Schutzma%c3%9fnahmen gegen w%c3%b6lfe

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MaÄnahmen zum Schutz gegen Wolfsangriffe auf Nutztiere Eine Zusammenstellung bewÅhrter SchutzmaÄnahmen gegen WolfsÇbergriffe auf Nutztiere in Deutschland

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MaÄnahmen zum Schutz gegen

Wolfsangriffe auf Nutztiere

Eine Zusammenstellung bewÅhrter SchutzmaÄnahmen gegen WolfsÇbergriffe auf Nutztiere in Deutschland

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Vorwort

Nutztiere und der Wolf ist ein schwieriges und oftmals sehr emotionales Thema.

Trotzdem wollen wir versuchen, auch hier zur Akzeptanz dieses Beutegreifers

beizutragen. Dabei ist uns durchaus bewusst, dass Nutztierhalter eigentlich

gegen den Wolf sein mÄssen. Dieser bringt sehr viel Mehrarbeit und

Unsicherheit. Aber dagegen zu sein, ist eine Haltung, die keine Probleme lÅst.

Auf den nachfolgenden Seiten finden Sie Informationen verschiedener

Institutionen und Organisationen zum Thema Herdenschutz. Die vorgestellten

MaÇnahmen haben sich in den deutschen Wolfsgebieten der BundeslÉnder

Sachsen und Brandenburg bewÉhrt. Allerdings sei angemerkt, dass es keinen

hundertprozentigen Schutz gegen Wolfsangriffe auf Nutztiere des Menschen

gibt.

Kompensationszahlungen zum Ausgleich vom Wolf verursachter SchÉden, sind in

allen bisher in der Bundesrepublik existierenden ManagementplÉnen explizit an

SchutzmaÇnahmen gebunden, wie sie nachfolgend beschrieben werden. Dies

bedeutet natÄrlich Mehrkosten fÄr die betroffenen Tierhalter. Deshalb gibt es

in den einzelnen BundeslÉndern unterschiedliche Arten der FÅrderung, die zwar

nicht kostendeckend sind, aber dennoch in den meisten FÉllen den finanziellen

Mehraufwand zumindest ertrÉglicher machen.

Ihr Niedersachsenwolf-Team

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Informationen für Jäger, Förster und Tierhalter in Sachsen und Brandenburg

MIT WÖLFEN LEBEN

Von Gesa Kluth & Ilka Reinhardt – Wildbiologisches Büro LUPUSÜberarbeitung Sebastian Koerner

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Zäune hinter sich zu lassen. Dienen die Elektronetzzäune als Nachtpferch, ist darauf zu achten, dass den Schafen ausrei-chend Platz bleibt, innerhalb des Zaunes auszuweichen. Bei zu engem Koppeln besteht die Gefahr, dass die Herde, wenn sich ein Feind nähert, in Panik gerät und ausbricht. Um dem derzeit in Sachsen gültigen Standard für den Min-destschutz zu entsprechen (siehe Kapitel Förderung im Scha-densfall), müssen Elektrozäune mind. 90 cm hoch sein. Wie Erfahrungen aus anderen europäischen Ländern zeigen, ist allerdings eine Höhe der Elektrozäune von mindestens 110 cm empfehlenswert. Außerdem kann die optische Wahrnehmbar-keit des Elektronetzzaunes für Wölfe und Wild durch in das Netz eingezogene vertikale breite Plastikstreben erhöht werden. Dies ist vor allem zu empfehlen, wenn die Elektronetzzäune nicht in Kombination mit Herdenschutz-hunden (siehe unten) eingesetzt werden. Alternativ können nach den bisherigen Erfahrungen auch mindestens 120 cm hohe feste Zäune aus Maschendraht oder Drahtknotengeflecht mit einem festen Bodenabschluss (Spanndraht) eingesetzt werden.

Unterwühlschutz bei Zäunen ohne StromführungBei Zäunen ohne Stromführung, z.B. bei Knotengeflechtzäunen, wie sie oft bei Wildgattern eingesetzt werden, ist ein Unterwühlschutz empfehlenswert. Einer-seits kann ein ca. 100 cm breiter Draht-Knotengeflechtstreifen außen vor dem Zaun flach ausgelegt, mit Bindedraht mit dem bestehenden Zaun verbunden und mit Erdankern am Boden fixiert werden. Andererseits können stromführende Drahtlitzen (mind. 2500 V) mittels Isolato-ren 20 cm über dem Boden am Zaun be-festigt werden.

