SAKRALE TÖPFEREI DER LOBI IN BURKINA FASO
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SAKRALE TÖPFEREI DER LOBI IN BURKINA FASOAuthor(s): KLAUS SCHNEIDERSource: Paideuma, Bd. 32 (1986), pp. 207-238Published by: Frobenius InstituteStable URL: http://www.jstor.org/stable/23076647 .
Accessed: 17/10/2013 05:12
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Paideuma 32, 1986
SAKRALE TÖPFEREI DER LOBI IN BURKINA FASO
KLAUS SCHNEIDER
1. Zur Kultur der Lobi
2. Das religiöse Weltbild
2.1 Der Schöpfergott (thangba) 2.2 Übernatürliche Wesen (thila) 2.3 Buschgeister (kontuorsi) 2.4 Hexerei und Schadenzauberei
3. Die sakrale Töpferei
3.1 Altar, Altaropfer, Altirtöpfe 3.2 Unterschiede zur Gebrauchstöpferei 3.3 Die besondere Stellung der Töpferinnen von sakralen Gefäßen 3.4 Herstellung sakraler Gefäße 3.5 Typologisierung und Symbolik 3.6 Sonderformen: Schutzfiguren und Tonstatuetten
Literaturverzeichnis
1. Zur Kultur der Lobi
Die Lobi leben im Länderdreieck Ghana, Burkina Faso und Elfenbeinküste zwischen dem 9. und 11. Breitengrad und dem 2. und 4. Längengrad (s. Karte 1). Das Kerngebiet liegt in
Burkina Faso um die Orte Gaoua, Kampti, Batie-Süd und Bouroum-Bouroum (s. Karte 2).
Ihre Nachbarn und kulturell engen Verwandten sind die Dyan im Norden, die wie sie eine
Lobi-Sprache sprechen, die Dagara-Gruppen im Norden und Osten und die Birifor im Osten und Westen. Sprachlich gehören alle diese Ethnien zur Voltagruppe innerhalb der Sudanspra
chen, die Dagara und Birifor sprechen aber eine Mossi-Sprache und verstehen kein Lobi.1 Eine
Sondergruppe bilden die sog. Wandara, das bedeutet diejenigen (dara), die sich verstecken
(wa). Sie gelten als Nachkommen der Birifor, haben àber sprachlich und kulturell nach einer
frühen Trennung von den eigentlichen Birifor eine an die Lobi angelehnte Entwicklung durch
gemacht. Ein wesentliches Unterscheidungsmerkmal zu den Birifor bildet die Töpferei, die bei den Lobi als Frauenhandwerk betrieben wird, hingegen die Birifor-Frauen ausschließlich Korbflechterinnen sind. Die Wandara gehören zwar keinem Lobi-Patriclan (kuon) an, bilden aber aufgrund ihrer Zugehörigkeit zu bestimmten Initiationsgruppen ein eigenes ,Haus'
(codaar) innerhalb der sozialen Gruppierungen der Lobi.2 Die Migration und Geschichte der Lobi ist von einem einschneidenden Ereignis geprägt: dem Überqueren der schwarzen Volta.
1 Vgl. dazu die detaillierte Aufschlüsselung bei Goody, 1956: 2-5 und Lamothe, 1966: 13-16. 2 Vgl. Père, 1982: 178, 343; Rouville, 1980: 286 ff.; Fieloux, 1980: 44-55.
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Karte 1: Wohngebiet der Lobi
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Karte 2: Die wichtigsten Orte der Lobi in Burkina Faso (Untersuchungsgebiet schraffiert)
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Sakrale Töpferei der Lobi in Burkina Faso 209
Alle Erinnerungen enden jenseits dieses Flusses, alle kulturbildenden Überlieferungen begin
nen diesseits.3
Die Lobi sind Bauern, die vor allem Sorghum und Pennisetum anbauen. Daneben kultivie
ren sie Mais und neuerdings auch Tomaten und Bohnen in bewässerten Gärten zur Verbesse
rung ihrer Nahrungsgrundlage sowie vereinzelt Erdnüsse als Verkaufsfrucht. Die Jagd, früher
eine Hauptaufgabe der Männer, ist seit der Ausrottung der Wildtiere nur noch Nebensache.
Die Klein- und Großviehzucht (Rinder, Schafe, Ziegen, Hühner, Perlhühner) dient nicht so sehr der Nahrungsverbesserung, sondern den Heirats- und Opferzahlungen. Männer und
Frauen betreiben spezialisierte Handwerke, wobei es keine Handwerkerkasten oder arbeits
teilige Organisationen gibt. Männer arbeiten als Schmiede, Gelbgießer, Holzschnitzer, Musik instrumentenbauer (Xylophon, Trommeln) oder Haus- und Speicherbauer; die Frauen sind
Töpferinnen, Goldsucherinnen und Hirsebierproduzentinnen. Die soziale Organisation ist
durch Bilinearität charakterisiert, wobei die Matrilinie dominiert. Jeder Lobi gehört einem der vier Matriclans und einem der weit über hundert Patricians an, die sich v/iederum in ei
nem komplizierten System in unzählige Untergruppen verzweigen.4 Das politische System ist
akephal ohne eine zentrale Autorität oder eine Verwaltungs- oder Beamtenorganisation.
Höchste Autorität ist der Familienchef (tyordarkuun). Das Dorf als größte soziale und lokale
Einheit besitzt kein Oberhaupt, sondern einen Rat aus den ältesten Familienchefs, der aber
praktisch bedeutungslos ist. Die soziale Kontrolle übt nämlich eine für ein Dorf gemeinsame
Erdgottheit (diithil) aus, die alle Verbote, Vorschriften und Sanktionen für die Dorfmitglie der vorschreibt, die zur Aufrechterhaltung der Ordnung nötig sind. Vermittler ist dabei der
Priester des diithil, der diithildaar.5 Die gleiche Rolle erfüllen auf Familien- und auf indivi dueller Ebene die übernatürlichen Wesen der thila (Sg.: thil).
2. Das religiöse Weltbild
Um die Wechselwirkung zwischen profanen und sakralen Einflüssen auf die Menschen zu
verstehen und den Dualismus der Töpferei einordnen zu können, ist ein genauerer Blick auf
die Wesen und Mächte nötig, die ein mehr oder weniger großes Aktionspotential besitzen, mit dem sie das Zusammenleben der Lobi reglementieren und kontrollieren.
2.1 Der Schöpfergott (thangba)
Höchstes Wesen oder höchste Macht ist für die Lobi der Schöpfergott thangba, ein schon
immer existierendes Wesen, welches die Menschen, die Erde und alle sich darauf befindlichen Pflanzen und Tiere schuf.6 Er formte die Menschen aus Lehm (djaa buo = guter Lehm) als Mann und Frau und ließ sie an einem Strick auf die Erde herab, wo er sie mit Fleisch und al lem anderen Lebensnotwendigen ernährte. Bäume und Pflanzen wuchsen üppig und gaben
3 Vgl. dazu Labouret, 1931: 15-43; Fieloux, 1980: 17-37. 4 Vgl. dazu Rouville, 1980: 212-322; Père, 1982: 175-344. 5 S. dazu Kap. 2.2. 6 Die Informationen stammen von den beiden alten Familienchefs Witote Palé, Niyonbini (16.2.84) und
Bindoute Da, Wourbira (19.2.84). Die gleichen Informationen wurden von den Wandara-Töpferinen in Nomoulela gegeben (19.3.84), weshalb nicht nach Lobi und Wandara unterschieden wird. Vgl. dazu die vergleichenden Untersuchungen zu Ursprungs- und Gottesvorstellungen bei Baumann, 1936: 135 —
152.
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210 Klaus Schneider
ausreichend Schatten, weshalb die Lobi keine Häuser brauchten. Die Tiere gab thangba ihnen
erst viel später, als sie sich um ihre Ernährung selbst kümmern mußten. Die Menschen wurden
damals nie krank und kannten kein Unglück oder Unheil. Als sie sich vermehrten, mußten sie
die Verbote (soser) Gottes beachten, die sich vor allem auf Frauenraub und Mord bezogen.7
Eines Tages tötete ein Mann einen anderen, der ihm seine Frau geraubt hatte. Von diesem
Zeitpunkt an führten die Menschen viele Kriege wegen der Frauen, weshalb sie stark befestig
te Häuser bauen mußten. Thangba bestrafte die Menschen für ihre Verfehlungen, indem er
ihnen die Nahrung entzog und ihnen stattdessen die Hacke gab, mit der sie Wurzeln suchen
mußten. Erst als sie auf der Suche nach besseren Lebensräumen die schwarze Volta (miir =
großer Fluß) erreichten, zeigte er ihnen die Hirse (djuré) und die Töpferei (blo mer), damit es ihnen wieder besser gehe.8 Danach zog er sich in den Himmel (thangba) zurück und ist seit
dem für die Menschen unsichtbar. Seine Wirkungskraft ist überall zugleich, d. h. er ist für die
Lobi in seinem Aktionsvermögen nicht faßbar oder lokalisierbar. Aus diesem Grund wird er
nicht in Altären (thil) materialisiert dargestellt.9 Seine Handlungen sind nicht beeinflußbar, weshalb Opfer (toopar) an ihn sinnlos sind. Obwohl thangba die Menschen hart bestrafte, in
dem er sich zurückzog, gab er ihnen Helfer in Form der thila und der Buschgeister kontuorsi,
die ihnen unter bestimmten Voraussetzungen zur Seite stehen und Schutz gewähren können,
solange gewisse Verbote und Auflagen beachtet werden.10
In engster Verbindung mit thangba wird die Erde (thii) gesehen, die von ihm als seine Frau
durch den Regen befruchtet wird und Getreide und Pflanzen hervorbringt.11 Auf der Ebene
des Dorfes wird sie als wichtigste Gottheit (diithil) verehrt. Neben dem allmächtigen und un nahbaren thangba, der auch thangbayu, d. h. oben (yu) im Himmel (thangba), genannt wird, verstehen die Lobi ihn als Herr des Blitzes und des Regens, der mit einem Altar repräsentiert
und materialisiert werden kann und besondere Schutzaufgaben für die Menschen übernimmt.12
2.2 Übernatürliche Wesen (t hila)
Die thila sind der entscheidende Faktor fiir das Zusammenleben der Lobi, da sie alle Be
reiche der Gesellschaft von der Dorfgemeinschaft über soziale Gruppen (etwa Verwandt
schafts- oder Initiationsgruppen) bis hin zum einzelnen Dorfbewohner kontrollieren. „Diese
Tatsache ist äußerst wichtig, denn die Lobi-Gesellschaft kennt keine zentralen politischen,
administrativen oder juristischen Instanzen, welche eine soziale Ordnung beschließen, insti
tutionalisieren und garantieren könnten. Sie sind àie Normenstifter der Lobi-Gesellschaft."13
Ebenso wie thangba sind die thila unsichtbare Wesen, die sich aber auf verschiedene Art und Weise materialisieren können — etwa als Tiere, in Altären, in Eisen- oder Gelbgußgegenstän
den, in Tongefäßen — und dadurch Opfer erhalten können. Die thila nehmen eine Position zwischen thangba und den Menschen ein. Vermittler in der Kommunikation zwischen ihnen und den Menschen sind die Wahrsager (buor), die alle Vorschriften, Verbote, Befehle und
7 Vgl. auch Meyer, 1981: 21. 8 Auch in den Ursprungsmythen und historischen Erinnerungen wird die große Zäsur der Lobi-Geschich
te im Überschreiten des Flusses gesehen, eine Erinnerung an alles, was davor liegt, existiert nicht. Vgl. Fieloux, 1980: 9 f.; Rouville, 1980: 53; Père, 1982: 151-153;Goody, 1956: 14-26.
