sci_moers_einblicke_26

4
Kombination von Arbeit und Wohnen ist das große Plus Gute Kooperation und drei Sozialpädagogen bereitet die jungen Menschen auf ein selbst- ständiges Leben vor, ein Prozess der oft Jahre dauert. Der Bereich Jugendwohnen gehört zu den stark expandierenden Tä- tigkeitsfeldern im sci. „Wir bieten ne- ben Wohnraum mit Angeboten wie dem Werkstattjahr, der Ju- gendwerkstatt und re- gulären Ausbildungs- plätzen ein breites Spektrum an Mög- lichkeiten, junge Men- schen in den Arbeits- prozess zu integrie- ren,“ begründet Koor- dinator Jörg Pusch die große Nachfrage der Jugendämter. Neben der Integration in den Arbeitsprozess stehen der Umgang mit Geld und die selbstständige Be- wirtschaftung der Wohnungen im Mittelpunkt der Arbeit mit den Ju- S eit Beginn des Schuljahres ist die Moerser Justus-von-Liebig-Haupt- schule auf dem Weg zur Ganztageseinrichtung. Den Anfang machen die 26 Schülerinnen und Schüler der Klasse 5. Nach dem Unterricht bieten Sozialpädagogen des sci:moers Arbeitsgemeinschaften an, in denen Sport, Spiele oder Entspannungsübungen im Mittelpunkt stehen. sci:mitarbeiter Wolfgang Angerhausen zieht jetzt ein positives Fazit: Die Zusammenarbeit mit dem Kollegium der Schule ist gut. Im kommenden Schuljahr soll die Kooperation weiter intensiviert werden. Auch die Elternarbeit hat aus Sicht der Sozialpädagogen und Lehrkräfte großes Gewicht und wird ausgebaut. Die Eltern sollen dabei verstärkt in den Schulalltag einbezogen werden, damit sie Schule nicht als Instanz begreifen, die sich nur meldet, wenn es Schwierigkeiten gibt. Lokale Jugendämter fragen sci:jugendwohnen stark nach. Seit April ergänzen zwei Plätze für eine Inobhutnahme das Angebot. Justus-von-Liebig- Hauptschule: Für den Ganztags- unterricht arbeiten Lehrer und Sozial- pädagogen zusammen. : Ein Blicke Ausgabe Nr. 26 Juni 2008 gendlichen. Diese leben meistens zu zweit in kleinen Wohngemeinschaf- ten. Die Sozialpädagogen kommen täglich vorbei, führen Gespräche und kontrollieren natürlich, ob die Jugendlichen sich an die verein- barten Regeln halten. Gemeinsame Freizeitaktivitäten wie Badminton, Schwimmen oder Kochen stehen ebenfalls auf dem Programm. In Krisensituationen nimmt sich ein Sozialpädagoge auch zwei oder drei Tage Zeit für einen einzelnen Jugendlichen. Dann wird das akute Problem an einem Ort außerhalb von Moers in Ruhe bearbeitet. Auch zwei Plätze für eine Inobhutnahme stehen seit April im Bereich Jugend- wohnen zur Verfügung. Wenn die Jugendlichen allein leben können und eine eigene Wohnung gefunden haben übernehmen die Sozialpädagogen noch für einige Monate die Nachbetreuung. Viele ehemalige Bewohner kommen spä- ter hin und wieder auf einen Kaffee vorbei, für Jörg Pusch ein Beleg für die gute Arbeit des Teams. »Jörg Pusch: Wir schaffen berufliche Perspektiven für die Jugendlichen.« Focus F ür 30 Jugendliche zwischen 16 und 21 Jahren ist der sci:moers ihr Zuhause. Sie kommen aus Fami- lien, in denen sie aus verschiedenen Gründen nicht mehr leben können oder aus anderen Einrichtungen. Ein Team aus drei Sozialpädagoginnen

description

S eit Beginn des Schuljahres ist die Moerser Justus-von-Liebig-Haupt- Focus »Jörg Pusch: Wir schaffen berufliche Perspektiven für die Jugendlichen.« Ausgabe Nr. 26 Juni 2008 Neben der Integration in den Arbeitsprozess stehen der Umgang mit Geld und die selbstständige Be- wirtschaftung der Wohnungen im Mittelpunkt der Arbeit mit den Ju- und drei Sozialpädagogen bereitet die jungen Menschen auf ein selbst- ständiges Leben vor, ein Prozess der oft Jahre dauert.

