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Seite 1 von 28 Rudi Reitinger Apto. Postal 162 San Salvador El Salvador E-Mail: [email protected] skype: rudielsalvador Segundo Montes, 25. 04 2017 Liebe Freundinnen und Freunde, Vor 25 Jahren, am 15. Januar 1992 unterzeichneten Vertreter der salvadorianischen Regierung und der linksgerichteten Guerilla FMLN einen Vertrag, der den 12- jährigen Bürgerkrieg beendete, der über 70.000 Todesopfer, vor allem Zivilisten, sowie mehr als 8.000 Verschwundene gefordert hatte. Friedensabkommen 1992 Zum Friedensabkommen war es gekommen, da beide Kriegsparteien erkennen mussten, dass sie den Krieg nicht gewinnen konnten. Vor allem aber nahm auch nach der Ermordung der sechs Jesuiten und ihrer beiden Angestellten der Druck der US-amerikanischen Regierung auf die salvadorianische Regierung zu. Zuletzt hatte diese den salvadorianischen Bürgerkrieg mit täglich 1 Mio. US $ subventioniert. Daher kam es unter dem Dach der Vereinten Nationen zu Verhandlungen, die schließlich am 16. Januar 1992 zur Unterzeichnung des Friedensvertrags im Schloss Chapultepec in Mexiko führten. Zu seinen Unterzeichnern gehörten der damalige Präsident Christiani von der rechten ARENA Partei sowie mehrere Minister. Von Seiten der Guerilla unterschrieben u. a. der derzeitige Präsident Sánchez Cerén und weitere Guerilla Kommandanten. Unterzeichnung des Friedensabkommens Menschenrechtsverbrechen Beim Friedensschluss unter UN-Vermittlung war die Euphorie groß. Die FMLN Guerrilla konnte einige Forderungen durchsetzen, während das Militär viele Zuständigkeiten verlor. Vor allem die besonders für Morde und Folterungen verantwortlichen Eliteeinheiten der Armee, die dem Militär unterstellten Polizeieinheiten und die paramilitärischen Todesschwadronen wurden aufgelöst. Das Militär wurde auf 35.000 Soldaten reduziert, deren einzige Aufgabe die Landesverteidigung ist. Ab sofort waren sie nicht mehr für die öffentliche Sicherheit zuständig, sondern die neu geschaffene zivile Polizei. Neu geschaffen wurde ebenfalls die Stelle eines Bevollmächtigten für die Menschenrechte. Damit gingen sechs Jahrzehnte uneingeschränkter Herrschaft des Militärs zu Ende, in denen sie im Dienste der reichen Oberschicht jeglichen sozialen Fortschritt blockierten, notfalls mit brutalen Mitteln. Zudem setzte die UN eine Kommission zur Aufklärung der Menschenrechts- verbrechen ein. Ihr Bericht listet 22.000 Kriegsverbrechen auf, die zu 95 % der Armee und anderen staatlichen Sicherheitskräften angelastet werden. „Das einzige was wir gewonnen haben sind unsere Namen auf dem Monument“ Generalamnestie Die anfängliche Euphorie schrumpfte jedoch immer mehr. Das von rechten Abgeordneten dominierte Parlament erließ fünf Tage nach der Veröffentlichung des Berichts der Wahrheitskommission im März 1993 eine Generalamnestie für alle Kriegsverbrechen, welche die Aufklärung und Verfolgung der Kriegsverbrechen zunichtemachte. Erst im Juli 2016 wurde dieser Beschluss vom Obersten Gerichtshof in El Salvador als verfassungswidrig aufgehoben. Seither können Kriegsverbrecher juristisch zur Verantwortung gezogen werden, was allerdings nur sehr zögerlich geschieht. Immer noch offen ist die vereinbarte Wiedergutmachung der Kriegsopfer, die finanzielle Entschädigung der betroffenen Familien etc. Von Anfang an hatte sich die FMLN immer gegen die Amnestie ausgesprochen. „Seit die FMLN die Regierung stellt hat sie die Amnestie dermaßen verteidigt, dass sie den von Interpol gesuchten Ex-Militärs, die von internationalen Gerichten wegen der Ermordung der Jesuiten im Jahr 1989 gesucht wurden, in ihren Kasernen Schutz gewährte (siehe elfaro.net vom 13.02.17).

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Rudi Reitinger

Apto. Postal 162

San Salvador

El Salvador

E-Mail: [email protected]

skype: rudielsalvador

Segundo Montes, 25. 04 2017

Liebe Freundinnen und Freunde,

Vor 25 Jahren, am 15. Januar 1992 unterzeichneten

Vertreter der salvadorianischen Regierung und der

linksgerichteten Guerilla FMLN einen Vertrag, der den 12-

jährigen Bürgerkrieg beendete, der über 70.000

Todesopfer, vor allem Zivilisten, sowie mehr als 8.000

Verschwundene gefordert hatte.

Friedensabkommen 1992

Zum Friedensabkommen war es gekommen, da beide

Kriegsparteien erkennen mussten, dass sie den Krieg nicht

gewinnen konnten. Vor allem aber nahm auch nach der

Ermordung der sechs Jesuiten und ihrer beiden

Angestellten der Druck der US-amerikanischen Regierung

auf die salvadorianische Regierung zu. Zuletzt hatte diese

den salvadorianischen Bürgerkrieg mit täglich 1 Mio. US $

subventioniert.

Daher kam es unter dem Dach der Vereinten Nationen zu

Verhandlungen, die schließlich am 16. Januar 1992 zur

Unterzeichnung des Friedensvertrags im Schloss

Chapultepec in Mexiko führten. Zu seinen Unterzeichnern

gehörten der damalige Präsident Christiani von der rechten

ARENA Partei sowie mehrere Minister. Von Seiten der

Guerilla unterschrieben u. a. der derzeitige Präsident

Sánchez Cerén und weitere Guerilla Kommandanten.

Unterzeichnung des Friedensabkommens

Menschenrechtsverbrechen

Beim Friedensschluss unter UN-Vermittlung war die

Euphorie groß. Die FMLN Guerrilla konnte einige

Forderungen durchsetzen, während das Militär viele

Zuständigkeiten verlor. Vor allem die besonders für Morde

und Folterungen verantwortlichen Eliteeinheiten der

Armee, die dem Militär unterstellten Polizeieinheiten und

die paramilitärischen Todesschwadronen wurden

aufgelöst. Das Militär wurde auf 35.000 Soldaten

reduziert, deren einzige Aufgabe die Landesverteidigung

ist. Ab sofort waren sie nicht mehr für die öffentliche

Sicherheit zuständig, sondern die neu geschaffene zivile

Polizei. Neu geschaffen wurde ebenfalls die Stelle eines

Bevollmächtigten für die Menschenrechte. Damit gingen

sechs Jahrzehnte uneingeschränkter Herrschaft des

Militärs zu Ende, in denen sie im Dienste der reichen

Oberschicht jeglichen sozialen Fortschritt blockierten,

notfalls mit brutalen Mitteln. Zudem setzte die UN eine

Kommission zur Aufklärung der Menschenrechts-

verbrechen ein. Ihr Bericht listet 22.000 Kriegsverbrechen

auf, die zu 95 % der Armee und anderen staatlichen

Sicherheitskräften angelastet werden.

„Das einzige was wir gewonnen haben sind unsere Namen auf

dem Monument“

Generalamnestie

Die anfängliche Euphorie schrumpfte jedoch immer mehr.

Das von rechten Abgeordneten dominierte Parlament

erließ fünf Tage nach der Veröffentlichung des Berichts der

Wahrheitskommission im März 1993 eine

Generalamnestie für alle Kriegsverbrechen, welche die

Aufklärung und Verfolgung der Kriegsverbrechen

zunichtemachte. Erst im Juli 2016 wurde dieser Beschluss

vom Obersten Gerichtshof in El Salvador als

verfassungswidrig aufgehoben. Seither können

Kriegsverbrecher juristisch zur Verantwortung gezogen

werden, was allerdings nur sehr zögerlich geschieht.

Immer noch offen ist die vereinbarte Wiedergutmachung

der Kriegsopfer, die finanzielle Entschädigung der

betroffenen Familien etc. Von Anfang an hatte sich die

FMLN immer gegen die Amnestie ausgesprochen. „Seit

die FMLN die Regierung stellt hat sie die Amnestie

dermaßen verteidigt, dass sie den von Interpol gesuchten

Ex-Militärs, die von internationalen Gerichten wegen der

Ermordung der Jesuiten im Jahr 1989 gesucht wurden, in

ihren Kasernen Schutz gewährte (siehe elfaro.net vom

13.02.17).

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Nicht erfüllt wurde in den letzten 25 außerdem eines der

wichtigsten Ziele des Friedensabkommens: die

Versöhnung und Wiedervereinigung der zutiefst

gespaltenen salvadorianischen Gesellschaft. „Die

Regierungen von ARENA verstanden unter Friedenskultur

nicht mehr über den Krieg zu reden, seine Auswüchse

nicht zu untersuchen und nicht über diese Jahre zu

diskutieren. Dies würde vermeiden, dass sich die Wunden

wieder öffnen würden, obwohl diese ganz offensichtlich

nie geschlossen waren. (elfaro.net vom 13.02.17).

25-Jahres-Feier mit dem Präsidenten

Gespaltene salvadorianische Gesellschaft

Es ist daher kein Zufall, dass ein Vierteljahrhundert nach

der Unterzeichnung des Friedensabkommens die

salvadorianische Gesellschaft immer noch gespalten ist.

„Nicht versöhnt ist die Gesellschaft auch deswegen, weil

die Eigentumsverhältnisse durch das Friedensabkommen

nicht angetastet wurden. El Salvador ist bis heute

ökonomisch und sozial tief gespalten und das ist

Nährboden für neue Gewalt. Seit ein paar Jahren

terrorisieren allerdings nicht mehr rechte

Todesschwadronen die Bevölkerung, sondern

Jugendbanden. El Salvador ist das Land mit den weltweit

meisten Gewalttoten außerhalb von Kriegsgebieten“

(Matthias Bertsch, Deutschlandradio, 16.01.2017).

„Trotz des hohen Gewaltpotentials sollte man aber auch

die Fortschritte nicht vergessen, die in den letzten 25

Jahren erreicht wurden. Während im Jahr 1991 etwa 2/3

der salvadorianischen Bevölkerung in Armut lebten, so ist

diese auf 34,5 % zurückgegangen. 1990 lag die

Kindersterblichkeit bei 60 von 1000 Geburten und war

damit eine der höchsten Raten in der Region. Heute liegt

sie bei 16 von 1000 Lebendgeburten. Im Jahr 1992

konnten 85 % der Kinder und Jugendlichen Lesen und

Schreiben. Heute können dies sogar 98 % von ihnen,

obwohl die Ausgaben für den Erziehungsbereich mit 3,5 %

vom BSP immer noch niedrig sind“ (Rebeca Grynspan in

El Pais, 21.01.17). Zu diesen positiven Berichten gehört

sicherlich auch die folgende Meldung, die sogar dem

Spiegel in Deutschland eine Nachricht wert war.

Erster Tag ohne Mord seit zwei Jahren

Außerhalb von Kriegsgebieten gilt El Salvador als eines

der gefährlichsten Länder der Welt. Als Reiseland steht es

an letzter Stelle, da jeden Tag Menschen ermordet werden.

Nun gab es eine seltene Ausnahme.

„In El Salvador ist erstmals seit knapp zwei Jahren ein Tag

vergangen, an dem kein Mord geschah. Die

Nationalpolizei des mittelamerikanischen Landes twitterte,

man habe den Mittwoch "mit null Morden" abgeschlossen.

Eine weitere Erklärung gab es nicht.

Im Jahr 2015 war El Salvador mit 104 Morden je 100.000

Einwohnern das gefährlichste Land der Welt außerhalb

von Kriegsgebieten. Die Regierung startete daraufhin im

vergangenen Frühjahr eine große Sicherheitskampagne.

Im vorigen Jahr sank die Mordrate auf 81 Fälle pro

100.000 Einwohner. Die Regierung teilte im August mit,

die Zahl der Morde sei pro Tag im Schnitt auf zehn

gesunken, verglichen mit 20 im Januar 2016.

Die Statistik der Nachrichtenagentur AP zeigt, dass zuletzt

am 22. Januar 2015 kein Mord verzeichnet worden war.

Im Jahr 2013 habe es ebenfalls an einem Tag keinen Mord

gegeben, im Jahr 2012 waren es zwei Tage“. (Spiegel

Online, 13.01.2017).

Danksagung für Spenden

Nach diesem aktuellen Thema zur salvadorianischen

Tagespolitik möchte ich im Folgenden über unsere Arbeit

und den Stand der verschiedenen Projekte in Segundo

Montes berichten. Vorher möchte ich jedoch allen für Eure

andauernde Spendenbereitschaft danken, die sich vor

allem in der Vor-Weihnachtszeit auf dem Spendenkonto

niederschlug. Mein besonderer Dank gilt vor allem jenen

Personen und Gruppen, die uns unermüdlich, Jahr für Jahr,

bei der Bewältigung dieser großen Aufgabe und

Verpflichtung helfen, die wir vor vielen Jahren gegenüber

der Bevölkerung von Segundo Montes und ihren

Nachbargemeinden eingegangen sind. Neue Spender sind

leider eher dünn gesät, doch es gibt immer wieder

altruistische Menschen und Gruppen, die uns unterstützen.

Ihr wisst sicherlich, dass alle unsere Projekte nur mit Hilfe

von Spenden finanziert werden. Da wir von Seiten des

salvadorianischen Staates keinen Cent erhalten, weder auf

lokaler oder regionaler noch auf Landesebene, sind wir auf

Eure Hilfe angewiesen. Dank Eurer finanziellen

Unterstützung können die verschiedenen Projekte in

diesem Jahr erneut finanziert werden, wenn jedoch auch

mit Abstrichen, aufgrund des schlechten Eurokurses. Alle

Eure Spenden werden in voller Höhe in den von Euch

gewünschten Projekten verwendet; es gibt weder Abzüge

für Verwaltungsgebühren, noch für sonstige Kosten.

Unsere Projekte kommen in erster Linie den schwächsten

und verletzlichsten Teilen der Bevölkerung zugute,

nämlich den Kindern, Jugendlichen und Senioren.

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Post

Auch möchte ich mich für Eure Post bedanken, die Ihr mir

per Briefpost oder per Mail habt zukommen lassen. Es

freut mich immer, wenn ich von Euch höre, wenn ich Eure

Fragen beantworten kann und wenn Ihr mich in Euren

Briefen ermutigt. Vor allem im Dezember kam wieder

einiges an Post von Euch, über die ich mich sehr gefreut

habe. Habt bitte Verständnis, wenn ich nicht immer gleich

antworte, aber in den letzten Monaten war wieder etliches

los, wie Ihr auf den nächsten Seiten lesen könnt.

Im heutigen Rundbrief wird von meinen Mitarbeitern und

von mir, wie gewohnt, über die verschiedenen Projekte

berichtet. Da wir Anfang März das 15-jährige Bestehen

unseres Jugendzentrums feiern konnten, wird der Bericht

über dieses Jubiläum etwas ausführlicher sein. Einen

weiteren Schwerpunkt bilden die Berichte über die Aktion

Dreikönigssingen, an der sich verschiedene

Kirchengemeinden beteiligen. Ihre regelmäßige Teilnahme

an dieser Aktion ist für den Weiterbestand unserer

Bildungsarbeit für Kinder und Jugendliche sehr wichtig. In

diesem Zusammenhang gibt es auch Beiträge von einigen

beteiligten Kirchengemeinden. Der Rundbrief ist daher

dieses Mal sehr umfangreich. Nehmt Euch trotzdem ein

bisschen Zeit, die Teile zu lesen, die Euch interessieren.

Die bevorstehenden Pfingstferien bieten sich hierfür

geradezu an. Viel Spaß beim Lesen.

