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  • DUMUZI(D)SWIEDERKEHR?

    Gebhard J. Selz

    Fr ke Sjberg,in Dankbarkeit und Bewunderung

    Zusammenfassung: Fr das Verstndnis der sumerischen Herrschafts-konzepte spielen die mit der Gottheit Dumuzi( d) und ihren verschiedenenErscheinungsformen sowie die mit Inana(k) und ihren Erscheinungs-formen verbundenen Vorstellungen eine bedeutende Rolle. Nach denfrhesten Quellen scheinen dabei von Anfang euhemeristische Vorstel-lungen eine Rolle gespielt zu haben. Da sich hinter dem Vorkommen vonddumu-zi(d) in unseren Quellen ganz verschiedene Traditionen zu ver-bergen scheinen, widmen sich die nachfolgenden Darlegungen der Frage,wie sich die (postume) Vergttlichung frhsumerischer Personen zu denbisherigen Hypothesen ber die Bedeutung der Dumuzi( d)-Gestaltenverhalten knnte. Dabei lsst sich erkennen, dass (auch) der NameDumuzi( d) "rechtes Kind" zum einen bereits frh mit der Herrscherlegi-timation verbunden erscheint und dass es sich zum anderen weniger umein Autonym als vielmehr um eine Art .Funktionsbezeichnung" gehan-delt haben drfte.

    .-..

    O. In seinem fr die mesopotamische Religionsgeschichte wichti-gen Beitrag .Drachenmutter und Himmelrebe? Zur FrhgeschichteDumuzis" hat M. Krebemik auf den wahrscheinlich euhemeristischenUrsprung der GNN (Ama-)USumgal(-ana(k)) und (Ama-)Gestin( -ana(k))hingewiesen.' Unzweifelhaft folgen beide Namen einem weit verbreiteten

    1 M. Krebernik, .Drachcnmutter und Himmelsrebe? Zur Frhgeschichte Dumuzis undseiner Familie," in W. Sallaberger, K Volk, A. Zgoll (eds.), Literatur, Politik und Recht inMesopotamien. Festschrift Claus Wilcke (Orientalia Biblica et Christiana 14, Wiesbaden:Harrassowitz 2003) 151-180. - Kreberniks berlegungen - und damit auch die nachfolgen-den - beruhen auf der Annahme, dass lamal in beiden Gtternamen bedeutungsgleich.Mutter" bezeichnet. Dies impliziert jedoch, dass die berlieferung des beginnenden2. Jahrtausend a) die Bedeutung dieser Namen nicht mehr verstanden hat und b) deshalb,babilistische' Interpretationen vornahm. Andernfalls ist immer noch auf meine Darle-gungen in GJ. Selz, Untersuchungen zur Gtterwelt des altsumerischen Stadtstaates vonLagas (Occasional Publications of the Samuel Noah Kramer Fund 13, Philadelphia: 1995)21f. zu verweisen. Dass die von mir vorgeschlagene Deutung .Herr: grosser Drache desHimmels" dem frhaltbabylonischen Verstndnis entspricht, ergibt sich aus den Namen

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    Typus von Personennamen. Fr seine einleuchtende Erklrung beiderNamen, in deren zweitem Element er - analog zu anderen frhen PNN-eine (metaphorische) prdikative Aussage annimmt.s ist aber nochauf den (wahrscheinlich jngerenjf bemerkenswerten Zusatz lan-nalhinzuweisen. Die ausdrckliche Bezeichnung der ursprnglichenPersonennamen als "himmlisch" drfte im Lichte der spter bekanntenHerrschervergttlichung zu betrachten sein, die zumindest gelegentlichvon einem Astralisierungsprozess begleitet wurde. Mit anderen Worten,die Kennzeichnung dieser angenommenen Personen als "himmlisch"begrndet sich wohl daher, dass diese eben einem Personennamentypusfolgen und daher nicht sofort als Bezeichnung von Gottheiten wahr-genommen wurden. Die Schreibung der Namen mit dem Gottes-Klassifikator, der zumindest in der ausgehenden frhdynastischen Zeit(nur noch(?)) als graphemischer Marker fungierte," geschah natrlich aus

    und Titeln fr Dumuzi( d), wie sie Y. Sefati, Love Songs in Sumerian Literature (Ramat Gan:1998) 386-389 zusammen gestellt hat.

    2 Fr die Namen ist demnach eine bersetzung .Die Mutter (ist wie) die Weinrebe(s)" oder .Die Mutter (ist wie) der Drache (mchtig)" anzunehmen. Der Referent von.Mutter" ist dabei exozentrisch, also entweder als (ursprnglicher) regensloser Geni-tiv bzw. - wie bereits D.O. Edzard, .Mesopotamten. Die Mythologie der Sumerer undAkkader," in H.w. Haussig (ed.) Wrterbuch der Mythologie I (Stuttgart: 1961) 9-139 aufS. 51 erwogen hat, als Bahuvrihi-Konstruktion zu verstehen: also n(dessen) Mutter ein Dra-che (ist)" ist bzw. analog ndessen Mutter eine Weinrebe (ist)". Zur abweichenden Interpre-tation von lan-nal s. die nachfolgende Anmerkung.

    3 Nach den Darlegungen von F. Carroue, .Gestinanna a Lagas," Or NS 50, 121-136, bes.123 und Krebernik, Drachenmutter 159 ist, entgegen meiner Vermutung in Untersuchun-gen, 19, und mit G.J.Selz, .Divine Prototypes," in N. Brisch (ed) Religion and Power. DivineKingship in the Ancient World (OIS 4, Chicago: 2006) 13-31 der Zusatz lan-nal nhimmlisch"sicher jnger. Daraus ergibt sich eine ganz andere syntaktische Funktion als bisher ein-hellig angenommen: .htmmlisch" bezieht sich nicht etwa auf den .Drachen" oder die.Weinrebe" sondern auf den gesamten Namen: .himmllschefr) A".