Transcript of sci_moers_einblicke_26

Page 1: sci_moers_einblicke_26

Kombination von Arbeit und Wohnen ist das große Plus

Gute Kooperation

und drei Sozialpädagogen bereitet die jungen Menschen auf ein selbst-ständiges Leben vor, ein Prozess der oft Jahre dauert.

Der Bereich Jugendwohnen gehört zu den stark expandierenden Tä-

tigkeitsfeldern im sci. „Wir bieten ne-ben Wohnraum mit Angeboten wie dem Werkstattjahr, der Ju- gendwerkstatt und re-gulären Ausbildungs- plätzen ein breites Spektrum an Mög-lichkeiten, junge Men- schen in den Arbeits-prozess zu integrie-ren,“ begründet Koor-dinator Jörg Pusch die große Nachfrage der Jugendämter.

Neben der Integration in den Arbeitsprozess stehen der Umgang

mit Geld und die selbstständige Be-wirtschaftung der Wohnungen im Mittelpunkt der Arbeit mit den Ju-

Seit Beginn des Schuljahres ist die Moerser Justus-von-Liebig-Haupt-schule auf dem Weg zur Ganztageseinrichtung. Den Anfang machen

die 26 Schülerinnen und Schüler der Klasse 5. Nach dem Unterricht bieten Sozialpädagogen des sci:moers Arbeitsgemeinschaften an, in denen Sport, Spiele oder Entspannungsübungen im Mittelpunkt stehen. sci:mitarbeiter Wolfgang Angerhausen zieht jetzt ein positives Fazit: Die Zusammenarbeit mit dem Kollegium der Schule ist gut. Im kommenden Schuljahr soll die Kooperation weiter intensiviert werden. Auch die Elternarbeit hat aus Sicht der Sozialpädagogen und Lehrkräfte großes Gewicht und wird ausgebaut. Die Eltern sollen dabei verstärkt in den Schulalltag einbezogen werden, damit sie Schule nicht als Instanz begreifen, die sich nur meldet, wenn es Schwierigkeiten gibt.

Lokale Jugendämter fragen sci:jugendwohnen stark nach.

Seit April ergänzen zwei Plätze für eine Inobhutnahme

das Angebot.

Justus-von-Liebig-

Hauptschule:

Für den Ganztags-

unterricht arbeiten

Lehrer und Sozial-

pädagogen zusammen.

: Ei

nBl

icke

Ausgabe Nr. 26 Juni 2008

gendlichen. Diese leben meistens zu zweit in kleinen Wohngemeinschaf-ten. Die Sozialpädagogen kommen täglich vorbei, führen Gespräche und kontrollieren natürlich, ob die Jugendlichen sich an die verein-barten Regeln halten. Gemeinsame Freizeitaktivitäten wie Badminton, Schwimmen oder Kochen stehen ebenfalls auf dem Programm.

In Krisensituationen nimmt sich ein Sozialpädagoge auch zwei oder drei Tage Zeit für einen einzelnen Jugendlichen. Dann wird das akute Problem an einem Ort außerhalb von Moers in Ruhe bearbeitet. Auch zwei Plätze für eine Inobhutnahme stehen seit April im Bereich Jugend-wohnen zur Verfügung.

Wenn die Jugendlichen allein leben können und eine eigene Wohnung gefunden haben übernehmen die Sozialpädagogen noch für einige Monate die Nachbetreuung. Viele ehemalige Bewohner kommen spä-ter hin und wieder auf einen Kaffee vorbei, für Jörg Pusch ein Beleg für die gute Arbeit des Teams.

»Jörg Pusch: Wir schaffen berufliche

Perspektiven für die Jugendlichen.«

Focus

Für 30 Jugendliche zwischen 16 und 21 Jahren ist der sci:moers

ihr Zuhause. Sie kommen aus Fami-lien, in denen sie aus verschiedenen Gründen nicht mehr leben können oder aus anderen Einrichtungen. Ein Team aus drei Sozialpädagoginnen

Page 2: sci_moers_einblicke_26

ich eine sehr schlechte Handschrift habe, sind sie für mich der einzige Weg, mich schriftlich der Welt mit-teilen zu können.“ Aber Heinz Koch sieht Computer nicht nur als beque-me Arbeitshilfen: „Mich interessiert, was dahinter steckt. Deshalb schrau-be ich auch daran herum, wenn mit etwas nicht gefällt.“

Der Architekt in Heinz Koch wird im Urlaub wach: „Ich suche mir die Urlaubsziele nicht nach schönem Wetter aus, mich interessieren alte Steine.“ Deshalb zieht es ihn in die alten Städte der Bretagne oder nach Prag. Sein Glück, dass die Familie diese Vorlieben teilt.

