Schülerzeitung der FWS Uhlandshöhe

20
SZ Monats-SchülerZeitung der freien Waldorfschule Uhlandshöhe #3/2011 IN UNSERER HEUTIGEN GESELLSCHAFT KANN MAN GAR NICHT MEHR UNGESTYLT AUS DEM HAUS GEHEN (!?)

description

Ausgabe #3 | Mai 2011

Transcript of Schülerzeitung der FWS Uhlandshöhe

Page 1: Schülerzeitung der FWS Uhlandshöhe

SZMonats-SchülerZeitung der freien Waldorfschule Uhlandshöhe #3/2011

in unSerer heutigen geSellSchaft kann man gar nicht mehr ungeStylt auS dem hauSgehen (!?)

Page 2: Schülerzeitung der FWS Uhlandshöhe

2

inhalt

Editorial ............................................................................................................................ 3

Mode: sehen und gesehen werden ........................................................................... 4

Ist Mode oberflächlich oder Ausdruck der Persönlchkeit? ................................... 7

Der Schulhof zum Thema ............................................................................................ 8

It’s only Rock’n’Roll! ..................................................................................................... 10 Interview mit Mario aus Japan ................................................................................... 12

Der Chronist der Winde - Buchkritik .......................................................................... 16

The Jacobites - CDkritik ................................................................................................ 17

Infos ................................................................................................................................ 18

Haiku,Vorschau und impressum ................................................................................ 20

Page 3: Schülerzeitung der FWS Uhlandshöhe

3

editorial

E-mail: [email protected] Auf der Homepage des Oberstufen-forums: of-uhlandshoehe.de könnt ihr euch die Zeitung auch als Pdf-Datei herunterladen.

Was ist eigentlich Kleidung und welche Bedeutung hat sie für uns?

Kleidung ist nicht nur Nutzgegen-stand, sondern hat noch viele andere Funktionen. Entweder wollen wir hübsch aussehen, anderen gefallen, oder etwas mit unserer Kleidung aus-drücken: Wer bin ich, was will ich, wo gehöre ich dazu? (Seite 4 – 7)

Wir beurteilen uns gegenseitig oft stark nach der Kleidung. Daraus kann ganz schnell ein Stress werden, auch in der Schule. Was ist cool, was nicht. Dazu gibt es alternativen: z.B. Schul-kleidung.

Schuluniform hat bei den meisten eher einen negativen Anklang, man denkt automatisch an steife englische Faltenröcke und an Unterdrückung der Individualität. (Seite 8)

So muss das aber nicht sein. Ein Alternativvorschlag könnte eine hüb-sche, bequeme und variable Schul-kleidung sein. Mehr Infos dazu zum Beispiel unter: www.co-mission-21.de (ab 15. Mai)

Heute, zur Zeit der Globalisie-rung kommen unsere Kleider nicht mehr aus der Schneiderei von neben an. Nein, so einfach ist der Weg einer Jeans schon lange nicht mehr. Bis alle Materialien durch alle Verarbeitungs-schritte hindurch sind, ist sie meistens

um die ganze Welt gereist. Diese lange Geschichte kennen wir nicht, wir lau-fen den kurzen Weg zu einem Laden und kaufen sie. Weiter denken wir nicht darüber nach: in wie vielen Län-dern die Hose bereits war, in wievie-len Händen sie gehalten wurde.

Aber woher sollen wir das ei-gentlich auch wissen? Wir können ja schlecht unseren Kleidungsstücken hinterherreisen, damit wir ihre Entste-hungsgeschichte kennen!

Da es immer mehr Menschen gibt, die diese Verhältnisse absurd finden, gibt es auch immer mehr Alternativen. Zum Beispiel unter www.zuendstoff-clothing.de findet ihr eine Auswahl von fair gehandelter Kleidung, Klei-dung bei der ihr nachvollziehen könnt, wo sie herkommt.