Elektronetzzaun

Bewährte Schutzmaßnahmen

ZäuneIn der Lausitz ist das Koppeln von Schafen mit Elektronetzzäu-nen weit verbreitet. Korrekt angewendet sind sie für die Wölfe eine bei Berührung schmerzhafte Barriere. Im Gegensatz zu Hunden springen Wölfe nur sehr ungern über vor ihnen auftau-chende Hindernisse. Sie versuchen üblicherweise unter einem Zaun durchzuschlüpfen. Deshalb ist der Bodenabschluss des Zaunes besonders wichtig; er muss straff gespannt, lückenlos und mit ausreichend Strom versorgt (mind. 2500 V) aufgestellt sein. Dies gilt auch für Elektrolitzenzäune, die mit mindestens 5 Litzen ausgestattet sein sollten, und deren unterste Litze maximal 20 cm über dem Boden verlaufen sollte. Wölfe, die erst einmal einen nicht sachgemäß aufgestellten Elektrozaun überwunden haben, lernen wohlmöglich auch, gut aufgestellte Unterwühlschutz mit Knotengeflecht am Boden

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Beim Einsatz von Zäunen sollten folgende Grundsätze zur Hü-tesicherheit Anwendung finden:

Die Funktionsfähigkeit des Weidezauns sollte täglich geprüft werden.

Gräben müssen immer mitgekoppelt werden – über offene Gräben können Wölfe leicht in die Umzäunung eindringen.

Bei allen Elektrozäunen muss auf eine gute Erdung geachtet werden, um eine ausreichende Stromversorgung auch in Tro-ckenzeiten zu gewährleisten.

Elektrozäune dürfen außerhalb der Weidesaison nicht ohne Stromversorgung stehen bleiben, da Wölfe sonst leicht erler-nen können, dass diese Zäune überwindbar sind.

Elektrozäune sollten nicht durchhängen, sondern die Mindest-höhe auf der gesamten Koppellänge aufweisen.

Von angrenzenden Böschungen zu Flächen auf einer höheren Ebene sollte genügend Abstand gehalten werden.Wenn kein geeigneter Zaun vorhanden ist, wird über Nacht eine Unterbringung der Nutztiere im Stall oder in einem gesi-cherten Nachtpferch empfohlen.

Das Ablammen sollte im Stall oder unter Aufsicht erfolgen.

„Flatterband“ In Gebieten, in denen es einzelne Wölfe lernen, über die Zäu-ne zu springen, kann der Einsatz von Breitbandlitze („Flatter-band“) erforderlich werden, die 30 cm über dem Elektrozaun gespannt wird. Die Litze selbst muss keinen Strom führen, da sie nur eine optische Barriere darstellen soll. Darüber dass und in welchem Gebiet ein „springender Wolf“ aufgetaucht ist, wird vom „Kontaktbüro Wolfsregion Lausitz“ und von den regi-onalen Wolfsbeauftragten in den gängigen Medien informiert.

HerdenschutzhundeEine der ältesten Schutzmethoden für das Vieh ist der Einsatz von Herdenschutzhunden. Während die kleineren, agilen Hüte- und Schäferhunde die Aufgabe haben, die Schafe in die vom Schäfer gewünschte Richtung zu treiben, sind die großen und wehrhaften Herdenschutzhunde allein dafür zuständig, die Herde gegen Angreifer zu verteidigen. Sie werden bereits im Welpenalter mit den Schafen sozialisiert und bleiben Tag und Nacht in der Herde. Die Hunde empfinden die Schafe also fast wie Geschwister und verteidigen sie als solche. Gut ausgebil-dete Hunde stellen einen effektiven Schutz der Herde vor zwei- und vierbeinigen Viehräubern dar. Bis die Hunde mit ca. 1,5

– 2 Jahren zuverlässig arbeiten, muss der Schäfer allerdings einen nicht zu unterschätzenden Betreuungsaufwand leisten.

