Sicherheit Schweiz - asmz.ch€¦ · moderne Gefechtsausbildung sowie mi - litärische...

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xxx Allgemeine Schweizerische Militärzeitschrift Herausgeber: Schweizerische Offiziersgesellschaft Sicherheit Schweiz Nr. 12 – Dezember 2012 –178. Jahrgang KKdt Markus Gygax Europa: EU und Eurokrise STABILO DUE BODLUV 2020

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Sicherheit Schweiz

Nr.12 – Dezember 2012 – 178. Jahrgang

KKdt Markus Gygax

Europa: EU und Eurokrise

STABILO DUE

BODLUV 2020

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Kompetenz für Schutz und Sicherheit

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3 Peter Schneider

Peter Schneider und Heinz Müller

4 Die Schweizer Armeezum Anfassen

Peter Schneider

5 General Puheloinenin der Schweiz

Peter Schneider und Jürg Studer

6 ViertausendneunhundertFlugstunden

Lisa Watanabe

8 Ein Frühling für Algerien?

André Blattmann

9 Das Wort des CdA

Hans Wegmüller

10 Sicherheits- und Verteidigungs -politik der Europäischen Unionam Scheideweg

Dieter Farwick

14 Die sicherheitspolitischeDimension der Eurokrise

Peter Regli

16 Die Lufthoheitund unsere Politiker

Eugen Thomann

21 Die NATO und wir

Jean-Marc Halter

22 STABILO DUE: die Miliz erfüllt

Ivo Burgener

24 Anspruchsvolle Ausbildungzum Gebirgsspezialisten

Pius Segmüller

26 Schiesswesen undausserdienstliche Tätigkeit

29 Aktuelles SOG

Denis Froidevaux

Das bewegt die SOG

Editorial

Aktuelles

Führungspersönlichkeit

Sicherheitspolitik

Sicherheit

Einsatz und Ausbildung

SOG Vorstand

Member of the EuropeanMilitary Press Association (EMPA) – ISSN 0002-5925

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Titelbild

ASMZ 12/2012

Christoph Merki

31 Schweizer Armeebeeindruckt mit Qualitätenund guten Offizieren

Irène Thomann

33 Der Wert der Armeein den Augen junger Offiziere

Hugo Roux

34 BODLUV 2020: Sicherheit,Schutz und Verteidigung

Michael Arnold

38 Chance Miliz –Herausforderung «Social Media»

Christoph Meier

40 Die Armee als unternehmeri-scher Sonderfall

Natalia Merkulova

42 Vorzeitiges Ausscheidenaus dem Berufskader der Armee

44 Hans-Peter Gubler

Marco Sigg

48 Warum Schwyz gegen Zürichim Zweiten Villmergerkrieg militärisch unterlag

51 Dieter Kläy

55 Jürg Stüssi-Lauterburg

Luftwaffe

Höhere Kaderausbildung

Forschung und Lehre

Internationale Nachrichten

Geschichte

Vermischtes

Bücher

Forum junge Offiziere

Operation ATALANTA

Anspruchsvolle Ausbildungzum Gebirgsspezialisten

Chance Miliz – Herausfor -derung «Social Media»

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KKdt Markus Gygax,Kdt LuftwaffeFoto: Kdo LW

2 ASMZ 12/2012

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Wir dankenfür Ihre Inserierungund wünschen Ihnen

frohe Festtage.

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erfolgreicheZusammenarbeit.

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Matthias KusterZürich

Liebe Leserin, lieber Leser

Nach einer glänzenden Karriere ganz im Dienstun serer Armee verlässt Korpskommandant MarkusGygax auf Jahresende die Luftwaffe, in der er 42 Jahrelang gedient hat, zuletzt während viereinhalb Jahrenals ihr Kommandant. Er prägte den wichtigen Quan-tensprung der Beschaffung und Einführung desF/A-18 entscheidend mit und hat nun ganz am Schlussseiner Karriere als Chef und Pilot die Genugtuung,dass der Bundesrat die Beschaffung von 22 JAS 39Gripen E am 14. November dem Parlament beantragthat. Ein wichtiger Meilenstein zum Weiterausbau undErhalt der Kompetenzen unserer Armee in der drittenDimension ist damit eingeleitet.

Ein grosser Schritt für den Tiger-Teilersatz ist getan,darüber können wir uns freuen. Wir können nun auchkonkret dafür einstehen! Die Finanzierung ruft aller-dings bei mir nicht die gleiche Begeisterung hervor.

Zum einen hat sich der Bundesrat nach wie vornicht durchringen können, dem Parlament zu folgen(100000 Mann, 5 Milliarden). Bundesrat Ueli Mau-rer hat anlässlich des Kasernengesprächs am 2. No-vember 2012 in Grolley unterstrichen, dass auch die5 Milliarden Franken Jahresbudget für die geforderteflächendeckende Ausrüstung nicht ausreichen; dieschon lange vorhandenen Löcher können damit nichtgestopft werden. Bei einer Mobilmachung – für dieuns die Instrumente ebenfalls fehlen – könnten wiretwa 4 –5 Infanteriebataillone vollständig ausrüsten.Es ist für mich daher schwierig zu verstehen, warumdie Armee in den letzten Jahren namhafte «Restkredi-te» (insgesamt in der Grössenordnung von 900 Mil-lionen Franken) nicht eingesetzt hat, um wenigstenseinige der klaffenden Lücken zu beheben. Die Rad-schützenpanzer zum Beispiel werden für alle drei Ar-

Editorial

3ASMZ 12/2012

Peter Schneider, [email protected]

meeaufträge benötigt und präjudizieren somit die WEAnicht.

Zum anderen hat man mit dem Fondsgesetz zwareine Möglichkeit zur Finanzierung eines Gross pro -jek tes über mehrere Jahre geschaffen. Dieses Gesetzunterliegt dem fakultativen Referendum. Ein Refe-rendum an Stelle einer Verfassungsinitiative (wie beimF/A-18) macht es allerdings auch den Gegnern derFlugzeugbeschaffung einfacher.

Der nun klar angesteuerte Kompetenzausbau und-erhalt der Luftwaffe sollte in meinem Urteil auch denErhalt des Flugplatzes Dübendorf einschliessen, demeinzigen verbliebenen Stützpunkt in der Ostschweiz.Er gewährleistet in seiner Region rasche Hilfe aus derLuft und kann im Notfall auch Kampfflugzeugen alsAusweichflugplatz dienen.

Ich habe mich über das Echo, das die Stabs- undStabsrahmenübung STABILO DUE im Ausland aus-gelöst hat, gefreut. Es ist symptomatisch, dass das Echobei uns wesentlich geringer ausfiel, einfach weil manhier weiss, dass nur was geübt wurde im Bedarfsfallfunktioniert und es selbstverständlich ist, dass die Ar-mee sich mit Bedrohungsszenarien auseinandersetzt.Der Bürger erwartet hier von seiner Armee, dass siemögliche Konflikte prüft; dies ist in anderen Ländernoffenbar nicht (mehr) so: Aufschrei der Empörung!Dass die missliche und sich dauernd verschlechterndeFinanz- und Wirtschaftslage vieler Industrienationeneine Gefahr für uns alle darstellt, bedarf keiner Erläu-terung. Freiheit braucht Mut: dass die Armee auch imAusland zur Kenntnis genommen wird und dass sie inZukunft auch wieder vermehrt sichtbar sein soll, ist derrichtige Weg.

Schlussendlich in eigener Sache: Jürg Stüssi-Lauter -burg betreut seit dem Frühjahr 1986 die Rubrik «Bü-cher» mit seinem immensen Wissen und seiner gross-artigen Kompetenz. Er hat in dieser langen Zeit eindichtes Netz von Korrespondenten aufgebaut. Auf sei -nen Wunsch übergibt er auf Ende Jahr diese Aufgabean Frau Andrea Grichting-Zelenka, die ebenfalls in derBibliothek am Guisanplatz tätig ist. Er bleibt aber imHintergrund präsent. Im Namen aller Leserinnen undLeser und dem ganzen Team der ASMZ und des Ver-lags danke ich Jürg Stüssi-Lauterburg ganz herzlich!

Ich wünsche Ihnen, liebe Leserin und lieber Leser,schöne und geruhsame Festtage sowie ein gutes underfolgreiches Neues Jahr, in dem uns der Frieden er-halten bleiben möge!

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Aktuelles

ASMZ 12/2012

Peter Schneider, Chefredaktorund Heinz Müller*

Sicherheit ist ein wichtiges Element imBündel der Faktoren, die den Wirt schafts -standort Schweiz attraktiv machen. Eineder massgeblichen Produzentinnen vonSicherheit ist die Armee. Diese ist überdie Medien wohl laufend im Gespräch,weite Teile der Bevölkerung kennen dieMilizarmee und ihre Aufgaben aber kaummehr. Sicherheit droht deshalb zu einerSelbstverständlichkeit zu werden, der mannicht mehr die nötige Beachtung schenkt.