Kinder beim Basketball-Training

Jugendzentrum

Vor etwa zwei Monaten konnten wir in Segundo Montes

das 15-jährige Bestehen unseres Jugendzentrums in Los

Quebrachos feiern. Die Bauarbeiten wurden in einem

Zeitraum von 2 Jahren von den Jugendlichen, vielen

jungen Frauen und Männern, selbst durchgeführt und

konnten gegen Ende 2001 abgeschlossen werden.

„Niemals hätten wir es uns träumen lassen, dass eines

Tages den Jugendlichen und Kindern im Norden von

Morazán ein eigenes Zentrum zur Verfügung stehen

würde!“ Mit diesen Worten eröffnete Padre Rogelio die

Festpredigt bei der Einweihung am 8. März 2002. Heute

ist es aus dem Gemeindeleben nicht mehr wegzudenken.

Das Angebot betrifft vor allem die Bereiche Kultur,

Freizeit, Schule und Aus- und Weiterbildung.

Unser Freizeitangebot ist beachtlich. Daher stehen den

ganzen Tag Kinder vor der Tür, die Lust zum Spielen

haben. Um sie kümmern sich verschiedene Animateure,

die bei uns im Zentrum ihre sozialen Stunden leisten. Sie

spielen auf dem Spielplatz vor dem Zentrum mit den

Kindern Volleyball, veranstalten Fußballspiele und -

turniere, bringen ihnen Tricks beim Fahren mit dem Einrad

bei, üben mit ihnen Inline-Skating oder Skateboard und

vieles mehr. Die Kinder und Jugendlichen können Bälle

und notwendige Utensilien ausleihen, um Spiele und

Turniere selbst zu organisieren und durchzuführen.

Beim Tischfußball

In den späten Nachmittagsstunden werden die Spielsäle im

Jugendzentrum geöffnet und stehen allen Interessierten zur

Verfügung. Besonders laut geht es dabei am Tisch der

Tischfußballer zu, da die vier Spieler von ihren

Unterstützern lautstark angefeuert werden. Etwas ruhiger

ist es beim Tischhockey, da hier nur jeweils zwei Spieler

gegen einander spielen und der Fan-Kreis kleiner ist.

Tischtennis wird bei uns eher von Jugendlichen gespielt,

da diese beim Sportunterricht im Gymnasium die genauen

Regeln kennenlernen und anwenden können.

An manchen Abenden geht das Training oder Ballspiel

unter LED-Fluchtlicht weiter. Diese stromsparende

Beleuchtungsmöglichkeit ermöglicht es uns, auch bei

Dunkelheit den Sportplatz zu nutzen. An einem Abend ist

die Inliner-Gruppe dran, die mit ihrem Trainer jedes Mal

noch risikoreichere Sprünge und Figuren einüben. Es ist

fast ein Wunder, dass es bisher nicht zu schlimmen Stürzen

und Brüchen gekommen ist. Ebenfalls bei Flutlicht üben

die Volleyball- und die Basketballspieler, die tagsüber

Unterricht und daher keine Zeit zum Training haben.

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Bei unserem kulturellen Angebot für Kinder und

Jugendliche möchte ich das breite Musikangebot

erwähnen. Verschiedene Musikgruppen, die in der ganzen

Region bekannt sind, haben ihren Ursprung im

Jugendzentrum. Dazu gehört beispielsweise die Gruppe

„Sangre de Guerra“, die sich auf Pop und Rock

spezialisiert hat. Eine weitere Musikgruppe „Yactasuyo“

spezialisierte sich auf Andenmusik mit ihren typischen

Musikinstrumenten Charango, Flöte und Trommeln.

Anfänger, die ein Musikinstrument erlernen möchten,

können den Musikunterricht im Jugendzentrum besuchen.

Das Kursangebot reicht vom Unterricht in Gitarre spielen,

Piano bis hin zu Perkussion und Schlagzeug. Es besteht

zudem die Möglichkeit, Gesangsunterricht zu nehmen. Zu

unserem kulturellen Angebot gehört außerdem Volkstanz

und Theater. Die Theatergruppe JAQ mit ihrem

vielfältigen Programm ist in der ganzen Region bekannt.

15 Jahre Jugendzentrum-Jubiläumsfeier

„Voller Ungeduld erwarteten alle,

aber vor allem die Kinder und

Jugendlichen, das 15jährige

Jubiläum der Gründung unseres

Jugendzentrums. Damit an diesem

Tag auch wirklich alles klappte

mussten wir vorher alles bestens

vorbereiten. Die Kollegen Miguel,

Douglas und Carlos, unter Anleitung von Tonio,

übernahmen die logistischen Vorarbeiten. Dazu gehörte

beispielsweise das Montieren der kleinen

„Weihnachtsmarkthütten“, in denen am Jahrestag

selbstgekochte und selbstgebackene einheimische

Köstlichkeiten verkauft werden sollten. Des Weiteren

musste erneut die große Bühne aufgebaut werden, auf der

dann unsere einheimischen Künstler auftreten sollten.

Umzug der Kinder und Jugendlichen am Jahrestag

Meine Mitarbeiterinnen Becsaly, Milagro und ich

kümmerten uns um das Dekorieren. Die Aufgabe der

Kollegen Joel und Geovany war, verschiedene lokale

Gruppen für eine Beteiligung an unserer Feier zu

gewinnen. Am Tag zuvor, dem 3. März ging es total

verrückt zu und alle liefen hin und her. Einige waren mit

den letzten Einkäufen beschäftigt, andere mit dem

Anbringen der Dekoration, andere organisierten den

Verkauf und die restlichen mit den Vorbereitungen für den

vorgesehenen Imbiss für alle Teilnehmer.

Wettbewerb „Eierlaufen“

Am eigentlichen Festtag, dem 4. März, musste der arme

Tonio bereits um kurz vor 3 Uhr in der Frühe losfahren,

um alle Kollegen und Helfer, die nicht in Quebrachos

wohnten, an ihrem jeweiligen Wohnort abzuholen. Eine

halbe Stunde später waren wir alle vollzählig im

Jugendzentrum. Auch hier wurden die Aufgaben rasch

verteilt: einige kümmerten sich um die Zubereitung des

Kaffees und der Brötchen, andere um den Aufbau der

Lautsprecheranlage auf dem Spielplatz und mehrere

Jugendliche halfen bei den Vorbereitungen in der Küche.

Kurz nachdem wir gegen 4 Uhr morgens die ersten

Böllerschüsse gezündet hatten kamen fröstelnd die ersten

Gäste aus den umliegenden Häusern in Zentrum. Ihnen

allen boten wir heißen Kaffee und ein süßes Gebäckstück

an. Wem es immer noch nicht warm genug wurde, dem

heizte eine lautstarke Blaskapelle ein. Wir alle saßen im

Freien, hörten der Blasmusik zu oder unterhielten uns mit

weiteren Neuankömmlingen. Dieser morgendlicher

Brauch, „Alborada“ genannt, ist unerlässlicher

Bestandteil der hiesigen Kultur. Die Anwesenden gingen

erst wieder nach Hause, als kurz vor 6 Uhr die Sonne am

Horizont auftauchte, aber nur, um sich zu waschen und

umzuziehen und für den nächsten Programmpunkt um 8

Uhr herzurichten.

Pünktlich um 8 Uhr wartete Padre Rogelio auf seine

Schäfchen, um zusammen mit ihnen einen

Dankesgottesdienst abzuhalten. In seiner Predigt betonte

er die drei grundlegenden Achsen, die im Mittelpunkt der

Arbeit unseres Jugendzentrums stehen: Kinder,

Jugendliche und Senioren. Bei allen drei handle es sich

dabei um diejenigen Sektoren der Gesellschaft, die sehr

unter ihrer Vulnerabilität leiden. „Das Zentrum hat gut

daran getan, sein Augenmerk auf die Schutzlosesten zu

richten.“ Im weiteren Verlauf seiner Predigt zählte er alle

Projekte auf, die vom Jugendzentrum durchgeführt

werden.

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Glückwünsche zum 15. Jahrestag des Jugendzentrums

Nach Abschluss des Gottesdienstes ging es im Eilschritt

Richtung Hauptstraße, da von dort aus ein großer Umzug

zurück ins Jugendzentrum durchgeführt werden sollte.

Kinder, Jugendliche, Gymnasiasten und Studenten, sie alle

nahmen an diesem Umzug teil. Etliche hielten

Spruchbänder und Plakate in den Händen, die auf unseren

Jahrestag anspielten und auf welchen sie ihre Dankbarkeit

ausdrückten. Begleitet wurde der Zug von zwei

Musikbands, die den Umzug für alle Teilnehmer zu einem

unvergesslichen Erlebnis werden ließen. Viele von ihnen

skandierten Parolen wie beispielsweise „Fünfzehn Jahre

Entwicklung, fünfzehn Jahre vorankommen, die Hilfe vom

Jugendzentrum, kommt bei Kindern und Jugendlichen

an!“ Zurück im Jugendzentrum gingen die Aktivitäten

weiter.

Aufmerksam verfolgten die Kinder das Geschehen

Die restlichen Stunden des Vormittags waren den Kindern

vorbehalten. Ins Auge fiel dabei eine Gruppe von jungen

Clowns, die mit Liedern und Spielen ein gutes Ambiente

schufen. Alle Kinder konnten sich außerdem ihren

selbstgebastelten Button zur Erinnerung an das heutige

Jubiläum anfertigen oder sich die Gesichter schminken

lassen, um irgendeine Persönlichkeit zu kopieren. Auf

diese Weise näherten wir uns der Mittagszeit. Wieder

einmal konnten alle Kinder einen bunten Reigen von

Luftballons in den Himmel steigen lassen. Danach konnte

man die hungrigen Mädchen und Jungen in langen

Warteschlangen beobachten, die sich allerdings rasch

auflösten, als sie ein köstliches Mittagsessen ausgehändigt

bekamen. Das Essen bildete den Abschluss des

vormittäglichen Kinderprogramms.

Ein spannendes Fahrradrennen, an dem Jungen und

Mädchen teilnahmen, läutete den ersten Programmpunkt

am Nachmittag ein. Insgesamt gab es drei Kategorien:

Jungen und Mädchen bis zum Alter von 12 Jahren und nur

eine weitere Kategorie für Jungen, die älter als 12 Jahre

waren. Leider nahm kein Mädchen über 12 Jahren an dem

Wettrennen teil. Die Strecke war etwa 2 km lang und

teilweise nicht geteert, so dass einige doch mit

Schwierigkeiten zu kämpfen hatten. Obwohl einige

stürzten ließen sie sich die Weiterfahrt nicht nehmen, um

schließlich im Ziel die hart errungene Medaille abzuholen.

Die Jungen beim Start des Fahrradrennens

Die Strecke der Jugendlichen war länger, kurviger und

teilweise sehr steil. Trotzdem hielten sie durch bis zum

Ziel, wo jeder Teilnehmer mit einem kräftigen Applaus von

den Zuschauern begrüßt wurde. Im weiteren Verlauf des

Nachmittags hatten Jugendliche ausreichend Gelegenheit,

ihre Künste und Talente in den verschiedensten Disziplinen

zu präsentieren. Einige unterhielten mit kunstvollen

Tanzdarbietungen, andere präsentierten sich als

Gesangskünstler und bei den meisten Theaterstücken

bogen sich die Zuschauer am Ende vor Vergnügen und

Lachen.

Batucada-Band beim Trommeln

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Ehren-Urkunde überreicht von den ehemaligen Stipendiaten

Keiner von ihnen ahnte jedoch etwas von der

Überraschung, die von den ehemaligen Stipendiaten des

Uni-Stipendienprogramms für die frühen Abendstunden

geplant worden war. Es handelte sich dabei um die

Anerkennung und Ehrung desjenigen, der für alle Projekte

des Jugendzentrums verantwortlich war. Alle waren

gekommen, auch die Mitarbeiter und Freunde dieses

Mannes, der es mit seinem Engagement und seinem

persönlichen Einsatz erreicht hatte, die Herzen von

solidarischen und altruistischen Menschen zu berühren,

die mit ihrer Unterstützung die Durchführung dieser

Projekte möglich machen.

Der lokale Radiosender Segundo Montes berichtete

folgendermaßen über diese Ehrung: verschiedene

Persönlichkeiten der Gemeinde Segundo Montes,

Freundinnen und Freunde, Stipendiaten und Ex-

Stipendiaten taten sich zusammen, um unseren lieben

Freund Rudi, den wir alle kennen, für seinen

unschätzbaren Beitrag zur Entwicklung unserer

Gemeinden, insbesondere im Erziehungswesen, zu ehren.

Danke für Deinen ständigen Kampf.“

Beim Luftballon-Steigen-Lassen

Nach dieser Ehrung gab es noch ein Feuerwerk, das den

ganzen Himmel in den unterschiedlichsten Farben und

Figuren beleuchtete. Da das Jugendzentrum auf dem

höchsten Hügel in Quebrachos liegt konnte man es

ebenfalls gut von weitem sehen, wie uns später viele Leute

aus den Nachbarorten berichteten. Begleitet wurde diese

grandiose Show von lauten Rufen, Lachen, Emotionen und

nicht zuletzt vom lauten Applaus der begeisterten

Zuschauer. Bis Mitternacht spielten noch verschiedene

Musikbands je eine Stunde lang, um die Zuschauer zu

unterhalten und zum Tanzen zu verführen. Cumbia-

Rhythmen wechselten sich ab mit Rancheras, Salsa- und

mit Merengue-Stücken, so dass es den Anwesenden

wirklich nicht sehr schwer fiel, dieses musikalische

Angebot anzunehmen. Auf diese Weise ging ein langer und

schöner Tag zu Ende, den keiner schnell vergessen wird.“

Kinder- und Jugendgruppen

Ein wichtiger Schwerpunkt des Jugendzentrums ist die

organisierte Kinder- und Jugendarbeit. Seit einigen Jahren

haben wir in den einzelnen Ortsteilen verschiedene

Kinder- und Jugendgruppen aufgebaut. Seit Beginn des

Jahres betreuen wir 15 Kindergruppen und 7

Jugendgruppen. In den Kindergruppen sind momentan 111

Jungen und 105 Mädchen integriert, deren Alter zwischen

6 und 12 Jahren liegt. Bei den Jugendlichen sind es 70

Jungen und 41 Mädchen die einer Jugendgruppe

angehören; sie sind zwischen 13 und 20 Jahren alt. Das

Programm für die Treffs und Gruppenstunden wird

gemeinsam von den Teamern, in Zusammenarbeit mit dem

Jugendzentrum, ausgearbeitet. Für die Auswahl und

Ausbildung der Teamer ist ebenfalls unser Jugendzentrum

zuständig. Etliche von ihnen haben ein Stipendium und

leisten auf diese Weise ihre sozialen Stunden. Sie treffen

sich einmal wöchentlich, zumeist samstags, um über ein

Thema zu reden, spielen zusammen und haben Spaß. Sie

erleben kurzweilige Momente miteinander, weg von

Gewalt und negativen Szenarios, die Tag für Tag das

Leben in El Salvador beeinflussen.

Ein Highlight für

Kinder und Jugendliche

sind sicherlich die

jährlichen Zeltlager. Sie

werden in den

Schulferien Anfang des

Jahres ausgerichtet. Um

die 150 Kinder bzw.

mehr als 80 Jugendliche

nehmen immer daran

teil.

Im Folgenden berichtet

die Verantwortliche,

Becsaly, über die ihre

Arbeit in den ersten drei

Monaten dieses Jahres mit den Kinder- und

Jugendgruppen.

„Im Januar dieses Jahres war es für alle

Jungen und Mädchen wieder mal soweit,

die Stunde des jährlichen Kinder-

Zeltlagers, das vom Jugendzentrum

organisiert wurde, hatte geschlagen. Es

sind Tage voller Freude, Tage des

Lernens und Tage zum Spielen; in diesen

Zeltlagern ist Zerstreuung für alle

geboten. An einem Tag lernten die Kinder einen eigenen

Schlupfwinkel zu bauen, allein mit Materialien, welche die

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Natur bereitstellt. An einem anderen Tag lernten kleinen

Camper Nester zu bauen. Ja,

Nester! Nester wie sie die Vögel

bauen, die Chiltotas, die Adler

und die Tijules, was gar keine so

einfache Aufgabe war. Sie lernten

dies, um mitzubekommen, wie

kunstvoll Vögel ihre Nester

anfertigen und um künftig diese

schönen Geschöpfe zu achten,

genauso wie die gesamte

Umwelt. - Außerdem lernten die

Kinder, Figuren aus Luftballons

zu formen. Kein Kind versäumte

diesen unterhaltsamen Workshop.