    4 So zumindest die opinio communis; dies ist jedoch keineswegs bewiesen. Die Tatsa-che, dass sich der Gottesklassifikator in semitischen Gtternamen der ausgehenden frh-dynastischen und der Akkad-Zeit nur zgerlich durchsetzt, ist ein gutes Argument, dieseAnnahme zu hinterfragen. 1.]. Gelb und B. Kienast, Die altakkadischen Knigsinschriftendes 3.Jahrtausends v. ehr. (FAOS 7, 1990) 169 lehnen z.B. eine Lesung [Il-abal des Gottesder Sargon-Dynastie ab und halten ihn, gegen Roberts, Proto-Diri UM 55-21:e22 (s. jetztMSL 15, 36 11:01),fr .eine gelehrte Spekulation". Zu verweisen wre aber auch auf 14-a-ba-an-dul3 in UET 8/2 14 5:4, vgl. J.J.M. Roberts, The Earliest Semitic Pantheon (Baltimore/London: 1972) 34. Auch DINGIR.AB (sc. Il-aba) (Roberts, Pantheon 34f.) drfte dieseGottheit meinen. - Zu verweisen ist in diesem Zusammenhang auf den Lesungsvorschlagfr den vergttlichten Narm-Sin von A Westenholz, .The Old Akkadian Period. Historyand Culture," in W. Sallaberger, A Westenholz, Mesopotamien. Akkade und Ur Ill-Zeit(OBO 160/3, 1999) 47: nDoubtless DlNGIR should be pronounced ilum and we may trans-late ,divine Naramsin". Das Problem ist gravierend und wurde zuletzte von M. Civil in derRezension zu H. Behrens, Die Nineqalla-Hymne, inJAOS 120 (2000) 674-676 erwhnt undvon]. Bauer, .Gudea-Studten," in Y. Sefati, P. Artzi, Ch. Cohen, B.L.Eichler, VA Hurowitz

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    einem analogen Impetus. Beides verweist letztlich auf fortschreitendeDeifizierungsprozesse, die offensichtlich mit Astralisierungsprozesseneng verbunden waren.f Fr diese beiden Namen mchte ich zusammen-fassend also folgende Deutungen vorschlagen: "Der Himmlische, (dessen)Mutter trauben(s ist)" bzw. "Der Himmlische, (dessen) Mutter drachen(gewaltig ist)"."

    1. ~usgehend von einer Zusammenstellung der Fra-zeitlichen PNNmit (dldumu-zi( d) behandelt M. Krebemik auch den PN lugal-(d)dumu-zi( d) und diskutiert deren mgliche Interpretationen als "der Knig (ist)Dumuzi(d)" bzw. "der Knig (ist) ein rechtes Kind" (p. 153). Er favori-siert dann die .nicht-theophore Deutung" und kommt zum Schluss, "dassdumu-zi( d) ein. im frhdynastischen Onomastikon verankerter, hchst-wahrscheinlich abgekrzter Personenname ist". 7Die Schwierigkeit, die dieSchreibungen mit dem Klassifikator fr Gtter dann bieten, versucht er"beispielsweise" mit der Vermutung, der Klassifikator sei "vom Theonymher verschleppt", zu lsen,"

    (eds.), An Experienced Scribe who Neglects Nothinq. Ancient Near Eastem Studies in Honoroffacob Klein (Bethesda: 2005) 22-24 behandelt. Bauer weist Flle nach, in denen lanlin hier vergleichbaren Kontexten gesprochen wurde, was es mit den "Determinativen"verbnde. Beachte weiters die gesicherte Lesung Digir-mah (in Emesal: ddi-me-er-mah)"Erhabene Gttin" neben der (nur koventionellenf") Umschrift

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    2. Neben den von Krebernik erwhnten Fra-zeitlichen Personennamenfinden wir allerdings im sptfrhdynastischen Lagas weitere Personen-namen: 1.ddumu-zi( dj-an-dul., .Dumuzi] d) ist der Schirm", 2. ddumu-zi( d)m[ enx] .Dumzif d) (ist/hat) die Krone", 3. geme2-ddumu-zi( d) "Magd (des/der) Dumuzi( d), 4. sag-ddumu-zi( d)-da "Der Erste bei/mit Dumuzi( d)",?5. ur-vdurnu-zlfd] ",Held' (des/der) Dumuzitd)".'? In etwa die gleicheZeit gehren die in Adab bezeugten PNN 6. igi-ddumu-zi(d)-se3 "VorDumuzi( d)!" bzw. 5a. ur-vdumu-zi] d)-da ",Held' des/der Dumuzi( d)".ll

    3. Die Fra-Texte S 596 1:5 und (TS)S 715 8:5, die von H. Steible ediertwurden.F bezeugen Abgaben von Bier bzw. Mehl fr eine Gottheit ddumu-zi( d). Der erste Text nennt diese im Kontext mit dnin-me-su-du7 "Herrin, diedie Me vollendet". Bereits in Fra und noch in der "kanonischen" GtterlisteAn - Anum bildet diese Gottheit mit dnin-PA eine Paar." Der zweite Textnennt an frherer Stell eine Gottheit dama-usum, fr M. Krebernik ein wich-tiges Indiz dafr, dass Dumuzi( d) auch in diesem Text eine Kurzschreibungfr Dumuzi( d)-Absu darstelle.l" Man knnte allerdings auch so argumen-tieren: "die verschiedenen Bezeichnungen knnten sich etwa auf verschie-dene Kultorte oder - installationen bezieherr'J''

    4. Die Opferliste TSS 886 (1:3-2:3) bietet die Reihenfolge dgibil6(GI.NE) -nin-kin-nir'" - ddumu-zi(d) und nin-me-su-du.I, die, wie wir gesehenhaben zu Nin-PA gehrt). Vielleicht ist der Namen der daran anschlieen-den Gottheit in 2:4 als [d(?)lnin-[-PA] zu ergnzen. Auch die Reihenfolge

    zgerliche Verwendung des Gtterklassifikators beobachten.n Vgl.a. unten den ExkurszuLUM-ma.

    9 sag-GN-da "Der Erste bei/mit GN" ist ein hufiger altsumerischer Namenstyp, so dassdie Deutung gesichert scheint; vgl. sag-dnanse-da VS 14, 173 2:3; sag-dnin-gir2-su-da DP 1137:6,1144:18, STH 1, 5 5:5 u.p.

