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AUS DER KITU-PRAXIS Stadt Wanzleben-Börde – Wir haben profitiert! IT-Kundenmagazin für Sachsen-Anhalt STREIFLICHTER Einfach goldig – ein Tanzbär zum Naschen ÜBER DEN TELLERRAND Elektronische Rechnungs- legung auf dem Vormarsch 15. Jahrgang | II. Quartal 2015| Nr. 57 Das dunkle Zeitalter – Kommunen sind gefordert, digitales Wissen für die Nachwelt zu erhalten

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Kundenzeitschrift der KID Magdeburg GmbH

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Aus der KITu-PrAXIsstadt Wanzleben-Börde –Wir haben profitiert!

IT-Kundenmagazin für sachsen-Anhalt

sTreIflIchTereinfach goldig – einTanzbär zum Naschen

ÜBer deN TellerrANdelektronische rechnungs-legung auf dem Vormarsch

15. Jahrgang | II. Quartal 2015| Nr. 57

Das dunkle Zeitalter – Kommunen sind gefordert, digitales Wissen für die Nachwelt zu erhalten

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wie machen Sie Fotos? Wie die Mehrheit: mit dem Smartphone?

Mit den neuen guten Handys liegt die Qualität weit über der

Qualität alter Analog-Kameras. Und wenn bei einem Treffen

mit Freunden die neuesten Bilder gefragt sind: kein Problem, in

Sekundenschnelle können sie auf dem Handy-Bildschirm gezeigt

werden.

Aber was machen Sie, wenn Sie das Mobiltelefon tauschen oder

der Speicher voll ist? Speichern Sie die Fotos dauerhaft auffindbar

ab oder erstellen sogar ein Fotobuch (was im Übrigen schneller

geht, als früher ein Album zu basteln)? Oder drucken Sie mit Ih-

rem normalen Drucker auf A-4-Schreibmaschinenpapier ein paar

der Bilder aus, bevor sie digital in der Versenkung verschwinden?

Sicher haben Sie von Ihren Eltern oder Großeltern liebevoll erstell-

te Familien-Alben, viele der Fotos mit Erläuterungen versehen.

Werden Ihre Kinder und Enkel solche Erinnerungen von Ihnen

erhalten?

Wir produzieren zur Zeit ein Vielfaches an Daten, Dokumenten

und digitalen Fotos im Vergleich zur Vergangenheit. Es bleibt zu

hoffen, dass wir auch wertschätzen, dieses für unsere Nach-

kommen zu bewahren: „Erzähle mir die Vergangenheit und ich

werde die Zukunft erkennen.“ (Konfuzius)

In dieser Ausgabe finden Sie Informationen aus kommunaler

Sicht zum Thema auf den Seiten 10 bis 12.

edITOrAl

Was bleibt?

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4-5 Aus der KITu-PrAXIs

„Wir haben profitiert“

6-7 OsTerWIecK

entwicklung des Buchdrucks und durchsetzung des Internet waren Medienrevolutionen

8 ÜBer deN TellerrANd

elektronische rechnungslegung auf dem Vormarsch

9 MAGdeBurG

Modernes sitzungsmanagement und digitale Gremienarbeit

10-11 dIGITAl

das dunkle Zeitalter

12 INTerVIeW

Im Gespräch mit Prof. dr. ulrike höroldt, leiterin des landeshauptarchivs sachsen-Anhalt

Im Gespräch mit dr. Maren Ballerstedt fachdienstleiterin des stadtarchivs Magdeburg

13 lANdeshAuPTsTAdT MAGdeBurG

umsetzung des druck- und Kopierkonzeptes für das Jugendamt

14-15 sOfTWAre

Platzsuche leicht gemacht durch „childrens´ home“

16 Aus der KId-PrAXIs

Girls-day in der KId

17 INTerVIeW

Auf ein Wort, sven schulze

18-19 AusfluGsTIPP

hexenverbrennungen, Museum, Verpfändungen

20-21 sTreIflIchTer

einfach goldig

22 GlOsse

fürsorglich wie die Mama

23 rÄTsel | sudOKu | IMPressuM

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INhAlT

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Aus der KITu-PrAXIs

Wie in vielen kleineren Verwaltungen hat man in der Bördestadt viele Jahre mit der IT herumgebastelt: „Wenn mal Computer oder Drucker im Angebot wa-ren, haben wir ein bisschen was erneuert. Zunächst hat das funktioniert. Bis die Technik in die Jahre kam, immer mehr Programme aufgespielt wurden und unser Gerätepark ein Sammelsurium der weltweiten IT-Industrie war.“

Im Frühjahr 2013 war dann beim besten Willen nichts mehr zu „basteln“ für die beiden Administra-toren. Hauptamtsleiterin Dr. Martina Neshau: „Dem Rathaus drohte die Arbeitsunfähigkeit.“

In aller Eile sondierte die Verwaltungsspitze den Markt, sprach mit den Nachbarn von der Verbands-gemeinde Obere Aller und erinnerte sich auch an Einladungen der Kommunalen IT-Union. Auch ein externes Systemhaus wurde eingeladen, um die Möglichkeiten einer Rettung in letzter Minute abzu-klopfen. Letztlich aber entschieden sich die Wanzle-ber für die KITU. Aus zwei Gründen:

Petra Hort:

„Die guten Erfahrungen der Oberen Aller und das Genossen-schaftsmodell. Da kommt nicht jemand, der nur Geld verdienen will, sondern eine Genossen-schaft, die ein gemeinsames Ziel hat. Das war uns sympathischer.“

Kaum waren die Gremien überzeugt, trat Wanzleben-Börde am 25. April 2013 der KITU bei. Von da an ging alles ganz schnell. Die KID er- arbeitete im Auftrag der KITU eine Analyse der IT-Situation. Bereits drei Monate später, im Juli 2013, wurde die komplette Technik auf den neu-esten Stand gebracht. Bürgermeisterin Petra Hort: „Und das erschreckend geräuschlos. Die Mitarbeiter haben davon kaum etwas bemerkt.“ Seitdem ist die Betriebsführung des Systems Sache der KITU. Dr. Neshau schwärmt: „Jetzt ist Ruhe im Schiff.“

„Wir haben profitiert“stadt Wanzleben-Börde ist seit zwei Jahren Mitglied der Kommunalen IT-uNION eG

„Man gewöhnt sich so schnell an das Neue, dass sich kaum noch jemand an die widri-gen Arbeitsbedingungen von vor zwei Jahren erinnern kann.“ Petra Hort, Bürgermeiste-rin der Stadt Wanzleben-Börde, denkt bei diesen Worten an die häufigen Serverabstürze zurück, die die Mitarbeiter im Wanzleber Rathaus mindestens einmal pro Woche beinahe zur Weißglut getrieben haben. „Alle Nase lang musste jemand in den Serverraum und einen Neustart machen,“ erinnert sich EDV-Verantwortliche Ilona Genz.

Diskussion im Bürger-meisterbüro der Stadt

Wanzleben-Börde: Hauptamtsleiterin

Dr. Martina Neshau, Bürgermeisterin Petra

Hort und Administrato-rin Ilona Genz (v.l.).

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INfOIn der Kernver-waltung der Stadt Wanzleben-Börde sind 45 Mitarbei-ter beschäftigt, in nachgeordneten Einrichtungen wie z. B. als Gemein-dearbeiter oder Erzieherinnen in Kindertagesstätten weitere 155. Wanz-leben hat knapp 5.000 Einwohner. Zur Stadt Wanzle-ben-Börde gehören seit der letzten Gemeindegebiets-reform 19 Ortschaf-ten mit insgesamt ca. knapp 15.000 Einwohnern. Es gibt keinen kommuna-len Eigenbetrieb. In der Verwaltung gibt es 50 Computerar-beitsplätze und 35 Drucker.

Die Geschwindigkeit im internen Netz wurde von 100 Mbit auf 1 GB erhöht, beide Rathauss-tandorte sind medienbruchfrei miteinander verbun-den, alle PCs und Programme sind auf Office 2010 umgestellt, die Einwohner-Abteilung mit Meso-Software ausgestattet und ein Druck- und Kopier-konzept erarbeitet und umgesetzt. Der Serverraum, bisher mit dem Charme einer verstaubten Besen-kammer geschlagen, ist umgebaut, klimatisiert und so etwas wie das Schmuckstück im 310 Jahre alten Wanzleber Rathaus.

Das alles hat zwar auch Geld gekostet, doch es hat auch jede Menge gespart, ist sich Bürgermeis-terin Petra Hort sicher: „Hätten wir weiter gebastelt und geflickt, wäre uns das deutlich teurer gewor-den.“ Das Genossenschaftsmodell hat sich aus ihrer Sicht mehr als bewährt: „Jedes Mitglied hat eine Stimme, ganz gleich, wie groß und finanzstark es ist. Außerdem kommen Menschen zusammen, die gleiche Probleme haben und mit der KID einen Partner, der sich mit denen auskennt. Wer will denn von uns Bürgermeistern noch vernünftig eine Leis-tungsbeschreibung von IT-Technik erarbeiten, die die nächsten 10 bis15 Jahre funktionieren soll? Ich sag‘ Ihnen was, das kann keiner von uns. Das können wir nur gemeinsam lösen.“

Als nächstes plant Wanzleben mit KITU-Hilfe die Einführung eines Dokumenten-Management-Systems, um der kleinen Verwaltung auch technisch eine Brücke in das digitale Zeitalter zu bauen.

Ilona Genz: „Wir sind zwar klein, aber wir wollen nicht weiter ins Hintertreffen geraten. Durch die Sta-bilisierung unseres IT-Netzwerkes bleibt uns endlich Zeit, die gesamte IT besser zu strukturieren.“ Den Wanzlebern ist wichtig, Schnittstellen im internen Dokumentenaustausch so zu konfigurieren, dass kei-ne Medienbrüche die Alltagsarbeit lähmen: „Unter Umständen muss man auch in Erwägung ziehen, Software zu wechseln, um eine heterogene Welt innerhalb der Verwaltung oder wenigstens innerhalb einer Abteilung zu haben. Unsere Mitarbeiter müs-sen durch ihre Programme ent- und nicht belastet werden.“

Im vergangenen Jahr hat Wanzleben z.B. ein neues Beitragsprogramm angeschafft, das auf die Daten eines GIS-Programmes (Geo-Informations-System) zurückgreift. Doch dafür mussten zunächst Daten gepflegt, Schnittstellen erarbeitet und getestet werden. Alles sehr zeitaufwendig, doch, wenn die Technik mitspielt, auf Dauer eine enorme Einsparung.

