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Selbstverdichtender Beton Einleitung Selbstverdichtender Beton (Kurzform: SVB; engl.: Self Compacting Concrete, Kurzform: SCC) und vibrierter Beton unterscheiden sich durch ihre Frischbetoneigenschaften und durch die Art der Verdichtung. SCC erfordert keine Verdichtungsenergie z. B. durch Rütteln oder Stampfen und weist folgende Eigenschaften auf: SCC bietet eine Alternative zu vibriertem Beton in vielen Bereichen, wie Hochbau, Tiefbau, Tunnelbau, Vorfertigung und Instandsetzung. Im Vergleich zu vibriertem Beton zeigt SCC folgende Vorteile: Fliessfähigkeit ohne Entmischung („honigartige“ Konsistenz) Entlüftung des Betons während des Fliessens vollständiges Füllen der Schalung, einschliesslich aller Aussparungen, Bewehrungszwischenräume usw. mit homogenem Beton Wegfall der Verdichtungsarbeit höhere Einbauleistung und schnellere Ausführung geringerer Personalbedarf einfaches Betonieren von schlanken Bauteilen und Bauteilen mit dichter Bewehrung Verfüllen von schwer zugänglichen Bereichen gleichmässige Betonqualität im gesamten Bauwerk grössere Freiheit in der Formengebung Reduktion störender Lärmemissionen beim Einbau Arbeitserleichterung und Vermeidung vibrationsbedingter Krankheiten weniger Nachbearbeitungsaufwand

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Selbstverdichtender Beton

EinleitungSelbstverdichtender Beton (Kurzform: SVB; engl.: Self Compacting Concrete, Kurzform:SCC) und vibrierter Beton unterscheiden sich durch ihre Frischbetoneigenschaften unddurch die Art der Verdichtung. SCC erfordert keine Verdichtungsenergie z. B. durch Rüttelnoder Stampfen und weist folgende Eigenschaften auf:

SCC bietet eine Alternative zu vibriertem Beton in vielen Bereichen, wie Hochbau, Tiefbau,Tunnelbau, Vorfertigung und Instandsetzung. Im Vergleich zu vibriertem Beton zeigt SCCfolgende Vorteile:

Fliessfähigkeit ohne Entmischung („honigartige“ Konsistenz)Entlüftung des Betons während des Fliessensvollständiges Füllen der Schalung, einschliesslich aller Aussparungen,Bewehrungszwischenräume usw. mit homogenem BetonWegfall der Verdichtungsarbeit

höhere Einbauleistung und schnellere Ausführunggeringerer Personalbedarfeinfaches Betonieren von schlanken Bauteilen und Bauteilen mit dichter BewehrungVerfüllen von schwer zugänglichen Bereichengleichmässige Betonqualität im gesamten Bauwerkgrössere Freiheit in der FormengebungReduktion störender Lärmemissionen beim EinbauArbeitserleichterung und Vermeidung vibrationsbedingter Krankheitenweniger Nachbearbeitungsaufwand

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Abb. 4.3.1: Stabiler SCC: die Gesteinskörnung wird in der Schwebe gehalten.

Fliessfähige Betone, die ohne Vibrieren in Pfähle oder Schlitzwände eingebracht werden,sowie leicht verdichtbare Betone der Konsistenzklasse F5/F6, die gelegentlich im Hochbaueingesetzt werden (Abb. 3.5.1 unter Verdichten), zählen nicht zur Klasse derselbstverdichtenden Betone.

Normative AnforderungenAusschreibung

Selbstverdichtender Beton muss die Anforderungen der Normen SN EN 206-1 und SN EN206-9 erfüllen. Er wird in der Schweiz mit speziellen Konsistenzklassen –Setzfliessmassklasse und Blockierneigungsklasse – oder Zielwerten bezeichnet (Tab.4.3.1).

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Tab. 4.3.1: Konsistenzklassen und Grenzwerte für SCC gemäss der Norm SN EN 206-9.

