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„Schulessen im Spagat zwischen Selbstbestimmung und Diktat!“ Wie Partizipation gelingen kann! 5. Fachtagung zu den Tagen der Schulverpflegung in NRW Referat: Partizipation macht das Schulessen zum pädagogischen Baustein Düsseldorf, 30.10.2015

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„Schulessen im Spagat zwischen Selbstbestimmung und

Diktat!“ Wie Partizipation gelingen kann!

5. Fachtagung zu den Tagen der Schulverpflegung in NRW

Referat:

Partizipation macht das Schulessen zum

pädagogischen Baustein

Düsseldorf, 30.10.2015

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Partizipation macht das Schulessen zum

pädagogischen Baustein

1 Schule ist für Kinder und Jugendliche zum Lebensort

geworden – das Mittagessen spielt dabei eine wichtige

Rolle

2 Essen als kultureller Akt

3 Essen in der heutigen Jugendkultur – wir besuchen

Shopping Malls und McD

4 Partizipation von Kindern und Jugendlichen: Methoden,

Formen

5 Bausteine, Empfehlungen für die Gestaltung des

pädagogischen Bausteins Schulessen

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Studie: Die OGS aus Sicht der Kinder (an sechs

Standorten in Düsseldorf)

Die Befragung fand mit einem Mix

aus qualitativen und quantitativen

Methoden statt.

… Kinderfragebogen: 362 Kinder

… Nadelmethode: 177 Kinder

… Subjektive Schulkarte: 143 Kinder

… Subjektive Landkarte: 40 Kinder

… Gruppeninterviews: 60 Kinder

… Autofotographie: 38 Kinder

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40

die

Lehrerinnen

und Lehrer

die AG's

der Unterricht

29,4

15,7

13,3

1,8

22,7

6,4

Betreuer und

Betreuerinnen

in der OGS

dass ich jeden

Tag weiß, was

mich erwartet

das

Mittagessen

88,7

59,3

52

89,1

57,3

62,7

das Spielen

mit Freunden

die Ausflüge

mit den

anderen

Kindern

die anderen

Kinder

OGS Besuch

Kein OGS Besuch

Schule als Sozialer Ort„Stell Dir vor Du bist vier Wochen nicht in der Schule. Gibt es etwas was Dir fehlen würde?“

Basis: Alle Befragten, die eine Angabe gemacht haben, n=358 (248/ 110). (Angaben in Prozent, Mehrfachnennungen möglich)

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Jugendliche: Schule als (Lebens-) Ort auch außerhalb der Schulzeit!

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Mittelstr./Fussgängerzone

Kaufland/Vendômer platz

diverse Schulhöfe

Sporthalle/Sportzentrum

west

Stefans Becke

Stadion

diverse Kneipen

diverse Spielplätze

Jugendzentrum

italienische Mission

Musikschule

CVJM

regelmäßig unregelmäßig

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Jugendliche: Studie „Chillorte“ in der Schule?

„Diese Mädchen mit Migrationshintergrund schätzen die Aufenthaltsqualität von Schule, Schule ist für sie auch Schutzraum“

Die Mädchen: „In der Stadt können wir das nicht alles machen, das wir in der Schule machen, z.B. Fußball spielen, auf dem Boden sitzen, laut sein, lernen (Aussagen von fünf Schülerinnen im Gruppengespräch

Lehrer-Vogt, E. (2013): „Chillorte – wo seid ihr“? Auf der Suche nach Räumen von Schülerinnen außerhalb ihrer Schulzeit. In: Alisch, Monika/ May, Michael (Hrsg.) Sozialraumentwicklung bei Kindern und Jugendlichen, Beiträge zur Sozialraumforschung, Band 9. Opladen, Berlin und Toronto, S. 139-153

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3,6%

2,4%

2,4%

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Mir schmeckt das Essen gut!

Mir gefällt es gut, mit den anderen Kindern gemeinsam zu

essen!

Ich habe genügend Zeit um Mittag zu essen!

Ich fühle mich nicht gestresst beim Mittagessen!

Es ist angenehm ruhig beim Mittagessen!

Ich kann zu Mittag essen, ohne dass mich jemand stört!

stimmt geht so nein Keine Angabe

Mittagessen (Ergebnisse Fragebogen)

„Wenn Du an das Mittagessen denkst - stimmen die Sätze, die unten

stehen?“

Basis: Befragte Kinder, die die OGS besuchen (n=251).

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Wir haben draußen genügend Platz zum Spielen!

Wir haben drinnen genügend Platz zum Spielen!

