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Ausgabe: 27. Januar 2016 Titel: Tageblatt Von Volker Reimann Harsefeld (vr). Wer die Abtei- lung für Qualitätssicherung und -förderung der Firma Vie- brockhaus in Harsefeld betritt, fällt für einen kurzen Moment dem Irrglauben anheim, er hät- te versehentlich das NASA- Kontrollzentrum in Houston vor sich: Von sechs Monitoren regelrecht umzingelt, sitzt dort Ingenieur Cord Tobaben und behält seelenruhig den Über- blick über all die visuellen Rei- ze, die an diesem Ort auf ihn einprasseln. Vis-à-vis hat Kolle- ge Helmut Fisch, ebenfalls dip- lomierter Ingenieur, seinen Schreibtisch und blickt von sei- nem Platz aus immerhin auf ein Monitor-Panorama, das sich aus fünf dicht nebeneinan- der im Halbkreis aufgestellten Bildschirmen zusammenfügt. Vor gar nicht allzu langer Zeit war eine solche Anhäufung von Technik nur dort zu fin- den, wo gigantische Anlagen gesteuert werden mussten – oder eben Raketen die Erde verließen, um die Menschheit einen großen Schritt in Wis- sensfragen voranzubringen. Ganz so dramatisch ist es zwar nicht, was die beiden Herren mit Unterstützung ihrer Kollegin Ingrid Elzer zwischen all dem faszinierenden Gerät anstellen, jedoch auf alle Fälle sehr innovativ und dabei noch einzigartig in ganz Deutsch- land. „Wir nehmen von hier aus so etwa 11 500 Besichti- gungen unserer circa 800 Haus-Baustellen im Jahr vor“, erläutert Cord Tobaben. Seit 2012 benötigen die Mitarbeiter der Qualitätssicherung (QS) bei Viebrockhaus für ihre „Baustellenbegehungen“ keine Gummistiefel und Helme mehr, sondern ein Headset und freie Hände für die Com- putertastatur und -maus, um zu ge- währleisten, dass bei der Entstehung ei- nes Gebäudes absolut nichts schiefgeht. Denn inzwi- schen nehmen die Viebrock- Mitarbeiter auf den Baustellen vor Ort zwischen Flensburg und München, in Frankreich und Kasachstan alles ganz ge- nau unter die Lupe und lassen ihre QS-Kollegen in Harsefeld daran live und in Farbe teilha- ben – mittels der in Tablets ein- gebauten Kameras, den soge- nannten „BauCams“. 500 Stück davon sind im Umlauf, jede einzelne von ihnen ist mit der individuellen IP-Adresse in der Harsefelder QS-Abteilung bekannt und wird regelmäßig kontaktiert. „Somit können wir jederzeit vor Ort sein, ohne da- für das Büro verlassen zu müs- sen“, erläutert Helmut Fisch und stellt klar: „Natürlich gibt es nach wie vor den Bauleiter, der unabhängig von unserer Arbeit mit dem Bauherren zu- sammen an Ort und Stelle kon- trolliert.“ Helmut Fisch weiß die noch relativ neue Technik durchaus zu schätzen, da er schon länger bei Viebrockhaus für die Qualität verantwortlich zeichnet und bis vor wenigen Jahren Baustelle für Baustelle mit dem Auto abgefahren hat. „Wenn die von uns realisierten Bauvorhaben räumlich sehr dicht beieinanderlagen und vor Ort keine größeren Komplika- tionen auftraten, waren am Tag bis zu zwölf Baustellen zu schaffen“, erinnert sich Helmut Fisch. 500 Kilometer und mehr betrug damals der tägliche Ar- beitsweg. Gut eine Million Ki- lometer hat Helmut Fisch im Dienste der Qualität abgespult. Jetzt übernimmt das mobile In- ternet seinen Fahrtweg, was durchaus sinnvoll ist, zumal die dafür benötigten kleinen Elekt- ronen im Strom genauso wie die Funkwellen mühelos mit Lichtgeschwindigkeit unter- wegs sind. Jedes Haus, das errichtet wird, erhält eine Dokumentati- on, bei Viebrock Exposé ge- nannt, in die alle wichtigen Schritte bis zur Fertigstellung in Wort und Bild eingepflegt werden. Über die „BauCam“ fotografieren die QSler die Fortschritte und wichtige De- tails, für die auch zum Teil Dokumentationspflicht be- steht. Aber auch, wenn auf den Baustellen Fragen auftau- chen, kommt das Kameraauge in den Tablet-Computern zum Einsatz. Denn besser als Worte Qualität 4.0: Baustellencheck per Livestream Einzigartig in der Branche: Die Firma Viebrockhaus kann jederzeit von Harsefeld aus einen Blick auf sämtliche Projekte werfen Baustelle in Wedemark bei Hanno- ver: Ein Vie- brock-Mitar- beiter geht mehrere Prüfpunkte per „Bau- Cam“ mit der QS-Ab- teilung durch und überträgt dafür die Bil- der live nach Harsefeld. Helmut Fisch spricht mit dem Kolle- gen auf der Baustelle und instruiert dessen Ka- merafüh- rung. „Harsefeld, wir haben da ein Pro- blem…“: So ähnlich wie im berühm- ten US- Raumfahrt- Kontrollzen- trum mutet der Arbeits- platz von Cord Toba- ben an. Von hier aus kon- trolliert und dokumen- tiert er zu- sammen mit seinen Kolle- gen die Qua- lität dessen, was den Markenna- men Vie- brockhaus erhält. Hin- ter der Mo- nitorwand (von links): Helmut Fisch, Ingrid Elzer und Wolfgang Werner. Fotos (4): Reimann

