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: Ein Blicke Ausgabe Nr. 31 Dezember 2010 Lernen aus der Geschichte Frank Liebert in Geschäftsführung berufen Gruppen zusammengetrieben, in die man dann Handgranaten warf und mit Maschinengewehren schoss. Nur wenige Dorfbewohner konnten dem grausamen Treiben entkommen. Einer von ihnen ist Enrico Pieri, da- mals ein kleiner Junge. Er hat an der Stelle des fast völlig zerstörten Dorfes ein Museum und eine Gedenkstätte mit aufgebaut. Bei der Vollendung der Stätte wird er auch von Jugend- lichen aus der Jugendwerkstatt des SCI unterstützt. Insgesamt vier Mal sind bereits Jugendliche in die Tos- kana gereist, um ein Friedenscamp an der Gedenkstätte durchzufüh- ren – und um sich von Pieri und anderen etwas über die Geschichte des Ortes erzäh- len zu lassen. In diesem Jahr arbeiteten die jungen Leute mit ihrem Werkpädagogen Helmut Perlitz an zwei Sitz- bank-Garnituren, die auf dem Rundweg an der Gedenkstät- te aufgestellt wurden. Über die bisher geleisteten Arbeiten hinaus ist die Hil- fe der Jugendwerkstatt in diesem Jahr zur offiziellen F rank Liebert ist seit über 20 Jah- ren beim SCI:Moers, leitet seit vielen Jahren den Fachbereich Kin- der- und Jugendhilfe und spielt auch sonst eine wichtige Rolle beim SCI. Vor kurzem ist der 55-Jährige nun auch als stellvertretender Geschäftsführer in die Geschäftsführung aufgestiegen. Neben Karl-Heinz Theußen und Wolfgang Schur kann er nun den SCI:Moers zeichnungsberechtigt nach außen vertreten. Die Jugendwerkstatt des SCI hat die Patenschaft für eine Gedenkstätte in dem Ort Sant’Anna di Stazzema in der Toskana übernommen. Das Erinnern an ein grausames Massaker der SS im Sommer 1944 ist ein Teil der Aufgabe. Ein anderer ist es, die Jugendlichen in ihrer Entwicklung zu fördern. Patenschaft geworden, beurkun- det durch eine Vereinbarung mit dem Landschaftsverband Rheinland (LVR) und der Gemeinde Sant’ Anna. Der LVR setzt sich für die Gedenk- stätte schon seit einigen Jahren ein. „Für uns hat dieses Engagement ei- nen sehr hohen Stellenwert“, erklärt Dieter Göbel vom Fachbereich Ju- gend des Landschaftsverbandes: „Es sind ja gleich drei Aspekte, die hier wirken: die politische Bildung, die Förderung sozial benachteiligter Ju- Focus G eschichte kann schockierend sein, sie kann bilden, sie kann etwas bewegen. Für die Jugend- lichen aus der Jugendwerkstatt des SCI:Moers, die in Sant’ Anna di Stazzema an einem Friedens- camp teilgenommen haben, kommt das eine zum anderen. Der Teil, der immer noch schockiert, ist die Ge- schichte eines Ereignisses an einem Tag im August 1944: Damals hatten SS-Truppen in dem Dorf in der Tos- kana ein abscheuliches Kriegsver- brechen an Zivilisten verübt. Mehr als 500 Menschen wurden getötet, die meisten von ihnen Frauen und Kinder. Die Dorfbewohner wurden in gendlicher und das Weitertragen des europäischen Gedankens.“ Während internationale Jugendarbeit sonst nur Gymnasiasten vorbehalten sei, öffne die Patenschaft mit der Ju- gendwerkstatt des SCI auch einmal anderen Zielgruppen diese Tür. Auch aus Sicht des SCI ist der Lern- effekt für die Teilnehmer ganz wich- tig: „Die Jugendlichen können hier praktische Erfahrungen sammeln, aber ihnen wird auch Geschichts- bewusstsein vermittelt“, sagt Frank Liebert, der die Jugendarbeit beim SCI verantwortet. Ihm wäre es am liebsten, wenn sich aus der Paten- schaft ein regelmäßiger Jugend- austausch entwickeln würde. In diesem Jahr ist bereits eine Gruppe italienischer Jugendlicher in Moers gewesen. Und für den Herbst 2011 ist ein weiteres Friedenscamp in der Toskana geplant. Die praktische Arbeit ist der eine, die politische Bildung der vielleicht sogar wichtigere Teil der Aufgabe: Jugendliche aus der Jugendwerkstatt bei Wegearbeiten und bei einer Führung durch die Ge- denkstätte mit dem Sohn von Enrico Pieri (oben). Enrico Pieri, einer der wenigen Über- lebenden, hat die Gedenkstätte mit aufgebaut. Hier betrachtet er eine Stele für Literaturnobelpreisträger Giosue Carducci, an der die Jugendlichen des SCI mitgearbeitet haben.

