Schmidbauer: Visionär und kraftvoll

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Firmengeschichte: 75 Jahre Schmidbauer

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Heinz Schmidbauer · Visionär und kraftvoll – 75 Jahre Schmidbauer

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Heinz Schmidbauer

Visionär und kraftvoll –

75 Jahre Schmidbauer

Meilensteine einer

Unternehmensgeschichte

Autokrane · Spezialtransporte · Montagen

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© 2007 Heinz Schmidbauer

© 2007 Schmidbauer GmbH & Co. KG

Produktion: Buch&media GmbH, München; www.buchmedia.de

Redaktion: Heidi Keller

Umschlaggestaltung und Layout: Kay Fretwurst, Freienbrink

Druck und Bindung: Kessler Druck + Medien GmbH & Co. KG, Bobingen

Printed in Germany

Bildnachweis

Rudolf Brauner 124; Peter Engels 65, 66, 155, 156; Foto Fink 52; Foto Jürgensen 114; Foto Rammel 128; Foto Scholz 136/137; Foto

Werner/R. Nabjinsy 113, 116/117, 121, 129,135, 138, 139, 140, 164, 172; M.A.N. 122/123; Hans

Matkowitz 6, 67; Photo Dix 29, 64; Jürgen

Schneck 48; Peter Thalhammer 68; Oli-

ver Voit (www.olli80.de) 148/149, 194/195;

KPA/Picture-Alliance 154 (oben); dpa/

Picture-Alliance 154 (unten); alle übrigen

im Schmidbauer-Archiv

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Grußworte und Einleitung

Entstehung und Aufstieg eines

Unternehmens (1932–1972)

Aus der Praxis: Pionierleistungen

1932–1972

Erfolg durch visionäres Arbeiten:

Die Jahre 1973–2007

Aus der Praxis: Einsätze

1973–2007

Die Filialen

Die Firmengeschichte

Inhalt

7 Grußworte

12 Vorwort von Heinz Schmidbauer

13 Einleitung

17 Obst- und Gemüsetransporte vom Bodensee

Die Anfänge der Firma in München

21 Neubeginn nach der »Stunde null«

Wiederaufbau des Unternehmens nach 194526 Mit Maßarbeit zum Erfolg

Der Durchbruch in den 60er-Jahren

27 Höher, größer, schneller

Die Krane aus den Jahren 1932–197232 »Beim Heben und Senken an Schmidbauer denken!«

Die Entwicklung der Werbemittel

39 »Wir nehmen fast alles an den Haken«

Transporte und Montagen

63 Meilensteine für München

U-Bahnbau und Olympia

73 Montagen für »ganz oben«

Einsätze an Kirchen

76 Strickmaschinen für Bulgarien

Die Auslandseinsätze

82 Stark und fl exibel

Die Raupenkrane aus den Jahren 1932–2007

91 Schmidbauer 2007: Führendes Kran-

und Schwertransportunternehmen in Europa

92 Von A wie AK850 bis Z wie Zukunft

Alles Wissenswerte über die Schmidbauer GmbH & Co. KG

99 Gigantische Dimensionen

Transporte und Montagen

150 Spitzenleistungen

Einsätze an Kirchen

154 Altarinseln, Kreuze und Weihnachtsbäume

Einsätze für den Papst

159 Kran trifft Schiff

Von Seenotkreuzern und Schaufelraddampfern

164 Zukunftsträchtiges Standbein

Kraftwerke und Raffi nerien

175 Die Zukunft beginnt jetzt

Bilder der Einsätze im Jubiläumsjahr 2007197 Die Filialen

205 Die Firmengeschichte

207 Chronik der Firma Schmidbauer

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Zum 75-jährigen Bestehen gratuliere ich der Schmidbauer GmbH & Co. KG sehr herz-

lich.

Die Firma Schmidbauer gehört zu den Vorzeigeunternehmen unseres Landes. Die

75 -jährige Erfolgsgeschichte steht beispielhaft für die gesamte bayerische Wirt-

schaft. Aufbau und Entwicklung des Unternehmens zeigen: Ständige Innovation

einerseits und Tradition andererseits passen gut zusammen.

Mobilität ist einer der wichtigsten Voraussetzungen für unsere Wirtschaft. Der

schnelle und sichere Transport von Gütern in allen Dimensionen erfordert ein Höchst-

maß an Leistungskraft, Technik, Erfi ndungsgeist und Kreativität. Eigenschaften, die

bei der Firma Schmidbauer in hohem Maß vorhanden sind. Eine Spezialfi rma für alle

Transportfragen – ein Spezialist unter den Spezialisten. Zahlreiche spektakuläre

Transport- und Montageaufträge in der langen Firmengeschichte belegen eindrucks-

voll, dass es nichts gibt, was von der Firma Schmidbauer nicht gehoben, transportiert

oder montiert wird.

Mit seinen Leistungen trägt das Unternehmen nicht nur zur Stärkung der Wettbe-

werbsfähigkeit des Standortes Bayern bei, sondern auch zur Schaffung und dem Er-

halt zukunftssicherer Arbeitsplätze. Für mich ist die Firma ein zukunftsweisendes

Beispiel, wie sich Unternehmen mit innovativer Kraft weiterentwickeln und damit

die Zukunft unseres Landes sichern.

Ich wünsche der Schmidbauer GmbH & Co. KG und ihren Mitarbeitern für die weitere

Zukunft alles Gute und viel Erfolg.

Erwin Huber

Bayerischer Staatsminister für Wirtschaft,

Infrastruktur, Verkehr und Technologie

Grußwort von Erwin Huber

»Vorzeigeunternehmen unseres Landes«

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»75 Jahre Schmidbauer, Autokrane und Schwertransporte« – zu diesem Jubiläum und

der damit verbundenen Leistung möchte ich meine herzlichsten Glückwünsche aus-

sprechen.