Andere Kinder lernten, Seifenblasen zu machen samt der

dafür notwendigen Seifenlauge. In den weiteren

Workshops konnten sie Theaterspielen oder Volkstänze

lernen. Im Kunst-Workshop malte so mancher Teilnehmer

ein kleines Kunstwerk, vor allem Sonnenuntergänge waren

bei den kleinen Künstlerinnen und Künstlern angesagt.

Soweit zu unserem diesjährigen Kinder-Zeltlager.

Bau eines Unterschlupfs in der Wildnis

Als Anerkennung für ihre Arbeit organisierten wir im

Februar für alle Teamer einen gemeinsamen Ausflug in ein

Schwimmbad, eine Stunde Fahrzeit entfernt. Das

Jugendzentrum stellte ein Fahrzeug zur Verfügung und alle

Teilnehmer mussten ihr Essen etc. selbst mitnehmen. Das

vorgesehene Ziel hieß Affen-Abenteuer und lud nicht nur

zum Schwimmen ein, sondern zu vielen weiteren,

abenteuerlichen Aktivitäten, die allerdings extra bezahlt

werden mussten, wie beispielsweise die Seilrutsche. Wer

sich darauf einließ wurde über dem Schwimmbad

„abgehängt“ und stürzte ins Wasser, oft mit kunstvollen

Pirouetten und unter lautem Schreien. Abenteuer machen

hungrig. Zum Glück hatten alle ihr „Lunchpaket“ von

zuhause mitgebracht und konnten genüsslich ihre Tortillas

verzehren.

Über eine weitere wichtige Aktivität, dem 15. Jahrestag

der Gründung des Jugendzentrums, hat ja bereits meine

Kollegin Digna ausführlich berichtet, so dass ich mich

nicht wiederholen muss. Ein ganz besonderer Moment von

diesem Tag ist mir immer noch in Erinnerung. Es war, als

die Kinder ihre bunten Luftballons in den Himmel steigen

ließen und alle gleichzeitig, wie mit einer Stimme riefen:

Herzlichen Glückwunsch Jugendzentrum!“ Soweit der

Bericht von Becsaly.

Unsere Inliner-Kindergruppe

Eine unserer Kindergruppen ist eine „Inliner Gruppe“, die

bisher vorwiegend männliche Teilnehmer hat. Sie existiert

seit beinahe 10 Jahren und ihre Mitglieder werden immer

wieder auf lokale und regionale Feste eingeladen, um den

Zuschauern ihre Künste zu zeigen. Allerdings waren sie

weder einem Sportverband angeschlossen noch kannten

sie deren Statuten. Nun hatten sie zum ersten Mal die

Möglichkeit, ihre Wettbewerbsfähigkeit zu demonstrieren,

wie Joel Santiago im folgenden Bericht aufzeigt.

„Neulich bekam das Jugendzentrum

Besuch vom Präsidenten des

salvadorianischen Inliner Verbandes. Die

Kinder dieser Gruppe waren alle sehr

aufgeregt und bereiteten sich die ganze

Woche intensiv auf diesen kurzfristig

angesagten Besuch vor. Alle unsere Zweifel

zerstoben und alles lief bestens; die beiden Besucher

waren beeindruckt und luden die Gruppe zu einem

Wettbewerb am 28. April nach San Marcos ein, eine zum

Konglomerat San Salvador gehörende Stadt. Unsere

Gruppe ist die bisher einzige, im Department Morazán

existierende Inliner Gruppe. Kopfzerbrechen bereitete uns

vor allem auch der Transport. Im Pick-up des

Jugendzentrums fanden keine 18 Personen Platz, doch

glücklicherweise suchte und finanzierte der Bürgermeister

von Jocoaitique die für uns kostenlose Fahrt (vielleicht

dachte er an die im nächsten Jahr bevorstehenden

Wahlen). Bereits um 4 Uhr in der Frühe ging die Reise in

Richtung Hauptstadt los, da der Wettbewerb für 8.30 Uhr

vorgesehen war und kein Kind kam zu spät. Der Bus war

recht klein, vielleicht so groß wie ein VW Bus, doch da es

morgens sehr frisch war machte es den meisten nichts aus,

da sie sich gegenseitig wärmen konnten. Da der Busfahrer

noch nie eine Fahrt in die Hauptstadt unternommen hatte

war er ziemlich unsicher und wir kamen daher relativ spät

an, so dass sich unsere Kinder weder die „Piste“ vorher

anschauen, noch Aufwärmrunden drehen konnten.

Vor dem Wettbewerb

Chiltota Nest

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Sie fielen außerdem auf, da sie keine einheitlichen und

schicken Inliner Sportdresse anhatten, sondern nur ihre

üblichen Klamotten. Die meisten Wettbewerbsteilnehmer

stammten aus der Hauptstadt oder aus größeren Städten.

Bei dem Wettbewerb ging es um drei verschiedene

Disziplinen: Reaktion, Geschicklichkeit und Ausdauer.

Man fing dabei mit den jüngsten Kindern unter 6 Jahren

an. Ich war total erstaunt, dass bereits Kinder mit 4 oder 5

Jahren mitmachten und dass vor allem Mädchen

teilnahmen. Unsere Kinder nahmen in den vier Kategorien

von 9 -10 Jahren, von 11 bis 12 Jahren, von 13 bis 14

Jahren sowie von 15 Jahren und älter teil. Einer unserer

Leute aus der Gruppe der 11-jährigen wurde ermahnt, da

er aus Nervosität zu früh startete und das passierte einem

anderen in der Gruppe der 13-jährigen ebenfalls. Da

unsere Leute noch keine Erfahrung mit einem richtigen

Start hatten waren die meisten von ihnen anfangs immer

die letzten, doch dann holten sie auf. Als alle Wettbewerbe

zu Ende waren fand die Siegerehrung statt. Zur

allgemeinen Überraschung aller Anwesenden gewann

unsere Gruppe auf Anhieb 7 Medaillen, obwohl sie zum

ersten Mal überhaupt an einem Wettbewerb teilnahm.

Andere Gruppen mit Erfahrung hatten zum Teil keine

einzige Medaille gewonnen.

Die Sieger mit ihren Medaillen

Nach dem Verzehr des vom Jugendzentrum mitgebrachten

Mittagsessen ging es wieder nach Hause zurück, wo wir

gegen 18.30 Uhr ankamen. Allen Kindern hatte es viel

Spaß gemacht, am Wettbewerb teilzunehmen und sie

freuen sich bereits auf eine weitere Chance.

Stipendienprogramm für Gymnasiasten

In den letzten Rundbriefen berichtete ich immer sehr

ausführlich über dieses umfangreiche Projekt. Hier nun die

neuesten Daten über dieses Schuljahr und zum aktuellen

Stand unseres Stipendienprogramms für Gymnasiasten.

In diesem Jahr werden von unserer Organisation etwa 350

Gymnasiasten gefördert. Der erneute Rückgang der

Stipendien im Vergleich zum Vorjahr ist in erster Linie

wieder eine Konsequenz des schlechteren Wechselkurses,

der eine höhere Anzahl von Stipendien nicht zulässt.

Davon sind circa 52 % weiblich und 48 % männlich.

Sieht man sich die verschiedenen Gymnasiumzweige an,

welche unsere Stipendiaten besuchen, so kann man

feststellen, dass sich die meisten für das technische

Gymnasium mit seinem Spezialzweig Elektronik (35 %)

entschieden haben. Den zweiten Platz belegen die

Gymnasiasten vom Zweig „Touristik“ (30 %), dicht

gefolgt vom Wirtschaftsgymnasium (29 %). Das

Schlusslicht bildet, wie bereits beim letzten Mal, mit 6 %,

der landwirtschaftliche Zweig.

Stipendiaten des Technischen Gymnasiums

Resümee: In den letzten Jahren ist es uns gelungen, das

frühere Monopol des wirtschaftlichen Zweigs zu knacken

und das Fächerangebot am Gymnasium zu diversifizieren.

Dies bedeutet, dass der immer noch anhaltende

Überschuss an „Wirtschaftlern“ abgebaut werden konnte

und dass von den Gymnasiasten die neuen

Ausbildungsmöglichkeiten gut angenommen wurden,

abgesehen vom landwirtschaftlichen Zweig. Hier spielt

sicherlich auch die Attraktivität bzw. die

Unterrichtsgestaltung von Seiten des zuständigen

Fachlehrers eine wichtige Rolle.

Sieht man sich die Fächerauswahl unter Gender-

Gesichtspunkten an, so kann man feststellen, dass sich die

meisten Stipendiatinnen im Fach Tourismus

eingeschrieben haben. Die früher von Männern

beherrschte Domäne Wirtschaft wird inzwischen

mehrheitlich von Frauen belegt. Andererseits wird das

Fach „Elektronik“ im technischen Gymnasium zu 85 %

von Männern besucht. Verbessert hat sich dagegen die

Lage der Frauen im landwirtschaftlichen Zug, wo

inzwischen knapp 1/3 weiblich sind.

Vergleichen wir die Noten des zentralen Abiturs mit den

Vorjahresnoten so muss man leider feststellen, dass sich

die landesweite Abi-Note verschlechtert hat. Sie sank von

5.30 auf 5.26; um ein Fach zu bestehen wird mindestens

eine 6 benötigt. Das Gymnasium konnte jedoch seine

Durchschnittnote von 6.04 im vergangenen Jahr auf 6,44

steigern, liegt damit aber immer noch unter der im Jahr

2014 erreichten Durchschnittsnote von 6.63. Es gibt für

alle Beteiligten noch einiges zu tun.

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In einem der letzten Rundbriefe beschrieb Geovany

Sanchez seine Arbeit als sehr vielseitig. Ich bat ihn um

einen Beitrag, der uns einen Einblick in seinen

Arbeitsalltag ermöglicht.

Ein ganz normaler Arbeitstag

„Mein ganz normaler Arbeitstag

beginnt üblicherweise um 8 Uhr

morgens. Ich wohne nur ein paar

Minuten vom Jugendzentrum entfernt.

Nach der Überprüfung der zu

erledigenden Arbeiten und Aktivitäten

mache ich mich daran, die wichtigsten

Aufgaben zu erledigen. Aber häufig

klappt es nicht, da immer wieder etwas dazwischen kommt.

Beispielsweise werde ich von unserer Mensa in San Luis

angerufen. Die Köchinnen sind verzweifelt, da es kein

Wasser gibt, welches sie für das Getränk zum Mittagsessen

benötigen. Ich schnappe mir einige leere Wasserbehälter

und fülle diese von unserem Vorrat im Jugendzentrum. Das

Problem konnte zum Glück schnell gelöst werden. Nach

der Rückkehr schaue ich noch schnell in den beiden

Schülerwohnheimen nach und kontrolliere, ob es dieses

Mal ein bisschen aufgeräumter aussieht. Ich notiere mir

alles, was mir auffällt und ich muss sagen, in einem der

Wohnheime wird die Mängelliste recht lang.

Beispielsweise fand ich Larven im Wasser der Zisterne in

einem der Häuser, im anderen ist die Küche nicht sauber,

einige Matratzen wurden nicht mit einem Bettlaken

bezogen; die Birne einer Lampe ist kaputt und der

Abfallkorb ist total voll und nicht ausgeleert. Damit habe

ich wieder ausreichend Gesprächsstoff für die

wöchentliche Versammlung der Wohnheim-Bewohner.

Versammlung mit einer Schulklasse

Inzwischen ist es 10 Uhr und ich muss zu einer

Versammlung der Schülervertreter im Gymnasium. Da

stehen einige wichtige Themen auf der Tagesordnung wie

etwa die leidige Notengebung der Lehrer, die Vorbereitung

der nächsten größeren Aktivität etc. Da es insgesamt 16

Klassen gibt dauert es, bis alle ihre Meinung geäußert

haben. Gegen 11 Uhr muss ich die Versammlung verlassen

und mich auf den Weg zu unserer Schulmensa machen.

Dort überprüfe ich die letzte Obst- und Gemüselieferung,

kontrolliere ob noch genügend Gas in der Gasflasche ist

und schaue, ob die Aushänge noch aktuell sind. Zum

Mittagsessen um 11.30 Uhr kommen alle 200 Mensanutzer

auf einmal angestürmt. Dies liegt daran, dass das

Gymnasium nur eine kurze Mittagspause von einer halben

Stunde hat. Jeder drängelt sich vor und damit nicht immer

die Stärkeren und Lauten als erste bedient werden muss

man in einer Warteschlange anstehen. Manchmal muss ich

die Essentickets in Empfang nehmen, wenn die zuständige

Schülerin aus irgendwelchen Gründen verhindert ist.

Schülerinnen vom Wohnheim auf Wassersuche

Wenn der Ansturm vorbei ist fahre ich mit einem Pickup

wieder zurück ins Jugendzentrum. Kurz nach 13 Uhr bin

ich erneut im Büro. Meist warten schon irgendwelche

Schüler auf mich, da ihnen irgendwo der Schuh drückt vor

allem auch die Leute aus den Schülerwohnheimen: sie

haben kein Wasser mehr in der Zisterne und sie brauchen

Wasser zum Waschen ihrer Schuluniform. Da um diese Zeit

der Hausmeister noch nicht anwesend ist, der gleichzeitig

einer der wenigen mit Führerschein ist, habe ich keine

andere Wahl als mich auf Wassersuche zu begeben. Die

Zisterne des kleineren Wohnheims ist innerhalb einer

Stunde gefüllt, für die beiden anderen Zisternen im

größeren Wohnheim dauert es doppelt so lange. Mit viel

Glück bin ich gegen 17 Uhr mit allem fertig. So in etwa

läuft mein „normaler“ Arbeitstag ab.“

Manchmal sieht der normale Arbeitsalltag für Geovany

Sanchez jedoch ganz anders aus, vor allem dann, wenn die

Schüler der Schülerwohnheime nicht mehr weiter wissen

und seine Hilfe in Anspruch nehmen.

Notfall zur späten Stunde

„Manchmal kommt es anders, als man denkt, wie

beispielsweise neulich. Es war kurz nach zwanzig Uhr, ich

liege in der Hängematte und schaue mir gerade die

Abendnachrichten an, als plötzlich das Telefon klingelt.

Die Hausälteste vom Schülerwohnheim berichtet mir

aufgeregt, dass es einer Mitbewohnerin schlecht ginge. Als

ich fünf Minuten später im Wohnheim bin und die

Patientin sehe, fahre ich vorsichtshalber mit ihr nach

Perquin, der nächsten Krankenstation, die um diese Zeit

noch geöffnet ist.

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Bei der Notaufnahme in Perquin

Ich hole das Auto des Jugendzentrums und eine halbe

Stunde später ist die laut stöhnende Patientin in Händen

eines Arztes. Es besteht Verdacht auf

Blinddarmentzündung, da es aber in Perquin keine Geräte

gibt, die dies bestätigen können, wird die Patientin mit der

Ambulanz in die Notaufnahme des Hospitals von Gotera

gefahren und ich als Begleitperson dabei. Eine Stunde

dauert die Fahrt und die Patientin weint vor Schmerzen.

Ich hatte die Eltern in Corinto benachrichtigt, die alle 10

Minuten nachfragen, ob ihre Anwesenheit notwendig wäre.

Da die Patientin über Nacht zur weiteren Beobachtung ins

Hospital eingewiesen wird ist schließlich die Anwesenheit

der Eltern erforderlich. Sicherlich mussten sie ein

Heidengeld für den Transport von ihrem Dorf nach Gotera

bezahlen. Gegen 1 Uhr in der Frühe kommen sie

schließlich und ich suche eine Möglichkeit nach Hause zu

kommen. Gottseidank kann mich mein Bruder abholen.

