Schuldes Bert Marco Und Lanceata Sam Das Pilz ZuchtBuch

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 Bert Marco SchuldesSam Lanceata

Das PilzZuchtBuch

W erner Pieper & The Grüne K raft

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Impressum

Bert Marco Schuldes

Sam Lanceata

Das PilzZuchtBuch

Korrekturen: Achmed Khammas & Grit RachowGestaltung: Petra Petzold Scans von Bert Marco

Schuldes Fotografien Teil 1: Bert Marco Schuldes

Zeichnungen: Göran Hielscher Fotografien Teil

II: Sam Lanceata

Verlegt durch

Werner Pieper & The Grüne Kraft

Alte Schmiede, 69488 Löhrbach

Fax: 0 62 01 / 2 25 85 www.

gruenekraft.com eMail: Versand@ 

gruenekraft.com

ISBN 3-930442-38-8

© 1999 bei den Autoren

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„Zwei Bücher" - Zwei Vorworte 

Dieses Buch hat zwei Vorworte und besteht aus zweiTeilen. Während ich noch mit der Arbeit an diesemBuch beschäftigt war, wurde meinem Verleger ein wei-teres Pilzzuchtbuch angeboten. Dessen Autor hattezufällig genau in den Bereichen viel Erfahrung, mitdenen ich mich bisher wenig beschäftigt hatte. Kurzgesagt: wir ergänzten uns vorzüglich. Und deshalbbeschlossen wir, beide Bücher zu einem zu vereinigen.

Dadurch kommt es an einigen Stellen zu Überschnei-dungen. Ja, es mag sogar den einen oder anderenscheinbaren Widerspruch geben. Wie bei vielen ande

ren Dingen auch gibt es bei der Pilzzucht nicht nureinen möglichen Weg - mehr als eine Methode kannzum Erfolg führen. Ein Verfahren, das bei dem einenwunderbar funktioniert, kann für jemanden anderes inseiner speziellen häuslichen Situation problematischsein. Dadurch, daß dieses Buch aus zwei Büchern besteht,werden Ihnen mehr erprobte Verfahren angeboten, undes wird Ihnen viel mehr an Erfahrungen vermittelt,als dies jeder der Autoren alleine hätte tun können. Sowird hoffentlich jeder Leser die Methoden  finden, dieseinen Verhältnissen und Neigungen am bestenentsprechen.

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Inhaltsverzeichnis

Teil 1 von Bert Marco Schuldes

1. Erstes Vorwort 8...........................................................

2. Wissenswertes über Pilze 10.......................................

Pilze: Pflanzen oder Tiere?....................................................

10Der eigentliche Pilz ................................................................10

Pilze: Nutzen und Schaden aus Sicht der Menschen .... 11

3. Kleine Geschichte der Pilzzucht .........................14

4. Der Lebenszyklus der Pilze .................................15

Anmerkung zur Zucht psychoaktiver Pilze .......................... 16

5. Was man zur Pilzzucht braucht ............................17

Geräte.....................................................................................

17Materialien .............................................................................21

6. Mikroorganismen, Sterilisationund Desinfektion...................................................23

Checkliste „Steriles Arbeiten in der Impfkiste" .................... 24

7. Ein Überblick: Die Pilzzucht ...............................25

8. Mycel-Anzucht auf Agar ........................................26

Herstellung und Sterilisation von Agar-Nährböden .... 26 Einewichtige Vorbemerkung zur Arbeit mit Petrischalen . 29 DasBeimpfen der Nährböden mit Pilzsporen ..............................29

Sporenkeimung ................................................................... 30

Aufbewahrung und Wachstum des Mycels ..........................31

Verunreinigung der Petrischalen: Schimmel,

Bakterien, Hefen ..................................................................31

Beseitigung durch Schimmel- oder Bakterienbefall

verunreinigter Petrischalen ............................................... 32

Vergiß es: Dikaryotes Mycel, Selektion eines

reinen Stammes ...................................................................32

Beimpfung von Agar-Nährböden mit Mycel ...................... 33

Mycelgewinnung aus Pilzen (Klonen) ................................ 36

Mycelgewinnung aus unsterilen Kulturen

oder Materialien ..................................................................38

9. Herstellung und Sterilisationder Getreidemischung ........................................39

Beimpfen der Getreidemischung ........................................42

Lagerung und Pflege der Brut ........................................... 43Sporenspritzen: Herstellung von Getreidebrut

ohne vorherige Agarkultur ................................................. 45

10. Herstellung von Deckerde ...................................46

11. Der Pilzanbau ......................................................48

Pilzanbau auf Getreide in Gläsern .......................................48

Ein erster Überblick ........................................................48

Herstellung von Mycel auf Getreide....................................

48Abdecken des Mycels und Durchwachsen

der Abdeckerde .............................................................. 48

Einleitung der Fruchtung ..................................................49

Die Pilze wachsen heran ................................................... 53

Die Ernte der Pilze ..........................................................56

Ruhen des Substrats ..........................................................56

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Pilzanbau auf Getreide in Schalen ........................................57

Die Fruchtung wird eingeleitet .........................................61

Die Pilze wachsen heran .................................................. 63

Ernte der Pilze ................................................................... 64

Ruhen des Substrats ........................................................... 64

Pilzanbau auf Kompostsubstraten .....................................64

Kompostanbau in Plastiktüten .........................................64

Kompostanbau in Schalen ................................................. 66

Pilzanbau auf holzhaltigen Substraten ................................66

1. Anbau auf Ästen und Stämmen ................................... 66

Das richtige Holz .........................................................66

Die Beimpfung.............................................................

67Aufbewahrung und Durchwachsen

der beimpften Stämme................................................. 67

2. Anbau holzbewohnender Pilze auf Sägespänen ... 68

Schädlinge: Trauermücken und Milben .............................69

12. Konservierung und Lagerung von Pilzen .. 71

Konservierung der Pilze

13. Pilze und Justiz................................................

72Psychoaktive Pilze................................................................ 72

Heilpilze ...............................................................................72

14. Pilze als Heilmittel ........................................... 73

15. Charakteristik einzelner Pilzarten (1) . . . . 76,

15.1 Coprinus comatus - Schopftintling, Spargelpilz . . . 76 15.

2 Flammulina velutipes - Samtfußrübling..........................76

15.3 Ganoderma lucidum - Lackporling, Reishi, Ling-Zhi 77

15.4 Lentinula (Lentinus) edodes - Shiitake ......................78

15.5 Pholiota nameko - Nameko, Reisstrohschüppling. . 80

15.6 Pleurotus ostreatus - Austernpilz............................... 80

15.7 Psilocybe cubensis .......................................................81

15.8 Panaeolus cyanescens (Copelandia cyanescens)... 83

Selbstbau einer Impfkiste .................................... 84

Ein paar nützliche Adressenrund um die Pilzzucht ......................................... 85

Teil 11 von Sam Lanceata

1. Zweites Vorwort................................................

89

2. Generelle Arbeitsweise bei dersterilen Pilzzucht ............................................. 91

3. Anzucht von Myzelien und Pilzen ausSporen ohne Stammkulturen vom Agar . . . 94

4. Die Myzelkultur auf Reis ................................. 96

5. Generelle Kulturmethoden vonPilzarten, die Holzreste bewohnen .................. 99

Kultur im Mulchsack............................................................. 99

Vorkultur der Holzbewohner auf Heimtierstreu ................. 100

1. Direkte Fruktifikation .....................................................102

2. Startkultur für Fruktifikation auf Mulch im Freien . .

102

3. Fruktifikation auf Pferdemistkompost ............................ 103

4. Variante: Weiterkultivierung auf Stroh .............................104

6. Generelle Zuchtmethode für Dung und Kompostbewohnende Pilzarten ...................................107

7. Charakteristik einzelner Pilzarten (II) . . . . 109

7.1 Psilocybe cyanescens .................................................... 109

7.2 Psilocybe azurescens .................................................... 110

7.3 Psilocybe bohemica ........................................................ 111

7.4 Psilocybe stuntzii ............................................................111

7.5 Psilocybe baeocystis ....................................................... 112

7.6 Psilocybe mexicana ........................................................ 112

7.7 Psilocybe tampanensis .................................................. 113

7.8 Psilocybe natalensis ......................................................113

7.9 Psilocybe caerulescens ..................................................114

7.10 Psilocybe aztecorum ................................................... 115

7.11 Psilocybe weilii ............................................................ 115

7.12 Psilocybe semilanceata................................................115

7.13 Panaeolus subbalteatus .................................................116

7.14 Gymnopilus purpuratus ...............................................117

8. Kontaminationen studieren ...........................119

Literatur...............................................................

121Fehlerliste und Lösungen ..................................... 122

Stichwortverzeichnis ............................................ 127

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1. Erstes Vorwort

Vor Jahren kaufte ich mir das Buch: „Psilocybin -

Magic Mushrooms Growers Guide". Voll Interesse ver-schlang ich diese Anleitung geradezu und entschloßmich sofort, es doch auch einmal mit der Pilzzucht zuversuchen. Zu diesem Zeitpunkt ahnte ich noch nicht,daß mich dieses Thema in den nächsten Jahren nichtmehr loslassen würde.

Damals begannen meine Schwierigkeiten aber schon mit der Beschaffung des Materials. Sporen oder gar Mycel auf Agar waren zu dieser Zeit so gut wie nicht

erhältlich. Und als es mir nach langem Suchen endlichgelang, sogar lebendes Mycel des damals nochlegendären Pilzes „Psilocybe astoriensis" aufzutrei-

 ben, wähnte ich mich im siebten mykologischen Him-mel. Aber erst einmal mußte ich bittere Medizinschlucken: In den nächsten zwei Jahren sah ich vor allem Schimmel und Bakterien in den buntesten Far-

 ben meine Kulturen zerstören. Doch langsam ent-wickelten sich meine Kenntnisse und Fähigkeiten wei-

ter. Eine Vielzahl kleiner Tricks und Kniffe, die ich nachund nach herausfand, machten mir das Leben immer leichter und ließen mich bei der Pilzzucht immer erfol-greicher werden.

 Nachdem ich mit dem Anbau der Psilocybe-Artenhalbwegs zurechtkam, erwachte in mir das Interesse ander Zucht anderer Pilze. Champignons und Aus-ternpilze waren mir zu banal -  warum soll man müh-sam etwas anbauen, was es billigst in jedem Super 

markt gibt? Da stieß ich auf die Medizinalpilze. Medi-zin schmeckt oft bitter - das lernte ich schon als Kind.Hier dagegen sollten angeblich hochwirksame Medi-kamente sogar in Form von schmackhaften Speisepil-zen daherkommen. Und wieder war ich fasziniert undsetzte meine Experimente fort.

Inzwischen weiß ich, nicht zuletzt durch meinePilzzucht-Workshops, daß nicht nur ich dieser Faszi-nation erlegen bin. Auch andere sind den gleichen Weggegangen: von der Zucht der psychoaktiven Pilze hin zu

den eher exotischen Speise- und Medizinalpilzen. Dieeinfache Erklärung dafür: Es gab keine Literatur für die als Liebhaberei betriebene Pilzzucht -   mit einer Ausnahme: der Heimanbau der psychoaktiven Pilze.Sicher existieren einige sogenannte Pilzanbaubücher.Schaut man sie einmal genau an, dann gleichen sie sichalle in einem wesentlichen Punkt. In ihnen stehtgeschrieben: „Leute, die eigentliche Pilzzucht ist für Euch viel zu kompliziert. Geht also hin, kauft fertige

Pilzbrut und beimpft damit Baumstämme und Kom- post, oder kauft Fertig-Sets und stellt sie Euch in denKeller." Mit Pilzzucht hat das natürlich so gut wienichts zu tun.

Wer es jetzt zu genau nimmt, der könnte sagen:auch das vorliegende Buch beschäftigt sich nicht mitder Zucht, d.h. mit der geschlechtlichen Vermehrungund der Auslese der Pilze mit dem Ziel, immer lei-stungsfähigere Rassen zu erhalten. Dem halte ich

ent-

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gegen: alle dafür notwendigen Techniken, speziell dieVermehrung aus Sporen, werden hier behandelt.Damit sind die wichtigsten Grundlagen gegeben,damit Interessierte immer wieder neue Rassen heran-züchten und weiterentwickeln können.

Zugegeben: es ist nicht ganz einfach, sich seine

eigenen Pilze zu züchten, wenn man nur Sporen, einwenig Mycel, oder einen Pilz als Ausgangsmaterial zur Verfügung hat. Aber ungleich interessanter als der Kauf von Fertigpackungen ist die richtige Pilzzucht auf 

 jeden Fall. Langfristig billiger ist sie auf diese Weisesowieso. Und nicht zuletzt: von den meisten

 prinzipiell zuchtbaren Pilzarten kann manüberhaupt keine Fertigsets kaufen.

Hat man endlich seine ersten selbst angebautenPilze vor Augen, die grundlegenden Techniken gemei-stert, dann kann das Abenteuer erst richtig losgehen:zahllose Pilzarten warten noch auf ihre Kultivierung.Einige der gefragtesten Pilzarten gelten (noch) alsunzüchtbar: so z.B. der Steinpilz und der Pfifferling.Die Zucht von Morcheln beherrscht auf der ganzen Weltnur ein einziger Züchter. Wer diese Geheimnisse der 

 Natur knackt, der hat finanziell ausgesorgt.

Während bei High-Tech-Themen eine intensive Aus- bildung und meist sehr viel Geld erforderlich ist, hatauf diesem Gebiet noch jeder Tüftler seine Chance.Aber bevor man sich an solche fortgeschrittenen Expe-rimente wagt, muß man natürlich die Grundlagen

 beherrschen. Und die vermittelt dieses Buch.Trotz mehrjähriger Beschäftigung mit der hob-

 bymäßigen Pilzzucht (im Gegensatz zum Erwerbsanbaumit den dort notwendigen erheblichen Investitionen)

habe ich noch lange nicht ausgelernt. Pilze als

lebende Wesen bereiten mir auch heute immer wieder neue Überraschungen. Daher bin ich sicher, daß vielevon denen, die dieses Buch als Leitfaden verwenden,neue Techniken entdecken und andere Erfahrungenmachen werden. Ich würde das vorliegende Buch gerneweiterentwickeln. Senden Sie mir bitte Ihre Erfahrun-

gen, Ihre Anregungen, Ihre Kritik. (Hysterische Kom-mentare über die Tatsache, daß in diesem Buch auch

 psychoaktive Pilze behandelt werden, landen aller-dings kommentarlos im Papierkorb). BrauchbareBeiträge (die über ein paar Sätze hinausgehen) werdenmit einem Freiexemplar der nächsten Auflage belohnt.Wegen der zahlreichen Zuschriften, die mich inzwi-schen erreichen, kann ich leider nicht mehr auf alle

Fragen persönlich antworten. Ich bitte dafür um Ver-ständnis. Wenn die Fragen von allgemeiner Bedeutungsind, werden sie in einer eventuellen Neuauflage sicher 

 berücksichtigt. Meine Adresse:

Bert Marco SchuldesHauptstraße 70 D-99759 Rehungen

Ich bedanke mich bei all denen, die einen meiner Pilz-zucht-Workshops besucht haben. Es hat mir Spaßgemacht, und nicht zuletzt habe auch ich eine Mengevon Euch allen gelernt.

Besonders bedanke ich mich bei meinem Co-Autor Sam Lanceata und bei meinem Verleger Werner Pieper für Vieles, nicht zuletzt auch für Ihre Geduld.

Rehungen im Januar 1999

 Bert Marco Schuldes.

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2. Wissenswertes über Pilze 

Pilze: Pflanzen oder Tiere 

Lange Zeit wurden Pilze als eine Art von Pflanzenangesehen. In alten biologischen Systematiken (dieLebensformen noch nach äußerlichen Merkmalen ein-teilten) findet man sie noch in dieser Weiseeingeordnet. Einige wesentliche Fakten sprechen abergegen diese Einteilung: so zum Beispiel die Tatsache,daß Pilze über kein Blattgrün verfügen und daherauch keine Photosynthese betreiben. Die Zellwände der

Pilze bestehen nicht etwa aus Zellulose, wie das bei denPflanzen der Fall ist, sondern aus Chitin, dem Stoff, ausdem die Insekten ihren Panzer bilden. Nicht zuletztaber waren es genetische Untersuchungen, die dazuführten, die Pilze als eigene Lebensform zu klassifizie-ren. Nicht nur das moderne „Five Kingdom System" (Whittaker 1978) stellt die Pilze als selbständigeLebensform neben die Pflanzen und Tiere. Diese Ein-teilung gilt inzwischen als wissenschaftlich anerkannt.

Der eigentliche Pilz 

Von den ungefähr 100.000 Pilzarten, die auf dieserWelt existieren, leben in Mitteleuropa schätzungsweise 3.000 Großpilzarten. Was wir als Pilze kennen, nämlich diecharakteristischen Gebilde, die aus Hut und Stielbestehen, sind tatsächlich nur der Vermehrung dien

ende Auswüchse des unterirdischen LebewesensPilz. Dieser besteht im wesentlichen aus dem Mycel,einem Geflecht von Pilzfäden, die den jeweiligenNährboden des Pilzes durchspinnen. Pilze könnenunglaublich groß und uralt werden: Ein einzelnesExemplar des auch bei uns nicht seltenenHallimaschs (Unterart Armillaria bulbosa) durchziehtin Nord-Michigan, USA, unterirdisch eine Waldflächevon ca. 120.000 m2.  Sein geschätztes Alter liegt beimindestens 1.500 Jahren. Ein anderer Hallimasch im

US-Bundesstaat Washington soll sogar mehr als 4Millionen m2 Waldfläche durchspinnen! Demzufolgewürden Pilze zu den ältesten und größten lebendenOrganismen auf dieser Welt gehören.

Nach der Art ihrer Nährstoffaufnahme kann manPilze in drei Gruppen einteilen:

1. Die Mykorrhiza-Pilze.  Sie bilden ein Geflecht umBaumwurzeln herum, indem sie die feinsten Faden-

wurzeln des Baumes ersetzen. Dabei kommt es zueinem Nährstoffaustausch - sowohl der Pilz als auch derBaum profitieren von dieser Symbiose. Fliegenpilz undSteinpilz sind zwei bekannte Vertreter aus dieserGruppe. Mykorrhiza-Pilze lassen sich nach heutigemKenntnisstand nicht züchten. Die Zucht des Mycelsbereitet auf geeigneten Nährböden wenig Probleme -

aber diese Pilze bilden ohne „ihren" Baum keineFruchtkörper aus.

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Wer, so wie ich, schon seit über dreißig Jahren Pilzesucht, hat sicher auch schon den örtlich zum Teilerschreckenden Rückgang mancher Pilzarten

 bemerkt. Viele Arten, die ich früher gerne gesammelthabe, lasse ich heute wegen ihrer Seltenheit stehen,gelegentlich verstecke ich sogar seltene Speisepilze.

Denkt man nun daran, daß die Mykorrhiza eine Sym- biose zum gegenseitigen Vorteil ist, hat das Baumster- ben hier vielleicht eine weitere, bisher noch viel zuwenig beachtete Mitursache. Womöglich könnte eineWiederansiedlung entsprechender Pilze einiges bewir-ken. Immerhin haben Untersuchungen nachgewiesen,daß Bäume in Symbiose mit ihren Pilzpartnernschneller und kräftiger wachsen als ohne.

2. Saprophytisch wachsende Pilze. Hier finden sichdie meisten züchtbaren Pilzarten. Sie ernähren sichvon totem organischen Material, wie es sich z.B. inKompost oder auch in abgestorbenem Holz findet.Wachsen die Pilze mit Vorliebe auf Dung, dann sprichtman auch von koprophilen Pilzen.

3. Parasiten. Sie wachsen auf lebenden Pflanzen, man-

che auch auf Tieren, und zerstören nach und nachihren Wirt. Einige Pilze können sowohl saprophytischals auch parasitär vorkommen.

Pilze: Nutzen und Schadenaus Sicht der Menschen

Pilze sind mit Sicherheit die Lebewesen, die in ihrer

Bedeutung für den Menschen -  zum Guten oder zumSchlechten -  am meisten unterschätzt werden. Pilzekönnen gewaltige Schäden an unseren Ernten anrich-ten. Hölzerne Dachstühle zerstört der Hausschwamm,

der sich so perfekt an unsere Lebensbedingungenangepaßt hat, daß er nur noch in unseren Häusern undnicht mehr in freier Natur angetroffen werden kann.Wegen der bedeutenden Zerstörungen, die er anrich-ten kann, ist er sogar meldepflichtig. Pilzerkrankungender Haut, der Atem- und Verdauungswege sind nicht

selten nur schwer zu behandeln und können manch-mal tödlich enden. Berühmt wurde der „Fluch desPharao": mancher, der die Totenruhe der ägyptischenPharaonen störte, starb auf ungeklärte Weise. Heutevermutet man, daß es sich dabei um eine Infektion mitSchimmelpilzen handelt, die eine Lungenentzündungauslösen. Berüchtigt war auch das Antoniusfeuer desspäten Mittelalters: mutterkornvergiftetes Mehl rief eine seuchenartig auftretende Erkrankung hervor, durchwelche die Durchblutung der Gliedmaßen so stark 

 behindert wurde, daß diese, begleitet von brennendenSchmerzen, brandig wurden. Die echten „Gift pilze",allen voran die berüchtigten Knollenblätter  pilze, sinddagegen von geringerer Bedeutung, insbesondere auchdeshalb, weil sich jeder durch ein wenig Kenntnis undVorsicht zuverlässig vor einer solchen Vergiftungschützen kann.

Der gleiche Pilz, der im Mittelalter das Antonius-feuer verursachte, das Mutterkorn im Brotgetreide,wurde zur Basis vieler wichtiger Medikamente, die zur Behandlung von Migräne, Gefäßerkrankungen und inder Geburtshilfe eingesetzt werden. Nicht zuletzt

 basiert auch die halluzinogene Droge LSD auf Stoffen, dieaus diesem Pilz gewonnen werden. Andere psy-choaktive Substanzen, wie das Psilocybin, das Psilocinund das Baeocystin in den meisten Psilocybe- aber 

auch vielen anderen Pilzarten und die Ibotensäure der Fliegenpilze werden vermutlich schon seit Jahrtausen-den in rituell-kultischem Zusammenhang genutzt:Schamanen der erdverbundenen Völker bedienten

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sich ihrer, um Visionen zur Heilung und zum Wahrsa-

gen zu erlangen. In einer deutschen Universität -  inGöttingen unter Prof. Dr. Hanscarl Leuner  -   wurdePsilocybin über Jahre hinweg erfolgreich in zahlreichen

 bis dahin therapieresistenten Fällen als Hilfsmittel der Psychotherapie eingesetzt, wobei es zu keinem einzigenernsthaften Zwischenfall kam.

Ohne Pilze gäbe es schließlich weder Brot nochKuchen, kein Bier, keinen Wein, kein Penizillin. AuchHefen und Schimmel sind schließlich Pilze. Die

zahlreichen Edelschimmelsorten, die in KäsereienVerwendung finden, zaubern eine weite Skala vonGeschmacksnuancen in alle möglichen Käsesorten. (Daß man Milch erst schlecht und hart werden,schließlich gar absichtlich verschimmeln läßt, erfülltnicht nur meine Frau Gie, sondern auch fast alle ande-ren Asiaten mit Grausen. Die Geschmäcker sind haltverschieden).

Eine weitere, sehr wichtige Rolle spielen die Pilze im

Kreislauf der Natur. Sie helfen dabei, schwer abbaubareorganische Substanzen zu zersetzen und damit als

 Nährstoff wieder verfügbar zu machen. SpeziellHolzabfälle aller Art können sie in Zusammenarbeit mitBakterien in hochwertigsten Humus umwandeln.Allerdings zeigen auch solche Systeme schon Schäden:der vorher bereits erwähnte Hallimasch ist nicht nur einäußerst nützlicher Zersetzer von totem Holz, sonderner kann auch lebende Bäume befallen. Als Holz-schädling wird er von Förstern gefürchtet, wie kaumein anderer Pilz. Sein zunehmend häufigeres massen-haftes Auftreten läßt vermuten, daß ihm die steigendeZahl vorgeschädigter Bäume in unseren Wäldernleichter zum Opfer fallen als vorher die völlig gesunden.

Pilze als Nahrungsmittel: der bekannteste Nutzwert,der jedermann einfällt, wenn man von Pilzen

spricht. Lange Zeit glaubte man, Pilze wären relativ

arm an Nährstoffen, enthalten sie doch 90 ProzentWasser. Nun, das tut Milch auch. Ebenso wie diese ent-halten Pilze im Schnitt etwa 3,5 Prozent Eiweiß. Aller-dings bestehen die Zellwände der Pilze aus Chitin - demgleichen Stoff, aus dem auch der Panzer der Insektengebaut ist - und nicht etwa aus Zellulose, wie bei denPflanzen. Chitin kann im Magen so gut wie nichtzerlegt werden. Dies verringert die Verfügbarkeit desenthaltenen Eiweißes. Gründliches Kauen hilft

zumindest zum Teil gegen diesen Effekt. Weitere Nähr-stoffe sind 3-6 % Kohlenhydrate, bis zu  3  % Fette, einvergleichsweise hoher Gehalt an den Vitaminen B 1, B2und D sowie ein hoher Mineralstoff- und ein sehr hoher Gehalt an Spurenelementen. Aber das wichtig-ste: Pilze schmecken! Und das nicht etwa uniform „

 pilzig   , sondern zahlreiche Pilze haben einen sehr eigenen Geschmack, der sich deutlich von dem ande-rer Pilze unterscheidet. Eines der teuersten, wenn nicht

das teuerste Lebensmittel der Welt stammt aus demReich der Pilze: die Trüffel. Spitzensorten erzielenPreise von bis zu 5.000.- DM pro Kilo! Auch unsere ein-heimischen Morcheln werden getrocknet mit Preisenum die 800.- bis 1.600.- DM je Kilo gehandelt! Nichtnur der Geschmack von Pilzen ist äußerst vielseitig,auch ihr Geruch ist es: sei es Kot, Knoblauch, Kokos-nuß, Hering, Maggi, Anis, Stachelbeeren, Mehl oder sogar Jodoform - all diese und noch weitere Gerüchesondern verschiedene Pilzarten ab.

Pilze können auch Heilmittel sein - nicht erst, seit-dem das Penizillin und seine antibiotische Wirkung vor etwa   50   Jahren in einigen Schimmelpilzen entdecktwurde. Chinesen und Japaner haben die medizini-schen Wirkungen mancher Pilze schon vor mehr als2000 Jahren entdeckt und beschrieben. Ja, ein Pilz ran-giert in einem klassischen chinesischen Text in der 

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Wertschätzung an allererster Stelle - noch vor Ginseng!Aber auch im antiken Griechenland und im europäi-schen Mittelalter waren medizinische Pilzwirkungenwohlbekannt, wie alte Bücher beweisen. Unsere mit-telalterlichen Vorfahren waren uns auf diesem Gebietweit voraus. Erst seit wenigen Jahren beginnt man

langsam - angesichts des teilweise dramatischenArtenrückgangs mit Sicherheit viel zu langsam - die

medizinischen Wirkungen mancher Heilpilze zu erfor-schen. Wenn man einmal ein Pilzbuch durchblättertund die zahlreichen Arten sieht, die einfach als unge-nießbar klassifiziert werden, was nicht selten heißt: „nichts Genaues weiß man nicht" - dann frage ichmich schon, ob sich hier die pharmazeutische Indu-

strie nicht fahrlässig lange Jahre äußerst interessante potentielle Medikamente entgehen ließ.

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 3. K leine Geschichte der Pilzzucht

Nicht wir Menschen haben die Pilzzucht erfunden,sondern lange vor uns die Ameisen und Termiten. Inbeiden Tiergruppen gibt es Arten, die unterirdischPilze züchten. Am bekanntesten sind vielleicht die tro-pischen Blattschneiderameisen, die innerhalb wenigerTage einen Baum vollständig seiner Blätter beraubenkönnen. Die abgeschnittenen Blattstücke tragen sie inihren unterirdischen Bau. Auf diesen Blättern züchtensie einen Pilz, und nur von diesem ernähren sie sich.Tatsächlich züchten einige Termitenarten sogar Pilze,

deren Fruchtkörper auch von Menschen gegessen wer-den.

In Asien ist die Pilzzucht mehr als 2000 Jahre alt;besonders in China und Japan wurde damals schon

der Shiitake-Pilz gezüchtet. In Europa begann die Spei-sepilzkultivierung um 1700 herum in Frankreich mitden bekannten Champignons. Die Zucht von Riesen-träuschlingen wurde in der ehemaligen DDR ent-wickelt. Seit etwa 30 Jahren werden darüber hinaushierzulande auch vereinzelt Austern- und Shiitake-Pilze angebaut. Der klassische Anbau von Shiitake-Pil-zen geschah auf Holzstämmen oder dicken Ästen. Die-ser war nicht übermäßig wirtschaftlich. Seit einigenJahren werden vermehrt Substrat-Blöcke aus Sägespä-

nen mit Nährstoffzusatz verwendet, der Anbau auf diese Weise scheint rentabler zu sein. Mittelfristig istwohl damit zu rechnen, daß solche fertigen Blöckezunehmend häufiger angeboten werden, wohl auchsolche anderer, bisher wenig bekannter Pilzarten.

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4. Der Lebenszyklus der Pilze 

Lassen Sie mich mit dem lebenden Pilz beginnen. Diebekannteren Pilze bestehen aus dem Stiel und einemPilzhut. Auf der Unterseite des Hutes kann man, jenach Pilzart, eine von zwei verschiedenen möglichenStrukturen finden: entweder ein schwammartigesGebilde, welches aus einer großen Zahl kleiner, senk-

recht nebeneinander verlaufender Röhren besteht (Steinpilz, Birkenpilz, u.a.). Oder die Lamellen, blättrigeGebilde, die radial vom Stiel zur Außenseite des Hutesverlaufen (Champignon, Fliegenpilz, Parasolpilz,Stropharia cubensis u.a.). Darüber hinaus existierennoch andere Strukturen, die aber bei weit wenigerArten auftreten und hier nicht weiter von Bedeutungsind.

Diese Strukturen -  entweder die Röhren oder dieLamellen -  sind die Träger der Sporen. Bei den Sporenhandelt es sich um so   etwas   ähnliches wieGeschlechtszellen. Sie weisen einen Durchmesser vonetwa 5-20 Mikrometer (my) auf und besitzen eine für jede Pilzart charakteristische Form und Farbe. Sinddie Pilze erst einmal reif, dann rieseln Stunden bis Tagelang aus den Lamellen oder Röhren die Sporen herab (bei manchen Arten viele Millionen bis Milliarden pro

Stunde) und werden mit dem Wind verteilt.Fallen sie auf einen geeigneten Nährboden undstimmt dessen Feuchtigkeitsgehalt und die Temperaturmit den Bedürfnissen der Pilzart überein, dannkeimen diese Pilzsporen und bilden durch Zellteilung

ein primäres Fadengeflecht (Mycel) aus. Diesesprimäre Mycel enthält einen Zellkern je Zelle, manspricht daher vom monokaryoten Mycel. MonokaryotesMycel vieler Pilzarten ist nicht fruchtungsfähig. Treffensich zwei Primärmycelien der gleichen Pilzart,   dannkommt es zur Verschmelzung der Zellen: diese  haben

nun zwei Zellkerne, die aber noch nicht miteinanderverschmelzen. Dikaryotes (zweikerniges) Mycel   ist auf diese Weise entstanden.

Dieses Mycel wächst in der Folge heran, bis es einegewisse Mindestmasse ausgebildet hat oder bis derNährboden, auf dem es wächst, vollständig besiedeltist. Sobald die Umweltbedingungen günstig sind, dasheißt vor allem die Temperatur, die Luftfeuchtigkeit, dieLichtverhältnisse und der C02-Gehalt der Luft denBedürfnissen der jeweiligen Pilzart entsprechen, dannbildet das Mycel wieder Pilze (= Fruchtkörper) aus.

Diese beginnen als stecknadelkopfkleine Zusam-menballungen von Mycel sichtbar zu werden -

kleine weiße Punkte von ca. 0,5-1 mm Durchmesser.Diese Mycelknoten wachsen sich innerhalb einiger Tagezu Primordien (= Jungpilzen) aus, Gebilden von etwa2 mm Länge, bei denen der spätere Stiel und Hut schon

klar erkennbar sind. Innerhalb von meist einigenTagen wachsen sich diese Primordien zu ausgewach-senen Pilzen aus.

In diesen Fruchtkörpern findet nun die Verschmel-zung der Zellkerne und die anschließende Redukti

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onsteilung statt; aus diesen Zellen entstehen die neuen

Sporen. Damit ist der Kreislauf geschlossen.Nur der Vollständigkeit halber sei angemerkt, daßneben dieser geschlechtlichen Form der Fortpflanzungauch drei ungeschlechtliche Formen existieren. Beieiner dieser Formen der Fortpflanzung zerfällt Pilzge-flecht in einzelne Zellen, aus denen sich wieder neuesPilzgeflecht bilden kann.

 Anmerkung zur Zucht psychoaktiver Pilze

Die echte Pilzzucht - also die Vermehrung von Pilzenausgehend von den Sporen und die eigene Herstellunggeeigneter Substrate - als Freizeitbeschäftigung -

kann durchaus als ein Nebenprodukt des Interesses anpsychoaktiven Pilzen bezeichnet werden. Schließlichbeschäftigten sich die ersten Anbau-Anleitungen in

Deutschland, welche die Pilzzucht von den Sporen biszur Ernte beschrieben, ausschließlich mit dem Anbaudieser Pilze. Und nicht wenige, deren Interesse anfangsnur auf solche Pilze gerichtet war, interessierten sichspäter zunehmend für die Zucht von Medizinal- undseltenen Speisepilzen.

Es gibt auch weiterhin gute Gründe, sich mit derZucht mancher psychoaktiver Pilze zu beschäftigen,

speziell mit der des Stropharia cubensis. Einmal istdieser Pilz wie kaum ein anderer von seinen klimati-schen Bedürfnissen her geeignet, in einer normalenWohnung gezüchtet zu werden. Der Cubensis ist feh-lertolerant wie kein anderer Pilz. Aus diesem Grund ister der Anfängerpilz schlechthin. Auch ich verwende ihnimmer noch gerne: als einfach zu handhabenden

Pilz in Modellsituationen, z.B. wenn ich den Einfluß

verschiedener Faktoren (wie etwa Nährstoffzusam-mensetzung) auf den Ertrag testen möchte. Für dieseArt von Untersuchungen stellt er sozusagen meine „Labormaus" dar. Anfängern empfehle ich ihn, weil sie

 bereits genug damit beschäftigt sein werden, sich alldie notwendigen Fertigkeiten anzueignen. Da brauchtes nicht noch zusätzlich Pilze, deren Anforderungen anKlimakontrolle oder Ähnliches so hoch ist, daß demAnfänger ein Erfolgserlebnis meist versagt bleiben

wird. Wenn ein Pilz dem Einsteiger das erste Erfolgs-erlebnis zuverlässig verschaffen kann, dann ist es der Stropharia cubensis. Deshalb wird hier auch die Pilz-zucht am Beispiel dieses Pilzes gezeigt.

Die Zucht solcher Pilze ist weiterhin legal - auch nochnach der 10. Verordnung zur Änderung betäu-

 bungsmittelrechtlicher Vorschriften. (Stand dieser Information: Januar 1999). Illegal wird solches Tun erstdann, wenn es dazu dient, Pilze zu erzeugen, die  „als

Betäubungsmittel mißbräuchlich verwendet werdensollen." Die Zucht aus biologischem Interesse oder anderen Gründen bleibt also legal, wenn das Endpro-dukt nicht konsumiert wird, oder Umstände dafür sprechen, daß es einmal konsumiert werden soll, alsRohmaterial für die Extraktion von Psilocybindienen soll, oder ähnliches.

Bleibt noch die Frage zu klären: was fängt man mitden so gezüchteten Pilzen an? Getrocknet und pulver-isiert scheinen sie, ersten Versuchen nach zu schließen,einen guten biologischen Dünger für Zimmerpflanzenabzugeben. An Mitteilungen über weitere sinnvolleund   legale Verwendungszwecke selbstgezogener Fruchtkörper psychoaktiver Pilze bin ich immer inter-essiert.

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5. Was man zur Pilzzucht braucht 

Geräte

Die als Hobby betriebene Pilzzucht ist, verglichen mitvielen anderen Freizeitbeschäftigungen, gar nicht ein-mal besonders teuer und kann in praktisch jeder Woh-nung begonnen werden. Eine mittlere Skiausrüstungkostet z.B. sehr viel mehr Geld. Der Erwerbsanbau vonPilzen dagegen macht erhebliche Investitionen not-wendig und läßt sich nur in eigens dafür konzipiertenRäumen durchführen. Wer die Pilzzucht als Hauptberuf betreiben will, der sei auf Paul Stametis hervorragendeBücher „Growing Gourmet and Medicinal Mushrooms"und „The Mushroom Cultivator" verwiesen. Leider gibtes diese Bücher bisher nur in englischer Sprache. Für 

den Hobby- und Kleinzüchter allerdings haben die indiesen Büchern gegebenen Hinweise nur zum TeilGültigkeit.

Der Hobbyzüchter braucht die folgenden Geräte:

Einen Autoklaven oder Dampfdruckkochtop£   Einsolches Gerät wird benötigt, weil die Temperaturvon kochendem Wasser bzw. heißem Dampf ohneDruck zur zuverlässigen Sterilisation nicht

ausreicht. Erhitzt man Wasser jedoch untergenügend starkem Druck, dann wird die nötigeTemperatur von ca. 121 Grad Celsius erreicht.

