Schweizerische Graphologische Gesellschaft SGG Société...

8
Schweizerische Graphologische Gesellschaft SGG Société Suisse de Graphologie SSG BULLETIN SGG LIEBE LESERINNEN UND LESER Am 6. Dezember dieses Jahres würde Max Pulver, der wichtigste Mitbegründer der Schweizerischen Graphologischen Gesellschaft, 125 Jahre alt. Dies nehmen wir zum Anlass für eine Feier: Merken Sie sich das Datum des 4. Oktober 2014 vor - an diesem Tag wird eine SGG-Tagung für Schriftpsychologie 2014 stattfinden, gefolgt von einem künstlerischen Anlass am 5. Oktober in einer Galerie. Die meisten Referate sind auch für Nichtgraphologen interessant, handeln sie doch von Themen wie Coaching, Diagnostik, Personalmanagement, wissenschaftlichem Zugang im allgemeinen sowie über manches zu Pulvers literarischen und graphologischen Schriften. Neben Gastreferenten wie dem unkon- ventionellen Denker und Lese-Papst Friedrich Denk, dem Coach und Unternehmensberater Max Schnopp, dem SBAP- Präsidenten Heinz Marty und einem Vorstandsmitglied der Zürcher Gesellschaft für Personalmanagement ZGP dürfen wir den exzellenten Pulver-Kenner Charles Linsmayer willkommen heissen: 1981 hat er den 1927 erschienenen Roman 'Himmelpfortgasse' neu herausgegeben und sorgfältig kommentiert. Marie Anne Nauer INHALT: • INTERVIEW mit DR. URS IMOBERDORF, Graphologe SGG (Christian Katz) BERICHT ÜBER DEN KONGRESS IN PARIS (Marie Anne Nauer) INTERNATIONALE KONGRESSE 2014 FÜR SCHRIFTPSYCHOLOGIE IN LINDAU UND ZÜRICH: DIE PROGRAMME • FLASH AUS DER WISSENSCHAFT • AGENDA: FORTBILDUNG SGG; INTERNATIONALE KONGRESSE IN BOLOGNA, LINDAU UND HIRSAU KONGRESS IN LINDAU 29./30. MAI PROGRAMM SEITE 6 TAGUNG FÜR SCHRIFTPSYCHOLOGIE ZÜRICH 2014 4./5. OKTOBER PROGRAMM SEITE 4 PERSÖNLICHKEITEN MIT UNTERSCHRIFT*... *Quellen: web.de; private Mitteilung; Foto C.L.: Manfred Utzinger ...IM RAMPENLICHT FRIEDRICH DENK, GERMANIST UND ADVOKAT DES LESENS, UND CHARLES LINSMAYER, DR. PHIL., HERAUS- GEBER, LITERATURHISTORIKER, JOURNALIST: REFERENTEN AN DER TAGUNG FÜR SCHRIFTPSYCHOLOGIE ZÜRICH 2014 NR. 101 - MAI 2014

Transcript of Schweizerische Graphologische Gesellschaft SGG Société...

Page 1: Schweizerische Graphologische Gesellschaft SGG Société ...preview-web01.129920.aweb.preview-site.ch/wp-content/uploads/2015/09/... · Schweizerische Graphologische Gesellschaft

Schweizerische Graphologische Gesellschaft SGG

Société Suisse de Graphologie SSG

BULLETIN SGGLIEBE LESERINNEN UND LESER

Am 6. Dezember dieses Jahres würde Max Pulver, der wichtigste Mitbegründer der Schweizerischen GraphologischenGesellschaft, 125 Jahre alt. Dies nehmen wir zum Anlass für eine Feier: Merken Sie sich das Datum des 4. Oktober 2014vor - an diesem Tag wird eine SGG-Tagung für Schriftpsychologie 2014 stattfinden, gefolgt von einem künstlerischenAnlass am 5. Oktober in einer Galerie. Die meisten Referate sind auch für Nichtgraphologen interessant, handeln siedoch von Themen wie Coaching, Diagnostik, Personalmanagement, wissenschaftlichem Zugang im allgemeinensowie über manches zu Pulvers literarischen und graphologischen Schriften. Neben Gastreferenten wie dem unkon-ventionellen Denker und Lese-Papst Friedrich Denk, dem Coach und Unternehmensberater Max Schnopp, dem SBAP-Präsidenten Heinz Marty und einem Vorstandsmitglied der Zürcher Gesellschaft für Personalmanagement ZGP dürfenwir den exzellenten Pulver-Kenner Charles Linsmayer willkommen heissen: 1981 hat er den 1927 erschienenen Roman'Himmelpfortgasse' neu herausgegeben und sorgfältig kommentiert.

