seit 1 996 DIE MUSIKWERKSTATT Quantz und der …¶ten... · „Forza“-Kopfstück bietet bei...

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a Capo al Coda, liest man häufig in seinen Noten und jeder weiß, was zu tun ist; allerdings wird es in Deutschland leider hartnäckig falsch übersetzt. „Coda“ übersetzt der deutsche Musiker fälschlicherweise mit „Kopf“, möglicherweise wegen der rundlichen Form des musikalischen Zeichens; ge- meint ist ein kurzes Notenanhängsel am Schluss eines Stücks. Eigentlich bedeu- tet das italienische Wort „Coda“ „Schwanz“ (und der ist beim Vierbeiner hinten), das trifft es wesentlich besser. Um die Verwirrung komplett zu machen: „Kopf“ ist die Übersetzung für das italie- nische Wort „Capo“; der Kopf ist aber (beim Vierbeiner) vorne. Also ist „da Capo al Coda“ eine klare und allgemein verständliche Ansage: „vom Kopf zum Schwanz“. Also wieder von vorne und bei dem entsprechenden Zeichen zum An- hängsel am Ende des Stücks springen. Wahrscheinlich hat man sich bei Pearl nicht so genau um die Bedeutung dieses Wortes gekümmert, jedenfalls ist der Name des Jubiläumsmodells korrekt mit „Schwanz“ zu übersetzen. Super Idee, Glückwunsch! Spaß beiseite, es geht um ernst zu nehmende Sondermodelle eines ernst zu nehmenden Herstellers, die wir gewissenhaft testen wollen. Wir erhielten zwei Jubiläums-Flöten, die Silberkopf-Flöte mit der Modellbezeich- nung PF-665E-Coda und die Silberrohr- Flöte PF-765E-Coda. Für einen direkten A-B-Vergleich haben wir dazu eine regu- läre Silberkopf-Flöte PF-665E angefor- 44 sonic INFOTEST D Im Jahr 2008 jährt sich der Beginn des Flötenbaus bei Pearl zum 40. Mal. Zum runden Geburtstag brachte Pearl eine Son- dermodellreihe auf den Markt, die auch nur noch bis zum Ende des Jubiläumsjahrs 2008 verfügbar sein wird. Höchste Zeit also, sie uns näher anzusehen. Von Klaus Dapper Querflöten-Jubiläumsserie „Quantz Coda“ Quantz und der Schwanz A665RE-Coda A765RE-Coda 1 01nn- seit 1 996 i www.klassodern.ch DIE MUSIKWERKSTATT

Transcript of seit 1 996 DIE MUSIKWERKSTATT Quantz und der …¶ten... · „Forza“-Kopfstück bietet bei...

a Capo al Coda, liest man häufigin seinen Noten und jeder weiß,

was zu tun ist; allerdings wird es inDeutschland leider hartnäckig falschübersetzt. „Coda“ übersetzt der deutscheMusiker fälschlicherweise mit „Kopf“,möglicherweise wegen der rundlichenForm des musikalischen Zeichens; ge-meint ist ein kurzes Notenanhängsel amSchluss eines Stücks. Eigentlich bedeu-tet das italienische Wort „Coda“„Schwanz“ (und der ist beim Vierbeinerhinten), das trifft es wesentlich besser.Um die Verwirrung komplett zu machen:„Kopf“ ist die Übersetzung für das italie-nische Wort „Capo“; der Kopf ist aber(beim Vierbeiner) vorne. Also ist „daCapo al Coda“ eine klare und allgemeinverständliche Ansage: „vom Kopf zum

Schwanz“. Also wieder von vorne und beidem entsprechenden Zeichen zum An-hängsel am Ende des Stücks springen.Wahrscheinlich hat man sich bei Pearlnicht so genau um die Bedeutung diesesWortes gekümmert, jedenfalls ist derName des Jubiläumsmodells korrekt mit„Schwanz“ zu übersetzen. Super Idee,Glückwunsch! Spaß beiseite, es geht umernst zu nehmende Sondermodelle einesernst zu nehmenden Herstellers, die wirgewissenhaft testen wollen.