Die Schmidbauer GmbH & Co. KG präsentiert sich heute als ein prosperierendes baye-

risches Unternehmen mit Hauptsitz bei München. Vierzehn Filialen im gesamten

süddeutschen Raum und Tochter- und Beteiligungsgesellschaften deutschlandweit.

Tätig ist der Konzern mit seinen 500 Mitarbeitern in ganz Europa.

Mindestens ebenso beeindruckend wie das heutige Standing der Firma ist ihre Ent-

wicklung: Gegründet 1932 von Jakob Schmidbauer, arbeitete das Unternehmen bald

lukrativ, da großer Bedarf an Transportmitteln für sperrige Güter bestand. Der in

diesen Anfangsjahren erworbene Erfahrungsschatz ermöglichte es dem Unterneh-

men nach Kriegsende, schnell wieder mit seinen Transportangeboten Fuß zu fassen.

In der boomenden Wirtschaft der Nachkriegszeit zahlten sich Kreativität und Pio-

niergeist des Gründers aus. Dies zeigten unter anderem die Entwicklung leistungs-

fähiger Autokrane und die Anpassung des Dienstleistungsangebots an neue Bedürf-

nisse, zum Beispiel im Montagebereich. Neue ungeahnte Projektdimensionen und

komplexe Technik erforderten zunehmend spezielle Lösungen für jeden Einzelfall

und eine Rundumbetreuung. Darauf hat das Unternehmen reagiert und kann so mit

Stolz auf die 75-jährige Firmengeschichte des mittlerweile in der dritten Generation

geführten Unternehmens blicken: Hier ist es gelungen, trotz oft schwieriger Zeiten

ein Unternehmen nicht nur in seiner Größe zu erhalten, sondern sogar wachsen zu

lassen.

Das Erfolgsrezept der Firma Schmidbauer setzt sich aus verschiedenen Zutaten zu-

sammen. Die entscheidende Grundlage scheint mir aber darin zu liegen, dass das

Unternehmen durch die enge Zusammenarbeit mit seinen Kunden ein waches Ge-

spür für einen Wandel der Bedürfnisse entwickelt und gleichzeitig immer den Mut

und die Flexibilität gezeigt hat, darauf zum Wohle seiner Kunden zu reagieren.

Entscheidend ist hierfür das Fingerspitzengefühl einer verantwortungsbewussten

Geschäftsleitung – ermöglicht wird es durch motivierte Mitarbeiter.

Auf die Einsatzbereitschaft und Kooperation dieser Mitarbeiter ist das Unternehmen

bei den angebotenen hochkomplexen Dienstleistungen angewiesen. Denn oft wird

erst durch das Zusammenspiel von Spezialwissen, Kreativität, minutiöser Planung

und reibungsloser Kommunikation aus einem – trotz vorhandener modernster Tech-

nik – scheinbar undurchführbaren Transportvorhaben ein gelöster Spezialfall.

Grußwort von Kurt Faltlhauser

»Prosperierendes bayerisches Unternehmen«

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Derzeit beschäftigt die Schmidbauer GmbH & Co. KG hierfür 500 Personen. Somit ist

das Unternehmen ein wichtiger Arbeitgeber und bietet jungen Menschen die Chan-

ce, eine Ausbildung in einem zukunftsträchtigen Beruf zu erhalten. Indirekt ermög-

lichen die Aktivitäten des Unternehmens im süddeutschen Raum daneben aber auch

die wirtschaftliche Sicherung mancher Regionen – wie zum Beispiel die Werksmon-

tage für die Südzucker AG in Ochsenfurt, mittels derer der heimische Rübenanbau

erhalten werden konnte.

So hat das Unternehmen in seiner langjährigen Geschichte das Umfeld und Leben

von vielen Menschen geprägt. Den meisten wird dies gar nicht bewusst sein, aber

bereits in den 1960er-Jahren war die Firma Schmidbauer maßgeblich am Bau der

Münchner U-Bahn beteiligt, die mittlerweile den Alltag von 900 000 Menschen be-

stimmt. Und dieses ist nur ein Beispiel für die diesen Rahmen sprengende Vielzahl

spektakulärer Transport- und Montageprojekte, die mittels des modernen Fuhrparks

und innovativer Ideen verwirklicht wurden.

Unternehmen wie die Firma Schmidbauer sind ein anerkennenswertes Aushänge-

schild für die deutsche und die bayerische Wirtschaft und gleichzeitig unabdingbare

Voraussetzung für eine solide und nachhaltige wirtschaftliche Entwicklung in die-

sem Land. Für den Beitrag, den Sie hierzu in den letzten 75 Jahren geleistet haben

und in Zukunft leisten werden, danke ich sehr.

Ich gratuliere der Schmidbauer GmbH & Co. KG und ihrer Geschäftsführung zu ih-

rem 75-jährigen Firmenjubiläum ganz herzlich und wünsche für die Zukunft und

insbesondere für die Fortschreibung ihrer Erfolgsgeschichte alles Gute.

Kurt Faltlhauser

Bayerischer Staatsminister der Finanzen

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Sehr geehrte Familie Schmidbauer!

Ich möchte Ihnen von ganzem Herzen persönlich und im Namen der Gemeinde Grä-

felfi ng zu Ihrem 75-jährigen Firmenjubiläum gratulieren.

Es ist mir eine ganz besondere Freude, einem Traditionsunternehmen wie Ihrem

meine Gratulation aussprechen und mich gleichzeitig für eine so lange Zeit der guten

Zusammenarbeit bedanken zu können.

