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Deutsch-russische Roadmap für die Zu sammenarbeit in Bildung, Wissenschaft, Forschung und Innovation zwischen dem Bundesministerium für Bildung und Forschung der Bundesrepublik Deutschland und dem Ministerium für Wiss enschaft und Hochschulbildung der Russischen Föderation Das Bundesministerium für Bildung und Forschung der Bundesrepublik Deut schland (im Folgenden: „deutsche Seite") und das Ministerium für Wissenschaft und Hochschu l bildung der Russischen Föderation (im Folgenden: „russische Seite") betonen die langjährigen und vertrauensvollen Beziehungen in Bi ldung, Wissenschaft, Forschung und Innovation auf der Grundlage des Abkommens vom 16. Juli 2009 zwischen der Regierung der Bundesrepublik Deutschla nd und der Regierung der Russischen Föderation über wissenschaftlich-technische Zusammenarbeit und seiner Fach- vereinbarungen sowie der Gemeinsamen Erklärung über die strategische Part nerschaft auf dem Gebiet der Bildung, Forschung und Innovation zwischen der Bundesrepublik Deutschland und der Russischen Föderation vom 11. April 2005. Beide betonen die Vielfalt und Exzel lenz ihrer Zusammenarbeit in Bildung, Wissenschaft, Forschung und Innovation, die in verschiedenen Kooperatio n smodellen für ein breites Themenspektrum zum Ausdruck kommen, sowie die Bedeutung und das Potenzial ihrer Zusammenarbeit in diese n Bereichen als wichtige Gru nd lage für den deutsch -russischen Dialog. Beide Seiten teilen die Auffassung, dass die deutsch_ en und russischen Akteure in Bildung und Wissenschaft einen vertrauensvollen und konstruktiven Dialog auf Augenhöhe zwischen der Bundesrepub lik Deutschland und der Russischen Föderation befördern. Beide Seiten haben sich daher darauf verständigt, dass sie ihre Zusammenarbeit in Bi ldung, Wissenschaft, Forschung und Innovation im Rahmen einer Roadmap für Bildung, Wissenschaft, Forschung und Innovation intensivieren und we i ter abstimme n wollen. Beide Seiten würdigen die wichtige Rolle der deutschen und russischen Universitäten, Forschungs-, Förder- und Mittierorganisationen für eine erfolgreiche Zusammenarbeit beider L änder in Bi ldung, Wissenschaft und Forschung. Daher haben beide Seiten beschlossen, die deutschen und russischen Berufsbildungs - und Hochschul- einrichtungen, Hochschul verbände, sowie Forschungs -, Förder- und Mittier- organisationen in den Roadmap-Prozess aktiv einzubinden. Beide Seiten begrüßen das große Engagement und die intensive Arbeit der deutschen und russischen 1

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Deutsch-russische Roadmap

für die Zusammenarbeit in Bildung, Wissenschaft, Forschung und Innovation

zwischen

dem Bundesministerium für Bildung und Forschung der Bundesrepublik Deutschland

und dem Ministerium für Wissenschaft und Hochschulbildung der Russischen Föderation

Das Bundesministerium für Bildung und Forschung der Bundesrepublik Deutschland (im

Folgenden: „deutsche Seite") und das Ministerium für Wissenschaft und

Hochschulbildung der Russischen Föderation (im Folgenden: „russische Seite") betonen

die langjährigen und vertrauensvollen Beziehungen in Bildung, Wissenschaft, Forschung

und Innovation auf der Grundlage des Abkommens vom 16. Juli 2009 zwischen der

Regierung der Bundesrepublik Deutschland und der Regierung der Russischen

Föderation über wissenschaftlich-technische Zusammenarbeit und seiner Fach­

vereinbarungen sowie der Gemeinsamen Erklärung über die strategische Partnerschaft

auf dem Gebiet der Bildung, Forschung und Innovation zwischen der Bundesrepublik

Deutschland und der Russischen Föderation vom 11. April 2005.

