SCHWERPUNKT Kultur · Esslingen ist, was du draus machst – Als junger Mensch kann man in...

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SCHWERPUNKT Kultur Herzblut für den Dicken Turm Initiative Turmwächter Esslingen ist, was du draus machst Stadtjugendring Esslingen Für das schönste Kino der Welt Kommunales Kino 07/18 Das Magazin für das Freiwillige Ehrenamtliche Engagement in Esslingen STADT ESSLINGEN AM NECKAR

Transcript of SCHWERPUNKT Kultur · Esslingen ist, was du draus machst – Als junger Mensch kann man in...

SCHWERPUNKT

Kultur

Herzblut für den Dicken Turm

Initiative Turmwächter

Esslingen ist, was du draus machst

Stadtjugendring Esslingen

Für das schönste Kino der Welt

Kommunales Kino

07/18

Das Magazin für das Freiwillige Ehrenamtliche Engagement in Esslingen

STADT ESSLINGEN AM NECKAR

Aktiv sein – mitwirken – gestaltenDie Stadt Esslingen am Neckar bietet eine zentrale Anlaufstelle

für alle Fragen zum „Freiwilligen Ehrenamtlichen Engagement“.

Wir freuen uns über Ihre Kontaktaufnahme:

Wolfgang Kirst, Koordination Bürgerengagement

Telefon: 0711 3512-3406

E-Mail: [email protected]

Web: www.engagiert.esslingen.de

Lust auf Engagement?

Die Esslinger Freiwilligenagentur informiert über vielfältige

Möglichkeiten zum freiwilligen Engagement in Esslingen.

Termine nach VereinbarungTelefon: 0711 3512-2487

E-Mail: [email protected]

Datenbank: www.engagier-dich.de

Aus der Redaktion

Nächster Redaktionsschluss: 22. November 2018

Artikel-Inhalt: Freiwilliges Ehrenamtliches Engagement in Esslingen am Neckar

Text: Max. 3600 Zeichen (inklusive Leerzeichen, Überschrift, Unterüberschrift und

Kontaktdaten)

Schrift: Schriftart Times New Roman, Schriftgröße 12, einfacher Zeilenabstand

Bilder: Foto(s) zum Artikel und Einwilligung zur Veröffentlichung der abgebildeten

Personen; ab 150 dpi Größe

Reservierung des Artikelplatzes: Tanja Iskander, Telefon: 0711 3512-2480

E-Mail: [email protected]

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VorwortEngagement im Kulturbereich – ein bunter Strauß an Möglichkeiten

Liebe Esslingerinnen und Esslinger,liebe Engagierte,

die neue Ausgabe des Magazins ESaktiv ist einmal mehr Beleg für die Vielfalt, die das Bürgerschaftliche Engagement in Esslingen bietet. Schwerpunkt ist diesmal das Thema Kultur. Die ver-schiedenen Berichte zeigen eindrucks-voll wie unterschiedlich auch hier die Möglichkeiten sind, aktiv zu werden.

Im Kulturbereich finden sich Enga-gementmöglichkeiten für alle Al-tersgruppen wie die Beiträge vom Stadtjugendring und Stadtseniorenrat belegen. Kultur kann ganz nah und mit unserer lokalen Geschichte verwurzelt sein, wie im Falle der Turmwächter In-itiative, oder auch ferne und vielleicht zunächst fremde Kulturen in den Fo-kus rücken, wie bei den „Willkommen Welt“-Abenden von buntES.

Andere Engagierte investieren ihre En-ergie im Rahmen der Museumspäda-gogik oder in Vereinen wie Schauspiel Kunstdruck vor allem darin, Dritte an

Kultur heranzuführen. Und nicht zu-letzt hat die Kultur immer wieder aufs Neue eine stark integrierende Wirkung, wie der Bericht über das Engagement der Initiative Miteinander aus der Ess-linger Weststadt ebenso verdeutlicht wie die Beschreibung des Engage-ments bei aus:sicht e.V. im Interview.

Mit jeder Ausgabe des ESaktiv freue ich mich über die Bereicherung, die Esslingen dank des Bürgerschaftlichen Engagements erfährt und möchte mich hiermit bei allen Engagierten herzlich für ihren Einsatz bedanken. In wenigen Wochen findet der dies-jährige Tag des Ehrenamts im Rahmen vom Kino auf der Burg statt und ich freue mich schon jetzt, viele von Ihnen dann persönlich begrüßen zu dürfen.

Und ein letzter kurzer Hinweis für Sie: Auf der städtischen Homepage finden Sie unter www.esslingen.de/fit-fuers-engagement aktuelle Informationen zu unserer speziell für Bürgerschaft-lich Engagierte konzipierten Fortbil-dungsreihe, die im Herbst startet.

KONTAKT: Tanja Iskander, Stadt Esslingen am Neckar, Neues Rathaus, Telefon: 0711 3512-2480, E-Mail: [email protected]

Herzblut für den Dicken Turm – Die Initiative Turmwächter Seite 4

Kunstdruck CentralTheater – Mit Kultur zu mehr gesellschaftlicher Kooperation Seite 5

„Willkommen Welt!“ – Weltenbürger(in) für einen Abend bei buntES Seite 6

Blasmusik macht Spaß… – und fördert das Denkvermögen Seite 7

Esslingen ist, was du draus machst – Als junger Mensch kann man in Esslingen viel bewegen und gestalten Seite 8

Die Stadt braucht frische Luft – „Jung und engagiert“ lautet das Motto des Jugengemeinderats Seite 9

Offenes Singen des Stadtseniorenrats – mit Gerhard Haug Seite 10

Ehrenamtliches Engagement in der Museumspädagogik ist das, was Sie daraus machen! Seite 11

„Schwarzer Kaffee“ – bewegte Bilder sagen mehr als Worte. Engagement für Geflüchtete im Containerdorf Seite 12

Zeit schenken für mehr Lebensqualität – Diagnose Demenz Seite 13

Für das schönste Kino der Welt – Ehrenamtlich tätig für das Kommunale Kino Esslingen Seite 14

Kultur lebt vom Engagement – Ein Interview mit Barbara Antonin Seite 15

Eine Streuobstwiesenbesitzerin über die Arbeit der Agendagruppe Seite 16

Inhalt

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Ihr Dr. Jürgen Zieger, Oberbürgermeister

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Herzblut für den Dicken TurmWie die Initiative Turmwächter die Sanierung des Esslinger Wahrzeichens voranbringt

KONTAKT: Petra Helmcke, Hölderlinweg 70, 73728 Esslingen am Neckar, Mobil: 0173 6704340, Initiative Turmwächter, Web: www.dickerturm.com

Seit dem Jahr 2011 ist der Dicke Turm auf der Esslin-ger Burg für die Öffentlichkeit nicht mehr zugäng-lich. Das Restaurant wurde aus Sicherheitsaspekten geschlossen, der Turm ist ein Sanierungsfall. Jahr für Jahr vergibt die Stadt Gelder für verschiedenste Bauprojekte, der Dicke Turm geriet völlig in Verges-senheit. Viele Esslinger Bürger wünschen sich jedoch diese wunderbare Aussicht zurück, die einem ein Be-such im Turm bietet. Und wer dabei noch Hochzeit oder Geburtstag feiern kann, fühlt sich doppelt be-schenkt.