„Ich bringe den jungen Menschen nicht nur viel bei, ich lerne auch

selbst viel von ihnen.“ Die Arbeit als Lehrer für den Stützunterricht macht Heinz Koch viel Spaß, weil ihn der Austausch mit den angehenden Malern, Gärtnern, Tischlern oder Bü-rokaufleuten ständig vor neue Situa-tionen stellt, in denen er gemeinsam mit den Jugendlichen Lösungswege finden muss. Dabei geht es längst nicht allein um Fragen zum Berufs-schulstoff. Viele der jungen Men-schen leben in belastenden privaten Situationen, haben ein Handikap oder brauchen psychologische Hilfe.

Den Weg zum sci hat der studierte Architekt Anfang der 90er Jahre über

Selbst ein mit Grafitti über-sätes Denkmal lässt Markus Wilhelm wieder wie neu zurück.

das Projekt Niederrheinroute gefun-den. Derzeit arbeitet der gebürtige Neukirchen-Vluyner als Stützlehrer in der Ausbildungsabteilung.

Seit Anfang April ist der 48-jährige daneben Qualitätsmanagementbe-auftragter des sci: „Da durch unsere projektorientierte Arbeit teils Mit-arbeiter nur wenige Jahre beim sci bleiben, sind für uns nachvollzieh-bare und dokumentierte Strukturen sehr wichtig. Meine Aufgabe ist es, diese Strukturen im engen Dialog mit den Beschäftigten ständig zu optimieren.“

Eine große Arbeitserleichterung für Heinz Koch sind Computer: „Da

seitigung von Graffitis aber auch der langfristige Schutz von Oberflä-chen. Alle erforderlichen Maschinen und Materialien bringt Markus Wil-helm selbst mit. Dazu gehören auch das für die Reinigung erforderliche Wasser sowie die Stromversorgung. Zum autarken Exueg-System gehört auch, dass nach der Reinigung das Abwasser mitgenommen wird.

Als Pluspunkt der Exuweg-Techno-logie sehen Bonewitz und Wilhelm, dass ausschließlich mit umweltver-träglichen wasserlöslichen Reini-gungsmaterialien gearbeitet wird. Und wenn die Wände graffitifrei sind, sorgt Markus Wilhelm mit ei-nem anschließend aufgetragenen Oberflächenschutz dafür, dass neue Verschmutzungen problemlos abge-

Neue Wege der Graffitientfer- nung und des Fassadenschut-

zes beschreitet der sci:integrations-betrieb: Als Franchisenehmer der bundesweit tätigen Exuweg AG hält der sci in den Kreisen Wesel und Kleve jetzt ein umfassendes Ange-bot rund um das Thema Oberflä-chenschutz bereit.

Der Leiter des sci:integrationsbe-triebes Guido Bonewitz sieht in der Zusammenarbeit mit der Exu-weg AG hervorragende Chancen, Arbeitsplätze für arbeitslose Men-schen mit Handikaps zu schaffen. Markus Wilhelm ist der erste, der beim sci davon profitiert. Mit sei-nem Fahrzeug ist er seit Anfang Februar im Kreis Wesel unterwegs. Im Mittelpunkt steht dabei die Be-

Markus Wilhelm sorgt für saubere Wändesci:integrationsbetrieb will mit professioneller Graffiti-

entfernung neue Arbeitsplätze für Menschen mit Handikap

entwickeln.

Der Architekt im sci hat jetzt das

Qualitätsmanage-ment übernommen.

Portrait

Arbeitsförderung

Heinz Koch liebt die AbwechslungDer Qualitätsmanagementbeauftragte verhilft als

Stützunterrichts-Lehrer Jugendlichen zum erfolgrei-

chen Abschluss der Berufsschule.

wischt werden können. Die Kunden erhalten somit eine professionelle Rundumlösung.

Guido Bonewitz sieht gute Möglich-keiten, mit diesem neuen Geschäfts-feld in den nächsten Jahren weitere Menschen mit Beeinträchtigungen wieder in den Arbeitsmarkt zu inte-grieren.

Page 3: sci_moers_einblicke_26

Neues Landespro-

gramm für Berufs-

schülerInnen ohne

Ausbildungsplatz.