Nachweis

Die Frischbetoneigenschaften werden durch die SCC-spezifischen Prüfverfahrennachgewiesen.

Bestimmung des Setzfliessmasses (SF)Für die Bestimmung des Setzfliessmasses wird der Setzmasstrichter nach SN EN 12350-2verwendet. Der Trichter wird auf eine angefeuchtete, ausreichend grosse Ausbreitplatte (≥900 × 900 mm) gestellt und mit SCC gefüllt. Anschliessend wird derKegelstumpf angehoben und der SCC breitet sich unter seinem Eigengewicht aus, ohneZufuhr von Verdichtungs- energie.

Setzfliessmass:

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Gl. 4.3.1

Abb. 4.3.2: Bestimmung des Setzfliessmasses gemäss der Norm SN EN 12350-8.

Bestimmung der Blockierneigung (L-Kasten-Versuch)Der Frischbeton wird in den vertikalen Teil eines L-förmigen Kastens eingefüllt. Derhorizontale Teil ist durch einen Schieber abgeschlossen. Hinter dem Schie- ber befindensich zwei oder drei Bewehrungsstäbe, die nach dem Öffnen des Schiebers umflossenwerden.Nach dem Ende der Fliessbewegung werden die Höhen im vertikalen Bereich des Kastens(h1) und am Ende des horizontalen Kastens gemessen (h2). Aus dem Ver- hältnis h2/h1ergibt sich das Fliessvermögen PL. Zusätz- lich kann auch die Fliesszeit des Betons vomÖffnen des Verschlussschiebers bis zum Ende des Erreichens des vertikalen Bereichsgemessen werden.

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Abb. 4.3.4: Bestimmung der Blockierneigung gemäss der Norm SN EN 12350-10.

Weitere Konsistenzklassen können – sofern erforderlich – als zusätzliche Anforderungenfestgelegt werden. Die Konsistenz ist zum Zeitpunkt der Verwendung bzw.bei Transportbeton zum Zeitpunkt der Anlieferung auf der Baustelle zu bestimmen.

Für ein Setzfliessmass von weniger als 620 mm besteht erfahrungsgemäss ein erhöhtesRisiko für die Bildung von Blockaden und Kiesnestern. Wenn das Setzfliessmass 750 mmübertrifft, steigt das Risiko der Entmischung stark an. In der Praxis wird für die meistenAnwendungen (Boden- und Deckenplatten, Wände, Stützen) SCC mit einemSetzfliessmass von 660 bis 720 mm eingesetzt, welches der Klasse SF2 entspricht.

Zusätzlich zu den Messwerten ist auch die Form des Betonkuchens bedeutsam. Sie solltebei der Beurteilung des Betons berücksichtigt werden (Abb. 4.3.3).

Im Rahmen der Erstprüfung ist nachzuweisen, dass der Beton die gefordertenEigenschaften mit einem ausreichenden Vorhaltemass erfüllt. Dies gilt insbesonderefür die Robustheit gegenüber Wasserschwankungen, hier ist der zulässige Bereich desWassergehaltes festzulegen.

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Abb. 4.3.3: Qualitative Beurteilung des Betonkuchens.

BetontechnologieZement

Grundsätzlich sind alle Zemente für die Herstellung von selbstverdichtendem Betongeeignet, sofern sie in der Norm SN EN 206-1 aufgeführt und für dieausgewählte Expositionsklasse zugelassen sind. Die am häufigsten verwendeten Zementesind Portlandkompositzemente (z.B. Optimo 4, Bisolvo 3R oder spezielleKundenzemente). Durch den hohen Fliessmittelgehalt von SCC verzögert sich dieFestigkeitsentwicklung. Daher werden für das Betonieren bei kalter Witterung, kurzeVerweilzeiten in der Schalung und für die Vorfertigung von hochfesten oder starkexponierten Bauteilen die folgenden Zemente empfohlen:

Der hohe Zementgehalt von SCC kann zu erhöhter Hydratationswärmeentwicklung führen.Für die Herstellung von massigen Bauteilen wird daher zur Verwendung eines Zements derZementfestigkeitsklasse 32,5 geraten:

Zugabewasser

Da der Wassergehalt die Viskosität und Selbstverdichtung von selbstverdichtendem Betonmassgeblich beeinflusst, muss der Zielwert mit möglichst geringerAbweichung eingehalten werden. Es ist sehr wichtig, den Feuchtigkeitsgehalt derGesteinskörnung, insbesondere des Sandes, regelmässig zu bestimmen und beider Wasserzugabe zu berücksichtigen. Recyclingwasser kann verwendet werden, jedochwirkt sich ein hoher Feststoffanteil ungünstig auf die Mischungsstabilität aus..

Portlandzement (Normo 5R) für die Vorfertigung schlanker BauteilePortlandsilikastaubzement (Fortico 5R) für stark exponierte Bauteile

Portlandkompositzement (Bisolvo 3R)

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Gesteinskörnung

Der Hohlraumgehalt der Gesteinskörnung ist bei SCC besonders wichtig, da ermassgebend für das erforderliche Feinststoffvolumen ist. Grundsätzlich kann fürdie Herstellung von SCC eine runde oder gebrochene Gesteinskörnung verwendet werden.Die runde Gesteinskörnung hat den Vorteil, dass sie lose geschüttet einen geringerenHohlraumgehalt aufweist und entsprechend weniger Leim benötigt. GebrocheneGesteinskörnungen haben den Vorteil, dass sie aufgrund der grösseren Oberfläche beigleichem Gewicht leichter in der Schwebe zu halten sind. In der Regel wird SCC mit einemGrösstkorn von 16 mm hergestellt. Damit wird dem Risiko einer Entmischungentgegengewirkt und ein mögliches Blockieren des SCC beim Umfliessen der Bewehrungverhindert. Praktische Erfahrungen haben gezeigt, dass bei einfacher Geometrie undgenügend grossem Abstand der Bewehrungsstäbe für die Klasse SF1 auch ein Grösstkornvon 32 mm verwendet werden kann.

Die Kornzusammensetzung ist durch einen erhöhten Gehalt an Sand und Feinstanteilengekennzeichnet. Für ein Korngemisch 0/16 mm sollte der Siebdurchgang bei 2 mmidealerweise zwischen 38 M.-% und 42 M.-% liegen. Der Anteil < 0.125 mm sollte imBereich von 4 bis 6 M.-% liegen. In Abbildung 4.3.5 sind Sieblinien für SCC für Dmax = 16mm und für Dmax = 32 mm dargestellt.

Tab. 4.3.2: Empfohlenes Grösstkorn für SCC in Abhängigkeit der Konsistenzklasse.

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Empfehlungen für den Mehlkorngehalt (Zement, Zusatzstoffe, Gesteinskörnung ≤ 0.125mm) in Abhängigkeit von unterschiedlichen Korngemischen werden in Tabelle4.3.3 gegeben.

Tab. 4.3.3: Empfohlener Mehlkorngehalt für SCC in Abhängigkeit vom Korngemisch.

ZusatzmittelUm die gewünschte Verflüssigung eines SCC zu erreichen, kommen Fliessmittel auf derBasis von Polycarboxylaten und Polycarboxylatethern zum Einsatz. Allgemein gilt es zubeachten, dass eine hohe Fliessmitteldosierung zu Entmischungen führen und denAbbindebeginn des Betons verzögern kann.Stabilisatoren erhöhen die Stabilität der Mischung und verhindern das Bluten und dasAbsinken der groben Gesteinskörnung. Sie dienen vornehmlich dazu, die Auswirkungen derSchwankungen des Wassergehalts der Gesteinskörnung zu mindern.Speziell abgestimmte Luftporenbildner können eingesetzt werden, um den Frost-Tausalzwiderstand zu erhöhen.