Es ist ein wahrhaft romantischer Gedanke, in unserer immer schnelllebigeren Zeit in einem historischen Gemäu-er wie diesem, mit seinem Liebsten in die gemeinsame Zu-kunft zu tanzen. Oder den Fünfzigsten im Wahrzeichen der Stadt zu feiern, die einem ein Leben lang Heimat war. Für uns Turmwächter geht es jedoch nicht nur um roman-tische Gedanken: Wir nehmen viele Stimmungen der Ess-linger Bürger auf, hören zu. Dabei fällt auf, dass ein ganz besonderer Veranstaltungsort für bis zu 120 Personen in

Esslingen dringend fehlt. Wir wissen, dass renommierte Firmen wie Festo oder Daimler dort ihre wichtigsten Gäste begrüßt haben. Wir wissen aber auch, dass die Besuche im Dicken Turm Höhepunkte im Leben vieler anderer Esslinger waren. All das hat seit der Schließung keine Heimat mehr.

Vereinsgründung für den Dicken Turm

So kam es, dass sich engagierte Bürger 2014 zusam-mengeschlossen haben, um sich für eine Sanierung des Turms stark zu machen. Inzwischen haben wir einen drin-gend nötigen Gemeinderatsbeschluss erwirken können

und viele Profis gefunden, die uns kostenlos mit ihrem technischen Rat, ihrem Engagement, dem Erstellen der Homepage www.dickerturm.com, dem Drehen eines Kurz-films oder dem Verkauf unserer Produkte tatkräftig un-terstützen. Und viele Bürger kaufen unsere Produkte und spenden damit für den Dicken Turm, frei nach dem Motto: Gemeinsam geht alles besser!

Künftig sind wir auch besser aufgestellt: Durch die Gründung eines gemeinnützigen Vereins tragen wir Sor-ge, dass alle Spenden steuerlich abgesetzt werden kön-nen und unsere Bücher regelmäßig durch das Finanzamt geprüft werden. Somit übernehmen wir Verantwortung hinsichtlich der sogenannten „Spendenhygiene“.

Tag des offenen Denkmals 2018

Unser Ziel ist es, Kultur und den Dicken Turm miteinan-der zu verknüpfen durch Angebote, die viele Esslinger be-geistern werden. Für den Tag des offenen Denkmals am 9. September 2018 haben wir uns deshalb diesmal zusammen mit der Kunstschule „Das Atelier“ eine ganz besondere Überraschung einfal- len lassen. Nachdem wir an diesem Tag jahrelang Füh- rungen durch den Dicken Turm angeboten haben, brechen wir nun auf zu neu-en Ufern, um das Thema frisch und lebendig zu halten. Wir freuen uns auf zahl- reiche Besucher! ◄Initiative Turmwächter, Foto Marisa Jorda

SCHWERPUNKT

„Wir wollten der Begeisterung vieler Esslinger für den Dicken

Turm eine Stimme geben.“

Petra Helmcke, Initiative Turmwächter

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Kunstdruck CentralTheaterMit außergewöhnlicher Kultur zu mehr

gesellschaftlicher Kooperation

KONTAKT: Philipp Falser, Schauspiel Kunstdruck e.V., Rossmarkt 9, 73728 Esslingen am Neckar, Telefon: 0151 56361002, E-Mail: [email protected], Web: www.schauspiel-kunstdruck.de

Seit 2013 bereichert Schauspiel Kunstdruck e.V. die Kulturlandschaft Esslingens. Mit dem Kunstdruck CentralTheater hat die Initiative nun eine feste Hei-mat gefunden. Philipp Falser ist der Vorstand von Kunstdruck e.V. und leitet das Kunstdruck Central-Theater zusammen mit Julia Rohn. Sie bilden die jüngste Intendanz im deutschsprachigen Raum. Doch in diesem kleinen und jungen Theater würde ohne das Ehrenamt so gar nichts laufen.

Bei uns im Kunstdruck CentralTheater gibt es verschie-denste Bereiche um sich ehrenamtlich zu engagieren, wir haben eine Technikgruppe, einen Gastspielausschuss, eh-renamtliches Bar- und Kassenpersonal. Des Weiteren sind bei uns viele als Helfer tätig, wie zum Beispiel beim Straßen-kunstfestival STRAKU. Außerdem haben wir jedes Jahr einen Bundesfreiwilligen.

Ohne Ehrenamt läuft hier nichts

Die Ehrenamtlichen in der Technikgruppe kümmern sich vor allem um die gesamte Licht- und Tontechnik im Theater,

richten Scheinwerfer ein und geben Technikeinweisungen an außenstehende Personen. Unsere Techniker treffen sich mehrmals im Monat zum Technikausschuss. Dort wird be-sprochen, ob neue Technik angeschafft wird und es wird ge-prüft, ob alles funktioniert und in gutem Zustand ist.

Unser Gastspielausschuss bespricht welche neuen Stücke und Produktionen in nächster Zeit eingeladen werden. Und auch das Barpersonal, welches hauptsächlich aus Ehren-amtlichen besteht, darf natürlich nicht fehlen, sie sorgen für das leibliche Wohl während der Vorstellungen.

Der Bundesfreiwillige hat sehr viele verschiedene Aufga-ben. Unter anderem kümmert er sich um das Künstlerische Betriebsbüro, bearbeitet die Anfragen zu Vermietungen und Gastspielen, ist an Veranstaltungsabenden als Abendspiel-leitung aktiv und ist Ansprechpartner für Gäste.

Ehrenamt mit viel Herzblut und Energie

Die Ehrenamtlichen motivierte der Spaß am herumpro-bieren, bei uns bekommt jeder die Chance, selbst Teil eines jungen und frischen Theaterbetriebs zu sein. Natürlich herrscht bei uns im Theater auch eine lockere und gute At-mosphäre. Das Theater bietet einen sicheren Raum, um sich auszuprobieren.

Die Ehrenamtlichen dürfen außerdem selbst mitentschei-den, welche Stücke im Theater gespielt werden und haben daher auch eine hohe Verantwortung. Alle stecken sehr viel Herzblut und Energie in das Theater. Oft sind die Techniker noch bis spät in die Nacht zu Gange, um das passende Er-gebnis zu erzielen. Sie stecken viel Zeit in diese Institution und bekommen auch Anerkennung zurück.

Mitwirken!

Ist möglich bei einer unserer Produktionen, bei der Ko-ordination unserer Festivals oder im neuen Kunstdruck Ju-gendspielclub, der im September startet. Außerdem kann man in einem Bundesfreiwilligendienst am Kunstdruck Cen-tralTheater ein Jahr Kultur in und um Esslingen gestalten. ◄

Wolfs Jagd - eine Eigenproduktion mit Autodidakten und aus-gebildeten Künstlern

SCHWERPUNKT

Feierliche Eröffnung des Theaters am 20. Januar 2018

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„Willkommen Welt!“Weltenbürger(in) für einen Abend bei buntES

KONTAKT: Holger Kögl, buntES-Geschäftsstelle, Telefon: 0711 3512-3429 oder Julia Brielmann, vhs-Esslingen, Telefon: 0711 55021-304, E-Mail: [email protected], Web: www.buntes-esslingen.com

Bereits im siebten Jahr findet die Veranstaltungsreihe „Willkommen Welt!“ statt. An sechs Montagabenden im Jahr präsentieren sich in der Cafeteria der Volks-hochschule interkulturelle Vereine aus Esslingen und der Region. Die Veranstaltungsreihe wird zusammen mit buntES - Esslingens Interkulturellem Netzwerk und Dachverband vieler (Migranten-)Vereine -, der vhs Esslingen und den Stadtwerken Esslingen ver-wirklicht.

