Schmierfinken

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Graffiti Documentary

Transcript of Schmierfinken

Blauhelme haben ein Kunstwerk in der Westsahara beschädigt. Sie sprühten Graffiti auf die als «Devil Mountains» bekannten Felsen mit eingeritzten Bildern von Menschen und Tieren. Dies berichtete die britische Zeitung «The Times» heute unter Berufung auf einen UNO-Vertreter. Die Soldaten hätten ihre Graffiti unterschrieben und seien so überführt worden. Der Repräsent-ant des UNO-Generalsekretariats in Westsahara, Julian Harston, kündigte Disziplinarstrafen an. Zu-dem wolle sich die UNO um eine Beseitigung der Schmierereien du-rch die UNESCO bemühen. Für die Bevölkerung des westafrikanischen Staates haben die Steinkunstwerke grosse kulturelle Bedeutung. Quelle: SDA/ATS

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Drei Maskierte stürmen den U-Bah-nhof in Lichtenberg. Sie sprühen Graffitis an die Wände, zünden ihre Schmierereien mit Flammwerfern an. Passanten schauen zu. Auch der Fahrer einer U-Bahn kann nur tatenlos zuschauen. Er hat Angst...Ganz besonders in Berlin! Erst am Dienstag hat ein Beamter der Bun-despolizei zwei 14-jährige Tatver-dächtige bei der Beschmierung einer S-Bahn in Treptow gefasst. Die bei-den Jugendlichen hatten zuvor in der S 9 die Innenverkleidung auf ca. 4 Quadratmeter mit schwarzen und lila Faserstiften beschmiert. Neben Hundekot und Urin-Geruch gehört Graffiti zu den größten Schmuddel-Problemen der Hauptstadt. Insge-samt 17.997 Schmierereien zählte die Polizei im vergangenen Jahr. Am schlimmsten betroffen: Marzahn-Hellersdorf (1955 Schmierereien). Beschmierte Türen, beschmierte Fassaden – Berlin ist bei Graffiti-

Sprayern beliebt. Den Berliner Verke-hrbetrieben (BVG) entstanden 2007 durch Graffiti-Attacken auf Busse und Bahnen einen Schaden in Höhe von 9 Mio. Euro. Bei der Deutschen Bahn sind es in Berlin über 6 Mio. Euro – bundesweit sogar 50 Mio. Euro! Seit 2008 versucht Berlin, die Kosten auf die kriminellen Sprayer „umzulegen“. Im Februar mussten zwei Sprayer erstmals eine sogenan-nte Fangprämie bezahlen.Es war die Belohnung für den Rentner, der sie beim Sprayen erwischt hatte. Auch die Deutsche Bahn geht hart gegen die Schmierfinken vor. „Wir verkla-gen die Graffiti-Sprayer über zivil-rechtliche Verfahren auf Schadenser-satz“, sagte Bahn-Sprecher Burkhard Ahlert. „So können wir auch mittel-lose Jugendliche noch dreißig Jahre nach der Tat strafen”.

Von Ingo Gentner und Tim Nocken

W er stoppt endlich diese Schmierfinken?

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Tusche und Marker auf Papier

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Comic Strip

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Hauptbahnhof M

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Hauptbahnhof Münster

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Für die einen ist es Kunst, für die an-deren ein Ärgernis: Graffitis. Sowohl Einzelgänger als auch ganze Gangs sind jede Nacht unterwegs, um an Fassaden sowie allen (un)möglichen Orten ihre „Visitenkarte“ zu hin-terlassen. Dabei handelt es sich um sogenannte „Tags“, durch die sie sich in der Szene profilieren. Je mehr von ihren „Tags“ an den Wänden zu sehen sind, desto mehr Ansehen ge-nießen sie. Untersuchungen haben jedoch ergeben, daß Graffiti-Besprü-hungen nachlassen, wenn nach einer Erstreinigung neue Schmierereien schnellstens beseitigt werden. Kein Sprayer hat Interesse daran, seinen „Tag“ dort zu plazieren, wo er so-fort wieder verschwindet. Denn auch Sprühdosen kosten Geld und die Ergebnisse sollen langfristig zu bewundern sein. Aber auch aus an-deren Gründen müssen die Spuren dieser Graffiti-Attacken so schnell wie möglich wieder beseitigt werden.