Wir erhielten zwei Jubiläums-Flöten, dieSilberkopf-Flöte mit der Modellbezeich-nung PF-665E-Coda und die Silberrohr-Flöte PF-765E-Coda. Für einen direktenA-B-Vergleich haben wir dazu eine regu-läre Silberkopf-Flöte PF-665E angefor-

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Im Jahr 2008 jährt sich der Beginn des Flötenbaus bei Pearlzum 40. Mal. Zum runden Geburtstag brachte Pearl eine Son-dermodellreihe auf den Markt, die auch nur noch bis zumEnde des Jubiläumsjahrs 2008 verfügbar sein wird. HöchsteZeit also, sie uns näher anzusehen. Von Klaus Dapper

Querflöten-Jubiläumsserie

„Quantz Coda“

Quantz und der Schwanz

A665RE-Coda

A765RE-Coda

101nn• - seit 1 996

i www.klassodern.chDIE MUSIKWERKSTATT

dert, die mit dem Kopfstück PH-6G aus-geliefert wird. Bei den Jubiläums-Model-len beginnt die (vierstellige) Serie-nummer mit dem Buchstaben „A“ wie„Anniversary“. Unsere beiden Testinstru-mente hatten Seriennummern unter0030. Alleine an den Seriennummern,die in das reguläre 5-stellige Pearl Seri-ennummer-System nicht hineinpassen,sieht man, dass es sich um eine eng be-grenzte Sonderserie handelt. Die „Coda“-Modelle unterscheiden sich von dennormalen „Quantz“-Flöten der 665erund 765er Serien durch einige beson-dere Features. Wir werden bei dieser Be-sprechung einen besonderen Blick aufdie Unterschiede zwischen den „Quantz“-und den „Quantz Coda“- Serien richten.Bei Mensur und Tonlochnetz hat sichnichts gegenüber den bewährten„Quantz“-Instrumenten geändert.

Der KopfDas Wichtigste ist das neue Kopfstück.Sein Name ist „Forza“, der Name ist un-terhalb der Krone in das Kopfstück ein-graviert. „Forza“ ist italienisch und heißt„Kraft“, darüber später mehr. Das Rohrdes Kopfstücks und der Mundlochkaminsind aus Sterling (925er) Silber, allerdingshat man auf einen Silberstempel voll-ständig verzichtet. Die Mundplatte ist ausmassivem 10-karätigen Gold. Eine mas-siv goldene Mundplatte ist eine feineSache, sie sieht edel aus und läuft garan-tiert nie an, darüber hinaus ist sie dieHoffnung aller Allergiker. Die sollten sichallerdings nur auf 24 Karat oder reinesGold verlassen: 10 Karat entsprechen41,7 %. Was ist mit den übrigen 58,3 %?Normalerweise enthalten niedrige Gold-legierungen im Wesentlichen Kupfer undSilber, Kupfer ist leider auch ein Allergen.Gehen wir einmal davon aus, dass dieAngst der Menschen vor Allergien weitgrößer ist als die Häufigkeit allergischerReaktionen, und dass nur die Allerwe-nigsten mit 10-karätigem Gold Problemehaben.

Die Mundplatte ist kaum merklich ein-wärts gewölbt. Die Mundlochflanken sindoben leicht angeschnitten, an der Unter-seite des Mundlochkamins ist keine Un-terschneidung erkennbar. Das Mundlochgehört mit den Maßen 12,4 x 10,3 mmnicht zu den kleinen. Soweit gibt es üb-

rigens keine Unterschiede zu dem regu-lären „Quantz“-Kopfstück. Einen mess-baren Unterschied gibt es lediglich in derHöhe des Mundlochkamins: Beim„Forza“-Kopfstück sind es 4,9 mm, beiden regulären PH-6G Kopfstück 5,1 mm.Ein auffälliges Merkmal der „Forza“-Mundplatte ist ein Knick genau auf derHöhe der Anblaskante. Dieses Bau-merkmal haben amerikanische Flöten-bauer in den 1980er Jahren entwickelt,viele Flötenbauer haben es in den letz-ten Jahren übernommen; bei Pearl habenwir eine solche Mundplattenform bislangnoch nicht gesehen. Der Vorteil: Die überdie Anblaskante strömende Luft wirdnicht zu einer Richtungsänderung ge-zwungen, sondern kann frei abfließen.Dies scheint zu einer Verringerung desBlaswiderstands und damit zu einerleichteren Ansprache zu führen.

