Schlau statt perfekt

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Wie Sie der Perfektionismusfalle entgehen und mit weniger Aufwand mehr erreichen BusinessVillage schlau perfekt Stefan Fourier statt Leseprobe

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Wie Sie der Perfektionismusfalle

entgehen und mit weniger Aufwand

mehr erreichenBusinessVillage

schlau perfekt

Stefan Fourier

statt

Leseprobe

Stefan Fourierschlau statt perfektWie Sie der Perfektionismusfalle entgehen und mit weniger Aufwand mehr erreichen1. Auflage 2015 © BusinessVillage GmbH, Göttingen

BestellnummernISBN 978-3-86980-328-9 (Druckausgabe)ISBN 978-3-86980-329-6 (E-Book, PDF)

Direktbezug www.BusinessVillage.de/bl/983

Bezugs– und VerlagsanschriftBusinessVillage GmbH Reinhäuser Landstraße 22 37083 GöttingenTelefon: +49 (0)5 51 20 99-1 00 Fax: +49 (0)5 51 20 99-1 05E–Mail: [email protected] Web: www.businessvillage.de

Layout und SatzSabine Kempke

ZeichnungenBarbara Haub, Humanagement

Druck und Bindungwww.booksfactory.de

CopyrightvermerkDas Werk einschließlich aller seiner Teile ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung außerhalb der engen Grenzen des Urheberrechtsgesetzes ist ohne Zustimmung des Verlages unzulässig und strafbar.Das gilt insbesondere für Vervielfältigung, Übersetzung, Mikroverfilmung und die Einspei-cherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen.Alle in diesem Buch enthaltenen Angaben, Ergebnisse usw. wurden von dem Autor nach bestem Wissen erstellt. Sie erfolgen ohne jegliche Verpflichtung oder Garantie des Verlages. Er übernimmt deshalb keinerlei Verantwortung und Haftung für etwa vorhandene Unrich-tigkeiten. Die Wiedergabe von Gebrauchsnamen, Handelsnamen, Warenbezeichnungen usw. in diesem Werk berechtigt auch ohne besondere Kennzeichnung nicht zu der Annahme, dass solche Namen im Sinne der Warenzeichen- und Markenschutz-Gesetzgebung als frei zu betrachten wären und daher von jedermann benutzt werden dürfen.

Inhaltsverzeichnis | 5

InhaltsverzeichnisÜber den Autor .............................................................................. 7

Wie es dazu kam Die Idee des Buches ........................................................................ 9

Vorwort für Unternehmer Wie Unternehmen die 80-Prozent-Idee nutzen können .................... 15

1. Schlau statt perfekt Warum Perfektionismus eine Sackgasse ist ................................. 19

2. Verstehen, was die Welt antreibt Über die echten Erfolgsfaktoren und wie man sie aktiviert .......... 41

3. An den richtigen Schrauben drehen Wie man auf einfache Weise große Wirkung erzielt ..................... 65

4. Miteinander reden Wie man die Informationsflut meistert und wie Meinungsbildung funktioniert ............................................................................. 85

5. Souverän agieren Wie man Rollen spielt und mit Rollen spielt ............................. 111

6. Gemeinsam Ziele erreichen Wie man Menschen für sich gewinnt ......................................... 133

7. Fit für das Chaos werden Wie Sie Ihre Chancen verbessern können .................................. 157

8. Für die Ernsthaften Das Fitnessprogramm fürs Chaos .............................................. 181

9. Weiterführende Quellen Wie Sie sich gründlicher informieren können ............................ 197

Dank .......................................................................................... 201

Über den Autor | 7

Über den Autor

Dr. Stefan Fourier ist Unternehmer, Autor, Business Consultant und Mentor. Er entwickelte praxistaugliche Modelle zum Umgang mit Komplexität, die Organisationen und Menschen erfolgreich und das (Arbeits-)Leben entspannter machen. Seine Wirkung beruht auf so-lidem Wissen und persönlichen Erfahrungen aus vielen Lebensbe-reichen. In seinen Büchern pflegt er einen lockeren Erzählstil, der seine Souveränität bei Problemlösungen unterstreicht.