Seit 1. Mai 1971 befi ndet sich die Firma Schmidbauer schon an unserem Standort. Seit

dieser Zeit ist die Firma, trotz teilweise schwieriger Zeiten, stetig gewachsen und

konnte mittlerweile 14 Filialen im gesamten süddeutschen Raum eröffnen.

Wenn ein Unternehmen über 36 Jahre mit seinem Hauptsitz an einem Standort bleibt,

spricht dies auch für die Zufriedenheit des Unternehmens und die hervorragenden

Voraussetzungen an der Sitzgemeinde.

Selbstverständlich sind wir bestrebt, den Wirtschaftsstandort Gräfelfi ng nicht nur

für neue Unternehmen attraktiv zu gestalten, sondern auch die bereits ansässigen

Betriebe mit allen uns zur Verfügung stehenden Mitteln bestmöglich zu unterstüt-

zen, damit für alle Beteiligten ein positives Ergebnis erzielt werden kann.

Wir sind uns der nicht immer einfachen Lage für Ihren Betrieb am Standort Grä-

felfi ng – schon aus Platzgründen – bewusst. Umso mehr bauen wir auf weiterhin

konstruktive und partnerschaftliche Zusammenarbeit und so auf den gemeinsamen

Erfolg.

Ein weiterer Schritt in diese Richtung ist die von uns angestrebte Vernetzung der

ansässigen Unternehmen untereinander und mit uns, der Gemeindeverwaltung, als

Dienstleister. Wir sind auch in dieser Sache auf die Mitarbeit von Firmen wie der

Ihren angewiesen und hoffen, gemeinsam eine Plattform des Interessenaustausches

schaffen zu können.

Wer kennt sie nicht, die großen gelben Lastkrane und Zugwägen mit dem schwarzen

Schriftzug Schmidbauer! Sie sind zum Markenzeichen für Qualität und Zuverlässig-

keit geworden.

Gräfelfi ng gratuliert mit Respekt vor der unternehmerischen Leistung Ihrer Familie

und ist stolz darauf, Sie an unserem Standort zu wissen.

Mit allen guten Wünschen für eine erfolgreiche Zukunft verbleibe ich

mit freundlichen Grüßen

Christoph Göbel

1. Bürgermeister der Gemeinde Gräfelfi ng

Grußwort von Christoph Göbel

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Grußworte von Edmund Stoiber

und Christian UdeMinisterpräsidenten und Oberbürgermeis-

ter sind viel beschäftigte Männer und

haben wenig Zeit für Dinge jenseits ihres

politischen Alltagsgeschäfts – auch Gruß-

worte können sie nach eigener Aussage

äußerst selten anfertigen. Für das 75-jäh-

rige Jubiläum der Schmidbauer GmbH &

Co. KG aber nahmen sie sich Zeit für einen

handschriftlichen Gruß.

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Liebe Leser dieses Buches, liebe Kunden, liebe Mitarbeiter und Familienangehörige,

vor etwa zwei Jahren kam mir die Idee, die gesamte Geschichte des Unternehmens

Schmidbauer als Buch herauszugeben, damit die Nachwelt und insbesondere unsere

Nachkommen nachlesen können, wie alles entstanden ist. Bereits zum 40-jährigen

Jubiläum im Jahr 1972 war ein Buch über die Firmengeschichte erschienen, zudem

entstanden zu verschiedenen Anlässen Broschüren. Mein Ziel war es aber, die Ge-

schichte zu beschreiben, die den Zeitraum vom Gründungsjahr 1932 bis heute um-

fasst.

Das ist mit dem vorliegenden Buch geschehen – und ich kann Ihnen sagen: Es war

nicht einfach. Ein Archiv im eigentlichen Sinne gibt es nicht, nur jede Menge Kartons

mit Tausenden Fotos – die meisten ohne Nennung von Datum und Ort. Durch meine

langjährige Firmenzugehörigkeit – mittlerweile immerhin 50 Jahre – war es möglich,

den meisten Bildern das Datum und den entsprechenden Einsatz zuzuordnen, sodass

ein wirklich fundierter Überblick über die gesamte Firmengeschichte entstanden ist.

In diesem Zusammenhang danke ich Frau Heidi Keller für ihre sachkundige Hilfe

bei den Recherchen und der Redaktion des Manuskripts.

Wichtig ist mir, an unserem Jubiläumstag aller Mitarbeiter in Dankbarkeit zu geden-

ken, die nicht mehr unter uns weilen, sich aber oft bis ins hohe Alter unermüdlich

für das Wohl der Firma Schmidbauer eingesetzt haben. Ich danke auch denen, die

heute im wohlverdienten Ruhestand leben und viele Jahre bei uns tätig waren. Und

ich danke natürlich sehr herzlich den Mitarbeitern, die sich gegenwärtig mit aller

Kraft für das Wohl des Unternehmens Schmidbauer einsetzen.

Ganz besonders möchte ich mich bei meiner Familie bedanken, speziell bei meiner

Frau Gudrun, die für meine Arbeit und die tage- und nächtelangen Einsätze immer

sehr viel Verständnis zeigte und mich immer unterstützte.

Ebenso möchte ich an dieser Stelle den Lieferanten ganz persönlich meinen Dank

aussprechen, die uns in schwierigen Zeiten schnell und problemlos geholfen haben.

Den Freunden und Kunden der Schmidbauer GmbH & Co. KG danke ich für die Treue,

die sie uns über all die Jahre erwiesen haben. Ich hoffe, dass die Zusammenarbeit

auch in den nächsten Jahren so gut und fruchtbar sein wird.