Weitere FeaturesEin weiteres Geburtstagsgeschenk ist dieCis-Trillerklappe. Cis-Triller? Was ist dasdenn, wer braucht so etwas? Die Cis-Tril-lerklappe erfordert ein weiteres (großes)Tonloch links neben der Daumenklappe.Es ermöglicht ein perfekt klingendesund intonierendes Cis2 und Cis3, darü-ber hinaus eine Reihe von zusätzlichenTriller-Möglichkeiten, u. a. Hoch G-A. DerHebel ist links und oberhalb des B-Tril-lerhebels; man muss sich ein wenigdaran gewöhnen, bei der Verwendungdes B-Trillerhebels nicht an den Cis-Tril-ler zu kommen. Eigentlich ist der Cis-Triller eine Vorliebe amerikanischerFlötisten und auch dort nur etwas fürProfis. Hierzulande trifft man ihn kauman, und wenn, dann fast nur bei Kon-zertflöten aus der 10.000,- Euro-Klasse.Es ist nicht ganz einsehbar, was zumin-dest die deutsche Zielgruppe in diesemPreissegment damit anfangen soll. DieCis-Trillerklappe ist wohl eher als Le-ckerchen für den wesentlich größeren undwichtigeren amerikanischen Markt ge-dacht. Es ist ein Profi-Feature bei einer in-termediate-Modellreihe, genauso wie voracht Jahren mit der Spitzdeckel-Ausfüh-rung ein Profi-Feature bei einer Modell-reihe von Schülerflöten eingeführt wurde.Nun gut, es handelt sich um ein Geburts-tagsgeschenk. Und vielleicht kommt mandurch das Ausprobieren irgendwann aufden Geschmack dieser exotische Klappe.

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Die Dis-Klappe ist mit einer Rolle ausgestattet

Der Hebel für den Cis-Triller liegt oberhalb der B-Trillerklappe

Der Cis-Triller erfordert ein weiteres großes Tonloch neben der Daumenklappe

Das dritte Leckerchen ist eine (Metall)-Rolle an der Dis-Klappe (kleiner Fingerrechts). Sie erleichtert dem kleinen Fin-ger das Gleiten von C und Cis zum Disund zurück. Die sächsischen Flöten-bauer haben zwischen 1920 und 1980fast alle Konzertflöten mit dieser Rolle(und einer korrespondierenden Rollean der Cis-Klappe) ausgestattet. Inter-national haben sich die Rollen niedurchgesetzt, sie waren nur bei einigenHandmade-Flöten als Option und nurgegen Aufpreis lieferbar. Nach derWende verschwanden fast alle traditio-nellen sächsischen Flötenbauer bis aufPhilipp Hammig, und auch dort muss-ten die Rollen dem internationalen De-

sign weichen. Siehe da, jetzt kehrt dieRolle aus Übersee zu uns zurück. DieRolle ist – vorausgesetzt die Drückeram Fußstück sind ergonomisch optimal– entbehrlich, aber sie macht dasLeben leichter. Der Tester ist als Freundalter sächsischer Querflöten eher be-geistert. Weitere allerdings unbedeu-tende Unterschiede zum normalen„Quantz“-Modell sind die besondere Ju-biläums-Gravur auf der Steckverbindungund die Etui-Schlösser in verkupferterAntik-Optik.

VerarbeitungBei beiden Testinstrumenten machtenLötung, Versilberung und Einpassung

des Klappenwerks einen ebenso tadello-sen Eindruck, wie bereits in vorangegan-genen Tests von Pearl Querflöten. ZumAufspüren von Deckungsfehlern wurdeeine Leuchtstoffröhre in das Flötenrohrgeschoben. Die Deckung der Polster warbei beiden Instrumenten tadellos.