Der Autoklav ist der teuerste, gleichzeitig leider auchein unverzichtbarer Teil der Ausrüstung. Auto

klaven sind in der Regel medizinisch oder industriellverwendete Geräte, in denen Material mit unter Druck stehendem Dampf sterilisiert (= keimfrei gemacht)werden. Ein großer Autoklav wäre die idealeLösung, leider sind solche Geräte aber auch sehr teuer.Bei einer Praxisauflösung oder im Rahmen der

Modernisierung eines kleinen Krankenhauses werdengebrauchte Geräte selten einmal günstig abgegeben.

Die zweitbeste, dafür finanziell erschwinglicheLösung sind Dampfdruckkochtöpfe. Diese gibt es auchunter der Bezeichnung „Schnellkochtopf' in Haus-haltswarengeschäften. Vorsicht: Manchmal werden unter der Bezeichnung Schnellkochtopf auch Töpfeangeboten, die nach irgendwelchen obskuren Verfah-ren arbeiten, aber nicht mit Dampf unter Druck. Sol-che Töpfe sind für die Sterilisation nicht geeignet. Leider sind Schnellkochtöpfe nicht ganz billig; unter 160.DMwird man nur selten einen in einer vernünftigen Größefinden. Tip: in ausländischen (meist türkischen oder asiatischen) Geschäften, die auch Haushaltswarenführen, gibt es solche Töpfe manchmal günstiger.

Schnellkochtöpfe sind auch beliebte Hochzeitsge-schenke. Daher kann es sich durchaus lohnen, erst ein-

mal im Familien- und Bekanntenkreis herumzufragen. Nicht selten landen solche Geschenke unbenutzt auf dem Dachboden. Muß man jedoch einen Dampf-druckkochtopf kaufen, dann sollte man auf einigeDinge achten. Faustregel: je größer, desto besser. Sinn

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 voll ist es, sowohl von den Petrischalen als auch vonden Einmachgläsern, die später in diesem Topf sterili-siert werden sollen, drei Stück zum Einkauf mitzu-nehmen und auszuprobieren, wie viele nebeneinanderhineinpassen. Der Preisunterschied von einer Topf-größe zur nächsten ist meist nur gering; und so kön-nen 10.- DM mehr oder weniger oft darüber entschei-den, ob man nur acht oder doch schon 12 Petrischa-len, nur eine  oder vielleicht drei Einmachgläser auf einmal sterilisieren kann. Und ob die Einmachgläser

 von der Höhe des Topfes her überhaupt hineinpassen! Wer plant, sich intensiver mit der Pilzzucht zu beschäf-tigen, der sollte sich von vornherein den Kauf eines

 wirklich großen Topfes überlegen. Derzeit (Stand Juli1998) kostet ein 18Liter-Topf in Geschäften für Gastro-nomiebedarf ca. 430.- DM (siehe Photo). Darin kannman dann aber auch 8 Einmachgläser mit 0,75 1 Inhaltoder ca. 70 Petrischalen gleichzeitig sterilisieren.

Rechts ein 6-Liter-Topf der

Fa. Fissler, auf der linken

Seite ein 18-Liter-Topf von

Sitram. Im Vordergrundzum Größenvergleich ein

0,75-1 Einmachglas.

Unwichtig ist dagegen der Typ bzw die Hersteller-firma des Gerätes. Solange es sich um europäischeFabrikate handelt, kann man davon ausgehen, daß siedie notwendige Temperatur von etwa 121 Grad Celsiusbei höchstem vorgesehenen Dampfdruck erreichen undgleichzeitig betriebssicher sind.

 Abstand nehmen sollte man davor, Schnellkoch-töpfe zu kaufen, die auf dem Flohmarkt angeboten

 werden. Die Hersteller neuer Schnellkochtöpfe garan-tieren in der Regel, daß man die notwendigen Dich-

tungen zehn Jahre lang nachkaufen kann. Bei den Töp-fen auf dem Flohmarkt handelt es sich oft um solche,deren Dichtungen defekt oder nicht mehr vorhandensind und für die diese Verschleißteile nicht mehr ange-boten werden.

Findige Bastler haben es sogar schon fertigge-bracht, sich aus gebrauchten, druckfesten Metallroh-ren mit Flansch oder ähnlichem Material vom Schrott-

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platz einen Autoklaven selbst zu bauen - sogar bis zu 80Litern Größe. Da gehört dann aber mindestens einSicherheitsventil und natürlich auch ein Manometerdran. Ein explodierender Selbstbau-Autoklav ist nichtspaßig - an solch ein Unterfangen sollte sich daher nurjemand wagen, der genau weiß, was er tut. Auf deranderen Seite wird der verwendete Druck oft auchüberschätzt - tatsächlich entspricht die Größen-ordnung des Drucks in einem Autoklaven oderSchnellkochtopf etwa dem, der in einem Autoreifenherrscht.

Gelochter Einsatz für den Schnellkochtopf.   Eingelochter, flacher Einsatz aus Metall, der genau in den

Schnellkochtopf paßt. Auf diesem kann man, legt manihn verkehrt herum in den Topf, die Petrischalen über

 Wasserniveau stapeln. Nicht allzu teuer, daher Selbst-baulösungen vorzuziehen.

Flamme zum Sterilisieren der Präpariernadel.   Ambesten eignet sich hierfür ein Spiritusbrenner, wie manihn für etwa 12.- bis 15.- DM in Geschäften für Labor-oder Biologiebedarf bekommt.   (Geschäfte für Labor-

bedarf sind nicht immer über Privatkunden glücklich, die

nur ein paar Artikelfür wenige Mark kaufen wollen. Ein

 Blick in die gelben Seiten und ein paar Testanrufe helfen,

den richtigen Händler zu finden. Noch besser sind 

Geschäfte für Biologiebedarf Diese sind es gewohnt  kleine

 Einkäufe, z.B. für Biologiestudenten,   abzuwickeln).

Ebenfalls geeignet sind kleine Gasbrenner jeder Art. Wichtig ist, daß die Flamme rußfrei brennt; Petroleumund Kerzen können aus diesem Grund nicht verwendet

 werden.

Wichtig: in manchen älteren Pilzzuchtanleitun- gen sind Impfkist en abgebildet , in denen Spir itus- brenner stehen. Dies ist falsch! Der Brenner hat in

 der Imp fkiste nicht s verloren! Schließ lich m uß die

Ein einfacher Spiritus-brenner und einePräpariernadel mitlanzettförmiger Spitze.

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 Impfkiste vor ihrer Verwendung mit alkoholhalti-

 gen (= als Gas explosiven) Desinfektionsmitteln

 ausgesprüht werden. Beim Anzünden des Brenners

 sind den Leuten schon mehrfach die Kisten um die

Ohren geflogen. Auf meinen Pilzzuchtseminaren

wurde mir dies immer wieder bestätigt! Gut, wenn es

 nur eine Plastikkiste und keine aus Glas war.

Scherben im Gesicht können unschön wirken!

 Außerdem verbrennt Spiritus wie auch Gas zu CO2

und Wasser; der Wasserdampf beschlägt die Schei-

 ben der K iste von innen und behindert die Sicht.

Präpariernadel.  Erhältlich wahlweise mit einer Spitzeoder mit einer lanzettförmigen Schneide. Die Lanzett-form ist die für unsere Zwecke geeignete. Präparier-nadeln gibt es im Biologie- oder Laborfachhandel mitMetall- oder mit Holzgriff. In den alten Pilzzucht-büchern werden anstatt dessen zwei Instrumenteempfohlen: eine Inokulationsöse aus Platindraht zum

Übertragen der Sporen und ein Skalpell zum Schnei-den und Übertragen von Mycel auf Agar. Die Präpa-riernadel ist billiger als diese beiden Instrumentezusammen (mit Holzgriff ca. 4.- DM, mit Metallgriff  ca.12.- DM) und eignet sich für beide vorgenanntenArbeiten. Sie hat gegenüber dem Skalpell zusätzlichnoch den Vorteil eines dünneren Stiels: der Deckel derPetrischale braucht nicht so weit geöffnet zu werden,wie dies bei Verwendung eines Skalpells notwendigwäre. Dadurch sinkt das Risiko einer Verkeimung dra-stisch ab.

Petrischalen mit Deckel.  Geeignet sind solche mit 8oder 10 cm Durchmesser. Ich ziehe 10 cm Durchmesservor, da ich mit einer Kultur dieses Durchmessers einegrößere Anzahl von Roggenkulturen beimpfen kann.Vorsterilisierte Petrischalen mit Malzextrakt

Nährboden gibt es in Laborbedarfshandlungen undApotheken für ca. 1,40 bis 2,50 DM je Stück, wobeimeist mindestens zwei Dutzend gekauft werden müs-sen. Hier fällt zwar das Sterilisieren weg; da diese Petri-schalen jedoch aus Plastik sind, kann man sie nur ein-mal verwenden. Beim Versuch, sie erneut zu sterilisie-ren, würden sie schmelzen. Ich ziehe daher die Petri-schalen aus Glas vor. Dadurch, daß man sie immerwieder verwenden kann, sind sie viel wirtschaftlicherund umweltfreundlicher.

Styroporkiste.  Endlich gibt es mal etwas umsonst!Geschäfte für asiatische Lebensmittel bekommenmeist einmal wöchentlich ihr Obst und Gemüse perFlugzeug frisch aus den Tropen angeliefert. Damit eskühl bleibt, wird es in großen Styroporkisten mitDeckel transportiert. Der Händler kann die Kistenaber nicht zurückgeben, muß sie also normalerweisewegwerfen. Daher sind die meisten Händler froh,

wenn man Ihnen ein paar dieser Kisten aus demLaden trägt. Daß man Ihnen dafür ein paar leckereSachen abkauft, sollte sich von selbst verstehen.

Einmachgläser mit Deckel. Am wichtigsten: sie müs-sen in der Größe zum Dampfdruckkochtopf passen.Außerdem sollten die Wandungen der Gläser parallelverlaufen oder besser: sich nach unten verjüngen. Nurso ist es möglich, nachher einen durchwachsenenBlock Roggen einfach herausgleiten zu lassen. Auchziehe ich Gläser mit aufliegendem Glasdeckel solchenmit Schraubdeckel vor. Sie lassen sich schneller öffnenund schließen und man braucht nur eine Hand dazu.Die schon von unseren Großmüttern benutzten Weck-Rundrandgläser in der sogenannten Sturzform (Fa.Weck, Weckstraße, 79664 Wehr-Öflingen) sind im all-gemeinen die robustesten und preiswertesten. Solche

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möglich, sollte heller Malzextrakt verwendet werden.Dunkler Malzextrakt ist karamelisiert und kann zur

Degeneration des Mycels führen.

Sittichfutter. Wenn jemand nur die klassische Hobby-kultur in Gläsern oder Schalen durchführen möchte,dann ist das Sittichfutter entbehrlich. Bei der vielertragreicheren Kultur auf Kompostsubstrat jedochbringt es entscheidende Vorteile: Jede Getreidesorteweist eine bestimmte Anzahl einzelner Körner pro

Gramm auf. Diese ist bei den kleinen Körnern, diehandelsübliches Sittichfutter ausmachen, etwa 10 malhöher als bei Roggen. Vermischt man mit Mycel besie-delte Sittichfutter-Kerne mit Kompost, so wird dasMycelwachstums von viel mehr kleinen Punkten ausbeginnen, als dies bei Roggen der Fall wäre. DieBesiedlung verläuft so schneller und sicherer. Siehaben das richtige Sittichfutter, wenn die Packung nurlauter kleine, etwa gleichgroße Kerne in der Größe von

Hirsekörnern aufweist. Sonnenblumensaat oder ähn-lich große Körner sollten nicht enthalten sein. SchauenSie sich ein bißchen um: die Preisunterschiede sindenorm. Nehmen Sie die billigste Sorte. Für 2,5 kg zahleich knapp unter 5.- DM.

Gips (Calcium-Sulfat). Einfachster Gips ohne alleZusätze.

Desinfektionsmittel.   Auf keinen Fall ein Haushalts-Desinfektionsmittel, wie etwa Sagrotan. Solche Prä-

parate enthalten Seife, die nachher einen unangeneh-men Schmierfilm bildet. Benötigt wird ein medizini-sches,   restlos   verdunstendes Desinfektionsmittel wieetwa Sagrotan med. Dieses Präparat wird in derApotheke verkauft, ist aber leider recht teuer (knapp 16.- DM für 250 ml). Da es jedoch über den bestenPumpzerstäuber verfügt, den ich kenne, empfehle ich,anfangs zumindest zwei oder drei Flaschen davon zu

kaufen. Später kann man z.B. das etwas billigereMeliseptol kaufen (ca. 30.- DM/Liter) und den Zer-stäuber damit nachfüllen. Nicht ganz so wirksamsind 80%iger Spiritus oder 70%iger Isopropylalkohol,den es vergleichsweise billig in der Apotheke gibt.  Diegeringere Wirksamkeit kann man kompensieren,indem man abwechselnd eines der zuverlässigenmedizinischen Mittel und Isopropylalkohol oderSpiritus benutzt. Unangenehm ist das Vergäl-

lungsmittel beim Spiritus: dieses bleibt nach dem Ver-dunsten des Spiritus auf der Haut zurück. Wischt mansich dann einmal den Mund ab, so bleibt ziemlichlange ein eklig bitterer Geschmack zurück. Wer meint,mit 96%igem Spiritus oder 95%igem Isopropylalkoholmehr zu erreichen, der irrt: die oben aufgeführtenKonzentrationen weisen die beste Desinfektionslei-stung auf.

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6. Mikroorganismen, Sterilisationund Desinfektion

Sicher haben Sie schon einmal an einem schönenSommertag von der Seite her in einen Sonnenstrahlgeschaut. Und sich über die plötzlich sichtbar gewor-denen, in der Sonne tanzenden, unzählbaren Staub-teilchen gewundert. Jedes dieser Staubteilchen ist mitSporen von Bakterien und Schimmelpilzen besetzt.

Und alle diese Sporen haben nur eines im Sinn: sichauf Ihren Nährböden und Kulturen niederzulassen, zukeimen und so Ihre Kulturen zu zerstören. Glauben Sienicht? Sie werden es erleben!

Neben den sichtbaren Partikeln schweben in derLuft noch viel mehr Teilchen, die so klein sind, daß mansie gar nicht wahrnehmen kann. Und schließlich stößt

 jeder Mensch in jeder Minute etwa 15.000 Partikelgebrauchte Haut ab -   alle besetzt mit Bakterienund

Schimmelsporen.Irgendwie muß man all diese Schaderreger wieder

loswerden. Das gleiche Problem hatten die Medizinerauch bei ihren Operationen. Deshalb haben sie schonlange vor den Pilzzüchtern zwei Verfahren entwickelt,um solcher Keime Herr zu werden: die Sterilisationund die Desinfektion.

Zuerst einmal die Sterilisation:   Zumindest theore-

tisch werden dadurch alle Mikroorganismen und ihreDauerformen, wie z.B. Sporen, abgetötet. Das kanndurch eines der folgenden Verfahren geschehen (alleTemperaturangaben in Grad Celsius):

bei Metall durch Ausglühen.durch Hitzesterilisation bei Metall und Glas: 180 Grad30Minuten lang.durch Dampfdrucksterilisation

bei einem atü und 121 Grad C: 20 Minuten. beizwei atü und 134 Grad C: 5 Minuten.

andere Verfahren wie das Beschießen der Substratemit radioaktiven Teilchen oder die Sterilisation mitgiftigen Gasen werden ebenfalls verwendet, kom-men aber für den Privatmenschen kaum in Be-tracht.

120 Grad ist die übliche Temperatur in Schnellkoch-töpfen, 134 Grad erreicht man nur in speziellenAutoklaven. Wichtig: Die angegebenen Zeiten gelten

von dem Zeitpunkt an, an dem die zu ster ilis ierend en Objekt e die entspr echende

Temperatur angenom men haben!

Ein weiteres Standardverfahren ist die Desinfektion:alles, was wir beim sterilen Arbeiten brauchen, aberwegen seiner Beschaffenheit nicht sterilisieren können,wird desinfiziert. Die eigenen Hände zum Beispielwürden die oben aufgeführten Behandlungen schwer

verübeln. Deshalb greift man zu etwas wenigerrabiaten Mitteln, die aber leider auch wenigerperfekte Ergebnisse zur Folge haben. Desinfektionbedeutet:   „einen Gegenstand in einen Zustandversetzen, so daß

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er nicht mehr infizieren kann", d.h. Abtötung, Hem-mung oder Entfernung aller Erreger. Im Gegensatz zur 

Sterilisation können so nicht alle Erreger und derenDauerformen getötet werden. Nach dem Waschen derzu desinfizierenden Gegenstände mit Wasser, Bürste undSeife werden diese mit einem medizinischen Des-infektionsmittel  (s.u.  Material) oder 70%igem Isopro-pylalkohol oder 80 %igem Äthylalkohol (Spiritus)behandelt.

Nach soviel Theorie nun zur Praxis. Die folgendeCheckliste ist eine Schritt-für-Schritt-Anleitung füralle Punkte, die beim sterilen Arbeiten mit der Impf-kiste zu beachten sind.

Checkliste „Steriles Arbeiten in der Impfkiste"

Vorbereitung: Zuerst werden alle Gegenstände in die

Impfkiste gebracht, die später dort benötigt werden.Ausnahmen: offene Flammen (z.B Spiritusbrenner)haben in der Impfkiste wegen der Explosionsgefahrnichts verloren. Sporenabdrücke, die sich nicht in einerPetrischale oder einem anderen Glasgefäß befinden,sondern nur in Papier oder in dünner Plastikfolie,ebenfalls nicht. Bei der folgenden Desinfektion könntensie ihre Keimfähigkeit verlieren. Stellen Sie auch sonstalle Gegenstände, die sie benötigen werden, in

Reichweite.

Raumdesinfektion:   Wenn sich bei vorhergegangenenVersuchen herausgestellt hat, daß Ihre Raumluft stark verkeimt ist, dann können Sie schwebende Keime ent-fernen, indem Sie vor der Arbeit im Raum einen fei

nen Sprühnebel aus Wasser versprühen. Achten Sie jedoch auf Ihre Elektrogeräte, oder besser: führen

Sie  das Ganze im Bad durch - dieser Raum läßt sichmeist am besten säubern und nimmt Feuchtigkeit nichtweiter übel. Verzichten Sie auf das Versprühengiftiger Desinfektionsmittel im Raum; sie bringen imVergleich zum Wasser nur geringen Zusatznutzen.

Desinfektion der Kiste:  Die Impfkiste wird 30 Minu-ten vor Beginn der Arbeit zum ersten Mal desinfiziert,indem ein Desinfektionsmittel (siehe Materialien)innerhalb der Kiste versprüht wird. Dabei kommt esdarauf an, daß der feine Sprühnebel beim Herunter-rieseln möglichst alle Schwebeteilchen in der Luft ein-fängt, mit zu Boden nimmt und dort deaktiviert. Alsonicht die inneren Oberflächen der Kiste einsprühen,sondern von unten schräg nach oben sprühen.

Etwa 10 Minuten vor Beginn der eigentlichen Arbeitdiese Sprühdesinfektion wiederholen.

Desinfektion der Hände:   Händewaschen mit soheißem Wasser wie möglich. Gründlich mit Seife undBürste, besonders auch den Bereich unterhalb der Fin-gernägel und den Nagelfalz reinigen. Unterarme nichtvergessen. Abtrocknen nur mit einem frischen Hand-tuch. Nach dem Händewaschen wird mit den Händennichts mehr berührt, was nicht unbedingt berührtwerden muß. Vor allem nicht der eigene Körper, z.B. die

Haare.Die Hände und Unterarme dann mit dem Desin-

fektionsmittel einsprühen, bis sie naß von Desinfekti-onsmittel sind. Nicht abtrocknen, sondern verdunstenlassen. Anschließend kann mit der Arbeit in der Impf-kiste begonnen werden.

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7. Ein Überblick: Die Pilzzucht 

Das Vorgehen bei der Pilzzucht läßt sich grob in diefolgenden vier Schritte einteilen:

1. Schritt:

Anzucht des Mycels in Petrischalen auf Nährböden,meist auf der Basis von Agar.

Das Mycel wird entweder aus Sporen, aus bereitsvorhandenen Agarkulturen oder aus lebenden Pilzen („Klonen") herangezogen.

2. Schritt:

Vermehrung des Mycels auf Getreide, um eine größereMycelmasse zu erhalten.

3. Schritt:Beimpfung des endgültigen Substrates mit der Getrei-debrut. Dies wird in der Regel entweder eine spezielleKompostmischung oder Holz sein. In der Hobbypilz-zucht gibt es noch eine dritte Variante: die Getreidebrutwird mit einer dünnen Schicht einer Erdmischung

bedeckt und dient so als Substrat.4. Schritt:

Wachstum, Ernte und evtl. Nachbehandlung der Pilze

In den folgenden Abschnitten werden diese Schritte inallen Einzelheiten dargestellt.

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8. Mycel-Anzucht auf Agar 

Herstellung und Sterilisationvon Agar-Nährböden

Gleich ob man die Pilzzucht mit Sporen, mit einergekauften oder geschenkten Petrischale Mycel odermit einem lebenden Pilz beginnt: stets wird mananfangs genug reines Mycel erzeugen müssen, um wei-tere Nährböden oder Roggen beimpfen zu können. Diesgeschieht, wie in der Mikrobiologie üblich, auf sterilenAgar-Nährböden. Für die Herstellung dieserNährböden gibt es hunderte von Rezepten, mit teilsrecht exotischen und ausgesprochen teuren Zutaten.Glücklicherweise können in der Pilzzucht relativ ein-fache Nährböden Verwendung finden, wie sie in denfolgenden drei Rezepten beschreiben werden.

1. Der Kartoffel-Dextrose-Agar. Man nehme:300 Gramm Kartoffeln25 Gramm Agar

12 Gramm Dextroseein Teelöffel BierhefeDie Kartoffeln werden gewaschen, ungeschält in

kleine Stücke geschnitten und eine Stunde lang ineinem Liter Wasser gekocht. Anschließend wird durchein Sieb abgegossen, wobei der Sud aufgefangen wird.Nicht filtern: ein Filter würde die Stärketeilchen im Sudzurückhalten, die das Mycel als Nahrung benötigt. DenSud mit Wasser auf 1,1 Liter aufgießen. In die Flüssig

keit rührt man nun den Agar, die Dextrose und dieHefe ein. Die Hefe wird sich dabei nur teilweise auf-

lösen, die sichbaren kleinen Teilchen in der Lösungschaden nicht. Die Lösung erhitzen, dabei neben demOfen stehen bleiben, weil die Flüssigkeit bei Erreichendes Siedepunktes ähnlich wie Milch zu heftigem Über-kochen neigt. Etwa 3 Minuten lang köcheln lassen.Anschließend noch warm etwa   3-4 mm hoch in dievorbereiteten sauberen Petrischalen gießen. Mit einemLiter Lösung fülle ich ungefähr 30 Petrischalen von 10cm Durchmesser.

Noch einfacher zuzubereiten sind die folgendenzwei Rezepte. Einfach die Zutaten mischen, zumKochen bringen, etwa drei Minuten kochen lassen und indie Petrischalen einfüllen. Die in manchen Rezeptenzusätzlich angegebenen Salze wie z.B. Calziumcarbonatoder Kaliumphosphat sind überflüssig.

2. Der Hundefutter-Agar:30

Gramm Hundefutter25 Gramm Agar1,1 Liter Wasser

Kein Hundefutter aus Dosen verwenden, sondernTrockenfutter, am besten Pedigree-Pal Hunde-Bis-cuits. Andere Trockenfuttersorten funktionieren eben-falls, aber manche davon stinken beim Kochen bestia-lisch. Vorteil: billigste Agarsorte, Zutaten am einfach-sten zu besorgen. Nachteil: Der Agar bleibt

trübe, das

zweiten Ring sehe weiß ich daß der Maximaldruck

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Hundefutter löst sich nur zum Teil auf. Dadurchwird das Erkennen von Kontaminanten erschwert.

3. Der Malzextrakt-Agar:20 Gramm Malzextrakt25 Gramm Agar

1,1 Liter WasserWenn beim Einfüllen Tropfen der Agar-Lösung auf  den

Deckel der Petrischalen oder den Tisch gelangen, dieseunbedingt sofort abwischen. Beim späteren Stapeln derPetrischalen würden diese Agar-Tropfen die Petrischalenzusammenkleben. Beim ungeduldigen Versuch sozusammengeklebte Petrischalen zu trennen, habe ichmir mehr als eine Petrischale zerbrochen. In heißemWasser gelingt die Trennung gewöhnlich, ohne daß diePetrischalen brechen.

Die Sterilisation: Den Schnellkochtopf ca. 3-4 cm hochmit Wasser füllen. Auf den Boden des Schnellkochtopfesden umgedrehten gelochten Einsatz oder ein selbst-gebasteltes Gestell legen, welches die untersten Petri-schalen deutlich über das Niveau des Wassers heraus-hebt, damit die Petrischalen nicht vollaufen. Den Topf 

mit den Petrischalen füllen, indem man diese überein-ander aufstapelt. Läßt man den Agar erkalten, bevorman die Petrischalen in den Topf stellt, so vermeidetman, daß man Agar-Lösung verschüttet. Den Deckelentsprechend der Gebrauchsanleitung verschließen.

Nun den Topf auf den Herd stellen und auf höch-ster Stufe erhitzen. Nach einiger Zeit beginnt das Was-ser zu kochen. Warten, bis der Topf seinen Betriebs-druck erreicht hat. Woran man dies erkennt, ist von

Modell zu Modell verschieden. Bitte die Gebrauchsan-leitung zu Rate ziehen. (Bei einem meiner Töpfe steigt z.B. ein Stift aus dem Deckel nach oben, der mit zweigelben Ringen gekennzeichnet ist. Sobald ich den

zweiten Ring sehe, weiß ich, daß der Maximaldruck erreicht ist). Nun dreht man die Temperatur am Ofensoweit zurück, daß dieser Maximaldruck gerade ebengehalten wird. Alle Typen von Schnellkochtöpfen lassennoch ein leichtes Zischen von ein wenig ausströ-mendem Dampf hören; das ist völlig normal. Wenn

das Zischen allerdings sehr heftig ist und viel Dampf austritt, dann ist die Temperatur zu hoch. Dies kann beilängeren Sterilisationszeiten dazu führen, daß dasWasser im Topf zu schnell verdampft. In diesem Fallwürde der Topfboden zu glühen beginnen, Topf undInhalt könnten zerstört werden.

Sobald der Topf seinen Maximaldruck erreicht hat,beginnt die Zeitmessung: In kleinen Töpfen (bis ca. 8Liter) ist Agar meist nach  25 Minuten ausreichend

sterilisiert, große Töpfe von 18 Liter Inhalt brauchenbis zu 35 Minuten.

Nach Ablauf der Zeit läßt man den Topf am Besten anOrt und Stelle auskühlen. Wenn man ihn zumAbkühlen an eine andere Stelle trägt, dann sollte mandaran denken, daß der Agar noch warm und damitflüssig ist. Vor allem dürfen keine Ventile geöffnet wer-den, bevor die Temperatur und der Druck sich nor-malisiert haben. Plötzlicher Druckabfall würde dazuführen, daß der noch heiße Agar aufschäumt und sichüber den Stapel Petrischalen ergießt.

Günstig ist es, ein feuchtes Handtuch über den Topf zulegen. Während des Abkühlens strömt infolge desDruckausgleichs unsterile Außenluft in den Topf ein.Damit können auch Kontaminanten in das Sterilisier-gut geraten. Ein sauberes, feuchtes Tuch, das speziellden Bereich der Ventile und Dichtungen umschließt,

verringert diese Gefahr. Hat man einen speziellenArbeitsraum, den man z.B. mittels einesRaumluftfilters sauber hält, empfiehlt es sich, den Topf zum Abkühlen in diesen Raum zu bringen. Zuvor hatman diesen

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Falsch: Der Deckelbedeckt das Unterteil derPetrischale nicht. Keime

können ungehindert ausder Luft herabsinken und

sich auf dem Nährbodenniederlassen. Der Deckel

der Petrischale solltedaher das Unterteil stets

 vollständig bedecken

Falsch:   Zwar bedeckt nunder Deckel das Unterteil,jedoch ist die Petrischale

 viel weiter geöffnet, alsdies zum Arbeiten not wendig wäre. Dadurch

 wird die Gefahr der Ver-keimung unnötig erhöht.

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Raum mit Wasser ausgesprüht und den Filter einige

Zeit auf voller Leistung laufen lassen. So ist die Luft weitgehend keimarm, und es werden kaum schädlichePartikel ins Innere des abkühlenden Topfes gesogen.

Eine wichtige Vorbemerkung zur Arbeit mit Petrischalen

Gleich, ob man etwas aus einer sterilisierten Petri-schale entnimmt oder ob man etwas in sie hinein-

bringt: man versucht immer, den Deckel dabei nur so wenig wie möglich zu öffnen und arbeitet so schnell, wie es nur geht. Mit beiden Maßnahmen kann mandas Risiko, daß Fremdkeime die eigenen Kulturen zer-stören, ganz erheblich senken. Übung macht hier denMeister, deshalb sollte man ruhig erst einmal mit lee-ren Petrischalen trainieren. Damit man sehen kann,

 worauf es ankommt, habe ich hier die wichtigsten

Punkte ins Bild gesetzt

Das Beimpfen der Nähr- böden mit Pilzsporen

Speziell der Anfänger sollte, wenn sich ihm dieMöglichkeit dazu bietet, anfangs Mycel auf Agar als

 Ausgangsmaterial gebrauchen. Sporen verwendetman in der Regel nur, wenn man eine bestimmtePilzart oder -rasse nicht in Form von Mycel zur

 Verfügung hat. Trotzdem ist das Verfahren der Mycelgewinnung 

aus Sporen immer noch wichtig: Nur hier ist es mög-lich, zu neuen Rassen zu gelangen (Zucht bessererStämme) und Degenerationserscheinungen zu ver-meiden. Wenn man also nicht einfach nur Getreidebruterzeugen will, sondern aus einer größeren Zahl vongenetisch verschiedenen Kulturen wählen möchte,dann muß man mit Sporen arbeiten.

Zuerst stellt man sich Petrischalen mit Agar her.

Sind diese Nährböden fest geworden, dann bereitetman seine Impfkiste vor und desinfiziert schließlich

Richtig: Der Deckelbedeckt das Unterteil, derDeckel ist kaum geöffnet.Deutlich sichtbar ist hier, wie es der dünne Stiel derPräpariernadel erlaubt, miteiner nur minimalenÖffnung auszukommen.Mit einem Skalpell wäre

dies nicht in so idealer Weise möglich.

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die Hände. Petrischalen und Sporenabdruck befindensich griffbereit in der Impfkiste. Als nächstes entzündet

man seine Alkohol- oder Gasflamme (außerhalb derImpfkiste!) und nimmt die Präpariernadel zur Hand.Die Präpariernadel sterilisiert man, indem man sie biszur Rotglut in der Flamme erhitzt. Man geht mit derNadel nun in die Impfleiste und öffnet eine Petrischalegerade so weit, daß die Nadel von der Seite her hinein-geschoben werden kann.Je  kleiner der Spalt, den man

 dabei öffnet und je schneller man dabei vorgeht, desto

 geringer die Gefahr einer Verkeimung!

Mit der noch heißen Nadel sticht man in den Agar.So wird die Nadel nicht nur abgekühlt, sondern sieüberzieht sich auch mit einem klebrigen Film, der beider Aufnahme der Sporen hilft. Mit der Spitze derNadel tupft man nun auf den Sporenabdruck, so daßman dabei einige Sporen aufnimmt. Sind die Sporenauch nur halbwegs frisch, so wird dies keine Problemebereiten. Ist der Sporenabdruck schon viele Monate

oder gar Jahre alt und sehr stark ausgetrocknet, so kle-ben die Sporen oft recht fest auf ihrer Unterlage.Hier bleibt dann nichts anderes übrig, als vorsichtigein paar Sporen abzukratzen. Wie auch bei derAufnahme der Sporen bemüht man sich jedoch dabei,nicht kreuz und quer über die gesamte Oberfläche desSporenabdrucks zu kratzen, sondern nur von einemkleinen, eng begrenzten Bereich Sporen aufzunehmen.Dies hat den  folgenden Grund: Sporenabdrücke werden

von frischen Pilzhüten abgenommen. JedeDesinfektion verbietet sich dabei von selbst, da sie auchden Sporen schaden würde. Die Folge:Sporenabdrücke können niemals ganz steril sein. Einpaar Kontaminanten sind immer dabei. Ist derSporenabdruck jedoch fachmännisch hergestelltworden, dann ist die Wahrscheinlichkeit, einen derwenigen Kontaminanten mit aufzunehmen, nicht allzugroß. Kratzt man nun völlig unnöti

gerweise die Sporen einer großen Fläche zusammen, soerhöht man die Chance, daß man auf diese Weise

auch die Kontaminanten mit aufnimmt.Eine gerade sichtbare Menge Sporen, die der Spitze

anhaften, sind mehr als genug für die Beimpfung einerPetrischale. Da Sporen so klein sind (ca. 6 my imSchnitt, selten größer als 20 my; ein my = 1/1000 Mil-limeter) entspricht eine gerade noch sichtbare Mengebereits Tausenden von Sporen. Auch deswegen gibt eskeinen Grund zu versuchen, eine größere Menge Spo-

ren zusammenzukratzen.Mit der sporenbehafteten Spitze der Nadel tupfen wir jetzt in der Mitte einer frischen Petrischale an dreiverschiedenen Stellen auf den Agar. Auch hier achtenwir darauf, den Deckel nur soweit und so lange zu öff-nen, wie dies unbedingt notwendig ist.

Anschließend wird die Petrischale am besten mit ei-nem Streifen Frischhaltefolie oder mit Elektro-Isolier-band verschlossen. Normales Klebeband, wie etwa

Tesafilm ist hierfür nicht geeignet, da es zu steif ist undes sich der Rundung der Petrischale nicht anpaßt. Dieschmale Rolle Frischhaltefolie erhalten wir, indem wirvon einer ganz normalen Rolle Haushaltsfolie ein Stück abschneiden. Ändert sich die Raumtemperatur, z.B. mitdem Tag/Nacht-Rhythmus, dann dehnt sich die Luft inder Petrischale aus und zieht sich abwechselnd wiederzusammen. Dabei gelangen auch Kontaminanten vonaußen in die Petrischale. Dies geschieht auch als Folge

von Änderungen des atmosphärischen Luftdrucks. DieFrischhaltefolie erlaubt den Druckaustausch, stellt aberfür die meisten Kontaminanten ein Hindernis dar.

SporenkeimungBis zu einem Jahr alte Sporen keimen in der Regel nachetwa vier bis acht Tagen aus. Sehr viel ältere Sporen

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brauchen oft deutlich länger. Die längste noch erfolgteSporenkeimung, von der ich gehört habe, fand nach  24

 Tagen statt. Ich persönlich entsorge den Inhalt vonPetrischalen, in denen keine Keimung erfolgt ist, nach14 Tagen.

 Aufbewahrung und Wachstum des Mycels

Die Petrischalen lagert man, solange man auf die Kei-

mung wartet, oder das Mycel noch wachsen soll, beieiner Temperatur von etwa   23   bis   27   Grad Celsius.Kühlere Lagerung ist ebenfalls möglich; allerdings

 werden die Wachstumsvorgänge besonders tropischer

und subtropischer Pilze dann nur stark verlangsamtablaufen. Denken Sie daran, daß es in einer Wohnung 

immer oben am wärmsten ist. Wenn man seine Petri-schalen z.B. in einer Styroporkiste auf einem Schrank lagert, dann wird es dort meist warm genug sein, umein zügiges Mycelwachstum sicherzustellen.

 Woran erkennt man, ob tatsächlich Sporen gekeimthaben? Nun, erst einmal daran, daß an einer der Stel-len, an der man mit der sporenbehafteten Nadel Spo-ren aufgetupft hat, weiße Gebilde wachsen, ähnlich fei-

nen Wattefasern.Mycel überwächst in der Regel, je nach Art und Temperatur, in etwa 10-20 Tagen kreisförmig den Agar.Mycelien einheimischer Pilze, die mit Baumwurzeln inSymbiose leben, wachsen häufig deutlich langsamer.Man läßt das Mycel soweit heranwachsen, bis es etwa0,5 bis 1 cm vom Rand entfernt ist.

Dann ist der beste Zeitpunkt gekommen, um es zurBeimpfung weiterer Petrischalen oder von Getreide zu

 verwenden. Zum Einlagern genügt schon eine kleinerebewachsene Fläche. Mycel wird bei  2-4  Grad Celsiusgelagert. Bei dieser Temperatur stellt es seine Lebens-

 vorgänge fast vollständig ein und ist mindestens 5 Jahre haltbar. Minusgrade dagegen würden das Mycelabtöten.

Verunreinigung der Petrischalen:Schimmel, Bakterien, Hefen

Es empfiehlt sich anfangs, alle Petrischalen nachdem Sterilisieren acht Tage auf die Seite zu stellen. Wei-sen nach dieser Zeit mindestens 90 Prozent der Petri-schalen immer noch keine Verunreinigung auf, dann

 wurden die Petrischalen ausreichend sterilisiert. Ent- wickeln sich in den Petrischalen gleichmäßig über die

ganze Oberfläche verteilt Schimmel- oder Bakterien

Dieses sehr schön entwickelte Mycel hat gerade die richtigeGröße, um es einzulagern. Möchte man eine größere Zahl vonPetrischalen oder Getreidegläsern damit beimpfen, wird man esnoch ein wenig weiter wachsen lassen.