    10 Siehe Selz Untersuchungen, 117.11 Siehe M. Such-Gutierrez, "Untersuchungen zum Pantheon von Adab im 3. jt.," AfO

    51 (2005/2006) 12.12 H. Steible, F. Yildiz: "Die Listen mit Abgaben an Gtter aus Suruppak," in MDOGJ40

    (2008) 151-204, S 596 a.a.O. 169-164, (TS)S 715, a.a.O. 177-181. .'13 Vgl. H.P. Martin, F. Pomponio, G. Visicato, A. Westenholz, The Fara Tablets in the

    University ofPennsylvania Museum ofArchaeology and Anthropology (Bethesda, Maryland)110f.; M. Krebernik, RlA 9, 470 s.v. Nm-me-sud und 480 s.v. Nin-PA; ferner Steible, Yildiz,"Abgaben" a.a.O.

    14 Krebernik, .Drachenmuuer" 163.15 So argumentiert Krebernik, .Drachenmutter" 163 selbst bei der von ihm postulierten

    "doppelten Nennung" von Dumuzi-Abzu als ddumu-zi(d) und nin-kin-nir in TSS 886.16 Diese bei den Gottheiten werden von Krebernik mit dgis-bar-e3 und ddumu-zi( d) in

    TSS 715 2':3.5' gleichgesetzt. N.B.:TSS 715 nennt in 1:6' dama-usumgal!

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    der .fischessenden" Gottheiten in den Gtterliste SF 5 IISF 6: den-lilz'den-ki, dgibil6, dzu:en, dama-usumgal und dnissaba(k) knnte man -trotz des Einschubs von dzu:en17 - anders deuten: Wenn wir nmlichbeobachten, dass in TSS 715 auf ddumu-zi( d) der Sohn des Mondgottes,dnu-mus-da, folgt, scheint - unter Rcksicht auf den Befund von SF5116-eine Identitt von diesem ddumu-zi( d) mit dama-usum mglich, wennnicht sogar wahrscheinlich, unbeschadet der Tatsache, dass der Name inT~ 7l5bereits in i 6' genannt wird.l''

    5. Der Fra-zeitlich PN ddumuzi(d)-"UNKEN" wurde von Krebemikzum Namenstypus X-"UNKEN".Agestellt, wobei er .aufgrund formalerhnlichkeit" vorgeschlagen hat, in "UNKEN".Aeine Schreibung fr Idirilzu sehen.l? Fr die in Fra relativ hufigen PNN ergbe das auch einendurchaus plausiblen Sinn. Das Hapaxlegomenon TSS 453 2':2' bietet mitder Schreibung dumu-zi( d)-UNKEN allerdings das "normale" UNKEN,sodass hier ein Verstndnis als lugkigl "Versammlung (der jungen Mnner 1Milizen)" nicht vllig ausgeschlossen scheint. Zu verweisen wre dannauch auf den prsargonischen PN LUM-ma-unken-npo sowie die neusu-merischen Hypokoristika in den PNN wie lugal-UNKEN-ni, nin-UNKEN-ni bzw. der nochmalige Verkrzung als UNKEN-nL21

    6. In den altsumerischen Texten aus Lagas-irsu finden sich (mindes-tens) zwei Gtternamen mit dem Element Idumuzi(d)/. In vielen Fllenverbirgt sich dabei dahinter eine Kurzschreibung der Gttin ddumu-zi(d)-abzu, deren Kultort im Staate Lagas ki-nu-nir= (vgl. oben denGN nin-kin-nir!) gewesen ist, das vielleicht unweit von URUx"KARz"kilag.22Letzteres war der Name eines Kultortes der .Dumuzi] d)-Gestalt"

    17 Fr Krebernik ein Grund, diese Gtterreihen zu trennen und dann in dama-usurngalund ddumu-zi(d) getrennte Gttergestalten zu sehen, d.h. Durnuzi(d) sei auch hier zuDurnuzi( d)-abzu zu stellen ("Drachenmutter" 163).

    18 Man kann wiederum auf Kreberniks Postulat von "verschiedenen Kultorten oder-installationen verweisen. Dies ist insbesondere bei Opferlisten - wie vielfach bezeugt -eine hchst plausible Annahme.

    19 Siehe Krebernik, .Drachenmuttcr" 152 mit Anm. 8 und bereits id. "Die Gtterlistenaus Fra," ZA 76 (1986) 161-204, hier 167.

    20 S. hierzu G. Marchesi, LUMMA in the Onomasticon and Literature of Ancient Mesopo-tamia (HANE 10, Padova: 2006) 105-112.

    21 Siehe H. Limet, L'anthroponymie sumerienne dans Les documents de La3e dynastie d'Ur(Paris: 1968) 313.

    22 So, wenn wir der allgemeinen Auffassung folgen, dass der Bericht ber die Plnde-rungen des Lugalzagesi im Staate Laga geographischen Gegebenheiten folgt (vgl. Ukg.165:8-6:1).

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    dlugal-URUx"KARz",die den Beinamen dama-usumgal( -an-na) trug.Z3 Diemeisten - aber eben vielleicht nicht alle - Belege fr ddumu-zi( d) drftensich auf diese zum Kreis um Nanse bzw. Nin-MAR.KIgehrende weiblicheGottheit ddumu-zi( d)-abzu beziehen. Nach unseren Quellen besa diesewohl einen Tempel (e) mit Feldern, einen Tempelverwalter (sagga), sowie16Mgde mit 7 Kindern.>'

    7. ber das Geschlecht einer zweltan Gottheit mit Namen ddumu-zi(d)-guz-en( -na) informieren uns die Quellen nicht. Der Name bedeutet"Rechtes Kind des Thronsaals" oder vielleicht besser "Rechtes Kind derVersammlungshalle". guz-en, eigentlich "die Versammlung der Herren"bezeichnet metonymisch oft den entsprechenden Ort.25Diese Gottheiterhlt kleinere Opfergaben und wird nach bzw. vor zwei Muttergottheitenaufgefhrt, nmlich dnin-T-zaj-ga bzw. dnin-T-erl/uru-da-muj-a-" DerName unserer Gottheit legt die Frage nahe, ob eine Verbindung zu der obenerwhnten /ugkig/ "Versammlung (derjungen Mnner /Milizen)" und damitzur altsumerischen Herrschererwhlung vorliegen knnte.F Auf einensolchen Zusammenhang verweist wohl auch der PN ddumu-zi( d)-m[ enx].Dumuzl] d) ist/hat die Krone".28Weitere einschlgige Personennamen