Solche Fälle sind keine Ausnahmen und kommen immer

wieder vor. Dies gehört ebenfalls zu meiner Arbeit.“

Mit der Ambulanz nach Gotera

Am problematischsten sind für Geovany Sanchez jedoch

solche Situationen, in denen der schlimmste aller Fälle

eintritt und er nichts mehr machen kann. Dies ist dann der

Fall, wenn einer der jungen Schützlinge stirbt.

Tod einer Stipendiatin

„Manchmal stehe ich schwierigen Situationen eher hilflos

gegenüber, wie beispielsweise am vergangen 17. April. Es

war der letzte Ferientag der Osterferien, ein Tag wie jeder

andere. Gegen 13 Uhr fuhr ich vom Büro in Quebrachos

runter in die Mensa in San Luis. Etwa 50 m von der Mensa

entfernt sah ich drei erschrockene, bleiche Gesichter, die

sich um ein Bündel, das am Boden lag, scharten. Das

„Bündel“ war ein junges Mädchen, das fünf Minuten

vorher von einem Auto angefahren worden war. Ich hätte

mir niemals träumen lassen, dass es sich bei ihr um einer

unserer Stipendiatinnen des Gymnasiums handeln würde,

um Isabel Cristina García Luna aus Hatos II. Vor einigen

Tagen, im Zeltlager der Gymnasiasten hatten wir uns noch

über ihre Pläne und Vorstellungen unterhalten. Nun lag sie

vor mir und ihre beiden

Freundinnen, mit denen

zusammen sie ihre Haus-

aufgaben für den

morgigen Tag erledigen

wollten, weinten

verzweifelt. Das

Schlimme war dass man

nichts tun konnte.

Isabel fing im Januar im

Gymnasium an; im

Nivellierungs- Seminar

Ende des letzten

Jahres lernte ich sie

kennen, als eine junge Frau mit einem fröhlichen

Charakter. Sie wuchs ohne ihren Vater auf, der in die USA

ausgewandert war und sich nicht mehr um sie, ihre

Geschwister und ihre Mutter kümmerte. Seither ist ihre

Mutter allein für den Unterhalt der Familie zuständig. Sie

arbeitet dafür in einem Haushalt in der Hauptstadt und

Cristina und ihre beiden Geschwister wohnten bei den

Großeltern.

Einige Stunden später baten mich ihre Klassenkameraden

am Abend zur Velorio im Hause der Großeltern zu fahren.

Dies ist ein alter Brauch in El Salvador. Wenn jemand

stirbt so wird er zuhause aufgebahrt und die ganze Zeit

über begleiten Freunde und Nachbarn die Angehörigen,

auch nachts. Wir nahmen Plakate mit, auf denen wir Fotos

der Verstorbenen geklebt hatten und hängten sie an den

Wänden ihres Hauses auf. Wir alle zusammen sangen

bekannte Lieder wie beispielsweise „Du fehlst mir“ und

„Ein Freund, den ich verlor“ und mehr. Da es üblich war,

allen Anwesenden bei dieser Todeswache zu verköstigen,

hatten wir den Angehörigen Lebensmittel mitgebracht.

Am nächsten Tag machten sich alle auf den Weg zum

Begräbnis. Die Schüler aller 16 Klassen waren anwesend.

Sie sangen einige Abschiedslieder. Am Ende dankte der

Onkel allen für ihre Begleitung in diesen schwierigen

Momenten,, insbesondere ihren Mitschülern, den Lehrern

und unserem Stipendienprogramm. Ruhe in Frieden Isabel

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Schülermensa

Dieses Projekt entstand deshalb, da der überwiegende Teil

der Stipendiaten nicht aus dem Ortsteil San Luis kommt,

in dem sich das Gymnasium befindet, sondern aus anderen

Ortsteilen und anderen Gemeinden. Da sie morgens immer

sehr früh an den Haltestellen warten müssen, bleibt

zumeist keine Gelegenheit, ausgiebig zu frühstücken oder

gar ein gekochtes Essen einzupacken. Leider ist in keinem

der vielen kleinen Comedores ein Mittagsessen unter zwei

Dollar zu haben. Für eine arme, zumeist vielköpfige

Familie war dies einfach zu teuer. Auch die Elternvertreter

in der Stipendienkommission sprachen uns immer wieder

auf diesen Missstand an und baten um unsere Hilfe bei der

Lösung des Problems. Wir richteten daher für alle

Stipendiaten eine eigene Mensa ein. Direkt neben der

Bäckerei war ausreichend Platz dafür vorhanden. Anfangs

gab es nur Reis und Bohnen mit Tortillas, ohne weitere

Variationen im Speiseplan. Aber nach und nach wurde das

tägliche Menü verfeinert und abwechslungsreicher. Es gab

nun täglich auch ein Fruchtsaftgetränk, zur Abwechslung

mal Spaghetti mit geriebenem Hartkäse und auch zweimal

im Monat Fleischgerichte, entweder Hähnchen oder

Hackfleischpasteten. Außerdem kamen immer öfters

Gemüse und Salat auf den Tisch, die für die Zufuhr von

Vitaminen sorgten.

Schulspeisung

Seit Anfang des Jahres haben wir ebenfalls eine Fritteuse,

da uns die Schülerinnen und Schüler schon lange baten, ab

und zu Pommes im wöchentlichen Speiseplan

einzubeziehen. In der Vergangenheit hatten sich die

Köchinnen ab und zu daran versucht, doch es war einfach

zu viel Arbeit und der Erfolg war mäßig. Mit der neuen

Fritteuse geht alles schneller und hygienischer. Momentan

sind es etwa 200 Schüler, die dieses Angebot täglich

annehmen. Vier erfahrene Köchinnen bereiten die

Mahlzeiten zu. Des Weiteren helfen zwei freiwillige

Schülerinnen bei der Essensausgabe. Für die Stipendiaten

und ihre Familien ist die Einführung eines günstigen

Mittagstisches eine große Erleichterung.

Zurzeit wird in der Stipendienkommission diskutiert, ob

evtl. den Schülern, die aus weit entfernten Gegenden

kommen, morgens vor Schulbeginn zumindest etwas

Kaffee und ein Brötchen angeboten werden soll. Die

Nachfrage dafür wäre vorhanden. Und mit leerem Magen

lernt es sich einfach nicht gut.

Ausbildungszentrum

In jedem Rundbriefe wurde von uns über die Fortschritte

und das Kursprogramm in unserem Ausbildungszentrum

berichtet. Carlos Antonio Diaz, der dieses Zentrum leitet,

stellte aufs Neue einen kurzen Bericht über unser Aus- und

Weiterbildungsangebot zusammen.

„Unser Ausbildungszentrum ist das

einzige seiner Art nicht nur im Norden

von Morazán, sondern im gesamten

Department von Morazán. Hier haben

Jungen und Mädchen sowie

Jugendliche die Möglichkeit, einen

interessanten Ausbildungskurs ihrer

Wahl zu besuchen. Im derzeitigen

Angebot befinden sich Kochkurse,

Englisch, Computerkurse und

Schreibmaschinenschreiben. Die Kurse sind gratis, doch

die Teilnehmer müssen ebenfalls ihren Teil zur

Durchführung der Kurse leisten. Beispielsweise müssen sie

in den Kochkursen einige der für den Kurs notwendigen

Lebensmittel beisteuern; für den Englischkurs und für das

Schreibmaschinenprogramm bringen sie die notwendigen

Hefte, Schreibutensilien sowie einige lose Blätter mit. Die

Kurse werden von Fachkräften erteilt, die ihr eigenes

Unterrichtsprogramm entwickeln. Ich persönlich erteile

Unterricht in Schreibmaschinenschreiben. Viele werden

sich vielleicht fragen, warum überhaupt dieser Kurs, da

doch der Computer die Stelle der Schreibmaschine

eingenommen hat? Man muss jedoch wissen, dass es in

unserem Lande und speziell im Department Morazán noch

immer viele Kinder gibt, die noch nie einen Computer zu

Gesicht bekommen haben und natürlich auch keine

Möglichkeit, mit einem zu arbeiten. Daher empfehlen wir

allen Lehrern und sonstigen Verantwortlichen, ihre Kinder

erst einmal zu einem Schreibmaschinenkurs zu schicken

und danach erst zum Computerkurs. Auf diese Weise tun

sie sich mit der Computertastatur leichter.

Schüler in der Ausbildungsküche

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Wenn das Kursprogramm steht so informieren wir die

Leute mit Hilfe des lokalen Radios und über unsere Web-

Seite, damit sie sich rechtzeitig einschreiben können.

Manchmal besuchen wir auch die Schulen, die an unserem

Kursangebot interessiert sind und informieren dort Lehrer

und vor allem auch die Schüler. Zurzeit erteile ich zweimal

in der Woche einen Kurs in Schreibmaschinenschreiben

den Schülern der dritten Klasse bzw. den Schülern der

vierten Klasse. Der Unterricht beträgt dabei jedes Mal

zwei Stunden. Die Schüler werden von ihren Lehrern

begleitet, was sich positiv auf die Disziplin auswirkt.

Englischkurs in unserem Sprachlabor

Gleich am Anfang erkläre ich ihnen die verschiedenen

Teile eine Schreibmaschine und erläutere, wofür sie gut

sind. Danach beginne ich mit den unterschiedlichen

Übungen, wobei natürlich mit den grundlegenden

begonnen wird. Jede Kursstunde gibt es dann eine weitere

Übung zusätzlich. Der Anfang ist immer am schwierigsten,

da es den Kindern schwer fällt, ihre Finger auf die

richtigen Tasten zu legen, vor allem die kleinen Finger.

Und sie sind schnell frustriert, wenn es nicht gleich klappt,

vor allem mit dem linken kleinen Finger, der manchmal

zwischen die Tasten gerät und den Betroffenen

Schmerzenslaute entlockt. Aber, wie das Sprichwort so

schön sagt, ohne Fleiß kein Preis. Die meisten Kinder

lernen schnell und leisten rasch ihre Übungen.

An jedem Kurs nehmen etwa 30 Jungen und Mädchen teil,

die alle sehr motiviert sind. Dies zeigt sich auch nach dem

Unterricht: etliche Kinder bleiben länger, um ihre

Übungen abzuschließen, aber auch um noch schneller

schreiben zu lernen.“ Soweit das Ausbildungszentrum.

Schreibmaschinenkurs

Volksbibliothek Los Quebrachos

Im Januar erreichte uns eine Mail aus Nordhausen, auf die

unsere Bibliothekarinnen sehr gespannt gewartet hatten.

09.01.17 Lieber Rudi, Deine aufwändige Informationspolitik hat ihr Ziel nicht verfehlt. Unsere Kinder haben auch in diesem Jahr beschlossen, deine Arbeit in El Salvador zu unterstützen. Ich werde Dir in den nächsten Wochen 560€ für euer Bibliotheksprojekt überweisen. Wenn du es schaffst, per e-mail einige Sätze zu schicken, die ich den Kindern in den Gruppen diese Woche vorlesen kann wäre das schön. Ansonsten warten wir auf den nächsten Brief. Viele Grüße aus Nordhausen: F. Tuschy

Die Bibliothekarinnen freuten sich sehr darüber, dass die

Weiterführung dieses Kleinprojekts gesichert war und

dankten den Kindern in Nordhausen für ihren Einsatz. Elia

Argueta, die Verantwortliche der Volksbibliothek Los

Quebrachos, berichtet im Folgenden über dieses Projekt,

ihre Arbeit, sowie Aktivitäten und sonstige Neuigkeiten in

den ersten drei Monaten dieses Jahres.

„Nach dem Ende der

Weihnachtsferien ging es am 9.

Januar wieder los mit der Arbeit.

Das erste, was anstand war,

unbedingt sauberzumachen, denn

Staub und teilweise auch trockenes

Laub hatten sich überall

ausgebreitet. Doch zum

Schuljahresbeginn eine Woche später wollten wir unseren

Leserinnen und Lesern unbedingt eine aufgeräumte und

saubere Bibliothek präsentieren.

Kinder von den Kinderkrippen zu Besuch bei uns

Unsere erste größere Aktivität in diesem Jahr war eine

Einladung an alle Kinderkrippen, uns am 13. Februar zu

besuchen. Die auswärtigen Kinder wurden

selbstverständlich wieder mit einem Pick-up in ihren

jeweiligen Zentren abgeholt. Insgesamt kamen 95 Jungen

und Mädchen, denen zu Beginn ein kleines Namensschild

umgehängt wurde, damit wir sie mit ihren Namen

ansprechen konnten. Zusätzlich zeigten uns kleine Symbole

an, zu welchem Zentrum sie gehörten.

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Ob die Kleinen wohl Angst vor dem Hund haben?

Alle wurden von uns herzlich begrüßt, vor allem die

Neuen, die uns zum ersten Mal besuchten. Man sah viele

fröhliche und erwartungsvolle Gesichter, gespannt darauf,

was wohl folgen würde. Ihnen stand hierfür eine große

Anzahl an Spielen und Aktivitäten zur Auswahl, wie

beispielsweise das Spiel Der Zug. Dieser Zug holte die

Kinder an verschiedenen Haltestationen ab bis schließlich

eine lange Schlange mit allen Kindern entstand. An jeder

Haltestation musste der Zug mit Treibstoff aufgetankt

werden. Das erfolgte jeweils mit Hilfe vieler Umarmungen

der Kinder miteinander. Es gab aber noch viele, weitere

Aktivitäten; alle waren sehr abwechslungsreich und es

wurde viel gelacht.

Danach bildeten wir pro Kinderkrippe eine eigene

Gruppe, insgesamt also fünf Gruppen. Jede Gruppe durfte

in eine andere Märchenecke und in jeder Ecke gab es ein

Märchen wie beispielsweise Rotkäppchen, Der gestiefelte

Kater, Drei kleine Schweinchen, Das hässliche Entchen

sowie Pinocchio. Nach dem Vorlesen konnten die Kinder

das Märchen nachspielen, was sie mit viel Kreativität und

Dynamik erfolgreich durchführten. Alle waren sehr

zufrieden und es gefiel ihnen sehr.

Alle machen begeistert mit

Beim Lied der Tiere gegen Ende der Veranstaltung tanzten

alle Kinder zusammen mit den Uni-Stipendiaten, die bei

der Durchführung dieser Aktivität behilflich waren.

Anschließend gab es ein bisschen „Unterricht“ in

Luftballonkunst. Jedes Kind erhielt einen Luftballon, der

irgendein Tier darstellte und den die Kinder nach Hause

nehmen konnten. Doch bevor es zurück nach Hause ging

bekam jedes Kind noch ein köstliches Essen vorgesetzt

bestehend aus Enchilada mit Hähnchen und Fruchtsaft.

Für den Heimweg bekam jedes Kind außerdem noch eine

kleine Tüte mit Süßigkeiten und kleinen Spielen. Alle

machten sich zufrieden auf die Heimfahrt.“

In diesem Zusammenhang gilt unser ganz besonderer

Dank den Kindern des Kinder-Kirchen-Ladens und Frank

Tuschy in Nordhausen, die uns schon etliche Jahre bei

diesem Projekt unterstützen.

Lita führt Ada in ihrer neuen Arbeitsstelle ein

Im Februar gab es in der Bibliothek einen

Personalwechsel. Sofia, eine der vier Bibliothekarinnen,

kündigte zum 31. Januar. Der Grund ist, dass sie bereits

vor einiger Zeit an einer Universität ein

Wochenendstudium aufgenommen hatte. Seit diesem Jahr

hat sie einen ganz normalen Stundenplan und kann daher

nicht mehr zu den normalen Arbeitszeiten anwesend sein.

Vielen Dank Sofia für Deine Arbeit die ganzen Jahre über.