Jetzt wünschen wir euch viel Spaß beim lesen, eure SZ-Redaktion

P.S.: Wir suchen dringend neue Rubrikleiter für die Rubriken Freizeit und Infos!

Page 4: Schülerzeitung der FWS Uhlandshöhe

4

mode : Sehen und geSehen werden!

Mode wird von jedem anders in-terpretiert. Dem einen geht es darum, zu zeigen was man hat, dem anderen, was man kann, aber für alle ist sie ein Mittel um sich selbst zur Schau zu stel-len. Jeder präsentiert sich und seinen persönlichen Look sowie seine Kombi-nationskünste.

Wenn man sich umschaut, kann man die ganze Welt als Laufsteg se-hen, auf dem jeder seinen persön-lichen Look zeigt und jeder sich von den anderen etwas abschaut. Es ist ja allgemein bekannt, dass durch Mode und persönlichen Stil jeder Mensch Beachtung möchte, und jeder be-kommt Beachtung, egal wie gut oder schlecht man aussieht. Man spielt mit seinem Style und seiner „Peformance“ das altbekannte Spiel: Sehen und Ge-sehen werden. Durch die persönliche Note, die man seinem Outfit verpasst, wird man sofort beachtet. Man kann aus den billigsten Klamotten etwas Tolles und Sehenswertes machen, es ist aber wichtig, wie man sich dazu zeigt und welche Haltung man zu dem Outfit einnimmt. Auch ist das Outfit ein Bild für ein persönliches Gefühl und in welcher Stimmung man ist. Für uns alle ist unser Auftreten sehr

wichtig. In unserer heutigen Gesell-schaft kann man gar nicht mehr un-gestylt aus dem Haus gehen, ohne auf der Strasse komisch angeschaut zu werden. Auch wenn es niemand wirklich wahrhaben möchte, schaut man, wenn man aus dem Haus geht, lieber zweimal in den Spiegel, um sich sicher zu sein, dass man perfekt aus-sieht. Diese Tatsache, anderen durch sein Äußerliches zu gefallen, ist sehr oberflächlich und geschieht tief in un-serem Unterbewusstsein, aber wenn man darauf achtet, sieht man überall Leute, die sich selbst schnell zurecht-machen, sei es in einem spiegelnden Schaufenster oder im Spiegel des Han-dydisplays. Auch das, was man heute trägt, ist längst nicht mehr das, was uns gefällt, sondern das, was von Maga-zinen, Stars und vor allem von den La-bels vorgeschrieben wird. Wenn eine Marke auf dem Kleidungsstück steht, ist es sofort exquisit, obwohl die Qua-lität oftmals zu wünschen übrig lässt. Die Lables nehmen einem das Gefühl für Schnitt oder Einzigartigkeit der Farbe, etc. und man schaut nur noch danach, wie einem das Logo steht, das Kleidungsstück gerät dadurch in den Hintergrund.

Page 5: Schülerzeitung der FWS Uhlandshöhe

5

Wie kann es sein, dass aus Mode, welche früher eine Art Kunst war, heute so eine Protzerei geworden ist. Manche Leute fühlen sich besser, wenn auf dem T-Shirt „D&G“ oder „Gucci“ steht, aber in Wirklichkeit sind beide T-Shirts aus der selben Nä-herei in irgend einem östlichen Land hergestellt worden. Wenn „made in Italy“ (beispielsweise bei „Gucci“) auf dem Etikett steht, bezieht das sich darauf, wo das Logo angenäht wurde und nicht auf den Herstelllungsort des T-Shirts. Es ist traurig zu sehen, wie sich die Menschen heute mit Labels übertreffen wollen, wenn doch Coco Chanel ihre Kundinnen lieber ohne

gelabelte Kleider, aber dafür mit einer ordentlichen Portion „chanel No 5“ aus ihrem Laden gehen liess.