Zum einen kann die Bausubstanz leiden, da die Unterbindung der Dif-fusionsfähigkeit zu Beton-, Mauer-werks- oder Putzschäden führt, zum anderen zieht eine bereits versprayte Oberfläche weitere Täter an. Berück-sichtigt man die Vielzahl der ver-schiedenen Untergründe, ergibt sich mit den verwendeten Sprühdosen-lacken – am weitesten verbreitet sind Lacke auf Basis von Acrylaten und Alkydharzen in allen erdenkli-chen Farbnuancen – eine Unzahl von möglichen Kombinationen, die in der Praxis angetroffen werden. Die unsachgemäße Anwendung von Reinigungsmitteln und Verfahren kann daher zu irreversiblen Schäden an der Bausubstanz führen. Deshalb ist es unbedingt erforderlich, daß die Reinigungsarbeiten von sachkundi-gen Betrieben professionell durchge-führt werden.

Quelle: Internet (Autor Unbekannt)

I m Reich der Schmierfinken

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Eigentlich wähnte man im Schmit-tener Rathaus die Vandalen mit dem Ende der Völkerwanderungszeit um das Jahr 568 nach Christus als aus-gestorben. In den tiefgrünen und dunklen Taunuswäldern scheinen jedoch einige dieser Spezies überlebt zu haben. Denn nicht anders ist es zu erklären, dass es Bauhofmitar-beiter Michael Hartmann bei seinem routinemäßigen Kontrollgang im Ortsteil Oberreifenberg die Sprache verschlug. „Hier haben im wahrsten Sinne des Wortes unverantwortli-che Zeitgenossen wie die Vandalen gehaust“, war der ansonsten stets zurückhaltende Kollege sichtlich aufgebracht. Die erst kürzlich mit viel Zeit- und Materialaufwand renovierte Bushaltestelle in der Siegfriedstraße präsentierte sich in einem katastrophalen Zustand: „Graffitis in allen Regenbogen-farben verunzieren die Haltestelle“ ist Hartmann erbost darüber, dass

zum wiederholten Male „Täter mit der Spraydose“ zugeschlagen haben. Vorfälle dieser Art häufen sich in letzter Zeit gerade in Oberreifen-berg: die Bushaltestelle an der Wen-deschleife sowie die unlängst von der Freiwilligen Feuerwehr einge-weihte „längste Bank des Hochtau-nuskreises“ wurden gleichermaßen beschädigt“. „Mir fehlt für diese Art des ‚Umwelt-Vandalismus’ jegliches Verständnis“ ist auch Bürgermeister Marcus Kinkel ziemlich erzürnt. Strafanzeige gegen Unbekannt stel-len ist nach des Bürgermeisters Da-fürhalten genauso mühselig wie in 99% der Fälle fruchtlos, denn dies „füllt lediglich bei uns und der Staatsanwaltschaft die Akten. Die Mitarbeiter im Außendienst, die jetzt eigentlich an anderen Bren-npunkten gefordert seien, müssten sich stattdessen mit „den Hinterlas-senschaften krimineller Zeitgenos-sen abplagen“ findet Marcus Kinkel

deutliche Worte. Angesichts des Aus-maßes der inzwischen eingetretenen Schäden lässt der Bürgermeister die Angelegenheit allerdings nicht auf sich beruhen und hat nun dennoch Anzeige gegen Unbekannt erstat-tet. Dabei hofft er auch gleichzeitig auf Mithilfe aus der Bevölkerung: wer sachdienliche Hinweise zu dem oder den Tätern machen kann, soll sich direkt mit seinem Vorzimmer unter der Rufnummer 06084-4633 in Verbindung setzen. Und wie heißt es bei „Aktenzeichen XY“ immer zum Schluß: „Sachdienliche Hinweise werden auf Wunsch vertraulich be-handelt.“