Ilona Genz:

„Wir freuen uns auf den Erfah-rungsaustausches innerhalb des KITU-Netzes. Daraus können wir für uns die richtigen Lösungsansät-ze herauspicken und unsere IT-Ar-beitswelt harmonisch gestalten.“

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OsTerWIecK

Einer der inhaltlichen Höhepunkte war die Po-diumsdiskussion „Chancen und Grenzen der Medien“ in der Stephanikirche. Gesprächspartner waren Franz-Reinhard Habbel, Sprecher des Deutschen Städte- und Gemeindebundes, Angelika Zädow, Super- intendentin des Kirchenkreises Halberstadt, Renate Höppner, Pfarrerin an der Kreuzgemeide Magde- burg, der CDU-Politiker Dr. Karl-Heinz Daehre und Dr. Detlef Rentsch, stellvertretender Hörfunkdirektor des MDR. Moderator der Talkrunde war Pfarrer And-reas Beuchel, Senderbeauftragter der evangelischen Landeskirchen beim MDR.

„Auf meinem Nachttisch liegen drei Bücher, davon ein E-Book“, antwortete Franz-Reinhard Habbel dem Moderator Andreas Beuchel, der die Gesprächs-teilnehmer zunächst nach ihren Lesegewohnheiten

befragt hatte. „Beim Lesen bevorzuge ich traditionelle Bücher, nutze aber das Internet für Recherchen und als Informationsquelle für überregionale Nachrichten, erklärte Angelika Zädow. Renate Höppner räumte ein, dass die Bibel bei ihr zur Pflichtliteratur gehört. „Privat lese ich zur Zeit Tagebücher von Max Frisch“, ergänzte sie. Hingegen berichtete Dr. Karl-Heinz Daehre, dass in seiner Heimbibliothek Chemie-Fachzeitschriften und Bücher über Preußen reichlich vertreten sind, Dr. Detlef Rentsch machte deutlich, dass er als Lutherbeauftrag-ter des MDR, auf umfangreiche Literatur über den berühmten Reformator nicht verzichten könne.

„Für die Verbreitung der Lehre Luthers war die Entwicklung des Buchdrucks eine Medienrevoluti-on, die mit der Durchsetzung des Internets in der heutigen Zeit durchaus vergleichbar ist“; formulier-

chancen und Grenzen der Medien

entwicklung des Buchdrucks und durchsetzung des Internet waren MedienrevolutionenDie Stadt Osterwieck und die evangelische Kirchengemeinde veranstalteten, unterstützt durch viele Vereine und Initiativen, ein Reformationsfest auf dem Stephanikirchhof im Herzen der historischen Fachwerkstadt. Unter dem Motto „Vom Buchdruck bis Face-book“ wurde vom 15.-17. Mai ein interessantes Programm geboten. Abwechslungsrei-che Veranstaltungspunkte und der „Markt unter den Linden“ zogen zahlreiche Besucher an, die in Erfahrung bringen konnten, wie sich die Informationsweitergabe seit Luther verändert hat und welche Herausforderungen damit heute einhergehen.

Franz-Reinhard Habbel ist Sprecher des Deutschen Städte- und Gemeindebundes mit Sitz in Berlin. Er gehört als Herausge-ber von Sachbüchern, Redner und Mit-glied hochkarätiger Fachgremien zu den führenden Köpfen der Einführung von E-Government in Deutschland. Habbel führt ein eigenes Blog zur Verwaltungs-modernisierung.

Pfarrer Andreas Beuchel ist Senderbeauf-tragter der evangelischen Landeskirchen beim MDR. Damit ist er Vertreter der fünf evangelischen Landeskirchen im Sende-gebiet des Mitteldeutschen Rundfunks (MDR) und hält die Verbindung zum Intendanten, den Hörfunk- und Fern-sehdirektoren, sowie den Direktoren der Landesfunkhäuser.

Angelika Zädow wurde in Bonn geboren. Seit 1.Februar 2010 ist sie Superinten-dentin des Kirchenkreises Halberstadt und Verwaltungsratsvorsitzende des Diako-nischen Werkes. Damit übernahm die Theologin die Verantwortung für reichlich 30 000 evangelische Christen in den knapp 100 Kirchgemeinden der Evangeli-schen Kirche in Mitteldeutschland.

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te Andreas Beuchel. „Ohne Buchdruck keine Informa-tion“, bestätigte Franz-Reinhard Habbel diese These des Moderators und informierte, dass heute drei Milliarden Menschen und 82 Prozent der deutschen Bürger Zugang zum Internet haben. „Allerdings sind viele Internetnutzer in den Sozialen Medien unter-wegs, um Aufmerksamkeit für ihre eigene Person zu erzielen“, lautete das Urteil des Medienexperten, der zu den führenden Köpfen der Einführung von E-Government in Deutschland zählt und ein eigenes Blog zur Verwaltungsmodernisierung führt.

Auch Dr. Karl-Heinz Daehre, Politiker im Ruhe-stand, würdigte die Rolle der Neuen Medien als modernes Hilfsmittel zur Unterstützung der Arbeit in den Verwaltungen des Bundes, der Länder und der Kommunen. Während Renate Höppner zur Sprache brachte, dass die sozialen Medien echte zwischen-menschliche Beziehungen nicht ersetzen können, betonten Angelika Zädow und Detlef Rentsch den Vorteil, dass das Internet keine Einbahnstraße, son-dern ein Kommunikationsforum sei, bei dem alle Internetnutzer selbst aktiv werden können. Dies lasse aber auch zu, dass sich die Nutzer des Internets auf die übelste Art und Weise beschimpfen, meinte Karl-Heinz Daehre.

An dieser Stelle äußerte Renate Höppner ihre Angst, „dass fremde Menschen Dinge über mich erfahren, die ich gar nicht preisgeben möchte“. Gleichzeitig äußerte sie sich erfreut darüber, dass sie selbst tagaktuell verfolgen kann, was ein guter Freund von ihr in Russland der Öffentlichkeit über seine Person und seine Arbeit im Internet offenbart.

Angelika Zädow forderte Maßnahmen ge- gen den Missbrauch der neuen Medien und für

einen verantwortungsvollen Umgang mit dem Internet.

Dr. Rentsch würdigte die vielfältigen multime-dialen Möglichkeiten und Chancen, die sich mit der Entwicklung und Nutzung von Apps ergeben. Er bezeichnete das Zusammenspiel zwischen traditi-onellen und neuen Medien als ein Ping-Pong-Spiel, bei dem jeder Teil seine Berechtigung habe. Dabei bestehe aber die Gefahr, dass Kürzel wie „LG“ und „HDL“ die schöne deutsche Sprache, die wir auch Martin Luther zu verdanken haben, unschön redu-zieren, meinte Renate Höppner.

Zusammenfassend brachten die Diskussions-teilnehmer zum Ausdruck, dass sie die Chancen der Medien zur Verbesserung unserer Gesellschaft als bedeutsamer betrachten als die damit verbun-denen Risiken. Trotz der Risiken könne man vertrau-ensvoll und optimistisch in die Zukunft blicken, sagte Dr. Daehre. „Das Buch und das Internet können gut nebeneinander leben“, schätzte Dr. Rentsch ein. „Die Chancen sind größer als die Gefahren“, resümierte auch Renate Höppner. Franz-Reinhard Habbel bezeichnete die Einführung des Internet als dramatischen Umbruch wie damals die Entwicklung des Buchdrucks zu Luthers Zeiten. Dabei ginge es heute darum, das Internet zur Stärkung der Freiheit zu nutzen.

„Ich bleibe optimistisch, aber wir brauchen solche Debatten wie heute über das Thema, um die Gefahren effektiv bekämpfen zu können“, lobte der Sprecher des Deutschen Städte- und Ge-meindebundes die Initiatoren der Veranstaltung in Osterwieck.

Freimut Hengst

Renate Höppner studierte in Leipzig und Berlin Theologie und ist Pfarrerin der evan-gelischen Kreuzkirchengemeinde in Mag-deburg. Die Ehegattin des im Juni 2014 verstorbenen ehemaligen Ministerpräsi-denten von Sachsen-Anhalt, Dr. Reinhard Höppner, ist Schirmherrin der Sachsen-Anhaltischen Krebsgesellschaft e. V.

Der Diplom-Chemiker und CDU-Politiker Dr. Karl-Heinz Daehre war von 2006 bis 2011 Minister für Landesentwicklung und Verkehr und von 2002 bis 2006 Minister für Bau und Verkehr sowie von 1991 bis 1994 Minister für Raumordnung, Städ-tebau und Wohnungswesen des Landes Sachsen-Anhalt.

Dr. Detlef Rentsch, war langjähriger Wellenchef des MDR Kulturradios MDR FIGARO. Der gebürtige Erzgebirgler gab die Wellenleitung nach mehr als 22 Jahren 2014 auf eigenen Wunsch ab, um sich in Zukunft verstärkt dem Pro-gramm und seiner Funktion als stellvertre-tender Hörfunkdirektor widmen.

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Vorreiter beim Thema e-Rechnung sind die Skandinavier. Die meist liberale Gesetzgebung begünstigte auch die Einführung der e-Rechnung. Wo andere noch Bedenken haben, wird im Norden gehandelt.

Dänemark verabschiedete schon 2005 ein Gesetz, nachdem Unternehmensrechnungen an den öffentlichen Sektor nur noch elektronisch gestellt werden dürfen. Basta. Gesetzliche Vereinfachungen haben der e-Rechnung in weiteren europäischen Ländern das Feld be-reitet. In Österreich ist sie seit 1.1.2014 Realität, in Slowe-nien seit 1. Januar 2015 Pflicht.