Wir haben Plätze zum Ausruhen!

Wir haben gute Sachen zum Spielen!

Wir haben Orte, wo wir auch ohne Erwachsene sein können!

stimmt geht so nein Keine Angabe

Räume (Ergebnisse Fragebogen)

„Wenn Du an Deine Schule und Deine OGS denkst - stimmen die Sätze,

die unten stehen?“

TEIL I/II Basis: Alle Befragten, n=362.

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„Aktivitäten von Schüler(inne)n in der Mittagspause – Peergroup am wichtigsten, Mensa weniger genutzt“

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Exkurs: Partizipation als Kinderrecht!

… „dass Kinder bei allen sie betreffenden Angelegenheiten zu beteiligen sind. Ihre Interessen müssen auch bei der Entscheidungsfindung berücksichtigt werden. Kinder haben das Recht, ihre Meinung in allen sie berührenden Angelegenheiten frei zu äußern. Ihre Meinung muss angemessen entsprechend ihrem Alter und ihrer Reife einbezogen werden“ (UN-Kinderrechtskonvention Artikel 12).

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Berichterstattung wird verlangt!

Die Ausübung ihrer Rechte wird u.a. durch Stress belastet:

„Die psychische Belastung in der 10. Klasse ist sehr hoch, da der große Druck auf die Abschlussprüfungen groß ist. Dadurch wird der Alltag ziemlich stressig und man ist oft mit dem Druck überfordert“

Jugendliche aus Hessen, 16 Jahre

Auch hier: Partizipation in der Berichterstattung.

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Handlungsempfehlungen für die OGS:

• Stärkere Berücksichtigung von Freundschaften / Peers

• Schule als Lebensort, den Kinder auch mitgestalten/

mitbestimmen können, d.h. Beteiligungsmöglichkeiten und

Partizipation ausbauen

• Weitere Verbesserung des sozialen Klimas

• Mädchen und Jungen erleben die Ganztagsschule

unterschiedlich (Genderaspekte)

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Handlungsempfehlungen für die OGS:

• Kinder benötigen vielfältige Aneignungs- und

Bildungsformen, die über das schulische Lernen weit

hinausgehen

• Öffnung der Offenen Ganztagsschule in den Sozialraum

• Räume/Räumlichkeiten, „Gestaltungsräume“,

„Ermöglichungsräume“

• Feste Kooperationen mit Kinder- und Jugendeinrichtungen,

Abenteuerspielplätzen - auch als außerschulische Lernorte

und als „Räume“ außerhalb von Schule.

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Partizipation macht das Schulessen zum

pädagogischen Baustein

1 Schule ist für Kinder und Jugendliche zum Lebensort

geworden – das Mittagessen spielt dabei eine wichtige

Rolle

2 Essen als kultureller Akt

3 Essen in der heutigen Jugendkultur – wir besuchen

Shopping Malls und McD

4 Partizipation von Kindern und Jugendlichen: Methoden,

Formen

5 Bausteine, Empfehlungen für die Gestaltung des

pädagogischen Bausteins Schulessen

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Tätigkeitstheorie, Leontjew, 1973: das Löffelbeispiel

"Die tatsächliche Welt, die das menschliche Leben am meisten bestimmt, ist eine Welt, die durch menschliche Tätigkeit umgewandelt wurde.

Als eine Welt gesellschaftlicher Gegenstände, die die sich im Laufe der gesellschaftlich- historischen Praxis gebildeten menschlichen Fähigkeiten verkörpern, wird sie dem Individuum nicht unmittelbar gegeben; in diesen Eigenschaften offenbart sie sich jedem Menschen als Aufgabe“.

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„Selbst die einfachsten Werkzeuge und Gegenstände des täglichen Bedarfs, denen das Kind begegnet, müssen von ihm in ihrer spezifischen Qualität erschlossen werden. Mit anderen Worten: Das Kind muss an diesen Dingen eine praktische und kognitive Tätigkeit vollziehen, die der in ihnen verkörperten menschlichen Tätigkeit adäquat ist." (Leontjew: 1973, S. 281)

Tätigkeitstheorie, Leontjew, 1973: das Löffelbeispiel

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Georg Simmel, Gesellschaftstheorie: „Essvorgang als kulturelle Angelegenheit“

Für Simmel besteht die Funktion der Tischgemeinschaft in der Überwindung des Naturalismus:

„Sie baut also eine Brücke von der Natur zur Kultur, indem sie den physischen Essvorgang in eine kulturelle Angelegenheit umwandelt. Dies gilt für alle Institutionen, die physische Bedürfnisse in eine soziale Form gießen, die von allen Gesellschaftsmitgliedern praktiziert wird“ (Simmel 1957,S. 245).

