

8. Qualitätssicherung

Folgende Übersicht soll einen Einblick in die Qualitätssicherung geben.

• Bereichsleitung der Beratungsstelle (Dienst/Fachaufsicht)• Wöchentliche Teambesprechungen zur Info und Fallbesprechung • Bereichsleiterinnenkonferenzen monatlich • Einzelgespräche der Leitung mit dem Geschäftsführer • Gesamtteam 2 x im Jahr • Fall- und bereichsübergreifende Besprechungen mit dem KSD • Mitarbeitergespräche • Weiterentwicklung und Pflege des Netzwerks Familienbildung mit dem Haus der

Familie; dazu regelmäßige Treffen • Einzel-Supervision • Teamsupervision der Bereichsleiterinnen

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• 4 tägige Fortbildung Zum Thema :von der Bindungstheorie zum Bindungsmuster“ in Speyer

• Fortbildung einer Mitarbeiterin in Systemische Therapie und Beratung in Heidelberg an 2 Wochenenden

• Kontakte zur Regionalgruppe Psychodrama • Dokumentation des Arbeitsbereiches (Protokolle, Sachbericht, Statistik)• Fachtag in Mainz zum Thema „Familien –bunt und vielfältig- für alle ein Gewinn

9. Besondere Entwicklungen in der Arbeit - ein Resümee

Beratung von Scheidungsfamilien kann, besonders in strittigen Verfahren, viel Geduld und Arbeitsaufwand erfordern. Nichts desto Trotz brauchen diese Familien eine Hilfestellung, die sich von der weitgehend üblichen parteiischen Unterstützung unterscheidet. Die einzige Parteinahme, die nötig ist, ist die Parteinahme für die Kindesinteressen. Es gilt immer wieder, die Bedürfnislage der Kinder herauszuarbeiten. Wir sehen unsere Aufgabe nach wie vor mit darin, das Kind davor zu schützen, sich für einen Elternteil entscheiden zu müssen. Und wir versuchen, Eltern mit unseren Angeboten zu helfen, ihre Verantwortung wahrzunehmen und im Sinne ihrer Kinder zu entscheiden und zu handeln.

Es muss aber festgehalten werden, dass in hochstreitigen Trennungsfamilien die Auseinandersetzungen der Eltern zu einer psychischen Misshandlung der Kinder führen. Hier müssten alle Professionen, die beteiligt sind, engmaschiger zusammenarbeiten. Von Familiengerichten wäre eine zeitweise Aussetzung der Umgangskontakte wünschenswert, wenn Kinder selbst den Wunsch äußern. Oft ist in hochstreitigen Fällen die Umgangsverweigerung das einzige Mittel eines Kindes, sich aus der Schusslinie zu retten. Parallel bräuchte es dann Mediation bzw. Elter(teil)Gespräche, um die Kommunikation der Eltern wieder spannungsärmer zu gestalten und Umgang möglich zu machen. Außerdem wäre Betreuter Umgang weiterhin ein Mittel, wenn zwischen den Eltern erst mal gar nichts geht. Leider beobachten wir seit dem Wegfall dieses Angebotes beim Kinderschutzbund, dass es bei den anderen Anbietern nun zu langen Wartezeiten zu kommen scheint. Es wäre wünschenswert, wenn dieses Angebot für Kinder und ihre Eltern weiterhin in dem Umfang zur Verfügung stünde wie bis 2008. Wir sehen außerdem nach wie vor eine zunehmende Zahl von Kindern, die eine weiterführende Hilfe durch Therapeuten benötigen würden, da der Elternstreit dauerhaft verhärtet ist. Psychische Erkrankungen, auch bei den Eltern, scheinen zuzunehmen. Leider ist es auch nach wie vor so, dass es zu wenige Kinder- und Jugendlichen-Psychotherapeuten in und um Landau gibt und man für längerfristige therapeutische Begleitungen keine Anbieter findet.

Immer dann, wenn frühzeitig Gespräche möglich waren, konnte viel bewirkt werden. Notwendig wären aus unserer Sicht frühzeitige Paar- und Familiengespräche bei Trennungen und Scheidungen, um Eskalationen und Verhärtungen von Konflikten entgegenzuwirken. Mediation ist ebenfalls ein hilfreiches Angebot. Die Bereitschaft der Eltern(teilen), diese Unterstützung anzunehmen, sollte von allen beteiligten Helfern angestrebt werden. Eine Schnittstelle sind hier sicherlich auch Rechtsanwälte, die die Eltern oft als Erste sehen und diese Hilfe anregen könnten. Außerdem bräuchte es ambulante therapeutische (Notfall-) Hilfe (z.B. Kurzzeittherapien) für Eltern(teile) in der Krise der Trennung, damit sie ihre Elternrolle (wieder) ausfüllen können und Kinder nicht psychisch misshandelt werden und dauerhafte Schäden davontragen.