Beide S~iten betonen die Vielfalt und Exzellenz ihrer Zusammenarbeit in Bildung,

Wissenschaft, Forschung und Innovation, die in verschiedenen Kooperationsmodellen

für ein breites Themenspektrum zum Ausdruck kommen, sowie die Bedeutung und das

Potenzial ihrer Zusammenarbeit in diese n Bereichen als wichtige Gru nd lage für den

deutsch-russischen Dia log. Beide Seiten teilen die Auffassung, dass die deutsch_en und

russischen Akteure in Bildung und Wissenschaft einen vertrauensvollen und

konstruktiven Dialog auf Augenhöhe zwischen der Bundesrepublik Deutschland und der

Russischen Föderation befördern.

Beide Seiten haben s ich daher darauf verständigt, dass sie ihre Zusammenarbeit in

Bi ldung, Wissenschaft, Forschung und Innovation im Rahmen einer Roadmap für

Bildung, Wissenschaft, Forschung und Innovation intensivieren und weiter abstimmen

wollen.

Beide Seiten würdigen die wichtige Rolle der deutschen und russischen Universitäten,

Forschungs-, Förder- und Mittierorganisationen für eine erfolgreiche Zusammenarbeit

beider Länder in Bildung, Wissenschaft und Forschung. Daher haben beide Seiten

beschlossen, die deutschen und russischen Berufsbildungs- und Hochschul­

einrichtungen, Hochschulverbände, sowie Forschungs-, Förder- und Mittier­

organisationen in den Roadmap-Prozess aktiv einzubinden. Beide Seiten begrüßen das

große Engagement und die intensive Arbeit der deutschen und russischen

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Berufsbildungs- und Hochschuleinrichtungen, Hochschulverbände, Forschungs-, Förder­

und Mittierorganisationen in diesem Bottom-up-Prozess, der seinen Höhepunkt in der

hochrangigen Konferenz am 10. November 2017 fand.

Diese Roadmap verfolgt die folgenden Ziele:

• Weiterführung der Förderung gemeinsamer Spitzenforschung;

• Weiterer Ausbau der Qualität und Stärkung der Nachhaltigkeit der Zusammen­

arbeit durch optimierte Nutzung vorhandener Ressourcen und Synergien;

• Förderung des Nachwuchses und Verbesserung der Wissenschaftler- und

Studierendenmob i 1 i tä t;

• Brückenschlag zwischen Wissenschaft, Gesellschaft und Wirtschaft in beiden

Ländern.

Eine Umsetzung der Roadmap-Aktivitäten und -Projekte im Sinne einer gleichberech­

tigten Partnerschaft, eines lnteressensausgleichs und einer Kooperation von beider­

seitigem Nutzen wird angestrebt.

Seide Seiten erachten die Wissenschaftsfreiheit als eine Voraussetzung für exzellente

Forschung.

Oie Roadmap ist für einen Zeitraum von zehn Jahren ausgelegt.

Die Roadmap besteht aus vier Säulen:

1. Kooperation bei der Entwicklung großer Forschungsinfrastrukturen

(Säule „Große Forschungsinfrastrukturen")

Die erste Säule betrifft die Zusammenarbeit an großen Forschungsinfra­

strukturen. Auf der Grundlage ihrer langfristigen und erfolgreichen Zusammen­

arbeit in der Vergangenheit und Gegenwart planen beide Seiten, ihre bilateralen

Aktivitäten in diesem Bereich im Rahmen existierender nationaler und

internationaler Vereinbarungen zu intensivieren und auszubauen.