Simmel betont besonders die Bedeutung der Tischgemeinschaft und des gemeinsamen Essens als einen sozialen Akt (Simmel 1957).

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Norbert Elias, Zivilisationstheorie: Esskultur und Tischgemeinschaft

• Norbert Elias beschreibt in seinem Werk den Prozess der Zivilisation und nimmt dabei auch die Esskultur in den Blick. „Am Beispiel der Tischgemeinschaft veranschaulicht er das Vorrücken der `Peinlichkeitsschwelle´ und `Schamgrenzen´, wodurch der Zwang zur Selbstkontrolle wächst. Tischsitten wie die Einführung der Gabel begreift er `als die Inkarnation eines bestimmten Affekt- und Peinlichkeitsstandards´, dem die Wandlung des Trieb- und Affekthaushalts vorausgeht“ (Barlösius, 1999; 173-174).

• Die Gestaltung der Mahlzeit gilt Elias als Zeugnis „für einen bestimmten Aufbau der menschlichen Beziehungen, der Gesellschaft und für eine bestimmte Art des menschlichen Verhaltens“ (Elias 1981, S. 75)

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Eva Barlösius – „Soziologie des Essens“: Gemeinschaftsverpflegung in totalen Institutionen

„Derart obligatorische Mahlzeitenordnungen entstehen überall dort, wo der Tagesablauf streng reglementiert ist, um Zeit für Arbeit, Studium oder andere Zwecke zu gewinnen. Eine der ersten Einrichtungen in der die Nahrungsaufnahme zeitlich und räumlich verbindlich festgelegt wurde war das Kloster. In anderen mehr oder weniger `totalen Institutionen´ wie Gefängnissen, Arbeitshäusern, Krankenhäusern, Militär herrschen ähnlich strenge Regelungen. Den größten Bereich bilden jedoch Fabrikordnungen und Tarifverträge, in denen die Dauer und der Rhythmus der Pausen und Essenszeiten verbindlich festgelegt sind“ (Barlösius, 1999, S. 179).

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Zwischenresümee:

• Die großen Soziologen betonten also die Bedeutung der Tischgemeinschaft und des gemeinsamen Essens als sozialen Akt oder als Ausdruck einer gemeinsamen Kultur.

• Doch gibt es noch eine gemeinsame (Ess-) Kultur?

• In New York gab es in einer Schulmensa fünf Theken: Fleisch, vegetarisch, koscher, vegan, halal!

• Ideal der Tischgemeinschaft? Die (Ess-) Kulturen verändern sich weg von der nicht nur deutschen familienorientierten Kultur des gemeinsamen (Mittag-) Essens ….aber wohin?

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Partizipation macht das Schulessen zum

pädagogischen Baustein

1 Schule ist für Kinder und Jugendliche zum Lebensort

geworden – das Mittagessen spielt dabei eine wichtige

Rolle

2 Essen als kultureller Akt

3 Essen in der heutigen Jugendkultur – wir besuchen

Shopping Malls und McD

4 Partizipation von Kindern und Jugendlichen: Methoden,

Formen

5 Bausteine, Empfehlungen für die Gestaltung des

pädagogischen Bausteins Schulessen

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Shopping Mall und fast food Ketten als Orte des Essens!

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Shoppen

Freunde treffen

Chillen

Ins Café / zu Mc Donalds /Restaurant gehen

Smartphone / SMS / Facebook /WhatsApp / Messenger

Schaufenster anschauen

Leute beobachten

häufig ab und zu nie Keine Angabe

„Wenn du in die Shopping Mall gehst, wie oft gehst du folgenden Tätigkeiten nach?“

TEIL I/XVI

Basis: Alle Befragten, n=387, absteigend sortiert (häufig & ab und zu). (Wenn nicht anders vermerkt „keine Angaben“ > 7,5 %)

Chart I/II

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in die Coca Cola Oase gehen

Am Kanal rumhängen

In die KöPi-Arena gehen

Manni Mobil

Flotte Lotte

häufig ab und zu nie Keine Angabe

„Wenn du in die Shopping Mall gehst, wie oft gehst du folgenden Tätigkeiten nach?“ (nur Oberhausen)

TEIL XIV/XVI

Basis: Alle Befragten, n=158, absteigend sortiert (häufig & ab und zu). (Wenn nicht anders vermerkt „keine Angaben“ > 7,5 %)