Wissenslücken schliessen

KKdt André Blattmann liegt deshalb sehrdaran, Wissenslücken bei wichtigen An-spruchsgruppen der Armee zu schlies sen.

Aus diesem Grund hat der Chef der Ar-mee am 2. Oktober 2012 die KMU FrauenSchweiz, das Frauennetzwerk des Schwei-zerischen Gewerbeverbandes (SGV), aufden Waffenplatz St.Luzisteig zu einer In-formationsveranstaltung eingeladen.

Die etwa 50 KMU Frauen Schweiz, dieder Einladung Folge leisteten, erhielteneinen vielfältigen Einblick in die Armee: Aufträge und Leistungen der Armee, Auf -

bau und Ablauf einer Rek rutenschule,moderne Gefechtsausbildung sowie mi -litärische Kaderausbildung. Die Ausfüh-rungen des CdA zu aktuellen Heraus -forderungen der Armee und ein ab schlies -sendes Podiumsgespräch er möglichte den Teilnehmerinnen schliesslich eine Vertie-fung des Tages.

Viele Berührungspunkte

Frau Nationalrätin Sylvia Flück i ger-Bäni, SGV-Vorstandsmitglied und Ini -tiantin der Veranstaltung auf Seite derKMU Frauen Schweiz, schätzte diese Ini -tiative der Armee sehr: «Wir KMU Frau-en Schweiz sind mehrfach von der Armeebetroffen – als Arbeit geberin oder Arbeits-kollegin von Dienst leistenden Arbeitneh-mern, als Mutter von Rekruten, als Stimm-bürgerin bei armeerelevanten Abstimmun -gen aber auch als Partnerin oder Ehefrau.Es ist deshalb sinnvoll, sich intensiver mitder Armee auseinander zu setzen.» Blatt-mann freute sich über die Bereitschaft derKMU Frauen Schweiz, die Einladung zumDialog anzunehmen. Auch er betonte, esgebe viele Be rührungspunkte zwischenden KMU Frauen Schweiz und der Armee,man kenne sich einfach noch zu wenig.Für Flückiger-Bäni hat sich der Tag ge-lohnt: «Die Armee und die KMU FrauenSchweiz sind sich näher gekommen». ■

* Oberst Heinz Müller, Chef Führungskommuni-kation Verteidigung.

Die Schweizer Armee zum AnfassenDen Wert der Sicherheit und die Rolle der Armee erkennen, den Mehrwert der militärischen Führungsausbildung im Massstab 1:1 erleben und die Gelegenheit zum Gespräch mit Rekruten und Kadern der Armee nutzen: Rund 50 Mitgliederder Organisation KMU Frauen Schweiz folgten Anfang Oktober einer Einladung des Chefs der Armee ins Gefechtsausbil-dungszentrum des Heeres auf St. Luzisteig.

Im Gespräch mit Frau NR Sylvia Flückiger-Bäni, nach der Tagungauf der St. LuzisteigEindrücke sind geblieben und ver festigensich. Zum einen ganz banal: die in der Armee selbstverständliche Wiederholungder Aufträge verhindert Missverständ -nisse und Fehler; in geeigneter Form wäredies im Betrieb auch sinnvoll. Dann aberwesentlich: die Führungsausbildung inder Armee, die gerade für KMU von gros-ser Bedeutung ist. Bei Abwesenheitendes Chefs muss jemand entscheiden undführen können, auch mal ad hoc! Bei an-sonsten ähn lichen Voraussetzungen istdaher bei einer Anstellung ein Bewerber

mit militärischer Kaderausbildung vorzu-ziehen, weil er diese Eigenschaften mit-bringt. Schon eine absolvierte RS bringt spür bare Vorteile in den Bereichen Ver net -zung und Sozialkompetenz.Die Abschaffung der allgemeinen Wehr-pflicht wäre nicht nur für die Ar mee kata-strophal, sie würde auch in der Wirtschaftund Gesellschaft besonders beim Kader-nachwuchs tiefe Spuren hinterlassen; esgibt weder eine zivile Ersatzausbildungdafür noch eine auch nur irgendwie gleich-wertige erlebte Führungserfahrung.

Aufmerksame Zuhörerinnenauf der St. Luzisteig. Foto: ZEM

Aktuelles

5ASMZ 12/2012

Friedenszeiten sind noch gewährleistet,für die notwendige, flächendeckende Aus-rüstung der Streitkräfte für den Verteidi-gungsfall reicht es aber nicht mehr aus.

Finnland ist Mitglied EAPC/PfP sowieder EU; die finnischen Streitkräfte be tei -ligen sich regelmässig in friedensfördern-den Missionen. Denkt man an eine wei-tere Annäherung an die NATO?

Das Regierungsprogramm hält klarfest, dass Finnland während der jetzigenLegislaturperiode nicht die Absicht hat,der NATO beizutreten oder ein entspre-chendes Gesuch zu stellen. Die politi-schen Parteien sind sich in dieser Frageeinig, schätzungsweise denken auch zweiDrittel der Bevölkerung so (allerdingsgibt es dazu keine repräsentative Umfrage).

Wie ist die Zusammenarbeit mit den Blau-lichtorganisationen, insbesondere der Poli-zei, gestaltet? Wie wichtig ist diese für dieStreitkräfte und wer führt die Einsätze?

Die Streitkräfte haben drei Aufträge:Erstens Verteidigung des Landes und sei -ner Bevölkerung, zweitens Unterstützungder zivilen Behörden und drittens frie-densfördernde Missionen im Ausland.Die subsidiäre Unterstützung der Behör-den, wie Polizei oder Grenzwache, sindselbstverständlich, die zivilen Behördensind dabei für den Einsatz verantwortlich,die Truppen werden zugewiesen. Wirrechnen mit etwa 450 –500 Einsätzen proJahr zu Gunsten der zivilen Behörden.

Wie relevant ist die Neutralität für Finn -land?

Durch den Beitritt zur EU ist die Neu -tralität hinfällig geworden, da Finnlandeine ganze Reihe von Verpflichtungen ein-gegangen ist, die mit Neutralität nicht ver-einbar sind. Aus militärischer Perspektiveist Finnland non-aligned.

Herr General, vielen Dank für dieses Interview. ■

Man müsste aus Ihren Aussagen schlies -sen, dass Ihnen ein ausreichendes Vertei-digungsbudget zugestanden wird?

Es wurde mehrmals gekürzt und soll bis2015 um weitere 10% reduziert werden.Massnahmen zur Reorganisation der per -manenten Struktur sind im Gange. DerAusbildungsbetrieb und die Einsätze in

Peter Schneider, Chefredaktor

Finnland kennt wie die Schweiz die all-gemeine Wehrpflicht für Männer; für dieFrauen ist sie freiwillig. Bleibt die Wehr-pflicht bestehen oder sollen die finnischenStreitkräfte Schritt um Schritt professio-nalisiert werden?

Die allgemeine Wehrpflicht stellt dasentscheidende Fundament der finnischenStreitkräfte dar, sie ist quer durch die Par -teien, aber auch in der Bevölkerung voll-kommen unbestritten. Die Wehrpflichtist Bestandteil der gesellschaftlichen Kul-tur. Es kommt natürlich dazu, dass Finn-land ein sehr grosses Land ist, das für eineglaubwürdige Verteidigungsfähigkeit gros -se Streitkräfte benötigt; es gibt aus dieserSicht keine Alternative zur Wehrpflicht.

Etwa 78% der Stellungspflichtigen be-streiten ihre militärische Grundausbil-dung, ungefähr 7,5% leisten Zivildienst,die restlichen etwa 14 –15% sind aus ge-sundheitlichen Gründen dienstuntaug-lich; es darf allerdings nicht verschwiegenwerden, dass dieser Anteil langsam aberstetig zunimmt. Für die Frauen ist der Mi-litärdienst freiwillig, etwa 400–450 Frau-en melden sich pro Jahr.

Ist die Wehrpflicht wirklich obligato-risch oder kann man sich ihr einfachentziehen?

Man kann sich der Wehrpflicht nur ausnachgewiesenen medizinischen Gründenentziehen. Einzige Alternative stellt derZivildienst dar (der heute eine einfachwählbare Option darstellt). Alle dienst-tauglichen Männer werden eingezogenund ausgebildet.

1971–1974 Militärakademie 1974 –1980 Instruktor, Panzerbrigade1979 Kommandantenkurs mot Inf, Sow -jetunion1980 –1982 Generalstabsschule 1983 –1986 Stabsoffizier 1986 –1990 Stv. Verteidigungsattachéin der Sowjetunion 1990 –1993 Stv. Generalsekretär desVerteidigungsrates1993 –1995 Kdt eines Panzerbataillons1995 OSZE, Wien 1995 –1996 Verteidigungsstab1996 –1997 Fellow, Harvard University,USA 1997–1999 Generalsekretär des Vertei-digungsrates1999 –2000 Kdt einer Panzerbrigade 2000 –2003 Stv. Chef Operationen2004 –2007 Kdt Kommando Ost 2007–2009 Generalstabschef ab 1.8.2009 Oberbefehlshaber der fin -nischen Streitkräfte (im Range eines Ge-nerals)

General Puheloinen in der SchweizAuf Einladung des Chefs der Armee, KorpskommandantAndré Blattmann, weilte der Oberbefehlshaber der finnischen Streitkräfte vom 21. bis 23. Oktober 2012 zu einem offiziellen Besuch in der Schweiz. Die langjährige enge Zusammenarbeit,insbesondere in den Bereichen Ausbildung und Rüstung,bildete die Grundlage der Gespräche.