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Unsere Erfahrungen mit Scheidungsfamilien zeigen, dass Kindern neben der direkten Begleitung indirekt über die Arbeit mit den Eltern nachhaltig geholfen werden kann, sei es durch eine Stärkung der Elternkompetenz in Gesprächen, Klärungshilfe bzgl. Fortführung bzw. Beendigung ihrer Paarbeziehung in der Paarberatung, Informationsgesprächen darüber, was Kinder bei Trennung der Eltern von ihren Eltern brauchen, Bewältigung eigener Schwierigkeiten mit der Trennung in psychologischen Gesprächen, Mediation .

Je früher die Familien Hilfe in Anspruch nehmen, umso wahrscheinlicher ist eine erfolgreiche Unterstützung. Je besser die Eltern mit der Trennung zurecht kommen, umso leichter können sie die Vater- oder Mutterrolle ausfüllen, und umso leichter haben es die Kinder mit der Verarbeitung. 10. Familienbildung

Neben dem Schwerpunkt der Trennungsberatung liegt der zweite Schwerpunkt der Beratungsstelle im präventiven Bereich. Mit Angeboten in der Rolf Müllerstr. und im Mehrgenerationenhaus sollen Eltern und deren Kindern möglichst früh und niedrigschwellig Hilfen zur Erziehung an die Hand gegeben werden, die sie unterstützen, als Familie besser zusammen zu leben. Für dieses umfangreiche Angebot „Familienunterstützender Maßnahmen“ ist der DKSB Landau seit 2005 als Familienbildungsstätte anerkannt. Statistisch stellte sich das 2009 wie folgt dar :

2009 wurden insgesamt 2187,33Unterrichtseinheiten a 45 Minuten abgehalten. Diese setzten sich wie folgt zusammen: Familie-Ehe und Partnerschaft- Erziehung: 1031 Familie und Gesundheit:8,08 Lebens- und Freizeitgestaltung:553,14 Fortbildung: 83,33 Sonderveranstaltung: 510

Neben Pekip und Elternkursen „Starke Eltern - Starke Kinder“ gibt es vor allem im Mehrgenerationenhaus viele Einzelveranstaltungen rund um das Thema Familie. 11. Netzwerk Familienbildung/Erziehungspass

Seit 2007 ist der Kinderschutzbund neben dem Haus der Familie beauftragter Koordinator vom Landesministerium, um das Netzwerk Familienbildung weiter zu entwickeln, dass folgende Zielsetzungen hat:

• Stärkung der Familienkompetenz • Optimierung und Abstimmung der Angebote der Familienbildung, • Schaffung niedrigschwelliger Zugänge • Dauerhafte Vernetzung der relevanten Bildungsträger, Beratungsstellen und

Institutionen • Abstimmung und Kooperation • Konzeption und Umsetzung gemeinsamer Projekte

Familienbildung wird im präventiven Sinne verstanden, sie soll Familien befähigen, ermuntern und stärken und Fehlentwicklungen vermeiden helfen. Der Kinderschutzbund hat in der Vergangenheit in Kooperation mit dem HdF seinen - aus Kapazitätsgründen - lange „in der Schublade liegenden“„Elterführerschein“ – nun

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„Erziehungspass“ konzipiert und auf den Weg gebracht. Die Idee des Erziehungspasses ist es, mehr Familien als bislang mit Bildungs- und Kommunikationsangeboten zu erreichen, deren Erziehungs- und Beziehungskompetenz zu stärken und die aufgebaute Netzwerkstruktur zu verstetigen: Der DKSB und das HdF entwickelten ein gemeinsames Konzept für ein vernetztes, abgestimmtes, ganzheitliches Angebot (verschiedene Träger, an unterschiedlichen Orten) an Kursen, Informationsveranstaltungen und offenen Treffs für werdende Eltern und junge Familien, die Entwicklungsphasen von der Schwangerschaft bis zur Pubertät des Kindes berücksichtigen und die grundlegende Erziehungs-, Beziehungs- und Alltagskompetenzen vermitteln. Durch den Erziehungspass wird die Familienbildung in Landau und Südliche Weinstraße präsenter,„griffiger“ und bekannter. Er will als ganzheitliches, vernetztes und niedrigschwelliges Angebot breite Wirkung erzielen und primärpräventiv wirken. Über das Bonussystem und die Vernetzung der Anbieter wird die Erfolgskontrolle gesteuert. Der Erziehungspass ist langfristig auch ein Instrument zur Qualitätsentwicklung in der Familienbildung. Zur Arbeit im Netzwerk gibt es einen gesonderten Sachbericht für 2009.

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