Ab 1. Januar dürfen auch dort staatliche Käufe von Waren und Dienstleistungen nur noch über elektronische Auktionen abgewickelt werden. Ab dem 31. März 2015 akzeptieren auch die italieni-schen Behörden keine Papierrechnungen mehr von ihren Zulieferern. Mit der Umstellung auf E-Invoicing befindet sich Europas viertgrößte Volkswirtschaft in guter Gesellschaft; auch in Frankreich, Spanien, Portugal und in der Schweiz sind die öffentlichen Rechnungsstellen im digitalen Empfangszeitalter angekommen.

Das macht Europa zu einem geteilten Kon-tinent mit mehreren getrennten Systemen, die

nach nationalen Normen funktionieren. Unternehmen, die über Grenzen

hinweg Verträge mit öffentlichen

Behörden schließen, müssen mit höheren

Kosten kalkulieren.

Jetzt macht die EU Druck. Im April 2014

verabschiedete sie eine EU-Richtlinie (2014/55/

EU „e-invoicing“), die eine verpflichtende Annahme

von elektronischen Rechnun-gen für alle Behörden aller

Mitgliedsstaaten vorsieht. Das e-Rechnungsformat wird im Mo-

ment noch durch CEN standardisiert und getestet werden. Sind die Tests

erfolgreich, wird die Norm veröffentlicht – spätestens bis zum 27. Mai 2017.

Den EU-Mitgliedstaaten bleibt dann bis zum 27. November 2018 Zeit, die Richtlinie umzu-

setzen. Dann soll es mit dem Anteil der e-Rech-nungen steil nach oben gehen. Bisher werden in der EU nur zwischen 5 und 15 Prozent der Rechnungen an Verwaltungen elektronisch gestellt.

elektronische rechnungs- legung auf dem Vormarschstudie errechnet einsparpotential von 243 Milliarden euro in europa

Papier ist geduldig. Der Absender einer Rechnung ist dies eher nicht. Ohnehin ist Pa-pier teuer, nicht nur wegen des Materials, sondern auch wegen des Einpflegens der Rechnungsdaten in digitale Systeme. Die elektronische Rechnungsstellung könnte vieles vereinfachen und Milliarden sparen. Deshalb drängt die EU auf eine europaweite einheit-liche Umstellung. Die Skandinavier sind begeistert, die Deutschen vorsichtig. Eine Situationsbeschreibung.

ÜBer deN TellerrANd

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MAGdeBurG

Die Umsetzung in deutsches Recht wird nicht ganz einfach sein: Da es sich um rein verwaltungs-organisatorische und haushaltsrechtliche Fragen handelt, kann der Bund wohl nur für seine eige-nen Beschaffungen entsprechende Vorschriften beschließen. Die Bundesländer müssen die Richtli-nie für sich und die Kommunen in Landesgesetzen selbst regeln. Die EU-Richtlinie will erreichen, dass die Norm auch für die elektronische Rechnung im B2B-Bereich geeignet ist. Damit will Brüssel ein Auseinanderfallen von Standards im öffentlichen und im sonstigen geschäftlichen Bereich vermei-den.

Geht es nach der EU, so ist die elektronische Rechnungserstellung bis 2020 vorherrschende Methode auf dem Kontinent. Doch viele Experten glauben nicht an einen Durchbruch binnen fünf Jahren. Aktuell sind in Deutschland nur etwa fünf bis sechs Prozent der Rechnungen elektronisch, sagt Carolin Klas, Referentin bei der Arbeitsgemein-schaft für wirtschaftliche Verwaltung e.V. (AWV). Klas ist bei der AWV verantwortlich für das Thema der elektronischen Rechnungsabwicklung in der Verwaltung: „2020 ist nicht mehr weit. Ich halte es für eher unrealistisch, dass sich die elektronische

Rechnungserstellung bis dahin durchsetzt.“ Vor allem deshalb, weil Deutschland die Wirtschaft eben nicht zur E-Rechnung verpflichten wollte. Gabriele Mayer, Leiterin des Referats Finanzma-nagement beim Bundesverwaltungsamt (BVA) und dort zuständig für das Thema E-Rechnung, sagt: „Die Verwaltung ist darauf angewiesen, dass die Unternehmen auch E-Rechnungen liefern. Die europäische Richtlinie verpflichtet sie aber nicht.“ Dem Bundesverwaltungsamt bleibt nun nichts an-deres übrig, als Marketing und Aufklärung für die E-Rechnung zu betreiben.

Und das aus guten Grund, denn es winkt die Einsparung vieler Milliarden Steuermittel. Eine Studie der Goethe-Universität in Frankfurt am Main errechnete im Auftrag der BMI für die öffentli-che Verwaltung in Deutschland Einsparpotentiale von jährlich 120 bis 140 Millionen Euro. Für den öffentlichen Sektor in Deutschland lägen die Ein-sparpotentiale sogar bei über zwei Milliarden Euro, für Europa bei 243 Milliarden Euro. Dabei ist noch nicht einmal einkalkuliert, dass die verpflichtende elektronische Meldung von Rechnungen an die Steuerbehörden auch hilft, Steuerumgehung zu verhindern. juj

Modernes sitzungsmanagement und digitale Gremienarbeit

Am 06. Mai trafen sich interessierte Kommu-nen in Magdeburg, um sich über die Möglich-keiten des modernen Sitzungsdienstes und der digitalen Gremienarbeit zu informieren.

Bernd Thiem, Geschäftsführer der SOMACOS GmbH & Co. KG aus Salzwedel berichtete über die erfolgreichen Bausteine der digitalen Gremi-enarbeit. Dominik Iser aus der Stadt Staßfurt gab einen Einblick in das moderne Sitzungsmanage-ment, wie es in Staßfurt praktiziert wird.

Zum Abschluss verschaffte Julia Scholz, Anwendungsbetreuerin in der KID Magdeburg GmbH, einen Überblick über den flexiblen Einsatz des Sitzungsbüros, wenn die Software im Rechen-zentrum gehostet wird.

Die Veranstaltung endete mit interessanten Gesprächen und Rückfragen der Teilnehmer.

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„Ein Großteil unseres Wissens der letzten 20 Jahre besteht fast nur noch in digitalisierter Form“, sagt Professor Tilo Balke, Leiter des Institutes für Informations-systeme an der TU Braunschweig. Wissen-schaftliche Schriften, Romane, unzählige Blogs – wer heute etwas veröffentlicht, tut das meist digital. Schließlich ist es sehr viel einfacher, eine Datei im Internet hochzula-den, als einen Verlag oder eine Zeitung zu überzeugen, den Beitrag zu drucken.

„Aber was geschieht, wenn jemand mal den Stecker zieht?“ fragt Balke. Dann ist die Website nicht mehr erreichbar und das darauf enthaltene Wissen verloren – für immer. In etwa so, wie die erste Website, mit der die Landeshauptstadt Magdeburg Anfang der 1990er Jahre ins Netz ging. Niemand hat sie je archiviert, es existiert nicht einmal ein Bildschirmfoto. Wenn kommende Generationen wissen möch-ten, was Sachsen-Anhalts größter Stadt in der Geburtsstunde des digitalen Zeitalters wichtig war, schauen sie ins Nichts.

„Digital Dark Age“ nennen Balke und anderer Experten die Entwicklung der letz-ten 20 Jahre – das dunkle Zeitalter. Und das ist nicht nur eine Frage der Auswahl, sondern vor allem eine Frage der Technik. Viele Experten fürchten, dass die Historiker und Archäologen der Zukunft nur sehr spärlich auf die heutigen zeitgenössischen Quellen zurückgreifen können, die wir in Massen produzieren: Digitale Fotos, E-Mails oder Blogs werden dann nicht mehr existieren. Grund: Die Lebensdauer der heutigen Informationsspeicher ist kurz. Und so könnte unsere Epoche einmal als das „finstere 21. Jahrhundert“ eingehen, wie das US-Archivprojekt „Memory of Mankind (MOM)“ warnt:

„Außer unseren Grabstei-nen werden keine weite-ren Informationen für die Nachwelt erhalten blei-ben!“

Das digitale Vergessen ist die größ-te Bedrohung für alle unsere Daten. Ein Kinofilm aus den 1920er-Jahren oder die alte Schallplatte von Opas Dachboden sind heute noch abspielbar. Moderne CDs und DVDs hingegen sind schon nach wenigen Jahren nicht mehr funktionsfähig. Auch von defekten Festplatten verschwinden Mil-lionen wertvolle Informationen im digitalen Nirvana. Ganz zu schweigen von den tau-senden Fotos von Urlauben, Weihnachts-festen und Familienfeiern, die mit dem alten Smartphone in die hinterste Ecke der Schreibtischschublade wandern, sobald nach ein bis zwei Jahren ein neues ange-schafft wird. Omas Fotoalbum hingegen steht bis heute im Regal. So demokratisch und hilfreich das Internet als Plattform und Spiegel unserer Zeit sein mag, so anfällig ist das Netz. Prof. Balke: „Man stelle sich vor, eine Seite wie Facebook würde von heute auf morgen schließen. Sämtliche Informationen wären verloren.“ Praktisch gesehen wäre das zwar undenkbar, aber möglich.

