Samuel 3 Wenn Gott zu dir spricht Predigtmanuskript … · Samuel 3: Wenn Gott zu dir spricht ......

© Diese Predigt ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung ausserhalb der engen Grenzen des Urheberrechtsgesetzes ist ohne Zustimmung des Copyright-Inhabers unzulässig. Das gilt insbesondere für Vervielfältigung und die Einspeicherung und

Verarbeitung in elektronischen Systemen. © Copyright 2017 by Heini Schaffner, FEG Visp

-1-

1. Samuel 3 Wenn Gott zu dir spricht

Predigtmanuskript vom 2. Juli 17



-2-

1. Samuel 3: Wenn Gott zu dir spricht Die Bibel ist voll mit Erfahrungen, wo Gott persönlich zu Menschen spricht. Nicht nur durch eine Predigt, sondern mit Worten, die sich plötzlich in den Gedanken eines Menschen festsetzen. Manchmal re-det Gott durch Träume und Visionen. Ein anderes Mal durch einen Engel. Wieder ein anderes Mal so hörbar, dass Menschen vor Ehr-furcht auf den Boden fallen. Nirgendwo steht, dass dieses Reden Got-tes nur auf die Zeit des Alten oder des Neuen Testaments beschränkt ist. Ich habe Gott noch nie akustisch gehört. Vermutlich geht es den meis-ten oder allen von uns so. Anders z.B. Mose, mit dem Gott wie mit einem Freund gesprochen hat oder Samuel, von dem wir heute hören werden. Ich bin überzeugt, dass es auch heute Menschen gibt, die Gott so hören. Aber es ist nicht mehr die Regel. Seitdem wir sein Wort, die Bibel, haben, redet Gott meistens auf andere Art und Weise eben durch sein Wort, durch Gedanken, Eindrücke, durch andere Menschen oder durch Umstände höre ich normalerweise die feine Stimme von Gottes Geist. Könnte es sein, dass Gott im Alltag viel öfter zu dir spricht, als du es dir bewusst bist? Z.B. ein Gedanke, der einfach in eine bestimmte Situation passt, wo du denkst das sei von dir selber, dabei hat Gott dir das geschenkt. Ich erlebe das häufig in der Predigtvorbereitung oder in Gesprächen oder vor Entscheidungen. Jesus redet auch heute noch. Gott ist kein theoretischer Gott, sondern jemand, den wir auch heute noch erfahren und auch hören können. Wir leben mit einem Gott, der redet. Das ist sehr spannend und auch herausfordernd. Wenn ein Mensch anfängt Gott zuzuhören, bekommt sein Leben als Christ eine ganz neue Dynamik, ein Glaube der in Bewegung kommt.



-3-

Es geht um das alltägliche Leben, indem wir immer wieder Jesus ganz konkret erleben und ihm so wirklich nachfolgen können. Indem wir wichtige Entscheidungen mit Hilfe seiner Weisheit treffen. Die Frage ist nur, wie wir es lernen können, Gottes Stimme zu hören – und zwar mitten im Alltag, an einem ganz normalen Tag. Dazu schauen wir eine ganz bekannte Geschichte aus 1. Samuel 3 an. Eine Geschichte, die mich beim Vorbereiten richtig gepackt hat. Wir bekommen hier einen Einblick in die Ausbildung eines jungen Pro-pheten. Lasst uns überlegen, was wir hier über das Reden Gottes heute lernen können. 1. Samuel 3 Der junge Samuel wohnte bei Eli und diente dem Herrn. Zu jener Zeit geschah es sehr selten, dass der Herr den Menschen durch Worte oder Visionen etwas mitteilte. Der alte Eli war inzwischen fast erblin-det. Eines Nachts war er wie gewohnt zu Bett gegangen. Auch Samuel hatte sich hingelegt. Er schlief im Heiligtum in der Nähe der Bundesla-de. Die Lampe im Heiligtum brannte noch. Da rief der Herr: »Samuel, Samuel!« »Ja«, antwortete der Junge, »ich komme!«, und lief schnell zu Eli. »Hier bin ich. Du hast mich doch gerufen.« Aber Eli sagte: »Nein, ich habe dich nicht gerufen. Geh nur wieder schlafen.« So legte Samuel sich wieder ins Bett. Aber der Herr rief noch einmal: »Samuel, Samuel!« Und wieder sprang Samuel auf und lief zu Eli. »Ich bin schon da, du hast mich doch gerufen!«, sagte er. Eli verneinte wieder: »Ich habe dich nicht gerufen, mein Junge. Geh jetzt und leg dich ins Bett!« Samuel wusste nicht, dass der Herr ihn gerufen hatte, denn er hatte ihn noch nie reden hören. So rief der Herr zum dritten Mal: »Samuel, Samuel!« Und noch einmal lief der Junge zu Eli und sagte: »Hier bin ich! Jetzt hast du mich aber gerufen!« Da erkannte Eli, dass der Herr mit Samuel reden wollte. Darum wies er ihn an: »Geh, und leg dich wieder hin! Und wenn dich noch einmal jemand ruft, dann antworte: › Rede, HERR, denn dein Knecht hört.‹« Also ging Samuel wieder zu



