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DARCH structural design prof. schwartz Tragwerksentwurf III und IV Sessionsprüfung Sommer 2013 Vorname Leginummer Professur für Tragwerksentwurf Prof. Dr. Joseph Schwartz Tragwerksentwurf III + IV Prüfungsaufgaben 22.08.2013 Prüfungsdauer: 180 Minuten DARCH structural design Name Sessionsprüfung Sommer 2013 Seite 1 von 12 Teil 1 - Innere Kräfte (ca. 60 min.) Teil 1.1 Bei jedem der dargestellten Stühle kann konzeptionell zwischen Sitzfläche und Untergestell unterschieden werden. Ordnen Sie jedem Stuhl eine schmatische Skizze zum inneren Kräfteverlauf (1-16) zu, die das Tragverhalten von Sitz- fläche und Untergestell am besten beschreibt. Falls Ihrer Meinung nach keines der Prinzipien zutreffen sollte, können Sie maximal zwei weitere geeigenete Prinzipien (A-B) aufzeichnen und diese dem jeweiligen Bereich zuordnen. Sitzfläche Untergestell Sitzfläche Untergestell Sitzfläche Untergestell 1 2 6 4 5 3 9 7 8 12 10 11 15 13 14 A B 16 Sitzfläche Untergestell Sitzfläche Untergestell 16 16 13 oder 10 13 oder 10 8 2 16 oder 11 2 12 oder 11 11 oder 12

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Tragwerksentwurf III + IVPrüfungsaufgaben

22.08.2013Prüfungsdauer: 180 Minuten

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Teil 1 - Innere Kräfte (ca. 60 min.)

Teil 1.1

Bei jedem der dargestellten Stühle kann konzeptionell zwischen Sitzfläche und Untergestell unterschieden werden. Ordnen Sie jedem Stuhl eine schmatische Skizze zum inneren Kräfteverlauf (1-16) zu, die das Tragverhalten von Sitz-fläche und Untergestell am besten beschreibt. Falls Ihrer Meinung nach keines der Prinzipien zutreffen sollte, können Sie maximal zwei weitere geeigenete Prinzipien (A-B) aufzeichnen und diese dem jeweiligen Bereich zuordnen.

Sitzfläche

Untergestell

Sitzfläche

Untergestell

Sitzfläche

Untergestell

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14 A

B

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Sitzfläche

Untergestell

Sitzfläche

Untergestell

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1613 oder 10

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22.08.2013Prüfungsdauer: 180 Minuten

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Teil 1.2

Gegeben ist der Plastic Chair von Charles Eames mit drei verschiedenen Untergestellen.

durch die Sitzschale

durch die Sitzschale

durch die Sitzschale

Die Sitzschale überträgt die Nutzlast auf die jeweiligen Untergestelle. Zeichnen Sie die einwirkenden Kräfte ein und markieren Sie die Bereiche des Untergestells, welche zur Abtragung von vertikalen Lasten auf Druck (blau) bzw. Zug (rot) beansprucht sind.Hinweis: Achten Sie darauf, dass sich das Untergestell im Gleichgewicht befindet.

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22.08.2013Prüfungsdauer: 180 Minuten

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Teil 2.1

a) Gegeben ist eine gleichmässig verteilte Linienlast, sowie der Ort eines Auflagers. Entwickeln Sie qualitativ ein Bogen-Seil-Tragwerk für die gegebene verteilte Last, als Ausgang-punkt Ihrer auf Variation basierenden Studie.

Teil 2 - Entwurf eines Dachs für einen Marktstand (ca. 60 min.)

Entwickeln Sie ein Dach für einen fiktiven Marktstand, indem Sie durch Variation die ursprüngliche Ideenskizze des inneren Kräfteverlaufs - in Form eines Bogen-Seil-Tragwerks - Schritt für Schritt adaptieren. Verwenden Sie hierbei die grafische Darstellung des inneren Kräfteverlaufs als diagrammatische Entwurfshilfe. Zeichnen Sie immer nur in die jeweilige Ansicht. Die Axonometrie dient lediglich der räumlichen Orientierung.