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… das Gelände rund

um die Shopping Mall

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sehr gut gut weniger gut gar nicht gut keine Angabe

„In der Shopping Mall sind/ ist…“

Teil I/VI

Basis: Alle Befragten, n=387, absteigend sortiert (sehr gut & gut). (Wenn nicht anders vermerkt „keine Angaben“ > 7,5 %)

… die Geschäfte/ Shops

… die Atmosphäre/ Deko

… die Sauberkeit

… die Sicherheit

… die Cafés/ Restaurants/

Fastfoodläden

… das Angebot für Jugendliche

in und um die Shopping Mall

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Kann man Popularität und Freundschaft essen?

„Wenn es jedoch um die Präferenz für Nahrungsmittel in einer spezifischen Esssituation geht, dann bevorzugen die Kinder und Jugendlichen häufiger die ungesunde Alternative und diese Präferenz sowie die Konsumhäufigkeit ungesunder Nahrungsmittel ist umso stärker ausgeprägt, je stärker damit ein positives soziales Image assoziiert ist.

Die Befunde unterstützen damit die Annahme, dass soziales Image die Attraktivität von Nahrungsmitteln erhöhen und dadurch insgesamt zu einem höheren Konsum von ungesunden Nahrungsmitteln führen kann“.

Quelle: Kann man Popularität und Freundschaft essen? Der Zusammenhang zwischen wahrgenommener Ernährung populärer und sympathischer Kinder und dem eigenen Ernährungsverhalten von Kindern Helge Giese, Rita Juhász, Harald Schupp und Britta Renner Universität Konstanz, Zeitschrift für Gesundheitspsychologie, 21 (2), 71 – 81 Hogrefe Verlag, Göttingen 2013

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http://hww.fk14.tu-dortmund.de/cms/hww/Medienpool/Downloads/Arbeitsbericht_17_Mensaleitfaden.pdf

Zwischenresümee: „Resümierend festhalten lässt sich, dass Schulmensen sich nicht nur architektonisch etwas bei Fast Food Ketten abschauen können, sondern auch was Kleidung, Präsentation und Auswahl der Waren angeht“, (S. 95)

Quelle: Leitfaden Gestaltung von Speiseräumen in Schulen

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Partizipation macht das Schulessen zum

pädagogischen Baustein

1 Schule ist für Kinder und Jugendliche zum Lebensort

geworden – das Mittagessen spielt dabei eine wichtige

Rolle

2 Essen als kultureller Akt

3 Essen in der heutigen Jugendkultur – wir besuchen

Shopping Malls und McD

4 Partizipation von Kindern und Jugendlichen: Methoden,

Formen

5 Bausteine, Empfehlungen für die Gestaltung des

pädagogischen Bausteins Schulessen

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Ein Beispiel aus der Jugendarbeit: Partizipation im Rheincafe Monheim

„Das Rheincafé ist als Ort von Jugendlichen für Jugendliche konzipiert und wird von Schülern des Otto-Hahn-Gymnasiums und Monheimer Gesamtschülern betrieben. Finanziell gefördert und pädagogisch begleitet wird das Rheincafé-Team durch das Jugendamt der Stadt Monheim am Rhein“.

Mi-So, samstags von 17 bis 21 Uhr und sonntags von 14 bis 18 Uhr.

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Starke schulische Kooperationsstrukturen:

• Schulleitungen im Vorstand der Genossenschaft

• Mitarbeiter der SchülerInnen über Schule versichert, als „AG“ anerkannt

• Feste Ansprechpartner an jeder Schule

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Starke Kooperations-strukturen mit Jugendamt:

• Begleitung durch Fachkraft

• Unterstützung durch Honorarkräfte

• Schulung, Teambegleitung

• Organisatorische, rechtliche Unterstützung

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Interessante (nicht- schulische) Formen des Lernens:

• Aneignung motorischer Fähigkeiten bis zur politischen Bildung (wirtschaftliche Tätigkeit, Gastronomie, Geld, Einkauf, Kalkulation usw.)

• Anerkennung, Selbstwirksamkeit, Selbstwert

• Mitbestimmung, Selbstverwaltung, zivilgesellschaftliches Engagement

• Umgang mit Politik, Erwachsenen im öffentlichen Raum

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Transfer

• Partizipation braucht Struktur und Unterstützung

• Partizipation schafft Anerkennung, Selbstwert, Selbstwirksamkeit

• …muss von Schule (Leitung) gewollt sein,

• …muss gut begleitet werden,

• …schafft Bildungsanlässe (informelle, non-formale Bildung)

• …muss angemessen sein!