Die allgemeine Wehrpflicht stellt das ent-scheidende Fundament der finnischenStreitkräfte dar, sie ist quer durch die politische Führung, aber auch in der Be -völkerung vollkommen unbestritten. DieWehrpflicht ist Bestandteil der gesell-schaftlichen Kultur.

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Führungspersönlichkeit

ASMZ 12/2012

dramatisch verändert, neue Kontakte undBeziehungen wurden möglich, die starrenFronten Ost-West verschwanden, die un-mittelbare Bedrohung eines grossen Krie-ges ist weniger geworden, abgelöst durchandere Gefahren und Risiken.

Und in Bezug auf die Kontakte?Ich empfinde die täglichen Kontakte

mit dem Personal, den Bürgern, Vereinenund in der Zeit als Kdt LW mit der Po -litik und Medien, aber auch mit meinenPartnern von befreundeten Luftwaffenals ausserordentlich positiv und berei-chernd.

Was waren Ihre schwersten Momente alsKdt LW?

Die Unfälle. Unsere Flugzeuge, insbe-sondere der Hunter und seine Vorgängerwaren den potentiellen Gegnern unterle-gen, MiG-21 und MiG-23 zum Beispiel.Dies zwang uns, im Grenzbereich zu trai-nieren, was früher regelmässig zu Unfäl-len führte. Wir haben von den insgesamt160 Hunter deren 30 verloren. Auchmein Bruder stürzte 1976 mit einemHunter ab. Dank den heutigen ebenbür-tigen Flugzeugen und Helikoptern, einerAusbildung auf höchstem Niveau und einer konsequenten Kultur der Fehler-meldungen und der Beseitigung der Feh-ler, konnte die Unfallrate drastisch gesenktwerden.

Was sind für Sie die Stärken und dieSchwächen der Luftwaffe?

Die Stärken sind eindeutig: Die Leis-tungsfähigkeit, das Können, die Flexibi -lität, die enorme Leistungsbereitschaft.Dann aber auch die Motivation, die sorg-fältige Selektion, die Ausbildung auf neu-estem Stand, die niedrige Ausfallquotenach der Ausbildung. In anderen Worten:Wir haben gutes Material, die Stärke derLuftwaffe sind aber ihre Menschen! Die

dem Nullentscheid Mirage-Milan undVought A-7 Corsair, wurden noch einmal60 veraltete Hunter beschafft. Danach 110F-5 Tiger. Despektierlich gesagt ein etwasschnellerer Hunter mit derselben Bewaff-nung. Es war entscheidend und erfreulich,dass mit der F/A-18 eine neue Marsch-richtung eingeschlagen wurde, die sichnun mit dem Gripen fortsetzen wird. Dieentscheidenden Schritte, die Quanten-sprünge waren der Hunter bei der Erstbe-schaffung 1958, die Mirage III und dieF/A-18.

Ein ähnlicher Schritt muss nun bei derbodengestützen Luftverteidigung (BOD-LUV) eingeleitet werden, die nach demersatzlosen Abgang der Bloodhound (BL-64) auf Einsatzhöhen bis 3000 m überBoden begrenzt wurde. Das Projekt BOD-LUV 2020 ist auf gutem Weg.

Zur angesprochenen politischen Lage?Die politische Lage in Europa hat sich

mit dem Fall der Mauer schlagartig und

Peter Schneider, Chefredaktorund Jürg Studer, Redaktor ASMZ

Herr Korpskommandant, was waren Ihreeindrücklichsten und schönsten Momenteals Kdt LW?

Die sensationelle technische Entwick-lung, die politische Veränderung in Euro -pa und unzählige Kontakte zu Menschenverschiedenster Herkunft haben meine42 Jahre in der Luftwaffe wesentlich ge-prägt.

Genauer?Die Fliegerei, und insbesondere die mi-

litärische Fliegerei, hat unglaublich schnel -le und grosse Schritte vollbracht. HundertJahre nachdem der Mensch fliegen gelernthat, gab es in der Schweiz die F/A-18! Ichabsolvierte die RS kurz nach dem Mirage-Skandal. Die Mirage IIIS und -RS habensich übrigens als hervorragende Flugzeu-ge erwiesen. Danach dominierte wiederdie Vorstellung der Quantität. 1972, nach

Viertausendneunhundert FlugstundenDer Kommandant der Luftwaffe, Korpskommandant Markus Gygax,tritt am 31. Dezember, nach viereinhalb Jahren an der Spitzeder Luftwaffe, in den Ruhestand. Er trat 1971 ins Überwachungs -geschwader ein, flog während 42 Jahren für die Luftwaffe undhat dabei über 4900 Flugstunden absolviert. Während seinerDienstzeit war er insbesondere verantwortlich für die Einführungdes F/A-18C/D Hornet sowie für die Definition und Evaluationdes Tiger Teilersatz (TTE).

Führungspersönlichkeit

7ASMZ 12/2012

Aus Sicht Luftwaffe ist der Gripen dasrichtige Flugzeug. Er erfüllt die Anforde-rungen zu einem tragbaren Preis; er istsomit die richtige Wahl.

Was möchten Sie Ihrem Nachfolger als KdtLW mit auf den Weg geben?

Die heute in der Luftwaffe gelebteFehlerkultur – anstelle der Suche nachSchuldigen – ist von entscheidender Be-deutung. Sie steht im Zentrum der grossenFortschritte der Luftwaffe. Daraus meineEmpfehlung: Never Change a WinningTeam!

Herr Korpskommandant, wir bedankenuns für dieses Interview, gratulieren Ihnen im Namen der Redaktoren ASMZ,des Verlages und aller ASMZ-Leser herz-lich zu Ihrer glänzenden Karriere in derLuftwaffe und wünschen Ihnen einenschönen nächsten Lebensabschnitt! ■

Armee bekennen. Es muss uns wieder ge-lingen, die Sinnfrage zu stellen und dieseklar zu beantworten. Die Zerstrittenheitinnerhalb der Politik ist für die Armeeund für die langfristige Sicherheit unseresLandes beängstigend.

Warum muss die Luftwaffe eine eigeneTeilstreitkraft bleiben?

Die Aufgaben des Heeres und derLuftwaffe sind vollkommen verschieden.Das Heer löst seine Aufgaben in Zu -sammenarbeit mit zahlreichen Partnern:Zivilschutz, Polizei, Grenzwachtkorps,Kantone, private Organisationen, usw.Die Luftwaffe erfüllt ihren Auftrag in derdritten Dimension allein und ist alleinverantwortlich. Diese grundverschiede-nen Bedürfnisse erfordern andere Waf-fen und Mittel, verschiedene Organisa-tionen und auch verschiedene Kulturen.Es wäre aus meiner Sicht falsch, die Teil-streitkräfte Heer und Luftwaffe zu ver-mischen.

Was möchten Sie den Kritikern des Gri-pen-Entscheides mitteilen?

Die Luftwaffe hat im Rahmen des Pro-jekts Tiger Teilersatz (TTE) drei Flugzeug-typen evaluiert. Alle drei Flugzeuge erfül-len die technischen Anforderungen nach«multi-role»-Fähigkeit (Luftkampf, Luft-aufklärung, Luft-Boden-Kampf). Die Ty-penentscheidung wurde zum ersten Maldem Bundesrat überlassen – früher lagdie Entscheidung beim Rüstungschefund dem Kdt LW – mit der Idee, dass dasinsgesamt für die Schweiz attraktivste Pa-ket gewählt wird.

Luftwaffe allein ist verantwortlich für diedritte Dimension. Die ZusammenarbeitFlieger/Flab/Führungsunterstützung isteminent wichtig. Das Ziel ist immer dieerfolgreiche Missionserfüllung, mit allenMitteln und auf allen Stufen. Dem lebtdie Luftwaffe nach.

Und die Schwächen?Die Hauptschwäche sind die Schnitt-

stellen; das immer knappere Budget unddamit auch Berufspersonal, die Reduk -tion der Key-Players (die Teilstreitkräfte)zu Gunsten einer zentralen Verwaltung,weil dabei immer mehr Geschwindigkeitund Flexibilität verloren gehen.

Wo sehen Sie die zukünftigen Herausfor-derungen für die Luftwaffe?