Deshalb finde ich, dass jeder tra-gen kann, was er will. Oscar Wilde sagte einmal: „Mode ist das, was man selbst trägt, das Unmoderne tragen die anderen“, und so sollte man meiner Meinung nach durch das Leben ge-hen, wie man sich selbst gefällt. Das ist meine Sicht der Dinge!

Samuel, 12b

Page 6: Schülerzeitung der FWS Uhlandshöhe

6

Page 7: Schülerzeitung der FWS Uhlandshöhe

7

iSt mode oberflächlich oder auSdruck der perSönlichkeit?

Kleidung kann eine Mischung aus Nutzgegenstand und Kunst sein. Mode ist buchstäblich näher am Menschen und im Alltag stärker vertreten als an-dere Kunstgattungen. Und trotzdem oder vielleicht gerade deshalb wird sie als Kunst nicht so sehr geschätzt. Die Größen der Modewelt haben den Ruf, nur die äußerliche Schönheit zu schät-zen. Diese Oberflächlichkeit stimmt insofern, dass sobald sich ein Designer einen Namen gemacht hat weniger auf den ästhetischen Wert der Kleider son-dern vorrangig auf den bekannten Na-men und das Lebensgefühl für das er steht, geachtet wird. Doch es ist nicht nur oberflächlich, vielleicht steht für den wirkenden Künstler hinter seinen Entwürfen eine abstrakte Bedeutung, die von den Leuten die nur auf das La-bel achten nicht gesehen wird. Wenn man demnach vom „eigenen Stil“ spricht, verwirklichen diejenigen, die der Modewelt blind folgen nicht ihre eigene Kreativität. Die meist einheit-liche Vorgabe der Modeketten gaukelt den Kunden, vor einen eigenen Stil zu haben, obwohl sie sich nicht anders anziehen, als z. B. die Schaufenster-puppen von H&M. Das heißt, dass die aktuelle Mode einen so an ihre Stilrich-tung gewöhnt, bis man der Meinung ist, sie von sich selbst aus zu mögen.

So empfinden viele Jugendliche den Stil der Siebzigerjahre als nicht tragbar, hätten sie aber in dieser Zeit gelebt, ist es sehr unwahrscheinlich, dass sie die gleiche Meinung wie heute gehabt hät-ten. Den eigenen Stil zu finden, heißt nicht auf die Einflüsse von außen ein-zugehen. Da das unmöglich ist, kann man nur seine eigene Interpretation der Mode finden. Doch selbst diesen einfachen Schritt wagen nur die we-nigsten. Das scheitert schon oft allein aus praktischen Gründen. Wie soll man sich denn von der Masse abheben wenn es in vielen Läden nur Ähnliches zu kaufen gibt und man nicht zufällig ein eigenes Modelabel besitzt? Diese Frage scheint zunächst ein berechtigtes Hindernis darzustellen, doch finden Menschen, die sich äußerlich von der Norm differenzieren wollen, immer Mittel und Wege wie zum Beispiel Internetkäufe, Second Hand Läden oder Geschäfte, die sich auf bestimmte Richtungen spezialisieren. Ich habe die Möglichkeit gefunden mich durch die oben genannten Alternativen zu unter-scheiden und finde, dass sich die Mühe lohnt. Ich bekomme sehr viel positives, etwas negatives, aber allgemein inte-ressantes Feedback.

Leonie, 11aAuf dem Foto: Celina, 12b

Page 8: Schülerzeitung der FWS Uhlandshöhe

8

der Schulhof Zum thema:Schuluniformen, Mode und MarkenklamottenInterviews: Hannah, 11bFoto: Makito, 11a

Meine Cousins in Malaysia haben Schuluniformen. Die müssen dann auch im Sommer manchmal lange Hosen anhaben. Ich hätte nichts gegen Schuluniformen, aber ich weiss nicht direkt wie es sich anfühlt. Yannik, 6a

Früher fand ich Schuluniformen gut, weil es etwas einheitliches ist und man morgens nicht überlegen muss, was man anzieht.Anna, 12a