Heinz-Otto Freiling

S chmierfinken und Vandalen am Werk

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„Don“ heißt der Mann mit dem Pfer-deschwanz und dem flinken Fin-ger an der Sprühdose, der Graffiti aus der Schmuddelecke der Wand-schmierereien herausholen will und sich als Sprachrohr der legalen Szene in Heilbronn versteht. Der Ansatz hat Erfolg. Firmen wie Südsalz in Frie-drichshall haben zum zweiten Mal ein Auftragswerk vergeben. Don ar-beitet von hinten nach vorne, bis sich vor dem Schwarz die markanten Ge-sichtszüge der Bergarbeiter-Kumpels abheben. (Foto: Dittmar Dirks) Wenn auch nicht ausschließlich aus Kunstsinnigkeit, sondern durchaus zur Prävention. „Das Gebäude an der Bahnlinie wurde permanent ver-schmiert“, sagt Ekkehard Schneider, Vorstandssprecher der Südwest-deutsche Salzwerke AG. „Wir haben es immer wieder hergerichtet. Das war dann ein wunderbarer Unter-grund für weitere Beschriftungen.“ Jetzt hoffen die Friedrichshaller auf

den Ehrenkodex der Szene, die eine Wandgestaltung wie an dem Trafo-häuschen normalerweise respektiert und nicht übersprüht. Von weitem sind die großflächigen Motive zu erkennen, von der Bahnstrecke her und von der B 27 aus. Salzkristalle mit feiner Linienführung, Einfahrt-schächte, die scharf umrissen in den ockerfarbenen Industriehimmel geschnitten zu sein scheinen, Ber-garbeiterkumpels mit markanten Zügen, den Dreck im Gesicht von der Arbeit im Dunkeln, zieren das Werk.Arbeit im Dunkeln dürfte auch Don nicht fremd sein. „Graffiti ist das letzte Großstadtabenteuer. Klar, gibt das manchen den Kick. Aber mitten in der Nacht von der Freun-din los zu müssen, gejagt zu werden, das ist ein Riesenstress.“ Don findet es gut, dass die Stadt Heilbronn ein-ige Freiflächen ausgewiesen hat, an denen sich jeder verewigen kann. „Die Wand an der Neckarhalde etwa

ist ständig frequentiert. Da hat sich ein kreativer Wettkampf entwickelt.“Das Bild auf dem Südsalzgebäude ist in gleißendem Sonnenlicht, in den heißesten Julitagen, entstand-en. „Zuerst mache ich ein Modell und beklebe es.“ Nachdem das vom Auftraggeber abgesegnet ist, geht’s los mit Reinigen, Abkleben, Grundi-eren. Dann wird der ockerfarbene Himmel mit den schweren Wolken aufgetragen, die schwarze Grube, vor der sich die Kumpels abheben. „Ich arbeite von hinten nach vorne, von oben nach unten“, sagt der Meister der Dose. „Das ist wie ein Puzzle.“ Passt etwas nicht, ist die Nase der Kumpels zu klein oder der Helm zu groß, wird übersprüht und nachgebessert. Gerade rattert ein Zug vorbei - mit Schriftzügen drauf. „Das sind die unbezahlten Kollegen“, sagt Don. Damals, vor 15 Jahren, als er die erste Sprühdose in der Hand hatte, gab es noch keine Auftragge-

Graffity Kunst soll Schmierfinken abschrecken

ber im Unterland. „Ich hab geübt wie blöde. Man muss ein Gefühl für die Farben entwickeln, wie sie miteinander reagieren, ein Gespür für Proportionen, Perspektive, Tech-niken bekommen.“ Die Faszination ist keine des sozialen Standes, hat Don beobachtet. „Da trifft sich der Junior vom Anwalt genauso wie das Integrationskid.“ Eigentlich, erk-lärt der Künstler, geht’s der Szene um kreative Schriftkompositionen. „Writer“ nennen sie sich, weil sie ein Werk „schreiben“. Bilder sind eher Beiwerk. Die Prognose der El-tern damals war vernichtend: „Der Krempel bringt doch nichts.“ Heute hat der Autodidakt, der seinen bürgerlichen Namen nicht nennt, das Hobby zum Beruf gemacht. Der Fassadendesigner verschönert Spiel-plätze, Autohäuser und Fernsehstu-dios und bietet Kurse an.

von Petra Halamoda

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Ein Buch von Jan-Hendrik Weinen.

Entstanden im Fach Grafik Design an der Hochschule Ostwestfalen-Lippe unter Betreuung von Diplom Grafikdesignerin Andrea Krahmer im Wintersemester 2008/2009.