Ihren Platz eingenommen hat Ada Esperanza Ramirez. Sie

ist 24 Jahre alt und legte im Jahr 2013 ihr Abitur ab. Da sie

fast genau zur selben Zeit schwanger wurde waren ihre

Arbeitsmöglichkeiten eingeschränkt. Zuletzt arbeitete sie

in einem Verkaufsladen in Quebrachos, um in der Nähe

ihres 4-jährigen Sohns Irvin Zahid zu sein. Als wir sie

fragten, ob sie an einer Arbeitsstelle in der Bibliothek

interessiert wäre, sagte sie sofort zu. Sie ist noch in der

Anlernphase doch die Arbeit macht ihr sehr viel Spaß.

Bienvenida Ada!

„Ebenfalls im Februar fingen wir erneut damit an, mit den

Kindern der Vorschule und der ersten Klasse vom

benachbarten Schulzentrum zu arbeiten. Mit den Lehrern

hatten wir vorher einen festen Terminplan vereinbart, um

Überschneidungen mit anderen Aktivitäten zu vermeiden.

Auch die altersgemäßen Themenbereiche für jede Gruppe

wurden abgesprochen. Der Schwerpunkt ist natürlich

immer die Buchlektüre und alle Aktivitäten zielen darauf

ab, die Kinder bereits in jungen Jahren zum Lesen

anzuregen.

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Lita mit Schülern der Vorschule

Natürlich kümmern wir uns auch um die Belange der

anderen Klassen, wobei die Schüler stets von ihren

Klassenlehrern begleitet werden. Wir stellen alle dafür in

Frage kommenden Bücher zur Verfügung, je nachdem, was

angesagt ist; beispielsweise Märchen, Belletristik,

Kinderbücher und Enzyklopädien für Jugendliche, die alle

notwenige Infos enthalten.

Anfang März nahm unsere Bibliothek aktiv an den

Feierlichkeiten zum 15jährigen Bestehen des

Jugendzentrums teil, die ja mit unserem 6-jährigen

Jubiläum in der neuen Bibliothek zusammenfielen. Es war

ein schöner und abwechslungsreicher Tag mit einem

bunten Programm für alle Teilnehmer.

Insgesamt wurde unsere Bibliothek in den ersten drei

Monaten dieses Jahres sehr stark von verschiedenen

Gruppen von Lektoren frequentiert. Die Besucher kamen

aus den verschiedenen Schulzentren der Gemeinde sowie

aus umliegenden Gemeinden, unter ihnen viele

Schülerinnen und Schüler der 7. bis 9. Klasse (Tercer

Ciclo Basico), des Gymnasiums und auch viele

Universitätsstudenten. Erwähnenswert sind auch die

Besucher von der Technischen Hochschule „Padre

Segundo Montes“, die ihren Sitz in unserer Gemeinde hat.

Deren Studenten waren logischerweise vor allem an

Fachbüchern interessiert im Bereich Hotelwesen und

Touristik sowie im Bereich Ingenieurwesen, da es diese

beiden Fachbereiche an ihrer Hochschule gibt.

Erwähnenswert ist außerdem, dass wir auch einige

Fachbücher einkaufen konnten, vor allem im Fach Jura,

da sich etliche Gesetze geändert hatten, wie beispielsweise

das Arbeitsrecht, Handelsrecht und Leserinnen und Leser

immer wieder nach den neuesten Ausgaben fragten.

Hausaufgabenbetreuung in der Bibliothek

Von der Buchhandlung der Jesuitenuniversität UCA

erhielten wir ebenfalls etwa 30 ältere Bücher geschenkt,

vor allem von einheimischen Autoren. Da wir die meisten

in mehrfacher Ausfertigung erhielten konnten wir anderen

Minibibliotheken und Organisationen ebenfalls einige

Exemplare zur Verfügung stellen. Soweit so gut.

Uns bereitet es jedoch große Sorgen, dass wir seit dem

Jahr 2010 keine größeren Neuanschaffungen mehr tätigen

konnten, da uns die notwendigen Finanzen dafür fehlen.

Im Laufe der Jahre kam es zu Verschleiß- und

Abnutzungserscheinungen, Bücher kamen abhanden oder

waren nicht mehr reparierbar. Leider besteht momentan

jedoch keine große Hoffnung auf eine größere

Neuanschaffung so dass wir unsere Leser immer wieder

vertrösten müssen. Leider. Soweit Lira in ihrem Bericht.

Daher war die Freude über das folgende Mail groß.

01.02.17 Lieber Rudi Reitinger, auch in diesem Jahr haben sich die Kinder der Kinderkirche Bad Liebenwerda an der Sternsinger-Aktion beteiligt. Es wurden 380 EURO auf das Sternsingerkonto überwiesen mit dem Verwendungszweck "Schulbildung für Kinder in El Salvador". Außerdem hat die Frauen-Gruppe eine Spende in Höhe von 80,00 € zusammengelegt. Das wird überwiesen für die Bibliothek in Segundo Montes. Wir freuen uns, Euch damit helfen zu können. Viele Grüße aus dem verschneiten Deutschland Ilse Barth, Gemeindepädagogin Bad Liebenwerda

Die beiden wichtigsten Tageszeitungen liegen aus

Dieses Mail aus Bad Liebenwerda ist nicht nur für unsere

Bibliothek erfreulich, sondern bietet sich als eine gute

Gelegenheit an, zum nächsten Schwerpunkt dieses

Rundbriefs überzuleiten, nämlich zu den

Sternsingergruppen in den verschiedenen

Kirchengemeinden, die uns teilweise schon seit vielen

Jahren unterstützen. Im März schrieb ich einige von ihnen

an und bat um einen kurzen Bericht. Alle reagierten positiv

auf meine Anfrage und ihre einzelnen Beiträge werde ich

gleich im Anschluss publizieren.

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Aktion Dreikönigssingen

Alle Aktivitäten und Projekte, die von meinen Mitarbeitern

und von mir auf den letzten Seiten beschrieben wurden,

haben gemeinsam, dass sie zu unserem Bildungsprojekt

für Kinder und Jugendliche in der Gemeinde Segundo

Montes gehören. Eine weitere Gemeinsamkeit ist, dass sie

größtenteils von verschiedenen Kirchengemeinden

finanziert werden, die an der jährlichen Aktion

Dreikönigssingen, zugunsten unseres Projekts Projekt P 12

0218 001, teilnehmen, welches wir mit dem

Kindermissionswerk in Aachen vereinbart hatten.

Sternsinger in Schirgiswalde

Für manche mag es sehr erfreulich sein, dass Kinder aus

Deutschland für Kinder in El Salvador sammeln, doch dies

ist nicht immer sehr einfach. Kinder und Jugendliche

müssen viel Zeit in die Vorbereitung investieren. In den

ersten Januartagen bis zum Dreikönigstag am 6. Januar

ziehen die Sternsinger los, singen ihre Lieder und bitten

um eine Spende. Läuft alles gut, so werden sie herzlich

empfangen und die Leute freuen sich auf ihren Besuch. Es

kommt aber auch vor, dass ihr Besuch unerwünscht ist. So

etwas ist natürlich wenig motivierend. Wenn dann

zusätzlich noch Kälte, Schnee oder Regenfälle dazu

kommen, ist irgendwann vielleicht ein Punkt erreicht, an

dem man am liebsten umkehren würde. Dass die

Sternsinger dies nicht tun, zeigt ihre große Solidarität mit

der sogenannten Dritten Welt, vor allem aber auch mit den

Kindern und Jugendlichen aus unseren Gemeinden. An

dieser Stelle möchte ich mich bei ihnen vielmals für ihren

solidarischen und bewundernswerten Einsatz bedanken.

Ohne ihre Unterstützung gäbe es kein Bildungsprogramm

für die Kinder in Segundo Montes.

Ehrenstettener Sternsinger im Schnee unterwegs

Damit Ihr eine Vorstellung bekommt über den Einsatz der

Kinder in ihren jeweiligen Gemeinden, über die Arbeit der

freiwilligen Helferinnen und Helfer, welche die Kinder auf

dieses Ereignis vorbereiten, lassen wir die Beiträge der

verschiedenen Kirchengemeinden für sich sprechen.

Aktion Sternsinger in Ehrenstetten (es berichtet Maria

Nägele vom Sternsinger Vorbereitungsteam)

Kinder setzten sich ein und wollen mit der

Sternsingeraktion Gutes tun.

„Die Partnerschaft mit Segundo Montes in El Salvador

konnte mit Hilfe eines Arbeitskreises des Bildungshauses

Kloster St. Ulrich entstehen und wird seit vielen Jahren

gepflegt. So wurde 1995 in unserer Pfarrgemeinde St.

Georg angefragt, ob das Projekt für die Schulbildung der

Kinder und Jugendlichen in El Salvador durch die

jährliche Sternsingeraktion finanziell unterstützt werden

könnte. Die Pfarrgemeinde war gerne bereit, das Projekt

zu fördern und das Kindermissionswerk in Aachen leitet

den Erlös der Ehrenstetter Sternsingeraktion jedes Jahr an

das Hilfsprojekt weiter.

Ein besonderes Highlight war im Jahr 2002 als Rudi

Reitinger mit zwei Jugendlichen aus Segundo Montes nach

Deutschland kam und Ehrenstetten besuchte. Ebenfalls ist

es immer wieder schön, wenn Peter Langenstein den

Sternsingern nach seinen Reisen farbenfrohe Bilder und

Geschichten von den Menschen in El Salvador zeigt und

berichtet.

Kurz vor dem Aussenden

Bei der letzen Sternsingeraktion haben 36 Kinder

teilgenommen, die von 4 Erwachsenen in der Vorbereitung

begleitet wurden. Dabei wurden an 4 Nachmittagen ein

Segensspruch und Lieder eingeübt, gesungen und gelacht.

Den Kindern wurde auch das Hilfsprojekt mit Bildern und

einer Landkarte vorgestellt und die Situation des Landes

veranschaulicht. In dem Aussendungsgottesdienst am

6.Januar, am Fest Dreikönig werden die Sterne, der

Weihrauch, die Kreide und die Sternsinger vom Pfarrer für

ihre Aktion gesegnet. In Ehrenstetten sind jedes Jahr 8

Gruppen mit je einer Begleitperson bei jedem Wind und

Wetter zu Fuß unterwegs, um den Segen Gottes mit der

geweihten Kreide an jede Haustüre zu schreiben:

20*C+M+B*17. An jedem Haus sagt die

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Sternsingergruppe den Spruch mit dem Segen und singt

dazu ein passendes Lied. Wenn die Kinder an diesem Tag

unterwegs sind, erhält jede Gruppe in einer Gastfamilie

ein leckeres Mittagessen und kann sich an dem kalten

Wintertag aufwärmen. Die Kinder werden fast immer sehr

herzlich empfangen und werden auch erwartet.“

Interview mit der Teilnehmerin Anna-Lena (13 Jahre)

Wie alt sind denn eure Sternsinger?

Anna-Lena: „die Sternsinger sind ca.

6-14 Jahre alt“.

Was bereitet Dir besonders Spaß

beim Sternsingen?

Anna-Lena: „Mir macht es besonders

Spaß zusammen mit meinen Freunden

von Haus zu Haus zu gehen und zu singen. Oft kann man

den Leuten eine Freude machen und den Kindern in

anderen Ländern damit helfen.“

Bekommt ihr auch ein Dankeschön?

Anna-Lena: „Von den Menschen bekommen wir oft

Süßigkeiten und von der Pfarrgemeinde einen

Filmnachmittag.“

Wie oft möchtest du noch bei der Aktion mitmachen?

Anna-Lena: „So oft wie es geht. Ich glaube ich war schon

7 mal dabei.“

Sternsingen in der Seelsorgeeinheit Straßberg-Veringen

Der nächste Beitrag stammt von der Vorsitzenden des

Pfarrgemeinderats der SE, Rosa Endriss.

Aussenden der Inneringer Sternsinger

„Irgendwann im Dezember werden in unseren Pfarreien

Kinder und Jugendliche dazu eingeladen, rund um den

Dreikönigstag als Sternsinger unterwegs zu sein und den

Segen aus der Hl. Nacht in die Häuser zu bringen. Meist

sind es Ministranten oder befreundete Kinder. Beim ersten

Treffen werden in einigen Pfarreien Filme gezeigt vom

Kindermissionswerk, die sehr gut aufgebaut sind, und die

den Kindern etwas davon vermitteln, wie ihre

Gleichaltrigen in anderen Teilen der Welt leben. Die

ehrenamtlichen Begleiter der Sternsinger sind oft schon

Jahre mit Freude dabei. In einigen Pfarreien kommen

jährlich die gleichen Lieder und Texte zum Einsatz, in

anderen werden neue eingeführt. Bei den weiteren Treffen

werden Rollen verteilt und Gebiete ausgelost, in denen

man unterwegs sein wird. Winterlingen ist die größte

Gemeinde, die jeweils auch am meisten, oft noch recht

kleine, Sternsinger hat. Um den Dreikönigstag dann

werden die Sternsinger im Gottesdienst vom Pfarrer oder

Diakon ausgesendet. Leider ist die Witterung um den

Dreikönigstag oft ein Hindernis, um zügig von Haus zu

Haus zu kommen. In diesem Jahr war es bitterkalt.

Teilweise fiel auch sehr nasser Schnee, der die

Sternsingerkleidung schwer machte. So freuten sich die

Sternsinger, in manchen Pfarreien privat bekocht zu

werden und sich aufwärmen zu können; anderswo gab es

im Pfarrsaal warmes Essen.

So viele Süßigkeiten gab es in Veringendorf

Für gewöhnlich bekommen sie in den Häusern außer den

Spenden auch zahlreiche Süßigkeiten, die sie

untereinander verteilen, oder aber auch als Spende an

Heime usw. abgeben. In den Pfarreien im Bereich

Straßberg sind die Kinder, sofern es das Wetter erlaubt,

aufgrund der vielen Süßigkeiten sogar mit Handwägelchen

oder Schlitten unterwegs. Nach einem Tag als Sternsinger

ist man recht erschöpft (manchmal die Begleiter noch

mehr als die Kinder), deshalb ist es den Kindern und

Jugendlichen hoch anzurechnen, dass viele von ihnen

sogar mehrere Tage mitmachen. Und sie sind sehr dankbar

und freuen für diejenigen, denen die Spenden zukommen.“

Aktion Sternsinger von der Ev. Kirchengemeinde St.

Nicolai in Bad Liebenwerda

(Gabi Nickschick, die unser Projekt persönlich kennt,

führte das Interview Ilse Barth, Gemeindepädagogin)

G: Ich hab dir doch vor ein paar Jahren erzählt, dass

„Segundo Montes“ vom Kindermissionswerk „Die

Sternsinger“ unterstützt wird. Wir haben damals in

Nordhausen angefangen, dieses Projekt durch den

Weltladen zu unterstützen.

I: Ja- und seit du nun hier in Bad Liebenwerda wohnst, ist

immer der Erlös der Sternsinger Aktion und auch andere

Kollekten Sammlungen für dieses Projekt bestimmt.

G: Wie ist die Aktion in diesem Jahr gelaufen?

I: Eigentlich wie jedes Jahr. Wir hatten am 6. Januar einen

Kindergottesdienst. Dabei wurden die Sternsinger

ausgesendet und gesegnet. Und in den Tagen danach sind

sie losgezogen. Vormittags gehen immer die Kinder der

Kita. Donnerstagnachmittag ist ja immer Kinderkirche für

die Schulkinder. Und in der Woche nach dem

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Dreikönigsfest sind wir 3 kleinen Gruppen unterwegs

gewesen, haben Lieder gesungen und den Segen zugesagt.

Jede Gruppe hat so ihr Stadtgebiet, in dem sie jedes Jahr

anzutreffen sind. Auch in den Kureinrichtungen der Stadt

und in den Altenheimen werden die Sternsinger gerne

gesehen. Manche Leute haben schon auf unseren Besuch

gewartet: Das Spendengeld und einige Süßigkeiten für die

Kinder bereit gelegt. Auch wenn die Kinder auf den

Straßen unterwegs sind werden sie freundlich angeschaut

und aufgehalten, um etwas in die Büchse zu stecken.

G: Wie viele Kinder sind denn daran beteiligt?

