SEPTEMBER 2017 teamwork - ubimax.com · -UPS IM FOKUS: Revolution aus der Garage Amazon, Google,...

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IM FOKUS: START-UPS Revolution aus der Garage Amazon, Google, Facebook und Co. zeigen, wie einst kleine, kreative Neulinge in kurzer Zeit die Wirtschaft umkrempeln und alte Märkte ins Wanken bringen. Start-ups setzen Trends und stellen Bewährtes infrage. Was können Konzerne wie Heraeus von diesen Newcomern lernen? E s begann 2014 mit zwei Münchner Stu- denten und einer Idee: warum Arbeits- handschuhe nicht mit Scannern ausstat- ten – und so Zeit und Geld in der Logistik einsparen? Heute, drei Jahre später, nutzen Unternehmen wie BMW, Audi und John Deere den intelligenten Handschuh des Start-ups ProGlove. Eine Erfolgsgeschichte und nur ein Beispiel dafür, dass Innovatio- nen oft von kleinen agilen Marktneulingen – von Start-ups – stammen statt von etablier- ten Marktgrößen. Allein im amerikanischen Silicon Valley, dem globalen Zentrum für Start-ups, gibt es laut dem Online-Portal Angel.co mehr als 30.000 dieser jungen Marktakteure. Ein Grund dafür, dass viele Start-ups gerade dort entstehen, ist die eta- blierte Gründerszene. Hier gibt es besonders viele Business Angels – Investoren, die sehr früh in die jungen Unternehmen investieren und sie darüber hinaus beraten. Nicht jede Gründeridee ist erfolgreich. „Über 90 Pro- zent der Start-ups scheitern auf dem freien Markt“, sagt Dr. Christian Neumann, der als Innovation-Scout bei Heraeus auf der Suche nach neuen Technologien ist. Dennoch: Microsoft, Facebook, Apple und Google haben längst vorgemacht, wie aus Garagen-Gründungen in nur wenigen Jahren Weltkonzerne erwachsen können. Sie zeigen, dass Start-ups die Innovations- kraft haben, unser Leben nachhaltig zu ver- ändern und die Regeln auf den Weltmärkten umzuschreiben. Für etablierte Unternehmen ist diese neue Marktdynamik Herausforde- rung und Chance zugleich. Auch Heraeus hat vier eigene Start-ups. Sie entwickeln – ausgeklammert von den Strukturen des Kon- zerns – Neues in den Bereichen Amorphous Metals, Batteries, Fuel Cells und Additive Manufacturing. „Erfahrungswissen, Kon- takte, die Infrastruktur sowie die gesicherte Anschubfinanzierung und die Marke Heraeus schaffen uns natürlich Vorteile, die Start-ups auf dem freien Markt nicht haben“, erläutert Lisa Meyer vom Heraeus Start-up Additive Manufacturing. › Fortsetzung auf Seite 2 Lisa Meyer, Dr. Christian Neumann, Dr. Michael Rhode und Dr. Hamed Shakur Shahabi bringen Start-up-Mentalität ins Unternehmen. TECHNIK & PRODUKTION Ideen für die Produktion von morgen Führungskräfte wurden bisher im Rahmen von „Exzellente Führung in der Produk- tion“ in Deutschland trainiert. Jetzt ist das Programm auch international gestartet. Mehr auf Seite 6 CORPORATE NEWS Winterstürme Immer mehr Bereiche des Heraeus Kon- zerns arbeiten bereits mit dem Magellan- System. Als das Programm jedoch im Mai 2012 startete, war allen Beteiligten klar: Diese Reise wird auch einmal in unruhige Gewässer führen. Mehr auf Seite 8 TEAM & WORK Wallsend blüht Das Gärtnern in der Stadt ist inzwischen ein weltweites Phänomen. In Wallsend gibt es jetzt einen neuen Trend: Gärtnern auf dem Werksgelände. Mehr auf Seite 11 Fokusthema Start-ups: Was die jungen Wilden wollen Laut einer Studie der Bentley University, Massachusetts, wollen 66% der Millennials, also der 16 bis 35-Jährigen, eine eigene Firma gründen. team work HERAEUS MITARBEITERZEITUNG SEPTEMBER 2017 — AUSGABE #157 —

Transcript of SEPTEMBER 2017 teamwork - ubimax.com · -UPS IM FOKUS: Revolution aus der Garage Amazon, Google,...

IM FOKUS:

START-UPS

Revolution aus der GarageAmazon, Google, Facebook und Co. zeigen, wie einst kleine, kreative Neulinge in kurzer Zeit die Wirtschaft umkrempeln und alte Märkte ins Wanken bringen. Start-ups setzen Trends und stellen Bewährtes infrage. Was können Konzerne wie Heraeus von diesen Newcomern lernen?

Es begann 2014 mit zwei Münchner Stu-denten und einer Idee: warum Arbeits-handschuhe nicht mit Scannern ausstat-

ten – und so Zeit und Geld in der Logistik einsparen? Heute, drei Jahre später, nutzen Unternehmen wie BMW, Audi und John Deere den intelligenten Handschuh des Start-ups ProGlove. Eine Erfolgsgeschichte und nur ein Beispiel dafür, dass Innovatio-nen oft von kleinen agilen Marktneulingen – von Start-ups – stammen statt von etablier-ten Marktgrößen. Allein im amerikanischen Silicon Valley, dem globalen Zentrum für Start-ups, gibt es laut dem Online-Portal Angel.co mehr als 30.000 dieser jungen Marktakteure. Ein Grund dafür, dass viele

Start-ups gerade dort entstehen, ist die eta-blierte Gründerszene. Hier gibt es besonders viele Business Angels – Investoren, die sehr früh in die jungen Unternehmen investieren und sie darüber hinaus beraten. Nicht jede Gründeridee ist erfolgreich. „Über 90 Pro-zent der Start-ups scheitern auf dem freien Markt“, sagt Dr. Christian Neumann, der als Innovation-Scout bei Heraeus auf der Suche nach neuen Technologien ist.

Dennoch: Microsoft, Facebook, Apple und Google haben längst vorgemacht, wie aus Garagen-Gründungen in nur wenigen Jahren Weltkonzerne erwachsen können. Sie zeigen, dass Start-ups die Innovations-kraft haben, unser Leben nachhaltig zu ver-

ändern und die Regeln auf den Weltmärkten umzuschreiben. Für etablierte Unternehmen ist diese neue Marktdynamik Herausforde-rung und Chance zugleich. Auch Heraeus hat vier eigene Start-ups. Sie entwickeln – ausgeklammert von den Strukturen des Kon-zerns – Neues in den Bereichen Amorphous Metals, Batteries, Fuel Cells und Additive Manufacturing. „Erfahrungswissen, Kon-takte, die Infrastruktur sowie die gesicherte Anschubfinanzierung und die Marke Heraeus schaffen uns natürlich Vorteile, die Start-ups auf dem freien Markt nicht haben“, erläutert Lisa Meyer vom Heraeus Start-up Additive Manufacturing.

› Fortsetzung auf Seite 2

Lisa Meyer, Dr. Christian Neumann, Dr. Michael Rhode und Dr. Hamed Shakur Shahabi bringen Start-up-Mentalität ins Unternehmen.

T E C H N I K & P R O D U K T I O N

Ideen für die Produktion von morgenFührungskräfte wurden bisher im Rahmen von „Exzellente Führung in der Produk-tion“ in Deutschland trainiert. Jetzt ist das Programm auch international gestartet. Mehr auf Seite 6

C O R P O R A T E N E W S

Winterstürme

Immer mehr Bereiche des Heraeus Kon-zerns arbeiten bereits mit dem Magellan- System. Als das Programm jedoch im Mai 2012 startete, war allen Beteiligten klar: Diese Reise wird auch einmal in unruhige Gewässer führen. Mehr auf Seite 8

T E A M & W O R K

Wallsend blüht

Das Gärtnern in der Stadt ist inzwischen ein weltweites Phänomen. In Wallsend gibt es jetzt einen neuen Trend: Gärtnern auf dem Werksgelände.  Mehr auf Seite 11

Fokusthema Start-ups: Was die jungen Wilden wollen

Laut einer Studie der Bentley University, Massachusetts, wollen

66%der Millennials, also der 16 bis 35-Jährigen,

eine eigene Firma gründen.

teamworkH E R A E U S M I T A R B E I T E R Z E I T U N G S E P T E M B E R 2 017

— A U S G A B E #15 7 —

Liebe Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter,

Heraeus entwickelt sich im Jahr 2017 positiv. Wir haben die Dynamik aus dem vergangenen Geschäftsjahr mitnehmen können und liegen wirtschaftlich im Plan. Das erste Halbjahr haben wir da-mit erfolgreich abgeschlossen. Las-sen Sie uns diesen positiven Kurs auch in den kommenden Monaten gemeinsam weiterverfolgen.

Dynamisch entwickeln sich auch neue Geschäftsideen und -model-le weltweit. Viele Branchen und Industrien werden dabei durch eine neue Art von Marktteilneh-mern verändert: sogenannten Start-ups. Sie denken mutig, handeln schnell und gehen flexi-bel auf neue Gegebenheiten ein. Sicher, nicht jedes Start-up kann am Markt überzeugen. Viele set-zen aber wichtige Impulse und treiben den Fortschritt mit voll-ständig neuen Produkten und Ser-vices voran. Und ein paar haben das Potenzial, sich enorm schnell zu weltweiten Playern zu entwi-ckeln. Das Tempo ergibt sich da-bei oft aus der Möglichkeit, frei von großen Unternehmensstruktu-ren flexibel zu handeln.

Auch wir nutzen diesen Ansatz für uns und setzen mit einer Platt-form für neue Geschäfte bewusst darauf, ausgewählte Aktivitäten außerhalb der Global Business Units zu entwickeln. Hier haben bislang die Start-ups Batteries, Additive Manufacturing, Amor-phous Metals und Fuel Cells die Arbeit aufgenommen. Weitere sol-len folgen. Auch eine Kooperation unserer Start-ups mit externen Partnern ist für Heraeus interes-sant. Und auch hier gilt: Nicht alles, was zu Beginn attraktiv er-scheint, wird am Ende erfolgreich sein.