Marie Anne Nauer

INHALT:

• INTERVIEW mit DR. URS IMOBERDORF, Graphologe SGG (Christian Katz)• BERICHT ÜBER DEN KONGRESS IN PARIS (Marie Anne Nauer)• INTERNATIONALE KONGRESSE 2014 FÜR

SCHRIFTPSYCHOLOGIE IN LINDAU UND ZÜRICH: DIE PROGRAMME

• FLASH AUS DER WISSENSCHAFT

• AGENDA: FORTBILDUNG SGG; INTERNATIONALE

KONGRESSE IN BOLOGNA, LINDAU UND HIRSAU

KONGRESS IN LINDAU29./30. MAI

PROGRAMM SEITE 6

TAGUNG FÜR SCHRIFTPSYCHOLOGIE

ZÜRICH 20144./5. OKTOBER

PROGRAMM SEITE 4

PERSÖNLICHKEITEN MIT UNTERSCHRIFT*...

*Quellen: web.de; private Mitteilung;Foto C.L.: Manfred Utzinger

...IM RAMPENLICHT

FRIEDRICH DENK, GERMANIST UND ADVOKAT DES LESENS, UNDCHARLES LINSMAYER, DR. PHIL., HERAUS-GEBER, LITERATURHISTORIKER, JOURNALIST:REFERENTEN AN DER TAGUNG FÜRSCHRIFTPSYCHOLOGIE ZÜRICH 2014

NR. 101 - MAI 2014

Page 2: Schweizerische Graphologische Gesellschaft SGG Société ...preview-web01.129920.aweb.preview-site.ch/wp-content/uploads/2015/09/... · Schweizerische Graphologische Gesellschaft

Redaktion und Layout:Dr. Marie Anne Nauer, CH-8006 Zürich+41 44 362 96 03 [email protected]

SGG-Sekretariat: Ursula SebbenWeinbergstrasse 102, CH-8006 Zürich+41 44 364 50 51 [email protected]

Annemarie Pierpaoli8123 [email protected]

Beiräte:Dr. Urs Imoberdorf, 8032 Zü[email protected]

Druck: STEINEMANN PRINT AG Digital + Analog Uitikonerstrasse 27, CH-8952 Schlieren T +41 44 730 93 94 www.steinemann-print.ch2

AGENDA

DATEN FÜR DIE WEITERBILDUNGSTAGE DER SGG 2014:

Frühling 2014: Dieser Weiterbildungstag entfällt - stattdessen empfehlen wir, am

9.-11. Mai - 29./30. Mai - 1.-3. August 2014 die Internationalen Kongresse in Bologna (I), Lindau (D)und Hirsau (D) zu besuchen. Information und Anmeldung siehe unten

4./5. Oktober 2014 Tagung für Schriftpsychologie Zürich Information und Anmeldung sieheProgramm

CONGRESSO INTERNAZIONALE AGP BOLOGNA:"L'IDENTITÀ DELLA PROFESSIONE GRAFOLOGICA - ATTUALITÀ, SVILUPPI E SFIDE"

9.-11. MAI 2014Italienisch mit Simultanübersetzung in F / E

www.grafologiprofessionisti.com

27. INTERNATIONALER KONGRESS FÜR SCHRIFTPSYCHOLOGIE IN LINDAU/BODENSEE

"TIPPST DU NOCH ODER SCHREIBST DU SCHON WIEDER?" - GRAPHOLOGIE HEUTE

29./30. MAI 2014REFERENTEN:

Dr. Walter Brandner (A) - Mag. Gerhard Brenner (A) - Claudia Caspers (D) - Dr. Yury Chernov (CH) - EstherDosch (CH) - Sabine Gruber (A) - Dr. Christa Hagenmeyer (D) - Dr. Urs Imoberdorf (CH) -

Prof. Dr. Lutz Jäncke (CH) - Dr. Otto Ludwig (D) - Theresia Sommer (NL) - Dafna Yalon (IL)www.egs-graphologie.org

SOMMER-TAGUNG HIRSAU - CIS CENTRUM FÜR GRAPHOLOGIE

"INDIVIDUALITÄT IN DER HANDSCHRIFT"1.-3. AUGUST 2014

REFERENTEN: Dipl.-Psych. Renate Joos - Dr. Gabriele Schmidt - Ilona Mattissek - Dr. Christa Hagenmeyer - Rosemarie Bolliger, Präs. EGS - Hartmut Mutschler - Renate Kümmell - Marianne Macheroux - Sulamith Samuleit

www.centrum-fuer-graphologie-de

www.sgg-graphologie.ch

INTERVISIONSSITZUNGEN MIT FALLVORSTELLUNGEN FÜR SCHRIFTPSYCHOLOGEN SBAP UND GRAPHOLOGEN SGG

ZHAW Departement Psychologie, Merkurstrasse 43, 8032 Zürichjeweils 16:00 - 19:00 Uhr - Raum 102