Kontakt:E-Mail: [email protected]: www.fourier.de

Wie es dazu kam Die Idee des Buches

10 | Die Idee des Buches

Immer wieder fragen mich Menschen, wie sie dem Druck, der täglich auf ihnen lastet und der nach ihrem Empfinden ständig zunimmt, gerecht werden können. Es sind Menschen unterschiedlichster Her-kunft, jung und alt, Frauen und Männer, Leistungsträger und Mana-ger in Unternehmen, ehrenamtlich Engagierte, viele Lehrer, Ärzte, Kindergärtnerinnen, alleinerziehende Mütter, ja sogar Studenten. Sie alle tragen Verantwortung, für sich und andere, und sie alle sind in irgendeiner Weise in Organisationen und soziale Gruppen eingebunden. Sie sehen oder vermuten, dass ich als Unternehmer, Berater, Buchautor und Vorstandsmitglied eines Vereins ein hohes Arbeitspensum bewältige, trotzdem jedoch relativ tiefenentspannt durchs Leben gehe und fragen nach meinem persönlichen Patent-rezept. In den letzten zwei, drei Jahren nimmt die Frage oft eine etwas andere Richtung. Die Menschen fragen nach Mitteln gegen die wachsende Komplexität. Wie kann man sie reduzieren, wie kann man ihr entgehen, wie kann man sie bewältigen? Sie haben die Komplexität des Arbeits- und Lebensalltags als Ursache des Drucks ausgemacht, der auf ihnen lastet.

Sehr lange bin ich einer Antwort ausgewichen. Nicht, weil ich zu den Themen nichts hätte sagen können, sondern weil ich mir die Dramatik der Situation, in der diese Menschen stecken, einfach nicht vorstellen konnte. Stellt euch nicht so an! Reißt euch zusam-men! Das und Deftigeres waren meine Gedanken, wie ich heute mit einiger Beschämung gestehe. Ich habe dieses ganze Problemfeld, welches sich aus der wachsenden Komplexität unserer Welt ergibt, einfach ignoriert. Trotz der steigenden Burn-out-Zahlen, trotz vie-ler konkreter Problemfälle in den von mir beratenen Unternehmen, trotz intensiver Debatten im Bekanntenkreis.

Die Idee des Buches | 11

Drei Ereignisse haben mich dann so richtig mit der Nase darauf gestoßen. Das erste Erlebnis war der Zusammenbruch einer jungen Frau in meiner unmittelbaren Arbeitsumgebung, der mir sehr nahe ging. Sie kam in mein Unternehmen mit einer schweren Sinndepres-sion, die ich zu spät bemerkt habe und der ich nichts entgegenset-zen konnte. Den zweiten Fall beschreibe ich im nächsten Kapitel, da er mir gleichzeitig einen der beiden möglichen Lösungsansätze vor Augen führte. Und der dritte Fall bin ich selbst. Auch ich fand mich plötzlich in einer Situation, in der meine Gelassenheit da-hin schwand. Ich hatte plötzlich – aus rational nicht nachvollzieh-baren Gründen – Schlafstörungen, Schweißausbrüche, steigenden Blutdruck. Stress, attestierte mein Hausarzt. Ich wollte es nicht glauben. Natürlich hat er mir etwas verschrieben, aber so richtig ge-holfen hat es nicht. Nach und nach fühlte ich mich herausgefordert, mich nun doch einmal gründlich mit den Themen Anforderungs-druck und Komplexität auseinanderzusetzen, und zwar systema-tisch und unter Einsatz meines dazu in einem langen Berufsleben gesammelten Wissens, der verfügbaren Denkmodelle und Methoden und meiner Erfahrungen. Das Resultat lege ich in diesem Buch dar. Und ganz am Rande: Natürlich gebe ich Fragestellern jetzt auch ordentliche Antworten.

Die Idee des Buchs schlau statt perfekt in Kürze: Die Komplexität unserer Welt wächst gesetzmäßig und damit der Druck, der auf uns lastet. Wir registrieren das überall, im Beruf, beim gesellschaftlichen Engagement und in den Familien. Wir kön-nen diesem Druck im Normalfall nicht ausweichen, denn dann wür-den Leistungsverluste eintreten, die weder unsere Gesellschaft, noch unser Land, nicht die Unternehmen oder Einrichtungen, in

12 | Die Idee des Buches

denen wir arbeiten, und auch nicht wir selbst vertragen könnten. Aber es gibt zwei Ansatzpunkte für eine Besserung.