In der aktuellen Ausgabe der teamwork schaut die Redaktion auf die Unterschiede des Denkens und Handelns von etablierten Unternehmen und aufstrebenden Start-ups und erklärt, wie wir alle von dieser neuen Kultur profitie-ren können. Ich wünsche Ihnen viel Spaß bei der Lektüre!

Herzlichst Ihr

Jan Rinnert

250 – 500 Start-ups

500.000 Mitarbeiter in Start-ups

440 MIO. US-DOLLAR Investitionsvolumen

Branchen: PRODUKTION/HARDWARE, TRANSPORT, 3D-DRUCK

Jung, innovativ und revolutionär

Doch was zeichnet Start-ups überhaupt aus? Laut Definition führender Experten, wie etwa den Unternehmensberatern von KPMG, sind Start-ups Unternehmen, die sich in einer frühen Phase der Gründung befinden, mit ihrem Geschäftsmodell oder ihrer Technologie hochinnovativ sind und dabei rasant wachsen. Oder kurz: Sie sind jung, voller Ideen und können die Welt ver-ändern. Und dann gibt es noch ganz spezi-elle Start-ups – „Unicorns“ genannt. Start-ups mit einem Marktwert von mehr als einer Milliarde US-Dollar. Besonders in den Ver-einigten Staaten und in China gibt es immer mehr dieser wertvollen Newcomer. Nach An-gaben des Wall Street Journal stieg die Zahl der Unicorns in den USA von 2015 bis 2016 von 53 auf 88. China zählte Ende 2016 sogar 131 Unicorns – fast doppelt so viele wie im Jahr zuvor.

Innovationskraft voraus

Die Innovationskraft der Start-ups ist ge-rade für etablierte Unternehmen eine Heraus-forderung. „Kleine Gruppen von Menschen können einen wirklich großen Einfluss ha-ben“, sagte Google-Gründer Larry Page und bezog sich dabei auf die Entwicklung dis-ruptiver Technologien. Disruptionen sind neue Technologien, die bestehende Pro-dukte oder Geschäftsmodelle vollständig verdrängen. Videotheken etwa sind völlig aus dem Bild der Städte verschwunden; an ihre Stelle treten heute Streamingdienste wie etwa Netflix, die Filme übers Internet anbieten. Ein weiteres Beispiel: die Peri-pal AG. Das Züricher Start-up entwickelte ein System, das Patienten Dialysebehand-lungen zu Hause ermöglicht. Behauptet sich die Technologie, könnten Dialysezentren bald Geschichte sein. Zugleich sorgt das schnelle Wachstum erfolgreicher Start-ups dafür, dass plötzlich ganz neue Mitspieler auf alten Märkten agieren. Aus kleinen Nischenunternehmen werden Big Player, wie das Beispiel Amazon zeigt. Gestartet im  Onlinehandel für Bücher, ist der Welt-konzern heute nicht nur einer der führenden Onlineversandhändler, sondern auch TV- Produzent, Anbieter von Cloud-Services, Hersteller von Unterhaltungselektronik und Entwickler im Bereich künstlicher Intelli-genz.

„Wir analysieren Start-ups und bewerten Geschäftsmodelle, die nah an der DNA von Heraeus sind“, erläutert Innovation-Scout Christian Neumann und ergänzt: „Dabei interessieren uns besonders disruptive Themen, die für Heraeus in fünf bis zehn Jahren relevant werden.“ Er und sein Kol-lege stehen dabei noch am Anfang. Mit der intensiveren Beobachtung der Start-up-Szene starteten beide zu Jahresbeginn.

Kreative Marktneulinge

„Was Start-ups auszeichnet, ist: hohe Flexi bilität, Kreativität, Multitasking und schnelle Entscheidungen“, sagt Dr.-Ing. Hamed Shakur Shahabi, Projektmanager des Heraeus Start-ups Amorphous Metals. Diese Eigenschaften machen die New comer hochinteressant für etablierte Unter nehmen – eine Zusammenarbeit schafft neue Impulse und kann zudem junge Talente anziehen. Konzerne wie SAP, General Electrics oder Procter & Gamble haben deshalb Accelator- Programme gestartet – eine Art Trainings-

› Fortsetzung von Seite 1

lager, das Gründer dabei unterstützt, ihre neuen Ideen in einem begrenzten Zeitraum zu einem marktreifen Produkt weiterzuent wickeln. IBM und J.P. Morgan gehen mit ihren Inkubator- Programmen einen anderen Weg. In den Grün-derzentren bekommen Start-ups die nötige Infrastruktur wie Büroräume, Beratung und Ausrüstung bereitgestellt. „Ich kenne Start-ups, die teilweise aus Strukturen von Universi-täten entstanden sind, später haben sich dann große Firmen eingekauft. Mit zusätzlichem frischem Kapital und Know-how können sie Ideen und Technologien schneller umsetzen und wachsen“, sagt Dr. Michael Rohde vom Heraeus Start-up Batteries. Oft entstehen aus dieser Zusammenarbeit Win-win-Situationen, von denen beide Seiten profitieren. Die chine-sische Regierung hat die Förderung von Start-ups sogar zur Staatsangelegenheit erklärt.

Künftig erhalten Studenten, die ein innova-tives Unternehmen gegründet haben, bessere Noten im Examen und können längere Auszeiten nehmen. Gründerzentren, die preiswert Infrastruktur und Arbeitsräume bieten, „Mass-Maker-Spaces“ genannt, sind dort im Aufbau. Günstige Kredite als Anschub finanzierung gibt es bereits seit Längerem. Damit will China den Sprung von der Rolle als Werkbank zum Innovationstrei-ber schaffen.

Die Start-up-Szene wächst somit weiter stark. Die kreativen Newcomer halten auch heute, 19 Jahre nach der Gründung von Goo-gle, die Weltwirtschaft in Schwung. Es bleibt spannend, welches Start-up mit der nächsten großen Idee unser Leben verändert. Vielleicht entsteht es ja gerade – in einer Garage in un-serer Nachbarschaft. CK / JK / JS

SHENZHEN22° 32’ 35.156” N 114° 3’ 28.325” E

SUPERNOVA INNOVATION (HARDWARE SERVICE)

Barrieren abbauen, lokal fertigen: Supernova Innova-tion aus Shenzhen bringt die Welt ein Stück näher

zusammen. Die zehn Mitarbeiter des 2016 gegründe-ten Start-ups übernehmen für ihre Kunden die

Organisa tion der lokalen Fertigung und die Planung der Wertschöpfungsprozesse – vom Produktdesign bis

hin zur Massenproduktion. Insbesondere kleine und mittelständische Unternehmen oder Start-ups außer-

halb Chinas erhalten so schnell Zugang zum regionalen Markt, ohne eigene Niederlassungen vor Ort aufbauen zu müssen. Zum Kundenkreis des Newcomers zählen

bereits mehrere Technologieanbieter aus Europa.

Website: http://sprnv.com/

SHENZHEN (CHINA)

WO START-UPS ZU HAUSE SINDKluge Köpfe, mutige Charaktere und innovative Ideen. Das zeichnet die internationale Start-up-Kultur aus. Das Geschäft ist eine Achterbahnfahrt: Rasanter Erfolg und plötz-licher Fall liegen eng beieinander. Wir haben uns abseits von Silicon Valley ein paar der internationalen Start-up-Metropolen genauer angeschaut.

131 EINHÖRNER gibt es in China. Sie alle wurden in den letzten

zehn Jahren gegründet und haben heute einen Marktwert von – jeweils – über einer

Milliarde US-Dollar.

DREI MERKMALEmachen Start-ups aus:

Sie sind jünger als zehn Jahre, hoch innovativ und streben nach signifikantem Wachstum.

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BERLIN52° 31’ 18.905” N 13° 24’ 47.574” E

SEATTLE (USA) BERLIN (DEUTSCHLAND)

TEL AVIV32° 5’ 7.08” N 34° 46’ 54.363” E

TEL AVIV (ISRAEL) PZARTECH (PROTOTYPING)

Vom Foto zum einbaufertigen Ersatzteil aus dem 3D-Drucker: Beim Start-up Pzartech aus Tel Aviv beschäftigen sich zehn Mitarbeiter mit der Frage,

wie sich 3D-Druck einfach und nutzerfreundlich für den Ersatzteilmarkt einsetzen lässt. Nutzer laden über die Plattform des 2015 gegründeten Unter nehmens drei-

dimensionale Fotos kaputter und verschlissener Maschinenteile hoch. Nach dem Abgleich mit einer

Teiledatenbank werden ver fügbare Komponenten automatisch bestellt oder direkt mittels 3D-Druck

reproduziert. Zudem bietet die Plattform des israelischen Newcomers einen Marktplatz für indi-

viduell anpassbare 3D-Druck-Designs.

Website: http://pzartech.com/

2.200 – 2.700 Start-ups

9.497 Mitarbeiter in Start-ups

1,960 MRD. US-DOLLAR Investitionsvolumen

Branchen: MOBILE, E-COMMERCE, SOCIAL MEDIA, 3D-DRUCK

IMPACT BIOENERGY (NACHHALTIGE ENERGIEN)

Biomüll als Energiequelle: Wie lässt sich der Abfall in kleinen und mittleren Betrieben minimieren und

gleichzeitig mehr Unabhängigkeit von Energieanbietern schaffen? Mit dieser Frage beschäftigen sich die

16 Mitarbeiter des Start-ups Impact Bioenergy aus Seattle. Das 2013 ge gründete Unternehmen entwickelt transportable Bioenergiesysteme, mit denen sich etwa

mittels anaerober Gärung Gartenabfälle, Essensreste, Altholz oder Papier in Elektrizität umwandeln lassen. Das Besondere dabei: Die effizienten Anlagen können

bereits ab einer halben Tonne Biomasse pro Woche wirtschaftlich betrieben werden, bei einer Leistung von

bis zu vier Kilowatt Energie in der Stunde.