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  • Ausgabe: 27. Januar 2016Titel: Tageblatt

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    Von Volker Reimann

    Harsefeld (vr). Wer die Abtei-lung für Qualitätssicherungund -förderung der Firma Vie-brockhaus in Harsefeld betritt,fällt für einen kurzen Momentdem Irrglauben anheim, er hät-te versehentlich das NASA-Kontrollzentrum in Houstonvor sich: Von sechs Monitorenregelrecht umzingelt, sitzt dortIngenieur Cord Tobaben undbehält seelenruhig den Über-blick über all die visuellen Rei-ze, die an diesem Ort auf ihneinprasseln. Vis-à-vis hat Kolle-ge Helmut Fisch, ebenfalls dip-lomierter Ingenieur, seinenSchreibtisch und blickt von sei-nem Platz aus immerhin aufein Monitor-Panorama, dassich aus fünf dicht nebeneinan-der im Halbkreis aufgestelltenBildschirmen zusammenfügt.Vor gar nicht allzu langer Zeitwar eine solche Anhäufungvon Technik nur dort zu fin-den, wo gigantische Anlagengesteuert werden mussten –oder eben Raketen die Erdeverließen, um die Menschheiteinen großen Schritt in Wis-sensfragen voranzubringen.

    Ganz so dramatisch ist eszwar nicht, was die beidenHerren mit Unterstützung ihrerKollegin Ingrid Elzer zwischenall dem faszinierenden Gerät

    anstellen, jedoch auf alle Fällesehr innovativ und dabei nocheinzigartig in ganz Deutsch-land. „Wir nehmen von hieraus so etwa 11 500 Besichti-gungen unserer circa 800Haus-Baustellen im Jahr vor“,erläutert Cord Tobaben. Seit2012 benötigen die Mitarbeiterder Qualitätssicherung (QS)bei Viebrockhaus für ihre„Baustellenbegehungen“ keineGummistiefel und Helmemehr, sondern ein Headset undfreie Händefür die Com-putertastaturund -maus,um zu ge-währleisten,dass bei derEntstehung ei-nes Gebäudesabsolut nichtsschiefgeht.Denn inzwi-schen nehmendie Viebrock-Mitarbeiter auf den Baustellenvor Ort zwischen Flensburgund München, in Frankreichund Kasachstan alles ganz ge-nau unter die Lupe und lassenihre QS-Kollegen in Harsefelddaran live und in Farbe teilha-ben – mittels der in Tablets ein-gebauten Kameras, den soge-nannten „BauCams“. 500Stück davon sind im Umlauf,jede einzelne von ihnen ist mit

    der individuellen IP-Adresse inder Harsefelder QS-Abteilungbekannt und wird regelmäßigkontaktiert. „Somit können wirjederzeit vor Ort sein, ohne da-für das Büro verlassen zu müs-sen“, erläutert Helmut Fischund stellt klar: „Natürlich gibtes nach wie vor den Bauleiter,der unabhängig von unsererArbeit mit dem Bauherren zu-sammen an Ort und Stelle kon-