A

A

A

A

B

C

D

d/3

d/3

d d

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dd/3

d/3

d/3

d

d

d/3

D

Dd/3 d d d/3

D

C

B

d/3 d d d/3

D

H

H

d/3

d

d

d/3

Q

Q / 2

Q / 3

Q / 5

q

DSd max

≈ 225 kN ZSd max

≈ 225 kN

d/3 d d d/3

D

A

A

A

A

B

C

D

d/3

d/3

d d

d

dd/3

d/3

d/3

d

d

d/3

D

Dd/3 d d d/3

D

C

B

d/3 d d d/3

D

H

H

d/3

d

d

d/3

b) Muss bei nur einem Auflagerpunkt dieser grundsätzlich auf der Wirkungslinie der Resultierenden liegen?

Teil 2.2

a) Eine Freihaltezone wird nun mittig angeordnet. Adaptieren Sie ihr Bogen-Seil-Tragwerk aus 2.1 so, dass die Last über die beiden eingezeichneten Auflagerpunkte abgetragen wird. Be-achten Sie, dass keine Kraft durch die Freihaltezone geführt werden kann.

b) Wählen Sie eines der folgenden statischen Systeme aus, welches am ehesten Ihr konzeptionelles System repräsentiert.

A

A

A

A

B

C

D

d/3

d/3

d d

d

dd/3

d/3

d/3

d

d

d/3

D

Dd/3 d d d/3

D

C

B

d/3 d d d/3

D

H

H

d/3

d

d

d/3

Q

Q / 2

Q / 3

Q / 5

q

DSd max

≈ 225 kN ZSd max

≈ 225 kN

d/3 d d d/3

D

A

A

A

A

B

C

D

d/3

d/3

d d

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dd/3

d/3

d/3

d

d

d/3

D

Dd/3 d d d/3

D

C

B

d/3 d d d/3

D

H

H

d/3

d

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Bogen

Seil

Stütze und Balken

Rahmen

Konsole

Fachwerk

ja nein

A

A

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Tragwerksentwurf III + IVPrüfungsaufgaben

22.08.2013Prüfungsdauer: 180 Minuten

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Teil 2.3

a) Es werden jeweils an den Seiten zwei weitere lineare Trag-elemente (B und C) unter gegebener Last hinzugefügt. Adap-tieren Sie das System aus Teil 2.2 jeweils an die vorgegebenen Auflagersituationen.

b) Bei der geometrischen Variation von Teil 2.2 zu 2.3 haben Sie folgende Prinzipien angewandt (Mehrfachnennung mög-lich):

A

A

A

A

B

C

D

d/3

d/3

d d

d

dd/3

d/3

d/3

d

d

d/3

D

Dd/3 d d d/3

D

C

B

d/3 d d d/3

D

H

H

d/3

d

d

d/3

Q

Q / 2

Q / 3

Q / 5

q

DSd max

≈ 225 kN ZSd max

≈ 225 kN

d/3 d d d/3

D

A

A

A

A

B

C

D

d/3

d/3

d d

d

dd/3

d/3

d/3

d

d

d/3

D

Dd/3 d d d/3

D

C

B

d/3 d d d/3

D

H

H

d/3

d

d

d/3

A

A

A

A

B

C

D

d/3

d/3

d d

d

dd/3

d/3

d/3

d

d

d/3

D

Dd/3 d d d/3

D

C

B

d/3 d d d/3

D

H

H

d/3

d

d

d/3

Q

Q / 2

Q / 3

Q / 5

q

DSd max

≈ 225 kN ZSd max

≈ 225 kN

d/3 d d d/3

D

Deformation

Transformation

Repetition

Translation

Rotation

Skalierung

Spiegelung

B

C

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22.08.2013Prüfungsdauer: 180 Minuten

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Teil 2.4

a) Die drei gleichmässig verteilten Linienlasten werden durch eine gleichmässig verteilte Flächenlast ersetzt, die über die drei eingezeichneten Träger (angenommenes Tragwerk aus Schritt 2-3) in die Auflager abgetragen werden soll. Zeigen Sie innerhalb der Schnittebne D mit Hilfe eines Bogen-Seil-Tragwerks beispielhaft auf, wie die Last auf die drei Träger aufgeteilt werden kann.

b) Wählen Sie eines der folgenden statischen Systeme aus, welches am ehesten Ihr konzeptionelles System repräsentiert.