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Einblicke 31

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Ausgabe Nr. 31 Dezember 2010

Lernen aus der Geschichte

Frank Liebert in Geschäftsführung berufen

Gruppen zusammengetrieben, in die man dann Handgranaten warf und mit Maschinengewehren schoss.

Nur wenige Dorfbewohner konnten dem grausamen Treiben entkommen. Einer von ihnen ist Enrico Pieri, da-mals ein kleiner Junge. Er hat an der Stelle des fast völlig zerstörten Dorfes ein Museum und eine Gedenkstätte mit aufgebaut. Bei der Vollendung der Stätte wird er auch von Jugend-lichen aus der Jugendwerkstatt des SCI unterstützt. Insgesamt vier Mal sind bereits Jugendliche in die Tos-kana gereist, um ein Friedenscamp an der Gedenkstätte durchzufüh-

ren – und um sich von Pieri und anderen etwas über die Geschichte des Ortes erzäh-len zu lassen. In diesem Jahr arbeiteten die jungen Leute mit ihrem Werkpädagogen Helmut Perlitz an zwei Sitz-bank-Garnituren, die auf dem Rundweg an der Gedenkstät-te aufgestellt wurden.

Über die bisher geleisteten Arbeiten hinaus ist die Hil-fe der Jugendwerkstatt in diesem Jahr zur offiziellen

Frank Liebert ist seit über 20 Jah-ren beim SCI:Moers, leitet seit

vielen Jahren den Fachbereich Kin-der- und Jugendhilfe und spielt auch sonst eine wichtige Rolle beim SCI. Vor kurzem ist der 55-Jährige nun auch als stellvertretender Geschäftsführer in die Geschäftsführung aufgestiegen. Neben Karl-Heinz Theußen und Wolfgang Schur kann er nun den SCI:Moers zeichnungsberechtigt nach außen vertreten.

Die Jugendwerkstatt des SCI hat die Patenschaft für eine Gedenkstätte in dem Ort Sant’Anna di

Stazzema in der Toskana übernommen. Das Erinnern an ein grausames Massaker der SS im Sommer 1944

ist ein Teil der Aufgabe. Ein anderer ist es, die Jugendlichen in ihrer Entwicklung zu fördern.

Patenschaft geworden, beurkun-det durch eine Vereinbarung mit dem Landschaftsverband Rheinland (LVR) und der Gemeinde Sant’ Anna. Der LVR setzt sich für die Gedenk-stätte schon seit einigen Jahren ein. „Für uns hat dieses Engagement ei-nen sehr hohen Stellenwert“, erklärt Dieter Göbel vom Fachbereich Ju-gend des Landschaftsverbandes: „Es sind ja gleich drei Aspekte, die hier wirken: die politische Bildung, die Förderung sozial benachteiligter Ju-

Focus

Geschichte kann schockierend sein, sie kann bilden, sie kann

etwas bewegen. Für die Jugend-lichen aus der Jugendwerkstatt des SCI:Moers, die in Sant’ Anna di Stazzema an einem Friedens-camp teilgenommen haben, kommt das eine zum anderen. Der Teil, der immer noch schockiert, ist die Ge-schichte eines Ereignisses an einem Tag im August 1944: Damals hatten SS-Truppen in dem Dorf in der Tos-kana ein abscheuliches Kriegsver-brechen an Zivilisten verübt. Mehr als 500 Menschen wurden getötet, die meisten von ihnen Frauen und Kinder. Die Dorfbewohner wurden in

gendlicher und das Weitertragen des europäischen Gedankens.“ Während internationale Jugendarbeit sonst nur Gymnasiasten vorbehalten sei, öffne die Patenschaft mit der Ju-gendwerkstatt des SCI auch einmal anderen Zielgruppen diese Tür.