Wenn alle das gleiche tragen müssten, das fänden wir nicht so gut. Weil das wär ja irgendwie langweilig. Da findet man nicht wer wer ist!Leonie und Charlotte, 2b

Einerseits wäre Schuluniform etwas tolles - wenn man eine tolle Uniform hat. Ich weiss aber nicht, ob die Schüler das verstehen würden, weil die wollen doch irgendwie persönlich gekleidet sein, nicht alle gleich. Die Uniformen in England, Frankreich oder Spanien finde ich sehr schön. Herr Constantin

Meine Mutter, die arbeitet an einer Schule und da gibts Uniformen und das ist total lästig.Mascha, 7b

Wir finden Schuluniformen sehr gut, vor allem an privilegierten Schulen, jeder ist gleich, es gibt nicht dieses Markenthema und diese Diskriminierung.Leon und Lena, 12b

Ich hatte Phasen, da dachte ich: „Oh, Markenklamotten sind voll cool!“Jetzt finde ich es total lächerlich.Es kommt nicht drauf an was es für eine Marke ist, sondern dass es zu einem passt. Ich finds schön wenn man ein bisschen individuell aussieht. Anna, 12a

Page 9: Schülerzeitung der FWS Uhlandshöhe

9

Wir finden Mode irgendwie nicht so toll.Unsere Mamas kaufen unsere Kleider aber wir suchen schon mit aus.Leonie und Charlotte, 2b

Mir ist Mode sehr wichtig, weil man sich ja auch ein bisschen mit seinen Klamot-ten identifiziert. Man kann vielleicht auch den Charakter eines Menschen an den Kleidern entdecken. Mein teuerstes Kleidungsstück ist meine Gucci-Tasche.Oriana, 11b

Wenn ich besondere Marken kaufe, dann kaufe ich sie, weil ich weiss, dass sie qualitativ gut sind.Herr Constantin

Wir schauen eher was gut aussieht und zu uns passt, als auf die Marke.Leon und Lena, 12b

Wir gehen manchmal mit Freunden aber auch oft mit unseren Mamas shoppen. Uns ist am wichtigsten, dass wir uns in unseren Klamotten wohlfühlen.Berenike, Ann-Kathrin und Mascha, 7b

Page 10: Schülerzeitung der FWS Uhlandshöhe

10

SchuliSchIt’s only Rock’n’Roll

Seit diesem Schuljahr gibt es im Sportunterricht der Klasse 11b bei den Mädchen das Projekt, verschiedene Freizeitsportarten in den Unterricht mit einzubringen. Was zu Beginn noch auf Widerstand und Unwilligkeit stieß, führte schon bald zu einem abwechs-lungsreichen Sportprogramm, das al-len Spaß machte. Jeder, der einen Sport kann, hatte so die Möglichkeit, eine Sportstunde damit zu gestalten. Da ich seit vier Jahren Rock’n’Roll tanze, wur-de ich auf Grund des Interesses einiger Mädchen am Rock’n’Roll gebeten, ih-nen diese Tanzsportart etwas näher zu bringen. Ich musste mich schon im Voraus damit beschäftigen, um mir Ablauf und Inhalt der Stunde zu über-legen. Da das Erlernen von einfachen Grundschritten nicht so attraktiv ist, habe ich nach langem Überlegen be-schlossen, mit ihnen eine Mädchenfor-mation einzustudieren. Ich begann mit Hilfe von Janina Schulz (Rockingstars Plochingen) eine Choreographie auf passende Musik zu entwerfen. Es fiel uns nicht besonders schwer, uns diese Formation auszudenken, da wir zur Zeit selbst eine Formation mit sechs weiteren Mädchen aus unserem Ver-ein einstudieren, es hat aber dennoch viel Spaß gemacht, das alles vorzube-reiten. Nicht leicht war dabei aller-