Mittlerweile ist die dritte Generation der Familie Schmidbauer im Unternehmen tä-

tig und ich hoffe, dass sie die Arbeit erfolgreich und im Sinne des Firmengründers

fortsetzen wird.

Heinz Schmidbauer

Ehemaliger Geschäftsführer der Schmidbauer KG

Vorwort von Heinz Schmidbauer

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»Mit unseren Ideen und Visionen tragen

wir seit 65 Jahren dazu bei, wirtschaftli-

che Lösungen zum sicheren Heben und

Transportieren schwerer und schwerster

Lasten zu entwickeln, zu realisieren und

anzubieten.«

So lautete der nüchterne Eingangssatz der

Broschüre, die 1997 anlässlich des 65-jäh-

rigen Bestehens der Firma Schmidbauer

erschienen ist, und fast genauso lautet der

erste Satz auf der aktuellen Homepage des

Unternehmens (www.schmidbauer-grup-

pe.de). Und auch an dieser Stelle, zum 75-

jährigen Geburtstag des Unternehmens,

könnte man den Satz erneut verwenden,

denn die Firma »hebt und transportiert«

immer noch, mit Vorliebe »schwere und

schwerste« Lasten, und sie arbeitet nach

wie vor daran, dass alles so wirtschaftlich

und sicher wie möglich abläuft.

Zu einem 75-jährigen Jubiläum aber darf

man ruhig etwas weniger nüchtern sein

und kann getrost sagen: »Die Stadt Mün-

chen wäre ohne die Firma Schmidbauer

nicht das, was sie heute ist.« Denn es ist

in der Tat so, dass nahezu jeder Münch-

ner – auch wenn er sich dessen nicht be-

wusst ist – einen Bau kennt, an dessen

Errichtung die Firma Schmidbauer maß-

geblich beteiligt war: Darunter sind be-

rühmte Wahrzeichen wie das Münchner

Olympiastadion und der Olympiaturm,

die U-Bahn-Tunnels, die täglich Hun-

derttausenden als Selbstverständlichkeit

erscheinen, aber auch »kleinere« Objekte

wie die Uhr am Münchner Hauptbahn-

hof, die zahlreichen Kirchen, die ohne

die Hilfe der Schmidbauer’schen Krane

keine Turmspitze hätten, die Brücke am

Patentamt, die einen direkten Fußweg

von der Hackerbrücke zur Wiesn ermög-

licht, die neuen Glocken, die 2007 im

Münchner Rathaus eingebaut wurden,

und vieles mehr. Und wir reden hier nur

von München – was das Unternehmen

Schmidbauer bayern-, ja deutschland-

und europaweit inzwischen geleistet

hat, würde jede Festschrift sprengen, es

dürften mittlerweile Tausende Kran- und

Montagearbeiten sowie Spezialtranspor-

te geworden sein!

Diese Festschrift kann und soll nicht alle

davon aufführen und beschreiben. Auch

kann und will sie kein technisches Hand-

buch ersetzen und zu detailversessen

sein, was die Entwicklung der einzelnen

Krane und Lkws betrifft. Vielmehr soll

anhand ausgewählter Beispiele sowohl

überblicksartig die Weiterentwicklung

der Fahrzeuge dokumentiert als auch die

damit verbundenen technischen Mög-

lichkeiten und die sich ständig ändern-

den Dimensionen der Einsätze gezeigt

werden. Und es soll die Entwicklung

eines Unternehmens anschaulich be-

schrieben werden, das in der Zeit seines

Bestehens vom Einmannbetrieb zum

führenden Kran- und Schwertransport-

betrieb in Europa angewachsen ist: zu

einem Betrieb, der an 19 Standorten in

Deutschland mehr als 500 Mitarbeiter

beschäftigt. Dass dies am besten durch

Bilder geschieht, ist unbestreitbar – ein

aufwändiger Bildteil schien uns deshalb

am besten, um die Geschichte des Unter-

nehmens zu dokumentieren.

Da die Firma Schmidbauer kein Archiv

besitzt, in dem alle Einsätze dokumen-

tiert sind, und die Zahl der – meist un-

datierten – Fotos von Einsätzen und

Fahrzeugen in die Tausende geht, war

es nötig, auf die Erinnerungen und das

Know-how einer Person zurückzugrei-

fen, die dem Unternehmen Schmidbauer

von Kindesbeinen an nahesteht und die

ihr gesamtes Berufsleben im Unterneh-

men verbracht hat: Gemeint ist Heinz

Schmidbauer, der Sohn des Firmengrün-

ders, der 1958 in die Firma eintrat. Viele

Beschreibungen basieren auf seinen Er-

innerungen – auch wenn in der dritten

Person erzählt wird. Ergänzt wurden

die persönlichen Erinnerungen durch

bereits vorhandene Texte aus früheren

Festschriften, Firmenbroschüren und

Zeitungsartikeln sowie Berichten ande-

rer Firmenangehöriger, sodass wirklich

alle Informationsquellen ausgeschöpft

wurden und ein anschauliches Porträt

eines bayerischen Traditionsunterneh-

mens entstanden ist.

Wir wünschen Ihnen nun viel Spaß beim

Lesen der Geschichte der Firma Schmid-

bauer!

Noch eine Leserklärung: Überall, wo Sie

dieses Symbol sehen, wird von ei-

nem Einsatz der besonderen Art

berichtet, entweder in techni-

scher Hinsicht oder in Bezug

auf die Hintergründe.