Auch aus Sicht des SCI ist der Lern-effekt für die Teilnehmer ganz wich-tig: „Die Jugendlichen können hier praktische Erfahrungen sammeln,

aber ihnen wird auch Geschichts-bewusstsein vermittelt“, sagt Frank Liebert, der die Jugendarbeit beim SCI verantwortet. Ihm wäre es am liebsten, wenn sich aus der Paten-schaft ein regelmäßiger Jugend-austausch entwickeln würde. In diesem Jahr ist bereits eine Gruppe italienischer Jugendlicher in Moers gewesen. Und für den Herbst 2011 ist ein weiteres Friedenscamp in der Toskana geplant.

Die praktische Arbeit ist der eine, die politische Bildung der vielleicht sogar wichtigere Teil der

Aufgabe: Jugendliche aus der Jugendwerkstatt bei Wegearbeiten und bei einer Führung durch die Ge-

denkstätte mit dem Sohn von Enrico Pieri (oben).

Enrico Pieri, einer der wenigen Über-lebenden, hat die Gedenkstätte mit

aufgebaut. Hier betrachtet er eine Stele für Literaturnobelpreisträger Giosue

Carducci, an der die Jugendlichen des SCI mitgearbeitet haben.

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Vor kurzem hat die Niederrheinerin (ihren Nachnamen spricht man übri-gens „Holthüsen“), die in Meerbusch-Osterath wohnt, ihr berufliches Spek-trum noch einmal erweitert, indem sie sich zur Suchtberaterin fortbilden ließ. „Manche von unseren Klienten haben Doppeldiagnosen, zum Beispiel mit Alkoholproblemen oder selbst-verletzendem Verhalten“, erläutert sie, „die Fortbildung hilft mir, damit richtig umzugehen.“ Auf die Frage, ob das nicht auch für sie belastend sei, antwortet die ruhige, überlegte Sozi-alpädagogin sehr bewusst: „Natürlich muss man auch bestimmte Grenzen erkennen, aber diese Art von Erkran-kungen sind für mich einfach auch Teil des Lebens.“

chen geht das sogar bis zur Verwahr-losung“, erzählt Andrea Holthuysen. Ihre Aufgabe sei es dann aber nicht, diesen Menschen den Haushalt zu machen, sondern ihnen zuzuspre-chen, sie anzuleiten, Hemmschwel-len zu überwinden. „Wir begleiten die Leute zum Beispiel bei schwie-rigen Behördengängen, helfen beim Einkaufen, sprechen mit Ärzten und Therapeuten.“ Meist sind es pro Person zwei bis vier Stunden pro Woche, die mit Mitteln des Land-schaftsverbands Rheinland geleistet werden können.

„Früher hätte ich mir so einen Job nicht vorstellen können“, sagt And-rea Holthuysen, die nach der Schu-le eigentlich eine Ausbildung zur Erzieherin gemacht hatte. Danach arbeitete sie sechs Jahre in ei-nem Düsseldorfer Kindergarten, als Gruppenleiterin und zuletzt auch als stellvertretende Leiterin. „Bis ins hohe Alter als Kindergärtnerin zu arbeiten war für mich aber keine Option“, erklärt sie – also habe sie ihr Abitur nachgeholt und an der Fachhochschule Düsseldorf Sozial-pädagogik studiert. Danach war sie als Honorarkraft für den Sozialver-ein katholischer Männer in Krefeld tätig, bis sie Mitte 2007 ins Team des SCI:Moers wechselte.