    23 Vgl. Selz, Untersuchungen 114-166 und 163-169. - Ich sehe keinen Grund in Lugal-URUx"KAR2" einen vergttlichten Ahnherren der Dynastie zu sehen (vgl. Krebemik,Drachenmutter a.a.O. mit weiterer Literatur). Der mit dieser Gttergestalt verbundeneTotenkult drfte vielmehr dem Konzept von Dumuzi(d)-Ama'usumgal(-ana(k)) geschul-det sein. Ich stelle den Namen zum vielfach bezeugten Typus lugal-ON (bzw. NIN-ON),die berwiegend lokale Erscheinungsformen bestimmter Gottheiten (vgl. z.B. dlugal-e2-MUS3 oder dlugal-uru-bar(-ra)) bezeichnen. Zur konzeptuellen Verwandtschaft von Nin-. Girsu(k) und Lugal-URUxKAR2 s. bereits Selz, Untersuchungen, 168 und 170f.J. Bauer, "Dervorsargonische Abschnitt der mesopotamischen Geschichte," (OBO 160/1, 1998) 431-585,hier 504, allerdings schreibt "Die These von G.J. Selz, Ningirsu habe auch die Zge einesVegetationsgottes getragen, ... halte ich fr abwegig." Neben meinen alten Argumentenund den vorliegenden Ausfhrungen kann nunmehr auch auf G. Marchesi, LUMMA inthe Onomasticon and Literature of Ancient Mesopotamia (HANE 10, Padova: 2006) 29-63verwiesen werden, der sogar zu dem Schluss kommt Nin-Girsu(k) und LUM-ma, .the LustyOne" .are actually one and the same god" (118).Vgl. dazu auch den Exkurs unten.

    24 Siehe Selz, Untersuchungen 115.25 Vgl. A. Falkenstein, Die Inschriften Gudeas von Laqas. I Einleitung (AnOr 30, Roma:

    1966) 136f. mit Anm. 6. ~s Lehnwort im Akkadischen bezeichnet guennakku spter denBrgermeister von Nippur (AHw 295). [Anmerkung des Herausgebers: Der Stand von AHwist hier veraltet; fr GU2.EN.NA = sandabakku vgl. CAD S/l s. v.]

    26 Diesen Kontext mchte ich heute nicht mehr als mglichen Hinweis auf das weibli-che Geschlecht der .Gottheit werten (vgl. aber Selz, Untersuchungen 116);vielleicht wichti-ger ist der Hinweis darauf, dass den .Muttergottheiten" regelmig ein junger heldenhafterGott beigesellt ist.

    27' Ent. 32 1:2"-3";Ukg. 4 8:5-6 (=67:18-19) und Ukg 14:7-8).28 CT 50 43 3:1.

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    erhellen das damit verbundene Konzept: a-meny "Der Vater(?)/ (derSohn(?)/ das Haus(?)) (ist/hat) die Krone" DP 230 6':11;dba-ba6-menX-gulO.Baba (hat) meine Krone" DP 176 5:2; dba-ba6 menx-pa4~pa4 .Baba (hat)die Krone (fr) Papa (=Baranamtara)" DP 157 6:6'; e2-menx-eden-na"Der Tempel-? (ist/hat) die Krone der Steppe" DP 135 10:7; dinana-men, .Inanafk) (hat) die Krone" DP 1139:10; dinana-menx-zi(d)-pa4-pa4.Inanafk) hat die rechte Krone fr Papa" AWAS (=FAOS15/2) 16 6:16, 177:3; lugal-men, "Der Knig (ist/hat) die Krone" Nik I 231 2:1;dnin-gir2-su-menj-zifd] "Nin-Girsu(k) (hat) die rechte Krone" DP 1147:11;dnin-ti-menx.Ninti (hat) die Krone" DP 1762:2; dsul-UTU12-menX"Sul-UTUL12(hat) dieKrone" DP 167 4:2 und ur-men; "Der Held (hat) die Krone" DP 176 3:2.

    Bemerkenswert ist hier, dass mnnliche und weibliche Gottheiten mitder wichtigsten Insignie der Herrschaft, der Krone, assoziiert sind. Ob sichin diesen Namen ddumu-zi(d) auf die Gttin Dumuzi(d)-Abzu oder aufden (vergttlichten) Dumuzi( dj-Ama-usumgal] -ana(k)) bezieht, lsst sichalso allein daraus nicht erkennen. Festzuhalten ist jedenfalls der expliziteBezug dieser Namen zur Herrschaft bzw. zur Herrscherfamilie.

    8. Da die Ur III-zeitlichen Belege aus den Nippur-Urkunden hchstwahr-scheinlich mit dem .Vegetationsgott" Dumuzi( d) zu verbinden sind, liegtes nahe, dass auch die lteren Quellen aus dieser Stadt sich auf dieselbeGottheit beziehen.P? Der Gott besa wohl einen Tempel, worauf der Belegfr einen ugula-e, "Hausverwalter" dieses Gottes hinweist. Mehr als 22Jahre (S42-IS 2) war ein gewisser ur-dug-kuj-ga mit diesem Amte betraut.In den Texten wird Dumuzi(d) regelmig mit der Gottheit dnin-E2.DAR-a aufgefhrt, in der M. Such-Gutierrez eine Gemahlin Dumuzi(d)ssehen mchte. Diese Gottheit htte demnach in Nippur dieselbe Positionwie Inana(k) in Uruk.'! .

    9. Auf dem Feldern der Gttin Baba in Lagas gab es nun einen du6-ddumu-zi(d), "Hgel (des) Dumuzi(d)" (AWAS 39 = STH 1, 40 4:9 undCT 50 26 4:2-3), der am .Herrenbesitz" lag. Ein solcher "Hgel" findetsich altsumerisch auch als Opferempfnger. er erscheint u.a. "in einer

    29 Die genaue Bedeutung von e2 in diesen Namen ist oft schwer zu fassen; ob es sichimmer auf den .Tempel" bezieht, bleibt unklar, so insbesondere wenn und ab wann (auch)die jngere Bedeutung "Haus> Familie" anzusetzen ist; beachte dass die Schreibungen inhnlichen Ausdrcken zwischen le21 und lel gelegentlich wechseln.