Website: http://impactbioenergy.com

1.800 – 2.400 Start-ups

60.000 Mitarbeiter in Start-ups

1,264 MRD. US-DOLLAR Investitionsvolumen

Branchen: IT, INDUSTRIELLE TECHNOLOGIE, PRODUKTION

2.000 – 2.600 Start-ups

18.250 Mitarbeiter in Start-ups

1,300 MRD. US-DOLLAR Investitionsvolumen

Branchen: MOBILE, E-COMMERCE, SOCIAL MEDIA, HEALTHCARE

BANGALORE12° 58’ 17.756” N 77° 35’ 40.427” E

1.800 – 2.300 Start-ups

80.000 – 85.000 Mitarbeiter in Start-ups

1,266 MRD. US-DOLLAR Investitionsvolumen

Branchen: E-COMMERCE, MOBILE, ENTERPRISE SOFTWARE

IT, Online-Businesses, Digital Media

Gesundheit, Lifescience, Wellness

Finanztechnologie Neue Fertigungsverfahren, Industrie 4.0

SEATTLE47° 36’ 22.354” N 122° 19’ 55.456” W

BANGALORE (INDIEN)

WICHTIGSTE GESCHÄFTSFELDER

3 Fragen an … Georg Remmers

Inwiefern sind Start-ups als Arbeitgeber eine Konkurrenz für etablierte Unter-nehmen?

Start-ups bieten zunächst mehr unmit-telbare Gestaltungsmöglichkeiten und eine hohe Intensität der Arbeit. Das klare Ziel, die Überlebensfähigkeit der Geschäfts-idee zu beweisen, macht Spaß und spornt unglaublich an. Und es bietet manchmal auch materielle Chancen, von Anfang an bei einem Start-up dabei zu sein und zum Anteilseigner zu werden.

Wie antworten große Unternehmen auf diese Herausforderungen?

Große Unternehmen haben vor allem Vielfalt zu bieten. Und für ihre Mitarbeiter die Chance, immer wieder neue heraus-fordernde Aufgaben zu übernehmen, dabei zu lernen und persönlich zu wachsen. Bei Heraeus kann man sowohl in aufregenden Start-ups als auch in etablierten, aber sich kontinuierlich verändernden globalen Geschäften arbeiten. Das alles in einem langfristig stabilen Umfeld. Es hängt ja nicht alles von dem einen Projekt ab, wie bei einem Start-up.

Was bedeutet das konkret für die Personalentwicklung und das Employer Branding von Heraeus?

Unser Arbeitgeberslogan „Open Space. For Open Minds.“ sagt schon viel darüber aus, was es bedeutet bei Heraeus zu arbeiten. Heraeus verändert sich zurzeit insbesondere durch die Digitalisierung stark. Und wir sehen hervorragende lang-fristige Wachstumschancen für alle un-sere Geschäftsfelder. Wer diesen Wandel mit eigenen Ideen mitgestalten möchte, dem eröffnen sich große Möglichkeiten. Unser Unternehmen bietet eine Vielfalt an innovativen Technologien, eine ganze Reihe spannender Geschäftsfelder und ein sehr großes Maß an Internationalität. Als Familienunternehmen bauen wir auf nachhaltige Programme, die unseren Er-folg langfristig absichern. Kombiniert mit einer pragmatischen, leistungsorientier-ten Kultur und gezielten internationalen Programmen zur Personalentwicklung und des Talent-Managements bietet das her-vorragende Aussichten für die eigene berufliche Entwicklung. Ich denke, da können wir selbstbewusst in den Wettbe-werb mit Start-up-Unternehmen gehen. JK

GEORG REMMERS Leiter Personal- und

Organisationsentwicklung

F O K U S / 3teamwork #157 | S E P T E M B E R 2 017

Gekommen, um zu bleibenVon klein an wollen wir auf eigenen Beinen stehen. Auch junge Unternehmen haben das Ziel zu wachsen, selbstständig zu sein und sich langfristig zu behaupten. So auch die Heraeus Start-ups im Incubator New Businesses.

Start-ups sind junge Gebilde mit tollen Ideen und Enthusiasmus, aber sie müs-sen ihr erfolgreiches Geschäftsmodell

noch etablieren. Diese Suche verläuft dyna-misch. Bei den Heraeus Plattformen Fuel Cells, Batteries, Additive Manufacturing und Amorphous Metals ist das ähnlich. Den-noch sind sie im Vorteil im Inkubator- Dschungel da draußen: Sie haben die Rücken deckung und das Know-how eines großen Konzerns. Mit Zugriff auf dessen ausgearbeitete Strategien, Strukturen und Services lässt sich ein stabiles Fundament aufbauen.

„Start-ups brauchen für ihr Wachstum und ihre Entfaltung Prozesse, die auf sie zugeschnitten sind. Diese Prozesse unter-

scheiden sich teilweise stark von denen einer GBU“, erklärt Dr. André Kobelt, Chief Commercial & Chief Technology Officer. Wichtig ist hier zum Beispiel, dass Entschei-dungen schnell getroffen werden können. Und das geht nur mit schlanken Strukturen und einem unkomplizierten Zugang zu Res-sourcen. Die Heraeus Plattformen werden di-rekt vom Board of Managing Directors geführt und berichten an dieses quartalsweise über Finanzen, Fortschritte in der Produktent-wicklung und die kommerziellen Aktivitäten.

Voneinander lernen

„Die agile Arbeitsweise der Start-ups und die Vorteile des vernetzten Zusammenarbei-

PRODUKT: katalysatorbeschichtete Membran Ankalon

MITARBEITERANZAHL: > 30 in Deutschland und Japan

ANWENDUNGSFELDER: Autos, Transport- und Nutzfahrzeuge sowie stationäre Applikationen

PRODUKT: Porocarb

MITARBEITERANZAHL: 23

ANWENDUNGSFELDER: Elektromobilität, Energiespeicher

START-UP FUEL CELLSSTART-UP BATTERIES

„ Brennstoffzellen sind eine Schlüssel-Komponente für ‚grüne‘ Mobilität und nachhaltige Energiever-sorgung. Die Leitmärkte in Asien und Nordamerika verdoppeln sich von Jahr zu Jahr – in Europa dagegen erwarten wir den breiten Einsatz dieser Technologie erst in fünf Jahren.“

Dr. Thorsten Dörr Head of Heraeus Fuel Cells GmbH

„ Es werden disruptive Technologien auf den Markt kommen, die dazu beitragen, bestehende Limitie-rungen der Batterietechnologie zu überwinden. Und die gute Nachricht ist, dass wir mit unserer Produktplattform Porocarb auch diese zukünftigen Technologien unterstützen können.“

Thomas Hucke

Head of Battery Technology

des nächsten Start-ups widmen. Diese Hal-tung in Kombination mit dem Zugang zu viel Risikokapital ist der perfekte Nähr-boden für Innovation. Oder kurz: Während sich Amerikaner begeistert auf eine neue Idee stürzen und diese umsetzen, verwen-den Europäer oft viel mehr Energie darauf, den berühmten „Haken“ an etwas Neuem zu finden.

Der Nährboden für InnovationStart-ups können etablierte Unternehmen überraschen. Leidenschaft und Enthusiasmus aus der Gründungsphase sollten sich Unternehmen jedoch auch bewahren, wenn sie größer werden. Ein Gastbeitrag von Percy Stocker.

Der überwältigende Erfolg von Start-ups wurde vielfach unter-sucht, zum Beispiel von Harvard-

Professor Clayton Christensen unter dem Stichwort des „Innovator’s Dilemma“: Er führt aus, wie etablierte Unternehmen

von innovativen Start-ups kalt erwischt werden können. Das beste Beispiel hierfür

ist Netflix, das zuerst den Video-thekenmarkt mittels Haus-zustellung aufrollte und dann das Geschäftsmodell über das eigene Videostreaming- Angebot

überflüssig machte.

Fehlschläge akzeptieren

Es ist kein Zufall, dass es sich hierbei um ein US-Unternehmen handelt, denn besonders in den Vereinigten Staaten beweisen Unternehmer oft Mut. Zudem akzeptiert der amerikanische Markt auch unvermeidliche Fehlschläge. Im Gegensatz zu Gründern aus Europa lernt der US- Unternehmer für das nächste Projekt dazu und startet erneut durch – häufig wesent-lich erfolgreicher als beim ersten Anlauf. Diese Mentalität hat viele berühmte „Serial Entrepreneurs“ hervorgebracht – Unter-nehmer, die sich nach Abschluss eines Gründungsprojektes bereits dem Aufbau

„Ein Start-up zu gründen, heißt leiden-

schaftlich hinter einer Idee zu stehen,

die eine wirkliche Ver-änderung bedeutet.

Diesen Enthusiasmus gilt es auch bei starkem

Wachstum zu bewahren.“

PERCY STOCKER ist Mitbegründer von Ubimax und verantwortet heute das US-Geschäft des 2011 als Start-up gegründeten Unternehmens. Ubimax bietet innovative Lösungen im Bereich Wearable-Computer. Das Unternehmen hat zwei zentrale Stand-orte: in Atlanta (USA) und Bremen.

Enthusiasmus und Flexibilität bewahren

Aus der Erfahrung, die ich und meine Kollegen bei der Gründung von Ubimax ge-macht haben, kann ich sagen: Ein Start-up zu gründen, heißt leidenschaftlich hinter einer Idee zu stehen, die eine wirkliche Ver-änderung bedeutet. Diesen Enthusiasmus gilt es auch bei starkem Wachstum zu be-wahren. Auch organisieren sich Start-ups häufig in flexiblen, engagierten Teams. Die Flexibilität schafft eine offene innovative Kultur, in der sich Kollegen, über verschie-dene Bereiche hinweg, gegenseitig unter-stützen und austauschen.

Dank dieser Eigenschaften können es Start-ups durchaus mit etablierten Unter-nehmen aufnehmen. Auch wenn große Kon-zerne einen bedeutenden Vorteil haben: be-währte Prozesse. Alle Abläufe sind weitaus standardisierter und optimierter gestaltet. Dazu kommt eine starke Marken- und Mar-ketingmacht. Big Player haben sich über Jahre hinweg Glaubwürdigkeit aufgebaut, die automatisch mit der Marke in Verbin-dung gebracht wird. Das Ergebnis: Kunden wählen automatisch ein Unternehmen, das sie bereits kennen, mit dem Glauben, dass es die beste Wahl ist. Diesen Status müssen sich Start-ups erst erarbeiten.