dings die Auswahl geeigneter Musik für das Grundschritttraining. Leonie aus meiner Klasse bot an, sich darum zu kümmern. Am Donnerstag, den 17. März war es dann soweit. Alles war vorbereitet und ich war gespannt, wie schnell meine Klassenkameradinnen sich das Rock’n’Roll-Tanzen aneigenen könnten. Ich begann mit den Schüle-rinnen und der Hilfe von Pauline Rap-pold, die auch schon selbst Rock’n’Roll getanzt hat, erst einmal die einfachen Hops und Kicks einzustudieren. Ne-ben dem Grundschritt sind dies die Grundelemente der Füße. Alle waren gut dabei und es klappte überraschend gut, sodass ich schon bald Armbewe-gungen und sogar im letzten Teil des Aufwärmtrainings den Grundschritt mit einbringen konnte. Sobald jeder diese Grundelemente verstanden hat-te und beherrschte, fing ich an, mit ihnen die Choreographie zu erlernen. Sie lernten sehr schnell die einfachen Elemente und die Arbeit mit ihnen machte mir großen Spaß. Schritt für Schritt studierten wir die aufeinander-folgenden Bewegungen ein. Die Schü-lerinnen selbst waren so begeistert, dass sie in der nächsten Sportstunde das Rock’n’Roll-Tanzen wieder aufgrei-fen und an der Formation weiterarbei-ten wollten. Katja, 11b

Page 11: Schülerzeitung der FWS Uhlandshöhe
Page 12: Schülerzeitung der FWS Uhlandshöhe

12

Jetzt ist schon über ein Monat ver-gangen, seit der bisher schlimmsten Ka-tastrophe des 21. Jahrhunderts. Wir alle sind überflutet worden mit Bildern und Nachrichten aus Japan, so richtig vorstel-len können wir uns das Ganze deshalb aber noch lange nicht.

Mario lebte bis vor einem Monat in Tokyo. Nach der Katastrophe ist er nach Deutschland gekommen und geht jetzt in die zehnte Klasse an unserer Schule. Er hat uns erzählt, was er erlebt hat.

Wo warst du während des Erdbebens?Ich war in der Schule. Vormittags war ein Abschiedsfest für die Abschlussklasse, deshalb bin ich erst nachmittags gekom-men. Nachmittags haben wir AGs und ich spiele Koto, das ist ein japanisches Zupfinstrument. In Japan gibt es alle zwei Monate ein Erdbe-ben das man spürt. Aber so stark wie dies-mal, das haben wir alle noch nie erlebt.Was ist dann passiert?Wir sind ruhig auf den Schulhof gegan-gen. Ein Teil des Daches ist eingestürzt und überall sind Risse entstanden. Mei-ne Schule steht auf künstlichem Land, das heißt, dort war früher Meer. Es wäre sehr gefährlich gewesen, wieder rein zu gehen, deshalb sind wir von 14 – 17 Uhr draußen auf dem Schulhof geblieben. Danach gab es keine Schule mehr, man-

che Schüler sind abgeholt worden. Ich bin dort geblieben, da keine Züge mehr gefahren sind. Weil es in Japan häufig starke Erdbeben gibt, waren wir natürlich vorbereitet. Wir sind in die Turnhalle gegangen, da war es am sichersten.Hattest Du Angst?Es war wie in einem Film, die Brand-schutztüren sind „duff duff duff“ nach-einander zugegangen. Es fühlte sich an wie in einem Düsenjet oder einer Achterbahn, das war schon krass, aber richtige Angst hatte ich nicht. Ein paar andere Schüler haben geweint. Weil alle Netze überlastet waren, habe ich ver-sucht meine Familie über das Festnetz anzurufen. Erreicht habe ich sie aber erst um 22 Uhr. Bis dahin war es schon ein echt beschissenes Gefühl, nicht zu wissen, wie es meiner Familie geht.Wie war der nächste Tag?Am nächsten Tag um 7 haben wir uns alle versammelt und die Lehrer haben uns gesagt, welche Züge fahren. Ich muss normalerweise 2 Züge nehmen, an diesem Tag kam aber nur einer. Also bin ich zu einem großen Bahnhof gegangen. Der Bahnhof war so voll, dass ich nicht mal reinkam! Dann bin ich in die U-Bahn gestiegen und danach in einen Bus. Ich musste ein Stück laufen und habe dann ein Taxi nachhause genommen. Für

perSonlichGegen Erdbeben und Tsunamis können wir nichts machen. Gegen Atomkraft schon!