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geflecht in ihren Petrischalen entdeckten: Ist es nun derselben Art Von diesen Sorten wird sich die durch-

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geflecht in ihren Petrischalen entdeckten: „Ist es nunmono- oder dikaryot?" Und gab es in der Folge Pro-

 bleme bei der Fruchtung, dann war der vermeintlicheÜbeltäter allzu schnell dingfest gemacht: Es war halt nur monokaryotes  Mycel,   das man verkauft bekommenoder aus Sporen gezogen hatte.

Tatsächlich ist diese Frage in der Praxis bedeu-tungslos. In jahrelanger Arbeit mit Pilzmycel ist wedermir noch anderen Eperimentatoren jemals mono-karyotes Mycel untergekommen. Und das ist ja auch nurzu verständlich: hat man seine Sporen in die Petri-schale übertragen, dann besteht so ein Sporenpunktaus Tausenden von Sporen, von denen stets entwedereine ganze Menge oder gar keine keimen. Hat also eine

Keimung stattgefunden, dann sind stets genügendPilzfäden da, die miteinander verschmelzen können.Ähnlich verhält es sich mit der Selektion eines reinen

Mycel-Stammes. Dies war tatsächlich eine ganze Zeitlang geradezu ein Credo in der Pilzzucht, an das auchheute noch einige Züchter im Westen glauben.Pilzzüchter, die in großen Anlagen arbeiten und eini-ges Geld in diese investiert haben, möchten natürlichmit Rassen arbeiten, deren Verhalten so genau wie

möglich vorhersagbar ist, und die unter genau defi-nierten Umweltbedingungen auch zuverlässig ganzbestimmte Erträge bringen.

Als Hobbyzüchter werden wir die Kontrolle derUmweltbedingungen und der Nährstoffzusammenset-zung der Substrate sicher nie soweit treiben, wie diesdie großen Anbauer tun -   das wäre auch mehr alsunwirtschaftlich. Wir haben es also mit nur in Maßenkontrollierten Bedingungen zu tun, die deutlich stär-

ker schwanken, als es im Erwerbsanbau der Fall ist.Aber der vermeintliche Nachteil verwandelt sich

sogar in einen Vorteil. Eine Petrischale mit aus Sporengekeimtem Mycel enthält eine größere Zahl von Sorten

derselben Art. Von diesen Sorten wird sich die durchsetzen, die am besten mit den Bedingungen zurecht-kommt, wie sie bei dem jeweiligen Pilzzüchter herr-schen. Es findet also ganz automatisch eine höchstsinnvolle Auswahl statt, ohne daß man allzu viel dafürtun muß. Würde man die Techniken, die zur Isolierungeiner reinen Rasse in den alten Anleitungen empfoh-len werden, anwenden, dann würde man irgend einezufällige Rasse isolieren und weiterzüchten. DieChance, daß sich die für den Experimentator brauch-barste Rasse durchsetzt, ist damit vertan. Später läßtsich durchaus sinnvoll Zuchtwahl betreiben: indemman Pilze mit erwünschten Eigenschaften klont.Klonen ist bei Pilzen ganz einfach und wird weiter

unten beschrieben.

Beimpfung von Agar- Nährböden mit Mycel 

Dies ist die häufigste Form der Übertragung vonMycel. Vielleicht haben Sie ja Mycel gekauft odergeschenkt bekommen. Oder Sie haben Mycel aus Spo-

ren angezogen und möchten es nun weiter vermehren.Vorbereitung: Desinfektion der Impfkiste, Waschen

und Desinfektion der Hände wie im vorigenAbschnitt beschrieben. Sterilisierte Petrischalen mitAgar und eine Mycelkultur auf Agar bereitlegen.

Sterilisation:  Man beginnt damit, daß man diePräpariernadel in der Flamme erhitzt, bis sie rot-glühend ist. Mit der heißen Präpariernadel sticht manein- oder zweimal in den Agar der zu beimpfendenPetrischale. Dabei wird die Nadel abgekühlt, so daß siedas zu übertragende Mycel nicht verbrennt. Manachtet natürlich wieder darauf, den Deckel derPetrischale nur soweit zu öffnen, wie es unbedingterforderlich ist.

Beimpfen einer frischenPetrischale mit Mycel

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Petrischale mit Mycel.Die Deckel wurden der

besseren Übersichtlichkeit wegen weggelassen.

Die folgende Abbildung wurden nur deswegen ohneDeckel gemacht, um den Vorgang besser sichtbarmachen zu können.

Übertragung:   Mit der Präpariernadel schneidetman im Abstand von 2-3 mm einige Male parallel in dasMycel ein. Das Mycel mancher Arten kann, besonders

 wenn es ein wenig älter ist, erstaunlich zäh sein. Hierhilft es, wenn man die Schneiden der Präpariernadelgut nachschärft. Man schließt den Deckel, dreht die Pe-trischale um 90 Grad und schneidet nun rechtwinklig zu den ersten Schnitten wieder im Abstand von 2-3 mm

so in den Agar, daß kleine Quadrate entstehen.Nun hebt man eines dieser kleinen Quadrate mit derPräpariernadel aus seiner Umgebung heraus, öffneteine frische Petrischale, führt die Nadel mit dem

 Agarstückchen dort ein und legt dieses etwa in derMitte der Schale ab. Auch hier sind Schnelligkeitund

nur minimal offene Deckel die wichtigsten Faktoren. Will das Agar-Stückchen nicht gleich von der Nadel auf den Agar fallen, dann zieht man die Lanzette einfach

durch den Agar, schneidet also in ihn hinein und streiftdas Mycelstück auf diese Weise von der Nadel ab. Gerätdas Mycel dabei in den Agar, oder fällt es mit derMycelfläche auf den Agar, so macht das überhauptnichts aus. Das Mycel wird in kurzer Zeit auf die Ober-fläche hinaufwachsen und sich dann dort ausbreiten.

 Auf der vorhergehenden Abbildung ist die Petri-schale, aus der die Mycelstücke entnommen werden,

bereits vollständig vom Mycel überwachsen. Meist wirddies keine Probleme bereiten. Jedoch ist es sicherer,hierfür Mycel zu verwenden, welches die Oberflächeder Petrischale noch nicht vollständig über-

 wachsen hat. Kontaminanten, die während derLagerung in die Petrischalen eindringen, fallenpraktisch

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immer direkt am Rand nieder. Befindet sich dort Agar,dann keimen die Kontaminanten dort aus und werden

so sichtbar. Ist aber die Petrischale vollständig über- wachsen, dann fallen die Bakterien- oder Schimmel-sporen oben auf das Mycel. Dort können sie sich nichtentwickeln und bleiben ruhend. Wird aber das Mycelmit daraufliegenden Schadsporen für die Beimpfung 

 von Roggen verwendet, dann finden die Sporen imRoggen einen unbesiedelten Lebensraum und keimensofort aus. Die Folge sind unweigerlich verschimmelte

Gläser mit Getreidebrut. Auf jeden Fall sollten aber bei jedem Beimpfungs- vorgang aus einer Petrischale heraus -  gleich ob wei-tere Petrischalen oder Getreide beimpft werden soll -die Mycelstückchen weder direkt aus der Mitte nochunmittelbar vom Rand genommen werden, sondern

 von irgendwo dazwischen. Die Mitte und der Rand

sind die Stellen, die mit der größten Wahrscheinlich-keit kontaminiert sind. Weist das Mycel strang- oder

fadenförmige und watteartige Abschnitte (Sektoren)auf, dann sollte man die strangförmigen Sektoren

 vorziehen. Watteförmiges Wachstum kann, muß abernicht unbedingt ein Zeichen für Degeneration sein.

Falls es sich um einen vitalen Stamm handelt, trittbei einigen Pilzarten nach längerer Lagerung der Petri-schalen spontane Fruchtung in den Petrischalen auf.

 Am sichersten ist es, sofort nach dem Beimpfen die

Petrischale mit einem schmalen Streifen Frischhalte-folie oder flexiblem Isolierband zu versiegeln. Auch dies wirkt nicht immer hundertprozentig, reduziertKontaminationen aber enorm. Die Lagerung und wei-tere Verwendung des Mycels erfolgt wie im Abschnitt „

 Wachstum und Aufbewahrung des Mycels" beschrie-ben.

Spontane Fruchtung vonStropharia cubensis auf  Agar.

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 Verschließen einer soebenbeimpften Petrischale mit

Haushaltsfolie.

 Mycelgewinnung aus Pilzen (Klonen)

Nicht erst seit Wissenschaftler das Schaf „Dolly" ausZellen erzeugt haben, hat der Begriff „Klonen" für

 vie le Menschen etwas Unheimliches. Vie le verbinden ihn mit kompl izierten Apparaturen inteuren Labors, an denen zwielichtige Erben

Frankensteins hantieren. Tatsächlich bedeutet Klonen nichts anderes, als

einem lebendem Organismus Zellen zu entnehmen unddiese wieder zu einem vollständigen Lebewesenheranzuzüchten. Dieses wird dann eine genetischidentische Kopie des Originals, sozusagen ein spätergeborener Zwilling. So kompliziert und fragwürdig soetwas bei Säugetieren auch sein mag: bei Pilzen ist

Klonen eine einfache und ganz natürliche Angelegen-heit. Nicht wenige Pilzfreunde haben dies schon ganzzufällig entdeckt: nämlich dann, wenn sie beim Zube

reiten von Pilzgerichten aus selbst gesammelten Pilzendie Pilze geputzt haben und die weggeschnittenen Teilenicht einfach in den Müll, sondern auf denKompost oder an eine geeignete Stelle des Gartensbrachten. Unter günstigen Bedingungen können sichaus diesen Abfällen tatsächlich wieder Mycelien unddaraus schließlich Pilze entwickeln, wenn man

geeignete Arten verwendet hat. Überprüft man seinePilzabfälle, so kann man oft schon nach wenigen Tagensehen, wie daraus lebendes Mycel hervorgewachsen ist.

Das Klonen, von dem hier die Rede sein wird, istnichts anderes, als diesen Vorgang etwas kontrollierterablaufen zu lassen.

Man braucht: sterilisierte Petrischalen mit Agarund die zu klonenden Pilze. Natürlich vermehrt mannicht irgendwelche übriggebliebenen Kümmerlinge,sondern im Gegenteil nur Pilze ausgesuchtester Qua-

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lität, die genau die Eigenschaften aufweisen, auf die eseinem ankommt. Meistens klappt das Verfahren auch

noch dann, wenn die Pilze einige Tage kühl gelagert worden sind; aber grundsätzlich wird das Klonen umso zuverlässiger funktionieren, je frischer die verwen-deten Pilze sind.

Nachdem man die Impfkiste und seine Hände ent-sprechend vorbereitet hat (siehe Kapitel 5, Checkliste„Steriles arbeiten in der Impfkiste") bringt man denPilz in die Impfkiste hinein. Nicht etwa vorher,

denn die zur Desinfektion verwendeten Mittel könnendie äußere Hülle der Pilze durchdringen und so dieZellen abtöten.

 Vorbereitung des Klonens: Ein Pilz wird vorsichtig längsin zwei Hälften zerrissen.

Nun reißt man den Pilz in Längsrichtung einmaldurch, so daß man zwei halbe Pilze hat. Dabeiachtet man besonders darauf, die Rißfläche nichtmit den Händen zu berühren. Den Pilz zuzerschneiden, empfiehlt sich weniger. Die Außenseite

des Pilzes ist immer mehr oder weniger stark mitKeimen verschmutzt; das Messer würde beimSchneiden diese

Keime nach innen ziehen und über die Schnittflächen verschmieren.

Mit der gut geschärften, in der Flamme sterilisier-ten und in der Luft abgekühlten Präpariernadelschneidet man ein möglichst kleines Stück Pilzfleischaus dem Pilz heraus. Ob man dieses Stück aus dem Hutoder dem Stiel entnimmt, ist völlig bedeutungslos.Man schneidet es einfach da heraus, wo der Pilz amdicksten ist.

 Wichtig ist dabei, das Stückchen Pilzfleisch voll-

ständig aus dem Inneren des Pilzes zu entnehmen - essollte keinen Anteil der keimbehafteten Außenhaut desPilzes enthalten.

Ein Gewebestück wird aus dem Inneren des Pilzesentnommen.

Manche Pilze weisen besonders im Stielbereich eineziemlich faserige Struktur auf und sind dannschlecht zu schneiden. Am einfachsten kann manmeist sein Gewebestückchen erhalten, indem manzuerst zwei parallelle Schnitte senkrecht zum Stiel

führt. Danach lassen sich einzelne Fasern oder klein-ste Stückchen Pilzfleisch leicht herausheben.

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Diese kleinen Gewebeteile legt man einzeln in dieMitte einer frischen Petrischale mit Agar. Läßt sich so

ein Teilchen nicht gleich abstreifen, dann schneidetman einfach mit der Spitze der Präpariernadel in denAgar und streift das Stückchen Pilz auf diese Weise ab.Nach etwa drei bis fünf Tagen kann man sehen, wiefeine Pilzfäden aus dem Pilzstück herauswachsen; ausdiesen wird sehr schnell vollwertiges Mycel werden, dassich genauso weiterentwickelt, wie jedes andereMycel auch.

Die Lagerung und weitere Verwendung des Mycelserfolgt wie bereits im Abschnitt „Wachstum und Auf-

 bewahrung des Mycels" beschrieben.

 Mycelgewinnung aus unsterilen Kulturen oder Materialien

Betrachtet man die Anleitung im letzten Abschnitt,so stellt sich sofort die folgende Frage: Was macht man,

wenn der Pilz, den man klonen will, so klein oder seinStiel so dünn ist, daß ein Herausschneiden aus demStiel oder Pilzfleisch so gut wie nicht möglich ist?

In diesem Fall sollte der Pilz vor allem so geerntetwerden (z.B. mit Hilfe einer Pinzette), daß man diesen

nicht mit den Händen berührt. Für den Transport nachHause muß ein möglichst sauberes Gefäß gewählt wer-den. Zu Hause angekommen, zerlegt man die Pilze inder Impfbox mit Hilfe einer hitzesterilisierten Schereund einer Pinzette in kleine Stückchen, die man einzelnin je eine frische Petrischale einbringt. Nachdem Pilzein der Regel außen verkeimt sind, werden gleichzeitigmit dem Mycel aus den Pilzstückchen auch Kolonien vonFremdkeimen wachsen. Meist geschieht das aber nichtgleichmäßig an allen Seiten des Pilzstückes, so daßzumindest kleine Bereiche jungen Mycels anfangssauber erscheinen. Diese kleinen Bereiche schneidetman aus dem Agar heraus und bringt sie in frische Pe-trischalen. Manchmal muß man den Vorgang einigeMale wiederholen, bis man schließlich wieder eineabsolut saubere Kultur zur Verfügung hat.Auf genau diegleiche Weise kann man verfahren, wenn man eine Kultur

aus einer Petrischale retten will, in die man z.B. Sporeneingebracht hat, und in der sich außer den Sporenzusätzlich Fremdkeime entwickelt haben.

9. Herstellung von Getreidebrut

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9. Herstellung von Getreidebrut 

Mit dem Mycel aus den Petrischalen ließe sich im Prinzipbereits das endgültige Substrat beimpfen, und ich habedas auch schon mehrfach mit Erfolg gemacht. (Speziell mit einigen Holzbewohnern wie Shiitake,Reishi oder auch Psilocybe azurescens geht das oft ganzgut. In diesen Fällen haben wir kleine Mengen  Holz

mit Mycelresten auf Agar beimpft). Das Problem hierbeiist, daß die geringe Mycelmenge aus einer oder ausmehreren Petrischalen z.B. einen Strohballen oder einenBeutel Kompost nur sehr langsam durchwachsenwürde. Somit bekommen Konkurrenten -  Pilze   undBakterien - die Chance, das Substrat schneller zubesiedeln, als das Mycel. Deshalb wird in der Pilzzuchterst ein weiterer Schritt eingelegt: das Mycel wird auf Getreide vermehrt.

 Herstellung und Sterilisation der Getreidemischung

Gleich ob Roggen, Dinkel, Gerste oder Weizen: sie allesind gleich gut für die Herstellung von Getreidebrutgeeignet. Roggen ist in Bioläden am preiswertesten zuhaben und stellt die in der Pilzzucht am meisten ver-

wendete Getreidesorte dar. Wer Pilze in Schalenoder Gläsern züchten, oder Holz beimpfen will, derkommt   mit Roggen alleine gut klar. Wer dieertragreichere Kompost-Kultur versuchen will, dem seidie Verwen

dung eines Gemisches von ca. 40 % Sittichfutter (sieheauch 4.2 -  Materialien) und ca. 60 % Roggen empfoh-len.

Je nach Größe des Einmachglases wird ein anderesMischungsverhältnis von Getreide zu Wasser verwen-det:

Größe des Einmachglases Getreidemenge Wassermenge

1,001 225 g 275 ml

0,751 172 g 228 m1

0,501 120 g 180 ml

Man gibt die angegebenen Mengen Wasser undGetreide zusammen mit einem halben bis einem

gestrichenen Teelöffel Gips in das Einmachglas undrührt kurz um.

Dann schneidet man ein Stück Alufolie so zurecht,daß es an allen Seiten etwa 4 cm größer ist, als derDurchmesser des Einmachglases. Man legt nun dieAlufolie auf das Einmachglas. (Ich gehe davon aus, daßSie die empfohlenen Einmachgläser der Firma Weck mitGlasdeckel verwenden). Man legt dann den Glas-deckel auf die Alufolie und drückt den Deckel vorsichtig

auf das Glas. Die überstehenden Reste der Alufolie biegtman nun nach unten um und drückt sie am Ein-machglas fest. Für eventuelle Kontaminanten wirddadurch der zurückzulegende Weg verlängert underschwert.

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Die Alufolie wird vorsichtig mit dem Deckel in das Profildes Glases gedrückt.

Nun füllt man etwa 3-4 cm hoch Wasser in denDampfdruckkochtopf. Die Gläser sollten nicht direktauf dem Topfboden stehen, da sie sonst im kochenden

 Wasser „tanzen" und dadurch leicht Sprünge bekom-men. Man verwendet entweder einen gelochten Einsatzoder man legt einfach ein Stück Baumwollstoff auf den

 Topfboden. Dann steril is iert man die Gläser ,

Die Alufolie wird anschließend rundherum gutfestgedrückt.

 wie bereits bei der Herstellung der Agar-Nährböden

beschrieben. In einem kleinen bis mittelgroßen (bisca. 8 Liter) fassenden Schnellkochtopf beträgt dieSterilisationszeit etwa eine Stunde. Große Töpfe von 18Litern Rauminhalt benötigen oft 1,5 Stunden.

 Auch hier ist eine Kontrolle einfach möglich: manläßt einen Satz Gläser acht Tage lang ungeöffnet ste

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Das Glas wird solange gegenein Stück Gummi geschlagen,bis die Getreidekörner darinnicht mehr zusammenkleben.

hen. Zeigen sich Schimmel oder Bakterienbefall, dann war die Sterilisation nicht ausreichend. Auch hier ist

daran zu denken, daß während der Abkühlphasekeimhaltige Luft in den Topf gesogen wird. Ein saube-res (frisch aus der Waschmaschine), feuchtes Tuch überden Ventilen filtert diese Luft. Das Abkühlen sollte imsaubersten Raum der Wohnung erfolgen. Versprüheneines feinen Wassernebels am Beginn der

 Abkühlungsphase bindet in der Luft schwebendeKontaminanten und läßt sie mit den Wassertröpfchen

zu Boden sinken. Man läßt das Getreide nicht völlig abkühlen, sondern entnimmt die Gläser möglichsthandwarm, da das nun folgende Auseinanderschüttelnder Getreidekörner bei noch warmem Getreide vielleichter möglich ist.

Man schüttelt die Getreidekörner auseinander,indem man das Einmachglas wiederholt gegen einenflexiblen Gegenstand schlägt. Gewöhnlich erscheint

der Inhalt des Glases nach dem Steriliseren als einBlock zusammenklebender Körner. Nach dem Schla-

gen sollten alle Körner einzeln, von den anderengetrennt, im Glas liegen. Dies ist wichtig, da nur so

 Agarstückchen mit Mycel unter das Getreide gemischt werden können, bzw. später die besiedelten Körnergleichmäßig unter die noch unbesiedelten gemischt

 werden müssen.Gut geeignet für das Auseinanderschlagen sind z.B.

alte Autoreifen oder Stücke davon. Wenn man das Glas

gegen den Handballen schlagen will, muß man vorherunbedingt seine Hand schützen. Nicht nur, daß späte-stens beim vierten Glas der Handballen zu schmerzenbeginnt. Gelegentlich weist ein Einmachglas auch imBereich des Glasbodens einen fast unsichbaren Sprung auf. Schlägt man solch ein Glas gegen den unge-schützten Handballen, dann springt der Boden ab undman zieht sich die scharfe Bruchstelle durch den

Das Glas wird solange gegen einStück Gummi geschlagen, bis dieGetreidekörner darin nicht mehrzusammenkleben.

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Handballen. Ich habe mir deswegen aus einem Stück Autoreifen und etwas Stoff und Gummilitze einen

Handschützer gebaut, der sich sehr bewährt hat. Eswird dringend empfohlen, zusätzlich noch Leder-handschuhe anzuziehen.

Problem:  Leider kann der Feuchtigkeitsgehalt vonGetreide stark schwanken. Aus diesem Grund müssendie oben in der Tabelle angegebenen Wasser- undGetreidemengen (bei denen es sich um Durch-schnittswerte handelt) nicht unbedingt auf Ihre Ver-hältnisse zutreffen. Ob Ihr Getreide feuchter odertrockener ist, merken Sie erst nach dem Sterilisieren undanschließenden Schütteln. Wenn nach dem Steri-lisieren noch Wasser im Glas zu sehen ist, das von denKörnern nicht aufgenommen wurde, oder sich imunteren Teil des Glases eine Art Brei gebildet hat, dersich nicht mehr in einzelne Körner auseinanderschüt-teln läßt, dann müssen Sie beim nächsten Mal die Was-sermenge um etwa 5-10 ml reduzieren. Wenn Sie dage-

gen das Glas nach dem Abkühlen aus dem Topf neh-men und umdrehen, und sich dabei eine größere Zahl (deutlich mehr als ca. 50) trockener Körner vomGetreideblock löst, dann müssen Sie die Wassermengeum 5-10 ml erhöhen.

Beimpfen der Getreidemischung 

Zuerst wartet man, bis das Getreide vollständigabgekühlt ist. Als nächstes werden die sterilisiertenGläser und die Petrischalen in die Impfkiste gestelltund alles (vor allem auch die eigenen Hände) desinfiziert, wie es in den vorangegangenen Kapitelnbeschrieben wurde.

Nun stellt man zwei Roggengläsernebeneinander auf. Man legt eine Petrischale mitMycel oben auf eines

der beiden Weckgläser. Die Idee, die dahinter steckt, istdie, daß man so beim Beimpfen einen weit kürzeren

Weg zurückzulegen hat, als wenn die niedrige Petri-schale neben dem hohen Einmachglas auf dem Bodender Impfbox stehen würde. Schlagen Sie die Alufolie um,so daß Sie den Deckel der Weckgläser schnell undeinfach ein kleines Stück weit öffnen können.

Öffnen Sie die Petrischale und schneiden Sie ausdem Agar kleine Vierecke von etwa 1 cm Seitenlänge.Gehen Sie dabei so vor, wie im Abschnitt „Beimpfen vonAgar-Nährböden mit Mycel" beschrieben. Spießen Sienun ca. drei dieser Agarstücke auf die Spitze der Präpariernadel.

Öffnen sie mit einer Hand den Deckel des Ein-machglases nur soweit unbedingt nötig. Führen Sie dieSpitze der Präpariernadel mit den aufgespießten Agar-stücken in das Einmachglas ein.

Schließen Sie den Deckel und ziehen Sie die Prä- pariernadel zurück. Dabei werden die Agarstücke

abgestreift und bleiben auf dem Roggen liegen. Ver-schließen Sie das Glas wieder mit der Alufolie.Drehen Sie das Einmachglas einige Male vorsichtig, so

daß die Agarstückchen zwischen die Roggenkörner geraten. Anschließend schütteln Sie das Glas kurzdurch. Dabei werden Mycelfäden vom Agar abgerissen,die später an mehreren Stellen des Glases zur Mycel-

 bildung führen.Es kommt immer wieder vor, das der Agar an der 

Glaswand kleben bleibt und sich dann nicht mehr unter den Roggen mischen läßt. Das ist kein Bein-

 bruch. Stellen Sie einfach das Glas so auf, daß dasAgarstück, das der Glaswand anhaftet, rundherum vonRoggenkörnern umgeben ist - wenn nötig, stellt mandas Glas einfach auf den Kopf. Das Mycel wird inner-halb weniger Tage das Agarstückchen durch- undüberwachsen haben.

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Lagerung und Pflege der Brut 

Man lagert die so beimpften Gläser nun bei Tempera-turen von  21-28  Grad Celsius im Dunkeln. Besonderssubtropische und tropische Arten werden bei   25-28

Grad den Roggen schneller durchwachsen. AbsoluteDunkelheit ist nicht erforderlich, gelegentlicher Lich-teinfall schadet nicht.

 Am besten lagert man die fertig beimpften Rog-gengläser in einer Styroporkiste auf einem Schrank.Die Stoffwechselaktivität des Mycels erzeugt

 Wärme.  Die Temperatur in der Kiste wird so um2-3 Grad höher liegen als in der Umgebung. Darüberhinaus   wird so ein übermäßiges Verdunsten vonFeuchtigkeit vermieden.

Man sollte seine Gläser mindestens alle zwei Tageauf Verkeimung kontrollieren. Das Öffnen der Styro-porkiste während dieser Kontrolle genügt für die nötigeBelüftung. Von Schimmel oder Bakterien befallene

Gläser müssen umgehend entsorgt werden. Ver-keimte Gläser, die lange zwischen gesunden stehen,stecken diese an; die Sporen der Schadorganismen

 werden mit der Zeit durch den Spalt am Deckel derGläser austreten.

Schimmel kann problemlos an seinen Färbungenerkannt werden. Etwas problematischer sind für den

 Anfänger die verschiedenen Bakterien. Der häufigste

und problematischste Erreger erzeugt einen deutlichsichtbaren Schmierfilm auf den Roggenkörnern; zwei

 Tage später wirkt der Roggen ausgesprochen naß undläßt sich nicht mehr in die einzelnen Körner ausein-anderschütteln. Öffnet man das Glas nur ein klein

 wenig und riecht am Spalt, so wird man einen absolut widerwärtigen Geruch bemerken, den man nie wieder vergißt, wenn man ihn nur einmal gerochen hat. Sol-

che Gläser müssen unbedingt entsorgt werden.

In gesunden Gläsern wird sich nach etwa vier Tagenum die Agarstückchen herum ein kleiner weißer Hof 

aus Mycel von etwa Markstückgröße entwickelt haben.Um ein schnelles, gleichmäßiges Wachstum zu för-dern, wird der Inhalt des Einmachglases zu diesemZeitpunkt kräftig durchgeschüttelt, so daß die „Mycel-höfe" zerrissen werden und sich die teilweise besie-delten Körner möglichst gleichmäßig im Glas vertei

5 Tage alte Roggenkultur, spätestens jetzt muß zum ersten Malgeschüttelt werden.

len. Nach solch einer Schüttelaktion ist ein bis zwei Tage lang kein Mycel mehr zu sehen. Das ist normal, es wird aber um den dritten Tag herum an vielen Stellen

überall Mycel wächst, so daß keine Fläche größer alsein 5-Mark-Stück ohne besiedelten Roggen bleibt,dann kann man das Mycel sich selbst überlassen.

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2

gneu auftauchen.

 Wenn gleichmäßig über das ganze Glas verteilt

y Ansonsten muß im Abstand von etwa 4 Tagen noch ein-oder zweimal geschüttelt werden.

10 Tage alte Roggenkultur nach zweimaligem Schütteln. An zahl-reichen Stellen, gut über das ganze Glas verteilt, wächst Mycel. Weiteres Schütteln ist nicht mehr erforderlich

15 Tage alte Roggenkultur, vollständig durchwachsen, fertig zur weiteren Verwendung.

Sporenspritzen:Herstellung von Getreidebrut ohne vorherige Agarkultur 

wie jedes andere auch. Die Nachteile dieser Methode:Man macht sich vom Lieferanten für Sporenspritzenabhängig und muß diese natürlich immer wieder 

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g g

Es gibt eine neuere Methode, Getreidebrut bei sehrgeringem Kontaminationsrisiko herzustellen, ohnedaß dazu eine vorherige Mycelkultur auf Agar not-wendig wäre.

Zumindest einige Pilzarten werden auch in Formsogenannter „Sporenspritzen" angeboten (Anbieter solcher Spritzen findet man z.B. im Anzeigenteil der Hanfpresse). Mit den Suchbegriffen „spore syringes"lassen sich im Internet weitere Anbieter (meist ausHolland) finden. Auf die Angabe von Adressen wird hier verzichtet, da dieser Markt häufigen Veränderungen

unterliegt. Leider werden zur Zeit anscheinend nochkeine Speise- und Medizinalpilze in dieser Formangeboten. Hoffentlich nimmt jemand diese Veröffent-lichung zum Anlaß, sein Angebot entsprechend zuerweitern.

Bei den Sporenspritzen handelt es sich um nichtsanderes als um Pilzsporen, die in sterilisiertem Wasser unter sterilen Bedingungen in Injektionsspritzengefüllt wurden. Hat man den Roggen sterilisiert, wie

weiter oben beschrieben, dann kann man mit einer solchen Sporenspritze anschließend durch die Alufoliehindurch stechen und etwa 0,5 bis 1 ml der Suspen-sion in das Glas einspritzen. Das entstandene sehr kleine Loch wird anschließend sofort mit Tesafilm ver-klebt. Der große Vorteil dieser Methode: da das Ein-machglas hierzu nicht geöffnet werden muß und dasLoch sehr klein ist, ist eine Kontamination so gutwie ausgeschlossen, wenn die Sporensuspension

wirklich steril war. Das weitere Vorgehenunterscheidet sich nicht von den bereits beschriebenenVerfahren. Ein so   hergestelltes Roggenglas läßt sichgenauso verwenden,

 bezahlen. Eine Selbstherstellung von Sporenlösungenkommt so gut wie nicht in Frage, da dies im Heimla-

 bor nur selten steril genug gelingen wird. Bei Sporen-spritzen gibt es den Alles-oder-Nichts-Effekt: war 

die  Spritze steril, dann werden alle damit beimpftenRoggengläser steril sein. Enthielten sie auch nur diekleinste Kontamination, dann wird sich diese mitgroßer Wahrscheinlichkeit in allen beimpften Gläsernausbreiten. Die im Handel angebotenen Spritzenwaren bisher von guter Qualität.

Wer die Agar-Technik gut beherrscht, aber nochProbleme damit hat, Roggen-Gläser kontaminationsfreizu beimpfen, kann die folgende Abwandlung der Sporenspritzen-Technik versuchen: man sterilisiert ineinem kleinen Schraubglas ein wenig Wasser (Glasdabei nicht ganz zuschrauben, sonst springt es). DasWasser zieht man auf eine sterile Einmalspritze (am

 besten 20 ml) auf. Wichtig ist es, hierfür eine Nadel der Größe 1 -  dicke Nadel, gewöhnlich für intravenöseInjektionen benutzt -  zu verwenden. Man öffnet einePetrischale so weit, daß man gerade mit der Nadel das

Mycel auf dem Agar erreicht. Nun spritzt man einigeTropen steriles Wasser auf den Agar und rührt mit der  Nadelspitze kräftig im Agar herum. Die entstandeneMischung aus Pilzfäden, Agarbrei und sterilem Wasser zieht man auf die Spritze auf. Das geht nicht immer 

 problemlos, die Kanüle verstopft häufig, man muß sieerst wieder freispritzen, aber schließlich wird es dochgelingen, einige Pilzfäden in die Spritze zu bekommen.Diese verschüttelt man so gut wie möglich in der 

Spritze. Anschließend kann man mit dieser Suspensioneine größere Zahl von Roggengläsern so wie miteiner Sporenspritze beimpfen.

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10. Herstellung von Deckerde

Bevor man sich mit der günstigsten Zusammenset-zung einer Deckerde auseinandersetzt, muß man sich

erst einmal über die Funktion einer solchen Deck-schicht klar werden.Jeder, der schon einmal Pilze über mehrere Tage

hinweg beobachten konnte, war sicher beeindrucktvon deren schnellem Wachstum. Pilze bestehen zuungefähr 90 Prozent aus Wasser. Das bedeutet, daß dasPilzmycel in vergleichsweise kurzer Zeit eine großeMenge Wasser an die wachsenden Pilze heranführenmuß. Das Getreide wurde unter Zugabe von ca. 220 ml

Wasser sterilisiert - d.h. mehr Wasser ist da auch nichtdrin. Diese Menge würde nicht ausreichen, um einoptimales Wachstum sicherzustellen. DieHauptfunk tion der Deckschicht ist es folglich, diePilze schnell mit viel Wasser zu versorgen. Darüberhinaus führt sie den wachsenden Pilzen zusätzliche Nähr-und Mine= ralstoffe zu. Schließlich zeigtenUntersuchungen, daß sich auf so einer Deckschichtoft eine hilfreiche Mikroflora ansiedelt, die das

Pilzwachstum unterstützt. Arbeitet man allerdingsunsauber, oder wählt die falsche Erde, dann kann sichauch eine unerwünschte   Mikroflora entwickeln -

Schimmel zum Beispiel.Nicht alle Pilze brauchen eine Deckschicht. Speziell

holzbewohnende Pilze kommen meist ohne eine solcheaus. Auch einige wenige Kompostbewohner fruchtendirekt auf Getreide oder Stroh. Fast immer ist aber beidiesen Pilzen die Ausbeute, d.h. die Erntemenge,

mit einer Deckschicht weit höher, als sie es ohneeine Schicht Abdeckerde wäre.

Im Erwerbspilzanbau haben sich Deckerden durch-gesetzt, die aus:

10 Teilen Torf 

1 Teil Gips1 Teil Kalk (z.B. Kreide)gut vermischt, bestehen. Die Angaben beziehen sich

auf Volumenteile, nicht auf Gewicht. Diese Deckerdesollte sehr feucht, aber nicht so naß sein, daß die Myce-

lien darin „ertrinken" würden. Nimmt man eineHandvoll der Deckerde auf und preßt die Hand zusam-men, dann sollen sich einige Wassertropfen heraus-drücken lassen. Würde beim Zusammenpressen einer Handvoll Deckerde ein deutliches kleines Rinnsal ent-stehen, dann ist die Deckerde zu feucht.

Ein Nachteil dieser Deckerde, mit dem ich lange zukämpfen hatte, war der, daß darauf bei mir relativ häufigein dunkelgrüner Schimmel wuchs. Der Tip eines Lesers

meines Buches „Psychoaktive Pflanzen" brachte   michschließlich auf die richtige Idee: Rindenhumus!

Bei Rindenhumus handelt es sich nicht etwa umMulch. Mulch sind meist Abfälle aus der Forstwirt-schaft, wie Baumrinde etc., die noch nicht zersetzt ist,und die zum Abdecken von Beeten verwendet wird.Rindenhumus oder Holzkompost oder Rindenkompost(drei verschiedene Handelsnamen für die gleiche

Substanz) ist verrottetes, durchkompostiertes Holzma-terial, also eine Art von Erde. Man findet Rindenhumusin 80-Liter-Säcken in der Gartenbauabteilung vielerBaumärkte aber auch in Kompostierbetrieben (gelbe

Humus nicht nach einem Heißkompostierverfahrenhergestellt wurde.

Dann enthält er womöglich Eier oder Sporen vonSchädlingen oder er ist von Larven von Trauermücken

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Baumärkte, aber auch in Kompostierbetrieben (gelbeSeiten!). Der billigste Humus aus Kompostier-betrieben ist in der Regel der aus Holzabfällen gewon-nene.

Glücklicherweise weist dieser Rindenhumus natür-licherweise all die Eigenschaften auf, die eine guteDeckerde haben sollte:

1. Er bleibt auch nach häufigem Besprühen mit Wasserlocker und luftig, anstatt zu verklumpen.

2. Er ist arm an Nährstoffen, die Schimmel undBakterien begünstigen: der oben erwähnte grüneSchimmel tritt auf Rindenhumus weit seltener auf,

als auf der klassischen Abdeckerde.3. Er besitzt eine hohe Wasserbindungskapazität.