4 / F O K U S teamwork #157 | S E P T E M B E R 2 017

Quiz: Wie viel Start-up steckt in mir?Business Angel, Incubator, Unicorn – alles klar? Falls diese Begriffe zu Ihrem üblichen Sprachgebrauch zählen, macht Ihnen in Sachen Start-ups so schnell keiner etwas vor. Oder doch? Testen Sie doch einfach sofort, wie viel Start-up-Mentalität in Ihnen steckt.

1 Zwei Studenten möchten Ihre Garage mieten, um dort mit ihrem Start-up loszulegen. Was tun Sie?

Sie spendieren den beiden einen Tischkicker. Nach Feierabend kommen Sie vorbei, um mit den Gründern eine Partie zu spielen und die Grundlagen des Programmierens zu lernen. [A]

Sie erlassen den jungen Männern die Miete. Stattdessen bitten Sie sie um fünf Prozent der Anteile an dem Unternehmen und werden damit zum Business Angel der ersten Stunde. [B]

Sie sind einverstanden, gehen aber auf Nummer sicher: sechs Monats-mieten als Kaution. [C]

2 Sie merken, dass Ihr Sportverein sich umstrukturieren muss, um für neue Mitglieder interessant zu sein. Doch Sie sind sich unsicher über den richtigen Weg. Was tun Sie?

Sie beraten sich beim Latte macchiato mit dem Vorstand. [C] Sie organisieren eine Versammlung aller Vereinsmitglieder und stellen dort

das Problem vor. Ihr Vorschlag: Alle sollen gemeinsam an einer Lösung arbeiten. [A]

Sie zeichnen eine Mindmap, um zu Einfällen zu kommen. Ihre Ideen präsen tieren Sie bei einer Vereinsfeier. [B]

3 Ihre Abteilung braucht ein neues, innovatives Produkt. Sie …

… schlagen ein Brainstorming mit allen Kollegen vor. [B] … regen einen Innovationstag für alle Kollegen an. Dabei sollen

interdiszi plinär gemischte Teams über das Produkt diskutieren und zeichnen, wie es aussehen könnte. [A]

… finden nach ausgiebiger Internetrecherche eine gerade gegründete Unternehmensberatung, die Sie beauftragen. [C]

4 Die Kaffeesorten in der Organisation, in der Sie ehrenamtlich arbeiten, schmecken Ihnen nicht. Sie …

… gründen eine WhatsApp-Gruppe, um via Crowdfunding Geld für den Kauf einer neuen Maschine zu sammeln. Das High-End-Gerät kann sogar Iced Coffee zubereiten. [A]

… bringen sich Ihren Lieblingskaffee in einer Thermoskanne von zu Hause mit, wenn Sie Dienst haben. [C]

… kaufen eine Pad-Maschine für sich und die anderen Ehrenamtlichen. Sie ermutigen alle, neue Kaffeesorten mitzubringen. [B]

5 Wenn Sie Nachrichten lesen wollen …

… rufen Sie Ihre Lieblingsnachrichtenseite im Browser auf. [C] … öffnen Sie die News-App auf Ihrem Smartphone. [B] … durchforsten Sie Facebook, Twitter und Snapchat, um zu sehen, was Ihre

Freunde und Prominente zum Weltgeschehen sagen. [A]

6 Welche Sprache würden Sie gerne noch lernen?

Chinesisch [B] Java [A] Spanisch [C]

7 Wenn Ihnen jemand 5.000 Euro schenken würde, würden Sie ...

… Ihre bahnbrechende Idee endlich umsetzen. 5.000 Euro sind das Start-kapital für Ihr nächstes Unicorn. [A]

… sie in ein Aktien-Portfolio investieren. [B] … mit Ihrer Familie Urlaub in Kalifornien machen. [C]

AUFLÖSUNG

Sind Sie Start-up-Typ A, B oder C? Schauen Sie ein-fach, welchen Buchstaben Sie am häufigsten ange-kreuzt haben!

TYP A Yahoooo! Sie lieben Herausforderungen und die Möglichkeiten der digitalen Welt. Ein neues Ge-schäftsmodell zu erdenken und eine Firma von Grund auf aufzubauen – das würde Ihnen Spaß machen. Ihren Erfindergeist bringen Sie gerne in Ihren Alltag ein, auch jenseits der Welt von Accelerator-Programmen und Inku-batoren. Kurz und gut: Sie sind ein echter Start-up-Typ.

TYP B Sie mögen Innovationen und nutzen sie gerne. Von neuen Arbeitsmethoden und Technologien lassen Sie sich inspirieren. Kreativität ist für Sie wich-tig, aber Revolutionen müssen nicht sein. Sie haben Sympathien für Start-ups und überlassen das Gründen anderen, die Sie unterstützen – gerne auch als Busi-ness Angel.

TYP C Sie schätzen bewährte Prozesse und Wege, die sich als erfolgreich erwiesen haben. Sie beobach-ten Trends gerne erst einmal in Ruhe, bis sich daraus eine nachhaltige Entwicklung abzeichnet. Es sollte nichts unnötig überstürzt werden. Sie sind ein klassi-scher Typ und das ist gut. Es kann ja nicht nur Start-ups geben.

tens mit internen und externen Partnern kann unsere etablierten Geschäfte inspirie-ren. Andererseits können auch die Start-ups von den Erfahrungen der GBUs lernen. Kurz: Der Austausch ist für beide Seiten sehr förderlich“, fasst André Kobelt zusam-men. Die Herangehensweise im Incubator New Businesses soll auf das bestehende Geschäft abfärben, sodass sich eingefah-rene Strukturen ein bisschen öffnen und etwas von der Start-up- Mentalität anneh-men. Zum Beispiel, dass man eben stolz auf sein Produkt ist und voll dahintersteht.

Um den internen Start-up-Nachwuchs macht sich André Kobelt keine Sorgen: „Ich finde es sensationell, dass einige engagierte Mitarbeiter in den letzten Monaten den Kontakt zu mir gesucht haben und grünes Licht für die Etablierung eines neuen Start-ups haben wollten. Ich hoffe, dass dieses Engagement lange anhält.“

Von anderen lernen

Vom Silicon Valley über Berlin nach Tel Aviv und weiter nach Shenzhen: Auch die unzähligen Start-ups außerhalb des Kon-zerns sind für Heraeus interessant. Immer-hin können sie sich – über kurz oder lang – vom sprichwörtlichen Garagen-Unternehmen zu einem ernsthaften Marktteilnehmer ent-wickeln. Vielleicht sind sie aber auch attrak-tive Kooperationspartner. „Heraeus hat auf-strebenden Start-ups einiges zu bieten“, ist sich André Kobelt sicher. Die Start-ups wiederum können für Heraeus wichtige Impulsgeber sein – zum Beispiel, wenn sie

im Bereich medizinischer Lösungen oder neuer Materialien tätig sind.

Wie die Zusammenarbeit zwischen Heraeus und ausgewählten Start-ups genau aussehen kann, das wird derzeit noch erarbeitet. Klar aber ist: Heraeus hat das globale Know-how in Marketing und Vertrieb sowie vielfältige Produktionskapazitäten und Testlabore. Und da, wo sinnvoll, auch die richtigen Mittel, um neue Ideen finanziell zu unterstützen.

Beispiel Produktion. Viele Start-ups den-ken von Finanzierungsrunde zu Finanzie-rungsrunde. Für sie ist es daher nur selten attraktiv, große Summen in den Aufbau eigener Fertigungsanlagen zu investieren. Heraeus kann hier also wichtige Funktionen übernehmen – von der Herstellung erster Prototypen bis hin zum Aufbau eines Pro-duktionsprozesses. Auch für das Testing neuer Produkte bietet Heraeus die passende Infrastruktur. Ob die Start-ups dafür wie ein normaler Kunde von Heraeus bezahlen? Gut möglich. Vielleicht aber erwächst aus der Kooperation auch eine echte Beteiligung.

Genau hierin besteht dann auch eine ganz andere Form der Zusammenarbeit. Heraeus könnte sich als Investor, Mitinvestor oder – in einer größeren Gruppe von Investoren – auch als Konsortialpartner engagieren.

Ganz gleich wie die Kooperation mit auf-strebenden Start-ups aussieht: Sicher ist, dass sie die Innovationskraft von Heraeus weiter stärken würde. Denn das Glück trifft den, der vorbereitet ist.

PRODUKT: Metallpulver, Druckparameter und Ingenieurs-dienstleistungen für die additive Fertigung

MITARBEITERANZAHL: 26

ANWENDUNGSFELDER: verschiedene Industrien, wie Luft- und Raumfahrt, Automotive, Medizintechnik

PRODUKT: glasbildende Legierungen, amorphe Halbzeuge und Komponenten

MITARBEITERANZAHL: 6

ANWENDUNGSFELDER: Medizintechnik und verarbeitende Industrie, Uhrenkomponenten, Elektronik und Sensorik

START-UP ADDITIVE MANUFACTURING

START-UP AMORPHOUS METALS

„ Unser Ziel ist, die additive Fertigung als Produktions-technologie zu etablieren – dafür sind wir bewusst viel breiter aufgestellt als ein reiner Pulverproduzent. So wollen wir neue Kunden gewinnen und die GBUs im Dialog mit ihren Kunden unter stützen. An einigen Stellen kann dies auch zu neuen Ansätzen in der Produktion bei Heraeus führen.“

Tobias Caspari Head of Additive Manufacturing

„ Wir arbeiten gemeinsam mit Partnern aus Wissen-schaft und Industrie intensiv an Legierungen, Technologien und Verarbeitungsprozessen, die eine Industrialisierung von amorphen Metallen ermög-lichen. Erste Muster-Bestellungen bestätigen: Das Marktinteresse und die möglichen Anwendungs felder sind riesig. “

Dr. Hans-Jürgen Wachter Head of Heraeus Amorphous Metals

JASMIN KRENZER / JAN [email protected]

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SCHWERGEWICHT.Massig News, starke Schlagzeilen, umfangreiche Recherche und eine beeindruckende Themenfülle: Jeden zweiten Monat geht die teamwork mit gewichtigen Argumenten in eine neue Runde.