A

A

A

A

B

C

D

d/3

d/3

d d

d

dd/3

d/3

d/3

d

d

d/3

D

Dd/3 d d d/3

D

C

B

d/3 d d d/3

D

H

H

d/3

d

d

d/3

Q

Q / 2

Q / 3

Q / 5

q

DSd max

≈ 225 kN ZSd max

≈ 225 kN

d/3 d d d/3

D

A

A

A

A

B

C

D

d/3

d/3

d d

d

dd/3

d/3

d/3

d

d

d/3

D

Dd/3 d d d/3

D

C

B

d/3 d d d/3

D

H

H

d/3

d

d

d/3

Konsole

Platte

Serie von Balken

Tonnengewölbe

Bogen

Durchlaufträger

Schale

D

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22.08.2013Prüfungsdauer: 180 Minuten

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Teil 2.5

Entwickeln Sie durch Kombination der Schnitte 2.2 bis 2.4 in der Schnittebene D durch Verschmelzung ein Tragwerk, das sowohl in der Lage ist, die eingezeichnete vertikale Flächen-last als auch die eingezeichnete horizontale Last abzutragen.

a) Zeichnen Sie die Umrisse ihrer Struktur sowohl in die obe-re, als auch in die untere Schnittzeichnung ein.

b) Zeichnen Sie den inneren Kräfteverlauf unter vertikaler Last in die obere Schnittzeichnung und den inneren Kräfte-verlauf unter der gegebenen horizontalen Last in die untere Schnittzeichnung ein.

A

A

A

A

B

C

D

d/3

d/3

d d

d

dd/3

d/3

d/3

d

d

d/3

D

Dd/3 d d d/3

D

C

B

d/3 d d d/3

D

H

H

d/3

d

d

d/3

Q

Q / 2

Q / 3

Q / 5

q

DSd max

≈ 225 kN ZSd max

≈ 225 kN

d/3 d d d/3

D

A

A

A

A

B

C

D

d/3

d/3

d d

d

dd/3

d/3

d/3

d

d

d/3

D

Dd/3 d d d/3

D

C

B

d/3 d d d/3

D

H

H

d/3

d

d

d/3

A

A

A

A

B

C

D

d/3

d/3

d d

d

dd/3

d/3

d/3

d

d

d/3

D

Dd/3 d d d/3

D

C

B

d/3 d d d/3

D

H

H

d/3

d

d

d/3

Q

Q / 2

Q / 3

Q / 5

q

DSd max

≈ 225 kN ZSd max

≈ 225 kN

d/3 d d d/3

D

A

A

A

A

B

C

D

d/3

d/3

d d

d

dd/3

d/3

d/3

d

d

d/3

D

Dd/3 d d d/3

D

C

B

d/3 d d d/3

D

H

H

d/3

d

d

d/3

Q

Q / 2

Q / 3

Q / 5

q

DSd max

≈ 225 kN ZSd max

≈ 225 kN

d/3 d d d/3

D

D

D

D

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22.08.2013Prüfungsdauer: 180 Minuten

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Sessionsprüfung Sommer 2013Seite 7 von 12

Teil 3 - Livio Vacchini (ca. 60 min.)

