SAMMLUNG FRIEDRICH WILHELM UND ANNI …

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SAMMLUNG FRIEDRICH WILHELM UND ANNI WAFFENSCHMIDT

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SAMMLUNG FRIEDRICH WILHELM UND ANNI WAFFENSCHMIDT

Vorwort

Als ich im Herbst 2017 die Sammlung des Saturn-Gründers Friedrich Wilhelm Waffenschmidt (1925 – 2017) zum ersten Mal begutachten durfte, wurde mir schnell klar, welche Bedeutung diese Sammlung hatte, wurde sie doch mit großer Sorgfalt, ausgezeichneter Kennerschaft und einem gattungsübergreifenden Anspruch zusam-mengestellt. Dieser Anspruch verwunderte wenig, da sich Friedrich Waffenschmidt an Walter Franz orientierte – ebenfalls ein Köl-ner Unternehmer, dessen Sammlung 1984 als laut Bild-Zeitung bis dato „Größte Auktion der Nachkriegszeit“ versteigert wurde. In dieser legendären Auktion wurde Friedrich Waffenschmidt fündig und ersteigerte viele Werke seiner Sammlung. Diese Sammlung passte in das Portfolio von VAN HAM, welches sich nicht zuletzt durch die vielfäl-tige Auktionspalette von anderen Häusern abhebt. Die rund 130 Kunstobjekte der unterschiedlichsten Kategorien wurden in den Auktionen „Moderne Kunst“, „Europä-isches Kunstgewerbe“, „Alte Kunst“ sowie in der „Asiatischen Kunst“ präsentiert und überaus erfolgreich platziert.Gleich zu Beginn des Jahres 2018 begann die Presse- und Öffentlichkeitsarbeit, um die Versteigerung dieser bedeutenden Samm-lung publik zu machen. Die Toplose der Sammlung Waffenschmidt wurden zu den Leitmotiven der Anzeigenkampagnen und auch die Presse griff diese gerne in ihren Vorberichten auf – zu sehen waren sie neben den wichtigen Titeln wie FAZ, Handelsblatt und Süddeutsche Zeitung auch in populären Medien wie der Gala. Neben der regulären Vorbesichtigung in Köln wurden Teile der Sammlung zusätzlich in Berlin und in Ham-burg dem interessierten Publikum präsen-tiert. Die Highlights der Sammlung zierten als Titel die entsprechenden Auktionskataloge; zudem wurden die Beschreibungen der Hauptlose um ausführliche Texte ergänzt.

Die Auktionen wurden zum vollen Erfolg: Alle acht Arbeiten aus der Sammlung Waf-fenschmidt der Klassischen Moderne – Max Liebermann, Emil Nolde, Lovis Corinth, Ernst Barlach, Ernst Ludwig Kirchner, Hans Purr-mann, Marc Chagall, Fritz Klimsch – wurden mit zum Teil außerordentlichen Steigerungen verkauft. Auch alle Sammlungsbereiche des Europäischen Kunstgewerbes fanden rei-ßenden Absatz, insbesondere die musealen Deckelhumpen und Pokale, die allesamt eine positive Wertentwicklung erfuhren. Diese einmalige und museale Sammlung zog Kuratoren und Sammler aus ganz Europa an. Seltene Uhren sowie historische Waffen fanden ebenfalls großen Anklang. Zudem fanden jene Werke, die in den Auktionen der Alten Kunst sowie in der Asiatischen Kunst angeboten wurden, die passenden Käufer.Auch wenn die Verlockung, die Haupt-werke der Sammlung an eines der großen angelsächsischen Häuser zu geben, groß gewesen sein mag, so konnten wir doch mit unserer individuellen Betreuung, großen Sorgfalt und persönlichem Engagement, welches wir für diese Sammlung auf-gebracht haben, überzeugen. Und der Erfolg hat die Entscheidung die Sammlung Waffenschmidt in Gänze in ein lokales und dennoch international renommiertes Auk-tionshaus zu geben, bestätigt. Die hiesige Presse sprang auch deshalb so erfolgreich an, da der Name Waffenschmidt vor allem im Rheinland bekannt ist. Doch auch über die deutschen Grenzen hinweg wurden die Kunstwerke verkauft: Frankreich, Polen, Niederlande und sogar bis nach China gelangten die Werke der Kölner Sammlung. Zudem konnten wir auch die zwei Resti-tutionsfälle, die während der Recherchen auftauchten, schnell und unkompliziert klären – dies nicht zuletzt aufgrund unserer Erfahrung und Transparenz im Umgang mit Restitutionen.

Für das uns entgegengebrachte Vertrauen und die uns übertragene Verantwortung möchten ich mich hiermit nochmals herzlich bei allen Beteiligten bedanken. Die Ver-steigerung der Sammlung Waffenschmidt gehört mit Sicherheit zu den bedeutendsten Auktionen in der Geschichte VAN HAMs und wird in unserer Chronik einen besonde-ren Platz einnehmen.

Markus Eisenbeis

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Friedrich Wilhelm Waffenschmidt

Vielfalt ist wichtig – das war Friedrich Wil-helm „Fritz“ Waffenschmidt (1925 – 2017) schon früh bewusst. Als der Kölner Unter-nehmer und „Erfolgskaufmann“ 1961 den Elektronik-Markt „Saturn“ gründete, setzte er deshalb neben besonders niedri-gen Preisen auch auf eine breite Produkt-palette. Werbesprüche wie „die größte Schallplatten sammlung der Welt“ lockten zahlreiche Kunden in seine Geschäfte, die Einnahmen waren hoch. Schon bald investierte der Geschäftsmann öffentlich-keitswirksam in edle Pferde und den Kölner Basketballclub „BSC Saturn“. Unter dem gleichen Motto der Vielfalt stellte er auch seine weniger bekannte, umfangreiche Kunstsammlung zusammen, die mit hochkarätigen Arbeiten aus mehre-ren Jahrhunderten und vielfältigen Genres ausgestattet ist.Bei ihrer Zusammenstellung überließ Friedrich Waffenschmidt nichts dem Zufall: Orientiert an der legendären Sammlung des Kölner Automobilhaus-Geschäftsfüh-rers Walter Franz, dessen Kollektion von einem elaborierten Kunstsachverstand und feinsinniger Ästhetik geprägt war, trug der findige Unternehmer über die Jahre exqui-site Werke zusammen, die auch kunsthis-torisch von Bedeutung sind. Als 1984, zur 600. Auktion des Auktionshauses Lem-pertz, der größte Teil der Sammlung Walter Franz versteigert wurde, gingen einige qualitätvolle Exponate in das Eigentum Waffenschmidts über. Mit ihnen konnte „Fritz“ Waffenschmidt seinem Anspruch einer universellen Kunstkammer bald schon gerecht werden. Nicht umsonst zählen Malereien der Klassischen Moder-ne von Emil Nolde, Ernst Ludwig Kirchner, Hans Purrmann über Max Liebermann bis hin zu Lovis Corinth zu den Höhepunkten der „Sammlung Friedrich Wilhelm Waffenschmidt“.

Nun kommen ausgesuchte Arbeiten dieser exquisiten Kollektion unter den Hammer. Ob eine Skulptur des Ausnahme-Bildhau-ers Ernst Barlach, Arbeiten von Gustave Courbet und Carl Spitzweg oder eine epochale Silberhumpensammlung mit Arbeiten der Frührenaissance und des Barocks: In den Frühjahrsauktionen „Euro päisches Kunstgewerbe“, „Alte Kunst“, Asiatische Kunst“ und „Moder-ne“ finden sich wertvolle Sammlerstücke, die keine Wünsche offen lassen. Besonders beeindruckend ist die muse-ale Sammlung von Deckelhumpen und Pokalen mit 28 Arbeiten der Renaissance und des Frühbarocks. Die prächtigen Silberobjekte, teils von außergewöhnlicher Größe, sind meisterlich gearbeitet und kommen aus den bedeutendsten Silber-schmiedezentren wie Augsburg, Nürnberg oder Danzig.Besondere Aufmerksamkeit verlangt ein Stillleben von Emil Nolde mit einer lücken-losen Provenienz und ungewöhnlichen Motivwahl: Neben zwei Blumensträußen, die durch ihre leuchtenden Farben bezau-bern, lehnt eine afrikanische Yoruba- Reliefplastik. Es ist der Beleg einer ausge-prägten Leidenschaft für völkerkundliche Objekte, die in vielen Variationen und Farben in die Kunst des geniösen Malers einflossen. Nicht umsonst errang Nolde einen hohen Bekanntheitsgrad durch seine Südsee-Reisen, auf denen er seinen Stil um entscheidende Impulse erweiterte. Es mag kein Zufall sein, dass diese besonders kraftvollen Darstellungen der Natur in dieser Sammlung vertreten sind. Schließlich ergänzten und komplettierten sie die analytisch-technische Seite des Berufslebens Waffenschmidts im Privaten aufs Schönste.

Friedrich Wilhelm Waffenschmidt

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Sammlung Waffenschmidt in Berlin

Kunst & Auktionen4. Mai 2018

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„ Ich bin sehr froh, dass wir gemeinsam diese Restitution erreicht haben und weiß, wie die Familie David, Ihr Engagement sehr zu schätzen. Es war eine Freude, mit Ihnen zusammenzuarbeiten.“

Anne Webber, Commission for Looted Art in Europe,

zur Restitution des Gemäldes von Max Liebermann

„ Im Namen der Familie Matheus begrüße ich die sorgfältige Prüfung der Proveni-enzen der in Ihrem Haus eingelieferten Kunstwerke und Ihr Engagement eine fai-re und gerechte Lösung mit dem Nachlass Waffenschmidt zu erzielen.“

Dr. Imke Gielen, Kanzlei von Trott zu Solz Lammek,

zur Restitution des Gemäldes von Lovis Corinth

„ We do appreciate the extensive publicity that you gave the painting and we are all pleased to have our own copy of the auction catalogue which presents the pain-ting with so much interesting background information. Anne Webber has informed us of the generosity shown by Van Ham in waiving the firm’s usual fees. We do appreciate that and consider it fortunate that the painting was consigned for sale to your auction house.“

Dr. Rob David

Max Liebermann (oben)Lovis Corinth (unten)

Zwei auf einen Streich…

Van Ham initiiert Restitutionen aus der Sammlung Waffenschmidt

Bei der intensiven Recherche und Prüfung der Werke aus der Sammlung des Saturn-Gründers Friedrich Wilhelm Waffenschmidt konnte Van Ham zwei Restitutionsansprü-che aufdecken. Die beiden Werke „Gar-tenlokal an der Havel unter Bäumen“ von Max Liebermann und „Herbstblumen in Vase“ von Lovis Corinth gehörten einst jüdischen Familien, die im Dritten Reich drangsaliert, enteignet und ermordet wur-den. 1984 erwarb Friedrich Waffenschmidt beide Arbeiten gutgläubig bei der Verstei-gerung der Sammlung Walter Franz im Juni 1984 im Auktionshaus Lempertz in Köln. Nun wurde in beiden Fällen mit Hilfe von Van Ham eine einvernehmliche Einigung erreicht, so dass die Werke in der Auktion „Modern“ am 30. Mai 2018 zum Aufruf kommen können.Max Liebermanns „Gartenlokal“ stammt aus dem Besitz des Düsseldorfer Bankiers Dagobert David und seiner Frau Martha. Dagobert David kam am 21. April 1937 in Gestapo-Haft ums Leben. Anschlie-ßend beschlagnahmten die Nazis Martha Davids Vermögen. Mittellos gelang es ihr zunächst zu ihrem Bruder und dessen Fa-milie nach Berlin und anschließend nach Belgien zu flüchten. Sie beauftragte die Firma Schenker & Co mit dem Transport ihres Hab und Guts, darunter auch 20 Gemälde Alter Meister sowie des 19. und 20. Jahrhunderts. Nur 17 Werke kamen in Belgien an, so auch der Liebermann. Ohne Einkommen oder Erspartes war Martha

David gezwungen die Gemälde weit unter Wert zu veräußern, um ihr Überleben zu sichern. 1944 wurde sie in das SS-Sammel-lager Mecheln deportiert. Sie gehörte zu den wenigen Überlebenden und konnte nach Brüssel zurückkehren, wo sie ihr Sohn Felix, der bereits 1933 mit seinen beiden Geschwistern nach England emigriert war, nach dem Krieg fand und ebenfalls nach England holte. Auf ältere Forderungen auf Entschädigung für die unter Zwang ver-kauften Kunstwerke an das Entschädigungs- amt Berlin wurde nicht eingegangen, da die Werke nicht in Deutschland veräußert wurden. Nach Martha Davids Tod 1968 übernahm ihr Sohn Felix die Suche nach den verschollenen Werken; nach dessen Tod beauftragte die Familie David wiederum die Commission for Looted Art in Europe mit dieser Aufgabe. Das Gemälde Liebermanns befand sich bis Mitte der 1950er Jahre im Besitz von Hildebrand Gurlitt und galt seit der Lempertz-Auktion 1984 als verschollen. Erst durch die Recherchen fanden die Ex-perten von Van Ham Hinweise auf mögliche Restitutionsansprüche und initiierten die Restitutionsverhandlungen mit der Com-mission for Looted Art in Europe. Über die transparente Zusammenarbeit mit Markus Eisenbeis, Inhaber von Van Ham, der beide Restitutionen direkt zur Chefsache machte, sagt Anne Webber von der Commission for Looted Art in Europe: „Ich bin sehr froh, dass wir gemeinsam dieses Ergebnis erreicht haben und weiß, wie die Familie David, Ihr Engagement sehr zu schätzen. Es war eine Freude, mit Ihnen zusammenzuarbeiten.“Auch die Familie des Berliner Unterneh-

mers und Kunstsammlers Max Matheus wurde im Dritten Reich drangsaliert und Ihres Vermögens beraubt. Den drei Söhnen gelang die Flucht in die USA, während die Eltern Max und Hedwig Matheus nach Amsterdam emigrierten. In Holland wurde das Ehepaar jedoch verhaftet und am 26. März 1943 im Vernichtungslager Sobibor in Polen ermordet. Das restliche Vermögen sowie die Besitztümer, zu denen auch die umfangreiche Kunstsammlung zählte, eignete sich das Nazi-Regime an. Es ist anzunehmen, dass das Stillleben „Herbstblumen in Vase“ von Lovis Corinth in die Hände von Wolfgang Gurlitt fiel, da dieser beim ersten Auftauchen des Werkes nach dem Krieg als Provenienz im Katalog der Lempertz-Auktion am 3./4. Dezember 1964 aufgeführt wurde. Bei der „Walter Franz“-Auktion im Juni 1984 allerdings fehlte der Hinweis auf die Gurlitt Provenienz. Später wurde das Werk durch die Erben der Familie Matheus in die Lost Art Datenbank eingetragen, wodurch Van Ham auf die ungeklärten Besitzansprüche aufmerksam wurde. Hier trat Van Ham mit der Rechtsanwältin Dr. Imke Gielen (Kanz-lei von Trott zu Solz, Lammek, Berlin) und Vertreterin der Matheus-Erben, in Kontakt.xAuch hier nahm Van Ham die Vermittler-rolle zwischen beiden Parteien ein. Eine einvernehmliche Lösung war jeweils nur möglich, da alle Parteien – einschließlich Van Ham – bereit waren Zugeständnisse im Sinne der Sache zu machen. So dankt Van Ham allen Beteiligten, insbesondere auch dem Testamentsvollstrecker, für die sehr konstruktive Zusammenarbeit.

„ Van Ham has shown itself to be a model auction house with regard to its responsibi-lities to the heirs of our grandparents who owned this painting in the 1930s until forced to part with it because of Nazi persecution.“

Dr. Rob David

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Moderne Kunst

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Barlach, Ernst

(1870 Wedel – 1938 Rostock)

Der singende Mann. 1928. Bronze, mes-singfarben patiniert. 49 x 56 x 40,5cm. Signiert (geritzt) verso auf der Fußstütze: EBARLACH. Daneben Gießerstempel: H. NOACK BERLIN.

Wohl einer von 38 nicht nummerierten Bronze güssen nach 1938. Das Gipsmodell zu dieser Plastik schuf Barlach 1928 (WVZ. Laur, WVZ.-Nr. 431). Der Künstler skizzier-te die Figur des Sängers in den (Kohle-) Zeichnungen „Singender Mann“, 1912, „Entwurf für einen Kamin“, 1915, und „Singender Mann im Rund“, 1918, (WVZ. Laur/Wittboldt, Teil 1, WVZ.-Nrn: 1189, 1369 und 1588).

Provenienz:- Sammlung Walter Franz (bis 1984) - Kunsthaus Lempertz, Köln, 600. Auktion, 2. und 4. Juni 1984, Lot 241 (Aufkleber) - Sammlung Friedrich Wilhelm Waffen-schmidt, Köln

Ausstellungen:- Kölner Kunstverein 1964, Kat.-Nr. 8 mit Abb. (Aufkleber)

Literatur:- Laur, Elisabeth: Ernst Barlach – Werkver-zeichnis II, Das plastische Werk, Güstrow 2006, WVZ.-Nr. 432.2 mit s/w. Abb. (hier Maße leicht abweichend: 49,3 x 46,6 x 42,6cm)- Schult, Friedrich: Das plastische Werk, Hamburg 1960, WVZ.-Nr. 343 mit s/w Abb.

In seinen vielschichtigen, stillen und zu-gleich vitalen Skulpturen beschäftigt sich Ernst Barlach stets mit der menschlichen Figur. Sie ist ihm Ausdrucksträger für eine symbolhaft überhöhte Darstellung existen-zieller, oft leidvoller Gefühle und Zustände. Zu Beginn inspirieren ihn hierzu der Ju-gendstil und vor allem die Werke von Alfred Kubin und Edvard Munch. Doch während einer erlebnisvollen Reise durch Russland 1906 entdeckt er das Metaphysische und Geheimnisvolle im Alltäglichen für sich und wagt einen Neuanfang. „Form - bloß Form? Nein die unerhörte Erkenntnis ging mir auf, die lautete: Du darfst alles Deinige, das Äußerste, das Innerste, Gebärde der Frömmigkeit und Ungebärde der Wut, ohne Scheu wagen, für alles, heiße es höllisches Paradies oder paradiesische Hölle, gibt es einen Ausdruck.“ (Barlach 1927, in: Ein selbst erzähltes Leben, Kap. 15 – Ich finde freie Bahn).

So befreit er seine schlichten Gestalten von jeglichem individuellen Moment und aus dem gesellschaftlichen Kontext und verdich-tet sie zu einem allgemeingültigen Sinnbild für das menschliche Dasein. Dabei entwi-ckelt er einen neuartigen, ekstatisch-expres-siven Formenkanon, den er in den 1920er Jahren mildert und harmonisiert.Wie bei dem „singenden Mann“ verzichte-te Barlach stets auf überflüssige Details und beschränkt sich auf elementare Formen. In einer weitestgehend geschlossenen, raum-greifenden Dreieckskomposition stellt er die Gewandfigur da: leicht zurückgelehnt, das rechte Knie umfassend und das linke Bein angewinkelt abgelegt, sitzt der Jüngling auf dem Boden. Mit geschlossenen Augen und leicht geöffnetem Mund scheint er ganz auf sich selbst konzentriert, singend in sich lauschend. Auf eindrucksvolle Weise gibt Barlach hier dem Inbegriff von Kontempla-tion, von medialer Gestimmtheit und der Einsamkeit des sich versunken Menschen Ausdruck. Schon 1912 hat Barlach in einer Kohlzeichnung diesen Ausdruck des völ-ligen Gelöstseins eines Singenden festge-halten (vgl. WVZ. Probst, WVZ.-Nr. 1189). „Wenn der Künstler zeigt, wie mystisch alles ist, so ist das aussichtslos, es sagt dem Publikum bloß, daß es im Trüben verharren muß. Wenn der Künstler aber das Mysti-sche so sinnlich gestaltet, daß es vertraute Welt wird, so hat er erhoben: durch das Gewöhnliche zum Unendlichen. Und er hat gezeigt: sieh, die ganze Welt ist großartig, überall, der mystische Gehalt geht voll auf im Gewöhnlichen .“ (Barlach, ebenda, Kap. 2 - In einem Tagebuch 1906)

Barlach, der u.a. Bach, Beethoven und Schubert wie auch die Volksmusik schätzt, hat sich mehrfach gattungsübergreifend mit dem Thema Musik beschäftigt. „Der Sin-gende Mann“ gehört wohl zu den bekann-testen seiner Skulpturen.