Daten: 13. Mai - 17. Juni 2014

GENERALVERSAMMLUNG SGG 2014 Freitag, 9. Mai 2014, 16:15

RESTAURANT AU PREMIER, HAUPTBAHNHOF ZÜRICH

BITTE ANMELDEN BEI: [email protected]

Page 3: Schweizerische Graphologische Gesellschaft SGG Société ...preview-web01.129920.aweb.preview-site.ch/wp-content/uploads/2015/09/... · Schweizerische Graphologische Gesellschaft

3

DÉFIER L'AVENIR -PARTAGE D'EXPÉRIENCES ET DE PRATIQUES GRAPHOLOGIQUES

COLLOQUE INTERNATIONAL PARIS

28 - 29 MARS 2014

Organisiert von der Société Française de Graphologie SFDG

Diese internationale Zusammenkunft wurde abgehalten imhistorisch bedeutsamen Collège des Bernardins, einer Zister-zienserabtei aus dem 13. Jahrhundert im Quartier latin vonParis. 230 Teilnehmer und Referenten aus F, B, I, GB, D, CHwaren dabei.

Die Vortragenden berichteten weitgehend Beobachtungenaus ihrer täglichen Praxis, häufig in Form von Studien anauffälligerweise gehäuft oder vermehrt auftretendenMerkmalen bei bestimmten Probandengruppen. Solche Arbeiten sind zunächst zwischen Einzelfall- und Pilotstudien anzusiedeln und von ihrer richtungsweisenden Aus-sagekraft her nicht zu unterschätzen, obwohl sie meist nur eine beschränkte Anzahl von Fällen umfassen: Stützen sie sichdoch auf intensive und differenzierte Beobachtungen, auf das examen du geste graphique von erfahrenen Schriftpsychologen,die häufig auch direkt mit den Probanden zu tun haben und also die Befunde im Gespräch erst einmal eruieren, dannüberprüfen und allenfalls korrigieren können. Manchmal finden sich dann interessante Fortsetzungen durch weitere Be-obachtungen und systematische Aufarbeitungen. Einzelne davon seien hier referiert.

Catherine Colo (SFDG Paris), eine Grande Dame der französischen Graphologie1, hat an über 100 Fällen die psychi-sche Dynamik untersucht, die sich in weiten Wortabständen ausdrückt und gefunden, dass es hier dem Schreiber häufigdarum geht, seinen Platz neu zu finden oder zu definieren, den er aus lebensgeschichtlichen Gründen nicht in angemessenerForm erhalten hat; häufig ist ein Gefühl der Revanche dabei, man wehrt sich gegen eine Ungerechtigkeit, was wiederumAusdruck eines starken Ich-Ideals darstellt und mit manifestations plus ou moins marquées de supériorité, mit mehr oder wenigermarkanten Darstellungen von Überlegenheit einhergehen kann (was nicht heisst, dass damit zwingend auch ein Gefühl derÜberlegenheit damit verbunden ist - Anm. MAN).

Elena Manetti (ARIGRAF Milano) findet, dass viele Jugendliche in Italien sehr kontrolliert schreiben, mit einem klarenStrich, standardisierten Formen und einem kompakten Textkörper, der die Seite ganz ausfüllt. Sie fragt sich, ob die jun-gen Leute auf der Suche nach einer Stabilität sind, die sie in ihrem Umfeld nicht mehr finden. Die gleichen Merkmaletauchen auf bei Kandidaten, die sich um Stellen bewerben, wo viel Unternehmergeist und Mobilität gefragt sind, sowiebei grossen Athleten, Tänzern oder Schriftstellern – also bei Gruppen, wo viel Energie, aber vor allem auch Disziplin undKontrolle verlangt sind.

Bernadette Keefe (BAOG London) arbeitet ebenfalls auf psychoanalytischer Grundlage und erinnert mit eindrückli-chen Beispielen daran, dass die Schrift nicht immer das „Alltagsgesicht“ eines Schreibers zeigt, sondern vielmehr die da-hinter verborgene psychische Dynamik. Hier heisst es vorsichtig sein, doch wenn man diese Wechselwirkung erkennt, ge-winnt man um so wertvollere Erkenntnis, die gerade auch dem Kandidaten manches aufzeigen kann, dessen er sich garnicht bewusst war.

Adeline Eloy (GGRE Toulouse) präsentiert eine Studie ihrer Forschungsgruppe anhand von 1264 Schriften. Untersuchtwurde die Auswirkung eines neuartigen dynamischen Schreibunterrichts, der zusammen mit Neurophysiologen entwickeltwurde, und der besser zum Ziel der Stabilisierung einer gezielten Strichführung beim Schreiben führt: Dabei werden indi-viduelle Strategien exploriert und gefördert. Dies vermindert Verkrampfungen und Frustrationen und fördert das persön-liche Erleben eines effizienten und befriedigenden Schreibens: Das Kind muss Freude und Erfolg erleben können – dannschreibt es auch gern und gut.