II. Gemeinsame Forschungsprojekte in den von beiden Ländern priorisierten

Bereichen der wissenschaftlich-technologischen Zusammenarbeit

(Säule „Prioritäten")

Die Säule „Prioritäten" identifiziert die thematischen Schwerpunktgebiete für die

gemeinsamen Forschungsprojekte in den Bereichen der wissenschaftlich­

technologischen Zusammenarbeit beider Länder - zusätzlich zu den in den

Anlagen für Säule 1 und Säule III genannten thematischen Schwerpunkten. Damit

würdigen beide Seiten die Vielfalt und Exzellenz der Kooperation zwischen der

Bundesrepublik Deutschland und der Russischen Föderation in Bildung, Wissen­

schaft, Forschung und Innovation.

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III. Förderung des Wissenschaftlernachwuchses und von Talenten im Hochschul- und

Berufsbildungsbereich in beiden Ländern zum beiderseitigen Nutzen

(Säule „Nachwuchsförderung")

Beide Seiten sind überzeugt, dass der Austausch von Nachwuchswissenschaftlern,

Studierenden und Auszubildenden eine wichtige Investition in künftige exzellente

Forschung und in eine von gegenseitigem Vertrauen und Verständnis geprägte

Zusammenarbeit darstellt und zur künftigen Wettbewerbsfähigkeit beider Länder

beiträgt. Das neue Young Talent Programme wird besonders den jungen

talentierten Nachwuchs in den Bereichen der Säulen ! und II fördern.

IV. Wissenschaft und Forschung für den Brückenschlag zwischen Wissenschaft,

Gesellschaft und Wirtschaft in beiden Ländern

(Säule „Innovation, Wissenschaft und Gesellschaft")

Die Säule „Innovation, Wissenschaft und Gesellschaft" soll Schlüsselakteure in

Gesellschaft und Wirtschaft in beiden Ländern verbinden, um größtmögliche

Synergien zum gegenseitigen Nutzen beider Länder zu schaffen. Beide Seiten

würdigen die Bedeutung einer verständlichen und sichtbaren Wissenschafts­

kommunikation sowie die Bedeutung der Umsetzung wissenschaftlicher

Erkenntnisse in Form konkreter Anwendungen und technischer und gesellschaft­

licher Innovationen. Beide Seiten sind überzeugt, dass die langjährigen und

vielfältigen Beziehungen zwischen deutschen und russischen Wissenschaftlern

nicht nur eine wichtige Grundlage für exzellente Wissenschaftskooperation,

sondern auch eine wichtige Basis für den Brückenschlag zwischen den beiden

Ländern sind.

Um die Ziele der Roadmap zu realisieren, sollten beide Seiten gemeinsam Maßnahmen

identifizieren, die nach Säulen getrennt jeweils in einer Anlage zur Roadmap dargelegt

werden. Die Anlagen sind integra ler Bestandteil der Roadmap.

Beide Seiten können an der Roadmap und ihren Anlagen einvernehmlich schriftlich

Änderungen vornehmen, die durch gemeinsamen Beschluss der deutsch-russischen

Kommission für wissenschaftlich-technologische Zusammenarbeit angenommen

werden.

Da die Säulen miteinander verbunden s ind, sind säulenübergreifende Aktivitäten

ausdrücklich erwünscht, um die Gesamtziele der Roadmap voranzutreiben.

Die Koordinierung der Roadmap übernehmen das Bundesministerium für Bildung und

Forschung der Bundesrepublik Deutschland und das Ministerium für Wissenschaft und

Hochschulbildung der Russischen Föderation in Kooperation mit anderen interessierten

Ministerien und Organisationen, die für ausgewählte Maßnahmen inhaltlich zuständig

s ind. Die Roadmap wird von der deutsch-russischen Kommission für wissenschaftlich­

technologische Zusammenarbeit evaluiert werden. Die Kommission für wissenschaftlich­

technologische Zusammenarbeit beabsichtigt, sich auf gemeinsame Empfehlungen zu

verständigen, um die Umsetzung der Roadmap zu leiten und zu fördern.