Ergebnis: € 271.000

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Chagall, Marc

(1887 Witebsk – 1985 St. Paul de Vence)

Le chevalet aux fleurs. 1976. Farblithografie auf Velin. 57,3 x 38cm (75,5 x 55,5cm). Sig-niert und nummeriert. Ex. 49/50. Rahmen.

Blatt im Passepartoutausschnitt und in den Randbereichen leicht gebräunt. Farben in den roten und violetten Tönen leicht verblasst. Vereinzelte leichte Stockflecken. Bräunungsfleck in der unteren Blattkante. Leichte Knickspuren in linker unterer Ecke.

Provenienz:- Sammlung Friedrich Wilhelm Waffenschmidt, Köln

Literatur:- Sorlier, Charles: Chagall – Lithograph, Bd. V, 1974 – 1979, Monte Carlo 1984, WVZ.-Nr. 838

Ergebnis: € 9.000

Klimsch, Fritz(1870 Frankfurt a. M. – 1960 Saig)

Sturm. 1932. Bronze, dunkelbraun pati-niert. 76,5 x 38 x 43cm. Monogrammiert auf der linken Fußsohle: FK (ligiert). Sowie Gießerstempel H. NOACK BERLIN.

Provenienz:- Sammlung Friedrich Wilhelm Waffenschmidt, Köln

Literatur:- Braun, Hermann: Fritz Klimsch. Eine Dokumentation, Van Ham Art Publications, Köln 1991, WVZ.-Nr. 159- Braun, Hermann: Fritz Klimsch, Werke, Hannover 1980, Nr. 36

„Der „Sturm“ gehört – ebenso wie „Früh-ling“, „Sommertag“ und „In Wind und Sonne“ – zu jenen Bildwerken, die zwar in der Nuancierung von Empfindung und Ausdruck und entsprechend in der formalen Anlage von Geste und Gebärde ein weites Spektrum zeigen, gemeinsam ist ihnen aber der Anspruch, über das Gegenständliche hinaus die Beziehung des Menschen zur Natur in der unendlichen Vielfalt zeitlos, ja mit Symbolcharakter darzustellen“. (Braun 1991, S. 375).

Ergebnis: € 38.500

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Corinth, Lovis

(1858 Tapiau/Ostpreußen – 1925 Zandvoort)

Herbstblumen in Vase. 1924. Öl auf Holz. 56 x 48cm. Signiert und datiert oben rechts: Lovis Corinth 1924. Unter der Signatur kaum sichtbar eingeritzt: zum Geburtstag 4. September 1924 Lovis Corinth 1924. Modellrahmen.

Provenienz:- Max Mathéus, Berlin- Privatsammlung K., Hamburg- Wolfgang Gurlitt, Berlin- Kunsthaus Lempertz, Köln, 480. Auktion, 3.12.1964, Lot 114- Sammlung Walter Franz (bis 1984)- Kunsthaus Lempertz, Köln, 600. Auktion, 2. und 4.6.1984, Lot 233 (Aufkleber)- Sammlung Friedrich Wilhelm Waffen-

schmidt, Köln

Ausstellungen:- Nationalgalerie Berlin 1926, Nr. 404 (hier betitelt: Studentenblumen)- Kunsthalle Basel 1936, Nr. 73 (hier betitelt: Blumen in Vase)

Literatur:- Berend-Corinth, Charlotte: Lovis Corin-th – Die Gemälde, Werkverzeichnis, neu bearbeitet von Béatrice Hernad, München 1992 (2. Auflage.), WVZ.-Nr. 940, s/w Abb. S. 856 (Abb. hier an allen vier Kanten stark beschnitten)- Weltkunst, 1984/16, S. 2141 mit Farbabb.

Die Versteigerung erfolgt auf Grundlage ei-ner gütlichen Einigung mit den Erben nach Max Matheus.

„Ein Neues habe ich gefunden: Die wahre Kunst ist Unwirklichkeit üben. Das Höchs-te!“, schreibt Lovis Corinth kurz vor seinem Tod in das Tagebuch. (zit. nach Renate Hart-leb (Hrsg.): Lovis Corinth – Selbstbiografie, Leipzig 1993, S. 216). In seinem letzten Lebensabschnitt erreicht der Künstler den Höhepunkt seines Schaffens. Das exzessive Malen wird für ihn nun zur existenziellen Erfahrung, zum „Drama der Lebensbehaup-tung“. Wie zum Trotz gegen das von ihm empfundene Übel der Zeit und wider die eigene Endlichkeit aktiviert er noch einmal alle künstlerischen Kräfte und verwandelt im Ringen um die reine Malerei das Natur-vorbild in eine sinnliche „Unwirklichkeit“, um die vergehende Schönheit des Augen-blicks ins Bild zu bannen. Damit einher-gehend, wendet er sich von seinem ex-pressiven Impressionismus ab, hin zu einer expressionistischen Ausdrucksweise, die sich jeglicher Stilzuordnung verweigert.

Hierfür ist unser Gemälde „Herbstblumen in Vase“ ein eindrucksvolles Beispiel. Denn wie die Landschaftsbilder fertigt Corinth seine Stillleben „nur“ aus reiner Schaffensfreude an und muss sich dabei nicht wie bei Auf-tragsarbeiten nach Vorgegebenem richten: In einer spontanen und impulsiven Malwei-se führt er den Pinsel mal langgezogen, mal stoßend oder tupfend und hebt mittels des Ineinanderfließens der Farben – wodurch die Konturen unscharf bzw. aufgehoben werden – und der Verwendung eines brei-ten Pinsels die Tiefenwirkung auf. Typisch für seine letzten Bilder von 1923 bis 1925 ist auch, dass er die gesamte Komposition in einer Schräglage arrangiert, sodass alles aus den Fugen zu geraten scheint. Was Corinth uns auf diese Weise vor Au-gen führt ist kein stilles Leben, sind keine reglosen Dinge. Ganz im Gegenteil. Das eigentliche Thema des Stilllebens ist At-mosphäre, Farbigkeit und Licht. Losgelöst vom Bildgegenstand zeigt er uns allein mit virtuosem Duktus und vielfältigen leuchten-den Farbnuancen eine ungeheure Vitalität auf, deren Dynamik er durch die diagonalen Flächen zu steigern weiß. Diese Leben-digkeit ist jedoch nicht ungetrübt, denn Corinth stellt die Herbstblumen auf dem Höhe punkt ihrer Blüte dar, im Moment vor ihrem Vergehen. Hier greift er das traditio-nelle Motiv des „Memento mori“ auf, das viele Maler über die Jahrhunderte hinweg in ihren Blumenstill leben thematisieren.

Ergebnis: € 490.000

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Kirchner, Ernst Ludwig

(1880 Aschaffenburg – 1938 Frauenkirch/Davos)

Villen (Villas). 1916. Öl auf Leinwand. Doubliert. 46,5 x 38,5cm. Signiert unten rechts: E. L. Kirchner. Bezeichnet verso auf Keilrahmen: Ste... Nachlass E.L. Kirchner Be/Ab2. Modellrahmen.

Auf dem Keilrahmen befindet sich ein Auf-kleber vom Kunstkabinett R.N. Ketterer, Stuttgart, mit der eingetragenen Nr.: K255.

Wir danken Herrn Prof. Dr. Dr. Gerd Presler für die freundliche Unterstützung.

Provenienz:- Nachlass Ernst Ludwig Kirchner- Galerie R. N. Ketterer, Campione (1964)- Sotheby‘s New York, Auktion 14.05.1980 Lot 230- Sammlung Friedrich Wilhelm Waffen-schmidt, Köln

Ausstellungen:- Galerie R.N. Ketterer, Campione 1964, Kat.-Nr. 54 mit Farbtafel

Literatur:- Gordon, Donald E.: Ernst Ludwig Kirchner. Mit einem kritischen Katalog sämtlicher Gemälde, München 1968, WVZ.-Nr. 468 mit s/w Abb.- Album des Künstlers Nr. II, Ernst Ludwig Kirchner Archiv, Wichtrach, Foto Nr. 113 (unver öffentlicht)

Ernst Ludwig Kirchner musste Ende 1915 als Rekrut des Mansfelder Feldartillerie-Re-gimentes Nr. 75 „wegen Lungenaffektion und Schwäche“ beurlaubt werden. Sein Reitlehrer, der aus der Schweiz stammende Prof. Hans Fehr, Jurist, Freund von Emil Nolde und seit 1907 „Passiv-Mitglied“ der „KG Brücke“, setzte sich beim zuständigen Stabsarzt für ihn ein und erreichte, dass ihm ein mehrwöchiger Erholungsurlaub bewilligt wurde. Letztlich keine Lösung. Kirchner war zu krank, brauchte eine ärztliche Behand-lung: „Ich bin momentan vom Militär ent-lassen und will ein Sanatorium aufsuchen, ... Ich fühle mich halbtot von geistigen und körperlichen Qualen“, schrieb er an einen Freund. Sein Ziel: Das von Dr. Oscar Kohn-stamm geleitete Sanatorium in Königstein im Taunus. Schon bald konnte er melden: „Es stürmen oft in solcher Menge Bilder auf einen ein, dass man nicht weiss, was zuerst beginnen.“ Sein Zustand besserte sich. Die Erkrankungen traten zurück. Er arbeitete. Für ihn die beste Therapie; möglicherweise die einzige. Und dann entstanden in ra-scher Folge Zeichnungen, Gemälde, frisch, duftig wie Aquarelle. „Es sind die einzigen Ruhepunkte für einen Ruhelosen.“ Weiterer Ansporn: Im nahen Frankfurt/Main hatte der Sammler Dr. Carl Hagemann von dem, was gerade entstand, gehört und drängte, Bilder zu sehen – und zu kaufen. Kirchner reagierte, sagte zu: „Das Bild Bahnhof Königstein [Gordon 469] bekommen Sie natürlich gerne .. Ich freue mich, wenn diese letzten Dinge, die mit größter Kraftan-strengung gemacht sind, in guten Händen sind.“ Das Gemälde, für Jahrzehnte Teil der Sammlung Hagemann, überlebte die Zeit der „entarteten Kunst“. Bemerkenswert: Unmittelbar vor diesem Meisterwerk schuf Kirchner jenes Werk, das den Titel „Villen“ trägt. [Gordon 468]. Ein Kleinod: Die Tau-nuslandschaft erlebte der Künstler als freie Natur, geprägt von dichtem Hochwald und weiten Bergen, erfasst nicht in gleichmäßig strukturierten Flächen, sondern mit den schwingenden Bewegungen der Maler-hand. Inmitten „Villen“ in Königstein, die in Untersicht hoch aufragen und ein Moment von Beschütztsein und Sicherheit vermitteln. Ein Gemälde, das – mit verdünnten Malmit-teln gemalt; typisch für Kirchner – aus den Stärken der Zeichnung, aus der farblichen Brillanz des Aquarells lebt: Schnell, hell und heiter. (Gerd Presler)

Ergebnis: € 296.500

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Liebermann, Max(Berlin 1847 – 1935)

Gartenlokal an der Havel unter Bäumen. 1920 – 1922. Öl auf Leinwand. 54,5 x 75cm. Signiert unten rechts: M Liebermann. Modellrahmen.

Es liegt ein Fotozertifikat von Herrn Prof. Dr. Hans-Jürgen Imiela vom 7. Januar 1990 vor.

Provenienz:- Sammlung Dagobert und Martha David, Düsseldorf- Dr. Hildebrand Gurlitt, Düsseldorf- Sammlung Walter Franz (bis 1984)- Kunsthaus Lempertz, Köln, 600. Auktion, 2. und 4.6.1984, Lot 236- Sammlung Friedrich Wilhelm Waffenschmidt, Köln

Ausstellungen:- Landesgalerie Hannover/Kunstverein

Düsseldorf/Kunstverein Hannover 1954, Nr. 93 (Rest eines Aufklebers)

- Volkswagenwerk Wolfsburg 1956, Nr. 104 (Aufkleber)

Literatur:- Eberle, Matthias: Max Liebermann, 1847-1935 – Werkverzeichnis der Gemälde und Öl Studien, Bd. II 1900-1935, München 1996, WVZ.-Nr. 1921/36 mit s/w Abb. (mit dem Vermerk: Standort unbekannt)

Die Versteigerung erfolgt auf Grundlage einer gütlichen Einigung mit den Erben nach Dagobert und Martha David.

Auf der Suche nach einer grundlegenden Erneuerung der Kunst gelangt Max Lieber-mann über einen fast derben Realismus zur Freilichtmalerei und mit ihr zu einer impres-sionistischen Arbeitsweise. Diese muss er sich allerdings selbst erschließen. „Denn“, so gesteht er 1920 rückblickend, „der Künstler versteht nur das Kunstwerk, das er liebt, und er liebt nur das, was er versteht. Dieser Konflikt wirkt besonders schwer Werken gegenüber, deren Technik – wenn Technik die Kunst in der Kunst bedeutet – der seinigen nicht nur diametral entgegen-gesetzt erscheint, sondern die seinige zu vernichten gewillt ist, in deren Wesen sich aber trotzdem ernstes, künstlerisches Stre-ben dokumentiert.“ (Liebermann: Rede zur Eröffnung der Ausstellung der Akademie der Künste Berlin, Herbst 1920, zit. nach Günter Busch (Hrsg.): Max Liebermann – Die Phantasie in der Malerei. Schriften und Reden, Berlin 1983, S. 193).

So übernimmt er die neue Sichtweise der Impressionisten nicht unreflektiert, sondern bringt sie in Einklang mit seiner eigenen künstlerischen Entwicklung und erarbeitet sich eine im besonderen Maße von realisti-schen Elementen bestimmte Variante. Dabei gibt er im Gegensatz zu den Franzosen den flüchtigen visuellen Natureindruck nicht mit-tels winziger Pinselstriche wieder und löst die Modellierung von Figuren und Gegen-ständen wie auch die räumliche Staffelung und perspektivischen Verkürzungen nicht in flimmernden Flächenerscheinungen auf. Einhergehend mit der malerischen Ausein-andersetzung wendet sich Liebermann aber mit seinen Ansichten von Straßenzügen und Parkanlagen oder Szenen von Caféterrassen und Gartenlokalen den Sujets der Impres-sionisten zu – das pulsierende, moderne Leben in der Großstadt und die Vergnü-gungen des Bürgertums. Ab etwa 1880 widmet er sich immer wieder in Ölstudien und Gemälden besonders den beiden letzt-genannten Motiven. Ist er bei seinen frühen Biergarten-Szenen noch ganz den konkre-ten Zügen des Naturalismus verhaftet, so hat er sich bei unserem „Gartenlokal an der Havel unter Bäumen“ vollkommen von der realistischen Schärfe und der klaren Linien-führung der frühen Schaffensjahre gelöst. Mit Verve und leichtem Duktus schildert Liebermann hier das Gesehene und Erlebte ohne erzählerische Details hervorzuheben: Unter dichten Baumkronen sitzen die Gäste in geselligem Beisammensein an Tischen mit Blick auf eine der Havelbuchten; etwas aus der Bildmitte gerückt ist ein herbeieilender Kellner zu sehen. Während die einzelnen Besucher im Vordergrund noch schemen-haft erkennbar sind, verlieren sie sich zum Bildhintergrund hin in der unstrukturierten Menschenmenge. Liebermann hat die Kom-position ausgewogen aufgebaut, wobei er keine besonderen Akzente setzt. Die suggerierte Lebendigkeit erreicht er allein mittels des kräftigen hellen und dunklen Farbauftrages. Dabei lässt er das Licht als Gestaltungsmittel mitklingen und verleiht hiermit der Szenerie ihre heitere, sommerli-che Stimmung. Liebermann fasst das Licht jedoch nicht als Raumlicht auf – Helligkeit gewinnt er aus dem Kolorit selbst.

Unser Gemälde gehört zu der Bilderreihe mit Ausflugslokal-Motiven, die Max Lieber-mann ab 1910 – dem Jahr, in dem er seine neugebaute Villa am Wannsee bezieht -, rund um den Wannsee und die Havel fin-det. Das vorgefundene Licht wie auch der Ausblick auf das Wasser sind wohl wichtige Kriterien für seine Themenwahl.

Ergebnis: € 678.000

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Nolde, Emil(1867 Nolde – 1956 Seebüll)

Holzplastik und Blumen. 1928. Öl auf Holz. 88,5 x 73,5cm. Signiert unten rechts: Emil Nolde sowie bezeichnet verso: Emil Nolde: Holzplastik u. Blumen. Rahmen.

Rückseitig befinden sich Reste eines Aufkle-bers (vermutlich Spedition Gustav Knauer, Berlin).

Zu diesem Gemälde liegt ein Fotozertifikat von Herrn Prof. Dr. Martin Urban, Nolde Stiftung Seebüll, vom 1. Dezember 1987 vor.

Provenienz:- Alice Sauerlandt, Hamburg (Geschenk des Künstlers, 1947; handschriftlicher Vermerk)- Galerie Hermann Abels, Köln - Felix Peltzer, Stolberg (Stempel)- Kunsthaus Lempertz, Köln, 607. Auktion, 4. und 5. Juni 1985, Lot 665- Privatsammlung Westdeutschland (1985)- Sotheby‘s, London, Auktion 30. Juni 1987, Lot 59- Kunsthandlung Osper, Köln (1989)- Sammlung Friedrich Wilhelm Waffen-schmidt, Monte Carlo/Köln (seit 1989)

Ausstellungen:- Fyns Stiftsmuseum, Odense 1937- Hamburger Kunstverein 1947- Overbeck-Gesellschaft, Lübeck 1947- Volkswagenwerk, Wolfsburg 1956- Museum Verviers, 1958- Suermondt-Museum, Aachen 1959- Suermondt-Museum, Aachen 1962

Literatur:- Urban, Martin: Emil Nolde – Werkver-zeichnis der Gemälde, Zweiter Band, 1915 – 1951, München 1987, WVZ.-Nr. 1064- art. Das Kunstmagazin, Hamburg 1985, Nr. 5, S. 120 mit Farbabb.- Weltkunst, Band 55, Nr. 10, München 1985, S. 1469 mit Abb.

Die Holzplastik befand sich laut Werkver-zeichnis wahrscheinlich eine Zeitlang in Noldes Figurensammlung in Seebüll.

