SPORT16 Freitag, 15. März 2013 G E N E R A L - A N Z E I G E R

Dicke Wolken über der SonnenscheinweltNach dem zittrigen Viertelfinaleinzug herrscht beim FC Bayern Alarmstimmung: Hoeneß grimmig: „Schöner Dreck“

Von Christian Kunz

MÜNCHEN. Der Systemausfalltrieb den Blutdruck von Uli Hoe-neß in die Höhe. Mit zusammen-gekniffenen Lippen und grimmi-ger Miene grantelte der Präsidentdes FC Bayern nach dem erzitter-ten Viertelfinalplatz. „Der Trendist your friend – und wir spielenseit drei Wochen schönen Dreck“,schimpfte Hoeneß nach dem 0:2des Fußball-Rekordmeisters gegenden FC Arsenal. Über einenWunschgegner für die Auslosungder nächsten Runde an diesemFreitag mochte der aufgebrachteVereinspatron nach dem „letztenWarnschuss“ nicht reden.

„Mir ist es völlig Wurst. Wennwir gut spielen, können wir jedenschlagen. Wenn wir so wie heutespielen, gewinnen wir gegen kei-nen“, betonte Hoeneß. Und ein Ti-telaspirant in der ChampionsLeague sind die Münchner, die nurdank des 3:1 im Hinspiel weiter-kamen, in der Verfassung vomMittwochabend schon gar nicht.

Topfavorit FC Barcelona oderder bayerische Spaßverderber dervergangenen zwei Spielzeiten,Borussia Dortmund, müssten esnach Ansicht von Philipp Lahmnicht unbedingt schon im Viertel-finale am 2./3. und 9./10. Aprilsein. „Lieber einen anderen Geg-ner“, betonte Lahm mit Blick aufdie anstehende Auslosung in Ny-on. Der Kapitän muss mit demTeam nun die Lehren aus einemSpiel ziehen, in dem für den Bald-

Meister die gesamte Saisonbewer-tung auf der Kippe stand. „Siekönnen unmöglich so weiterspie-len, sonst sind sie in der nächstenRunde draußen“, warnte Ehren-präsident Franz Beckenbauer. „Siemüssen aus der Situation lernen.“Das wollen Thomas Müller & Co.auch. „Es ist ganz gut jetzt, dasswir mal wieder einen Dämpfer ha-ben in unserer heiteren Sonnen-scheinwelt“, erklärte Müller nachder ersten Niederlage seit 23 Spie-len und der ersten Partie ohne ei-

genen Treffer seit dem April 2012.Angeführt von einem in typi-

scher Manier mahnenden Hoeneß,der vor zwei Wochen nach demPokal-Erfolg über den BVB selbstnoch über die rosarote Bayern-Welt geschwärmt hatte, ging kei-ner nach dem letztlich folgenlosenBetriebsunfall zur Tagesordnungüber. „Man hat gesehen, dass dieChampions League etwas ganzAnderes ist. Es war ein Denkan-stoß für uns alle“, räumte auchTrainer Jupp Heynckes ein. „Das

soll uns eine Lehre sein für dienächste Runde.“ Dann dürftenauch der verletzt fehlende FranckRibéry und der gegen die Londo-ner gesperrte Bastian Schwein-steiger wieder dabei sein. OhneRibéry fehlte der Spielwitz in derOffensive – und Bastian Schwein-steiger wurde als das wohl wich-tigste Teilstück in der Bayern-Ma-schinerie vermisst.

„Es hat ein bisschen Struktur beiuns gefehlt heute“, sagte auchVorstandschef Karl-Heinz Rum-

menigge zum Fehlen des Mittel-feldchefs. Gerade in der Königs-klasse, in der der FCB in acht Spie-len mit zehn Gegentreffern ge-nauso oft vom Gegner überwun-den wurde wie in seinen 25 Bun-desliga-Partien, wird ein solcherRegisseur gebraucht. „Man hat ge-sehen, das ist eine hohe Qualität,die in der Champions League aufeinen wartet, und das wird in dernächsten Runde noch einmalschwerer“, erklärte Rummenigge.In dieser nächsten Runde fehlt dergelb-gesperrte Javi Martínez imHinspiel.