Die Enttäuschung war im ersten Moment groß: Das Land Nord-

rhein-Westfalen wird zumindest vorerst nicht die Idee unterstützen, am linken Niederrhein einen Eisen-bahn-Erlebnispark zu schaffen. Mit-tel aus dem Tourismuswettbewerb Erlebnis.NRW wird es also nicht geben – aber entmutigen lassen wollen sich die Macher keineswegs:

Die Dampf:Welt-Idee rollt weiterDer Eisenbahn-Erlebnispark soll auch ohne

Landesförderung verwirklicht werden.

Hilfe zur Selbsthilfe: Andrea Holthuysen (links) und Kolleginnen erledigen beim Ambulant betreuten Wohnen

nicht die Hausarbeit – aber sie leiten dazu an.

Die Zwergenburg von Moers

Initiative

Portrait

Helfen über HemmschwellenAndrea Holthuysen ist eine von fünf

Kräften beim Ambulant betreuten Wohnen

des SCI. Sie hat sich ganz bewusst da-

für entschieden, tagtäglich Menschen mit

psychischen Erkrankungen zur Seite zu.

stehen.

„Wir werden jetzt ganz intensiv nach neuen Gleisen der Finanzierung su-chen“, sagte Projektleiter Bernd Böing, nachdem der negative Jury-entscheid bekannt wurde. Die Initi-atoren, also der SCI:Moers und die Stiftung Historischer Eisenbahnpark Niederrhein (SHEPN), wollen nun zusammen mit dem Kölner Institut für Freizeit- und Tourismusberatung

IFT ausloten, welche Alternativen für eine solide Finanzierung bestehen.

Die Idee hinter der Dampf:Welt, hin-ter die sich auch Landrat Dr. Ansgar Müller und die Bürgermeister der Re-gion gestellt hatten, bleibt auch ohne NRW-Förderung charmant: Vom al-ten Güterbahnhof in Moers-Rhein-kamp aus, wo der SCI schon heute alte Eisenbahnen restauriert, soll sich ein großer und mit anderen Bahnhö-fen vernetzter Erlebnispark entwi-ckeln, der Familien und Bahnfreunde

von weither anlockt. Durch die Dampf:Welt könnten zudem mehrere Dutzend neue Arbeitsplätze und er-hebliche Folgeeinnahmen für die be-teiligten Kommunen entstehen. Als Attraktionen geplant sind unter an-derem ein Schlafwagenhotel, eine Lokfahrschule und andere interaktive Erfahrungsstationen geplant.

Eine schöne Website, auf der man weitere Informationen erhält, hat das Projekt übrigens schon: www.dampf-welt.com.

zugute, „dass ich vor psychischen Problemen keine Angst habe“.

Andrea Holthuysen ist eine von fünf Kräften, die beim SCI im Bereich Ambulant betreutes Wohnen ar-beiten. Ansässig ist dieser Dienst in der Donaustraße 24g mitten in der Meerbecker Kolonie. Von hier aus rückt das Team aus, um Menschen mit Depressionen, Psychosen, Per-sönlichkeits- oder Angststörungen beim Bewältigen des Alltags zu un-terstützen. „Vielen Depressiven fehlt der Antrieb, etwas zu tun, bei man-

Warum sucht sich jemand die Aufgabe aus, sich jeden Tag

um psychisch erkrankte Menschen zu kümmern? Andrea Holthuysen, die genau dies beruflich tut, hat sich diese Frage auch schon oft gestellt. Herausgekommen sind eigentlich mehrere Antworten. „Einerseits steckt dahinter eine gewisse Faszi-nation, psychische Probleme verste-hen zu lernen“, sagt die 35-jährige Diplom-Sozialpädagogin. Außerdem habe sie schon immer eine star-ke Helfer-Motivation gehabt. Und schließlich, sagt sie, komme es ihr

Stehen hinter der Dampf:Welt-Idee: Georg Beyers (SHEPN),

Projektleiter Bernd Böing, Landrat Dr. Ansgar Müller so-wie SCI-Geschäftsführer Karl-Heinz Theußen (von links) bei der ersten Präsentationsfahrt.