Einerseits die bekannte Situation imBereich der Finanzen, dann aber die ge-sunkene Akzeptanz in der Politik – insbe-sondere im bürgerlichen Lager will mansich nicht mehr zur Notwendigkeit der

KKdt Markus Gygax1974–1983 Pilot der Patrouille Suisse1978 Luftkampffluglehrerausbildung,Williams Air Force Base, USA1985–1989 Cheffluglehrer Tiger F-5E/Fin Pilotenschulen 1990–1991 Zugeteilter Stabsoffizier desChefs Operationen1991–1992 Stage an der Ecole Supé-rieure de Guerre Aérienne in Paris1994 Kommandant eines Fliegerregi-ments1994–1997 Chef Einführung F/A-18C/D1998–2002 Kommandant der Flieger-brigade 2003 Chef Operationen und Kdt Stv LW2004–2008 Chef Einsatz und Kdt Stv LWJuni 2008 Kommandant Luftwaffe adinterimMärz 2009 Kommandant Luftwaffe

Bilder: Kdo LW

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Sicherheitspolitik

ASMZ 12/2012

Lisa Watanabe

Am 10. Mai 2012 gaben die Algerier beiden ersten Parlamentswahlen seit dem Beginn des «Arabischen Frühlings» ihreStimme ab. Doch anstatt islamische Mo-derate wie zuvor in Tunesien und Ägyp-ten, gewannen zwei Parteien der zuvor re-gierenden Koalition, die Nationale Befrei-ungsfront (Front de Libération Nationale)und die Nationale Demokratische Samm-lung (Rassemblement National Démo -cratique). Beide Parteien erhielten mehrStimmen als die Allianz des «Grünen Alge-riens», bestehend aus der Bewegung derGesellschaft für Frieden (Hamas), derNahda-Bewegung und der Bewegung fürNationale Reform (Islah).

Eine «irreführende Ausnahme»:Eine geteilte und von der Ge-

schichte gezeichnete Gesellschaft

Eine Reihe von Faktoren helfen, diescheinbare «algerische Ausnahme» des«Arabischen Frühlings» zu erklären. Zumeinen hat Algerien bereits eine Art von«arabischen Frühling» erlebt. Im Jahre1988 führte die öffentliche Empörungüber die Regierung von Präsident ChadliBendjedid zu tagelangen Protesten in Al -gier, die von den Sicherheitskräften bru-tal niedergeschlagen wurden. 500 Men-schen liessen dabei ihr Leben, bis Bendje-did politische Reformen ankündigte, ins-besondere die Trennung von Staat undder herrschenden Partei (FLN) sowie dieSchaffung eines Mehrparteiensystems.

Im Februar 1989 wurde eine neue Verfassung verabschiedet, die die Armeeauf eine rein militärische Rolle reduzierte.Sie garantierte auch die Meinungs- undVereinigungsfreiheit, formalisierte dieTrennung von Partei und Staat und er -laubte den algerischen Bürgern politi-sche Organisationen zu bilden. Doch derÜbergang zu einem Mehrparteiensystemwurde streng von der Staatsgewalt kon-

trolliert. Als die Islamische Heilsfront (FIS)im ersten Wahlgang der Parlamentswah-len 1991 einen Erdrutschsieg errang, griffdie Armee ein. Bendjedid trat zurück, dieNational versammlung wurde aufgelöst,das Militär patrouillierte auf den Strassenund die Macht wurde dem Hohen Si cher -heitsrat übertragen, der zweite Wahlgangabgesagt. Der anschliessende jahrzehnte-lange Bürgerkrieg zwischen der Staatsge-walt und den Islamisten forderte rund200 000 Todesopfer. Der Krieg stärktedie Position des Militärs; die Bereitschaftder Bevölkerung für Reforminitiativenwurde weitgehend gebrochen. Wenn Prä-sident Abdelaziz Bouteflika heute andersals die geschassten Führer von Tunesien,Ägypten oder Libyen wahrgenommenwird, liegt es daran, dass er mit der Wie-derherstellung der Stabilität im Land ver-bunden wird.

Schwache und gebrochene Zivilgesellschaftsstrukturen

Die algerischen Proteste wurden auchdurch fehlende Organisationsstruktureninnerhalb der Zivilgesellschaft sowie derFähigkeit der Behörden, einen relativensozialen Frieden zu erkaufen, begrenzt.Zwar fanden im Januar 2011 Demonstra-tionen statt, aber sie wurden recht schnellvon den Sicherheitskräften unterbunden.Das Ausmass der Proteste, die in kleinemMassstab andauern, war geringer als inÄgypten, Tunesien oder Libyen. Die Zivil-gesellschaft im Land ist durch Anti-Ter-ror-Massnahmen und gesetzliche Bestim-mungen geschwächt, die dazu genutztwerden, Kritik an der Staats gewalt zu un-terbinden. Das erklärt die fehlenden Or-ganisationsstrukturen, insbesondere derjüngeren Generation, von der man erwar-ten könnte, dass sie weniger vom Bürger-krieg traumatisiert ist. Die Gewerkschaf-ten haben zwar kämpferischer für sozialeBelange gestritten, aber nicht versucht,Proteste zu organisieren. Denn obwohl

Algeriens Jugend die Mehrheit der De-monstranten stellt, ist sie in der Gewerk-schaftsführung unterrepräsentiert. Aus-serdem erlaubt der Ölreichtum dem Re-gime, den sozialen Frieden zu erkaufen.So hat die Regierung 2011 versprochen,die öffentlichen Ausgaben um 25% zusteigern, um den sozialen Wohnungsbauund die Gehälter im öffentlichen Dienstzu verbessern, jungen Menschen zins-günstige Kredite anzubieten und Grund-nahrungsmittel zu subventionieren. Sowar sie in der Lage, die Ausweitung derStreiks hin zu sozialen Protesten zu ver-hindern.

Von oben verordnete und oberflächliche Reformen

Die Nutzung des Slogans «ein Früh-ling für Algerien» zeigt, dass das Regimesich der Bedeutung der wachsenden na-tionalen und internationalen Erwartun-gen bewusst ist. Sofortmassnahmen bein-halteten die Aufhebung des 19-jährigenAusnahme zustands, das Versprechen vonmehr Pressefreiheit, die Begrenzung vonPreissteigerungen auf lebensnotwendigeGüter und die Ankündigung von Parla-mentswahlen.

Ein Frühling für Algerien?Auf den ersten Blick scheint sich das Versprechen der Staatsgewalteines geordneten Übergangs zur Demokratie – «Algerischer Frühling» genannt – auszuzahlen. Trotz Protesten wegender Wohnungsnot, den steigenden Nahrungsmittelpreisen unddem Mangel an Arbeitsplätzen entzieht sich Algerien dem revolutionären Trend.

Krawalle und Proteste wegen überhöhter Lebensmittelpreise. Bild: Louiza Liberté

Sicherheitspolitik

9ASMZ 12/2012

Die Einladung von ausländischen Wahl-beobachtern zu den jüngsten Parlaments-wahlen belegen den Eifer des Regimes zudemonstrieren, dass sich die Zeiten geän-dert haben. Obwohl sich eine Reihe vonneuen Parteien für die Wahlen registrie-ren konnte, bleibt fraglich, wie das Mili-tär auf einen starken Auftritt von Islamis-ten reagieren wird, die dem Regime weni-ger wohlgesonnen sind als die moderaten islamistischen Parteien, die an der Wahlteilnahmen. Die FIS ist noch immer ver -boten. Darüber hinaus ist unklar, ob dasParlament echte Kontrollbefugnisse habenwird.

In Reaktion auf Forderungen nach po -litischen Reformen hat Bouteflika einenberatenden Ausschuss einberufen, der po -litische Reformen vorschlagen soll. DieZusammensetzung des Ausschusses sowiedie von ihm konsultierten politischen Akteure stossen bei der Bevölkerung al-lerdings auf wenig Vertrauen. Tatsächlichfühlen sich die meisten Algerier politischentmündigt und sehen in ihren aktuel-len, alternden Politikern keine Triebkräf-te des Wandels. Sogar die islamistischenParteien, die in der Vergangenheit als eineglaub würdige oppositionelle Kraft galten, werden heutzutage als regimetreu gesehen.Neue zivilgesellschaftliche, von jungen Menschen gegründete Organisationensind von den Beratungen ausgeschlossen.

Die Beratungen des Ausschusses habenzu Gesetzesvorschlägen geführt, die zu einer Verbesserung der Rede- und Verei-nigungsfreiheit führen sollen. Die Bei -behaltung von Einschränkungen der Mei -nungsfreiheit sowie die Genehmigungs-pflicht bei der Gründung eines Vereinsgeben den neuen Gesetzen jedoch einenbitteren Beigeschmack. Darüber hinauskann die Präsenz von Al-Qaida in Teilendes Landes immer als Entschuldigungherhalten, um grundlegende Bürgerrech-te weiter einzugrenzen.