„Wie mag es kommen, daß wir Künstler so gern die primitiven Äußerungen der Naturvölker sehen? Unsere Zeit brachte es mit sich, daß für jedes Tongefäß oder Schmuckstück, für jeden Gebrauchsgegen-stand oder jedes Kleidungsstück zuerst der Riß auf Papier entstehen mußte. – Mit dem Material in der Hand, zwischen den Fingern, entstehen die Werke der Naturvölker. Das sich äußernde Wollen ist Lust und Liebe zum Bilden. Die absolute Ursprünglichkeit, der intensive, oft groteske Ausdruck von Kraft und Leben in allereinfachster Form, – das möge es sein, was uns Freude gibt.“ (Nolde 1912, zit. nach Donald E. Gordon: Deutscher Expressionismus, in William Ru-bin (Hrsg.): Primitivismus in der Kunst des zwanzigsten Jahrhunderts, München 1996 (3. Auflg.), S. 394)

Emil Nolde ist der letzte wichtige Expres-sionist, der sich mit der Kunst der „Pri-mitiven“ ernsthaft beschäftigt. Wie seine „Brücke“-Freunde Ernst Ludwig Kirchner und Max Pechstein ist er fasziniert von den außereuropäischen Artefakten, die er insbe-sondere 1911 im Berliner Völkerkunde-Mu-seum und dann 1913/14 als Teilnehmer der „Deutsch-Neuguinea-Expedition“ intensiv studiert. Nach dieser Reise, die ihn über Russland, China und Japan in die Südsee führte, sammelt er ca. 400 ethnologische Gegenstände (sie werden heute von der Nolde Stiftung verwahrt). Diese inspirieren ihn zu einer Reihe von einzigartigen Stillle-ben, bei denen er die fremden Objekte u.a. mit industriell gefertigten Dingen und mit Blumen spannungsvoll zusammenbringt. Zu der Gruppe gehört unser Gemälde „Holzplastik und Blumen“, das ein Relief der Yorubas – einem im Südwesten Nige-rias beheimateten Volksstamm – und zwei Vasen mit Sommerblumen zeigt. Seinem künstlerischen Prinzip einer subtilen Disso-nanz von Motiven und Farben folgend, lässt Nolde hier exotische Kultur auf vergängliche Natur treffen und stellt seine kraftvolle, expressive Farbgebung von überwiegend kühlen Blaunuancen den warmen Rot-, Orange- und Brauntönen kontrastreich ge-genüber. Anders als etwa Pechstein geht es Nolde bei der Darstellung nicht darum, eine romantische Vorstellung vom menschlichen Dasein im irdischen Paradies zu schildern. Vielmehr zeigt er das verbindende Moment einer unverfälschten und vitalen Ausdrucks-kraft einfachster, ursprünglicher Formen bei von Menschenhand und Natur geschaffe-nen Dingen auf. Auch kritische Gedanken mag Nolde in dieses Bild einfließen lassen. Denn ihm ist durchaus bewusst, dass mit der Koloniali-sierung die Kultur der Naturvölker zerstört wird. (siehe Nolde 1914, in Max Sauerlandt (Hrsg.): Emil Nolde – Briefe aus den Jahren 1894-1926, Hamburg 1967 (2. Auflg.), S. 98f.) Darauf könnten die verwelkte orange-ne Blüte am oberen rechten Bildrand deu-ten wie auch die beiden Figuren des Reliefs: Dicht an den linken Bildrand gerückt, scheint es, als wollten die Gestalten aus dem Bild „verschwinden“. Dieser Eindruck wird durch die angeschnittene rote Blüte unterstützt.

Ergebnis: € 553.000

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Nolde, Emil

(1867 Nolde – 1956 Seebüll)

Weiße Dahlien und Madonnenfigur. Um 1930 bis 1935. Aquarell auf leichtem Japan. 47,5 x 34,8cm. Signiert unten rechts: Nolde. Modellrahmen.

Das Werk ist in der Nolde-Stiftung Seebüll unter der Nummer 420 registriert. Es liegt eine Kopie der Fotoexpertise von Herrn Prof. Dr. Martin Urban vom 28. September 1982 vor. Wir danken der Nolde Stiftung für die freundliche Unterstützung.

Die Holzskulptur befand sich laut Expertise wahrscheinlich eine Zeitlang in Noldes Figurensammlung in Seebüll.

Provenienz:- Sammlung Friedrich Wilhelm Waffenschmidt, Köln

Ergebnis: € 58.000

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Purrmann, Hans(1880 Speyer – 1966 Basel)

Fruchtschale mit Ananas und Krug. 1950. Öl auf Leinwand. 60 x 73cm. Signiert unten rechts: H. Purrmann. Bezeichnet verso auf dem Keilrahmen: 1948 Montagnola. Modellrahmen.

Provenienz:- Galerie Prestel, Frankfurt a.M. (1962) - Privatsammlung - Galerie Heseler, München (1985)

Ausstellungen:- Galerie Rudolf Levy, Frankfurt a. M. 1962

Literatur:- Lenz, Christian/Billeter, Felix: Hans Purrmann. Die Gemälde II, 1935-1966, Werkverzeichnis, München 2004, WVZ.-Nr. 1950/33, Farbabb. (hier vermerkt: Standort unbekannt) Archiv-Nr. 612.

Hans Purrmann ist ein Einzelgänger unter den Malern der Klassischen Moderne in Deutschland. Denn anders als die Ex-pressionisten gilt sein Interesse nicht der Ausdrucksteigerung durch Vereinfachung der Komposition, durch Verzerren und Abstrahieren des Dargestellten. Ganz be-wusst bleibt er dem Gegenständlichen treu und sucht in der Arbeit vor dem Motiv, eine Harmonie parallel zur Natur zu schaffen.Nach seinem Studium in München u.a. bei Franz von Stuck zieht es Purrmann 1905 nach Paris, wo er sich bald der internatio-nalen Avantgarde anschließt.

Nachhaltig beeindruckt von der Malerei Paul Cézannes und Henri Matisse, mit dem ihn eine lange Freundschaft verbindet, findet er zu seiner ganz eigenen spiele-rischen Komposi tionsweise gepaart mit heiteren Farben und einer Leichtigkeit der Bildthemen. Dabei entwickelt er ein beson-deres Gespür für koloristische Feinheiten, ausgewogene Kontraste und Atmosphäre, die sein Werk von nun an prägen.

Dies gilt insbesondere für seine lichtdurch-fluteten Landschaften und Stillleben. Im Tessiner Montagnola, das ihm ab 1944 eine neue Heimat ist, widmet Purrmann dem Blumenstillleben größere Aufmerksamkeit. Vor allem in den 1950er Jahren malt er mehrere Variationen eines ähnlichen Arran-gements. Zu einer solchen Bildgruppe ge-hört auch das Stillleben „Fruchtschale mit Ananas und Krug“. 1950 hält der Künstler in vier Gemälden dieselbe Kombination von blauer Fruchtschale und Krug sowie Glasva-se auf einer braunen, blankpolierten Tisch-platte fest, wobei er die Anzahl und Art der Blumen wie auch den Blickwinkel variiert (WVZ.-Nr. 1950/31-1950/34). Bei unserem Gemälde entscheidet er sich zudem nicht nur für ein kleineres Format, sondern auch für eine seitliche Aufsicht. Außerdem wählt er einen ganz nahen Bildausschnitt, wodurch die Tischkanten nicht mehr sichtbar sind und so ein nahezu unbestimmbarer Raum entsteht. Diesen Eindruck verstärkt er durch die wenige Schattengebung und die Darstellung von teilweise starken Spiegelungen, sodass man meinen könnte, die Gegenstände scheinen zu schweben. Darüber hinaus verzichtet Purrmann in unserer Version auf die Wie-dergabe der grünlichen Wandverkleidung im rechten Bildbereich und beschränkt den Blumenstrauß auf rote und gelbe Rosen, deren Farbtöne mit denen des Vorhanges korrespondieren. Dergestalt erzeugt er eine noch intensivere Atmosphäre, die einem Kammerspiel gleicht. Dabei erreicht er hier, anders als bei den anderen Arbeiten, die Dynamik nicht so sehr mittels Farbkont-rasten, sondern durch das Bildgefüge: die aufeinander zustrebenden Diagonalen der Plattenkanten und die dazu schräg gestell-te Schale; die etwas aufgeblähte Partie des Vorhanges, die sich dem bauchigen Krug entgegenstellt; und nicht zuletzt das bewegte florale Muster des Vorhanges. Kompositorischen Halt geben die senkrecht stehenden Gegenstände (Krug und Vase) wie auch der Wandstreifen am rechten Rand. So kann von einem stillen Leben nicht die Rede sein. Etwas Geheimnisvolles geht von diesem Bild aus, dem wir uns kaum entziehen können.

Ergebnis: € 77.500

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Alte Kunst

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Courbet, Gustave(1819 Ornans – 1877 La Tour de Peitz)

Waldbach. Öl auf Leinwand. Doubliert. 50 x 61cm. Signiert unten links: G. Courbet. Rahmen.

Rückseitig:Auf dem Keilrahmen Klebeetikett der Münchener Galerie Heinemann mit Nummer 10376.

Provenienz:- Sammlung Walter Franz, Köln, bis 1984;- Sonderauktion Sammlung Walter Franz, Lempertz Juni 1984 (hier mit Verweis, dass es in den dritten Band des Werkverzeichnis-ses von Jean Jacques Fernier aufgenommen wird);- Sammlung Friedrich Wilhelm Waffenschmidt, Köln.

Ergebnis: € 135.500

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Spitzweg, Carl

(München 1808 – 1885)

Die Scharwache. Öl auf Leinwand. Wohl doubliert. 54 x 31,5cm. Signiert mit Künst-lersignum unten links: S im Rhombus. Rahmen. Gutachten:Detlef Rosenberger, Oberostendorf, 28.3.2018. Literatur:- Boetticher, Friedrich von: Malerwerke des 19. Jahrhunderts, Band II, S. 789, Nr. 107;- Roennefahrt, Günther: Carl Spitzweg. Werkverzeichnis, München 1960, S. 214, Nr. 760;- Ausst. Kat. Haus der Kunst München 1985/1986, S. 371, Abb. 696, Text S. 496;- Wichmann, Siegfried: Carl Spitzweg. Kunst, Kosten und Konflikte, Frankfurt am Main/Berlin 1991, S. 282f. (mit Abb.);- Wichmann, Siegfried: Carl Spitzweg. Ver-zeichnis der Werke: Gemälde und Aquarel-le, Stuttgart 2002, S. 572, Nr. 1585.

Ausstellungen:Haus der Kunst München, Carl Spitzweg und die französischen Zeichner, 23.11.1985 - 2.2.1986.

Provenienz:- Sammlung Walter Franz, Köln, bis 1984;- Sonderauktion Sammlung Walter Franz, Lempertz Juni 1984;- Sammlung Friedrich Wilhelm Waffenschmidt, Köln.

„Drei Kriege und deren Auswirkungen hat Spitzweg bewusst miterlebt: Bonapartes Untergang, den Angriff der Preußen auf Bayern, 1866 im Deutschen Krieg, und schließlich die Niederlage Frankreichs 1870/71 im deutsch-französischen Krieg. Dabei ist wichtig, dass nicht allein die krie-gerischen Auseinandersetzungen den Maler beeindruckten, sondern es war wohl der lange andauernde bewaffnete Friede der ihn stets neue Motive zum obengenannten Thema finden ließ. Auch die Scharwache bedeutet in des Ma-lers Werk eine indirekte Zeitkritik, denn die Revolutionswellen des Jahrhunderts hatten den Maler zu verschiedenen und auch schriftlichen Stellungnahmen veranlasst. Die allgemeine Landesbewaffnung war am schlechtesten beim Bürgermilitär. Sie sollte die innere Sicherheit des Landes gewährleis-ten. Jedoch der Eifer für die Volksbewaff-nung erlahmte allmählich im Ablauf der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts. Die Staffage wird in dem Gemälde der Scharwache kleiner. Spitzweg interessiert sich für die bildhafte Darstellung des Um-gebungsraumes, wobei die Stadtlandschaft im Mittelpunkt stand. Der Maler wird ein Schilderer der tonig-farbigen Nachtbilder, in

denen das Sichtbare nur ein Hinweis auf ein nicht mehr Sichtbares ist. So wird die Staf-fage in diesen Nachtbildern zur Interpre-tation des Bildgedankens. Das Nachtlicht, künstlich erzeugt durch den Glühstrumpf der Gaslaterne, hatte in den Bildern des Münchner Malers längst eine Art Zei-chensprache erzeugt. Es ist der ‚schaurige Schein‘ im nächtlichen Leben der Städte. Das Nachtlicht in den Bildern von Spitzweg sollte der ihm umgebenden Welt einen ähn-lichen, differenzierten Glanz verleihen, wie das ‚neu entdeckte‘ französische Freilicht im hellsten Schein des Tages. Spitzweg bemüht sich daher um eine Dämpfung des Grellen und eine Erhellung des Finsteren. Wir er-kennen deutlich, dass dieses Nachtlicht die Aufstockung der Architekturteile, die Anei-nanderreihung von Pfeilern, Geländern, La-ternen, Fenstergesimsen und Erkern bringt. Die Entfaltung der der Raumweite geschah nicht nur in die Tiefe, sondern auch in die Höhe. Sie wird in diesen Bildern wie auf der Bühne provoziert. Spitzweg führt Regie in seinen Nachtbildern. Der Detailrealismus übernimmt wesentliche Aufgaben. Die Vielzahl der Dinge müssen nacheinander durch den Betrachter abgelesen werden. Das dunkle Türkisblau des aufleuchtenden Nachthimmels wird durch blitzende Sterne gegliedert. […] Der Mensch als Gegenspie-ler der Natur ist nochmals verklärt durch die Interpretation der Staffage. Die Örtlichkeit ist der letzte Rest von Wirklichkeit, der von der Vergangenheit noch übriggeblieben ist, und die Nacht erinnert an den vergangenen Tag. […] Interessant ist, dass das Thema von der Frühzeit bis hinein in die Spätzeit durch-gehalten wurde.“ (Wichmann, Siegfried: „Die Schwarwache – ein nächtliches Thema“, In: Wichmann, Siegfried: Carl Spitzweg. Kunst, Kosten und Konflikte, Frankfurt am Main/Berlin 1991, S. 260).

Ergebnis: € 110.000

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Achenbach, Oswald

(Düsseldorf 1827 – 1905)

Malerin unter Zypressen im Park der Villa d‘Este bei Rom. Öl auf Leinwand. Doubliert. 91 x 81cm. Signiert und datiert unten rechts: Osw. Achenbach 1883. Rahmen.

Provenienz:Sammlung Friedrich Wilhelm Waffenschmidt, Köln.

Ein Spätsommertag in Italien. Ein warmes Licht liegt über der Landschaft, die in Braun- und Dunkelgrüntönen gehalten ist. Die Sonne trifft den Weg, der sich von der vorderen linken Bildecke schräg in den Raum schiebt, erst im Mittelgrund voll. Der Vordergrund ist verschattet. Aber dort, wo neben dem Himmel die hellste Stelle des Bil-des liegt, dort spielt sich eine reizvolle kleine Szene ab: Eine Malerin sitzt auf dem Weg im Schutz eines weißen Sonnenschirms und zeichnet, wobei ihr zwei Damen und ein Herr interessiert über die Schulter schauen.Die Szene ist so weit entfernt, dass die Personen nicht im Detail dargestellt und nicht genau zu erkennen sind, zumal sie dem Betrachter den Rücken zuwenden. Besonders reizvoll scheint die kleine, von der Sonne angestrahlte Gruppe im Kontrast mit den mächtigen, alten und dunklen Zyp-ressen am Wegesrand. Sie dominieren das Bild, stoßen bis an den oberen Bildrand und verstellen den Ausblick in die Ferne.Oswald Achenbach liebte Italien. Hier hatte der Rheinländer schon in jungen Jahren seine künstlerische Heimat gefunden und er avancierte zu „dem“ Italienmaler der Düs-seldorfer Malerschule in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts. Sieben Reisen, meist in Gesellschaft von Malerkollegen oder mit seiner Familie sind belegt. Achenbach malte vor Ort und schickte die fertigen Bilder in die Heimat.

Die Eindrücke und Motive, die er von diesen Reisen mitbrachte, bildeten aber auch ein unerschöpfliches Repertoire, aus dem er im kühlen Rheinland schöpfen konnte. Eine Ita-lienlandschaft von Oswald Achenbach war ein Prestigeobjekt des gehobenen Salons nördlich der Alpen. Die Kunsthändler zogen diese Motive allen anderen von Oswald Achenbach vor. Die Nachfrage war enorm.Ein Ort, den Oswald Achenbach auf seinen Reisen immer wieder aufsuchte und von dem es unterschiedliche Ansichten gibt, war der Park der Villa d‘Este in Tivoli bei Rom. Speziell eine Blickachse des Parks scheint es dem Maler angetan zu haben, denn min-destens drei Variationen dieses Blicks sind erhalten (vgl. Kat. Lempertz, Auktion 909, 2007, Lot 1479, datiert 1875 sowie Landes-museum für Kunst- und Kulturgeschichte, Oldenburg, datiert 1897).Das hier angebotene Gemälde scheint keine typische Schauseite der Villa d‘Este zu zeigen. Doch täuscht dieser Eindruck: Es handelt sich um einen Hauptweg der Renaissanceanlage, die jedoch jahrzehn-telang vernachlässigt wurde. Erst seit den 50er Jahren des 19. Jahrhunderts wurden Villa und Park durch den späteren Kardinal Prinz zu Hohenlohe-Schillingsfürst vor dem Verfall gerettet und saniert.Der Kirchenbau, der in der Ferne oberhalb der Personengruppe zu erkennen ist, ist identifizierbar: es handelt sich um „San Pietro alla Carità“, woraus sich die gesam-te, von Achenbach exakt wiedergegebene Topographie erschließen lässt.Parallel zum Weg verläuft linker Hand der von einer Sphinx-Skulptur bewachte Ab-gang zur „Fontana dei Draghi“. Rechter Hand über dem Weg erhebt sich eine von Balustern begrenzte Ecke einer Terasse (dieses Element fehlt in den beiden Varian-ten des Motivs). Entlang des Weges, hinter einer Mauer, stehen abwechselnd steinerne Obelisken und stilisierte Lilien, wie sie im Wappen der Familie d‘Este vorkommen. Sie bilden heute die Allee der hundert Brunnen. Das Gemälde zeigt uns einen speziellen Ort, der im 16. Jahrhundert erdacht und angelegt, vor etwa 150 Jahren von Oswald Achenbach gemalt wurde und bis heute besucht werden kann. Und die Begeiste-rung für diese Szenerie teilte Achenbach, wie man sieht, auch mit der Künstlerkolle-gin im Bild.

Ergebnis: € 19.500

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Bruyn, Johannes Cornelis de(vor 1763 Holland – nach 1828)

Großes Blumenstillleben. Aquarell /Gouache auf Papier. Kaschiert.57 x 40,5cm. Signiert unten rechts: J.C. de Bruyn (...). Rahmen.

Provenienz:Sammlung Friedrich Wilhelm Waffenschmidt, Köln.

Ergebnis: € 1.000

Bauerle, Karl Wilhelm(1831 Endersbach – 1912 Aichelberg)

Zwei Kinder. Öl auf Leinwand. Doubliert.80 x 69cm. Signiert und datiert unten links: C. Bauerle / 73. Rahmen.

Provenienz:Sammlung Friedrich Wilhelm Waffenschmidt, Köln.

Ergebnis: € 2.800

Mühlig, Hugo

(1854 Dresden – 1929 Düsseldorf)

Schäfer mit seiner Herde in weiter Land-schaft bei Willingshausen. Öl auf Leinwand. Doubliert. 67 x 101cm. Signiert unten rechts: Hugo Mühlig. Rahmen.

Literatur:Vgl.: Baeumerth, Angelika/Körs, Wilhelm: Hugo Mühlig 1854-1929. Leben und Werk, Düsseldorf 1997. Hier unter den WVZ.-Nrn. 280 und 612 zwei weitere Versionen der Ansichten auf der Schwalm bei Willings-hausen.

Provenienz:Sammlung Friedrich Wilhelm Waffenschmidt, Köln.

Ergebnis: € 15.500

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Ronner-Knip, Henriette

(1821 Amsterdam – 1909 Brüssel)

Hundemutter mit zwei Welpen. Öl auf Holz. 25 x 21cm. Signiert unten rechts: Henriette Ronner. Rahmen.

Provenienz:Sammlung Friedrich Wilhelm Waffenschmidt, Köln.

Ergebnis: € 5.500

Flämischer Meister

um 1500

Kreuzabnahme. Öltempera auf Holz. 50 x 36cm. Rahmen.

Provenienz:Sammlung Friedrich Wilhelm Waffenschmidt, Köln.