Abb. 4.3.5: Sieblinien für SCC mit Dmax = 16 mm (links) und Dmax = 32 mm (rechts). Bewährte

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Kornzusammensetzungen für SCC befinden sich im Bereich zwischen den roten Linien (logarithmischeDarstellung).

Zusatzstoffe

Die besonderen Anforderungen an die Fliessfähigkeit eines selbstverdichtenden Betonsbedingen einen erhöhten Mehlkorngehalt. Werden keinePortlandkompositzemente verwendet, ist die Zugabe von Zusatzstoffen üblich. In derSchweiz wird am häufigsten Flugasche verwendet. Gelegentlich kommen auchGesteinsmehle zum Einsatz.

Herstellung

Grundsätzlich sind die üblichen Mischertypen in Transportbetonwerken, Ortsbetonanlagenund Fertigteilanlagen für die Herstellung von selbstverdichtendem Beton geeignet. Bei derHerstellung von SCC gelten die gleichen Empfehlungen für die Reihenfolge der Dosierungder Komponenten wie für vibrierten Beton.

Die Homogenität und die optimale Wirkung der Zusatzstoffe und Zusatzmittel in SCChängen wesentlich von der Mischintensität und -dauer ab. In der Regel wird deshalb voneiner mittleren Nassmischzeit von 120 Sekunden ausgegangen.

Transport

SCC kann aufgrund seiner hohen Fliessfähigkeit nur im Fahrmischer transportiert werden.Die Trommel sollte sich während der gesamten Fahrzeit langsam drehen. Für Transportein steilem Gelände ist ein Verschlussdeckel zu empfehlen. Vor dem Entladen ist der Betonmit maximaler Drehzahl etwa fünf Minuten lang aufzumischen.

Schalung

Der Frischbetondruck und die Anforderungen an die Betonoberfläche üben einenwesentlichen Einfluss auf die Wahl des Schalungstyps und damit auf dieSchalungskosten aus. Die Anforderungen an Wandschalungen im Bereich üblicherStockwerkshöhen (h ≤ 3 m) unterscheiden sich bei SCC nicht von jenen eines vibriertenBetons. Grundsätzlich können dieselben Holz- oder Metallschalungen verwendet werden.

Mit der Einfüllhöhe steigen die Anforderungen an die Steifigkeit der Schalung, umVerformungen und ein eventuelles Absacken des eingebrachten Betons zu

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vermeiden. Träger- oder Rahmenschalungen (Abb. 4.3.6 und 4.3.7) erfüllen dieseAnforderungen in der Regel am besten. Aussparungen und Einbauten müssen sobefestigt werden, dass sie dem Auftrieb im Frischbeton widerstehen.

Abb. 4.3.6: Trägerschalung (h ≤ 3 m).

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Abb. 4.3.7: Rahmenschalung (h = 3 bis 5 m, je nach Typ).

In der Praxis kann der Schalungsdruck des SCC nahezu den hydrostatischen Druckerreichen. Der Schalungsdruck hängt im Wesentlichen von der Einfüllgeschwindigkeit, derFallhöhe, den Frischbetoneigenschaften (Konsistenz, Temperatur, Thixotropie undErstarrungsbeginn), der Rauigkeit der Schalhaut und der Wanddicke (Gewölbewirkung) ab.Durch die kontinuierliche Messung des Schalungsdrucks kann die optimaleEinfüllgeschwindigkeit ermittelt werden.

Die Verwendung von SCC erfordert eine dichte Schalung. Vertikale Abschalungenzwischen Betonieretappen können mit einem genügend steif abgespriesstenStreckmetall ausgeführt werden. Die üblichen Massnahmen gegenüber Zementleimverlustsind einzuhalten, z. B. Abdichten des Schalungsfusses mit Montageschaum, Schliessenvon Löchern usw.

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Einbringen

Im Vergleich zu vibriertem Beton ist das Einbringen von SCC einfacher und kannüblicherweise, sogar bei beträchtlichen Betonvolumen, mit weniger Personal bewerkstelligtwerden.