-4-

Bett. Da kam der Herr zu ihm und rief wie vorher: »Samuel, Samuel!« Der Junge antwortete: » Rede, HERR, denn dein Knecht hört.« Darauf sagte der Herr: »Ich will in Israel etwas so Schreckliches tun, dass keiner es ertragen kann, davon zu hören. Bald werde ich Eli und seine Familie schwer bestrafen. Genauso wie ich es mir vorgenom-men habe, lasse ich das Unglück über sie kommen. Ich habe es Eli schon gesagt. Denn er wusste genau, dass seine Söhne durch ihre Ma-chenschaften meinen Zorn auf sich ziehen. Trotzdem ließ er sie tun, was sie wollten. Darum sollen sie und ihre Nachkommen für alle Zei-ten unter meinem Fluch stehen. Ich habe geschworen: Weder durch Tieropfer noch durch andere Opfergaben sollen die Nachkommen Elis diese Schuld je wieder gutmachen können!« Samuel blieb bis zum Morgen im Bett und öffnete dann wie gewohnt die Türen des Heilig-tums. Er scheute sich, Eli von Gottes Botschaft zu erzählen. Doch Eli rief ihn zu sich. »Mein Junge, was hat Gott dir gesagt?«, wollte er wis-sen. »Du musst mir alles genau berichten! Gott soll dich schwer be-strafen, wenn du mir auch nur ein Wort verheimlichst.« Da erzählte Samuel ihm alles, ohne etwas zu verschweigen. »Es ist der Wille des Herrn«, sagte Eli darauf, »er soll tun, was er für richtig hält.« Samuel wuchs heran. Der Herr stand ihm bei und ließ keine Ankündigung Samuels unerfüllt bleiben. Ganz Israel, von Dan im Norden bis Beer-scheba im Süden, erkannte, dass der Herr ihn zum Propheten erwählt hatte. In den folgenden Jahren redete Gott immer wieder in Silo zu Samuel und gab ihm Weisungen, die Samuel dem ganzen Volk Israel bekannt machte. Hanna und Elkana brachten ihren Sohn S schon als kleinen Jungen ins Heiligtum nach Silo. Hanna konnte lange Zeit keine Kinder bekommen und hatte mit Gott abgemacht, dass wenn er ihr einen Sohn schenkte, er für immer Gott gehören sollte. S bedeutet: Von Gott erbeten. So brachten ihn die Eltern vermutlich so mit 5 Jah-ren zum Priester Eli, damit er dort im Heiligtum Gott dienen konnte. Der Herr schenkte Hanna und Elkana danach noch drei Söhne und zwei Töchter.



-5-

Wir wissen nicht genau, wie alt Samuel war, als Gott zu ihm sprach, er war schon einige Jahre beim Priester Eli in Silo, vielleicht war er 10 Jahre alt. Gott spricht gerne zu Kindern! Rechnen wir damit? Schon als unsere Kinder noch klein waren, haben sie uns immer wieder da-ran erinnert, zu beten, wenn z.B. jemand krank war. Da sind uns Kin-der mit ihrem kindlichen Vertrauen ein grosses Vorbild. 1. Wenn Gott schweigt 1. Samuel 3,1 Zu jener Zeit geschah es sehr selten, dass der Herr den Menschen durch Worte oder Visionen etwas mitteilte. Situation in 1. Samuel: Das geistliche Leben in Israel ist praktisch ge-storben. Nach der Siegesphase unter Josua breitete sich Resignation aus. Die Feinde, die unter Josua besiegt worden waren, beherrschten wieder die Szene. Das Buch der Richter geht den Gründen nach: das Volk war selber schuld an diesen traurigen Zuständen: die Freude über den Sieg hielt an, solange Josua und die Ältesten lebten, dann vergass man Gott, Phase der Oberflächlichkeit, Kompromisse, ge-fährliche Sorglosigkeit, die geschlagenen Feinde erholten sich, prob-ten den Aufstand und - siegten sogar, in der Jugendzeit Samuels raub-ten die Philister sogar den heiligsten Gegenstand in Israel, die Bundes-lade Katastrophale Verhältnisse im Heiligtum, Stiftshütte, Tempel in Jeru-salem erst bei Salomo! Ausgerechnet dort, wo Gott wohnt, herrschte das grösste Chaos dort, wo die Leute Gott suchten, ihn anbeteten, erlebten sie die gröss-te Enttäuschung (1. Samuel 2,12-17) die Priester hielten sich selber nicht an die Gebote Gottes sie suchten nur ihren eigenen Vorteil, beuteten die Leute aus, die beiden Söhne Elis waren nur äusserlich Priester… Eli, ihr Chef, war alt, ohne Autorität, setzte den Missständen kein