Positive Bilanz des

sci: Vermittlungsquo-

te über 50 Prozent

Den Europäischen Compu-terpass X-Pert bietet der sci den Jugendlichen im Rahmen des Werkstatt-

jahres an.

Wenn Praktikant und Firma zusammenpassen, kann aus dem Praktikum eine Ausbil-dung werden.

Zielgruppe des Programms, das nach den Sommerferien zum dritten Mal angeboten wird, sind Schülerinnen und Schüler der Berufskollegs, die kein Ausbildungsverhältnis haben. Ihnen bietet der sci:moers eine Kom-bination aus schulischem Lernen, betrieblicher Praxis und verschiede-nen Qualifizierungsbausteinen. Ziel ist, die Chancen junger Menschen auf einen Ausbildungsplatz oder eine andere angemessene Perspek-tive deutlich zu erhöhen. Mit einer umfassenden sozialpädagogischen Betreuung stellt der sci:moers si-cher, dass auch Jugendliche, die zu Beginn der Maßnahme nicht aus-bildungsfähig sind, deutlich bessere Chancen erhalten.

Junge Menschen, die sich für das Werkstattjahr beim sci:moers ent-scheiden, machen zunächst einen Berufswahltest. Danach gehen sie mit Unterstützung von Frank Jande-ra und seinem Team auf die Suche nach einem Platz für ein Langzeit-

Werkstattjahr NRW bietet jungen Menschen neue Perspektiven

Kinder- & Jugend

Heinz Koch liebt die Abwechslung

Nachgefragt

Gute Basis für eine Entscheidung

Wir können dann auch einschätzen, ob der Jugendliche die Lehre durch-halten wird.

Herr Klebedanz, wie beurteilen Sie aus Sicht eines Praktikanten das Werkstattjahr?

Klebedanz: Ich interessiere mich schon länger für den Beruf des In-stallateurs. Hier im Praktikum lerne ich alle Bereiche kennen. Es ent-spricht durchaus dem, was ich mir vorstellt habe. Hier im Betrieb habe

Installateur Claus Rogosch sieht das

Werkstattjahr sehr positiv. Auch für

Praktikant Dennis Klebedanz überwiegen

die Vorteile.

ich mich schnell zurechtgefunden. Mit den Kollegen komme ich auch gut klar. Es gefällt mir gut hier.

Welchen Stellenwert hat die Zu-sammenarbeit mit dem sci?

Klebedanz: Herr Jandera kommt regelmäßig. Mit ihm spreche ich über die Arbeit, über die Schule und auch über Privates.

Rogosch: Es ist wichtig einen An-sprechpartner zu haben, mit dem

Herr Rogosch, welche Vorzüge hat das Werkstattjahr aus ihrer Sicht?

Rogosch: Wir bilden in unserem Betrieb seit langer Zeit aus. In den vergangenen Jahren mussten wir immer wieder die Erfahrung ma-chen, dass Jugendlichen ihre Lehre abbrechen. Das Werkstattjahr bie-tet uns mit seiner langen Prakti-kumszeit die Möglichkeit, genau zu sehen, ob der Jugendliche für den Beruf des Installateurs geeignet ist.

Ein neues arbeitsmarktpolitisches Instrument der Landesregierung

entwickelt sich zu einem Erfolg: Das Werkstattjahr. sci:fachbereichsleiter Frank Liebert und der pädagogische Mitarbeiter Frank Jandera zie-hen eine positive Zwischenbilanz: Von den 22 Teilnehmerinnen und Teilnehmern des Werkstattjahres 2006/2007 wurde für 16 eine kon-krete Perspektive entwickelt. Auch in der zweiten Auflage mit insge-samt 55 Teilnehmenden geht der sci von einer Erfolgsquote von deutlich über 50 Prozent aus.

Für sie ist das Werk-stattjahr ein Gewinn:

Dennis Klebedanz und Claus Rogosch

praktikum. Dabei vermittelt der sci die Teilnehmerinnen und Teilnehmer nur an Betriebe, die auch ausbilden. Oft sind dies kleine Betriebe mit so-zialem Bewusstsein und familiärem Klima. Für die Jugendlichen, häufig

aus schwierigen Familienverhältnis-sen, ermöglicht dieses betriebliche Umfeld positive Lernerfahrungen und stärkt ihr Selbstbewusstsein. So ergibt sich im Idealfall die Möglich-keit, dass der Praktikumsbetrieb für den Jugendlichen zum Ausbildungs-betrieb wird.

