Schöne neue Arbeitswelt – Herausforderung für die Betriebsräte Aktiv gegen Stress und Burnout...

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„Schöne neue Arbeitswelt – Herausforderung für die Betriebsräte“ Aktiv gegen Stress und Burnout – aber wie? Erste Ergebnisse einer Betriebs- und Personalrätebefragung Betriebsräte-Informationstagung der IG Metall, Region Hamburg, 03.04.2013

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„Schöne neue Arbeitswelt – Herausforderung für die Betriebsräte“

Aktiv gegen Stress und Burnout

– aber wie?

Erste Ergebnisse einer Betriebs- und

Personalrätebefragung

Betriebsräte-Informationstagung der IG Metall, Region Hamburg, 03.04.2013

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„Aktiv gegen Stress und Burnout – aber wie?“

Warum diese Befragung:Psychische Belastungen sind zu einer Hauptursache für

arbeitsbedingte Erkrankungen geworden – Stichwort „Burnout“.

Betriebs und Personalräte haben ein rechtlich abgesichertes Handlungsinstrumentarium – Stichwort „Ganzheitliche Gefährdungsbeurteilung“.

Dennoch ist eine ganzheitliche Gefährdungsbeurteilung eher die Ausnahme.

Welche Ursachen könnte es dafür geben?

Wie könnten vorhandene Hemmnisse überwunden werden?

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„Aktiv gegen Stress und Burnout – aber wie?“

Vorgehensweise

• Persönliche Befragung von Betriebs- und Personalräten an Hand eines Leitfadens;

• Fragebogen mit den Fragestellungen des Leitfadens;

• bisher 27 Betriebs – bzw. Personalräte befragt;

• je zur Hälfte durch Interview bzw. Fragebogen.

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Branchenzugehörigkeit der untersuchten Betriebe• Metall- und Elektroindustrie (12 Betriebe);• Kfz. Handwerk (3 Betriebe); • Krankenkasse (3 Betriebe); • Textilindustrie (3 Betriebe);• Güterverkehr; • Containerumschlag; • Holzindustrie; • Klavierbau;• Medien; • Stahlindustrie.

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Größenordnung der untersuchten Betriebe:

201 bis 500 Beschäftigte (10 Betriebe)

101 bis 200 Beschäftigte ( 6 Betriebe)

501 bis 1000 Beschäftigte ( 5 Betriebe)

über 1000 Beschäftigte ( 4 Betriebe)

51 bis 100 Beschäftigte ( 1 Betrieb)

bis 50 Beschäftigte ( 1 Betrieb)

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Betriebliche Organisation des Arbeitsschutzes:• Arbeitsschutzausschuss nach § 11 ASiG:

In 24 von 27 Betrieben vorhanden; tagt aber nur in

15 Betrieben regelmäßig!

• Anwendung der DGUV Vorschrift 2 (Betriebsärzte und Fachkräfte für Arbeitssicherheit)

In 15 von 27 Betrieben ist die Vorschrift bekannt, aber nur in 8 Betrieben wurde der Betriebsrat an der Umsetzung beteiligt!

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Betriebliche Organisation des Arbeitsschutzes• Stellung des und Zufriedenheit mit dem Betriebsarzt:

In 25 von 27 Betrieben ist der Betriebsarzt extern;

in 14 von 27 Betrieben ist der Betriebsrat mit der Arbeit des Betriebsarztes zufrieden!

• Stellung der und Zufriedenheit mit der Fachkraft für Arbeitssicherheit:

In 14 von 27 Betrieben ist die Sicherheitsfachkraft extern;

in 16 von 27 Betrieben ist der Betriebsrat mit der Arbeit der Sicherheitsfachkraft zufrieden!

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„Aktiv gegen Stress und Burnout – aber wie?“

Welche Gefährdungen bzw. Belastungen treten in den befragten Betrieben auf:Lärm (24 Fälle)

Stäube (22 Fälle)

Gefahrstoffe (20 Fälle)

Zugluft (20 Fälle)

Schweres Heben (19 Fälle)

Dämpfe (16 Fälle)

Weitere Belastungen: Hitze/Kälte, Schichtarbeit, Säuren,

Bildschirmarbeit, Feuchtigkeit, Alleinarbeit, Asbest,

Off Shore Arbeitsplätze, Arbeitstempo, Arbeitsverdichtung.

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„Aktiv gegen Stress und Burnout – aber wie?“

Gefährdungsbeurteilung nach § 5 ArbSchG

• In 21 von 27 Betrieben wurden Gefährdungs- beurteilungen durchgeführt, aber nur in 2 Betrieben durch Betriebsvereinbarung geregelt!

• Nur in 5 von 27 Betrieben wurden ganzheitliche Gefährdungsbeurteilungen durchgeführt!