[email protected] – Umwerfend seit 1995

Ideen für die Produktion von morgenÜber 180 Führungskräfte wurden bisher im Rahmen von „Exzellente Führung in der Produktion“ in Deutschland trainiert. Jetzt ist das Programm auch international gestartet. Vier Projektbeispiele aus St. Paul (USA) zeigen, wie eng Theorie und Praxis dabei verknüpft sind.

St. Paul, USA. Der Standort von Heraeus Medical Components (HMC) ist einer der ersten außerhalb Deutschlands, an

dem das Programm „Exzellente Führung in der Produktion“ ausgerollt wurde. Zwischen April und September 2017 erhielten über 30 Führungskräfte eine Schulung in Lean- Methoden, Führungskompetenz und betriebswirtschaftlichen Grundlagen.

Robert Vang, Tracy Axen, Kao Kinard, Travis Norlund, Elijah Quist und Yee Moua (von links nach rechts).

„Das Training und die Projektarbeit blieben nicht ohne Wirkung. Die Vorarbeiter haben jetzt eine erweitere Sicht auf die Arbeit und darauf, in welchen Bereichen noch verbessert werden kann“, sagt Chero San, Schichtleiter im Bereich Metall HMC. Standortleiter Keith Foerster fasst das Ergebnis so zusam-men: „Mit dem Programm haben unsere Produktionsmanager, Schichtleiter und Team-

leiter ihr Know-how vergrößert, die Projekte haben unsere Produktion in der Summe wett-bewerbsfähiger gemacht.“ In den nächsten Monaten startet das Programm ergänzend zu OpEx-Modulen an weiteren Standorten in den USA und Asien.

Beispiel 1: Visuelles Management

Feine Drähte und Röhrchen kommen in vielen HMC-Produkten zum Einsatz. Ein ver-bessertes visuelles Management in St. Paul sorgt künftig in der Vorproduktion beider Komponenten-Typen für effizientere Pro-zesse. So zeigen neue Boards und Karten den Mitarbeitern klar, welche Maschinen und Werkzeuge verfügbar sind. Verbesserte Ständer helfen dabei, die Werkzeuge un-kompliziert zu ordnen. Durch das Projekt konnte das Team die Maschinenstillstände im Bereich deutlich reduzieren und Überga-ben zwischen den Schichten vereinfachen.

Beispiel 2: Produktionsplanung

Für viele in St. Paul hergestellte Medizin-produkte sind gewickelte Edelmetalldrähte ein wichtiges Ausgangsmaterial, das abhängig vom konkreten Produkt viele weitere Produk-tionsschritte durchläuft. Im Rahmen eines Projektes verbesserte ein Team die Planung dieser weiteren Produktionsschritte. So sorgt künftig ein eigener Ver antwortlicher dafür, dass keine großen Zwischenbe-stände an gewickelten Drähten entstehen. Auch muss kein Personal mehr aus anderen Produktionsbereichen kurzfristig abgezogen werden, um Lieferfristen an Kunden einzu-halten. Der Produktionsfluss in anderen Be-reichen wird dadurch weniger gestört.

Beispiel 3: Qualitätsverbesserung

Auch Titangehäuse für verschiedene Medizinprodukte, sogenannte Pacer  1, werden in St. Paul hergestellt. In der Ver-gangenheit waren bei Qualitätskontrollen immer wieder mal kleinere Abweichungen beim Stanzen bestimmter Teile aufge-fallen, ohne dass die zugrundeliegenden Probleme im Produktionsablauf klar er-sichtlich waren. Im Rahmen einer intensi-ven Analyse konnte ein Team Ursachen identifizieren sowie Verbesserungen syste-matisch testen und umsetzen. Dadurch lässt sich künftig nicht nur der Ausschuss in der Pacer-1-Produktion deutlich redu-zieren. Die Erkenntnisse erlauben es HMC auch, die Qualität der anderen Gehäuse- Produkte weiter zu steigern.

Beispiel 4: Wertstromanalyse

Ein anderes Team erhöhte die Produkti-vität in der Herstellung einer Komponente, die in Produkten für die Behandlung von Herzrhythmusstörungen Verwendung findet. Die HMC-Technologie ist sehr erfolgreich am Markt und die Befriedigung der Kun-dennachfrage eine Herausforderung. Im Rahmen einer Analyse des gesamten Wertstroms konnten Zwischenbestände reduziert und der gesamte Produktions-prozess ausgeglichener gestaltet werden. Dazu wurden nicht nur die verschiedenen Produktionslinien, sondern auch die ver-schiedenen Schichten besser aufeinander abgestimmt. Die systematische Wertstrom-analyse für dieses Produkt bietet auch über das Projekt hinaus weitere Ansätze für Ver-besserungen. CS

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Ein Totenkopf mit gekreuzten Knochen. Eine explodierende Bombe. Ein Fisch, der auf dem Wasser schwimmt: Ge-

fahrgutzeichen sprechen eine deutliche Sprache. Man weiß sofort, woran man ist. Und das ist auch gut so, denn je nach Klassifizierung der Produkte greifen ganz unterschiedliche Regeln für die Hand-habung, die Lagerung und den Transport. Regeln, bei denen es vor allem um eins geht: Sicherheit von Mensch und Umwelt.

Bei Heraeus ist die Abteilung Chemi-kaliensicherheit im Bereich Environmen-tal, Health & Safety eingegliedert, der seit einem Jahr von Dr. Astrid Görge ge-leitet wird. Teamleiter Helmut Schwarz über die Kernaufgabe der Kollegen: „Wir stufen die Produkte basierend auf inter-nationalen Gesetzen ein.“ Ein Ergebnis dieser Einstufung ist das Sicherheits-datenblatt, das aufgrund der Vielzahl der enthaltenen Informationen schnell 20 Seiten und mehr umfasst. Es ist weltweit genormt und enthält alle sicherheitsbe-zogenen Informationen über Stoffe und Gemische. Dr. Stefan Elbers, Expert Che-mical Safety, erklärt: „Ohne dieses Doku-ment und das dazugehörige Etikett ver-lässt keine Lieferung das Firmengelände.“ Wenn neue Erkenntnisse eine Aktuali-sierung erforderlich machen, erhalten die Kunden entsprechend ein Update. Heraeus berücksichtigt dabei für jedes Zielland die Landessprache und gemäß dem Landesrecht von Brasilien bis Vietnam auch jede notwendige inhaltli-che Anpassung. Kein Wunder also, dass mit allen erdenklichen Varianten gut 50.000 Sicherheitsdatenblätter zusam-menkommen.

Bei einer solchen Datenfülle kann man sich gut vorstellen, dass Stefan Elbers und seine Expert-Kollegen gemeinsam mit den Datenpflegern – den EHS- Stewards – auf entsprechende IT-Unterstützung ange wiesen sind. „Ein wichtiger Punkt war hier die Ein-führung von Magellan“, erklärt Alexander Zahn, SAP Solution Architect bei Heraeus infosystems. „Während es früher noch In-sellösungen und eigene Datenbanken gab, haben wir jetzt eine konzernweit einheitli-che Lösung über alle Prozessschritte hin-weg, die spätestens mit Magellan an den Standorten mit ausgerollt wird.“ Beson-ders wichtig ist, dass mit Magellan die Be-reitstellung der Daten und die Integration in die Logistik- und Vertriebsprozesse auf einer einheitlichen Plattform gegeben ist.

Hinzu kommt: SAP liefert neben der IT-Plattform auch die chemikalienrecht-lichen Inhalte und toxikologischen Daten für die Reinstoffe. Auf Basis der etwa 1.800 Reinstoffe, mit denen Heraeus arbeitet, berechnen die Chemical-Safety-Kollegen die Einstufung der Mischungen selbst. Aktuell sind es circa 8.500 Mischungen, die Heraeus in seinen Produkten vertreibt.

Wissen und Erfahrung spielen da eine große Rolle. Helmut Schwarz erklärt das so: „Wir kennen die Substanzen und wir kennen die Regularien. Und wir haben zudem das Know-how der Fachbereiche: All das fließt ein in die Einstufung der Stoffe, und damit letztlich auch in die Sicherheitsdatenblätter oder Labels.“ Und in ein IT-System, das hilft zu verhindern, dass gefährliche Güter gegen die Regeln gelagert oder transportiert werden – ganz im Sinne der Sicherheit für Mensch und Umwelt. JS

50.000 Blätter für die Sicherheit Reizend, ätzend, unbedenklich? Bei vielen Produkten ist es wichtig zu wissen, woran man ist. Die Chemikaliensicherheit sorgt hier für Klarheit.

Sicher ist sicher: Stefan Elbers, Helmut Schwarz und Alexander Zahn (v. l. n. r.).

„Ich bin davon überzeugt, dass der 3D-Druck in

Zukunft für viele Bereiche die Technologie der Wahl

sein wird.“

Dieser VW Caddy hat neue Bauteile aus dem 3D-Drucker erhalten.

Altes Auto, neue TeileAutoteile aus dem 3D-Drucker sind keinesfalls Zukunftsmusik, sondern schon jetzt Stand der Technik. So läuft der alte VW Caddy mit additiv gefertigten Teilen aus einer leichtge-wichtigen Aluminium legierung wieder zur Höchstform auf.

Als Spezialist für Metallpulver und additive Fertigung nimmt Heraeus am Entwicklungs-projekt 3i-PRINT teil. Das Projekt bringt Unternehmen mit Know-how im Bereich 3D-Druck zusammen. Gemeinsam decken sie alle Schritte der Prozesskette der Ferti-gung ab: von Design über Auslegung, Berechnung und Konstruktion bis hin zu Bau und Nachbearbeitung der Baugruppe. Am Beispiel der Vorderwagenstruktur eines alten VW Caddys wurde das volle Potenzial des industriellen 3D-Drucks für die Auto-mobilindustrie aufgezeigt.