EinleitungSichtbare Spuren – die Leistungen der Firma Schmidbauer

Meile

nst

ein

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Page 17: Schmidbauer: Visionär und kraftvoll

Entstehung

und Aufstieg

eines

Unternehmens

1932–1972

Firmengründer Jakob Schmidbauer vor einem der ersten Lkws

seiner noch jungen Firma

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Jakob Schmidbauer, der Gründer der Firma

Schmidbauer, wurde am 4. September 1913

in Niederlauterbach, einem Dorf im Herzen

der Holledau (Kreis Wolnzach) geboren.

Er war das zweite von neun Kindern des

Eisenbahners Jakob Schmidbauer und sei-

ner Frau, von denen allerdings nur sechs

das Erwachsenenalter erreichten.

Die Familie lebte in sehr bescheidenen

Verhältnissen, die den damals 18-jähri-

gen Jakob im Jahr 1932 bewogen, in das

55 Kilometer entfernte München zu ge-

hen und dort sein Glück zu versuchen.

Ursprünglich hatte er sich zwei Jahre

zuvor wegen der schlechten wirtschaft-

lichen Verhältnisse in Deutschland sogar

ernsthaft mit dem Gedanken getragen,

nach Amerika auszuwandern, doch die

Folgen eines Unfalls machten diesen

Plan zunichte: Schmidbauer war als 16-

Jähriger von einem Pferdefuhrwerk ge-

fallen und mit dem rechten Arm unter

das Wagenrad geraten. Der Arm war seit-

dem nicht mehr voll einsatzfähig und der

Wunsch, das Heimatland zu verlassen,

nicht mehr akut.

Als Jakob Schmidbauer nach München

kam, hatte er lediglich eine »Fachausbil-

dung für Eisen- und Metallschweißen«

absolviert, wie seinem am 4. März 1941

vom Arbeitsamt München ausgestellten

»Arbeitsbuch« zu entnehmen ist. Eine hö-

here Schule oder eine Universität hat er

auch später nie besucht. Doch er besaß

den »richtigen Riecher« für geschäftliche

Entwicklungen und den Ehrgeiz, weiter

nach oben zu kommen.

Erste Handelsware: Heiligenbildchen, Obst und Gemüse

Zunächst verkaufte er Heiligenbildchen,

die er vorher auf dem Flohmarkt erworben

hatte, und entdeckte so seine Lust am Han-

del und dessen Lukrativität. Bald erkannte

Mein Lkw, meine Frau und ich: Jakob Schmidbauer mit Gattin Franziska und seinem ersten Lkw, einem Chevrolet, den er in eige-

ner Regie zum Spezialtransporter mit Anhänger für Langmaterialien umbaute.

Obst- und Gemüsetransporte vom Bodensee

Die Anfänge der Firma in München

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18 1932–1972

er auch den Bedarf an straßentauglichen

Transportmitteln, die sich vor allem für

den Transport unhandlicher Ware eig-

neten, und erwarb deshalb 1932 – mithil-

fe seines Vaters, der beim Kauf noch mit

unterschreiben und als Bürge fungieren

musste – seinen ersten Lastwagen, einen

Chevrolet. Diesen baute er später in eige-

ner Regie zu einem Spezialtransporter mit

Anhänger für Langmaterialien um. Das

Jahr 1932 gilt somit als Geburtsjahr des

Unternehmens Schmidbauer, auch wenn

die Produkte, die zunächst transportiert

wurden, sich doch sehr von den heutigen

unterschieden: Mit seinem ersten Lastwa-

gen brachte Jakob Schmidbauer Obst und

Gemüse vom Bodensee nach München und

verkaufte die Ware in der Großmarkthalle

im Schlachthofviertel, in dem er damals

wohnte.

Ein anderer Beleg für das Gründungsjahr

1932 lässt sich ebenfalls anführen: In dem

eben erwähnten »Arbeitsbuch« fi ndet

sich auch ein Eintrag in der Rubrik »Bis-

herige Beschäftigungsarten von längerer

Dauer«, der lautet: »Selbständ. Transport-

unternehmen«, als Gründungsjahr wur-

de 1932 angegeben. Zwar meldete Jakob

Schmidbauer erst im Jahr 1934 offi ziell

ein Gewerbe an, doch er war zu diesem

Zeitpunkt schon zwei Jahre lang als akti-

ver Geschäftsmann tätig gewesen.

Wachsende Familie, wachsendes Unternehmen

Am 10. Januar 1933 wurde Adolf Hitler

zum Reichskanzler ernannt – die Zeit

des Nationalsozialismus begann, die

auch Folgen auf das junge Transportun-

ternehmen Schmidbauer hatte.

1935 lernte Jakob Schmidbauer die junge,

aus der Nähe von Ansbach stammende

Franziska Fichtner kennen, die bei einer

Münchner Familie in Stellung war. Das

Paar heiratete 1936. Im selben Jahr kam

Sohn Werner Schmidbauer auf die Welt,

es folgten Tochter Erika (1937) und Sohn

Heinz (1939). Alle drei Kinder stiegen

Franziska Schmidbauer mit den Kindern Werner, Heinz und

Erika im Jahr 1940

Unter der Rubrik »Berufsausbildung« gab Jakob Schmidbau-

er an: »Fachausbildung für Eisen und Metallschweißen«

Das Arbeitsbuch von Jakob Schmidbauer aus dem Jahr 1941, das das Betreiben eines

»selbständ. Transportunternehmens« seit 1932 dokumentiert.

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später in das Unternehmen ein (mehr

dazu auf S. 94). Die Familie wohnte in

der Oberländerstraße 10a in München-

Sendling, nicht weit davon entfernt be-

fand sich in der Dänkhelstraße (heute

Danklstraße) der offi zielle Hauptsitz

der Firma, der allerdings nicht zu ver-

gleichen ist mit dem Hauptsitz und den

Niederlassungen von heute: Werkstatt

und »Montagehallen« waren eine impro-

visierte Ansammlung von Bretterhütten,

im Hintergrund erhoben sich vom Krieg

zerstörte Häuserzeilen.

