Schüler_innenvertretungs-Genderreport

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Anlässlich des Weltfrauentags – 8.März – präsentiert die Aktion kritischer Schüler_innen (AKS) im Rahmen einer Pressekonferenz die Ergebnisse des ersten SV-Genderreports. „Frauen sind in Österreich immer noch nicht gleichberechtigt. Dieses Ungleichgewicht zeigt sich bereits in der Schule. Obwohl mehr Frauen für die Schüler_innenvertretung kandidieren, überwiegt Anteil der männlichen Schüler in der Vertretung“, so Eleonora Kleibel Bundesvorsitzende der AKS.

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Impressum:

MHV: AKS - Bundesorganisation I Chefinnenredaktion: Tatjana Gabrielli, Eleonora Kleibel I Lay-out: Tatjana Gabrielli I Redaktion: AKS -Bundesorganisation I Quellen: SV-Genderreport der AKS, Statistik Austria, Frauenbericht 2010 des Bundesministeriums für Frauen und Öffentlichen Dienst I Aktion kritischer Schüler_innen , Amtshausgasse 4, 1050 Wien, Österreich

Wien, März 2012

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Vorwortder Bundesfrauenministerin

Dieses Phänomen sehen wir leider auch überall dort wo es darum geht, die eigenen Inte-ressen zu vertreten und damit auch in der SchülerInnenvertretung. Dabei sind fast 50 % aller SchülerInnen weiblich und in einigen Schulformen gibt es sogar mehr Mädchen als Burschen. Ihr Anteil in den SchülerInnenvertretungen liegt aber deutlich darunter. Des-wegen sind mehr Mädchen und junge Frauen als Vertreterinnen nicht nur ein Gebot der Fairness und Gleichberechtigung, sondern auch wichtig um die Gruppe der SchülerInnen wirklich zu repräsentieren. Gelebte Gleichstellung zwischen Frauen und Männer, zwischen Mädchen und Burschen, kann gar nicht früh genug ansetzen. Stereotypen und Vorurteile werden noch viel zu oft auch in der Schule und im Unterricht bedient. Deswegen muss man bereits in der Schu-le beginnen, diese Klischees und Rollenbilder zu hinterfragen und aufzubrechen. Und deswegen finde ich es auch so wichtig, dass sich die Aktion kritischer Schüler_innen nicht nur zum Ziel gesetzt hat, auf diesen Umstand aufmerksam zu machen, sondern sich auch für eine Verbesserung der Situation einsetzt. Denn Gleichberechtigung beginnt nicht erst im Arbeitsleben sondern im Kopf. Eure

Gabriele Heinisch-HosekBundesministerin für Frauen und Öffentlichen Dienst

Liebe Leserinnen, liebe Leser, Immer wieder ist die Rede von der gerin-gen Zahl an Frauen in den Spitzenpositio-nen der Wirtschaft: In den österreichischen Aufsichtsräten werden weniger als 50% der Mandate von Frauen besetzt und jedes zweite Unternehmen hat weder im Auf-sichtsgremium noch in der Geschäftsfüh-rung eine Frau, obwohl Frauen mittlerweile besser ausgebildet und höher qualifiziert sind. Auch in der Politik finden wir weniger deutlich Frauen, als in der Bevölkerung: Nur 28% der NationalrätInnen sind Frauen.

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Vorwortder Aktion kritischer Schüler_innen

Dass Frauen in unserer Gesell-schaft noch immer benachteiligt werden, belegen zahlreiche Studi-en und Statistiken. Die 28 %, die Frauen im Nationalrat einnehmen, sind weit unter dem europäischen Durchschnitt. Doch die Benachtei-ligung von Frauen beginnt schon früher. In der Sekundarstufe II gibt es in Österreich mehr Schülerinnen als Schüler, trotzdem spiegelt sich dies nicht in den Vertretungsorganen wider. Der SV-Genderreport soll das Geschlechterverhält-nis in der österreichischen Schüler_innenvertretung auf Schul-, Landes- und Bundesebene beleuchten und Lösungsansätze bieten.

Der SV- Genderreport drängt Frauen nicht in eine Opferrolle, viel mehr soll er motivieren, sich in der Schüler_innenvertretung zu engagieren und über Rollenbilder und Vorurteile nachzudenken. Es ist an der Zeit, dass Frauen und Männern tatsächlich die gleichen Mög-lichkeiten offen stehen. Die Schule ist der ideale Raum, um gesellschaftlichen Ungleichge-wichten entgegenzuwirken.