Da trifft es sich gut, dass es NOCH klassische Archive gibt, die ein wenig altmodisch erscheinen, weil sie etwas tun, was kaum noch jemand tut: Sie archivieren Akten, Protokollbücher, Ratsbeschlüsse, Karten, Fotos und darüber hinaus sammeln sie Zeitungen, Bücher, Broschüren, Anzei-genblätter. Warum? Weil die Schriftstücke die Entwicklung der Gesellschaft zuver-

lässig dokumentieren können. Dr. Maren Ballerstedt steht einer solchen Einrichtung vor – dem Stadtarchiv Magdeburg: „Wir übernehmen pro Jahr etwa 250 laufende Meter Schriftgut, nur ca. fünf bis zehn Prozent davon werden einmal in das Endarchiv übernommen.“ Rund 7.500 laufende Meter sind derzeit im Endarchiv, im Bauakten- und im Verwaltungsarchiv verwahrt – bislang ausschließlich gedruckt auf Papier.“ Wissenschaftliche Arbeiten, die eine besondere Bedeutung für die Stadtge-schichte haben, werden ausgedruckt und archiviert:

„Alle bisher verfügbaren digitalen Datenträger wie CD und DVDs, sind für eine Langzeitarchivierung un-brauchbar. Aber wir arbei-ten an dem Problem.“

So gibt es eine Arbeitsgruppe in der Stadtverwaltung, die sich mit Unter-stützung der Fakultät für Informatik der Magdeburger Uni mit der Langzeitar-chivierung digitaler Akten, Datenbanken und kommunaler Webseiten beschäftigt. 2016 startet ein Pilotprojekt. Bis zum Sommer 2016 sollen erste Ergebnisse vorliegen. Damit ist Magdeburg als große Stadt schon viel weiter als es viele kleinere Kommunen sein können. Petra Hort, Bür-germeisterin der Stadt Wanzleben-Börde: „Neben der gesetzlich vorgeschriebenen Aufbewahrungsfrist behördlicher Doku-mente haben wir weder die Kraft noch die Möglichkeit oder gar die Finanzmittel, uns der Archivierung digitaler Medien, z.B. zur Stadtgeschichte, zu widmen. Ich bin da ganz ehrlich: Wir lassen das auf uns zukommen.“

das dunkle ZeitalterKommunen sind gefordert, digitales Wissen für die Nachwelt zu erhalten

Omas Hochzeitsfoto oder ein Bild mit Opas erstem Motorrad findet sich, fein säuberlich eingeklebt, im Fotoalbum wieder. Als Fotografieren noch etwas Besonderes war, sortierte man Bilder mit Inbrunst. Heute knipst jedes Handy wild um sich. Doch nur jedes zehnte Foto wird ausgedruckt – der Rest verschwindet im digitalen Nirvana. Und damit ein Teil unseres Lebens, unserer Kultur, unseres Wissens. Im Großen ist es nichts anderes – Archiven droht der digitale Kollaps und dem 21. Jahrhundert das Schicksal der alten Etrusker: Vergessen im Zeitenlauf. Von uns wird man in 1.000 Jahren nicht viel mehr wissen als das, was auf unseren Grabsteinen steht. Oder kommt alles doch ganz anders?

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Auch das Land kann den Kleinen nicht viel helfen. Prof. Dr. Ulrike Höroldt ver-weist als Leiterin des Landeshauptarchivs Sachsen-Anhalt auf die Eigenverantwor-tung der einzelnen Körperschaften: „Das Landesarchivgesetz von 1995 regelt die Zuständigkeiten. Unsere Aufgabe ist es, der Nachwelt eine Auswahl dessen zu erhalten, was die Behörden des Landes produzie-ren.“ Und auch das ist deutlich mehr als die Räumlichkeiten in den Standorten des Landeshauptarchivs hergeben. Archivober-rat Dr. Ralf Lusiardi:

„Wir übernehmen nur ei-nen Bruchteil der uns an-gebotenen 200.000 Akten pro Jahr. Maximal zwei bis drei Prozent.“

Er bestätigt zwar die Beobachtung von Dr. Maren Ballerstedt, dass trotz fortschrei-tender Digitalisierung immer mehr Papier produziert wird, weiß aber auch um die Dringlichkeit digitaler Archivierungsmög-lichkeiten: „Die Zukunft ist digital. Ande-rerseits ist eine Langzeitspeicherung nur sinnvoll, wenn die Daten systemisch immer wieder auf neueste Datenformate umko-piert werden können und solche Eingriffe auch lückenlos dokumentiert werden. Wir sind dabei, genau so etwas zu konzipie-ren.“ Wichtig für einen Mann wie Lusiardi

ist dabei die Bewahrung des archivarischen Grundprinzips: Entstehung und Verände-rungen einer Akte müssen nachvollziehbar bleiben. Will sagen: Wird in Papierakten etwas verändert, ist dies für alle Zeiten sichtbar, in e-Akten nicht. Deshalb sind Metadaten zu speichern, um mögliche Ma-nipulationen nachverfolgen zu können.

Zweifellos: Die öffentlichen Archi-ve haben sich auf den Weg gemacht. So gibt es zahlreiche Handreichungen, Seminare und Empfehlungen. Auch zur Speicherung von kommunalen Webseiten. Die ist von der Bundeskonferenz der Kom-munalarchive beim Deutschen Städtetag von 2010 erarbeitet worden und kursiert seitdem durch die Rathäuser des Landes. Ein Jahr später widmete sich die Konfe-renz auch der Technik. Denn neben der Auswahl dessen, was wir unseren Nach-fahren an Informationen über uns hinter-lassen wollen, spielt das Speichermedium natürlich die entscheidende Rolle. Größte Herausforderung dabei sind Datenban-ken, dynamische Fachanwendungen, Webseiten mit Content-Management-Systemen – alles digitale Informationen, die permanent aktualisiert werden. Wann ist eine Speicherung sinnvoll? Einmal jährlich, jedes Quartal, einmal pro Woche oder doch lieber täglich? Und wann am Tag? Morgens, mittags oder doch besser um Mitternacht?

Deutschlands Archive und Behörden stehen ganz am Anfang und vor einem Berg an Fragen. Sachsen-Anhalt überar-beitet derzeit das Landesarchivgesetz, das sich diesem Thema künftig stärker stellt. Dennoch fürchten Archivare wie Prof. Ulrike Höroldt, dass gerade in der jetzigen Übergangszeit eine Menge Wissen verlo-ren geht. Dr. Ballerstedt ist „traurig über den Verlust“, freut sich aber andererseits über die größeren Möglichkeiten der digitalen Archivrecherche von jedem Ort der Welt aus: „Einen Vorgeschmack dar-auf bietet das Archivportal D, dem unser Stadtarchiv und das Landeshauptarchiv zuliefern.“

Aber auch dieses Portal wird am Ende nicht verhindern, was in der Menschheits-geschichte fast immer eintrat: Die ersten Jahre neuer Medien gingen oft verloren. Weite Teile der Anfänge des Radios sind verschollen, ebenso frühe Filme und Fern-sehsendungen. Denn wann immer eine neue Technik aufkommt, steht zunächst deren Verwertbarkeit im Vordergrund – und weniger die Bewahrung der neuen Kulturgüter. Mit Blick auf unsere neue digitale Welt wiegt das Problem ungleich schwerer, denn sie bezieht sich nicht nur auf einen eingegrenzten Bereich, sondern das gesamte Leben.

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Die erste Internetseite der Stadt Magdeburg ist nie archiviert worden. Für eine Archivarin zu verschmer-zen oder ein Trauerspiel?

Ich würde es einen großen Verlust nennen. Ich kann mir schon gut vorstellen, dass Historiker an der ersten Website in einigen Jahren sehr interessiert gewesen wären. Generell ist zu bedenken, dass ein Überlieferungs-verlust eintritt und somit viele Informationen in der Über-gangszeit zur vollständigen elektronischen Archivierung verloren gehen.

Die Digitalisierung verringert den Einfluss der Ta-geszeitung auf Meinungsbildungsprozesse und die Spiegelung des Zeitgeistes erheblich. Soziale Netz-werke nehmen diese Funktionen zunehmend wahr. Wie bewahren Sie das der Nachwelt?

Im Grunde gar nicht. Doch die Stadt Magdeburg ist fieberhaft auf der Suche nach Möglichkeiten, um neben den in der Verwaltung entstehenden elektronischen Akten und Datenbanken auch öffentliche Präsentationen

der Stadt oder auch Besucherportale zu archivieren. Eine Arbeitsgruppe in der Stadtverwaltung beschäftigt sich derzeit mit der Schaffung der notwendigen Vorausset-zungen.

Mit welchen Zielen?Hauptsächliche Aufgabe des Stadtarchivs ist es, das

archivwürdige Verwaltungsschriftgut der Landeshaupt-stadt zu sichern und nutzbar zu machen. Neben dem eigentlichen Verwaltungshandeln wollen wir natürlich die Selbstdarstellung der Stadt in der Öffentlichkeit und innerhalb der Stadtverwaltung abbilden. Desweiteren sollen Kommunikationsmöglichkeiten auf dem Weg des E-Governments mit wesentlichen Veränderungen im Lauf der Zeit dargestellt werden. Und nicht zuletzt gilt es, die Interaktivität des Mediums Internet mit Veränderungen im Lauf der Zeit aufzuzeigen. Gegenstand der Archivie-rung ist dabei immer das Endprodukt, also die Website, inklusive der Domains aller kommunalen Provenienzen, die an anderer Stelle gehostet sind.

Die Langzeitarchivierung digitaler Daten gilt als eine der größten Herausforderungen an die In-formationsgesellschaft des 21. Jahrhunderts. Was sind die größten Probleme dabei?

Digitale Langzeitarchivierung verfolgt das Ziel, die in Verwaltungen, Bibliotheken, Hochschulen und anderen wissenschaftlichen Einrichtungen aufgebau-ten Ressourcen dauerhaft verfügbar und nachnutzbar zu halten und ggf. als historische Überlieferung für die Nachwelt zu erhalten. Die Daten müssen in einer Form archiviert werden, die nachträgliche Ände-rungen unterbinden und natürlich auf die jeweils aktuellen Datenformate umkopiert werden können. Darüber hinaus ist der Datenschutz zu beachten, das heißt wir brauchen ein gesichertes Datenhosting, das auch die gesetzlichen Schutzfristen für Personen beachtet. Wichtig ist auch, dass bei der Anschaffung neuer Programme und Fachanwendungen z.B. in den Verwaltungen darauf geachtet wird, dass die Systeme eine Schnittstelle für Archivsoftware aufweisen. Generell aber kann niemand einen 100-Jahre-Plan aufstellen, da wir nicht wissen, wohin sich die techni-schen Möglichkeiten noch entwickeln werden. Aber wir müssen das Problem anpacken, und das tun wir ja auch in Sachsen-Anhalt. Das Land arbeitet zurzeit an einem neuen Landesarchivgesetz, das sich dem Problem stellt, und bereitet ein digitales Archiv vor.