-6-

Ende und machte sich so auch schuldig (1. Samuel 2,27-36) Nicht gerade die besten Voraussetzungen für die Entwicklung des jungen Samuel! der Betrieb im Heiligtum läuft "normal" nach aussen merkt man kaum etwas - die Bundeslade wird gehütet - der Leuchter im Heiligtum wird gepflegt (1. Samuel 3,3) - die Opfer werden abgenommen (1. Samuel 2,13) das alles läuft mehr oder weniger reibungslos ab, aber es geschieht nichts mehr Gott schenkt neben dem routinierten Ablauf das Aussergewöhnliche nicht mehr das Volk muss mit "Konserven" zufrieden sein, erlebt das direkte Re-den Gottes nicht mehr, dass er Menschen persönlich beauftragt Wie ist es bei uns? Ich habe mir schon mal die ketzerische Frage gestellt: wieviel von unseren Gemeinde-Aktivitäten würden weitergehen, wenn Gott sich zurückziehen, nicht mehr reden würde? Eine heikle Frage. Einiges würde vermutlich weitergehen… Wir müssen uns auch persönlich immer wieder fragen: leben wir nur noch von geistlichen Konserven oder erleben wir immer wieder neu das persönliche Reden Gottes in unserem Alltag? Wie steht es um deinen geistlichen Akku? Wird er immer wieder neu aufgeladen? Solche Zeiten kenne ich auch in meinem Leben, wenn die stille Zeit wirklich still wird! Wenn wir das Gefühl haben, Gott sei weit weg. Wenn wir uns nur noch an der Vergangenheit orientieren: Früher hat Gott noch anders gesprochen, das waren noch Zeiten…! Wir haben alle schon darunter gelitten, dass Gott nicht geredet hat: - Gebete, die nicht erhört wurden, jedenfalls nicht so wie wir uns das



-7-

vorstellten - Kranke, die nicht geheilt wurden - Kinder, die nicht den Weg mit Jesus gehen Haben wir uns schon daran gewöhnt? Ich hoffe es nicht. Vielleicht war die Sünde der Söhne Elis der Grund, warum Gott in dieser Zeit schwieg. Denn Gott respektiert es, wenn wir ihm nicht zuhören wollen. Er schweigt, wenn es uns nicht interessiert, was er zu sagen hat. Wenn wir es lieber haben, dass Gott unpersönlich und distanziert bleibt, dann wird er schweigen. Wenn wir Angst davor haben, dass er redet, weil wir ihm immer noch misstrauen und mei-nen, er würde uns Dinge sagen, die wir nicht hören wollen, dann wird er schweigen. Wenn wir lieber ein Leben führen, in dem er nicht oder nur sehr selten vorkommt, dann wird er schweigen. Gott drängt sich uns nicht auf, sondern er wartet bis Menschen wieder neu Sehnsucht danach bekommen, ihre Herzen ihm zu öffnen und seine Stimme zu hören. Offenbar war Samuel genau dazu bereit. 2. Wenn Gott in der Stille spricht 1. Samuel 3,2-3 Der alte Eli war inzwischen fast erblindet. Eines Nachts war er wie gewohnt zu Bett gegangen. Auch Samuel hatte sich hingelegt. Dass es später Abend war, als Gott zum ersten Mal zu Samuel sprach, scheint im ersten Augenblick nicht weiter von Bedeutung zu sein. Aber wir sehen in der Bibel, dass Gott häufig in stillen Momenten und an ruhigen Orten zu uns spricht. Und der Abend war so eine Zeit der Stille. Der Alltag lag hinter Samuel, ein neuer Tag vor ihm. Die Gedan-ken kamen zur Ruhe, noch ist er wach, aber es ist ganz still um ihn herum. Ein idealer Augenblick, um Gottes Stimme zu hören. Als Gott mit Mose sprach, da tat er das mitten in der Wüste. An dem Ort, an dem es nichts gab, ausser seine Schafe, einen brennenden Dornbusch,