9 Vgl. auch Labouret, 1931: 398 f.; Meyer, 1981: 23. 10 Vgl. auch Meyer, 1981: 22,40; Père, 1982; 390 ff. 11 Vgl. dazu Labouret, 1931: 400 f.; Baumann, 1936: 150; Père, 1982: 390-392. 12 Vgl. auch Labouret, 1931: 397 ff.; Meyer, 1981: 23. 13 Meyer, 1981: 21 (Hervorhebung durch den Verfasser).
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Sakrale Töpferei der Lobi in Burkina Faso
Verhaltensweisen der thila mitteilen. Die thila wenden sich nie unmittelbar an eine Person,
sondern machen sie durch spürbare Zeichen wie Krankheit, Unglück, schlechte Träume oder
ähnliches auf ein Fehlveihalten aufmerksam.14
Es gibt eine so große Zahl von thila, daß es unmöglich ist, sie vollständig und im einzelnen
in ihrer Wirkung und den ihnen eigenen Verboten und Vorschriften zu erfassen. Ein für das
gesamte Lobi-Gebiet gültiges Klassifikationssystem der thila kann nicht aufgestellt werden,
da eine vergleichende Untersuchung aus den verschiedenen Regionen fehlt. Die Versuche
Labourets beschränken sich auf einen Namens- und Wirkungsvergleich (1931: 398-413), Pére gibt eine Fülle Detailinformationen wieder, die insgesamt gesehen nicht bestätigt wer
den konnten und teilweise — zumindest was mein Untersuchungsgebiet betrifft — von ihr
mißverstanden interpretiert wurden (1982: 474). Den gelungensten Versuch, der durch meine
Informationen größtenteils bestätigt wurde, das Charakteristische des fM-Systems herauszu
arbeiten, hat Meyer unternommen (1981: 21—51), weshalb ich weitgehend seinem Schema
folge.
Der diithil
Alle Familien und ihre Häuser, die in einem bestimmten, regional abgegrenzten Gebiet un
ter der Kontrolle und dem Normenkodex desselben thil stehen, bilden ein Dorf (dii).1S Die
se diithila sind die wichtigsten thila der Lobi. Der Terminus dii wird neben dem Bedeu
tungsinhalt ,Dorf allgemein für die Bezeichnung der Gottheit ,Erde' verwendet, die als un
bestimmbare, nicht materialisierbare Kraft verstanden wird, welche geographisch begrenzt
wirkt. Dagegen wird die materialisierte Erde, der Boden, Staub und die Krume thii genannt.
Alle Verbote und Vorschriften, die die Erde (dii) betreffen, dienen dazu, die soziale Ordnung und das geregelte Zusammenleben der Menschen zu gewährleisten.16 Pflanzen, Tiere, Ernten,
alle lebensnotwendigen Güter gehören der Erde, da diese alles hervorbringt und den Menschen
überläßt. In diesem Sinne hat ein Lobi kein Eigentumsrecht auf Land, sondern nur ein zeit
lich und räumlich begrenztes Nutzungsrecht. Landverkauf oder -Verpachtung ist deshalb
nicht möglich. Übertretungen der Verbote (soser) und Verletzungen der Befehle (bonoo) der
Erde sind gravierender als andere Verfehlungen und müssen durch entsprechend aufwendige
Opferhandlungen ausgeglichen werden. Mord, Ehebruch und Hexerei gelten als die schwer
sten Verfehlungen, die ungesühnt unweigerlich die Unfruchtbarkeit der Erde zur Folge hät
ten und somit die Existenz aller gefährden könnten.
Der wesentliche Unterschied des diithil zu einigen anderen thila besteht in seiner Wirkung
für eine Gemeinschaft, während die anderen thila einzelnen Personen gehören. Der diithil
braucht keine besonderen Hilfsmittel wie Statuen oder Eisen- und Gelbgußgegenstände, die
den anderen thila bei der Erfüllung ihrer Aufgaben helfen müssen17 und er braucht keine
Töpfe mit Wasser, da er aus allen beliebigen Töpfen anderer Altäre trinken darf. Eine Einzel
person wiederum braucht sich nicht durch besondere Handlungen wie etwa durch das Waschen
mit Wasser aus einem Altartopf seinen Schutz sichern, da der diithil immer bei allen Dorfbe wohnern zugegen ist und sie nie verläßt.
14 Vgl. auch Meyer, 1981: 22. 15 Vgl. dazu Meyer, 1981: 18-21. 16 Vgl. dazu Rouville, 1982: 197 ff. 17 Vgl. dazu auch Meyer, 1981: 24-29.
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212 Klaus Schneider
Die wathila
Wathila heißen alle thila, die von einer Person gefunden werden. In der Regel werden
tatsächlich außergewöhnliche Gegenstände im Busch gefunden, etwa ein Eisenstück, alte
Gelbgußarbeiten oder kleine Holzfiguren, die vom Wahrsager als thil identifiziert werden.18 Der verbreitetste wathil ist der kontin oder diulothil, was ,thil des Morgen' bedeutet, da er
der erste thil ist, den eine Person in ihrem Leben erhält. Die Lobi nennen diesen wathil erst
dann kontin, wenn sein Besitzer eine Familie hat, denn die Sorge und Aufsicht über das Wohl
der gesamten Familie ist die Hauptaufgabe des kontin. Um für seinen Finder wirksam zu wer
den, ist ein bestimmter Handlungsablauf nötig.19 Der kontin will seine Besitzer häufig zu
Heilern (bibin) machen, die in der Lage sind, bei anderen Menschen die gefürchteten Hexen
geschosse (dudubé) zu entfernen. Alle Geheimnisse dieser Heilkunst werden vom kontin über
einen Wahrsager mitgeteilt. Das wichtigste Verbot fur diese Personen besteht in der Geheim
haltung ihrer Heilrezepte, weshalb das Wissen der Heilkundigen mit deren Tod verloren geht.
Auf Veranlassung eines kontin muß sein Besitzer einen buur veranstalten, ein Tanz-und
Opferfest, welches sich über mehrere Tage hinziehen kann.20 Mit einem buur soll einerseits
die Aufmerksamkeit des kontin für die Belange der Familie neu geweckt werden, zum ande
ren bildet dieses Fest eine Berufung für Wahrsager (buor). Dazu teilt der kontin seinem Be
sitzer oder einem Angehörigen dessen Familie durch einen Traum mit, daß er Wahrsager wer
den müsse. Es ist praktisch nicht möglich, sich dem Wunsch seines thil zu widersetzen, ohne
schwere Strafen zu riskieren.21 Viele Teilnehmer an einem buur werden von kontin bestimmt,
meist sind es Familienangehörige aller Altersstufen. Von einigen verlangt er am Schluß der
Zeremonie sehr oft einen Altartopf (thil blo) mit genau vorgeschriebenem Dekor und Inhalt,
der in Zukunft dem Besitzer helfen soll. Solche Ansammlungen von Altartöpfen der buur
Initiierten finden sich in fast jedem Gehöft (vgl. Abb. 2). Dieser Altar wird auch buurthil
genannt.
Houlkhothil, der thil des Mittag
Ist der kontin mit dem Verhalten seines Besitzers zufrieden, und hat er alles Verlangte
von ihm bekommen, kann er einen weiteren starken wathil schicken, um ihm noch gezielter
und wirkungsvoller helfen zu können. Einen houlkhothil kann nur ein Familienvater finden,
was in gleicher Weise geschieht wie beim thil des Morgen. Für seinen Altar verlangt er minde
stens einen Altartopf (thil blo) und eine männliche und weibliche Statue aus Holz (bateba) oder aus Ton (djaa bateba) (vgl. Abb. 28, 30). Der thil des Mittag erfüllt wie der des Morgen und der des Abend eine wichtige Aufgabe bei der Abwehr von Hexen und Schadenzauberern.
Er bleibt in seiner Wirkungskraft aber immer dem kontin unterlegen, da dieser ihn ja heran
18 Im gesamten Untersuchungsgebiet zeugen großartige Ruinenanlagen von bis heute unbekannten Kultu ren, worauf die zahlreichen Bodenfunde mit ausgeprägter Töpferei- und Gelbgußtradition hinweisen. Als Beispiel soll der thil des Gelbgießers Kermite Somé aus dem Wandara-Dorf Dampora, etwa 15 km nordöstlich von Gbomblora gelegen, genügen. Er fand einen Gelbgußgegenstand dompan (d. h. Schlan ge) (s. Abb. 1) in der Nähe des Dorfes im Busch und mußte ihn als wathil im Gehöft seines Vaters er richten. Später wurde er von seinem thil gezwungen, Gelbgießer zu werden.
19 Vgl. dazu Meyer, 1981: 25 ff.; Père, 1982: 477. 20 Vgl. dazu Labouret, 1931: 461-465; Goody, 1972; Erbs, 1975: 17-30; Père, 1982: 567-570; Meyer,
1981: 49 f. 21 Vgl. auch Meyer, 1981: 50.
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Sakrale Töpferei der Lobi in Burkina Faso 213
befohlen hat. Innerhalb des thila-Systems gibt es also eine Hierarchie, was uns noch beschäf
tigen wird.
Dowéthil, der thil des Abend
Ein dritter wathil kann von alten Familienchefs gefunden werden, der dowéthil. Er heißt
thil des Abend, weil er der letzte ist, den eine Person finden kann. Die Bezeichnung hat nichts
damit zu tun, zu welcher Tageszeit man ihn gefunden hat, sondern drückt nur eine Reihen
folge in der Besitznahme aus: der thil des Morgen wird von meist noch unverheirateten Per
sonen entdeckt, der thil des Mittag von Familienvätern, der thil des Abend von älteren Fami
lienchefs. Die Installierung des dowéthil erfolgt in der gleichen Weise wie die beiden anderen. Nur wenige Personen besitzen tatsächlich alle drei thila. In Gbomblora hatten von 20 Fa
milienchefs 8 auch einen houlkhothil und nur 3 einen dowéthil gefunden.