Marianne Dubois (SFDG Paris) stellt einen praktischen Vergleich zwischen Baumtest und Handschrift bei problemati-schen Schulkindern vor. Die Entwicklung einer Serie von zehn Baumzeichnungen ergänzt die handschriftlichen Beispieleauf eindrückliche und illustrative Weise.

1 Colo, Catherine et Pinon, Jacqueline (2002) : Traité de graphologie - Dynamique de l'écriture.

Page 4: Schweizerische Graphologische Gesellschaft SGG Société ...preview-web01.129920.aweb.preview-site.ch/wp-content/uploads/2015/09/... · Schweizerische Graphologische Gesellschaft

Sophie Tandeau de Marsac (SFDG Paris) untersucht Handschriften mit ausgesprochen kurzen Unterlängen – einMerkmal, das in der Literatur häufig eher negativ konnotiert wird. Sophie Tandeau de Marsac bezieht sich auf eine Studievon Françoise Gouhier von 20092, in der gezeigt wird, dass Schreiber mit solch kurzen Unterlängen häufig generell einkleines Mittelband aufweisen und damit Energie sparen. Sie sind meist in der Lage, sich ausgesprochen rasch und pragma-tisch an die Erfordernisse einer Situation anzupassen. Man kann vermuten, dass sich diese Schreiber eng an die Grundli-nie als die „Linie der Realität“ halten.3 Auffallend ist, dass die Beispiele allesamt eine sehr gleichmässige, eher pastöse, gutverbundene Schrift zeigen – man darf also keinesfalls nur die kurzen Unterlängen isoliert betrachten.

Jacqueline Hua (SFDG Paris) führt Assessments mit integrierter Graphologie durch und beschreibt anschaulich, wieman einem Kandidaten die Vorteile einer graphologischen Analyse aufzeigen kann, indem man ihn partnerschaftlich an-spricht und vorschlägt, die Resultate im Hinblick auf seine Eignung für eine Stelle zu diskutieren. Auf diese Art ist siedurchwegs erfolgreich, die Kandidaten sind praktisch ausnahmslos sehr zufrieden mit dieser differenzierten Art der Be-schreibung ihrer Persönlichkeit und ihres Potentials: Die Handschriftanalyse kann besser als jedes andere Instrument ihrePerson erfassen und zu einer sinnvollen Entscheidung führen.

Angelika Burns (SRG/SGG Zürich) berichtet über ihre uns bereitsbekannte Studie bezüglich des Einsatzes der Handschriftanalyse vorund während eines Assessments, wo sich bisweilen augenfällige und zuinterpretierende Unterschiede zwischen der erworbenen und der spon-tanen Schrift ergeben.

Verschiedene Podiumsdiskussionen, tables rondes, beleuchten einige wei-tere Aspekte aus der Praxis. Nicole Boille (ARIGRAF Roma) betontdie Notwendigkeit, sich mit anderen Forschungsrichtungen zusammen-zutun oder mindestens zu kommunizieren, etwa neuropsychologischeErrungenschaften zu adaptieren. Vor allem werden auch die Schwierig-keiten angesprochen, welchen die heutige Graphologie internationalausgesetzt ist. Gerade deshalb ist es sehr wichtig, dass sich die Verbändeinternational zusammenschliessen und gemeinsam dieselben Ziele ver-folgen – wie es E. Meriaux (DRH Nantes) ausdrückt: Il faut regrouperIl faut regrouperIl faut regrouperIl faut regrouperl’énergie et les compétencesl’énergie et les compétencesl’énergie et les compétencesl’énergie et les compétences - man muss Kompetenzen und Energien zu-sammenführen.

Marie Anne Nauer2 Gouhier, Françoise (2009): Le jambage entre désirs et réalité. Mémoire du GGCF.3 Meines Erachtens ist dieses interessante Merkmal interpretatorisch in die Nähe der „subkortikalen“ Kategorie von Pfanne „kleineLängenunterschiedlichkeit“ zu rücken (Nr. 299).

4

Es ist zu vermuten, dass diese Art von Schriftten häufiger in lateinischsprachigen Ländern auftauchen und weniger im deutschsprachigen Raum wie dieses Beispiel

In der ADEG ASSOCIATION DÉONTOLOGIQUE EUROPÉENNE DE GRAPHOLOGUES

haben sich 15 Gesellschaften aus den neun Ländern Belgien - Deutschland - Frankreich - Grossbritannien - Israel - Italien - Niederlande - Schweiz - Spanien

zusammengetan, um sich einem ethischen Code zu verpflichten. Die Mitglieder halten sich bei ihrer Berufsausübung an die vereinbarten Grundsätze.