I: Ich schätze so 30 von der Kita mit ihren Erzieherinnen

und ebenso viele Schulkinder, wir sind 3 Mitarbeiterinnen

der Kirchengemeinde.

G: Wie erfahren denn die Kinder Näheres über die

Verwendung der Spenden?

Sternsinger in Liebenwerda

I: In den nächsten Kindernachmittagen schauen wir uns

dann immer einen Film an, der den Kindern Informationen

über das Beispielland gibt. In diesem Jahr war es eine

Gegend in Kenia. Es interessiert die Kinder schon, wie

ihre Altersgenossen in anderen Erdteilen leben und sie

nehmen auch sehr Anteil an den dortigen Problemen. Dass

die evangelische Kirchengemeinde ihre Gelder speziell für

ein Projekt in El Salvador spendet ist den Kindern nicht so

präsent. Aber vielleicht wird El Salvador mal Beispielland!

G: Im St. Martins-Gottesdienst habt ihr ja auch dafür

gesammelt und den Leuten gesagt, dass ihre Kollekte für

Segundo Montes in El Salvador bestimmt ist.

I: Ja. Das ist wichtig. Viele Menschen sind gern bereit zu

spenden, wenn sie genau wissen wofür und dass das Geld

auch wirklich dort ankommt.

G: Sag mal Ilse, „Die Sternsinger“ das ist doch eigentlich

ein katholisches Missionswerk. Wie seid ihr als

evangelische Gemeinde dazu gekommen mitzumachen?

I: Das ist eine lange Geschichte! Die Kindertagesstätte,

die mit uns zusammen arbeitet, war ursprünglich eine

ökumenische unter der Trägerschaft der Caritas. Bei den

Sammelaktionen waren darum auch evangelische Kinder

mit von der Partie. Und als die dann in die Schule kamen

haben wir eben weiter gemacht mit der Aktion in der

Kinderkirche. Nun ist die Kita auch eine evangelische. Die

Erzieherinnen dort und wir Mitarbeiterinnen der

Kirchengemeinde bleiben der Aktion aber gerne treu.

Dreikönigssingen der Pfarrei St. Blasius in Schallstadt

(Es berichtet Manuela König-Behringer vom Sternsinger-

Vorbereitungskreis)

Der Tag beginnt um 8 Uhr mit dem Ankleiden

„Ich heiße Manuela König-Behringer und wohne in

Schallstadt. Durch das Pfarramt erhalte ich ihre Briefe,

die ich in der Kirchengemeinde und im Unterstützerteam

veröffentliche. Schallstadt ist die Kirchengemeinde St.

Blasius mit den Ortsteilen Schallstadt, Föhren-Schallstadt,

Leutersberg und Wolfenweiler der politischen Gemeinde

Schallstadt (ca. 4.000 Einwohner, 1/2 katholische 1/2

evangelische Christen). Mit zahlreichen anderen

Kirchengemeinden gehörten wir zur Seelsorgeeinheit

Batzenberg. Am 1. Januar 2015 wurden die bis dahin in

zwei Seelsorgeeinheiten organisierten Kath.

Kirchengemeinden in der neuen Kirchengemeinde

Batzenberg-Obere Möhlin vereinigt. Die anderen

Pfarreien dieser Kirchengemeinde unterstützen andere

Projekte oder spenden an das Jahresprojekt der

Sternsinger-Aktion. Pfarrer Schuler ist einer der

verantwortlichen Seelsorger. Mein Mann und ich haben im

Rahmen der Erstkommunion unseres Sohnes (heute ist er

25 Jahre alt und beendet im nächsten Jahr sein Medizin-

Studium) durch Peter Langenstein von ihrem Projekt

gehört und es seit dieser Zeit zum Sammelprojekt für

unsere Sternsinger gemacht.

Aussendung der Sternsinger in Schallstadt

Auch in diesem Jahr waren unsere Sternsinger am

06.01.2017 wieder auf der Straße. Unsere Sternsinger-

Kinder sind kath., evangelisch oder auch nicht getauft,

weil wir in dieser Aktion bewusst die Ökumene leben

wollen. Unsere evangelische Pfarrerin kündigt die Aktion

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ebenso an, wie die evangelische Religionslehrerin. Der

Tag beginnt für die Kinder um 8.00 Uhr mit dem Ankleiden

in den Gemeinderäumen. Dann ziehen die Könige mit dem

Pfarrer in die Kirche ein und feiern den Gottesdienst. Statt

einer Predigt gibt es ein Theaterspiel, das die Stationen

des Aufbruchs bis zur Huldigung im Stall und der

Heimkehr der Könige zeigt und überleitet, dass wir zur

Erinnerung noch heute auf die Straße gehen um genau wie

die Könige einer Mission folgen.

Pause bei Kartoffelsuppe und Würstchen

Am Ende des Gottesdienstes werden die Könige

ausgesendet und ziehen von Haus zu Haus und bringen

den Segen an jede Haustüre des Dorfes. Um 13.00 Uhr

kommen Sie und machen eine Pause in den

Gemeinderäumen mit Kartoffelsuppe und Würstchen bis

sie frisch gestärkt wieder bis zum Abend losziehen. Meist

ist das Wetter freundlich mit uns und entsprechend ist die

Stimmung aller Beteiligter gut Nach Regentagen macht die

Wäsche viel Arbeit, aber es gibt ein gutes Helferteam und

alle sind froh, wenn die Aktion reibungslos und ohne

Zwischenfälle verlaufen ist.“

Sternsinger Aktion 2017 von der Kirchengemeinde St.

Mauritius in Tholey-Sotzweiler (es informiert Vivien

Schmitt von der Sternsinger-Vorbereitungsgruppe)

Sternsinger aus Tholey mit Besuchern aus El Salvador

„Wie in jedem Jahr fand auch diesmal die

Sternsingeraktion am ersten Wochenende des Jahres statt.

Mit unserem Leitungs- und Organisationsteam haben wir

uns bereits mehrere Wochen vorher getroffen, um Dinge

wie Essen und die Gestaltung des Gottesdienstes zu

planen. Die Kinder, die als Sternsinger durch die Straßen

zogen, kamen an diesem Samstag zunächst ins Pfarrheim.

Hausbesuch bei Familie Ohlmann mit Gästen aus El Salvador

Dort zogen sie ihre Kittel und Kopfbedeckungen an,

welche die Heiligen Drei Könige darstellen sollen. Sie sind

meist im Alter zwischen acht und 16 Jahren. Mit einem

Stern, gesegneter Kreide und einer Kasse zogen die Kinder

nun in Gruppen zu Fuß in ihre ihnen zugeteilten Straßen

los. Zunächst haben sie ihren Spruch, der jedes Jahr

gleich ist, aufgesagt und dann den Segen mit der Kreide an

die Tür geschrieben. Das Geld, das sie von den Menschen

bekommen, geht jedes Jahr über das Kindermissionswerk

an das Projekt Segundo Montes in El Salvador und nicht

wie bei anderen Pfarreien, die jedes Jahr woanders hin

spenden.

In diesem Jahr hatten wir nicht viel Glück mit dem Wetter,

was die Kinder allerdings nicht aufhielt, denn schließlich

bekommen sie meistens neben dem Geld auch noch

Süßigkeiten, die sie dann später im Pfarrheim innerhalb

ihrer Gruppe aufteilen können. Dort gibt es zur Stärkung

auch immer noch ein warmes Mittagessen, damit sie noch

weitermachen können, falls sie noch nicht fertig sind. Den

restlichen Tagen haben wir dann mit vielen Spielen, einem

Abendessen und schließlich einem Filmeabend verbracht.

Wer wollte, der durfte auch noch im Pfarrheim

übernachten. Am nächsten Morgen fand dann der

Gottesdienst statt, den wir alle noch ziemlich übermüdet

mit unseren Sternsingerklamotten besucht haben.

Anschließend wurden die Kinder von ihren Eltern

abgeholt. Die meisten kommen jedes Jahr gerne wieder,

weil die Aktion ihnen immer großen Spaß macht.“

Sternsingeraktion in der Pfarrgemeinde Mariä

Himmelfahrt in Schirgiswalde

(Interview mit dem Pfarrgemeinderatsvorsitzenden

Konrad Thomas)

Seit wann gibt es bei Euch in Schirgiswalde die

Sternsingeraktion?

Wir in Schirgiswalde begannen auf Initiative des

damaligen Kaplans im Jahr 1991.

Wer hat sich daran beteiligt?

Anfangs waren nur die Ministranten beteiligt, und das

waren damals nur die Jungen. Heute ist es eine

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Angelegenheit für alle Kinder. Dazu muss man sagen, dass

unsere Pfarrgemeinde im Laufe der Zeit größer geworden

ist. In den Jahren 2002 bis 2008 wurden andere

Gemeinden mit unserer Pfarrei vereinigt. Viele Kinder

machen von Jahr zu Jahr mit und bringen dann teilweise

auch ihre Freunde mit.

Schirgiswaldener Sternsinger in der Staatskanzlei Dresden

Wie sahen die Teilnehmerzahlen in diesem Jahr aus?

In diesem Jahr waren 136 Kinder in der gesamten

Pfarrgemeinde aktiv. In der Gemeinde Schirgiswalde

beteiligten sich genau 100 Kinder, die in 24 Gruppen

unterwegs waren. In Großpostwitz waren es 21 Kinder in 3

Gruppen, in Sohland waren es 9 Kinder in 2 Gruppen und

in Wilthen waren es 21 Kinder in 4 Gruppen. Erfreut

feststellen muss man, dass sich nicht nur katholische

Kinder an der Aktion beteiligen; es sind auch evangelische

und konfessionslose Kinder dabei.

Apropos Verantwortliche: Wer macht da so alles mit?

Das ist ein ganzer Stab von Leuten. Die geistliche Leitung

hatte in diesem Jahr unser pastoraler Mitarbeiter in der

Pfarrei. Daneben ist für Schirgiswalde in erster Linie Herr

Witschas zu nennen, ein dreifacher Familienvater. Er kniet

sich voll in die Organisation rein. In den

Nachbargemeinden gibt es ebenfalls Leute, die generell

sehr aktiv in der Kinderseelsorge sind. Darüber hinaus sind

noch die vielen Gruppenbegleiter im Einsatz. Allein im

Bereich Schirgiswalde waren es diesmal 36 Erwachsene

und Jugendliche, dazu noch einige, die im Hintergrund am

Tag der Aktion in der „Einsatzzentrale“ tätig waren.

Großpostwitzer Sternsinger im Schnee

Wann wird mit den Vorbereitungen begonnen?

Begonnen haben wir in Schirgiswalde am 1.

Adventssonntag mit einem Info- und Bastelnachmittag.

Der pastorale Mitarbeiter sprach dabei über die Bedeutung

des Sternsingens und den Aufgaben der Sternsinger. Kurz

gesagt: die Verkündigung, das Christus geboren ist, Segen

zu bringen und die Not zu lindern durch die gesammelten

Spenden. Dann wurde auch der aktuelle Sternsingerfilm

gezeigt, der diesmal in Kenia war. Natürlich wird den

Kindern, so auch der ganzen Pfarrgemeinde, gesagt, dass

die Hälfte des Erlöses zu Euch nach Segundo Montes geht.

Die Vorbereitungen beschränken sich nicht nur auf die

thematische Vorbereitung und Einstimmung. Es müssen

auch viele organisatorische Dinge geklärt werden.

Sternsinger in Wilthen

Du bist doch sicher auch irgendwie an der Sternsinger-

aktion beteiligt?

Das ist richtig. Ich war allerdings nie selbst Sternsinger,

dafür war ich schon zu alt, als es bei uns losging. Ich habe

in den ersten Jahren zweimal als Begleiter mitgemacht.

Trotzdem war ich der Sache immer verbunden. Besonders

auch deshalb, weil ja ein Teil des Erlöses in Eure

Gemeinde geht und wir über unseren Eine-Welt-Verein ja

gute Beziehungen zu Dir und Eurer Gemeinde haben. Vor

zwei Jahren wurde meine Mitarbeit intensiver. Da war mir

aufgefallen, dass es immer mal wieder logistische

Probleme besonders in Schirgiswalde gab. Die einzelnen

Gruppen hatten unterschiedlich große Stadtbezirke

„abzuarbeiten“ und dementsprechend unterschiedlich war

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der zeitliche Aufwand für die Kinder. Auch waren die

Grenzen zwischen den Bezirken teilweise unklar. Und so

habe ich mittels Luftbildern für alle Schirgiswalder

Gruppen neue Tourenpläne erstellt, die nun eine gewisse

Angleichung und Erleichterung für die Gruppen gebracht

haben. Auch am Tag der Aktion bin ich mit vor Ort.

Sternsinger aus Sohland

Wer wird eigentlich alles besucht?

Das ist ganz unterschiedlich. In der Stadt Schirgiswalde

werden alle Häuser besucht. Natürlich öffnen nicht alle,

teilweise sind sie auch nicht da. In den anderen Orten

müssen sich die Leute anmelden, die von den Sternsingern

besucht werden möchten. Erkennbar ist der Trend, dass

immer mehr evangelische Christen besucht werden wollen

Wie sind die Kinder unterwegs?

In Schirgiswalde sind sie generell zu Fuß unterwegs und

werden höchstens in den entsprechenden Stadtteil

gefahren; in allen anderen Orten werden sie wegen der

größeren Entfernungen zwischen den besuchten Häusern

von ihren Begleitern immer mit dem Auto gefahren. Die

gesamte Pfarrgemeinde umfasst ein Gebiet von 156 km2.

Bei einer so großen Fläche kann die Sternsingeraktion

doch nicht an einem Tag durchgeführt werden!

„Zenterweise“ Süßigkeiten für die Sternsinger

Wie lief das in diesem Jahr?

Der Auftakt war diesmal der Besuch einiger unserer

Kinder gemeinsam mit anderen beim sächsischen

Ministerpräsidenten, begleitet von unseren neuen Bischof

Heinrich Timmerevers. Die von Kinder von Sohland.

hatten etwas Pech, bei minus 10 Grad und einer

geschlossenen Schneedecke war das schon eine

Herausforderung. Bei den anderen Gruppen waren die

Temperaturen mit minus 3º C zumindest nicht so niedrig.

Doch oftmals dürfen die Kinder sich bei Familien

aufwärmen und stärken.

In welchem Alter sind die beteiligten Kinder?

Es sind Kinder jeden Alters vertreten, vom Vorschulkind

bis zu einigen, die die Schule bereits verlassen haben.

Wie werden die Kinder an den Türen empfangen?

Größtenteils überaus freundlich. Die meisten Leute warten

ja auf den Besuch. Natürlich gibt es hin und wieder auch

dumme Bemerkungen einiger, doch das ist die Ausnahme.

Welchen Erfolg hatte die Aktion in diesem Jahr?

Erfahrungsgemäß nehmen die gesammelten Gelder

unserer Pfarrgemeinde seit Beginn der Aktion, den

Spitzenwert im Bistum Dresden-Meißen ein. Unsere Leute

sind in dieser Beziehung freigebig, dass muss man schon

sagen. Die Hälfte davon geht immer an Euer Projekt. Das

ist eine großartige Leistung, für die wir allen Spendern und

auch den Kindern sehr dankbar sind.

Bekommen die Kinder etwas für Ihren Einsatz?

Alle Kinder erhalten eine Dankurkunde mit einem Foto.

Der augenfälligere Dank sind die gesammelten

Süßigkeiten. Es sind Zentner, die da zusammenkommen.

Die Kinder bekommen einen Anteil, der Rest geht in ein

tschechisches und in ein Asylbewerberheim. Auch so

lernen die Kinder zu teilen.

Was ist für die Zukunft zu wünschen?

Wir hoffen, dass Gottes Segen die Aktion weiterhin

begleitet, dass wir die Sternsingeraktion in diesem Umfang

und mit diesem Ergebnis aufrechterhalten können um

jenen, denen die gesammelten Spenden der Sternsinger

zugutekommen, ein Leben in Würde zu ermöglichen.