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Beide Seiten stimmen darin überein, dass die Roadmap durch die gemeinsame

Anstrengung aller Beteiligten zum Erfolg geführt wird, und dazu gehören beide

Ministerien, interessierte Ministerien entsprechend ihrer Zuständigkeit, Forschungs-,

Förder- und Mittierorganisationen, Berufsbildungs- und Hochschuleinrichtungen,

Hochschulverbände, Akademien und Wirtschaftspartner entsprechend den einzelnen

Initiativen im Rahmen der Roadmap.

Beide Seiten beabsichtigen, sich regelmäßig bei den Sitzungen der bilateralen

Kommission für wissenschaftlich-technologische Zusammenarbeit über die Umsetzung

der Roadmap auszutauschen. Etwa fünf Jahre nach dem Start der Roadmap sollte eine

Überprüfung stattfinden. Für die operationelle Koordinierung der Roadmap zwischen

den Sitzungen der Kommission für wissenschaftlich-technologische Zusammenarbeit

sollte von den Ministerien eine Task Force eingerichtet werden.

Beide Seiten bekräftigen, dass der Schutz und die Gewährung von Rechten an geistigem

Eigentum, die aus gemeinsamen Aktivitäten im Rahmen der Roadmap hervorgehen oder

eingeräumt werden, entsprechend den Grundsätzen des Abkommens vom 16. Juli 2009

zwischen der Regierung der Bundesrepublik Deutschland und der Regierung der

Russischen Föderation über wissenschaftlich-technische Zusammenarbeit erfolgen wird.

Diese Roadmap ist eine Gemeinsame Absichtserklärung und soll keinen völker­

rechtlichen Vertrag darstellen und auch keine völkerrechtlich geregelten Rechte oder

Pflichten begründen.

Diese Gemeinsame Absichtserklärung wurde in Moskau am 10. Dezember 2018 in zwei

Exemplaren in deutscher und russischer Sprache unterzeichnet, wobei beide Sprach­

fassungen gleichwertig sind.

Für das Bundesministerium für Bildung und Forschung der Bundesrepublik Deutschland

Anja Karliczek Bundesministerin für Bildung und Forschung der Bundesrepublik Deutschland

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Für das Ministerium für Wissenschaft und Hochschulbildung der Russischen Föderation

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Anlage 1 zu Säule 1 „Große Forschungsinfrastrukturen"

Diese Anlage für die Säule „Große Forschungsinfrastrukturen" beschreibt die zentralen

Ziele und den derzeitigen Umfang der Maßnahmen zur Intensivierung und zum Ausbau

der bilateralen Aktivitäten beider Länder in diesem Bereich.

Beide Seiten würdigen dankbar die bisherige langfristige und vertrauensvolle

Zusammenarbeit im Bereich großer Forschungsinfrastrukturen.

Beide Seiten schätzen sehr die bisherige Kooperation bei der gemeinsamen Nutzung

großer Forschungsinfrastrukturen im Rahmen internationaler Nichtregierungs­

organisationen wie beispielsweise dem Vereinigten Institut für Kernforschung (JINR)

und der Europäischen Organisation für Kernforschung (CERN).

Seide Seiten erkennen insbesondere den herausragenden Charakter ihrer umfassenden

Kooperation bei den in der Bundesrepublik Deutschland realisierten Projekten X-Ray

Free-Electron Laser Facility (European XFEL) und Facility for Antiproton and Ion

Research (FAIR) an und bekräftigen ihr weiteres Engagement für die Umsetzung und

den Erfolg dieser Projekte, die von höchster wissenschaftlicher und technologischer

Qualität sind.

In Anbetracht des exzellenten Potenzials russischer Wissenschaft und Technologie

beabsichtigen beide Seiten, ihre Zusammenarbeit auf ausgewählte Projekte an großen Forschungsinfrastrukturen in Russland auszuweiten. jede neue Kooperation wird im

Einklang mit existierenden nationalen und internationalen Vereinbarungen stehen und

laufende strategiebildende Prozesse beachten. Insbesondere beabsichtigt die deutsche

Seite, einen Beitrag zur Instrumentierung und wissenschaftlichen Nutzung der

Nuclotron-based Ion Collider fAcility (N lCA)- und PIK-Forschungsanlagen zu leisten,

aber nicht zum Bau und Betrieb des PIK-Reaktors selbst.