Wenn auch der Rindenkompost so verwendetwerden kann, wie er aus der Tüte kommt (er muß in derRegel nur ein wenig angefeuchtet werden -   derFeuchtigkeitsgehalt sollte so eingestellt werden, wieoben beschrieben), so mische ich doch unter zweiKilo Rindenhumus ca. 2-3 Eßlöffel Gips -  die Erträge

sind auf diese Weise ein wenig höher.Häufig muß der Rindenhumus nicht einmal steri-lisiert werden. Allerdings könnte es sein, daß der

Schädlingen oder er ist von Larven von Trauermücken,Milben oder ähnlichem befallen. Um diese Art vonErregern loszuwerden, ist eine vollständige Sterilisationnicht nötig. Hier genügt es, die Erde 20 Minuten lang

auf 70-80 Grad zu erhitzen. Dabei ist darauf zu achten,daß die Erde häufig außen schon heiß, innen abernoch immer kühl sein kann. Erst wenn die gesamteErde die gewünschte Temperatur erreicht hat, darf dieZeitmessung beginnen. Man besorgt sich für dasErwärmen hitzefeste Plastiktüten aus dem Supermarkt.Das können z.B. Bratbeutel von Melitta sein. Sie sindzwar relativ teuer, können aber immer wieder ver-wendet werden, wenn man ein wenig sorgsam mitihnen umgeht. Wenn man länger sucht, findet manauch Gefrierbeutel, die für die Erwärmung in derMikrowelle geeignet sind. Diese Beutel füllt man mitHolzkompost, den man vorher auf die korrekte Feuch-tigkeit gebracht hat, und verschließt sie locker, indemman einfach das obere Ende ein wenig umschlägt.Nicht verknoten! Entweder sterilisiert man dieBeutel eine Stunde lang im Schnellkochtopf oder man

legt sie für etwa 30 Minuten in die Mikrowelle.Nach dem vollständigen Abkühlen kann derHolzkompost als Deckerde verwendet werden.

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11. Der Pilzanbau 

Pilzanbau auf Getreide in Gläsern 

Dieses Verfahren wurde in der „klassischen" Literatur zur Zucht psychoaktiver Pilze (Oss & Oeric, 1972) alseinziges neben dem Anbau auf Kompost beschrieben.Leider hat es einige gravierende Nachteile, vor allem dievergleichsweise sehr geringe Ausbeute. Da jedoch alleweiteren Methoden auf der Grundlage dieses Verfahrensentwickelt wurden, möchte ich es hier nichtvorenthalten. Ich empfehle, diesen Abschnitt sorgfältigdurchzuarbeiten, da die in den nächsten Kapiteln

 beschriebenen Anbaumethoden auf den hier beschrie- benen Verfahren beruhen.

 Ein erster Überblick

Bei der Pilzzucht in Einmachgläsern werden die folgenden Schritte nacheinander durchgeführt:

1. Es wird Mycel auf Getreide (Brutgetreide) hergestellt.2. Eine spezielle Abdeckerde wird vorbereitet.3. Das von Mycel überwachsene Getreide im Glas wird

mit Abdeckerde bedeckt. Das Mycel wächst vonunten durch die Abdeckerde.

4. Die Fruchtung wird eingeleitet, indem verschiedeneUmweltparameter verändert werden:Luftfeuchtigkeit, Licht, Temperatur, C02-Gehalt.

5. Die Pilze wachsen heran.

6. Die Pilze werden geerntet und evtl. konserviert.7. Eine Pause von wenigen Tagen wird eingelegt, dann

kann der Zyklus ab Punkt (4.) insgesamt noch ca.drei weitere Male durchlaufen werden. Nach drei bisvier Ernten ist das Substrat verbraucht und es mußwieder bei (1.) begonnen werden.

Sowohl die Zucht auf Brutgetreide in Schalen als auchdie Zucht auf Kompost, der mit Brutgetreide beimpftwurde, laufen grundsätzlich genauso ab. Daher folgthier eine genaue Beschreibung aller notwendigen

Schritte für die Kultur in Gläsern, soweit sie nichtschon vorher abgehandelt wurden.

 Herstellung von Mycel auf Getreide

Dieser Schritt - die Herstellung von Getreidebrut -

wurde bereits im Kapitel 8 ausführlich beschrieben.

 Abdecken des Mycels und 

 Durchwachsen der AbdeckerdeMan benötigt ein Glas mit durchwachsenem Getreide,so wie es im Kapitel 8 „Herstellung von Getreidebrut"

 beschrieben wurde. Um optimale Ergebnisse zu erzie-len, sollte ein solches Roggenglas möglichst frisch ver-wendet werden. Der ideale Zeitpunkt ist dann erreicht,wenn das Getreide im Glas gerade eben vollständigvom Mycel überwachsen wurde. Kann man das Glas

nicht innerhalb einer Wochen nach diesem Terminverwenden, so sollte man es zumindest gut gekühltlagern - optimal wären etwa 2-4 Grad Celsius. Dann ist esetwa 3 Monate haltbar Grundsätzlich jedoch gilt: je

dern es genügt, wenn Mycel gleichmäßig über dieganze Fläche in den „Tälern" der Deckschicht zu sehenist, also etwa 10-20 Prozent der Oberfläche von Mycelüberwachsen ist

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etwa 3 Monate haltbar. Grundsätzlich jedoch gilt: jefrischer, desto lebenskräftiger.

Das Getreide im Einmachglas bedeckt man ca. 2 cmhoch mit (evtl. sterilisierter) Abdeckerde, die man sich, so

wie im Kapitel 9 beschrieben, hergestellt hat. Dann wirddas Glas wieder verschlossen. Der Verschluß darf auf keinen Fall luftdicht sein, jedoch sollte die Feuchtigkeit,die im Getreide gespeichert ist, darin weitgehenderhalten bleiben. Die ca. 2 mm kleinen Trauer-mücken dürfen ebenfalls nicht ins Glas gelangen.Brauchbar ist z.B. die Art von Plastikfolie, die für dasKochen mit der Mikrowelle angeboten wird und eine

große Zahl feinster Löcher aufweist. Ist es im Glasallerdings zu naß und es erfolgt kaum Ventilation  (Staunässe), dann besteht erhöhte Gefahr von Schim-melbildung. Plastikfolie fördert diese Staunässe, daher sollte man einmal täglich die Folie entfernen und soFrischluft zuführen. Man kann die Gläser auch unver-schlossen in eine mit Plastikfolie ausgeschlagene Kistemit Deckel oder in eine Styroporbox stellen. Noch ein-mal zur Erinnerung: Styropor ist nicht absolut was-

serdicht!Einmal täglich muß durch kurzes Öffnen des

Deckels gelüftet werden. Ideal ist es, wenn die Tempe-ratur im Inneren der Box zwischen  23 und 27  GradCelsius liegt. Je wärmer, um so schneller das Wachs-tum von Mycel und Pilzen. Allerdings steigt mit höherer Temperatur auch die Gefahr, daß das Wachstum vonSchimmel gefördert wird. Ungefähr  23 Grad ist meist der 

 beste Kompromiß.

 Nach etwa 7-10 Tagen wird das Mycel die Deck-schicht durchwachsen haben. Es muß nicht diegesamte Oberfläche der Deckschicht weiß sein, son

überwachsen ist.

Einleitung der Fruchtung

Die Fruchtung wird im allgemeinen durch die folgen-den Faktoren eingeleitet:•   Reduzierung des C02-Gehalts der Luft durch er

höhte Frischluftzufuhr•   Belichtung•   Absenkung der Temperatur•   Hohe LuftfeuchtigkeitWie dies erreicht werden kann, wird in den nächsten

Absätzen ausführlich erklärt. Hat man diese 4 Maß-nahmen -   Senkung des C02-Gehalts, Belichtung,Absenken der Temperatur, hohe Luftfeuchtigkeit - etwaeine Woche lang durchgeführt, dann wird sich dasMycel erst an einzelnen, dann an immer mehr Stellen zukleinen weißen Knötchen zusammenballen. DieseMycelknötchen sind etwa so groß wie kleineStecknadelköpfe -  also ca. 0,5 mm. Aus diesen Knöt-chen entwickeln sich dann im Verlauf einer weiteren

Woche die sogenannten Primordien -  Jungpilze von ca.2-3  mm Größe, die aber bei genauer Betrachtungbereits Pilzhut und -stiel erkennen lassen.

Aber nun zu den einzelnen Schritten, mit derenHilfe die Fruchtung eingeleitet wird.

A. Die Reduzierung des C02-GehaltsIm einfachsten Fall läßt sich der C02-Gehalt der Luftdadurch absenken, daß vermehrt Frischluft zugeführtwird. Meist genügt es schon, ca.  2-3 mal täglich denDeckel der Styroporbox zu öffnen und mit dem Deckeldie verbrauchte Luft hinauszufächeln. Direkt an

schließend sollte man mit dem Zerstäuber einen oderzwei Sprühstöße Wasser in die Kiste geben (nichtdirekt auf das Mycel!), da sonst mit der Frischluft dieLuftfeuchtigkeit zu stark absinkt

allem läßt sich mit einem ausreichend dimensionier-ten Lüfter mehr als eine Box versorgen. Der Preisun-terschied beträgt nur wenige Mark. Ich empfehle denLüfter Elite 800" Der Stromverbrauch ist mit 2 5 Watt

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Luftfeuchtigkeit zu stark absinkt. Alternativ kann die folgende einfache technische

Lösung verwendet werden. Sie hat nicht zuletzt auchden Vorteil, daß die zugeführte Frischluft bereits auf die ideale Luftfeuchtigkeit eingestellt wird und sosowohl die tägliche Lufterneuerung als auch dasBesprühen entfallen können. Darüberhinaus wird dieLuft sogar gefiltert und von Keimen weitgehend befreit.Hierfür werden benötigt:

Ein Aquarienlüfter.  Dieser sollte nicht zu kleinsein, da sonst der notwendige Luftdruck nur schwererreicht wird und der Lüfter zu schnell verschleißt. Vor

Einfache Vorrichtung zur

Luftbefeuchtung.

Lüfter „Elite 800 . Der Stromverbrauch ist mit 2,5 Wattminimal.

Ein Rückflußventil.  Es geht auch ohne; aber so werden Wasserschäden durch zurückströmendes Was-ser bei Ausfall des Lüfters zuverlässig verhindert.

Ein etwas größerer Ausströmstein. Der Luftstrom wird durch ihn in zahlreiche kleine Bläschen zerlegt;dies erlaubt ein viel weitergehendes Anfeuchten derLuft, als es ohne Stein möglich wäre.

1 bis 2 Meter passender Schlauch.Ein großes Marmeladen- oder Gurkenglas mit

luftdicht abschließendem Schraubdeckel.

Die unter den ersten vier Punkten aufgeführtenDinge erhält man in jedem Zoogeschäft für ca. 30.DM.(Stand 1998).

befeuchtete Luft aus dem Glas hinaus und wird vonoben in die Styroporbox mit den Pilzen hineingeleitet.Die Stellen, an denen der Schlauch durch den Deckel

füh t i d d it i f t Kl b

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 Aufbau: Ein Ende eines kurzen Schlauchstückes wirdmit der Austrittsöffnung des Lüfters verbunden (in

der Abbildung 1). An das andere Schlauchende kommtdas Rückflußventil (im Bild 2). Aus der anderen Seitedes Rückflußventils führt ein etwas längeres Schlauch-stück durch den Schraubdeckel bis auf den Boden desGlases. Der Schlauch mündet in einen Ausströmstein ( im Bild 3a). Das Glas ist zu etwa 2/3 mit Wasser gefüllt.Ein weiteres Schlauchstück wird so durch den Deckelgeführt, daß sein Ende oberhalb des Wasserspiegelsbleibt. Durch diesen Schlauch strömt die

geführt wird, werden mit einem wasserfesten Kleberluftdicht verklebt.

Ein kleines Loch (Durchmesser ca.   5 mm) in der

gegenüberliegenden Seite der Styroporbox inBodennähe, das zum Schutz gegen Schädlinge mitFliegengaze oder einem kleinen Stück Gardinenstoff 

 verklebt wird, ermöglicht das Abfließen der C02-haltigen Luft.

 Je nach Größe der Box und Feuchtigkeit der Raum-luft kann die so zugeführte Luft immer noch zutrocken sein. In diesem Fall führt man den aus demGlas austretenden Schlauch (in der Abbildung Nr.   5) erst in ein weiteres Gurkenglas, wo er dann ineinem

Styroporkiste, die mit einem „Fenster" versehen und mit Folieausgekleidet wurde.

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zweiten Ausströmstein unter Wasser mündet. Erst dieLuft aus diesem zweiten Glas wird in die Styroporbox

geleitet. Die so zweifach befeuchtete Luft ist auf jedenFall feucht genug. Die Kapazität einer solchen Anlagereicht in der Regel aus, um bis zu 3 Styroporboxengleichzeitig mit feuchter Frischluft zu versorgen. Manbringt entweder zusätzliche Löcher im Deckel des Gur-kenglases an oder (noch besser) verwendet kleine T-Stücke aus Plastik. Die Luftfeuchtigkeit aus einer sol-chen Anlage läßt sich noch zusätzlich regulieren,

indem man eine elektrische Zeitschaltuhr anbringtund die Luftpumpe nur etwa 15 Minuten je 1-3 Stun-den laufen läßt.

B. Die BelichtungUm die Kulturen belichten zu können, muß erst ein-mal eine Styroporkiste entsprechend präpariert wer-den. Hierfür nimmt man den Deckel der Kiste und

Diese Pilze weisen einen deutlich zustämmigen Stiel auf. Man sollte

daher die Beleuchtung deutlich verringern.

schneidet aus dessen Mitte das Styropor so heraus,daß nur ein etwa 5 cm dicker Rahmen erhalten bleibt.

Das so erhaltene „Fenster" verschließt mananschließend mit klarer Plastikfolie, die man auf denRahmen klebt. Nun kann man etwa 40 cm oberhalb derKiste eine ganz normale Leuchtstoffröhre anbringen. ( Es ist kein besonderes Spektrum nötig, auf keinen Falldarf man eine Hochleistungslampe verwenden: vielzu teuer, viel zu hell, viel zu heiß). Die Lampe läßtman ca. 10-12 Stunden täglich brennen.

Nicht selten genügt schon normales Tageslicht, wiees in Fensternähe herrscht. Direkte Sonnenbestrah-lung muß jedoch unbedingt vermieden werden - durchden Treibhauseffekt käme es in kurzer Zeit zu einertödlichen Überhitzung des Mycels. Wieviel Licht einebestimmte Pilzrasse braucht, läßt sich nicht generellsagen. Es empfiehlt sich ein einfacher Versuch. Wach-sen die Primordien zu langen dünnen Stielen mit viel

zu kleinen Köpfen heran, dann braucht diese spezielleRasse mehr Licht. Entwickeln sich dagegen frühzeitigstarke Köpfe, aber nur sehr kurze, zu stämmige Stiele,dann sollte man weniger Licht geben Ich selbst habe

günstig mieten, weil sich in Ihnen sonst kaum etwalagern läßt - Eisen verrostet, Holz und Papier ver-schimmeln und verfaulen dort.

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dann sollte man weniger Licht geben. Ich selbst habez.B. zwei Rassen des Psilocybe cubensis: eine der bei-den ist sehr lichthungrig und will praktisch direkt vordem Fenster stehen, während eine andere nur in derhintersten Zimmerecke zur richtigen Form heran-wächst.

C. Das Absenken der TemperaturBei den meisten tropischen/subtropischen Pilzen istein Absenken der Temperatur nicht unbedingt erfor-derlich, kann aber das Einsetzen der Fruchtungbeschleunigen. In diesem Fall genügt eine Tempera-

turverminderung um etwa 4-5 Grad.Demgegenüber fruchten viele Pilze aus gemäßigtenBreiten überhaupt nicht, wenn die Temperatur nichtdeutlich abgesenkt wird. Einige Pilze brauchen sogareinen ausgeprägten „Kälteschock." So lassen sich der Samtfußrübling, der Winterausternseitling und auchder  Psilocybe cyanescens (europäische Sorte) dadurch,daß sie einige Tage im Kühlschrank aufbewahrtwerden, zur Fruchtung anregen, letzterer aber leider 

nicht zuverlässig. Die Fruchtungstemperaturen liegenhier zwischen 7 und 12 Grad. Einige der Pilze ausgemäßigten Breiten lassen sich nur schwer mitkünstlichen Mitteln zur Fruchtung bewegen. Bei Gri-folia frondosa ist dies z.B. fast unmöglich. Diese Pilzefruchten im Freiland in der Regel besser undsicherer. Die jeweils nötigen Temperaturen sind bei deneinzelnen Pilzen aufgeführt. Gelegentlich habe ichunerwartete Erfolge bei mir im Keller. Allerdings habeich einen alten Gewölbekeller zur Verfügung, der fast dasganze Jahr über ca. 10-12 Grad kalt ist und der eine sehr hohe Luftfeuchtigkeit besitzt. Solche Keller lassen sichoft

D. Hohe LuftfeuchtigkeitIm Zusammenhang mit der Frischluftzufuhr wurdebereits eine Methode zur Aufrechterhaltung einer aus-reichend hohen Luftfeuchtigkeit vorgestellt. Möchte manes einfacher, sprüht man mit einem möglichst feinenZerstäuber alle zwei Tage einen bis zwei Sprühstößein die Kiste. Aber Vorsicht: Anfänger neigen eher dazu,ihre Pilze zu ertränken, als sie vertrocknen zulassen! Im Zweifel also lieber etwas wenigersprühen. Die leeren Sagrotan-med 250-ml-Zerstäuber sind auch hierfür ideal. Natürlich müssen

die Zerstäuber sorgfältigst ausgespült und von allenDesinfektionsmittelresten befreit werden, bevor manmit ihnen Wasser auf die Kulturen sprüht.

 Die Pilz e w achsen her an

Hat man die Fruchtung, wie oben beschrieben, einge-leitet, dann werden sich nach etwa 5 bis 10 Tagen kleineweiße Knötchen von ca. 0,25 bis 0,5 mm Durchmesser

zeigen. Wie bei allen anderen Wachstumsphasen auch,hängt diese Zeitdauer von der Pilzart und rasse undvon der Luftfeuchtigkeit ab. Wichtig ist zu diesemZeitpunkt eine möglichst hohe Luftfeuchtigkeit von ca.95 %. Innerhalb von 5 bis 8 Tagen entwickeln sich ausden anfangs rundlichen Knötchen kleine Gebildevon etwa 2-3 mm Höhe, die bereits deutlich alskleine Pilzchen erkennbar sind: sowohl der spätereHut als auch der Stiel zeichnen sich schon deutlichab.

Innerhalb von weiteren sieben Tagen wachsen dieseJungpilze zu ausgewachsenen Pilzen heran. Während

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 Jungpilze im Einmachglas.

Stropharia Cubensis im Einmachglas.Die Pilze sollten nun alle geerntet wer

den. Die kleinen Pilze im Bild werdennicht weiter wachsen.

dieser Wachstumsphase sollte die anfangs sehr hoheLuftfeuchtigkeit ein wenig abgesenkt werden, sonstdroht Fäulnis. Gerade auch in dieser Phase ist eine zuhohe Luftfeuchtigkeit einer der Standardfehler, die von

ner Teil zur vollen Größe heran. Das Wachstum einesSchubes ist beendet, wenn die ersten Pilze ausgewach-sen sind. Es macht also keinen Sinn, zuerst die ausge-

 wachsenen Pilze zu ernten und die kleinen stehen zu

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o e e c g e e e de S a da d e e , d e vo Anfängern immer wieder gemacht werden. Sie „ertränken" die wachsenden Pilze geradezu. Die ideale

Luftfeuchtigkeit liegt in dieser Phase bei etwa 85%.Das Absenken der Luftfeuchtigkeit geschieht einfachdurch selteneres Besprühen der Kulturen. Setzt manden oben beschriebenen Aquariumlüfter zur Frisch-luftzufuhr und Luftbefeuchtung ein, dann kann mandie Feuchtigkeit absenken, indem man die Luft nurnoch einstufig befeuchtet - das heißt, eines der beidenMarmeladengläser entfernt. Zusätzlich kann man dieZeitdauer der Befeuchtung ein wenig absenken, indemman die Luftpumpe über eine einfacheZeitschaltuhr automatisch immer wieder eine Weileabschaltet. Von den zahllosen Jungpilzen wächstimmer nur ein klei

wac se e e e e d d e e e s e elassen, in der Hoffnung, daß diese noch zu voller Größeheranwachsen. Das werden sie nicht tun, stattdessen

 werden sie schnell Verschimmeln oder Verfaulen. Des-halb sind immer alle Pilze gleichzeitig abzuernten.Bei der Zucht in Gläsern, aber auch der in durch-

sichtigen Plastikboxen, passiert es häufig, daß sehr viele Jungpilze seit lich zwischen Substrat undGefäßwand erscheinen, aber kaum welche an derOberfläche. Die beste und einfachste Lösung ist es,den Pilzen ihren Willen zu lassen. Man stellt das Gefäßauf den Kopf und läßt den Substratkuchenherausgleiten. Anschließend stellt man diesen

 verkehrt herum auf einer Unterlage in dieStyroporkiste. Die Pilze werden sich dann ganz normalentwickeln.

Fruchtkörperbildung an den Wändeneines Einmachglases. Das Substrat wurde einfach aus dem Glas herausge-nommen.

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Die Ernte der Pilze

Der ErntezeitpunktSind die Pilze herangewachsen, stellt sich die Fragenach dem optimalen Erntezeitpunkt. Hierbei muß mannach kulinarischer und sonstiger Nutzung unter-scheiden:

Will man die Pilze essen, so wird man in der Regelwarten, bis der Pilz seinen Hut gerade eben vollstän-dig geöffnet hat. Zu diesem Zeitpunkt kommen hohesErntegewicht und vollständig entwickeltes Aroma

zusammen, der Pilz ist aber noch frisch und fest. Die-ser Zeitpunkt ist jedoch nur bei sofortiger Verwendungin der häuslichen Küche oder bei eigener Trocknunggünstig. Will man die Pilze frisch verkaufen, so mußman sie weit eher ernten - schließlich müssen sie nochein paar Tage auf dem Markt oder im Geschäft durch-halten und dabei ansehnlich bleiben. Dies geht nur,wenn man die Pilze erntet, solange der Hut noch voll-ständig geschlossen ist. An frischen Speisepilzen ken-

nen wir in der Regel nur die Champignons: daß hiernur die kleinen geschlossenen Köpfe angeboten wer-den, hat genau diesen markttechnischen Grund.Würde man sie ein paar Tage später ernten, wären sieweit aromatischer.

Anders sieht es dagegen aus, wenn man es, so wiezum Beispiel bei medizinischen Pilzen, auf besondereWirk- bzw. Inhaltsstoffe abgesehen hat. Hier muß mansich in der einschlägigen Literatur informieren, in wel-cher Wachstumsphase der optimale Wirkstoffgehalterreicht wird. Dies wird nicht immer einfach sein, lei-der fehlt es häufig noch an entsprechenden Untersu-chungen.Als Anhaltspunkt mag gelten, daß häufig jün-gere Pilze bereits den Hauptteil des Wirkstoffes gebil-det haben, weiteres Wachstum nur zu einer „Verdün-nung" des Wirkstoffes im Pilzfleisch führt. Daher sollte

man, wenn einem keine genaueren Angaben zu einemWirkstoff vorliegen, die Pilze kurz vor dem Zeitpunkternten, zu dem sich die Hüte öffnen würden. Austern-

 pilze, Reishi und Shiitake hingegen läßt man stets zuvoller (Jugend-)größe heranwachsen, das heißt, manerntet sie gerade voll aufgeschirmt.

Die ErntetechnikIn nahezu allen Veröffentlichungen ist immer davon dieRede, daß die Pilze unbedingt sorgfältig am Stiel ausdem jeweiligen Substrat herausgedreht werden

müssen. Beim Abschneiden entstehende Stielrestewürden unvermeidlich in Fäulnis übergehen. Ich kanndiese Angaben nicht bestätigen. Ich ernte Pilze stets so,wie es die entsprechende Pilzart am einfachstenzuläßt: lassen sich die Pilze problemlos am Stiel her-ausdrehen, dann wende ich diese Methode an. Sitzendie Stiele dafür jedoch zu fest am Substrat, dannschneide ich die Pilze möglichst nahe am Substrat miteinem sehr scharfen Messer ab. Bei dieser Vorgangs-

weise bilden sich Stielreste bei mir immer wieder zuflauschigen Mycelbällchen zurück. Fäulnis mag dannauftreten, wenn die Kulturen deutlich zu feucht gehal-ten werden.

Ruhen des Substrats

Nach der Ernte brauchen das Substrat und das Myceleine Ruhephase, um sich für die nächste Erntewelle zuregenerieren. Etwa eine Woche lang überläßt man dasGlas sich selbst. Das Substrat wird in dieser Zeit nichtgewässert, sondern sollte eher ein wenig abtrocknen.Nach Ablauf dieser Woche macht man das Substrateinmal richtig naß, läßt es anschließend aber an derOberfläche abtrocknen. Das Substrat soll anschließendwieder gut feucht, aber nicht mehr naß sein. Der

Zyklus beginnt mit der „Einleitung der Fruchtung" wieder von vorne. Nach drei bis vier Ernten ist dasSubstrat verbraucht. Es muß wieder ganz von vornebegonnen werden.Von einem Substratblock kann etwa

• Sie sind lichtundurchlässig, daher kommt es kaumzur eher unerwünschten Fruchtung an den Seiten-

 wänden, sondern die Pilze fruchten auf der Ober-fläche des Substrats.

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drei bis viermal geerntet werden, wobei im Normalfalljede Ernte deutlich geringer als die vorhergegangene

ausfällt. Verbrauchte Substratblöcke eignen sich her- vorragend zum Kompostieren und geben einen hoch- wertigen, nähr- und stickstoffreichen Kompost ab.Gelegentlich bilden sich beim Kompostieren ganz vonselber noch weitere Pilze, die nicht selten größer aus-fallen als die vorher gezüchteten.

Pilzanbau auf Getreide in Schalen 

Überblick: Am Anfang wird, wie in Kapitel 8 beschrie-ben, Mycel auf Getreide hergestellt. Man wählt danneine beliebige Schale aus Plastik. Reizvoll für den

 Anfänger sind große durchsichtige Tupperboxen ausKunststoff mit 4,5 bis 6 Litern Inhalt. So kann man das

 Wachstum des Mycels genau verfolgen. Dieser anfäng-liche Vorteil wird später zum Nachteil: der seitliche

Lichteinfall führt während der Entwicklung der Pri-mordien häufig dazu, daß sich viel mehr Fruchtkörperzwischen der Wandung der Box und dem Substrat bil-den, als oben auf der Abdeckerde.

Für den Dauergebrauch sind daher andere Gefäßegeeigneter. Nach langer Suche habe ich die idealenObjekte für diesen Zweck gefunden: einfache brauneBlumenkästen. Die von mir verwendeten sind etwa

40 cm lang, 15 cm breit und 13 cm hoch. Diese Kistenhaben eine ganze Reihe von Vorteilen.• Sie sind mit Abstand die billigsten Behälter in die

ser Größe (weniger als 2.- DM / Stück), sie sindleicht, robust und problemlos zu reinigen.

•   Sie haben ein ideales Größenverhältnis von Volu-men zu Höhe zu Breite. Die Breite der Kästen erlaubt

den Einsatz von normaler Haushaltsfolie zur Abdeckung.

Erster Schritt: Der Boden der Kiste wird mit einer halbtrocke-nen Rindenhumus-Schicht bedeckt.

D V f h i Ei l N i t i Gl R b t Di B t

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Das Verfahren im Einzelnen:Der Boden einer Plastikbox wird etwa 1,5 cm hoch mit

Deckerde (Rindenhumus, s. Kap. 9) bedeckt. Die Deck-erde sollte in diesem Fall nicht allzu feucht sein. Ambesten verwendet man für die Unterschicht die Deck-erde so, wie sie in den Handel kommt - halbtrocken.Diese Schicht hat die Funktion, überflüssige Feuchtig-keit aus darüberliegenden Schichten aufzunehmen.

Nun nimmt man ein Glas Roggenbrut. Die Brut wird im Glas als ein großer Klumpen vorliegen, in demdie einzelnen Körner relativ fest durch das Mycel mit-einander verbunden sind. Diese Körner gilt es nun zu

 vereinzeln, ohne allzu viel Kontaminanten hineinzu-bringen. Entweder man schüttelt das Getreide auf, so

 wie ich es im Kapitel 8 beschrieben habe. Einfachergeht das Ganze, wenn man eine feste Plastiktüte

Zweiter Schritt (1): Man steckt ein Glas Roggenbrut in eine Pla-stiktüte und schlägt einige Male auf den Boden des Glases.   Zweiter Schritt (2): Das Brutgetreide gleitet in die Plastiktüte.

nimmt, den Deckel des Getreideglases abnimmt unddas Glas mit dem Kopf nach unten in die Tüte steckt.Schlägt man einige Male auf den Boden des Glases, sogleitet der Klumpen aus mycelüberwachsenemGetreide in die Plastiktüte. Dann zieht man das leereEinmachglas aus der Tüte heraus nimmt die Tüte fest in

zu fest, sonst platzt die Tüte. Der Block zerfällt dann indie einzelnen Körner; verbliebene größere Brockenlassen sich von außen durch die Plastiktüte mit derHand in die einzelnen Kerne zerdrücken. Für den

 Anfänger mag das Bild, daß sich dann bietet ,erschreckend sein: fast das ganze schöne mühselig

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Einmachglas aus der Tüte heraus, nimmt die Tüte fest indie Hand und schlägt sie zwei bis dreimal kräftig auf denFußboden oder gegen eine Wand - aber bitte nicht

erschreckend sein: fast das ganze schöne, mühselig gezüchtete, vormals weiße und flauschige Mycelscheint plötzlich verschwunden zu sein. Nur noch die

Zweiter Schritt (3): Nachdem man den Beutel einige Male gegeneinen Türrahmen geschlagen hat, haben sich die Getreidekörner voneinander getrennt.

Dritter Schritt: Der Roggen wird in die Kiste gefüllt. Auf eine Kiste der beschriebenen Größe nimmt man eine bis

zwei 0,75-Liter Gläser mit Roggen.

blanken Getreidekörner sind zu sehen. Aber keine d k rd ird d h lätt t d z l i ht f t

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Sorge, das ist ganz normal. Tatsächlich sind die Kör-ner so total von Mycel durchwachsen, daß Kontami-

nanten nahezu chancenlos sind. Es wird weniger alsdrei Tage dauern, bis die Körner wieder vollständig vonMycel bedeckt sind.

Nun schüttet man das Getreide aus der Tüte in dieKiste und verteilt es dort gleichmäßig, wobei man anallen Seiten einen Rand von etwa einem ZentimeterBreite läßt. Den Rand deckt man am besten mit Hilfeeiner Karton- oder Plastikschablone ab, bevor man den

Roggen einfüllt.Diese Getreideschicht deckt man schließlich mit

einer ungefähr 2 Zentimeter hohen Schicht Abdeck-erde (siehe Kapitel 9 - Herstellung von Deckerde) ab.Diese Schicht Abdeckerde sollte genauso feucht sein,

 wie es in diesem Kapitel beschrieben wurde. Die Ab

deckerde wird danach geglättet und ganz leicht fest-gedrückt. Als nächstes verschließt man die Kiste mit

Mikrowellenfolie. Diese ist in der Regel so breit, daß sie wunderbar zu den beschriebenen Blumenkästen paßt -mit einem langen Gummiring läßt sie sich dort pro-blemlos befestigen.

Diese Folie weist eine Besonderheit auf zahllosekleinste Löcher ermöglichen den Luftaustausch, trotz-dem wird der Inhalt der Kiste ausreichend gegenFeuchtigkeitsverlust geschützt. Um den Luftaustausch

 weiter zu verbessern, sticht man mit einer Gabel anetwa 10 Stellen weitere Löcher in die Folie. Alle drei

 Tage sollte die Folie ganz kurz vollständig geöffnet

 Vierter Schritt: Das Substrat wird mit Abdeckerde bedeckt.   Fünfter Schritt: Die Box wird mit Plastikfolie verschlossen.

 werden. Hierbei erfolgt ein vollständiger Luftaus-tausch; so wird Schimmelbildung weitgehend vorge-beugt. Gleichzeitig kontrolliert man dabei den Inhaltauf eventuelle Kontamination. Alle zwei bis drei Tagegibt man einen bis zwei Sprühstöße Wasser mit einem

gehend mit Mycel durchwachsen sein. Dieses zeigt sichdann überall an der Oberfläche.

 Die Fruchtung wird eingeleitet

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g b b w p Wganz feinen Zerstäuber auf die Kultur. Dabei gilt es stetsnur, den Feuchtigkeitsverlust zu ersetzen, also die Kulturgleichmäßig feucht zu halten. Auf keinen Fall darf dieKultur naß, die Abdeckerde sumpfig oder schlammig 

 werden. Ein bestens geeigneter Zerstäuber ist -natürlich nur nach entsprechend gründlicher Rei-nigung - der Pumpsprühzerstäuber, in dem das Des-infektionsmittel Sagrotan med in Apotheken abgege-ben wird.

Nach ungefähr 7 Tagen wird die Abdeckschicht weit-

Das geschieht, indem wie bereits beschrieben, ver-schiedene Umweltparameter verändert werden: Luft-feuchtigkeit, Licht, Temperatur, C02-Gehalt.

Die oben beschriebene Folie scheint fürpraktisch alle Phasen ein nahezu ideales Klimaherzustellen. Man läßt sie daher auf der Kiste, öffnetsie aber nun mindestens einmal täglich für einenkurzen Moment, um vermehrt Frischluft zuzuführen.

 Auch mit dem sparsamen Besprühen der Kulturenfährt man fort. Zusätzlich wird belichtet - entweder mit

 Tages- oder

Das Mycel hat die Deckschicht

durchwachsen und sich überdie Oberfläche ausgebreitet.Höchste Zeit, die Fruchtung einzuleiten. Oft sieht man beisehr genauer Betrachtung schonin dieser Phase steck-nadelkopfkleine Pilzanlagen.

Beginn der Fruchtung: Der kleine

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Punkt unter (1) ist eine Zusammenballung von Mycel, aus dem

dann ein Primordium (im Bildunter 2) wird. Wer genau schaut,

 wird noch viele weitere Mycelkno-ten und einige Primordien finden.

mit Kunstlicht. Achtung: stets auf ausreichenden Abstand der Lichtquelle zur Folie achten, damit durchden Treibhauseffekt keine zu hohen Temperaturen inder Box entstehen. In der Regel werden innerhalb dernächsten drei Tage die ersten Mycelknötchen sichtbar.Nun dauert es noch ungefähr vier weitere Tage, bis sichdeutlich sichtbar die ersten Jungpilze von etwa 0,5 -1 cm Höhe ausgebildet haben.

Hat man durchscheinende Kulturgefäße verwen-det, dann bilden sich häufig die Primordien nicht auf der Oberfläche, sondern auf der Gefäßunterseite undan den Seiten. In diesem Fall läßt man die Kultur vor-sichtig aus der Box herausgleiten und stellt sie ver-kehrt herum auf eine Unterlage in eine Styroporbox,die man durch leichtes Besprühen alle zwei bis drei

 Tage feucht hält.

In Gefäßen mit durchscheinender Wandung erfolgt dieFruchtung oft an den Seiten. Am besten entfernt man danndas Gefäß.

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Die anfangs zusammengepreßt erschienenen Pilze entwickeln

sich normal.

Die Pilze wachsen heran 

 Ab diesem Zeitpunkt geht die Post so richtig ab - diePilze wachsen nun nicht selten 1 cm und mehr am Tag.Die größere Oberfläche und die insgesamt höhere Sub-stratmenge mit größerem Wasservorrat erlauben Ern-ten, die mengenmäßig weit über denen der anfangsbeschriebenen Kultur in Gläsern liegen.

Die auf Seite 62 gezeigte Kultur nach zwei weiteren Tagen.

Die selbe Kultur nach zwei weiteren Tagen. Deutlich ist sichtbar, wie einige Pilze im Wachstum zurückbleiben.Die auf Seite 62 (oben) gezeigte Kultur zwei Tage später.

Nur einen Tag später sind die Pilzeh S i il ü d

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ausgewachsen. Speisepilze würdeman am gleichen Tag ernten, will

man Sporenabdrücke gewinnen(siehe auch Teil 2, Abschnitt 1),dann sollte man mit der Ernte noch

einen weiteren Tag warten.

Ernte der Pilze 

Die Ernte der Pilze erfolgt wie schon im Kapitel 10, Abschnitt „Die Ernte der Pilze", beschrieben.

Ruhen des Substrats 

Eine Pause von wenigen Tagen wird eingelegt, dannkann der Zyklus ab dem Abschnitt „Die Fruchtung wirdeingeleitet" insgesamt noch ca. drei weitere Maledurchlaufen werden. Nach drei bis vier Ernten ist dasSubstrat weitgehend verbraucht. Weitere Hinweise zurRuhepause finden Sie im Kapitel 10, Abschnitt „Ruhen

des Substrats".

 Pilzanbau auf Kompostsubstraten

Kompostanbau in Plastiktüten 

Dies ist ein sehr einfaches und recht zuverlässiges Ver-

fahren, welches ich selbst gerne und häufig einsetze.Zuerst besorgt man sich Stroh. Der Großstädter

bekommt es in den Kleintier- bzw. Tierfutterabteilun-gen der Supermärkte in kleinen Ballen. Es darf nichtmit Preßheu verwechselt werden, da Heu viel stärkerals Stroh zum Schimmeln neigt. Gutes Stroh ist gold-farben ohne jeden Grünstich. Das Stroh schneidet manin etwa fingerlange Stücke, gibt diese in ein großes

Gefäß und übergießt das Stroh vollständig mit ko

chendem Wasser. Das Gefäß wird nun abgedeckt undman läßt das Ganze über Nacht stehen. Am nächsten

 Tag wird Holzkomposterde auf die passende Feuchtig-keit gebracht (siehe   Kapitel 9, Herstellung vonDeckerde). Bevor man das Stroh verwendet, läßt man

 Tüte so locker unter den unteren geschlagen, daßein Luftaustausch noch möglich ist. Gut geeignet zurLagerung sind auch die bereits beschriebenenStyroporboxen. Werden diese verwendet, so mußdarauf geachtet werden, die Boxen nicht übermäßig mit

f ll l f ll d ll k d

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) ,es kurz abtropfen, aber nicht austrocknen. 1,5 Kilo

feuchte Holzkomposterde werden nun mit einer gutenHandvoll Stroh vermischt und in eine hitzefeste Pla-stiktüte gegeben.