Ansprache und KlangAnsprache und Klang sind im Wesentli-chen von dem neuen Kopfstück „Forza“geprägt. Bei früheren Tests stellten wirfest, dass die Pearl Flöten nicht zu denlautesten gehören, dass ihr Klangschlank und wandlungsfähig ist, dassman ihren Ton aber formen muss, umgute Ergebnisse zu erzielen. Das neue

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Produktinfo

Hersteller: Pearl Flutes,Japan/Taiwan

Technische Daten A665E-Coda: Korpus und Me-chanik versilbert, Deckelklap-pen, Spitzdeckel-Design,Off-set-G, E-Mechanik, C-Fuß,Cis-Trillerklappe, Rolle an derDis-Klappe des Fußstücks,Kopfstück „Forza“, Sterling Sil-ber, Mundplatte 10 Karat Gold,Gewicht 439 Gramm.Ohne Aufpreis in Ringklappen-ausführung erhältlich: A66RE-Coda

A765E-Coda: Korpus undKopfstück Sterling Silber, sonstwie oben. Gewicht 454Gramm. Ohne Aufpreis inRingklappenausführung erhält-lich: A765RE-Coda

Zubehör: Mit Kunstlederüberzogenes Holzkern-Etui,gefütterter Etuibezug mit Tra-gegriff und Schultergurt, Wi-scherstab aus Holz, Gaze-Putztuch (für innen), Pflege-tuch (für außen), Pearl Flutes„owner’s manual“ (6-sprachig).

Grundstimmung: A = 442 Hz

Preise:A665E-Coda 1.480,- EuroA665RE-Coda 1.480,- Euro

A765E-Coda 2.325,- EuroA765RE-Coda 2.325,- Euro

1968 gründete die japanische FirmaPearl Musical Instrument Co. in Chiba,Japan, eine Werkstatt zur Herstellung vonQuerflöten. Der Flötenbau war von An-fang an eine Seitenlinie der Pearl Pro-duktpalette, außer Querflöten werdenbei Pearl keine weiteren Blasinstrumentehergestellt. Aufgebaut wurde die Pro-duktion von Pearl Querflöten von demauch heute noch für Pearl tätigen Flöten-baumeister Tatsumi Shimoyama, der bisheute – zusammen mit Shigeki Hirose –für den Qualitätsstandard der Flöten ver-antwortlich ist. Shimoyama hatte denFlötenbau bei Muramatsu gelernt. Dieersten Pearl Querflöten kamen 1971,kurz nach Yamaha, mit einem Programmvon Schülerflöten auf den deutschenMarkt. Genau wie die Yamaha Flötenwaren sie schnell für ein hervorragendesVerhältnis zwischen Preis und Qualitätbekannt.

Anfang der 1980er Jahre begegnete mander für den Bereich der Schülerflöten be-drohlichen Preisentwicklung mit demAufbau eines Tochterbetriebs in Taiwan.Mitte der 1980er Jahre erweiterte Pearlsein Programm um handmade Spitzen-instrumente, die weiterhin im Stamm-

werk in Chiba hergestellt wurden (undwerden). Pearl beschäftigt heute über 30Mitarbeiter im Flötenbau.

Ein Markenzeichen der Pearl Querflöteseit 1972 ist die „pinless construction“.Dies ist ein charakteristisches Baumerk-mal der Pearl Flöten, das seither konse-quent beibehalten wird; in jüngster Zeitgibt es vergleichbare Konstruktionen vonanderen renommierten Herstellern. Diegenaue Bedeutung ist den wenigstenFlötisten klar und soll hier noch einmalgenauer erläutert werden: Bei jederQuerflöte gibt es drei Gruppen von Klap-pen, die jeweils auf eine gemeinsameAchse montiert sind: a/b-Klappe linkeHand, die vier Klappen der rechten Handund die Trillerklappen. Hierbei wird einTeil der Klappen traditionell durch kleineStahlstifte mit der stählernen Achse festverbunden („gestiftete Mechanik“). Pearlverzichtet ganz auf diese Stifte. Teils wer-den sie durch kleine Inbusschrauben er-setzt (rechte Hand, Trillerklappen), teilskonnte durch Änderung des Klappende-signs („Brückenmechanik“) eine festeVerbindung mit der Mittelachse ganz ver-mieden werden (Verbindung B-Klappe/B-Trillerhebel). Dies ermöglicht