Page 5: Schweizerische Graphologische Gesellschaft SGG Société ...preview-web01.129920.aweb.preview-site.ch/wp-content/uploads/2015/09/... · Schweizerische Graphologische Gesellschaft

5

ZÜRCHER TAGUNG FÜR SCHRIFTPSYCHOLOGIE 2014 Congrès Graphologique Zurich – Zurich Graphological Congress

4. Oktober 2014 - 4 octobre 2014 - 4th October 2014

ÜBER DAS GELINGEN Schloss Sihlberg, Zürich-Enge

Deutsch mit Simultan-Übersetzung in Englisch und FranzösischEn allemand avec traduction en français et en anglais In German, with translation in English and French

ZUM 125. GEBURTSTAG VON MAX PULVER Autor, Graphologe und Mitbegründer der Schweizerischen Graphologischen Gesellschaft SGG/SSG

SAMSTAG 4. OKTOBER:

09:15 Annemarie Pierpaoli: Begrüssung

09:30 Dr. Marie Anne Nauer (SGG): Max Pulver und Rudolph Pophal: Was uns die von gestern heute noch zu sagen haben oder die hirnphysiologische Grundlage der Ganzheitlichkeit

10:00 Heinz Marty (SBAP): Persönlichkeitsprofile im Vergleich - Graphologische Diagnostik und Rorschach Psychodiagnostik

10:30 Pause

11:00 Dr. Yury Chernov: Die systemanalytische Graphologie als Basis der Forschung – eine Fallstudie

11:30 Vorstandsmitglied ZGP

12:00 Dr. Max Schnopp (Executive Search, Unternehmensberater, Coach): Holistisches Coaching – Erfahrungen mit einem ganzheitlichen Ansatz

12:30 Mittagspause

14:00 Friedrich Denk: Wie man die Handschrift in der Schule fördern könnte

14:30 Dr Urs Imoberdorf (SGG): Max Pulver – Intelligenz im Schriftausdruck

15:00 Pause

15:30 Dr. Rudolf Knüsel (SGG): Zum Begriff der Idiorhythmie bei Max Pulver

16:00 Dr. Charles Linsmayer (Herausgeber, Literaturhistoriker, Journalist):'Selbstbegegnung - Selbsterfahrung'. Max Pulver als Lyriker, Dramatiker, Romancier und Graphologe.

16:30 Pause

16:45 Podium

17:30 Ende der Tagung

SONNTAG 5. OKTOBER:

11:00 Anlass mit Referat zum Thema Schrift und Kunst in einer Zürcher Galerie

Wir danken für die Zusammenarbeit mit SBAP – SCHWEIZERISCHER BERUFSVERBAND FÜR ANGEWANDTE PSYCHOLOGIE

ZGP – ZÜRCHER GESELLSCHAFT FÜR PERSONALMANGEMENT

ZHAW – ANGEWANDTE LINGUISTIK

Kongressbeitrag inkl. Pausenkaffee & Lunch: CHF 250.- / SGG - SBAP Schriftpsychologen - ADEG Delegierte: 200.-Anmeldung [email protected]

Page 6: Schweizerische Graphologische Gesellschaft SGG Société ...preview-web01.129920.aweb.preview-site.ch/wp-content/uploads/2015/09/... · Schweizerische Graphologische Gesellschaft

6

27. INTERNATIONALER KONGRESS FÜRSCHRIFTPSYCHOLOGIE IN LINDAU

29./30. MAI 2014

PROGRAMM:Dr. Urs Imoberdorf (CH): Handschriftlichkeit und Graphologie heute - Krise und ChancenEsther Dosch (CH): Interpretation der ungeübten HandschriftSabine M. Gruber (A): Vom Kopf in die Hand und aufs Papier: Handschrift im kreativen ProzessDr. Christa Hagenmeyer (D): Graphologie im 21. Jahrhundert: Zunft und ZukunftTheresia Sommer (D): Die verbundene Handschrift - mehr als ein Kulturgut!Dr. Walter Brandner (A): Schrift im Kopf. Schreiben mit gesunden Händen, mit Prothesen und Transplantaten.Dr. Otto Ludwig (D): Frühe Stationen auf dem Weg zum heutigen Schreiben.Dafna Yalon (IL): Morgen wird heute gestern sein. Der irreversible Einfluss der Schreib-Materialität auf

Mensch, Gesellschaft und Kultur.Prof. Dr. Lutz Jäncke (CH): Neuropsychologische Grundlagen des Schreibens und Lesens.Claudia Caspers (D) & Dr. Yury Chernov (CH): Schreiben und Tippen: Wie die computergestützte Graphologie

die klassische komplementiert.Podiumsdiskussion - Moderation: Sabine M. Gruber: Brauchen wir die Handschrift noch?