Thila zum Nehmen (gbaari) und Essen (dim)
Alle thila dieser Kategorie erfüllen bestimmte Sonderaufgaben und werden nur bei beson
derem Bedarf zur Hilfe genommen. Durch ihre Spezialisierung sind sie wirkungsvoller als die
wathila.22 Die Zahl dieser thila ist unüberschaubar. Charakteristisch ist aber fürjeden einzel
nen der Altar mit einem Altartopf und einem für ihn typischen Medikament (thii). Die Be sitzer solcher thila können diese an andere Personen weitergeben, indem sie den Altar instal
lieren und die nötigen Opfer vollziehen. Da es unter ihnen besonders erfolgreiche und wir
kungsvolle thila gibt, kann ein einzelner thil sich über ein großes Gebiet verbreiten, da der
jenige, der ihn bekommt, wiederum berechtigt ist, ihn weiterzugeben.23
Andere thila
Zum Schluß dieser Aufstellung sei auf die Gruppe der thila hingewiesen, die nicht zu den oben Genannten gehören.24 Die thila, die den matri- und patrilinearen Verwandtschaftsver
bänden vorstehen (kuonthil, tyarthiï) sowie der bekannte und gefìirchtete thrè (d. h. Vater),
der als Altar eines verstorbenen Familienchefs einige Jahre nach dessen Tod installiert werden
muß und der wichtige Kontrollfunktionen wahrnimmt25, verfügen auf ihren Altären über
Altartöp'fe. Alle anderen, die durch besondere Orte wie Grotten, Höhlen, Bergrücken, Bäu
me oder Flüsse verkörpert werden26, benötigen keine Altäre und Töpfe, da sie nur gelegent
lich um Hilfe gebeten werden können und den Menschen nicht permanent zur Verfügung ste
hen. Es kommt aber durchaus vor, daß ihnen freiwillig Gegenstände gegeben werden, über
denen das nötige Opfer vollzogen wird. Sehr beliebt sind solche thila beispielsweise bei Kauf leuten der Lobi, die neuerdings mit ihren Waren bis in die Elfenbeinküste handeln und die sich so einen zusätzlichen Schutz aus ihrer gewohnten Umgebung mitnehmen können.27
22 Vgl. dazu auch Meyer, 1981: 30. 23 Vgl. auch Meyer, 1981: 30 ff. 24 Vgl. auch Meyer, 1981: 40. 25 Vgl. dazu Rouville, 1980: 83-95; Meyer, 1981: 40; Père, 1982: 420 f. 26 Vgl. dazu Labouret, 1931: 402. 27 Ähnliche Bedeutung haben die Steine auf den Marktaltären (yaathil, yaa
= Markt), die von Händlern dorthin gelegt und beopfert werden, um sich Handelserfolg und Wegeschutz zu sichern. Vgl. Père, 1982: 470-473.
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214 Klaus Schneider
2.3 Die Buschgeister (ko η tu o r s i)
Die zweite Kategorie übernatürlicher Wesen bilden neben den thila die Buschgeister kon
tuorsi. Sie stehen in der Hierarchie zwischen Gott und den Menschen unter den thila, d. h.
sie sind den Menschen ähnlicher, was sich darin ausdrückt, daß sie als kleinwüchsige, rotbe
haarte, menschenähnliche Individuen angesehen werden, die männlich oder weiblich sein
können und alle menschlichen Bedürfnisse haben.28 Sie lassen sich nach ihren möglichen
Wohnorten in vier Gruppen einteilen: Berg-, Baum-, Fluß- und Busch-kontuorsi.29 Obwohl
Gott (thangba) sie den Menschen ebenfalls als Helfer zur Seite gestellt hat, sind die Wirkungs
möglichkeiten der Buschgeister erheblich beschränkter als die der thila. Ihre Aufgaben sind
praktischer ausgerichtet, indem sie den Menschen bei der Ausführung von Tätigkeiten helfen,
etwa beim Bau von Xylophonen, Bögen und Werkzeugen oder ihnen konkrete Anweisungen
für bestimmte Zeremonien geben.30 Da sie bestimmte Orte bewohnen, die im Zusammen
hang mit der Töpferei wichtig sind — Flußläufe, in denen Ton gewonnen wird, Bäume, de
ren Holz zum Brennen genommen wird etc. — müssen die Töpferinnen im Umgang mit ihnen
gewisse Verhaltensregeln beachten, wie weiter unten noch ausgeführt wird.
2.4 Hexerei und S c h a d e η ζ a u b e r e i
Bei der Beschreibung der thila nimmt hinsichtlich ihrer Wirkungsbereiche der Schutz vor Hexerei und Schadenzauberei den größten Raum ein.31 Damit korreliert, wie in Kap. 3.1 er
läutert wird, auch das Altarinventar. Ein thil gegen Hexen wird immer die Symbole gegen
Hexerei auf seinen Altartöpfen verlangen und dazu passende Holz- oder Eisen- und Gelbguß
gegenstände fordern.32
Durch die Fähigkeit, sich in Tiere oder Gegenstände zu verwandeln, haben die Hexen
(duuntundaar) die Möglichkeit, sich den Menschen, denen sie Schaden zufügen wollen, un
sichtbar zu nähern. Am gefährlichsten sind die Hexen, die die Seele (thuu) eines Menschen
essen, d. h. ihn töten können.33 Schutz gegen mögliche Eindringlinge in Haus oder Körper
bietet nur die prophylaktische Abwehr mit Hilfe entsprechender thila. Charakteristisch ist
für alle Hexen im Gegensatz zu den nicht so gefährlichen Schadenzauberern die Fähigkeit,
Gegenstände, sog. Hexengeschosse (dudubé) , in den Körper eines Feindes zu befördern.34
Schadenzauberer kann im Prinzip jeder sein, wenn er die Hilfe bestimmter thila hat.35 Das
bedeutet, jemand wird durch seine thila nicht nur vor diesen Gefahren geschützt, sondern
er kann mit ihrer Hilfe auch anderen Schaden zufügen, weshalb die Symbolik mancher Altar
töpfe zweifach interpretiert werden muß. Verständlicherweise werden Informationen, wie
anderen Schaden zugefügt werden kann, nur ungern preisgegeben, weshalb über die verschie
denen Methoden kaum etwas bekannt ist.
28 Vgl. auch Meyer, 1981: 22 f. 29 Vgl. Père, 1982: 392. 30 Vgl. auch Meyer, 1981: 22. Goody, 1972: 19-22 berichtet entsprechendes von Dagari-Gruppen. 31 Vgl. dazu die vergleichende Studie von Labouret, 1935: 462-472. 32 Diesen Wirkungsbereich beschreibt für die Holzstatuen (bateba) erschöpfend Meyer, 1981: 56-103.
33 Vgl. auch Meyer, 1981: 47 f. 34 Vgl. Kap. 2.2. 35 Vgl. auch Labouret, 1931: 484 f.
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Sakrale Töpferei der Lobi in Burkina Faso 215
3. Die Sakrale Töpferei
3.1 Altar, Altaropfer, Altartöpfe
Die Wesenselemente eines Altars lassen sich nach den gängigen Definitionen auf die Lobi
Kultstätten übertragen, ohne den Sinn zu verfälschen. Meyer bevorzugt den Terminus
,Schrein', ohne ihn vom Altar abzugrenzen (1981: 20, 24 ff.). Auf oder in einem Schrein wird im Gegensatz zum Altar nicht geopfert. Hirschbergs Definition eines Schreines als
„Gebäude [. . .], die Ahnenfiguren („Ahnenschrein") oder andere kultisch verehrte Objekte beinhalten" wird den Lobi-Kultstätten nicht gerecht.36 Ein Altartopf bildet keinen Schrein,
da er nur ein Bestandteil des Altares ist.
Aufgrund formaler Kriterien lassen sich die Lobi-Altäre nicht kategorisieren. Typisch für alle ihre Altäre sind aber folgende Kennzeichen:
— Kenntlichmachung des Altars durch Erhöhung, Lehmkegel, Einfassung oder einen Stein
— Altartöpfe (thil blo), ausgenommen der diithil (der thil eines Dorfes), der keine Altar
töpfe erhält (vgl. Abb. 3) — zusätzliche, vom jeweiligen thil verlangte Materialien, Gegenstände, Werkzeuge, Holz
oder Lehmfiguren.
Ein Altar kann sich im Freien, in einem eigens dafür errichteten Altarhaus (thilbityor) außerhalb des Gehöftes oder in einem eigenen Zimmer (thildu) innerhalb des Gehöftes be
finden. Alle Gegenstände, die ein thil verlangt, sollen ihm bei der Bewältigung seiner spezifi schen Aufgaben helfen. Gegen Hexerei und Schadenzauberei etwa werden hölzerne Wurfkeu
len (jgbouo), Holzstatuen (bateba), wellenlinienförmige Eisen- oder Gelbgußgegenstände (gongolo) verlangt, für die Fruchtbarkeit der Frauen anthropomorphe Holz- oder Lehmfigu
ren, für Reichtum zoomorphe Gelbgußarbeiten, Kaurischnecken (brè) oder Muschelschalen
(khaa) (vgl. Abb. 4). Die Gegenstände werden auf dem Altar befestigt und durch ein kleines,
erfolgreiches Opfer vom thil bestätigt und aktiviert.
Altaropfer
Jedes Opfer (topaar) an einem Altar dient im Grunde der Bestätigung, daß ein thil mit der
Ausführung seiner nach einem Normbruch verhängten Strafen zufrieden ist oder sein Einver
ständnis zu bestimmten Aktionen seines Besitzers gibt, beispielsweise zu einer Reise, Haus
bau, Verkauf bestimmter Waren etc. Sichtbares Zeichen ist dafür das geschächtete Huhn oder
Küken, welches entweder auf dem Rücken (positive Antwort des thil) oder auf dem Bauch
liegend (negative Antwort) verendet. Das Blut des Opfertieres fließt über den Altartopf und
die anderen Gegenstände und bildet im Laufe der Zeit eine dicke Kruste, die den einzelnen
Gegenstand mitunter nicht mehr erkennen läßt. Opferleistungen größeren Umfanges, etwa
das Schlachten von Schafen oder Rindern, werden immer von Hühneropfern zur Kontrolle
begleitet. Bei solch großen und finanziell aufwendigen Opferleistungen, die für den Ausfüh renden einer Strafzahlung gleichkommen, werden bis zu vier Hühner getötet, wenn das erste
auf dem Bauch liegend verendete. Erst nach dem vierten negativen Kontrollopfer wird die
Opferhandlung als nicht akzeptiert angesehen und beendet, worauf ein Wahrsager über die
Gründe und die weiteren Verhaltensweisen konsultiert werden muß.
36 Hirschberg, 1965.
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216 Klaus Schneider
Das Tötungsritual bildet nur einen Bestandteil des Opfers. Der wesentlichere Teil besteht
im Sprechen vor dem Altar, verbunden mit Klopfen auf den Altartopf und im tatsächlichen
oder angedeuteten Nachahmen bestimmter Symbole, die Meyer als ,Opferzeichnungen' be
schreibt (1981: 49). Dabei werden — ähnlich einem Gebet — festgelegte Sprechrituale ausge führt. Die Opfer müssen nicht immer vom Besitzer des jeweiligen thil ausgeführt werden, son
dern oft von dazu bestimmten Personen, die der thil benennt.
Altartöpfe
Die Altartöpfe (thil bló) sind, wie bereits erwähnt wurde, Aufbewahrungsgefäße für Dinge des thil. Wichtigster Bestandteil ist klares Wasser, welches regelmäßig nachgefüllt werden
muß, da der thil Wasser trinkt. Diese Aufgabe erfüllt die erste Frau des Altarbesitzers. Vergißt
sie es, muß sie mit harten Strafen durch den thil rechnen und mit seinem ,Weggehen', d. h.
mit dem Ende seiner Schutzwirkung. Klares Wasser ist nach Aussagen der Informanten nötig,
um daraus wahrsagen zu können, wofür es spezialisierte Wahrsager gibt, die aber heutzutage
fast völlig verschwunden sind.37 Beim Wasserschauen müssen sie bis auf den Grund eines Al
tartopfes sehen können und die Gegenstände, die sich darin befinden, erkennen.