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Der Integrative Kindergarten des SCI

bekommt demnächst einen tollen Anbau

für zwanzig Knirpse unter drei Jahren.

Richtfest von den Mitarbeiterinnen und vielen Eltern mit ihren Kindern gefeiert wurden. Traditionell stellte dabei der Polier die Frage: „Nun fra-ge ich den Bauherrn vor aller Welt, wie ihm sein neues Heim gefällt?“ Worauf SCI-Geschäftsführer Karl-Heinz Theußen ehrlich sagen konnte: „Gut!“ Für die Kinder indes waren da die nackten Räume noch nicht der heimelige Ort, der hier demnächst

Die Zwergenburg von Moers

Kinder

Positives Fazit der ersten Saison

Gebiet immer genug NiederrheinRä-der im Haus haben. Und das Gebiet ist immens: Es erstreckt sich von der holländischen Grenze (im Norden Kranenburg, im Süden Brüggen) bis nach Duisburg im Norden und zur Zollfeste Zons im Süden.

Insgesamt 55 Verleih- und Service-stationen sind flächendeckend über die Region verteilt und bieten 1.000 einheitlich gestaltete Fahrräder an. In der ersten Saison, also allein zwischen März und Oktober, sind

NiederrheinRad: Guido Bonewitz und Carsten Lehmann

sind mit der Nutzung sehr zufrieden. Es ist aber auch

noch Potenzial für viele weitere Radausleihen da.

insgesamt über 10.000 Mal Nieder-rheinRäder ausgeliehen worden. „Ich glaube, dass es da noch Luft nach oben gibt“, sagt Guido Bonewitz. Die derzeitige Nutzung garantiere aber schon, was dem SCI:Moers natur-gemäß besonders am Herzen liegt: Der Vollzeit-Arbeitsplatz , der durch das NiederrheinRad geschaffen wur-de, ist gesichert. Mitarbeiter Carsten Lehmann wird auch in den nächsten Jahren den Transportwagen des Sys-tems führen und dafür sorgen, dass die Touristen am Niederrhein stets

Die erste Saison des Fahrrad-Verleihsystems „Niederrhein-

Rad“ ist vorüber – und die Mitarbei-ter des SCI:Moers begeistert: „Das Angebot wird sehr gut angenom-men, die Startschwierigkeiten sind überwunden“, sagt Guido Bonewitz, der auf Seiten des SCI das Projekt leitet. Von seiner Zentrale am Moer-ser Bahnhof aus wird der gesamte Fahrradpool des Systems verwaltet und die Logistik gesteuert. Das Team des SCI:Moers sorgt so dafür, dass die Verleihstationen im gesamten

thronen wird. Im Bau nebenan, ih-rem Kindergarten, muss Leiterin Christine Joliet momentan noch im-provisieren, um zum Beispiel schon gelieferte Gymnastikmatten für die Zwergenburg unterzubringen. Das bewerkstelligt die erfahrene Kin-dergartenleiterin jedoch ohne Pro-bleme, zumal sie weiß: „Wir haben zwar schon viel vorgeplant, aber es gibt auch Dinge, die wir auf uns zukommen lassen müssen – das ist im Prinzip wie beim Wohnhausbau.“ Mit dem „alten“ Kindergarten, ge-legen direkt neben der Sporthalle Kirschenallee in Meerbeck, wird der Neubau mit einem eigenen Durch-gang verbunden. Die 300 Quadrat-meter Nutzfläche der Zwergenburg verteilen sich auf zwei Gruppen-räume für jeweils zehn Kinder, dazu

kommen zwei Schlafräume und ein Mehrzweckraum, der zugleich als Ort für die Bewegungstherapie dient. Alle 20 Plätze in der neu-en Einrichtung sind sogenannte 35-Stunden-Plätze, die Betreu-ungszeiten sind von 7.30 Uhr bis 14.30 Uhr. Da die Zwerge in ihrer Burg auch zu Mittag essen, gibt es neben Toiletten- und Wickelräumen auch jeweils eine Kochzeile. „Die Kinder bekommen bei uns jeden Tag frisch gekochte Speisen“, verspricht Einrichtungsleiterin Christine Joliet, die auch schon zwei Köchinnen ver-pflichtet hat. Auch die Gruppenlei-terinnen stehen bereits fest. Wann sie den kleinen Zwergen allerdings erstmals die Tellerchen füllen dür-fen, ist noch offen: Christine Joliet könnte sich sogar schon den März als Starttermin vorstellen.

