Schulkulturellen Wandel verstehen: Systeme, Akteure und Netzwerke

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Dr. Benjamin Jörissen http://joerissen.name [email protected] Bildungsmesse „Digitale Schulkultur 2013“ Nürnberg, 18. Juni 2013 Schulkulturellen Wandel verstehen: Systeme, Akteure und Netzwerke

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Vortrag auf der Bildungsmesse "Digitale Schulkultur", veranstaltet vom Zentrum für Lehrerbildung der FAU Erlangen-Nürnberg. Nürnberg, 18. Juni 2013.

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Dr. Benjamin Jörissenhttp://joerissen.name

[email protected]

Bildungsmesse „Digitale Schulkultur 2013“Nürnberg, 18. Juni 2013

Schulkulturellen Wandel verstehen:

Systeme, Akteure und Netzwerke

Page 2: Schulkulturellen Wandel verstehen: Systeme,  Akteure und Netzwerke

1.

Warum DIGITALE NETZWERKMEDIEN KEINE „TOOLS“ sind.

Page 3: Schulkulturellen Wandel verstehen: Systeme,  Akteure und Netzwerke

„Smartpads sind vielseitiger/besser als Bücher und Arbeitsbücher.“

„Smartboards sind vielseitiger/ besser als Tafeln.“

„Beamer sind vielseitiger/besser als Overhead-Projektoren.“

etc. …

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Digitale, vernetzte Medien sind jedoch nicht einfach nur „Tools“

Sie verändern die schulische Organisationsweise von …

learning,

Lernen

der schulischen Organisationkultur.

LernkulturSchulkultur

und insbesondere

Page 5: Schulkulturellen Wandel verstehen: Systeme,  Akteure und Netzwerke

Wieso?

Page 6: Schulkulturellen Wandel verstehen: Systeme,  Akteure und Netzwerke

Netzwerke nicht begrenzt und nicht-linear sind

Software eigendynamisch agiert

folglich digital vernetzte Kulturen zahlreiche emergente Effekte zeigen!

Weil …

Page 7: Schulkulturellen Wandel verstehen: Systeme,  Akteure und Netzwerke

Weil …Netzwerke nicht begrenzt und nicht-linear sind

Software eigendynamisch agiert

folglich digital vernetzte Kulturen zahlreiche emergente Effekte zeigen!

Schule braucht Ordnungen, nicht

Emergenzen!

Page 8: Schulkulturellen Wandel verstehen: Systeme,  Akteure und Netzwerke

2.

Linearität und Kontrolle als Organisationsprinzipien von Schule

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Böhme, Jeanette: Schule am Ende der Buchkultur. Bad Heilbrunn 2006.

Schule repräsentiert eine „typographische Bildungskultur“,

für die (schriftliche) Literalität maßgeblich ist,

mit der nicht-lineare Medien folglich inkompatibel sind.

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Linearität ist eine der Haupteigenschaften von Text

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Buchstabe nach BuchstabeWort nach WortSatz nach Satz

Absatz nach AbsatzKapitel nach Kapitel

Buch nach Buch

Linearität ist eine der Haupteigenschaften von Text

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Linearisierung als zentrales Prinzip der Komplexitätsreduktion in der

Organisation von Schule

Page 13: Schulkulturellen Wandel verstehen: Systeme,  Akteure und Netzwerke

AktenListen

BerichteProtokolle

dokumentierte Prozesse(Scripts und Vorschriften für

Entscheidungsprozesse)…

Linearisierung als zentrales Prinzip der Komplexitätsreduktion in der

Organisation von Schule

Page 14: Schulkulturellen Wandel verstehen: Systeme,  Akteure und Netzwerke

Organisation des Raumes

Ordnung der Schulklassen

Ordnung der Schulfächer

Organisation der Zeit

Festlegung der Kommunikations-

strukturen

Festlegung der Wissensstrukturen

Linearisierung als zentrales Prinzip der Komplexitätsreduktion in der

Organisation von Schule

Page 15: Schulkulturellen Wandel verstehen: Systeme,  Akteure und Netzwerke

hierarchisch aufgeteilt

Linearisierung als zentrales Prinzip der Komplexitätsreduktion in der

Organisation von Schule

Organisation des Raumes

Page 16: Schulkulturellen Wandel verstehen: Systeme,  Akteure und Netzwerke

hierarchisch aufgeteilt

Notwendigkeit der räumlichen Separation

Linearisierung als zentrales Prinzip der Komplexitätsreduktion in der

Organisation von Schule

Organisation des Raumes

Definiertes SchulgeländeJeder Unterricht in 1 RaumArbeit vs. Freizeit separiertSeparation von Jahrgangsstufen