Bei freiem Eintritt sind an diesem Abend ab 19 Uhr alle will-kommen. Die Gäste kommen in den Genuss der weiten Welt. Ob internationale Folklore oder individuelle Urlaubstipps, der interkulturelle Austausch gestaltet

sich je nach Thema des Abends ganz unterschiedlich. Die Herkunftsregion der veranstaltenden Gruppe wird den Besuchern auf unter-schiedlichste Art in einer Bilder-Präsentation oder mit Tanz und Musik nahe gebracht. Jeder „Willkommen Welt!“ Termin bekommt einen ganz eigenen Charme und Charakter, so wird je nach Stimmung im Laufe des Abends auch gemeinsam ge-sungen oder getanzt. Einen festen Bestandteil bieten landes-spezifische kulinarische Köstlichkeiten. Die Einnahmen durch den Verkauf kommen der veranstaltenden Gruppe zugute. So wird den verschiedenen Gruppen ermöglicht, sich in der Öf-fentlichkeit zu präsentieren und gleichzeitig die Vereinskasse für ehrenamtliche Projekte aufzubessern.

Willkommen Welt in den Alltag integrieren

Mit dem Umzug der Volkshochschule 2011 auf das Hengstenbergareal entstand dieses Pilotprojekt, das sich in-zwischen fest etabliert hat. Manch einer fragt sich, warum diese Veranstaltung an einem Montag stattfindet. Am Mon-tagabend sind die meisten Volkshochschulteilnehmenden im vhs-Haus, so kommen zum Teil Kursteilnehmende und Kurs-leitende in ihren Pausen oder nach Kursende vorbei. Aber natürlich sind bei dieser Veranstaltung alle herzlich willkom-

men. Wichtig war von Beginn an, diese Abende in den Alltag zu integrieren und nicht weitere Großevents zu platzieren.

Die Abende bieten ein buntes Programm

In den vergangenen Jahren, fanden zahlreiche Länder-abende statt, an denen beispielsweise Spanien, Kroatien, Äthiopien, Philippinen, Kongo, Costa Rica, Afghanistan, Chi-le, Griechenland, Türkei, Syrien oder auch der Irak im Fokus standen. Aber auch Themen wie „buntES International“, ein Asien-Abend (Vietnam, Philippinen, Indonesien) oder auch eine „Lateinamerikanische Hocketse“ boten allerlei span-nende Einblicke.

Überregionale Themenabende wie Deutsch-Kurdisch, Deutsch-Russisch oder Kosovo-Albanisch finden immer wieder ihren Platz. Das interkulturelle Forum adg veranstaltete einen Abend mit dem Untertitel „gekom-men um zu bleiben“. ◄

SCHWERPUNKT

buntES Treiben bei den „Willkommen Welt“-Abenden

Die nächsten Termine sind der 24. September

und der 22. Oktober.

Am 10. November feiert buntES sein „17. Internatio-

nales Herbst- und Kulturfest“ im Gemeindehaus am

Blarerplatz. Daher findet im November kein Willkom-

men-Welt-Abend in der vhs statt.

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Gerade in der heutigen Zeit, stellt sich die Frage nach dem richtigen und sinnvollen Hobby, um sich vom Alltag zu lösen und Spaß zu haben. Warum ein Ehrenamt im Blasorchester?

Das aktive Musizieren im Verein fördert Intelligenz, Teamfähigkeit, soziale Kompetenz und spricht viele Sinne (Hören, Sehen und Fühlen) des Menschen an. Besonders bei Kindern wirkt sich das Musizieren positiv auf die sprachliche Entwicklung, die Lesefähigkeit und das Erfassen von Texten aus. Aber auch Bewegungsablauf und Motorik werden durch das Musizieren gefördert. So bewirkt die „erhöhte“ Zeitauf-wendung für die Musik eine deutliche Leistungssteigerung über alle Altersgruppen hinweg. Musik gibt Freiraum und steigert die Kreativität. Sie lässt uns Gefühle ausdrücken, welche auch ans Publikum weitergegeben werden können. Erinnern Sie sich nur an den letzten Gänsehautmoment, als Sie die Musik im Innersten ergriffen hat.

Das Ehrenamt in der Stadtkapelle

Durch all diese positiven Aspekte macht die Ausübung des Ehrenamtes in der Stadtkapelle Esslingen große Freude und vermittelt das Gefühl, sich für das Richtige zu engagie-ren. So ist es auch nicht verwunderlich, dass ein Großteil der Arbeit in die Jugendausbildung fließt. Denn die Jugend ist die Zukunft unseres Vereins.

Neben den vielfältigen Aufgaben in der Organisation und Verwaltung eines Musikvereins, sehen wir uns immer wieder aufs Neue mit der Suche nach qualifizierten Fach-kräften und der Pflege von Kooperationen (z.B. Musikschu-le Esslingen) konfrontiert, um den kleinen Musikern stets eine maßgeschneiderte Ausbildung bieten zu können.

Prinzipiell können wir mit Stolz sagen, dass alle Po-sten und Aufgaben im Verein, bis auf den Dirigenten der Stadtkapelle und die qualifizierten Musiklehrer, von eh-renamtlichen Musikern und passiven Mitgliedern, die uns tatkräftig unterstützen, ausgeführt werden. Leider ist das Ehrenamt nicht immer einfach, da die Finanzierung eines Musikvereins heutzutage durch die steigenden Hallenpreise und hohe Mietkosten für Räume und Lager zum Problem wird. Zusätzlich haben die hiesigen Musikvereine mit der sinkenden Akzeptanz der Blasmusik als Kulturgut zu kämp-fen. Das spiegelt sich auch in den sich verändernden För-derrichtlinien von Städten, Kommunen und Ländern.

Vereinsleben

Neben dem Vororchester, der Jugendkapelle und der Stammkapelle, bietet die Stadtkapelle ein vielfältiges An-

gebot in der Jugendarbeit. Von der musikalischen Früher-ziehung über den Blockflötenunterricht oder die Rhythmik-Gruppen, bis hin zur Instrumentalausbildung erstreckt sich das Angebot. Für die Schüler in RSKN bietet sich vor allem unsere Bläserklasse an, die wir in Kooperation mit der GS Sulzgries seit mehreren Jahren erfolgreich anbieten.

Konzertreisen ins In- und Ausland sowie Teilnahmen an Wettbewerben bilden neben den jährlichen Konzerten be-sondere Höhepunkte im Vereinsleben. Die 5-Tägige Freizeit der Jugendkapelle im Schwarzwald ist besonderes für un-seren jungen Musiker jedes Jahr aufs Neue ein besonderes Highlight.

Fazit

Ein gelungenes Konzert und Erfolge bei Wettbewerben sind für die Musiker, Zuhörer und Ehrenamtlichen gleicher-maßen Belohnung und Freude zugleich. Letztendlich kom-pensieren die Hingabe für das Hobby Musik und der Spaß am Musizieren, den Stress eines Ehrenamtes in all seinen Facetten. ◄

Jugendfreizeit im Schwarzwald

KONTAKT: Ulrike Schneider, Stadtkapelle Esslingen Musikverein RSK e.V., E-Mail: [email protected], Web: www.stadtkapelle-esslingen.de

Blasmusik macht Spaß…und fördert das Denkvermögen

SCHWERPUNKT

Teilnahme am Jugendblasorchesterwettbewerb BW- Musix in Balingen 2016

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Kulturelle Jugendarbeit lebt auch in Esslingen von den jungen Leuten, die sich ehrenamtlich dafür en-gagieren. In diesem Beitrag möchte ich ein wenig näher auf drei verschiedene Projekte eingehen. Das tue ich als jemand, der mit vielen anderen jungen Menschen zusammen an diesen Orten ehrenamtlich tätig ist. Die Rede ist von Tante Gerda’s Kulturpalast, dem Stadtstrand und der neuen Konzertreihe IN THE SUBURBS.