Pro Schafherde sollten mindestens zwei erwachsene Herden-schutzhunde eingesetzt werden. Ob weitere notwendig sind, hängt neben der Herdengröße vor allem von der Größe der Koppel ab, in der die Herde die Nacht verbringt. Größere, un-übersichtlichere Koppeln, in denen sich die Herde verteilt, er-fordern mehr Hunde, die sich ebenfalls im Gelände verteilen. In Sachsen und Brandenburg arbeiten bereits einige Schäfer

Flatterband

Unterwühlschutz mit

stromführender Litze

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mit Herdenschutzhunden. Die Tiere stammen aus bewährten Arbeitslinien aus der Schweiz und Frankreich und werden bei uns zusätzlich zu Elektronetzzäunen eingesetzt. Der sächsi-sche Wolfsbeauftragte A. Klingenberger und die Leiterin des Kontaktbüros Wolfsregion Lausitz, der Landesschafzuchtver-band Sachsen sowie das Landesumweltamt Brandenburg und der Landesschafzuchtverband Berlin-Brandenburg verschaf-fen bei Interesse Kontakt zu Schafhaltern, die bereits Erfah-rungen mit Herdenschutzhunden gesammelt haben.

Gut arbeitende Herdenschutzhunde schützen nicht nur zuver-lässig gegen Wolf und Luchs, sondern auch gegen wildern-de Hunde, eindringende Menschen und gegen Wildschweine und anderes Wild, das die Zäune umrennt. Nach Erfahrun-gen in weiteren Ländern Europas stellen Herdenschutzhun-de in Kombination mit Elektronetzzäunen den bestmöglichen Schutz gegen Übergriffe von Wölfen auf Nutztiere dar.

LappenzaunAls kurzfristige Übergangslösung kann ein Lappenzaun für Schutz gegen Übergriffe von Wölfen sorgen. Er besteht aus einer Schnur mit daran befestigten Stofffähnchen, die um eine gefährdete Herde gespannt wird. Da sich die „Lappen“ im Wind bewegen und für sie ein nicht einzuschätzendes Hindernis darstellen, trauen sich die Wölfe nicht auf Anhieb, ihn zu über-winden. Um zu verhindern, dass sich die Wölfe an den Lappen-zaun gewöhnen und lernen, dass sie ihn gefahrlos passieren können, sollte er nur über wenige Tage an derselben Stelle eingesetzt werden bis eine passende, längerfristige Schutz-maßnahme gefunden ist. Mehrere Kilometer Zaunlänge sind für solche Fälle in den zuständigen Einrichtungen für Sachsen und Brandenburg vorrätig. Sie können kostenlos ausgeliehen werden.

Herdenschutzhunde werden in der Lausitz bereits

mit Erfolg eingesetzt. Sie leben mit der Herde und

beschützen sie gegen jede Bedrohung.

Sie wachsen mit den Schafen auf und entwickeln so schon als

Welpen die soziale Bindung an die Herde, die den Grundstein

für den späteren Schutz legt.

Lappenzaun

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Verwendete und empfohlene Literatur: Boitani, L. & D. Mech, Hrsg. (2003): Wolves: Ecology, Behavior and Conservation. The University of Chicago Press. Chicago, London. 448 S.Kaczensky, P. (1996): Large Carnivore – Livestock Conflicts in Europe. NINA Studie. Wildbiologische Gesellschaft München. 106 S. Kaczensky, P., Huber, Th., Kluth, G. & Reinhardt, I. (2008): Wer war es? Spuren und Risse von großen Beutegreifern erkennen und dokumentieren. Hrsg. Wildland-Stiftung Bayern. 51 S.Kaczensky, P., Kluth, G., Knauer, F., Rauer, G., Reinhardt, I. & Wotschikowsky, U. (2009): Monitoring von Großraubtieren in Deutschland. BfN-Skripten 251Koerner, S. (2006): Ökologie und Verhalten des Wolfes – Kleine Wolfsspurenkunde. Spreewitz. Eigenverlag. 50 S.Managementplan für den Wolf in Sachsen (2009). Hrsg. Sächsisches Staatsministeri-um für Umwelt und LandwirtschaftMolinari, P., Breitenmoser, U. Molinari-Jobin, A. & M. Giacometti (2000): Raubtiere am Werk. Handbuch zur Bestimmung von Großraubtierrissen und anderen Nachwei-sen. 124 S. (ISBN 88-900527-1-6)Okarma, H. & D. Langwald (2002): Der Wolf. Ökologe, Verhalten, Schutz. 2., neu bearb. Auflage. Berlin, Wien. Parey Verlag. 164 S.Stoepel , B. (2004): Expedition ins Tierreich: Wölfe in Deutschland. Hoffmann und Campe Verlag. 224 S.Reinhardt, I. & Kluth, G. (2007): Leben mit Wölfen - Leitfaden für den Umgang mit einer konfliktträchtigen Tierart in Deutschland. BfN-Skripten 201Wagner, C., Ansorge, H., Kluth, G. & Reinhardt I. (2009): Fakten aus Losungen – zur Nahrungsökologie des Wolfes in Deutschland von 2001 bis 2008. Mitteilungen für säch-sische Säugetierfreunde. NABU Sachsen. S. 7-10Wotschikowsky, U. (2007): Wölfe und Jäger in der Oberlausitz. Hrsg.: Freundeskreis freilebender Wölfe e.V.. 53 S.