Dennoch wuchs und gedieh das Trans-

portunternehmen: Bis zum Jahr 1939

stockte Jakob Schmidbauer seinen Fuhr-

park auf fünf Lkws auf, die neben dem

Transport von Obst und Gemüse auch

verstärkt andere Kleintransporte über-

nahmen.

Franziska Schmidbauer war in dieser

Phase oft alleine mit den drei kleinen

Kindern, weil ihr Mann sehr viel unter-

wegs war. Doch sie unterstützte ihn, wo

sie nur konnte, beispielsweise bei der

Beschaffung von Benzingutscheinen.

Die besorgte sie nicht selten mit dem

Fahrrad, dabei saß ein Kleinkind hin-

ten, ein Kleinkind vorne, während das

Baby zu Hause warten muste.

Einer der ersten Schmidbauer-Lkws. Als Firmenadresse

steht noch die Oberländerstraße 10a in München auf der Tür,

zugleich die Privatadresse der Familie Schmidbauer.

Der erste Lagerplatz der Firma

Schmidbauer

Das erste Firmenschild des Unterneh-

mens

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20

Kriegsbeginn 1939: Zäsur in der Unternehmensgeschichte

Der Ausbruch des Krieges im September

1939 unterbrach die Erfolgsgeschichte des

kleinen Unternehmens jäh: Die national-

sozialistische Heeresleitung überwachte

mit scharfem Augen alle »kriegswichti-

gen« Transportmittel und beanspruchte

ohne Bedenken auch Jakob Schmidbauers

kleinen Fuhrpark. Seine Einwände gegen

die Vernichtung seiner Existenzgrundla-

ge wurde schonungslos mit der Überrei-

chung eines Stellungsbefehls quittiert.

Schmidbauers Einheit war im Münchner

Norden stationiert, er selbst hat nach ei-

genen Aussagen weder jemals an der

Front gedient noch einen Schuss aus einer

Waffe abgegeben. Seine Aufgabe war offi -

ziell eine ganz andere: Mit einem seiner

Lastwägen, den er für diesen Zweck an-

scheinend noch verwenden durfte, sollte

er für sich und die anderen Soldaten sei-

ner Einheit Lebensmittel von den Bauern

im ländlichen Umland organisieren (Brot,

Schinken, Käse usw.). Als es ihm mit dem

Lkw irgendwann zu gefährlich wurde,

stieg er um auf ein Motorrad und trans-

portierte die Lebensmittel im Rucksack.

Bereits 1940 wurde Jakob Schmidbauer

wegen seines verletzten Arms wieder

vom Wehrdienst befreit. Aufgrund der Be-

schlagnahmung seiner Fahrzeuge stand

er allerdings vor dem berufl ichen Nichts

und dem fi nanziellen Ruin. Entmutigen

ließ er sich davon allerdings nicht: Re-

lativ schnell gelang es ihm, aus zusam-

mengesuchten Einzelteilen einen Last-

kraftwagen in Eigenbau zu erstellen und

erneut seine Dienste an frühere Kunden

anzubieten – mit großem Erfolg. Gera-

de in den letzten Kriegsjahren, als die

Bombenschäden in München immer gra-

vierender wurden, war die rasche und

zuverlässige Abwicklung von Transpor-

ten großer, unhandlicher Ersatzobjekte

(Brückenteile, Schienen, Eisenkonstruk-

tionen usw.) überall gefragt.

1943 wurde die Betriebsanlage in der

Dänkhelstraße bei einem Luftangriff kom-

plett zerstört, aber von Jakob Schmidbau-

er bis zum Ende des Krieges so instand

gesetzt, dass er direkt nach der »Stunde

null« seine Dienstleistungen bereits wie-

der anbieten konnte – Dienstleistungen,

die auch für die amerikanische Besatzer-

macht so wichtig wurden, dass sie seinen

Betrieb sogar unter militärischen Schutz

stellte.

Der erste Dienstwagen von Jakob

Schmidbauer

Soldaten in einem Schmidbauer-Lkw

1932–1972

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Neubeginn nach der »Stunde null«

Wiederaufbau des Unternehmens nach 1945

Nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs be-

gann Jakob Schmidbauer mit dem systema-

tischen Ausbau seines Fuhrparks – auch

wenn die Grenzen noch sehr eng gesteckt

waren. Im Grunde bestand nur die Möglich-

keit, sich aus Heeresbeständen noch zufäl-

lig vorhandene Fahrzeuge zu beschaffen.

Jakob Schmidbauer machte genau dieses

und ließ sich dabei weder von den aku-

ten Materialproblemen abhalten noch von

der Tatsache, dass er seit Dezember 1947

körperlich sehr eingeschränkt war: Eine

Silvesterrakete hatte ihn so schwer an der

linken Hand verletzt, dass diese amputiert

werden musste. Schweißer- und sonstige

Arbeiten waren nun nicht mehr möglich,

doch hatte sich Schmidbauer inzwischen

einen Mitarbeiterstamm aufgebaut, der in

der Lage war, nach seinen Vorstellungen

und Anweisungen zu arbeiten.

Jede Transportaufgabe wird »nach Maß« gelöst

Erfolgreich war das kleine Unternehmen

in dieser Zeit des fi eberhaften Wiederauf-

baus vor allem deswegen, weil es unter-

nehmerisch und technisch fl exibel blieb.