Die Gegenstände im Altartopf werden vom thil bestimmt und verlangt. Es können Blätter,
Wurzeln, Rinden oder ähnliche Substanzen sein, die als Medikamente (thii) des thil wirken, ferner Eisen- oder Gelbgußgegenstände, die in gleicher Weise wie die Objekte auf dem Altar die spezielle Funktion des thil unterstützen sollen. Oder es handelt sich um Kaolin- und
Ockerstücke, die eine besondere Schutzwirkung haben. Derjenige, der den Schutz seines thil
mitnehmen will, wenn er verreist oder längere Besuche in anderen Gehöften macht, benetzt
sich mit dem Wasser aus den Altartöpfen. Ebenso werden Kranke mit dem Wasser aus solchen
thil blo gewaschen, die ein Medikament eines thil enthalten, der auf Krankheitsbekämpfung spezialisiert ist. Neugeborene schließlich erhalten den ersten Schutz drei (Jungen) oder vier
(Mädchen) Tage nach der Geburt, indem sie mit Wasser aus dem Altartopf des wathil, der fur den Schutz der ganzen Familie zuständig ist, gewaschen werden.
3.2 Unterschiede zur G e b r a u c h s t ö ρ f e r e i
Im Vergleich zu den Gebrauchstöpfen der Lobi weisen die Altartöpfe einige markante Unterschiede auf. Der Typus der Altartöpfe ist recht einheitlich. Es handelt sich immer um
kugelige Gefäße mit mehr oder weniger stark ausgeprägtem Randknick und nach oben oder leicht nach außen gerichtetem Rand, die — als wesentlichem Unterschied zu allen anderen
Gefaßtypen der Lobi — einen Deckel haben müssen. Im Zusammenhang mit dem Wahrsagen aus einem Altartopf durch Wasserschauen wurde bereits die Notwendigkeit des Deckels für das klare Wasser erläutert.38 Darüberhinaus ist der Deckel als Schutz vor genereller Ver
schmutzung nötig, um die Wirkung des Wassers nicht zu vernichten. Gelangt nämlich etwas
hinein, was nicht vom thil verlangt wurde, wird die Schutzwirkung aufgehoben. Da die Altä re vielfach außerhalb der Häuser ungeschützt installiert sind, wird durch den Deckel das Aus trinken des Wassers durch Vieh oder Haustiere verhindert. Gleichzeitig hindert er die kleinen
37 Vgl. Meyer, 1981: 46, Abb. 80. Das Vorkommen dieser Wahrsagemethode bestätigten die Familien chefs Pidibte Kambou, Gbomblora und Honouoré Noufé, Pilenga, der selbst Wahrsager ist, im Februar 1985.
38 Vgl. auch Labouret, 1931: 482.
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Sakrale Töpferei der Lobi in Burkina Faso 217
Kinder beim Spielen in einen Altartopf hineinzufassen. Schließlich hindert der Deckel die
Seelen (thuu) der Verstorbenen (kingiedaar) daran, das Wasser in einem Altartopf zu ver
schmutzen, was es nicht nur unbrauchbar, sondern zu einer sehr gefährlichen Substanz wer
den ließe, die künftige Benutzer in Lebensgefahr brächte, da die Seelen der Verstorbenen —
solange sie nicht durch das zweite Begräbnis (bobuur) in die Geisterwelt (kingieduo) geleitet
wurden — die lebenden Familienmitglieder bedrücken und gefährden können.39 Die Vorstel
lung, das Gefäß selbst sei Sitz der Seele eines Verstorbenen, existiert bei den Lobi nicht, die
Interpretation der Altartöpfe als Toten- oder Ahnengefäße ist unzulässig.40
Die Größe der Altartöpfe entspricht den Gebrauchstöpfen der Typen Saucenkochgefäß
(,bilouordaa, Höhe: 13—17 cm, 0: 16—22 cm), Hirsebreikochgefäß mittlerer Größe (khôdaa, Höhe: 16—24 cm, 0: 18—27 cm) bis zum kleinen Wassertransportgefäß als größtem vermes
senen Typ mit einer Höhe von 33,5 cm und einem 0 von 32 cm.41 Die Dimension eines Ge
fäßes, die bei den Gebrauchstöpfen seine Funktion mitbestimmt, ist für die Formgebung der
Altartöpfe unwichtig, was sich in einem weiteren typischen Merkmal niederschlägt: dem Öff
nungsdurchmesser. Alle Altartöpfe, die der Dimension nach ganz verschiedenen Typen der
Gebrauchstöpferei zugeordnet werden könnten, die abhängig von ihrer Funktion erheblich
unterschiedliche Öffnungsdurchmesser haben, besitzen nahezu standardisierte Öffnungsdurch
messer von ca. 7—9,5 cm und einen Randabschlußdurchmesser von ca. 11—14 cm. Ein Grund
dafür liegt im Deckel, der ursprünglich immer eine einfache Saucenschale (noun bilessiré) war, die einen durchschnittlichen Randabschluß von 12—16 cm hat und über den Rand des
Altargefäßes passen mußte.
Schließlich weisen alle Altartöpfe Muster (nyer) auf, welche sich vom Dekor der Gebrauchs
töpfe, die ausschließlich geometrische Roll-, Ritz- oder Druckverzierungen erhalten und die
keine Eigenbezeichnungen haben, durch ihre reliefartig oder plastisch gearbeiteten Elemente
vollkommen absetzen, die namentlich unterschieden werden. Nach den Dekormöglichkeiten
wird später eine Typologie der Altartöpfe erstellt.
3.3 Die besondere Stellung der Töpferinnen von sakralen
Gefäßen
Sakrale Töpferei ist bei den Lobi mit Ausnahme der Herstellung von Tonstatuetten (djaa bateba) ebenso wie die Gebrauchstöpferei Frauenhandwerk. Aber nicht alle Frauen dürfen
Altartöpfe herstellen, sondern nur diejenigen, die die Menopause erreicht haben. Eine jünge
re, noch menstruierende Frau würde bei Nichtbeachtung dieses Gebotes unfruchtbar. Als Be
gründung geben die Töpferinnen an, daß über einem thil blo geopfert wird und Blut darüber
fließt. Opferblut {tomen) und Regelblut (thiin) gelten aber als gleiche Substanz, so daß der
thil einer jungen Frau, die Altartöpfe fabriziert, das eigene Blut wegnehmen und sie so steril
machen kann.42 Der Anreiz für jüngere Töpferinnen, dieses Risiko auf sich zu nehmen und
39 Vgl. dazu Labouret, 1931: 480-484; Père, 1982: 585. 40 Vgl. zu dieser Problematik die Zusammenfassung bei Stößel, 1984: 88-90. 41 Die Vergleichswerte wurden an den Objekten der Lobi-Gebrauchstöpfe gemessen, die sich in der Stu
diensammlung des Frobenius-Instituts befinden. 42 Alle Informationen zu diesem Themenkomplex stammen von den alten Lobi-Töpferinnen Kônoumanan
Hien, Konankilenan Kambire aus Niyonbini; Foutura Sib, Theyouonmi Hien aus Tonkarlamin und von den Wandara-Töpferinnen aus Nomoulela, Februar/März 1984. Diese Töpferinnen stellten den Groß
teil der abgebildeten Altartöpfe auf Bestellung her. Vgl. auch Meyer, 1981: 160-162.
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218 Klaus Schneider
dennoch Altartöpfe herzustellen, liegt in den weitaus höheren Verdienstmöglichkeiten, da
die Altartöpfe wesentlich teurer sind als Gebrauchstöpfe. Kostet ein kleines Wassertransport
gefäß guter Qualität 250—350 CFA (1,60—2,40 DM) müssen für einen mittelgroßen Altar
topf mindestens 700—800 CFA (4,60—5,40) gezahlt werden. Der Grund für diese Preisdiffe renzen liegt im wesentlich höheren Arbeitsaufwand für Altartöpfe.43 Da in der Trockenzeit
von November bis Mai ein großer Bedarf an neuen Altartöpfen herrscht, sind die älteren
Töpferinnen mitunter überlastet. Alle Informantinnen gaben an, in den Spitzenzeiten zwi
schen 15 und 25 Altartöpfe pro Monat herstellen zu müssen, was vielen schwerfällt, da sie
Rohstoff und Brennholz selbst beschaffen müssen.44
Für die Behandlung des Rohstoffes Ton und die Verarbeitung gelten die gleichen Vor
schriften und Verbote wie für jede Töpferin. Im Gegensatz zu menstruierenden Frauen darf
die Töpferin von Altartöpfen aber jederzeit ihren Ton holen, da sie den Boden und ihr Ar
beitsmaterial nicht mehr mit ihrem Blut verunreinigen kann, was zum Springen der Gefäße
führen würde.45 Der Ton (djaar) gilt als gefährliche Substanz (puo), sobald er mit Wasser ver mischt wird. In diesem Zustand darf er niemals an die Speicherwände gebracht werden, da
sonst alles Getreide verderben würde. Nach dem Mischen und Zertreten des Tones zur Wei
terverarbeitung darf die Töpferin nicht in einen Speicher oder auf die Dachterrasse steigen,
ohne vorher ihre Füße gründlich gereinigt zu haben. Die Terrasse wird wie ein Speicher be
handelt, da dort das Getreide weiterverarbeitet wird. Wenn die Töpferinnen ihr Rohmaterial
holen, kann es passieren, daß sie von den Buschgeistern (kontuorsi) durch ein Mißgeschick,
Unfall oder Verlust von Werkzeugen daran erinnert werden, wer ihnen die Tonlager in den
Flußläufen oder bestimmte Holzsorten, die sich zum Brennen besonders gut eignen, gezeigt
hat. Sie müssen in solchen Fällen einen Wahrsager aufsuchen, der die Buschgeister als Ursa
che ermittelt. Meist regelt sich ein Vorfall dieser Art durch die symbolische Zahlung einiger Kaurischnecken an die kontuorsi. Die alten Töpferinnen vermeiden solche Unfälle, indem sie
an Stellen, die von Buschgeistern bewohnt werden, von Zeit zu Zeit prophylaktisch einige
Kauris deponieren und sich so die Gunst der kontuorsi erhalten.
Die Werkzeuge, mit denen eine Töpferin ihre Altartöpfe herstellt, dürfen, da die damit be
arbeiteten Gegenstände von den thila verlangt werden, grundsätzlich nicht weggegeben wer
den, es sei denn, sie hat vorher über einen Wahrsager das Einverständnis des betreffenden thil
eingeholt.