Bildnachweis :Andreas Eichhorn S.31 l.u.,Friedhard Förster S.61 l.Axel Gomille S.14André Klingenberger S.54Uli Kluth S.31 l.o.Sebastian Koerner S.8, 10, 11, 17, 20, 23, 24, 25, 26, 29, 33, 35, 37, 38, 39 o., 43 l.uInes Kossack S.49LAU Sachsen-Anhalt S.16LUPUS alle weiteren FotosAstrid Mrosko S.51NDR/U. Anders S.6Jan Noack Umschlag, S.2/3, Pückelmann S.13Thomas Stephan S.1 u.

Umschlagfoto: knapp eineinhalb Jahre alter männlicher Jungwolf des Daubitzer Rudels im September 2008

ImpressumHerausgeber:Kontaktbüro Wolfsregion LausitzLeiterin: Jana SchellenbergAm Erlichthof 16 / 02956 Rietschen Tel.: 035772 / 46762 Fax: 035772 / 46771Email: [email protected] Web: www.wolfsregion-lausitz.de

IFAW – Internationaler TierschutzfondsKattrepelsbrücke 1 / 20095 HamburgTel.: 040 / 866 500-0 Fax: 040 / 866 500-22Email: [email protected] Web: www.ifaw.de

Bundesanstalt für ImmobilienaufgabenBundesforstbetrieb LausitzKaupener Str. 7A / 02957 WeißkeißelTel. 035636 / 39510www.bundesforst.de e-mail: [email protected]

gefördert mit Mitteln des Freistaates Sachsen und des Landes Brandenburg. 2. Auflage Dezember 2009, 15.000 Exemplare

Konzeption, Text: LUPUS Wildbiologisches Büro, Spreewitz

Überarbeitung 2.Auflage: Sebastian Koerner, Spreewitz

Grafik Design: stop-and-motion gleimstrasse 42 / 10435 berlinTel.: 030/28042206 Fax: 030/28042133 Email: [email protected] www.stop-and-motion.de

Druck: BWS Behindertenwerk GmbHWiesenweg 58 / 03130 Spremberg

Tel.: 03563 / 342140 Fax: 03563 / 342129 www.bws-spremberg.de

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Bitte informieren Sie schnellstmöglich das Lan-desamt für Umwelt, Naturschutz und GeologieMecklenburg-Vorpommern

Schäden sollten möglichst innerhalb der ersten

24 Stunden begutachtet werden!

Der Rissgutachter untersucht die Verletzungender Tiere sowie Spurenbefunde. Er erfragt weitereFundumstände und nimmt ein Protokoll auf, dasder Tierhalter und die zuständigen Behörden er-halten. Außerdem informiert der Rissgutachterüber Sofort-Maßnahmen zum Schutz der Tiereund stellt den Kontakt zu den Ansprechpartnernin den Naturschutzbehörden her.

Kontakt

Kristin Zscheile Landesamt für Umwelt, Naturschutz und

Geologie Mecklenburg-Vorpommern

Abt. Naturschutz und Großschutzgebiete, Dez. 210 - Natura 2000,Biotop- und Artenschutz Goldberger Str. 12 18273 Güstrow Tel.: 03843 777-216 Fax: 03843 777-9216 E-Mail: [email protected]

Außerhalb der Dienstzeiten und am Wochen-ende wenden Sie sich bitte an einen der nach-folgend genannten Rissgutachter:

Herrn Stier Tel.: 0171-4859789Herrn Behl Tel.: 038825-22043Herrn Jüttner Tel.: 039776-20610

Bei den bisherigen Schadensfällen hat das LandMecklenburg-Vorpommern eine Einzelfallrege-lung getroffen, um den Tierhalter finanziell zu ent-lasten und dadurch auch den natürlichenWiederansiedlungsprozess des Wolfes, als europa-rechtlich geschützte Tierart, zu unterstützen. EinRechtsanspruch auf Schadensersatz besteht inDeutschland nicht.