ein leichtes Zerlegen der Mechanik beimService. Wer gelegentlich festgerosteteoder zu kurze Stifte möglichst ohne sicht-bare Spuren herausschlagen muss, umdie Mechanik einer Flöte zu zerlegen,weiß dies zu schätzen.

Ein weiteres Baumerkmal, das die PearlFlöten von Anfang an auszeichnete, istdas, was bei Pearl als „one piece corebar“ bezeichnet wird. Auch dieses Bau-merkmal soll noch einmal ganz genauerklärt werden: Bei dem „one piece corebar“ geht es um die Stahl-Achse, die –parallel zu der Trillerklappen-Achse – dengrößten Teil der Mechanik des Haupt-stücks trägt. Bei allen anderen Herstel-lern ist diese Achse dreigeteilt: Eine kurzeAchse führt durch die kleine C-Klappe biszum nächsten Achsböckchen. Die Spitzedieser Achse bildet die Lagerung deszweiten Achsabschnitts. Dies ist der ersteneuralgische Punkt, an dem im Laufe derJahre Verschleiß eintreten kann. Derzweite Verschleißpunkt ist der so ge-nannte „king post“, der die Lagerung deszweiten und dritten Achsabschnitts(Achse für die Klappen der rechtenHand) bildet. Die Lagerung der beidenAchsen im „king post“ ist ein kritischer

Pro & Contra

+ Spitzdeckel-Mechanik ohne Aufpreis

+ neues Kopfstück mit her-vorragenden Spieleigen-schaften

- Cis-Trillerklappe ist in die -sem Preissegment überflüssig

Firmengeschichte

Das neue „Forza“-Kopfstück bietet bei gleicher Spielweise bei etwas geringeremBlaswiderstand mehr Volumen als der PHZ-6G Kopf der regulären „Quantz“-Flöte.

„Forza“-Kopfstück bietet bei gleicherSpielweise bei etwas geringerem Blaswi-derstand mehr Volumen als der PHZ-6GKopf der regulären „Quantz“-Flöte. Diesmerkt man am deutlichsten in der tiefs-ten Lage, die nicht zu den stärksten Sei-ten der regulären „Quantz“-Flöte gehört.Mit dem „Forza“-Kopf gelingt eine ker-nige, kräftige Tiefe ohne große Anstren-gung. Kopfstücke mit einer kräftigenTiefe zeigen nicht selten Schwächen amoberen Rand des Tonumfangs. Nicht soder „Forza“-Kopf. H3 verklingen lassengeht genauso gut wie bei dem Standard-Kopfstück. Wer Sorge hat, mehr Laut-stärke führe zu einem rauen, grobenTon, kann auch beruhigt sein: der Klangist runder und wesentlich farbiger. Übri-gens reagiert der „Forza“-Kopf bei klei-nen Ansatz-Schwächen spürbar nach-sichtiger als das reguläre Kopfstück. Beidem Silberrohr-Instrument ist der Blas-

widerstand kaum merklich höher als beidem Silberkopf-Instrument. Klanglichgibt es einen merklichen Unterschied:der Klang der Silberrohr-Flöte hat etwasweniger Leuchtkraft, dafür mehr„Bauch“. Beide Eigenschaften sind keineFrage von „besser“ oder „schlechter“,sondern eine Frage der persönlichenVorliebe. Man sollte einen Fach -händler aufsuchen, bei dem man beideInstrumente miteinander vergleichenkann und selber entscheiden, welcheKlangfarbe einem eher liegt. Der Testerbevorzugt die leichte Ansprache undden leuchtenden Klang der Silberkopf-Flöte.