Die Niederlage gegen die Lon-doner war für die Münchner abernicht nur ärgerlich. Sie kann imweiteren Verlauf der Spielzeit hel-fen. „Vielleicht ist es ein Wake-up-Call, weil wir werden überall ge-lobt, beste Mannschaft hier, besteMannschaft da, überragend alles.Aber man sieht, was passierenkann“, erklärte Arjen Robben. Beipraktisch jedem Team gibt es einkniffliges Saisonteilstück, das aufdem Weg zum Erfolg überwundenwerden muss.

Bestes Beispiel dafür: Der FCBarcelona, der für Lahm nach „ei-ner kurzen Schwächephase“ derTopfavorit bleibt. Weitere mögli-che Gegner im Viertelfinale sindneben Barça und dem BVB nochReal Madrid, Juventus Turin undParis St. Germain. Leichter wäre daschon ein Los wie Hamit AltintopsGalatasaray Istanbul oder der FCMálaga, für den die Ex-Bayern Ro-que Santa Cruz und Martin Demi-chelis auflaufen. dpa

Fast zur Stolperfalle wäre für Arjen Robben und den FC Bayern das Rückspiel gegen den FC Arsenal ge-worden. Der im Abschluss unglückliche Niederländer sprach von einem „Weckruf“. FOTO: DPA

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Fernseh-Tipp

Sport1: 6.30 Uhr: Formel 1, Großer Preisvon Australien, 2. freies Training.ARD: 10.15 Uhr: Ski alpin, Weltcup-Finale.12.45 Uhr: Biathlon, Weltcup-Finale, 10 kmSprint Herren. 14.15 Uhr: Skispringen:Weltcup, Damen, 1. Durchgang. ca. 15.05Uhr: Nordische Kombination: Weltcup-Fi-nale, Skispringen; ca. 15.30 Uhr: Langlauf,aus Oslo; ca. 16.15 Uhr: Skispringen: Welt-cup, Damen, 2. Durchgang. ca: 16.35 Uhr:Skispringen, Weltcup in Trondheim, 1. und2. Durchgang.Eurosport: 12 Uhr: Fußball, ChampionsLeague, Auslosung Viertelfinale. 12.30Uhr: Fußball, Europa League, AuslosungViertelfinale. 18.30 Uhr: Eiskunstlauf-WM,Kür der Paare. 0.30 Uhr: Kür Herren.Sky: 18 Uhr: 2. Fußball-Bundesliga. 20.30Uhr: Fußball, Bundesliga: Wolfsburg - Fort.Düsseldorf.

SPORTG E N E R A L - A N Z E I G E R 17Freitag, 15. März 2013

Der ruhige Hyypiä gerät aus der FassungVor dem Bayern-Spiel fühlt sich der Leverkusener Trainer falsch zitiert und dementiert eine „Pärchen-Krise“

Von Gregor Derichs

LEVERKUSEN. Sami Hyypiä be-gann die Pressekonferenz mit ei-ner Grundsatzerklärung in eigenerSache, die sich zu einer massivenKlage auswuchs. Sein angeblichesMisstrauensvotum gegen seinengleichberechtigten Trainerkolle-gen Sascha Lewandowski wollteder Finne erst einmal aus der Weltschaffen. Da musste selbst dasgrößte Bundesligaspiel von BayerLeverkusen in der Saison gegenden FC Bayern München hinten anstehen. „Ich habe nichts gegen Sa-scha. Er arbeitet viel, er arbeitetgut“, sagte der 39-Jährige. „Ich ha-be viel von ihm gelernt.“ DieseWertschätzung kundzutun war diewichtigste Botschaft des Tages,nachdem Hyypiä und sein Kom-pagnon Lewandowski in den vo-rangegangenen Tagen das kom-plizierte Innenleben ihrer Trai-nerbeziehung geschildert hatten.Doch aus diesen offen zugegebe-nen Problemen zu konstruieren, erwolle Lewandowski als Partnerlos- und alleiniger Bayer-Trainerwerden, brachte Hyypiä ziemlichaus der Fassung.