Ausblick

Derzeit wird ein Wolfsmanagementplan fürMecklenburg-Vorpommern erstellt. Er wird vor-aussichtlich im Dezember 2009 vorliegen. Nebender Bestandsüberwachung der Wölfe sollenLösungsmöglichkeiten erarbeitet werden, umKonflikte mit Wölfen zu vermeiden.

Impressum

Herausgeber: Ministerium für Landwirtschaft,Umwelt und Verbraucherschutz Paulshöher Weg 119061 SchwerinTel.: 0385 588-0Fax: 0385 588-6024http://www.lu.mv-regierung.deE-Mail: [email protected]

Fotos: Norman StierDruck: Druckerei der Landesregierung im

Landesamt für innere VerwaltungMecklenburg-VorpommernLübecker Straße 28719059 Schwerin

Schwerin, im Februar 2009

Diese Veröffentlichung wird im Rahmen der Öffentlichkeitsarbeit desMinisteriums für Landwirtschaft, Umwelt und Verbraucherschutz herausge-geben. Sie darf nicht zur Wahlwerbung verwendet werden.

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Wölfe - Schutzmaßnahmen und Vorgehen

im Schadensfall

Informationen für Schaf- und Ziegenhalter

Nach Sachsen und Brandenburg sind Wölfe seit et-wa zwei Jahren auch in Mecklenburg-Vor-pommern wieder anzutreffen. Derzeit liegenNachweise auf Einzeltiere aus dem Bereich derLübtheener Heide, der Prignitz, der WittstockerHeide und der Ueckermünder Heide vor. Es gibtbisher keine gesicherten Hinweise auf Rudel-Vor-kommen.

Wölfe ernähren sich in Mitteleuropa hauptsächlichvon Rehen, Wildschweinen und Hirschen. Nutztie-re sind in der Nahrung, z. B. der Lausitz-Wölfe, zuweniger als ein Prozent vertreten. Trotzdem gehö-ren insbesondere Schafe und Ziegen zur poten-ziellen Beute des Wolfes und müssen ausreichendgeschützt sein, um Übergriffen vorzubeugen.

Bewährte Schutzmaßnahmen

Als weitestgehend zuverlässiger Standardschutzgelten 90 cm hohe Elektrozäune („Euronetz“), miteiner durchgängig ausreichenden Spannung vonmindestens 3000 Volt. Der geringste Abstand zwi-schen dem Boden und dem stromführendenDraht sollte kleiner als 20 cm sein. Es ist auf einegute Erdung der Zäune zu achten.

Gräben, Bäche und Flüsse sind keine Barrieren fürWölfe und auch nicht für Hunde. Die Koppeln/Pferche müssen rundum durch Zäune geschütztsein.

Bei Maschendrahtzäunen ist darauf zu achten,dass ein Untergraben der Zäune nicht möglich istund die Mindesthöhe 1,3 m beträgt. Bei niedrige-ren Zäunen kann die fehlende Höhe durch zusätz-liche, Strom führende Litzen ausgeglichen wer-den. Der Abstand zwischen den einzelnen Litzensollte nicht größer als 20 cm sein. Ein Untergra-bungsschutz kann ebenfalls durch eine zusätzli-che Litze (Abstand < 20 cm zum Boden) oder dieAnbringung eines mindestens 20 cm tief im Bo-den eingegrabenen Zaunes hergestellt werden.Als Alternative zum Eingraben kann das Zaunge-flecht nach außen gebogen ca. 50 cm flach aufdem Erdboden verlegt und mit Erdnägeln sicherfixiert werden.

Einzeln angekettete Schafe („Tüderhaltung“) sindeine sehr leichte Beute für Wölfe und bringen die-se u. U. „auf den Geschmack“. Diese Haltungsformsollte generell der Vergangenheit angehören.

Der Einsatz von geeigneten Herdenschutzhundenist die effektivste Schutzmaßnahme. Allerdings istdie Haltung dieser Hunde an verschiedene Vorbe-dingungen geknüpft: Ausbildung und Haltungbedürfen neuer Kenntnisse und einer gewissenVorlaufzeit. Der Einsatz muss zum Betriebskonzeptpassen und die Eignung der ausgewählten Hundemuss gegeben sein. In Sachsen und Brandenburgwird derzeit intensiv an der Thematik, teilweiseauch schon in der Praxis, gearbeitet.

