SEKEM Insight

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SEKEMs Journal für Wirtschaſt, Kultur und Gesellschaſt in Ägypten Insight Nr. 94 - Juni 2010 SEKEM Insight | Juni 2010 | Seite 1 wenn Sie sich als Leser von SEKEM Insight an uns von der Redaktion wenden, um uns Ihre Meinung, Kritik oder Anregung mitzuteilen, dann verwenden Sie dafür meist die e-mail. Die Zeiten, in denen Redaktionen Leserbriefe im buch- stäblichen Sinne erhielten, sind lange vorbei. Heute schreiben Sie uns entweder elektronisch oder rufen uns an. Immer häufiger nutzen Sie aller- dings auch soziale Netze, um mit uns und SEKEM selbst zu kom- munizieren. Viele Freunde und Unterstützer SEKEMs folgen ihren verschiedenen Projekten zum Bei- spiel auf Facebook, das vor allem unter jungen Leuten beliebte Netz- werk. Auch Twitter wird immer beliebter. Der noch junge Dienst eignet sich besonders für Kurz- nachrichten. Mit dem Erscheinen dieser Aus- gabe erreichen Sie auch die SEKEM-Insight-Redaktion in Deutschland sowie das Team für SEKEMs Öffentlichkeitsarbeit im deutschsprachigen Raum über die beiden bekannten Dienste. Wir würden uns freuen, wenn Sie die in dieser Ausgabe eingeglieder- ten Links noch häufiger nutzen würden, um uns ihre Meinung zu sagen und unsere Arbeit zu unter- stützen. B ei der SusCon 2010, einer Konferenz zum Thema Nachhaltigkeit und Unternehmertum, die im Juni in Nürnberg stattfand, demonstrierte Helmy Abouleish dem Fachpublikum anhand konkreter Beispiele, wie durch biodynamische Landwirtschaft Biodiversität geschützt werden kann, und wie sie zur Meisterung umwelt- bezogener Herausforderungen des 21. Jahrhunderts beitragen kann. Dazu stützte er sich in umfassender Weise auf Erfahrungen, welche die SEKEM- Initiative im Verlauf der vergangenen 30 Jahre mit der Einführung neuer land- wirtschaftlicher Techniken in Ägypten gemacht hat. Ökosysteme und ihre Leistungen Die heute noch bestehende biolo- gische Vielfalt bildet die Grundlage der Ökosysteme, von denen das Leben des Menschen abhängig ist. Sei es aufgrund von Nahrung, von frischem Wasser, Gesundheit und Erholung, oder als Schutz vor Naturkatastrophen. Ihr Verlust hat für den Menschen nicht Biodynamische Landwirtschaft schafft und fördert biologische Vielfalt Editorial Liebe Leserinnen, liebe Leser Ihr Redaktionsteam Helmy Abouleish spricht auf der SusCon-Messe in Nürnberg zum Thema Nachhaltigkeit in landwirtschaftlichen Unternehmen. Nachhaltigkeit Helmy Abouleish spricht auf SusCon Eurythmie Erste Ausbildung in Ägypten Auszeichnung Helmy Abouleish für Preis nominiert Helmy Abouleish spricht auf der SusCon 2010.

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SEKEMs monatliches Journal für Wirtschaft, Kultur und Gesellschaft in Ägypten. Deutsche Ausgabe.

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SEKEMs Journal für Wirtschaft, Kultur und Gesellschaft in ÄgyptenInsight

Nr. 94 - Juni 2010

SEKEM Insight | Juni 2010 | Seite 1

wenn Sie sich als Leser von SEKEM Insight an uns von der Redaktion wenden, um uns Ihre Meinung, Kritik oder Anregung mitzuteilen, dann verwenden Sie dafür meist die e-mail. Die Zeiten, in denen Redaktionen Leserbriefe im buch-stäblichen Sinne erhielten, sind lange vorbei. Heute schreiben Sie uns entweder elektronisch oder rufen uns an.