www.egs-graphologie.org

STREIFLICHT AUF DIE TAGUNG FÜR SCHRIFTPSYCHOLOGIE:MAX PULVER, AUTOR UND GRAPHOLOGE

AUSZÜGE AUS DEM ROMAN: HIMMELPFORTGASSE

Der Autor und Ich-Erzähler als Schriftsachverständiger:„Natürlich schrieb ich einen Dankesbrief. Die Adresse entzifferte ich so gut es ging undüberliess mein Schicksal resigniert dem intuitiven Spürsinn der Post. Eitel, wie jeder Autor,legte ich meinen begeistert-zärtlichen Worten ein Exemplar meines soeben erschienenenHandbuches ‚Recherchierungsmethode in Kriminalfällen mit besonderer Berücksichtigungder Urkundenfälschung und des Kreditbetruges’ bei. Die Widmung nahm Bezug auf dasBildchen und geriet etwas geschraubt.“

Der Autor und Ich-Erzähler als Wahlwiener und Sprachgewaltiger:„Später schlendre ich durch die Altstadt. Gefasstes Barock, Palast neben Palast. Gebieterisch, streng noch in der Wollustausladender Voluten. Als gingen sie nach dem Sündigen zur Beichte.Gefrorenes Selbstgefühl. Voll heimlichen Gewissens, aber mit Drohung geladen – trotz der ausgebrochenen Hauer. Hierhausten polnische, deutsche, ungarische Barone wie Eber, Wildgeruch über der Puderwolke ihrer Courtoisie.“

INTELLINGENZ IM SCHRIFTAUSDRUCK: DIE INTUITION ALS DENKFUNKTION

ist implizit schon bei Pophal als solche begriffen; bei Pulver wird sie explizit beschrieben, zwar nicht als „Intelligenzakt“,denn Intelligenz sieht er doch traditionell geprägt von logisch-rationalem Denken, doch ist die Intuition auch nicht gleich-bedeutend mit dem simplen „Haben von Einfällen“ und also dem heutzutage gern bemühten „Bauchgefühl“. Pulverspricht von der „Beziehungsstiftung“ des (logischen) Denkens, vom dortigen „Vorherrschen entweder des intentionalenFaktors bei einem Denkenden oder aber die bei ihm vorherrschende Einstellung auf Tatsachen und Sachverhalte“, vom„akuten Sinnvollzug“ des Scharfsinns, währenddessen die Intuition „durch ihre innere Anschauung oder besser Durch-schauung komplexe Beziehungen mit einem Schlag erfasst, sei das nun auf künstlerischem, auf wissenschaftlichem Ge-biet oder in der Frage des Menschenverständnisses“. (...) Es "wird der übliche sachlogische Zusammenhang gesprengt,aber nicht um der atomisierten Einzelheit willen, sondern so, dass die Einheit in der Ganzheit erfasst wird." Die Arbeitenvon Julius Kuhl et alii belegen heute die Intuition als kortikale und somit als Denkfunktion, was unsere bewährten gra-phologischen Deutungstheorien in neuem und höchst interessantem Licht erscheinen lässt.

Marie Anne Nauer

Max Pulver zur Zeit der Entstehung des Romans

'Himmelpfortgasse'

Page 7: Schweizerische Graphologische Gesellschaft SGG Société ...preview-web01.129920.aweb.preview-site.ch/wp-content/uploads/2015/09/... · Schweizerische Graphologische Gesellschaft

INTERVIEW MIT DR. URS IMOBERDORF

Graphologe SGG

Du hast in den letzten Jahren mit zahlreichen Personen, die sich in irgendeiner Form mit Grapho-logie befassen, Interviews geführt und diese im SGG-Bulletin publiziert. Im Namen der SGGdanke ich dir ganz herzlich für diese wertvolle Arbeit. Es ist an der Zeit, für einmal die Rollen zutauschen und hinter deine Kulissen zu blicken...

Du zählst zu den bekanntesten, verdienstvollsten und erfahrensten Graphologen im deutschsprachi-gen Raum. Soweit mir bekannt ist, bist du bezüglich der Graphologie familiär nicht vorbelastet.Nach welchen Kriterien hast du deine Berufswahl vorgenommen, und was hat dich zur Psychologieund zur Graphologie geführt?  An der Psychologie hat mich fasziniert, dass diese die menschliche Seele unter-sucht sowie über entscheidende Lebens- und Sinnfragen nachdenkt. Dann hat es diePsychologie aber auch mit ganz praktischen Fragen zu tun wie Studien- oder Be-rufswahl, Führungs- und Teamverhalten, mit menschlichen Fähigkeiten wie Selbst-und Sozialkompetenz, Empathie, kommunikativen oder integrativen Fähigkeiten.

