Schreiben fürs Web

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Eine Präsentation in der Journalisten-Ausbildung in Baden-Württemberg. Veranstalter: Journalistische Berufsbildung (JBB) des Verbandes südwestdeutscher Zeitungsverleger (VSZV) am 25. Juni 2014.

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Schreiben fürs WebVerband Südwestdeutscher Zeitungsverleger (VSZV) / JBB

Bernhausen 25.Juni 2014 | Dirk Baranek

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Online ist anders

• Usability komplexer

• Haptik ist völlig anders.

• Der ungeduldige Leser…

• Mehr PULL als PUSH

• Raum und Zeit sprengen die alten Grenzen des Printjournalismus.

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Leseverhalten onlineSkimmen Scannen Lesen

Was ist das Ziel? Den Text überfliegen Text bewerten, nach relevantem Inhalt suchen. Die wichtigsten Inhalte schnell finden und aufnehmen.

Inhalte vollständig aufnehmen.

Wie viel wird aufgenommen?

< 25 Prozent < 50 Prozent 100 Prozent

Wie schnell wird aufgenommen?

> 1.000 Wörter pro Minute

> 500 Wörter pro Minute

250 Wörter pro Minute

Was wird aufgenommen?

Hervorstechende Informationen, Überschriften, prägnante Bilder, Links, kaum Fließtext.

Sehr informative Elemente wie Listen, Tabellen, Links, Info- Grafiken, Textkästen, Anfänge von Absätzen, nur ein Argument je Absatz.

Die gesamte Text-und Bildinformation.

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Leseverhalten online

• Studien über Leseverhalten am Monitor

• Ergebnisse

• Je mehr Wörter, desto weniger wird gelesen.

• Im Durchschnitt werden nur 28 Prozent der Wörter gelesen.

• 100 Worte = 60 Prozent. Ab 300 Worte nimmt es rapide ab

• Nur 16 Prozent der Leser lesen am Monitor einen Text vollständig.

• Gründe: Blendeffekt, Unschärfe, Konzentrationsstörung

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Der Raum

• Raum ist unendlich.

• Raum wird strukturiert durch Klicks.

• Präsentation als gestaltete Fläche

• Es haben sich Normen etabliert.

• Klicks/Links präsentieren: What you see is what you get!

• Verbreitungsraum ist global.

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Die Zeit

• Der Tod der Deadline.

• News? Sofort publizieren!

• Inhalte sind immer verfügbar.

• Inhalte sind ewig änderbar und erweiterbar.

• Redaktionsschluss unbekannt.

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Fürs Web schreiben

• Eindeutige Überschriften (Startseiten, Listen, Suchergebnisse)

• Teasertexte: spannende Info, was nach dem Klick kommt...

• Vollartikel: Absätze, Zwischenüberschriften, kurze Sätze, starke Verben

• „Hier gehts weiter“: Archiv, Vertiefung, Material, verwandte Artikel

• Bilder: kleine und große Ansichten

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Überschriften

• Überschriften sind wichtige Führungselemente: Zeit ist knapp (3 Sekunden)

• 5 Ks: konkret – klar – knapp – kurzweilig – keyword

• Konkret: statt allgemeiner Oberbegriffe besser prägnante Unterbegriffe.

• Klar: starke Verben. Substantive nur begrenzt einsetzen.

• Knapp: sind weniger Zeichen möglich? Maximal 55.

• Kurzweilig: informativen Kern des Artikels spannend kommunizieren.

• Keyword: muss rein. Möglichst früh nennen.

• In welchen Zusammenhängen sind Überschriften im Web sichtbar

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Überschrift: Stiltipps

• Service-Aspekt zieht oft: „So sparen Sie bei der Stromrechnung“ oder „Wie das neue Google+ funktioniert“

• Wortspiele können witzig sein, haben aber oft kaum Keywords (schlecht für SEO).

• Vorsicht bei Frage-Überschriften (Ausnahme: Quiz od. „Sind Sie ein ....-Experte?“)

• Stagnierende Vokabeln: „bleibt“, „weiter“, „wieder“, „kein“, „ohne“, „nicht“ etc.

• „und“-Konstruktionen sind meist ideenlos und treffen keine Aussage

• Bringt Überschrift Thema auf Punkt? Macht sie neugierig? Ist unmissverständlich?

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Teaser

• Das Sahnestückchen des Online-Redakteurs.

• Maximal 200 – 250 Zeichen. Zwei bis drei Hauptsätze. 15 Sekunden Zeit.