Bei diesen Angeboten handelt es sich um zwei Orte, die von einer ehrenamtlichen Gruppe namens Tante Gerda ins Leben gerufen bzw. übernommen wurden und maßgeblich von freiwilligem Engagement getragen werden. Die Idee ist, dass Jugendliche und junge Erwachsene Orte haben, an de-nen sie sich und ihre Ideen realisieren können. Tante Gerda’s Kulturpalast – in unmittelbarer Nähe zum Bahnhof gelegen – ist unter anderem ein Veranstaltungsort für Konzerte. Ge-nauso soll er ein Ort sein, an dem sich junge Menschen auf-halten und begegnen können.

Der Stadtstrand Esslingen ist ein Freiluftgelände, das zu langen und entspannten Sommerabenden

im Liegestuhl und mit einem kühlen Getränk einlädt. An beiden Orten

finden regelmäßige musikalische Veranstaltungen statt – von

Indie und Pop über Rock bis hin zu elektronischer Musik wird vieles geboten.

Ehrenamtliche Arbeit – ein ganzer Strauß von Aktivitäten

Die ehrenamtlichen Aktivitäten haben dabei ganz vielfäl-tige Formen. Einerseits wird viel getan, damit der „Betrieb“ überhaupt funktioniert. Das heißt ganz konkret: Getränke verkaufen, Pizza backen, Liegestühle aufstellen, Sand harken und dabei mithelfen, den Bands und DJs ihr Equipment und ihre Bühne aufzubauen. Vieles kann man dabei lernen: Wie funktioniert ein Konzert aus technischer Sicht überhaupt? Wie wird über ein Mischpult der Sound zusammengestellt?

Parallel dazu fallen immer wieder Dinge an, die repariert oder neu gebaut werden müssen: Ist ein Liegestuhl kaputt - kann ich ihn wieder herrichten? Wäre es nicht eine feine Sa-che, eine Lichterkette zu basteln, die weithin sichtbar ist und dem Platz eine ganz besondere Atmosphäre verleiht? Können wir aus Europaletten eine Sitzgelegenheit bauen? Es besteht also stets auch die Möglichkeit, sich kreativ einzubringen. Und darauf bauen diese Orte – dass sie immer wieder von jungen Menschen entdeckt und gestaltet werden.

IN THE SUBURBS – eine neue junge Konzertreihe für Esslingen

IN THE SUBURBS wurde im Frühjahr 2018 als Konzertreihe von und für junge Leute gestartet. Sowohl in der Dieselstraße, in Tante Gerda’s Kulturpalast als auch auf dem Stadtstrand finden 2-3 mal im Monat Konzerte statt, die ehrenamtlich organisiert werden. Ganz konkret bedeutet dies, die Veran-staltungen auszurichten und durchzuführen. Dazu werden die Bands begrüßt, ihnen Essen zubereitet, Getränke verkauft und als Team alles getan, um die Abende außergewöhnlich zu machen – für das Publikum und die Künstler*innen ebenso wie für uns als Ehrenamtliche. Darüber hinaus trifft man sich regelmäßig in lockerer und offener Runde, um gemeinsam nach neuen Bands zu suchen, die man für ein Konzert einla-den möchte. Gerade das ist eine gute Möglichkeit, seine ei-genen Lieblingsbands und musikalischen Vorlieben einfließen zu lassen. ◄

Selbstgebaute Lichterketten am Kulturpalast

KONTAKT: Lorenz Brünner, Stadtjugendring Esslingen e.V., E-Mail: [email protected]

Esslingen ist, was du draus machst Als junger Mensch kann man in Esslingen viel bewegen und gestalten

SCHWERPUNKT

„In den

Veranstaltungen kann ich

meinen eigenen Anteil erkennen

und sehe, wie meine ehrenamtliche

Arbeit Teil von etwas großem und

besonderen geworden ist.“

Lorenz BrünnerLorenz Brünner beim Reparieren von Liegestühlen

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Die Stadt braucht frische Luft

„Jung und engagiert“ lautet das Motto des JugengemeinderatsKONTAKT: Feyza Özdogan, Vorsitzende des Jugendgemeinderates, E-Mail: [email protected]

Können Sie sich vorstellen, wie unsere Stadt ohne die ehrenamtliche Arbeit vieler Menschen aussehen würde? Ich nicht, und das ist der Grund, warum ich mich dazu entschlossen habe, mich mit 15 Jahren für die Stadt zu engagieren.

Dank des Jugendgemeinderats, gelingt es mir, mich für die Jugendlichen in Esslingen einzusetzen. Gemeinsam mit 19 weiteren Mitgliedern versuchen wir, den Alltag der Jugend zu verbessern. Anhand verschiedener Mittel, wie z.B. Anträge oder Umfragen, gelingt es uns, die Mei-nung der Jugendlichen zu vertreten und ihre Wünsche durchzusetzen. Als Vorsitzende des Jugendgemeinderates Esslingen, liegt es in meiner Verantwortung, dass der Ju-gendgemeinderat, nach außen immer präsent ist.

Die Stimme der Jugend hörbar machen

Es ist uns sehr wichtig, dass die Stimme der Jugend ge-hört wird. Schließlich gehören sie genauso zu dieser Stadt wie alle anderen. Leider ist es oft der Fall, dass Politik nur von und für ältere Menschen gemacht wird. Das will ich gemeinsam mit dem Jugendgemeinderat verhindern. Ich will durch mein Engagement die Beteiligung von Jugend-lichen an politischen Themen stärken. Außerdem ist es ein schönes Gefühl, zu wissen, dass man seine Zeit für das Wohl anderer Menschen investiert.

Natürlich macht mein ehrenamtliches Engagement auch sehr viel Spaß. Ich lerne oft tolle Menschen kennen, mit denen ich interessante Themen besprechen kann. Hinter den verschiedenen Veranstaltungen, die der Ju-gendgemeinderat organisiert, steckt nicht nur viel Arbeit, sondern auch viel Spaß. Der Jugendgemeinderat bietet die goldene Mitte. Er verbindet Freundschaft mit Arbeit und sorgt somit dafür, dass man gemeinsam Spaß hat, zugleich noch tolle Projekte auf die Beine stellt.

Entwicklung und persönliches Wachstum im Ehrenamt

Viel Zeit und Nerven investiere ich für und in den Ju-gendgemeinderat. Dafür sammele ich aber unfassbar viele Erfahrungen, die mir in Zukunft helfen werden. Ich lerne neue Menschen kennen und erfahre die neusten kommu-nalen Themen, die man als „normaler“ Esslinger Jugendli-cher sehr spät oder sogar gar nicht mitbekommen würde. Außerdem hilft es einem selbstbewusster zu werden und seine Meinung besser vertreten zu können, da man oft vor anderen Reden halten muss.

Mein Alltag unterscheidet sich nur gering, von dem an-derer Jugendlicher. Die Zeit, die andere nach der Schule in ihre Hobbys investieren, investiere ich in mein Engage-ment. Oftmals stehen abends Veranstaltungen, Sitzungen oder Termine an, bei denen meine Anwesenheit erforder-lich ist. Im Durchschnitt würde ich sagen, dass ich in der Woche 1-3 mal abends im Namen des Jugendgemeinde-rates unterwegs bin. Das kommt immer darauf an, wie viel in einer Woche ansteht und ob die anderen Jugendge-meinderatsmitglieder an diesen Tagen Zeit haben. ◄

Wir pflegen einen regelmäßigen Kontakt zu den jungen Flüchtlingen und helfen ihnen, sich in Esslingen auch politisch zu integrieren

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Wer mit Gerhard Haug durch die Stadt geht, kommt häufig ins Staunen. Immer wieder wird er von Leuten freundlich gegrüßt und angelächelt. So viele Wäl-denbronner, seinem Stadtteil, können doch nicht im Tal unterwegs sein? Ob man ihn deshalb kennt, weil er Mitglied im Vorstand des Stadtseniorenrats ist?