    30 Vgl. M. Such-Gutierrez, Beitrge zum Pantheon von Nippur im 3. Jahrtausend (MYS9/1-2, Roma: 2003) 236-238.

    31 Such-Gutierrez, Beitrge 239.

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    Gruppe von mehreren kleineren Opferempfngern, die whrend derFestfeierlichkeiten fr Nanse in oder bei NINA (= Nigin, hier Zusatz)ihre Opfer erhielten.P' 33Zudem findet sich der .Hgel" als Element vonPNN noch fter.34 Die Kontexte fr mit dU6 gebildete Toponyme lasseneine Beziehung des .Hgels" zu Uruk-Kulaba und URUx.KARz" erken-nen, was es wahrscheinlich macht dass ddumu-zi(d) in unserem BelegaufDumuzi(d)-Ama'usumgal(-ana(k)) zu beziehen ist. Vermutlich bestehtauch eine Verbindung zum du6-ku3(g), dem .Heiligen Hgel" in Nippur,fr den in der neusumerische Zeit regelmige Opfergaben belegt sind,35Bezeugt ist in Nippur auch ein im 7. Monat abgehaltenes Fest ezem-du6-ku3-ga, bei dem .die Rolle des Knigs ... besonders hervorgehoben"scheint.i" In Nippur wird man den du6-ku3(g) wohl im ez-kur lokalisie-ren drfen.F Ein du6-ku3(g) ist nach spterer berlieferung in Lagas undvielleicht auch in Umma belegt" Sicher zurecht verbindet W. Sallabergerdas genannte Fest mit der spteren Tradition um die Gottheit dlugal-du6-ku3(g)-ga, den Vater Enlils, und .dem Urgtterpaar Enki und Ninki",Zusammenfassend kann man sagen, es handelt sich bei diesem Fest umein Trauerfest; der du6-ku3(g) ist auch ein mythischer Ort, der mit denkosmologischen Vorstellungen der Sumerer eng verbunden scheint.

    10.1. Gewiss bleibt die nachfolgende Einbeziehung von .IiterarischenTexten", deren Abschriften ja erheblich jnger sind, nicht ohne methodi-sche Probleme; man wird auf diese alleine keine Argumentation aufbauenmgen. Allerdings gibt es guten Grund davon auszugehen, dass die litera-rischen berlieferungen des fteren erheblich lteres Material inkorpo-rieren, auch wenn mit allflligen .Dmgestaltungen" zu rechnen ist.. Mit dem Heiligen Hgel werden in diesen Texten kosmogonische Spe-

    kulationen und mythologische tiologien assoziiert. Ei' ist der Ort der

    32 Selz, Untersuchungen, 113.33 Vgl. auch die in Nippur bezeugte Gottheit dmn-du6-babbar2 Such-Gutierrez, Beitrge

    347. ,34 Vgl. Selz, Untersuchungen 113f. ,< ~35 Siehe W. Sallaberger, Der kultische Kalender der Ur III-Zeit, Teil I (Berlin/NewYork:

    1993) 129f.36 Sallaberger, Kalender 130.37 Vgl. die Ekur-Hymne (S.N. Kramer, .Hymn to the Ekur," in G. Furlani (ed.), Scritti

    in anare di Giuseppe Furlani, RSO 32 (Roma: 1957) 95-102 und ECTSL c.4.80.4) Z. 22:du6!( =ITI)-ku3(g) ki-ku3(g) kur-ra-am.-gal .Der Heilige Hgel, ein reiner Ort, ist wie einGebirge (lit. im Gebirge) gro".

    38 Sallaberger, Kalender 253 mit Anm. 1198, der den .Nachbau" eines du6-ku3(g) inUmma aber ablehnt.

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    "Ur-Gtter", der Vorfahren Enlils. Mehrfach lsst sich auch ein Bezug zum.Hirtentum" und zu Dumuzi(d) erkennen, was bereits durch dessen UrIII-zeitlichen Bezug zum "Knigtum" nahe gelegt wurde.

    10.2. Die "Tempelhymne" Nr. 20 auf das E-ninnu in Lagas spricht in Zeile245 vom sig, du6-ku3(g)-ta nam tar-re-da hur-sag-gln, sa7-ga .Ziegelbau,von dessen Heiligen Hgel das Schicksal entschieden wird, wie dieV':irgebirge schn."

    10.3. Das "Streitgesprch zwischen Mutterschaf und Getreide" verbin-det den "Heiligen Hgel" mit den Uranfngen der Zivilisation. Zeilen38-42 lauten:

    a-a den-lilz ug

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    10.5. Der "Fluch ber Akkade" kennt den Heiligen Hgel als Klageort(Z.207-209):40er--bt er2-ama a-a-sen-lilj-laj-ke, / dU6-ku3(g) su-zi(g) gur3-ru dUlO-kU3(g)-den-li12-1a2-ke4i-im-ga2-ga2-ne / nam-bi-se, den-lil2 itima-ku3(g)ba-an-kur., sa3(g)-ka-tab-ba ba-an-nuj"Ihre Klagen (sind) die Klagen, die die Vater- und Muttergottheiten Enlilsam Heiligen Hgel, der Schaudern hervorruft, am heiligen Scho Enlils,anstimmen; deswegen betrat Enlil seine heilige Kammer und legte sichhungernd nieder."

    10.6. Der Heilige Hgel wird als Wohnort der urzeitliehen ,Herren' aucherwhnt in ISme-Dagan X4l (Z 31):X dU6X [XXl-ga duj-a ki en-ul durj-ru-na-ba' Hgel, am ... errichtet, an dem die urzeitliehen ,Herren' wohnen .. ."

    10.7. Auch .Enlil und Sud" nennt den Heiligen Hgel als deren Wohnort(Z.l42):42min-na-ne-ne dug-ta NEJNE'-en-ze2-en ud-da-ta tu-ud-en-zej-en.You two make love on the ,hill' have children afterwards."43

    10.8. Eine deutlich Verbindung zum Hirtentum lsst sich erkennen in derfolgende Passage der "Hymne an Nusku A"44(24-25):

    ... [X~] rgal' dU6-ku3-gasu sa2-sa2i3-sagga-sag rak" / [XX]X sid ka-inim-maGUG45sed, sita-ku3(g) du=du, dU7"Groer ... im/am Heiligen Hgel werkend, erstklassiges Butterfett, erst-klassige Milch bereitend, ... rezitierend, mit Beschwrungen ... khlend,die heiligen Opfer und Gebete vollendend."