Teil 3.1

Das Sportausbildungszentrum Mülimatt in Brugg/Windisch ist das letzte Projekt des Tessiner Architekten Livio Vacchini (1933-2007). Es umfasst je eine Sporthalle für die Fachhochschule Nordwest und das örtliche Berufs- und Weiterbildungs-zentrum sowie Seminarräume für die Lehre.

a) Welches der nachfolgenden Adjektive beschreibt am besten die räumlich-tragstrukturelle Beziehung zwischen der im Schnitt dargestellten Dachkonstruktion und dem Erdgeschoss:

Q

Q / 2

Q / 3

Q / 5

q

DSd max

≈ 225 kN ZSd max

≈ 225 kN

c) Ordnen Sie jedem der Adjektive aus a) genau eines der folgenden konzeptionellen Skizzen zu, welche die Beziehung zwischen zwei Subsystemen in diagrammatischer Art visualisiert.

b) Im Schnitt durch das Gebäude wird eine tragstrukturelle Zweiteilung deutlich. Markieren Sie in dem obenstehenden Schnitt die Subsystemgrenzen für die Dachkonstruktion und das Erdgeschoss und zeichnen Sie anschliessend den Verlauf der inneren Kräfte für die Resultierende der Eigenlasten des jeweiligen Subsystems ein.

Schnitt

gestapelt

umhüllend

überspannend

benachbart

BENACHBART GESTAPELT ÜBERSPANNEND UMHÜLLEND

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Tragwerksentwurf III + IVPrüfungsaufgaben

22.08.2013Prüfungsdauer: 180 Minuten

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d) Welches der Adjektive aus a) respektive Diagramme aus c) beschreibt am besten die räumlich-tragstrukturelle Bezie-hung zwischen den beiden Subsystemen in Vacchinis eigenem Studio in Locarno und welche der folgenden Aussagen treffen sowohl für das Sportausbildungszentrum Mülimatt wie auch für das Studio Vacchini zu?

Adjektiv Diagramm

Die Eingangsfassade wird zu einer mauerartigen Markierung der Grenze zwischen Aussen und Innen und unterstützt den Charakter eines Solitärs.

Die räumliche Ordnung der Architektur spiegelt sich in der tragstrukturellen Ordnung wider.

In den Übergängen zwischen Vertikalität und Horizontalität werden in der Detailierung sowohl Aspekte der Differenzierung der Gegensätze wie auch der Auflösung der Differenzierung sichtbar.

Das antike Zusammenspiel von Stütze und Balken wird mit den Möglichkeiten des Stahlbetons neu interpretiert und artikuliert.

GESTAPELT

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Tragwerksentwurf III + IVPrüfungsaufgaben

22.08.2013Prüfungsdauer: 180 Minuten

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Teil 3.2

In einem kurzen Text beschreibt Eloisa Vacchini, Tochter von Livio Vacchini, die wesentlichen Entwurfsideen für das Sportausbildungszentrum Mülimatt. Deutlich wird dabei Vacchinis Auseinandersetzung mit der Beziehung zwischen Tragstruktur und Architektur und insbesondere der Frage des Zusammenspiels von Vertikalität und Horizontalität. Bitte ordnen Sie die folgenden Kommentare dem Text zu. Notieren Sie hierfür die Nummer am linken Textrand und unter-streichen Sie die zugehörige Textpassage.

Windisch - Vindonissa: Ein Dach im Wasser gespiegelt

Der Ort, welcher von der Bauherrschaft als Standort für das neue Sportausbildungszentrum ausgewählt wurde,

liegt mitten in der Natur am Ufer der Aare. Der Ausblick über die grünen Hügel und das Wasser vermittelt

ein Gefühl der Gelassenheit. Der Standort liegt unmittelbar an der Bahnlinie Brugg-Zürich und ist von den

Zugreisenden gemeinsam mit der Flusslandschaft gut sichtbar. Da das Bahntrasse höher liegt, ist das Dach der

Sporthalle immer sichtbar. Daher ist es wesentlich, dass die Dachfläche wie eine fünfte Fassade gestaltet ist. Die

Projektidee für das Sportausbildungszentrum Mülimatt stammt aus einer Reflexion über den Bau eines Daches.