-8-

seinen Gott und ihn. Jesus selbst zog sich oft an einsame Orte, auf einen Berg oder in die Wüste zurück, um Zeit mit seinem Vater zu verbringen. Gott könnte uns auch mitten in der Hektik begegnen. Es würde ihm nicht schwer fallen, den Strassenlärm oder den Lärm in uns mit seiner Stimme zu übertönen, aber Gott will uns v.a. an Orten der Ruhe und in den Zeiten der Stille begegnen. Weil das die Augenblicke sind, in denen wir uns ganz auf ihn konzentrieren können. Wo wir es schaf-fen, unsere Ohren ganz auf ihn auszurichten, ohne dass uns andere Menschen oder unsere Termine ablenken. Wo wir ganz ihm gehören. Wir brauchen immer wieder solche Orte und Zeiten der Stille, wo wir lernen müssen, selber weniger zu reden, zu planen und zu erledigen und mehr zu hören. Vielleicht müssen wir auch lernen, in unseren Gebeten weniger selber zu sagen und dafür mehr zu hören. ich mache regelmässig stille Tage zusammen mit meinem Freund, der auch Pastor ist. Es tut gut, sich auch mal herauszunehmen und wegzugehen um die Stille mit Gott zu suchen. Es ist gar nicht so leicht, diese Stille auszuhalten. 1. Samuel 3,4 Da rief der Herr: »Samuel, Samuel!« »Ja«, antwortete der Junge, »ich komme!«, und lief schnell zu Eli. »Hier bin ich. Du hast mich doch gerufen.« Aber Eli sagte: »Nein, ich habe dich nicht gerufen. Geh nur wieder schlafen.« Weder Eli noch Samuel merken, dass Gott spricht. Der eine versteht Gott nicht mehr, der andere noch nicht. 3. Wenn Gott uns (zu) nahe kommt Im Text heisst es weiter: 1. Samuel 3 „Er (Samuel) schlief im Heiligtum in der Nähe der Bundes-lade.“



-9-

Wieder so ein Detail, das wir schnell überlesen. Samuel schläft mitten im Heiligtum. Näher konnte er Gott nicht sein. Das Allerheiligste war der Ort, an dem Gott selber gegenwärtig war. Samuel war ganz nahe dran. Es gab in dieser Nacht keinen besseren Ort, um Gottes Stimme klarer zu hören. Manchmal denken wir, wenn wir das doch nur auch so erleben könn-ten, dieses direkte Reden Gottes, aber Gott kam uns noch viel näher. Im Neuen Testament lesen wir, dass er heute mit seinem Heiligen Geist in jedem Gläubigen wohnt. Näher geht es nicht! Die spannende Frage ist: Wo sind wir? Wo bist du? Je näher wir Gott sind, umso klarer werden wir seine Stimme hören. Wenn Sünde zwischen uns und ihm steht, werden wir ihn nur schwer hören. Um Gottes Stimme hören zu können, müssen wir ganz nahe bei ihm sein. 1. Samuel 3,7 Samuel wusste nicht, dass der Herr ihn gerufen hatte, denn er hatte ihn noch nie reden hören. Obwohl Samuel zum Propheten berufen wurde, musste er trotzdem lernen, Gottes Stimme zu hören. Ihm fehlte die Erfahrung, das Be-wusstsein, dass es Gott ist, der mit ihm redet. Vielleicht hören wir beim Bibellesen oder in unseren Gebeten Gottes Stimme viel öfter, als wir meinen, aber wir hören sie nicht wirklich, weil wir nicht richtig hinhören. Manchmal redet Gott, ohne dass wir es mitbekommen. Darum ist es gut, wenn wir genau hinhören und nachdenken. Samuel fehlte die Erfahrung. Er brauchte einen alten Propheten an seiner Seite, der ihm half, die Stimme richtig einzuordnen, die er hörte. Es wäre gut, wenn jeder von uns so einen Eli an seiner Seite hätte. Ein geistlicher Vater oder eine geistliche Mutter, die viel Erfahrung ha-ben und die das, was wir hören, einordnen können. Es ist gut, wenn wir das, was Gott uns in unseren Zeiten der Stille sagt, mit anderen