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„Aktiv gegen Stress und Burnout – aber wie?“

Ganzheitliche Gefährdungsbeurteilung (1)• In 5 Betrieben, sind ganzheitliche GB begonnen bzw.

durchgeführt worden; • in 2 Betrieben ist der Prozess z. Zt. unter- bzw.

abgebrochen (Betriebsstillegung; Meinungsverschiedenheiten über weitere Fortsetzung des Prozesses);

• in den 3 verbleibenden Betrieben gibt es in einem Fall eine Betriebsvereinbarung; in einem weiteren Betrieb geht die Initiative vom Arbeitgeber aus und wird vom BR „begleitet“;

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Ganzheitliche Gefährdungsbeurteilung (2)Angewendete Methoden:• Fragebogen 4 Betriebe• Interview/moderierte Gruppengespräche 4 Betriebe• Beobachtung 1 Betrieb

Beurteilte Organisationseinheit:

Abteilung/Bereich 3 Betriebe

Betrieb 1 Betrieb

Arbeitsplatz 1 Betrieb

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Ganzheitliche Gefährdungsbeurteilung (3)Wer hat die Beurteilung durchgeführt:• nur Sicherheitsfachkraft 1 Betrieb• Sicherheitsfachkraft + Externe 1 Betrieb• nur Externe 3 Betriebe

Wie erfolgte die Festlegung von Maßnahmen: • Paritätische Kommission 1 Betrieb• Arbeitgeber mit BR-Beteiligung 2 Betriebe

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Beurteilung des BetriebsklimasGut 3 Betriebe

Gut bis Mittel 3 Betriebe

Mittel 11 Betriebe

Mittel bis Schlecht 3 Betriebe

Schlecht 6 Betriebe

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Gründe für die Verschlechterung des Betriebsklimas:• Personalabbau, Personal zu knapp;• Zeitdruck, Arbeitsverdichtung;• Arbeitsüberlastung, Überstunden;• Schlechte Organisation, schlechte Abläufe;• Unzureichende Kommunikation, Kommunikations-

probleme;• Schlechte Absprachen, unkollegialer Umgang;• Führungsstruktur, Defizite in der Führungsqualität,

Führungskräfte geben enormen Druck weiter.

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Einige Gründe für hohe psychische Belastungen:• organisatorische und technische Unzulänglichkeiten,

schlechte Organisation;• Aufgabenfülle;• häufige Unterbrechungen, Störungen bei der laufenden

Tätigkeit;• fehlerhafte Anweisungen, Kommunikationsprobleme;• schlechtes Führungsverhalten der Vorgesetzten;• „Beschäftigte machen sich gegenseitig an“;• schlechte Einarbeitung neuer Mitarbeiter;

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Psychische Belastung als Thema für den Betriebsrat:• In 17 von 27 Betriebsräten ist psychische Belastung ein

Thema;• in 18 von 27 Betriebsräten fühlen sich einzelne BR-

Mitglieder für das Thema zuständig;• in 12 von 27 Betriebsräten gab es Qualifizierungen zum

Thema psychische Belastung / ganzheitliche Gefährdungsbeurteilungen;

• aber nur in einem Fall wurde der gesamte Betriebsrat qualifiziert.

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Was hindert Betriebsräte an der Bearbeitung des Themas psychische Belastung / ganzheitliche GB?•BR mit zu vielen Themen konfrontiert und reagiert nur;•zu viele anderen Baustellen, andere Prioritäten;•Tagesgeschäft behindert kontinuierliches Arbeiten;•Mehrheitsverhältnisse im Betriebsrat;•Komplexes Thema, Grundkenntnisse fehlen;•Fehlende Qualifikation und Motivation, unsicher, wie das Thema richtig angegangen werden soll;•Geschäftsführung behindert BR-Schulungen, Geschäftsführung auf Blockadehaltung.

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Welche Unterstützung benötigt der BR?• Info des gesamten BR über das Thema;• Qualifizierung der BR-Mitglieder;• Handlungsanleitungen;• praktischen Hinweise und Instrumente;• externe Beratung, externer Sachverstand, externe

Prozessbegleitung

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„Aktiv gegen Stress und Burnout – aber wie?“

Die Haltung des Arbeitgebers zum Thema psychische Belastung:

• In 11 von 27 Betrieben unterstützt der Arbeitgeber den Betriebsrat;

• in 5 von 27 Betrieben arbeitet der Arbeitgeber aktiv gegen den Betriebsrat;

• in 10 von 27 Betrieben ist dem Arbeitgeber das Thema psychische Belastung egal.

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„Aktiv gegen Stress und Burnout – aber wie?“

Schlussfolgerungen

• Nur wenn der Arbeitgeber bereit ist, sich auf das Thema einzulassen – oder dazu „gedrängt“ wird – geschieht auch etwas;

• Der Betriebsrat ist eher „Getriebener“, als „Treiber“;

• Einheitlicher Informations- und Kenntnisstand im Betriebsrat zum Thema ist eher die Ausnahme;

• Prozessbegleitung und externe Beratung zum Thema wird kaum in Anspruch genommen.

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„Aktiv gegen Stress und Burnout – aber wie?“

Was wäre zu tun?• Position des Betriebsrats klären (moderierter Workshop

mit vorgeschalteter Information zum Thema);• Einheitlicher Kenntnis- und Informationsstand im

Betriebsrat herstellen;• betriebsrätliche Arbeitsstruktur aufbauen;• externe Unterstützung beschaffen;• Vorgehensweise festlegen;• Aktivitäten (inhaltlich und zeitlich) planen