..

Page 13: Schülerzeitung der FWS Uhlandshöhe

13

den Weg von einer Stunde habe ich vier Stunden gebraucht.Meine Familie wohnt in Nasu, ich woh-ne in Tokyo bei meiner Oma weil ich dort in die Schule gehe.Meine Oma war gerade im Urlaub, des-halb war ich alleine als ich nach Hause kam. Im Fernsehen habe ich dann das erste mal gehört, was eigentlich los ist.Danach bin ich in den Supermarkt ge-gangen um Essen zu kaufen.Wann hast du von Fukushima erfahren?Von meinen Eltern habe ich am näch-sten Tag erfahren, dass etwas in Fukus-hima passiert ist. Meine Oma ist zurück-gekommen. Ich bin Einkaufen gegangen und habe Algen gekauft, weil da viel Jod drin ist. Um alles zu bekommen, was ich wollte, musste ich verschiedene Supermärkte abklappern. Zusammen

mit meiner Oma habe ich dann Fenster, Klimaanlage etc. abgeklebt, gegen Radi-oaktivität.Wie haben sich die Leute auf der Straße verhalten?Die Leute waren eigentlich ganz normal. In Japan hat jeder viele Konserven zu-hause, aber trotzdem waren die Super-märkte leergekauft.Abgesehen davon haben sie sich aber wirklich wie immer verhalten.Was dachtest du, als du von Fukus-hima erfahren hast?Wegen Hiroshyma habe ich natürlich auch schon einiges in der Schule gelernt. Als ich das von Fukushima gehört habe, bin ich erschrocken, aber so richtig rea-lisiert habe ich es nicht.Wie ging es dann weiter?Die nächsten 3 Tage bin ich zuhause

Page 14: Schülerzeitung der FWS Uhlandshöhe

14

geblieben. Die meisten meiner Freunde sind jedoch weiter in die Schule gegangen.Die Nachrichten haben uns kleingehal-ten. Das nötigste haben sie erzählt, dass was man sich selbst denken kann. Sie waren überhaupt nicht panisch und ha-ben untertrieben.In diesen 3 Tagen habe ich viel am Com-puter recherchiert.Das Wetter war traumhaft schön, kein Lüftchen, kein Regen, das war irgend-wie unheimlich.Wie kam es, dass du nach Deutsch-land gekommen bist? Die Mutter von meinem Freund Ma-kito, bei dem ich jetzt wohne, hat mir eine Mail geschrieben, dass ich nach Deutschland kommen kann. Ich habe sofort meine Mutter angerufen und ihr gesagt, dass ich nach Deutsch-land gehe.Wie hat deine Mutter reagiert?Es war sofort klar, meine Mutter hat kei-ne Fragen gestellt. Am 4. oder 5. Tag ist sie zu mir nach Tokyo gekommen.Bist du dann wieder in die Schule gegangen?Ja, aber nur Vormittags, die Nachmittags-schule ist ausgefallen. Freiwillige haben uns erklärt, wie man sich bei einem Erdbeben verhält. Das war total sinnlos, weil wir das eh schon alles wussten.