Auffällig ist, dass viele sich auf den Rollator stützen oder gar im Rollstuhl sitzen. Das löst das Rätsel. Sie kennen Ger-hard aus den Pflegeheimen Obertor, Hohenkreuz und ande-ren. Dort sitzt er regelmäßig am Klavier und stimmt Volks- und Wanderlieder, aber auch altbekannte, geläufige Schlager an. Dazwischen hat er immer noch Zeit und Lust mit humor-vollen Anekdoten und Kommentaren zum Lied die Stimmung aufzuhellen. Gerne nimmt er schon vorher Wünsche entge-gen, was gesungen werden soll. Zu seinen Zwischenspielen wagen manche sogar ein Tänzchen.

Musik prägte schon die Kindertage von Gerhard Haug

Nach solchen guten Begegnungen versteht sich, dass man auch außerhalb des Heims Zuneigung zeigt. Musik ist neben zahlreichen anderen Engagements ein wesentlicher Teil von Gerhard Haugs Leben. Klavierunterricht erhielt er schon als Grundschüler. Heute singt er in der Concordia Wäldenbronn und im Daimler-Chor im Bass.

Seine Begabung und sein Engagement trafen sich mit der Idee eines anderen SSR-Vorstandsmitglieds und Concordia-Sängers, Willi Scheuter. Unter dem Dach des Stadtsenioren-rats initiierte dieser ein Offenes Singen. Raum und Klavier konnten Im evangelischen Gemeindezentrum Hainbachtal gefunden und genutzt werden. Schon zum ersten Treffen im Oktober 2017 kamen mehr als 30 Personen. Erstaunlich war, dass unter ihnen sehr viele Männer waren. Die Männerchöre hatten offensichtlich gute Vorarbeit geleistet. Am Klavier saß, wie hätte es auch anders sein können, Gerhard Haug.

In besonders guter Erinnerung bleibt das Singen im Dezember

Offensichtlich waren die Treffen in den Vormonaten so gut angekommen, dass sich viele das Angebot in der Vor-weihnachtszeit nicht entgehen ließen. 42 Frauen und Män-ner nahmen teil und sangen mit Klavierbegleitung Winter-, Advents- und Weihnachtslieder. Gekonnt erklangen Einstim-mungen und Zwischenspiele. Zum ersten Mal kam Walter Grafs „Esslinger Liederbuch“ zum Einsatz, das der Stadtse-niorenrat in 50 Exemplaren erworben hatte. Die begeisterte Stimmung der Singenden ließ sich an deren fröhlichen Ge-sichtern ablesen. Viele kamen sogar ohne Liederbuch zurecht. Sie hatten die Texte seit Kindertagen in Erinnerung behalten. Eine angenehme Art das Langzeitgedächtnis zu trainieren.

In der Pause reichten Helferinnen selbstgebackene Ku-chen, Plätzchen und schenkten Kaffee ein. Für Gespräche blieb reichlich Zeit. Ein besonderer Ohrenschmaus war dabei wieder Haugs Begleitmusik. So erklang unter anderem auch Leonhard Cohens „Hallelujah“.

Neben der Musik ist Gerhard Haug auch in anderen Be-reichen aktiv. So vertritt er den Stadtseniorenrat im Projekt „Auf dem Weg zu einer inklusiven Stadt“. ◄

Frühlingsliedersingen im evangelischen Gemeindezentrum Hainbachtal

KONTAKT: Stadtseniorenrat Esslingen e.V., Roland Geltz, Schelztorstraße 38, 73728 Esslingen am Neckar, Telefon: 0711 357420, E-Mail: [email protected], Web: www.ssr-es.de

Offenes Singen des Stadtseniorenratsmit Gerhard Haug

SCHWERPUNKT

„Auch in der nachberuflichen Zeit erhält mein

Tag Struktur. Das positive Feedback der Teilneh-

menden zeigt mir, dass Musik und das Singen in

der Gruppe auch die Seele berührt. Erinnerungen

an Kindheit und Jugend werden bei ihnen wach.

Dies gilt besonders für die Stunden mit den Be-

wohnerinnen und Bewohnern der Pflegeheime.“ Gerhard Haug

Seite 11

SCHWERPUNKT Ehrenamtliches Engagement

in der Museumspädagogik…… ist das, was Sie daraus machen!

KONTAKT: Effi Grimmer, Museumspädagogik der Stadt Esslingen, Pulverwiesen 21, Gärtnerhaus, 73728 Esslingen am Neckar, Telefon: 0711 3512-2951, E-Mail: [email protected]

Im Stadtmuseum im Gelben Haus, im J. F. Schrei-ber Museum und in der Villa Merkel, Galerie der Stadt Esslingen gibt es Ehrenamtliche, die die Arbeit der Museumspädagogin unterstützen, sowie eigene Ideen entwickeln und umsetzen.

In jeder Einrichtung gibt es eine Gruppe, die gemein-sam überlegt, was sie eine bestimmte Zeit lang tun will, um die Museumspädagogik zu unterstützen. Gemeinsam mit der Museumspädagogin, die alles begleitet, werden die unterschiedlichen Projekte vorbereitet und später dann auch durchgeführt.

Etwas Geschichte und Heute

Schon 1999 wurde das Projekt „Lehmfiguren im Park“ entwickelt. Kinder und Jugendliche konnten mit Lehm künstlerisch tätig werden. Seither haben die ehrenamtlich Tätigen viele Aktionen durchgeführt. So wurde „Mittelal-ter in Esslingen“ gespielt, Steinzeittechniken ausprobiert oder ein Antikensonntag organisiert. Ein aktuelles Projekt

im Stadtmuseum ist „Religionen in Esslingen – Glaube hat viele Gesichter“. Zurzeit steht auch das Thema „Flucht-Vertreibung und Asyl“ auf dem Plan. Im Schreiber Muse-um wurden schon viele liebevoll gestaltete Ausstellungen mit Originalen aus dem Archiv präsentiert, kreative Pa-pierfeste gefeiert und Papiermodelle entwickelt.

Kinder spielen Mittelalter

Besonders gerne erinnert sich Herr Weber an die mit-telalterlichen Projekte, die im Hof des Stadtmuseums

stattgefunden haben. Herr Weber erzählt vom Pro-jekt „Brezel, Linnen Fach-werkbau“, wo es um das Handwerk im Mittelalter ging: „Ich hatte ein The-ma, nämlich ‘Bauen in der Stadt‘, zusammen mit den Ehrenamtlichen vorberei-tet und nun kam die Klas-se 4a aus der Waisenhof-schule an meinen Stand. Es war zuerst etwas laut, aber als es dann anfing, wurde es still. Die Kinder haben ein Fachwerkhaus aufgebaut, einen Steinbo-gen zum Stehen gebracht und auf einem Stadtplan die wichtigsten Gebäude der Stadt platziert. Am Ende konn-ten sie sich sogar noch als Steinmetze betätigen. Das hat mir Spaß gemacht und allen Schulkindern.“

Jonas erzählt: „Wir waren mit der Klasse im Stadtmu-seum. Wir haben mittelalterliche Kleidung gekriegt und alles war wie im Mittelalter“. Die Lehrerin meinte, „Ich hoffe es findet nochmals solch eine Veranstaltung statt: so lebendig können wir das Mittelalter in der Schule sonst nicht darstellen.“

Natürlich braucht man Zeit! Aber jede und jeder in-teressiert sich für sein gewähltes Projekt. So bildet jeder Ehrenamtliche sich weiter und erfährt viel Neues - und nicht nur zur Geschichte Esslingens oder Themen der Kunst. Alle haben Freude an der Arbeit miteinander. Und wenn ein Projekt so viel Lob von den Kindern und der Lehrerin bekommt, sind wir besonders glücklich! Außer-dem machen wir Weiterbildungen, Ausflüge und auch Feste. Vielen wurde durch ihre ehrenamtliche Arbeit eine erste Berufsqualifizierung ermöglicht oder der Wieder-einstieg in das Berufsleben erleichtert. ◄

Mit der Museumspädagogin probieren Ehrenamtliche ein neues Papiermodell aus

Das Handwerk im Mittelalter - Mit Hilfe einer Eh-renamtlichen dürfen Kinder am Spinnrad Rohwolle zu einem Faden spinnen

Natürlich freuen sich die Volunteers stets über Verstärkung - vielleicht von Ihnen?