Ein klarer Vorteil: Der 3D-Druck bietet eine Gewichtseinsparung, die durch eine klassische Fertigung nicht erreicht wird. Die besonders leichte und gleichzeitig stabile

Struktur ermöglicht es, mit möglichst weni-gen Bauteilen möglichst viele technische Funktionen abzudecken – eine sogenannte Funktionsintegration. Der Schlüssel dazu liegt in additiv gefertigten Teilen mit Pulvern aus leichtgewichtigen Metall-Legierungen.

3D-Druck auf dem Vormarsch

Der Einsatz von 3D-Druck ist demnach für industrielle Anwendungen, wie im Auto-mobilsektor, auch aus wirtschaftlicher Sicht sehr attraktiv und das Know-how von Heraeus gefragt. „Ich bin davon überzeugt, dass der 3D-Druck in Zukunft für viele Be-reiche die Technologie der Wahl sein wird“, sagt Tobias Caspari, Leiter Additive Manu-facturing.

Das Projekt 3i-PRINT bietet eine agile En-gineering-Plattform für Forschung und Ent-wicklung. In diesem Rahmen können innova-tive Prototypenkonzepte präsentiert und neue Ideen schnell umgesetzt werden. Das Konzept baut auf dem Einsatz zukunftswei-sender Entwicklungswerkzeuge und -metho-den auf – darunter industrieller 3D-Druck.

DR. JÖRG [email protected]

DER VW CADDY

Deutschlands Antwort auf den Pick-up: der Golf als Kastenwagen Die erste Generation des Caddy war ein Pick-up auf Basis des VW Golf I. Er wurde ursprünglich für den nord-amerikanischen Markt konzipiert.

Von Wolfsburg nach Pennsylvania Der VW Caddy in der klassischen Baureihe 14D lief erstmals 1979 vom Band und wurde bis 1993 in den USA hergestellt. Zum europäischen Markteintritt wurde in Sarajevo produziert – bis 1992. Das Werk in Südafrika fertigte den 14D bis zuletzt: Das Modell wurde 2007 eingestellt.

Und heute? Seit 2010 bietet VW den Amarok auf dem Markt an. Ein waschechter Pick-up in allen Ausmaßen.

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UNTERWEGS AUF SEE Wenn ein Schiff in stürmische See gerät, ist jede Hand gefor-dert. Das ist bei einem komplexen Projekt wie Magellan nicht anders. Zu den Veränderungen, die das Programm mit sich bringt, gehört nicht nur das neue SAP-System, es ändern sich auch viele Geschäftsprozesse. Die Mitarbeiter müssen nicht nur eine neue Software beherrschen, sondern auch neue Routi-nen einüben. Und dann zeigt es sich, ob die Vorbereitung aller Beteiligten ausreichend war. Zum 1. Januar 2016 stand mit HDE die bis dahin größte Implementation des neuen Systems an. In Klein ostheim, Leverkusen und Hanau sollten rund 1.500 Heraeus Mitarbeiter an Magellan angebunden werden – die bislang höchste Anzahl neuer Nutzer. Eine von ihnen: Nancy Elbe, Leiterin des Einkaufs für Heraeus Sensor Technology (HST) und die Start-ups. In den Monaten zuvor hatte es rund um Magellan schon viele Abstimmungen und Trainings gege-ben. Elbe erinnert sich gut an den Jahreswechsel: „Wir waren uns bewusst, dass da eine große Sache auf uns zukommt.“

ÄQUATORTAUFE Im Mai 2016 begann sich die Situation wieder zu normali-sieren. Inzwischen ist das Magellan-System fester Bestand-teil der täglichen Arbeit bei HDE. Verbesserungswünsche gibt es immer noch, das bleibt bei einer Systemharmonisie-rung dieser Größe nicht aus. Aber von dem Start bei HDE profitierten auch die nachfolgenden Bereiche. Bei Heraeus Medical und dem Incubator New Businesses verlief die Ein-führung im vergangenen Jahr ziemlich reibungslos – auch wegen der Lernkurve, die die Beteiligten hinter sich haben.

DIE REISE GEHT WEITERAktuell steht die Magellan-Einführung an den drei Produktionsstandorten St. Paul, Conshohocken (beide USA) und Timi oara (Rumänien) an. „Mit den Erfahrungen, die wir aus der HDE-Einführung gesammelt haben, sind wir besser aufgestellt als früher. Hürden wird es immer geben, aber wir gehen diese gemeinsam mit dem Business im Vorfeld an“, fasst Jörg Asbach zusammen.

EIN STURM ZIEHT AUFÜber die Weihnachtstage lief in der Vorbereitung vieles wie bisher. Lange Abende und Bürotage trotz Feiertag sind bei solchen „Roll-outs“, wie das Magellan-Team die Einführung nennt, mit einkalkuliert. Mögliche Klippen konnten mit dem Wissen früherer Starts wie in Singapur oder Hongkong umschifft werden. Dieses Mal war die See aber rauer. Und beruhigte sich nicht. Ein Beispiel: Der „Intercompany-Prozess“, also der Geschäftsprozess zwischen verschiedenen Heraeus Unternehmen, funktio-nierte nicht. Die Konsequenz: Produktionsverzögerungen bis hin zum drohenden Produktionsstopp. So auch bei HST: Für die Produktion benötigte Pasten wurden teil-weise per E-Mail und Telefon bei Heraeus Electronics (HET) bestellt. „Natürlich mussten die Bestellungen im Anschluss aufwendig in SAP angepasst werden. Schließ-lich mussten unsere Zahlen für die Folge prozesse stimmen“, erzählt Nancy Elbe.

ALLE MANN AN DECKSehr viel Arbeit also an unterschiedlichen Fronten. Wie bringt man aber das Zu-sammenspiel von Einkauf, Produktion und Logistik auf Basis des neuen Systems und der neuen Prozesse zusammen? Durch tiefe Analyse und schnelles Handeln. Eine sogenannte Taskforce mit Prozessprofis aus verschiedenen Heraeus Geschäfts bereichen und von Magellan wurde gebildet. Eingehend analysierten die Kollegen die Abläufe. Detaillierte Prozesspläne entstanden. Schritt für Schritt wurde der Prozess optimiert und wurden parallel im SAP-System letzte Fehler beseitigt. „Wir haben in dieser Phase schnell zwei Dinge gelernt: Die technische Lösung muss gut funktionieren, um Akzeptanz zu schaffen. Und gleichzeitig müssen wir das Ge-schäft im Vorfeld noch besser auf die Umstellung vorbereiten“, fasst Jörg Asbach, Leiter des Magellan-Programms, zusammen. Heute macht die sogenannte Business Readiness den wesentlichen Faktor aus, ob das Magellan-System an einem Stand-ort eingeführt wird. Gleichzeitig wurde die technische Lösung kontinuierlich verbessert.

WinterstürmeImmer mehr Bereiche des Heraeus Konzerns arbeiten bereits mit dem Magellan-System. Zuletzt wurde Heraeus infosystems (HSY) erfolgreich angebunden. Als das Programm jedoch im Mai 2012 startete, war allen Beteiligten klar: Diese Reise wird auch einmal in unruhige Gewässer führen. Zum Jahreswechsel 2015/2016 war es dann so weit: Die Einführung von Magellan bei Heraeus Deutschland (HDE) brachte Schwierigkeiten mit sich. Die galt es zu bewältigen. Ein Rückblick.

CHRISTOPH RINGWALD / DIRK [email protected]

Herausgeber: Heraeus Holding GmbH, Communications & Marketing, Christoph Ringwald (CR)Mitarbeiter dieser Ausgabe: Jan Schumacher (HH-CM, JS, Redaktionsleitung), Jasmin Krenzer (HH-CM, JK, stv. Redaktionsleitung), Kevin Chen (HH-CM/RC China, KC), Janine Gropp (HH-CM, JG), Wolfgang Hartmann (HH-CM/Fotos), Dirk Kleemann (DK), Katharina Nagy (HH-PM), Jeffery Oddo (HH-CM/RC USA, JO), Christoph Ringwald (HH-CM, CR), Christian Schäfer (HH-CM, CS), Dr. Jörg Wetterau (HH-CM, JW), Christopher Kampfmann (Wortwahl, CK)Redaktionsanschrift: Heraeus Holding GmbH, Communications & Marketing, Heraeusstraße 12–14, 63450 Hanau, Telefon: + 49 6181 35-3690, Fax: + 49 6181 35-4242, E-Mail: [email protected] / Versand: David Leister (HH-CM)Design: MPM Corporate Communication Solutions, MainzFotos: S. 9: Markus Wilde; S. 1: MPM; S. 2, 3, 12: Adobe Stock; S. 1: iStock; S. 6: Getty Images; S. 3: Impact BioenergyIllustrationen: S. 3, 4, 8, 10, 12: MPM; S. 7: Adobe StockDruck: Schleunungdruck, Marktheidenfeld

Impressum

teamwork #157 | S E P T E M B E R 2 0178 / C O R P O R A T E N E W S

P O R T R Ä T

Zwei Herzen aus Quarz

25-jähriges Jubiläum am Standort Bitterfeld: Andreas Brückel und Harald Braune haben viel Herzblut investiert, um den Standort von Beginn an mit aufzubauen.

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Z U B E S U C H I N . . .

São Paulo

São Paulo ist die größte Stadt Brasiliens und wichtiges Zentrum für Wirtschaft, Finanzen und Kultur. Octávio Alves jr. von Heraeus Electro- Nite erzählt, was man sich anschauen sollte.

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D I E K L E I N E T E A M W O R K

Wie funktioniert eine Solarzelle?

Die kleine teamwork möchte unseren ganz jungen Lesern die Heraeus Technologiewelt näherbringen. Aber auch Erwachsene sind herzlich zur Lektüre eingeladen.

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teamworkH E R A E U S M I T A R B E I T E R Z E I T U N G S E P T E M B E R 2 017

— A U S G A B E #15 7 —

Von Schanghai in die Welt

Frisch von der Uni, jung und hochqualifiziert. Aber es fehlt die Berufserfahrung. Das ist eine Herausforderung und Chance zugleich – sowohl für die Absolventen als auch für den Arbeitgeber. Dennoch können beide Parteien nur pro-fitieren. Die Berufseinsteiger sind lernwillig, offen und gliedern sich gut in die Unternehmenskultur ein.