  Ein Rat meines Vaters, der gelernter Mechaniker und Besitzer einer Fabrik in Grenchen (SO) war, hat meine Berufs-wahl mitbestimmt. Er hatte - auf der Suche nach einem geeigneten Betriebsleiter - vier oder fünf Handschriften von Be-werbern durch die bekannte Graphologin Veronika Schnewlin-Andreae begutachten lassen. Die Bewerber hat er persönlichgetroffen und ihnen seine Werkstatt gezeigt. Anschliessend meinte er zu mir: "Wenn du Psychologie studieren willst,dann vergiss nicht die Graphologie!" So beeindruckt war mein Vater darüber, was Frau Schnewlin, bei der ich späterGraphologie studiert habe, aus der Handschrift allein sehen, herausholen, in Worte fassen konnte.

Gibt es Vorbilder, an denen du dich orientiert hast?  Unter meinen Lehrern war und ist Detlev von Uslar ein Vorbild. Sechs Jahre war ich sein Assistent am PsychologischenInstitut. Ihm ist es zu verdanken, dass ich die Graphologie 22 Jahre lang mit einem Lehrauftrag an der Universität Zürichvertreten konnte. Er verstand es, sein breites philosophisches Wissen für die Psychologie fruchtbar zu machen, offen zusein für Fragen der Kunst, Architektur, Psychotherapie, insbesondere auch für Fragen der psychologischen Deutung undHermeneutik. Beeindruckend seine Menschlichkeit, welche die Studierenden wirklich ernst nimmt und vor jeglichenVerschulungstendenzen zu bewahren sucht. Im weiteren habe ich meiner Lehranalytikerin Gertrud Hunziker viel zu ver-danken, die auch eine erfahrene Graphologin war und sich intensiv mit Kinderschriften beschäftigt hat. Bei ihr habe ichgelernt, was achtsames Zuhören und Anteilnahme bedeuten, die dem Gegenüber neue Denk-, Bewegungs- und Freiräu-me öffnen.

Du hast während 22 Jahren an der Universität Zürich Graphologie gelehrt. Was hat dich an dieser Tätigkeit besonders fasziniert?  Fasziniert hat mich die Tatsache, dass diese Lehrveranstaltung ausgesprochen interdisziplinär war: Die Teilnehmendenstammten aus den unterschiedlichsten Studienrichtungen. Als Dozent an der Universität durfte ich die Erfahrung ma-chen, dass der Beruf des Lehrers einer der schönsten Berufe ist, vielleicht noch spürbarer dann, wenn man teilzeitlichLehrer sein und Menschen unterrichten kann, die freiwillig eine Vorlesung besuchen. Und in der Graphologie kann man'lebendige Handschriften' zeigen, die mit Fragen der Form, des persönlichen Stils, der Bewegungsdynamik, der räumli-chen Proportionen zu tun haben. Handschriften, die zu uns sprechen – bei historischen Schriften sogar über Jahrhun-derte hinweg, weil sich an der fertigen Schrift die damalige Bewegung, etwa bezüglich Druck, Tempo, Rhythmus, Locker-heit oder Versteifung, bis in Einzelheiten hinein nachvollziehen lässt.

Du hast die Graphologie zu deiner Haupttätigkeit gemacht. War dies ein bewusster Entscheid?  Eine Zeitlang glaubte ich, Psychotherapie wäre ein geeignetes Berufsfeld für mich. Doch musste ich realisieren, dassmir dazu in jüngeren Jahren die Geduld fehlte. Die Graphologie war für mich insofern vielseitiger, anregender, als ich fürganz unterschiedliche Auftraggeber beratend tätig sein konnte: für Wirtschaftsunternehmen aus unterschiedlichstenSparten, öffentliche Verwaltungen, Spitäler, aber auch für Privatpersonen, die Rat suchten für ihre Weiterbildung, Berufs-wahl, Karriere – in einzelnen Fällen für Fragen der Partnerschaft. Bei diesen Fragestellungen spielten neben der Grapho-logie das Gespräch mit den Klienten sowie die Ergebnisse von Tests oder Fragebögen oft eine wichtige Rolle.

Als selbständig Erwerbender warst du zeitlebens dein eigener Chef. Was hast du an dieser Situation besonders geschätzt? Gab es auch Pha-sen der Unsicherheit?  Mein Vater wie mein Schwiegervater waren selbständige Berufsleute. Für meine Frau und mich war deshalb Selbstän-digkeit das Vertraute. Es wäre für mich schwieriger gewesen, längere Zeit angestellt zu sein, unter einem Chef zu arbei-ten. Phasen der wirtschaftlichen Unsicherheit habe ich eigentlich nicht gekannt. Die 70er-Jahre waren eine phantastischeZeit für Jung-Unternehmer wie für Psychologen – eine Zeit des Aufbruchs, des Aufbaus mit verlockenden Aussichten.