Die Töpferinnen kennen einen eigenen thil, den blomethil (Topf (Wo)-Erbauer (mi)-thil), der nur noch von wenigen alten Töpferinnen besessen wird. Im gesamten Untersuchungsge
biet hatten nur noch vier Frauen in Oulbeera und zwei in Nomoulela, einem Wandara-Dorf,
diesen Töpferinnen-iM. Sie stellten alle Altartöpfe her und galten als die besten Töpferinnen in ihren Dörfern. Der blomethil ist ein wathil (s. Abschnitt 2.2), der aber nicht vererbt oder an eine andere Frau weitergegeben werden kann. Sein Besitz bedeutet ein großes Glück, denn
er schützt die Frau besser als alle anderen thila vor Unfällen bei ihrer Arbeit, er verhindert
das Zerspringen der Töpfe beim Trocknen und Brennen und er sorgt für genügend Kunden,
so daß sie viel verdienen kann. Nur ein blomethil kann eine Töpferin von Altartöpfen wir
kungsvoll vor schädlichen Rückwirkungen der Opfer über ihren Töpfen schützen.
43 Generell sind Gegenstände, die für einen thil angefertigt werden, teurer als normale Gebrauchsgegen stände, da die Hersteller häufig Opfer bezahlen müssen, um nicht von den vielen thila, für die sie ar beiten müssen, bestraft zu werden.
44 Vor allem anläßlich der buur-Feste steigt der Bedarf, da die Teilnehmer oft Altartöpfe bestellen müssen. 45 Vgl. dazu Drost, 1964: 105.
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Sakrale Töpferei der Lobi in Burkina Faso 219
Sehr strenge Bestimmungen regeln die Weitergabe eines Altartopfes von der Töpferin zum
Kunden. Altartöpfe werden ausschließlich auf Bestellung angefertigt und dürfen nicht frei
verkauft werden. Dekor, Größe, Deckel und sämtliche Accessoires werden dem Auftraggeber
von seinem thil über den Wahrsager mitgeteilt. Änderungen durch die Töpferin würde der thil
deshalb schwer bestrafen. In der Regel erfolgt die Übergabe im Haus der Töpferin, sie kann
sie aber ebenso auf einem Markt arrangieren. Den fertigen Topf darf sie erst dann weiterge
ben, wenn er vollständig bezahlt worden ist. Anderenfalls würde sie erblinden. Bevor sie ihn
übergibt, reibt sie den Topf sorgfältig mit Blättern des kiyaffa-Busches ab (botanischer Name
unbekannt). Der Geruch dieser Blätter hindert ihre eigene Seele (thuun) daran, ihren Körper
zu verlassen und in den Topf zu gehen, was den Tod der Töpferin zur Folge hätte. Holt ein
Kunde aus irgendeinem Grund den bestellten thil blo nicht ab, muß sie ihn in ihrem Zimmer
verstecken. Keinesfalls darf sie ihn wegwerfen, verschenken oder anderweitig verwenden.
Dieses Vergehen hätte Blindheit zur Folge.
Das Geld aus dem Verkauf der Altartöpfe wird von den Töpferinnen möglichst nicht zum
Kauf bestimmter Produkte verwendet, die als ,bitter' (khar) gelten. Die Lobi teilen alle Pro dukte in die Kategorien ,bitter' (khar) oder ,kalt' (uye) ein, wobei die .bitteren' bestimmten Verboten und Vorschriften unterliegen, die innerhalb der verschiedenen Patri-und Subpatri
clans verschieden sind. Der Subpatriclan ist die soziale Einheit, die für die Produktion, die
Verteilung, den Verkauf von Waren und für die Verwendung der Überschüsse verantwortlich
ist. Die Produkte, welche von allen gleichermaßen als die .bittersten' angesehen werden, sind
Sorghum und Pennisetum (djuré). Die Überschüsse der ,bitteren' Produkte dürfen nur für ri
tuelle Zwecke oder zur Beschaffung anderer Lebensmittel verwendet werden, die bevorzugt
nicht als ,bitter' gelten.46 Für die Töpferinnen der Altartöpfe fallen die ersten vier hergestell
ten thil blo in die Kategorie der gitteren' Produkte, weshalb sie besonders behandelt werden
müssen. Sie kaufen mit dem Erlös aus ihrem Verkauf für ihren wathil oder für den ihrer Män
ner einige Opferhühner. Die Restsumme bleibt beim Mann, der sie für spätere Opferzahlun
gen verwenden muß. Würde eine Töpferin von diesem Geld Hirse kaufen, müßte sie sterben.
Neben dem Opfer für den wathil ist ein weiteres beim Dorf-thil (diithil) notwendig, wel ches vom zuständigen Priester (diithildaar) ausgeführt werden muß. Es ist für jede Töpferin
von Altartöpfen erforderlich, die Zustimmung des diithil für ihre Arbeit zu haben, da in Zu kunft Männer und Frauen des Dorfes bei ihr die thil blo bestellen können. Obwohl die Altar
töpfe bis auf die ersten vier nicht mehr als .bitter' gelten und der Verkaufserlös frei verwen
det werden könnte, versuchen die Töpferinnen möglichst nur ,kalte' Produkte damit zu kau
fen, um ganz sicher zu sein, daß sie von keinen gefährlichen Rückwirkungen getroffen wer
den können.47
3.4 Herstellung sakraler Gefäße
Die Herstellungstechnik ist in allen Dörfern des Untersuchungsgebietes gleich. Als Beispiel beschreibe ich den Entstehungsprozeß des Altartopfes, der in Abb. 12 zu sehen ist.48 Der Ar
beitsplatz der Töpferin befindet sich an einer schattigen Stelle im Innenhof ihres Gehöftes.
Je nach äußeren Bedingungen arbeitet sie auch außerhalb des Gehöftes oder in ihrem Zim
46 Vgl. dazu Fieloux, 1980: 166-169. 47 Im Hungerjahr '83/84 konnten diese Vorschriften nicht eingehalten werden. Die Konsequenz
aus Lobi-Sicht entsprechend viele Todesfälle. 48 Hergestellt von Foutura Sib, Tonkarlamin, 4./5.2.1984.
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220 Klaus Schneider
mer. Sie benutzt zwei Arten von Ton (djaar): roten Ton (djaa sie), der aus unterirdischen
Gruben in den Hügeln (gongonon ) gefördert wird und weißen Ton (djaa blo), der aus dem nahe
gelegenen Flußlauf (poo) stammt und dort aus einfachen, nicht sehr tiefen Erdgruben ge
fördert wird. Sie mischt die Tonsorten, die sie in alten Bierkochgefäßen außerhalb des Ge
höftes aufbewahrt im Verhältnis 4:1. Ihre Arbeitsunterlage ist ein Kuhfell (nô phel), welches für alle Lobi-Töpferinnen obligatorisch ist.49 Über den Ton streut sie als Magerungsmittel
zwei Hände voll fein zerstoßenem Tonscherbenpulver (djaarra), da alle Tone im Lobi-Gebiet relativ fett sind. Mit der Ferse des rechten Fußes zertritt sie den Haufen zu einem Fladen,
den sie mehrfach zu einer großen Wulst formt, die sie wieder zertritt. Aus einer Kalebasse
(gnounkpoun) gibt sie nach Bedarf Wasser hinzu. Aus dem vorbereiteten Ton bildet sie sechs große Klumpen, von denen der größte in eine
alte Tonscherbe gelegt wird, die als drehbare Arbeitsschale dient. Aus den anderen rollt sie
Wülste (djaa bilébilé lani) von ca. 8 cm Länge und 3 cm Durchmesser, mit denen sie das Ge fäß aufbauen will.
Die Töpferin sitzt mit gespreizten Beinen vor der Arbeitsunterlage und dem Gefäß. Viele
Töpferinnen arbeiten mit übereinandergeschlagenen Beinen und bauen das Gefäß rechts ne
ben sich auf. Aus dem Tonklumpen in der Arbeitsschale zieht die Töpferin mit den Fingern der rechten Hand gegen die linke Stützhand von innen heraus nach außen/oben die Gefäß
basis. Darauf baut sie in einer Art Ringwulsttechnik den Bauch- und Schulterteil auf, wobei
sie den oberen Teil eng zulaufen läßt. Nach ca. 12—15 Minuten ist die Grobform fertiggestellt.
Die einzelnen Wulstlagen hat sie während der Aufbauphase bereits grob mit den Fingern
verstrichen und die Innenseite geglättet. Um dem Topf die Endform zu geben, arbeitet sie
mit folgenden Werkzeugen: — entkörnter Maiskolben (ouoldjou khoufi) —
Spachtel aus harten Fruchtschalen des lamper-Baumes (lamper) — Kalebassenstück (kaiin) — Polierstein (lobri) — Schlag- oder Klopfholz (kpar) —
Spiralfeder (keine Eigenbezeichnung, üblich ist das französische Wort 'ressort') — Grasgeflecht (bilin oder wouér) — Blätter oder Lappen zum Glätten (kinkéselé) — Eisenschaber (khèrè)
Zunächst verdichtet und verstreicht sie die Außenseite mit dem Maiskolben. Bevor sie mit
einem harten Blatt wie mit einem Spachtel den Rand absetzt, glättet sie die Randoberseite
(Randabschluß), indem sie diese zwischen Daumen und Zeigefinger zieht. Ein Kalebassen stück und einige frische Blätter des thorr-Baumes (Terminalia laxiflora)50 dienen zum Glät ten der Außenwand. Mit dem Maiskolben gibt sie dem Gefäß von innen her die Endform.
Rand und Randansatz werden besonders sorgfältig geglättet, da dies die empfindlichsten Stellen sind. Nach ca. 25 Minuten beendet sie den ersten Arbeitsabschnitt und stellt den
Rohling zum Trocknen in ihr Zimmer. Während der Trocknungsphase fertigt sie aus einem Tonklumpen den Deckel (thouda),
wobei dieser Vorgang dem Formen der Gefäßbasis entspricht. Allerdings nimmt sie die Grob
49 Das Kuhfell schützt den Ton vor Verunreinigungen und verhindert besser als andere Materialien das
Festkleben des Tons beim Mischen. Ein Kuhfell erhält jeder Lehrling nach Abschluß der Töpferlehre von der Mutter.
50 Nach Père, 1982: 28.
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Sakrale Töpferei der Lobi in Burkina Faso 221
form von der Unterlage in ihre Hand und glättet erst dann Außen- und Innenseite. Nach ca.