SCC kann mit den meisten üblichen Einbauarten, z. B. per Krankübel, Pumpe oder direktüber die Rinne des Fahrmischers eingebracht werden. Um Entmischungen zu vermeiden,sollte der Beton nicht im freien Fall in die Schalung gelangen. SCC neigt aber beim Fallenweniger zu Entmischungen als vibrierte Betone. Die Begrenzung der Fallhöhe durch dasEintauchen des Betonierschlauches in den Frischbeton vermeidet auch, dass Lufteingeschlossen wird und reduziert damit die Anzahl der Lunker (Abb. 4.3.8).

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Abb. 4.3.8: Einbringen von SCC mit einem an der Auslassöffnung des Kübels befestigten Schlauch.

Die Oberflächenqualität von SCC wird stark von der Einfüllgeschwindigkeit und der Zeit zurselbstständigen Entlüftung beeinflusst. Es ist zu beachten, dass die Entlüftung des SCCvon der Fliessdistanz (3–4 m) und der Fliessdauer abhängig ist. Die Entlüftungüberwiegend geschlossener Schalungen muss durch Öffnungen o. ä. sichergestelltwerden.

Der Krankübel sollte so geöffnet werden, dass sich der SCC langsam und gleichmässigausbreiten kann. Beim Betonieren von Wänden ist es von Vorteil, mit einem an derAuslassöffnung befestigten Schlauch zu arbeiten. Beim Betonieren mit dem Krankübelsollte man sich auf ein Minimum an Einfüllstellen beschränken. Abhängig von der zubetonierenden Bauteilgrösse, der Bewehrungsanordnung und -dichte sollten dieEinfüllstellen so gewählt werden, dass der SCC sich in der Schalung über eine Strecke vonnicht mehr als 5 bis 10 m ausbreitet. In jedem Fall muss darauf geachtet werden, dass dashorizontale Fliessen so begrenzt wird, dass der Beton homogen bleibt. DasEntmischungsrisiko während des Fliessens ist umso grösser, je länger die Fliessstreckeund je dichter die Bewehrung ist.

Bei Platten mit einer Dicke von über 50 cm kann es sich als nützlich erweisen, den SCC inzwei Schichten einzubringen, um der unteren Schicht eine kurze Zeit für das Entlüften unddas Setzen zu lassen, bevor die obere Deckschicht aufgebracht wird. Diese sollte eineDicke von mindestens 10 cm aufweisen, um das Glätten zu erleichtern und zu verhindern,dass sich die obere Bewehrungslage abzeichnet.

Glätten horizontaler Flächen

Das Fliessen und die schwerkraftbedingte Ausbreitung von SCC reichen u. U. nicht aus, umbei grossen horizontalen Bauteilen (Bodenplatten, Beläge, Decken) eine ebene Oberflächezu erzielen. Gegen Ende des Betonierens kann es nützlich sein, z. B. mit einem Rechennachzuhelfen. Eine halbe bis eineinhalb Stunden nach dem Einbringen des SCC wirdempfohlen, die Oberfläche mindestens abzutaloschieren (Abb. 4.3.9), um eventuelleSetzungsrisse des Frischbetons zu schliessen. Grundsätzlich erfolgt das Glätten von SCC-Oberflächen aufgrund der verzögernden Wirkung des Fliessmittels später als bei vibriertenBetonen.

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Abb. 4.3.9: Glätten der Oberfläche einer Decke aus SCC durch Abtaloschieren.

Nachbehandlung

Bei SCC sollen im Allgemeinen dieselben Vorkehrungen wie bei herkömmlichen Betonengetroffen werden (Nachbehandlung). Da SCC einen gegenüber vibriertem Betonhöheren Zementleimgehalt und einen oft tieferen w/z-Wert hat, ist der Nachbehandlungbesondere Aufmerksamkeit zu schenken. Nach dem Einbringen sind horizontale Flächen(Bodenplatten, Beläge, Decken) umgehend mit Plastikfolien oder durch Aufsprühen einesNachbehandlungsmittels gegen das Austrocknen zu schützen.