Beide Seiten stimmen darin überein, dass Regeln für Nutzerplattformen, die für eine

transparente Organisation des internationalen Zugangs zu den Großgeräten auf der

Basis wissenschaftlicher Exzellenz sorgen und eine qualitativ hochwertige Unter­

stützung der Nutzer vor Ort sicherstellen, eine zentrale Voraussetzung für ihre

Kooperation darstellen.

Beide Seiten stimmen darin überein, dass die inhaltlichen, strukturellen und rechtlichen

Einzelheiten gegenseitiger Beiträge zu bestimmten Anlagen und Projekten in separaten

Kooperationsvereinbarungen geregelt werden, die von den beteiligten Forschungs­

zentren, Instituten und wissenschaftlichen Organisationen geschlossen werden. Für die

Kooperation bei PIK wird die Vereinbarung zunächst vom Forschungszentrum Jülich

(FZJ) und dem Nationalen Forschungszentrum Kurtschatow-lnstitut, Kernphys ikinstitut

St. Petersburg (NRC KI-PNPI) unterzeichnet. Für die Kooperation bei NICA wird die

Vereinbarung zunächst vom Helmholtzzentrum für Schwerionenforschung (GSI) und

dem JINR unterzeichnet.

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Beide Seiten stimmen darin überein, dass im Falle eines beiderseitigen Interesses die

Kooperation auf der Grundlage der in diesem Dokument dargelegten allgemeinen

Grundsätze auf andere Projekte und Forschungsinfrastrukturen ausgeweitet werden

könnte.

Beide Seiten stimmen darin überein, dass der Austausch von Nachwuchswissen­

schaftlern, Studierenden und Auszubildenden (siehe Säule 111) auch im Bereich der

großen Forschungsinfrastrukturen ein wichtiger Teil der Zusammenarbeit ist

Beide Seiten beabsichtigen, gemeinsam die Nutzung wissenschaftlicher Großgeräte

zugunsten von Innovationen in verschiedenen Anwendungsbereichen zu verbessern.

Beide Seiten teilen d ie gemeinsame Auffassung, dass eine Fortführung der Zusammen­

arbeit im Bereich der großen Forschungsinfrastrukturen für Wissenschaft, Bildung und

Wohlstand in beiden Ländern förderlich ist und einen wichtigen Beitrag zur nach­

haltigen Stärkung der bilateralen Beziehungen leistet.

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Anlage II zu Säule II „Prioritäten"

Diese Anlage für die Säule „Prioritäten" enthält die thematischen Schwerpunkte der

Roadmap und berücksichtigt dabei die nationalen Prioritäten der beiden Länder. Die

Themenschwerpunkte im Bereich der großen Forschungsinfrastrukturen s ind Gegen­

stand von Säule 1 „Große Forschungsinfrastrukturen". Eine besondere Rolle der Berufs­

bildung wird in Anlage III hervorgehoben.

Beide Seiten schätzen die Vielfalt und Exzellenz der Zusammenarbeit zwischen der

Bundesrepublik Deutschland und der Russischen Föderation in Bildung, Wissenschaft,

Forschung und Innovation.

Es gibt folgende Prioritäten - zusätzlich zu den in den Anlagen für die Säulen 1 und III

genann ten:

• Meeres- und Polarforschung

• Bioökonomie

• Geistes-, Sozial- und Kulturwissenschaften

• Gesundheitsforschung

• Erneuerbare Energien, Energieeffizienz

• Klima, Umwelt und Nachhaltigkeit

• Innovative Produktionstechniken und Lasertechnologie

Unterthemen in diesen Prioritäten können auf den Sitzungen der Kommission für

wissenschaftlich-technische Zusammenarbeit oder ihrer Arbeitsgruppen spezifiziert

werden.