Immer häufiger nutzen Sie aller-dings auch soziale Netze, um mit uns und SEKEM selbst zu kom-munizieren. Viele Freunde und Unterstützer SEKEMs folgen ihren verschiedenen Projekten zum Bei-spiel auf Facebook, das vor allem unter jungen Leuten beliebte Netz-werk. Auch Twitter wird immer beliebter. Der noch junge Dienst eignet sich besonders für Kurz-nachrichten.

Mit dem Erscheinen dieser Aus-gabe erreichen Sie auch die SEKEM-Insight-Redaktion in Deutschland sowie das Team für SEKEMs Öffentlichkeitsarbeit im deutschsprachigen Raum über die beiden bekannten Dienste. Wir würden uns freuen, wenn Sie die in dieser Ausgabe eingeglieder-ten Links noch häufiger nutzen würden, um uns ihre Meinung zu sagen und unsere Arbeit zu unter-stützen.

B ei der SusCon 2010, einer Konferenz zum Thema Nachhaltigkeit und

Unternehmertum, die im Juni in Nürnberg stattfand, demonstrierte Helmy Abouleish dem Fachpublikum anhand konkreter Beispiele, wie durch biodynamische Landwirtschaft Biodiversität geschützt werden kann, und wie sie zur Meisterung umwelt-bezogener Herausforderungen des 21. Jahrhunderts beitragen kann. Dazu stützte er sich in umfassender Weise auf Erfahrungen, welche die SEKEM-Initiative im Verlauf der vergangenen

30 Jahre mit der Einführung neuer land-wirtschaftlicher Techniken in Ägypten gemacht hat.

Ökosysteme und ihre Leistungen

Die heute noch bestehende biolo-gische Vielfalt bildet die Grundlage der Ökosysteme, von denen das Leben des Menschen abhängig ist. Sei es aufgrund von Nahrung, von frischem Wasser, Gesundheit und Erholung, oder als Schutz vor Naturkatastrophen. Ihr Verlust hat für den Menschen nicht

Biodynamische Landwirtschaft schafft und fördert biologische Vielfalt

Editorial

Liebe Leserinnen, liebe Leser

Ihr Redaktionsteam

Helmy Abouleish spricht auf der SusCon-Messe in Nürnberg zum Thema Nachhaltigkeit in landwirtschaftlichen Unternehmen.

NachhaltigkeitHelmy Abouleish spricht auf SusCon

EurythmieErste Ausbildung in Ägypten

AuszeichnungHelmy Abouleish für Preis nominiert

Helmy Abouleish spricht auf der SusCon 2010.

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nur materielle, sondern auch kultu-relle und psychische bzw. seelische Auswirkungen.

Aktuelle Entwicklungen nähern sich dabei einigen potenziell gefähr-lichen Wendepunkten, in deren Überschreitung Wissenschaftler katastrophale Auswirkungen für das menschliche Leben und die Kapazitäten der Ökosysteme ausge-macht haben, welche diese lebens-notwendigen Leistungen bereitstellen. Arme und Benachteiligte gehören weltweit zu den am stärksten von dieser Entwicklung betroffenen Bevölkerungsgruppen. Sie wer-den zuerst und besonders stark von ihr betroffen sein. Dadurch ist auch die Umsetzung der UN-Millenniumsvorhaben in Gefahr: Erhalt der Ernährungssicherheit, Armutsbekämpfung und eine insge-samt gesündere Weltbevölkerung.

Potentiale der biologisch-dynamischen Landwirtschaft nutzen

Der Erhalt der biologischen Vielfalt würde auch einen wichtigen Beitrag zur Bekämpfung des Klimawandels leisten. Darüber hinaus können auch dessen negative Langzeiteffekte verringert werden, da Ökosysteme und auch die Gesellschaft belastbar bleiben.

Wirtschaft

SEKEMs biologisch-dynamische Landwirtschaft macht sich die Potenziale verschiedener komplexer Ökosysteme und die Synergien zwi-schen Pflanzen und Tieren zunutze. Denn um die Produktivität landwirt-schaftlicher Ökosysteme zu steigen, versorgt die Natur den Menschen mit einer Vielzahl an Leistungen, die meist kein Geld kosten und dazu oft mehr-fach Vorteile aufweisen.