StimmungPearl war einer der Hersteller, die schonrelativ früh (Pearl Prospekt 1983) ihrenQuerflöten eine Standard-Stimmung vonA = 442 Hz spendierten, die sich mittler-weile als allgemeiner Standard durchge-setzt hat. Dies versetzt den Flötisten indie Lage, alle Stimmungen zwischen 440und 444 Hz ohne nennenswerte Einbu-ßen bedienen zu können. Um die 442Hz-Stimmung zu erreichen, mussten dieKopfstücke mit 2 bis 3 mm relativ wenigausgezogen werden. Hinsichtlich der ta-dellosen Intonationseigenschaften hatsich seit den letzten Testberichten nichtsgeändert. Der A-B-Vergleich zwischendem „Forza“ und dem regulären Kopf-stück ergab hier keine Abweichungen.

ZubehörDie Flöten der „Quantz Coda“-Serien lie-gen in einem genau nach den Maßendes Instruments gearbeiteten Holzkern-Etui, das innen mit dunkelgrünem Samtausgearbeitet und außen mit schwarzemKunstleder überzogen ist. Es entsprichtbis auf die Verwendung von Kunstlederdem, was man von anderen japanischenFlöten der gehobenen Preisklasse ge-wohnt ist. Auch gibt es einen Wischer-stab aus Holz, ein Gaze-Wischtuch fürinnen und ein Pflegetuch für außen.Eine mit Teddystoff gefütterte schwarzeHülle aus einem Nylongewebe mitSchultergurt und zweitem Reißver-schlussfach (für den Stab mit dem feuch-ten Wischertuch) ist im Kaufpreisinbegriffen. Dazu gibt es noch ein„owner’s manual“ in sechs Sprachen ein-schließlich einer chinesischen Version.

FazitWenn die Flötenbauerweisheit „EineFlöte verkauft sich über den Kopf“ gilt,müssten die Jubiläumsmodelle reißen-den Absatz finden: Das neue Kopfstückmit der goldenen Mundplatte hat unsbegeistert. Die etwa 450,- Euro Auf-preis von der 665 „Quantz“ zur 665„Quantz Coda“ lohnen unbedingt. Dadie völlig überflüssige Cis-Trillerklappeim Preis enthalten ist, braucht sie unseigentlich weiter nicht zu stören. Wennnicht die Gefahr bestünde, versehent-lich an den Hebel zu kommen … Es istempfehlenswert, vor einer Kaufent-scheidung eine Weile auf der Flöte zuspielen und seine Reflexe daraufhin zuüberprüfen. ■

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Das Jubiläumsmodell hat eine Sondergravur

Die Mundplatte ist aus 10 Karat Gold

Punkt jeder Flöte; er entscheidet über frü-hen Verschleiß oder langes Leben derMechanik. Bei Pearl Flöten reicht eineeinzelne lange Achse bis zum „king post“herunter; sie hat dort eine Spitze, welchein eine entsprechende Bohrung der un-teren Achse ragt und so deren Lagerungbildet. Der „king post“ ist entlastet; er hältbeide miteinander verbundenen Achs-hälften nur noch in Position. Die Gefahrvon Verschleiß wird durch diese Kon-struktion reduziert.

Im Jahre 2000 kamen die ersten Quer-flöten der „Quantz“-Serie auf den deut-schen Markt. Auch für den Bereich ein -facher versilberter Schülerflöten wurdedie Produktion auf Spitzdeckel-Klappenumgestellt. Das war ein ungewöhnlicherSchritt, bis dato waren bei sämtlichen Fa-brikaten, die in der Herstellung aufwän-digeren und als stabiler geltendenSpitzdeckel-Klappen den handgemach-ten Flöten höherer Preisklassen vorbe-halten. Die „Quantz“-Serie war so er -folgreich, dass sie 2003 auf Silberkopf-und Silberrohr-Modelle erweitert wurde.Diese Modelle waren Gegenstand einesausgiebigen Tests in sonic 6.2003.