und überall funktionsfähige Räder vorfinden. Zusätzlich zum Lieferwa-gen, der zugleich als mobile Werk-statt fungiert, stehen ihm dabei zwei Anhänger zur Verfügung – auf denen wie in der Werbung die Niederrhein-Räder nur so vom Himmel fliegen.

Trotz Tausenden von Buchungen und Abertausenden von Kilometern,

die mit den grasgrünen Gazellen bereits im Premierenjahr absol-viert wurden, verzeichnet der vom SCI:Moers liebevoll betreute Rad-park übrigens noch keinen einzigen Ausfall. Guido Bonewitz freut sich: „Bis jetzt wenigstens haben wir im-mer nur Kleinigkeiten zu reparieren gehabt – ein Rahmen ist uns noch nie gebrochen!“

Der Lieferwagen, mit dem Carsten Lehmann täglich unterwegs ist, trägt sowohl die Signatur des NiederrheinRads als auch die des SCI:Moers.

Burgcharakter hat. An drei Ecken des länglichen Gebäudes ragen Tür-me empor, und die lange Seite der Zwergenburg erscheint wenigstens in der Planskizze des Architekten-büros Reese fast wie eine Bastion. Derzeit allerdings ist der Burgcha-rakter noch nicht wirklich zu sehen. Was man schon erkennt, das sind die Grundfesten, die kürzlich beim

Was könnte es Schöneres geben für Kinder, als den ganzen Tag

in einer Burg herumzutollen? Zwan-zig Knirpse unter drei Jahren werden das ab nächstem Frühjahr in Moers in der „Zwergenburg“ tun können. Der SCI:Moers ist nämlich schon fast am Ziel mit dem Plan, seinen Integrativen Kindergarten in der Kirschenallee um einen Anbau zu erweitern, der tatsächlich ein wenig

Bunter Richtkranz: Zusammen mit den Handwerkern, SCI-Chef Karl-Heinz Theußen und Kindergarten-Leiterin Christine Joliet

freuen sich die Kindergartenkinder schon auf die neue Burg.

Arbeitsförderung

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Mehr Menschen in der Mattheck und im Josefsviertel aufs Fahrrad bringen soll das Projekt „MaJo-Bike“, das im Nachbarschafts-haus des SCI:Moers angesiedelt ist. Es bietet eine mobile Fahrradwerkstatt namens „Bike Doc“ (im Bild Peter Neumann mit Projektlei-terin Therese Ziegler), kostenlose Verkehrssi-cherheitschecks sowie Kurse und Veranstal-tungen. Dazu gehören beispielsweise Sicherheitstrainings und Pannenkurse. Außerdem gibt es einen „MaJo-Bike Kids Club“ mit spannenden Aktionen rund ums Fahrrad wie Slalom-Geschicklichkeitskursen oder gemeinsamen Radtouren und Nachtfahrten. Bei MaJo-Bike kann man sich auch ein Fahr-rad leihen. Die Gebühren sind mit acht Euro pro Monat (Kinder) bzw. zwölf Euro (Erwachsene) sehr moderat. Weitere Infos unter Tel. 8870527 oder un-ter www.majo-bike.de.