SEKEM strebt sowohl nach der Wiederbelebung traditionellen land-wirtschaftlichen Wissens und seiner Anpassung an verschiedene geogra-phische und klimatische Bedingungen, als auch nach der Entwicklung neuer und innovativer Lösungen. Beispiele umfassen unter anderem erste Erfolge in der Kultivierung gesunder Völker der in Ägypten beheimateten Bienenart

„Apis mellifera lamarckii“, welche durch Pestizide, intensive Landwirtschaft und importierte Königinnen vom Aussterben bedroht war. Zur natür-lichen Bekämpfung von Schädlingen hat SEKEM ebenfalls begonnen, Insekten zu züchten und zu verkau-fen, die in Gewächshäusern die Ernte vor Schädlingen schützen (SEKEM Insight berichtete). Beim Anbau von Trauben und Obstbäumen arbeitet SEKEM bereits seit Jahren erfolgreich mit Gründüngung und synergetischer Schädlingsbekämpfung. Nach einem Versuch von Agroforstwirtschaft auf

Klicken sie für Neues überHelmy Abouleish auf Facebook.

zwei Hektar Land, hat SEKEM nun in diesem Jahr auch die Anbauflächen für dieses Projekt vergrößern können.

So können die Vorteile dieser Synergien, die von der Natur bereit-gestellt werden, noch besser genutzt werden. Eine Zusammenstellung aus-gewählten Saatguts, von Bäumen und Sträuchern verbessert zum Beispiel die Bodenstruktur und ist gleichzei-tig darauf ausgerichtet, die Synergien zwischen Arten bezüglich der Verfügbarkeit von Nährstoffen und der Schädlingsbekämpfung zu nutzen. So bieten Reihen von Obstbäumen auf Feldern zum Beispiel Kräutern Schatten, deren Blüten wiederum Bienen und Raubinsekten nähren, die ihrerseits für die Bestäubung der Obstblüten benötigt werden.

Richtige Sorten auswählen

Trotz eines breiten Katalogs von Maßnahmen liegt das größte Potenzial in der sorgfältigen Auswahl geeigneter Sorten. SEKEM hat hier Pionierarbeit geleistet. Zusammen mit der internationalen wissenschaft-lichen Gemeinschaft ist man bemüht, Wissen zu mehren und zu teilen. So wird seit langem daran gearbeitet, durch Aufzeichnung der ursprüng-lichen Flora der Region mithilfe eines Herbariums die gefährdeten Pflanzen Ägyptens zu erhalten. Regionale Sorten wurden für ein Programm zur Verbesserung der Qualität geprüft und ausgewählt, wodurch Qualitäts- und Effizienzsteigerungen des Saatgutes von rund 200% erreicht werden konnten. SEKEMs Beteiligung am

„Nationalen Programm für genetische Ressourcen“, die Zusammenarbeit mit einer Genbank, das Engagement für die Entwicklung einer „Nationalen Strategie zur Erhaltung und nach-haltigen Nutzung von wilden Heilpflanzen“ sowie die Beteiligung an Veranstaltungen gehören zu den Anstrengungen, die lokale und regio-nale biologische Vielfalt zu erhalten.

Magdalena Kloibhofer

SEKEM rekultiviert einheimische ägyptische Bienenarten

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D ie fünf Finalisten des „One World Awards“ 2010, die jetzt

von der Jury nominiert wurden, tra-gen, so das Komitee „mit außerge-wöhnlichem Engagement dazu bei, der Globalisierung eine Chance, aber vor allem eine positive Dimension zu geben. Durch ihr Handeln setzen sie sich in besonderen Maßen für eine lebenswerte Zukunft ein.“ Für SEKEM tritt in diesem Jahr Helmy Abouleish an. Die übrigen Finalisten sind:

Beti Minkin, der sich seit 1994 aktiv für die Entwicklung nachhaltiger Dorfprojekte in Anatolien/Türkei ein-setzt. 2006 gründete sie die „Anatolia Foundation“ mit dem Ziel, die kulturel-len Traditionen und die Biodiversität in der Region zu bewahren. Eines der wichtigsten Projekte der Stiftung ist die Förderung der biologischen Landwirtschaft und der Erhalt alter Getreidesorten, wie z.B. Emmer. Beti Minkin ist es gelungen, über 200 Familien in das Projekt zu integrie-ren und Einkommensmöglichkeiten für sie zu schaffen. Vor allem für die Frauen vor Ort ist sie ein sehr wich-tiges Vorbild.

„EL CEIBO“ ist ein Zusammenschluss von 1.200 Kakao-Bauern in Bolivien. Gegründet 1977 gehört die Produzentengenossenschaft zu den Pionieren des biologischen Kakaoanbaus. Das Angebot reicht vom hochwertigen Bio-Kakao als Rohware bis zu Bio-Schokoladenprodukten. Entlang der gesamten Wertschöpfungskette handelt „EL CEIBO“ nach den Richtlinien des ökologischen Landbaus und des Fairen Handels. Die Genossenschaft engagiert sich auch im sozialen Bereich: Neben Altersvorsorge, Gesundheits- und Ausbildungsunterstützung arbeitet

sie mit einer Mikrofinanzorganisation zusammen und ermöglicht Bauern Kredite, damit sie in ihre Arbeit inve-stieren können.

Dr. Hans Rudolf Herren grün-dete 1998 die Stiftung Biovision in der Schweiz mit dem Ziel, die Lebenssituation der Menschen in Afrika nachhaltig zu verbes-sern und die Natur als Grundlage allen Lebens zu erhalten. Der welt-weit anerkannte Insektenspezialist Hans Rudolf Herren hat in den 80er Jahren mit der biologischen Bekämpfung von Schmierläusen im Grundnahrungsmittel Maniok Millionen von Menschen in Afrika vor dem Hungertod gerettet. 1995 wurde er dafür als erster und bis-her einziger Schweizer mit dem Welternährungspreis ausge-zeichnet. Biovision leistet Hilfe zur Selbsthilfe und fördert öko-logisches Denken und Handeln. Weitere Projektschwerpunkte sind: Malariaprophylaxe und Bekämpfung, Förderung des Kleingewerbes und Schutz der Biodiversität.

Franziska Kaguembèga-Müller ist Gründerin der Schweizer „newTree Foundation“. Unter dem Slogan:

„Daring visions – living dreams“ (Visionen wagen – Träume leben). In Burkina Faso leitet sie das Projekt zur Wiederbewaldung der Sahelzone Afrikas, um die Lebensgrundlage der länd-lichen Bevölkerung zu verbes-sern und eine Regeneration des Bodens und der Vegetation zu ermöglichen.

Helmy Abouleish und SEKEM wurden für ihren Beitrag zu einer „globalen nachhaltigen Entwicklung von Individuum, Gesellschaft und Umwelt“

“One World Award”: Helmy Abouleish für SEKEM unter den Finalisten

nominiert. Die Jury lobt das „ganz-heitliche Konzept, das die drei Säulen Ökonomie, Sozial und Kultur verbin-det. SEKEM steht für qualitativ hoch-wertige Lebensmittel , die mit dem Einsatz von Methoden der biodyna-mischen Landwirtschaft hergestellt werden.“

Spannend bleibt die Frage, wer die handgefertigte „One World Award“-Statue und das Preisgeld in Höhe von 25.000 Euro – gestiftet von RAPUNZEL NATURKOST – erhält. Am 17. September 2010, im Rahmen des Rapunzelfestivals in Legau, heißt es dann „And the winner is ...“

Der „One World Award“ wurde 2008 erstmals verliehen. Die International Federation of Organic Agriculture Movements (IFOAM) hat die Schirmherrschaft übernommen. Das Rapunzel-Festival steht auch der all-gemeinen Öffentlichkeit offen.