So ist es auch bei Heraeus. Mit fünf neuen Trainees in China und aktuell vier weiteren in Deutschland ist der Nachwuchsbedarf gut gedeckt. „Durch Projekteinsätze in unterschiedlichen Konzernbereichen, national und inter-national, werden die Trainees befähigt, mehr Verantwor-tung zu übernehmen. So fördern wir die persönliche Weiterentwicklung“, erklärt Bettina Fuchs vom Team Per-sonal- und Organisationsentwicklung International. Sie ist zuständig für das Heraeus Traineeprogramm. „Die Pro-grammteilnehmer können aktiv mitgestalten. Das schafft individuelle Freiräume, um eigene Kompetenzen bestmög-lich zu entfalten – ganz im Sinne des Employer Brandings: Open Space. For Open Minds.“

Die Traineeangebote erstrecken sich insgesamt über einen Zeitraum von 24 Monaten. Seit 2010 hat Heraeus insgesamt 34 Trainees im Funktionsbereich Finance & Con-trolling in Deutschland, China und den Vereinigten Staaten eingestellt. Ergänzt wird diese Zahl durch 19 weitere Trainees aus den Bereichen Personal, IT und den Natur- und Ingenieurwissenschaften. KN

Kurz vorgestellt: die vier neuen Trainees in China.

Ein Traineeprogramm bei Heraeus ermöglicht Hochschulabsolventen einen internationalen Berufs einstieg – mit Blick über den Tellerrand.

Von links nach rechts: Gina Zhao bringt einen Master in Accounting der University of Shanghai for Science and Technology mit und unterstützt derzeit den Bereich Treasury in Schanghai.

Judy Zhu ist zunächst bei Heraeus Electro-Nite im Einsatz, nachdem sie ihren Master in Materials Science and Engineering an der Shanghai University abgeschlossen hat.

Ellie Yu absolvierte ihren Master in Chemie- und Bioingenieurwesen in Deutschland an der Friedrich-Alexander-Universität in Erlangen und ist derzeit bei Heraeus Noblelight einge-setzt.

Michelle Wang absolvierte einen Master of Science in Accounting, Finance and Manage-ment bei der University of Bristol in Groß-britannien und verstärkt auf ihrer ersten Station das Shared Service Center Accounting im Regional Center in Schanghai.

Nicht im Bild:Kayla Ge, die ihren Master in Chemical Tech-nology an der East China University of Science and Technology beendet hat, startete im Juli 2017 ebenfalls als Technical Trainee bei Heraeus.

ANDREAS BRÜCKEL

Andreas Brückel und Harald Braune kennen sich seit 25 Jahren. Seit 1992 arbeiten sie für Heraeus Quarzglas in

Bitterfeld. Beide sind in der Region auf-gewachsen. Gestartet sind sie jedoch 1991 in Hessen. Brückel erinnert sich gut: „Mein Vorstellungsgespräch hatte ich in Hanau kurz nach dem Unglück in der Quarzstraße. Die Leute waren geprägt von den Ereignis-sen. Aber trotzdem musste es ja irgendwie weitergehen.“ Als Diplomingenieur für den Bereich Anlagentechnik wurde er sechs Monate lang in Hanau angelernt und mit dem Verfahren vertraut gemacht. Bei Braune war es ähnlich: Als gelernter Chemikant stieg er in Hanau als Quarzglasschmelzer ein. Heute sagt er: „Es war ein turbulenter Einstieg. Sieben Tage Nachtschicht am Stück, eine kurze Pause in der Heimat und wieder zurück nach Hanau.“

meter Glasfaser können aus einem Zylinder gezogen werden. Das entspricht in etwa der Luftlinie von Bitterfeld nach New York.

Als Produktionsassistent hat Braune die einzelnen Produktionsschritte fest im Blick. Er kontrolliert die Schichtberichte der letzten 24 Stunden und sorgt für den reibungslosen Ablauf unterschiedlicher Produktionseinhei-ten. Bei technischen Fragen kann Brückel weiterhelfen: Seit 2008 leitet er die gesamte Anlagentechnik am Standort. Tägliche Tref-fen der Produktions- und Technikleiter sind das A und O, damit alles Hand in Hand geht und Abläufe kontinuierlich optimiert werden können. Und genau das ist nicht nur für die beiden, sondern auch für den gesamten Standort richtungsweisend. „Der Standort ist ständig in Bewegung und wir entwickeln uns stetig weiter“, erklärt Braune. „Und das ist auch gut so“, ergänzt Brückel.

Denn das war nicht immer so. An die Anfangsjahre der 2000er, in denen das Geschäft nicht so gut lief, erinnern sich Braune und Brückel gut. Sie sind froh, dass sich das Blatt gewendet hat. Und zwar mitt-lerweile so stark und rasant, dass bereits 2018 ein weiteres Werk eröffnen soll. Für die Zukunft sehen die beiden somit ein

Nach ihrer Einarbeitung ging es dann zurück nach Bitterfeld. An einen neuen Standort, der nach Arbeit rief. Die Ma schinen waren vor Ort, der Rohbau stand. Und der Rest? „Den haben wir fertig gestellt“, erzählt Braune. Eineinhalb Monate nach Produktionsstart in Bitterfeld war es dann geschafft: Der erste verkaufs-fähige Zylinder verließ die Produktions-straße. „Jeder hat seinen Bereich mit auf-gebaut und viel Herzblut investiert“, sagt Braune. Darauf sind sie stolz. 1993 feierte das Werk die Fertigstellung des ein-tausendsten Zylinders. Ein spektakuläres Ereignis für alle Beteiligten.

Im weltweit größten Quarzglaswerk

Heute arbeiten Brückel und Braune im größten Werk für synthetisches Quarzglas der Welt. Mehr als 20.000 synthetische Quarzglaszylinder werden als Rohmaterial jährlich von Bitterfeld aus in die Welt ver-schickt. Drei Meter lang und 200  Kilo-gramm schwer ist das Produkt. Sie werden von den Kunden weiterverarbeitet und für die Informationsübertragung in der Tele-kommunikation eingesetzt. Bis zu 7.000 Kilo-

großes Poten-zial für ihren Arbeitsplatz, aber auch für den Standort selbst.

Natürlich gibt es auch Herausforderungen. Hierzu zählen die beiden notwendige fachli-che Kompetenzen neuer Mitarbeiter und die steigenden administrativen Aufgaben für ihre jeweiligen Bereiche. Doch ihr Optimismus bleibt. Immer wieder betonen sie den Zusam-menhalt, das hohe Engagement und das freundliche Arbeitsklima am Standort. Das alles – und natürlich auch sein ganz persön-liches Jubiläum – möchte Braune bei der Ju-biläumsfeier am 16. September feiern. Brü-ckel feiert anders. Er schmunzelt: „Ich komme seit 25 Jahren gerne hierher. Aber im September mache ich Urlaub.“ Wie auch immer gefeiert wird: teamwork gratuliert Bitterfeld herzlich zum 25-jährigen Jubiläum!

Zwei Herzen aus QuarzSie verbindet eine besondere Gemeinsamkeit: Andreas Brückel und Harald Braune haben viel Herzblut inves-tiert, um den Standort Bitterfeld von Beginn an mit aufzubauen. Auch 25 Jahre später kommen sie noch immer gerne zur Arbeit auf das Werksgelände.

HARALD BRAUNE

JANINE [email protected]

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Heraeus richtet zum achten Mal den Regional wettbewerb Rhein-Main Ost aus. Unter dem Motto „Spring!“ („Springt und zeigt, was ihr könnt“) startet „Jugend forscht“ in die neue Runde. Am 17. Februar 2018 steht das Werksgelände in Hanau wieder im Zeichen von „Jugend forscht“ und „Schüler experimentieren“. Als Patenunter-nehmen richtet Heraeus bereits zum achten Mal den Regionalwettbewerb aus und freut sich auf möglichst viele Teilnehmer und Pro-jekte aus der Region.

Seit 2011 haben rund 460 Forscher-talente mit 211 Projekten in den Bereichen „Schüler experimentieren“ und „Jugend forscht“ den Regionalwettbewerb mit tollen Ideen bereichert. Aus den bisherigen Wettbe-werben sind bislang 29 Regional sieger (Kate-gorie „Jugend forscht“) und fünf hessische Landessieger hervorgegangen. 2017 nahmen 55 Jungforscherinnen und Jungforscher mit 26 Projekten bei Heraeus teil.

„Jugend forscht“ 2018 startet

Bis 30.11.2017 anmelden unter: jugend-forscht.de

NE WS

Abdulrahman Alabsi beginnt seine Ausbildung zum Zerspanungsmechaniker bei Heraeus.

Der Weg zu einer qualifizierten Arbeitsstelle ist für Geflüch-tete häufig langwierig. Die wenigsten kennen die notwen-digen Voraussetzungen, um dieses Ziel zu erreichen. Abdulrahman Alabsi hat es geschafft. Er ist 22 Jahre alt und kommt aus Syrien. In Aleppo hat er 2014 ein Semester lang Maschinenbau studiert. Dann hat er abgebrochen auf-grund des Krieges.

Der Weg nach Deutschland verlief nicht auf direktem Wege. Bei einem achtmonatigen Zwischenstopp in der Tür-kei arbeitete Alabsi als Aushilfskraft, um das nötige Geld für seine Weiterreise zu verdienen. Dann ging es mit dem Boot nach Griechenland. Und von dort aus weiter nach Mit-teleuropa: mit dem Bus, dem Auto und zu Fuß, bis er in Deutschland ankam.

Wissbegierde im Gepäck

Neben seinem Abiturzeugnis hatte er jede Menge Wiss-begierde und Motivation im Gepäck. Er wollte Deutsch ler-nen und seine Mathematikkenntnisse weiter voranbringen.

Davor galt es einige Fragen zu klären, zum Beispiel rund um eine Arbeitserlaubnis in Deutschland. Dafür wendete sich Alabsi an das Beratungsnetzwerk „Bleib in Hessen“. Hier bekam er Unterstützung. Beispielsweise organisierte die Initiative einen Abendsprachkurs, damit er seinem Minijob nachgehen und gleichzeitig weiter Sprachbarrieren ab-bauen konnte.