Gerade deshalb ist es wichtig, sich mit dem Thema Gleichberechtigung zu befassen und ak-tuelle Verhältnisse nicht nur in der Politik sondern bereits an der eigenen Schule und in der überschulischen Schüler_innenvertretung zu hinterfragen.

Eleonora KleibelBundesvorsitzende der AKS

Tatjana GabrielliFrauensprecherin der AKS

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Einleitung

Die größte Berufsgruppe Österreichs wird in den meisten Statistiken nicht genannt, wenn es um Gleichberechtigung geht. In Österreich gibt es insgesamt 1,2 Million Schüler und Schü-lerinnen. Die Schüler_innenvertretung, kurz SV, stellt auf Schul-, Landes und Bundesebene ein wichtiges Sprachrohr für Schüler_innen dar. Schule ist kein abgetrennter Raum von gesellschaftlichen Ungleichgewichten sondern ein Teil der Gesellschaft und deshalb, ebenfalls beeinflusst von Stereotypen und Vorurteilen. Die Parallelen, die sich zwischen der SV und anderen Politik- und Vertretungsgremien bil-den, zeigt der SV-Genderreport auf.

Die AKS hat es sich in diesem Schuljahr zur Aufgabe gemacht, einen SV-Genderreport zu publizieren, in dem aufgezeigt wird, dass sich ungleiche Geschlechterverhältnisse auch in der Schüler_innenvertretung widerspiegeln.

Die Ziele dieses Berichtes sind zum Einen eine Sensibilisierung und Anerkennung des Pro-blems und zum Anderen sollen sowohl Ursachen als auch Lösungswege gefunden werden. In dem Bericht geht es um die Anzahl der männlichen und weiblichen Kandidat_innen zur Schulsprecher_innenwahl und das Verhältnis von Frauen und Männern in der gewählten Schüler_innenvertretung. Dies steht in Relation zur Gesamtanzahl der männlichen und weiblichen Schüler_innen der Schulen.

Frauen ans Steuer

„Mädchen wollen oft gar nicht!,“ diese Aussage kann der SV-Genderreport widerlegen. Die Angaben zu den Kandidaturen ergeben ganz klar, dass es genügend Frauen gäbe, auch an zum Beispiel meist männerdominierten HTLs, die sich für das Amt aufstellen lassen.

Durch Reproduktion von Rollenbildern durch Medien und Erziehung ist es oft vom Ge-schlecht abhängig, wer als kompetent empfunden wird.Schüler und Schülerinnen anzuregen, gängige Stereotypen und Rollenbilder zu hinterfragen sind Maßnahmen, die zur Änderung des derzeitigen Systems wesentlich beitragen.

Berufsschulen

Wir mussten leider davon Abstand nehmen, Berufsschulen in die Erhebung miteinzubezie-hen, da die Wahlmodi, sowie die Struktur es nicht zuließen, einen vollständigen Überblick geben zu können und Schlüsse daraus zu ziehen.

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Ebenen der Schüler_innenvertretung

Die Schüler_innenvertetung (SV)

Als Schülerinnen und Schüler verbringen wir viel Zeit in der Schule. Dass sie zu einem Le-bensraum wird, wo Veränderung und Verbesserung nötig sind, lässt sich nicht vermeiden. Doch die Interessen der Schüler_innen unterscheiden sich oftmals von denen der Lehrper-sonen, der Verwaltung, oder der Eltern. Für schulspezifische Forderungen ist hier der Schulsprecher oder die Schulsprecherin ge-fragt, der_die die Interessen der gesamten Schüler_innen vor den Eltern und den Lehrper-sonen vertritt und durchsetzt. Vor allem auch im Schulgemeinschaftsausschuss (SGA) wird diese Aufgabe wahr genom-men. Hier werden regelmäßig schulbezogene Anliegen diskutiert und abgestimmt.

Doch der_die Schulsprecher_in steht nicht alleine da. Die Schüler_innenvertetung einer Schule setzt sich aus dem_der Schulsprecher_in und 2 Stellvertreter_innen zusammen, die gleichzeitig als SGA-Mitglieder tätig sind. Die SV-Wahl läuft von Schule zu Schule unterschiedlich ab. Es gibt Schulen, an denen stel-len sich die kandidierenden Personen einem Hearing oder halten eine Rede, in der sie ihre Projekte vorstellen und ihre Motivation für das Amt erklären. Andere wiederum haben nur die Möglichkeit, sich kurz vorzustellen, z.T. sind noch nicht einmal alle Schüler_innen einer Oberstufe wahlbe rechtigt, sondern nur die Klassensprecher_innen. Doch egal, auf welche Art die SV gewählt wird, sie werden in die landesweite Wähler_inne-nevidenzen eingetragen und haben nun das Recht, für die Landesschüler_innenvertretung zu kandidieren. Wählen jedoch darf nur der_die Schulsprecher_in.