12 Minuten ist der Deckel fertig. Bevor sie Gefäß und Deckel mit einem flachen Stein poliert,
trocknen diese zwei Stunden lang. Ein Glanz entsteht bei diesem Vorgang jedoch nicht. An
schließend läßt die Töpferin die beiden Teile lederhart trocknen, was während der Trocken
zeit etwa 24 Stunden dauert.51 Am folgenden Nachmittag formt sie den Boden des Topfes
aus und bringt die Dekoration auf Topf und Deckel an. Nachdem sie das Gefäß von der Ar
beitsschale genommen hat, kratzt sie mit einem Eisenschaber die Randstellen glatt und er
gänzt Unebenheiten mit frischem Ton, der mit einem Klopfholz festgeschlagen wird. Schließ
lich wird die Innenseite mit einem Eisenschaber ausgedünnt und geglättet. Die Gefaßunter
seite (Basis) verziert sie durch das Abrollen mit dem Maiskolben. Auf Anordnung des thil sollen bei diesem Altartopf Gefäß und Deckel eine einfache Rei
he Noppen (toultoul) und eine Wellenlinie {gongolo) erhalten. Für die Wellenlinie formt die
Töpferin aus frischem Ton dünne, lange Wülste, die sie in kleinen Abschnitten als schmale
Streifen auf den Gefäßkörper setzt. Den Abstand der Linienkurven mißt sie mit der Finger
spanne zwischen Zeige- und Mittelfinger. Sie verstreicht die Ränder mit den Fingern und
formt dabei die Wellenlinie wie den Randabschluß des Topfes, indem sie den Ton zwischen
Zeigefinger und Daumen hindurchlaufen läßt. Zum Schluß rollt sie mit einer Spiralfeder, die
sie auf dem Markt gekauft hat, ein Muster auf die Linie ab. Alternativ dazu benutzt sie auch
ein Grasgeflecht, welches sie sich selbst herstellt. Zum Anbringen der Noppen bohrt sie klei
ne Vertiefungen in das Gefäß, in die sie kleine Tonklumpen setzt, die sie mit den Fingern
ausformt. Die Nahtstellen werden sehr sorgfältig mit dem Spachtel und dem Polierstein ge
glättet und verdichtet. In gleicher Weise verfährt sie mit dem Deckel, der zusätzlich noch
einen bogenförmigen Griff (keine Eigenbezeichnung) erhält. Dazu rollt sie eine entsprechend
große Wulst, bohrt zwei kleine Vertiefungen und setzt dort die beiden Enden an, die geglät
tet und poliert werden. Für den Dekorationsprozeß benötigte sie ca. 20-25 Minuten.
Bis zum Brand bleibt das Gefäß in ihrem Zimmer gelagert, während der Trockenzeit etwa
4 Tage, während der Regenzeit 6-8 Tage.
Altartöpfe werden immer für sich gebrannt, da die Gefahr der Zerstörung anderer Gefäße
durch den thil zu groß ist. Gebrannt wird im einfachen offenen Feldbrand, wobei die Töpfe
mit dem Rand auf Steine gelegt werden, damit die Hitze auch von unten her in das Innere ge
langen kann. Mit einem kleinen Reisigfeuer hat sie vorab etwa 20 Minuten lang die Innensei
te und den Bodenteil vorgebrannt. Die Töpfe werden in Holz eingepackt, die Zwischenräume
mit Reisig oder dünnen Ästen ausgefüllt. Grundsätzlich benutzen die Frauen alle verfügbaren
Holzsorten zum Brennen, denn die Brennholzbeschaffung bildet den schwersten Arbeitsteil.
Nur das Holz des khoo-Baumes (Afzelia africana)52 darf nicht genommen werden, da sein
Geruch die thila vertreibt.53 Das Feuer wird möglichst in der Mitte des Holzstoßes entfacht
und wird je nach Windrichtung und -stärke durch das Auflegen von feuchteren Hölzern oder
Ästen mit grünen Blättern gelenkt.
Der Brennvorgang dauert 25—30 Minuten, in der Regenperiode 2—4 Stunden. Während
mehrerer Brennvorgänge wurden von mir Temperaturmessungen vorgenommen.54 Die Durch
schnittswerte lagen bei 650-680 °C, je nach Tageszeit, Windstärke und Brennplatzlage. Die
51 Während der Regenzeit läßt sie Gefäße dieser Größe bis zu vier Tage trocknen.
52 Nach Père, 1982: 24.
53 Vgl. dazu Spini/Antongini, 1978: Anm. 20.
54 Gemessen wurde mit der Spezialanfertigung eines Langrohrpyrometers der Fa. Joens, Düsseldorf.
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222 Klaus Schneider
Töpferinnen erkennen das Brandende an der Oberflächenveränderung der Gefäße. Mit Hilfe
langer Stöcke nehmen sie die Gefäße aus der Glut.
Wie alle Gefäße und Tonwaren der Lobi erhalten die Altartöpfe nach dem Brand einen
schwarzen Anstrich (khë). Die Flüssigkeit wird je nach Jahreszeit aus verschiedenen Blattsor
ten, Rinden oder Früchten hergestellt, die mit Wasser vermischt oder gekocht wurden. Der
Sud wird mit einem Blätterbüschel auf die noch heiße Oberfläche des Gefäßes aufgetragen. Dabei verbrennen die organischen Bestandteile der Pflanzenlösung zu Kohlenstoff, der sich
in den Poren des Gefäßes ablagert und so die Schwarzfärbung bewirkt.55 Die Reste der Fär
beflüssigkeit dürfen nicht für andere Gefäße verwendet werden, sondern müssen in die Glut
geschüttet werden, da andere Gefäße sonst beim Anstrich zerspringen würden. Das abgekühl
te Gefäß wird von der Töpferin bis zur Übergabe an den Auftraggeber in ihrem Zimmer auf
bewahrt.
3.5 Τ y ρ o 1 o g i s i e r u η g und Symbolik
Die Altartöpfe lassen sich nach ihren Mustern in insgesamt 10 Typengruppen einteilen,
die sich ihrerseits nochmals in 26 Untergruppen differenzieren. Die Symbolik wird nur dort
angegeben, wo eine eindeutige Interpretation aufgrund der Informationen vorgenommen
werden konnte.56
1. einfacher Altartopf (thil blo puhwe) — ohne Oberflächenverzierung durch Roll- oder Ritzdekor
— mit Roll- oder Ritzdekor (s. Abb. 5) — in Art eines kleinen Wassertransportgefäßes mit Deckel.57
Der einfache thil blo dient bevorzugt der Aufbewahrung der vom thil gegebenen Medika
mente (thii), die in diesem Falle tatsächlich der Krankheitsbekämpfung dienen. Sehr häufig werden diese Töpfe von den wathila verlangt (vgl. Abschnitt 2.2).
2. Altartopf mit Noppenbesatz (thil blo toultoui) — einfache Reihe Noppen (s. Abb. 6) — doppelte Reihe Noppen (s. Abb. 7) — mehrere Reihen Noppen.58
Der Noppenbesatz kann drei Zwecken dienen:
a. Generell als Abwehrsymbol gegen Hexen, Unglück und Krankheit
b. Als Symbol für Fruchtbarkeit der Frauen und Kinderreichtum
c. Als gemeinsames Symbol der Initiierten eines buur-Festes, um bei Versammlungen vor
den vielen Menschen zu schützen. Damit ist vor allem der Schutz vor möglichen Hexern
und Schadenzauberern gemeint. Darüberhinaus soll es den Initiierten Schutz vor Unfällen
55 Dieses Resultat brachte die Analyse einer Flüssigkeitsprobe im Institut für organische Chemie der Uni versität Frankfurt, wofür ich Herrn Prof. Dr. König besonders danke.
56 Die Angaben wurden übereinstimmend von den Töpferinnen in Tonkarlamin, Oulbeera und im Wanda ra-Dorf Nomoulela gemacht. Bestätigt wurden sie von den alten Familienchefs Honouoré Noufé aus
Pilenga und Bindoute Da aus Wourbira. 57 Vgl. dazu Meyer, 1981: 144, Abb. 99. Das dort abgebildete Gefäß ist mit einem geometrischen Dekor
versehen. 58 Vgl. dazu Himmelheber, 1965: 71, Abb. 9. Töpfe mit mehreren Noppenreihen finden sich vor allem in
den südlichen Wohngebieten der Lobi.
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Sakrale Töpferei der Lobi in Burkina Faso 223
bei großen Menschenansammlungen geben — etwa bei Begräbnissen —, die von den Lobi
generell möglichst gemieden werden. Die Art der Noppenmontage, ihre Größe und Stel
lung lassen keine Rückschlüsse auf die unterschiedliche Symbolik zu.59
3. Altartopf mit Wellenlinien (thil blo gongolo) — einfache Wellenlinie (s. Abb. 8) — unregelmäßige Wellenlinie (s. Abb. 9) — unterbrochene Wellenlinie (häufig mit Längsstreifen; s. Abb. 10) — geometrisch angeordnete Wellenlinie (s. Abb. 11). Die Wellenlinie wird ebenfalls dreifach interpretiert:
a. Sie schützt vor der Heimsuchung durch Hexen, da eine Hexe immer auf solch gewundenen
Wegen zu einem Haus vordringt.
gewundenen Wegen zu einem Haus vordringt.
b. Jemand kann einen thil in Wellenlinienform finden - etwa als Eisenstück -, der dann im
mer dieses Symbol verlangen wird, allerdings immer in Kombination mit anderen Motiven.
c. Die Wellenlinie hält Krankheiten vom Besitzer eines damit verzierten Altartopfes ab. In
diesem Fall soll die gewundene Linie das drohende Unheil in die Irre führen.
4. Altartöpfe mit Noppen und Wellenlinie (thil blo toultoul na gongolo) (s. Abb. 12) Durch die Kombination beider Motive wird die Schutzwirkung gesteigert. Solche Töpfe
werden ebenso wie die bisher beschriebenen vor allem von den wathila verlangt, welche die
gesamte Familie schützen und immer gegen Hexen und Schadenzauberer kämpfen.60
5. Altartöpfe mit zoomorphen Motiven
— Viper (thil blo na dompan) (s. Abb. 13) — Python (thil blo na mibiri) (s. Abb. 14) — Eidechsen (thil blo na banda) (s. Abb. 15) — Krokodil (thil blo na iffä) (s. Abb. 16) — Chamäleon (thil blo na tilari) (s. Abb. 17, 18) — Schnecken (thil blo na tilbana) (s. Abb. 19) — Kombinationen dieser Motive: Viper-Krokodil (s. Abb. 20). Die Viper schützt vor Schlangenbissen. Ein Altartopf mit diesem Motiv enthält ein Medi
kament gegen das Schlangengift und zur Behandlung der Bißwunde. Zum zweiten wirkt die
Viper gegen schwere Krankheiten. Die Python bewacht den Viehbesitz eines Mannes, damit
diese Schlange kein Vieh tötet. Daneben kann sie vor nahendem Unglück bewahren. Sieht
jemand eine bestimmte Art der Python innerhalb eines Gehöftes, bedeutet dies bevorstehen
des schweres Unglück. Die Person muß sofort einen Wahrsager konsultieren, der als Gegen
maßnahme des thil dann einen Altartopf mit dem Pythonmotiv verlangen kann.
Die Eidechse erfüllt Schutzaufgaben vor Krankheit und Unfall.
59 Der Terminus .Noppen' kommt der Gestalt dieses Dekorelements am nächsten. Andere Bezeichnun
gen, die sich aber bei genauer Überprüfung durch andere formale Elemente auszeichnen, sind: Knub
ben, Stacheln, Stachelkranz, Dornen, Spitzen, Fortsätze. 60 Der wathil heißt in diesem Fall thilkhar, d. h. .bitterer' thil. Er ist die einigende Schutzkraft für die
Subpatriclans, die von ihm die Vorschriften und Verbote bezüglich der .bitteren' Produkte und die
Meidungsgebote erhalten. Vgl. dazu Rouville, 1980: 292 f.
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224 Klaus Schneider
Ein Krokodil kann zweierlei bedeuten. Es kann einer Person einen thil anzeigen, der im
mer dieses Symbol als Schutz für die Person verlangt. Oder es ist ein Symbol für Reichtum.