Wenn Sie Interesse an einer erfüllenden,

spannenden und ehrenamtlichen Tätigkeit im Team der Museumspädagogik haben, können Sie sich

gerne über die nächsten Termine und Treffen unverbindlich bei Effi Grimmer informieren.

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„Schwarzer Kaffee“ – bewegte Bilder sagen mehr als WorteEngagement für Geflüchtete im Containerdorf der Weststadt

KONTAKT: Angelika Neudek, Stadt Esslingen am Neckar, Amt für Soziales und Sport, Abteilung Familie, Jugend, Senioren und Bürgeren-gagement, Koordinationsstelle Bürgerengagement in der Flüchtlingsarbeit, Telefon: 0711 3512-3417, E-Mail: [email protected]

Ganz still war es geworden im Kinosaal nach dem Abspann des Filmes „Schwarzer Kaffee“. Im ersten Moment konnte niemand aus dem Publikum eine konkrete Frage formulieren, die er an den einund-dreißigjährigen Saman Bego und seinen Film hatte. Zu beeindruckend und emotional war das, was alle gerade im Kommunalen Kino gesehen hatten.

Saman Bego musste seine Heimat und seine kurdische Familie in Nordsyrien verlassen und hatte zum Jahresbe-ginn 2016 in Esslingen Zuflucht gefunden. Zunächst im Containerdorf in der Weststadt, wo er auf engagierte Mit-glieder der Initiative „Miteinander – BürgerEngagement für Asylsuchende Esslingen Innenstadt/ Weststadt“ traf. Die Initiative unterstützt Geflüchtete und versteht sich als of-fen organisierte Gruppe von Engagierten aus allen Alters-gruppen und mit unterschiedlichen beruflichen und sozia-len Hintergründen.

Je näher sie Saman Bego kennenlernten, desto mehr wurde den Engagierten klar, dass er das, was er auf der

Flucht erlebt hatte, nicht nur mit Worten, sondern auch durch die Musik seiner Saz, einer traditionellen syrischen Laute, und durch das Malen zum Teil bedrückender Bilder ausdrücken wollte. Hinzu kam, dass er sich mit seinem Fo-toapparat und einer geliehenen Videokamera in Esslingen auf den Weg machte, um seine neuen Eindrücke festzu-halten.

Doch Saman Bego wollte nicht nur seine eigene Ge-schichte erzählen, er wollte auch Verständnis schaffen für das Schicksal anderer Geflüchteter. Sein Film ‚Schwarzer

Kaffee‘, der nicht zuletzt durch Kontakte von Engagier-ten möglich wurde, zeigt daher drei Fluchtgeschichten von Menschen, die jetzt in Esslingen versuchen, sich nach Schicksalsschlägen und Verlusten eine neue Zukunft aufzu-bauen. Und der Titel ‚Schwarzer Kaffee‘? Der ist ein Symbol für ein tägliches Ritual: ein paar Schlucke von einem Ge-tränk, bitter, aber dennoch so liebgewonnen wie die Erinne-rungen an die verlorene Heimat.

Ist Unterstützung noch notwendig?

Saman konnte sich mit dem Realisieren dieses Films ei-nen kleinen Traum erfüllen und er entwickelte für sich neue Ziele. In Gesprächen mit Engagierten wurde ihm bewusst, dass der Umgang mit Medien auch eine neue berufliche Perspektive für ihn darstellen kann. Diesen Weg verfolgt er nun und ist dankbar für die viele Impulse und Hinweise, die ihm mit auf den Weg gegeben wurden.

So wie Saman geht es vielen Geflüchteten, die in Esslingen Wohnraum gefunden haben, die deutsche Spra-che erlernen und nun Pläne für ihre berufliche und private Zukunft in dem für sie neuen Land machen. Neben den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern des städtischen Sozial-dienstes Asyl / Integrationsmanagement ist die Arbeit der Engagierten wichtig und nach wie vor für viele Geflüchtete eine wertvolle Wegbegleitung. ◄

Saman Bego beim Spiel mit der Saz

SCHWERPUNKT

Eines seiner neuesten fertigen Ölbilder

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Demenz, eine Diagnose, die in Schock versetzt. Be-troffene und Angehörige gleichermaßen. Doch sie sind nicht allein: Der Verein Wohnvielfalt e.V. unter-stützt bei der Betreuung und Pflege zuhause mit un-terschiedlichen Angeboten. Oberstes Ziel ist es, nie aus den Augen zu verlieren, dass das Leben zu jeder Zeit Lebensqualität hat.

Die Angebote von Wohnvielfalt e.V. richten sich vor allem an Menschen, die gerade erst mit der traurigen Diagnose Demenz konfrontiert wurden – eine besonders schwierige Zeit für die Betroffenen selbst und ihre Familien: „Vor allem am Anfang, kurz nach der Diagnose, werden die meisten Betroffenen nur mit den Dingen konfrontiert, die sie falsch machen“, sagt die ehrenamtliche Vereinsvorsitzende Silke Hachenberg. Das reiche vom harmlosen falsch zugeknöpf-ten Hemd bis zur gefährlichen vergessenen eingeschalteten Herdplatte. Konflikte sind vorprogrammiert, völlige Erschöp-fung der Pflegenden leider keine Seltenheit.

Qualifikation der ehrenamtlich Engagierten

Doch all das muss nicht sein. „Der Verein bietet Betreu-ungsgruppen und Einzelbetreuung für Senioren mit kogni-tiven Störungen an“, sagt Hachenberg. Das Besondere ist, dass viele Ehrenamtliche für Wohnvielfalt e.V. arbeiten. Sie müssen nicht wie die Mitarbeiter eines Pflegediensts im Mi-nutentakt weiterziehen. Trotzdem wissen sie ganz genau, wie sie mit an Demenz Leidenden umgehen müssen: „Die Qua-lifikation der Ehrenamtlichen ist ein wichtiger Teil unserer Arbeit“, erklärt die Vereinsvorsitzende.

In der Schulung „Wegbegleiter für Menschen mit De-menz“ werden die wichtigsten Informationen über Demenz ebenso vermittelt wie den Teilnehmern ein kleines Pflege- und Rettungs-ABC an die Hand gegeben wird, das ihnen in kniffligen Situationen hilft. Kleines kann Großes bewirken: „Gespräche und Erinnerungen an alte Zeiten können ein Glücksgefühl auslösen; die Hilfe beim Einkaufen ist einfach

praktisch, damit am Schluss im Einkaufswagen landet, was wirklich benötigt wird“, sagt Silke Hachenberg. Sie erlebte selbst hautnah alle Höhen und Tiefen einer Demenz in der Familie und lernte, wie wichtig es ist, frühzeitig Hilfe und Un-terstützung anzunehmen.