Zu Heraeus kam der junge Syrer dann im März 2017. Er bewarb sich für ein Praktikum in Hanau. Drei Wochen lang war er im Unternehmen tätig und konnte mit seinen Kom-petenzen überzeugen. Noch im gleichen Monat unterzeich-nete er seinen Ausbildungsvertrag zum Zerspanungsmecha-niker. So wird Alabsi bei Heraeus unter anderem lernen, Maschinen zu programmieren. Für die nächsten Monate hält er optimistisch an dieser Perspektive fest. Er spielt schon jetzt mit dem Gedanken, sich nach der Ausbildung über ein duales Studium weiterzuqualifizieren. Eines steht schon jetzt fest: Nach Feierabend wird Alabsi nicht mehr zurück in die Flüchtlingsunterkunft gehen. Denn mittlerweile ist er in eine eigene Wohnung gezogen. JG

Von Syrien geflüchtet und bei Heraeus angekommenIm September 2015 kam Abdulrahman Alabsi nach Hessen in die Flüchtlingsunterkunft nach Hanau-Wolfgang. Heute, zwei Jahre später, beginnt er seine Ausbildung bei Heraeus. Er ist einer von sechs Geflüchteten, die Heraeus zum neuen Ausbildungsjahr beschäftigt.

Sogar ein Teich ist Teil des Werksgartens.

Wallsend blühtDas Gärtnern in der Stadt ist inzwischen ein weltweites Phänomen. In Wallsend gibt es jetzt einen neuen Trend: Gärtnern auf dem Werks-gelände.

Keine Frage: Wer in der Mittagszeit seinen Arbeitsplatz verlässt, der hat mehr von der Pause und steigert sein Wohlbefinden. Ge-nau diesem Ansatz folgt Heraeus Quartz UK in Wallsend mit verschiedenen Initiativen.

Eine davon: der in Eigenregie bepflanzte Garten direkt auf dem Werksgelände. Das gut zehnköpfige Gartenteam hat Spaten und Rechen in die Hand genommen, einen Teich angelegt und mit grünem Daumen gepflanzt. Obstbäume etwa, Blumen oder Gemüse. Hinzu kam ein Sitzbereich mit recy-celten Paletten aus der Auftragsvergabe.

Über den Tag hinweg wird der Garten gerne genutzt. Und für jeden, der mag (und sich beeilt), liegt das geerntete Gemüse beim Werkschutz bereit. Einige der Mitar-beiter legen hier auch Gemüse aus ihrem privaten Garten dazu. Und so steht fest: Nicht nur für das Sommergrillen waren die Erdbeeren und Tomaten sowie diverse weitere Gemüse leckere Begleiter  – direkt von der Werksfarm.

Tom Eyre, Geschäftsführer von Heraeus Quartz UK meint: „Der Garten ist einfach ideal für alle, die sich an einer Mittags-pause im Freien und inmitten von Blumen erfreuen. Auch für die Tiere der Gegend ist der grüne Ort eine Bereicherung.“ JSReichlich Platz für eine entspannte Pause.

Grüner Daumen: Susan McGregor, Josie Criddle und Helen Wells gehören mit zum Gartenteam (v.l.n.r.).

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SÃO PAULO

D I E K L E I N E T E A M W O R K M I T :

Wie funktioniert eine Solarzelle?Die kleine teamwork möchte unseren ganz jungen Lesern die Heraeus Techno-logiewelt näherbringen. Aber auch Erwachsene sind herzlich zur Lektüre eingeladen.

Die Sonne ist ein riesiges Kraftwerk, dessen Energie durch Lichtteilchen auf die Erde gelangt. Diese Strahlung wird durch Solar-zellen wieder in elektrische Energie um-gewandelt – mit Photovoltaik. „Photos“ ist griechisch für Licht und „Volt“ die Einheit für elektrische Spannung. Fast immer wird Silizium als Basismaterial für Solarzellen genutzt, denn das gibt es wie Sand am Meer.

Die Zelle ist aufgebaut wie ein Sandwich. Oben und unten liegen leitfähige Platten und mittig Silizium – wie die Zeichnung zeigt. Die Siliziumschichten allein können aus Strahlung nicht Energie machen. Ihnen werden positive (p) und negative (n) Atome beige-mischt. Diese wollen sich unbe-dingt vereinen, sodass eine Grenzschicht mit gepaarten Atomen entsteht. Treffen superenergetische Sonnenstrahlen auf die Grenz-schicht, werden die Paare ausein-andergeschossen.

Die Atome wollen sich sofort wieder paaren und werden dabei über Kontaktbahnen umgeleitet. Unter-wegs entsteht elektrische Ladung, die dann in Strom umgewandelt wird. Hier kommt Heraeus Techno-logie zum Einsatz: Die Silberpasten von Heraeus Photovoltaics leiten die geladenen Teilchen in hauch-dünnen Bahnen zu einer Sammel-schiene. Für einen möglichst hohen Energieertrag.

N-SCHICHT

P-SCHICHT

METALLPLATTE (PLUSPOL)

GRENZSCHICHT

SAMMELSCHIENE

KONTAKTSCHIENE (MINUSPOL)

São PauloSão Paulo ist die größte Stadt Brasiliens und wichtiges Zentrum für Wirtschaft, Finanzen und Kul-tur. Octávio Alves jr. von Heraeus Electro-Nite erzählt, was man sich anschauen sollte.

São Paulo ist eine bunte Stadt und war immer schon Anziehungspunkt für Menschen aus aller Welt. Ganz unabhängig von Herkunft

und Glauben: Sie kommen hier gut miteinander zurecht. Ein Beispiel für die Vielfalt ist die Ein-wanderung aus Japan, die 1908 startete. Heute leben rund 1,5 Millionen Menschen mit japanischen Wurzeln in Brasilien – mehr als irgendwo sonst außerhalb Japans. In São Paulo gibt es sogar ein japanisches Viertel. Hier, in Liberdade, sprechen die Einwohner japanisch, auch die Straßenschilder sind japanisch. Klar, dass man nirgendwo in der Stadt besser japa-nisch essen kann. Bekannt für sein Nachtleben, für viel Kultur, kleine Geschäfte und Restau-rants ist die Vila Madalena, ein Viertel im Westen São Paulos. Hier befindet sich auch die Beco do Batman, zu deutsch: die Batman-Gasse. Das Areal ist mit unzähligen Graffiti geschmückt.

Ein echter Kontrast dazu ist das neue Geschäftsviertel rund um die Berrini Avenue – mit modernen Bürotürmen, Einkaufszentren, Restaurants und Theatern. Freunde der Klassik sollten einen Besuch der „Sala São Paulo“ ein-planen. Der 1938 eröffnete Bahnhof wird heute als Konzert saal genutzt. Eine besondere Atmosphäre bietet auch die Bar da Dona Onça. Die Einrichtung ist einmalig, das Essen fantas-tisch. Und bei den Cocktails kommen die Früchte direkt vom Amazonas. Nachtschwär-mer sollten die Fatiado Discos besuchen. Was einmal als Plattenladen begann, wurde später zu einer entspannten Disco ausgebaut – mit Ter-rasse im Hinterhof. Wer es ruhiger angehen will: Der Ibirapuera-Park ist die grüne Oase der Stadt, beherbergt das Museum für moderne Kunst und bietet einiges an Veranstaltungen. Gut möglich, dass wir uns dort treffen.

ÜBER HERAEUS ELECTRO-NITE

Heraeus Electro-Nite ist seit 1976 in Brasilien aktiv. Der-zeit arbeiten 105 Mitarbeiter am Firmensitz in Diadema, einer Stadt südlich von São Paulo. Heraeus Electro-Nite bedient die Stahl-, Nickel-, und Gießerei industrie.

1 Neu: Schrägseil-brücke über den Rio Pinheiros.

2 Graffiti schmü-cken das Areal um die Batman- Gasse.

3 Kultur oder Ent-spannung bietet der Ibirapuera- Park.

SÃO PAULO

Einwohner: 12,5 Millionen

Gründung: 1554

Restaurants: 12.500

Wolkenkratzerdichte:Platz 3 nach New York City und Hongkong

Bevölkerung: 60 % mit italienischen Wurzeln

OCTÁVIO ALVES JR., Geschäftsführer Heraeus Electro-Nite, Brasilien.

Z U B E S U C H I N …

NIALL MURPHY ist Packaging/Shipping Administrator bei Heraeus Metal Processing, Ltd. in Shannon, Irland.

Er bekam die aktuelle teamwork-Ausgabe als Erster zu lesen.

WAS NEHMEN SIE FÜR SICH VOM FOKUSTHEMA MIT?

Heraeus konzentriert sich derzeit darauf, das Unternehmen auf seine Zukunftsfähig-keit zu prüfen. Neben dem täglichen Ge-schäft schauen wir auch nach vorne – zu neuen Anwendungsfeldern und Innovatio-nen. Ich glaube, um unseren Erfolg zu er-halten, müssen wir uns ständig dynamisch weiterentwickeln. Es ist sehr interessant, etwas über neue Bereiche zu erfahren, an denen Heraeus arbeitet. Ich kannte bei-spielsweise die vier Heraeus Start-ups bis-her nicht.

WELCHE BEITRÄGE HABEN SIE ZUERST GELESEN?

Der Winterstürme-Beitrag. Obwohl Magellan noch nicht am Standort Shannon eingeführt wurde, habe ich bereits viel über das System gehört. Über die bisherige Umsetzung zu lesen, zeigt auf, was uns erwartet, wenn das System in Shannon eingeführt wird.

ÜBER WELCHE THEMEN WÜRDEN SIE ZUKÜNFTIG GERNE MEHR LESEN?

Ich möchte mehr Artikel über die Chemie-produktion und Fertigungsprozesse lesen, die bei uns am Standort Shannon im Fokus stehen. Branchenentwicklungen und Erfah-rungen von Mitarbeitern an anderen Heraeus Standorten – das interessiert mich.

L E S E R K R I T I K

1 2 / T E A M & W O R K teamwork #157 | S E P T E M B E R 2 017

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