    40 Siehe ].S. Cooper, The Curse ofAgade (Baltimore/London: 1983) 60f.41 Siehe . Sjberg, .Miscellaneous Sumerian Hymns," ZA 63 (1973) 40-48, 54 (Photo:

    UM 29-16-3).42 Siehe M. Civil, .Enlil and Ninlil: the Marriage of Sud,"JAOS 103 (1983) 43-66.43 Dies ist die bersetzung von Civil,Marriage 60, vgl. a. den Kommentar zur Zeile S. 63.44 J.J.A. van Dijk, Sumerische Gtterlieder 2 (Heidelberg: 1960) 108-143.45 van Dijk liest gug und bersetzt .Geschwr": vgl: gug .mole, black spot; birthmark"

    akk. = halii; pendu und gug; gug6 .tooth: blade; beak; dogbite" akk. = nisik kalbi; sinnu(beide ePSD).

  • DUMUZI(D)S WIEDERKEHR? 211

    10.9. Andere Traditionen deuten darber hinaus einen Bezug von Enki(g)und Nissaba(k) zum "Heiligen Hgel" an, was aufgrund der kosmolo-gischen Bedeutung des du6-ku3(g) gut zu verstehen ist. .Ninurtas Taten"Z.708-71O:

    dnissaba munus-zi( d) gal-an-zu kur-kur-ra dirig-ga / igi zUz-kesz-danam-ennam-lugal-la im-sag-di galz-Ia-bi-im / gestuz(g) mau den-ki dU6kuj-ga-tasa$-e-es rig7-ga"Der Nissaba-k, der rechten Frau, die Groes wei, die in den Lndernherausragt, der, die wacht ber die Verpflichtungen des Herren- und desKnigsamtes entsprechend der gesetzlichen Haupt-Tafel, die mit erhabe-nem Verstande von Enki vom Heiligen Hgel her beschenkt (ist)."

    10.10. Ansonsten ist du6, das ja auch .Ruinenhgel" bedeutet, in denTexten hufig belegt. Allenfalls intertextuelle Bezge bestehen zumHeiligen Hgel bei dem in die .Dumuzi] d)-Tradition" gehrenden "Streit-gesprch von Hacke und Pflug".46Der Pflug spricht (Z.41-44): "Meine in derSteppe verstreuten .Hgel', gelb-grne Gebirge, verlockend, Getreidehgelund Getreidehaufen fr Enlil hufe ich auf! Emmer und Weizen hufe ichfr ihn auf!" hnlichen Bezgen ist wohl auch die Erwhnung des .Hgels'in .Dumuzifd)s Traum und Tod" geschuldet, von dem seine SchwesterGeStin-ana(k) nach den ihren Bruder jagenden Dmonen Ausschau haltensoll (71-78): "Schwester, steige zum Hgel hinauf, Schwester, steige zumHgel hinauf! Schwester, wenn Du zum Hgel hinauf steigst, steige nichtwie irgendjemand hinauf! Zerfleische dein Herz (bzw. rei Deine Haareaus), zerrei Deine Kleider, zerkratz' Deine Genitalien, dann, Schwester,steig auf den Hgel hinauf, halt vom Hgel her Ausschau!"

    10.11.In dem "Sir-nam-sub-Lied"an Inana(k) (Inana Dj.??das dieVerbindungdes .Hgels' mit Dumuzi(d) besttigt, sprich der .Leinengewandete"(Priester) in Z. 56-58:ddumu-zi( d) ez-e-am3 ki-arn, dadag-ga / ama dinana ama dinana dug-zudu-zu / ama dinana dinana an-na tugz-zu tugz-zu / tugz gigz-zu tugzbabbar-zu / mu-lu ez-a gen-na-guIOte-e-am ,

    46 Letzte bersetzung von H.L.].Vanstiphout in W.W. Hallo (ed.): The Context of Scrip-ture, 1: Canonical Compositions from the Biblical World (Leiden/New-York/Kln: 1997) 578-581,Vanstiphouts (unverffentlichte) Umschrift ist ECTSLc.5.3.l zugrunde gelegt.

    47 Erstverffentlichung von S.N. Krarner, .Cuneiform Studies and the History of Litera-ture: The Sumerian Sacred Marriage Texts," PAPS 107 (1963) 503-505.

  • 212 GEBHARD J. SELZ

    .Dumuzif d), beim .Ternpel' ist er und (auf) der Erde ist er!Mutter Inana(k),Mutter Inana(k), Du gehst (zu(?)) Deinem Hgel! Dein Gewand, DeinGewand, Dein schwarzes Gewand, Dein weies Gewand!"

    [Die Gttin antwortet:] "Mein Mann, der Du in den Tempel gekommenbist, nhere (Dich)!" Dieser "Hgel" ist wohl zu verbinden mit dem auchin anderen Texten bezeugten .Edelsteintl.apislazulij-Hgel", der zu den"Schtzen" der Inana(k) gehrt. EineVerbindung zu unseren anderen Stel-len - abgesehen davon, dass der "Vumuzi(d)-Inana(k)-Kreis" angespro-chen ist, - bleibt sehr unsicher.

    11. [Exkurs zu LUM-ma] G. Marchesi hat im Jahre 2006 eine detail-lierte Studie zu LUM-ma, mit vielen wichtigen Bemerkungen vorgelegt.t"In der Tat sind durch Kollationen bzw. neuetesungsvorschlge eineganze Reihe von Beobachtungen und berlegungen,"? die ich in mei-nen Untersuchungen anstellte, inzwischen problematisch oder hinfllig.s?Marchesi bemerkt, die von mir vorgeschlagene Verbindung von LUM-mamit einem .by-name of Dumuzi appears to be anachronistic'v'"

    Auch fr den in Ean 2 5:9-19 erwhnten und vieldiskutierten Namendes E'anatum MU(.)GIR2.GIR2-ne2 LUM-ma-a schlgt Marchesi eine neuebersetzung vor, und zwar: "At that time, when E' annatum's own name(lit. ofE'annatum, his own name) andfame (lit., and hisfame) flourished/grew... ".52 Mit anderen Worten, es habe diesen "Namen" des E'annatumnie gegeben.P LUM-ma deutet er dann durch das ganze Buch als .theLusty One", wie ich bereits hnlich vorgeschlagen hatte.t+ Nunmehr mussMarchesi auch jene Belege fr LUM-ma anders erklren, die bisher mit

    48 G. Marchesi, LUMMA in the Onomasticon and Literature of Ancient Mesopotamia.(HANE 10, Padova: 2006).

    49 Bedauerlicher Weise hat das Werk keinen Index, was seine Benutzung nichtimmer einfach macht; hier kann nur auf Marchesis wichtigste Errterungen eingegangenwerden.