Lisa WatanabeDr.Research FellowGeneva Centre for SecurityPolicy GCSP1204 Genève

Sehr geehrte Leserinnenund Leser der ASMZ

Vor kurzem fand in Lu-zern ein Anlass von «Chance Miliz» undder Offiziersgesellschaft Luzern statt. Ge-koppelt mit dem Seminar für junge Of -fiziere der SOG stellten sich die Organi-satoren die Frage, ob die «Facebook-Ge-neration» und die Milizarmee noch zu-sammenpasse. Eigentlich beantwortetdie Tatsache, dass die OG Luzern unterder Führung ihres jungen Präsidentendiesen Anlass tadellos organisierte, so-wie die Teilnahme von über 30 jungenOffizieren die Frage bereits. Wenn wirdann noch die Diskussionsbeiträge be-trachten, stellen wir fest, dass unsere Junioren mit einem differenzierten Den-ken und grossem Engagement für un -sere Gesellschaft punkten können: Manhabe als junger Erwachsener allerdingsheute so viele Weiterbildungs-Optionen,dass man sich kaum entscheiden kön-ne. Wenn der Staat die gut ausgebilde-ten Leute auch zu Gunsten der Sicher-heit des Landes einsetzen wolle, sei dieWehrPFLICHT und das Milizsystem rich-tig und wichtig.Wenn dann in derselben VeranstaltungSoziologieprofessor Dr. Bergman nebstseinen Ausführungen über die Konse-quenzen von Social Media in einem Ne-bensatz von einer deutlich steigendenKriegsgefahr auf Grund der zunehmen-den sozialen und wirtschaftlichen Span-nungen auf der Welt spricht, lässt dasebenfalls aufhorchen.Das Jahresende nähert sich bereits undder Advent liegt vor uns. Eine besinn -liche Zeit, welche wir – im Ge gensatzzu weiten Teilen unserer Welt – tradi tio -nell in Frieden und im Kreise un se rer Familie verbringen dürfen. Vergessenwir aber nicht, dass es unsere Bürgersind, welche durch ihren Einsatz dazubeitragen.Ich wünsche Ihnen eine ruhige Vorweih-nachtszeit und danke allen Dienstleis-tenden und ihren Angehörigen – aberinsbesondere auch den Arbeitgebern –für den Einsatz zu Gunsten der Sicher-heit unseres Landes.

Korpskommandant André BlattmannChef der Armee

Chance Miliz!

Das Wort des CdASoziale Ungerechtigkeit

als Ursache jetziger und künftiger Unruhen

Neben den offensichtlichen Mängelnder bisher eher seichten Reformen, er zeugtfehlende soziale Gerechtigkeit Unzufrie-denheit. So ist die Jugendarbeitslosigkeiteine tickende Zeitbombe, sie liegt bei den15- bis 24-jährigen bei 21,5%. Auf Bür-gerproteste im Jahr 2011 reagierte die Re-gierung mit Massnahmen wie mehr Unter-stützung bei der Jobsuche und einen ver-besserten Zugang zu Krediten für jungeUnternehmer. Der private Sektor wird vomÖl- und Gasgeschäft dominiert, die imJahr 2011 beinahe 100% der Exporte aus-machten. Ob die Massnahmen dazu bei-tragen, die Wirtschaft zu diversifizierenund Arbeitsplätze zu schaffen, bleibt offen.

Reformen brauchen mehr Substanz

Für das Regime wird es eine der grösstenHerausforderungen sein, die richtige Artund Umfang von Reformen einzu leiten,die es als legitim erscheinen lassen. Die bis-herigen Massnahmen sind nicht viel ver -sprechend. Während die Öffnung des po-litischen Raumes ein wesentlicher Schrittzur Erfüllung des Bedürfnisses nach einergrösseren Repräsentation ist, fehlt bishereine glaubwürdige Opposi tion, die sichfür die Forderungen des Volkes einsetzt.Der Druck von unten muss beibehaltenund in eine breite Be wegung kanalisiertwerden. Grundsätzlich muss die Kluftzwischen formaler und realer Macht ge-schlossen werden. Dies bedeutet nicht nur,dass das Par lament mehr Kontrollbefug-nisse erhält, sondern auch, dass sich dasMilitär und die Geheimdienste schrittwei-se aus der Politik zurückziehen. Schliess-lich wird auch die Fähigkeit der Staats-macht, den Lebensstandard und die Be-schäftigungsaussichten der Menschen zuverbessern, für einen gelungenen Über-gang entscheidend sein. ■

Aus dem Englischen von Johanne Kübler.Die in diesem Papier vertretenen Ansichtensind allein die der Autorin und entsprechennicht zwangsläufig den Ansichten des GCSP.

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Sicherheitspolitik

ASMZ 12/2012

Hans Wegmüller, Redaktor ASMZ

Ähnliche Krankheitssymptome wie inder europäischen Wirtschafts- und Wäh-rungsunion zeigen sich auch in der gemeinsamen Sicherheits- und Verteidi-gungspolitik der EU. Hier wie dort gehtes letztlich um die Kernfrage der Souve-ränität der Mitgliedsländer. Denn vordem Hintergrund der Finanzkrise, demstrategischen Entscheid der USA, dasSchwergewicht ihrer Sicherheitspolitikvom atlantisch-europäischen in den pazifisch-asiatischen Raum zu verlegen,der rasanten technologischen Entwicklungund den Erfahrungen aus der Libyenkrisewächst der Druck auf die EU, die Ent-wicklung und den Aufbau militärischerFähigkeiten besser abzustimmen. GeneralSyrén weist denn auch mit Nachdruckdarauf hin, dass die EU ihre jetzige globalePosition nur halten könne, wenn auch imVerteidigungsbereich ein fundamentalesUmdenken Platz greife. Für ihn ist es«simply a question of mathematics».

Synergie statt Verzettelung

Das Grundproblem liege nämlichnicht – wie landläufig angenommen –bei den fehlenden Finanzen, sondern vielmehr in der Art und Weise, wie diezur Verfügung stehenden Finanzen in derEU genutzt würden: Die 27 EU-Staatengäben pro Jahr für die Verteidigung – mitabnehmender Tendenz – ungefähr gleichviel aus wie Russland, China, Japan undIndien zusammen. Während diese vierStaaten jedoch über je ein «war college»verfügten, gebe es in der EU mindes-tens deren zwanzig. Die EU unterhalte

zwischen 12 und 16 grosse Marine-Schiffswerften, die genannten Staatenhätten deren vier. Die Frage stellt sich tatsächlich, ob es sich die EU in Zukunftnoch leisten kann, rund zwölf verschiedeneSchützenpanzertypen zu entwickeln undzu produzieren, zahlreiche unterschiedlichelogistische Systeme zu unterhalten undauf vier verschiedene Konzepte zur Wei -terentwicklung eines Kampfflugzeuges(Rafale, Eurofighter, Gripen und JointStrike Fighter) zu setzen. Für General Syrén steht ohnehin fest, dass sich einigeEU-Staaten längerfristig keine eigeneLuftwaffe mehr leisten können, und eridentifiziert in zahlreichen anderen Be-reichen enormes Synergiepotential. AlsBeispiel nennt er die Ostsee, wo heute

alle EU-Anrainerstaaten (Schweden,Finnland, die Baltischen Staaten, Polen,Deutschland, Dänemark) Minenräu-mung betreiben, was mittels Arbeitstei-lung und Bündelung der militärischenKräfte wesentlich effizienter und kosten-günstiger getan werden könnte.

Der Schlüssel zur Remedur liegt nachMeinung des Generals in einem grund -legenden Umdenken in Bezug auf dieSouveränitätsansprüche der EU-Staatenim Bereich der Entwicklung und des Aufbaus von militärischen Fähigkeiten. «Capability development» ist denn auch –neben der Planung und Führung der EU-Operationen (zur Zeit über zwanzig) und

Sicherheits- und Verteidigungspolitik derEuropäischen Union (EU) am ScheidewegSchon seit langem ist die Euro-Krise das dominante Thema in der EU; es bestimmt die zahlreichen Gipfeltreffen und Krisensitzungen und immer offensichtlicher werden die Schwachpunkte der europäischen Währungsunion. Dass im Bereich Sicherheits- und Verteidigungspolitik ähnliche und ebenso akute wie grundlegende Defizite vorliegen,wird dadurch völlig in den Hintergrund gedrängt, wie derhöchste militärische Repräsentant der EU, der schwedische General Håkan Syrén, in einem Gespräch bestätigt.

EU-Militärstab Grafik: EU

Sicherheitspolitik

11ASMZ 12/2012

dem Aufbau strategischer Partnerschaf-ten – eine der drei strategischen Priori -täten, welche die Amtszeit von GeneralSyrén als Vorsitzender des EU-Militäraus-schusses in den vergangenen drei Jahrengeprägt haben.