Die Tüten werden nun entweder im Dampfdruck-kochtopf eine Stunde lang gekocht oder im Mikrowel-lengerät ca. 30 Minuten lang erhitzt. Die Beutel dürfendabei weder zu fest verschlossen sein, noch völlig geöffnet werden, weil sie sonst austrocknen würden.

 Am besten schlägt man den oberen Teil der Tüte lockerunter den unteren Teil, etwa so wie in der folgenden

 Abbildung. Anschließend läßt man die Beutel gut auskühlen,

am besten über Nacht. Vorsicht: wenn sich die Beutelaußen bereits kühl anfühlen, können sie innen immernoch so heiß sein, daß sie Pilzmycel abtöten würden.

Nach dem Abkühlen entfernt man von einem Glasmit Brutgetreide den Deckel und steckt das Glas mit

dem Kopf nach unten in die Plastiktüte. Die Tüte hältman so, daß sie das Einmachglas fest umschließt.Durch einige Schläge auf den Boden des Glases löst sichdas von Mycel überwachsene Getreide aus dem Glasund gleitet in die Plastiktüte. Dann zieht man das leereGlas heraus und verschließt den Beutel mit der Hand.

 Von außen läßt sich der Klumpen Brutgetreide jetztproblemlos mit der Hand zerkleinern und gut mit dem

Kompost vermischen.Die Tüte läßt man nun an einem warmen Ort

stehen, bis die Kompostmischung vollständig durch- wachsen ist (ca. 14 Tage). Dabei wird die Tüte nicht völlig verschlossen, sondern einfach der obere Teil der

gefüllten Beuteln zu füllen. In diesem Fall kann die Temperatur in den Tüten zu schnell ansteigen, wasSchimmel und Fäulnis fördert. Um jeden der Beutelherum muß ein freier Raum von mindestens 2-3 cm

 verbleiben.

Kompostkultur in Plastiktüten. Das Oberteil der Tüte wird nichtluftdicht verschlossen, sondern locker unter das Unterteilgeschlagen.

 Während dieser Phase des Durchwachsens entfälltjedes Besprühen mit Wasser. Lediglich bei der Lage-rung in Styroporboxen muß etwa einmal alle zwei bisdrei Tage die Box geöffnet und durch Wedeln mit demDeckel die verbrauchte Luft entfernt werden.

Hat das Mycel erst einmal den gesamten Kompost

durchwachsen, dann erscheint der Kompost nicht mehrals lockeres Substrat, sondern als fester Block. Sobalddie Kultur dieses Stadium erreicht hat, wird es Zeit, dieFruchtung einzuleiten. Dies geschieht auf die bereitsmehrfach besprochene Weise:

Neben der Zufuhr von Licht ist es nun besonders aus Stroh, Holzkomposterde und Getreidebrut als Sub-

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Neben der Zu uhr von Licht ist es nun besonders wichtig, ein-, besser zweimal täglich Frischluft zuzu-

führen. Dies geschieht durch kurzes Öffnen der Pla-stiktüten und befächeln der Kulturen mit Frischluft.Etwa alle drei Tage kann es notwendig werden, ein- biszwei Sprühstöße Wasser mit dem Zerstäuber auf dieKulturen zu geben. Es empfiehlt sich, im Zweifel eherzuwenig als zuviel Wasser zu geben.

Erst wenn das Pilzwachstum dies notwendig macht, wird der Beutel geöffnet. Der ganze Block mit

dem unten und seitlich noch anliegenden Beutel wird ineine Styroporkiste gestellt. Ab diesem Zeitpunkt erfolgtdie Behandlung des Blocks so, wie es in der

 vorhergegangenen Abschnitten bereits beschrieben wurde.

Fruchtende Kompostkultur in Plastikbeutel. Der Plastikbeutel wurde oben umgeschlagen, um den wachsenden Pilzen Raum zugeben.

Kompostanbau in Schalen

Dieser erfolgt genauso, wie der Pilzanbau auf Getreide

in Schalen. Nur wird hierzu die im Abschnitt„Kompostanbau in Plastiktüten" beschriebeneMischung 

strat verwendet. Eine spezielle Abdeckung ist nichtunbedingt nötig, eine dünne Schicht Abdeckerde führtaber meiner Erfahrung nach zu seltenerer Kontamina-tion.

 Anstatt der empfohlenen Mischung kann auch ineinem Champignonzuchtbetrieb gekaufter Pferde-mistkompost verwendet werden. Meiner Erfahrung nach ist dabei die Ausbeute gelgentlich höher, aber dieKontaminationsrate leider ebenso.

Pilzanbau auf holzhaltigenSubstraten

 An dieser Stelle werden die klassischen Verfahren des Anbaus holzbewohnender Pilze besprochen. Ihnenallen gemeinsam ist, daß sie von Getreidebrut derjeweiligen Pilzart ausgehen. Andere Verfahren sind im

zweiten Teil dieses Buches beschrieben.

1. Anbau auf Ästen und Stämmen

Das richtige Holz 

Hierzu wird Holz ab einem Durchmesser von etwa 10Zentimeter verwendet. Ideal ist es, wenn das Holz nach

dem Schlagen etwa zwei bis drei Monate gelagert wor-den ist. Ganz frisches Holz enthält oft noch fungizid wirksame Substanzen, die von lebenden Bäumen zuihrem eigenen Schutz gebildet werden. Mit zuneh-mend höherem Alter steigt die Gefahr, daß sich bereitsandere Pilze in den Ästen oder Stammstücken einge-nistet haben. Völlig unbrauchbar ist in der Regel altesmorsches, oder auch das rindenlose, völlig ausge-trocknete und ausgelaugte, bereits hellgraue Holz, das

oft noch im Wald herumliegt. Im Prinzip ist jede Art

 von Holz geeignet, gleich ob Weich- oder Hartholz. Allerdings sollte man sich in der Regel auf Laubholzbeschränken, weil viele Pilzarten mit den Harzen derNadelbäume nicht zurecht kommen. Hartholz hat denNachteil, daß es langsamer von Mycel durchwachsen

i d d fü ä b bi h J h l Pil

Eine Besonderheit stellt die neuere Methode dar, von Pilzmycel überwachsene Holzdübel einfach inBohrlöcher hineinzustecken.

Die Keilschnittmethode. Man schneidet mit einerSäge einen Schlitz etwa 2/3 tief leicht keilförmig in denS Ei S hli b i 1 5 bi 2 5 i

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 wird, dafür trägt es aber bis zu sechs Jahre lang Pilze. Weichholz ist schneller durchwachsen, ist aber meistschon nach etwa drei Jahren erschöpft. Länge undDurchmesser der Holzstücke spielen keine große Rolle.Man schneidet die Stücke so zurecht, daß man siegut handhaben kann. Dicke Stammstücke wird man

 wegen des Gewichts nicht viel länger als etwa 40Zentimeter werden lassen, Äste von ca. 10 cmDurchmesser dürfen ohne weiteres einen Meter lang bleiben.

 Wichtig ist, daß das Holz noch ausreichend feuchtist. Sägt man das Holz an, und fängt man das Sägemehlauf, dann soll sich dieses mit der Hand zu einemKlumpen zusammendrücken lassen, der nicht vonselbst auseinanderfällt. Fällt der Klumpen jedoch aus-einander, dann muß das Holz vor der Verwendung etwa zwei Tage gewässert werden. Am einfachstengeschieht dies, indem man sich mit einer starken Pla-

stikplane ein flaches Wasserbecken schafft, in das mandie Stämme einlegen kann.

 Die Beim pfung

Es gibt mehrere Methoden, Stämme und Äste zubeimpfen. Die einfachsten und effektivsten sind diefolgenden Verfahren:

Die Bohrlochmethode.   Mit einem elektrischenBohrer werden spiralförmig einmal um den ganzenStamm herum möglichst tiefe Löcher von etwa 1,5 cmDurchmesser gebohrt. Diese Löcher füllt man mitBrutgetreide und verschließt sie anschließend mit auf-getackerter Plastikfolie, Baumwachs oder Lehm.

Stamm. Eine Schlitzbreite von ca. 1,5 bis 2,5 cm istoptimal. Den Schlitz füllt man anschließend mitGetreidebrut und verschließt ihn gut mit aufgetacker-ter Plastikfolie.

Die Kopfbeimpfung. Man sägt an einem Ende desStammes eine dünne Holzscheibe ab. Die Schnittflächedes Stammes bedeckt man mit einer etwa 1 cm dickenSchicht Getreidebrut. Die abgesägte Holzscheibe wirdnun oben wieder aufgenagelt. Die entstandene Fuge

 wird mit Plastikfolie verschlossen.

 Aufbew ahrung und Dur chwachsen

 der bei mpft en St am me

Die frisch beimpften Stämme sollten an einem feuch-ten und schattigen Platz möglichst eng zusammengelagert werden, bis sie vom Mycel durchwachsen sind.

 Am besten schichtet man sie auf und bedeckt sieanschließend mit Laub, feuchter Wellpappe, Lumpen

oder ähnlichem Material, unter dem die Stämmefeucht bleiben. Sind im Hochsommer längere Trocken-perioden, dann muß man darauf achten, die Stämmebzw deren Abdeckung immer ein wenig feucht - nichttropfnaß - zu halten. Die beste Zeit für die Beimpfung ist im späten Frühjahr. Dann kann man meist noch imgleichen Jahr zum ersten Mal ernten. Beimpft man imHerbst, so kommt natürlich erst der nächste Herbst alserster Erntetermin in Frage. Nach dem vollständigen

Durchwachsen der Stämme mit Mycel (erkennbar amMycel, welches an den Schnittflächen sichtbar wird)

 werden die Stämme an ihren endgültigen Standortgebracht. Dies sollte der schattigste und feuchteste Ort

des Gartens sein. Dort gräbt man die Stammstücke messer. Man mischt die einzelnen Bestandteile in fol-

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etwa 15-20 cm tief senkrecht in den Boden ein. (Das

gilt nicht für Shiitake-Pilze - siehe dort). Dadurch wirdsichergestellt, daß die Stammstücke über die ehemali-gen Saftbahnen des Holzes ausreichend mit Wasser undMineralien aus dem Boden versorgt werden. Imtrockenen Hochsommer muß gelegentlich zusätzlichgewässert werden. Einmal eingegraben, verbleiben dieStammstücke an ihrem Platz, bis sie nach einigen Jah-ren erschöpft sind und keine Ernte mehr liefern.

2. Anbau holzbewohnender Pilze auf Sägespänen

Hierzu besorgt man sich - am besten in einem Säge- werk - Sägespäne und Hackschnitzel von Laubholz undeinfachen Gips aus dem Baumarkt. Hackschnitzel sindgrobe, flache Holzfetzen von wenigen cm Durch

Meine Frau Gie mit Shiitake-Pilzenauf Sägespan-Substrat. Selbst diekleine Kultur aus einem Einmach

glas liefert bereits eine kleine Mahlzeit. Im allgemeinen rechnet man

aber bei Holzbewohnern mit etwasgrößeren Substratmengen als bei

den Kompostbewohnern.

genden Gewichtsanteilen: 20 Teile Sägespäne, 10 Teile

Hackschnitzel, 1 Teil GipsDie Mischung sollte sich noch feucht anfühlen, abernicht naß sein. Um Kontamination mit fremden Pilzenund Milben zu verhindern, empfiehlt es sich, dieMischung durch kurzes Erhitzen zu pasteurisieren.Dies kann mit heißem Dampf, durch Übergießen mitkochendem Wasser oder durch Erhitzen in der Mikro-

 welle geschehen. Die fertige Mischung wird mit Getrei-debrut der entsprechenden Pilzart vermischt. Dabeibraucht man weniger Getreidebrut pro Gewichtsein-heit, als bei der Beimpfung von Kompost. Ein AchtLiter-Beutel sollte sich so mit einem halben Glas Brutbeimpfen lassen. Eine solche fertig durchwachseneSägespan-Mischung bildet einen weißlichen   festenKlumpen gummiartiger Konsistenz.

Psilocybe azurescens auf Hack-stücke-Sägespan-Mischung.Die Anzucht in einem kühlen Raumist, wie hier gezeigt, grundsätzlichmöglich. Meist jedoch werden die Jungpilze in Innenräumen kaum 1cm groß und sterben dann ab.

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Die Anzucht im Freiland funktioniert

zuverlässiger

Die weitere Vorgangsweise entspricht der, wie siebereits in den Abschnitten „Pilzanbau auf Getreide inSchalen" und „Kompostanbau in Plastiktüten" be-schrieben wurde. Eine Abdeckung mit Erde ist in derRegel nicht erforderlich.

Die in manchen Pilzzuchtbüchern beschriebenenNährstoffzusätze, wie Melasse, Kleie und andereserhöhen zwar tatsächlich die Ausbeute. Leider erhöhen

sie aber auch die Anfälligkeit für Schimmel- undandere Kontaminationen sehr stark. Daher möchte ich

 von der Verwendung solcher Zusätze in der Hobby-Zucht, in der es ja nicht unbedingt auf allerhöchsteErträge ankommt, abraten.

Schädlinge:

Trauermücken und Milben

Trauermücken:   Mit die schlimmsten Schädlingeüberhaupt, die eine Pilzkultur befallen können, sinddie Trauermücken. Es handelt sich dabei um kleine,

 vollständig schwarze Fliegen von etwa 2-5 mm Länge.

Sie sehen nicht wie kleine Fliegen, sondern eher wie kleine Mücken aus. Trauermücken reagierenoffensichtlich sehr stark auf den Geruch vonPilzmycel und werden geradezu magisch davonangezogen. Einmal auf einer Kultur gelandet, lassen siesich leicht fangen, da sie zwar versuchen, dem Fängerauszuweichen, aber kaum mehr auffliegen. Sie legenihre Eier in die Kulturen. Aus den Eiern schlüpfen in

ganz kurzer Zeit die Larven, kleine, weiße wurmartigeGebilde von etwa 6 mm Länge. Diese wachsen sehrschnell zu jungen Fliegen heran, die selbst wieder nach

 wenigen Tagen Eier legen. Eine Kultur kann sich soinnerhalb von 14 Tagen in eine übelriechendedickbreiige Masse verwandeln, in der tausende vonMaden leben und aus der nahezu pausenlos junge

 Trauermücken schlüpfen.

 Abhilfe: Alle  befallenen Kulturen vernichten undaus dem Haus schaffen. Den gesamten Raum von Flie-gen säubern. Werden Insektizide verwendet, dannsollte man zumindest darauf achten, daß diese nurnatürliches Pyrethrum und keine synthetischen Pyre-throide enthalten. Während erstere relativ schnell

abgebaut werden, sind die Pyrethroide sehr lange halt-bar und stehen im Verdacht, bei längerem Kontakt

delt sich dabei um kleine Tiere, die kaum die Größeeines i-Punkts erreichen. Mit bloßem Auge sind sie

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, gneurologische Störungen auszulösen. Vorbeugung

gegen die Pilzmücken: klebrige Gelbtafeln (helfen nurzum Teil, aber man merkt zumindest frühzeitig, daßProbleme unterwegs sind). Aufstellung von elektri-schen Insektenfängern, Aufstellung von mit Citronel-leöl imprägnierten Tafeln (scheint die Fliegen einiger-maßen zuverlässig zu vertreiben, stinkt leider in derwirksamen Konzentration impertinent nach Citronelle). Ansonsten den Raum, in dem die Kulturen stehen,geschlossen halten, evtl. auch das Schlüsselloch mitTesafilm abdichten. Möglichst keine Zimmer-pflanzen, vor allem nicht solche mit eher nasser Erdeim Zuchtraum stehen lassen. (Trauermückenlarvenhalten sich gerne in solchen sehr feuchten Erden auf).

Milben: Weit weniger problematisch sind die Milben,denn diese können wenigstens nicht fliegen. Es han

ggerade eben noch sichtbar. Stellt man eine befallene

Kultur auf eine dunkle Unterlage, dann erkennt manden Befall nach einigen Stunden daran, daß sich umdie Kultur herum ein Kreis aus kleinen weißen Punk-ten gebildet hat. Die Milben, die versuchen, neueLebensräume zu finden, vertrocknen außerhalb derKulturen bereits nach wenigen Zentimetern. Deshalbbesteht die erfolgreichste Verbreitungsmethode dieserTiere darin, sich von einem unachtsamen Pilzzüchtervon einer Kultur zur nächsten tragen zu lassen. DieMilben schädigen bei massivem Auftreten das Mycel.

Milben traten bei mir gelegentlich dann auf, wennich Holz aus dem Freiland zur Kultur verwendet habe,ohne es vorher zu entkeimen. Vollständige Sterilisationist nicht nötig; eine Desinfektion durch übergießenmit kochendem Wasser, kurzes erhitzen im Backofenoder in der Mikrowelle reichen hier vollständig aus.

12. Konservierung und Lagerung von Pilzen

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Frisch geerntete Pilze lassen sich problemlos einigeTage im Gemüsefach des Kühlschranks lagern, wenn siedabei vor Austrocknung geschützt werden.

 Konservierung der Pilze

Die traditionelle Methode der Pilzkonservierung istdas Trocknen. Korrektes Trocknen sollte in mäßig war-mer, strömender Luft erfolgen. Eine Temperatur vonmaximal 30-35 Grad Celsius schont in optimaler Weisealle Inhaltsstoffe. Die einfachste Möglichkeit ist eshäufig, die Pilze auf Garn aufzufädeln und so über dieHeizung gehängt zu trocknen. Backöfen sind eherungeeignet. Selbst auf kleinster Stufe erzeugen sie in derRegel eine zu große Hitze. Eine weitere Methode ist es,

bei einem Karton oder einer Kiste unten auf einer Seiteeine Öffnung anzubringen. Dann stellt man in die Kisteeine Lampe. Über die offene Oberseite der Kiste legtman ein Sieb oder einen Rost, auf dem man dann diePilze trocknen kann. Die beste, wenn auch teuersteLösung ist es, sich einen Trockenapparat (Dörrex)anzuschaffen, den man über Haushaltswarengeschäftebeziehen kann. Bei einem solchen Trockner kann die

Temperatur stufenlos gewählt werden. Außerdem

kann man bis zu 10 Siebe mit Trockengut (jedesetwa 30 cm Durchmesser) auf dem Grundgerät stapeln.

Pilze sind dann trocken, wenn sie sich wie Keksebrechen lassen. Sind sie noch ledrig, dann enthalten sienoch genug Feuchtigkeit, um verschimmeln zu können.Die fertig getrockneten Pilze lagert man entwedergemahlen als Pilzpulver oder ganz in luftdicht ver-

schließbaren Schraubgläsern.Pilze lassen sich auch einfrieren; dabei wird jedochdie Zellstruktur zerstört. Die aufgetauten Pilze wirkendann ein wenig „matschig" und unansehnlich, wasaber bei Pilzsaucen und -suppen keine Rolle spielt.Sonst empfiehlt es sich, die Pilze erst zuzubereiten unddie fertigen Pilzgerichte einzufrieren. Eine traditio-nelle Methode ist das Einlegen der Pilze in einem Essig-Salz-Sud. Junge und feste Pilze können auch, wie andere

Gemüsearten, in Weckgläsern eingemacht werden.Diese Methoden der Konservierung werden unter anderem in „Pilzsammlers Kochbuch" von Rose MariaDähncke genau beschrieben. Eine weitere dortgenannte Methode ist die Herstellung eines Pilz-extraktes. Dabei werden hitzeempfindliche Inhalts-stoffe natürlich zerstört, und das Resultat ist nur noch als - allerdings recht interessantes und wohl-schmeckendes - Gewürz zu gebrauchen.

13. Pilze und Justiz

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 Psychoaktive Pilze

Seit dem 1.2.1998 ist in Deutschland ein geändertes

Betäubungsmittelgesetz in Kraft. Darin werden   „Pflanzen und Pflanzenteile und Tiere und tierischeKörperteile..." dann zum Betäubungsmittel erklärt,wenn sie „als Betäubungsmittel mißbräuchlich ver-wendet werden sollen" und Stoffe enthalten, die imBetäubungsmittelgesetz aufgeführt sind - hier alsoPsilocybin und Psilocin. In diesem Fall unterliegen siealso all den erheblichen Strafandrohungen des BtMG,wenn dies auch im Falle von Pilzen nicht ganz klar ist,

die ja nach aktuellem wissenschaftlichen Stand ebenweder Tiere noch Pflanzen sind. Bei einzelnenKulturen, die man aus biologischem Interesse besitzt,wird der Nachweis der beabsichtigtenmißbräuchlichen Verwendung wohl kaum gelingen,wenn nicht andere Anhaltspunkte für eineMißbrauchsabsicht sprechen. Hat jemand jedoch einegrößere Zahl von Kulturen der gleichen Pilzart in seinem

Besitz und vielleicht gar noch eine größere Mengegetrockneter Pilze, so wird er mit zunehmendgrößerer Menge auch immer größer werdendeSchwierigkeiten zu erwarten haben.

 Heilp ilze

Der Verkauf von Speisepilzen, zu denen ja die meisten

Medizinalpilze gehören, ist in Deutschland prinzipiellproblemlos möglich, wenn sie als Speisepilze deklariertwerden. Wird jedoch beim Verkauf zugleich auch auf heilfördernde Wirkungen hingewiesen, dann verstricktman sich sehr schnell in allen möglichen Ver-ordnungen und Gesetzen. Am besten weist man nichtdirekt auf solche Wirkungen hin, sondern verwendethöchstens allgemeine Begriffe wie „gesundheitsför-dernd" und verweist zur näheren Information auf ent-

sprechende Literatur. Natürlich kann auch jeder Pilzzüchter, der das möchte, seine eigene kleine Bro-schüre zum Thema „Medizinalpilze" schreiben unddiese z.B. für 1 DM separat verkaufen. Hinweise wie „tumorhemmende Wirkung" an der Ware verstoßenauf jeden Fall gegen geltendes Recht, gleichgültig obsolche Wirkungen wissenschaftlich nachgewiesen sindoder nicht.

14. Pilze als Heilmittel 

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Heilkräuter sind uns in Europa zur Behandlung vonKrankheiten schon immer vertraut. Daß aber auchPilze über medizinische Wirkungen verfügen, ist einWissen, das uns in Europa verloren gegangen ist,obwohl in deutschen Kräuterbüchern des späten Mit-telalters Pilze durchaus ihren Platz hatten. Die Asiaten,besonders die Chinesen und Japaner verfügen dagegen

auch in diesem Bereich über eine mehrtausendjährigeununterbrochene Tradition. Eine umfassende Darstel-lung der Heilwirkung einzelner Pilze würde den Rah-men dieses Buches sprengen. Ich beschränke michdaher hier auf einige der wichtigeren Pilze undwerde deren Inhaltstoffe und Wirkungen eherstichpunktmäßig abhandeln. In dem sehr informativenBuch „Die Heilkraft der Pilze", von Prof. Dr. Jan Lelley,Econ-Verlag 1997, können ausführlichere

Informationen gefunden werden. Darüber hinausfindet man mittlerweile im Internet viele interessanteArtikel zu diesem Thema. Wer Internet-Zugriff hat (und den hat eigentlich jeder, sei es über Freundeoder Bekannte oder einen Besuch im nächstenInternet-Cafe), der findet auch über eine Recherche inder medizinischen Datenbank medline vieleinteressante Artikel.

Austernpilz -  Pleurotis ostreatus.  Er produziert Lova-statin7E, eine cholesterinsenkende Substanz. Darüber-hinaus konnte an Labormäusen eine Tumorhemmungnach Fütterung mit Austernpilzen nachgewiesen wer

den. Wieweit sich die Tumorwirksamkeit auf den Men-schen übertragen läßt, ist noch nicht klar. Fest stehtaber, daß sich durch den Verzehr von 5-10 Grammgetrockneter oder der zehnfachen Menge frischer Aus-ternpilze der Cholesterinspiegel senken läßt.

Klapperschwamm -  Grifola frondosa (Maitake). Seine

wirksamen Inhaltsstoffe sind verschiedene Polysacha-ride, insbesondere Grifolan. Bei Laborversuchen (invitro) wurde sowohl in japanischen als auch in US-Studien eine deutliche Anti-AIDS-Aktivität gefunden.Versuche mit Kranken laufen, es sind mir bis jetzt abernoch keine Ergebnisse bekannt. Vor allzu großemOptimismus im Falle von AIDS muß gewarnt werden.Auch der Klapperschwamm weist im Experiment eineTumorhemmung auf, die noch deutlicher ausfällt, als

etwa beim Austernpilz. Zusätzlich werden diesem Pilznoch blutdruck- und cholesterinsenkende und im-munstimulierende Wirkungen nachgesagt. Eine wirk-same Dosis liegt bei etwa 5 Gramm des getrocknetenPilzpulvers. Allerdings empfiehlt es sich hier nicht, denPilz in Form eines Tees einzunehmen, da die wesent-lichsten Wirkstoffe nicht in Wasser, sondern nur inAlkohol löslich sind. Es empfiehlt sich daher, entwederdas Pilzpulver so, wie es ist, (am besten zusammen mitVitamin C, das die Wirkstoffaufnahme verbessert),oder in Form eines selbst hergestellten alkoholischenExtraktes einzunehmen.

Lackporling -  Ganoderma lucidum  (Reishi, ling zhi).Dieser Pilz stellt fast eine komplette Apotheke dar. Esfi d i h di f l d k i I h l ff b

mit einer großen Tasse Wasser etwa 5 Minuten langaufkochen und anschließend etwa eine halbe Stundel i h Di T i k i h ä li h Kü di i h

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finden sich die folgenden aktiven Inhaltsstoffe bzw.

Wirkstoffgruppen:Die Polysacharide Ganoderan und Beta-d-Glukan

sowie mindestens 6 weitere Polysacharide mit den fol-genden Wirkungen: blutzuckersenkend, immunstimu-lierend, tumorhemmend.

Ein antiallergisches und immunstimulierendesProtein, ein leberschützendes Steroid (Ganosteron).

Eine ganze Zahl von Triterpenoiden, meist als sog.ganoderische Säuren, welche die Histaminausschüt-tung hemmen (also antiallergisch wirken), und denBlutdruck und Cholesterinspiegel senken.

Dazu wirkt der Lackporling schlaffördernd undwirkt den Sauerstoffmangelerscheinungen, wie sie ingroßer Höhe auftreten (Bergkrankheit) entgegen.

Kein Wunder also, daß dieser Pilz in China nach-weislich seit ca. 4000 Jahren hochgeschätzt wird. Infrühen Zeiten war er so selten und gesucht, daß jeder

Fund dieses Pilzes dem Kaiserhof abgeliefert werdenmußte.Ich persönlich kann mit diesem Pilz eine über 30

Jahre lang bestehende Nebenhöhlenentzündung erfol-greich im Griff behalten. Alle bisherigen Versuche, dieserSinusitis beizukommen, waren gescheitert. Wenn esmal wieder besonders schlimm wurde, mußte ich eineKur mit Antibiotika einlegen, die mir für einige WochenErleichterung verschaffte. Aber spätestens   nach 2

Monaten war die Sinusitis wieder da. Die Symptomeeines ebenfalls langjährigen saisonalen Heu-schnupfens haben sich unter Reishi zu etwa 80%gebessert. Hier ist mein persönliches Rezept: Ichtrockne den Pilz, bis er richtig „knusprig" ist undmahle ihn dann in einer Küchemaschine zu Pulver.Von diesem Pulver lasse ich jeden morgen 3 Gramm

lang ziehen. Diesen Tee trinke ich täglich. Kündigt sich

eine Erkältung an, dann erhöhe ich die Dosis ein paar Tage lang auf etwa 5 Gramm. Meist gelingt es so, denAusbruch der Erkältung noch zu stoppen. Was ich lei-der aus persönlicher Erfahrung nicht bestätigen kann,ist eine deutliche Blutdrucksenkung. Hier gab es beimir allenfalls eine leichte Wirkung. Was natürlich nichtheißt, das jemand anderes hier nicht bessere Erfah-rungen machen kann.

In der traditionellen chinesischen Medizin gilt die-ser Pilz als eines der ganz großen Tonika. Zur Krankheitsvorbeugung kann er schadlos täglicheingenommen werden.

Shiitake -  Lentinula edodes.  Der Shiitake wird neuer-dings verstärkt auch hierzulande frisch angeboten.Damit gibt es nicht nur eine Alternative für den ewi-gen Champignon aus den Supermärkten, sondern man

kann seinen Speisezettel sogar um einen wohl-schmeckenden und gleichzeitig gut erforschten unddurchaus interessanten Medizinalpilz erweitern. Nebenanderen immunaktiven Wirkstoffen bildet der ShiitakeLentinan. Dessen Hauptwirkung besteht in einerErhöhung der Aktivität der Killer-Zellen und derInterferon-Produktion. Diese nachweisliche Unterstüt-zung der körpereigenen Abwehr macht diesen Pilzzu einem wertvollen Medikament, wenn es darum geht,

Infektionskrankheiten, besonders auch Viruserkran-kungen zu bekämpfen. In Japan ist Lentinan alsZusatzmedikament in der Krebstherapie zugelassen.Darüber hinaus konnte eine cholesterinsenkende Wir-kung nachgewiesen werden. In der traditionellen chi-nesischen Medizin gilt der Pilz als allgemeines Tonikum,das sowohl bei Beschwerden älterer Menschen,

bei überlasteten jüngeren Personen miteingesetzt werden kann.

,>artigerweise scheint dieser Pilz am besten l,n, wenn er nicht täglich, sondern nur etwa 2„,7öchentlich eingenommen wird. Vorbeugend g

otwa 5 Gramm getrocknet bzw. 50 Grammeingenommen werden bei bestehenden

derzeit näher untersucht wird. Er hat außerdem -

sowohl frisch als auch getrocknet   - einen deutlichenblutzuckersenkenden Effekt. Darüber hinaus zeigtenauch hier Tierversuche eine ausgeprägte tumorhem-mende Wirkung.

Gängige Speisepilze und ihr Wert Der gesundheitli-

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eingenommen werden, bei bestehenden ,s

ungen kann diese Dosis bis auf 15Grammbzw. 150 Gramm Firschgewicht erhöht wer

?,j3rübling - Flammulina velutipes (Enoki). Im

y   einer japanischen epidemiologischen Studiesaß die Bewohner einer japanischen Gemeinde  T;züchtern eine überdurchschnittlich niedrige jKrebsfällen aufwies. Dies führte man in der stlf 

den häufigen Verzehr der von diesen Men;•züchteten Samtfußrüblinge zurück. Diese entl jnPolysacharid namens Flammulin, das offen

die körpereigenen Abwehrkräfte zu steigern

ii,intling - Coprinus comatus. Der Schopftint-Quelle eines neuartigen Antibiotikums, das

Gängige Speisepilze und ihr Wert. Der gesundheitli

che Wert von Pilzen wird häufig grob unterschätzt.Selbst in einer Runde von Pilzliebhabern hörte ichkürzlich noch das Märchen, Pilze hätten einen relativgeringen Wert als Nahrungsmittel und einen sehrniedrigen Eiweißgehalt. Auf  meinen Einwand hin, daßder Eiweißgehalt ja immerhin dem von Milch entspre-chen würde, reagierten die Versammelten überrascht -

so hatte man das wohl noch nicht gesehen. Immerhinwird ja die Milch -  lassen wir einmal dahingestellt sein

ob zu recht oder nicht - als eines unserer wertvollstenNahrungsmittel betrachtet. Auch sonst brauchen sichdie Pilze nicht zu verstecken. Enthalten sie doch einebreite Auswahl wertvoller Mineralien -   u.a. Kalium,Magnesium, Calzium, Mangan, Zink, Kupfer und dazuVitamine, besonders aus der B-Gruppe. RegelmäßigerPilzverzehr kann daher durchaus dazu beitragen, ent-sprechende Mangelerscheinungen auszugleichen.

15. Charakteristik einzelner Pilzarten (1) 

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Anmerkung: Diese Beschreibungen haben nicht denZweck, eine korrekte botanische Identifikation zuermöglichen. Dazu müßten sie mykologische Charak-

teristika aufführen, mit denen der Durchschnittslesernichts anfangen kann. Auf eine mykologisch korrekte,vollständige Beschreibung wurde daher verzichtet.Intention der Beschreibungen ist, daß sich der Leser einBild vom Aussehen der Pilze machen kann.

Coprinus comatus - 

Schopftintling, Spargelpilz 

Aussehen:  Ein länglich-walzenförmiger, anfangs rein-weißer Pilz, der von Schuppen bedeckt ist. ÄltereExemplare öffnen den Hut glockenförmig, wobei derHut beginnt, vom Rand her schwarz zu zerfließen. Derweiße Stiel ist hohl, die Lamellen sind erst weiß,später rosa, dann schwärzlich. Die Hüte werden etwa 6-12 cm hoch. In der freien Natur findet man diesenPilz fast auschließlich auf Wiesen und Feldern. Meist

tritt er in großen Gruppen auf. Man findet ihn von Maibis   November, jedoch häufiger im Herbst. DerSchopftintling ist ein hervorragender Speisepilz, dersich einfach züchten läßt. Man findet ihn nur deshalbnicht in den Geschäften, weil er höchstens 48 Stundenhaltbar ist - am besten verwendet man ihn sofort nachder Ernte. Läßt man ihn zu lange liegen, wird er wegendes dann einsetzenden Auflösungsprozessesungenießbar.

Substrat: Der Schopftintling wächst am besten auf auf Stroh, dem Pferdemist zugefügt wurde (sieheTeil Il - Abschnitt 6: „Generelle Zuchtmethode für Dung

und Kompost bewohnende Pilzarten"). Die Kultur kannin Plastiksäcken oder auch in Schalen erfolgen. EineSchicht Abdeckerde erhöht die Ernte beträchtlich. Wer diese Pilze im Garten heimisch machen will, kann mitgutem Aussicht auf Erfolg eine oder mehrere die-ser Kulturen in seiner Wiese eingraben.

Temperaturen: Diese Art benötigt etwa 16-21 GradCelsius für die Keimung von Jungpilzen. Während desWachstums sind später Temperaturen von 18 bis 24Grad optimal.

Flammulina velutipes - Samtfußrübling 

Aussehen:   Ein klassischer japanischer Zuchtpilz, derdort eine allgegenwärtige Beilage in den meisten Sup-pen bildet. Bei uns ist dieser Pilz im Wald nicht allzu selten- und kaum zu verwechseln, da er einer der wenigen

Pilze ist, die am besten im Winter gedeihen. Der 15 cmbreite Hut dieses gelblichen bis bräunlichen Pilzes trägtgelbliche Lamellen. Der im unteren Teil samtige Stiel istdunkel- bis schwarzbraun gefärbt. An der Basis ist erstets dunkler als an der Spitze. Der Pilz wächst meistauf totem, seltener auf lebendem Laubholz, häufig auf Baumstümpfen, von Oktober bis April. Die Stiele sindzäh und werden daher nicht mitgesammelt.

Substrat: Die Kultur ist auf Laubholz und auf holz-haltigen Substraten (Sägemehl-Mischungen, Papier)möglich.. Alle für Holzbewohner beschriebenen Kul-turverfahren sind anwendbar. Besonders nett sind Fla-schen mit Sägemehl auf der kühlen Fensterbank. DerPilz wächst dann in dekorativen, langstieligenBüscheln aus dem Flaschenhals heraus

kurzen, stämmigen Stiel, der aus einem Baumstammherauswächst, sitzt ein muschelförmiger Hut mit einerBreite von bis zu 15 cm. Die Oberfläche ist rotbraunglänzend, wie frisch lackiert, der Hutrand wird voneinem matten, samtigen weißen Saum gebildet.

Substrate: Den Reishi züchtet man am besten auf Stammholz oder auf holzhaltigen Substraten (Säge-

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Büscheln aus dem Flaschenhals heraus.

Temperatur: Um die Keimung der Jungpilze ein-zuleiten, ist eine Temperatur von 6-10 Grad Celsiuserforderlich (Kälteschock). Während der anschließen-den Wachstumsphase kann die Temperatur etwa 8 - 16Grad betragen.

Ganoderma lucidum - Lackporling, Reishi, Ling-Zhi 

 Aussehen: Der Lackporling, der auch in Deutschlandnicht selten an Bäumen gefunden werden kann, istkaum mit anderen Pilzen zu verwechseln. An einem

Stammholz oder auf holzhaltigen Substraten (Säge-

mehl-Hackstück-Mischung). Neben der Temperatur istder CO2-Gehalt der Luft von Bedeutung: Stiele ent-

 wickeln sich oft nur in einer C02-reichen Umgebung.Bleibt der C02-Gehalt hoch, entwickeln sich anstelle derbreiten Hüte interessant aussehende, geweihartige Pilze.

Temperaturen: Zur Fruchtung werden Temperatu-ren von ca. 18 bis 24 Grad Celsius benötigt. Das Wachs-tum der Pilze erfolgt bei  21 bis  27 Grad. Aufgrund die-

ser Temperaturbedürfnisse sind diese Pilze nach unse-ren Erfahrungen hervorragend für den Anbau in der

 Wohnung geeignet.

Reishi auf Sägespan-Holzsubstrat ( Buche) im Einmachglas. Beginn des Wachstums mit reinweiß-samtiger Wachstumszone.

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Bei hohem C02-Gehalt während des Wachstums entwickelt sichdie Geweihform. Der Pilz erscheint wie lackiert.