Weil es 2010 so gut geklappt hat, wird der SCI:Moers auch 2011 am Weltkindertag zwei große Kinder-feste organisieren, eines in Moers auf der Rheinpreußenhalde, eines in Kamp-Lintfort auf dem Freizeitge-lände am Pappelsee. Übernommen hat er diese Aufgabe von den Niederrheinischen Berg- und Wanderfreunden e.V., die von 2006 bis 2009 vier Mal ein solches Fest ausrichteten. Zusam-men mit der Vereinsvorsitzenden Monika Kositzki richtet nun der SCI diese Veranstaltungen für über 2000 Schüler aus. Während des Festes können sie an über 35 Spielstationen Geschicklichkeits- oder Wissensspiele kennen lernen oder sich am Stand der UNICEF über Kinderrechte informieren. Die Betreuung ist übrigens so geregelt, dass die Schüler der weiterführenden Schulen sich um die der Grundschulen kümmern. Auf diese Weise können sie zugleich lernen, wie man Verantwortung für andere übernimmt.

MaJo-Bike ist losgeradelt

SCI organisiert Feste am Weltkindertag

Figuren verkörpern Zukunftswünsche

Azubis radelten im Fernsehen

Jugendliche selbst zu befragen, wie sie sich ihre Zukunft vorstellen – das ist die Grundidee der Kampagne „Gene-ration Zukunft“. Konkret haben dabei Jugendliche lebensgroße Figuren mit eigenen Ideen bemalt, beklebt oder beschriftet. Auch der SCI:Moers hat mitgemacht: Jugendliche aus dem Werkstattjahr setzten ihre Lebensentwürfe, aber auch ihre Ängste um die Zukunft auf zehn Holzfiguren ins Bild. Ausgestellt wurden sie unter ande-rem im Jugendsozialzentrum in Meerbeck sowie am Moerser Neumarkt. Dort wurden die Jugendlichen unterstützt vom Landtagsabgeordneten Ib-rahim Yetim, der sich Fragen zur Jugendpolitik des Landes stellte. Seine Politiker-Kollegen sollen demnächst mit einer Ausstellung auf die Perspek-tiven von Jugendlichen aufmerksam gemacht werden – direkt im Landtag. Weitere Infos unter www.generation-zukunft-nrw.de.

Wie viel Strom kann ein Fahrrad erzeugen? So lautete eine Fra-ge in der ARD-Sendung „Frag doch mal die Maus“. Um sie zu beantworten, startete man mit 60 NiederrheinRädern in Köln ein großes Experiment: Alle Fahrer mussten gleichzeitig in die Pedale treten. Mit dabei: 17 sportliche Auszubildende und Mitarbeiter des SCI:Moers. Vor den Augen von 4,5 Millionen Zu-schauern und im Beisein etlicher Promis radelten sie mit einer durchschnitt-lichen Leistung von 100 Watt pro Person. So schafften es beispielsweise 21 Fahrradfahrer, einen Föhn im Studio anzutreiben. Im Internet kann man den Film noch sehen: www.doiop.com/scimoers.

Herausgeber: sci:moers gGmbH Gesellschaft für Einrichtungen und Betriebe sozialer Arbeit Kirschenallee 35, 47443 Moers Telefon 02841/9578-0 Telefax 02841/957878 eMail: [email protected]

V.i.S.d.P.: Karl-Heinz Theußen (Geschäftsführer)

Redaktion: Blattwerkstatt

Fotos:Peter Oelker

Gestaltung und Produktion: Agentur Berns Steinstraße 3, 47441 Moers www.agenturberns.de

Wer ist der Service Civil International? Der Service Civil International wurde 1920 von dem Schweizer Pierre Ceresole gegründet. Ceresole lehnte jeglichen mi-litärischen Dienst ab. Stattdessen wollte er durch freiwillige Arbeit an gemein- nützigen Projekten den Frieden unter-stützen. In Esnes, in der Nähe von Verdun in Frankreich, fand der erste Einsatz von Freiwilligen aus Deutschland, Frank-reich und der Schweiz statt. Sie halfen mit, die im Krieg zerstörte Stadt wieder aufzubauen. Heute ist der sci in 25 Ländern weltweit als Friedensbewegung organisiert. Seine Aufgaben sind viel-fältig, sie reichen von der Förderung von Verständnis und Solidarität zwischen den Menschen bis zu gemeinnützigen Projek-ten und Arbeiten im Natur und Umwelt-schutz. Oberstes Gebot ist die Integration von sozial benachteiligten Gruppen.