Ist das nicht mit Blick auf Sachsen, wo es bereits ein digitales Archivs gibt, ein bisschen spät?

Sachsen beweist, dass es technische Lösungen

gibt. Zu beachten ist aber auch, dass die Archivierung digitaler Daten nicht zum Nulltarif zu haben ist. Das digitale Archiv muss technisch und finanziell sorgfältig vorbereitet werden. Daran arbeiten wir zurzeit.

Man sagt, je höher die Datenflut, desto größer die Gefahr, dass der Blick für das Wesentliche verlorengeht. Wonach wird im Landeshauptarchiv das Material bewertet?

Unser Auftrag ist es zum Einen, Behördenhan-deln beispielhaft zu dokumentieren. Dazu gehört nicht das Aufbewahren zahlreicher Massenakten von Verkehrsdelikten, Gebührenbescheiden oder Gerichtsverfahren, sondern die Reduzierung auf ex-emplarische oder besondere Beispiele. Zum Anderen spielen wichtige gesellschaftliche Phänomene und herausragende Ereignisse natürlich eine wesentliche Rolle. Wenn z.B. ein Ereignis wie die Flut von 2013 eintritt, dann ist schon vorstellbar, dass spätere Generationen wissen möchten, welche Schäden sie hervorgerufen hat und auch wie die Verwaltung die Katastrophe gemanagt hat, welche Schlussfolgerun-gen gezogen wurden.

Wie archivieren Sie lieber: traditionell oder digital?Es geht nie um persönliche Vorlieben, sondern

um den archivarischen Grundsatz.

Und der lautet?Archiviere immer in der Form, in der das Material

entstanden ist.

Im Gespräch mit Prof. dr. ulrike höroldt,leiterin des landeshauptarchivs sachsen-Anhalt

Im Gespräch mit dr. Maren Ballerstedtfachdienstleiterin des stadtarchivs Magdeburg

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umsetzung des druck- und Kopier-konzeptes für das JugendamtMit dem 1. April 2015 hat das Jugendamt der Landeshauptstadt Magdeburg alle druckenden Geräte, wie Kopierer, Arbeits-platzdrucker, Multifunktionsgeräte und Faxe mit dem Vertragspartner KID auf ein Mietmodell umgestellt.

Im Vorfeld wurde dazu das Projekt „Druckkon-zept“ zwischen dem Jugendamt der Landeshaupt-stadt unter der Leitung von Hendrik Neuschulz in Zusammenarbeit mit der KID federführend durch den Leiter Kommunikation und Marktentwicklung, Norbert Wichmann und Jens Angenstein, Vertriebs-leiter der Firma Toshiba TEC, sowie unter Beteiligung des zuständigen städtischen Fachbereiches 01, Frau Mittendorf aufgelegt.

Ziel des Projektes sollte es sein, die Kosten sowie die Anzahl der an den einzelnen Arbeitsplätzen installierten Drucker, Scanner, Fax- und Multifunkti-onssysteme etc. deutlich zu reduzieren. Besondere Berücksichtigung hierbei sollte auch die Einführung des Dokumentenmanagement Systems, Optimal Sys-tem, finden. Zunächst wurde von der Firma Toshiba TEC über vier Wochen auf allen druckenden Geräten (inkl. Fax) des Jugendamtes das Druckvolumen (s/w und Color) gemessen. Weiterhin wurden angefallene Kosten für die Beschaffung der Geräte (investiv) und Verbrauchsmaterialien (Toner, Drum), Reparaturen (konsumtiv) ermittelt.

Toshiba TEC hat unter Analyse der Daten der Amtsleitung des Jugendamtes ein Druckkonzept-vorschlag unterbreitet. Dieser Vorschlag sah schon die Reduzierung der Geräteanzahl um ca. 40% vor. Der Vorschlag wurde dann vom Fachamt auf die Bedingungen des einzuführenden Druckmanage-mentsystem angepasst. Hierbei konnten nochmals die Anzahl der druckenden Systeme reduziert und die zu erwartenden Kosten gesenkt werden. Im Ergebnis bleibt festzuhalten, dass die Anzahl der im Jugendamt installierten Druckausgabesysteme durch die Erstellung des Druck- und Kopierkonzep-tes um mehr als die Hälfte reduziert wurde. Neben den sofort spürbaren finanziellen Effekten wirkt sich das Konzept auch auf den Energieverbrauch aus. Somit leistet auch das Jugendamt seinen Beitrag zum Erhalt der begrenzt vorhandenen natürlichen Ressourcen.

„Es ist schon ein erheblicher Unterschied, ob man als Fachamt 180 Drucker in regelmäßigen Ab-ständen unter Einsatz investiver Mittel und Manpo-wer wiederbeschaffen muss oder nicht. Das versetzt uns in die Lage, bei anderen Projekten, z.B. die

Druckmanagementsystem-Einführung, die Prioritä-ten anders zu setzen.“ Frau Dr. Arnold amtierende Amtsleiterin.

Im Ergebnis des verabschiedeten Druckkonzeptes werden dem Jugendamt durch die KID für einen bestimmten Mietpreis die Druckmaschinen, ein bestimmtes Druckvolumen an schwarz/weißen und farbigen Seiten im Monat bzw. für einen vereinbar-ten Vertragszeitraum zur Verfügung gestellt. Das Jugendamt konnte mit einem Teil seines finanziellen konsumtiven Aufwandes für bisherige Verbrauchs-materialien und Reparaturen die Mietkosten gegenfi-nanzieren.

„Mit dem Mietmodell, insbeson-dere durch das Druckvolumen und dem Anspruch an einen ,ver-traulichen Druck‘ sind auch neue Aufgaben, wie die arbeitsplatzbe-zogene Administration der Zen-tralmaschinen, im IT-Bereich des Jugendamtes aufgelaufen.“

Hendrik Neuschulz, Jugendamt

Die Beigeordnete des Dezernates V, Frau Borris, hat schon bei der Projektierung festgelegt, dass vor der Einführung des Druckmanagementsystems im Jugendamt das Druckvolumen des Amtes noch einmal gemessen wird, um einen ersten Vergleichs-messpunkt zum Druckvolumen zu haben. Nach der Einführung des Druckmanagementsystems ist ein zweiter Messpunkt vorzunehmen, erst dieser Vergleich wird zeigen, ob sich das Druckvolumen (Papieraufwand) mit einem Druckkonzept und einem Dokumentenmanagementsystem reduzieren lasst.

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Um das Verfahren der Platzsuche kosten-günstiger und effektiver zu gestalten, hat die Kinder- und Jugendhilfe Service GmbH, zusammen mit einem Softwareunternehmen, eine interaktive Kommunikationsplattform entwickelt. Durch die deutschlandweite Platzsuche „childrens´ home“ kann innerhalb kürzester Zeit ein freier Platz für Kinder und Jugendliche, in einer dem Kindeswohl entsprechenden Einrichtung gefunden werden. Die Handhabung der Platzsuche ist einfach gestal-tet und bedarf keiner großen Schulung für die An-wender. Den Jugendamtsmitarbeitern wird durch die Nutzung von „childrens´ home“ die Arbeit um ein Vielfaches erleichtert.

Besonders im Bedarfsfall zum Wohl des Kindes, insbesondere bei der Inobhutnahme, einen freien Platz zu finden, bietet die deutsch-landweite Platzsuchen „childrens´ home“ einen umfangreichen Katalog an Suchkriterien, um einen für das Kind oder Jugendlichen geeigneten Platz in einer Einrichtung zu finden. Den Einrichtungen der Kinder- und Jugendhilfe, die diese Plattform nut-zen, entsteht der Vorteil einer besseren Auslastung Ihrer Kapazitäten. Die Einrichtungen hinterlegen die Anzahl der freien Plätze und Ihre Kontaktdaten, wodurch die Jugendamtsmitarbeiter, sowie Mitar-beiter im sozialen Bereich direkt Kontakt mit den zuständigen Mitarbeitern der Einrichtung aufneh-men können.

Die deutschlandweite Platzsuche bietet es ebenfalls an, die in einer Einrichtung vorhanden Schulen oder in der Umgebung ansässigen Schulen anzugeben. Dieser Punkt ist wichtig z. B. bei der Unterbringung von unbegleiteten minderjährigen Flüchtlingen, um sie in das Schulsystem zu inte-grieren. Viele Einrichtungen und Schulen bieten Förderklassen für Deutschunterricht an, damit die unbegleiteten minderjährgen Flüchtlinge sich gut aufgenommen fühlen und das Vertrauen gestärkt

wird. Mit „childrens´ home“ können freie Plätze in Einrichtungen mit solchen Voraussetzungen schnell und einfach gefunden werden.

Durch einen gesicherten Zugang (Benutzer-name und Kennwort) für Jugendämter und Einrichtungen über den Internet-Browser, Smart-phone und/oder Tablet, werden die deutschen Datenschutzgesetze eingehalten. Ein wesentlicher Vorteil besteht auch darin, dass keine Installation auf Endgeräten notwendig ist und somit eine kos-tenintensive Wartung und Installation von Updates entfällt.

In Zusammenarbeit mit Landkreisjungend- ämtern wird die deutschlandweite Platzsuche ständig erweitert und auf die Bedürfnisse der Jugendämter abgestimmt. Durch eine statistische Auswertung der Daten (nicht personenbezogen), kann diese Erweiterung realisiert und bedarfsge-recht umgesetzt werden. Das Konzept der Platzsu-che sieht Erweiterungen vor, um auf Änderungen bzw. Ergänzungen im Angebotskatalog schnell reagieren zu können. Es werden in der Platzsuche, auf Wunsch der Landkreisjugendämter, bereits Aus-

Platzsuche leicht gemacht durch „childrens´ home“Die Jugendamtsmitarbeiter sind ständig beschäftigt freie Plätze für Kinder und Jugendliche in geeigneten Einrichtungen zu finden. Dies wird momentan noch über Excel-Tabellen oder durch abtelefonieren der entsprechenden Einrichtungen gehandhabt. Doch diese Methode der Platzsuche ist zeit- und kostenintensiv und die Kinder und Jugendlichen, für die der Platz gefunden werden soll, haben unter Umständen lange Wartezeiten.