• Informieren (Lead) und Anreiz für Klick schaffen (Cliffhanger).

• Lead: Enthält keyword. Bringt die wichtigste Nachrichten (4Ws) prägnant.

• Cliffhanger: Enthält Hinweis auf das Details im Volltext. Ziel: Klick!

• Je nach Position kann Teaser unterschiedlichen Schwerpunkt haben

• Kurze und knappe Information über Nachricht

• Soll Neugier auf den Artikel wecken, auf den er verweist.

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Teaser Stiltipps

• Teaser, die nur die Überschrift ausformulieren, sind langweilig und bringen nicht viele Klicks.

• Den Teaser nicht mit Zeit-, Ort- und Personeninformationen überfrachten.

• Indirekte Rede langweilt. Zitate generell vermeiden. Es sei denn provokant ...

• Serviceteaser reizt den Leser mit dem Nutzwert einer Geschichte bzw. eines Tests.

• Abschluss mit Frage: nicht zu oft...

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Vollartikel

• Struktur ist wichtig, um scannende Nutzer zum Lesen zu bewegen.

• Gedanken und Informationen in Absätze einteilen.

• eigene Einleitung

• zwei – drei Infoabsätze

• Einordnender Kontextabsatz, Vorgeschichte

• Überleitung Community: Diskussion anregen, Fragen stellen

• Mit Zwischenüberschriften direkt auf gesuchte Informationen leiten.

• Listen mit Aufzählungszeichen schaffen Übersicht (z.B. bei technischen Details)

• Maximale Länge 4.000 – 8.000 Zeichen, dann aufteilen.

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Vollartikel Stiltipps

• Kurze Hauptsätze. Keine verschachtelten Nebensätze.

• Aktiv statt Passiv, wo immer es geht.

• Präsens ist unmittelbarer als Perfekt – Unterschied zu Print.

• Starke Verben, Nominalstil vermeiden. Behördendeutsch ausbügeln.

• Keyword: 3 pro 100 Worte. Synonyme sinnlos, besser Begriffsraum.

• Zahlen dienen als optische Orientierung – Unterschied zu Print.

• Merke: (Flüchtiger) Leser liest nur ca. 20 Prozent des Textes!

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Links

• Links sind optische Signale für Leser.

• WYSIWYG insbesondere bei Links: verständlich beschriften.

• Linktexte sind SEO-relevant: keywords nutzen.

• Links vertiefen den Inhalt des Artikels.

• Qualifizierte Links werden von den Nutzern als Serviceleistung wahrgenommen.

• Am Ende des Artikels platzieren.

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Statistik macht Spaß!

• Feedback Print: Leserbriefe und Auflage

• Feedback Online: Kommentare & Logfiles

• Logfiles = Aufzeichnung individueller Klicks

• Quelle: Woher gekommen?

• Links auf anderen Seiten

• Gesuchte und gefundene Begriffe

• Zahlen: Besucher, Seitenaufrufe, Dauer (GA)

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new journalism I

• Aus Nutzern werden Produzenten: User Generated Content

• Blogs, Twitter

• Rivva (what‘s hot, what‘s not)

• Halte ich teilweise für überschätzt, weil viele der Meldungen bestehen aus: „Dort ist die neue News...“

• Früher: Informationen teuer.

• Heute: Informationen massenhaft & gratis

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new journalism II

• Technik: Publizieren von jedem für jeden

• Weblog: eigentlich wie klassische Kolumne, Nischenthemen, PR in eigener Sache

• Podcast: Radiokonserve, per RSS oder Download gibt es eine Tondatei

• Videoblog: Technik nicht sooo wichtig, authentisch muss es sein... (Beispiel)

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new journalism III

• Neues Berufsbild: „mashup artist“

• Nicht nur Informationen aus verschiedenen Quellen zusammenführen, sondern auch Inhalte = Kuratieren

• Zum Beispiel DPA-Nachricht durch frei verfügbare Inhalte anreichern: Google Maps, rechtefreie Fotos, YouTube-Video einbetten, Tweets dokumentieren

• Storify #OccupyGezi

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new journalism IV

• Was könnten die neuen Aufgaben des Qualitätsjournalisten sein, in Zeiten des Infosturms aus dem Web?

• Besser schreiben.

• Nachrichten bewerten und einordnen.

• Dem Leser Überblick verschaffen.

• Keine Meinungsmache.

• Die besseren Quellen anzapfen.

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Mittagspause