Groß war seine Enttäuschung,diesen Frust musste der 39-Jährigesich gestern im Mediensaal vonBayer 04 Leverkusen erst einmaleinige Minuten von der Seele re-den. „Das habe ich noch nie er-lebt. Ich kenne Journalismus nichtso genau, aber ich dachte, dass einZitat so sein muss, wie es gesagtwurde“, sagte Hyypiä. Seine Klage

richtete sich auf das von der Bild-Zeitung als Schlagzeile transpor-tierte Zitat „Ohne Lewandowskiwäre einiges leichter“ (Mittwoch-Ausgabe). „Worte in meinenMund zu legen, das geht nicht“,betonte Hyypiä, der bei seinemVortrag ruhig wie immer blieb.

In Vertretung von Hyypiä hattesich am Mittwoch die Bayer-Club-führung mit Wolfgang Holzhäuserund Rudi Völler mit dem Boule-vardblatt angelegt und in einerschriftlichen Mitteilung an die Me-

dien erklärt, dass Hyypiä eineTrennung von Lewandowski an-strebe, entspreche „nicht derWahrheit“.

Die Retourkutsche erfolgte inder gestrigen Ausgabe der Zei-tung. Der „Bild“-Sportchef ausBerlin kommentierte die Sacheund empfahl den Leverkusenern,es selbst mit der Wahrheit zu pro-bieren. Davon wiederum fühltesich Hyypiä erst recht angegriffen.„Was danach passiert ist, ärgertmich noch ein bisschen mehr“,

sagte Hyypiä. „Diese Personen sa-gen nicht, dass sie Fehler gemachthaben. Sie sagen, dass ich lüge.Das ist das Schlimmste, was maneiner anderen Person antun kann.“

Die Boulevardzeitung hatte dieEntwicklung mit der Story beglei-tet, dass Hyypiä den Verein wohlam Saisonende verlassen könnte.Dieser Idee entzog Hyypiä aber dieGrundlage. „Ich habe im Sommernoch nicht meine Lizenz fertig. Ichbrauche noch einige Zeit, um siezu machen“, gab er preis. Bisher

hieß es immer, im Sommer sei erfertig mit der Prüfung, die er inFinnland ablegt. Alleine als Chef-trainer zu arbeiten, geht also nochgar nicht für Hyypiä, weder in derBundesliga noch in England oderin der finnischen Heimat. Er willnun in Ruhe mit Lewandowski ar-beiten, der sich beeilte, in derFachzeitung „kicker“ die Wogenzu glätten. „Ich werde diesen Jobnicht ohne Sami machen.“

Und eigentlich wollen sich bei-de doch sowieso nur auf dienächste Aufgabe konzentrieren:Die Bayern kommen. Nach ihrererst dritten Niederlage in dieserSaison in allen Wettbewerben, diesie am Mittwoch gegen Arsenalbezogen, sinnen sie auf Wieder-gutmachung in der BayArena.Auch für das 1:2 im Hinspiel, denndie Leverkusener sind tatsächlichdas einzige deutsche Team, gegendas sie bisher verloren. „Wir müs-sen an uns glauben, sonst habenwir keine Chance“, sagte Hyypiä.Aber seine Mannschaft habe eine„schlechte Periode“, gab er zu,was nicht nur auf das 0:1 in Mainzzutreffe.