 Lent inula (Lent inus) edodes - Shiitake

 Aussehen: Ein Pilz, der in Mitteleuropa nicht natür-lich, sondern nur in Kultur vorkommt. Der Hut ist 5-

15, seltener bis 20  cm breit und weist je nach Rasse undStandort eine hell- bis dunkelbraune Farbe auf. Cha-rakteristisch sind weiße, flockenartige Schuppen, diesich in der Hutmitte kaum, und zum Rand hin immerdichter finden. Die Lamellen sind weißlich, der Stiel

 weißlich bis bräunlich. Der Pilz erscheint seitlich anHolz angewachsen in kleinen Gruppen. Der Pilz riechtroh stark aromatisch, lauchartig und ist von mildem

Geschmack.

Natürlich entwickelter Reishi. (Zeichnung: Göran Hielscher)

Substrate:   Laubholz, wächst auch sehr gut auf Sägespan-Hackschnitzel-Mischungen. Im Gegensatz zuanderen Pilzen mag es der Shiitake nicht, wenn dieStämme, auf denen er wächst, in die Erde eingegraben

 werden. Auch die Abdeckung mit Erde wird nicht ver-tragen.

Temperaturen: Shiitake-Pilze gibt es in verschie-denen Zuchtstämmen - sowohl für kühle als auch für

 warme Jahreszeiten. Zur Keimung der Jungpilzebenötigen die kälteliebenden Sorten etwa  10-16  GradCelsius, die wärmeliebenden Sorten   16-21  Grad. DasPilzwachstum verläuft bei den kälteliebenden Sorten

bei etwa 16-18 Grad, bei den wärmeliebenden Sorten

bei 21-27 Grad optimal. Gerade die wärmeliebendeSorte gedeiht hervorragend bei den Temperaturen, wiesie in einer durchschnittlichen deutschen Wohnung herrschen. Wir haben diesen Pilz oft im Haus gezüch-tet, ohne uns weiter um die Temperaturen zu küm-mern.

Besonderheiten:  Das Mycel -  sowohl in Petrischa-

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Kleiner Block (Buchenholz-Sägemehl-Hackstück-Mischung) mitschön entwickelten Shiitake-Pilzen. Die braunen Flecken auf derMyceloberfläche sind arttypisch.

y

len als auch auf Roggen und auf den Kulturen -bekommt mit zunehmender Reife braune bis dunkel-braune Flecken. Dies ist bei Shiitake-Mycel normal.Züchtet man Shiitake-Pilze auf Sägespan-Hackschnit-zel-Mischungen in Blöcken, dann wartet man, bisdie Blöcke gut zusammenhalten und deutlichebraune Stellen aufweisen. Im Falle vonSubstratblöcken erkennt man die beginnende

Fruchtung beim Shiitake daran, daß das Mycel kleine Ausbuchtungen bildet, die ähnlich wie Popcornaussehen. Nach der Ernte müssen die Substratblöcke

 vollständig austrocknen. Anschließend - nach etwa 8 Tagen Ruhezeit - gibt man die

Für Shiitake typische Wuchsforman Stammholz.

Blöcke für 24 Stunden in kaltes Wasser, wobei man siesogar beschweren sollte, damit sie an allen Seiten Was-ser aufsaugen können. Kurze Zeit nach dieser Behand-

sich zwei Wochen lang nichts tat, vergaß ich die Kulturzeitweilig. Etwa drei Wochen später kam ich zufällig 

 wieder in diesen Teil des Kellers und fand die Pilze voll

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lung wird sich die nächste Erntewelle zeigen. Insge-samt kann dieser Zyklus ca. 4 mal durchlaufen werden.

Phollota nameko - Nameko,Reisstrohschüppling 

 Aussehen: Ein in Japan mit Recht sehr populärer, vielgezüchteter, außerhalb Japans leider so gut wie unbe-kannter Pilz. Der Hut ist 3-8 cm breit, erst halbkugelig,später fast flach von braun-oranger Farbe. Der rohePilz ist von einer dicken Schleimschicht bedeckt, diebeim Kochen vollständig verschwindet. Die weißlich-gelben Lamellen werden im Alter bräunlich. Der jungePilz weist zwischen Stiel und Hut einen Schleier auf.Der Stiel ist an der Basis verbreitert.

Substrat:   Holz und Sägemehl-Hackschnitzel-Sub-strate. Keine Abdeckschicht erforderlich. Dieser Pilz

braucht besonders hohe Luftfeuchtigkeit während derKeimungsphase. Im Falle von Substratblöcken kannman dies sowohl durch häufiges besprühen mit einemZerstäuber erreichen, als auch damit, die Plastiktütenur oben zu öffnen, auf keinen Fall aber vollständig  zuentfernen. Häufig tritt vor der Fruchtung ein elasti-scher Schleim auf; dies scheint eine Feuchtigkeitsre-serve des Mycels zu sein und sollte nicht mit einer

Kontamination verwechselt werden.Temperaturen: 10 bis 15 Grad Celsius zur Keimung 

 von Fruchtkörpern. 13-18 Grad beim Wachstum derPilze.

 Anmerkungen:   Meinen ersten Substratblock mitNameko legte ich zum Fruchten in einen alten Gewöl-bekeller mit hoher natürlicher Luftfeuchtigkeit undeiner konstanten Temperatur von 12 Grad. Nachdem

entwickelt, fast schon überständig vor. Eine eiligstanberaumte Pilzmahlzeit bescherte mir einen dergeschmacklich (leicht nußartig, angenehm festesFleisch) besten Pilze, die ich kenne. Für mich steht derNameko qualitativ auf der gleichen Stufe wie Steinpilzeund Morcheln.

Nameko-Substratblock, Buchenholzsägemehl-HackstückMischung mit Zusatz von 50 % Rindenhumus. Die Pilze waren ein wenig überständig, schmeckten aber trotzdem noch köstlich.

Pleurotus ostreatus - Austernpilz 

 Aussehen:  Muschelförmige, blaugraue, völlig graueoder bräunliche Hüte, die mit einem kurzen Stiel seit-lich an den Baumstämmen angewachsen sind. DiePilze wachsen in dichten Gruppen. Die Hüte werden 5bis 15 Zemtimeter breit. Die Lamellen und Stiele sind

 weißlich. Roh weisen die Pilze keinen besonderen

Geruch oder Geschmack auf. Die Fruchtkörper wild

wachsender Pilze erscheinen von Oktober bis Februar.

Zum Fruchten brauchen die Austernseitlinge einen

Kälteschock. Dies gilt nicht für die aus Florida stam-

mende Variante (Sommerausternseitling, Florida-

Varietät), die das ganze Jahr über fruchten kann. Es

gibt verschiedene nahe Verwandte des Austernpilzes in

verschiedenen Farben (unter anderem rosa und knall-

Psilocybe cubensis 

Aussehen: Der unter Züchtern bekannteste psychoaktive

Pilz. Ein mittelgroßer bis großer Pilz, der in tropischen

und subtropischen Regionen vorkommt. Der Hut ist 1

bis   8  cm breit, je nach Rasse und Alter hellbis

dunkelbraun. Der 4 bis  20 (30)  cm lange Stiel kann

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gelb), die sich alle ähnlich gut züchten lassen.Substrate: An lebenden und toten Laubholzstäm-

men, auf Stroh, auf Sägespänen, mit Hackschnitzeln

vermischt. Grundsätzlich auf allen zellulosehaltigen

Materialien, wie alten Zeitungen, als Gag sogar auf 

Klopapierrollen züchtbar. Abdeckung nicht erforder-

lich.

Temperaturen: Keimung bei etwa  12-16  Grad Cel-

sius (Winterausternseitling) bzw.  21-25  Grad (Som-

merausternseitling). Pilzwachstum bei  16-18  Grad (

Winterausternseitling) bzw.   22-25  Grad (Sommerau-

sternseitling).

sowohl kurz, kräftig und gedrungen als auch lang unddünn vorkommen. Auch dies hängt von der Rasse,

aber auch von den Lichtverhältnissenam Standort ab. Die

Form des Hutes ist erst kegelig, dann glockig, später

aufgebogen. Die Lamellen sind grau bis grauviolett. Der

Pilz verfärbt bei Verletzung bläulich.

Meiner Ansicht nach einer der am einfachsten zu

züchtenden Pilze überhaupt, daher wunderbar als Ein-

stieg in die Pilzzucht geeignet. Die Zucht darf aufgrund derderzeitigen Rechtslage (Stand Januar 1999) nicht die

mißbräuchliche Verwendung als Betäubungsmittel zum

Ziel haben.

Diese Sommerausternseitlinge wuchsen bei uns auf dem Kom-post, nachdem wir eine kontami-nierte Sägespan-Rindenhumus-Kultur dort entsorgt hatten.

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Stropharia cubensis. Vielleicht der am einfachsten zu

züchtende Pilz überhaupt.

Panaeolus cyanescens.

 Abgedeckte Roggenkultur.

Substrate:  Die Zucht auf Stroh ist möglich, abernicht optimal. Viele schöne (und oft sehr große) Exem-plare erhält man, wenn man auf Kompostsubstraten inSchalen züchtet.

Temperaturen: Sehr gut hat sich bei mir eine Tem-peratur von 23 Grad Celsius in allen Phasen bewährt.Höhere Temperaturen (bis etwa 27 Grad) führen zu

den Niederlanden) als Hawaiianer bezeichnet wird, wird noch nicht allzu lange gezüchtet. Der braungrauebis hellgraue Hut wird 1,5 bis 4 cm breit und sitztauf einem langen, dünnen, gelblich-grauen Stiel. Sei-ten vereinzelt, oft zu hunderten auftretend. Sowohl derPilz als auch das Mycel können bei Verletzung stark bläuen.

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schnellerem Wachstum, begünstigen aber auch Konta-minanten. Deutlich niedrigere Temperaturen ver-langsamen das Wachstum stark.

 Panaeolus cy anescens ( 

Copelandia cyanescens)

 Aussehen: Dieser Pilz, der gelegentlich (vor allem in

Substrate: Roggen oder Stroh mit Abdeckerde,Pferdemist- und andere Kompostmischungen.

Temperaturen: Gut hat sich bei mir eine Tempera-tur von 23 Grad Celsius in allen Phasen bewährt.Höhere Temperaturen (bis etwa 27 Grad) führen zuschnellerem Wachstum, begünstigen aber auch Konta.minanten. Deutlich niedrigere Temperaturen ver-langsamen das Wachstum stark.

Selbstbau einer Impfkiste

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Sogar Leute mit nur einer linken Hand können esschaffen, sich selbst eine Impfkiste zu bauen.

Im Prinzip geht es um folgendes: ein luftdicht abge-

schlossener Raum, in den man hineinblicken kann,und in den man durch zwei Löcher in der Seite dieHände hineinstecken kann, um darin zu arbeiten. Dieeinfachste Version ist ein simpler Karton, dessen Bo-den und eine Seite entfernt und mit Plastikfolie bezo-gen werden. An der anderen Seite bringt man einekleine Klappe an, durch die man Material hinein-und hinausbringen kann. In die Plastik-Vorderseiteschneidet man zwei runde Löcher, durch die die Händegerade hindurchpassen. Vor diesen zwei runden

Einfache selbstgebaute Impfbox. Die Vorderseite ist an zweiScharnieren befestigt. Die im Bild offenen Eingriffe sollten durch

einen kleinen Plastikvorhang verschließbar sein.

Löchern bringt man noch zwei Plastikvorhänge an,damit die Löcher ein wenig verschlossen sind, wennman gerade die Hände draußen hat.

Es empfiehlt sich, die Innenseite des Kartons mitPlastikfolie auszukleiden, damit sich das ganze leich-ter reinigen läßt und der Karton beim Kontakt mit denDesinfektionsmitteln nicht durchweicht.

Die Luxusvariante einer Selbstbau-Impfbox kann soaussehen: ein Resopal-Brett aus dem Baumarkt, auf dasmit Latten und Winkelstücken ein quaderförmigesGestell aufgebaut wird. Die Vorderseite wird mit zweiScharnieren befestigt, so daß sie sich aufklappen läßt.

 Alle Seiten werden mit dünnem Plexiglas aus demBaumarkt verkleidet (leider nicht ganz billig). In diePlexiglasscheibe der Vorderseite werden die zweiLöcher für die Hände geschnitten.

Die Profivariante (teuer): fünf Plexiglasscheiben werden zusammengeklebt und auf einerResopalplatte aufgestellt. In die vordere

Plexiglasscheibe werden zwei kreisrunde Löchergeschnitten, und in diese zwei haltbareGummihandschuhe mit ausreichend langem Armeingeklebt. Entweder man versieht eine Scheibemit einem Scharnier, oder man hebt die Plexiglaskiste,die ja keinen (festen) Boden hat, einfach an, umSachen hinein- oder hinauszubringen.

Ein paar nützliche Adressenrund um die Pilzzucht 

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Schwarzwälder Pilzlabor

Werderstr. 17,78132 HornbergTel.: 078 33 - 6800 / Fax: 078 33 - 8370Speisepilzbrut und Fertigkulturen.

Der Tintling,Karin Montag, Lebacher Str. 3,66839 Schmelz Tel.: 06881 -

2206

Eine sehr schöne, durchgehend farbige, regelmäßig (4mal jährlich) erscheinende Pilzzeitung, allerdingsnicht pilzzuchtorientiert, sondern eher etwas für denPilzsammler & -Liebhaber.

Internet:http://shroomery.lycaeum.org/index.htmlEine hervorragende Seite über psychoaktive Pilze.Interessante Bilder, vor allem aber viele gut beschrie-

bene Hobbyzuchtverfahren, die sich alle auch für nicht-psychoaktive Pilzarten abwandeln lassen. Leiderdurchgehend in englischer Sprache.

Die Homepage der deutschen

Gesellschaft für Mykologie:http: //  www.mannheim-netz.de/user/fungus/dgfm.html

bi i h Ei i i di il k dli h

findet sich eine hervorragende Sammlung von myko-logischen deutsch- und englischsprachigen Internet-Adressen, die keinen einzigen Wunsch offenlassen.

A h " i ill i i b li bi Pil

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bietet einen sehr guten Einstieg in die pilzkundlicheWelt des World-Wide-Web. Unter dem Menüpunkt  „Hinweise auf andere mykologische WWW-Seiten"

Auch wer „nur" wissen will, wie ein beliebiger Pilz aus-sieht, wird mit sehr großer Wahrscheinlichkeit einoder mehrere schöne Farbphotos im Internet finden.

Teil 11 von Sam Lanceata

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1. Zweites Vorwort 

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Mein besonderes Interesse gal t der Zuchtpsychoaktiver Arten. Die gewonnenen Erfahrungenlassen sich aber ohne weiteres auf die Zuchtzahlreicher anderer Pilzarten, wie z.B. Speise- undMedizinalpilze, übertragen. Die hier beschriebenenKultivierungsmethoden wurden selbst erarbeitet, sindin der Anwendung sicher und führen meist zum

Zuchterfolg. Andere Stämme dieser Arten, als die vonmir verwendeten, können jedoch auch deutlichverschiedene Kulturzeiten und -temperaturen haben.In seltenen Fällen kommt es sogar vor, daß isolierteWildstämme überhaupt nicht fruktifizieren'. Jedochkann man dann neben der Isolierung neuer Stämmeimmer noch auf die Methode der Anzucht von reinemMyzel auf Getreide zurückgreifen.

Dagegen funktioniert die Methode der Zucht von

Holzbewohnern durch Transplantation natürlich ge-wachsenen Myzels auf neuem Mulch fast immer undbringt im nächsten Jahr Pilze hervor. Die hier beschrie-benen Methoden der Anzucht sind auch auf andereDung- und Holzbewohner der tropisch/subtropischenund gemäßigten Klimazonen anwendbar (vgl. Litera-tur). Es ist nicht so schwierig, wie es zunächst erscheint,Pilzmaterial zu finden. Findet man Blätterpilze (  = la-mellentragende Pilze) von Dung- und

Holzstandorten in verschiedenen Ländern, dann kannman sich die Pil

fruktifizieren: Fruchtkörper (Pilze) bilden.

ze in den biologischen Sektionen der Universitäten, beimykologischen Gesellschaften oder bei Pilzberatern, diees auch in anderen Ländern gibt, bestimmen lassen.

Interessierte Mykophile können auch lokale myko-logische Zeitschriften von Pilzvereinen studieren. Dortwerden relativ oft die hier interessierenden Artenmeist von mykologischen Anfängern beschrieben, die

begeistert über ihre Neufunde berichten und gern ihrWissen und die Pilze zur weiteren Bestimmung aus-tauschen, besonders wenn man glaubt, ähnliche Fundean entsprechenden Standorten schon gemacht zuhaben. Manche mykologische Koryphäe fühlt sichbestätigt und wittert neue Veröffentlichungen, wenn sieunbekannte Pilze vom letzten Ferientrip z.B. aus  denTropen/Subtropen mit der Bitte um Bestimmungzugeschickt bekommt. Bei solchen Funden sollten von

den Pilzen stets Sporenabdrücke genommen werden.Zweckmäßigerweise legt man die reifen Hüte mit denLamellen auf das weiße Papier, das bevorzugt aus demInneren eines Schreibblockes stammen sollte (wenigeranhaftende Kontaminationskeime). Über die Hütewerden Trinkgläser oder ähnliches gestülpt, um einefeuchte Atmosphäre zu garantieren. Nach 12-45 h sinddie Sporen vollständig abgefallen und liefern das typi-sche Abdruckbild der Lamellen auf dem Papier. Die

Hüte werden entfernt und das Papier schnell mit denAbdrücken nach innen als Brief gefaltet. So können dieAbdrücke auch verschickt werden.

Bei den Pilzfunden sollten für die erwähnte nach

folgende Fachbestimmung folgende „grobe" mykologische Merkmale vor Ort notiert werden:

• Abmessungen der Stiele (Dicke Länge) und der

Durch diese Eigenbeschreibung der Pilze sind später dieMykologen auch interessierter und kooperativer, dieArtbestimmung vorzunehmen und dann auch diese

wiederum mitzuteilen Dabei kann die Eigen-

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  Abmessungen der Stiele (Dicke, Länge) und derHüte etwa in cm. Besonders nützlich sind Minimal / Maximalwerte aus mehreren Pilzmessungen.

•   Form (gerade od. gewellt verbogen) und Farbe der

Stiele.

•   Lamellenfarbe der jungen und reifen Pilze sowie

die Farbe des Sporenabdruckes.•   Hutfarbe bei frischen und abgetrockneten Pilzen.

Zum Beispiel sind Psilocybe-Pilze tiefbraun undnehmen nach dem Abtrocknen auf Papier strohfar-bene bis weißliche Hutfarben an.

•   Auftreten und Schnelligkeit einer Verfärbung beiDruck auf Hut und Stiel der Pilze und/oder Vor-handensein einer Spontanverfärbung bei alten Pilzenam Standort. Auch Madengänge können schonverfärbt sein.

wiederum mitzuteilen. Dabei kann die Eigen-beschreibung ruhig laienhaft klingen. Auf mykolo-gischem Gebiet tummeln sich glücklicherweise dertypische Wald- und Wiesensammler genauso wie dervor lauter hochwissenschaftlicher DNA-Bestimmung nurim Labor hockende Akademiker, der es verlernt hat, diePilze in der Natur zu sehen oder dieses nie konnte.

Da ich nach weit über 10 Jahren Pilzkultur diese nundurch äußere Umstände aufgegeben habe, wünsche ichmit diesen Methoden allen Interessierten viel Spaß undein allzeit gutes Pilzwachstum. Die dargestelltenVarianten sind immer offen für Verbesserungen imDetail, insbesondere auch bei Verwendung der vielenanderen noch existierenden Arten rund um die Welt.

 2. Generelle Arbeitsweise

 bei der sterilen Pilzzucht

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Die Anzucht von Pilzen unterscheidet sich vom Pflan-zenanbau in verschiedener Hinsicht. Grundlage istzunächst immer die Vermehrung von Myzel auf orga-nischen Resten. Erst zu einem späteren Zeitpunkterfolgt unter günstigen Umständen die Pilzbildung.Das Ereignis kann je nach Pilzart bereits beim Durch-wachsen des Substrats mit Myzel eintreten oder erstspäter, wenn die Nährstoffe weitgehend aufgebrauchtworden sind. Bei der Pflanzenzucht erfolgt dagegensehr früh der Austrieb mit immer weiterem Wachstumder Pflanze (Photosynthese). Durch Veränderung deräußeren Umstände (Nährstoffe, Wetter) ändert sich  dieBiochemie, das vegetative Myzelwachstum „schaltetum" auf die Phase der Pilzbildung (Fruktifikation).Typischerweise erfolgt die Bildung von Pilzen aus demMyzel, wenn:

•   die Temperatur etwas abgesenkt wird,•   eine hohe Luftfeuchtigkeit eingestellt wird,•   die Kulturen beleuchtet werden. Für alle hier vor-

gestellten Arten ist diffuses Tageslicht nötig.•   die Konzentration des durch das Wachstum des

Myzels gebildeten Kohlendioxids durch Entlüftungohne Austrocknung herabgesetzt wird, dieses jedoch nur für geschlossene Systeme wie Kulturge-

fäße.Obwohl hier auch effektive Varianten der unsterilenMyzelvermehrung und Pilzanzucht beschrieben wer

den, führt bei der speziellen Kultur verschiedenerArten kein Weg an einer anfänglich  sterilen Arbeits-weise vorbei. Längerfristig ist wegen der effektiven,bequemen und sicheren Arbeitsweise die Anschaffungentsprechender Reinluft-Filter (99,97 % Reinheit / sog.HEPA-Filtere) zu empfehlen.

Steriles Arbeiten unter der offenen Gasflamme

Es kann aber auch anders steril beimpft werden:Grundlage ist die Verwendung einer großen PropanoderButanflamme zur Schaffung eines begrenzten,keimfreien Raumes. Dazu ist eine entsprechende Gas-flamme mit Brenner, der voll aufgedreht eine Flammevon ca. 30-40 cm Länge erzeugt, nötig. Verschiedene

Mykophile wie auch ich haben so z.B. erfolgreich inHotelzimmern vorsterilisierte Petrischalen steril mitSporen oder herausgeschnittenem Fruchtfleisch jungerPilze beimpfen können. Bei dieser effektiven und

2 Es gibt mittlerweile günstige HEPA-Luftfilter für Allergiker, diesich recht gut für die Pilzzucht gebrauchen lassen. So stellt z.B.Philips zwei Luftfilter-Typen (HR 4320, HR 4330) her. Diese wer

den in größeren Elektromärkten für ca. 350 DM bzw. 450 DM(Stand Ende 1998) angeboten. Legt man diese auf die Seite,so kann man in der ausströmenden gefilterten Luft weitgehend

steril arbeiten. BMS 

sicheren Arbeitsweise muß natürlich streng auf Brand-schutz geachtet werden!

Der Brenner wird auf einen glatten Holz- oder

Steintisch, bei Bedarf auch noch zusätzlich auf eineglatte Erhöhung (keine Tischtücher!) gestellt Dann

der unangenehmen Hitze, ist nur noch zu nennen, daßdie Gefäße nacheinander in den Sterilraum gebrachtwerden müssen, im Gegensatz zur Impfbox (vorteilhaft

mit HEPA-Filter) ist kein Abstellen im sterilem Bereichmöglich Dabei ist aber wieder von Vorteil daß keine

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,glatte Erhöhung (keine Tischtücher!) gestellt. Dannläßt man die Flamme 15 min lang schräg nach obenbrennen. Dabei wird die Luft entkeimt und die sterilenVerbrennungsgase drücken von oben auf den Tisch,ein steriler Raum wird so dazwischen geschaf fen. DieZimmer dürfen wegen des Sauerstoffverbrauches nichtzu klein sein, es kann aber verhalten gelüftetwerden, wenn kein Gegenzug geschaffen wird.

Besonders zu empfehlen ist das Öffnen von Verbin-dungstüren zu ebenfalls geschlossenen Nachbarräu-men.

Vor dem Beimpfen werden die Hände oder beiBedarf Handschuhe desinfiziert; die alkoholhaltigenDesinfektionsmittel sowie die benetzten Hände striktvom Brenner fernhalten!

Die Tischplatte braucht nicht desinfiziert zu werden.In der Brennerflamme wird auch der Metallspatelsterilisiert. Im Raum zwischen dem weiter inBetrieb befindlichen Brenner und dem Tisch wirddann schnell beimpft. Den Spatel mit der sterilisiertenSpitze jeweils so auf ein Glas in dem Sterilraumablegen, daß diese nie die Tischplatte oder andereGegenstände berührt. WichtigsteKontaminationsquelle ist der Mensch, du! Daher stetsdie Luftbewegung vom Brenner zum Tisch beachten,

keine Ärmel, Hände oder Gegenstände zwischenNährboden und Flamme schieben.Händedesinfektionsmittel töten nur Keime, jedoch inder kurzen Einwirkungszeit nicht deren Sporen! Auchgrößere Gläser und Beutel können so beimpftwerden.

Eine Impfbox ist durch die ständige Ausdehnung derGase nicht mehr nötig. Als einzigen Nachteil neben

)möglich. Dabei ist aber wieder von Vorteil, daß keinepotentiell kontaminierend wirkende Behälterunordentlich herumstehen. Zum sterilen Verschlußvon Gefäßen und Beuteln ist Zellulose in verschiedenerForm wie Watte, Zellstoff oder Baumwolle ver-wendbar.

In älteren mikrobiologischen Handbüchern findensich Vorschriften zum Drehen von Stopfen aus Watte.

Aber so weit braucht man nicht zu gehen. Das Zellulo-sematerial muß lediglich so dicht sein, daß die durch-strömende Luft zur Ruhe kommt und sich Staub, Bak-terien, Sporen u.s.w. im Inneren ablagern und denNährboden nicht mehr erreichen können. Dreht oderknotet man Watte vom langen Strang je nach Größe derÖffnung des Kulturgefäßes zusammen und fixiert danndas so zusammengedrückte Material mit Rollenpfla-ster, dann erhält man bereits einen brauchbaren Stop-fen. Vorteilhaft läßt sich auch zur Herstellung einesVerschlusses mit vom Hersteller ausreichend dichtgewickelten medizinischen Baumwollbinden arbeiten.Von diesen wird soviel abgedreht, bis der verbleibendefeste Kern längst als passender Stopfen nach Fixierungmit Pflaster in die Gefäßöffnung hineingeschoben wer-den kann. Ist die Öffnung etwas breiter, dann könnengefaltete Zellstofftaschentücher oder Mullbinden fest  an

die Binde gelegt und mit Pflaster fixiert werden.Solche Verschlüsse sind mehrfach verwendbar.Vor jeder Dampfsterilisation und nach jedem

Beimpfen wird der Stopfen mit Alufolie überzogen,indem diese über den Stopfen und den Gefäßrandübergestülpt und am Gefäß drehend festgekniffen wird.Dadurch erfolgt beim Sterilisieren keine Durch-

nässung durch den Wasserdampf. Beim Beimpfen dieStopfen stets nach oben gedreht lagern. Die feuchte,dem Inneren zugewandte Seite darf die Unterlage nieberühren. Bei der Kultivierung wird die Alufolie ledig-lich mit einem kleinen Loch zwecks Luftaustausch ver-sehen. Sie wird auch jetzt verwendet, da so bei dermehrwöchigen Kultur nicht zuviel Wasser aus dem

Gefäß oder Beutel verdunsten kann und die Grenz-fläche Stopfen/Wandung immer zuverlässig abgedich-tet ist.

Heute wird in mikrobiologischen Labors oft mitStopfen aus teurem Polyurethan gearbeitet. Dies istaber in Anbetracht der 100 Jahre bewährten Arbeits-weise mit Zelluloseverschluß nicht nötig.

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3. Anzucht von Myzelien und Pilzen aus

Sporen ohne Stammkulturen vom Agar

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Sporen ohne Stammkulturen vom Agar 

Zur Stammerhaltung und zur Vermeidung von Dege-nerierungen (d.h. schlechteres Wachstum unter Bil-dung watteartiger Myzelabschnitte) ist es immer

nötig, wertvolle Zuchtstämme auf Agar von minde-stens 2 verschiedenen Zusammensetzungen abwech-selnd zu kultivieren. Auf Agar (2% in Wasser) unterZusatz von 3% Malzextrakt bzw. mit 3% festem Hun-defutter (Pedigree PAL Biskuits) wachsen alle hierbeschriebenen Arten und viele weitere schnell mitAusbildung dichter Myzelien. Andere, komplizierteAgarmischungen brauchen nicht mehr verwendet zuwerden. Insbesondere der oft beschriebene Kartoffel-

agar kann durch seinen Gehalt an Traubenzucker (Glu-kose) eine Degeneration beschleunigen. Pollock hatvor 20 Jahren erstmalig trockenes Hundefutter alsAgarbestandteil verwendet. Generell sollte aber bei derIsolierung neuer Stämme nur Malzagar verwendetwerden, da im Gegensatz dazu der mit Hundefuttertrübe und nicht homogen erscheint und dadurch Kon-taminationen (Bakterien, Hefen) nur schlecht sichtbarsind. Dagegen bewährt sich dieser Agar hervorragend

zur Weiterzucht. Überimpft man vom Malz- auf denHundefutter-Agar, dann werden die Myzelien oft nochdicker und schnellwüchsiger als vorher. Manche Arten,wie Austernseitlinge oder Psilocybe cubensis, bildenauf diesem Agar schon spontan Pilze.

Daneben gibt es noch eine Methode, Sporen oftsogar unsteril zum Keimen zu bringen und Myzel zu

erzeugen, ohne den Weg über die sterile Agarkulturgehen zu müssen. Dieser ist Anfängern zu empfehlen,die noch keine Erfahrungen im Sterilarbeiten haben.

Kernstück ist das Keimen der Sporen auf frischemPferdemistkompost3.Diese Arbeitsweise ist für alle hier beschriebenen

Arten, auch für die Holzbewohner, anwendbar. DerKompost besitzt eine gewisse Widerstandskraftgegenüber der Besiedlung durch niedere Organismenwie Schimmelpilzen, solange er nicht sterilisiertwurde. Für schnellwüchsige Pilzmyzelien, so von Aus-ternseitling, Riesenträuschling, Kubanischer Kahlkopf,

Psilocybe cyanescens, Psilocybe azurescens,   sowievon Düngerlingen wie Panaeolus subbalteatus u.a. ist esbei der beschriebenen Arbeitsweise meist nicht nötig,den Kompost zu sterilisieren, wenn er nur feucht undnicht naß verwendet wird. Auch braucht dabei keineLuftsterilität vorzuliegen.

Arbeitsweise: In einem Glasgefäß werden auf denBoden etwa 2 cm Vermiculit4 aufgebracht. Darüber

Pferdemistkompost kauft man am besten in einem nahegelege-nen Champignon-Zuchtbetrieb (siehe Branchenbuch). Man muß

nur darauf achten, daß man Kompost bekommt, der nicht bereits

mit Champignonbrut beimpft wurde.

Durch Hitze aufgeschäumter Glimmer, erhältlich z.B. in biologi-

schen Baustoffhandlungen.

werden etwa 200 ml Pferdemistkompost aufgeschich-tet und leicht besprüht, wobei der Kompost dann nursichtbar feucht aber nicht tropfnaß erscheinen darf. Beischneller Arbeitsweise wird ein ganzer Sporenabdruck vom Papier mit dem Spatel so abgekratzt, daß er auf den Kompost rieselt. Dann wird dieser mit einer unterfließendem Wasser abgewaschenen Gabel etwasgewendet, damit die Sporen ins Innere gebracht wer-den, ohne das Vermiculit mit dem Kompost zu vermi-

Mit 5 dieser Ansätze (Psilocybe cyanescens, Psilocybeazurescens) kann ein Mulchsack entsprechend der   „natürlichen Kultivierung" beimpft werden, im nächstenerfolgt dann das erste Pilzwachstum und der natürliche Kreislauf mit Anfall immer neuer Myzelien zur Beimpfung ist damit eröffnet.

Entschließt man sich, das Verfahren steril durchzu-führen, auch aus Vergleichsgründen, dann wird der Kompost stärker angefeuchtet, aber auch nicht tropfnaß!

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schen. Danach wird durch Besprühen die Oberflächenochmals leicht angefeuchtet, das Gefäß mit Zell-stoff/Alufolie (kleines Loch darin) verschlossen und beiRaumtemperatur im diffusen Tageslicht stehengelassen. Weißes Myzel wird dann nach 3 bis 14 Tagensichtbar, besonders ältere Sporenabdrücke keimenlangsamer. Ich habe auf Agar noch 4 Jahre alte Sporen

der Psilocybe cyanescens (USA) zum Keimen ge-bracht, ähnliches ist auch auf Kompost zu vermuten.Sporenabdrücke sollten generell kühl auf Papier inverschlossenen kleinen Plastikbeuteln gelagert wer-den. Bei größeren Ansätzen als hier angegeben ist esimmer besser, die Zahl der Gefäße zu erhöhen als involuminöseren Flaschen oder Gläsern zu arbeiten.Nach 5-7 Wochen bildete Psilocybe cubensis Pilze, wobeinach 3 Wochen alle 3 Tage leicht besprüht wurde,

danach wurde das Gefäß jeweils wieder wie erwähntverschlossen.

Auch Panaeolus subbalteatus bildete so nach 5Wochen Pilze aus. Die Hauptanwendung dieserArbeitsweise besteht jedoch in der Gewinnung vonStartmyzel für die weitere Beimpfung von Materialienzur Pilzzucht wie frischer Kompost, Stroh oder Laub-holzhäcksel oder auch Rindenmulch. Diese Vorkulturwird generell 4 Wochen durchgeführt, das spätere

Besprühen wie bei der Pilzzucht wird hier unterlassen.

 Nach der Sterilisation und dem Abkühlen wirdebenfalls steril mit einem ganzen Sporenabdruck analog

 beimpft. Im Gegensatz zu anderen Sterilverfahren ist dieKeimfreiheit hier nicht total, weil am Papier nochKeimspuren sitzen können, die dann aber auf demKompost nie beobachtet worden sind. Das Vermiculitnimmt überschüssige Feuchtigkeit auf, verhindert ein

Anbacken des Komposts während der Sterilisation undist hilfreich beim Myzelwachstum von unten in denKompost hinein.

Bei Psilocybe cubensis und den Düngerlingen ist esauch möglich, mit Vermiculit und reinem Pferde-oder Kuhdung nach Anfeuchtung völlig analog zu arbeiten.In diesen Fällen muß aber immer sterilisiert werden,um die Pilzsporen im Dung abzutöten. Dagegenkann dann mit dem Sporenabdruck unsteril beimpft

werden. Tropfnässe muß wieder vermieden werden,die Kultivierungsdauer ist analog wie beim Kompost.Die Arbeitsweise der Beimpfung von Kompost ist so ein-fach und zugleich reizvoll, daß auch erfahreneMykophile, die sonst nur steril arbeiten, es mal so

 probieren sollten. Wird die Pilzzucht in dieser Weise alsKreislauf unter Verwendung von Sporen oder Myzel für immer  neue Ansätze gestaltet, dann spürtman eindrücklich den ewigen Prozeß des natürlichen

Werdens und Vergehens.

 4. Die Myzelkultur auf Reis

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Die Myzelkultur auf Getreide (mit oder ohneBildung von Sklerotien) ist weit effektiver undsicherer als die Pilzkultur mit Bildung von

Fruchtkörpern, die sich oft über mehrere Monatehinzieht. Hierbei wird nur eine Getreideart verwendet:Reis.

Reis hat gegenüber anderen Getreidearten beson-dere Eigenschaften. Seine Nährstoff- und speziell dieMineralstoffzusammensetzung weicht von anderenKörnern wie Roggen ab, und nach der Sterilisationunter Wasserzusatz kleben die nun voluminösen Kör-ner zusammen. Dadurch ist bei Verwendung als Pilz-

brut das Schütteln zur schnellen Myzelverbreitungnicht möglich. Dieser Nachteil führt dazu, daß eineBesiedlung mit Myzel nur allmählich von der Ober-fläche her möglich ist. Neben dieser für die Impfstoff-herstellung negative Eigenschaft existieren jedochandere, positive Eigenschaften, die Reis für die Pilz-zucht dennoch attraktiv machen. Pollock verwendeteschon vor 20 Jahren einfache Reis/Wasser-Mischungenohne jegliche Deckschicht zur Sterilkultur der Psilocybe

cubensis.Danach wurde z.B. ein Gemisch aus 100 g Reis mit

160 ml Wasser verwendet, nach mehreren Wochen tratohne Deckschicht Fruktifikation ein. 10 Jahre später

 beschrieb „Psilocybe Fanaticus" die Beimpfung vonReis/Wasser-Mischungen durch eine VermiculitSchichthindurch mit Sporen des gleichen Pilzes mit dem Zielder Pilzzucht.

Heute ist folgende Kultur der Myzelien ohne Ab-warten der Bildung von Pilzen angebracht. Am besten

 bewährt sich Rundkornreis für Reisbrei, wobei auchweißer Reis entgegen mancher Meinung gleichwertigverwendbar ist.

Arbeitsweise: 100 g Reiskörner werden mit 170-180 mlWasser sterilisiert und nach dem Abkühlen mit einemMyzelstück vom Agar steril beimpft. Die Alufolie über dem Verschluß wird bei der Kultivierung wieder miteinem kleinen Loch versehen. Allmählich breitet sichdas Myzel über die Reisoberfläche aus und dringt

dabei immer weiter ein. Hierbei wird nicht geschüt-telt.Erst wenn alles überwachsen ist, wird einmalig so

geschüttelt, daß der angeklebte und noch nicht über-wachsene Reisboden sich von der Gefäßwand löst. AlsFaustregel gilt, daß bei den Pilzen, die nur Myzel bil-den, weitere 2 Wochen nach Überwachsung diesesReisbodens weiterkultiviert wird.