Ergebnis: € 13.000

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Asiatische Kunst

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RARE LARGE CLOISONNÉ PANEL WITH THE HUNDRED ANTIQUTIES. SELTENES GROSSES GERAHMTES CLOISONNÉ-PANEEL MIT DEN HUNDERT ANTIQUITÄTEN. China. Qing dynasty. 2nd half 18th c. Cloisonné on copper, strips gilt. Fitting frame from gilt bronze with ruyi heads. In the center a large gu vase with peonies, magnolia and cherries besides a penjing with prunus, camellia and nandina berries. To the right a pile of books and scrolls, a censer with a box and a vase with tools for handling the incense. The balanced composition, the masterful depiction and the fine detail show that this is a work from an atelier working for higher standing customers. Panel size 57 x 49cm, with frame 66 x 63.5cm. Condition B. Two blemishes. Provenance: -Collection Sammlung Friedrich Wilhelm Waffenschmidt, Cologne. Literature: -H. Brinker and A. Lutz: Chinesisches Cloisonné; Die Sammlung Pierre Uldry. Zurich 1985. No. 307, 308. Ergebnis: € 19.500

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TACHI WITH PAULOWNIA MON (KIRI).TACHI MIT PAULOWNIA-WAPPEN (KIRI MON). Japan. Edo period (1603-1868). Itame masame hada (wood grain and straight grain mixed). Suguha hamon. Komaru bôshi. Tanago nakago with kurijiri. Yasurime: probably katesagari. High shinogi (0.6 cm). Mounted with golden san go san maru kiri mon and maru gohei on nanako ground. Tsuba: Kurikomi mokkogata. Tsuka over white kinran silk and a threefold maru gohei menuki. Saya with nashiji-bottom and five iroe maru gohei mon with seven shite at each. Nagasa 70cm, 86.8cm, length 98cm. Sign.: Sôshûjû Hirotsugu (Five Kanji). Condition A/B. Provenance: -Collection Friedrich Wilhelm Waffenschmidt, Cologne. Ergebnis: € 10.500

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SHITOGI TACHI WITH FIVE EMBLEMS OF THE TOKUGAWA FAMILY.SHITOGI TACHI MIT FÜNF WAPPEN DER TOKUGAWA-FAMILIE. Japan. Tachi probably late 17th c. Mounting Meiji period. Hada polished. Narrow suguha hamon with toran wave of nioi and nie. Komaru bôshi. Futsu nakago with haagari and two menuki ana. Yasurime: Sujikai (file mark slightly down). Parallel shinogi (0.6cm). Nagasa with two Bonji (sa ma) and redai opposite kurikara engraving. Brass mounting with floral engravings. Shitogi tsuba. Tsuka with a large kashira phoenix, dragon menuki plugs over same-fond. Saya with nashiji-fond and five iroe maru mitsuba aoi mon of the Tokugawa family. Ashi kanamono with colored leather (broken). Nagasa 69.2cm, 87cm, length 106cm. Sign.: Kobayashi no kami Kuniteru (of Ôsaka). Condition A/B. Provenance: -Collection Friedrich Wilhelm Waffenschmidt, Cologne. Ergebnis: € 7.700

DAISHÔ WITH MINAMOTO NO YOSHITSUNE EXECUTING HIS FAMOUS EIGHT BOAT LEAP.DAISHÔ MIT MINAMOTO NO YOSHITSUNE BEIM ACHT-BOOTE-SPRUNG. Japan. Edo period (1603-1868) or earlier. Dai: Itame masame hada. Notare hamon. Komaru sagari bôshi. Tanago nakago mit kurijiri. Yasurime: Maybe katesagari. High shinogi (0,7cm). Shô: Itame masame hada. Large midare hamon. Bôshi not clear, tanago nakago with kurijiri. Yasurime: Katesagari. High shinogi (0,7cm). Signature: Bishû Osa...(six kanji). Mounting: En suite with scenes from the battle at Dan no ura. Minamoto no Yoshitsue executing his famous eight boat leap, escaping the clutches of Noritsune. Takabori details in akagane, shakudô, gold and silver on nanako fond. Tsuba: Naga marugata. Kogai (9.6cm). Tsuka with same-background and ebi menuki. Saya: Nashiji-Grund. Dai: nagasa 67.3cm, 81.3cm, length 99.4cm; shô: nagasa 47.1cm, 62cm, length 71cm. Condition A/B. Provenance: -Collection Friedrich Wilhelm Waffenschmidt, Cologne. Ergebnis: € 9.000

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IMPORTANT KINKOZAN VASE WITH LADIES IN THE GARDEN.BEDEUTENDE KINKOZAN-VASE MIT DAMEN IM GARTEN. Japan. Meiji period. Around 1900.

Satsuma stoneware with crackled, transparent glaze over the cream-colored body, finely and highly detailed painted with enamel colors and gold. Some areas with night blue glaze. Painted in band-shaped reserves from top to bottom. On the neck: hibiscus flowers and grass orchids, on the shoulder: chrysanthemums, morning glories, peonies, irises, lilies and carnations. On the body a part in openwork with large and small butterflies, beneath a narrow border with a fine checkerboard pattern. A wider part with young ladies in an autumnal garden looking at blooming chrysanthemums and red maple leaves. In the background a wide lake landscape. Kanze waves with carnations and chrysanthemums with spirals on the foot. Height 32cm. On the base seal of Kinkozan. Condition C. Restored at the lip.

Provenance: -Collection Friedrich Wilhelm Waffenschmidt, Cologne. Ergebnis: € 7.000

TANTÔ WITH FÛDÔMYÔÔ AND WATERFALL.TANTÔ MIT FÛDÔMYÔÔ UND WASSERFALL. Japan. Edo period (1603-1868). Itame masame hada (woodgrain and straight grain mix). Suguha hamon (straight). Tanago (fishbelly) haagari nakago; midare file marks. Two mekugi ana. Saya: Fûdômyôô and waterfall in iroe kinji hiramakie on fundame background. Details in iroe kinji with gold and mother-of-pearl okibirame. Handle with baleen. Menuki en suite, pair of Dôji. Kozuka, kojiri, kurikata and fuchi kashira in silver with cloud motive. Nagasa 24.1cm, 33.9cm, length 39,8cm. Sign.: Genji...tsukuru (four kanji). Condition A/B. Provenance: -Collection Friedrich Wilhelm Waffenschmidt, Cologne. Ergebnis: € 14.000

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IMPRESSIVE OKIMONO OF A HANAYOME BRIDE. BEEINDRUCKENDES OKIMONO EINER HANAYOME-BRAUT. Japan. Meiji period. Ca. 1900. Carved from a large piece of ivory and with fine details. Standing in the typical three-layered furisode kimono with long sleeves, decorated with chrysanthemums, pines, bamboo and clouds with shibori patterns. The wide obi belt is folded on her back in a shallow butterfly knot with a hôô bird as pattern. The sleeves each with a family crest. In the bosom of the kimono she has put a pocket with paper napkins, in her hands she holds demurely a folding fan with a tassel. Between the three padded hems the tip of her foot is visible in tabi socks. Her hair is artfully pinned up, tied with a paper tape and additionally adorned with a comb and a decorated kogai decorated with chrysanthemum. Over her forehead she wears a tsunokakushi-cloth, literally a ‘horn concealer’, which is secured with a butterfly pin at the back. This textile is meant to hide the horns of jealousy, which can already occur at the wedding. Height 43cm. Sign.: …Yoshihiro and kakihan, signed underneath. Condition B. Smaller parts restored. Provenance: -Collection Friedrich Wilhelm Waffenschmidt, Cologne. Ergebnis: € 23.000

RARE AND IMPRESSIVE OKIMONO OF AN ARHAT ON DRAGON. SELTENES UND BEEINDRUCKENDES OKIMONO EINES ARHAT AUF DRACHEN. Japan. Meiji period. Ca. 1900. From one large piece of ivory, carved extremely fine and detailed. Small natural channel closed beneath the plinth. The Arhat shown as an old man with curly hair and beard, looking down at the dragon, on whose body he is supported between high spray-waves. He is clad in a wide robe with swinging sleeves and wears elaborate, delicate pearl jewelry on his chest and hip. In his right hand he holds a pagoda with a tiny representation of Amida raigo - Buddha Amitabha accompanied by two Bodhisattva traveling on clouds. In this okimono the attributes of two Arhat are present - the dragon of Hantaka (Panthaka) and the pagoda of Ragora (Rahula). Unique is the depiction of Amida raigo inside the pagoda. The pearl jewelry, as well as the spray-wave, his face and the dragon as well as the stupa and the depiction inside are carved with meticulous details and extremely lifelike. A masterpiece not only in regards of the design, but also concerning the handwork. Height 46cm. Sign.: Ôno Hakujitsu, signed and with seal on the back of the plinth. Condition B. Restored. Supplement: Matching wooden base. Provenance: -Collection Friedrich Wilhelm Waffenschmidt, Cologne. Ergebnis: € 51.500

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Europäisches Kunstgewerbe

dem Schild der Deckelbekrönung verweist auf den Hoch- und Deutschmeister Hein-rich von Bobenhausen aus Mergentheim, welcher dieses Amt von 1572 bis 1590 inne hatte. Die Gravur zeigt allerdings nicht sein Wappen als Hochmeister des Deutschen Ordens, sondern beschränkt sich auf das Wappentier der Freiherren von Bobenhau-sen, den Fuchs mit Gans im Maul. Seine Amtszeit war geprägt von größeren Konflik-ten mit Kaiser Maximilian II. in deren Folge ihm ab 1585 ein Koadjutor zur Seite gestellt und er dadurch praktisch entmachtet wur-de. 1590 erfolgte dann sein endgültiger, erzwungener Rücktritt und er zog sich nach Wissembourg im Elsass zurück. Im Jahre 1595 verstarb er. Sein Koadjutor und auch Amtsnachfolger war kein Geringerer als Erzherzog Maximilian III. von Österreich, dessen Hochmeisterwappen zusammen mit dem Sterbejahr seines Vorgängers und damit dem Jahr seiner endgültigen Amts-übernahme auf der Innenseite des Deckels angebracht wurde. Der Schatz des Deutschen Ordens birgt noch heute einen beeindruckenden Will-komm aus dem Besitz Heinrich von Boben-hausens. Das Gefäß ist in Form seines Wappentiers gearbeitet, einem vollplastisch gearbeiteten Fuchs mit einer Gans im Maul. Er stammt aus der Hand des Nürnberger Silberschmieds Paulus Tullner und wird um 1565 datiert (Beuing, 2015, S.132, Kat.-Nr.99). Da die Meister des Deutschen Ordens das Recht besaßen den Nachlass verstorbener Ordensmitglieder einzubehal-ten, wurde auch dieser Willkomm Teil des Ordensschatzes wie aus einem Inventar von 1606 hervorgeht. Dies mag vermutlich auch für den hier vorliegenden Deckelpokal gegolten haben, da sich nur so die Existenz beider Wappen und der Jahreszahl 1595 erklären würde. Der Hochmeister Erzherzog Maximilian III. selbst trug zu der wohl um-fangreichsten Vermehrung des Schatzes bei. Sein Testament von 1598 zugunsten des Ordens wurde zwar nach seinem Tode im Jahre 1618 von seinem Bruder Kaiser Mat-thias angefochten, letztendlich aber doch anerkannt (ebd. S.13). Auch wenn die Sammlung der Schatzkam-mer des Deutschen Ordens im Laufe der Jahrhunderte eine wechselhafte Geschichte erfuhr und vor allem im Zuge der Kriege des 17. und 18. Jahrhunderts zahlreiche Ver-luste erlitt, ist ihr heutiger Umfang und ihre Qualität ein beeindruckendes Zeugnis der Geschichte des Ordens, seiner Hochmeister und Ordensritter.

Ergebnis: € 55.500

MUSEALER DECKELPOKAL MIT HOCHMEISTERWAPPEN ERZHERZOG MAXIMILIAN III. MUSEUM-QUALITY SILVER CUP AND COVER WITH THE COAT OF ARMS OF THE GRAND MASTER ARCHDUKE MAXIMILIAN III.Wohl Deutschland oder Österreich-Ungarn. Auf Plakette datiert 1595.

Silber, vergoldet. Auf Rundfuß mit profi-liertem Rand und bauchig erhöhter Mitte kurzer Schaft mit kräftigem Nodus. Darauf Widderköpfe im Wechsel mit Fruchtrelief. Hohe, leicht konische Becherkuppa mit Rollwerkdekor. In jeweils drei hochovalen Medaillons Einhorn, Reh bzw. Bär vor weiten Landschaftshintergründen. In den Zwischenfeldern hohe Blumengestecke in Amphorenvasen, sehr fein ziseliert und auf punziertem Grund. Der leicht gewölb-te Stülpdeckel ebenfalls mit Rollwerk, lagernden Putten und Fruchtrelief. Die Mitte podestartig erhöht mit Schildhalter in Rüstung. Auf dem Schild das Wappen der Freiherren von Bobenhausen. Auf der Innenseite des Deckels runde Plakette montiert mit großer Gravur des Hoch-meisterwappens Erzherzog Maximilians III. und Datierung 1595. Entlang des Randes Um schrift:‘MAXIMIL·DG·ARCHID·AVST·MAG·PRVSS·ATMINIST·ET· ORD·TEVTO·MAGIS·D·D‘. Ca. 546g. Höhe 35cm.

Auf Fußrand gemarkt: Wohl BZ mit G und MZ mit G(...) in geschwunge-nem Schild, beides weitgehend ver-schlagen. Lemberger Repunzierung 1806-07 für steuerpflichtige, gestem-pelte Arbeiten und österreichisch-un-garische Befreiungsstempel für ältere Silberarbeiten 1809/10 (Tardy S.65 u.

74). Zustand A/B.

Provenienz: Sammlung Friedrich Wilhelm Waffenschmidt, Köln. Literatur: Beuing, Raphael: Die Schatzkammer des Deutschen Ordens. Quellen und Studien zur Geschichte des Deutschen Ordens, Bd.70, Weimar 2015. Der hier vorliegende Deckelpokal ist nicht nur aufgrund seiner meisterlichen Qualität bemerkenswert, sondern auch im Hinblick auf den historischen Zusammenhang der beiden gravierten Wappen, welche sich auf ihm befinden. Die Wappengravur auf

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GROßER VERMEIL DECKELPOKALMIT RELIEFDEKOR. LARGE VERMEIL CUP AND COVER WITH DECORATIONS IN RELIEF.Emden. 1603. Juryen van Ham.

Silber, vergoldet. Mehrfach eingezoge-ner Rundfuß mit bauchig erhöhter Mitte, darauf Schaft in Form einer Vase mit drei kleinen, maskaronverzierten Spangen. Die hohe Kuppa mittig zylindrisch geschnürt. Auf dem gebauchten unteren und oberen Bereich reliefierte Ornamentbänder mit Beschlagwerkfeldern, darin im Wechsel Cherubköpfe bzw. Schalen mit Früchten und Blumen. Die geschnürte Mitte passend dekoriert hier aber umlaufend Fruchtgebin-de. Flach gewölbter Stülpdeckel mit breitem Rand und entsprechendem Dekor. Große Figur eines Schildhalters im Harnisch als Bekrönung auf der sockelförmigen Mitte. Ca. 594g. Höhe 38cm.

Dreifach gemarkt: BZ Emden mit C für 1603 (Scheffler, Niedersachsen Nr.592), MZ Juryen van Ham (Meister 1597-1616, ebd. Nr.599). Zustand A/B.

Provenienz:Sammlung Friedrich Wilhelm Waffenschmidt, Köln.

Aus dem überlieferten Werk des Silber-schmieds ist ein weiterer Deckelpokal bekannt, verwahrt im Rathaus zu Emden.

Ergebnis: € 62.000

GROßER VERMEIL HUMPEN MIT MONATSDARSTELLUNGEN. LARGE VERMEIL TANKARD WITH DEPICTIONS OF THE MONTHS.Augsburg. 1614. Paul Hübner.

Silber, vergoldet. Auf gewölbtem Standring Dekorfries mit Früchten zwischen Delphi-nen und Wasserschlangen. Darauf leicht konischer Korpus mit Schweifwerk, Frucht-bündeln und Adlern auf punziertem Grund. Dazwischen drei hochovale Kartuschen, oben von Groteskenmaskarons gehalten mit großfigurigen weiblichen Akten als Allego-rien. Von links nach rechts eine junge Frau unter Apfelbaum, mit einem Fruchtkorb zu ihren Füßen, in der Mittelkartusche eine junge Frau als Rückenakt mit Kornähren in ihrem Arm und schließlich in der drit-ten Kartusche eine Frau mit Weinlaub als Haarschmuck und einem Weinkelch sowie einer Kanne in Händen. Auf dem Scharnier-deckel wieder entsprechendes Schweifwerk,

Vögel und Früchte, sowie kleinen Kartu-schen mit Landschaftsansichten. Der Knauf in Form des Heiligen Georgs gegen den Drachen kämpfend und die Daumenruh in Volutenform mit Perlzier. Großer C-Henkel mit Gravurdekor und Wappenschild als unteren Abschluß. Ca. 810g. Höhe 25,5cm.Auf dem Boden gemarkt: BZ Augsburg 1614-1616 (Seling Nr.220), MZ Paul(us) Hübner (tätig 1583-1614, ebd. Nr.982). Pariser Einfuhrstempel (Rosenberg Nrn.6614, 6616). Zustand B. Knauf restauriert.

Provenienz: Sammlung Friedrich Wilhelm Waffenschmidt, Köln. Literatur: - Seling, Helmut: Die Kunst der Augsburger Goldschmiede, München 1980. Siehe für die Tazzen Bd.I, S.253 und Bd.II, Abb.185ff. - Weber, Ingrid: Bildvorlagen für Silberreliefs an Arbeiten von Paul Hübner und Kornelius Erb, heute im Palazzo Pitti und im Britischen Museum, in: Mitteilungen des Kunsthisto-rischen Instituts in Florenz, Bd.14, H.III, Juni 1970, S.323-368.

Der bedeutende Augsburger Silberschmied Paul Hübner ist vor allem für seine berühm-ten Serien von Kredenzen, heute im Palazzo Pitti in Florenz und dem British Museum in London, bekannt. Die Bildprogramme auf diesen Kredenzen umfassen Monatsdarstel-lungen, Allegorien der Tugenden und der Elemente sowie alttestamentarische Szenen.Wie Ingrid Weber in ihrem Artikel nachge-wiesen hat, verwendete Hübner als Vorlage für seine Monatsdarstellungen die Kupfer-stichfolge der Monate von Adriaen Collaert nach Hans Bol (Weber, 1970, S.332ff.). Er setzte sie allerdings nicht sklavisch eins zu eins um, sondern veränderte und ergänzte sie, indem er Motive von Stichen aus ande-rer Hand mit der Hauptvorlage verschmolz. Dieser freie Umgang ermutigt nun, die drei weiblichen Akte auf dem hier vorliegenden Vermeil Humpen ebenfalls als Darstellungen von Monaten zu interpretieren. Folgt man der Kupferstichfolge der Monate, welche eine dem jeweiligen Monat entsprechende Erntetätigkeit vor weiten Landschaften zeigt, so wäre die Darstellung mit weibli-chem Akt unter Apfelbaum demnach der Monat September, der Rückenakt mit Ähren vor Kornfeld der Monat August und die Darstellung mit Kelch und Weinfass der Oktober.

Ergebnis: € 42.500

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AKELEIPOKAL. SILVER COLUMBINE CUP. Nürnberg. Um 1600. Franz Doth.

Silber, mit Innen- und Teilvergoldung. Auf rundem, leicht gewölbtem Fuß mit hoch gezogener Mitte, zwei Reihen versetzter, tropfenförmiger Buckel. Über ziseliertem Kreuselwerk kleiner Balusterschaft, darauf leicht geschnürte Kuppa mit feinem Dekor aus Blüten und Schwüngen auf punzier-tem Grund zwischen zwei Buckelreihen. Der Stülpdeckel mit auskragendem Rand entsprechend gestaltet und mit hoher Blütenbekrönung. Höhe 31,5cm.

Ohne BZ, MZ auf der Kuppa Franz Doth (tätig 1592 – 1619 (?), GNM Nr.168b). Zustand A/B.