Der erste besteht darin, unsere Welt so zu gestalten, die Dinge um uns herum so zu organisieren, dass wir besser zurechtkommen und trotzdem die nötigen Leistungen erbringen. Dazu bedarf es eines wichtigen Umdenkens. Wir müssen die Welt als soziales System ver-stehen. Für manche ist das völlig klar, für andere, die die Welt, zum Beispiel ihre Firma, bisher eher als eine technische und organisa-torische Einheit begriffen haben, ist dieses Umdenken ein großer Schritt. Es lohnt sich aber, denn wir gewinnen große Gestaltungs-möglichkeiten zur Verbesserung unserer Wirkung in allen Belangen und zur persönlichen Entlastung. Ich widme diesem Ansatz und den verschiedenen Gestaltungsmöglichkeiten, die sich daraus ergeben, den größten Teil meines Buchs. Das Motto dafür könnte heißen: Arbeite nicht härter, sondern gestalte die Bedingungen intelligen-ter, sei schlau!

Der zweite Ansatzpunkt liegt in uns selbst. Viele Menschen, die unter der Überlastung leiden, haben den Anspruch, allen Anforde-rungen immer in perfekter Weise gerecht werden zu müssen. Ob das immer so sein muss, untersuchen wir in diesem Buch. Ich möchte dazu ermuntern, einem neuen persönlichen Prinzip zu folgen und zukünftig nur noch 80 Prozent der eigenen Ressourcen einzusetzen. Und trotzdem die erforderlichen Leistungen zu bringen. Das gelingt durch die bessere Nutzung der Möglichkeiten, die unsere sozialen Systeme bieten. Damit sind wir wieder beim ersten Ansatzpunkt. Der Kreis schließt sich.

Die Idee des Buches | 13

Beide Ansätze zusammen versetzen uns in die Lage, hervorragende und überdurchschnittliche Leistungen zu erbringen und dabei ge-sund, fröhlich und tiefenentspannt zu bleiben oder zu werden.

Ich muss allerdings noch einen wichtigen Punkt vorausschicken. Wer jetzt Rezepte erwartet, wird enttäuscht werden. Für eine komplexe Welt gibt es keine Rezepte. Die gibt es nur für konkrete Einzelsitu-ationen. Die konkrete Backanleitung für einen Kirschkuchen ist ein Rezept. Die allgemeine Anleitung zum Kuchenbacken dagegen be-schreibt die Prinzipien, wie man an die Aufgabe herangehen muss. Wenn man sie verstanden hat, kann man eigentlich jeden Kuchen ohne Rezept backen.

Das Buch schlau statt perfekt wendet sich in erster Linie an Men-schen in Verantwortung. Da denkt natürlich jeder zuerst an Berufs-tätige, an Menschen in Führungspositionen, verantwortungsvollen Positionen, an Lehrer, Polizisten, Beamte, Meister oder Manager. Aber auch Familienväter und -mütter, die sich hauptsächlich der Erziehung ihrer Kinder widmen und dort ebenfalls große Verantwor-tung tragen, können hier wichtige Hinweise finden, die ihnen das Leben leichter machen.

Wie Unternehmen und Unternehmer meine Vorschläge nutzen kön-nen und wie es zur Interessensübereinstimmung zwischen dem Effektivitätsbemühen von Unternehmen und der 80-Prozent-Idee ihrer Mitarbeiter kommt, habe ich in einem besonderen Vorwort dar-gestellt. Unternehmen sind die besonderen Nutznießer des Ansat-zes, auch wenn das auf den ersten Blick vielleicht nicht so aussieht.

14 | Die Idee des Buches

In meinem Buch gebe ich Denkimpulse, zeige besondere Aspekte und Ansatzpunkte auf. Die Anwendung auf die eigene Situation ist die Denkleistung, die der Leser, die Leserin beisteuern muss. Ich wäre schier überfordert, würde ich versuchen, für alle Situationen Rezepte zu liefern. Gewinn aus dem Buch entsteht nur durch Ge-meinschaftsarbeit. Ich habe das Buch geschrieben, und Sie, liebe Leserin, lieber Leser, lesen es und probieren meine Vorschläge aus. Viel Spaß dabei – und wenn Sie konkrete Fragen haben, sprechen Sie mich ruhig an.