Wurde ein Auftrag angenommen, war es

üblich, die speziell für den jeweiligen Auf-

trag erforderlichen Änderungen an den

Transportfahrzeugen selbst durchzufüh-

ren und somit stets »nach Maß« zu arbei-

ten – einfach immer den gleichen Lkw mit

der gleichen Ausstattung an die Baustellen

zu schicken, kam für Jakob Schmidbauer

nicht infrage.

Große Probleme bereitete zu dieser Zeit,

dass Lasten nicht nur transportiert,

sondern auch sicher und ohne Schaden

auf die Fahrzeuge gehoben und am Ziel

wieder abgeladen werden mussten. Um

diese Arbeit zu bewerkstelligen, standen

damals lediglich einfache Hilfsmittel wie

Flaschenzüge zur Verfügung. Ein ande-

res Problem war die Tatsache, dass das

Montieren von Teilen in großen Höhen

zunehmend erforderlich wurde. In den

ersten Jahren verwendete man hierzu

sogenannte Derrick-Standmasten, deren

Errichtung und Absicherung allerdings

jedes Mal zeitraubend und kostspie-

lig war: Der Mast musste nicht nur von

Aller Anfang ist schwer: Die »Saldenbenachrichtigung zum 31. Dezember 1949« zeigt

ein noch bescheidenes (Firmen-)Vermögen

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Montage von Spannbetonfertigteilen

Tiefl ader aus dem Jahr 1949. Größtes Problem waren damals die improvisierten Rei-

fen, die für Transporte über größere Entfernungen unzureichend waren.

1932–1972

Hand zusammengebaut und aufgestellt,

sondern vor jeder Hebeaktion mit viel

Kraftaufwand in die richtige Standposi-

tion versetzt werden.

Erster schnell fahrender und leistungsstarker Autokran

Jakob Schmidbauer wurde schnell klar,

dass das Beladen und Entladen im Ver-

hältnis zum Transport einen zu großen

Zeit- und Kraftaufwand darstellte. Zwar

gab es natürlich bereits Krane, doch

hätte man diese wiederum dauernd hin

und her transportieren müssen. Die Fol-

ge: Schmidbauer entwickelte zusammen

mit der württembergischen Firma Fuchs

und Gross einen bescheidenen 3-Tonnen-

Autokran, der allerdings nicht kräftig

genug war. Schmidbauer beschaffte sich

daraufhin schwere Lkw-Fahrgestelle, die

von der amerikanischen Heeresverwal-

tung aus Restbeständen der deutschen

Wehrmacht zum Verkauf freigegeben

wurden, und baute diese zu leistungs-

fähigen Unterwagen aus, auf die er als

Oberbau einen Kran montieren ließ. Der

erste und schnell fahrende und zugleich

leistungsfähige Autokran war geschaf-

fen! Gleichzeitig hatte Schmidbauer eine

geniale Geschäftsidee kreiert, die die

Firma Schmidbauer bis heute erfolgreich

weiterführt: der kombinierte Trans-

port- und Kraneinsatz als geschlossene

Dienstleistung.

Page 25: Schmidbauer: Visionär und kraftvoll

23

Das erste nach dem Krieg gelieferte Schwerfahrzeug

(ca. 1950), eine Neukonstruktion der Firma Faun für Lang-

materialtransporte

Der erste Schmidbauer-Autokran aus dem Jahr 1952, ein

in Eigenregie auf einen GMC-Unterwagen montierter

Fuchs-Bagger. Tragkraft: drei Tonnen

Ein Schmidbauer-Transporter aus dem Jahr 1952

Früher selbst gebauter Fahrzeugunterbau. In der Mitte der

50er- Jah re hatte sich die Wirtschaft so weit erholt, dass sie solche

Unterbauten wieder herstellen konnte, sodass auch die Firma

Schmidbauer sie nicht mehr in Eigenregie anfertigen musste.

Page 26: Schmidbauer: Visionär und kraftvoll

24

200 Autokrane in 40 Jahren

Bei dem einen Autokran blieb es natür-

lich nicht: Im Laufe der nächsten knapp

40 Jahre stockte Jakob Schmidbauer sei-

nen Fuhrpark auf insgesamt mehr als

200 Krane auf (mehr dazu ab S. 27).

Diese rasche Vermehrung ist zurückzu-

führen auf die sich in der Nachkriegs-

zeit rasant ändernden Ansprüche: Die

boomende Bauwirtschaft und die sich

schnell entwickelnde Industrie gingen

mehr und mehr dazu über, Großkon-

struktionen so komplett wie möglich in

ihren Fertigungsstandorten vorzuberei-

ten und nicht mehr wie bisher erst am

Bestimmungsort zusammenzubauen –

ob es sich nun um Hallen, Brücken, Kes-

sel, Drehöfen oder ganz neue Geräte im

Zusammenhang mit der Atomforschung

handelte. Dementsprechend nahmen die-

se Fertigteile immer größeres Gewicht

und unhandlichere Dimensionen an, so-

dass die Hersteller sie nicht mehr selbst

transportieren konnten.

Jakob Schmidbauer fand hier eine Markt-

lücke, eine Lücke im Arbeitsprozess der

Großindustrie, die sich ständig vergrö-

ßerte und ihm einen festen, stetig wach-

senden Kundenstamm einbrachte.

Die natürliche Folge dieser Entwicklung

war, dass der Betrieb ständig ausgebaut

werden musste. Bereits 1954 hatte die Fir-

Gruppenbild aus dem Jahr 1949: Mitarbeiter der Firma Schmidbauer vor einem frühen

Lkw. Das Unternehmen hieß damals »Lang- und Schwertransport Schmidbauer & Co.«.