-10-

teilen z.B. in der Kleingruppe. Es hilft uns zu unterscheiden zwischen dem, was wir gerne hören wollen und dem, was Gott tatsächlich ge-sagt hat. Wir sollten immer hinterfragbar bleiben (nicht: „Gott hat mir gesagt, du sollst meine Frau werden…sondern: „Ich habe den Ein-druck, prüf es mal…!““. Weil wir Menschen sind, die immer ihre eige-ne Prägung, ihre eigenen Wünsche und ihre eigenen Ziele mitbringen. Wir brauchen einander gerade auch im Hören auf Gott. 1Samuel 3,9-10 Darum wies er ihn an: »Geh, und leg dich wieder hin! Und wenn dich noch einmal jemand ruft, dann antworte: ›Sprich, Herr, ich höre.‹« Also ging Samuel wieder zu Bett. Da kam der Herr zu ihm und rief wie vorher: »Samuel, Samuel!« Der Junge antwortete: »Sprich, Herr, ich höre.« Der letzte Schritt hin zu einem Menschen, der Gott hört. Wir müssen bereit sein zuzuhören. Vielleicht wollen wir auch schlicht und ergrei-fend nicht, dass Gott redet. Denn wenn Gott nicht redet, dann kann er auch nicht persönlich werden. Dann bleibt er immer ein wenig auf Distanz und wir können unser Leben selber bestimmen. Wenn wir sagen, dass Gott nur durch die Bibel zu uns redet, dann ist das eine relativ ungefährliche Angelegenheit. Denn eine Bibel kann ich jeder-zeit zuklappen und in den Schrank stellen. Zur Not kann ich an einem Bibeltext auch so lange herumbiegen, bis mein Leben wieder dazu passt. Wenn aber Gott noch andere Wege neben der Bibel hat, um zu uns zu sprechen, dann kann es sehr persönlich und konkret werden. Und hier zeigt sich dann spätestens meine wirkliche Haltung Gott gegenüber. Denn wenn ich bereit bin, mich wirklich auf sein Reden einzulassen, dann bin ich bereit, mich ihm auch unterzuordnen und offen zu sein für das, was er mir zu sagen hat und nicht nur das zu hören, was ich hören will. Es ist so dumm, Jesus auf Distanz zu halten. Denn er will uns mit sei-ner Weisheit und Liebe beschenken. Wenn du vor wichtigen Ent-scheidungen stehst, will er dir weiterhelfen. Wenn du dich lieblos



-11-

behandelt fühlst, dann will er dir seine Liebe zeigen. Wenn du dich im Leben nicht mehr auskennst, dann will er dir neu Orientierung und Sicherheit geben. Er hat einen guten Plan mit uns. Was spricht dage-gen, wenn wir sagen: Sprich, Herr, ich höre. Kann es etwas Besseres geben, als dieses Gebet? Ich denke nicht. So sind wir als Familie vor drei Jahren von Schaffhausen ins Wallis ge-kommen…! Es ist spannend, auf Gott zu hören und mit ihm unterwegs zu sein, auch wenn es Konsequenzen hat. 4. Wenn Gott zu dir spricht Ich lerne von Samuel, dass es entscheidend ist, eine hörbereite Hal-tung zu haben. Mich jeden Tag bewusst auf Gott auszurichten und schon am Morgen zu sagen: Hilf mir zu hören und zu verstehen, was du mir heute sagen möchtest und das dann auch zu tun. Es geht ja nicht nur ums Hören um des Hörens willen, sondern es geht darum, das Gehörte dann auch umzusetzen, Gott gehorsam zu sein. Der bekannte deutsche Theologe Klaus Bockmühl, sagte einmal: „Wenn der Mensch horcht, redet Gott. Wenn der Mensch gehorcht, handelt Gott.“ Buchtipp: „Leben mit dem Gott, der redet“ Manchmal denke ich, dass Gott vielleicht nicht mehr redet, weil er uns schon längst etwas gesagt hat und wir es einfach nicht tun. Wieso soll Gott weiter zu uns reden, wenn wir das nicht umsetzen, was er uns schon lange gesagt hat! Das ist ein geistliches Prinzip, das mich schon lange begleitet. Wenn ihr von dieser Predigt alles wieder vergesst, dann nehmt doch einfach dieses Prinzip mit, denn es ist wirklich entscheidend für unsere Bezie-hung zu Gott. Auch Samuel hörte nicht nur auf Gott, sondern war ihm auch gehorsam. Er hatte Angst davor, Eli diese Gerichtsbotschaft aus-