Ihr

Hannover, im Sommer 2015

Vorwort für Unternehmer Wie Unternehmen die 80-Prozent-Idee nutzen können

16 | Wie Unternehmen die 80-Prozent-Idee nutzen können

Wie soll das denn gehen, nur 80 Prozent Ressourceneinsatz und gleiche Leistung? Was hat denn eigentlich mein Unternehmen da-von, wenn die Mitarbeiter entspannter arbeiten? Wenn alle weniger machen, bleibt doch irgendetwas auf der Strecke? Das sind Fragen, die Unternehmer sich stellen könnten, wenn sie den Klappentext des Buchs gelesen haben.

Aber ich bin überzeugt davon, dass die Unternehmen die eigentli-chen Profiteure dieses Ansatzes sind. Warum ist das so, warum muss das so sein? Ich führe dazu weiter unten vier gewichtige Gründe an. Zuvor möchte ich jedoch eine wesentliche Voraussetzung formulie-ren, damit diese Gründe auch tatsächlich stichhaltig werden:

Das Unternehmen, der Unternehmer, muss darauf bestehen, dass trotz des verringerten Ressourceneinsatzes die volle geforderte Leistung kommt. Oder mehr. Das ist unabdingbar und steht absolut nicht zur Disposition. Leistungsabfall ist nicht erlaubt! Es wird die entscheidende Führungsherausforderung für den Unternehmer, Vor-stand oder Geschäftsführer sein, diese Forderung aufrechtzuerhal-ten und dabei trotzdem die 80-Prozent-Idee mit allen Mitteln zu unterstützen. Er kann dies aus vollem Eigennutz und zu Nutz und Frommen des Unternehmens machen. Und damit kommen wir zu den vier gewichtigen Gründen:

Erstens: Die bewusste Reduzierung des Ressourceneinsatzes führt bei Aufrechterhaltung der Leistung zu Effizienz- und Effektivitäts-steigerungen, die die Bilanz des Unternehmens verbessern werden. Allein die Reduzierung von Überstunden, die Vermeidung von Dop-pel- und Nacharbeiten, die Verringerung von überflüssiger Büro-

Wie Unternehmen die 80-Prozent-Idee nutzen können | 17

kratie schlagen für das Unternehmen positiv zu Buche. Und das bekommt das Unternehmen ohne nennenswerte Investitionen, son-dern dadurch, dass die Mitarbeiter nach Wegen suchen, ihren per-sönlichen Aufwand durch Optimierungen zu reduzieren. Ein gutes Geschäft!

Zweitens: Es wird oft beklagt, dass die Interessen und Antriebe des Unternehmers, Vorstands oder Geschäftsführers und die der Mitarbeiter zu weit auseinanderliegen. Das ändert sich unter der 80-Prozent-Idee radikal. Die Interessen gehen in die gleiche Rich-tung – Verbesserung, Verschlankung und Optimierung der Prozesse. An diesem Strick ziehen sie alle, der Unternehmer wegen der Kos-tensenkung und die Mitarbeiter, weil es ihnen das Leben einfacher macht. Alle gewinnen, wenn die 80-Prozent-Idee als gemeinsame Vision verfolgt wird und unter diesem Label alle Aktivitäten zusam-mengefasst werden.

Drittens: Unternehmen, deren Mitarbeiter nicht ständig an der Belastungsgrenze oder darüber arbeiten, sind besser gewappnet, unvorhersehbaren Herausforderungen zu begegnen. Sie haben Re-serven, die sie notfalls bei plötzlichen Marktverschiebungen, Er-höhungen der Rohstoff- und Energiepreise oder vorübergehenden Personalengpässen in die Waagschale werfen können. Sie können diese Reserven nutzen, um Innovationen vorzubereiten, zusätzliche neue Produkte zu entwickeln, neue Märkte zu erschließen oder den Einsatz neuer Technologien vorzubereiten. Solche Projekte werden nicht mehr Spitze auf Knopf genäht, sondern können systematisch und prospektiv vorangebracht werden.

18 | Wie Unternehmen die 80-Prozent-Idee nutzen können

Viertens: Das Image eines Unternehmens wird immer wichtiger, um Akzeptanz bei Kunden zu finden und um neue, talentierte Mitarbei-ter anzuziehen. Die Verwirklichung der 80-Prozent-Idee führt zu Zufriedenheit, einer entspannten Arbeitsatmosphäre und einem gu-ten Betriebsklima, senkt den Krankenstand – nebenbei auch ein wichtiger Kostenfaktor – und vor allem: Es spricht sich herum! Das Unternehmen kann als »bester Arbeitgeber« punkten und wird da-durch sein Standing in der Region und in der Branche verbessern. Das wiederum wirkt sich direkt auf die Wirtschaftlichkeit aus.