Beide Seiten werden Spitzenforschung in diesen Prioritäten fördern und begrüßen

interdisziplinäre Zusammenarbeit.

Beide Seiten beabsichtigen, begabte Nachwuchswissenschaftler und Auszubildende, die

sich mit diesen Prioritäten befassen, gemäß Anlage II I zu unterstütze n.

Die Aktivitäten in den Schwerpunktbereichen werden durch die gemeinsame

Anstrengung aller deutschen und russischen Beteiligten gemeinsam durchgeführt; dazu

zählen die Ministerien, Forschungs-, Förder- und Mittierorganisationen, Berufsbildungs­

und Hochschuleinrichtungen, Hochschulverbände, Akademien und Wirtschaftspartner,

insbesondere kleine und mittlere Unternehmen. Beide Seiten wollen die Prioritätenliste

nach dem Start de r Roadmap regelmäßig a lle drei Jahre bei den Sitzungen der

Kommission für wissenschaftlich-technologische Zusammenarbeit gemeinsam

aktualisieren.

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Anlage III zu Säule III „Nachwuchsförderung"

Beide Seiten sind überzeugt, dass die Förderung des Austauschs von

Nachwuchswissenschaftlern, Studierenden und Auszubildenden eine wichtige Investition in künftige Exzellenz, vertrauensvolle Zusammenarbeit und gegenseitiges

Verständnis darstellt und zur künftigen Wettbewerbsfähigkeit beider Länder beiträgt.

Beide Seiten haben daher beschlossen, ein gemeinsames Nachwuchsprogramm (Young Talent Programme, YTP) einzurichten, um herausragende begabte Nachwuchs­wissenschaftler und Auszubildende in den Schwerpunktbereichen der Säulen „Große Forschungsinfrastrukturen" (Säule 1), „Prioritäten" (Säule II) und „Innovation, Wissen­

schaft und Gesellschaft" (Säule IV) zu fördern.

Das Nachwuchsprogramm beinhaltet die folgenden drei Komponenten:

Komponente 1: Förderung von Nachwuchskräften (Wissenschaftlern. Technikern. Auszubildenden) an großen Forschungsinfrastrukturen

Ziel der Komponente 1 ist es, deutschen und russischen Nachwuchs­wissenschaftlern den Zugang zu Forschung an großen Forschungsinfrastrukturen durch Mobilitätsprogramme für wissenschaftlichen Nachwuchs, Techniker- und

Auszubildendennachwuchs beider Länder zu erleichtern.

Daher beabsichtigen beide Seiten die Einrichtung

a) eines Stipendienprogramms für Nachwuchswissenschaftler zur Förderung

von Forschungsaufenthalten deutscher Wissenschaftler an großen Forschungsinfrastrukturen in der Russischen Föderation und von Forschungsaufenthalten russischer Wissenschaftler an großen Forschungs­

infrast rukturen in der Bundesrepublik Deutschland sowie von Sommer­schulen und Konferenzen für deutsche und russische Nachwuchswissen­

schaftler, die an großen Forschungsinfrastrukturen arbeiten.

b) eines Programms für technisches Personal an großen Forschungsinfra­strukturen im Bereich der beruflichen Bildung. Das Programm sollte Auszu­

bildenden die Möglichkeit bieten, einen Teil ihrer Ausbildung an großen

Forschungsinfrastrukturen im jeweils anderen Land zu absolvieren (Digitale Berufsbrücke). Auch sollte es Ausb ildungsmaßnahmen für Berufsbildungs­

absolventen/Techniker bieten.