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Verwendung der Sternsingergelder

Zum Abschluss des Thema Dreikönigssingen möchte ich

noch kurz die finanziellen Dimensionen aufzeigen, die

unser Projekt bereits seit mehreren Jahren aufweist. Als

Beispielsjahr habe ich das Jahr 2016 gewählt, da uns das

Kindermissionswerk in Aachen in diesem Jahr erst einen

Teil der von den Kirchengemeinden gesammelten Spenden

überwiesen hat. Wenn Ihr untenstehende Aufstellung

betrachtet so wird schnell klar, dass der Finanzbedarf

unseres Projekts für unsere Organisation ACEDIM jedes

Jahr eine gewaltige Herausforderung ist.

Im vergangenen Jahr unterstützten 40 Kirchengemeinden

bzw. Seelsorgeeinheiten unser Projekt P 120218001 beim

Kindermissionswerk mit Hilfe der Aktion

Dreikönigssingen. Die Anzahl der teilnehmenden

Gemeinden ist nicht fix, sondern Schwankungen

unterworfen. Die Höhe der jeweiligen Unterstützung hängt

auch davon ab, ob eine Gemeinde alle gesammelten

Spenden, nur die Hälfte oder einen noch kleineren, fixen

Teil unserem Projekt zukommen lässt. Vor allem in den

letzten drei Jahren hatten wir, wegen des schlechten

Wechselkurses, ziemliche Probleme. Glücklicherweise

konnten sie durch neu hinzugekommene

Partnergemeinden ausgeglichen werden.

Die Spendeneinnahmen im Jahr 2016 in Höhe von

122.504 € ergaben 137.916 US $.

Die Spendenverwendung 2016 sieht wie folgt aus:

63%

4%

6%

2%

25%

Stipendienprojekt für 400 Gymnasiasten(Schulspeisung,

Schülerwohnheime)

Kinder- und Jugendgruppen

Jugend- und Ausbildungszentrum

Mutter Kind Programm

Gehälter von 11 Angestellten (Jugend- und Ausbildungs-Zentren,

Bibliothek, Mutter-Kind-Programm)

Universitätsstipendien

Zu unserem Bildungsprogramm gehören ebenfalls die

Universitätsstipendien. Im Gegensatz zu vorher werden sie

jedoch nicht vom Kindermissionswerk finanziert, sondern

von Einzelspendern und 11 von ihnen, die im letzten Jahr

mit dem Studium begonnen hatten, von einem großen

deutschen Hilfswerk. Meine Kollegin Digna de la Paz

Orellana ist die Verantwortliche dieses Projekts und

informiert uns im Anschluss darüber.

„In unserer Region, genauso wie in

den übrigen Landesteilen, gibt es

eine Menge junger Abiturienten, die

gerne an einer Universität studieren

würden. Da ihre Familien nicht über

die dafür notwendigen finanziellen

Mittel verfügen, suchen sie die

Unterstützung einer Hilfsorganisation. Die Organisationen

und Vereine, die Stipendien verteilen, sind allerdings sehr

dünn gesät. Eine der wenigen ist unsere

Nichtregierungsorganisation (NRO) ACEDIM.

Die letztjährigen Uni-Stipendiaten

In den Monaten Oktober und November informiere ich in

zwei Veranstaltungen im Jugendzentrum interessierte

Abiturienten. Im vergangenen Jahr wurde ich vom

regionalen Fernsehkanal 5 sowie von Radio Segundo

Montes eingeladen und wurde von ihnen zum Thema

Stipendium interviewt. Dabei wurde von mir auch immer

darauf hingewiesen, dass wir hauptsächlich solche jungen

Leute fördern, die wir von unserem Stipendienprogramm

für Gymnasiasten her kennen. Der Grund ist, dass wir sie

besser kennen und wissen, wo wir bei ihnen dran sind, ob

sie gute Noten haben, ob sie sich in ihren Gemeinden

engagieren und wie es um ihre Bedürftigkeit bestellt ist.

Die am Stipendienprogramm Interessierten haben bis

Mitte November Zeit, ihre Anträge abzugeben. Ich besuche

danach die Antragsteller in ihren Häusern, mache Fotos

über ihre Wohnverhältnisse und lasse mir von den Eltern

noch fehlende Daten geben. Bis zu diesem Zeitpunkt ist

erfahrungsgemäß immer noch nicht klar, wie viele

Stipendien es für das kommende Jahr geben wird, denn die

Zusagen der Donanten treffen zumeist sehr spät ein. Ich

persönlich kann ebenfalls niemanden Hoffnung auf ein

Stipendium machen, da diese von der

Stipendienkommission vergeben werden.“

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Stipendienkommission

Bei der Stipendienvergabesitzung

„Unsere Stipendienkommission traf sich zu ihrer

sehnlichst erwarteten Vergabesitzung im vergangenen

Jahr, am 25. November. Der wichtigste Punkt in der

Agenda war die Wahl der neuen Uni-Stipendiaten, die ab

2017 ein Stipendium erhalten sollten. Vorher informierte

ich jedoch, mittels einer Info-Mappe, alle Mitglieder der

Kommission über die Situation jedes Bewerbers und zeigte

zusätzlich Dias über Wohnverhältnisse und

Lebensbedingungen. Bis zu diesem Zeitpunkt hatten wir

von der Universität Gerardo Barrios immer noch keine

festen Zusagen über unsere vier beantragten halben

Stipendien. Für 15 komplette Stipendien war die

Finanzierung gesichert. Ich erinnerte alle noch einmal an

die Kriterien für die Auswahl und überreichte allen dann

die Info Mappen mit den Daten der Bewerber. Zum Glück

hatte ich von jedem von ihnen eine Zusammenfassung

vorgelegt, so dass den Anwesenden die Entscheidung

leichter fiel. Über jeden Antrag wurde abgestimmt, dann

weiter gesiebt bis am Ende 22 neue Stipendien vergeben

werden konnten. Die meisten von ihnen erhielten ein

volles, doch einige wenige nur ein reduziertes Stipendium.

Neue Universitätsstipendiaten

18 der 22 „Neuen“

„Bereits im Vorfeld hatte sich Rudi mit allen Donanten in

Verbindung gesetzt, deren Stipendiaten im vergangenen

Jahr ihr Studium erfolgreich beenden konnten. Von den

meisten von ihnen kam eine verbindliche Zusage. Eine der

ersten Zusagen kam von Eva-Maria Steiger aus Konstanz,

die das Englisch Studium einer jungen Frau finanziert.

Der Verein Partnerschaft in St. Ulrich unterstützt einen

jungen Mann in seinem Landwirtschaftsstudium. Die drei

Brüder der verstorbenen Rosi Sutter und ihre Frauen

gewährten erneut ein Stipendium für das Fach

Mechatronik. Auch Claudia und Reinhard Maurer waren

schon einmal dabei, doch dieses Mal hatten sie zusätzlich

Tochter Thea und Sabine und Alois Metzger von der

Wichtigkeit eines Stipendiums überzeugt. Daher kann nun

eine junge Frau Sozialarbeit studieren. Das gleiche Fach

kann eine weitere Frau belegen, da sie von Laisa

Riedlinger sowie von Susie und Thomas Gebhard

finanziell unterstützt wird. Nachdem der bisherige

Stipendiat der IGP sein Studium beinahe abgeschlossen

hat ist nun die Reihe an einem künftigen Elektroingenieur.

Aufmerksame Stipendiaten beim Studienseminar

Ein langjähriger Freund, Josef Glatz und seine Familie,

verhalfen einem Antragsteller zum Studium als

Elektroingenieur. Alte Bekannte sind ebenfalls Maria und

Christoph Zeidler, die zusammen mit Marianne und

Herrmann Walter einer jungen Frau das Studium als

Krankenschwester ermöglichen. Für Boris Ohlmann und

die El Salvador Initiative war es selbstverständlich, einem

jungen Mann zu einem Stipendium zu verhelfen, nachdem

ihr bisheriger Stipendiat sein Studium erfolgreich beenden

konnte. Christoph Klotz konnte bei seinem Besuch im

Dezember seine neue Stipendiatin im Fach Englisch

persönlich begrüßen. Ebenfalls Englisch studiert der von

der Familie Finckh unterstützte junge Mann. Mit ihrer

erneuten Zusage ist es bereits die dritte Stipendiatin, die

von Tonie Maier finanziert wird. Auch Irma Oswald ließ

sich ein weiteres Mal auf ein Stipendium für einen jungen

Mann im Fach Jura ein. Weitere acht neue Stipendiaten

werden von Freunden aus dem Ausland unterstützt.

Neu und sehr wichtig für unser Stipendienprojekt ist die

Tatsache, dass seit diesem Jahr ehemalige Stipendiaten

zum ersten Mal eine Stipendiatin finanzieren, die das Fach

Ernährung studiert. Wir hoffen, dass andere Ehemalige

von diesem Beispiel angespornt und ihm bald folgen

werden.“

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Studienabsolventen 2016

Emilia, Digna und Walter nach der Graduiierung

Unsere 13 Studienabsolventen vom vergangenen Jahr

haben in den meisten Fällen bereits ihre Urkunde

ausgehändigt bekommen. Am 17. Dezember 2016 waren

unsere sechs Absolventen an der Reihe, die an der

Universidad Gerardo Barrios studiert hatten. Es handelte

sich dabei um Maria Angelica Argueta Ramos, Digna

Evangelista Vigil Ramirez, Walter Enrique Garcia Claros

sowie Osmel Alexander Ramirez Chavarria, die alle das

Fach Computerwissenschaften belegt hatten. Rosa Emilia

Rivera Mendez bekam als Fakultätsbeste ihre Urkunde als

Informatik-Ingenieurin vom Rektor der Uni persönlich

überreicht. Am nächsten Tag wurde an Maritza Karina

Martinez Marquez die Urkunde in Betriebswirtschaft

ausgehändigt. Am 19. Dezember war der große Tag für

unsere beiden Stipendiaten, die an der Universität Andres

Bello in San Miguel studiert hatten. Es handelte sich dabei

um Daniel Enrique Martinez Ramos, der sechs Jahre lang

das Fach Kommunikation studiert hatte sowie um Carlos

Enrique Blanco Argueta, der im Fach Sozialarbeit

eingeschrieben war. Im April hatten gleich drei unserer

Absolventen von der Universidad de Oriente ihre

akademische Abschlussfeier. Zwei Stipendiaten erhielten

ihre Urkunde für das Fach Marketing. Es handelte sich

dabei um Santos Misael Guevara Portillo sowie um Edras

Antonio Orellana Amaya. Am gleichen Tag bekam auch

Lorenzo Antonio Hernández Ortiz seine Urkunde in

Computerwissenschaften.

Obwohl die restlichen beiden

Stipendiaten bereits im

Dezember ihr Studium

beendeten, müssen sie noch

einen guten Monat bis zur ihrer

Graduierungsfeier warten.

Ende Mai ist die Reihe an

Carlos Ernesto Márquez

Vásquez im Fach

Elektronische Teleautomatik

und Mitte Juni darf Mauricio

Salvador Bonilla Blanco

endlich seine Urkunde im Fach

Gastronomie entgegennehmen.

Den neuen Akademikern

wünschen wir alles Gute.

Unser Dank an dieser Stelle gilt allen, die diesen jungen

Mensch zu einem Universitätsstudium verholfen haben,

denn ohne diese finanzielle Unterstützung könnte keiner

von ihnen an einer Universität studieren. Auch ich schließe

mich diesem Dank an.

Ein guter Schluss ziert alles. Nun fehlt nur noch der

Bericht über die Seniorenarbeit, über die mich unsere

Seniorenbeauftragte für die drei Altenzentren, Adela

Hernandez, alle drei Monate informiert. Im Folgenden ein

Auszug aus ihrem Rapport über die letzten Aktivitäten.

Altenarbeit und Altenspeisung

Die Senioren von Hatos mit ihrem Weihnachtsgeschenk

„Wie bereits in den vergangenen Jahren bastelten wir

Anfang Dezember wieder einen eigenen Adventskalender.

Es handelte sich dabei um kleine Nikoläuse. In jedem Sack

wird etwas Süßes, Bonbons oder Brötchen, verstaut. Unser

Adventskalender hat jedoch mehr als 24 Säcke, damit

möglichst jeder der Senioren ein volles Säckchen erhält.

Am 24. Dezember feierten wir alle zusammen Heilig

Abend. Wir sehen zu, dass wirklich alle dabei sind. Für

Bettlägerige organisierten wir eine Transportmöglichkeit.

Diejenigen, die in der Nähe des Zentrums wohnen konnten

wir mit einem Rollstuhl heranschaffen. Die anderen

wurden mit einem Fahrzeug gebracht. Am Anfang stand,

wie immer, ein kurzes Gebet und danach sangen wir einige

Lieder. Dem schloss sich ein besinnlicher Text über die

Bedeutung des Weihnachtsfestes an. Und danach kam die

Bescherung. Für jeden der Seniorinnen und Senioren

hatten wir erneut ein ganz besonderes Geschenk. Alle

erhielten eine schöne, warme Fleece-Decke, damit sie

nachts in ihren Hütten nicht mehr frieren mussten. Alle

erhielten außerdem noch eine Tüte voller Süßigkeiten. Die

Freude war wie immer riesengroß, aber auch die Rührung,

da ansonsten niemand an sie gedacht hatte. Sie dankten

Gott und den solidarischen Unterstützergruppen, denen sie

diese Geschenke zu verdanken hatten. Am Ende gab es

noch das typische Festessen für arme Leute in El

Salvador: Leckere Tamales (Gefüllte Maistaschen),

Brötchen und Kaffee.

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Feier im Monat der Senioren (Januar)

Der Monat Januar ist in El Salvador den Senioren

gewidmet. Alle Leute über 60 Jahre gehören dazu. Wir

organisierten daher in jedem Ortsteil verschiedene

Aktivitäten und luden hierzu alle alten Leute ein, egal ob

sie von uns in den Altenzentren verköstigt werden oder

nicht. In Los Quebrachos nahmen erneut über 150 alte

Männer und Frauen daran teil, die sich im großen Saal

des Jugendzentrums trafen. Der Verlauf der

Veranstaltungen verlief in allen Zentren in etwa gleich: am

Anfang wurde eine Botschaft an die Senioren verlesen.

Danach sprach Adela einige Worte über die Bedeutung

dieses Monats für die alten Menschen. Sie betonte dabei,

wie wichtig sie für die Gemeinde und überhaupt in unserer

Gesellschaft sind. Anschließend war ein Musiker an der

Reihe, Gustavo, der ihnen etliche Lieder zu diesem Thema

sang. Außerdem erzählten wir ihnen ein Märchen, welches

von alten Menschen handelte. Einige Kinder führten

hinterher ein von ihnen dramatisiertes Gesangsstück auf.

Dem schlossen sich Gedichte, weitere Theaterstücke sowie

Volkslieder an. Die Stimmung war gut und den Senioren

gefiel es, man konnte es an ihren Gesichtern ablesen.

Altenspeisung

Das nächste Ereignis für unsere Alten fand am

Valentinstag im Februar in jedem der drei Altenzentren

statt. Zu diesem Zweck hatten wir ein kleines Programm

für sie vorbereitet. Am Anfang lasen wir einen Text vor, in

welchem die Bedeutung von Liebe und Freundschaft

erläutert wurde. Danach kam die Geschichte vom Hlg.

Valentin an die Reihe und wie es dazu kam, dass der

Valentinstag, der 14. Februar, der Tag der Verliebten

wurde. Danach folgten verschiedene Spiele. Zum

Abschluss gab es noch eine ganz besondere Mahlzeit. Auf

diese Weise feierten wir in jedem Altenzentrum den

Valentinstag.“

Tanzspiel der Senioren

Im letzten Rundbrief hatte ich ja ausführlich über die

Geldsorgen bei der Altenspeisung berichtet. Wir atmen

immer auf, wenn uns Nachrichten, wie die folgende von

der Eine Welt Initiative in St. Georgen erreichen. Der

Verein unterstützt die Altenspeisung seit Projektbeginn.