Es lohnt sich also für Unternehmen, der 80-Prozent-Idee zu folgen. Dadurch gewinnen sie die Mitarbeiter und leben Gemeinsamkeit bei der Bewältigung ihrer Herausforderungen. Die Entscheidung für die 80-Prozent-Idee ist für Unternehmen zukunftssichernd. Dafür gibt es einen ganz plausiblen Grund. Im Zentrum dieser Idee steht die Aktivierung des sozialen Systems Unternehmen, der Menschen, der Prozesse, der Erfolgsfaktoren und Werte. Das führt direkt dazu, dass Unternehmen die wachsende Komplexität der Welt, der Märkte, ihres gesamten Umfelds besser meistern können. Sie können der äußeren Komplexität innere Vielfalt und Ideenreichtum, überlegene Kommunikation und Innovationsfähigkeit entgegensetzen.

Wenn Sie, lieber Unternehmer, Vorstand oder Geschäftsführer, jetzt mehr wissen wollen, dann lesen Sie unbedingt weiter. Zwar ist dieses Buch in vielerlei Hinsicht eher auf die Menschen ausgerichtet, die Sie in Ihren Unternehmen beschäftigen – es ist kein Kompendium der Unternehmensführung. Sie werden jedoch an vielen Stellen Hin-weise und zum Teil neue Ansätze zum Thema Führung finden. Und wenn Sie Fragen haben – ich bin erreichbar.

1. Schlau statt perfekt Warum Perfektionismus eine Sackgasse ist

20 | Warum Perfektionismus eine Sackgasse ist

Wie können wir den steigenden Arbeitsdruck reduzieren und die wach-

sende Komplexität unserer Welt meistern, ohne in unseren Leistungen

nachzulassen? Mehr Arbeit, mehr Anstrengung, mehr Perfektion sind

nur mehr von dem, was wir immer schon machen und führen meist

nicht zur Lösung, sondern in permanente Überanstrengung. Es gibt

intelligentere Wege – ein Perspektivenwechsel.

Warum Perfektionismus eine Sackgasse ist | 21

Als Lewis Carroll im Jahre 1865 sein Kinderbuch Alice im Wunder-

land herausbrachte, konnte er nicht wissen, wie die Welt sich entwi-ckeln wird und wie rasend schnell sich heutzutage alles ändert. Und trotzdem legte er der roten Königin den Satz »Hierzulande musst du so schnell rennen, wie du kannst, wenn du am gleichen Fleck bleiben willst« in den Mund. Genauso fühlen wir es oft. Wir rennen und rennen, nur um dabei zu bleiben, um mitzuhalten. War Carroll ein Prophet? Wie konnte er vor 150 Jahren eine Welt beschreiben, in der unser heutiges Gehetze sozusagen die Normalität darstellt? Nun war Lewis Carroll nicht nur ein inspirierender Schriftsteller, der sehr assoziativ vorging und beim Schreiben oft einfach seinen Ein-gebungen folgte, er war auch Mathematiker. Sein eigentlicher Name war Charles Lutwidge Dodgson und unter diesem hatte er auch ei-nige mathematische Abhandlungen veröffentlicht. Außerdem war er als Fotograf künstlerisch tätig. Wie auch immer, Lewis Carroll war eine vielschichtige Persönlichkeit, aus der heraus die Fantasien und Visionen seines Wunderlands entstanden. Und eben auch die Vorstellung oder Vision einer sich rasend schnell bewegenden Welt.

Wie Geschwindigkeit und Leistungsdruck zusammenhängen

Heute versuchen wir, die Entwicklungen der Welt wissenschaftlich zu erklären. Wir analysieren die Zunahme der Weltbevölkerung, das Ansteigen der Informationsmenge pro Jahr, selbst das Anwachsen der Virensignaturen im Internet und die Anzahl der Psychopillen, die Kinder als Ergänzung zum Pausenbrot zu sich nehmen. Alle die-se Zahlen steigen, und zwar exponentiell. Alle Befunde zeigen das

22 | Warum Perfektionismus eine Sackgasse ist

gleiche Phänomen. Es ist nicht so, dass alles nur schlicht zunimmt, sondern das Tempo des Wachstums wächst. Nahezu alles in unserer Welt vermehrt sich überproportional, wie Viren. Auch wir Menschen. Das Tempo des Wachstums nimmt zu und treibt die Geschwindigkeit aller Vorgänge exponentiell nach oben. Wir leben sozusagen in einer viralen Welt.