Wer ein Krokodil sieht, wird immer etwas von ihm bekommen.
Das Chamäleon steht für großen Reichtum und Glück. Jemand, der sieht, wie ein Chamä
leon seine Eier ablegt, darf sich als besonders gut von seinem thil behandelt fühlen. Da dieses
Ereignis äußerst selten zu beobachten ist, bedeutet es sehr viel. Der thil, der es ermöglichte,
wird für seinen Altartopf das Chamäleon als Motiv verlangen.61
Die Bedeutung der Schnecke blieb unklar, da dieses Motiv nur selten vorkommt und im
mer in Verbindung mit anderen Symbolen erklärt wurde.
Aus allen Einzelmotiven werden Kombinationen gebildet.
6. Altartöpfe mit einer Kombination aus zoomorphen Motiven und Noppenbesatz (s. Abb. 21)
7. Altartöpfe mit einer Kombination aus zoomorphen Motiven und Wellenlinien (s. Abb. 22)
8. Gelochte Altartöpfe (thil blo kpolni) - angedeutete Lochung (s. Abb. 23) — teilweise tatsächliche Lochung Dieser Typ wird vorwiegend von wathila (genauer von den thil khar, vgl. Anm. 60) ver
langt und beschützt die ganze Familie. Ist er fast ganz durchlöchert — bis auf den Bodenteil,
da er sonst keine Flüssigkeiten aufnehmen könnte — dient er als wirksamer Schutz vor Hexen
und Schadenzauberern, die von den Löchern wie von Fallgruben aufgehalten werden.
9. Altartöpfe mit Kaurischneckenbesatz {thil blo na brè) — echter Besatz (s. Abb. 24) - angedeuteter Besatz (s. Abb. 25) Kaurischnecken verlangt ein thil für seinen Altartopf, wenn sein Besitzer zu Reichtum ge
langen soll.
10. Zwillingsaltartöpfe (billan thil blo) - mit gleichartigem Dekor — mit unterschiedlichem Dekor (s. Abb. 26) Nach Angaben der Informanten weisen diese Töpfe nur Noppen, Wellenlinien oder die
Kombination aus beiden auf. Wenn eine Frau Zwillinge geboren hat, gilt es als gutes Zeichen. Werden diese Kinder aber immer wieder krank, kann der thil des Vaters von ihm einen Altar
topf verlangen, der aus zwei aneinander gefügten Töpfen besteht. Ein Medikament speziell für Zwillinge (billan thii) wird hineingegeben und mit Wasser vermischt. Der Topf wird im Altarzimmer des Vaters deponiert. Nach drei oder vier Tagen wäscht die Mutter die Kinder mit dem Medikament ab, wonach sie genesen sollen.
61 Das Chamäleon ist bei vielen Ethnien Westafrikas Symbol für Reichtum, Glück und Fruchtbarkeit.
Häufig werden kopulierende Chamäleons dargestellt. Die plastische Darstellung auf den abgebildeten Töpfen (s. Abb. 17, 18) wurde von den Lobi- und Wandara-Informanten nicht als besondere Symbolik gedeutet. (Gegenteiliges berichtet Schott von den Bulsa in Nordghana. Vgl. Schott, 197: 80 f. und 1973: 439 ff.) Leider fehlt Vergleichsmaterial von den Nachbarethnien, aus dem die Herkunft dieses und anderer Symbole nachgewiesen werden könnte. Für das Chamäleon besteht bei allen Lobi-Clans ein generelles Tötungsverbot, für die anderen Tiere aber nur bei denjenigen Familien, die dieses als
Symbol von ihren thila bekommen haben.
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Sakrale Töpferei der Lobi in Burkina Faso 225
Als zusätzliches vom thil verlangtes Accessoire können einige der genannten Altartöpfe
links und rechts am Gefaßkörper Griffe aufweisen, besonders solche Typen, die den begehr
ten Aluminiumkochtöpfen nachgeahmt sind (s. Abb. 24). Auf die Bedeutung des Deckels wurde bereits hingewiesen. Im Zusammenhang mit der
Typologie der Gefäße ist festzustellen, daß die Dekors auf Gefäßkörper und auf dem Deckel
übereinstimmen oder sich ergänzen. Es scheint mir aber wahrscheinlich zu sein, daß der Deckel
aufgrund seiner Entwicklung aus Gebrauchsgefaßen ursprünglich nicht dekoriert war, denn
vereinzelt finden sich Deckel dieser Art auch heute noch.62 Die Griffe lassen ebenfalls Rück
schlüsse auf eine Entwicklung zu. Alle Deckel lassen sich in fünf Typengruppen einteilen:
1. Deckel ohne Griff (s. Abb. 5, 21, 26) 2. Deckel mit Griffnoppe63 3. Deckel mit stab förmigem oder spitzem Griff (s. Abb. 10) 4. Deckel mit bogenförmigem Griff (s. Abb. 9, 23) 5. Deckel mit kuppeiförmigem Griff (s. Abb. 7) In dieser Reihenfolge kann auch aufgrund der technischen Schwierigkeit beim Gestalten
des Griffes die Entwicklung angenommen werden. Die Töpferinnen selbst gaben an, daß die
Deckel früher nicht so häufig verziert waren und oft keinen Griff hatten.
Zerbricht im Laufe der Zeit ein Gefäß oder ein Deckel, muß über den Wahrsager herausge
funden werden, ob er ersetzt werden muß oder nicht. Zerbricht nur der Deckel, kann eine
Scherbe dessen Funktion übernehmen.
3.6 S ο η d e r f o r m e η : S c h u t ζ f i g u r e η und Τ ο η s t a t u e 11 e η
Schutzfiguren (kaghoumon) (s. Abb. 27)
Mit kaghoumon wird ein thil bezeichnet, der die Spezialaufgabe hat, seinen Besitzer vor Diebstahl zu schützen und der sehr gefürchtet wird. Werden die Felder eines Mannes immer
wieder von Dieben heimgesucht und gelingt es nicht, die Täter zu überführen, kann er sich von
einem anderen Besitzer dieses thil, einem kaghoumondaar (d. h. Mann (daar) des kaghoumon),
Hilfe holen. Dazu läßt er bei einer spezialisierten Töpferin, die immer eine Töpferin von Al
tartöpfen sein muß, Figuren in Krüppelgestalt (kaghoumon batebä) anfertigen, die auf einen
Stock gesteckt und paarweise im Feld aufgestellt werden müssen. Wenn ein Dieb auf diese
Figuren stößt, wird er in gleicher Weise verkrüppeln wie die Figuren. Soll ein Haus vor Die ben geschützt werden, stellt man die Figuren auf den vor der Eingangstüre befindlichen Altar
neben einen Altartopf. Die Figuren sollen nach Angaben der Informanten weder menschliche
noch tierische Züge aufweisen, aber nach männlich oder weiblich durch die Andeutung der
Geschlechtsorgane unterschieden werden können. Wichtig ist nur die deutliche Verkrüppelung. Die Frauen modellieren diese Figuren mit den gleichen Tonsorten, die sie zur Herstellung
der Töpfe verwenden. Sie werden zusammen mit Altartöpfen gebrannt und anschließend
ebenso gefärbt. Nach der Ernte stellt sie ihr Besitzer zu den anderen Gegenständen auf den
Altar, der die Eingangstüre bewacht.
62 Vgl. Meyer, 1981: 161, Abb. 215. 63 Vgl. ebd., Abb. 220.
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226 Klaus Schneider
Tonstatuetten (djaa bateba)
Neben den Töpfen, Holzfiguren und anderen Gegenständen finden sich auf den Altären
auch gebrannte Tonstatuetten {djaa bateba), die ebenfalls von verschiedenen thila verlangt
werden können.64 Ihre Herstellung bildet die einzige von Männern ausgeführte Töpferarbeit
bei den Lobi. Die bateba me, d. h. die bateba-Erbauer, sind Spezialisten. Im Untersuchungs
gebiet um Gaoua gibt es nur noch zwei alte Schmiede, die diese Kunst verstehen, früher soll
es dagegen sehr viele Tonstatuettenhersteller gegeben haben.65 Ihre Frauen waren und sind
immer Töpferinnen, weshalb diese Spezialisierung auf Töpferdörfer beschränkt bleibt. Das Brennen und Schwärzen wird von den Frauen besorgt, da sie über die notwendigen Erfahrun
gen verfügen. Die Statuetten können auch von Frauen angefertigt werden, die Altartöpfe her
stellen, was aber in der Praxis selten vorgekommen sein soll. Sie werden wie die Altartöpfe
und Holzfiguren nur auf Verlangen eines thil bestellt. Ihre Funktionen entsprechen denen
der Holzstatuen, sie kommen aber nicht in allen Kategorien vor, die Meyer beschreibt (1981 :
56). Die Lobi verstehen sie, sobald sie auf einem Altar aktiviert wurden, als selbständige We
sen, die ihrem thil, von dem sie abhängig sind, helfen, seine Aufgaben zu erfüllen. Wie die
Holzfiguren stehen sie mit diesem Aktionspotential über den Menschen, ähnlich den Busch
geistern (kontuorsi).66
Drei Typen djaa bateba waren den Informanten geläufig, wobei es keine unterschiedlichen
Bezeichnungen gibt:
1. Die einfache Figur, die aufrecht stehend auf dem Altar angebracht wird. Sie dient wie die
gewöhnliche Holzfigur (bateba phuwe) der Abwehr von Hexen und Schadenzauberern
(s. Abb. 28). 2. Figuren mit eingesetzten Kaurischnecken als Augen oder an anderen Körperstellen. Sie
bewachen den Besitz einer Person und helfen ihr, ihren Reichtum zu vermehren (s. Abb.
29). Diese beiden Typen stehen etwas erhöht hinter dem Altartopf, um darüber zu wa
chen, ob sich immer genügend klares Wasser darin befindet.67
3. Figuren, die eine Frau mit Kind zeigen (s. Abb. 30). Sie sollen einer Frau helfen, Kinder zu bekommen oder ihre Fruchtbarkeit wiederzuerlangen, wenn die Ursache dafür unklar ist.
Ich kann nicht ausschließen, daß es in anderen Gegenden noch weitere Typen der gebrann
ten Tonstatuetten gibt, die Informanten beschränkten sich alle nur auf diese drei. Ein forma
les Element unterscheidet die Ton- von den Holz-bateba·. alle mir bekannten Tonstatuetten
haben lediglich Torso-Charakter mit mehr oder weniger deutlich ausgearbeiteten Kopfdetails
und Armen. Der Grund mag in den technischen Problemen der Modellierung liegen, kann aber auch ein Hinweis auf fremde Einflüsse sein.