Page 17: Schulkulturellen Wandel verstehen: Systeme,  Akteure und Netzwerke

zerteilt und normalisiert

Organisation der Zeit

Linearisierung als zentrales Prinzip der Komplexitätsreduktion in der

Organisation von Schule

Page 18: Schulkulturellen Wandel verstehen: Systeme,  Akteure und Netzwerke

zerteilt und normalisiert

Organisation der Zeit

Notwendigkeit eines synchronisierten

Zeitmanagements

Linearisierung als zentrales Prinzip der Komplexitätsreduktion in der

Organisation von Schule

45-Minuten-EinheitenLehrplänePrüfungszeiten

Page 19: Schulkulturellen Wandel verstehen: Systeme,  Akteure und Netzwerke

räumliche Trennung +Alterstrennung

Differenzierung von Schulklassen

Linearisierung als zentrales Prinzip der Komplexitätsreduktion in der

Organisation von Schule

Page 20: Schulkulturellen Wandel verstehen: Systeme,  Akteure und Netzwerke

Differenzierung von Themen

zeitliche Anordnung

Linearisierung als zentrales Prinzip der Komplexitätsreduktion in der

Organisation von Schule

Page 21: Schulkulturellen Wandel verstehen: Systeme,  Akteure und Netzwerke

vordefinierte Typen sozialer Settings

Linearisierung als zentrales Prinzip der Komplexitätsreduktion in der

Organisation von Schule

Festlegung der Kommunikations-

strukturen

Page 22: Schulkulturellen Wandel verstehen: Systeme,  Akteure und Netzwerke

vordefinierte Typen sozialer Settings

Linearisierung als zentrales Prinzip der Komplexitätsreduktion in der

Organisation von Schule

Notwendigkeit sozialer Separation

Festlegung der Kommunikations-

strukturen

KlassenprinzipSchulgemeinschaftlokale Orientierung

Page 23: Schulkulturellen Wandel verstehen: Systeme,  Akteure und Netzwerke

Vorauswahl/Hierarchisierung von

Wissenfeldern/Kompetenzen

Linearisierung als zentrales Prinzip der Komplexitätsreduktion in der

Organisation von Schule

Festlegung der Wissensstrukturen

Page 24: Schulkulturellen Wandel verstehen: Systeme,  Akteure und Netzwerke

Linearisierung als zentrales Prinzip der Komplexitätsreduktion in der

Organisation von Schule

Festlegung der Wissensstrukturen

Notwendigkeitkontrollierbarer

Medien Vorauswahl/Hierarchisierung von

Wissenfeldern/Kompetenzen

SchulbücherLehrfilmeLehrsoftware

Page 25: Schulkulturellen Wandel verstehen: Systeme,  Akteure und Netzwerke

Notwendigkeitkontrollierbarer

Medien

Notwendigkeit sozialer Separation

Notwendigkeit eines synchronisierten

Zeitmanagements

Notwendigkeit der räumlichen Separation

Linearisierung als zentrales Prinzip der Komplexitätsreduktion in der

Organisation von Schule

Page 26: Schulkulturellen Wandel verstehen: Systeme,  Akteure und Netzwerke

Diese Linearitäten erscheinen als selbstverständlich

Notwendigkeitkontrollierbarer

Medien

Notwendigkeit sozialer Separation

Notwendigkeit eines synchronisierten

Zeitmanagements

Notwendigkeit der räumlichen Separation

Linearisierung als zentrales Prinzip der Komplexitätsreduktion in der

Organisation von Schule

Page 27: Schulkulturellen Wandel verstehen: Systeme,  Akteure und Netzwerke

3.

Das System Schule in seiner literalen Organisation wird durch nicht-lineare Netzwerke und digitale Akteure (Software-Nutzer-Hybride) notwendig irritiert.