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schlusskriterien, Betreuungsintensität, Zielgruppen- und Arbeitsschwerpunkte uvm. ergänzt.

Durch ständige Erreichbarkeit und Kunden-nähe der Kinder- und Jugendhilfe Service GmbH, werden die Angaben zu den freien Plätze bei „childrens´ home“ auf aktuellem Stand gehalten, damit eine schnelle Platzzuteilung der Kinder und Jugendlichen erfolgen kann und somit die Warte-zeit auf ein Minimum reduziert wird.

Die Lage der unbegleiteten minderjährigen Flüchtlinge spitzt sich immer mehr zu, da keine ge-eigneten Plätze mehr zur Verfügung stehen. Viele Jugendämter in Deutschland sind überlastet und es entstehen lange Wartezeiten für die Kinder und Jugendlichen, die einen Platz in einer geeigneten Einrichtung benötigen.

Die deutschlandweite Platzsuche „childrens´ home“ unterstützt die Suche nach Unterbrin-gungsplätzen nach §42 Inobhutnahme mit Clea-ringstelle und nach §34 Erfahrung mit unbegleite-

ten minderjährigen Flüchtlingen. Derzeit können noch keine genauen Angaben über die Zahlen, der in Deutschland aufgenommenen minderjährigen Flüchtlinge genannt werden.

Durch die Erfassung und Auswertung der angewählten Suchkriterien, kann durch die Platzsuche „childrens´ home“, eine Statistik der vermittelten Kinder und Jungendlichen erstellt wer-den. Durch diese Statistik kann auch eine Aussage über die Anzahl der unbegleiteten minderjährigen Flüchtlinge getroffen werden.

(v.l.) Sven Lübbe Geschäftsführer LYSS-IT UG und Anja und Bernhard Schubert, Geschäftsführer Kinder- und Jugendhilfe Service GmbH

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Nähere Informationen finden Sie unter: www.kiju-service.de oder kontaktieren Sie uns telefonisch 05022/944 66 53.

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Aus der KId-PrAXIs

Zehn Schülerinnen haben sich zum Girls-Day in der KID „umgeschaut“. Nach der Begrüßung durch die Geschäftsleitung und der kurzen Unternehmens-vorstellung berichtete ein ehemaliger Auszubilden-der, der nach seiner Ausbildung einen festen Platz

in der KID gefunden hat, über seinen Ausbildungsverlauf. Zusätzlich wurden mögliche Ausbildungs-berufe vorgestellt.

Einige Teilnehmerinnen waren an einem Praktikum interessiert.

Nach einer kurzen Stärkung ging es dann an den praktischen Teil. Die Mädchen erhielten die Aufgabe, einen LEGO Mindstorms-Roboter zu programmieren. Herzstück ist ein kleiner Computer, auf den mittels USB Programme geladen werden. Die Programmier-sprache ist eine angepasste Variante der verbreiteten Entwicklungsumgebung LabView von National Instru-ments, die hauptsächlich in der Elektrotechnik, beim

Ansteuern von Sensoren etc. eingesetzt wird. Die Roboter sollten, wenn möglich, in einem Parcours bestimmte Bewegungen ausführen, z. B. zwei Sekunden geradeaus fahren oder sich um 90° drehen. Das bereitete allen Mädchen sehr viel Spaß. Zum Schluss gab es dann noch ein Gruppenfoto und ein Zertifikat.

Girls-day in der KIdMädchen schnuppern in naturwissenschaftlich-technische Berufe oder in Berufe, in denen nur wenige Frauen eine Ausbildung machen. Das ist der Tenor des größten Berufsorientierungsprojektes für Schülerinnen und Schüler weltweit.

Aus dem Bereich Rechenzent-rum erklärte ein Mitarbeiter den Mädchen die Druck- und Kuver-tierstrecke der KID. Danach ging es in das Herzstück der KID – das

Rechenzentrum.

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Welche Funktionen Ihres Handys nutzen Sie regelmäßig?Besonders häufig nutze ich es als Telefon, zum Abrufen und Verfassen von E-Mails, SMS und Whatsapp-Nachrichten und als Terminkalender. Über Facebook und Twitter poste ich hin und wieder mal einen Beitrag für Freunde, Bekannte und all diejenigen, die sich für meine Arbeit als Politiker interessieren.

Wie oft klingelt in der Regel Ihr Handy am Tag?So um die 20 Mal. Im Parlament wird allerdings mehr durch E-Mail-Verkehr geregelt. Anrufe während der Ausschusssitzungen und der Meetings sind dort auch eher störend. Wenn ich Termine im Wahlkreis wahrnehme, erfordert dies schon deutlich mehr Ab-sprachen und insofern auch mehr Telefonate. Die Kanzlerin dürfte hingegen gerne häufiger anrufen! [Lacht]

Ist Ihre Nummer geheim?Sie steht nicht auf www.schulze-europa.de oder in meinem Brief-kopf, aber geheim ist sie nicht.

Was würde Ihnen ohne Handy fehlen?Vermutlich würde ich es mehr vermissen als mein Portemonnaie. Schließlich dient es mir zum Beispiel als Terminkalender, Notiz-buch, Kontakt zu meinen Mitarbeitern im Büro und als Zeitung.

Wie nutzen Sie Ihren privaten Computer?Als Europaabgeordneter hat man nie wirklich Feierabend. Daher nutze ich auch meinen privaten Computer, um mich über die aktuellen Geschehnisse zu informieren. Seit einiger Zeit gibt es die sehr praktische Möglichkeit, sich die Sitzungen des Landtages von Sachsen-Anhalt anzusehen. Eine Funktion, die ich sehr gerne nutze. Ansonsten bin ich sehr Fußball-interessiert und verfolge die Spielergebnisse, Interviews und Nachrichten zu meiner Lieblings-mannschaft, dem BVB.

Windows oder Mac OS?Beides. Im Büro Windows. Zuhause habe ich einen Mac.

Reader oder Buch?Ich mag es, ein Buch in der Hand zu halten und blättern zu können. Ein Buch vermittelt ein anderes Lesegefühl als ein Reader, finde ich. Bei Zeitungen nutze ich allerdings in letzter Zeit mehr und mehr das Tablett.

Brief oder E-Mail?Etwa 90 Prozent meiner Korrespondenz erledige ich per Mail. Aber Reiner Haseloff bekommt von mir zum Geburtstag immer einen persönlichen Brief.

Welche Internetseite klicken Sie am häufigsten an?Am häufigsten klicke ich mich durch die Online-Ausgaben der Mitteldeutschen Zeitung und der Volksstimme. Auf Rang Drei kommt dann schon die Website des EU-Parlaments, wo viele wich-tige Dokumente, wie Tagesordnungen, Gesetzesvorschläge oder Analysen zur Verfügung gestellt werden.

Welches Videospiel haben Sie zuletzt gespielt?Ich denke, es war FIFA 98. Natürlich habe ich als Mannschaft immer den BVB ausgewählt.

Welche DVD haben Sie zuletzt angesehen?„Monsieur Claude und seine Töchter“. Ein Film, der die „Political Correctness“ auf amüsante Art und Weise aufs Korn nimmt.

Besitzen Sie eine Digitalkamera?Ja. Die benutze ich sehr häufig. Auch mein bald 3-jähriger Sohn übt sich inzwischen gerne mal als Fotograf. Häufig fehlt es den Bildern allerdings noch ein bisschen an Schärfe. [Lacht]

Ihr letztes Fotomotiv?Motive vom Brocken.

Waren Sie schon einmal Opfer eines Datenlecks?Ja, gewissermaßen schon. Kurz vor der Europawahl im vergange-nen Jahr war ich plötzlich aus den Suchergebnissen einer be-kannten Suchmaschine verschwunden. Es ist schon ein seltsames Gefühl, seine digitale Identität zu verlieren, und hat mich noch etwas vorsichtiger gemacht, als ich es ohnehin schon bin.

Was halten Sie von sozialen Netzwerken?Für mich als Berufspolitiker sind soziale Netzwerke, wie zum Beispiel Facebook oder Twitter, sehr praktisch. Sie geben mir die Chance, alle interessierten Bürger über meine Arbeit auf dem Laufenden zu halten und mit ihnen direkt in Kontakt zu treten. Dennoch überlege ich mir immer sehr genau, welche Daten ich im Netz preisgeben möchte.

Wie ordnen Sie Ihre Termine: klassisch auf einem Terminkalen-der oder mit elektronischer Hilfe (PDA, Handy)? Der Terminkalender auf meinem Handy ist schon hilfreich und erleichtert mir den Parlamentsalltag sehr. Ein großer Vorteil ist, dass mein Handy mit den Rechnern im Brüsseler Büro synchroni-siert wird. So läuft die Zusammenarbeit mit meinem Büro Hand in Hand.

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Auf ein Wort, sven schulzeModerne Kommunikationsmittel gehören heute für die meisten Men-schen zum Alltag. Der „SERVER“ befragt an dieser Stelle Prominente und/oder von berufswegen kommunikative Menschen, welche sie davon wofür benutzen. Heute: Sven Schulze, Abgeordneter im Euro-paparlament. Der stolze Sachsen-Anhalter wurde am 31. Juli 1979 in Quedlinburg im Harz geboren. Bis 2014 war der Diplom-Ingenieur in einem Maschinenbau-Unternehmen tätig, ehe er ins EU-Parlament nach Brüssel gewählt wurde. Dort sitzt er in den Ausschüssen Beschäftigung und soziale Angelegenheiten (EMPL), Regionale Entwicklung (REGI) und Petitionen (PETI). Außerdem ist er Mitglied im Landesvorstand der CDU Sachsen-Anhalt und Vorsitzender des CDU-Landesfachausschusses für Bundes- und Europaangelegenheiten. Bekannt geworden ist Sven Schulze als langjähriger Landesvorsitzender der Jungen Union (2006-2014).