Bijan Kafi mit Material des „One World Award“

Fünf Finalisten wurden von der Jury für den “One World Award 2010” ausgewählt, der auf dem Rapunzel-Festival im September vergeben wird.

Mehr Informationen:www.one-world-award.de!

Wirtschaft

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Am 20. und 24. Mai 2010, hat nach 7-jährigem Studium der erste ägyp-tische Eurythmiestudent seine euryth-mische Grundausbildung beendet.

Die Diplomaufführung fand auf der Bühne der Heliopolis Akademie statt. Zusammen mit seinen 7 Kollegen und Kolleginnen des 4. und 2. Ausbildungsjahres stellte Mohamed Mamdouh sein Können und seine künstlerische Ausdruckskraft in Stücken für Gruppen und Solodarstellung unter Beweis. Mit ihm zusammen hat auch Viola Zweifel als „europäische Kollegin“ ihren Abschluss absolviert. Mit seinem Abschlussvortrag „Eurythmie als Weg, Methode und Erfahrung im Leben“, den er vor den 70 LehrerkollegInnen der SEKEM-Schulen hielt, stieß er auf großes Interesse.

Als SEKEM die Eurythmie-Ausbildung vor 7 Jahren im Juni 2003 als Pionierkurs begann, war durch-aus noch nicht vorauszusehen, wie sich ein solches Vorhaben entwickeln

würde. Inzwischen wird die Eurythmie intensiv in der SEKEM-Schule, im Berufsbildungszentrum und in den Betrieben gepflegt.

Praxis schon im ersten Jahr

Ein Charakteristikum der SEKEM Eurythmieausbildung ist, dass die Studenten vom ersten Jahr an in der praktischen eurythmischen Unterrichtstätigkeit stehen. Es ist zu erleben, wie die StudentInnen an der praktischen Erfahrung des Unterrichtens der Kinder aller Altersstufen und der Mitarbeiter in den Betrieben innerlich wachsen und sich zu künstlerisch geschulten, aus-drucksvollen Persönlichkeiten ent-wickeln. Denn sie erlernen parallel zu ihrer Ausbildung bereits im Alltag den Umgang mit den „eurythmischen Arbeitsfeldern“ und sie eigenständig und selbstständig vertreten zu können.

Im Rückblick auf die Jahre seiner Ausbildung sagte Mohamed am Tag seines Diplomabschlusses: „Während

Erster Eurythmieabschluss in SEKEM beschließt Pilotprojekt

Der erste ägyptische Eurythmiestudent beendet sein siebenjähriges Studium erfolgreich mit dem Diplom.

der Vorbereitungen für mein Diplom und auch während der Übungsstunden im Verlauf der vergangenen 7 Jahre ging ich in meinem Leben durch viele Höhen und Tiefen. Auch mein soziales Leben hat sich während dieser Zeit gemeinsam mit meinem spirituellen Leben verändert. Mein Ausblick auf die Welt ist toleranter, buchstäblich welt-offener geworden und ich habe oft-mals neue Motivation erfahren, mich selbst noch mehr auszubilden und durch ein intensiveres Studium mir mehr Kenntnisse über den Menschen und die Welt anzueignen“.

Auch die Studenten des 2. Jahres blickten auf ihrer ersten Erfahrungen mit der Eurythmie. Alle äußerten, dass sie durch die Eurythmie eine Bewusstseinserweiterung erfah-ren hätten, ruhiger geworden seien und ihre Alltagsprobleme besser zu meistern gelernt hätten. Sie ver-spüren nach eigener Aussage eine Veränderung in sich selbst vorgehen und lernten mit ihren Gefühlen bes-ser umzugehen. „Ich schaue auf das Leben und die Dinge um mich her nicht mehr nur auf eine Weise, son-dern sehe, dass es viele Möglichkeiten gibt, sie zu betrachten“, sagt Fawzy, der nach 6 Jahren Sportunterricht an der SEKEM Schule nun im 2. Jahr Eurythmie studiert.