Den Alltag erleichtern

Oft können schon kleine Veränderungen das Leben leich-ter machen. Das ist das Ziel ihres Engagements im Verein, so auch durch das neue qualifizierte Angebot „Ehrenamtliche Wohnberatung“. Eine Lampe an der richtigen Stelle, ein Wie-dererkennungszeichen an der Wohnungstür oder ein paar Möbel verrücken, bevor sie zur Stolperfalle werden.

Betreuungsgruppen schenken Zeit

Für die Engagierten stehen die Angehörigen ebenso im Mittelpunkt wie die Betroffenen: „Wir wollen ihnen Zeit schenken“, sagt Hachenberg, „denn auch die Lebensqualität von Familienmitgliedern leidet unter der Diagnose Demenz“. In den Betreuungsgruppen werden die Betroffenen unter Aufsicht einer Fachkraft versorgt, während die Angehöri-gen ein paar Stunden Zeit für Erledigungen, ein Treffen mit Freunden oder den Wocheneinkauf haben. Die Betreuungs-gruppe in Mettingen findet einmal in der Woche für drei Stunden statt. Eine gemeinsame Kaffeerunde, Spiele und Gymnastik sind die Eckpfeiler in der Gruppe, die von Ehren-amtlichen begleitet wird. Von ihrem Engagement profitieren die Ehrenamtlichen übrigens nicht nur ideell – auch eine Auf-wandsentschädigung gehört zum Konzept. ◄

Gemeinsam machen wir tolle Sachen

KONTAKT: Silke Hachenberg, WohnVielfalt e.V., Rosenstr. 63, 73733 Esslingen am Neckar, Telefon: 0711 65696032, E-Mail: [email protected], Web: www.wohnvielfalt.de

Zeit schenken für mehr Lebensqualität

Diagnose Demenz

„Prävention und Beratung sind unser Ziel.“ Silke Hachenberg

Brezeln backen gelingt uns gut!

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SCHWERPUNKT

Grüne Wiese mit Stühlen und Liegedecke, Ster-nenhimmel mit sommerlichen Temperaturen, stim-mungsvolles Ambiente und ein abwechslungsreiches Programm: das ist das „Kino auf der Burg“. Damit die Veranstaltung jedes Jahr tausende von Besucher anziehen kann, bedarf es dutzende fleißige und eh-renamtliche Helfer. Einer davon ist Marko Ehrt.

Kino hat mich schon immer fasziniert. Als ich Ende 2008 in die Region zog und mich schon mal über die kulturellen Möglichkeiten informierte, stieß ich auf das „Kino auf der Burg“, das als sommerliches Highlight angepriesen wurde. Und ich besuchte das Kommunale Kino, ohne zu wissen, dass hier die Fäden für das sommerliche Großereignis zusammen-laufen. Im folgenden Sommer, nach meinem ersten Besuch beim „Kino auf der Burg“, wurde ich dann auch Mitglied beim Kommunalen Kino e.V., einem der mitgliederstärksten Kultur-vereine in Esslingen.

Erstmals aktiv beim „Kino auf der Burg“

In jedem Sommer erreicht der Aufruf zur Mithilfe die Mit-glieder des Vereins, nur ließ mir mein damaliger Job wenig planbare Freizeit. Im Sommer 2012 änderte sich diese Situ-ation; ich meldete mich als Helfer und war beim Auf- und Abbau sowie als Platzordner dabei. Mit den Jahren vernetzte ich mich immer mehr im Verein und wurde so in die eine oder andere Arbeitsgruppe aufgenommen, die besondere Aufgaben wahrnimmt und in denen nicht nur Mitglieder des Vorstands und des Beirats agieren. Sichtungsgruppe und Musikauswahl-Team für die Burg, die Esslinger Krimitage, das monatliche Plenum… es gibt viele Möglichkeiten sich zu engagieren und Ideen einzubringen!

Die guten Filme ins Töpfchen

Bereits im Spätsommer des Vorjahres beginnt das Sichten der Filme und ab Mai die Filmauswahl für das „Kino auf der Burg“. Aus einer Vorschlagsliste werden von den Mitgliedern des Sichtungs-Teams jeweils 20 bis 30 Filme (meist gemeinsam)

angesehen und bewertet. Mehrere Abende und heiße Diskussionen später entsteht das Filmprogramm: eine Mi-schung aus verschiedenen Genres und Zielgruppen, die das vergangene Kinojahr gut abbildet.

Das Drumherum macht das „Kino auf der Burg“ zu etwas Besonderen

Kinofilme Open Air zeigen kann ja Jeder! Das „Kino auf der Burg“ hat mehrere Besonderheiten: Es gibt neben den Hochlehnenstühlen auch die Liegewiese, auf der die mitge-brachte Decke ausgebreitet wird und so bei Gruppen das ge-meinsame Erlebnis steigert. An den Gastronomieständen und der „Cinebar“ können sich die Besucher mit allerlei Leckereien verpflegen, vor dem Film gibt es Livemusik, es wird ein Film-quiz veranstaltet und meist gibt es noch eine „besondere“ Aktion mit Bezug zum Film.

Hundert fleißige Helfer

Das Ganze erfordert eine durchdachte Organisation und Logistik. Neben den Profis von Wachdienst, Verkehrsleitung, Catering, Kinotechnik und Musik sind über hundert freiwillige Helfer ehrenamtlich und teilweise nur im Hintergrund tätig! Den intensivsten Kontakt zum Publikum haben die Helfer, die an Kasse und Einlass ihren Dienst verrichten. Die Platzordner haben gegenüber den Besuchern hingegen die schwierige Aufgabe, die Einhaltung von Ordnung und Sicherheit durch-zusetzen, aber auch nicht als böse Spaßbremsen dazustehen.

Für mich ist es immer wieder schön, gemeinsam mit bis zu 3.000 Besuchern den Film unter dem Sternenhimmel zu erleben und die Resonanz auf Musik- und Filmauswahl direkt mitzubekommen. ◄

KONTAKT: Marko Ehrt, Kommunales Kino Esslingen e.V., Web: www.koki-es.de

Für das schönste Kino der WeltEhrenamtlich tätig für das Kommunale Kino Esslingen

„Ohne das ehrenamtliche Engagement der über hundert freiwilligen Mitarbeiter wäre diese Veranstaltung so nicht umsetzbar – oder um einiges teurer.“ – Marko Ehrt

Marko Ehrt - Foto Peter Esslinger

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Frau Antonin, Sie sind durch Ihr langjähriges bürger-schaftliches Engagement in Esslingen am Neckar ein bekanntes Gesicht in der Esslinger Kulturszene. Vor allem im Jazzkeller und bei aus:sicht e.V. engagie-ren Sie sich schon seit langem intensiv. Können Sie uns kurz berichten, wie der Jazzkeller, der längst eine feste Institution in Esslingen ist, ins Leben gerufen wurde?