MilitärischesInstrumentarium der EU

Der Wille zu mehr Gemeinsamkeit, zukoordinierten Anstrengungen im BereichSicherheit und Verteidigung wird im Ver-trag von Lissabon, der am 13. Dezem-ber 2007 unter portugiesischer Ratspräsi-dentschaft unterzeichnet wurde und am1. Dezember 2009 in Kraft trat, mehr-fach angedeutet. Nicht nur durch die neueingeführte Beistandsklausel, sondernunter anderem auch durch eine bedeut -same semantische Änderung: Fortanspricht die EU nicht mehr bloss von«EU-Sicherheits- und -Verteidigungspo -litik», sondern bezeichnet sie als «Ge -meinsame Sicherheits- und Verteidi-gungspolitik». Nicht zu übersehen istaber, dass sich die EU – im Unterschiedzur NATO – nach wie vor als zivile Organisation versteht, in der primär politisch-wirtschaftliche Fragen zur De -batte stehen. Dieses Selbstverständnismanifestiert sich denn auch augenfälligin der entsprechenden Personal-Alloka -tion: Während die EU-Bürokratie unge-fähr 40000 zivile Angestellte beschäftigt,stehen ihr in der Kopfstruktur nur rund200 militärische Mitarbeiter zur Verfü-gung. Zu den wichtigsten Institutionen,die ausschliesslich der Umsetzung der gemeinsamen Sicherheits- und Vertei -digungspolitik dienen, zählen der EU- Militärausschuss, der EU-Militärstab unddie Europäische Verteidigungsagentur.

EU-Militärausschuss (EUMC)

Der EUMC, dessen Vorsitz GeneralSyrén zum Zeitpunkt übernahm, als derVertrag von Lissabon in Kraft trat, ist dashöchste militärische Gremium der EU.Er setzt sich zusammen aus den General-stabschefs der Mitgliedsländer, vertretendurch ihre militärischen Repräsentanten,die zumeist in Personalunion bei der EUund der NATO akkreditiert sind. DerEUMC dient als Beratungsorgan der Hohen Vertreterin der EU für Aussen-und Sicherheitspolitik, Catherine Ashton,und des Politischen und Sicherheits po -litischen Komitees. Er pflegt die Be -ziehungen zu andern internationalen Or-

ganisationen sowie Staaten ausserhalbder EU und der NATO und dient als Forum für die militärische Konsultationund Kooperation zwischen den Mitglied-staaten der EU im Bereich der Konflikt-verhütung und der Krisenbewältigung.Die Führungsverantwortung für die EU-Militär-Operationen liegt zwar bei denentsprechenden Kommandanten, aberder Vorsitzende des EUMC ist ihr mi -litärischer Ansprechpartner in Brüssel.

EU-Militärstab

Das Aufgabenspektrum des EU-Mili-tär stabes mit Sitz in Brüssel, der in den nächsten drei Jahren vom österrei-chischen Generalleutnant Wolfgang Wo-solsobe geführt wird, umfasst die Früh-warnung, die Lagebeurteilung und diestrategische Planung. Der Militärstab istsomit die zentrale militärstrategische Pla-nungsstelle der EU und gliedert sich infünf Abteilungen (Planung, Aufklärung,Einsätze, Logistik, Fernmeldewesen undInformationstechnik), die jeweils von einem Brigadegeneral geführt werden.

Europäische Verteidigungsagentur

Die Europäische Verteidigungsagentur,mit der auch die Schweiz eng zusammen-arbeitet, dient der Koordination der EU-Mitgliedstaaten in den Bereichen militä-rische Forschung, Rüstungsplanung undRüstungsbeschaffung und stellt somit einwichtiges Element in der Umsetzung desEU-Konzeptes «Pooling and Sharing»dar, welches im Einklang mit der ange-strebten Arbeitsteilung zwischen NATOund EU und der Konzentration auf den«Comprehensive Approach» ein wesent-liches Element der zukünftigen strategi-schen Ausrichtung der EU darstellt:

Pooling and Sharing

Der Kostendruck in allen Mitglied-staaten der EU führt dazu, dass die einzelnen Staaten versuchen, gewisse militärische Fähigkeiten zurückzufahrenoder ganz darauf zu verzichten. Wenndiese Aktivitäten jetzt nicht EU-weit koordiniert werden, dann läuft die EUGefahr, wichtige militärische Fähigkeitengänzlich zu verlieren. Das Konzept «Poo-ling and Sharing» – in der NATO «SmartDefence» genannt – wurde vor zwei Jahren an einer Sitzung der EU-Vertei -digungsminister in Gent verabschiedet.

Es beruht auf Arbeitsteilung und enger Kooperation und Koordination in derEntwicklung und im Aufbau militäri-scher Fähigkeiten. Zunächst lagen etwa300 verschiedene Vorschläge auf demTisch, aus denen dann zehn bis fünf-zehn gewichtige Initiativen zur Umset-zung des Konzeptes hervorgingen. Da«Smart Defence» und «Pooling and Sharing» verwandte Konzepte mit glei-cher Ziel setzung darstellen, arbeitet dieEU-Militärbehörde eng mit dem zustän-digen «NATO Transformation Com-mand» zusammen.

Arbeitsteilung mit der NATO

Während sich die NATO, welcher 21der 27 EU-Länder angehören, mehr aufkriegsähnliche Konflikte («separationof parties by force») wie beispielsweise

General Håkan SyrénJahrgang 1952

1973 Leutnant der Küstenartillerie1980 – 84 Swedish War College1984 – 88 Stabsoffizier im Marinestab1988 – 89 Naval War College, Newport,USA1989 – 90 Lehrbeauftragter für Strategie,Swedish War College 1990 – 92 Chef Planung, Marinestab1992 – 94 Kommandant eines amphibi -schen Marine-Bataillons1994 – 96 Kommandant KüstenartillerieRegiment1996 – 98 Chef Operationsplanung imHQ der schwedischen Streitkräfte1999 Sekretär der Verteidigungs-Kom-mission, Verteidigungsministerium1999 – 03 Chef des Militärischen Nach-richtendienstes2004 – 09 Oberbefehlshaber der schwe - dischen Streitkräfte2009 –12 Vorsitzender des EU-Militär-ausschusses

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Sicherheitspolitik

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Afghanistan konzentriert, hat sich dieEU einem viel breiteren Spektrum derKrisenbewältigung, mehr zivil-militäri-schen Operationen im Vorfeld und imNachgang von Konflikten verschrieben,die der Konfliktprävention bzw. der Sta -bilisierung dienen sollen.

Comprehensive Approach

Als eigentliche Versuchsplattform («test-bed») für den «Comprehensive Approach»gelten aktuell insbesondere die laufendenOperationen in Afrika. Dazu wurde inder EU vor ungefähr einem halben Jahrein «Special Representative for the Hornof Africa» ernannt, unter dessen Ägidenun sämtliche Operationen der EU in die-sem Gebiet zusammengefasst werden. Immilitärischen Bereich sind dies vor allem:

ATALANTA, die Bekämpfung der Piraterie im indischen Ozean und amHorn von Afrika, wo General Syrén

einen durchaus positiven Trend feststellt,insbesondere seit die EU die Bekämp-fung der Piraten an Land autorisiert hat.Er wertet diesen Entscheid als grossen Erfolg, bedurfte er doch einer neun Mo -nate dauernden Beratungs- und Kon sul -tationsphase, da alle Ratsbeschlüsse mit mi-litärischem und verteidigungspolitischemBezug einstimmig gefasst werden müssen.

EUTM, die Ausbildungsmission inUganda, die somalische Militärs für ihrenEinsatz im eigenen Land vorbereitet. Parallel dazu läuft ein Unterstützungs-programm zum Aufbau von zivil-militä-rischen Institutionen wie Küstenwacheund Polizei unter Führung eines französi-schen Generals.

Fazit: Aktuell wird in der EU dennauch intensiv über die Art und Weise dermilitärischen Unterstützung von huma-nitären Operationen nachgedacht unddiskutiert.

VIOLENCE INTENSITY

PREVENTION STABILIZATION

SEPARATION OF PARTIES BY FORCE

TIME

Konflikt-Zyklus Grafik: EUMC

Operation ATALANTA: HMS Montrose greiftPiraten auf. Bild: NATO

Die EU steht heute nicht nur in derWirtschafts- und Währungsunion an einem Scheideweg, sondern ebenso beider gemeinsamen Sicherheits- und Ver-teidigungspolitik. In beiden Bereichenstellt sich die Kernfrage, wie weit die 27EU-Länder in Zukunft bereit sein wer -den, auf bisher bedeutsame Souveränitäts-rechte zu Gunsten des Kollektivs der EUzu verzichten. Bisher scheint man vor allem darin übereinzustimmen, die «Ent-wicklung Europas zu einer globalen Ge -staltungskraft» vorantreiben zu wol len,wie es kürzlich in einem Arbeitspapierder EU ausgedrückt wurde. Dies ist abernach der dezidierten Meinung des höchs-ten militärischen Repräsentanten der EUnur zu haben, wenn die EU-Länder be-reit sind, den hohen Preis des nationalenSouveränitätsverlustes im Bereich Sicher-heit und Verteidigung zu zahlen. Damitverbunden sind derart heikle Fragen wie

der Abbau von Arbeitsplätzen sowie derVerlust von industriellem Potential undKnow-how in den einzelnen EU-Län-dern. Fragen dieser Tragweite – das ist dasCeterum censeo von General Syrén –könnten nicht auf militärischer Stufe,sondern ausschliesslich auf höchster po -litischer Ebene der Staats- und Regie -rungschefs entschieden werden. Offen-bar wächst auch in der politischen Füh-rung der EU die Einsicht, dass das The-ma Sicherheits- und Verteidigungspolitikgrundsätzlicher Entscheide und Weichen-stellungen für die Zukunft bedarf. So hatder EU- Präsident van Rompuy am letz-ten NATO-Gipfel in Chicago in Aussicht gestellt, dass das Thema Sicherheits- undVerteidigungspolitik nächstes Jahr an einem Treffen des Europäischen Rates, dersich aus allen Staats- und Regierungschefsder Mitgliedstaaten zusammensetzt, wie-derum traktandiert werden solle – notabene zum ersten Mal seit 2008. ■