Page 28: Schulkulturellen Wandel verstehen: Systeme,  Akteure und Netzwerke

räumliche SeparationSynchronisation

soziale SeparationKontrolle über Quellen und Inhalte

Page 29: Schulkulturellen Wandel verstehen: Systeme,  Akteure und Netzwerke

asynchrone &polychrone Strukturen

räumliche SeparationSynchronisation

soziale SeparationKontrolle über Quellen und Inhalte

Page 30: Schulkulturellen Wandel verstehen: Systeme,  Akteure und Netzwerke

keine Kontrolle (aber individuelle

Filter)

asynchrone &polychrone Strukturen

räumliche SeparationSynchronisation

soziale SeparationKontrolle über Quellen und Inhalte

Page 31: Schulkulturellen Wandel verstehen: Systeme,  Akteure und Netzwerke

Netzwerke ohne definierte Grenzen

keine Kontrolle (aber individuelle

Filter)

asynchrone &polychrone Strukturen

räumliche SeparationSynchronisation

soziale SeparationKontrolle über Quellen und Inhalte

Page 32: Schulkulturellen Wandel verstehen: Systeme,  Akteure und Netzwerke

hybride Räume,Ubiquität,Mobilität

Netzwerke ohne definierte Grenzen

keine Kontrolle (aber individuelle

Filter)

asynchrone &polychrone Strukturen

räumliche SeparationSynchronisation

soziale SeparationKontrolle über Quellen und Inhalte

Page 33: Schulkulturellen Wandel verstehen: Systeme,  Akteure und Netzwerke

hybride Räume,Ubiquität,Mobilität

Netzwerke ohne definierte Grenzen

keine Kontrolle (aber individuelle

Filter)

asynchrone &polychrone Strukturen

deliberative räumliche Separation

deliberative Synchronisation

deliberative soziale

Begrenzungen

deliberative Kontrolle über

Quellen und Inhalte

Page 34: Schulkulturellen Wandel verstehen: Systeme,  Akteure und Netzwerke

deliberative räumliche Separation

deliberative Synchronisation

deliberative soziale

Begrenzungen

deliberative Kontrolle über

Quellen und Inhalte

Dies sind basale Kulturtechniken

digitalisierter Welten!

Page 35: Schulkulturellen Wandel verstehen: Systeme,  Akteure und Netzwerke

Handeln in hybriden on-/offline-Räumen,

in globalen inter- und

transkulturellen Räumen

Umgang mit polychronen,

beschleunigten Zeitverhältnissen, Gestaltung von

Eigenzeit

Aufbau und Pfege von Netzwerken (Weak Ties!),

Einschätzen von Netzwerkeffekten und -problemen

Informationsre-cherche, Abgleich, Quellenkritik, Diversitäts-

management versus Echokammer

Dies sind basale Kulturtechniken

digitalisierter Welten!

Page 36: Schulkulturellen Wandel verstehen: Systeme,  Akteure und Netzwerke

Handeln in hybriden on-/offline-Räumen,

in globalen inter- und

transkulturellen Räumen

Umgang mit polychronen,

beschleunigten Zeitverhältnissen, Gestaltung von

Eigenzeit

Aufbau und Pfege von Netzwerken (Weak Ties!),

Einschätzen von Netzwerkeffekten und -problemen

Informationsre-cherche, Abgleich, Quellenkritik, Diversitäts-

management versus Echokammer

Es geht um erheblich mehr als Medienkompetenz und mediale

Lehr-/Lerntools.

Page 37: Schulkulturellen Wandel verstehen: Systeme,  Akteure und Netzwerke

Handeln in hybriden on-/offline-Räumen,

in globalen inter- und

transkulturellen Räumen

Umgang mit polychronen,

beschleunigten Zeitverhältnissen, Gestaltung von

Eigenzeit

Aufbau und Pfege von Netzwerken (Weak Ties!),

Einschätzen von Netzwerkeffekten und -problemen

Informationsre-cherche, Abgleich, Quellenkritik, Diversitäts-

management versus Echokammer

Es geht um soziale, kulturelle, artikulative, partizipative und

mediale Kompetenzen.

Page 38: Schulkulturellen Wandel verstehen: Systeme,  Akteure und Netzwerke

Handeln in hybriden on-/offline-Räumen,

in globalen inter- und

transkulturellen Räumen

Umgang mit polychronen,

beschleunigten Zeitverhältnissen, Gestaltung von

Eigenzeit

Aufbau und Pfege von Netzwerken (Weak Ties!),

Einschätzen von Netzwerkeffekten und -problemen

Informationsre-cherche, Abgleich, Quellenkritik, Diversitäts-

management versus EchokammerKultivierungs-

bedarf!

Page 39: Schulkulturellen Wandel verstehen: Systeme,  Akteure und Netzwerke

4.

Digitale Schulkultur =Medienbildung auf den Ebenen Organisationskultur Lehr-/Lernkultur & Lehrer, Schüler, Eltern

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Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit!

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