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AusfluGsTIPP

Einst diente die Wasserburg Egeln dem Schutz von Handwerkern und Händlern. Später wurde sie verpfändet und war Schauplatz zahlreicher Hexenprozesse. Nach dem Zweiten Weltkrieg verfiel die mächtige Anlage immer mehr. Bis ein Uhrmacher mit einer pfiffigen Idee den Verfall stoppte. Heute finden auf der Burg zahlreiche Veranstaltungen statt. Museum, historisches Café und Übernachtungen wie im Mittelalter garantieren einen spannenden Aufenthalt.

Mächtig ragt der Burgturm über Egeln hinaus. Im Hunnengraben rund um die Anlage plätschert das Wasser. Auf der Bogenschießanlage übt der För-derverein Wasserburg für die nächste Veranstaltung. Im Museum staunen Besucher über mehr als 5.000 Jahre alte Skelette, die hier gefunden wurden. Noch vor einigen Jahrzehnten war die Wasserburg Egeln vom Verfall bedroht. Sogar der Burggraben sollte mit Bauschutt verfüllt werden.

uhrmacher rettet die BurgDoch dagegen machte der Egelner Uhrmacher

Hans Grube mobil. Er gründete die „Aktion Wasser-burg“, dank der nicht nur der Burggraben erhalten blieb, sondern auch der Bergfried und das Torhaus saniert wurden. Seit 1995 gehört die Burg der Stadt Egeln und sukzessive wird seitdem für viele Millionen Euro die gesamte Burganlage saniert.

Erstmalig wurde 941 ein Kastell als Schutz der Furt durch die Bode, an der die Heerstraßen aus Erfurt, Quedlinburg und Goslar zusammentrafen, erwähnt. Später musste das Kastell einer größeren Schutzanlage – der Wasserburg zu Egeln – weichen, da sich immer mehr Handwerker und Händler hier an-siedelten und Schutz benötigten. Knapp hundert Jah-re später, 1250 werden Egeln und die Burg von den Edlen von Hadmersleben erobert. 166 Jahre herrschen die neuen Herren über Land und Leute, dann stirbt die Linie aus und alles fällt an den Grafen von Barby.

An die Kirche verpfändetSpäter muss der Graf die Anlage an das Magde-

burger Domkapitel verpfänden, er konnte die Schuld nie bezahlen. Ab 1430 begann die Kirche mit großen Umbaumaßnahmen: Scheunen und Ställe entstan-den, die Oberburg wurde in ein Schloss verwandelt.

hexenverbrennungen, Museum, Verpfändungen

ANfAhrTAus Halle: A 14 Richtung Magdeburg bis Abfahrt Bernburg. Dann auf der B 185 bis Ascherleben. Auf die B 180 wechseln und bis Egeln fahren. Hier der Beschilderung folgen.

Magdeburg: Einfach über den Stadtring auf die B 81 bis Egeln fah-ren. Im Ort der Beschil-derung folgen. Achtung: Bei Veranstaltungen kön-nen alle Parkplätze rund um die Burg belegt sein. Also lieber etwas früher auf den Weg machen.

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Ein Blick in den Innenhof der mächtigen Burg.

Der Eingang zum histo- rischen Café wird von „Ritter Blech“ bewacht.

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1612 erreichte die Hexenverfolgung auch Egeln. In der Burg fanden die Prozesse gegen Frauen statt. Zuerst standen zwei Frauen aus Tarthun vor den Richtern und wurden „gerechtfertigt“. Das bedeu-tete, die Frauen waren der Hexerei überführt und wurden nun verbrannt und decolliert (enthauptet). Die Prozesswelle rollte weiter – unter der Folter hat-ten Anna und Mette fünf weitere Frauen der Hexerei bezichtigt. Sie wurden verhaftet und gefoltert. Das beanspruchte den örtlichen Scharfrichter so sehr, dass die Magdeburger Kirche ihren Scharfrichter als Verstärkung nach Egeln entsandte. Übrigens: Das Gefängnis im Turm und die Folterkammer sind heute noch zu sehen.

Verschenkt an den GeneralfeldmarschallDer Dreißigjährige Krieg (1618 - 1648) macht

auch vor Egeln und der Burg nicht Halt: Erst erreicht die Pest die Region, dann, 1630, wird Egeln erobert und geplündert. König Gustav Adolf von Schweden kommt zu spät, um das Brandschatzen und Morden der Truppen von Wallenstein und Tilly zu verhindern. Aber dadurch blieben Schloss und Ort weitestge-hend von weiteren Überfällen verschont, denn der König schenkt alles seinem Generalfeldmarschall Johan Gustavson Banér, der sich in vielen Schlachten bewährt hat. Dieser hielt auch tatsächlich die nächs-ten Jahre in Egeln samt seiner Frau und den beiden Kindern Hof. Das hatte zur Folge, dass der Besitz von den schwedischen Truppen, die hier gegen die Kaiserlichen kämpften, verschont blieb.

... und dann kam NapoleonAm 20. Juni 1806 raubten, plünderten und

zerstörten Napoleons Truppen Egeln und Umge-bung. Gerade hatten sie bei Jena und Auerstädt die preußischen Heere vernichtend geschlagen und

nahmen sich nun ihren Lohn. Allein in Egeln 35.000 Taler. Später mussten die Egelner Bürger unendlich hohe Steuern zahlen, um Napoleons Kriege mitzufi-nanzieren.

Noch ein interessantes Datum: Gut zwei Jahre nach Napoleons Niederlage bei Waterloo, verlobt sich am 18. Mai 1817 der Großvater des späteren Bauhausgründers, Carl Gropius mit Berta Wahn-schaffe, Tochter der damaligen Egelner Amtsfrau Friederike.

Kultur pur auf der WasserburgZu DDR-Zeiten wurde die Domäne ein volkseige-

nes Gut. Außerdem wurden die Baumschulen erwei-tert und mit der Zucht von Rosen begonnen. Nach der Wende kam wieder Hans Grube ins Spiel. Dank der „Aktion Wasserburg“ hatte er schon viel bewegt. Jetzt überzeugte er die Stadt, die Burg für eine Mark von der Treuhand zu erwerben, um sie zu sanieren und ihr neues, kulturelles Leben einzuhauchen. Das gelang: Heute ist die Wasserburg Egeln weitestge-hend saniert und ein Schmuckstück. Mittlerweile gibt es hier ein sehenswertes Museum für Frühge-schichte und eine Töpferstube. Nicht zu vergessen, dass schmucke, kleine historische Café.

Eine Burgmannstube und ein Backhaus sollen auch noch entstehen. Und natürlich gibt es auf der Burg Egeln die unterschiedlichsten kulturellen Veranstaltungen – vom Burgfest, über Brauchtums-feuer oder Open-Air Konzerten ist etwas für jeden Geschmack dabei.

Was in den nächsten Monaten angeboten wird, lesen Sie im rechten Kasten

Thomas Pfundtner

INfOsWasserburg Egeln Wasserburg 6 39435 Egeln

HISTORISCHES CaféJeden Sonntag von 14.30-17 Uhr geöffnet. Für Gruppen ab 8 Pers.wird auch an anderen Tagen nach Vorbestel-lung geöffnet. Es gibt vier Gästezimmer, die nach den gesellschaft-lichen Schichten der ehemaligen Bewohner gestaltet sind. Tel.: 039268 30861,E-Mail: [email protected]

MUSEUMDi.-Fr. von 14-16 Uhr, So. von 14-17 Uhr geöffnet. Mehr Infos unter: Tel.: 039268 32194. E-Mail: [email protected]

VERANSTALTUNGEN20. Juni, 19.30 Uhr: Schottischer Abend. Open-Air- Veranstaltung mit der Folkgruppe „More Maids“ und einer Pipe Band.

28. Juli, 20 Uhr: „Wer die Rose ehrt“. Die schönsten Ostrock-Klas-siker. Open-Air-Konzert mit Capriccio.

22. August, 19 Uhr: Irischer Folkabend. Noch mehr Veranstaltun-gen finden Sie unter:

wasserburg-egeln.de

Vom Turm hat der Besucher einen impo-santen Blick auf die Anlage und Egeln.

Eine alte Steinschleu-der erinnert an heftige Kämpfe um die Burg.

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Die Welt steht kurz vor der Jahrhundertwen-de, als Hans Riegel

am 3. April 1893 in Friesdorf bei Bonn

geboren wird. Nach der Schule ergattert er

einen Ausbildungsplatz als Bonbonkocher bei der Firma

Kleutgen & Meier. Ein Knochenjob, denn das Verdickungsmittel ist zäh. Tagein,

tagaus steht er am Kessel und kocht Bonbons, Lakritze und Salmiakpastillen. Anschließend liefert er es mit dem Handkarren aus, z.B. an Apotheken in der Umgebung. Doch Hans Riegel findet Gefallen an der Herstellung von Bonbons und Weichgummi-artikel aus Gummi arabicum. Und er spart eisern, um seine eigene Firma eröffnen zu können. 1920 ist es geschafft. In der Bergstraße in Bonn Kessenich erwirbt der 27-Jährige ein Haus mit Waschküche – seine erste Fabrikations- stätte. Das Startkapital besteht aus einem Sack Zucker, einer Marmorplatte, einem Hocker, einem gemauerten Herd, einem Kupferkessel und einer Walze. Vom Hinterhof aus erobert er die Welt, doch zunächst lässt er am 13. Dezember 1920 die Firma HARIBO als Akronym für HAns RIegel BOnn ins Han-delsregister der Stadt Bonn eintragen. 1921 heiratet er Gertrud; sie wird seine erste Mitarbeiterin.

Sehr wahrscheinlich wäre dieser Artikel nie geschrieben, wäre dem Bonbonkocher nicht 1922 die Idee gekommen, einen sogenannten Tanzbären aus Weichgummi zu kreieren – damals noch mit schmalem Gesicht, traurigem Blick und herunter-hängenden Mundwinkeln. Die Rezeptur tüftelt Hans Riegel in lang durchwachten Nächten aus. Sie bleibt ein sorgsam gehütetes Geheimnis. Streng nach dem firmeneigenen Motto: „Man darf zwar alles essen, aber nicht alles wissen!“

Der Tanzbär macht Karriere und ist heute als Haribo-Goldbär weltbekannt.