Provenienz:Sammlung Friedrich Wilhelm Waffenschmidt, Köln.

Weitere Werke des Silberschmieds befin-den sich in wichtigen Sammlungen wie der Eremitage in St. Petersburg, der Rüst-kammer des Kreml oder dem Museum für Angewandte Kunst in Wien.

Ergebnis: € 18.000

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KLEINER VERMEIL HUMPEN. SAMLL VERMEIL TANKARD.Nürnberg. 1634-1636. Jeremias Frencking.

Silber, vergoldet. Auf profiliertem, leicht gewölbtem Standring mit Zungenfries sechsfach gekanteter Korpus mit tropfen-förmigen Buckeln. Diese mit groteskem Knorpelwerk dekoriert.Der scharnierte Deckel entsprechend gestaltet und mit kleinem Kreiselknauf sowie einer Dau-menrast in Form eines Meerweibchens. Ca. 306g. Höhe 13,5cm.

Auf dem Boden: BZ Nürnberg 1630-1636 (GNM Nr.14), auf Boden und Deckel: MZ Jeremias Frencking (tätig 1634-1657, ebd. Nr.246). Zustand A/B.

Provenienz:Sammlung Friedrich Wilhelm Waffenschmidt, Köln.

Ergebnis: € 9.000

VERMEIL HUMPEN MIT FEINEM RELIEFDEKOR. VERMEIL TANKARD WITH DECORATIONS IN RELIEF.Wohl Süddeutschland.Ende 16. Jh.

Silber, vergoldet. Auf profiliertem, leicht ausgestelltem und gewölbtem Standring mit Blattfries Korpus mit konischer Wan-dung. Darauf feines Dekor mit Roll- und Beschlagwerk. In drei Kartuschen Stadt-ansichten mit jeweils einem springenden Einhorn, Jagdhund bzw. Hirsch im Vorder-grund. Zwischen den Kartuschen große Fruchtgehänge, alles auf dicht punziertem Untergrund. Der Scharnierdeckel mit ab-geflachter Oberseite entsprechend deko-riert, von kleinem Löwen als Schildhalter bekrönt und mit figürlicher Daumenrast. Der Henkel mit Karyatide. Ca. 534g. Höhe 17cm.

In späterer Zeit mit ungedeuteten Marken versehen: Marke auf Fußrand weitgehend verschlagen, auf dem Boden A und Blume. Deckel und Korpus mit österreichischer Repunzierung 1806-07 für steuerpflichtige Arbeiten (Tardy S.74). Zustand B.

Provenienz:Sammlung Friedrich Wilhelm Waffenschmidt, Köln.

Ergebnis: € 9.700

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PRÄCHTIGER VERMEIL HUMPEN MIT DARSTELLUNGEN VON TUGENDEN. SPLENDID VERMEIL TANKARD WITH DEPICTIONS OF THE VIRTUES.Nürnberg. 1612-1626. Heinrich Mack.

Silber, vergoldet. Auf profiliertem und gebauchtem Standring mit Zungende-kor oktogonal gekanteter Korpus mit übereinanderstehenden, bombierten Zwickelfeldern. Im Wechsel mit Ornament bzw. mit Fruchtdekor. Dazwischen hochovale Kartuschen mit fein geätzten Darstellungen der Tugenden mit ihren Attributen und Bezeichnungen: ‹Fortitudo›, ‹Temperantia›, ‹Fides›, ‹Spes›, ‹Charitas›, ‹Patientia›, ‹Prudentia›, ‹Iustitia›. Der scharnierte Deckel entsprechend gearbeitet und mit hohem, spangenartigem Knauf und gegabelter Daumenrast mit Cherub. Der geschwungene Henkel mit Karyatide. Auf der Innenseite eingeschraubte Plakette mit Doppelwappen und Jahreszahl 1669. Ca. 668g. Höhe 19cm.

Auf Boden: BZ Nürnberg 1609-1629 (GNM Nr.13), auf Boden und Deckel: MZ Heinrich Mack (tätig 1612-1626, ebd. Nr.545). Zustand A/B.

Provenienz:Sammlung Friedrich Wilhelm Waffenschmidt, Köln.

Die Medaillonkartuschen zeigen die vier Kardinaltugenden sowie die drei theolo-gischen Tugenden. Mit ‚Patientia‘ wurde noch eine der himmlischen Tugenden mit hinzugenommen.

Das vermutlich bekannteste Werk Heinrich Macks befindet sich in der Sammlung des Grünen Gewölbes in Dresden. Der hier verwahrte Globuspokal aus dem Jahre 1617, zeigt die vollplastisch gearbeitete Figur des Herkules mit einer großen Himmelskugel auf dem Rücken. Die auf den Globus gravierten Sternbilder schuf der Ätzmaler und Graveur Johann Hauer (1586-1660).

Ergebnis: € 49.000

ELFENBEINHUMPEN MIT DARSTELLUNG DER LEBENSALTER ALS BACCHANAL. SILVER AND IVORY TANKARD WITH REPRESANTATIONS OF THE AGES AS BACCHANAL.Nürnberg. 1685/86-88. Hans Nicolaus Müllner.

Silber, vergoldet und Elfenbein, ge-schnitzt. Auf gewölbtem Standring mit ausgestelltem Rand und Akanthusranken der Korpus aus reich beschnitzter Elfen-beinummantelung über Silberkern. Das umlaufende Dekor in Flach- und teils na-hezu vollplastischem Hochrelief zeigt von links nach rechts ein Paar, welches nach und nach alternd und mit verschiedenen Attributen, die Lebensalter durchschreitet. Mittig und unter dem Henkel Putten mit Weintrauben und Weinfass dargestellt. Der Deckel mit Frucht- und Blattrelief entlang des gewölbten Randes. Der Knauf in Form eines kleinen Putto mit Füllhorn aus Elfenbein gearbeitet. Ca. 1130g (inkl. Elfenbein). Höhe 23cm.

Alle Teile gemarkt: BZ Nürnberg 1685/86-1689 (GNM Nr.27), BZ Hans Nicolaus Müllner (tätig 1644-1688, ebd. Nr.599). Österreichische Repunzierungen und Befreiungsstempel (Tardy S.65, 74). Zustand B/C.

Provenienz:Sammlung Friedrich Wilhelm Waffenschmidt, Köln.

Aus dem Werk Müllners sind unter anderem ein prächtiger Tafelaufsatz in Form eines steigenden Pferdes mit Amor bekannt, verwahrt in der Rüstkammer des Kremlmuseum in Moskau oder der Pokal der Zeugmeister, in der Sammlung des Germanischen Nationalmuseums Nürnberg aus dem Jahre 1681.

Ergebnis: € 28.500

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DECKELHUMPEN MIT GRAVIERTEN KOSTÜMFIGUREN. SILVER TANKARD WITH COVER AND ENGRAVED COSTUMED FIGURES.Hamburg. 1635-1662. Claus Sülßen II.

Silber mit Teilvergoldung. Auf rundem, mehrfach eingezogenem Standring mit starker Wölbung, schlanker zylindrischer Korpus. Auf der Wandung in drei hoch-ovalen Kartuschen, sehr fein gravierte Darstellung einer Dame, eines edlen Herrn und eines jungen Mannes jeweils großfi-gurig vor fernen Landschaftskulissen ste-hend. In den schmalen Zwischenfeldern graviertes Knorpelwerk mit Maskarons. Auf dem Scharnierdeckel mit flacher Oberseite ein vergoldeter ‚Wahrheitsta-ler‘ Herzog Heinrich Julius von Braun-schweig-Lüneburg aus dem Jahre 1597 eingelassen. Gegabelte Daumenruh und großer C-Henkel mit Schildabschluss. Ca. 920g. Höhe 20cm.

Auf der Bodenunterseite gemarkt: BZ Hamburg 1635-1662 (Schliemann Nr.32), MZ Claus Sülßen II (tätig 1613-1662, ebd. Nr.148). Zustand B.

Provenienz:Sammlung Friedrich Wilhelm Waffenschmidt, Köln.

Literatur:- Hollstein, Friedrich Wilhelm Heinrich, u.a.: Dutch and Flemish etchings, engra-vings and woodcuts: ca. 1450 – 1700, Amsterdam [u.a.] 1949 -.- Schliemmann, Erich: Die Goldschmiede Hamburgs, Hamburg 1985, 3 Bde.

Die gravierten Kostümfiguren auf dem hier vorliegenden Humpen stellen eine ganz typische Dekorform Hamburger Silber-schmiedearbeiten dar. So finden sich bei Schliemmann weitere Beispiele, wie ein Stangenbecher von Claus Sülßen selbst (Bd.3, S.134) oder zwei Humpen von Peter Helle (Bd.3, S.121) und Hermann Lam-brecht (Bd.3, S.120). Vorlage für diese Figuren in Kostümen ihrer Zeit waren meist Kupferstiche oder Radie-rungen. Im Falle der Darstellung des älte-ren Edelmanns auf dem hier vorliegenden Humpen könnte es eine Radierung von Salomon Savery nach Pieter Jansz. Quast (1605-1647) gewesen sein (Hollstein, Dutch and Flemish, XXIV.26.52). Auch für den oben erwähnten Humpen von Hermann Lambrecht aus den Jahren 1670-75 kann dies angenommen werden, da Darstellungen von zwei Kavalieren sowie die Rückenansicht einer Dame eindeutig auf diese Radierungen zurückzuführen sind (Hollstein, Dutch and Flemish, XXIV.26.52, XXIV.27.56, XXIV.27.58).

Ergebnis: € 10.500

HUMPEN MIT ALTTESTAMENTARISCHEN SZENEN. SILVER TANKARD WITH SCENES FROM THE OLD TESTAMENT.Danzig. 1681-1700. Christian Pichgiel I.

Silber mit Innen- und Teilvergoldung. Auf gewölbtem Standring mit ausgestelltem Rand und Lorbeerzier, zylindrische Wan-dung mit umlaufender Landschaft und zwei alttestamentarischen Reliefdarstel-lungen. Auf der Seite links des Henkels dramatische Szene ‚Samson im Kampf mit dem Löwen‘ (Ri 14,6), auf der gegenüber-liegenden Seite die Kundschafter ‚Josua und Kaleb die große Traube tragend‘ (Mose 4,13 und 14). Mittig auf der Wan-dung zwei große, gekreuzte Baumstämme das Andreaskreuz bildend. Scharnierde-ckel ebenfalls mit Lorbeerdekor und oben abgeflacht. Als Knauf ein vollplastisch gearbeiteter Schwan mit beweglichem Ring im Schnabel. Gegabelte Daumenruh und kräftiger J-Henkel. Ca. 980g. Höhe 22cm.

Zweifach gemarkt: BZ Danzig ca. 1670-1700 (Czihak, Westpreussen Nr.5), MZ Christian Pichgiel I (tätig 1681-1700, ebd. Nr.383). Zustand B.

Provenienz:Sammlung Friedrich Wilhelm Waffenschmidt, Köln.

Literatur:Frackowska, Anna: Gdansk Silver Tankards of the 17th and 18th centuries – Typology, Styles, Iconography, Warschau 2013. Ein Humpen Christian Pichgiels mit gleicher Darstellung aufgeführt und abgebildet S.362, XXV/9.

Ergebnis: € 18.000

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PRUNKVOLLER ELFENBEINHUMPEN MIT SCHLACHTENDARSTELLUNG. SPLENDID SILVER IVORY TANKARD WITH BATTLE SCENE.Augsburg. 1669-1673. Hans Jakob Mair.

Silber, vergoldet. Elfenbein beschnitzt. Ovaler, gewölbter Standring mit relie-ferten Kriegstrophäen auf punziertem Grund. Darüber der große Elfenbeinman-tel mit kunstvoll geschnitztem Schlach-tengetümmel in Hoch- und Flachrelief. In dichter Staffelung Krieger in antikisieren-den Rüstungen zu Pferde und zu Fuß in dramatischen Kampfszenen. Die Pferde teilweise gestürzt und ihre Reiter unter sich begrabend. Die Muskulatur und Gesichtszüge der Kämpfenden wie auch die Verzierungen der Rüstungen bis ins kleinste Detail ausgearbeitet. Dargestellt ist vermutlich eine Episode aus den Krie-gen Alexanders des Großen. Den oberen Abschluss bildet ein gewölbter, breiter Lippenrand mit Akanthuszier. Der Schar-nierdeckel ebenfalls mit Kriegstrophäen und Akanthus geschmücktem Kugelknauf sowie gegabelter Daumenruh. Bewegter C-Schwünge-Henkel mit Herme in Elfen-bein. Ca. 2830g (inkl. Elfenbein). Höhe 31,5cm.

Vierfach gemarkt: BZ Augsburg 1669-1673 (Seling Nr.730), MZ Hans Jakob Mair (tätig 1667-1719, ebd. Nr.1657). Zustand B. Elfenbein mit leichten Trockenrissen.

Provenienz:Sammlung Friedrich Wilhelm Waffenschmidt, Köln.

Literatur:Möller, Karin Annette: Elfenbein – Kunst-werke des Barock, Bestandskatalog Staat-liches Museum Schwerin, Berlin 2000. Ein Elfenbeinhumpen mit einer Vermeilfas-sung Mairs beschrieben und abgebildet S.64, Kat-Nr.19.

Ergebnis: € 38.500

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MONUMENTALER BAROCK ELFENBEINHUMPEN MIT ANTIKISIERENDER SCHLACHT. MONUMENTAL SILVER BAROQUE IVORY TANKARD WITH ANTIQUE-LIKE BATTLE.Augsburg. 1626-1630. Matthäus Pregel.

Silber mit Teilvergoldung. Elfenbein. Ova-ler, gewölbter Standring mit relieferten und punzierten Blumen. Darüber der außergewöhnlich große Elfenbeinmantel mit virtuos geschnitzter Schlachtendar-stellung. In dichtem, umlaufenden Relief Krieger in antikisierenden Rüstungen auf ihren Pferden in wildem Schlachten-getümmel. Manche Partien nahezu voll-rund ausgearbeitet. Den oberen Abschluss bildet ein in Silber gearbeitetes Lorbeer-band. Der Scharnierdeckel mit auskragen-dem, leicht gewelltem Rand, Blumen- und Früchterelief sowie Kugelknauf. Der große geschwungene Henkel mit Akanthus- und Perlzier. Ca. 3060g (inkl. Elfenbein). Höhe 31,5cm.

Zweifach gemarkt: BZ Augsburg 1626-1630 (Seling Nr.360), MZ Matthäus Pregel (tätig 1609-1635, ebd. Nr.1229). Zustand B. Elfenbein mit Trocknungs-rissen.

Provenienz:Sammlung Friedrich Wilhelm Waffenschmidt, Köln.

Der hier verwendeten Elefantenstoßzahn stellt aufgrund seiner schieren Größe für die Zeit der Herstellung des Humpens einen außergewöhnlich hohen Wert dar. Die ausgesprochen kunstfertige Bearbei-tung des Elfenbeins mit hoher Tiefenwir-kung und perspektivischer Darstellung der Pferde und Krieger macht ihn zu einem Gesamtkunstwerk außerordentlicher Qualität.

Ergebnis: € 57.000

BAROCK DECKELHUMPEN MIT PUTTENREIGEN. SILVER BAROQUE TANKARD WITH COVER AND PUTTO ROUNDELAY.Hamburg. 1642-1658. Hanß Lambrecht III.

Silber mit Innen- und Teilvergoldung. Auf hohem Standring kräftig reliefiertes und fein punziertes Dekorband mit Knorpel- und Ohrmuschelwerk. Auf dem Außen-mantel der zylindrischen Wandung stark ausgetriebenes, expressives Relief mit bewegtem Puttenreigen vor Landschafts-kulisse. Scharnierdeckel mit zu Standring passendem Dekor und mittig montierter Reliefplakette mit zwei Amoretten sowie gegabelter Daumenruh. Der große Henkel mit Knorpelwerk und zwei kleinen Tierköpfen. Ca. 1600g. Höhe 23,5cm.

BZ Hamburg 1642-1658 (Schliemann Nr.33), MZ Hanß Lambrecht III (tätig 1630-1670, ebd. Nr.168). Zustand A/B.

Provenienz:Sammlung Friedrich Wilhelm Waffenschmidt, Köln.

Literatur:Schliemman, Erich: Die Goldschmiede Hamburgs, Hamburg 1985, 3 Bde.

Der hier vorliegende Humpen kann mit seinem kräftigen Hocherelief zu einem bestimmten Typus von Arbeiten Hambur-ger Silberschmiede gezählt werden. Die teils nahezu vollplastisch ausgearbeiteten Reliefpartien finden sich so auch beispiels-weise auf Werken Gregorius Lambrechts (1634-72, Schliemann S.36), Johann Brockmer (um 1660, ebd. S.124) und Johachim Henrich Gablers (um 1690, ebd. S.126).

Ergebnis: € 24.500

GROßER DECKELHUMPEN MIT ANTIKISIERENDER JAGDSZENERIE. LARGE SILVER TANKARD WITH COVER AND ANTIQUE-LIKE HUNTING SCENES.Danzig. 1670-1700. Andreas Mackensen I.

Silber mit Teilvergoldung. Gewölbter Stan-dring mit Trophäen und Büstenmedaillons. Darauf doppelwandiger Korpus mit um-laufender Jagdszenerie auf dem Mantel. In erhabenem Relief vor Waldkulisse Jagdgruppe in antikisierenden Rüstungen zu Fuß und zu Pferde, im Vordergrund ein bereits erlegter Hirsch und ein Löwe. Auf der linken Seite ein Reiter einem flie-henden Hirschen nachsetzend. Der Schar-nierdeckel mit abgeflachter Oberseite mit passendem Trophäendekor. Der Knauf in Form einer großen, vollplastischen Figur der Göttin Minerva mit ihren Attributen Helm, Schild und Eule gearbeitet. Kräftiger und schwerer J-Henkel. Ca. 1860g. Höhe 25,5cm.

Dreifach gemarkt: BZ Danzig 1670-1700 (Czihak, Westpreussen Nr.5), MZ Andreas Mackensen I (ab 1643 Meister in Danzig, davor Hofgoldschmied in Krakau, ebd. Nr.337b). Zustand B. Deckeloberseite leicht gedellt.

Provenienz:Sammlung Friedrich Wilhelm Waffenschmidt, Köln.

Ergebnis: € 55.500

GROßER MÜNZHUMPEN. LARGE SILVER COIN TANKARD.Danzig. 1676-1700. Benedict Clausen.

Silber mit Innen- und Teilvergoldung. Gewölbter Standring mit umlaufendem Flechtband und Blüten. Darauf breiter zylindrischer Korpus mit insgesamt 18 großen, eingelassenen Silbermün-zen auf drei Registern, eine weitere im Boden. Es wurden vorwiegend Taler mit Wildem Mann des Herzogtums Braun-schweig-Wolfenbüttel mit Jahreszahlen zwischen 1602 und 1639 verwendet, ein-mal Taler Braunschweig-Lüneburg mit Jahr 1662. Dazwischen dichtes Reliefornament mit Blättern und Blüten-Nuppen sowie entlang des oberen Randes sechs, stark plastisch gearbeitete, Männerköpfe. Der Scharnierdeckel ebenfalls mit Flechtband und Blütendekor entlang des gewölbten Randes gearbeitet. Auf der flachen Ober-seite Speciedaler König Friedrich III. von Dänemark und Norwegen eingelassen. Gegabelte Daumenruh und kräftiger J-Henkel. Ca. 1690g. Höhe 21cm.

Dreimal BZ Danzig ca. 1670-1700 (Czihak, Westpreussen Nr.5), zweimal MZ Benedict Clausen (tätig 1676-1709, ebd. Nr.374). Zustand A/B.

Provenienz:Sammlung Friedrich Wilhelm Waffenschmidt, Köln.

Literatur:Frackowska, Anna: Gdansk Silver Tankards of the 17th and 18th centuries – Typology, Styles, Iconography, Warschau 2013. Zwei vergleichbare Münzhumpen Bene-dict Clausens aufgeführt und abgebildet S.347, XX/18 und XX/19.