General Syrén mit dem Autor im HQ der EU.Bild: Autor

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Sicherheitspolitik

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Dieter Farwick

Die verschuldeten Staaten konnten aufdem Finanzmarkt keine neuen Kredite zutragbaren Schuldzinsen mehr aufnehmen.Fast ein Drittel der 17 Eurostaaten muss-te unter den EU-Rettungsschirm flüch-ten. Sie nahmen dafür in Kauf, auf Jahredurch den IWF, die EZB und die EU-Kommission «fremdregiert» zu werden.Eine Demütigung. Allein Griechenlandhat in den letzten Jahren Kredite im Wer-te von über 200 Milliarden Euro erhalten.Bislang haben die Geldspritzen nicht dieerhoffte Wirkung gezeigt, da das Geldin der jeweiligen Wirtschaft nur unzurei-chend angekommen ist.

Mit dieser Krise geht eine gigantischeStaatsverschuldung einher, eine hohe Arbeitslosigkeit von über 20 Prozent ineinigen südeuropäischen Ländern, derVerlust der Wettbewerbsfähigkeit dieserLänder auf den europäischen und globa-len Märkten durch zu hohe Produktions-kosten.

Die permanenten Diskussionen derÖffentlichkeit und der politisch Verant-wortlichen drehen sich um die Zukunftder Eurozone und damit auch der EU –sowie Gesamteuropas. Dabei geht es imWesentlichen um die Frage «Ende mitSchrecken» oder «Schrecken ohne Ende»?Die Mehrheit der Deutschen plädiert fürein Ende mit Schrecken, obwohl die Kosten immens wären. Diese sind jedochauch hoch, wenn die bisherigen finan-ziellen Hilfsmassnahmen über Jahre undJahrzehnte fortgesetzt werden müssten –bis die jetzt noch zahlungsfähigen undzahlungswilligen Länder selbst in existen-tielle Schwierigkeiten geraten. Wer rettetdiese? China?

Ein Thema spielt in der Diskussion nureine Nebenrolle: die Sicherheitspolitik derEU-Staaten und damit auch der NATO.Weder die politisch Verantwortlichennoch die Öffentlichkeit zeigen grosses In-teresse an diesem Thema. Das frühere«freundliche Desinteresse» (Zitat des frü-heren Bundespräsidenten Horst Köhler)der deutschen Öffentlichkeit an Fragender Sicherheitspolitik und der deutschenStreitkräfte ist einer gleichgültigen Nicht-beachtung gewichen – besonders ver-stärkt durch die Abschaffung der Wehr-pflicht, mit der Freiherr zu Guttenbergdie politisch Verantwortlichen und diedeutsche Öffentlichkeit überraschte undüberrollte. Dieser Entscheidung ging kei-ne tiefschürfende Untersuchung voraus.

Der zweite Coup des damaligen Vertei-digungsministers folgte auf dem Fusse –die Reduzierung der deutschen Streitkräf-te auf eine Stärke von «bis zu 185000 Sol-daten». Auch dieser Entscheidung ging

keine tiefer gehende Studie voraus. DasUrteil des General inspekteurs, mit deneingeplanten Finanzen lediglich eine Stär-ke von rund 163000 angemessen zu be-zahlen, auszubilden und ausstatten zukönnen, wurde ohne weitere Diskussionbeiseite gewischt.

Am Anfang war das Wort des Finanz-ministers Dr. Wolfgang Schäuble. Er ver -langte Anfang 2010 vom damaligen Ver-teidigungsminister Freiherr zu Gutten-berg eine Einsparung von rund 8 Milliar-den in den nächsten vier Jahren – u. a.konkret den Abbau von jeweils 20000Berufs- und Zeitsoldaten.

Bereits nach zwei Jahren fühlen sichdie Skeptiker in der Annahme bestätigt,dass diese Reform ein Rohrkrepierer ist.In seiner im Oktober 2012 veröffentlich-ten Studie des Bundeswehrverbandes wird

Die sicherheitspolitische Dimension der EurokriseIn Deutschland beherrscht ein Thema die öffentliche Diskussion:die sogenannte «Eurokrise». De facto ist es eine Krise der Banken,die sich mit den von den Nehmerländern gezahlten hohen Schuld -zinsen zunächst eine «goldene Nase» verdient haben, plötzlichjedoch auf «faulen» Krediten sassen. Die sicherheitspo litischenFolgen, für die Bundeswehr und für die NATO, werden kaum wahrgenommen, obschon deren Fähigkeiten weitersinken unddie NATO zu einer Allianz der Fähigen und Willigen degeneriert.

KFOR: Deutsches Kontingent an der albanischen Grenze. Bilder: Peter Wozniak

Sicherheitspolitik

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das Ausmass der persönlichen Planungs -unsicherheit und der Frustration der Be-troffenen deutlich. Die «Jahrhundertre-form der Bundeswehr» kann die nächstendrei Jahre nicht überleben, wenn ihr nichtmehr Geld zur Verfügung gestellt wird.Zumal die Kosten für das Personal (das zueinem freiwilligen vorzeitigen Ausscheidenaus der Bundeswehr – Soldaten sowie zivile Beamte und Angestellte – bewegtwerden solle), sowie die Kosten für dieInfrastrukturmassnahmen in den durchdie Reduzierung aufzugebenden und denaufnehmenden Standorten deutlich hö-her sind, als naiv-optimistisch angenom-men worden war.

Ein Verteidigungshaushalt von knappüber 31 Milliarden mit einem Investitions-anteil von 22/23 Prozent – bei einem Dau-menwert von 30 Prozent – ist unausgewo-gen und unterfinanziert. Die deutschenStreitkräfte schieben eine Welle aufge-schobener Rüstungsprojekte vor sich her.Selbst die Soldaten im Kriegseinsatz in Af-ghanistan verfügen nicht über ausreichen-de, gut gepanzerte Fahrzeuge, Aufklä-rungs- und Kommunikationsmittel sowieeine angemessene Bewaffnung – zu derauch sogenannte «Kampfdrohnen» gehö-ren. Das grösste Defizit sind die für die To-pografie Afghanistans fehlenden Kampf-und Transporthubschrauber.

Hier kommt die Eurokrise ins Spiel. Siewird auf Jahre eine Erhöhung des deut-schen Verteidigungshaushaltes von der-zeit 1,3 auf moderate 2 Prozent des Brut-tosozialproduktes – eine Zielgrösse derNATO – verhindern.

Die noch stark sprudelnden Steuerein-nahmen würden diese Steigerung ermög-lichen, aber es fehlt der öffentliche undpolitische Druck. Der Wohlfahrtstaat hatVorrang. Trotz der höheren Steuerein-nahmen steigen die Staatsausgaben – inerster Linie für den Ausbau des Wohl-fahrtstaates mit steigenden Sozialausga-ben. Darüber hinaus muss Deutschlandvom Gesamthaushalt von rund 300 Mil-liarden bereits 40 Milliarden Schuldzin-sen bezahlen, ohne dass die Gesamtschul-den und Verbindlichkeiten von über6000 Milliarden reduziert werden.

Staatsbürger, die für die Einsatzfähig-keit deutscher Streitkräfte im Rahmender kollektiven Bündnis- und Landesver-teidigung sowie der Auslandseinsätze derBundeswehr in UN-mandatierten undvon der NATO geführten politisch-mi -litärischen Operationen eintreten, sehenkeine reelle Chance für die notwendigenVerbesserungen.

Es wird an der «Drehschraube Finan-zen» gedreht werden, in Verbindung miteiner weiteren Reduzierung der Bundes-wehr auf höchstens 150 000 Soldaten.Dies wird, unabhängig von der Farben-kombination der zukünftigen Regierung,nach den Bundestagswahlen im Septem-ber 2013 geschehen.

Es ist kein Trost, dass nahezu alleNATO-Mitgliedstaaten denselben Wegder Reduzierung der Verteidigungshaus-halte und der Truppenstärken einschla-gen.