Je schneller alles abläuft, desto schwieriger wird es für die betroffe-nen Menschen. Sie kommen einfach nicht mehr hinterher, können nicht alle Informationen und alle Veränderungen verarbeiten, sich nicht schnell genug auf Neues einstellen. Sie fühlen sich dieser per-manenten Geschwindigkeitszunahme ausgeliefert und empfinden wachsenden Druck. Jede Berufsgruppe reklamiert für sich, dass es sie besonders hart trifft. Ob Spitzenmanager, Krankenschwestern, Lehrer, die Meister und Vorarbeiter in produzierenden Unterneh-men, Juristen, Politiker, niedergelassene Ärzte oder Beamte, alle singen das gleiche Lied. Die Hektik wächst, die Zeit rast vorbei, vie-les bleibt unerledigt. Abends fühlt man sich ausgebrannt, Stress al-lerorten. Obwohl rein statistisch der Umfang an Freizeit nie so hoch war wie heute, haben viele Menschen das Gefühl, keine Zeit mehr zu haben, gehetzt zu sein. Das Bild vom Hamsterrad verdeutlicht die Situation, in der sich inzwischen die Mehrheit wähnt.

Wenn man genauer nachfragt, bekommt man oft ein diffuses Bild über die Ursachen. Viele beklagen, dass ständig neue Anforderungen gestellt werden, immer wieder dazugelernt werden muss. Für man-chen wird da der Slogan vom lebenslangen Lernen zur Bedrohung. Andere wiederum rechnen vor, dass sie kaum noch Zeit für sich selbst haben, weil auch nach Feierabend zu viele Verpflichtungen

Warum Perfektionismus eine Sackgasse ist | 23

bestehen, die Kinder irgendwohin gebracht werden müssen, Freun-de irgendetwas wollen, das Fitnessstudio wartet oder abends noch Einkäufe erledigt werden müssen. Und dann erst in der Firma: ein neuer Chef, drohender Personalabbau im Zuge von Sparmaßnahmen, schon wieder eine neue Arbeitsanweisung, die alles viel komplizier-ter macht, Formulare und Kennziffern, Berichte, Computerpannen und zu guter Letzt noch Streit mit dem Meister aus der anderen Abteilung. Jeder Berufstätige, ob angestellt, beamtet oder selbst-ständig, kennt solche oder ähnliche Situationen zuhauf.

Die Frage, die alle eint, lautet: Wie komme ich da raus? Die Antwort ist so einfach wie brutal: Gar nicht!

Wie sich der zunehmende Leistungsdruck für den Einzelnen auswirken kann

Das Dilemma ist ja zunächst einmal ein ganz persönliches, welches zwar viele in gleichem Maße erleben, aber eben jeder auf seine ganz individuelle Weise. Ein Ausweg wurde mir beim Gespräch mit einer Frau mittleren Alters deutlich. Es war ein vertrauliches Gespräch, wie ich sie häufig im Rahmen von Umorganisationsmaßnahmen in Unternehmen führe, um die Meinungen betroffener Menschen zu hören, sie zu unterstützen und Möglichkeiten für eine gute Zu-kunft, für gute Arbeit, herauszufinden. An dieses eine Gespräch werde ich mich noch lange erinnern, weil es für die Frau, aber auch für mich selbst eine Schlüsselrolle spielte. Meine Gesprächspartne-rin arbeitete als Teamleiterin am Standort eines Konzerns in Nieder-sachsen. Sie war gut qualifiziert für ihren Job, hatte bereits einige

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Erfahrungen in dieser Position, verdiente ordentliches Geld, hatte einen Mann und zwei schulpflichtige Kinder. Von den geplanten Um-strukturierungsmaßnahmen war sie nur am Rande betroffen, sodass ich in das Gespräch mit eher routinemäßigem Interesse ging, denn ich erwartete keine besonderen Probleme. Und dann kam alles ganz anders. Die Frau offenbarte mir, dass sie am Ende ihrer Kräfte sei. Während der Arbeitszeit musste sie sich mit tausend Sachen gleich-zeitig herumschlagen und hatte nie das Gefühl, mit irgendetwas wirklich fertig zu sein. Nach einem äußerst intensiven Arbeitstag war sie jeden Abend für die Kinder da und musste danach, wenn die Kinder im Bett waren, noch E-Mails erledigen und Berichte durch-sehen. Sie kam auch an den Wochenenden nicht zur Ruhe. Ihrem Mann, Manager bei einem Autozulieferer, erging es ähnlich.