Ergebnis: € 58.000

HUMPEN MIT REICHEM BLUMENDEKOR. LARGE TANKARD WITH RICH FLOWER DECOR.Hamburg. 1691-1697. Hanß Heinrich von Dort.

Silber mit Innen- und Teilvergoldung. Auf drei von Vogelklauen gehaltenen Kugel-füßen zylindrischer Korpus. Auf der Wan-dung umlaufend große getriebene und fein ziselierte Barockblumen. Der Scharnierdeckel mit überstehendem, leicht gewelltem Rand und passendem Blumenrelief. Die Daumenruh in Form eines Granatapfels gestaltet und der große Henkel in C-Form. Ca. 1000g. Höhe 19,5cm.

Auf der Bodenunterseite gemarkt: BZ Hamburg mit E 1691-1697 (Schlie-mann Nr.47) MZ Hanß Heinrich von Dort (tätig 1689-1737, ebd. Nr.304). Zustand A/B.

Provenienz:Sammlung Friedrich Wilhelm Waffenschmidt, Köln.

Ergebnis: € 5.500

DECKELHUMPEN MIT ALLEGORIEN DER VIER JAHRESZEITEN. SILVER TANKARD WITH COVER AND ALLEGORY OF THE FOUR SEASONS.Augsburg. Um 1661. Elias Schifflen I.

Silber mit Teilvergoldung. Auf hohem, leicht gekehlten Stand mit Blattrelief, doppelwandiger, zylindrischer Korpus. Der Mantel mit plastisch reliefierten Darstel-lungen der vier Jahreszeiten. Rechts des Henkels beginnend mit einem Putto ein großes Füllhorn haltend und mit Ähren-krone als Sommer, dann ein Flöte spie-lender Putto als Frühling, gefolgt von der Darstellung des Winters mit kleinem Feu-erbecken und endend mit der Darstellung des Herbstes in Form eines kleinen Bac-chanten auf einem Weinfass. Der gewölb-te Scharnierdeckel mit breitem, gewelltem Rand und Tulpendekor, kreiselförmigem Knauf sowie gegabelter Daumenrast. Großer Ohrhenkel mit Facettenzier.Ca. 1280g. Höhe 23,5cm.

Vierfach gemarkt: BZ Augsburg 1657-1661 (Seling Nr.620), MZ Elias Schifflen I (tätig vor 1665-1684, ebd. Nr.1667). Zustand B.

Provenienz:Sammlung Friedrich Wilhelm Waffenschmidt, Köln.

Literatur:Seling, Helmut: Die Kunst der Augsbur-ger Goldschmiede 1529-1869, München 1980, Bd. II. Zum Typus des Humpens mit Darstellung der vier Jahreszeiten siehe Nr.427.

Ergebnis: € 9.700

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MONUMENTALER MÜNZHUMPEN. MONUMENTAL SILVER COIN TANKARD.Berlin. In Inschrift datiert 1702. Joachim Ast d.J.

Silber mit Innen- und Teilvergoldung. Gewölbter Standring mit 14 eingelasse-nen 3/4 Talern, darüber breiter, zylindri-scher Korpus, mit 27 großen Talern Braun-schweig-Lüneburg aus der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts auf drei Registern und dazwischen 18 kleine 1/6 Taler. Die Zwischenräume mit Blattrelief gefüllt. Der Scharnierdeckel entsprechend gestaltet mit gewölbtem Rand und abgeflach-ter Oberseite. Hier eine große Medaille Braunschweig-Lüneburg mit Jahr 1670 eingelassen, ebenso im Boden des Hum-pens mit Jahr 1655. Große Daumenruh in Form einer Kugel mit Rillendekor

und kräftiger C-Henkel mit Abschluss in Schildform. Auf dem Boden feine Besitzergravur ‚Asmus Ehrenreich von Bredo + Catharina Maria von Briesten + Ano: 1702‘. Ca. 2640g. Höhe 27cm.

Auf der Bodenunterseite gemarkt: BZ Ber-lin leicht verschlagen (Scheffler, Berlin vgl. Nr.4), MZ Joachim Ast d. J. (tätig 1693-1732, ebd. Nr.223). Zustand B.

Provenienz: Sammlung Friedrich Wilhelm Waffenschmidt, Köln.

Der auf diesem Humpen genannte Asmus Ehrenreich von Bredow der Ältere (1646-1705), Herr auf Senzke, entstammte einem mittelmärkischen Adelsgeschlecht. Sein Sohn Asmus Ehrenreich von Bredow der Jüngere (1693-1756) schlug eine militärische Laufbahn ein und stand in der Gunst der preußischen Könige Friedrich Wilhelm I. und König Friedrich II.

Ergebnis: € 36.000

ELFENBEINHUMPEN MIT SCHLACHTENSZENERIE AUS DEN TÜRKENKRIEGEN. SILVER AND IVORY TANKARD WITH BATTLE SCENE FROM THE OTTOMAN WARS.Köln. Um 1710-19. Jakobus Hültz.

Silber mit Innen- und Teilvergoldung. Elfenbein beschnitzt. Auf breitem, ge-wölbtem Standring im Wechsel Zungen-relief und Blüten auf punziertem Grund. Leicht konischer Elfenbeinmantel mit umlaufender Reiterschlacht vor bergiger Landschaft. Im Bereich rechts des Henkels zwei Reiter in orientalischem Gewand mit Krummsäbeln in Händen, gegen berittene Soldaten kämpfend. Korpus oben mit breit abgesetztem Rand des Einsatzes. Scharnierdeckel mit entsprechendem

Dekor und feinem Bandelwerk auf der ab-geflachten Oberseite. Hier ein Reichstaler mit Jahr 1705 eingelassen, im Boden des Humpens Medaille auf die Einnahme von Breisach im Jahr 1638. Eine große Mu-schel als Daumenruh und der geschwun-gene Henkel in Form einer Seeschlange gearbeitet. Ca. 1100g (inkl. Elfenbein). Höhe 20cm.

Auf Bodenunterseite gemarkt: BZ Köln leicht verschlagen (Clasen, vgl. Nrn.13-16), MZ Jakobus Hültz (tätig 1677 bis ca. 1719, ebd. Nr.135). Zustand B/C.

Provenienz:Sammlung Friedrich Wilhelm Waffenschmidt, Köln.

Literatur:Clasen, Carl-Wilhelm: Rheinische Silbermarken, Rheinbach-Merzbach 1986, S.39-40.

Bei Clasen unter den bekannten Arbeiten von Hültz ein vergleichbarer Humpen erwähnt S.40, i).

Ergebnis: € 13.000

PRÄCHTIGER HUMPEN MIT MYTHOLOGISCHEN SZENEN. SPLENDID SILVER TANKARD WITH MYTHOLOGICAL SCENES.Halle an der Saale. Anfang 18. Jh. August Hosse.

Silber mit Innenvergoldung und Teilvergol-dung. Auf drei großen Kugelfüßen zylin-drischer Korpus. Darüber durchbrochen gearbeitete Ummantelung mit detailrei-chen und bewegten Szenen vor Akant-husranken. Schauseitig Psyche mit Zephyr, welcher diese im Auftrag Amors zu ihm bringen soll, neben dem auf Wolken schwebenden Wagens des Wind gottes. Auf der rechten Seite Psyche mit einer Öllampe und einem Messer in Händen, den schlafenden Amor erkennend. Der Scharnierdeckel mit großem Kugelknauf ebenfalls mit durchbrochener Auflage. Hier mit Amoretten sowie Akanthusran-ken dekoriert. Großer kräftiger Henkel mit Karyatide, die Daumenruh gegabelt und mit Blattzier. Ca. 2080g. Höhe 26,5cm.

Ohne BZ und Jahr, MZ ‚AH‘ leicht verschlagen, August Hosse (tätig um 1684 bis ca. 1732, Rosenberg Nr.2324). Zustand B.

Provenienz:Sammlung Friedrich Wilhelm Waffenschmidt, Köln.

Der hier vorliegende Humpen stellt eine ganz typische Arbeit des Silberschmieds August Hosse dar. So befinden sich wei-tere große Humpen mit durchbrochen gearbeitetem Mantel beispielsweise in der Sammlung des Bayerischen Nationalmuse-ums in München oder im Kunstmuseum Moritzburg in Halle an der Saale.

Ergebnis: € 15.500

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ELFENBEINHUMPEN MIT PUTTEN-REIGEN ALS ‚DIE FÜNF SINNE‘. SILVER AND IVORY TANKARD WITH DANCING PUTTI AS ‘THE FIVE SENSES’. Augsburg. 1689-1692. Philipp Küsel.

Silber, vergoldet. Elfenbein beschnitzt. Auf ovalem, mehrfach gewölbtem Standring Elfenbeinmantel mit umlaufendem Put-tenreigen. In starkem Hochrelief Putten mit verschiedenen Attributen. Von links nach rechts sitzender Putto, geschmückt mit Blumen und an einer Blüte riechend als ‚der Geruch‘, gefolgt von einem Putto mit Weintrauben als ‚der Geschmack‘,

direkt daneben Putto mit Vogel für ‚das Gefühl‘, dann Putto mit Spiegel für ‚das Sehen‘ und zuletzt ein Putto mit Aulos als ‚das Gehör‘. Darüber hoher, mit Profilen abgesetzter Lippenrand der inneren Sil-berwandung. Der Scharnierdeckel wie der Standring oval gestuft und mit gegabelter Daumenruh. Auf dem C-Schwünge-Hen-kel Amorette als Herme aus Elfenbein montiert. Ca. 1200g (inkl. Elfenbein). Höhe 20,5cm. Dreifach gemarkt: BZ Augsburg 1689-1692 (Seling Nr.960), MZ Philipp Küsel (tätig 1668-1700, ebd. Nr.1692). Zustand B/C.

Provenienz:Sammlung Friedrich Wilhelm Waffenschmidt, Köln.

Mehrere erhaltene Arbeiten Philipp Küsels befinden sich in der Sammlung der Eremitage St. Petersburg und dem Kreml-museum in Moskau wie beispielweise ein Tafelaufsatz in Form eines Himmelsglobus mit Herkules im Kampf mit Hydra oder eine Figur der Minerva im Grünen Gewöl-be in Dresden.

Ergebnis: € 135.500

PRÄCHTIGER HUMPEN MIT MASKARONS. SPLENDID SILVER TANKARD WITH MASCARONS.Küstrin. Um 2. Drittel 18. Jh. Joachim Friedrich Dulitz.

Silber mit Innen- und Teilvergoldung. Auf rundem Standring mit flachem Rand schlanker zylindrischer Korpus mit abge-setztem Lippenrand. Gewölbter Scharnier-deckel mit abgeflachter Oberseite, darauf großer Reichstaler aus dem Jahre 1617, welchen Johann Georg I. von Sachsen zum Reformationsjubiläum hatte schlagen lassen. Im Boden des Humpens eine Mün-ze Kaiser Leopold I. aus dem Jahre 1682. Das außergewöhnliche und reiche Wandungsdekor zeigt dicht graviertes Bandelwerk auf punziertem Grund. Dar-auf Reliefapplikationen runder Medaillons mit weiblichen Maskarons im Wechsel mit Puttenköpfen auf schlanken Auflagen.

Auch die kugelförmige Daumenruh sowie der Ohrhenkel wurden entsprechend dekoriert. Auf dem Boden gravierte Besitzermonogramm ‚CLR‘ bzw. ‚AMR‘. Ca. 1350g. Höhe 22,5cm.

Dreifach gemarkt: BZ Küstrin (vgl. Scheff-ler, Mittel- & Nordostdeutschl. Nr.308), MZ Joachim Friedrich Dulitz (Meister ab 1715, ebd. Nr.310). Preußischer Steuer-stempel von 1809. Zustand B.

Provenienz:Sammlung Friedrich Wilhelm Waffenschmidt, Köln.

Ergebnis: € 14.000

DECKELHUMPEN AUF KUGELFÜßEN MIT FEINEM GRAVURDEKOR. SILVER TANKARD WITH COVER ON BUN FEET WITH ENGRAVED DECOR.Moskau. 1746. Meister IS.

Silber mit Innen- und Teilvergoldung. Auf drei Kugelfüßen mit vegetabilem Relief zylindrischer Korpus mit abgesetztem Lippenrand. Auf der Wandung umlaufend fein gravierte Ranken mit großen Blüten, dazwischen große Vögel. Der Scharnierde-ckel leicht gewölbt mit entsprechendem Gravurdekor. Die Mitte erhöht und mit floralem Dekor graviert. Die Daumenruh passend zu den Kugelfüßen und der C-Henkel mit Früchterelief entlang der Außenseite. Ca. 884g. Höhe 19,5cm.

Zweifach gemarkt: BZ Moskau mit 1746 (Goldberg vgl. Nr.478), BZ Meister Andrej Sajzew (1735-49, ebd. Nr.590), MZ IS (Kyrill.) (Nicht identifizierter Meister, tätig 1719-1750, ebd. Nr.865). Zustand B. Daumenruh leicht verbogen.

Provenienz:Sammlung Friedrich Wilhelm Waffenschmidt, Köln.

Ergebnis: € 6.500

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REISESERVICE MIT WATTEAUSZENEN IN LEDERSCHATULLE.PORCELAIN TRAVELLING SERVICE WITH WATTEAU SCENES IN LEATHER CASE.Meissen. 2. Hälfte 18. Jh.

Porzellan, farbig und gold dekoriert. Metall, feuervergoldet. Insgesamt zwölf Teile, bestehend aus 2 Kaffeetassen mit Unterschalen, 2 Teetassen mit Unter-schalen, Zuckerdose, Teedose, kleiner Kaffeekanne und kleiner Heißwasserurne. In außergewöhnlich gestalteten, brei-ten Goldkartuschen mit Maskarons und Rocaillezier jeweils feinste Watteauszenen mit Paaren und Gesellschaften in Park-landschaften. Auf den Rändern der Un-terschalen sowie in den Zwischenräumen auf den Wandungen große, goldradierte Blüten.

Die Schatulle innen mit Seide ausgeschlagen. Schatulle: 16,5x38,5x22,5cm. Schwertermarke. Vorwiegend Zustand A, einmal B/C.

Provenienz:Sammlung Friedrich Wilhelm Waffenschmidt, Köln.

Ergebnis: € 19.500

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GROßES MODELL DER H.M.S. VICTORY. LARGE SILVER MODEL OF THE H.M.S. VICTORY.Italien. 20. Jh.

Silber mit partieller Vergoldung. Detailgetreues Modell des Dreimasters H.M.S. Victory, dem Flaggschiff von Vizead-miral Nelson in der Seeschlacht von Trafal-gar, mit Deckaufbauten und feinen Details, die unterschiedlichen Stofflichkeiten imitie-rend. Ca. 5060g. Höhe ca. 80cm, Länge ca. 98cm.

Feingehalt 925, italienisches Beschauzei-chen mit verschlagener Stadt und Meis-ternummer 87. Zustand A/B. Beilage: Auf passendem Holzständer mit Bezeichnung ‚H.M.S. Victory 1765‘.

Provenienz:Sammlung Friedrich Wilhelm Waffenschmidt, Köln.

Ergebnis: € 17.000

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PAAR GROßE EDWARD VII GIRANDOLEN. PAIR OF LARGE SILVER EDWARD VII GIRANDOLES.London. 1902-03. Mappin & Webb Ltd.

Silber. Fuß gefüllt. Auf viereckigem, passig geschwungenem Fuß schlanker Baluster-schaft. Darauf fünfflammiger Girandole-neinsatz mit Rankenarmen, rechteckigen Traufschalen und hohen Tüllen. Ca. 3340g (nur Girandolenaufsätze). Höhe je 49cm.

BZ London 1902-03, MZ Mappin & Webb Ltd. (ab 1899). Zustand A/B.

Provenienz:Sammlung Friedrich Wilhelm Waffenschmidt, Köln.

Ergebnis: € 3.100

SECHSTEILIGES GEORGE V KAFFEESERVICE. SIX-PART GEORGE V SILVER COFFEE SERVICE.Sheffield. 1913 – 1931. James Dixon & Sons Ltd./Mappin & Webb Ltd. und Birmingham. Henry Matthews.

Silber, zweimal mit Innenvergoldung. Holz-henkel und -knäufe. Bestehend aus Kaffee-kanne, Teekanne, Mokkakanne, Milchkänn-chen, Zuckerschale und Tablett. Ca. 4610g. Höhe der Kannen 24/20/15,5cm.

Service: BZ Sheffield 1913 bis 1920, MZ James Dixon & Sons Ltd. bzw. Mokkakanne MZ Mappin & Webb Ltd. Tablett: BZ Bir-mingham 1930-31, MZ Henry Matthews. Zustand A/B-B/C.

Provenienz:Sammlung Friedrich Wilhelm Waffenschmidt, Köln.

Ergebnis: € 1.700

RENAISSANCE ARMBRUST MIT REICHEN EINLAGEN. RENAISSANCE CROSSBOW WITH RICH INLAYS.Deutschland. Datiert 1586.

Eisen, Bein, verschiedene Hölzer farbig eingelegt. Schwerer eiserner Bogen, die Strickverankerung mit eingeflochtenem Eisenring, Hanfsehne und Wollaufputz. Auf der Ober- und Unterseite der ge-bauchten Säule fein gravierte und ge-schwärzte Beineinlagen mit figürlichem und ornamentalem Renaissancedekor. Entlang der Seitenkanten Treibjagdszenen vor angedeuteter Landschaft. Auf der Unterseite mythologische Figuren. Entlang der Seiten farbig eingelegte Obstbaum-ranken mit Vögeln. Mit verstellbarem Visier, Abzugsstange gewinkelt und fein geätzt. Länge 64,5cm, Breite 60cm.

Auf Knaufkappe bezeichnet: CASPAR SCHVLTEYS V. LEIPTZIG 1586. Eisenbogen mit zweifacher Schmiedemarke (gevierteilter Kreis mit Strahlenbesatz) auf der Innenseite. Zustand B.

Provenienz:Sammlung Friedrich Wilhelm Waffenschmidt, Köln.

Ergebnis: € 31.000

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STEINSCHLOSSFLINTE. FLINTLOCK SHOTGUN.Kronach. Um 1715-35. Johann Friedrich Wagner.

Nussbaum, Stahl, Messing u.a. Oktogo-naler, mittig leicht eingezogener Lauf mit mehrfach gezogener Seele. Eingescho-benes Messingkorn und aufwendig gearbeitete Klappkimme in Messing. Der brünierte Lauf vorne und im hinteren Be-reich mit feinen Rankengravuren, teilweise auch goldtauschiert. Über dem Schloss antikisierende, von Löwen flankierte Figur mit Schild und Fahne unter Baldachinar-chitektur als Darstellung der Bavaria. Schlossplatte und Schloss mit feinem

Rankenschnitt und Gravuren, partiell auf goldenem Grund. Die Schrauben in Form von Löwenköpfen gearbeitet. Vollschäftung leicht beschnitzt mit reichen Einlagen in Silberdraht, und an-tikisierenden Darstellungen in Messing und Silber. Holzladestock mit Horndopper. Länge 116cm.

Auf Schlossplatte und Lauf bezeichnet ‚Johann Wagner in Cronach‘ sowie geschlagene Marke auf Laufoberseite. Zustand B.

Provenienz:Sammlung Friedrich Wilhelm Waffenschmidt, Köln.

Literatur:Schedelmann, Hans: Die großen Büchsen-macher, Braunschweig 1972, S.228. Johann Friedrich Wagner war in Kronach tätig von um 1715 bis um 1735.

Ergebnis: € 18.000

TESCHINKE. TESCHINKE.Teschen (Schlesien). Um 1650.