    50 Hinsichtlich der Beobachtungen von Marchesi zum Onomastikon sei hier auf dieStreichung des vermeintlichen PN "Su-LUM/lum*-ma" (Marchesi, LUMMA 99), oder wohlauch .Lum-ma-na-gi," (ibid. n. 542) bzw. seine verbesserten Lesungen von lum-ma-b[ a]d3-gal als LUM-EZEx' A'-gill und der fr alle Namen des .Uk-mut-Typus geltenden LesungLUM-ma-tes2-guJO "LUNf-MA(ist/hat) meine Lebenskraft" hingewiesen.

    51 Marchesi, LUMMA 25; in Anm. 105 schreibt er ,,(d)LUM-maoccurs as such only inmuch later texts". Vgl. auch oben zu]. Bauers Ablehnung von Dumuzi(d)-hnlichen Zgenbeim Staatsgott Nin-Girsutk).

    52 Marchesi, LVMMA 125.53 Marchesi, LUMMA 126: .The much debated and perplexing name LUM-ma of

    E'annaturn should thus exit, once and for all, from the Assyriological literature."54 Selz, Untersuchungen 171.

  • DUMUZI(D)S WIEDERKEHR? 213

    diesem "Namen" des E'anatum verbunden wurden. 55 In seinen Betrach-tungen zu "LUM-ma as a Royal Name=" bemerkt er zunchst mit Bezugauf Iugal LUM-ma(-ra) im .Adab-Lied auf Baba" (Bawu) CT 36, 39-40,Z. 42.46.50)57 .Iugal LUM-ma is not an earthIy ruler, but rather a god".58Den Bezug vermutet er in der jhrlichen "Hochzeit" zwischen dem Staats-gott Nin-Girstuk) und seiner Gemahlin Baba (Bawu). Nichtsdestotrotzist; so Marchesi weiter, auch ein .htstoncal LUM-ma" bezeugt.s? In ITT1 iZ6 - sptsargonisch oder gutisch - sieht er den Terminus ante quemfr diese historische Persnlichkeit.v? Mglicherweise knnte es sich aberauch um jenen in Fra-zeitlichen Texten (aus Fra und Adab) bezeugtenensix(NIGz.PA.(TE.)SI) handeln, den Marchesi als urukischen Herrscherbestimmte.v'

    Es steht nun aber ausser Zweifel, dass es eine Gottheit mit dem NamenLUM-ma gegeben hat - der allerdings kein .deified ruler" gewesen sei.62 .CoNeben dem PN ur-dLUM-ma (oder besser ur-digir-lum-mav) kennt Mar-chesi dLUM-ma dann noch in zwei Opferlisten aus dem Jahre AS 1.63Daserste Beispiel nennt Opfer fr die ,,3 Zicken" (von) dLUM-ma, das zweiteverzeichnet den Gott nach dem vergttlichten Sulgi-r und vor dem "Tordes Enlil", Sptere Texte kennzeichnen dLUM-ma bekanntlich als udug.Schutzdmon" des Ekur bzw. als ur-sag "Krieger" und als dgaLLu "Gendarm-Dmon". Seit der Ur III-Zeit ist er auch als engar-zi(d) "rechter Bauer"belegt. Kurz: "dLUM-ma too was regarded as a deified, ancient ruler"64 und.must be kept apart ... from Dumuzi". Er sei, obwohl niederen Ranges,eine Figur wie Ninurta, Nin-irsujk) oder Pabilsaga gewesen/" Weiters

    55 Vgl. z.B. Selz, Untersuchungen 172-174; beachte aber oben Anm. 50!56 Marchesi, LUMMA 118-130.57 LUM-ma erscheint in diesem Text auch sonst als Beiwort von lugal und digir.58 Marchesi, LUMMA 119.59 Marchesi, LUMMA 126.60 Marchesi, LUMMA 128-130; in bereinstimmung mit E. Sollberger sieht der Autor

    in der .Lagas-Kmgshste (fes 21, 1967, 279-281) eine Parodie, weshalb die Angabe,Ur-Nansefk) sei Sohn eines Lumma (anstatt des bezeugten Gu-NI.DU) gewesen, nichtaussagekrftig sei. In der Tat ist diese Liste sicher keine historische Quelle, wenngleich dieAnnahme, es handle sich um eine "Satire", kaum haltbar scheint; vgl. GJ Selz, "Die Knigs-listen als politische Tendenz-Werke?," Freiburger Universittsbltter 156 (2002) 21-30.

    61 Marchesi, LUMMA 62 mit Anm. 294.62 Weshalb sollte es nicht jener in Adab und Fra bezeugte postum vergttlichte frh-

    dynastische Herrscher sein? Die Schreibung mit oder ohne Gottesklassifikator wird m.E.von Marchesi berschtzt.

    63 Vgl. Marchesi, LUMMA 30-33.64 Marchesi, LUMMA 60.65 Marchesi, LUMMA 58.

  • 214 GEBHARD J. SELZ

    sei diese Gottheit vllig von LUM-ma als jenem Element zu trennen, wiees im lagasitischen Onomastikon belegt ist.66

    Damit in bereinstimmung bemerkt Marchesi weiter, dass sich hinterdiesem theophoren Element .certalnly not that of Dumuzi-d" sondern .oneof the great deities of Sumer" verberge, und zwar Nin-irsutk),"? Dabei seidie bereits von J. Bauer vermutete Beziehung beiderv" so aufzulsen, dassbeide "are actually one and the same god".69Auf die Tatsache, dass sich hier ehre enge Beziehung zwischen dLUM-ma

    und dem lagasitischen theophoren Element LUM-ma abzeichnet, gehtder Autor nicht weiter ein.Naheliegend scheint mir nun aber eine etwas andere Erklrung des