Ich hinterfragte dann im Laufe des Gesprächs die Arbeitssituation und besonders die Arbeitsweise meiner Gesprächspartnerin. Dabei stellte sich heraus, dass sie tatsächlich hoch belastet war und sich in der Situation fühlte, alles selbst und alles perfekt machen zu müssen. »Ich bin ein Perfektionist«, war ihr Standardsatz, den sie mit zunehmender Verzweiflung wiederholte. Als sie mir dann noch erzählte, dass sie für den Hannover Marathon trainierte, weil von der Firma eine Mannschaft teilnehmen sollte und sie schließlich zu den Leistungsträgern gehörte, platzte ganz spontan aus mir die Frage heraus: »Wollen Sie perfekt sein oder wollen Sie überleben?« Sie stutzte, bekam schreckgeweitete Augen, schlug dann die Hände vor das Gesicht und stöhnte: »Aber wie soll ich es denn machen?«

Erfolgreiche Menschen haben eine Eigenschaft, die sie von anderen unterscheidet und doch sofort wahrnehmbar ist: Gelassenheit. Sie meistern schwierige Situationen scheinbar mit Leichtigkeit, persönliche Angriffe prallen an ihnen ab und selbst unter hohem Druck büßen sie ihre Leistungsfähigkeit nicht ein.

Was machen diese Menschen anders? Sie beherrschen die Gelassenheit im Umgang mit sich, mit ihren Mitmenschen und mit den Herausforde-rungen, die das Leben und ihre tägliche Arbeit für sie bereithalten. Eine Eigenschaft, nach der sich immer mehr Menschen sehnen und die in der heutigen Zeit immer bedeutender wird. Resiliente Menschen verbinden diese Fähigkeit mit einer erstaunlichen Zielorientierung, Konsequenz und Disziplin in ihrem Handeln und erreichen dadurch etwas, was sie von vielen anderen unterscheidet: persönlichen Erfolg UND ein sehr großes Wohlbefinden.

In einer der wahrscheinlich spannendsten Reisen, der Reise zu Ihrem eigenen Leben, bringt Ihnen Dr. Denis Mourlane das Konzept der Resi-lienz näher und zeigt Ihnen, wie Sie es in Ihren Alltag integrieren.

Buch der Woche im Hamburger Abendblatt am 23./24. März 2013!

Resilienz

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Bestseller,

7. Auflage über

10.000 verkaufte

Exemplare

Denis Mourlane Resilienz Die unentdeckte Fähigkeit der wirklich Erfolgreichen7. Auflage 2015

232 Seiten; Hardcover; 24,80 EuroISBN 978-3-86980-249-7; Art.-Nr.: 940

Denkfallen

»Jetzt müssen Sie sich nur entscheiden.« Wer hat diesen Satz nicht schon oft gehört? Mit einem breiten Informationsangebot aus Tests, Expertenmeinungen, Evaluationen, … ist es ein Leichtes, die richtigen, abgesicherten Entscheidungen zu treffen. Doch ist das wirklich so? Sind unsere Entscheidungen dank eines immer größeren Informationsangebotes wirklich besser geworden?

Wohl kaum, denn die Welt bietet viele Möglichkeiten, sich zu irren. Fast hinter jedem Versuch, unsere Entscheidungen zu fundieren, lauern Denkfallen. Und nun? Nur noch aus dem Bauch heraus entscheiden? Das ist sicherlich auch keine Lösung. Denn ohne Informationsbasis lassen sich ebenfalls keine guten Entscheidungen treffen. Viele Informationen sind aber auch kein Garant für gute Entscheidungen. Ein Dilemma.

Der Psychologe Dr. York Hagmayer beschäftigt sich seit vielen Jahren an der Universität Göttingen mit Fragen der Entscheidungsfindung. In seinem neuen Buch nimmt er Sie mit auf die Reise und zeigt Ihnen, wie Menschen ihre Entscheidungen treffen.