Eisen, Nussbaum, Bein. Schlanker, oktogonaler Lauf mit leicht ausgestellter Mündung und mehrfach gezogener Seele. Eingeschobene Visierung. Eisernes Schloss mit außenliegender Feder, teilweise mit Messingauflagen. Diese und das Schloss selbst mit Rankendekor. Die Vollschäftung mit reichen Einlagen aus graviertem Bein und Perlmutt mit Ornamenten, Wald- und Fabeltieren. Auf der Wange ein Greifvogel einen Hasen schlagend. Gefingerter Abzugbügel. Länge 114cm. Zustand B/C.

Provenienz:Sammlung Friedrich Wilhelm Waffenschmidt, Köln.

Ergebnis: € 20.500

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Ebenfalls im Jahre 1733 schenkte Herzog Ludwig Rudolf wohl seiner Enkelin Ma-ria Theresia eine Jagdbüchse mit ihrem Portrait zu ihrem 16. Geburtstag (Glage, 1983, S.93).Ebenso zu prunkvollen Hochzeiten wur-den die luxuriösen Jagdwaffen Johann Sebastian Hauschkas als Geschenk über-reicht. So eine Jagdbüchse aus dem Jahre 1732, welche Herzog Karl I. von Braun-schweig- Wolfenbüttel seinem Schwie-gervater König Friedrich Wilhelm I. von Preußen anlässlich seiner Vermählung mit dessen Tochter Prinzessin Charlotte 1733 verehrte, ehemals im Hohenzollern-Mu-seum in Schloss Monbijou (Bohlmann, 1930, S.190 und Glage, 1983, S.97). Auch die beiden hier vorliegenden luxuri-ösen Jagdbüchsen setzt Glage mit einer, ebenfalls in diesem Jahre stattfindenden, noch prächtigeren Hochzeit des Hauses Preußen und Braunschweig in Verbindung:Am 12. Juni, einen Monat vor ihrem Bru-der, heiratete Elisabeth Christine, Prinzes-sin zu Braunschweig-Wolfenbüttel, Kron-prinz Friedrich von Preußen, den späteren König Friedrich II. von Preußen.

Ihre Hochzeit wurde feierlich auf Schloss Salzdahlum zelebriert und „auch hier befanden sich zwei prachtvolle Jagdbüch-sen von Hauschka als Hochzeitsgeschenk im Reisegepäck der braunschweigischen Prinzessin“ (Glage, 1983, S.97).Wie Glage weiter ausführt sind die beiden hier vorliegenden Büchsen nicht nur in das Hochzeitsjahr datiert, auch zeigt das in Perlmutt geschnittene Profilbildnis un-ter Herzoghut das Porträt der Prinzessin Elisabeth Christine und die zweite Büchse trägt den preußischen Adler des Bräuti-gams Friedrichs des Großen.So fügt er diese beiden Jagdbüchsen des Hofbüchsenmachers Johann Sebastian Hauschkas, ein in die Reihe der kostbaren Verehrungsgeschenke der Herzöge von Braunschweig-Wolfenbüttel für dieKönigs- und Kaiserhäuser Europas. „Seine (Hauschkas) Werke gehören zum Besten, was der Anfang des achtzehnten Jahrhunderts uns überliefert hat.“(Bohlmann, 1930, S.187). Ergebnis: € 64.500

ZWEI MUSEALE STEINSCHLOSS-JAGDBÜCHSEN AUS HÖFISCHEM BESITZ.TWO MUSEUM-QUALITY FLINTLOCK-HUNTING-RIFLES OF COURTLY POSESSION.Wolfenbüttel. Datiert 1733. Johann Sebastian Hauschka.

Nussbaum, Eisen, feuervergoldetes Mes-sing, Bein und Perlmutt. Jeweils oktogo-naler, mittig minimal eingezogener Da-mastlauf mit mehrfach gezogener Seele. Eingeschobenes Korn aus geschwärztem Stahl und aufwendig gearbeiteter Klapp-kimme aus Messing. Auf der Oberseite des Laufes im Bereich der Mündung feines geschnittenes und geschwärztes Rankenornament. Im hinteren Bereich nach der Kimme eine feinst geschnittene und gravierte Kartusche einmal mit Jäger und Hund auf Goldgrund bzw. Baldachin-architektur mit vergoldetem Hirsch und Kartusche. Die aufwendig dekorierten Steinschlösser mit geschnittenem Ran-kendekor und jeweils einer Jagdszene in Waldlandschaft, einmal mit Göttin Diana und Hirsch bzw. mit Treiber und Meute einen Hirsch stellend, jeweils auf golde-nem Grund. Die durchbrochen gearbei-tete Gegenplatte feuervergoldet und mit antikisierendem Profilmedaillon.Das Daumenblech in Form einer Kartu-sche mit antikisierender Frauenfigur unter Herzogshut bzw. ein recht stark beriebe-nes ligiertes Monogramm, möglicherweise 'EC' für Elisabeth Christine, ebenfalls unter Herzogshut. Beide Vollschäftungen mit reichem Rankenwerk beschnitzt und aufwendig gearbeiteter, feuervergoldeter Garnitur. Wobei die etwas längere Jagd-büchse zudem auf dem Kolbenansatz ein groteskenhaftes Maskaron mit ein-gesetzten Perlmuttaugen aufweist und die Seiten des Kolbens noch feiner und reicher beschnitzt sind. Schubdeckel des Kolbenkastens mit Perlmutteinlagen bzw. feuervergoldeter Montierung, darauf die Zahl 2 graviert. Auf der Wange großer preußischer Adler, ebenfalls in graviertem Perlmutt eingelegt bzw. feines weibliches Profilbildnis im Oval von Adlern flankiert und unter Krone. Jeweils hölzerner La-destock mit Horndopper. Länge 100cm bzw. 103,5cm.

a) Auf dem Schloss bezeichnet und da-tiert 'S. Hauschka 1733', auf dem Lauf: 'Wolfenbütel' in geschwärzter Kartusche. Unterhalb der Schwanzschraube auf dem Kolben Zahl '16'. b) Auf dem Schloss be-zeichnet und datiert 'S. Hauschka 1733', auf dem Lauf: 'In Wolfenbütel 1733'. Unterhalb der Schwanzschraube auf dem Kolben Zahl '15'. Zustand B. Provenienz:Sammlung Friedrich Wilhelm Waffen-schmidt, Köln, erworben im Kunsthandel Georg Britsch, Bad Schussenried. Ausstellung:Das Kunsthandwerk der Büchsenmacher im Land Braunschweig, Braunschweigi-sches Landesmuseum,Braunschweig 1983. Literatur:- Bohlmann, Robert: Johann Sebastian Hauschka. Braunschweigischer Hof-Büch-senmacher. In: Zeitschrift für historische Waffen- und Kostümkunde, NF B3, Sept. 1930, Heft 8, S.187-193.- Glage, Wolfgang: Das Kunsthandwerk der Büchsenmacher im Land Braun-schweig, Braunschweig 1983, S.93-101. Das vorliegende Los hier beschrieben und abgebildet.- Mann, James: Exhibition of Arms, Ar-mour and Militaria, lent by the Duke of Brunswick and Lüneburg at the Armouries oft he Tower of London, London 1952, S.40, Nr.145 und Plate X.- Schedelmann, Hans: Die großen Büch-senmacher, Braunschweig 1972, S.218 ff.

Johann Sebastian Hauschka, 1695 in Sch-malkalden geboren, wurde im Jahre 1721 zum Hofbüchsenmacher Herzog August Wilhelm zu Braunschweig und Lüneburg ernannt und behielt diese Stellung auch unter seinen Nachfolgern Herzog Ludwig Rudolf (1731-1735) und Herzog Karl I. (1735-1780) inne.Seine Jagdgewehre zeichnen sich durch hohe Kunstfertigkeit aus und wurden von den Braunschweiger Herzögen als Verehrungs- und Huldigungsgeschenke an Kaiser-, Königs- und Fürstenhäuser überreicht. Ein Charakteristikum seiner Arbeiten ist die Kombination verschiedenster Dekorationstechniken, die nicht nur die Kunst des Eisenschnitts oder aufwendig beschnitzte Schäftungen einbezogen, sondern auch die Verwendung von kunst-voll geschnittenen Perlmuttbildnissen oder Porträtminiaturen des Beschenkten bzw. des Schenkenden.Ein ideales Beispiel ist eine Radschloss-büchse, welche Kaiser Karl VI. von Öster-reich im Jahre 1733 von seiner Gemahlin Elisabeth Christine, Tochter Herzog Lud-wig Rudolfs, als Geschenk erhielt. Hier verbirgt sich unter einem Springdeckel der Daumenplatte das Miniaturportrait Elisa-beth Christines. Auf der Wangenseite des Kolbens dann der in Perlmutt eingelegte Doppeladler mit dem österreichischen Bindenschild und dem Wappen Kastiliens als Herzschild. Dieses Geschenk höchster Qualität wird heute in der Hofjagd- und Rüstkammer der Neuen Burg in Wien präsentiert.

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PAAR LUXURIÖSE STEINSCHLOSS-BÜCHSEN DER FÜRSTEN LOBKOWICZ. PAIR OF LUXURIOS FLINTLOCK-HUNTING-RIFLES OF THE PRINCES LOBKOWICZ.Karlsbad. Um 1740. Johann Haetischweiler.

Nussbaum, Stahl, Messing. Oktogonaler, mittig leicht geschnürter Lauf mit mehr-fach gezogener Seele. Eingeschobene, vergoldete Visierung mit Klappkimme. Gravierte Schwanzschraube mit Nummer 1 bzw. 2. Reich graviertes und geschnittenes Steinschloss mit Jagdgesellschaft bei der Hasenjagd, die feuervergoldete Schloss-gegenplatte mit Hundemeute und Hirsch. Aufwendig beschnitzte Vollschäftung mit feuervergoldeter Garnitur und jagdlichen Darstellungen, je leicht variierend. Auf der Daumenplatte der mit 1 gekennzeichneten Büchse ligiertes Monogramm ‚AC‘ unter Herzoghut auf

gebläutem Grund (wohl später). Auf der Kolbenkappe Monogramm ‚MGZP‘ graviert. Auf der Daumenplatte der mit 2 gekenn-zeichneten Büchse große feuervergoldete Wappenkartusche der Fürsten Lobkowicz unter Fürstenhut. Hier auf der Kolbenkappe ‚I‘ graviert. Hölzerner Ladestock mit feuer-vergoldetem Dopper. Länge je 103cm. Auf Schlossplatte bezeichnet ‚Joh Haeti-schweiler‘, auf Oberseite des Laufes ‚Johann HaetischWeiler‘. Zustand B.

Provenienz:Sammlung Friedrich Wilhelm Waffenschmidt, Köln.

Literatur:Schedelmann, Hans: Die großen Büchsen-macher, Braunschweig 1972, S.235.

Das Geschlecht der Fürsten Lobkowicz zählen zu den ältesten des böhmischen Hochadels. Aus ihren Reihen gingen Dichter und Humanisten hervor, ebenso auch hohe Politiker und Kirchenmänner.

Ergebnis: € 22.000

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PERKUSSIONSFLINTE. PERCUSSION SHOTGUN.Italien. 19. Jh. Bezeichnet Zaoni.

Stahl, Nussbaum. Mittig eingezogener und kannelierter, hochglanz brünierter und mehrfach gezogener Achtkantlauf. Im Bereich des Diopters und über dem Schlosskasten goldtauschiertes Rankenor-nament. Brüniertes Perkussionsschloß mit fein geschnittenem und partiell goldtau-schiertem Rankenornament. Nussholz-schäftung mit hochglanz brünierter und goldtauschierter Eisengarnitur, passend zum Schloss ornamentiert. Ladestock aus Stahl mit Messingdopper. Länge 110cm. Auf Laufoberseite bezeichnet S (?) Zaoni. Zustand B.

Provenienz:Sammlung Friedrich Wilhelm Waffenschmidt, Köln.

Ergebnis: € 3.400

STEINSCHLOSSPISTOLE. FLINTLOCK SHOTGUN.Düsseldorf. Datiert 1718. Hermann (Armand) Bongarde.

Nussholz, Eisen. Lauf mit glatter Seele und leicht abgeflachter Oberseite. Gebläuter Stahl mit goldtauschiertem Rankende-kor, über der Schlosskammer Figur unter Pavillonarchitektur sowie das ligierte Mo-nogramm ‘EL‘ unter Kurhut. Steinschloss mit Rankendekor, die Federabdeckung mit erhaben geschnittenem Ornament auf Goldgrund. Auf der Schlossplatte fein gravierte Treibjagd mit Hirsch. Nussholz-schäftung leicht beschnitzt und mit feu-ervergoldeter Garnitur sowie Gold- und Silbereinlagen wie eine kleine Kartusche mit der gravierten Jahreszahl 1718. La-destock mit Horndopper. Länge 54,5cm. Auf der Laufoberseite bezeichnet ‚A Bonn Garde a Dusseldorp‘. Zustand C.

Provenienz:Sammlung Friedrich Wilhelm Waffenschmidt, Köln.

Literatur:Schedelmann, Hans: Die großen Büchsen-macher, Braunschweig 1972, S.182f.

Der Büchsenmacher und Eisenschneider Armand Bongarde wurde im Jahre 1690 Hofbüchsenmacher unter Kurfürst Johann Wilhelm von der Pfalz und blieb es ab 1716 auch unter seinem Nachfolger Karl III. Philipp.Seine Arbeiten finden sich unter anderem in der Sammlung des Bayerischen Natio-nalmuseums und der Hofjagd- und Rüst-kammer in Wien.

Ergebnis: € 19.500

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CHRISTLICHER SEELEN-SCHATZ AUßERLESENER GEBETTER – GEBET-BUCH FÜR DEN KÖLNER ERZBISCHOF UND CHURFÜRSTEN CLEMENS AUGUST (1700-1761). CHRISTLICHER SEELEN-SCHATZ AUßERLESENER GEBETTER - COPPER PRAYERBOOK FOR THE COLOGNE ARCHPISHOP AND ELECTOR CLEMENS AUGUST (1700-1761)Kaukol, Maria Joseph Clemens.Datiert 1729. Gedruckt von Friedrich Fabion, Bonn.

128 in Kupfer gestochene Blatt einschließ-lich Titel, Wappen und 9 Zwischentiteln. Mit vielen gestochenen, oft bildlichen Vignetten und Initialen. Maroquin-Einband mit Gold-prägung. Goldschnitt. Schuber. 18x12cm. Zustand B.

Provenienz:Sammlung Friedrich Wilhelm Waffenschmidt, Köln, erworben im Antiquariat Günther Leisten Köln.

Das vorliegende Gebetbuch zählt in Fach-kreisen mit zu den schönsten kaligraphi-schen Werken des 18. Jahrhunderts. Der Kabinettsekretär M. Joseph Clemens Kaukol schuf dieses Meisterwerk in feinster Schönschrift für Clemens Au-gust. Dieser, begeistert von dem Werk, gab 1729 dem Bonner Kupferstecher Friedrich Fabion die Erlaubnis es in Kupfer zu stechen und zu vervielfäl-tigen.

Ergebnis: € 1.800

KLEINE RENAISSANCE TRUHE. SMALL OAK RENAISSANCE TRUNK CHEST.Norddeutsch. 17.Jh.

Eiche geschnitzt. Geometrische Einlagen. Eisenbeschläge. Kastenform mit seitlichen Tragegriffen. Die Front und die Seiten mit Bogenarchitektur. 51x80x48cm. Zustand B.

Provenienz:Sammlung Friedrich Wilhelm Waffenschmidt, Köln.

Ergebnis: € 2.200

SELTENE FRÜHBAROCKE KUTSCHENUHR. RARE EARLY-BAROQUE BRASS CARRIAGE CLOCK.Eichstädt. Ende 17.Jh. Wilhelm Köberle.

Vergoldete Bronze. Schutzgehäuse mit Ringaufhängung. Die Wandung allseitig durchbrochen und teilweise fein graviert, die Rückseite und Wandung in Form von Rankenwerk, die Vorderseite mit herz-förmigen Aussparungen für die Ziffern. Graviertes Zifferblatt mit Landschaft und Zierfries, Ziffernkranz mit römischen Zif-fern, ein Zeiger. Werk mit Spindelgang, Federtrommel mit Kette und Schnecke, Stundenschlag auf Glocke. Höhe 5cm, ø 9cm. Auf der Platine signiert Wilhelmus Köberle. Zustand A/B.

Provenienz:Sammlung Friedrich Wilhelm Waffenschmidt, Köln.

Literatur:- Hans Christoph Ackermann: Die Sammlung Nathan-Rupp, Basel 1984. Zum Typus vergleiche S. 211ff.- Jürgen Abeler: Meister der Uhrmacher Kunst, Wuppertal 2010. Der Meister erwähnt auf S. 304.

Ergebnis: € 19.500

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RENAISSANCE TÜRMCHENUHR. BRONZE RENAISSANCE TABERNACLE CLOCK.Süddeutschland. 17.Jh.

Bronze vergoldet. Auf quadratischem, gestuftem und gekehltem Sockel turmar-tiges Gehäuse mit Balustrade und later-nenförmiger Bekrönung. Zifferblatt mit Einzeiger, Stundenanzeige und Wecker. Die Seiten mit verglasten Fenstern, auf der Rückseite Hilfszifferblatt. Tagesläuferwerk, zwei Federhäuser mit Darmsaite und Schnecke. Schlag auf obenliegender Glo-cke. 25x13x13cm. Zustand C. Vergoldung erneuert.

Provenienz:Sammlung Friedrich Wilhelm Waffenschmidt, Köln.

Literatur:Hans Christoph Ackermann: Die Sammlung Nathan-Rupp, Basel 1984. Zum Typus vergleiche S. 74 und 76.

Ergebnis: € 7.100

TELLER UHR STIL BAROCK. BRASS PLATE BAROQUE-STYLE.Süddeutschland. Wohl 19.Jh.

Messing geprägt und vergoldet. Versil-berter Ziffernkranz. Zwischen Ranken und Engeln Kranz mit römische Ziffern, ein Zeiger und Vorderpendel. Tagesläuferwerk mit Spindelgang und feststehendem Federhaus. 46x33cm. Zustand B/C.

Provenienz:Sammlung Friedrich Wilhelm Waffenschmidt, Köln.

Ergebnis: € 3.100

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RELIGIEUSE LOUIS XIV. BOULLE RELIGIEUSE CLOCK LOUIS XIV.Paris. Um 1690. Etienne Menu.

Holzkorpus mit Furnier in Boulle Technik, Schildpatt und Messing orna-mental eingelegt. Vergoldete Bronze-applikationen. Emailkartuschen. Hoch-rechteckiges Gehäuse mit vorkragenden, volutenförmigen Kanten. Gewölbter Abschluss mit Balustradenbekrönung. Zifferblatt mit reliefierten Applikationen. Römische Ziffernkartuschen, arabische Minuterie. Rechteckiges Pendulewerk, umgebaut auf Ankergang, mit Feder-aufhängung und Halbstundenschlag auf obenliegender Glocke. 53x33x17cm. Signaturplakette unterhalb des Zifferblatt, sowie auf der Rückplatine bezeichnet ‚Menu A Paris‘. Zustand B. Pendel verloren.

Provenienz:Sammlung Friedrich Wilhelm Waffenschmidt, Köln.

Literatur:Tardy: Dictionnaire des Horlogers Français, Paris 1972. Der Meister erwähnt auf S. 456.

Ergebnis: € 4.500

KLEINE PENDULE LOUIS XIV. SMALL BOULLE PENDULUM CLOCK LOUIS XIV.Paris. Um 1740-50. Wohl Isidore Guillaume Champion.

Holzkorpus mit Furnier in Boulle Tech-nik, Messing mit ornamentalen und tlw. farbigen Einlagen aus Schildpatt und Perlmutt. Vergoldete Bronzeapplikatio-nen. Emailkartuschen. Hochrechteckiger, geschwungener Korpus mit gewölbtem und durchbrochenem Abschluss. An den Kanten Akanthusblätter und Engelsköpfe. Römische Stundenkartuschen. Achttage-werk mit Spindelgang, Fadenaufhängung und Viertelstunden-Rufschlag auf drei Glocken. 32x18x10cm. Auf der Rückplatine bezeichnet ‚Gy Champion A Paris‘. Zustand B. (P).