1923 kauft Riegel den ersten, mit Werbeschil-dern ausgestatteten Pkw. Fortan muss Ehefrau Gertrud die Tagesproduktion nicht mehr mit dem Fahrrad ausliefern. Im gleichen Jahr wird Sohn Hans geboren. 1924 und 1926 folgen Tochter Anita und Sohn Paul. 1925, nur drei Jahre nach der Erfindung des Tanzbären, legt Hans Riegel den zweiten Grund-stein der Haribo-Erfolgsgeschichte: Er beginnt mit der Herstellung von Lakritzprodukten. Zum Ver- kaufsschlager werden Lakritz-Stangen mit dem auf-gepressten Haribo-Schriftzug. Bald folgen weitere Lakritz-Leckereien, u.a. die Lakritz-Schnecke. Ab 1930 wird die Produktionsstätte erweitert.

Mitte der 30er Jahre wird der Werbeslogan „HARIBO macht Kinder froh“ erfunden. Unmittel-bar vor dem 2. Weltkrieg hat das Unternehmen bereits rund 400 Mitarbeiter. Zwischen 1939 und 1945 gehen die Umsätze in den Keller, vor allem wegen zunehmender Rohstoffknappheit. Als der Nazispuk fast vorbei ist, stirbt Firmengründer Hans Riegel im Frühjahr 1945 mit gerade einmal 52 Jahren. Ehefrau Gertrud übernimmt die Leitung der Geschäfte, die ihr 1946 nach Rückkehr aus der Kriegsgefangenschaft von den Söhnen Hans und Paul abgenommen wird. Fortan repäsentiert Hans Riegel junior die Firma nach außen, während Paul Riegel die Forschung und Produktentwicklung leitet und so gut wie nie in der Öffentlichkeit auftritt. Die Söhne haben ein glückliches Händchen mit ihrer Entscheidung, den essbaren Tanzbären kleiner, di-cker und bunter zu machen. 1957 übernehmen sie die Godesberger Firma Kleutgen & Meier, wo Hans Riegel senior seinen ersten Arbeitsplatz hatte.

Die Haribo-Chefs greifen immer mal wieder zu ungewöhnlichen Marketingmaßnahmen. Kurz nach der Firmenübernahme fährt Hans Riegel junior von Bonn nach Bremen. Der Rheinländer will herausfin-

einfach goldig Hans Riegel aus Bonn erfindet 1922 einen Tanzbären zum Essen – den Gummibären

Zahlreiche Erfindungen in den vergangenen Jahrhunderten haben die Welt ver-ändert. In einer Serie erinnert der Server an Erfindungen, die das Leben

der Menschen beeinflusst haben. In der 26. Folge erzählen wir die Geschichte von Hans Riegel (* 3. April 1893 in Friesdorf bei Bonn;

† 31. März 1945). Er erfand die Gummibären.

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Sie möchten ein kostenfreies Abo des SERVER? Kein Problem. Benutzen Sie die Postkarte, rufen Sie uns an oder senden Sie uns eine E-Mail.

Telefon 0391 24464-0E-Mail [email protected]

Schnelligkeit wird belohnt!

Unter allen neuen Abonnenten ver losen wir 3 x 2 Eintrittskarten für den „SchlagerOlymp“, die größte und heißeste Sommer-Schlagernacht des Jahres. Einsendeschluss: 18. Juli 2015

den, was die Norddeutschen so naschen und ob man Haribo auch dort kennt. In der Fußgängerzo-ne spricht er Passanten an: „Kennen Sie Haribo?“ „Nein, ich bin auch nicht von hier“, antworten die Leute in Unkenntnis der Bonner Marke. Riegel zieht seine Konsequenzen: „Da wusste ich, ich muss Werbung machen.“

Vorreiter sind die Riegels bei der TV-Werbung. Bereits 1962, das neue Medium steckt noch in den Kinderschuhen, wird zum ersten Mal im deutschen Fernsehen Werbung für Haribo ausge-strahlt. Mitte der 60er Jahre wird der Werbeslogan „Haribo macht Kinder froh“ um den Zusatz „und Erwachsene ebenso“ ergänzt. Dieser weist heute mit 98 Prozent den größten Bekanntheitsgrad auf (Quelle: GfK).

Aus dem ehemaligen Familienbetrieb wird in rasanter Geschwindigkeit der größte Süßwaren-konzern Deutschlands und Weltmarktführer der Branche. Vor allem, weil sich die Riegels nie mit dem zufrieden geben, was es bereits gibt. Immer wieder bringen die Riegel-Brüder neue Ideen in die Firma, z.B. die schwarz-weißen Schaumgummi-Pandas oder Ingwer-Zitrone-Fruchtgummis. Inspi-rieren lässt sich der kinderlose Gründersohn Hans dabei von Kinderserien, Jugendmagazinen und Comics: „Ich muss darüber informiert sein, was sie naschen wollen, was sie denken, welche Sprache sie sprechen.“

Nach Paul Riegel am 2. August 2009 stirbt am 15. Oktober 2013 auch Hans Riegel junior. Im Alter von 90 Jahren. Die Herren der Gummibären sind heute Hans Riegels Neffen Hans-Guido und Hans-Arndt Riegel. juj

Am 25. Juli 2015 erlebt Sachsen-Anhalt die längste und größte Schlagernacht des Jahres: 22 Stars geben sich zehn Stunden lang auf dem Magdeburger Domplatz das Mikrofon in die Hand wenn erstmals der „SchlagerOlymp“ in die Landeshauptstadt kommt. U.a. mit Jürgen Drews, Nino de Angelo, Michelle, Patrick Lindner, Michael Wendler, Frank Zander, Bernhard Brink, Frank Schöbel und Band, Oliver Frank, Annemarie Eilfeld, Norman Langen, Bella Vista, Olaf Berger, Buddy, Allessa, Flashback, Gruppe Wind, Ireen Sheer und mehr.

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Unter allen neuen Abonnenten ver losten wir dreimal ein Haushaltsschere mit Flaschenöffner und Klingenschutz.

Unsere Gewinner sind:Robert Katagiri, Leverkusen; Nadine Stör, aus Düsseldorf und K. Schmidt aus Magdeburg.

Herzlichen Glückwunsch!

Bitte

frankieren,

wenn

möglich.

DANKE

Antwort

Redaktion SERVERKID Magdeburg GmbHAlter Markt 1539104 Magdeburg

Name/Vorname

Straße/Hausnummer

PLZ/Wohnort

Das Lösungswort lautet:

Bitte senden Sie mir den SERVER kostenfrei zu.

Frau Herr

GlOsse

Ich liebe Europa! Ich bin grenzenlos glücklich, wenn es in den Urlaub geht. Vor, in und nach meinem Tagewerk bin ich heilfroh, dass sich die EU um alles kümmert. Ist doch großartig, dass Brüssel mit Rücksicht auf meine Augen die

Glühbirne beerdigt hat. Sehr fürsorglich ist auch,

wie die EU-Weisen dafür sorgen, dass meine Urenkel

noch ein paar Kilowatt-stunden verbrauchen dürfen.

Schließlich sorgen sie dafür, dass ich keine leistungsstarken Staub-

sauger mehr kaufen kann und so we-niger Strom verbrauche. Meine geliebte

Europaregierung hält ihre schützende Hand über die Gesundheit meiner Familie, der ich nur gut aussehendes Obst und Gemüse servieren darf. Jede zweite Kartoffel landet schon beim Bauern im Müll, weil sie zu klein oder zu groß, zu dick oder zu dünn, auf jeden Fall außerhalb der Vermarktungsnorm, ist. Dem europäischen Apfel schenkt die Union 18 Seiten einer Verordnung: Ohne Mindestgröße von 6 cm Durchmesser und Mindestgewicht von 90 Gramm geht schon mal gar nichts. Auch die Banane hat es schwer, bis in meinen Mund zu gelangen: Sie muss nicht nur gelb, sondern mindestens 27 mm dick und 14 cm lang sein. Die Erdbeere braucht einen Querdurchmesser von Minimum 18 mm. Zu dumm, dass es die Gurken-Krümmungsnorm nicht mehr gibt.

Dafür kümmert sich Brüssel rüh- rend um meine Leber und damit um die Frage, wie-viel Salz im Brot sein darf. Nämlich 1 Gramm auf 100 Gramm Mehl. Ansonsten ist das Brot nämlich kein vorteilhaftes Lebensmittel mehr, sondern fällt in die Kategorie von Coca Cola oder Chips. Besonders nett finde ich Junkers Bemühen um meine Famili-enplanung: Meine EU-Behörde hat festgelegt, dass in einem Kondom fünf Liter Flüssigkeit Platz finden müssen. Wenn trotzdem noch ein Schuss daneben-geht, muss ich mir um’s Baby keine Sorgen ma-chen: Über 10 Jahre haben 30 Experten für 52 eng bedruckte Seiten mit acht Kapiteln und 40 Unter-punkten (DIN EN 12586) gebraucht. Am Ende stand die EU-Schnullerkettenverordnung, die alle Kinder vor Schlimmen bewahrt und festlegt: Die Kette darf höchstens 22 cm lang sein.

Mir reicht das nicht! Ich fordere noch mehr Vorschriften, Gesetze und Verordnungen aus Brüs-sel. Die EU muss schleunigst das Schlafen regulieren. Danach das Zähneputzen, gefolgt vom Fußnä-gelschneiden. Alles Sachen, die bis heute unter Ausschluss der Öffentlichkeit stattfinden. Das darf doch nicht sein! Denn nur, wenn Familien die Zeiten fürs Schlafen, Zähneputzen und Fußnägel schneiden ihrer Kinder haarklein dokumentieren, lässt sich die Schieflage im sozialen Gefälle noch geradebiegen. Sozusagen in letzter Minute. Zum Glück plant die EU ja schon einmal, dass Brauereien Kalorien zählen und Warnetiketten auf Bierflaschen und -gläser kleben müssen, mit denen auf die Gefahren des Alkohols hingewiesen wird. Großartig! Niemand käme von allein auf die Idee, dass im Bier Alkohol ist. Damit kann ja nun wirklich niemand rechnen.

juj

fürsorglich wie die Mama

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