Neben zwei bis drei Tagen im Be-trieb sind die Praktikanten, je nach schulischem Abschluss, ein bis zwei Tage im Berufskolleg. Inzwischen haben in Moers zwei Berufskollegs für sie eigene Klassen eingerich-tet. Dies sieht Frank Jandera als Voraussetzung für eine optimale Förderung. Hier wird jetzt auch die Möglichkeit des Erwerbs des Haupt-schulabschlusses angeboten, über den rund ein Drittel der Programm-teilnehmerinnen und –teilnehmer nicht verfügt.

Neben dem Betriebspraktikum sorgen auch verschiedene Qualifi-zierungsbausteine für verbesserte Arbeits- und Lebensperspektiven. Dazu gehören unter anderem der Europäische Computerpass X-Pert oder ein Kurs rund um gesunde Er-nährung und Kochen.

Ein Beweis für die Qualität der Ar-beit des sci:moers ist die große Nachfrage nach den Plätzen für das nach den Sommerferien beginnende neue Werkstattjahr. Viele Jugend-liche, die mit Teilnehmerinnen und Teilnehmern des Werkstattjahres gesprochen haben, melden sich beim sci. In einer kleinen Großstadt wie Moers hat Mund-zu-Mund-Propaganda noch einen hohen Stel-lenwert.

man offene Fragen schnell klären kann. Wir können uns gut vorstel-len, im nächsten Jahr wieder einen Jahrespraktikanten aufzunehmen.

Herr Rogosch, Herr Klebedanz, wir danken Ihnen für dieses Ge-spräch.

Page 4: sci_moers_einblicke_26

Kurz & Knapp

Im Dezember 2007 wurde, unter dem Dach der Stiftung Deutsche Eisenbahn, die Stiftung Historischer Eisenbahnpark Niederrhein gegrün-det, zu deren Gründungsstiftern der sci:moers gehört. Es sollen die Restaurierungsarbeiten an his-torischen Fahrzeugen, die in den sci:arbeitsprojekten am Reitweg in den vergangenen Jahren bereits re-alisiert wurden, weitergeführt und ausgebaut werden, so Stiftungs-vorstand Karl-Heinz Theußen.

Eisenbahnstiftung gegründet

Tummelferien international

Spielbetreuer aus der ganzen Welt werden auch in diesem Jahr bei den Tummelferien, die der sci:moers Ende Juni für drei Wo-chen durchführt, dabei sein. Die internationalen Freiwilligen woh-nen im sci:jugendsozialzentrum an der Barbarastraße. Tagsüber leisten sie an den Spielpunkten in Eick-West und in Meerbeck tat-kräftige Unterstützung.

Kinderakademie in Meerbeck

Friedensarbeit in der Toskana

Am 12. August 1944 haben deutsche SS-Einheiten das toskani-sche Dorf Sant’Anna di Stazzema zerstört und rund 560 Einwohner ermordet. Jugendliche des sci werden dort im Rahmen eines Friedenscamps Wege anlegen, Grünanlagen pfle-gen und Hinweistafeln gestalten. Unser Foto zeigt die sci:mitarbeiter

50 Kinder im Kindergarten- und Grundschulalter verwandelten wäh- rend der Osterferien das sci:jugend-sozialzentrum in die 1. Kinderakade-mie. In sieben Workshops beschäf-tigen sich die Kinder mit Musik und Kunst. Gemeinsam mit „Stadtmu-sikerin“ Angelika Niescier und an-deren Fachleuten arbeiteten die jungen Künstlerinnen und Künstler engagiert an ihren Projekten, die sie zum Abschluss stolz ihren Eltern präsentierten.

Herausgeber: sci:moers gGmbH Gesellschaft für Einrichtungen und Betriebe sozialer Arbeit Kirschenallee 35 47443 Moers Telefon 02841/9578-0 Telefax 02841/957878 eMail: [email protected]

V.i.S.d.P.: Karl-Heinz Theußen (Geschäftsführer)

Redaktion: Christoph Baldy

Gestaltung und Produktion: Agentur Berns Steinstraße 3, 47441 Moers www.agenturberns.de