Weitere Informationen dazu werden am01.07.2009 auf einer gemeinsamen Veranstaltungder Landeslehrstätte für Naturschutz und des Lan-desschafzuchtverbandes in Karow gegeben.

Zusätzlich zum „Standardschutz“ kann es nachWolfsübergriffen nötig sein, zur Abwehr weitereMaßnahmen zu ergreifen. Dazu gehören die opti-sche Verstärkung der Zäune durch Breitbandlitzenüber oder vor dem Netzzaun, der Einsatz von Flat-terbändern oder die Umstellung auf höhereElektronetze (etwa 1,30 m) mit guter Erdung undgesicherter Spannung.

Vorgehen im Schadensfall

Sollte es zu Schäden an Haustieren kommen, istder Schadensort möglichst unbeeinflusst weiträu-mig abzusperren. Hunde dürfen die Flächen mög-lichst nicht belaufen, um Spuren auswerten zukönnen. Tote Tiere müssen zunächst liegen blei-ben und mit einer Plane gegen Kolkraben, Füchseund Niederschläge geschützt werden.

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Vorbeugender Schutzvon Nutztieren vor Wölfen

Freundeskreisfreilebender Wölfe e.V.

Freundeskreisfreilebender Wölfe e.V.

Freundeskreis freilebender Wölfe e.V.Im Proffgarten 1353804 Much-Marienfeld

Der 2004 gegründete Verein will durch sachliche Aufklärung errei-chen, dass Wölfe wieder als Teil der Natur anerkannt werden. Nach 150jähriger Abwesenheit der Raubtiere sind die Menschen nicht mehr an ein natürliches Zusammenleben mit Wölfen gewöhnt.

Als einen Schwerpunkt seiner Aufgaben sieht der Freundeskreis die Unterstützung von Nutztierhaltern durch:■ Gezielte Information, unter anderem in speziellen Herdenschutz-Praxisseminaren.■ Vermittlung von Kontakten zu Behörden und Sachverständigen im Schadensfall■ Tatkräftige Unterstützung beim Auf- und Abbau von Schutzzäunen.

Überregionaler AnsprechpartnerJens Matzen, Tel. 0151-40146585, [email protected]

Weitere Aufgaben: ■ Finanzierung von Arbeitsmitteln zur Feldforschung und Informations- material■ Öffentlichkeitsarbeit■ Mitwirkung bei der Erstellung von Wolfs- managementplänen in verschiedenen Bundesländern■ Dokumentation von Wolfshinweisen durch geschulte Wolfsbetreuer

Schutz von Kühen, Pferden und Gatterwild

Vereinsdaten

Schutz von Kühen und Pferden Wenn über Wochen und Monate Kühe auf der Weide ihre Kälber gebä-ren, bekommen Raubtiere wie Fuchs und Wolf natürlicherweise davon Wind. Vor allem die Nachgeburt lockt mit ihrem blutigen Geruch Raubtiere an. Viele Wildtiermütter fressen sie deshalb sofort auf, was bei Kühen aber eher selten vorkommt. Trotzdem sind bislang Angriffe auf Pferde und Kühe in Deutschland nur ganz vereinzelt vorgekom-men. Wichtig ist, dass ein Kalb oder Fohlen nicht aus der Koppel gelangen und immer durch seine Mutter verteidigt werden kann. Prophylaktischer Schutz bei Pferden und Rindern bietet sich nicht an, weil der Aufwand sehr groß ist, die Wahrscheinlichkeit eines Angriffs im Vergleich zu Schafen aber eher klein. Sind jedoch schon Angriffe in der Region erfolgt, so werden E-Drähte bzw. Litzen in 20, 40, 60, 90 und 120 cm Bodenabstand mit 4000 bis 5000 V empfohlen. Der Schutz sollte zumindest während der Abkalbezeit gewährleistet sein.

Schutz von Gatterwild Wildschutzzäune sind in der Regel 1,80 bis 2 Meter hoch. Als zusätzlicher Schutz wird empfohlen:■ Den Zaun 20 cm in den Boden einzulassen■ Oder ein Knotengitter in 20-30 cm Höhe mit dem Schutzzaun zu verbinden und in mindestens 1 Meter Breite rings um den Schutzzaun auszulegen.■ Oder eine Elektrolitze in 20 cm Höhe um den gesamten Zaun zu ziehen.

Der Verein Freundeskreis freilebender Wölfe e.V. ist als gemeinnützig anerkannt. Er verwendet seine Einnahmen nur für seine satzungsge-mäßen Aufgaben. Jede Mitarbeit ist ehrenamtlich.