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Komponente 2: Förderung von Nachwuchswissenschaftlern in den thematischen

Prioritäten der Säule II

Ziel der Komponente 2 ist die Förderung des Austauschs herausragender

deutscher und russischer Nachwuchswissenschaftler, die in den thematischen Prioritäten der Säule II arbeiten. Daher beabsichtigen beide Seiten die

Einrichtung eines Stipendienprogramms zur Förderung von Forschungs­aufenthalten russischer Wissenschaftler an deutschen Forschungseinrichtungen

und deutscher Wissenschaftler an russischen Forschungseinrichtungen sowie von Sommerschulen und Konferenzen für deutsche und russische Nachwuchs­

wissenschaftler.

Komponente 3: Förderung einer bilateralen Organisation für Nachwuchswissenschaftler

Ziel der Komponente 3 ist die Schaffung einer bilateralen Organisation für herausragende deutsche und russische Nachwuchswissenschaftler. Der künftige

„Deutsch-russische Koord inierungsrat für junge Wissenschaftler und lnnovatoren" soll zwischen den Mitgliedern Vertrauen aufbauen und für ein

besseres Verständnis sorgen, einen offenen und nachhaltigen Dialog ermöglichen

und den Austausch zwischen Wissenschaft und Gesellschaft erleichtern.

Beide Seiten erkennen an, dass Hochschulen und Forschungs-, Förder- und Mittierorganisationen in der Bundesrepublik Deutschland und in der Russischen

Föderation gleichermaßen entschlossen sind, zahlreiche bilaterale Programme in beiden

Ländern erfolgreich durchzuführen. Eine gemeinsame Anstrengung aller Beteiligten

zusammen mit Politik und Wirtschaft ist erforderlich, um die Mobilität zwischen den beiden Ländern s ignifikant zu steigern und diese Mobilität in Form eines Fach­

austauschs (Brain Ci rculation) zu gestalten.

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Anlage IV zu Säule IV „Innovation, Wissenschaft und Gesellschaft"

Diese An lage für die Säule „Innovation, Wissenschaft und Gesellschaft" beschreibt die

zentralen Ziele und Maßnahmen für die Vernetzung der Beteiligten in Wissenschaft,

Gesellscha ft und Wirtscha ft in beiden Lä ndern, insbesondere hinsichtlich der Prioritäten

der Säule II.

Beide Seiten sind überzeugt, dass ein dichtes Netz von verschiedenen Akteuren aus

Wissenschaft, Gesellschaft und Wirtschaft in beiden Ländern entscheidend dafür ist,

dass das Potenzial der Zusammenarbeit in Bildung, Wissenschaft, Forschung und

Innovation bestmöglich genutzt werde n kann. Dafür sollten der Gesell schaft wissen­

schaftliche Erkenntnisse und Werte zugänglich und verständlich gemacht, geeignete

Partner zusammengebracht, Synergien genutzt und nachhaltige Lösungen für gemein­

same und globale Herausforderungen gefunden werden.

Beide Seiten sind überzeugt, dass e in gut funktioni erender lnformationsaustauch

zwischen den Akteuren beider Länder im Bereich Bildung, Forschung, Wissenschaft und

Innovation die Grundlage für exzellente Kooperation bildet. Zu diesem Zweck

beabsichtigen beide Seiten, Transparenz hins ichtlich der existierenden Partner,

Programme, Projekte und Infrastrukturen zu fördern, um die Vermittlung von Kontakten

und die Beteiligung neuer exzellenter Akteure an der bilateralen Kooperation sowie

neue Kooperationsformate beispielsweise über eine Online-Plattform zu stärken. Die

deutschen und russischen Aktivitäten zur Vernetzung zwischen Wissenschaft,

Gesellschaft und Wirtschaft werden durch das deutsch-russische Themenjahr

Hochschulkooperation und Wissenschaft von 2018 bis 2020 unterstützt.

Eine Vernetzung innerhalb von Wissenschaft und Forschung ist notwendig, um

Synerg iepotenzial zu identifizieren und voll auszuschöpfen. Beide Seiten verständigen

s ich daher darauf, dass vorhandene Dialog- und Kommunikationsplattformen gefördert

und verbessert werden sollten.