Auf die Frage, ob der in der Hin-runde stark auftrumpfende Gon-zalo Castro eine schlechte Phasehabe, erklärte Hyypiä: „Wenn eineMannschaft eine schlechte Perio-de hat, haben das manche Spielerwie Gonzalo auch.“ Sein Job sei es,die Spieler im Training wieder aufdas höchste Niveau zu heben. UmPlatz drei zu verteidigen, müsstenalle aus ihrem Leistungsloch kom-men.

„Störfeuer“ vor dem Bayern-Spiel: Sami Hyypiä war ziemlich angefressen. FOTO: DPA

Fußball

BundesligaVfL Wolfsburg - Fortuna Düsseldorf Fr. 20.301. FC Nürnberg - FC Schalke 04 Sa. 15.30Borussia Dortmund - SC Freiburg Sa. 15.301899 Hoffenheim - 1. FSV Mainz 05 Sa. 15.30Hamburger SV - FC Augsburg Sa. 15.30Werder Bremen - SpVgg Greuther Fürth Sa. 15.30Bayer 04 Leverkusen - Bayern München Sa. 18.30Eintracht Frankfurt - VfB Stuttgart Sa. 15.30Borussia M'gladbach - Hannover 96 So. 17.30

1. FC Bayern München 25 67:10 662. Borussia Dortmund 25 55:30 463. Bayer 04 Leverkusen 25 45:32 454. FC Schalke 04 25 43:40 395. Eintracht Frankfurt 25 38:35 396. Hamburger SV 25 30:33 387. 1. FSV Mainz 05 25 33:29 378. SC Freiburg 25 32:28 369. Borussia Mönchengladbach 25 34:35 35

10. Hannover 96 25 47:45 3411. 1. FC Nürnberg 25 26:32 3112. VfL Wolfsburg 25 29:39 3013. Werder Bremen 25 40:49 2914. VfB Stuttgart 25 26:43 2915. Fortuna Düsseldorf 25 31:35 2816. FC Augsburg 25 22:38 2117. 1899 Hoffenheim 25 30:49 1918. SpVgg Greuther Fürth 25 14:40 14

2. Bundesliga1. FC Union Berlin - FC St. Pauli Fr. 18.00SC Paderborn - FSV Frankfurt Fr. 18.00MSV Duisburg - FC Energie Cottbus Fr. 18.00TSV 1860 München - Hertha BSC Berlin Sa. 13.00VfL Bochum - Eintracht Braunschweig Sa. 13.00VfR Aalen - SV Sandhausen So. 13.301. FC Kaiserslautern - FC Ingolstadt 04 So. 13.30SSV Jahn Regensburg - Erzgebirge Aue So. 13.30Dynamo Dresden - 1. FC Köln Mo. 20.15

1. Hertha BSC Berlin 25 49:21 552. Eintracht Braunschweig 25 41:21 523. 1. FC Kaiserslautern 25 34:23 414. 1. FC Köln 25 31:23 405. FC Energie Cottbus 25 30:26 386. FSV Frankfurt 25 37:31 377. TSV 1860 München 25 28:22 378. 1. FC Union Berlin 25 40:35 359. FC Ingolstadt 04 25 30:28 35

10. SC Paderborn 25 32:32 3211. FC St. Pauli 25 26:29 3212. VfR Aalen 25 25:28 3113. FC Erzgebirge Aue 25 30:38 2714. MSV Duisburg 25 26:41 2715. VfL Bochum 25 30:41 2616. Dynamo Dresden 25 24:35 2417. SV Sandhausen 25 30:51 2118. SSV Jahn Regensburg 25 29:47 17

Bayern bangen um Ribéry

Der Einsatz von Franck Ribéry imBundesliga-Spiel des FC BayernMünchen bei Bayer Leverkusen istfraglich. Der Franzose ist weiter-hin wegen seiner schmerzhaftenBänderdehnung gehandicapt. dpa

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