MischungsentwurfFeinststoffvolumen

Dem Feinststoffvolumen kommt im Mischungsentwurf eine besondere Bedeutung zu. Essetzt sich aus dem Volumen von Zement, Zusatzstoffen, Wasser, Zusatzmittel und Luftsowie dem Anteil aus der Gesteinskörnung ≤ 0.125 mm zusammen. Im Gegensatz zuvibriertem Beton müssen bei SCC die Feinststoffe nicht nur die Hohlräume zwischen der

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Gesteinskörnung ausfüllen, sondern auch ein Überschussvolumen bereitstellen, welchesdie einzelnen Körner auf Abstand bringt (Abb. 4.3.10).

Abb. 4.3.10: Unterschiedliche Volumenverhältnisse für vibrierten Beton und SCC.

Das überschüssige Feinststoffvolumen ermöglicht die besondere Fliessfähigkeit des SCC(Abb. 4.3.11). Im Allgemeinen beträgt das Überschussvolumen an Feinststoffen 90 bis 120

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l/m3 je nach Grösstkorn und Art der Gesteinskörnung (rund oder gebrochen).

Abb. 4.3.11: Einfluss des überschüssigen Feinststoffvolumens auf das Setzfliessmass desFrischbetons.

Neben der Fliessfähigkeit müssen die Feinststoffe eine bestimmte Viskosität aufweisen,damit die grösseren Gesteinskörner in der Schwebe gehalten werden ohne abzusinken. InAbbildung 4.3.12 ist die Fliessfähigkeit (Setzfliessmass) in Abhängigkeit von derViskosität (L-Box-Versuch) graphisch dargestellt. Der optimale Bereich ist rosagekennzeichnet.

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Abb. 4.3.12: Schematische Darstellung der Fliessfähigkeit in Abhängigkeit von der Viskosität von SCC.

Hinweise für das Planen vonselbstverdichtendem BetonBetonzusammensetzung

Die wesentlichen Unterschiede in der Zusammensetzung von vibriertem undselbstverdichtendem Beton sind in Tabelle 4.3.3 anhand von zwei Praxisbeispielendargestellt. Die Mischungsentwürfe basieren auf runder Gesteinskörnung und müssen imFall der Verwendung von gebrochener Gesteinskörnung angepasst werden. Die Erhöhungdes Feinststoffvolumens führt zu einer relativen Verringerung desGesteinskörnungsvolumens in einem Kubikmeter Frischbeton. Daraus resultierteine typische Gesteinskörnungsmenge in SCC von ungefähr 1700 kg/m3.

Eine Gesteinskörnung 0/16 mm aus dem Schweizer Mittelland weist im Mittel einenHohlraumgehalt von 29 Vol.-% auf, wenn das Verhältnis Sand zu Kies ungefähr 1:1 beträgt.Unter Annahme eines erforderlichen Feinststoffüberschusses von 90 l/m3 resultiertdaraus ein Gesamtvolumen an Feinststoffen von 354 l/m3 und ein Gesteinskörnungsanteil

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von ca. 1730 kg/m3 (Rohdichte der Gesteinskörnung 2680 kg/m3) (siehe Abb. 4.3.13). Beider Verwendung einer Gesteinskörnung mit einem hohen Anteil an gebrochenem Korn, wiees im alpinen Raum häufig vorkommt, liegt der Hohlraumgehalt der Gesteinskörnung 0/16mm im Mittel bei ungefähr 32 Vol.-%. Unter Annahme eineserforderlichen Feinststoffüberschusses von 110 l/m3 resultiert darausein Gesamtvolumen des Feinststoffes von 395 l/m3 und ein Gesteinskörnungsanteil vonca. 1620 kg/m3 (Rohdichte der Gesteinskörnung 2680 kg/m3).