Beide Seiten teilen die Auffassung, dass eine s ichtbare und verständliche

Wissenschaftskommunikation mit der Gesellschaft unerlässlich ist, um de n Nutzen von

Wissenschaft für die Gesellschaft zu verdeutlichen. Daher wollen beide Seiten nach

geeigneten gemeinsamen Aktivitäten für die Popularisierung der Wissenschaft suchen,

die wissenschaftliche Ergebnisse für die Gesellschaft zugänglich machen wie

beispielsweise Ausstellungen und Roadshows. Um das öffentliche Bewusstsein für

Wissenschaft zu schärfen und die Bürger für neue wissenschaftliche Erkenntn isse zu

begeis te rn, wollen beide Seiten auch gemeinsame Citizen-Science-Projekte fördern,

beispielsweise über einen Best-Practice-Austausch mit den betreffenden Akteuren.

Beide Seiten würdigen die Bedeutung des Transfers wissenschaftlicher Erkenntnisse in

Form konkreter Anwendungen und technischer und sozialer Innovationen an der

Schnitts telle mit Wirtschaft und Gesellschaft, um die Kooperation in den Prioritäten der

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Säule II zu fördern. Zu diesem Zweck begrüßen beide Seiten Maßnahmen zur Förderung

der Vernetzung zwischen Wissenschaft und Wirtschaft sowie des Wissens- und

Technologietransfers. Im Hinbl ick auf eine Zusammenarbeit in d iesem Bereich zum

gegenseitigen Nutzen beider Länder beabsichtigen beide Seiten, gemeinsam

Anbahnungsmaßnahmen zu unterstützen, die Partner aus Wissenschaft und Wirtschaft

zusammenbringen, insbesondere kleine und mittlere Unternehmen (KMU) beider

Länder, beispielsweise in Form von Informationsreisen, Veranstaltungen oder eines

2+2-Programms. Beide Seiten sind bereit, eine gemeinsame Pilotbekanntmachung zu

organisieren. Beide Seiten würdigen auch den Erfolg des ERA.Net RUS Plus in dieser

Hinsicht und beabsichtigen, seine Fortführung zu unterstützen. Beide Seiten wollen auch

prüfen, wo gegebenenfalls die Einbeziehung der Berufsbildung in ihre Kooperation

sinnvoll ist.

Beide Seiten sind überzeugt, dass die langjährige und vertrauensvolle Zusammenarbeit

in Bildung, Wissenschaft und Forschung nicht nur eine wichtige Grundlage für exzellente

Wissenschaftskooperation ist, sondern auch eine wichtige Basis für die Förderung eines

nachhaltigen Dialogs und Brückenschlags zwischen beiden Gesellschaften. Weiterhin

teilen beide Seiten die Auffassung, dass eine Zusammenarbeit in den Geistes- und

Sozialwissenschaften besonders geeignet ist, um ein gegenseitiges vorurteilsfreies

Verständnis zwischen den Gesellschaften beider Länder zu fördern und gemeinsame

und globale gesellschaftliche Herausforderungen anzugehen. Beide Seiten halten es

daher für wesentlich, die Geistes- und Sozialwissenschaften als unabhängige

Forschungsbereiche zu stärken und sie in die gemeinsame Entwicklung und Umsetzung

technischer und sozialer Innovationen zum Nutzen beider Gesellschaften einzubinden.

Außerdem erkennen beide Seiten an, dass gemeinsame Forschung in den Sozial- und

Geisteswissenschaften wichtig ist, um auf gemeinsame und globale gesellschaftliche

Herausforderu ngen reagieren zu können. Beide Seiten wollen gemeinsame Maßnahmen

im Bereich Foresight sondieren, um globale gese llschaftl iche Herausforderungen und

entsprechende gemeinsame deutsch-russische Aktivitäten zu identifizieren, potenzielle

Risiken zu mindern und die sich eröffnenden Möglichkeiten zu nutzen.

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