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    handelszeitung | Nr.44 | 3. November 2011 | 3

    der Bundesanwaltschaft beantwortet. Am Ende derErmittlungenwird nichts hngenbleiben.

    Fr die Schweiz sind die Ermittlungen heikel. Ka-sachstanist Teil derLndergruppe,die imInternatio-nalen Whrungsfonds eine Stimmrechtsgruppe mitderSchweizbildet. Nurso kamBern zueinemstndi-genSitzim Exekutivratdes Fonds. Nicht nurpolitisch,auch wirtschaftlich sucht die Schweiz die Nhe derehemaligen Sowjetrepublik. Laut dem Aussendepar-tement sind die wirtschaftlichen Beziehungen zwi-schen den beiden Lndern durchschnittlich entwi-

    ckelt, dochbestehe einbedeutendesPotenzial.Kasachstanzhlt zuden Lndernmit dengrsstenKohlenwasserstoffreserven und besitzt 3,2 Prozentder weltweiten lvorrte. Laut dem Staatsunterneh-menKazmunaigaz, demKulibajewheute alsPrsidentvorsitzt,hatKasachstanVorkommenvon 17 MilliardenTonnen.Die Schweizer RohstoffhndlerGlencoreundXstrata sind beide seit Jahren in der Ex-Sowjetrepub-lik aktiv. Das Handelsvolumen zwischen der Schweizund Kasachstanwchst darumstetig. 2010importiertedieSchweizGterimWertvon1,1MilliardenFranken fast ausschliesslich Erdl und Metalle. 2011 hat dieSchweiz von Januar bis September allein l fr 1,3Milliardenimportiert.

    Vom Reichtum an Rohstoffen profitiert vor allemjemand: der Clan um Prsident Nasarbajew. Seit derUnabhngigkeit 1991 regiert der Prsident mit eiser-nerFaust.ImAprilwurdeer ebenmit95,5 ProzentderStimmen fr eine weitere fnfjhrige Amtszeit wie-dergewhlt. Laut Transparency International gehrtKasachstanmit dreivonzehnPunktenzuden korrup-testen Lndern derWelt.

    Ihren Reichtum steckt die kasachische Elite gernein Immobilien am liebsten in den mondnen OrtendieserWelt.SoistKulibajewEigentmerdesSunning-hill Parks in England ein knigliches Anwesen, dasAndrewfrher mitEx-Frau SarahFerguson bewohnte.2010 kaufte Kulibajew das Schloss fr 15 MillionenPfund er bezahlte damit einen Viertel mehr als dergeschtzteMarktwert.Bis heutertselt die ffentlich-keitberdenBeweggrunddes Kasachen. WederseineEx-Geliebte Ashkenazi noch er selber oder seine Fa-miliebewohnendasAnwesenmit 2,7Quadratkilome-tern Umschwung. Inzwischen fallen die Tren ausden Rahmen, Efeu berwchst die Fassade und derPool istzurgrnen Kloake verkommen.

    DieVillaim Tessin

    In der Schweiz soll der Familie Kulibajew nebendem75-Millionen-Hausam Genferseeauch eineVillain Melide TI gehren. Abgewickelt wurde der Kaufdamals ber Offshore-Firmen in Panama und denBritish Virgin Islands und mit Hilfe renommierter

    Anwlte in Genf. Beim Kauf der Tessiner Villa spieltewiederum die Oilex NV eine Schlsselrolle. Formalgehrt das historische Haus einer Offshore-Gesell-schaft aus Panama, doch wirtschaftlich Berechtigtedahinter sind Oilex und der Tessiner Bauunterneh-merBaghjetPacolli, derKulibajewsFrauzu einer Auf-enthaltsgenehmigung in der Schweiz verholfen hat.Dies belegenDokumente.

    Finanziert wurde der Villenkauf mit Geldern ausder Privatisierung kasachischer Staatsunternehmen,wie Unterlagen nahelegen, die der Handelszeitung

    ebenfalls vorliegen. In einer E-Mail erklrt einer derAnwltedem mutmasslichen StrohmannKulibajews:Wir brauchen noch ein Schreiben, das die Herkunftdes Geldes erklrt. Er solle reinschreiben, was er inder Vergangenheit in hnlichen Umstnden ge-schrieben habe. Zum Beispiel, das Geld stamme ausdemVerkauf vonNelson-Aktien.

    Nelson heisst mit vollem NamenNelson Resour-cesLimitedund besassdie Rechtean einemkasachi-schen lfeld. Abgekauft hat sie diese dem Staatsun-ternehmenKazmunaigaz.Damals war Kulibajewdorterster Vizeprsident. Wenig spter wurdeNelsonver-kauft. Ein Teil des Erlses diente gemss der erwhn-tenE-Mailzum Kaufder Villaim Tessin.Ein Sprechervon Kulibajew bestreitet, dass dieser wirtschaftlicheInteressen in Nelson oder in Oilex besitzt. Die VillaRomantica gehre dem Geschftspartner, der keinStrohmann sei. Laut Bundesanwaltschafts-Spreche-rin Jeannette Balmer ist die Luxusimmobilie auchnicht Gegenstandder Ermittlungen.

    Die Untersuchungen der Bundesanwaltschaft ha-benin derSchweizbereitsersteOpfer gefordert. Eine

    kasachische Firma nach der anderen schliesst ihrehelvetischen Niederlassungen. Im Dezember 2010und im Juni 2011 beendeten zwei Tochterfirmen vonKulibajewsStrohmannoder Geschftspartnerin BaarZG ihre Ttigkeit. Sie stehen in Liquidation. Auchkasachische Staatsunternehmen hatten Tochterge-sellschaften in der Schweiz. Seit Beginn der Ermitt-lungen habensie zweiDingegemeinsam:Alleenthal-ten die Wortbestandteile Kaz und Gas in ihrenNamen und alle sind seit kurzem in Liquidationoder schon aufgelst. ber die Grnde dieses Mas-

    senexodus aus der Schweiz konnte oder wollte derSprecherKulibajews keine Auskunftgeben.