Überschulische Vertretung

Landesschüler_innenvertretung (LSV)

Jedes Bundesland hat eine Landesschüler_innenvertretung (LSV). Sie besteht aus drei Bereichen: AHS, BMHS und Berufsschulen, wobei jeder Bereich – je nach Bundesland – vier bis acht Mitglieder hat. Die Aufgabe der LSV ist es zum einen, die Interessen der Schü-lerinnen und Schüler vor dem Landesschulrat zu vertreten und zum anderen, die einzelnen Schüler_innenvertretungen in ihrer Arbeit zu unterstützen. Die Wahl der Landesschüler_in-nenvertretung findet immer am Ende des Schuljahres statt. Kandidieren können alle Schüler_innen, die in jenem Schuljahr in der SV aktiv waren. Wäh-len jedoch können nur die amtierenden Schulsprecher_innen.

Bundesschüler_innenvertretung (BSV)

Die Bundesschüler_innenvertretung setzt sich aus den 3 Landesschulsprecher_innen jedes Bundeslandes und aus zwei Vertreter_innen der Zentrallehranstalten (Schulen, die rechtlich keinem Landesschulrat, sondern direkt dem Bildungsministerium unterstellt sind) zusam-

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Seite 7SV-Genderreport ‘12 I aks.at SV-Genderreport ‘12 I aks.at

men. Durch das Wahlsystem der überschulischen Vertretung setzt sich die Bundeschü-ler_innenvertretung jedoch automatisch aus den jeweiligen Landesschulsprecher_innen und den Vertreter_innen der Zentrallehranstalten zusammen.

Dadurch, dass es für die BSV keine direkten Wahlen mehr gibt wird das drastische Ge-schlechterverhältnis der Bundesschüler_innenvertretung erst nach den jeweiligen Wahlen zur Landesschüler_innenvertretung sichtbar. Im Großteil der Bundesländer konnten sich männliche Kandidaten durchsetzen. Die insgesamt 29 Mitglieder wählen am Anfang des Schuljahres aus ihrem Kreis den_die Bundesschulspre cher_in und 3 Bereichssprecher_innen (AHS Bereich, BMHS Bereich, Berufschulbereich), die auch gleichzeitig die Stellvertreter_innen des_der Bundesschulspre-cher_in darstellen. Die Bundesschüler_innenvertretung hat vom Gesetz her vor allem die Aufgabe, die Interes-sen der Schüler_innen vor dem Bildungsministerium und den diversen Kammern zu vertre-ten. Mit engagierten Vertreter_innen ist es auch hier möglich, innovative Projekte zu ver-wirklichen.

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Es wurden alle 850 AHSen und BMHSen der Sekundarstufe II angefragt, 216 Schulen nah-men an der Erhebung teil. Diese umfassen 115.080 Schüler_innen. Bei der Auswertung der Ergebnisse wurde sowohl im AHS- als auch im BMHS Bereich auf die verschiedener Schul-schwerpunkte rücksicht genommen.Durch die Erhebung der Kandidaturen, Geschlechterverhältnisse in der Schüler_innenver-tretung und dem Geschlecht der Schulsprecher_innen, wurde ein Durchschnitt erfasst. Die Ergebnisse decken sich mit den Erfahrungswerte, die durch Jahrzehnte langer Arbeit mit der österreichischen Schüler_innenvertretung gesammelt wurden und machen die Zahlen zulässig. Die BSV Mandate sind hier mit Einbeziehung der Vertreter_innen der Berufsschu-len dargestellt.