    trolliert.“ Helmut Fisch weißdie noch relativ neue Technikdurchaus zu schätzen, da erschon länger bei Viebrockhausfür die Qualität verantwortlichzeichnet und bis vor wenigenJahren Baustelle für Baustellemit dem Auto abgefahren hat.„Wenn die von uns realisiertenBauvorhaben räumlich sehrdicht beieinanderlagen und vorOrt keine größeren Komplika-tionen auftraten, waren am Tagbis zu zwölf Baustellen zuschaffen“, erinnert sich HelmutFisch. 500 Kilometer und mehrbetrug damals der tägliche Ar-beitsweg. Gut eine Million Ki-lometer hat Helmut Fisch imDienste der Qualität abgespult.Jetzt übernimmt das mobile In-ternet seinen Fahrtweg, was

    durchaus sinnvoll ist, zumal diedafür benötigten kleinen Elekt-ronen im Strom genauso wiedie Funkwellen mühelos mitLichtgeschwindigkeit unter-wegs sind.

    Jedes Haus, das errichtetwird, erhält eine Dokumentati-on, bei Viebrock Exposé ge-nannt, in die alle wichtigenSchritte bis zur Fertigstellungin Wort und Bild eingepflegtwerden. Über die „BauCam“fotografieren die QSler dieFortschritte und wichtige De-tails, für die auch zum TeilDokumentationspflicht be-steht. Aber auch, wenn aufden Baustellen Fragen auftau-chen, kommt das Kameraaugein den Tablet-Computern zumEinsatz. Denn besser als Worte

    Qualität 4.0: Baustellencheck per Livestream� Einzigartig in der Branche: Die Firma Viebrockhaus kann jederzeit von Harsefeld aus einen Blick auf sämtliche Projekte werfen

    Baustelle inWedemarkbei Hanno-ver: Ein Vie-brock-Mitar-beiter gehtmehrerePrüfpunkteper „Bau-Cam“ mitder QS-Ab-teilungdurch undüberträgtdafür die Bil-der live nachHarsefeld.

    Helmut Fischspricht mitdem Kolle-gen auf derBaustelle undinstruiertdessen Ka-merafüh-rung.

    „Harsefeld,wir haben daein Pro-blem…“: Soähnlich wieim berühm-ten US-Raumfahrt-Kontrollzen-trum mutetder Arbeits-platz vonCord Toba-ben an. Vonhier aus kon-trolliert unddokumen-tiert er zu-sammen mitseinen Kolle-gen die Qua-lität dessen,was denMarkenna-men Vie-brockhauserhält. Hin-ter der Mo-nitorwand(von links):HelmutFisch, IngridElzer undWolfgangWerner.

    Fotos (4):Reimann

  • Ausgabe: 27. Januar 2016Titel: Tageblatt

    eine Situation zu beschreibenvermögen, lässt sie sich von derKamera einfangen und dannaus der Ferne so beurteilen, alssei man direkt mit eigenen Au-gen dabei.

    „Es gibt eine Checkliste mitfesten Prüfpunken, die wir beijedem Haus abarbeiten“, be-richtet Cord Tobaben. Dabeiwird ganz sorgfältig schon oderbesser gerade zu Beginn desHausbaus kontrolliert – zu derZeit, wenn die Sohle betoniertwird und bevor das Gebäudemit seinen Wänden an dreidi-mensionaler Ausdehnung ge-winnt. „Fehler, die beim Fun-dament entstehen, lassen sichspäter nur noch schlecht odergar nicht mehr beheben; derRohbau muss tadellos sein undwird entsprechend akribischuntersucht“, ergänzt Viebrock-Vorstand Wolfgang Werner.

    Ein toller Nebeneffekt der lü-ckenlosen Dokumentation: Füralle Neubauten, die den ener-getischen KfW-40plus-Stan-dard erfüllen, gibt es von derKreditanstalt für Wiederaufbau(KfW) pro Wohneinheit zusätz-lich zu einem besonders zins-günstigen Darlehen auch einenZuschuss in Höhe von 15 000Euro. Um in den Genuss dieserFörderung zu gelangen, müssendiverse bauliche Maßnahmen –etwa die vorgeschriebene Däm-mung der Wände – auch belegtwerden. Das macht die Quali-tätssicherung im Hause Vie-brock gleich vollumfänglichmit. Und besser noch: Sie be-wahrt die entsprechenden Un-terlagen viele Jahre in ihrem di-