Es bleibt nun zu hoffen, dass nach der ersten Pionierphase die ägyp-tische Eurythmieausbildung in eine neue Phase eintreten kann, in der die ersten Absolventen mit der Eurythmie im Land wirksam werden. Durch sie und ihre Nachfolger kann die Eurythmie im ganzen Land besser bekannt werden.

Martina Dinkel, Christoph Graf

Eurythmie kann seit 2003 im Rahmen eines Pilotprojektes in SEKEM studiert werden

Kultur

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SEKEM Insight | Juni 2010 | Seite 5

Am 2.Juni 2010 vergab die Technische Universität Graz ihre höchste akademische Auszeichnung: Prof. Dr. Ibrahim Abouleish erhielt das Ehrendoktorat der technischen Wissenschaften „in wissenschaft-licher Anerkennung seiner einzigar-tigen Innovationen auf dem Gebiet des sozio-kulturellen Unternehmertums und der nachhaltigen Entwicklung“.

Ibrahim Abouleish, der 1937 in Mashtul im Nildelta geboren wurde, kam 1956 nach Graz zum Studium der Medizin und der Technischen Chemie.

Der Festakt fand in der Aula der Technischen Universität Graz statt, in jenem Raum, in dem Ibrahim Abouleish im Jahre 1965 zum Diplomingenieur graduiert und 1969 zum Doktor pro-moviert wurde.

Groß war der Kreis der Gratulanten: Neben der Familie (Ehefrau Gudrun, deren Schwester Erika, Sohn Helmy mit Frau Konstanze, die Enkelkinder Sarah, Soraya, Mariam, Junis) waren

auch zahlreiche Persönlichkeiten der Technischen Universität, der Karl-Franzens-Universität Graz und der Medizinischen Universität Graz gekommen, die mit SEKEM bzw. der in Gründung befindlichen Heliopolis-Universität wissenschaft-liche Kooperationen haben. Vertreten waren natürlich auch der deutsche und der österreichische Förderverein, aber auch – und das war eine besondere Freude für Dr.Abouleish – Frau Mag. Helga Broschek und ihr Sohn Pascal Broschek von der Gebro Pharma Gmbh. Das ist jenes Unternehmen in Tirol, in dem Dr.Abouleish nach sei-nem Studium die Forschungs- und Entwicklungsabteilung geleitet hatte.

Gegen Lähmung und Fatalismus

Die Laudatio hielt der Rektor der Technischen Universität Graz Prof. Dr. Hans Sünkel, der auch der Präsident der Österreichischen Universitätenkoferenz ist und der SEKEM bereits besucht hat. „Ich bin

„Wer Ziele hat, dem wachsen Flügel“: Dr. Ibrahim Abouleish erhält Ehrendoktorwürde

Nach der Auszeichnung der Medizinischen Universität Graz erhält Dr. Ibrahim Abouleish nun auch die Ehrendoktorwürde der Technischen Universität.

SEKEM können sie auch besuchen: www.SEKEM-reisen.de

ganz einfach überwältigt von die-sem fantastischen Werk, das die Handschrift einer Person trägt: Ibrahim Abouleish“ so Sünkel bewegt in seiner Ansprache. „Als Vision ist SEKEM eine Philosophie einer sich ständig entwickelnden Gesellschaft. Als Modell ist SEKEM ein aus Farmen, Wirtschaftsbetrieben, Forschungseinrichtungen, Bildungs- und therapeutischen Institutionen bestehendes integratives Netzwerk. Als Initiative ist SEKEM eine fortwäh-rende Handlungsorientierung dafür, wie nachhaltige Entwicklung auf allen Gebieten des Lebens realisiert werden kann. SEKEM ist ein Organismus, der in der Gegenwart lebt und nachhaltig in die Zukunft wirkt und der gesellschaft-licher Lähmung und dem Fatalismus bewusst entgegen handelt.“