Abb. 4.3.13: Zusammenstellung der Volumina bei einem praxisüblichen SCC mit runderGesteinskörnung (links) und mit gebrochener Gesteinskörnung (rechts).

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Tab. 4.3.3: Beispiele für den Mischungsentwurf eines selbstverdichtenden Betons mit vorwiegendrunder und gebrochener Gesteinskörnung für einen Beton der Betonsorte C.

Festbetoneigenschaften

DruckfestigkeitBei SCC liegt der w/z-Wert aufgrund des erhöhten Zementleimgehaltes oft unterdemjenigen von vergleichbaren, vibrierten Betonen, im Bereich von 0.39 bis 0.42. Darausergibt sich oft eine um ein bis zwei Klassen höher liegende Druckfestigkeit als bei einemgleichwertigen, vibrierten Beton.

ElastizitätsmodulDer E-Modul eines Betons hängt von der Art und Menge der Gesteinskörnung und denEigenschaften des Zementsteins ab (siehe Elastizitätsmodul). Da derZementleimgehalt beim SCC grösser ist und dieser einen geringeren E-Modul als dieGesteinskörnung aufweist, liegt der E-Modul eines SCC um rund 10 % tiefer als jener einesvibrierten Betons gleicher Druckfestigkeit, der mit derselben Gesteinskörnung hergestelltwurde (Abb. 4.3.14).

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Abb. 4.3.14: E-Modul in Abhängigkeit von der Würfeldruckfestigkeit, nach 28 Tagen, für SCC.

Schwinden und KriechenBei einer gegebenen Wassermenge wird das Trockenschwinden im Wesentlichen von derWassermenge und nur wenig vom Zementgehalt oder dem w/z-Wert beeinflusst (sieheAbb. 3.9.3). Deshalb zeigt SCC ein ähnliches Verhalten beim Trockenschwinden wie ein imHochbau üblicher, vibrierter Beton der Druckfestigkeitsklasse C20/25, da er eine ähnlicheWassermenge enthält. Um das Ausmass des Schwindens zu begrenzen, wirdempfohlen, die Wassermenge so weit wie möglich zu reduzieren und 200 l/m3 nicht zuüberschreiten.

Aufgrund des höheren Zementleimvolumens weist SCC ein um bis zu 25 % grösseres

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Schwindmass und eine höhere Kriechzahl auf als ein vibrierter Beton mitvergleichbarer Druckfestigkeit. Diese Eigenschaften sind im Fall von behindertemSchwinden vorteilhaft. Das Risiko der Rissbildung hängt jedoch nicht nur vomSchwinden, sondern auch von E-Modul, Kriechzahl, Zugfestigkeit und Nachbehandlung desBetons sowie vom Einspanngrad des Bauteils und der Umgebungsfeuchte ab(siehe Risse).

DurchstanzenDer Durchstanzwiderstand nimmt mit dem Grösstkorn der Gesteinskörnung beigleichbleibender Druckfestigkeit ab. Da SCC aufgrund des geringeren w/z-Werteseine höhere Druckfestigkeit als eine vergleichbare vibrierte Betonsorte aufweist, kannzumindest teilweise der Effekt des reduzierten Grösstkorns ausgeglichen werden.Es existieren Modelle und Diagramme mit zahlreichen Parametern (Stützenradius,Durchstanzbewehrung, Betondruckfestigkeit, Spannweite, statische Höhe undBewehrungsgrad der Decke) zur Abschätzung dieser Effekte.

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Abb. 4.3.15: SCC erleichtert das Betonieren einer Tunnelzwischendecke.

DauerhaftigkeitDank des geringen w/z-Wertes, der hohen Oberflächenqualität, des dichten Gefüges undder gleichmässigen Qualität weist SCC bei ausreichender Nachbehandlung im Allgemeineneine sehr hohe Dauerhaftigkeit auf.

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Abb. 4.3.16: Vorfabrikation von Standardelementen. SCC eignet sich besonders für die Vorfabrikation.