    gitalen Archiv auf. WolfgangWerner: „Natürlich wird jedesHaus im Rahmen der Bauab-nahme auch von einem zertifi-zierten Sachverständigen aufdie Einhaltung der KfW-Stan-dards überprüft. Dennoch be-hält sich die KfW stichproben-artig vor, selber zu kontrollie-ren, ob ihre Fördergelderzweckgebunden verwendetwurden, sprich das Haus diegeforderten Werte erreicht.“Kündigt sich manchmal aucherst einige Jahre nach Bauab-nahme die KfW für eine Kon-trolle an, brauche niemand, derein Viebrockhaus besitzt, sichSorgen zu machen. Alle rele-vanten Daten stehen einerseitsin dem dem Kunden ausgehän-digten Exposé und sind zusätz-lich quasi per Knopfdruck inkürzester Zeit vom HarsefelderBauträger zu bekommen. Daskönne in solchen Prüf-Momen-ten ganz schön die Nervenschonen.

    Es geht los: Ein Mitarbeiterin Wedemark bei Hannoverschaltet seine „BauCam“ ein.Auf einem der vielen Monitorein Harsefeld erscheint das Bildeiner planierten Fläche. Dortsoll in Kürze die Sohle beto-niert werden. Per Headset inst-ruiert Helmut Fisch den Hand-werker auf der Baustelle, derihm mit der Kamera alle ge-wünschten eiskalten Einblickeinklusive idyllischer Schnee-landschaft ins Büro überträgt.Von seinem Schreibtisch ausmacht der QS-Experte nochein paar Fotos, die anschlie-ßend im Dokumentationsord-

    ner dieses Bauvorhabens abge-speichert werden. „Wo gibt esdas sonst für einen Bauherren,dass zwei Ingenieure sich per-manent seine Baustelle angu-cken?“, stellt Ingrid Elzer dierhetorische Frage. „Das gibt’swirklich nur bei uns“, antwor-tet Kollege Fisch. Auch wennsich das von Viebrockhaus ent-wickelte Qualitätssicherungs-system nicht rechtlich schützenlässt, so ist es zumindest vorwenigen Tagen mit einer Zerti-fizierung geadelt worden. „Un-sere QS-Arbeit mit der ‚Bau-Cam‘ darf jetzt das ‚DINplus-Siegel‘ führen, worauf wir sehrstolz sind“, sagt Cord Tobaben.Ein Jahr lang hat das Zertifizie-rungsverfahren gedauert, dasvon der Gesellschaft für Kon-formitätsbewertung „DINCERTCO“ betreut wurde.

    Dass sich die Qualität aufden Baustellen seit 2012 durchdie kamerabasierte, dauerhafteQS-Arbeit deutlich verbesserthat, ist kein Geheimnis. „Wirsind zuerst auf Widerstand ge-stoßen“, erinnert sich HelmutFisch. Vom Ausspioniertwer-den sei sogar seinerzeit hierund da die Rede gewesen.Doch wer beispielsweise vonAnfang an wisse, dass es sinn-los ist, einen nicht ganz opti-malen Arbeitsschritt hinter ei-ner Schicht aus Putz oder Be-ton zu verstecken, weil schonvor dem Vertuschungsmanöverdraufgeschaut wird, arbeitegleich von Anfang an sehr sorg-fältig. Außerdem würden keineMitarbeiter bei der Arbeit ge-filmt, sondern einzig das Resul-tat ihrer Arbeit sei relevant.

    Bleibt abschießend nurnoch die Frage: Wozu brau-chen die QS-Ingenieure inHarsefeld jetzt all diese Bild-schirme auf ihren Schreibti-schen? „Man muss viele Sa-chen gleichzeitig im Blickhaben“, erklärt Cord Toba-ben: Der Livestream zur Bau-stelle, die dazugehörigenProjektinfos mit allen De-tails, die Chronologie allerTelefonate, E-Mails, Bildbe-arbeitungsprogramm, … Washier für den Außenstehendenein wenig wuselig wirkt, be-zweckt in Wahrheit das Ge-genteil: die komplette Trans-parenz sämtlicher Prozesseauf den Baustellen.

    Hier hat Helmut Fisch alles im Blick: Auf dem Monitor vorder linken Tastatur ist das Live-Bild eines fast fertigen „Ma-xime 300“-Hauses zu sehen. Per Tastenklick fotografiert derIngenieur das Haus und fügt die Datei dem Exposé zu.

    Ein feierli-cher Mo-ment vorwenigen Ta-gen: Wäh-rend der Jah-resauftakt-veranstal-tung wirddem QS-Team dieZertifizie-rungsurkun-de über-reicht.