7

Page 8: Schweizerische Graphologische Gesellschaft SGG Société ...preview-web01.129920.aweb.preview-site.ch/wp-content/uploads/2015/09/... · Schweizerische Graphologische Gesellschaft

Während vieler Jahre (1984-1994) warst du Schriftleiter der 'Zeitschrift für Menschenkunde'. In dieser Funktion hattest du persönlichenKontakt zu zahlreichen Persönlichkeiten der Graphologie-Szene. Gab es dabei besondere Highlights oder auch Enttäuschungen?  Durch diese Aufgabe er-öffnete sich mir ein inter-nationales Tätigkeitsfeld.Wichtig war mir dieFreundschaft mit HerbertHönel (Wien), meinem Vor-gänger, der 30 Jahre langdie ZfM geleitet hatte. Ein Highlight war für michjeweils, wenn ich einenwichtigen Beitrag, der nochnicht veröffentlicht war, ei-nem grösseren Leserkreiszugänglich machen konntewie zum Beispiel die wun-derbar illustrierten undkommentierten 'Musiker-Handschriften' (ZfM 87/4)von Ruth Uhlmann-Gasser.

Leider ist die Graphologie in den vergangenen Jahren etwas in Verruf geraten. Wie beurteilst du diese Situation? Inwiefern tragen die Gra-phologen für diese Entwicklung eine Verantwortung? Und wie beurteilst du die Zukunft der Graphologie?  Ganz ohne Schuld sind wir Graphologen nicht an dieser Entwicklung. Manche haben sich durch das Argument ein-schüchtern lassen, die Graphologie sei nicht wissenschaftlich. Jetzt, da neue Kräfte wie du mit deiner langjährigen wis-senschaftlichen Erfahrung zu uns stossen, treten Graphologinnen und Graphologen, so kommt es mir vor, wieder mitneuem Mut an die Öffentlichkeit, stellen sich der Kritik und vertreten die Vorteile der Graphologie überzeugend nachaussen. Eine neu entstandene Solidarität unter Berufskolleginnen und Kollegen über Länder-, Gesellschafts- und Ver-einsgrenzen hinweg sowie zahlreiche Forschungs- und Weiterbildungsgruppen, die in lockerer Verbindung und in Aus-tausch miteinander stehen, geben mir ein gutes Gefühl für die Zukunft der Graphologie.

Magst du uns einen Einblick in deine Zukunftspläne geben? Was ist dir wichtig?  Die graphologische Arbeit für diverse Firmen verschafft mir auch heute grosse Befriedigung und Freude. Es sind Auf-traggeber, die ihre Mitarbeitenden wirklich verstehen, optimal einsetzen, kontinuierlich fördern wollen.  Bei den Einzel-personen, die graphologischen Rat suchen, gibt es eine gewisse Verlagerung von Berufs- und Studienfragen zu solchender Förderung von Selbstkompetenz, Sinnsuche, Glücksfähigkeit. Es ist eine wohltuende Erfahrung, dass man als Bera-ter eigentlich nie ausgelernt hat, dass sich die eigene Beraterkompetenz im Grunde kontinuierlich weiterbilden und diffe-renzieren lässt. Ich gebe gerne Vorlesungen, Kurse in Kleingruppen, Weiterbildung. Ich freue mich auf den internationa-len Kongress für Schriftpsychologie in Lindau vom 29.-30. Mai mit dem sympathischen Thema "Tippst du noch oderschreibst du schon wieder?", auf die Zürcher Tagung zum 125. Geburtstag von Max Pulver vom 4. Oktober 2014  undauf meinen Lehrauftrag an der Universität St. Gallen zum Thema "Identität - Biographie - Handschrift" (öffentlicheVorlesung, 4. bis 25. November 2014). Die Meditation, in Kleingruppe und alleine, ist für mich über die Jahre wichtigergeworden. Ebenso die Zeit, die ich mit meinen Enkelkindern verbringen kann.

Ich danke dir für das interessante Gespräch und hoffe, dass du uns als Freund und erfahrener Graphologe noch viele Jahre begleiten wirst.

Christian P. KatzDr. phil., Vorstandsmitglied SGG

8

FLASH AUS DER WISSENSCHAFT

PATRICK VONWIL findet 2002 in seiner Diplomarbeit an der Hochschule für Angewandte Psychologie Zürich zum Thema

DIAGNOSTIK DER BELASTBARKEIT - EINE EMPIRISCHE ANNÄHERUNG MIT DER GRAPHOLOGIE:

5 Graphologen unterscheiden aufgrund der Handschrift signifikant 30 in der Ausbildung erfolgreichePiloten von 30 auf Stufe II der Ausbildung gescheiterten Kandidaten (p≤ 0.05)

signifikante Übereinstimmung zwischen den Graphologen (Interrater-Reliabilität p≤0.01)