Der zweite Lagerplatz der Firma Schmidbauer in der Münchner Hansastraße 138–140

Page 27: Schmidbauer: Visionär und kraftvoll

25

ma ihren Sitz in der Münchner Dänkhel-

straße gegen ein 5000-Quadratmeter-

Grundstück in der Hansastraße 138–140

(München-Obersendling) eingetauscht,

wo sich Büros, Lagerplatz, Werkstätte,

Kantine sowie das Wohnhaus der Familie

befanden.

1971 schließlich wurde das Industriegebiet

Lochham (bei München) Sitz des Unterneh-

mens – dort sind bis heute Hauptverwal-

tung, Wagenpark, Montage-, Wartungs-

und Reparaturwerk vereint. Zu diesem

Zeitpunkt beherrschte die Schmidbauer

KG auf ihrem Gebiet etwa ein Drittel des

westdeutschen Marktes.

Nicht nur die Krane wurden immer mächtiger, auch die Lkws entwickelten sich rasant:

Ein Lkw der Filiale Mannheim im Jahr 1968 / 69, der vorne vier, hinten fünf Achsen hat.

Seit 1971 Stammsitz der Firma Schmid-

bauer: das Werksgelände in Gräfelfi ng 1932–1972

Page 28: Schmidbauer: Visionär und kraftvoll

26

1961 wurde die Firma Schmidbauer in eine

Familienkommanditgesellschaft umge-

wandelt, ein Jahr später entstand in Wien

die erste Tochtergesellschaft der Schmid-

bauer KG. Ihr folgten bis zum Jahr 1972

weitere Niederlassungen unter anderem in

Augsburg, Nürnberg, Neu-Ulm, Stuttgart-

Stammheim, Frankfurt am Main, Karls-

ruhe, Kassel, Hannover (die Aufl istung

aller heutigen Niederlassungen ab S. 197).

Doch nicht nur die wachsende Anzahl von

Niederlassungen bringt den ungeheueren

Aufschwung der Firma Schmidbauer in

den 60er-Jahren zum Ausdruck, auch die

Entwicklung des Fuhrparks zeigt, wie

stark das Unternehmen in diesem Jahr-

zehnt wuchs: Die Tiefl ader transportier-

ten voluminösere und größere Lasten, die

Tragfähigkeit der Autokrane stieg sprung-

haft an – ebenso wie ihre Anzahl: 1958

verfügte die Firma über acht Autokrane,

1962 bereits über 20, 1968 schon über 72,

und im Jahr 1972 schnellte die Anzahl auf

über 200.

Dabei wurden die Autokrane immer

mächtiger und verwandlungsfähiger,

nicht zuletzt, weil in diese Jahre auch

die Entwicklung der vollhydraulischen

Autokrane fi el. Der große Vorzug der hy-

draulischen Geräte war, dass die Auf- und

Abrüstzeiten im Vergleich zum Gitter-

mastkran auf etwa ein Zehntel der Zeit

reduziert werden konnten. Auch im Be-

reich der Lkws ging die Entwicklung der

Firma Schmidbauer in den 60er-Jahren in

Riesenschritten voran: Durch den Ankauf

verschiedener Münchner Schwertrans-

portfi rmen konnte der Bestand an Tief-

bett- und Tiefl aderfahrzeugen erheblich

ausgebaut werden.

Parallel zur Weiterentwicklung des Fuhr-

parks wurde ein wohlüberlegtes System

von Kooperationsverträgen mit anderen

Firmen geschaffen, das einen fast pau-

senlosen Einsatz vor allem der Großgeräte

gewährleistete – die kostspieligen Geräte

wie die 220-, 250- oder 500-Tonnen-Krane

sollten möglichst gut ausgelastet sein.

Mit Maßarbeit zum Erfolg

Der Durchbruch in den 60er-Jahren

Der Gerätepark der Firma Schmidbauer im Jahr 1972

Page 29: Schmidbauer: Visionär und kraftvoll

27

Natürlich ist es unmöglich, an dieser

Stelle alle gerade erwähnten 200 Krane,

die die Firma Schmidbauer in den Jahren

1932 bis 1972 besaß, mit Foto und genauer

Beschreibung aufzulisten. Deshalb nun

ein kleiner, teilweise bebildeter Auszug

aus der Entwicklung des Fuhrparks bis

1972. Gelegentlich fehlende technische

Angaben rühren daher, dass keinerlei

Dokumente mehr existieren, die diese

belegen.

Höher, größer, schneller

Die Krane aus den Jahren 1932–1972

Kran 1 (1952)

In Eigenregie umgebauter Fuchs-Bagger

mit drei Tonnen Tragkraft auf GMC-Unter-

wagen. Erster Einsatz dieses Krans war

das Einheben von Öltanks in die Erde für

Privathaushalte.

Kran 5 (1957)

P&H-Kran mit 18 Tonnen Tragkraft auf

White-Unterwagen. Ab Kran 5 waren übri-

gens alle Krane gelb, vorher waren sie blau.

Umgekehrt verhält es sich mit den Lkws

der Firma Schmidbauer, die ursprünglich

gelb waren, heute aber blau sind.

Selbstgebauter Unterwagen mit P&H-

Oberwagen, ca. 1956

Page 30: Schmidbauer: Visionär und kraftvoll

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Kran 17Kran 17 beim Einpfl anzen von Bäumen auf

dem Olympiagelände

Kran 19 (1966)

Erster Teleskopkran mit einer Tragkraft

von 22,5 Tonnen

1932–1972

Kran 22 (1962)

80-Tonnen-Gittermastkran von P&H (links), hier bei einem

Montage einsatz bei der Weltausstellung 1965 in München