Nach der Lektüre des Buchs werden Sie anders über Ihre Entscheidungen denken und Ihren rationalen Fähigkeiten vermutlich nicht mehr ganz vertrauen. Klug irren will gelernt sein – denn erst wenn Sie wissen, wie Sie Irrtümer zu Ihren Gunsten nutzen, werden Sie besser entscheiden.

York HagmayerDenkfallenKlug irren will gelernt sein1. Auflage 2015

216 Seiten; Broschur, 24,80 EuroISBN 978-3-86980-256-5; Art.-Nr.: 943

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Der Abschied von der Sachlichkeit

Seit Daniel Golemans Bestseller „Emotionale Intelligenz“ vor 20 Jahren sind Emotionen in aller Munde. In Psychologie, Geistes- und Sozialwissenschaften gelangten sie zu einer wahren Renaissance. Zugleich haben die Neurowissenschaften zu einem nie gekannten Verständnis über Entstehung und Nutzen von Emotionen beigetragen.

Trotzdem scheint es, dass wir keinesfalls emotional intelligenter geworden sind – das Gegenteil drängt sich auf:

Emotionen finden in Wirtschaft, Schule und Privatleben nur statt, wenn sie nicht stören. Sie werden zur wirkungsvollen Kommunikation entweder gar nicht oder dramatisierend eingesetzt und als Motivations-, Warn- und Bestätigungssignale so gut wie nicht wahrgenommen. Emotionen verkommen so zum leicht konsumierbaren mentalen Fastfood, sozialromantisch verklärt und ihrem wahren Zweck beraubt.

Dieser Trend führt dazu, dass wir die letzte Bastion der Selbstverantwortung – die eigenen Werte und Emotionen – in fremde Hände legen.

Markus Hornung zeigt, was wir dagegen tun können. Er wirbt leidenschaftlich für den selbstverantwortlichen, tatsächlich intelligenten Umgang mit unseren Werten und Emotionen. Denn erst dann treffen wir tragfähige Entscheidungen und erreichen ehrlich und authentisch unsere Kommunikationspartner.

Dieses Buch revolutioniert Ihre Vorstellung von Emotionen grundlegend und beflügelt nachhaltig Ihre Emotionale Intelligenz.

Buch der Woche im Hamburger Abendblatt am 5./6. September 2015!

Markus HornungDer Abschied von der SachlichkeitWie Sie mit Emotionen tatsächlich für Bewegung sorgen1. Auflage 2015

ca. 232 Seiten; Hardcover; 24,80 EuroISBN 978-3-86980-302-9; Art.-Nr.: 974

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ad hoc visualisieren

Wünschst du dir, deine Ideen verständlicher und auf den Punkt zu vermitteln? Du möchtest beim Arbeiten an Lösungsstrategien die Potenziale aller Teilnehmer voll ausschöpfen? Oder du möchtest bei Vorträgen oder Präsentationen Inhalte so vermitteln, dass deine Zuhörer den Informationsfluten nicht durch geistige Abwesenheit trotzen? Dann ist dieses Buch die Lösung …

Denn ein Bild sagt mehr als tausend Worte.Das gilt für die immer komplexer werdende Welt mehr denn je. Wer das Visualisieren beherrscht, findet schnell eine gemeinsame Ebene und einen gemeinsamen Zugang, der nicht durch Worte verdeckt ist.

Du kannst gar nicht zeichnen? Du hast kein Talent? Falsch!Mit diesem Buch wirst du den Zeichner in dir entdecken. Nutze die Visualisierung, um nachhaltiger zu erklären und als ganz neue Ressource bei der Ideenentwicklung. Der Cartoonpreisträger und Visualisierungsexperte Malte von Tiesenhausen inspiriert dich in diesem Buch, selbst den Stift in die Hand zu nehmen und ihn nicht wieder loszulassen. In unterhaltsamer und aufgelockerter Art und Weise stellt er Methoden und Techniken vor, wie du selbst die Kraft der Bilder nutzt und deinen Fokus auf die Welt erweiterst.

Malte von Tiesenhausenad hoc visualisierendenken sichtbar machen1. Auflage 2015

192 Seiten; Broschur; 24,80 EuroISBN 978-3-86980-298-5; Art.-Nr.: 930

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