Die Hälfte der Schüler fehlte.Meine Lehrer stellten auch keine Fragen, als ich sagte, dass ich nach Deutschland gehe.War es schwierig, einen Flug zu be-kommen?Ich musste 2 ganze Nächte recherchie-ren, um einen bezahlbaren Flug zu fin-den. Die Flüge, die sonst 600 Euro ko-sten, waren auf einmal bei 6000.Nachmittags wurde immer wieder der Strom abgestellt, ohne Vorankündigung.Am nächsten Tag bin ich zum über-füllten Flughafen gegangen. Überall in den Gängen haben Leute geschlafen.Alles war ein bisschen chaotisch. Zu diesem Zeitpunkt war die Radioaktivität schon deutlich erhöht.Meine Mutter und meine Schwestern sind in die Nähe von Osaka gegangen, mein Vater ist bei unserem Cafe geblie-ben in Nasu, Nasu ist nur 85 Kilometer von Fukushima entfernt.Jetzt sind sie aber wieder alle in Nasu.Warum bist du alleine hierher ge-kommen?Meiner Mutter und meiner Schwester fehlen die nötigen Papiere, die müssten sie erst einmal beantragen. (Reisepass?) Bei meiner anderen Schwester weiss ich es nicht.Mein Vater muss bei unserem Kaffeela-den bleiben, den sich meine Eltern selbst

Page 15: Schülerzeitung der FWS Uhlandshöhe

15

aufgebaut haben.Wie ist es für dich, hier zu sein, aber zu wissen das deine Familie und deine Freunde alle noch dort sind?Ich sorge mich um meine Familie und um meine Freunde aber ich kann nicht viel machen. Sie glauben den japanischen Nachrichten und den Politikern.Ich weiss wie schlimm es ist aber sie glauben mir nicht, das ist das schlimm-ste. Ich fühle mich hilflos.Ich bin sehr froh, dass ich hier sein kann. Ich glaube nicht, dass ich jemals wieder in das Haus gehen kann, wo ich aufge-wachsen bin.In das Haus, in dem deine Familie jetzt ist?Ja. Es ist schlimm, dass meine Familie noch dort ist, das sage ich ihnen auch, aber sie glauben mir nicht. Wieso sollen wir hier in in Deutschland besser darü-ber Bescheid wissen was in Japan vor sich geht, als sie in Japan?Dort haben die Menschen eine andere Sicht als hier.Wie sehr realisierst du das alles?Erst als ich hier war habe ich wirklich realisiert, wie gefährlich es in Japan ist.Meine Freunde sind ja alle noch dort. Wenn ich es ihnen erkläre, wie ich es jetzt sehe, glauben sie mir nicht, sie fin-den ich übertreibe. Das macht mir am meisten zu schaffen. In Japan war meine

Sicht auch anders.Ich weiss ganz sicher, dass ich nicht mehr nachhause nach Nasu kann.Wie es jetzt weiter geht, weiss ich nicht. Es kann sein, dass ich hier bleibe.Diese Ungewissheit macht Angst. Ich weiss nicht, was mich erwartet.Wenn ich in Japan geblieben wäre, wäre die Wahrscheinlichkeit höher, dass ich bald sterbe. Daraus habe ich gelernt, dass sich in jeder Stunde und in jeder Minute alles ändern kann.Ich weiss nicht was ich fühle. Einerseits bin ich glücklich hier zu sein und ande-rerseits sehr traurig.Im Gegensatz zu Erdbeben und Tsuna-mis ist Atomkraft vom Menschen ge-schaffen. Dass dadurch so viel Schaden angerichtet wird, ist schrecklich!Ich will dass man daraus lernt. Von hier aus kann man Fukushima nicht ändern, aber man kann demonstrieren. Jeder kann etwas tun!

Interview: Pauline und Makito, 11a Foto: Makito, 11a

Page 16: Schülerzeitung der FWS Uhlandshöhe

16

freiZeitEtwas zum Lesen und etwas zum Hören

Nelio ist zehn Jahre alt. Er weiss, dass er bald sterben wird, denn er hat eine Kugel im Brustkorb. Er erzählt sei-ne Lebensgeschichte und weiss, wenn sie zu Ende ist, wird er sterben.