Verblüffend ist bei der Pilzkultur auf Getreide, daß z.B. Roggen schnell überwachsen wird. Zerstört mannach der Überwachsung aber diesen Verband, dannsieht man noch weitgehend ganze Roggenkerne. ImGegensatz dazu erfolgt beim langsamen und kompak-ten Wachstum auf Reis eine nahezu vollständige Ver-wertung der Nährstoffe, die dann auch weitgehend zu

Ende sind, wenn alles überwachsen ist, spätestens 2Wochen danach.

 Nach dem Zerkleinern der Myzelmasse z.B. miteiner Gabel, Zerschneiden und Trocknen bei Raum-temperatur werden etwa 30-40 g Trockenmasse erhal-ten.

Es ergeben sich etwa folgende Kultivierungszeiten,wobei die Schnelligkeit je nach Stamm, Reismenge,Größe des Myzelstückes vom Agar sowie der Tempe-

diff i

bedingt durch eine rasche Austrocknungsmöglichkeitder kleinen Samen. Auf Reis bildet Psilocybe mexicana ab2 Wochen Kultur gelbbraune Sklerotien, die sichsowohl auf der Oberfläche als auch an der innerenGlaswand bilden. Nach 10 Wochen wird die Masse mitder Gabel entfernt und dann die harten Massen (Sklerotien) mit der Hand sorgfältig ausgelesen. Jetztsind auch in der Masse noch Sklerotien enthalten, dieleicht „erfühlt" und ausgesondert werden können. ImG d k M li d b h i

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ratur etwas differiert:

Pilz Kulturzeit (Wochen) bei 20-23 Grad 

Psilocybe cubensis   4-7Psilocybe cyanescens 5-8Psilocybe azurescens 5-8Psilocybe bohemica   6-9

Vergleichbare Kulturzeiten sollten sich bei der Kulturvon Speise- und Medizinalpilzen ergeben.

Diese Myzelgewinnung hat hinsichtlich Platzer-sparnis und Ausbeute auf kleinem Raum Vorteilegegenüber der Pilzzucht auf Kompost. Beide Kulturensind für die Beobachtung interessant, da die Über-wachsung jeweils anders aussieht und auch in denspäteren Myzelfarben differiert. Die gleiche Reismi-

schung dient auch zur Sklerotienbildung bei Psilocybemexicana und Psilocybe tampanensis. Unter den Me-dizinalpilzen bildet z.B. Grifola Frondosa unter nochnicht ausreichend erforschten Bedingungen Sklero-tien aus. Speisemorcheln sind ebenfalls Sklerotien-bildner.

Bisher wurden von den wenigen Eingeweihten,denen diese Kulturen zur Verfügung standen, dieSklerotien nach Pollock auf einem Grassamen(Lo-lium)/Wasser-Gemisch (1:2) kultiviert. Der Nachteil isteine stark wechselnde Ausbeute, wahrscheinlich

Gegensatz zu den starken Myzelien der vorn beschrie- benen Arten sind diese jetzt fein und die Masse in denSklerotien konzentriert. Die Reste des Nährbodenssind jedoch noch zur Beimpfung von frischem Pferde-mistkompost verwendbar.

Bei Speise- und Medizinalpilzen können die Skle-rotien mit einer Schere vorteilhaft zerkleinert werden,

die möglichst kleinen Stücke könnten dann bei Raum-temperatur getrocknet werden. Das Myzel der sehr ähnlichen Psilocybe tampanensis wird schnell bräun-lich und bildet ab der 3. Woche Sklerotien, die nach der 12. bis 16. Woche analog geerntet werden könnten. Siesind meist tiefbraun und noch härter als bei Psilocybemexicana. Sie werden analog aufgearbeitet. Verschie-dene Berichte sprechen für eine eher stärkere Aktivitätals die der anderen Psilocybe-Arten.

Psilocybe mexicana und besonders Psilocybetampanensis bilden ebenfalls im Dunkeln und beiRaumtemperatur auch auf feuchtem Stroh Sklerotien.Dazu wird eine normale Vorkultur mit schnellemDurchwachsen auf Roggen, unter gelegentlichemSchütteln, durchgeführt (100 g Roggen/160 ml Wasser).

 Nach 3 Wochen wird feuchtes Stroh (siehe Kapitel 5) in durchsichtigen Plastiksäcken mit kleinen Perforatio-nen ohne Staunässe mit dieser Vorkultur beimpft,wobei das Verhältnis Stroh zu Impfstoff etwa 5:1

 beträgt.

Die Sklerotienbildung kann problemlos durch gele-gentliches Herausnehmen der Säcke aus der Dunkel-heit überprüft werden. Diese Dauerformen können

einen Durchmesser von 3-5 cm erreichen. Nach 3-4Monaten, wenn keine weitere Vergrößerung erfolgt,

werden sie mit der Hand vom Stroh abgelesen. Zer-schneiden, Trocknen bei Raumtemperatur und kühle,trockene Lagerung erfolgt bei Speise- und Me-dizinalpilzen analog zu den bereits beschriebenen

Verfahren.

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5. Generelle Kulturmethoden von 

Pilzarten, die Holzreste bewohnen 

Eine Vielzahl von Pilzarten aus gemäßigten und sub- lien, die bei manchen Arten oft bei Druck auch schnell

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g gtropischen Gebieten rund um die Welt bewohnenHolzreste. Darunter finden sich auch aggressiv undschnell wachsende Träuschlingsarten wie derRiesenträuschling, aber auch dessen Verwandte,wie Psilocybe-Arten. Daneben sind auch für denPilzzüchter noch blauende Flämmlings-(Gymnopilus)-Arten von zunehmendem Interesse. Solche Artenkönnen in der Natur auf einer Vielzahl vonPflanzenresten wachsen, angefangen von Schilf- undBrennnesselresten bis hin zu Zapfen, Holzstückchen undSägespänen. Gegenwärtig breiten sich in RegionenNordamerikas und Europas diese Arten stürmischaus, vor allem Psilocybe cyanescens. Dabei werdenRindenmulch und Laubholzhäcksel besiedelt, die inParks und Gärten vorteilhaft und ökologisch sinnvoll

zur Bodenabdeckung und -verbesserung eingesetztwerden. Es wird deutlich, daß solche Arten aus ihremvorherigen Schattendasein heraus schnell künstlicheStandorte besiedeln können, wenn nur genügendHolzsubstrat zur Verfügung steht („Kulturfolger").

Die einfachste Kultivierung solcher Arten besteht, jenseits der Sporenverbreitung, im simplen Hinein-stecken durchwachsener Holzreste in neuen Mulch.Erfahrungen zeigen, daß so bei feuchtem Wetter mit

Sicherheit neue Standorte entstehen. Am besten sinddie Myzelien auf dem Holz im Herbst sichtbar, wenn dieerwähnten Pilze gerade wachsen. Die dicken Myze

,verfärben, sind sehr gut sichtbar. Vorteilhafterweise

 besiedeln diese Arten, hauptsächlich Riesenträusch-linge, und Psilocybe-Arten Rindenmulch von Konife-ren, der, im Gegensatz zu Laubholz, nur von wenigKonkurrenzpilzen besiedelt wird.

Bei Kulturversuchen von Medizinal- und Speisepil-zen dagegen wird man vermutlich mit Laubholzmulchoder auch mit Hackschnitzeln von Laubholz aus demSägewerk mehr Erfolg haben.

Kultur im Mulchsack 

Zur Heimkultur ist zu empfehlen, Säcke von Rinden-mulch (Gartenmarkt) mit natürlichem Myzel zu

beimpfen. Der Sack sollte nicht prallgefüllt sein, not-falls sollte etwas Mulch entnommen werden. Er wirdauf einer breiten Seite mit der Schere auf ganzer Längeaufgeschnitten, dann werden die durchwachsenenHölzchen im Abstand von mehreren Zentimetern hin-eingesteckt.

Natürlich können auch Hölzchen anderer Kultivie-rungen als Startmyzel verwendet werden. DerSchnitt wird dann mit dickem Klebeband

verschlossen und etwa alle 15 cm ein kleines Lochmit der Schere gebohrt. Es kommt hierbei nicht auf exakte Abstände der Löcher an. Der Sack wird im soHerbst beimpft

und über den Winter in Schuppen oder Kellern gela-gert, die Temperatur sollte über 0 Grad Celsius liegen,aber 15 Grad nicht überschreiten. Gelegentliches

Absinken unter 0 Grad schadet aber nichts. Etwa MitteApril des nächsten Jahres wird der Sackinhalt aneinem schattigen Gartenplatz ausgeschüttet und leicht

Herbst nach der Fruktifikation neuer Mulch auf denHaufen geschüttet und seitlich angesetzt, dann läßtsich die Kultur über viele Jahre fortsetzen und benötigt

neben dem Feuchthalten keine weitere Pflege. Auchlassen sich die durchwachsenen Rindenstücke natür-lich als Startmyzel weiter verwenden

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einem schattigen Gartenplatz ausgeschüttet und leichtfestgetreten. Es ist genauso möglich, den Mulch in Erd-gruben von bis zu 20 cm Tiefe auszuschütten undleicht festzutreten.

Nun braucht der durchwachsene Mulch bis zumHerbst nur noch in Abhängigkeit von der Witterungfeucht gehalten zu werden (Gießkanne), hier ist nichts

falsch zu machen.' Gelegentliches Austrocknen (Som-merurlaub) schadet nichts. Im Herbst erfolgt dann diePilzbildung ab Ende September. Hierbei bestehendeutliche Artunterschiede:

Psilocybe cyanescens (USA)Psilocybe azurescensPsilocybe baeocystisPsilocybe stuntzii

fruktifizieren alle schon bei 10-14 Grad ab EndeSeptember, während P cyanescens (Europa) und vorallem P bohemica sogar durch kurze Nachtfröste zurFruktifikation angeregt werden, sie kommen gewöhn-lich ab Ende Oktober bis zu den ersten längeren Frö-sten vor, bei günstigen Bedingungen bis in den Dezem-ber hinein.

Diese „Outdoor" Kultur läßt sich von der z. Zt. stür-mischen natürlichen Verbreitung von P cyanescens inEuropa nicht unterscheiden, die durch die großen Spo-renfreisetzungen noch eskaliert wird. Wird jeweils im

s Übermäßiges Wässern mit Staunässe wirkt sich nach meinerErfahrung nicht gut auf das Mycel aus. BMS

lich als Startmyzel weiter verwenden.Gelegentlich kommt es nach mehreren Jahren vor, daß

sich auf dem älteren Mulch kleine braune Pilzeansiedeln, die nicht blauen und im Sommer erschei-nen. Sie sind aber keine Konkurrenten und scheinenandere Bestandteile des schon zersetzten Mulches zumögen.

Vorkultur der Holzbewohner auf Heimtierstreu 

Höhere Ausbeuten zumindest im ersten Jahr bringt einVerfahren, daß anfänglich von steriler Roggenbrutausgeht, ansonsten aber auch sehr einfach ist.

Kernstück ist die Verwendung von handelsüblicher,abgepackter Kleintierstreu (Sägespäne!) als Zwischen-substrat. Diese weichen Sägespäne sind sehr rein, weit-gehend steril und saugen sich schnell mit Wasser voll.

Etwa eine halbe Packung wird mit den Händen ineinen Wassereimer zerkrümelt und mit kaltem Lei-tungswasser aufgefüllt. Die geringen Chlormengen imWasser stören das Wachstum der höheren Pilzegenerell nicht und können verschiedene Bakterien

eher noch abtöten. In einem durchsichtigenPlastikbeutel werden mehrere feine Löcher über dieFläche verteilt  mit der Schere eingestochen und beideZipfel werden so abgeschnitten, daß jeweils Löcher mitetwa 1 cm Durchmesser entstehen.

In den Beutel werden abwechselnd durchwachseneRoggenkörner und die nassen Sägespäne gefüllt. Dann

 wird der Beutel mit Gummi oder Bindfaden ver-schlossen. Das überschüssige Wasser läuft aus denLöchern der vorherigen Zipfel. Wichtig ist, den Beutelso zu legen, daß sich die Auslauflöcher am tiefstenPunkt befinden, damit der Überschuß abläuft. Solltesichtbar noch Wasser angestaut sein, kann derBeutel gedreht werden und /oder sanfter Druck auf den

Beutel wird ausgeübt. Notfalls wird das Loch durch weiteres Abschneiden mit der Schere noch etwas

öß

 Arten, die in Mexiko vorkommen, wie z.B.Psilocybe caerulescens. Auffällig ist, daß beim

 Wachstum neben der Ausbildung der weißen Myzelienauch eine bräunliche Verfärbung (Braunfäule) derSpäne zu sehen ist. Dabei wird, neben anderen

 Vorgängen, die weiße Zellulose aus dem Holz verwertet.

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 vergrößert.Nach mehreren Minuten versiegt der Strom bis auf 

ein paar Tropfen und es ist Zeit, die Löcher der ab-geschnittenen Zipfel mit Gummi oder Bindfaden zu

 verschließen. Dabei wird der Beutel gedreht, so daßbeide Zipfel nach oben ragen. Sie werden so straff 

 verschlossen, daß große Luftblasen aus dem Beuteldabei herausgedrückt werden. Der Luftaustausch ver-läuft dann durch die kleinen, durch das Plastik ge-stochenen Löcher.

 Als Impfmaterial wird durchwachsener Roggen verwendet (100g Roggen und 170 ml Wasser). Dieser wird bei gelegentlichem Schütteln in 2-4 Wochen durchdie erwähnten Arten durchwachsen.

 Wichtig ist, daß vor Verwendung des durchwachse-

nen Roggens dieser mit einer Gabel in Stückezerteilt wird und erst nach ein bis zwei Tagen die Brutzur Beimpfung der Sägespäne verwendet wird. Indieser Zeit muß ein deutlicher Austrieb neuer, kleinerlien zu sehen sein. Verwendet man jedesmal neueBeutel (wichtig!), dann wird praktisch nieKontamination beobachtet, wenn man bei 15-23 Gradarbeitet. Die Beutel sollten während der Kultivierung in

trockenen Räumen gelagert werden.

Diese Methode ist als Vorkultur bei allen Holz verwer-tenden Pilzen anwendbar, auch bei subtropischen

Pilzbrut der Psilocybe cyanescens (Sägespäne).

Bei den angegebenen Mengen wurden folgendeDurchwachszeiten, d.h. der ganze Beutel ist mit Myze-lien durchzogen und bräunlich verfärbt, gefunden:

Pilz Kulturzeit (Wochen)

gemäßigteZone:

Psilocybe azurescens  3  Psilocybe cyanescens(USA)   3   Psilocybe cyanescens(Europa)   4Psilocybe bohemica 6  Psilocybe baeocystis  5

2. Startkultur für Fruktifikationauf Muich im Freien

Diese Arbeitsweise ist äußerst effektiv und versagtpraktisch nie bei P cyanescens (Europa, USA), P bohe-

i P d P t t ii Ei bi i M l h

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y y yPsilocybe stuntzii   7

subtropische Zone:

Psilocybe caerulescens 7 Psilocybe aztecorum(Mexiko)   6   Psilocybe weilii (USA)   4Gymnopilus purpuratus (Argentinien)   4

Bei P baeocystis und P stuntzii können nur Kulturender Holzvarietät aus dem Nordwesten verwendet wer-den. Die Graslandvarietäten wachsen auf gedüngtemBoden. Diese Zwischenkultur auf Kleintierstreu kann

auf 4 verschiedenen Wegen weiter verwendet werden:

1. Direkte Fruktifikation

Nach Herausnehmen des durchwachsenen Späne-klumpens und Transfer in ein kleines Gewächshauswird durch sachtes Bekratzen mit einer Gabel die My-zelaktivität angeregt. In  90%  Luftfeuchte und bei gele-gentlichem Besprühen fruktifiziert G. purpuratus zu-

verlässig in  3-5  Wochen in meist  3  Ertragswellen. BeiEinbetten in eine feuchte Erdgrube und gleichemFeuchthalten erfolgt bei Raumtemperatur   (19-23  GradCelsius) ebenfalls Fruktifikation nach der gleichen Zeit.

Von den anderen Arten bildeten nur P cyanescensund P azurescens bei etwa 10 Grad und ebenfallshoher Luftfeuchte nur wenige Pilze. Diese Methode istdaher nicht generell anzuwenden.

mica, P azurescens und P stuntzii. Ein bis zwei Mulch-säcke werden an immer weitgehend schattiger Gar-tenstelle so aufgeschüttet, daß zuerst der Boden odereine Grube (bis 20 cm Tiefe) mit Rindenmulch mehrereZentimeter dick bedeckt ist. Dann wird die mit der Handzerkrümelte durchwachsene Streu gleichmäßig  darauf gestreut. Schließlich wird der Restmulch bis in   eine

Höhe von etwa   10-15   cm gleichmäßig auf das Myzelgegeben. Bei Ansatz im März/April werden im Herbstdes gleichen Jahres bei hoher Luftfeuchte massenhaftPilze geerntet. Dieses mykologisch als „rasig"

 bezeichnete Wachstum fällt lediglich bei P bohemicaetwas verhaltener aus. Hier treten nur mehrere DutzendPilze auf.

Alle Arten können Jahrzehnte lang dann im Gartenwachsen, wenn jedes Jahr nach der Ernte frischer Mulch aufgefüllt bzw. angesetzt und danach mit der Harke vorsichtig vermischt wird.

 Natürlich ist das Verfahren auch mit Laubholz-häcksel (Schredder) durchführbar, längerfristig kön-nen sich dann aber Pilzkonkurrenten ansiedeln. Die-ses vermeidet man, indem nach Fruktifikation auf Laubholz im Herbst mit Rindenmulch aufgefüllt wird.

Auch hier können einzelne durchwachsene

Holzstückchen zur Beimpfung von neuem Mulch inParks/Gärten oder in den beschriebenen Säcken nachArt der „natürlichen Kultur" dienen.

Günstig ist, wenn sich der Mulchhaufen unmittel- bar neben dem Komposthaufen im Garten befindet. DasPilzmyzel kann dann überwachsen und im Herbst dortebenfalls Pilze ausbilden.

Der Mulch wird vom Frühjahr bis Herbst so feuchtgehalten, wie bereits im Abschnitt der Kultur   imMulchsack beschrieben wurde.

2.a Vorkultur auf Pappe

Neben den beschriebenen allgemeinen Methoden

kann man auch bei einigen Pilzarten eine Vorkulturauf nasser Pappe vorteilhaft verwenden. Normale Ver-

k i d i k l i i

schriebenen allgemeinen Kulturmethoden für Holz-zersetzer.

 Auch für Nestkulturen an natürlichen Standortenläßt sich dieses Impfmaterial einsetzen. Anfang Okto-ber eines Jahres wurden 2  Kulturen Psilocybe cyanes-cens an einem See auf Schilf angelegt. Dabei wurdenin etwa 150  m Abstand vollständig überwachsene Pap-

pen (ca. 20 x 30 cm) mit europäischem bzw. amerika-nischem Myzel in Schilfresten am Ufer so deponiert,d ß i f h i l di li hli ßli h

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packungspappe wird in kaltem Leitungswasser 15 minuntergetaucht. In einem durchsichtigen Plastikbeutelpassender Größe, der nur einmal verwendet wird ( sonst Kontaminationsgefahr!), wird Alufolie alsKnäuel zusammengedrückt und innen auf den Bodendes liegenden Beutels gelegt. Die Funktion der Folie ist,

die nasse Pappe luftig zu legen, damit darunter keineStaunässe entsteht. Die Pappe wird aus dem Wassergenommen und nach kurzem Abtropfen des über-schüssigen Wassers in den Beutel auf das Knäuelgelegt. Auf die Pappe werden nun die durchwachsenenRoggenkörner in Abstand von mehreren Zentimeternoder näher gelegt. Unsterile, aber schnelle Arbeits-

 weise reicht aus.Dann wird der Beutel mit einem kleinen Wat-

testopfen und Bindfaden verschlossen, hier ist Alufolienicht nötig, da ausreichend Feuchtigkeit im Beutelgehalten wird. Die obere Beutelwandung sollte dienasse Pappe nicht berühren. Nach ein bis zwei WochenKultur in Dunkelheit oder diffusem Tageslicht beiRaumtemperatur, möglichst von 15 bis 25 Grad, ist diePappe völlig überwachsen.

Sie kann jetzt als Impfmaterial für Schredderholz

oder Mulch verwendet werden. Nachdem eine Holz-schicht als Unterlage verwendet wird, schüttet mandann mehrere Zentimeter weiteres Substrat auf diePappe. Die Arbeitsweise entspricht völlig den be

daß im feuchten Material die Myzelien schließlichnoch ca. 10 cm nach oben und zur Seite etwa 60 cmdurchwachsen konnten. Vermieden wurden Standortemit total durchnäßtem Schilf oder sogar modrigemGrund.

Mitte Oktober des nächsten Jahres erschienen   82

Pilze der nordamerikanischen Varietät, 14 Tage später, vor dem ersten Frost, 55  Pilze des europäischen Stam-mes am 2.  Standort. Aus räumlichen und zeitlichenGründen waren dann Begehungen zu dieser Zeit inspäteren Jahren nicht mehr möglich.

Nur einmal habe ich eine Kontamination der Pappemit einem tiefgrünen Schimmelpilz (Trichoderma?)erlebt, die sich allerdings von Staunässe durch nichtausreichendes Abtropfen und der Verwendung eines

 verhältnismäßig langsam wachsenden Stammes ablei-ten läßt. Auf alle Fälle soll die Pappe aber naß sein,nach dem schnellen Ablaufen überschüssiger Wasser-mengen ist sie verwendbar

3. Fruktifikatlon auf Pferdemistkompost 

 Wie schon erwähnt wurde, können die Holz bewoh-

nenden Arten auf einer Vielzahl von Nahrungsquellen wachsen.

Nach der Beobachtung, daß die Pilze auf dem Kom-posthaufen im Garten wachsen können, wurde auch

entdeckt, daß sie herkömmlichen Pferdemistkompostebenfalls schnell besiedeln. Es ist günstig, wenn die-sem zusätzlich noch etwas Holzreste beigemengt wer-den. Diese Methode eignet sich sowohl für die Zuchtsubtropischer Arten im Gewächshaus als auch für dieAnzucht der im Herbst erscheinenden Pilze.

Diese Zeiten resultierten aus derKultivierungstemperatur von  16-24  Grad und könntenvariieren, wenn z. B. beim Durchwachsen  25-28   Grad

eingehalten würden und nach   4  Wochen auf  20  Gradabgesenkt wird. Hier bietet sich noch ein weitesExperimentierfeld an.

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Dabei wird zum Pferdemistkompost die nasseKleintierstreu im Volumenverhältnis von etwa   4:1

gegeben. Es wird z. B. in einer Holzkiste, die mit durch-sichtiger Plastikfolie (kleine Löcher) ausgelegt ist,gearbeitet, indem zunächst der so vermischte Kompostetwa   6   cm als Boden locker aufgeschüttet und per

Hand leicht angedrückt wird. Der durchwachseneStreuhaufen wird aus dem Beutel entfernt und miteinem Sägemesser einmal in der Mitte zerteilt. Wichtigist, daß der Klumpen ansonsten erhalten bleibt und nichtzerkrümelt wird. Er wird wieder mit der Gabel überallleicht aufgerauht und dann jeweils mit der auf-geschnittenen Seite nach unten auf den Kompostgelegt. Die Kiste u.s.w. wird so gewählt, daß seitlich jeweils etwa  5-10  cm Kompost aufgefüllt werden kann,

und auch ungefähr die gleiche Dicke an Kompost dannauf dem Klumpen darüber liegt. Bei diesen Mengensind optimale Verhältnisse zwischen Impfstoff undKompost geschaffen worden.

Bei hoher Luftfeuchte (Gewächshaus oder Räume)und bei gelegentlichem Besprühen ohne Staunässewerden folgende Arten nach verschiedenen Kultivie-rungszeiten ohne Verwendung einer Deckschichterhalten:

Pilz Kulturzeit (Wochen)

Psilocybe caerulescens   6-7 

Psilocybe weilii   5-6 

Psilocybe aztecorum   7-8 

Gymnopilus purpuratus   4-5 

pBei den Pilzen der gemäßigten Klimazone wurde

folgende Verfahrensweise angewendet:

•   Durchführung der Zwischenkultur auf Streu mitBeendigung Ende Juli.

•   Beimpfung des Kompost analog der anderen Arten

und einmonatige Kultur bei Raumtemperatur undhoher Luftfeuchte.

•   Ausbringung der Kisten o. ä. Anfang September auf einen schattigen Gartenplatz, Vergrößerung derLöcher der Bodenfolie (etwa auf 1 cm) zur Verhin-derung von Staunässe bei Niederschlägen.Feuchthalten erfolgt in Abhängigkeit von denNiederschlägen.

•   Fruktifikation von Ende September bis November inAbhängigkeit von der Pilzart.

Mit diesem Verfahren wird bei P azurescens, P cyane-scens (USA, Europa), P bohemica und P stuntzii einmassives Wachstum erreicht. Diese Kurzkultur ist ein-

 jährig, das verbleibende Myzel kann aber im Späth-erbst wiederum zur Beimpfung neuer Mulchsäcke

 benutzt werden, im nächsten Jahr sind bei der „natür-

lichen Kultur" dann mit Sicherheit wieder Pilze zu erntenund die Kurzkultur kann in eine dauerhafte Gar-tenbereicherung umgewandelt werden.

4. Variante: Weiterkultivierung auf Stroh 

Alle genannten Pilzarten können auch Stroh zersetzenund darauf fruktifizieren. Ein Speisepilz, der beson-

ders gerne auf Stroh wächst, ist der Riesenträuschling.Stroh wird schneller als Rindenmulch oderLaubholzreste zersetzt und kann als Kurzkulturinnerhalb weniger Monate ähnlich wie auf Komposthohe Pilzausbeuten bringen.

Alle Stroharten sind nur in der für sie typischenbraunen, gelbbraunen oder gelben Verfärbung zu ver-wenden. Heu oder im grünen Zustand getrocknetesStroh enthalten zuviele Beiprodukte, die sofortigesVerschimmeln bewirken.

entfernt und eine Standarddeckschicht aus Torf/Kalk  (2:1),   enthaltend etwa 1,3 Teile Wasser, aufgebracht, dieweiterhin feucht gehalten wird. Pilze erschienennach folgenden Zeiten:

Pilz Wochen nach Abdeckung

Psilocybe caerulescens   3Psilocybe aztecorum   2Psilocybe weilii   1-3

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Es wird lufttrockenes Weizen- oder Roggenstrohaus der letzten Ernte verwendet. Es ist nicht nötig, dasStroh mit heißem Wasser zu behandeln (es zu pasteu-risieren). Das Stroh wird 24 h in Wasser aufgequollenund kann so direkt zur Kultur verwendet werden.

Zur Zucht subtropischer Arten wird Ende Mai in 2530

cm tiefen Erdgruben, die sich an schattiger Stelle imGarten befinden, das nasse Stroh lagenweise festgetre-ten, bis die Schicht etwa 20-25 cm stark ist. Die Gru-benränder ragen dadurch etwas über die Strohschichthinaus. Ein Meter Beetfläche entsprechen etwa 15 kgtrockenem Weizen- oder Roggenstroh. Der durchwach-sene Streuklumpen wird mit der Hand in etwa kasta-niengroße Stücke zerteilt und diese werden etwa 4-5 cmtief in das Stroh gesteckt, wobei sich die Löcher in etwa

gleichem Abstand voneinander befinden, und durchZiehen am Stroh wieder verschlossen werden.

Es kann auch zusätzliches nasses Stroh zum besse-ren Verschließen der Löcher verwendet werden. DieErdgruben befinden sich in herkömmlichen Frühbee-ten oder kleinen Gewächshäusern. Die späte Nachmit-tagssonne kann diese erreichen, mehr Bestrahlungsollte aber vermieden werden. Zum Schutz gegen Aus-trocknung wird das Stroh mit alten Baumwolltüchern o.

ä. abgedeckt, die alle 2-7 Tage durch Begießen feuchtgehalten werden. Ende Juli werden dann die Tücher

Bis Ende September konnten von jeder Pilzart 3Ertragswellen beobachtet werden. Bei G. purpuratuswurde keine Deckschicht verwendet und 3 Wochennach Entfernung der Tücher begann die Fruktifikationdirekt von der Strohoberfläche aus.

Züchtet man die Herbstpilze nach diesem Verfahren

an, dann arbeitet man wie bei G. purpuratus,beginnt jedoch die Kultur durch Einbringen derdurchwachsenen Stücke des Streus erst Ende Juli.

Anfang September wird die Feuchtigkeit haltendeTuchschicht sowie das Gewächshaus bzw. die Beetfen-ster entfernt und die Kultur in Abhängigkeit von denNiederschlägen feucht gehalten. Die Fruktifikationläuft wieder je nach Art von Ende September bisNovember massiv ab, wenn Temperatur und Luft-

feuchte ideal sind.Auch hier sind die Strohreste nach der letzten

Pilzwelle im Spätherbst wiederum als Impfmaterialfür Mulch verwendbar und garantieren so auch imnächsten Jahr Pilze. Durch Aufzehrung der Nährstoffe istdas Myzel auf Stroh aber nicht mehr in der Lage, für sichallein im nächsten Jahr wieder Pilze hervorzubringen.

 Achtung: große Anbauflächen psychoaktiver  Pilzar-

ten im eigenen Garten könnten im Rahmen  der neuen

 Bestimmungen des BtMG als Indiz dafür gewertet wer 

den, daß die resultierenden Pilze für den Konsum

bestimmt sind, während bei einer eher kleinen Beet-

 fläche die Zucht aus biologischem Interesse noch glaub-

würdig erscheint.Bei Speise- und Medizinalpilzen stellt sich diese

Problematik natürlich nicht. Zusammenfassend läßt

sich feststellen, daß die Kulturvarianten mit Sägespä-

nen aus Kleintierstreu als Zwischenkultur für subtro-

pische und einheimische Holzrestebewohner effektiv

und sicher sind. Sie bieten ein weites Betätigungsfeldfür weitere Experimente und sind sicher noch im

Detail weiter optimierbar.

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6. Generelle Zuchtmethode für Dung 

und Kompost bewohnende Pilzarten 

Diese Kultivierungsmethode ist für viele dungbewoh-nende Speisepilzarten, aber auch für Psilocybe- und

Wasser wird analog wie bei den Holzbewohnernbeimpft und kultiviert. Es ergaben sich folgende

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Panaeolus-Arten geeignet und lehnt sich eng an dieArbeitsweise für Holz bewohnende Pilze an.

Auch hier ist Stroh die Hauptquelle an Nährstoffen.An sich sind die hier erwähnten Pilze auch schon alleinauf Stroh anzüchtbar. Allerdings bringt der Zusatz vonPferdedung in jedem Fall eine Erhöhung der Ausbeute,

bei vielen Stämmen auch eine zeitigere Fruktifikationund/oder auch größere Pilze im Vergleich zu reinemStroh hervor. In seltenen Fällen fruktifizieren Stämmeauf Stroh überhaupt nicht, bringen aber auf der Dung-mischung reichlich Pilze. Das Aufquellen des Strohs inWasser, die Anlage der Beete sowie das Beimpfen mitRoggenvorkultur ist völlig analog wie bei der Methodeder Holzbewohner (Teil II, Kapitel 5).

Der Dungzusatz wird durch Übergießen von etwa 2Liter Pferdeäpfel mit   2 Wassereimern   (20 Liter)kochendem Wasser in einem Trog (Gartenmarkt, alteZinkbadewanne) im Freien bereitet.

Die so entkeimte, heiße Mischung wird auf das auf-gequollene, nasse Stroh (von etwa 10 kg Trockenge-wicht) unter Rühren gegeben, noch platzsparenderund zweckmäßiger ist die umgekehrte Arbeitsweiseim gleichen Trog.

Wichtig ist ein richtiges Vermischen, wenn nötigmit weiterem Stampfen. Nach dem Abkühlen undder Herausnahme der Mischung aus demüberschüssigen

Kulturzeiten bis zum völligen Überwachsen derMischung:

Pilz Kulturzeit (Wochen)

Psilocybe mexicana   4Psilocybe tampanensis   6

Psilocybe semilanceata   10Psilocybe natalensis   4Panaeolus subbalteatus   3

Es wurden verschiedene Deckschichten zur Pilzbil-dung verwendet, wobei natürlich auch andere bei deneinzelnen Arten erfolgreich sein könnten.

Pilz Deckschicht    Fruktif ikation nach Abdeckung (W ochen)

Psilocybe mexicanaTorf /Kalk (2:1)   2

Psilocybe tampanensisTorf/Kalk (2:1)   3

Psilocybe semilanceataTorf/Kalk/Vermiculit (2:1:1) 3-5

Psilocybe natalensis

Blumenerde   2Psilocybe subbalteatus   2

(vgl. 7.13)   (ohne, nur Tageslicht)

Diese Arbeitsweise stellt eine sichere und effektive Kul- comatus, Psilocybe cubensis und Panaeolus cyanes-tivierungsmethode dar. Sie sollte auch bei anderen cens sehr erfolgreich sein, da sie alle sehr leicht Pilze

 Arten wie z.B. Stropharia rugoso-annulata, Coprinus bilden und schon auf reinem Stroh gezüchtet wurden.

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7. Charakteristik einzelner Pilzarten (11)

7.1 Psilocybe cyanescens schen Stämme. Beide sind herbstliche Massenpilze.Die europäische Variante fruktifiziert, wie schon

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Der Pilz wurde 1946 erstmalig aus dem BotanischenGarten in Kew (England) beschrieben. Über seine Ver-breitung ist nur wenig bekannt. Er breitet sich z.Zt. aberstürmisch in Europa und Nordamerika auf unbe-absichtigt geschaffenen, neuen Standorten aus (Holz-reste). Europäische Aufsammlungen sind nicht völlig identisch mit nordamerikanischen Pilzen.

Das Myzel der amerikanischen Variante wächst auf  Agar und Getreide etwas schneller als die europäi

p ,erwähnt, zwar später als die anderen Myzelkulturen,ist aber toleranter gegenüber geringererLuftfeuchtigkeit. Sie wurde schon an natürlichenStandorten gefunden, die im Sommer starkerSonneneinstrahlung unterliegen.

Obwohl das „europäische" Myzel reinweiß ist, wir-ken die amerikanischen Isolate noch weißer. Auch trittbeim Zerkleinern von durchwachsenem Roggen einanderer, stärkerer Geruch auf als bei den ursprünglich

Psilocybe cyanescens (USA) auf 

Rindenmulch.

europäischen Stämmen. Die dicken Myzeistränge ( Rhizomorphen) halten die durchwachsenen Hölzerstark zusammen und man erntet beim Herauszieheneines blauenden Pilzes eine gehörige Portion Substratmit. Dadurch kann man aber sicher sein, diesesanhängende Material gleich für die beschriebenenatürliche Kultur auf Mulch benutzen zu können

unter diesen Bedingungen erreichen kann. KleinerePilze bilden sich bei nicht so idealen Bedingungen mitStiellängen von etwa 6 bis 8 cm.

1979 wurde bei Astoria (Oregon, USA) der sehr stark blauende Pilz am Pazifik inmitten Dünengräsern auf Holzresten erstmalig gefunden. Es besteht keinebesondere Beziehung zum Gras lediglich eine feuchte

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natürliche Kultur auf Mulch benutzen zu können.Psilocybe cyanescens eignen sich auch hervorra-

gend für die in Abschnitt 2.a beschriebene Methode der Vorkultur auf nasser Pappe.

7.2 Psilocybe azurescens

Die Pilzart ist wahrscheinlich die psychoaktivste undgleichzeitig eine der größten unter allen Psilocybe-

 Arten. Ihr   Myzel  wächst sehr aggressiv und schnell in verschiedensten Substraten. Unter Idealbedingungenkönnen die Stiele bis 20 cm, die immer kegeligen Hütebis zu 12 cm Durchmesser erreichen!

Es wurde gefunden, daß die Art eine sehr feuchte

 Atmosphäre liebt und die Größenverhältnisse nur

Psilocybe azurescensauf Rindenmulch.

besondere Beziehung zum Gras, lediglich eine feuchte Atmosphäre wird dadurch gefördert.

Der Pilz wurde danach „Psilocybe astoriensis"genannt und erst 1995 bekam er mit lateinischer Dia-gnose den gültigen Artnamen Psilocybe azurescens.

Beim Zerkleinern des mit Myzel durchwachsenenRoggens tritt ein identischer Geruch wie bei Psilocybecyanescens (USA) auf. Das Myzel von Psilocybe azure-scens ist in dicker Schicht ähnlich weiß und imponierteher noch weißer als das von Psilocybe cyanescens ( USA). Auch hier bewährt sich die schnelle Kultur auf nasser Pappe wie im Abschnitt 2.a beschrieben.

Bei Verwendung von 2 Pappen (je 20 x 30 cm)nebeneinander an dem erwähnten See auf Schilfresten ( 

 Ansatz: Ende September) wurden im nächsten Jahr vonAnfang bis Mitte Oktober 251 Pilze gezählt weitere

Sporenabdrücke können so nicht genommen wer-den, die natürliche Verbreitung durch Sporen istdadurch erschwert. Im Gegensatz dazu bilden Psi-locybe cyanescens und Psilocybe azurescens bei Rei-fung der Pilze immer große Sporenmengen.