09.12.16 Lieber Rudi, so langsam haben wir alle "Spuren" von unserer Verkaufsausstellung beseitigt, das heißt, alle Kommissionswaren sind zurückgeschickt, bzw. zurückgebracht und fast alle Rechnungen bezahlt. Unser Wohnzimmer ist wieder begehbar. Gestern habe ich endlich die ersten Weihnachtsbrötle gebacken. Da die Kinder alle über die Feiertage hier sind, möchte ich schon so was da haben. Gestern haben wir auf das Spendenkonto 750.- Euro überwiesen. Gerne möchten wir damit wieder die Altenspeisung unterstützen. Nun hoffen wir, dass der restliche Advent etwas ruhiger wird, aber ich sehe schon zu viele Termine im Kalender. Wir betreuen auch eine tamilische Flüchtlingsfamilie, dafür ist auch immer wieder Zeit ein zu planen. Aber ich freue mich auf das volle Haus an Weihnachten. Es ist dann ungewohnt viel Leben in der Bude, aber ich genieße es. Nun wünsche ich dir auch noch eine gute Adventszeit und ein frohes, friedliches Weihnachtsfest. Liebe Grüße Hannelore

Die nächste frohe Mitteilung kam Mitte Januar vom

Weltladen aus Bautzen, in welchem Conny aktiv tätig ist.

Sie besuchte uns vor längerer Zeit in El Salvador und der

Laden hilft ebenfalls der Altenspeisung.

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15.01.17 Lieber Rudi, vielen Dank für den Rundbrief und vor allen Dingen den lieben Brief von Adela, der Seele der Seniorenarbeit. Bei uns begann das Jahr mit einem Neujahrsbenefizkonzert des Bunte Welt Chores, wo das Gute Neue Jahr 2017 begrüßt und ca. 50 Zuhörer jeden Alters im Gersdorff´schen Palais in Bautzen Liedern aus aller Welt lauschten und mitsangen. Die Atmosphäre war bei Kaffe, Kuchen, Kürbissuppe und Glühwein sehr fröhlich und schön. Der Erlös des Mitmachkonzertes betrug 275,00 € und ging wieder an euer Projekt der Altenspeisung. Ich hatte im Laufe des Konzertes noch einmal kurz euer Projekt vorgestellt und auch den Brief Adelas vorgelesen, da der Bunte Welt Chor ja schon im November 2016 Geld für euch gesammelt hat. Nun, lieber Rudi, schicken wir das Geld an euch, gemeinsam mit dem Geld unser beider Dauerspender Birgit Delling und Fabian Jacobs, der Sohn von Eva Jacobs. Es sind insgesamt 865,00 €. - Liebe Grüße von uns und euch noch ein gutes, friedliches und erfolgreiches Jahr 2017 eure Conny vom Weltladen Bautzen

Gymnastik macht unseren Senioren Spaß

Peter Langenstein, die treibende Kraft des Vereins

Partnerschaft El Salvador aus St. Ulrich, hatte eine

Überraschung parat.

06.02.17 Lieber Rudi kurz was „Geschäftliches“: Meine Ex-Kollegin Liselotte Steiert feierte am diesjährigen Dreikönigsfeiertag ihren 60. Geburtstag. Es war ein sehr schönes Fest, Patrick und ich machten Musik. Es waren ca. 80 Gäste im Neuen Saal in St. Ulrich. Liselotte Steiert wünschte sich von mir, dass ich "meinen Rentnerfilm" aus El Salvador zeige und ein paar Gedanken dazu sage. Sie selber machte unheimlich emotional und toll Werbung und statt Geschenken gab es 750 € für die Altenspeisung. Gruß Peter

Die bisher letzte Nachricht zum Thema Altenspeisung

mailte mir Ursel Vanek, Vorsitzende vom Verein Eine Welt

Verein Schirgiswalde. Sie wurde im März im

Mitteilungsblatt von Schirgiswalde veröffentlicht.

Solidaressen in Schirgiswalde

1550 Euro für Altenspeisung in Segundo Montes

305 Gäste konnten zum traditionellen Solidaressen des

Eine Welt Vereins am 4. Fastensonntag begrüßt werden.

Im schön geschmückten Speiseraum der Schule schmeckte

das indische Gemüsecurry bzw die Nudeln mit

Tomatensoße. Zubereitet wurde das Essen in Ebersbach in

der Küche des Speiseservice Gutsche. Frau Volladt,

Inhaberin des Speiseservices und Frau Grochowski

übernahmen die Essenausgabe. Vielen Dank dafür! Danke

auch an alle fleißigen Vereinsmitglieder, die an diesem Tag

im Einsatz waren. Ein herzliches Dankeschön auch Ihnen,

liebe Gäste, im Namen der alten Menschen in Segundo

Montes. Mit Ihrer Teilnahme haben Sie ein Zeichen der

Solidarität mit hungernden Menschen gesetzt. Die Spende

von 1.550 Euro sichert den Lebensmittelkauf eines

Altenzentrums für 2 Monate.

Aktivitäten

Die Kinder vom Kirchen-Kinder-Laden in Nordhausen

Zum Schluss möchte ich mich erneut für Eure Post,

Rückmeldungen, Nachfragen sowie für Eure Solidarität

mit den Menschen in El Salvador bedanken. Danken

möchte ich vor allem denjenigen, die mir/uns schon lange

die Treue halten und unsere Projekte immer wieder

finanziell unterstützen, sei es durch periodische

Aktivitäten wie beispielsweise das Ausrichten von Festen

oder eines Kulturfestivals, Kabaretts, Ausstellungen,

Nikolausbesuche, Christbaum- bzw. Weihnachtsmärkte,

Fasten- und Solidar-Essen, Verkaufsstände bei Pfarrfesten,

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Kellnern für uns, Bücherverkäufe auf Flohmärkten,

Sponsorenläufe, Verkauf von Kunsthandwerk, Stricken für

die Altenspeisung, Theater und Kabarettveranstaltungen

von Schulen zugunsten unserer Schulen, Eröffnung eines

Kleidermarktes oder durch einmalige Aktionen, wie

beispielsweise an Weihnachten, bei runden Geburtstagen,

bei (Goldenen) Hochzeiten, Taufen, Pensionierung und

Jubiläen oder bei sonstigen besonderen Ereignissen und

nicht zuletzt den Sternsingern für ihren Einsatz für unser

wichtiges Projekt P 12 0218 001 in Euren Gemeinden.

Eure Spenden kommen in voller Höhe den von Euch

unterstützten Projekten zugute.

Anfrage

Kennt Ihr Vereine oder Organisationen, die von früheren

Stadtläufen, Marathons, Sponsorenläufen usw. eine Menge

T-Shirts für unsere Kinder und Jugendlichen übrig haben?

Bitte Nachricht an meine e-mail Adresse.

Für Interessierte, die unsere Projekte unterstützen wollen,

gebe ich unsere Spenden-Kontonummer an (bitte

Projekt-Stichwort angeben sowie genaue

Absenderadresse im Betreff-Feld für die

Spendenbescheinigung):

Aktionskreis Dritte Welt e.V., Konstanz

IBAN: DE74 6929 1000 0214 6763 11

BIC: GENODE61RAD

Kunsthandwerk

Wer Kunsthandwerk

benötigt, kann es über meine

hiesige Adresse bestellen.

Ich gebe es aus

Kostengründen unseren

Besuchern mit und bin daher

auf frühzeitige Bestellungen

angewiesen. Auf Anforderung schicke ich die neueste

Warenangebotsliste zu. [email protected]

Ihr könnt mich ebenfalls anrufen oder faxen unter der

Telefonnummer: 00503 2680-1414.

Ich möchte erneut darauf aufmerksam machen, dass Frau

Hildegard Blessing von der Aktion Eine Welt Rottweil in

ihrem Sortiment Kunsthandwerk aus El Salvador führt.

Eine Welt Rottweil, Hauptstraße 69/1, 78628 Rottweil.

Wer den Rundbrief in Farbe oder ältere Ausgaben von

ihm im Internet lesen oder runterladen möchte, kann dies

über die Web Seite der Partnerschaft mit El Salvador in St.

Ulrich tun. Dort findet Ihr alle Rundbriefe. Die genaue

Adresse lautet: www.partnerschaft-elsalvador.de

Wer Interesse an einem

Arbeitsaufenthalt bei uns in der

Gemeinde hat, kann sich mit Gesa

Behnke in Verbindung setzen. Sie ist

Ansprechpartnerin für interessierte

Leute. Ihre E-Mail Adresse ist:

[email protected]

Besuche in Segundo Montes sind, im Vergleich zu den

Anfangszeiten, eher selten. Umso mehr freut es uns, wenn

alte Freunde wie Christoph Klotz

aus Brüssel hier auftauchen.

Christoph kam Mitte Dezember

eigentlich zur Graduierungsfeier

seiner Stipendiatin. Er blieb noch

ein paar Tage mehr und entlastete

mich beim Kinderhüten. Im Übrigen

war er beschäftigt, Freunde aus

früheren Zeiten zu besuchen.

Siempre bienvenido, Christoph! –

Am 14. Januar kamen zwei Vertreterinnen von Brot für die

Welt zum Besuch. Heide Trommer ist eine Freundin seit

den Zeiten des Flüchtlingslagers in Colomoncagua.

Nasrin Büttner ist inzwischen Projektverantwortliche. Zu

einem Tagestreffen

waren nicht nur

Vertreter unserer

Institution anwesend,

sondern auch die

ehemaligen

Stipendiaten, die

seinerzeit vom Diakonischen Werk in Stuttgart unterstützt

wurden. Sicherlich konnten sich beide bei dieser

Gelegenheit ein gutes Bild von unseren Organisation

ACEDIM machen. – Der vorläufig letzte Besuch nach

Quebrachos kam aus San Salvador. Es handelte sich um

den Weihbischof Rosa Chavez, der jedes Jahr in der

Karwoche in unterschiedlichen Pfarrgemeinden aushilft.

Da die Kirche gleich neben dem Jugendzentrum steht

wurde er neugierig auf unser Projekt und wir vereinbarten

ein Treffen. Bei der Gelegenheit führte er aus, dass er in El

Salvador bisher kaum ein solch komplettes und

solidarisches Projekt gesehen hätte, wie es das unsere ist.

Wir freuten uns natürlich sehr über seine Einschätzung und

fühlen uns in unserer Arbeit bestätigt. Gracias Monseñor.

Zum Schluss möchte ich allen Daheimgebliebenen für ihr

Interesse und die jahrelange Treue danken. Hoffentlich

kommt es beim Druck und Versand zu keinen größeren

Verzögerungen, damit Ihr den Rundbrief bald in Händen

habt. Ich wünsche Euch allen einen schönen Mai und

erholsame Pfingsttage

Euer

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Schreinermeister Markus berichtet: Vielleicht können sich einige von Euch noch daran erinnern, dass wir im August

2013 eine kleine Kirche im Ortsteil Hatos II von Segundo Montes einweihen

konnten. Dieser Bau war, neben Spenden aus Deutschland, insbesondere auch

durch die großen, aktiven Eigenleistungen des Pastoralteams sowie der gesamten

katholischen Bevölkerung möglich. Seit dieser Zeit treffen sich die

Gemeindemitglieder und feiern sonntäglich die Heilige Messe mit Pfarrer

Rogelio Ponseele, der, mittlerweile im Ruhestand, die Seelsorge dieser Gemeinde

übernahm. Die Kirche wurde dem, im ganzen Land hochverehrten, Monseñor

Oscar Arnulfo Romero geweiht, der im Jahr 2015 selig gesprochen wurde.

Schon beim Bau der Kirche hatten mich Mitglieder des Pastoralteams sowie

Pfarrer Rogelio darauf angesprochen, später einmal den Altartisch herzustellen.

An der Idee fand ich gleich großen Gefallen und sie gab mir viel Ansporn und

großes Interesse diese ehrenvolle Arbeit irgendwann einmal ausführen zu dürfen.

Doch es vergingen noch viele Monate bis es soweit war.

Seit der Einweihung sind drei Jahre ins Land gezogen und bedingt durch meine

vielfältigen Aufgaben im Jungendzentrum und nicht zuletzt auch wegen fehlender finanziellen Mitteln war es mir nicht

möglich, dieses Projekt in Angriff zu nehmen. Im letzten Frühjahr konnten wir einen, für die Kirche dringend benötigten

Sakristei-Schrank in unserer Werkstatt im Jugendzentrum herstellen und der Pfarrgemeinde in Hatos II übergeben. Dies war

der Anstoß, mir zum Altar ernsthaftere Gedanken zu machen. Bald hatte ich einen annehmbaren Entwurf sowie ein Modell

entwickelt, welches großen Zuspruch von Pfarrer Rogelio und dem Pastoralteam fand. Mein Konzept sah die gesamte

Gestaltung des Altarbereiches vor. Bestehend aus einem Altartisch, dem Ambo, einem Tabernakel sowie einem

Kerzenleuchter für die Osterkerze. Um diese Konzeption in die Tat umzusetzen, war eine entsprechende Finanzierung

erforderlich. Verschiedene Bekannte und Freunde aus meiner Heimatgemeinde Siegelau wurden von mir angeschrieben

und um Unterstützung gebeten. Es kamen zwar vereinzelte Rückmeldungen, die allerdings niemals ausgereicht hätten. Zum

Glück meldete sich zuletzt noch ein Freund, der dieses Altarprojekt rettete. Und so konnten wir Im November des letzten

Jahres mit diesem würdevollen Projekt starten.

Für die Ausführungen der einzelnen sakralen Objekte verwendeten wir verschiedene, einheimische Hartholzarten. Beim

Altar handelt es sich um einen schlicht gehaltenen Tisch. Folgende Idee und Gedanken spielten beim Entwurf und der

Gestaltung eine Rolle: Die linke Wange der Vorderfront

stellt das Alte und die rechte Seite das Neue Testament

dar. Der alte und neue Bund sind durch das Kreuz, dem

Sterben Christi, miteinander fest und unzertrennlich

verbunden. Der Ambo wirkt durch seine seitliche

Schweifung lebendig und leicht. Die Vorderseite besitzt

vier kreisrunde Vertiefungen, in welche Halbkugeln

eingesetzt sind. Alles wird, durch eine in der Mitte

eingefräste Nut, miteinander verbunden. Sie symbolisiert

den Lebensweg: die vier Körper sollen die vier

Evangelisten darstellen. Der Hintergrund ist goldfarben

wobei diese Farbe symbolisch für einen Schatz steht. Die

Frohbotschaft soll dieser Schatz für uns Christen sein. Zu

dem Ensemble gehören ebenfalls ein Kerzenleuchter und

der Tabernakel. Der Leuchter ist aus einem Teil des Guachipilinbaumes geschnitzt. Die Form soll eine aufsteigende

Flamme darstellen, die an den brennenden Dornbusch erinnert. An seiner Spitze erstrahlt das Licht des Auferstandenen in

der Osterkerze. In die Tür des Tabernakels ist im Zentrum ein Kreuz eingearbeitet, dass sich beim Öffnen teilt. Zum

gesamten Ensemble zählt sogar noch eine Sitzgruppe bestehend aus dem Priestersitz und zwei weiteren Sitzhockern sowie

zwei runden Holzschalen für die Kerzen des Altartisches. Für die Oberflächenbehandlung entschieden wir uns für eine

Ölmischung aus Lein- und Tungöl.

Nach etwa dreimonatiger Arbeitszeit konnte ich, zusammen mit meinen beiden treuen Schreinern Javier und Lucio, in der

Karwoche die Installation der sakralen Objekte vollziehen, damit der gesamte neugestaltete Altarbereich in der Osternacht

feierlich eingeweiht werden konnte. Für mich war dies ein bewegender und besonderer Moment, da dieses Projekt sicher zu

der ehrenvollsten und interessantesten aller bisherigen Arbeiten zählt. An dieser Stelle möchte ich mich bei all denjenigen

aus meiner Heimatgemeinde Siegelau herzlich bedanken, die mit ihrer solidarischen Hilfe, aus dieser Idee Wirklichkeit

werden ließen. Nicht zuletzt mein Dank dem Jugendzentrum, für das zur Verfügung stellen der Schreinerwerkstatt.

Euer

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