Impressum

Kurz & Knapp

Aktuelle Projekte

Hilfe für NachbarnKleine handwerkliche Aufgaben können für ältere

Menschen schon mal große Probleme sein. In Meer-

beck ist die Nachbarschaftswerkstatt eine gute

Adresse, um sie zu lösen.

55 sind und somit Teil der Zielgrup-pe. Wer ein kleines

handwerkliches Problem hat, kann einfach an einem der Donnerstage in die Barbaraschule kommen und hier um Rat fragen. Man kann aber auch beim SCI:Moers anrufen und mit Uwe Neidling sprechen (Tel. 02841/9579-0), der Ansprechpart-ner der Gruppe ist. Das Angebot gilt übrigens auch für jeden Handwerker oder Bastler, der sich an dem ehren-amtlichen Projekt beteiligen möchte.

Daran, nicht genug ehrenamtliche Kräfte in Meerbeck gefunden zu haben, ist die Idee vor einigen Jah-ren übrigens gescheitert. Dieses Mal soll das nicht das Problem sein, ver-sichert Sabine Broden-Dalege von der Evangelischen Kirchengemeinde in Meerbeck, die als dritte Trägerin an dem Projekt beteiligt ist. Damit es dieses Mal nicht an Interessenten mangelt, hat sie einen Folder ausge-arbeitet (kleines Bild) und an vielen Stellen in Meerbeck verteilt: „Es ist uns wichtig, dass die Leute wissen, man kann die Gruppe einfach anru-fen, die Hilfe ist kostenlos, und wir freuen uns über Anfragen.“

So schafften es beispielsweise 21 Fahr-radfahrer, einen Föhn im Studio anzu-

treiben. Im Internet kann man den Film noch sehen: www.doiop.com/scimoers.

Eigentlich soll das ja ganz ein-fach sein, sich bei IKEA einen

Schrank zu kaufen und ihn dann daheim zusammenzubauen. Trotz-dem klappt das nicht immer wie gewollt. Auch eine Lampe richtig aufzuhängen ist nicht jedermanns Sache. Dafür jedoch gleich einen Handwerker kommen zu lassen, ist für beide Seiten übertrieben. Schön wäre es ja, wenn so etwas in Form von Nachbarschaftshilfen erledigt werden könnte. Und genau diese Idee wird in Meerbeck derzeit ver-folgt, ausgerichtet speziell auf die Zielgruppe älterer oder alleinste-hender oder auch körperlich einge-schränkter Menschen. Um ihnen in handwerklichen Dingen behilflich zu sein, hat sich jüngst eine sogenannte

Nachbarschaftswerkstatt gegründet. Dahinter ste-hen ein knappes Dutzend ehrenamtlicher Handwerker und Bastler aus der Ortsgruppe der Ge-werkschaft IGBCE, die anderen hel-fen wollen. Dabei geht es natürlich nicht um Wohnungsrenovierungen oder Malerarbeiten, mit denen man den örtlichen Handwerksbetrieben Konkurrenz machen würde. Aber eine kleine Stelle überzustreichen oder einen Wandhalter anzubrin-gen – das übernimmt die Nachbar-schaftswerkstatt gern.

Jeden zweiten Donnerstag in den ungeraden Kalenderwochen (17 bis 18.30 Uhr) treffen sich die Männer in der Barbaraschule in Meerbeck, wo der SCI:Moers seine Werkstatt im Erdgeschoss zur Verfügung stellt. Neben der Hilfe aus Nächstenliebe (im wahrsten Sinne des Wortes) ist der Werkstatt-Treff der zweite Vor-teil der Idee: Zusammen etwas zu bauen, zu bearbeiten, zu basteln, das macht den ehemaligen Handwerkern Spaß. Inzwischen hat sich auf diese Weise ein nützlicher und zugleich angenehmer Treffpunkt für die Män-ner entwickelt, die selbst schon über

Wie, wo, was weiß die IGBCE-Ortsgruppe Meerbeck, hier Hans-Jürgen Großheim, Uwe Neidling und Thomas Heinelt

(von links).