    DasEndeder Romanze

    Klar ist: Auch bei den helvetischen Kaz-Gas-Fir-men gibt es persnliche Verflechtungen mit Kuliba-jew, dem Prsidenten der Muttergesellschaft in Ka-sachstan.TH Kazmunaigaz ist eineSchweizer Tochterdes kasachischen Staatsunternehmens mit Sitz imTessin. berdessenFaxgerthatteein heute23-jhri-ger Neffe von Kulibajew 2007 Belege seiner Ausbil-dungsstationen und seine Geburtsurkunde als Be-werbungin derWelt herumgeschickt.

    Woer heutearbeitet,ist unklar anders alsbei sei-nemOnkel.Die Romanzemit Partydame Gogaist be-endet. Ein kasachischer Regierungssprecher brachteihnalsmglichenNachfolger von PrsidentNasarba-jewins Spiel.Immerhinistder despotischeHerrscherheuteschon 71 Jahrealt. Kulibajewdementiertbisher.Er wolle sich auf seine Geschfte konzentrieren, sagter. Politik und Geschft schliessen sich allerdings inKasachstan nicht aus im Gegenteil.

    Vereidigung von asarbajew: eit

    der Unabhngigkeit im mt.

    ITAR-TASS/VlAdImIRBugAyeV

    Die Alarmglockenmssten sofort klingelnMakPe er Basler echtsprofessor und Korruptionsexperteber die achlssigkeit gewisser chweizer Banken.

    inTerView: Jean Franois Tanda

    Die Bundesanwaltschaft ermitteltgegendenkasachischenPrsidentenund seinenSchwiegersohn.Es gehtum mglicheDelikte beider Privatisierung vonStaatsunternehmen.Ein Einzelfall?Mak Pe: Kasachstan ist eines der kor-ruptesten Lnder der Welt. AutokratischeRegimes wie das dortige sind typischeZerfallsprodukte der ehemaligen Sowjet-union. Bringen Leute, die den Regierun-gennahestehen,Gelderhierhin,mussmangenauerhinschauen.Die schweizerischenRegeln fr politisch exponierte Personensind eigentlichklar.

    Trotzdem sindGelderbei hiesigenBankenaufgetaucht.Pieth: Ich frage mich, wie aufmerksameine Bank bezglich politisch exponierterPersonen ist, die Gelder des Schwieger-sohns eines Autokraten annimmt. Dies

    besonders, wenner zudemnoch Prsidentdernationalenl- undGasgesellschaftist.Was berlegt sich solch ein Institut? DieAlarmglocken mssten sofort klingeln,wenn eine Person ankommt, die dem Re-gimesonahesteht undvielmehrGeld mit-bringt, als er vernnftigerweise verdienenkann.

    Politisch arbeitetdie Schweizeng mitKasachstanzusammen, etwaim Inter nationalenWhrungsfonds.Pieth:Das istkeineAusrede. EsspieltkeineRolle,dass dieSchweizim Whrungsfondsin der gleichen Stimmrechtsgruppe wieKasachstan ist.PolitischeNhefhrtnichtdazu,dassdie BankendieRegelnfr poli-tisch exponierte Personen weniger zubeachten htten. Sie gelten immer, selbstfr Hillary Clinton.

    Haben dieBankennichtsgelernt?

    Pieth: Mich betrbt, dass solche Gelderimmer wieder in der Schweiz auftauchen.Nehmen Sie den Fall Sergei Magnitsky, Anwalt und Korruptionsbekmpfer inRussland,der in Gefangenschaft ermordetwurde. Er hatte aufgedeckt, dass Beamteder Moskauer Steuerbehrde den russi-

    schen Staat betrogenhaben. DieVerdch-tigenbrachtenihrGeldauchindieSchweiz.Heutesind hier47 Millionen Dollar einge-froren, nachdem die Schweizer Bundes-anwaltschaft ein Strafverfahren erffnethat.

    Waskann die politische Schweiztun,damit solche Gelder nicht mehrhier

    landen?Mark Pieth: Ich sehe das Problem nichtbeider politischen Schweiz.InersterLiniemuss die Finanzmarktaufsicht durchset-zen, dass die Banken die sogenanntenPEP-Regeln zu den politisch exponiertenPersonenwirklich anwenden.

    EinTeilder dubiosenGelderwird inImmobilieninvestiert,auch inderSchweiz.DieseBrancheist nicht demGeldwschereigesetzunterstellt.Mark Pieth: In der Tat knnen Immobi-liengeschfte fr Geldwscherei miss-braucht werden. Das ist ein Problem.Zwar knnte man Makler dem Gesetzunterstellen, msste dann aber Alltags-geschfte klar von Hochrisikogeschftenabgrenzen. Den gesamten Immobilien-marktzu unterstellen machtkeinenSinn.

    WoliegenweitereSchlupflcher in der

    SchweizerGesetzgebung?Mark Pieth: Ein grosses Problem sehe ichim Rohstoffhandel. Fr mich ist klar, dassdie Hndler dieser Branche der Geldw-scheregelung unterstellt werden mssen.Der Rohstoffhandel birgt ebenfalls ein er-heblichesMissbrauchspotenzial.

    MakPeProfessor und Vorsitzender der

    C-rbeitsgruppe gegen Korruption

    Timur Kulibajew:

    Beste Kontakte zum

    taatsprsidenten. ReuTeRS

    aNzeigeN