Die Herstellung der djaa bateba erfolgt mit den gleichen Tonsorten, die auch für die Altar
töpfe verwendet werden. Sie werden in der Hand modelliert oder über einem Holzkegel er
baut, auf dem sie später auch aufgestellt werden können. Die Figur in Abb. 28 weist einen
entsprechenden Hohlraum im Sockel auf. Zunächst wird die Grobform herausgearbeitet; ihr werden nach einigen Trocknungsphasen schließlich die Details del· jeweiligen Körperteile auf
64 Vgl. auch Meyer, 1981: 156-159. 65 Die Informationen zum Komplex der Tonstatuetten stammen vom Schmied Sipiné Kambou aus Ni
yonbini, der die Figuren, die in Abb. 28-30 zu sehen sind, anfertigte sowie von vielen Familienchefs und Töpferinnen des Untersuchungsgebietes, die sich an solche Tonstatuetten erinnerten. Den meisten
jüngeren Lobi sind sie kaum bekannt. 66 Vgl. auch Meyer, 1981: 52. 67 Vgl. Meyer, 1981: 38, Abb. 65.
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Sakrale Töpferei der Lobi in Burkina Faso 227
gesetzt oder die Figur wird aus dem ganzen Stück heraus modelliert. Nach dem Glattstrei
chen und Polieren werden die Statuetten 1—3 Tage getrocknet, anschließend gebrannt und
zwar im Gegensatz zu den Altartöpfen der Frauen zusammen mit beliebigen anderen Töpfen.
Dies kann erklären, warum die Männer- und im besonderen Schmiede diese Figuren her
stellen. Männer besitzen im Gegensatz zu den Töpferinnen als Schmiede und Gelbgießer sehr
starke thila, die in der Lage sind, sie vor Bestrafungen anderer thila zu schützen. Der Schmiede
und Gelbgießer-ίΜ ermöglicht seinen Besitzern viele Ausnahmen von sonstigen Normen,
worauf in diesem Zusammenhang aber nicht weiter eingegangen werden kann.68 Ein zweiter
Grund liegt in der Gewohnheit der Männer, Figuren zu schnitzen. Da die Motive der Tonfi
guren und der Holzskulptur gleich sind und beide die gleichen Funktionen erfüllen, wird die
Zuordnung zu Männer- oder Frauenhandwerk nicht vom Material her getroffen worden sein,
sondern von der Aufgabe des Wesens bateba.
Ungebrannte Tonfiguren schließlich werden auf vielen Altären errichtet. Sie werden vom Besitzer des jeweiligen thil selbst gebaut (meist aus einfacher Erde (djaa buo), die auch zum Hausbau verwendet wird), falls es sich um einen wathil handelt. Der Besitzer eines thil
(thildaar), der von einer anderen Person genommen wird (s. o.), muß dieser den Altar ein richten und kann somit ebenfalls Erbauer der Tonfiguren sein. Diese Figuren sind teilweise sehr abstrakt dargestellt, teilweise sehr naturalistisch, ohne daß die Art der Ausführung Ein
fluß auf seine Wirkung hat. Grundsätzlich wird jedoch vermieden, daß eine Figur einer le benden Person ähnelt.69 Diese bateba sollen den thil an seinen menschlichen Wirkungsbe
reich erinnern und ihre eigenen menschlichen Fähigkeiten sichtbar ausdrücken.70 Befinden
sie sich über dem Eingang eines Altarhauses, bewachen sie von dort aus zusätzlich zu den
thila das Gehöft und die Familie.
68 Informationen dazu durch persönliche Mitteilung von Meyer, 1985, Basel. 69 Vgl. dazu Meyer, 1981: 53. 70 Vgl. auch Labouret, 1931: 406, 451.
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228 Klaus Schneider
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I
Abb. 1 : Altes Gelbgußobjekt mit Schlangenmotiv (dompan). Bodenfund aus der Nähe von Dampora. Länge: 13 cm. Graue, verwitterte Patina
Abb. 2: buurthil, gemeinsamer Altar mit gleichartig dekorierten Altartöpfen der Teilnehmer eines buur
Festes, Wourbira
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3
o O
4
Abb. 3: Altar eines thil khar mit Altartöpfen auf Lehmkegeln, Diantara
Abb. 4: Altar eines kontin auf der Dachterasse eines Gehöftes, Tonkarlamin. Neben dem großen Altartopf hängen hölzerne Wurfkeulen, am Fuß sind Glocken und Muschelschalen angebracht.
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¿33
Abb. 5: Einfacher Altartopf (thil blo puhwe) (Af 2755) H.: 28,5 cm (m. Deckel), 25,5 cm (o. Deckel), 0: 25 cm; dunkelbraune bis schwarzbraune matte Patina
Abb. 6: Altartopf mit einfacher Noppenreihe {thil blo toultoul) (Af 2712) H.: 32 cm (m. Deckel), 22,5 cm (o. Deckel), 0: 25 cm; rotbraune bis schwarze, teilweise gesprenkelte, leicht glänzende Patina
Abb. 7: Altartopf mit doppelter Noppenreihe (thil blo toultoul) (Af 2757) H.: 33,5 cm (m. Deckel), 24 cm (o. Deckel), 0: 27,5 cm; rotbraune bis schwarze, im Deckel grauschwarze, matt scheinende Patina
Abb. 8: Altartopf mit einfacher Wellenlinie (thil blo gongolo biet) (Af 2750) H.: 32 cm (m. Deckel), 22,5 cm (o. Deckel), 0: 23 cm; hellbraune bis schwarzbraune, matt glänzende Patina
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I I
I I
12
Abb. 9: Altartopf mit unregelmäßiger Wellenlinie (thil blo gongolo biel) (Af 2751) H.: 35 cm (m. Deckel), 26,5 cm (o. Deckel), 0: 24,5 cm; braune bis schwarze, matt glänzende Patina
Abb. 10: Altartopf mit Wellenlinie und Längsstreifen (thil blo banbari) (Af 2752) H.: 36 cm (m. Deckel), 23 cm (o. Deckel), 0: 22 cm; rotbraune bis schwarzbraune, matt glänzende Patina
Abb. 11: Altartopf mit geometrisch angeordneter Wellenlinie (thil blo gongolo) (Af 2748) H.: 36 cm (m. Deckel), 28 cm (o. Deckel), 0: 25 cm; schwarze, teilweise fleckig braune, matt scheinende Patina
Abb. 12: Altartopf mit Noppen und Wellenlinie (thil blo toultoul na gongolo) (Af 2756) H.: 30,4 cm (m. Deckel), 22 cm (o. Deckel), 0: 22 cm; rotbraune bis schwarze, matt scheinende Patina
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'M
Abb. 13: Altartopf mit Viper (ohne Deckel) (thil blo dompan) H.: 22,5 cm, 0: 23,5 cm; rotbraune bis ockerfarbene, teilweise erdverschmutzte matte Patina. Bodenfund
Abb. 14: Altartopf mit Python (thil blo na mibiri) (Af 2763)
H.: 25 cm (m. Deckel), 19,7 cm (o. Deckel), 0: 25 cm; rotbraune bis schwarze, leicht glänzende Patina.
Wandara
Abb. 15: Altartopf mit Eidechsen (thil blo na banda) (Af 2758)
H.: 35 cm (m. Deckel), 22,5 cm (o. Deckel), 0: 24,5 cm; rotbraune bis schwarze, matt scheinende Patina
Abb. 16: Altartopf mit Krokodil (thil blo na iffa) (Af 2768) H.: 24,5 cm (m. Deckel), 20 cm (o. Deckel), 0: 22 cm; graubraune bis grauschwarze, verschmutzt wirken
de Patina. Wandara
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ι
Abb. 17: Altartopf mit Chamäleon und Eidechse (thil blo na tilan yégno na banda djodjo) (Af 2765) H.: 30 cm (m. Deckel), 19,5 cm (o. Deckel), 0: 20 cm; braunschwarze bis schwarze, matt glänzende Pa tina. Wandara
Abb. 18: Altartopf mit Chamäleon und Vipern {thil blo na tilan biel na dompan djodjo) (Af 2766) H.: 31 cm (m. Deckel), 19,7 cm (o. Deckel), 0: 20 cm; rotbraune bis schwarze, matt scheinende Patina. Wandara.
Abb. 19: Altartopf mit Schnecken und Noppen (thil blo na tilbana na toultoul) (Af 2717) H.: 25,5 cm (m. Deckel), 17,5 cm (o. Deckel), 0: 20,5 cm; rotbraune bis grauschwarze, matt glänzende Patina
Abb. 20: Altartopf mit Vipern und Krokodilen (thil blo na dompan yégno na iffa yégno) (Af 2764) H.: 26,5 cm (m. Deckel), 21 cm (o. Deckel), 0: 21,5 cm; rotbraune bis grauschwarze, matte Patina. Wan dara
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Abb. 21: Altartopf mit Noppen und Vipem {thil blo toultoul na dompan) (Af 2787) H.: 26,5 cm (m. Deckel), 22,2 cm (o. Deckel), 0: 26 cm; rotbraune bis schwarze, matt glänzende Patina
Abb. 22: Altartopf mit Wellenlinie und Krokodil (thil blo gongolo na iffa) (Af 2769) H.: 29 cm (m. Deckel), 21,8 cm (o. Deckel), 0: 22 cm; ockerfarbene bis schwarze, matt glänzende Patina. Wandara
Abb. 23: gelöcherter Altartopf (thil blo kpolni) (Af 2802) H.: 31,5 cm (m. Deckel), 22,5 cm (o. Deckel), 0: 21,5 cm; dunkelbraune bis grauschwarze, matte, teilwei se rauhe Patina
Abb. 24: Altartopf mit Kaurischneckenbesatz (thil blo na brè mounssoun) (Af 2713) H.: 31 cm (m. Deckel), 21,5 cm (o. Deckel), 0: 23,5 cm; rotbraune bis schwarze, teilweise fleckige, glän zende Patina
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26
Abb. 25: Altartopf mit angedeutetem Kaurischneckenbesatz (thil blo na brè gninai) (Af 2801) H.: 38 cm (m. Deckel), 33 cm (o. Deckel), 0: 32 cm; dunkelbraune bis schwarze, unregelmäßig gefärbte, matte Patina
Abb. 26: Zwillingsaltartopf (biliari thil blo) (Af 2794) H.: 20,5 cm (m. Deckeln), 15,5/16 cm (o. Deckel), 0: 18,5/17 cm; rotbraune bis schwarze, matt glänzen de Patina
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Abb. 27: Schutzfiguren (kaghoumon) (Af 2788, 2789)
(a) H.: 13,8 (Kopf-Fußende), 9 cm (Füße-Buckel) B.: 11,6 cm (für weibl. Figur),
(b) H. : 13 cm, 11,2 cm, B.: 9,9 cm (für männl. Figur) graubraune bis schwarzbraune, matte Patina
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29
Abb. 28: Tonstatuette (djaa bateba) (Af 2836) H.: 21,3 cm; B.: 14 cm, Tiefe: 12 cm; rotbraune bis schwarze, teilweise verkrustete und rauhe Patina
Abb. 29: Tonstatuette (m. Kaurischnecken als Augen) (djaa bateba) (Af 2835) H.: 26,8 cm, B.: 12 cm (Sockel-Beinansatz), Tiefe: 11 cm (Kinn-Hinterkopf); rotbraune bis schwarze, stellenweise verkrustete und rauhe Patina
Abb. 30: Tonstatuette (Mutter m. Kind) (djaa bateba khèr na bi) (Af 2790) H.: 13,5 cm, B.: 9 cm, 0 am Sockel: 8,3 cm; rotbraune bis schwarze, matt glänzende Patina
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