Anzahl der Männer in Prozent Anzahl der Frauen in Prozent

Schüler_innen 50926 44% 64154 56%Kandidiert 626 49% 664 51%SV 332 51% 330 49%Schulsprecher_in 123 55% 101 45%BSV Mandate 23 80% 6 20%

Überblick

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Seite 9SV-Genderreport ‘12 I aks.at SV-Genderreport ‘12 I aks.at

AHS Bereich (102) - Stichprobe:Männer in Prozent Frauen in Prozent

Schüler_innen 28239 45% 34652 55%Kandidiert 293 49% 298 51%SV 158 52% 148 48%Schulsprecher_in 59 59% 43 41%

BMHS Bereich (114) - Stichprobe:Männer in Prozent Frauen in Prozent

Schüler_innen 22687 44% 29502 57%Kandidiert 289 46% 341 54%SV 174 51% 168 49%Schulsprecher_in 63 55% 51 45%

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Oft heißt es, dass Frauen einfach kein Interesse haben, wenn gefragt wird, warum der weib-liche Anteil in Spitzenpositionen so gering ist. Auch in der österreichischen Bundesschüler_innenvertretung scheint diese Aussage auf den ersten Blick zu stimmen. Lediglich 6 von 29 Mandatar_innen sind Frauen.

Doch abgesehen von den üblichen Verdächtigen, wie höhere technischen Lehranstalten und wirtschaftsorientierte Schulen, sind Frauen mit nur sehr wenig Rückstand in der SV vertre-ten.

Allgemein ist zu sagen, dass an allgemein höher bildenden Schulen (AHS) und berufsbilden-den mittleren und höheren Schulen (BMHS) ohne Rücksichtnahme auf den Schultyp, der Anteil von Schülerinnen überwiegt.

Von den 216 befragten Schulen, die insgesamt 115.080 Schüler_innen umfassen, sind rund 66400 also, 55.7% ,weiblich. Auch bei den Kandi daturen zum_zur Schüler_innenvertre-ter_in liegen Frauen vorne. Mit rund 4% mehr lassen sich erste Tendenzen sehen, wenn die anschließend gewählte Schüler_innenvertre tung betrachtet wird. Zwar sind es nur gering weniger Frauen, die in die SV gewählt werden, jedoch noch weniger werden Schulspreche-rinnen.

Es gibt in den Landesschüler_innenvertretungen Österreichs 51 Frauen. Das sind noch immer 10 Prozent Unterschied zu Männern, jedoch zeigt sich bei der Wahl der Landesschul-sprecher_innen ganz klar, dass der Sprung in die höchste Instanz der österreichischen Schüler_innenvertretung nicht für alle offen steht. Von 29 gewählten Personen sind nur 6 Perso nen weiblich, das sind gerade einmal 20%.

Die Bundesschüler_innenvertretung vertritt alle 1,2 Millionen Schüler_innen Österreichs.In Volksschulen entspricht der Mädchenanteil dem etwas geringeren Anteil der Mädchen in der gleichaltrigen Wohnbevölkerung. Erste Unterschiede zeigen sich im Sekundarbereich I: Mädchen sind an der AHS-Unterstufe überrepräsentiert, Burschen an Hauptschulen. Mäd-chen besuchen deutlich seltener eine Sonderschule als Burschen. Besonders deutlich wer-den die Unterschiede dann in der Sekundarstufe II. Maturaführende Schulen sowie berufs-bildende mittlere Schulen werden häufiger von Frauen besucht, an den Berufsschulen sind hingegen die Burschen deutlich überproportional vertreten.

Dieser Umstand spiegelt sich in der bundesweiten Vertretung in keiner Weise wider.

Überblick

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Begrüßenswert im Jahr 2011/12 ist die allgemeine Ausgeglichenheit der Geschlechter in der gesamten Landesschüler_innenvertretung. Besonders der AHS Bereich zeigt, dass es möglich ist, ein ausgeglichenes Geschlechterverhältnis zu haben.Allerdings sind Frauen im BMHS Bereich mit nur 39% wieder unterrepräsentiert.

Bundesland Männer Frauen Landesschulsprecher_inWienAHS 3 5 männlichBMHS 5 3 weiblichSteiermarkAHS 3 3 männlichBMHS 4 2 männlichNiederösterreichAHS 4 4 weiblichBMHS 4 4 weiblichBurgenlandAHS 2 2 männlichBMHS 1 3 männlichOberösterreichAHS 4 4 männlichBMHS 5 3 männlichKärntenAHS 3 2 männlichBMHS 3 2 männlichSalzburgAHS 2 2 männlichBMHS 2 2 männlichTirolAHS 3 3 männlichBMHS 6 0 männlichVorarlbergAHS 2 2 weiblichBMHS 2 2 männlich

Schüler_innenvertetungauf Landesebene

Überblick

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Männer in Prozent Frauen in ProzentAHS LSV 28 49% 29 51%BMHS LSV 35 61% 22 39%Gesamte LSV in Ö - AHS, BMHS

63 55% 51 45%

Landesschulsprecher_innen AHS, BMHS

20 80% 4 20%

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Die Bundesschüler_innenvertretung stellt das wichtigste Sprachrohr der Schüler und Schü-lerinnen Österreichs dar. Seit 2005 ist der Frauenanteil enorm gesunken.