-12-

zurichten, aber er tat es. Und dann redete und handelte Gott weiter mit Samuel, schrieb mit ihm Geschichte: 1. Samuel 3,19-21 Samuel wuchs heran. Der Herr stand ihm bei und ließ keine Ankündigung Samuels unerfüllt bleiben. Ganz Israel, von Dan im Norden bis Beerscheba im Süden, erkannte, dass der Herr ihn zum Propheten erwählt hatte. In den folgenden Jahren redete Gott immer wieder in Silo zu Samuel und gab ihm Weisungen, die Samuel dem ganzen Volk Israel bekannt machte. Gott stellte sich zu Samuel. Das heisst nicht, dass er keine Probleme hatte, er hatte viele Herausforderungen! Er war in ganz Israel als Pro-phet anerkannt. Aus dem kleinen Sämi wird der vollmächtige Richter, Prophet und Priester von Israel, der über Jahrzehnte das Volk lehrte und führte und später auch Saul und David zum König salbte. Wir brauchen Menschen, die gelernt haben im Alltag auf Gott zu hö-ren und dann das Gehörte auch umsetzen, Menschen, die sich ihm ganz zur Verfügung stellen. Für mich war mein Vater ein Vorbild im Hören auf Gott: er betete immer wieder um klare Eindrücke und Worte Gottes für bestimmte Entscheidungen oder Predigten und bekam sie auch meistens. Manchmal gilt es die Spannung auszuhalten bis Gott redet. Ich fasse zusammen: Um auf Gott zu hören, brauchen wir Stille – einen Ort der Ruhe, auch mitten im Trubel des Alltags, eine innere Haltung, die bereit ist zuzu-hören und eine erwartungsvolle Haltung und du dir z.B. am Sonn-tagmorgen vor dem Gottesdienst die Frage stellst: was möchte wohl Gott heute zu mir sagen durch die Menschen, die ich treffe, durch die Lieder, die wir singen, durch das Anspiel, die Moderation oder die Predigt, die wir hören. Gedanken aufschreiben und anderen erzäh-len, wenn Gott gesprochen hat.



-13-

Um Gott hören zu können, brauchen wir die innere Verbundenheit mit ihm – wenn meine Beziehung zu ihm von Schuld belastet ist, wer-de ich seine Worte nicht hören wollen und auch nur schwer hören können. Um Gott hören zu können, brauchen wir Erfahrung – und Zeit um zu lernen, ihn in unseren Gedanken zu erkennen und sein Reden in unser Herz hinein hören zu können. Um Gott hören zu können, brauchen wir Menschen, die uns hinter-fragen und reflektieren, prüfen. Um Gott hören zu können, müssen wir bereit sein, so wie Samuel. Jesus wünscht sich Nachfolger, die für diese Welt wirklich Salz und Licht sind. Menschen, die etwas von der Ruhe und der Wärme Gottes widerspiegeln. Menschen, die anderen Orientierung geben, die eine Quelle der Inspiration für andere sind. Und wir – du und ich können solche Menschen sein. Indem wir unser Ohr ganz auf die Stimme unseres Herrn ausrichten. Jeder von uns kann Gott hören. Darum glaube ich immer mehr, dass die Aufgabe von Christen weniger darin besteht, möglichst viel zu tun, sondern darin, möglichst gut hinzuhören. Weniger zu beten: Herr, segne unse-re Wege, sondern: Zeige uns die Wege, die du segnest. Nicht einfach unsere Pläne machen und Gott hinhalten und sagen: unterschreibe! Sondern ich unterschreibe blanko und halte den Ver-trag Gott hin und sage: schreibe du drauf, was drauf gehört, was du für mich gut findest. Das braucht Vertrauen!



-14-

Hier sind wir Herr, bitte rede du zu uns. Um so Jesus noch einmal in einer ganz neuen Tiefe kennen zu lernen. Mitten in unserem Alltag, der dann zu einem echten Abenteuer werden kann.

© Heini Schaffner, Kleegärtenweg 12, 3930 Visp

Samuel 3 Wenn Gott zu dir spricht Predigtmanuskript … · Samuel 3: Wenn Gott zu dir spricht ......

Documents

Transcript of Samuel 3 Wenn Gott zu dir spricht Predigtmanuskript … · Samuel 3: Wenn Gott zu dir spricht ......