Sünkel setzte in seiner Laudatio die durch SEKEM gelebte Nächstenliebe und Wohltätigkeit für die ägyptische Bevölkerung in direkte Beziehung zur eigenen Lebenserfahrung Dr. Abouleishs: „Und diese gelebte Hilfsbereitschaft, die er zunächst seinen Schulkameraden und in späteren Jahren seinem Land und seinen Menschen gegenüber ange-deihen lässt, ist seine menschliche Trägerwelle, auf der die vielfältigen Aktivitäten des Ibrahim Abouleish gleichsam aufmoduliert sind.“

Abouleish war im Jahr 2003 bereits zum Professor an der Universität Bonn und im Folgejahr zum Ehrenbürger der Stadt Graz ernannt worden. Wiederum ein Jahr später erhielt er das Ehrendoktorat der Medizinischen Universität Graz.

Dr. Hermann Becke

Dr. Ibrahim Abouleish empfängt die Ehrendoktorwürde aus der Hand von Rektor Prof. Hans Sünkel

Kultur

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SEKEM Insight | Juni 2010 | Seite 6

Impressionen aus SEKEM

Am 11.Mai fand dieses Jahr in der SEKEM Schule das schon traditionelle Musikvorspiel zum Schuljahresende statt. Insgesamt 70 Schüler führten vor, was sie sich im letzten Jahr auf Geige, Cello, Blockflöte, Trompete oder Trommel erarbeitet hatten. Da konnte man bei den Erstklässlern die ersten Bogenstriche miterleben und sehen, wie das Instrument Jahr für Jahr sich mehr zu eigen gemacht wird und die Melodien immer selbstverständlicher und schöner klingen. Mit dem mehrstimmigen Zusammenspiel wurde der Nachmittag beschlossen. Die Schüler waren stolz und erleichtert und die Eltern haben sich sehr gefreut.

Das Vorspiel war gleichzeitig ein Abschiedskonzert für Liliane Christen, die in den letzten 13 Jahren in der SEKEM-Schule Geigespielen unterrichtet hat. Sie wird in diesem Sommer wieder nach Europa zurückgehen. Wir danken ihr ganz herzlich für ihre liebevolle Geduld und Strenge, mit der sie die kleinen und großen Schüler an das Geigenspiel und die Musik herangeführt hat.

Impressionen

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SEKEM Insight | Juni 2010 | Seite 7

Zum dritten Mal hat die SEKEM Unternehmensgruppe einen umfas-senden Jahresbericht über aktuelle Aktivitäten, Neuigkeiten und Erfolge in allen Dimensionen nachhaltiger Entwicklung herausgegeben. Wie bereits im letzten Jahr gliedert sich der Bericht in die vier Dimensionen des Geisteslebens (Bildung und Kultur), Rechtslebens (gesellschaftliche Übereinkünfte und Vereinbarungen), Wirtschaftslebens und der Ökologie, in die alles menschliche Wirken ein-gebettet ist. Der Bericht bringt diese Aspekte im Rahmen der „Blüte der Nachhaltigkeit“ in eine visuell anspre-chende und verständliche Form.

Der Jahresbericht 2009 bietet einen Überblick über SEKEM von der Vision über einzelne Institutionen und Projekte bis zu den besonderen Arbeitsweisen der Initiative in den unterschiedlichen Aktivitätsbereichen. Dazu wurde eine Vielzahl von Daten und Fakten aufbereitet, zum Beispiel zur Zusammensetzung des Mitarbeiterstabs, dem Ressourcenverbrauch und der Entsorgung von Abfällen, zu sozialen Investitionen oder zur CO2-Bilanz. Auf der Basis einer kri-tischen Selbstbeurteilung werden Verbesserungsziele formuliert. Der Bericht ist nicht nur ein großer Schritt in Richtung einer transparenten Unternehmenskommunikation, son-dern auch für das eigene Management von bedeutendem Nutzen. Denn die umfangreiche Datenerhebung soll vor allem helfen, Mitarbeitern die Auswirkungen ihrer Arbeit zu verdeut-lichen und Verbesserungspotentiale aufzudecken.