Männer in Prozent Frauen in Prozent Bundesschulspre-cher_in

2002/03 18 62% 11 38% männlich2003/04 15 52% 14 48% weiblich2004/05 15 52% 14 48% weiblich2005/06 14 48% 15 52% männlich2006/07 15 52% 14 48% männlich2007/08 18 62% 11 38% männlich2008/09 19 66% 10 34% männlich2009/10 20 69% 9 31% weiblich2010/11 17 59% 12 41% männlich2011/12 23 80% 6 20% weiblich

Schüler_innenvertretungauf Bundesebene

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Interpretation der Ergebnisse

Wie die Ergebnisse klar zeigen, gibt es die sogenannte gläserne Decke bereits im schuli-schen Alter.

Bei den Kandidat_innen zur Schulsprecher_in überwiegen noch die Frauen. Je höher die Vertretungsebene wird, desto niedriger wird der Frauenanteil. Ebenso wie in der Vertretung direkt an der Schule, gibt es in den jeweiligen LSVen keinen eklatanten Männerüberhang. Allerdings ist es bezeichnet, dass die jeweiligen Spitzenpositionen (Schulsprecher_in/Lan-desschulsprecher_in) überwiegend von Männern besetzt werden.

In den Schulen vor Ort lässt sich das vor allem auf das Wahlverhalten der Mitschüler_innen zurückzuführen. Oft wird es Frauen immernoch nicht zugetraut, eine leitende Funktion ein-zunehmen und stattdessen wird der männliche Kollege der Wahlsieger.

Trotzdem es bei den Wahlen zur Landesschüler_innenvertretung ebenso ein Personenwahl-prinzip gibt, ist es üblich, dass sich Teams zur Kandidatur zusammenfinden.Ob dabei auf eine ausgewogene Geschlechterverteilung geachtet wird, ist vom jeweiligen Team abhängig. Hier entscheiden sich die wahlberechtigten Schüler_innen jedoch meist nicht mehr, zwischen mehreren Kandidat_innen, sondern wählen in den meisten Fällen den Teamvorschlag.

Das führt dazu, dass auf dieser Ebene die Wählenden nicht mehr direkt zwischen den weib-lichen und männlichen Kandidat_innen entscheiden und die Frage nach Geschlecht, zumin-dest für die Wählenden selbst, meist sekundär wird.

Wie der Report zeigt, ist die Unterrepräsentation von Frauen in der überschulischen Vertre-tung in den meisten Bundesländern noch nicht besonders auffällig. Durch das Wahlsystem der überschulischen Vertretung setzt sich die Bundesschüler_in-nenvertretung jedoch automatisch aus den jeweiligen Landesschulsprecher_innen und den Vertreter_innen der Zentrallehranstalten zusammen.

Wie bereits unzählige Studien aufgezeigt haben, folgt auch die Schüler_innenvertretung dem Phänomen: Je dünner die Luft wird, desto weniger Platz gibt es in diesen Gremien für Frauen.

Der auffällig starke Abschwung vom Frauenanteil in der Bundesschüler_innenvertretung ist vor allem auf einen Wechsel der Mehrheitsverhältnisse seit 2005 zurück zuführen.

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Der SV-Genderreport soll nicht nur eine Erhebung sein, die aufzeigt, dass es bereits im Bildungssektor zum Phänomen der gläsernen Decke kommt. Auch soll er dazu dienen, dass Ableitungen getroffen werden und Maßnahmen zur Frauen- und Mädchenförderung ergrif-fen werden.

Anstatt gesellschaftliche Missstände zu reproduzieren, eignet sich der schulische Rahmen um diese kritisch zu hinterfragen.Daher ist die Bewusstseinsbildung direkt in der Schule ein wichtiger Prozess. Ein Ansatz-punkt sind die Schulbücher. Schülerinnen und Schüler werden von Schulbüchern geprägt, die wiederum die derzeitig gesellschaftliche Norm widerspiegeln. Hier werden oft Stereoty-pen reproduziert und gefestigt. Auch wenn eine Auseinandersetzung mit Stereotypen in den Schulbüchern ein erster notwendiger Schritt ist, reicht dieser jedoch nicht aus. Es braucht ebenfalls eine weitere Sensibilisierung von Schulbuch-Autor_innen, Lehrpersonen und Schüler_innen.