Es ist die die Geschichte eines Jun-gen, der so viel Lebenserfahrung hat wie ein alter Mann. Sein Heimatdorf wurde niedergebrannt, seine kleine Schwester vor seinen Augen getötet. Als Nelio gezwungen wird seinen Bruder zu erschiessen, ergreift er die Flucht. In einer Großstadt findet er schließlich seinen Platz unter anderen Straßenkindern. Er gewinnt ihr Ver-trauen und wird zu ihrem Anführer.

Er lässt sie träumen und spielen und verschafft ihnen ein wenig Freude am Leben, trotz der schrecklichen Erleb-nisse, die sie alle miteinander verbin-den.

Der Chronist der Winde ist eine fiktive Geschichte die sehr reell und le-bendig vom Leben der Straßenkinder in Afrika erzählt.

Trotz der schweren Thematik hat das Buch etwas leichtes, es ist sehr schön geschrieben. Die Geschichte ist schrecklich und auch schön, sie macht glücklich. Das Buch bringt einem zum Nachdenken.

Katja, 11a

der chroniSt der windevon Henning Mankell

Page 17: Schülerzeitung der FWS Uhlandshöhe

17

The Jacobites waren eine eng-lische Band bestehend aus Nikki Sud-den und Dave Kusworth.

Das Album Robespierre’s Velvet Basement entstand in den 80ern.

Mir gefällt die Musik weil sie einfach sehr cool und poetisch ist, weil Nikki Sudden ein super Song-writer war und seine Lieder voller Ge-

schichten stecken.Man könnte es als eine Art aku-

stischen Independentrock bezeichnen...Eines meiner Lieblingslieder ist

Ratcliffe Highway auf der ersten Plat-te Jacobites. Es ist relativ harmonisch und ruhig trotzdem ist es traurig, Nikki Sudden erzählt von Lügen und was sie anrichten. Fides

waS auf die ohren

Page 18: Schülerzeitung der FWS Uhlandshöhe

18

infoS3. – 8. Mai 2011

Internationales Trickfilm Festivalwww.ITFS.de

7. Mai 2011

Frühlingsball19:30 Uhr im alten Festsaal

13. und 14. Mai 2011

Jahresarbeitenpräsentation der 12. Klassen

Dienstag, den 17. Mai 2011

Schulkino: „Schmetterling und Taucherglocke“18.00 im Schülercafé

21. Mai 2011

Flohmarkt14-17 Uhr auf dem Schulhof

Samstag, 21. Mai. 2011

Anker DucksFasanenhof Stuttgart18:00 Uhr

16. – 26. Juni 2011

Chorprojekt CantareEin Chorprojekt für Waldorfschüler, organisiert von Waldorfschülernwww.cantare.projekt.de

Page 19: Schülerzeitung der FWS Uhlandshöhe

19

Vorschau:In der nächsten Ausgabe geht es um Waldorfschule und die Welt.Wie global ist die Waldorfpädagogik, wie sind Waldorfschulen in anderen Ländern?Für dieses Thema und auch für die anderen Rubriken brauchen wir euch!Also ran an den Stift und hinter die Kamera!Tipp: In der Schulbücherei gibt es das „Schülerzeitungs-Handbuch der Jugendpresse Deutschland mit viel Information drin, schaut doch mal rein.

Wichtig: Wir brauchen neue Rubrikleiter für Freizeit und für Infos!!

ImpressumSZ – monatliche Zeitung von und für Schüler;Herausgegeben und gestaltet von Pauline, 11a;Organisation, Artikel und Fotosvon Schülern der Freien Waldorfschule Uhlandshöhe;

Im Mondlicht der Nacht

Hängen die Weidenäste

Beweglich im FlussHaiku von David, 12b

Druck und Heftung: Mühl am Eugensplatz;Diese Ausgabe wird gesponsert von WELEDA;V.i.S.d.P.: Pauline Franz c/o Freie Waldorfschule UhlandshöheHaußmannstr. 44 70186 Stuttgart

Page 20: Schülerzeitung der FWS Uhlandshöhe