Wer ist der Service Civil International? Der Service Civil International wurde 1920 von dem Schweizer Pierre Ceresole gegründet. Ceresole lehnte jeglichen mi-litärischen Dienst ab. Stattdessen wollte er durch freiwillige Arbeit an gemein- nützigen Projekten solidarisch,den Frieden unterstützen. In Esnes, in der Nähe von Verdun in Frankreich, fand der erste Einsatz von Freiwilligen aus Deutschland, Frankreich und der Schweiz statt. Sie halfen mit, die im Krieg zer-störte Stadt wieder aufzubauen. Heute ist der SCI in 25 Ländern weltweit als Friedensbewegung organisiert. Seine Aufgaben sind vielfältig, sie reichen von der Förderung von Verständnis und Solidarität zwischen Menschen bis zu gemeinnützigen Projekten und Arbeiten im Naturund Umweltschutz. Obers-tes Gebot ist die Integration von sozial benachteiligten Gruppen.

Impressum

Aktuelle Projekte

„Wir versuchen in die Köpfe zu kommen“

Räuberische Erpressung, Dieb-stahl, Drogendelikte – das Spek-

trum der Straftaten, die die Teil-nehmer an der sozialen Gruppen-arbeit mit dem Schwerpunkt Er-lebnispädagogik verübt haben, ist so vielfältig wie die jungen Leute selbst. Deshalb suchen die beiden sci:erlebnispädagogen Jenny Steen-breker und Wolfgang Angerhausen für diese jungen Menschen individu-elle Wege zu einem straffreien Le-ben. Mit der regelmäßigen Teilnah-me können die Jugendlichen andere Sanktionen vermeiden.

sci erprobt Erlebnispädagogik als Weg zu

Einstellungs- und Verhaltensänderungen

bei jugendlichen Straftätern

Der erste Termin Anfang April auf einem Zeltplatz diente dem Kennen-lernen, umfasste aber auch eine Drop-Out-Einheit. Die Jugendlichen wurden in der Umgebung ausgesetzt und mussten den Weg zurück finden. Dazu war die Kontaktaufnahme mit Unbekannten erforderlich. Zusätzli-che Schwierigkeit: Die Jugendlichen bekamen ein rohes Ei mit auf den Weg und sollten es gekocht zurück-bringen. „Die Jugendlichen sollen ihre Angst, andere Menschen anzu-sprechen, überwinden. Gelingt dies, wird das Selbstwertgefühl gestärkt,“ beschreibt Wolfgang Angerhausen das Ziel.

Mit der individuellen Vereinbarung von Teilzielen sorgen Wolfgang An-gerhausen und Jenny Steenbreker dafür, dass sich die Jugendlichen auch zwischen den Treffen mit ih-rem Verhalten auseinandersetzen. Vereinbarungen können sein, wieder regelmäßig zur Schule zu gehen, So-zialstunden abzuleisten oder auch sich von den Menschen, mit denen es in der Vergangenheit Ärger gab, fernzuhalten. „Wir wollen mit den Teilzielen in die Köpfe der jungen Menschen hineinkommen, auch in der Zeit zwischen unseren gemein-samen Treffen. Diese individuellen Aufgaben stärken das Selbstwertge-fühl,“ erläutert Angerhausen.

Inzwischen übten die Jugendlichen im Hochseilgarten in Xanten Ängs-te zu überwinden, Gefahren einzu-schätzen und sich auf andere Men-

schen zu verlassen. Eine Kanutour auf der Lippe, ein Gespräch mit ei-nem Polizisten und ein Wochenen-de in der Eifel mit Übernachtung im Wald stehen noch bis Ende Juni auf dem Programm.

Für eine Bilanz ist es zu früh, aber Wolfgang Angerhausen gibt sich vorsichtig optimistisch: „Verhaltens-änderungen scheinen möglich. Die Jugendlichen bekommen Denkanre-gungen und fangen vielleicht zum ersten Mal an, ihre Straftaten kri-tisch zu sehen.“

Gemeinsam mit dem Lehrstuhl für Erlebnispädagogik der Universität Duisburg-Essen wird der sci den ersten Zyklus auswerten und nach Optimierungsmöglichkeiten für die 2. Auflage suchen, die von der Univer-sität wissenschaftlich begleitet wird.

Ängste überwinden, Gefahren einschät-

zen, anderen ver-trauen, das lernen

die Jugendlichen im Hochseilgarten.

Frank Liebert und Helmut Perlitz in der Gedenkstätte mit Enrico Pieri und Enio Marcini, zwei Überleben-den. Einige Täter leben bis heute von der Justiz unbehelligt – unter anderem in Krefeld.