Unterstützen Sie unsere Arbeit■ durch Mitgliedschaft■ durch aktive Mitarbeit in einer unserer Arbeitsgruppen■ durch Spenden

Bankverbindung:CommerzbankKto-Nr.: 241 327 600BLZ: 760 400 61IBAN: DE90 7604 0061 0241 3276 00BIC: COBADEFFXXX

Geschäftsstelle:Uwe TichelmannIm Proffgarten 1353804 Much-Marienfeld

Der Verein ist eingetragen im Vereinsregister Siegburg, VR 2537

Aktuelles zu den Wölfen in Deutschland und Berichte aus dem Verein fi nden Sie unter: www.freundeskreis-wolf.de

www.freundeskreis-wolf.de www.freundeskreis-wolf.dewww.freundeskreis-wolf.de www.freundeskreis-wolf.dewww.freundeskreis-wolf.de

Herdenschutzhunde und -esel

HerdenschutzhundeHerdenschutzhunde leben von klein auf mit der Herde zusammen. Sie sehen die Schafe als ihr Rudel an, das sie bereit sind, gegen Feinde wie Wölfe zu verteidigen. Herdenschutzhunde sind keine Hütehunde!Wie gut sie arbeiten, hängt stark von Aufzucht und Training der Hunde ab und erfordert deshalb auch viel Einsatz vom Halter.Anschaffung und Training sollten jedoch unbedingt von Fachleuten begleitet werden. Ungewolltes Verhalten, zum Beispiel das Hetzen von Schafen oder Aggression gegenüber Spaziergängern, lässt sich so am besten vermeiden.Es sollten mindestens zwei Herdenschutzhunde in einer Schafherde aufwachsen. Ein typischer Herdenschutzhund ist der französische Pyrenäenberghund.

HerdenschutzeselEsel laufen mit den Schafen mit, sind aber weitaus aufmerksamer. Sie melden Störungen lautstark an. Allerdings können sie bei einem Übergriff selbst Opfer von Wölfen werden, und es gibt bislang noch keine Erfahrung mit Eseln als Herdenschützer in Deutschland.

Gestaltung: Thorsten H

ardel, 39punkt.de, Text: Beatrix Stoepel, Fotos: Janine M

eißner (4), Tanja A

skani (2), Fenja Hardel (2), A

ndreas Scheck (1)

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Vorsorge ist in jedem Fall besser als Nachsorge. Die Erfahrung in Sachsen und im Ausland hat gezeigt, dass sich Verluste durch geeigneten Schutz gering halten lassen.

Die fl exible Lösung – Elektrozäune („Euro-Netze“)1. Maschenweite 20 cm, Spannung von 3000 bis 5000 Volt 2. Höhe mindestens 90 – 110 cm3. Sie müssen die Weide von allen Seiten umschließen – Gräben und Bäche halten Wölfe nicht auf.4. Den unteren Draht von Bewuchs wie Gras freihalten, damit der Strom nicht in die Erde abgeleitet wird.5. Der Zaun muss überall mit dem Boden abschließen, es dürfen keine Lücken unter dem Zaun entstehen.In Einzelfällen ist es vorgekommen, dass Wölfe diese Euro-Netze überspringen. Darüber gespannte weiße stromfreie Breitbandlitzen halten die Tiere in der Regel ab, weil sie im Wind fl attern und sie irritieren.

Leider werden gelegentlich bei Wolfsübergriffen auf Schafe mehrere Tiere getötet, obwohl eines als Beute gereicht hätte. Leicht werden die Wölfe dann als Bestien verteufelt. Dabei tun sie nichts anderes, als sich in einer unnatürlichen Situation natürlich zu verhalten. Im Wald gibt es keine Elektrozäune, sondern die Beutetiere laufen weg, sobald eines angegriffen wird. Eingepferchte Tiere können das nicht – und lösen deshalb immer wieder den Refl ex des Jagens und Tötens aus. Das ist – so traurig auch für den Halter – für den Wolf in freier Wildbahn sinnvoll. Er muss sich und seine Familie ernähren und jede Beute greifen, die er bekommen kann. Er nutzt schlichtweg die selte-ne Gelegenheit und sorgt für schlechte Zeiten vor – ein für Raubtiere typisches Verhalten. Von Füchsen und Mardern in Hühnerställen ist dieses Phänomen seit langem bekannt.