An einem solchen Ort wünscht man sich nur einen Unterstand gegen Regen und die gleissende Sonne – frei

stehend, frei schwebend ohne Seiten und ohne zusätzliche Struktur, welche die große grüne Freifläche der Ufer-

landschaft behindert oder blockiert – das wäre ideal. Das Sportausbildungszentrum mit einer Abmessung von

55 x 80 Meter benötigt grosse stützenfreie Räume. Eine freitragende Struktur ohne zusätzliche tragende In-

nenwände zu errichten, heisst die derzeitigen Grenzen der Technologie zu erforschen. Da der architektonische

Wunsch, die Realisierung eines freitragenden Daches war, wurde in der Umsetzung die Tragstruktur mit der

Dachkonstruktion verschmolzen. Mit dem gewählten Faltwerk konnte auch die beachtliche Spannweite von 55m

stützenfrei überspannt werden. Das Faltwerk in seiner funktionalen Form, bildet in sich selbst eine eigenständige

Skulptur – für das Auge angenehm und faszinierend zugleich. Das Projekt, gedacht als ein Element mit einer

Geste, ausgehend von der Erde in Richtung Himmel und ohne Unterbruch, in einer einzigen Bewegung, raum-

bildend wieder zurück zum Boden. Das Faltwerk ist eine eigentliche Einladung an den Himmel, es verläuft ho-

rizontal, sammelt das Regenwasser und führt dieses im Falz der Fassaden-Stele behutsam auf den Boden. Keine

Tragbalken, keine Unterbrechung zwischen den vertikalen und horizontalen Elementen, die Struktur des neuen

Sportausbildungszentrums scheint aus einem einzigen Steinblock geschnitzt, von der Strömung des Flusses ge-

glättet, um einem Spielbereich Raum zu schaffen. Natürlich konnte die Umsetzung nicht aus einem einzigen

Steinblock erfolgen. In Einzelteilen vorgefertigt und zur endgültigen Struktur komplettiert, wurde das Faltwerk

mittels Vorspannung realisiert. Die Vorfertigung erlaubt gegenüber Ortbeton eine Verbesserung der Herstel-

lungsbedingungen und die Wahl der Zement-Mischung. Nach der Montage aller Einzelteile ergibt sich wieder

ein kompakter glatter Monolith. Die Struktur bildet nach deren Vollendung ein kompaktes, untrennbares Ele-

ment, sowohl optisch als auch statisch. Im Inneren ist jeder Raum stützenfrei. Die aussenliegende Tragstruktur

ermöglicht vollständige Transparenz zur Landschaft. Auf einer Höhe von 2 Metern liegt das Verhältnis zwischen

leeren und geschlossenen Bauteilen bei 3:1. Auf der Ost- und Westseite ist die Aussicht frei und die Fassaden sind

entsprechend komplett verglast.

Die ganze Struktur und die Trennwände sind aus Beton. Ein helles Grau, weich und gleichmäßig, prägen Tür-

und Fensterrahmen sowie alle Metallteile. Für die Fußböden der Spielhallen und für die Akustikdecken wurde die

gleiche Farbe definiert. Diese Einfarbigkeit schafft eine ruhige Atmosphäre, welche wiederum in der Landschaft

eine Entsprechung findet. Als Kompensation zum fehlenden natürlichen Licht im Untergeschoss, wurden die

Böden der innen liegenden Räume mit starken Gelbtönen ausgestattet.

Das Sportausbildungszentrum umfasst zwei Dreifachsporthallen und 3 kleinere Säle für Gymnastik, Judo und

Kraftsport sowie die nötigen Unterrichts- und Nebenräume. Der Höhenunterschied zwischen der Nord- und

Südfassade misst 4 Meter. Im Norden auf der tiefer liegenden Seite steht die Sportanlage in direktem Kon-

takt mit der umgebenden Flusslandschaft. Hier, auf der ganzen Fassadenlänge von 80 Metern, direkt unter den

Sporthallen, befindet sich auch das großzügige Foyer. Grosszügige Treppen führen zu den Sporthallen und zur

Zuschauer-Tribüne. Im Untergeschoss, direkt ans Foyer angrenzend, befinden sich Räume für weitere sportliche

Aktivitäten. Eintretende Besucher erhalten somit Einblick in die Aktivitäten im Dojo- und in den Tanzräumen.