Ein weiterer Schritt ist, die reflexive Koedukation verstärkt anzuwenden. Geschlechtergetrennter Unterricht stellt ein Element der reflexiven Koedukation dar. Mit dem Modell der reflexiven Koedukation soll die koedukative Praxis weiterentwickelt und neu gestaltet werden. Zielsetzung ist, ein gleichberechtigtes Zusammenleben und -lernen beider Geschlechter zu erreichen, sowie geschlechtsstereotype Rollenzuweisungen aufzu-lösen und alle notwendigen Kenntnisse und Fähigkeiten sowohl bei Mädchen als auch bei Burschen zu fördern.Insgesamt geht es um eine Sensibilisierung, um das Wahrnehmen und Erkennen von un-gleichgewichtigen Kommunikationsstrukturen auch und gerade zwischen Lehrpersonen und Schüler_innen und um die Entwicklung von geschlechterbewussten Konzepten und Um-gangsformen auch für den gemeinsamen Unterricht.

Seit mehreren Jahren gibt es bereits sogenannte Genderbeauftragte an allen Schulen. De-ren Aufgabe ist es, im jeweiligen Wirkungsbereich Bewusstsein für die unterschiedlichen As-pekte des Themas „Gender“ zu schaffen und Schwerpunkte zu setzen und zu koordinieren, sowie die sogenannte Genderkompetenz - die Fähigkeit, relevante Geschlechteraspekte zu erkennen und gleichstellungsorientiert zu bearbeiten - der Beteiligten fördern. An vielen Schulen sind die Kompetenzen der Genderbeauftragten bei weitem nicht genug ausgebaut und müssen im Zuge einer Gleichberechtigung gesteigert werden.

Eine Frauenquote auf allen Ebenen der Schüler_innenvertretung würde garantieren, dass Frauen ihre Kompetenz beweisen können.

Doch eine Quotierung ist nicht das letztendliche Ziel, sondern vielmehr ein Mittel um ein ausgeglichenes Geschlechterverhältnis zu erreichen.

Frauen- und MädchenförderungInterpretation der Ergebnisse

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Es ist das Wahlsystem, das es zu ändern gilt. Eine Möglichkeit wäre es, die Personenwahl durch eine Listenwahl zu ersetzten. Die Wahl eines Teams und nicht nur einer Person wür-de dazu führen, dass die LSV und auch die BSV auf Grund der Projekte, Kompetenzen und Schwerpunkte gewinnen und weniger auf Grund der Sympathie für verschiedene Personen.

Doch das Wahlsystem an sich gibt Frauen leider nicht die Chance bis in die BSV viel mit-zustimmen. Die Bundessschüler_innenvertretung wird automatisch von den Landesschul-sprecher_innen gestellt. Im Jahr 2011/12 gibt es von 29 Personen jedoch nur 6 Frauen. Die Einführung einer Direktwahl würde schon an der Basis das Demokratiebewusstsein stärken und Frauen die Chance geben, sich ohne Hürden des aktuellen Systems für die Wahlen aufstellen zu lassen.

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Schlussfolgerung

Es war uns wichtig mit dem SV-Genderreport aufzuzeigen, dass Schule kein abgetrennter Raum von gesellschaftlichen Phänomene ist und sich ebenso Ungleichgewichte und Miss-stände in der Schule abzeichnen.

Politischer Bildung wird in unserer Schule immer noch nicht die zustehende Relevanz ent-gegengebracht. In der Sekundarstufe II der allgemein höher bildenden Schulen gibt es noch nicht einmal ein eigenes Fach für Politische Bildung.Dabei ist es wichtig, dass die Schule auch ihrem politischen Bildungsauftrag nachkommt und bestehenden Ungleichgewichten entgegenwirkt.

Wir die Erhebung zeigt, verringert sich der Frauenanteil, je höher die Vertretungsebene ist.Das reproduzieren gesamtgesellschaftlicher Verhältnisse in der Schule führt dazu, dass jun-ge Menschen schon früh ein männerdominiertes Vertretungs- und Politikverständnis einler-nen, nicht nur in der politische Sphäre, sondern auch direkt in ihrem eigenen Umfeld.

Diesen Umstand gilt es zu verändern, daher ist es wichtig direkt an den Schulen anzuset-zen und sich verstärkt für die Aufhebung von Geschlechterungleichgewichten einzusetzen.