Länder mit gutem Wolfsma-nagement leisten Haltern Hilfestellung und sorgen für eine faire Entschädigungs-regelung. Doch zuerst muss die Frage geklärt werden: War der Verursacher wirklich ein Wolf? Verletzungen durch Wölfe sind meistens von außen

kaum zu sehen. Sie werden erst dann sichtbar, wenn dem Tier das Fell abgezogen wird. Viele auf den Körper verteilte Bisswunden deuten eher auf Hunde hin.Wölfe töten das Tier meist durch einen gezielten Kehlbiss. Der Abstand der Eckzahnlöcher beträgt oben und unten ca. 4,5 cm.

Böser Wolf oder typisch Raubtier?Hund und Wolf –wer war‘s?

www.freundeskreis-wolf.de www.freundeskreis-wolf.dewww.freundeskreis-wolf.dewww.freundeskreis-wolf.de

Wölfe durchstreifen in unseren Breiten Reviere von etwa 30 000 Hek-tar, das entspricht in etwa der Fläche des Bundeslandes Bremen. Sie legen dabei oft Strecken von an die 50 Kilometer pro Nacht zurück. Es ist dabei sehr wahrscheinlich, dass sie auch an Weiden oder Höfen mit Nutztieren vorbeikommen. Wölfe sind Raubtiere, die sich nahezu ausschließlich von Fleisch er-nähren. Sie jagen in Deutschland in erster Linie Rehe, Rothirsche und junge Wildschweine. Aber sie unterscheiden nicht zwischen Wild- und Haustier. Ungeschützte Nutztiere sind deshalb gefährdet, insbeson-dere Schafe und Ziegen. Verluste von ausgewachsenen Kühen und Pferden sind nur sehr selten.In Wolfsregionen sollten Nutztierhalter Schutzmaßnahmen ergreifen. Betroffen sind insbesondere Regionen, in denen der Wolf erstmals auftaucht – und das kann prinzipiell fast überall in Deutschland sein.

Jäger Wolf Wie schütze ich meine Tiere vor dem Wolf?

Wie schütze ich meine Tiere vor dem Wolf?

Die unfl exible Lösung – Maschendraht1. Gatter mit Maschendraht von mindestens 120 cm Höhe.2. Draht mindestens 20-50 cm eingraben, damit sich der Wolf nicht unter dem Zaun hindurch graben kann. Alternativ: 1 Meter breit Maschendraht bzw. ein Knotengitter vor dem Zaun auslegen.Stromführende Breitbandlitzenzäune mit 3-4 Litzen, ähnlich der Zäunung von Pferdekoppeln haben sich ebenfalls bewährt, sind jedoch aufwendiger aufzubauen. Die unterste Litze darf nicht höher als 20 cm über dem Erdboden angebracht sein.

Sofortmaßnahme Lappenzaun1. 50 cm lange und 20 cm breite Lappen in kurzem Abstand an eine Schnur nähen und straff zwischen Kunststoffpfählen spannen.2. Unterkante der Lappen max. 20 cm über dem Boden3. 1 Meter Abstand vom herkömmlichen Zaun4. Nie länger als 3 Wochen installieren, da Wölfe relativ schnell lernen, „durch die Lappen zu gehen“.Lappenzäune lassen sich relativ schnell aufbauen, sind aber nur eine vorübergehende Lösung. Wo Sie eventuell Lappenzäune leih-weise erhalten, erfahren Sie über den Artenschutzbeauftragten Ihres Bundeslandes.

www.freundeskreis-wolf.de

WICHTIG: Lassen Sie das tote Tier in jedem Fall von Fachleuten begutachten und rühren Sie den „Tatort“ nicht an. Nur so besteht eine Chance, anhand der Spuren und Hinweise zu erkennen, wer es war.

Bundesweit kommt es auch immer wieder zu Überfällen von wildernden Hunden auf Nutztiere. In Wolfsregionen muss deshalb genau hingeschaut werden, wer der Verursacher war.Derzeit gilt in allen Bundesländern, in denen bereits Wölfe nach-gewiesen wurden, die Regel: Ist der Wolf als Verursacher nicht auszuschließen, kann der Halter eine Entschädigung erhalten.Informieren Sie bitte sofort den Artenschutzbeauftragten Ihres Bundeslandes. Der Freundeskreis freilebender Wölfe informiert Sie dazu gerne (regionaler Ansprechpartner siehe Stempel letzte Seite oder überregionaler Ansprechpartner).