Die Umkleideräume finden sie sich ebenfalls auf dieser Ebene und beanspruchen die gesamte fensterlose Rück-

seite des Untergeschosses.

Quelle: VACCHINI Eloisa, Bericht des Architekten. Aus: Departement Finanzen und Ressourcen, Sportausbildungszentrum Mülimatt,

024 (2010), S. 22-23.

kontinuierliche Raumbildung

Auflösung der Vertikalität

Komplement & Widerspruch: Verschmelzen von Vertikalität und Horizontalität

Tragstruktur als architektonisches Mittel

reine Horizontalität als Konzeption

Rahmen: statische Verschmelzung von Vertikalität und Horizontalität

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22.08.2013Prüfungsdauer: 180 Minuten

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Teil 3.3

Vacchinis Entwürfe sind immer auch ein Diskurs mit der Architekturgeschichte und den Klassikern, insbesondere dem antiken Tempelbau: „Jedesmal, wenn ich etwas baue, so denke ich an die Griechen. Zuerst bauten sie den Sockel, dann die Säulen“. Diese Auseinandersetzung mit der Geschichte zeigt sich auch im Entwurf des Sportausbildungszentrums Mülimatt.

a) Welcher der folgenden Grundrisstypologien griechischer Tempel beschriebt das Grundkonzept des Sportausbildungs-zentrum Mülimatt am besten? Markieren Sie zudem im Tempelgrundriss mit verschiedenen Farben das Stylobat, die Kolonnade und die Cella und entsprechende Elemente im Grundriss von Mülimatt.

Q

Q / 2

Q / 3

Q / 5

q

DSd max

≈ 225 kN ZSd max

≈ 225 kN

b) Die für Vacchini wichtige Thematik von Vertikalität und Horizontalität zeigt sich im griechischen Tempel in dem Säulen-Balken-System aus Naturstein und im Sportausbildungszentrum Mülimatt in dem Faltwerk aus Stahlbeton. Wie verhalten sich diese beiden Systeme in Bezug auf die Abtragung von horizontalen Einwirkungen? Zeichnen Sie die ent-sprechenden inneren Kräfteflüsse schematisch in die untenstehende Ansichten ein. Definieren Sie hierzu geeignete Auf-lagerkräfte.

Q

Q / 2

Q / 3

Q / 5

q

Welche der folgenden Aussagen treffen auf das Faltwerk im Sportausbildungszentrum Mülimatt zu:

Die Form der vertikalen Elemente folgt dem inneren Kräftefluss von Einwirkungen.

Die Reihe vertikaler Elemente trägt wie ein Säulen-Balken-System.

Die Reihe vertikaler Elemente wirkt bei horizontalen Einwirkungen wie eine Scheibe.

Benachbarte vertikale Elemente wirken zusammen bei horizontalen Einwirkungen.

Q

Q / 2

Q / 3

Q / 5

q

DSd m

ax ≈ 225 kNZ

Sd max ≈ 225 kN

Antentempel Doppel-Anten-tempel

Prostylos Amphi-Prostylos Pseudo-Peripteros Pseudo-Dipteros Peripteros Dipteros

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22.08.2013Prüfungsdauer: 180 Minuten

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c) In Querrichtung trägt das Faltwerk des Daches als eine Reihe von Rahmen aus vorgespannten präfabrizierten Ele-menten aus selbstverdichtendem Beton. Unter Berücksichtigung der konstruktiven Ausführung welche der dargestellten inneren Kräfteflüsse beschreibt am besten das Tragverhalten unter Eigenlast?

Welche der folgenden Aussagen treffen auf den Rahmen im Sportausbildungszentrum Mülimatt zu:

Durch die Vorspannung werden die Eigenlasten kompensiert und dadurch Verformungen durch Durchbiegung vermindert.

Durch die Vorspannung werden die einzelnen Bauteile des Rahmen kraftschlüssig miteinan-der verbunden.

Durch die Vorspannung kann die statische Höhe des Faltwerks nicht reduziert werden.

Bei der Verankerung des Vorspannkabels entsteht ein Gelenke im Rahmen.