Anfang der 1950er Jahre erhielten einige junge Leute mit dem Gewölbekeller des Bäckermeisters Hutter in der Weber-gasse einen Raum, um ihre Begeisterung für eine rebellische Musikgattung zu leben: den Jazz. Nach vielen erfolgreichen Konzerten mit berühmten Musikern wurde der Jazzkeller 1971 aus Sicherheitsgründen geschlossen. 1995 fanden sich frühere Aktivisten und neue Mitstreiter in der „Jazzkeller-Gemein-schaft“ wieder zusammen, um Jazzkonzerte mit Schwerpunkt auf modern-mainstream unter Anknüpfung an die Tradition mit zeitgemäßer Interpretation und Improvisation durchzu-führen. Bis heute ist die „Jazzkeller-Gemeinschaft“ (C. Leutner, E. Fischer, J. Volle und ich) ehrenamtlich tätig, engagiert sich für die Erhaltung des historischen Ortes und veranstaltet 10–12 Konzerte im Jahr aus der internationalen Jazzszene. Claudia Leutner pflegt sehr guten Kontakt zu den Musiker*innen und gestaltet das Konzertprogramm, ich bin für die Finanzen und die Organisation verantwortlich.

Bei ihrem Engagement im Jazzkeller liegt der Schwerpunkt also darauf, anderen Kultur anzubie-ten. Inwiefern unterscheidet sich Ihr Engagement bei aus:sicht e.V. davon?

aus:sicht e.V. ist ein Zusammenschluss von blinden, hoch-gradig sehbehinderten und sehenden Mitgliedern mit dem Ziel der Integration von Blinden und Sehbehinderten in unsere Gesellschaft. Wir vermitteln Angebote aus unterschiedlichen Bereichen an unsere Mitglieder, um ihnen Kultur zugänglich zu machen. So besuchten wir z.B. eine Aufführung mit vorheriger Bühnenbegehung im Staatstheater Stuttgart, nehmen das An-gebot für spezielle Führungen in der Kunsthalle in Karlsruhe wahr und gehen gern ins Kommunale Kino in Esslingen, das technisch hervorragend ausgerüstet ist für Filme mit Audio-deskription.

Kulturarbeit ist ja häufig auch Projektarbeit. Ist das auch im bürgerschaftlichen Engagement spürbar?

Mit unserem aus:sicht-Team sind wir in vielen Projekten tätig. Derzeit erarbeiten wir unter Leitung der Theatergruppe LOKSTOFF zusammen mit sehenden jungen Erwachsenen ei-nen Flashmop, führen Workshops mit den Jugendspielclubs der WLB durch und sind im Karl-Pfaff-Chorverband in ein in-

klusives Chorprojekt eingebunden. Wertvoll in Esslingen ist die sehr gute Vernetzung der Kultureinrichtungen, durch die wir schon einige Projekte in Kooperation durchführen konnten. So haben wir z.B. mit PODIUM Dunkelkonzerte im Kulturzentrum Dieselstrasse und im CentralTheater begleitet und beim Kino auf der Burg mit dem Kommunalen Kino Aktionen durchge-führt.

Abschließend interessiert uns, welchen Stellenwert Ihrer Meinung nach das Bürgerschaftliche Engage-ment im Kulturbereich hat.

Aus meiner Erfahrung wären ganze Bereiche im Kulturbe-reich ohne bürgerschaftliches Engagement nicht realisierbar. Konzerte im Jazzkeller würde es nicht geben, die Programm-bereiche in der Dieselstrasse werden ehrenamtlich organisiert, Kino auf der Burg könnte ohne über 100 Ehrenamtliche nicht stattfinden u.v.m.. Volunteers unterstützen hauptamtliche Mitarbeiter*innen, das Kulturamt ist offen für neue Ideen bei gleichzeitiger Sicherung von künstlerischer Qualität und kul-tureller Vielfalt: eine gute Zusammenarbeit und gegenseitige Bereicherung von Engagement und Hauptamt. ◄

Kultur lebt vom EngagementEin Interview mit Barbara Antonin

KONTAKT: Barbara Antonin, Jazzkeller-Gemeinschaft + aus:sicht e.V., E-Mail: [email protected] oder [email protected], Web: www.jazzkeller-esslingen.de oder www.aus-sicht.de

„Kultur lebt davon, dass Menschen sich engagieren.“

Barbara Antonin

Claudia Leutner (rechts) und Barbara Antonin im Jazzkeller - Foto von Wilfried Martin

SCHWERPUNKT

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Herausgeber: Stadt Esslingen am Neckar

Redaktion: Tanja Iskander (V.i.S.d.P.), Wolfgang Kirst

Gestaltung: Johannes Eich

Titelmotiv: Das Foto, Esslingen am Neckar

Druck: Digital Repro Druck GmbH, Ostfildern

Für den Inhalt der Artikel sind die jeweiligen Gruppen verantwortlich.

07/18

„Wir hätten das nicht länger machen können“Eine Streuobstwiesenbesitzerin über die Arbeit der Agendagruppe

KONTAKT: Rainer König, Ute Sebeke, Claudia Vogt, Lokale Agendagruppe Streuobstwiesen, E-Mail: [email protected], Mobil: 0151 50742396

Seit 2000 pflegt die Gruppe Grundstücke, deren Ei-gentümer sich nicht selbst kümmern können. Frau M., der eine stadtnahe Streuobstwiese in Wälden-bronn gehört, arbeitet seit langem mit der Agenda-gruppe zusammen.

Das Grundstück gehörte schon im 19. Jahrhundert den Großeltern von Frau M.. Die Großmutter hatte es ihren Eltern vererbt und als ihre Mutter starb, hat sie es zusam-men mit ihrem Mann übernommen. Ihre Mutter hatte in den 50-er Jahren einen Bekannten, der die Wiese noch mit der Sense mähte. Schon als Kind musste sie jedes Jahr ins Äpfelauflesen und ihre Eltern hatten eine Mostpres-se, in der in mühsamer Handarbeit jeden Herbst die ei-genen Äpfel zu Saft gepresst wurden. Der Saft kam dann in Fässer im Keller und reifte dort zu Most. Damals wäre es undenkbar gewesen, die Äpfel auf der Wiese verfaulen zu lassen. Als dann Frau M. und ihr Mann das Grundstück übernahmen, haben sie die Äpfel mit ihren Kindern zu-sammen aufgelesen und in der Mosterei abgeliefert. Dafür gab es dann den Saft für den Winter.

Äpfel mit Geschichte

Ein Bekannter vom Obst- und Gartenbauverein hat Frau M. beim Kauf und der Pflanzung neuer Bäume be-raten, denn einige Bäume waren zu alt. Ihr Lieblingsap-fel ist der „Öhringer“. Ein uralter Baum (dessen Äpfel sie „Mauthes“ nannten) hatte immer schon Ende August sehr saftige Äpfel, die besonders gutes Apfelmus gaben. Auch

„Brettacher“ sind Äpfel, die sich bis ins späte Frühjahr im Keller halten und sehr gut geeignet sind für Apfelkuchen.

Übergabe an die Agendagruppe

Frau M.s Mann hatte eine Herzoperation und nach eini-gen Jahren bekam er auch noch einen Herzschrittmacher, so dass er nicht mehr mähen konnte. Eine Zeit lang hat ein Freund die Bäume geschnitten, das Gras wurde unregel-mäßig gemäht. Dadurch entwickelte sich vom Nachbarn herüber eine Brombeerwildnis, der sie ohne professionelle Hilfe nicht mehr Herr wurden. Sie fanden eine Pächter-familie, die anfangs mit viel Enthusiasmus an die Arbeit ging und das Grundstück bewirtschaftete. Leider wurden ihnen die Pflanzungen durch Vandalen verwüstet und sie gaben nach zwei Jahren auf. Das war sehr schade. Durch einen Hinweis auf dem angrenzenden Grundstück wurden sie 2013 auf die Streuobstwiesengruppe aufmerksam. Ihre Freude war groß, als man ihnen mitteilte, dass ihr Stückle von der Gruppe übernommen würde. ◄

Die Agendagruppe Streuobstwiesen im Einsatz