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Stufenleiter der Partizipation

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Unterschiedliche Formen und Methoden der Beteiligung anwenden (Sturzenhecker: http://www.lwl.org/lja-download/pdf/Sturzenhecker_Folien.pdf

• Mediation (Ebene der Personen und Gruppen): Pausen-Konflikt-Lotsen, Kinderanwalt, Mediationsinsel...

• Basisdemokratie (in Klassen und Gruppen): Klassenratschlag, Jungen- und Mädchenrat, Montagsrunde, Bericht aus Gremien, Nachmittagsrat, Spaßkomitee...

• Repräsentativdemokratie (und öffentliche Kontrolle) für die ganze Schule: Zwei-Kammern: offen gewähltes Kinder-Parlament und Klassenkammer (SV), altes SV- System, Statusgruppenparlament, Finanzausschuss, Personalausschuss...

• Punktuelle, alltägliche Formen von Partizipation: alternatives Tagesangebot, Anhörung/Dialog, Offene Teamsitzung, Meckerkasten, Ideenwände, offene Raumnutzung, Angebotsevaluation,...

• Offene Versammlungsformen: Schulversammlung, Altersstufenplenum,... • Projektorientierte Formen: Projektwochenrat, Mitbestimmungsaktionen:

Schulhofgestaltung, Raumgestaltung, Verfassungsgebung,..• Mediengestützte Artikulation: Schulzeitung, Wandzeitungen,

Videoporträts, Recorderinterviews, Meinungslaufband,

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Leitfaden Gestaltung von Speiseräumen in Schulen

• http://hww.fk14.tu-dortmund.de/cms/hww/Medienpool/Downloads/Arbeitsbericht_17_Mensaleitfaden.pdf

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Vorschläge (Eissing u.a. 2011):. 96 ff.:

• „Möglichkeiten der Altersdifferenzierung schaffen durch:• zeitliche Aufteilung, • räumliche Aufteilung, • Gestaltung des Raumes

• Integration der Jugendlichen bei der Gestaltung von Mensen

• Kindern und Jugendlichen Auswahl bieten“

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Eine wichtige Form der Beteiligung ist kaum zu realisieren!„Auch wenn die gemeinsame Zubereitung der Mahlzeiten aus hygienischen, aber auch organisatorischen Gründen kaum möglich ist, werden Kinder und Jugendliche vielfach z. B. auch an der Ausgabe der Mahlzeiten beteiligt. Leider widerspricht die Vorschrift der Trennung der Räume für die Essenszubereitung dem gruppenpädagogischen Ziel,

Zubereitung und Einnahme des Essens als gemeinsame Situation zu erleben und auch bewusst herzustellen“.

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Bessere Rythmisierung:

• Zeitliche Konzeptionierung von Ganztagsangeboten unter dem Aspekt einer sinnvollen Abfolge von Ruhe und Bewegung. Es stellt sich z. B. die Frage, ob die in vielen Schulen übliche Abfolge, dass nach dem Mittagessen sofort die Lernzeit, Schulaufgaben-betreuung beginnt, physiologisch sinnvoll ist.

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Empfehlungen (vgl.: Vernetzungsstelle Schulverpflegung NRW):• Aufbau eines Schülercafes (vielleicht auch als „lehrerfreier“ Raum)

mit der Schulsozialarbeit?

• Schülerbefragungen (unter Einbezug des Umfelds, dortiger Angebote, Präferenzen…) vielleicht als Kooperationsprojekt mit der Jugendarbeit

• „Aktivitäten von Schülerfirmen im Cateringbereich“

• Mehr „Styl“, „Marketingaktionen“, Gruppe zur Mitgestaltung der Mensa

• Aktive Beteiligung bei der Gestaltung der Mensa

• „Mitwirkung von SchülerInnen bei der Essensausgabe“ (?)

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Schlussbemerkung eines Schulleiters aus Berlin:

"Das ist wie in der Familie, die Schüler können sich selbst bedienen, jede Gruppe hat eine halbe Stunde Zeit und einen Extraraum zum Essen. Oft werden in dieser Pause auch wichtige Gespräche geführt. Seitdem wir gemeinsam essen, benötigen wir keine Streitschlichter mehr an der Schule!"

http://www.welt.de/print/welt_kompakt/berlin/article133284504/Schokoriegel-statt-Mittagessen-Oberschueler-meiden-Kantinen.html

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