Page 12: Sessionsprüfung Sommer 2013 - ETH Z · 2017. 6. 29. · Sessionsprüfung Sommer 2013 Vorname Leginummer Professur für Tragwerksentwurf Prof. Dr. Joseph Schwartz Tragwerksentwurf

DARCHstructural designprof. schwartz Tragwerksentwurf III und IV

Sessionsprüfung Sommer 2013

Vorname

Leginummer

Professur für TragwerksentwurfProf. Dr. Joseph Schwartz

Tragwerksentwurf III + IVPrüfungsaufgaben

22.08.2013Prüfungsdauer: 180 Minuten

DARCHstructural design

Name

Sessionsprüfung Sommer 2013Seite 12 von 12

Teil 3.4

In jeder der vorherigen Teilaufgaben 3.1 bis 3.3 wurden thematisch unterschiedliche Aspekte des Entwurfs des Sportaus-bildungszentrums Mülimatt von Vacchini betrachtet. Ordnen Sie die folgende Zitate von Vacchini jeweils derjenigen Teilaufgabe zu, welche sich mit der Thematik des Zitats auseinandersetzt (Mehrfachnennung möglich). Markieren Sie das Zitat am linken Textrand.

1. „Was mich interessiert, ist das Verhältnis zwischen Tragstruktur und dem Raum, der durch diese Struktur eingegrenzt wird. Seit Urzeiten bis zur Moderne war ein Raum gekennzeichnet durch min-destens zwei Mauern oder Schotten, die eine Decke in Querrichtung tragen. Es war egal, mit wel-cher Konstruktionsart diese Decke den Zwischenraum überspannte. Wenn man diesen Sachverhalt abstrahiert, so erhält man ein Prinzip, das aus zwei Schotten besteht, und einem Raum, der sich zu seinen zwei kurzen Seiten hin öffnet.“

2. „Die Idee eines Gebäudes kann nie separat von der Idee seiner Konstruktion verstanden werden. Es ist unmöglich, Form zu gestalten, wenn nicht durch die Technik. Es besteht also ein Zusammen-hang zwischen der Form und der Art der Konstruktion.“

3. „Klassische Tradition ist der Begriff, der am häufigsten wiederkehrt, wenn man von meiner Ar-beit sprechen will. Ja, ich höre ihn immer wieder gerne, denn ich gehöre zu denen, die glauben, dass wir einen universellen ästhetischen Wert in uns tragen, unabhängig von Geschichte, Ideologien oder Inhalten. ... Der menschliche Geist sucht ein abstraktes Vorbild zu erreichen, das in seinem Inneren lebt, und ein Werk ist in dem Masse gültig, wie es an dieses absolute, vollkommene Bild erinnert.“

4. „Für uns ist es ein Glück, dass Bauweisen und Techniken sich im Laufe der Geschichte mit dem wissenschaftlichen Fortschritt wandeln. Mit ihnen verändert sich auch die Erscheinungsform der Gebäude, sodass die Entwicklung der Konstruktionsmethode die Evolution der Architektur nach sich zieht.“

5. „Der Ort, an dem ich mich befinde, ist Ausdruck des Gedankens, der im Ursprung dieses Werks liegt: der Gedanke, Struktur zu sein. Die Architektur ist der Gedanke und der Gedanke ist die lo-gische Struktur, eigentlich Konstruktion. So scheint mir, dass zwischen der Architektur der Gedan-ken und der gebauten Architektur kein Unterschied besteht.“

6. „Die Architektur ist ein Ritual, eine ethische und keine ästhetische Frage, eine geistige Frage, ein Instrument. Sie hat keine eigene Zeit, sie bestimmt den Kontext. Die Qualität ist objektiv und die Form ein Resultat, kein Ziel. Deshalb ist die Qualität grundlegend. Die Ordnung ist ihr immanent. Das Ganze ist nicht die Summe der einzelnen Teile, unanfechtbar aber deren Synthese. Das Licht ist Geometrie und die Struktur bemisst sich folglich am Licht.“

3.1 3.2 3.3

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