In den kommenden Ausgaben von SEKEM Insight werden die wichtigsten Ergebnisse aus den vier Bereichen vor-gestellt. Um den Bericht in digitaler Form zu erhalten, wenden Sie sich bitte an: [email protected]

Quelle: Philipp Maximilian Boes

SEKEM Nachhaltigkeitsbericht 2009 veröffentlicht

Demeter fordert BRD zum Umdenken auf

Angesichts der dramatischen weltweiten Probleme im Agar- und Ernährungsbereich hat der Demeter e.V. die Bundesregierung aufgefordert, sie solle sich stärker für eine faire und nachhaltige Landwirtschaft engagie-ren und so die Konsequenz aus dem Weltagrarbericht ziehen. SEKEM hat den Aufruf mitunterzeichnet.

Dieser Bericht, der 2008 von einem internationalen Expertengremium im Auftrag der UN vorgelegt wurde und den die Bundesregierung bis jetzt nicht unterzeichnet hat, geht von aktuell einer Milliarde hungernder Menschen auf der Welt aus. 70 Prozent von ihnen leben auf dem Land. „Sie brau-chen Unterstützung zur Selbsthilfe, keine Agrarindustrie“, heißt es in der Resolution. Außerdem fordern die Demeter–Landwirte, -Händler und -Konsumenten eine verstär-kte Forschung zu standortgemäßen Methoden unter Einbezug des Wissens von Praktikern wie Landwirten. Das europäische Agrarmodell einer multi-funktionalen, regionalen und nachhal-tigen Landwirtschaft ohne Gentechnik müsse ausgebaut werden.

Quelle: NNA

Kurznachrichten

Als erste nichtstaatliche Kunsthochschule Deutschlands ist die Alanus Hochschule in Alfter bei Bonn jetzt vom Wissenschaftsrat instituti-onell akkreditiert worden. Zusätzlich zur zehnjährigen Akkreditierung erhält die Hochschule das eigenständige Promotionsrecht für den Fachbereich Bildungswissenschaft.

Der Hochschule sei es gelun-gen, in der Verbindung von Kunst und Bildungswissenschaft ein eigenes Profil zu entwi-ckeln. „Die Besonderheiten des Hochschulkonzepts sind eine Quelle für interdisziplinäre Fragestellungen und viele internationale künstle-rische Entwicklungsvorhaben“, heißt es in der Stellungnahme des Wissenschaftsrats zur Akkreditierung.

Ausdrücklich lobt das Akkreditierungsgremium, das vom Bundespräsidenten beru-fen wird, auch die bisherigen Forschungsleistungen im Fachbereich Bildungswissenschaft. Hier sei ein spezifisches Forschungsprofil in der Auseinandersetzung mit reformpä-dagogischen Ansätzen entwickelt worden.

„Die Entscheidung des Wissenschaftsrats ist eine tolle Anerkennung für die herausragenden wissenschaftlichen Leistungen der Alanus Hochschule“, sagte der nordr-hein-westfälische Innovationsminister Andreas Pinkwart. Besonders freue er sich, dass es die Hochschule geschafft habe, den Wissenschaftsrat von ihren hohen wissenschaftlichen Standards zu überzeugen, so dass sie nunmehr als zweite private Hochschule in NRW das Promotionsrecht erhalte.

Quelle: NNA

Alanus-Hochschule jetzt institutionell anerkannt

Herausgeber v.i.S.d.P.: SEKEM, Egypt Die Redaktion von SEKEM Insight dankt allen Korre-spondenten, die an dieser Ausgabe mitgewirkt haben.

Redakteure:Christina BoeckerBijan Kafi

Kontakt:SEKEM-Insightc/o SEKEM HoldingP.O.Box 2834, El Horreya, Heliopolis, Cairo, Egypt [email protected]

Bildnachweis: 1,2, 5: SEKEM; 4l+r, 6: Sandra Poettrich

Keine Vervielfältigung ohne schriftliche Einwilligung des Herausgebers.Mehr Informationen:

www.alanus.edu!

Mehr Informationen:www.demeter.de!