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 Anfang bis Mitte Oktober 251 Pilze gezählt, weitere Jahre wurde dieser Standort nicht mehr kontrolliert.

7.3 Psilocybe bohemica

Die Pilzart wurde 1942 erstmalig in Böhmen an einem

Flußufer im Wald nahe der Stadt Sazava gefunden. Typisch sind die braunen Hüte, die nach weißlichabtrocknen und im Gegensatz zu Psilocybe cyanescensniemals wellig verbogen oder sogar am Rand hochge-schlagen sind. Als stark blauender Waldpilz liebt er einesehr feuchte Atmosphäre. Das weiße Myzel verfärbtsich oft bei längerer Kultur auf Agar spontan blaufleckig und wächst etwas langsamer als Psilocybe cyanescens.

 Auch die Kultur auf Pappe ist effektiv und sicher. Siedauert bis zum vollständigen Überwachsen etwa 35

 Tage länger als bei Psilocybe cyanescens, die Rhizo-morphen sind aber oft noch dicker als bei dieser Art.

Eine analoge Kultur am erwähnten See bei Verwen-dung von 2 Pappen als Startmaterial (Ansatz: EndeSeptember) brachte im nächsten Jahr auf Schilfresten

 von Ende Oktober bis Mitte November insgesamt 46

Pilze hervor. Ein Charakteristikum der Pilze ist die oftfehlende Bildung von Sporen auf den Lamellen.

Psilocybe bohemica auf Mulch.

7.4 Psilocybe st untzii

Die Pilze wurden erstmalig 1973 auf dem Campus derUniversität in Seattle (USA) aufgefunden und zeigenauch neben der Blauung einen deutlichen Ring („blue

 veil").1975 wurden sie dann gültig benannt. Die weißen

Myzelien sind nicht so dicht wie bei Psilocybe cyane-

scens und wachsen verhaltener. Für die Kultur sindnur Stämme der Mulchvarität verwendbar. Allerdingsist es nach meiner Beobachtung der Pilz, welcher vonallen hier kultivierten am dichtesten wächst.

 Von oben sieht man dann vor lauter Pilzhüten meistüberhaupt keinen Mulch mehr.

 Auch diese Art kann Pappe vollständig durchwach-

das von Psilocybe stuntzii, auch das Wachstum auf Pappe ist identisch.

 Wenn der Pilz fruktifiziert, bildet er charakteristi-sche Cluster von 6 bis 50 Pilzen.

Zukünftige Kulturversuche würden sicher das Ver-ständnis der Wachstumsbedingungen dieser interes-santen Pilzart weiter vertiefen.

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pp gsen, allerdings nicht so dicht und schnell wie Psilocybeazurescens oder Psilocybe cyanescens.

Psilocybe stuntzii auf Mulch.

7.5 Psilocybe baeocystis 

Die ersten Pilze wurden 1945 in Eugene (Oregon, USA)

gefunden.Nicht alle Myzelstämme können unter Zuchtbedin-

gungen fruktifizieren, auch nicht von der einzig ver- wendbaren Mulchvarität.

 Aus unerklärlichen Gründen bleibt auch bei Stäm-men, die schon fruktifiziert haben, die Pilzbildung unter scheinbar identischen Bedingungen manchmal

 völlig aus. Das weiße Myzel hat ähnliche Merkmale wie

7.6 Psilocybe mexicana 

Diese Art ist vielleicht der wichtigste Pilz, der früher inMexiko rituell gebraucht wurde („Teonanacatl"),und ist vom Aussehen und Vorkommen auf feuchten,

gedüngten Grasflächen ein naher Verwandter der ein-heimischen Psilocybe semilanceata.

 Auch die Blaufärbung ist wie bei dieser nur diskretund tritt erst nach mehreren Minuten auf.

Das zuerst weiße, feine Myzel kann später lebhafteFarbenspiele auf Agar zeigen: Die dann bräunlichenMyzelien zeigen später manchmal bläuliche Abschnitteund bilden oft gelbbraune Sklerotien aus. So muß

man aufpassen, daß man diese Veränderungen derMorphologie nicht mit plötzlich sich entwickelndenSchimmelkontaminationen verwechselt. Neben derallgemeinen Kulturmethode (siehe Kapitel 6) fruk-tifiziert der Pilz auch nach 4 bis 8 Wochen auf ver-

schiedenen Kompostar-ten wie auch auf ge-

 wöhnlichem Pferdemist-kompost unter Anwen-dung von Standarddeck-schichten wie Blumen-erde oder Torf/Kalk.

Sklerotium derPsilocybe mexicana.

7.7 Psilocybe tampanensis 

Der Pilz ist sehr ähnlich der Psilocybe mexicana. AlleZuchtstämme stammen ursprünglich von der Sporen-kultur eines Pilzes ab, der bei Tampa (Florida) 1977gefunden wurde. Einige spätere Myzelkulturen re-sultierten aber auch von Sporen der Zuchtpilze, sc daßKulturen deutlich verschiedene Wachstumseigen-schaften haben können.

Das Myzelverhalten ist auch ähnlich wie bei Psi-locybe mexicana. Die Myzelien sind aber bei Psilocybe

schnell und aggressiv wachsen wie Psilocybe cubensisund leicht fruktifizieren. Die Art bildet dichte, weißeMyzelien auf Agar, die bei Druck leicht und schnellblauen und sich später teilweise bräunlich färben kön-nen. Schließlich wird eine spontane Blaufärbung deralten Myzelien beobachtet.

 Auch Getreide wie Roggen, Weizen oder Gerste wer-den schnell durchwachsen und als Impfmaterial be-nutzt.

Neben der allgemeinen Zuchtmethode (Kap. 6) auf Stroh/Dung fruktifizierte der Pilz auch nach etwa 6

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tampanensis brauner und die gebildeten Sklerotiereher tiefbraun bis schwarzbraun. Auch dieser   Pil2

 wächst auf verschiedenen Kompostarten sowie auchauf ausgelaugtem Pferde- oder Kuhdung bei Anwen-dung der üblichen Deckschichten und benötigt bis zui

Fruktifikation 7 bis 10 Wochen.

/ g Wochen Kultur auf Pferdemistkompost mit einfacherBlumenerde als Deckschicht.

Die Myzelien sind aber auch in der Lage, auf ande-ren Kompostarten zu wachsen und nach Anwendung der Standarddeckschicht Torf/Kalk Pilze zu bilden.

 Auf Grund der dicken, schnell wachsenden Myze-lien erscheint der Pilz auch sehr geeignet für einereine Myzelkultur auf Reis, um z.B. Brutgetreide zuerhalten.

Psilocybe tampanensis auf Agar.

7.8 Psilocybe natalensis 

Der Pilz wurde erstmalig Anfang 1994 in Südafrikaaufgefunden. Heute zirkulieren dort wie auch in Eu-ropa und den USA verschiedene Stämme, die ähnlich   Psilocybe natalensis auf Kompost, Deckschicht Blumenerde.

7.9 Psilocybe caerulescens

Die Art wurde erstmalig 1923 in Alabama (USA)gefunden. Sie erwies sich später als eine wichtige Artinnerhalb des mexikanischen Teonanacatls. R. G. Was-son hat am 29. Juni 1955 wahrscheinlich als erster

 Weißer 6 Paare des Pilzes in einer rituellen Zeremonie

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zu sich genommen und die Wirkung des Teonanacatlüberwältigend erfahren.

Die dichten weißen Myzelien sind schnellwüchsig, verfärben bei Druck blau und färben sich später teil- weise bräunlich.

Mehrere Formen des Pilzes existieren, die in derNatur auf Kompost oder Mulch wachsen. So fruktifi-ziert die Art auch auf verschiedenen Kompostarten mitDeckschicht, wie Heim schon in den 50er Jahrenfand.

 j

N

oben: Psilocybe caerulescens auf Stroh

rechts: Psilocybecaerulescens auf Mulch.

Psilocybe aztecorum auf Mu 1, h.

7.10 Psilocybe aztecorum 

Die im mexikanischen Hochland vorkommende, Holz-stückchen besiedelnde Pilzart gehört auch zu den

 Arten des Teonanacatls.Ihr Myzel wächst ähnlich schnell wie das von Psi-

locybe caerulescens und ist vom Aussehen und der

Blauung kaum zu unterscheiden. Neben der allgemei-nen Kultivierungsmethode (Kap. 6) fruktifiziert derPilz auch auf Kompost verschiedener Pflanzenartennach 6 bis 10 Wochen ohne Dungzusatz.

7.11 Psilocybe weilii 

Der Pilz wurde erst  1995  in Georgia (USA) als enger Verwandter der Psilocybe caerulescens aufgesammelt.Die Art fruktifizierte dort auf Holzresten undunmittelbar danach zirkulierten Myzelstämme vonSporenisolaten in den USA.

Die dichten, weißen Myzelien blauen bei Verletzung und werden im Alter bräunlich und können dann auchspontane bläuliche Flecken zeigen. Sie wachsen auf 

 Agar, Getreide, Kompost und Holz eher noch schneller

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Psilocybe weilii auf Hundefutteragar.

Der Pilz ist ein subtropischer Verwandter von Psi-locybe baeocystis und Psilocybe bohemica.

g , , pals die beiden vorherigen Arten.

 Auf verschiedenen Kompostarten erfolgt Fruktifi-kation ohne Deckschicht. Auch auf Malz- und Hunde-futteragar werden nach mehrmonatiger Kultur kleine,sporulierende Pilze gebildet. Auch diese Art erscheintauf Grund des Myzelwachstums als sehr geeignet fürdie Oberflächenkultur auf Reiskörnern.

7.12 Psilocybe semilanceata 

Die in Europa bekannteste, natürlich wachsende Psi-locybe-Art wächst auf zersetzten Grasresten, die mit

Stickstoff und anderen Mineralien durch Auslaugung von Dung (Reh, Rind) angereichert sind.Unter allen hier vorgestellten Pilzen wächst ihr Myzelam langsamsten auf Agar, Getreide, Stroh undKompost. Das reinweiße und zarte Myzel blaut beiDruck nur sehr langsam mit geringer Intensität odergar nicht.

Nur einmal verfärbte sich Myzel eines Stammes

nach Herausnahme aus dem Kühlschrank bei Ver letzung unmittelbar und kräftig. Von   150

Stämmen aus mehreren Ländern Europas und der USAkonnten nur 2 isoliert werden, die bei relativerSchnellwüchsigkeit nach einigen Wochenfruktifizierten.

Neben der allgemeinen Kultivierungsmethode (Kap. 6)   fruktifizierten diese Stämme auch auf Pfer-demistkompost (9 bis 11 Wochen Kultur) bei Verwen-dung einer Torf/Kalk Deckschicht.

Ein Ansatz einer Nestkultur am natürlichen Standortverlief erfolgreich. Dabei wurde durchwachsenerRoggen/Wasser   (1:1,7) nach der Vorkultur von 7Wochen in Pferdemistkompost gegeben und im mit

7.13 Panaeolus subbalteatus 

Dieser Düngerling ist vor etwa 100 Jahren zuerst ausEngland bekannt geworden und hat früher mehrfach

unbeabsichtigte „Intoxikationen" verursacht, indem er sich auf Grund seiner Schnellwüchsigkeit auf Kompostfür Champignons, oder auf Stroh für Riesenträusch-linge spontan angesiedelt hat und vor den Speisepilzen

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Wochen in Pferdemistkompost gegeben und im mitLöchern versehenen Plastiksack 10 Wochen kultiviert.Dabei wurde 5 1 Kompost und 1 1 Brutmaterial ver-wendet.

Im feuchtem September eines Jahres wurde derdurchwachsene Kompost auf einer Wiese (Lichtung)ausgebracht, die durch die Vegetation und starkeFeuchtigkeit (Bach, Baumschatten) den natürlichenStandorten des Pilzes völlig entsprach. Vorherige,mehrjährige Begehungen ergaben, daß die Art dortnicht natürlich vorkommt.

Zur Nestkultur wurde das Gras abgestochen und indie etwa 20 cm tiefe Grube der durchwachsene Kom-post in etwa 10 cm Dicke gegeben. Dann wurde von der

ausgehobenen Erde etwa 2 cm Dicke daraufgegebenund die weitgehend unversehrten Grasbüschel aufge-bracht. Es wurde einmal gründlich angegossen.

Im nächsten Jahr Ende September/Anfang Oktobererfolgte dann die Fruktifikation mit 162 Pilzen auf einerFläche von ca. 3 m2. Das Myzel hatte sich also überden beimpften Bereich erheblich ausgebreitet. Imnächsten Jahr wurden überraschenderweise etwa 50 mentfernt 15 Pilze gefunden. Aber die Überraschung

legte sich wieder etwas, als ich jetzt auch mehrfachRehkot feststellen konnte, offenbar waren idealeBedingungen für Sporenkeimung und Myzelwachstumvorhanden.

Leider brachte eine analoge Kultur auf einerzweiten Wiese überhaupt keine Pilze hervor.

linge spontan angesiedelt hat und vor den Speisepilzenerschien und dann verspeist wurde.

Das knäuelförmige, weiße Myzel kann später  bräunlich werden und bildet auf Malzagar rasch bläuliche Sklerotien, die als Schimmelinfektion (Penicil-lium) verkannt werden kann.

Diese wachsen allerdings sehr schnell und bildenrasch die bläulichen Sporen. Im Gegensatz dazu keimtein Sklerotium auf neuem Nährboden wieder alsweißes Myzel aus, und bis zur Bildung neuer Sklerotienvergehen einige Tage. Während bei uns der Pilz meistauf Kompost vorkommt, besiedelt er zum Beispiel inden USA auch große Ablagerungen von Heu ausgeschnittenen Rasenflächen ohne daß im Gegensatz

zum Namen „Düngerling" Dung zugesetzt wurde.Die Pilzart kann auf verschiedenen Kompostartenwachsen, vom klassischen Pferdemistkompost bis zumKompost aus unterschiedlichen Pflanzenresten. DasMyzel wächst bei höheren Temperaturen, am besten bis30 Grad, außerordentlich schnell, der Pilz fruktifiziertdann bei Raumtemperatur nach nur 3 b is 6Wochen. Eine Deckschicht ist nicht nötig, sie kannaber mitunter die Ausbeuten bei der Kultur auf Kom-

 post um das Doppelte ansteigen lassen, wobeiTorf/Kalk verwendet wird.

Die allgemeine Zuchtmethode auf Stroh/Dung ist imKap. 6 beschrieben.

7.14 Gymnopilus purpuratus

1887 wurde der Pilz ebenfalls im Botanischen Gartenin Kew (England) an einem Holzstamm erstmaliggefunden. Es erwies sich, daß er in Australien undSüdamerika (Chile, Argentinien) heimisch ist. Auch inNordamerika gibt es Verwandte, die ebenfalls blauenund psychoaktiv sind.

Das weiße, knäulige und bei Druck blauende Myzelwächst sehr schnell auf Agar verschiedener Zusam-mensetzung, auf Getreide und Holz. Alte Agarkulturensind schließlich graublau verfärbt. Die Fruktifikation ist

Bei dieser Zuchtmethode wird Schnittholz vonBuche, Erle, Ahorn, Pappel oder Linde verwendet, in-dem Hölzer von ca. 5 x 5 cm Breite verwendet werden.

In einem schattig gelegenen Gewächshaus, abMai im Freien oder in einem Folienzelt in einemgrößeren, hellen Raum während des ganzen Jahreswird folgendermaßen verfahren:

Als unterste Schicht über dem Boden wird eine 2-3

cm dicke Schicht von Vermiculit verwendet, das ineinem Durchmesser von etwa 60 cm aufgebracht wird.Darauf wird eine lückenlose Schicht von mit Myzeldurchwachsenen Sägespänen (Streu) (Kap. 5) aufge-

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sehr eindrucksvoll, eine Deckschicht wird nichtbenötigt. Aus dem weißem Myzel bilden sich gelbe Pri-mordien, die sich dann zum orangegefärbten Pilz dif-ferenzieren, dessen Hüte mit rötlichen Schuppenbedeckt sind. Die Stiele verfärben bei Druck blaugrün

und der Sporenstaub ist orange.Die Myzelien (keine dicken Rhizomorphen) können

Holzstückchen oder Sägespäne nicht so zusam-menhalten wie Psilocybe cyanescens oder Psilocybeazurescens. Beim Herausziehen der Pilze aus den Spä-nen fallen diese weitgehend ab. In Kulturgefäßen mitschlechter Belüftung werden wie bei manchen Holzbewohnenden Speisepilzen auch skurrile, keulenför-mige Gebilde ohne Hut gebildet, die ebenfalls orangeSporen direkt auf der Oberfläche bilden können.Neben der Fruktifikation auf Getreide, Getreide/Holz-späne-Mischungen, reinen Holzspänen sowie Strohoder Kompost kann die Art ähnlich wie bei Speisepil-zen auch auf frisch geschnittenen, kompakten Hölzerngezüchtet werden.

Dieses Wachstum ist dann vergleichbar mit dernatürlichen Fruktifikation auf Holzstämmen, verläuft

aber durch das massive Aufbringen von Impfmaterialschneller und in größerer Ausbeute.

g p p gbracht. Die frisch geschnittenen Hölzer werden auf diese gelegt, zwischen die einzelnen Stücke kommtweiteres Myzel. Dann werden 2 weitere Schichten ausHölzern daraufgegeben, indem jede Verbindung zuanderen Hölzern seitlich, oben und unten durch Myzel

auf den Sägespänen hergestellt wird. Schließlich wirddie oberste Schicht als Abschluß ebenfalls durchlückenlos aufgebrachtes Myzel gebildet.

Der so errichtete Holzhaufen wird allseitig mitalten, aber sauberen Baumwolltextilien bedeckt undständig f euchtgehalten. Nach 2-3 Monaten ist das Holzgut durchwachsen und die Textilien werden entfernt.Während das Durchwachsen bei 20-30 Grad erfolgen

sollte, ist für die anschließende Fruktifikation 18-23Grad optimal.Bei 95% Luftfeuchte und täglichem, mäßigen

Besprühen fruktifiziert der Pilz nach 2-3 Wochen inmehreren Ertragswellen. Diffuses Tageslicht ist zurPilzbildung nötig, direkte Sonne sollte aber vermiedenwerden.

Nach der Ernte können die Hölzer, wenn kein grünerSchimmel zu sehen ist, wieder als Impfmaterial

verwendet werden. Sie werden dazu einmal gespaltenund mit den frischen Schnittstellen dann anstelle des

Myzels auf Sägespäne auf, zwischen und unter dieneuen Hölzer gegeben, dabei muß auf direkteBerührung geachtet werden.

Die weitere Verwendung ist analog der Arbeitsweise

mit Sägespänen.Ergänzend dazu kann völlig analog wie bei Psi-

locybe cyanescens auch mit durchwachsener Pappegearbeitet werden Von der durchwachsenen Roggen-

nicht (mehr) erwartet wurde. Unter diesen Umständenkann man sich oft nicht erklären, was diese ausgelösthatte, auch nicht nach jahrelanger Praxis.

So wollte Gymnopilus purpuratus in einem Fall auf 

Sägespäne im Beutel überhaupt keine Pilze ausbilden.Nach der Anzucht im Herbst wurde der Beutel schließ-lich eher zufällig über den Winter in einem kaltenSchuppen gelagert wo die Temperatur oft unter 0 Grad

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gearbeitet werden. Von der durchwachsenen Roggenbrut aus wird die Pappe in 2 Wochen überwachsen. Siekann dann ebenfalls und vorteilhaft als Impfmaterialfür die Hölzer in völliger Analogie verwendet werden,indem sie die jeweilige Verbindung zu den Hölzern

herstellt. Als weitere Arbeitsweise im Gewächshaus verfährt

man so: In den Boden wird eine Grube von ca. 15 cm Tiefe gegraben. Das Substrat ist nasse Streu (Kap.5),  die aber nicht im Beutel beimpft wird. Die nasseStreu wird in die Erdgrube gegeben. In Schichthöhe

 von   etwa 4 cm wird dann die durchwachsenePappe gebracht und mit nassen Spänen aufgefüllt.

Überschüssiges Wasser versickert. Bei weitgehen-dem Abdecken mit feucht gehaltenen Textilien wird 8 Wochen kultiviert und nach deren Entfernung bei 95

Luftfeuchte unter leichtem Besprühen die Pilzbil-dung induziert.

Diese Kultivierungsarten lassen sich auch bei weiteren Gymnopilus-Arten anwenden. DasFaszinierende an der Pilzzucht ist, daß immer wiederunvorhergesehene Ereignisse eintreten, die den

scheinbar planbaren Prozeß plötzlich auf den Kopf stellen. Der Pilz   offenbart hier seine Urgewalt,gleichzeitig aber auch seine Anfälligkeit gegenüberNährstoffkonkurrenten (Kontaminationen) unterbestimmten Bedingungen. Es gibt durchaus auchunerwartet Positives wie plötzliche Frukti fikationnach langem, ergebnislosen Warten und sogareine Pilzbildung, wenn sie überhaupt

Schuppen gelagert, wo die Temperatur oft unter 0 Gradabsank. Im Frühjahr wurde er ins Freie gestellt und imSchatten gelagert. Plötzlich bildeten sich im April mas-siv Pilze aus! Dieses Verhalten eines subtropischen Pil-zes war absolut nicht vorhersehbar.

Gymnopilus purpuratus auf Sägespänen.

8. Kontaminationen studieren

Wie schon mehrfach ausgeführt, können durch Un-achtsamkeit oder auch durch schwer vorhersehbareUmstände in verschiedenen Stadien der Myzel- undPilzzucht bakterielle und vor allem pilzliche Kontami

taminationen können sich entwickeln und manbekommt die gesamte mögliche Palette mit. Ihr Kenn-zeichen ist Schnellwüchsigkeit bei Raumtemperatursowie eine schnelle Farbentwicklung durch Sporenbil

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Pilzzucht bakterielle und vor allem pilzliche Kontami-nationen auftreten. Es ist deshalb zu empfehlen, derenspontane Ausbildung vor Beginn der Zucht der höhe-ren Pilze ausgiebig zu studieren. Dabei ist es zweck-mäßig, Malz- und Hundefutteragar sowie sterilisierten

feuchten Reis und Roggen gezielt zu infizieren undstaunend zu erleben, was es für Kontaminationsmög-lichkeiten überhaupt gibt.

Es reicht dazu völlig aus, den Deckel der sterilisier-ten Petrischalen ohne vorherige Beimpfung einfach zuöffnen. Ich empfehle 10 Sekunden, 1,5 und 30 min.Dann wird der Deckel geschlossen, und in den näch-sten Tagen s iedeln s ich Schimmelpi lze inverschiedenen Farben an. Auch unterschiedliche, die

Agarschicht milchig verfärbende Bakterien sowieHefen, die schmierige, helle Schichten bilden können,sind möglich.

Dabei sollten auch die Gerüche überprüft werden,von scharfen, medizinisch wirkenden Düften bis zurbrotartigen Nuance (manche Hefen) ist allesmöglich. Zu empfehlen ist weiterhin, die Deckel in derWohnung und im Freien zu öffnen, unterschiedliche

Keime sind möglich. Lehrreich sind diese Versucheauch in unterschiedlichen Jahreszeiten und beiunterschiedlichen Außentemperaturen (4-30 Grad).Jeweils andere Kon

sowie eine schnelle Farbentwicklung durch Sporenbil-dung bei Schimmelpilzen. Zusätzlich kann man auchetwas Schimmel von verdorbenen Lebensmitteln wieBrot oder Früchten auf die Nährböden aufbringen undderen Entwicklung beobachten. Die gleichen Experi-

mente werden mit dem sterilisierten Getreide durch-geführt. Neben Schimmel siedelt sich sehr gern einBakterium an, das die Mischung z.T. verflüssigenkann. Die aufgequollenen Körner werden immer näs-ser, an ihrer Oberfläche ist der schleimartige Erregerzu sehen.

Sollte das Bakterium bei Überimpfung mit hinein-gelangen, dann erfolgt nur ein geringer Myzelaustriebaus dem Impfstück. Noch bevor man den Erreger

sieht, kann man durch Watte- oder Baumwollschichtenhindurch den scharfen Geruch der Kontamination rie-chen. Solche Kulturen sind genau wie die mit Schim-mel befallenen unwiderruflich verloren!

Die kontaminierten Nährböden wegen der Sporen-bildung nie in den Kulturräumen öffnen und weg-schütten. Entweder werden sie sofort imDampfkochtopf sterilisiert oder sie werden im Freien

entsorgt.Man könnte verführt sein, Nährböden, die begin-nende Kontamination zeigen, nach der Sterilisationwieder mit dem Kulturpilz zu beimpfen. Die Erfahrung

hat gezeigt, daß die Kontaminationen oft schon in die-ser Phase wachstumshemmende (antibiotische) Sub-stanzen bilden, die auch nach dem Abtöten der Erre-ger noch das Wachstum hemmen oder verlangsamen.

Dadurch ist diese Praxis generell nicht zu empfehlen.Durch diese eigene „Kontaminationsschulung" istman später leicht in der Lage, das Myzel der ge-wünschten Kulturpilze zu erkennen.

bräunlich oder mit blauen Flecken sich verändernkönnen. Nur Psilocybe mexicana und Psilocybe tam-panensis färben eher bräunlich.

Generell ändern schnellwachsende Schimmelpilze

innerhalb von sehr kurzer Zeit ihr Aussehen undwerden durch Sporenbildung farbig (grün, blau,gelb, braun, schwarz), während Veränderungen amMyzel der Kulturpilze stets langsam innerhalb einiger

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Diese wachsen generell langsamer, oft viel kom- pakter von der Beimpfungsstelle aus als die Kontami-nationen. Allerdings bilden manche schnellwüchsigeKulturpilze nach mehreren Tagen plötzlich mehreremm oder cm entfernt vom Beimpfungspunkt Tochter-kolonien aus. Anfänglich sind die Verbindungsmyzelienso fein, daß sie mit dem bloßen Auge nicht sichtbar sind und diese Myzelanhäufungen können zuerst alsKontaminationen imponieren.

Jedoch sind diese leicht auszuschließen, da bei all-mähligem Zusammenwachsen sich die Myzelienschließlich ohne Trennlinie vereinigen und alle Myze-lien die gleiche reinweiße6

 Farbe haben, die erst später 

6 Einige Speise- uind Medizinalpilze haben allerdings von Hausaus farbiges Mycel. So ist z.B. das Macel von Morcheln häufigbrain, das Mycel von Schwefelporlingen orangefarben.

Tage oder Wochen ablaufen. So läuft dieSklerotienbildung direkt am Myzel an. Auch die sehrlangsam sich entwickelnde bräunliche oderbläuliche Verfärbung läuft ab, wenn die Oberfläche infast allen Fällen bereits vollständig überwachsen istund diese Farbentwicklung eine Wandlung der schonbestehenden weißen Myzelien darstellt.

Stockendes Myzelwachstum ist sehr oft ein Zei-chen, daß schon Kontaminationen vorhanden sind, dieerst einige Tage später massiv sichtbar werden. Hierkann nur wiederum darauf hingewiesen werden, daßbei unsterilen Prozessen stauende Nässe der Anfangs-punkt für Schimmelkontaminationen darstellt.

Literatur:

Dittmer: Frische Pilze selbst gezogen, BLV (1990)

J. Gartz: Narrenschwämme. Editions Heuwinkel,

Basel/Genf (1993)

S. H. Pollock: Magic mushroom cultivation, San Anto-

nio, Texas (1977)

Rätsch/Liggenstorfer: Pilze der Götter, AT-Verlag, (

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Basel/Genf (1993)

G. Guzman: The genus Psilocybe (1983)

H. Kreisel: Handbuch für Pilzfreunde, Band 1, G.

Fischer (1978)

J. Lelley: Die Heilkraft der Pilze, Econ-Verlag (1997)

0. T. Oss und 0. N. Oeric: Ein Handbuch für die Pilz-

zucht, Volksverlag, Linden (80er Jahre)

J. Ott und j. Bigwood: Teonanacatl-Hallucinogenic

mushrooms of North America, Seattle, USA (1978)

gg , g, (1998)

R. Rippchen: Zauberpilze, Der grüne Zweig 155,

Nachtschatten & MedienXperimente (ca. 1995)

P. Stamets und J. S. Chilton: The Mushroom Cultiva-tor, Agarikon Press, Olympia, USA (1983)

P Stamets: Growing Gourmet and Medicinal Mus-

hrooms, Ten Speed Press, Berkeley, (1993)

H. Steineck: Pilze im Garten, Ulmer, Stuttgart (1976)

J. Stevens und R.Gee: How to identify and grow Psi-

locybin mushrooms. Sun Magic Publishing, Seattle,

USA (1987)

Fehler und Hindernisse bei der Pilzzucht Die folgende Tabelle soll helfen, verschiedene Fehler und Hindernisse bei der Pilzzucht zu erkennen.

Die Fehlermöglichkeiten sind vielfältig, resultieren aber meist aus Kontaminationen und falschenZusammensetzungen der Nährmedien und Deckschichten.

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Problem Agar- 

Kultur 

1. Lösung erstarrt nicht nachdem Abkühlen

2. Keine Sporenkeimung

3. Sporenkeimung mitKontaminationen

4. Schlechtes Mycelwachstur

5. Kontamination nachÜberimpfung

6. Unterschiedliches Mycel-aussehen („sectoring")

Ursache 

Zu wenig Agar

Zu alte Sporen => nicht mehrkeimfähig, abhängig von Art (bis 4Jahre als keimfähig beschrieben)

Selten anhaftende Keime, meistLuft- oder Geräteverunreinigung

Falsches Nährmedium,zu wenig Nährstoffe

Zu lange Sterilisation

Schlechter Stamm

Unsterile Luft, Instrumente,

Stammreinheit

Mögliche Alterung beginnt

 Lösung

Notwendige Menge: 15-25g pro Liter (1,5 - 2,5%), je nach Reinheit

Verwendung frischer Sporen,Lagerung in verschlossenen Plastik-beuteln (15-23 Grad), (kein Kühl-schrank)

Generell: Verschiedene Ansätze,möglichst wenig Sporen keimen

lassen, SauberkeitMalzextrakt und Hundefutter-Agarfür alle Pilze geeignet, Mengenüberprüfen

30 min. Dampfkochtopf ausreichend

Isolation neuer Stämme

Sauberkeit, Überprüfung des

Stammes auf Keime (Bakterien,Hefen, Schimmelpilze)

Entnahme von Impfmaterial nurvon dicken Mycelien (Rhizomor-phen), Wechsel der Nährmedien

Problem 

Getreide-Kultur

1. Ansatz kontaminiert nachSterilisation ohne Beimpfung

2. Kein Mycelwachstum

Ursache 

Unvollständige Sterilisation,besonders bei geringem Wasser-anteil, sehr selten nach 45 min.und vollem Druck im Drucktopf 

Zu trockenBakterielle Kontamination (Geruch, Verfärbung, Schleim)

Kontamination beim Beimpfen

Lösung 

Verwendung von Getreide andererHerkunft oder Einweichen derKörner über Nacht mit folgenderSterilisation

Korrekter Wasseranteil

Sauberkeit

S b k i h K i i A

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3. Getreide erscheint anfänglichrein, später neben Mycel-wachstum Kontaminationen (Schimmel, Bakterien)

4. Mycel wächst nur zögernd

Kultur auf Sägespänen 1.

Langsames Wachstum

2. Wachstumstop nachInitialwachstum

Stroh-Kultur

1. Grüner oder schwarzerSchimmel auf Stroh

p

Zu wenig Impfmaterial

Wachstum artspezifisch

Schlechte AusbreitungBakterielle Kontamination

Zu geringe Impfmenge

Beginnende Kontamination durchzuviel Nässe

Nässestau, eventuell auch zu hoheTemperaturen

Sauberkeit, auch Keime in Agar-kultur möglich, die erst im Getreidf 

Mehr Impfmaterial

Versuch der Isolation bessererStämme

Öfter Kulturen schütteln (außer Rei:Sauberkeit, neue Ansätze

Vergrößerung der Menge an Startmycel

Beimpfung neuer Beutel mitkorrekter Wassermenge

Erneute Kultivierung an andererStelle ohne Staunässe, Temperatureinstellung

Problem Ursache Lösung  

2. Keine Pilzbildung Ungünstige Wachstumsbedingungen Veränderung der Feuchtigkeit,Temperatur und/oder Belichtung

Schlechter Stamm Neuer Stamm, möglichst mitbekannter Pilzbildung

3. Mycelium produziert defor- Schlechter Stamm   Neuer Stamm

i t d ll tä di

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mierte oder unvollständigePilze

Ungünstige Wachstumsbedingungen Veränderung der Temperatur,

Feuchtigkeit und/oder Belichtung

Insekten-, Nematoden- oder Milben- Erneute Kultur an anderer oder befalldesinfizierter Stelle

4. Zweite und dritte Fruktifi- Schlechter Stamm Neuer Stamm

kationswelle fällt aus

Ungünstige Wachstumsbedingungen Veränderung der Feuchtigkeit,

Temperatur und/oder Belichtung

Pilzkultur mit Deckschicht

1. Schnelle Kontamination Unvollständige Durchwachsung des Abdeckung erst nach Ende der

nach Aufbringen der unste- Substrates Kultivierung

rilen Deckschicht

2. Zögernde und dünne Mycel- Deckschicht zu trocken Anfeuchtung

ausbreitung in Deckschicht

Falsche Zusammensetzung der Andere Deckschicht

Deckschicht

3. Anfänglich gutes Durch- Zunehmende Überwässerung, Weniger Besprühen, eventuell neue

wachsen der Deckschicht, Zeichen: klumpig Schicht

dann Verlangsamung oderWachstumsstop

Problem Ursache     Lösung 

Fortschreitende Austrocknung - Anfeuchtung auf optimalen Gehalthohe Temperatur, Luftzug?Zeichen: pulverförmige Schicht

4. Keine Pilzbildung nach Temperatur zu hoch Optimale TemperaturDurchwachsen der Deck schicht   Luftfeuchte zu gering   Erhöhung auf 95-100 %, keine

Überwässerung der Schicht

Unzureichende Belichtung Tageslicht ohne direktes Sonnenlicht

Deckschicht zu dünn Mehr Deckmaterial nötig

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Schlechter Stamm Neuer Stamm

5. Bildung nur weniger Pilze Absterben der oberen Mycelschicht Kratzen mit Gabel, neue Deckschicht ineiner Pilzwelle   des Substrates

Kontamination sichtbar neue KulturAustrocknung der Deckschicht   Korrekte Befeuchtung, evtl. dickere

Schicht

6. Erste Pilze unvollkommen, Normales Verhalten mancher Stämme Keine Maßnahmen danachEntwicklun normaler Fruchtkörper

7. Pilze mit langen Stielen und Lichtmenge zu gering Bessere Belichtungunvollkommenen Hüten

Überschuß an Kohlendioxid   Mehr Luftwechsel, Austrocknungsgefahr

8. Bildung vieler Pilzvorstufen Schlechter Stamm   Besserer Stammbei gerinter Bildung entwickelter Fremdkörper   Überschuß an Kohlendioxid   Besserer Luftaustausch, Austrock 

nungsgefahr

Nicht optimales Substrat   Ausgewogene Nährstoffe für Wachstum

und Pilzbildung

Problem 

9. Pilzdeformierung

Ursache 

Kontamination

Zu wenig Luftzirkulation

Zu hohe Luftfeuchte und Wässerung

 Lösung Neue

Kultur

Verbesserung durch feuchte Frisch-luftVerringerung der Feuchte und desBesprühens. Hüte müssen abtrock-nen können

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Schlechter Stamm

Besserer Stamm

Stichwortregister 

Abdeckschicht, Funktion 46   HEPA-Filter 91   Schimmel 41, 43ff Agar 21, 26ff Kälteschock 53 Schnellkochtopf 18ff  Bakterien 43   Lamellen 15   Sektoren, im Mycel 35Beleuchtung 52f    Luftbefeuchtung 50f    Sittichfutter 22Betäubungsmittelgesetz 16, 72   Luftfilter 91 Sklerotien 97ff  

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Brandschutz 92 Malzextrakt 21, 27 Spiritusbrenner 19Chitin 10 Meßzylinder 21 Sporen 15C02-Gehalt, absenken 49ff    monokaryot 15   Sterilisation 23, 26Dampfdruckkochtopf 17   Mutterkorn 11 Sterilisation, Agar 27

Degeneration, von Mycel 35   Mycelsuspension 45 Stroh 64Desinfektion 23ff Mykorrhiza 10   Styroporkiste 20, 43Desinfektionsmittel 22   Nährstoffzusätze 69   Termiten 14dikaryot 15,32 Nahrungsmittel 12 Trocknung 71Einmachgläser 20 Nestkulturen 103   Trüffel 12Erntetechnik 56 Parasiten 11 Vermiculit 95Erntezeitpunkt 56, 64 Petrischalen 20 Wattestopfen 92Fliegenpilze 11 Petrischalen, verschließen 27ff, 36Fortpflanzung 16   Pferdemistkompost 94Getreide, auseinanderschütteln 41ff Photosynthese 10Gips 22   Präpariernadel 20Hackschnitzel 68   psychoaktive Pilze 16, 72Hallimasch 10 Psychotherapie 12Heilwirkung: Austernpilz 73   Riesenträuschlinge 14Heilwirkung: Klapperschwamm 73   Rindenhumus 46f Heilwirkung: Lackporling 74   Rindenmulch 99Heilwirkung: Samtfuflrübling 75   Roggen 21

Heilwirkung: Schopftintling 75 Röhren 15Heilwirkung: Shiitake 74 saprophytisch 11