    Sachverhaltes:Habe ich die nach irdischem Vorbild vorgenommene Strukturierung

    der Panthea untersucht."? Wichtig war dabei u.a. die erkennbare Doppel-deutigkeit der Referenz der Herrscher(innen)-Titel nin (bzw. NIN) undlugal im Onomastikon, die sich sowohl auf irdische wie gttliche Perso-nen beziehen knnen." In der altsumerischen Zeit, wie auch noch unterGudea, kann man diese Beobachtungen mit einer .funktionsgebundenenGttlichkeit" der Herrscher verblnden.P Dies ist wohl eine der Ursachen,weshalb diese nach ihrem Ableben "deifiziert", d.h. mit dem Gottesklas-sifikator geschrieben werden knnen. Als weitere solche kultgebunde-nen Titel lassen sich pa4-pa4 und Nl-a-a nachweisen, und zwar fr Bara-namtara bzw. Dimtur. pa4-pa4 mag, wie H. Limet erwog,73durchaus derBabysprache angehren. Keinesfalls ist pa4-pa4 an den altsumerischen

    66 Marchesi, LUMMA 58f. - Der ummische Herrscher ur-dLUM-ma wird in den Wei-heinschriften aus Lagas ohne Gottesklassifikator geschrieben; vgl. H. Behrens, H. Steible,Glossar zu den altsumerischen Bau- und Weihinschriften (FAOS 6) 405; die methodischzunchst einleuchtende Trennung Marchesis ist auch fragwrdig wegen des Namens eines.Reinigers" (gab2-dan6) ur-lum-ma in DP 530 1:5,bzw. eines hochstehenden ur-lum-ma inTSA 5 10':2; vgl. Marchesi, LUMMA 105, sargonisch ist dieser PN auch mit dem Heiligtumder Ama-gesmanatk) in Sagub verbunden (ibid, 107).

    67 Marchesi, LUMMA 114.118.68 ]. Bauer .LUM-ma", RlA 7, 169.69 Marchesi, LUMMA 118.70 Vgl. G.]. Selz, .Gtter der Gesellschaft - Gesellschaft der Gtter. Zur Dialektik von

    Abbildung und Ordnun~n CDOG 4 (2012) 61-85.71 So bereits in meiner Rezension zu A Alberti - F. Pomponio, Pre-Sarqonic and Sargonic

    Texts from Ur, Edited in UET 2, Supplement (Studia Poh! Series Maior 13,Rome: 1986) in aLZ85 (1990) 303. Offensichtlich teilt Marchesi diese Auffassung (LUMMA 73 Anm. 38lf.).

    72 Vgl. bereits P. Steinkeller. On Rulers ... 116:.The ruler of Girsu ... became ... Ningir-su's earth!y alter ego".

    73 Limet, L'anihroponymie 222.

  • DUMUZI(D)S WIEDERKEHR? 215

    Belegstellen einfach .the name of a queen", wie Marchesi (Anm 381) vor-schlgt. In den neusumerischen PNN ist pa4-pa4 demnach wohl mit den..einfachen PNN LUM-ma zu vergleichen/" In den altsumerischen Perso-nennamen des Typs X-digir-gulo ,,x (ist) meine GottheIt" ist X entwederein Gottesname oder eben ein Titel; es lsst sich - trotz sonst gut bezeug-ter Hflingsnamen - m.W. kein Beispiel finden, i!pdem X ein einfacherPersonenname gewesen wre.

    Unter dieser Magabe lieget es nahe, auch wegen des PN lum-ma-digir-gulO .Lumma (ist) meine Gottheit"?" bei LUM-ma im lagasitischenOnomastikon einen ebensolchen "Titel" zu vermuten.?"

    12. Abschlieend mchte ich die vorgefhrten und diskutierten Befundewie folgt resmieren: Mit dem Staatsgott Nin-Girsutk) ist altsumerischdie .Dumuzltdj-Gestalt" dlugal-URUx"KAR2" konzeptuell verbunden:Diese trgt (Ama- )USumgal( -ana(k)) als "Epitheton", das als selbstndigerGottesname anderswo bereits frh bezeugt ist und mglicherweise eineneuhemeristischen Ursprung besitzt. Es scheint ausgesprochen unwahr-scheinlich, dass die frhen Nennungen von Dumuzi( d) alle mit der weibli-chen Gottheit ddumu-zi(d)-abzu(k) zu verbinden sind. Im altsumerischenLagas verbergen sich hinter Dumuzi( d) wohl zwei verschiedene Gottheiten,"?von denen eine Nhe zur .Herrschertheologie" erkennen lsst. Es stellt sichweiterhin die Frage, ob der recht unspezifische Name (d)dumu-zi( d) "rech-tes Kind" nicht ursprnglich eher eine funktionale Bezeichnung war - dieetwa eine Gottheit in Beziehung zu ihrer Mutter setzte. Wenn weiterhinLUM-ma in hnlicher Weise als "der ppige" und als .funktionsgebunde-ner" Titel verstanden werden kann, ist seine, zugegebenermaen erst sptbelegte Gleichsetzung mit Dumuzi(d) durchaus verstndlich. LUM-maknnte dann sowohl fr einen "Titel" des Nin-Girsuik) stehen, wie aucheinen Herrscher in seiner .funktionsgebundenen Gttlichkeit" meinen. Dieunterschiedliche Herkunft der Quellen fr (d)LUM-ma mag auf eine wei-tere Verbreitung dieses Konzeptes in frhgeschichtlicher Zeit verweisen.

    74 Vgl. Marchesi, LUMMA 79.75 Belege bei Marchesi, LUMMA 104.76 Die weiteren Errterungen von Marchesi zu LUM-ma in prsargonischen Belegen

    kann ich hier nicht weiter verfolgen; sie sind sehr oft berzeugend, an anderen Stellenglaube ich mit der hier vorgeschlagenen Lsung weiter zu kommen.

    77 Von der Frage, inwieweit die erwhnte Geschlechterdifferenzierung der beidenDumuzi(d) berhaupt die Rolle spielte, die wir Heutigen ihr zuschreiben, muss hier abge-sehen werden.

    sjbergbis8.pdfsjberg_10001.pdfsjberg-20001sjberg-30001sjberg-40001sjberg-50001sjberg-60001sjberg-70001sjberg-80001

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