Provenienz:Sammlung Friedrich WilhelmWaffenschmidt, Köln.

Literatur:Tardy: Dictionnaire des Horlogers Français, Paris 1972. Der Meister erwähnt auf S. 119.

Ergebnis: € 5.200

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PENDULE AUF KONSOLE LOUIS XV. BOULLE PENDULUM CLOCK LOUIS XV.Paris. Um 1710. Hanet et Guchon.

Holzkorpus mit Furnier in Boulle Tech-nik, Messing mit ornamentalen und tlw. farbigen Einlagen aus Schildpatt und Messing. Vergoldete Applikationen. Email-kartuschen. Geschweifte Konsole. Darauf hochrechteckiges geschwungenes Ge-häuse mit ovalem, zeltartigem Abschluss. Als Bekrönung Luna auf der Mondsichel sitzend. Rundes Zifferblatt mit römischen Ziffernkartuschen, arabische Minuterie. Rechteckiges Pendulewerk mit Spindel-gang, Fadenaufhängung und Halbstun-denschlag auf zwei Glocken. Repetition. Insgesamt 101x36x20cm. Signaturplakette, sowie auf der Rückplati-ne bezeichnet ‚Hanet Et Guchon A Paris‘. Zustand B/C. Pendel ergänzt. Kartusche VI ist lose. Beilage: (P).

Provenienz:Sammlung Friedrich Wilhelm Waffenschmidt, Köln.

Literatur:Tardy: Dictionnaire des Horlogers Français, Paris 1972. Der Meister erwähnt auf S.290.

Ergebnis: € 3.200

RELIGIEUSE AUF KONSOLE LOUIS XIV. BOULLE RELIGIEUSE CLOCK ON CONSOLE LOUIS XIV.Paris. Frühes 18.Jh. David oder Isaac Terrier.

Holzkorpus mit Furnier in Boulle Technik, Schildpatt und Messing ornamental ein-gelegt. Vergoldete Bronzeapplikationen. Emailkartuschen. Konsole mit drei Volu-tenstützen. Darauf ein hochrechteckiges Gehäuse mit gewölbtem Abschluss und Balustradenbekrönung. An den Kanten reiche Applikationen mit weiblichen Büsten und Widderköpfen. Unter dem Zifferblatt sitzende Allegorien der Künste und Wissenschaften. Römische Ziffern-kartuschen, arabische Minuterie. Recht-eckiges Pendulewerk mit Spindelgang, Fadenaufhängung und Halbstundenschlag auf obenliegender Glocke. Insgesamt 101x38x17cm. Die Rückplatine bezeich-net ‚Terrier A Paris‘. Zustand B. Signaturplakette unter dem Zifferblatt verloren.

Provenienz:Sammlung Friedrich Wilhelm Waffenschmidt, Köln.

Literatur:Tardy: Dictionnaire des Horlogers Français, Paris 1972. Der Meister erwähnt auf S. 608 und 609.

Ergebnis: € 5.200

120 | 121

BODENSTANDUHR LOUIS XV. EBONISED LONGCASE CLOCK LOUIS XV.Paris. Um 1740. Julien Le Roy.

Ebonisiertes Holz. Vergoldete Bronze-applikationen. Emailkartuschen. Reich geschwungener, eintüriger Pendelkasten. Runder, passig geschweifter Kopf mit Chronos als Bekrönung. Rundes Zifferblatt mit römischen Stundenkartuschen und arabischen Minutenkartuschen, zentrale Sekunde, Datumsanzeige über der VI, sowie zentrale Weckereinstellung. Achttagewerk mit Viertelstundenschlag auf drei Glocken und Weckerwerk. Höhe 236cm. Auf der Rückplatine be-zeichnet ‚Julien Le Roy A Paris‘. Zustand B. (P/G).

Provenienz:Sammlung Friedrich Wilhelm Waffenschmidt, Köln.

Literatur:Tardy: Dictionnaire des Horlogers Français, Paris 1972. Der Meister erwähnt auf S. 394.

Ergebnis: € 24.500

BODENSTANDUHR LOUIS XV. KINGWOOD LONGCASE CLOCK LOUIS XV.Paris. 18.Jh.

Königsholz und wohl Rosenholz poliert und eingelegt. Vergoldete Bronze-applikationen. Emailzifferblatt. Reich geschwungener, eintüriger Kasten mit Pendelfenster. Runder leicht geschweifter Kopf. Zifferblatt mit römischen Ziffern und arabischer Minuterie, zentrale Sekunde. Achttage-Gehwerk. Höhe 213cm.Zustand B. Graham Anker ergänzt. (P/S/G). Beilage: (P/S/G).

Provenienz:Sammlung Friedrich Wilhelm Waffenschmidt, Köln.

Ergebnis: € 9.000

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CARTEL MIT GENIUS LOUIS XV. GILT BRONZE CARTEL CLOCK WITH GENIUS LOUIS XV.Paris. Um 1750.

Vergoldete Bronze. Emailzifferblatt. Reich ge-schwungenes und durchbrochenes Gehäuse mit Voluten, Akanthus und Blüten verziert. Als Bekrönung sitzender Genius. Zifferblatt mit römischen Ziffern und arabischer Minu-terie. Rundes Pendulewerk mit Spindelgang, Fadenaufhängung und Halbstundenschlag auf Glocke. Viertelstunden-Rufschlag Und Schlagwerk-Regulierung. 65x31x13cm. Zustand B. (P).

Provenienz:Sammlung Friedrich Wilhelm Waffenschmidt, Köln.

Ergebnis: € 5.400

KLEINE CARTEL MIT CHRONOS LOUIS XV. SMALL GILT BRONZE CARTEL CLOCK WITH CHRONOS LOUIS XV.Paris. Um 1755. Antoine-Henri Voisin Le Jeune.

Vergoldete Bronze. Emailzifferblatt. Reich bewegtes und durchbrochenes Gehäuse mit Rocaillen, Chronos, Amoretten und Sonnen-strahlen. Römische Ziffern und arabische Minuterie. Rundes, abgeflachtes Pendule-werk mit Fadenaufhängung und Halbstun-denschlag auf Glocke. 47x23x11,5cm. Auf dem Zifferblatt und der Rückplatine bezeichnet ‚Henri Voisin‘. Zustand B/C. Werk ist überholungsbedürftig.

Provenienz:Sammlung Friedrich Wilhelm Waffenschmidt, Köln.

Literatur:Tardy: Dictionnaire des Horlogers Français, Paris 1972. Der Meister erwähnt auf S. 648.

Ergebnis: € 3.900

124 | 125

GEORGIAN BRACKET CLOCK. WOODEN GEORGIAN BRACKET CLOCK.London. 2. Hälfte 18.Jh. Edward Wicksteed.

Ebonisierter Holzkorpus. Vergoldete Bronzeapplikationen. Versilberter Ziffern-kranz. Hochrechteckiger Korpus mit ge-schwungenem Abschluss auf ausladenden Volutenfüßen. An den Kanten Voluten. Zifferblatt mit durchbrochenen Zwickel-verzierungen, Ziffernkranz mit römischen Ziffern und arabischer Minuterie, Hilfs-blatt zur Schlagabstellung. Rechteckiges Achttagewerk. Zwei Federtrommeln mit Darmsaite und Schnecke, Stundenschlag auf Glocke. 47x30x23cm. Auf dem Ziffernkranz und der gravierten Rückplatine bezeichnet Edw. Wicksteed London. Zustand B. (2S).

Provenienz:Sammlung Friedrich Wilhelm Waffenschmidt, Köln.

Literatur:Britten’s: Old Clocks and Watches and their makers, London 1956. Der Meister erwähnt auf S.498.

Ergebnis: € 5.800

PENDULE MIT BACCHANTINNEN EMPIRE. GILT BRONZE AND GRANITE PENDULUMCLOCK WITH BACCHANTS EMPIRE.Paris. Um 1820. Thonissen.

Schwarzer Granitsockel. Vergoldete Bronze. Emailziffer-blatt. Kulissenhafte Front mit zwei Bacchantinnen und geflügelten Genien. Rundes Zifferblatt mit römischen Ziffern und arabischer Minuterie. Großes Pendulewerk mit Fadenaufhängung und Halbstundenschlag auf Glo-cke. 50x29,5x12,5cm. Auf dem Zifferblatt bezeichnet ‚Thonißen à Paris‘. Zustand B/C. Tlw. stärker berieben (P).

Provenienz:Sammlung Friedrich Wilhelm Waffenschmidt, Köln.

Literatur:Tardy: Dictionnaire des Horlogers Français, Paris 1972. Der Meister erwähnt auf S.613.

Ergebnis: € 1.700

UNGEWÖHNLICHE PENDULE ALSBAUERNHOF EMPIRE. EXTRAORDINARY GILT BRONZE AND MARBLE PENDULUM CLOCK AS A FARM EMPIRE.Paris. Um 1810-20. Gaston Jolly.

Grauer Marmorsockel. Vergoldete Bronze. Emailzif-ferblatt. In Form einer aus Baumstämmen geformten Hütte mit kämpfenden Schafsböcken, Hähnen, einem Truthahn und turtelnden Tauben. Rundes Zifferblatt mit römischen Ziffern, arabischer Minuterie und zentraler Datumsanzeige. Großes Pendulewerk mit Ankergang, Fadenaufhängung und Halbstundenschlag auf Glocke. 53x28x14,5cm. Auf dem Zifferblatt bezeichnet ‚GAS-TON JOLLY A PARIS‘. Zustand C/D.

Provenienz:Sammlung Friedrich Wilhelm Waffenschmidt, Köln.

Literatur:Tardy: Dictionnaire des Horlogers Français, Paris 1972. Der Meister erwähnt auf S.331.

Ergebnis: € 2.200

PENDULE DIE MUSIKSTUNDE. GILT BRONZE PENDULUM CLOCK THE MUSIC LESSON.Chalon sur Saône. Um 1820. Cornu.

Vergoldete Bronze. Emailzifferblatt. Hoher Sockel mit musizierenden Amoretten. Darauf eine junge Dame eine Harfe spielend. Rundes Zifferblatt mit römischen Ziffern. Pendulewerk mit Fadenaufhängung und Halbstunden-schlag auf Glocke. 42x25,5x9cm. Auf dem Zifferblatt bezeichnet ‚Cornu à Chalons s.s.‘. Zustand B. (P).

Provenienz:Sammlung Friedrich Wilhelm Waffenschmidt, Köln.

Literatur:Tardy: Dictionnaire des Horlogers Français, Paris 1972. Der Meister erwähnt auf S.141.

Ergebnis: € 2.300

PENDULE MIT LACHESIS. GILT BRONZE PENDULUM CLOCK WITH LACHESIS.Paris. Um 1800.

Bronze vergoldet. Emailkranz. Hoher, abgerundeter Sockel. Das Gehäuse in Form eines Brunnens, darauf sitzt die Schicksalsgöttin Lachesis, den Lebensfaden spinnend. Zifferblatt mit skelettierter Werksansicht und Ziffernkranz mit römischen Ziffern, arabischer Minuterie und zentraler Datumsanzeige, sowie Anzeige des Wochentages. 42x28x11,5cm. Zustand B. (P).

Provenienz:Sammlung Friedrich Wilhelm Waffenschmidt, Köln.

Ergebnis: € 4.300

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SÄGEUHR MIT CHRONOS. WOODEN RACK CLOCK WITH CHRONOS.Süddeutschland. 2. Hälfte 18.Jh.

Holz geschnitzt gold und braun gefasst. Eisensäge. Emailzifferblatt. Schildförmiges Gehäuse. Rundes Zifferblatt mit römischen Ziffern und Vorderzappler. Tagesläuferwerk mit Spindelgang. 80x11x9cm. Zustand B.

Provenienz:Sammlung Friedrich Wilhelm Waffenschmidt, Köln.

Ergebnis: € 11.000

KLEINER ROKOKO SPIEGEL. SMALL CARVED GILTWOOD ROCOCO MIRROR.Deutschland. Um 1750.

Holz geschnitzt und vergoldet. Hochrechteckige Rahmung mit geschweiften Abschlüssen, sowie Akanthus- und Blütenzier. 103x48cm. Zustand B.

Provenienz:Sammlung Friedrich Wilhelm Waffenschmidt, Köln.

Ergebnis: € 1.400

PENDULE STYLE EMPIRE. GILT BRASS PENDULUM CLOCK EMPIRE-STYLE.Paris. 1. Hälfte 19.Jh. Chopin.

Messing tlw. vergoldet. Emailkranz. Hohe Stellage mit Balustern. Das runde Zifferblatt mit Adlerbekrö-nung. Römische Ziffern und arabische Minuterie. Pendulewerk mit Fadenaufhängung und Halbstun-denschlag auf Glocke. Höhe 38cm. Auf dem Ziffernkranz bezeichnet ‚CHOPIN A PARIS‘. Zustand B. (P).

Provenienz:Sammlung Friedrich Wilhelm Waffenschmidt, Köln.

Literatur:Tardy: Dictionnaire des Horlogers Français, Paris 1972. Der Meister erwähnt auf S. 130.

Ergebnis: € 800

VASENPENDULE EMPIRE. BRONZE VASE PENDULUM CLOCK EMPIRE.Paris. 1 Viertel 19.Jh. Verkäufersignatur Courtay à Rouen.

Bronze tlw. patiniert und vergoldet. Emailzifferblatt. Das Gehäuse in Form einer zweihenkeligen Ampho-re. Römische Ziffern. Großes Pendulewerk mit Fa-denaufhängung und Halbstundenschlag auf Glocke. 40x12x11cm. Zustand B. (P).

Provenienz:Sammlung Friedrich Wilhelm Waffenschmidt, Köln.

Ergebnis: € 1.500

130 | 131

GROßER ROKOKO SCHRANK. LARGE WALNUT ROCOCO CABINET.Schleswig-Holstein. UM 1750-60.

Nussbaum poliert und eingelegt. Beschnitzte Partien vergoldet. Zweitüriger Korpus mit breit abgeschrägten Kanten auf geschweift ausgeschnittenem Zargensockel mit einer Schublade. Hoher, gesprengter Volutengie-bel. 240x210x72cm. Zustand B.

Provenienz:Sammlung Friedrich Wilhelm Waffenschmidt, Köln.

Literatur:Heinrich Kreisel: Die Kunst des Deutschen Möbel, Bd.2, München 1970. Typus vergleiche Abb.848.

Ergebnis: € 9.700

BIEDERMEIER REISEWECKER IN ETUI. BRONZE BIEDERMEIER TRAVEL ALARM CLOCK IN ETUI.Wien. 1. Viertel 19.Jh. Anton List.

Bronze tlw. guillochiert und vergoldet. Runde Form auf Klauenfüßen. Römische Ziffern. Tagesläufer mit Viertelstundenschlag auf Gongfeder. Weckerwerk. 18x13,5x6,5cm. Auf dem Zifferblatt bezeichnet Ant. List Wien. Zustand B.

Provenienz:Sammlung Friedrich Wilhelm Waffenschmidt, Köln.

Literatur:Jürgen Abeler: Meister der Uhrmacherkunst, Wuppertal 2010. Der Meister erwähnt auf S.350.

Der Uhrmacher Anton Lis(z)t war der Bruder des berühmten Komponisten Franz Liszt.

Ergebnis: € 4.900

KLEINE TISCHUHR IN FORM EINER SÄNFTE. SMALL GILT BRONZE TABLE CLOCK IN THE SHAPE OF A SEDAN.England. Ende 19.Jh. Hands.

Vergoldete Bronze. Rokoko Sänfte mit Lilienbekrö-nung. Römische Ziffern. Achttagewerk mit Ankerechappement und Halbstundenschlag auf Gongfeder. 29x21x10cm. Auf der Platine bezeichnet. Zustand A/B.

Provenienz:Sammlung Friedrich Wilhelm Waffenschmidt, Köln.

Ergebnis: € 4.300

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KLEINE KOMMODE LOUIS XV. SMALL TULIPWOOD, KINGWOOD, OXWOOD, AND MAPLE CHEST OF DRAWERS LOUIS XV.Paris. Um 1750. François Mondon (1694 – 1770 ).

Rosenholz, Königsholz, Buchsbaum und Ahorn tlw. gefärbt, poliert und eingelegt. Vergoldete Bronzeapplikationen. Marmor-platte. Bombierter, zweischübiger Korpus auf hohen Beinen. In Reserven Blüteneinla-gen. 88x67x50cm. Auf der Zarge gestem-pelt ‚MONDON JME‘. Zustand B/C.

Provenienz:Sammlung Friedrich Wilhelm Waffenschmidt, Köln.

Literatur:Pierre Kjellberg: Le Mobilier Français du XVII. Siècle, Paris 1989. Meister siehe S.583f.

Ergebnis: € 4.500

BUREAU PLAT LOUIS XV. TULIPWOOD BUREAU PLAT LOUIS XV.Frankreich. 18./19.Jh.

Rosenholz poliert. Bronzeapplikationen. Lederbespannung. Rechteckige, leicht geschwungene Form auf hohen Beinen. Dreischübige Front, auf der Rückseite drei Schübe vorgetäuscht. 77x144x82cm.Zustand C.

Provenienz:Sammlung Friedrich Wilhelm Waffenschmidt, Köln.

Ergebnis: € 3.100

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SECHSTEILIGER PARAVANT MIT GENREDARSTELLUNGEN. SIX-PIECE WOOD AND LEATHER DECORATIVE FOLDING SCREEN WITH GENRE PICTURES.England. 19.Jh.

Lederbespannung auf hölzernem Rahmen-gestell. Farbige Malerei auf Goldgrund. Sechs Elemente zu je 210x72cm. Zustand B.

Provenienz:Sammlung Friedrich WilhelmWaffenschmidt, Köln.

Ergebnis: € 9.000

„Auktionshaus baut museal“Kölner Stadtanzeiger

„Schließlich ist das Auktionshaus eine Kölner Erfolgsgeschichte“ Kölner Stadt-Anzeiger

„Funktional und elegant genug, um die Konkurrenz auf dem Kölner Kunst-markt neu zu bestimmen“FAZ

„Neubau ist ein Bekenntnis“ Kölner Stadt-Anzeiger

Unser Haus für Ihre Kunst

Im Sommer 2014 ist VAN HAM von Bayenthal nach Köln-Raderthal in einen außergewöhnlichen Neubau gezogen. Die Herbstauktionen 2014 waren der spek-takuläre Auftakt für den modernen Bau, dessen großzügige Architektur viel Raum für Kunst aus allen Bereichen bietet, von Alten Meistern bis hin zur Zeitgenössischen Kunst. Auf dem mehr als 5.000m² großen Grundstück im Kölner Süden wurde ein prägnanter Baukörper geschaffen, der von

außen und im Bereich der Ausstellung eine museale Ruhe ausstrahlt, in der sich die eigene Schönheit und Qualität der Kunst-objekte entwickeln können. Der Bau, der vom Kölner Architekten Klaus Müller entworfen wurde, ist nicht nur ein Bekenntnis zum Standort Köln, sondern spiegelt auch das Konzept von VAN HAM für die Zukunft wider: Bei aller Eigen-ständigkeit ist dieser Entwurf beispielhaft für die Moderne und weist gleichzeitig

in die Gegenwart. Hier sehen wir den Schwerpunkt für die Zukunft von VAN HAM. Selbstverständlich fühlen wir uns der Tradition unseres Hauses verpflichtet und werden auch weiterhin „Generalisten“ bleiben. Unsere traditionellen Gebiete der Alten Meister, der Malerei des 19. Jahrhun-derts und des Kunstgewerbes bringen wir auch im Neubau wunderbar zur Geltung, ebenso wie unser neuester Bereich der Asiatischen Kunst.

ImpressumDigitale Photographie: Sasa FuisDigitale Bildbearbeitung: Sasa FuisLayout & Satz: Ben Wozniak © Van Ham Art Publications, Köln

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