Bei der politisch-militärischen Ope -ration zur Unterstützung der libyschen Bevölkerung «UNIFIED PROTECTOR»traten die politischen und militärischenSchwächen der europäischen NATO-Staaten deutlich zu Tage. Mit Deutsch-land als schlechtem Vorbild haben vonden 28 Mitgliedstaaten immerhin derendie militärische Teilnahme verweigert –aus politischen Gründen und wegen un-zureichender militärischer Fähigkeiten.Selbst die militärisch noch starken euro-päischen Staaten Grossbritannien undFrankreich mussten nach Tagen zugeben,dass ihre Vorräte an Präzisionswaffen er-schöpft waren. Sie mussten den GrossenBruder USA um Nachschub bitten. Da-bei ist aus militärischer Sicht nüchtern zuanalysieren, dass es sich bei «UNIFIEDPROTECTOR» um eine geographischüberschaubare, zeitlich begrenzte Opera-tion gehandelt hat – gegen einen schwa-chen Gegner.

Der Generalsekretär der NATO, derDäne Anders Fogh Rasmussen, themati-siert die negative Entwicklung innerhalbder NATO. Er fordert eine stärkere Arbeits-

BrigGen aDDieter FarwickPublizist72488 Sigmaringen-Laiz

teilung und Rollenspezialisierung. Bis-her sind seine Forderungen nach «SmartDefense» oder «Pooling and Sharing»Schlagwörter ohne Substanz geblieben.Um Kosten zu sparen, muss man in derRegel zunächst investieren. Dafür fehlendie Bereitschaft und die zur Verfügunggestellten Ressourcen.

Was kann die NATO noch leisten,wenn die derzeitig eingeleiteten Redu -zierungen – besonders der europäischenStreitkräfte – vorläufig abgeschlossensind? Man kann nur hoffen und beten,dass die Schwäche nicht von anderenStaaten oder anderen Gewaltakteurendieser Welt ausgenutzt wird. Angesichtsder aktuellen und zukünftigen Risiken –wie etwa Migration, internationaler Ter -rorismus und globale Energiesicherheit –ist dies nur ein frommer Wunsch.

Es bleiben nur begrenzte Fähigkeitenfür geographisch, militärisch und zeitlichüberschaubare Einsätze – wie z.B. Evaku-ierungen nach Naturkatastrophen oderim Umfang und der Zeitdauer begrenzteStabilisierungsmassnahmen. Die NATOist zu einer Allianz der Fähigen und Willigen degeneriert, deren Fähigkeitenzur Landes-/Bündnisverteidigung weitersinken werden.

Der Ring von NATO-Staaten, der aucheinen «cordon sanitaire» um die Schweizbildete, wird sicherheitspolitisch deutlichgeschwächt. ■

KFOR: Winterliches Prizren.

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Sicherheit

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Peter Regli

Unser Land ist ein Erfolgsmodell! ImHerzen Europas, umgeben von Ländernder EU mit zunehmend grossen Proble-men, zeichnet sich die Schweiz aus durchwirtschaftlichen Erfolg, Finanzstabilität,gelebte direkte Demokratie, innere Ruheund Ordnung, Wohlstand und einen ho -hen Lebensstandard.

Dank einer konsequenten Ausgaben-bremse sind unsere Staatsfinanzen unterKontrolle. Die Wirtschaft ist trotz desstarken Schweizer Frankens und enormenDrucks von aussen erfolgreich. Nur miteiner garantierten Sicherheit, in einer zu -nehmend kritischen und explosiver wer-denden internationalen Lage, ist unser Er-folgsmodell aber auch überlebensfähig.Sicherheit und Schutz vor vielfältigen Be-drohungen sind unverändert die Voraus-setzung von Freiheit und von wirtschaft-lichem Erfolg.

Die nationale Sicherheit

Die nationale Sicherheit zu gewähr leis -ten ist Aufgabe des Staates. Die Säulen die-ser Sicherheit (dem sogenannten Sicher -heitsverbund Schweiz) sind der Nach-richtendienst, die Polizei, die Justiz, dasGrenzwachtkorps, die Armee, der Bevöl -ke rungs schutz sowie die Blau licht orga ni -sationen. Wichtige Beiträge zu dieser Si-cherheit leisten ebenfalls die Aussen- unddie Wirt schaftspoli tik.

Diese Säulen der nationalen Sicherheitkönnen nur tragend sein und ihre Trag lastauch nachhaltig aushalten, wenn ihnenzielgerichtet und permanent die notwen-digen Mittel und Kompetenzen erteiltwerden. Dafür verantwortlich ist die Po-litik auf Stufe Bund und Kantone.

Die sicherheitspolitische Reserve

Ereignisse der letzten Jahre haben ge -zeigt, dass die Mittel der zivilen Behördenvon Kantonen und Städten bei einem

Gross ereignis, einer Katastrophe oder einerlänger dauernden Krise nach rund zweibis drei Tagen an ihre Grenzen gelangen.Die in grosse Not geratenen zivilen Behör-den machen dann jeweils einen Appell andie Eidgenossenschaft, welche ihre Reser-ve für Krisenlagen mobilisiert: die Armee.Unsere heutige Armee ist multifunktio-nal. Sie ist in kürzester Zeit in der Lage,die sich in schwierigen Situationen befin-denden zivilen Behörden tatkräftig, sub-sidiär zu unterstützen. Schweiz weit istund bleibt die Armee das einzige einsetz-bare Mittel für Krisen, Katastrophen undallenfalls Konflikte. Sie ist die einzige si-cherheitspolitische Reserve der Landesre-gierung.

Die Lufthoheit

Die Schweiz ist ein souveräner Staat.Auf ihrem Staatsgebiet ist sie für die Si -cherheit am Boden und in der Luft zu -ständig. Der Luftraum über unseremLan de muss daher überwacht, kontrolliertund, im äussersten Fall, auch verteidigtwerden können. So will es der Auftrag un-serer Armee, wie er in der Bundes ver fas -sung verankert ist. Die Lufthoheit derSchweiz wird administrativ durch dasBundesamt für Zivilluftfahrt verwaltet.Die praktische Umsetzung der Wahrungder Lufthoheit ist Sache der Armee. DieLuftwaffe garantiert diese Lufthoheit beijeder Witterung, rund um die Uhr, Tagund Nacht, 365 Tage im Jahr.

Die Wahrung der Lufthoheit ist eineder Hauptaufgaben unserer Luftwaffe.Sie verfügt dazu über die Mittel der Luft-raumüberwachung (u. a. Radars), der Flie-gerabwehr und der Kampfflugzeuge.

Für die Identifikation von unerlaubteinfliegenden Objekten in unseren Luft-raum können ausschliesslich bemannteFlugzeuge eingesetzt werden. Das tägliche

Nachfolgend wird die Ersatzbeschaffung neuer Kampfflugzeugefür die Schweiz in einen grösseren Kontext gestellt. Auch wirddas mediale Getöse, welches Bürgerinnen und Bürger verunsichert,eingeordnet und bewertet. Vieles geht hier auf das Konto vonschlechten Verlierern und leider auch von politischen Abrechnungen.Nötig sind ein politischer Schulterschluss und ein nach vorne gerichteter mitreissender Impuls zu Gunsten unserer nationalenSicherheit.

Die Lufthoheit und unsere Politiker

Gripen C/D über den Alpen. Bild: Saab

Sicherheit

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Üben dieser Abfang- und Identifikation s -einsätze stellt eine der Kernaufgaben un se -rer Kampfpiloten dar. Für den Einsatz beiTag und bei Nacht, bei jeder Wetterlageund in grossen Höhen, stehen heute 33Flugzeuge F-18 «Hornet» zur Verfügung.

Längere Krisen

Die allgemeine Weltlage, auch die Lagein Europa, hat sich in den vergangenenMonaten zugespitzt. Niemand weiss, wel -che Einflüsse die katastrophale Wirt schaft-und Finanzsituation vieler europäischerStaaten und die damit verbundene so -ziale Unrast auf die Sicherheitslage habenwerden. Unkontrollierte Migration, orga -nisierte Kriminalität, Islamismus mit demglobalisierten Terrorismus, Gewaltextre-mismus von rechts und von links sowieProliferation von Massenvernichtungs-waffen, der Cyberkrieg und weitere Be-drohungsfaktoren können in kürzesterFrist unangenehme, schwer zu kontrollie-rende und Staaten übergreifende Szena-rien generieren. Regierungen können raschan die Grenzen der eigenen Möglichkei-ten stossen. Die Kontrolle über die Ereig-nisse kann ihnen leicht aus den Händen gleiten. Das «Undenkbare denken» unddas «Unerwartete erwarten» wären hierdeshalb angesagt. Ein Land, in welchemdie eigene Regierung nie den Krisenfallübt und das langfristige, vorausschauendesicherheitspolitische Denken nur vom Hö-rensagen her kennt, geht besonders grosseRisiken ein.

In einer komplexen, länger dauerndenKrise müsste auch die Lufthoheit garan -tiert werden können. Die Schweiz hätte

also dauernd, rund um die Uhr, mindes-tens vier Kampfflugzeuge F-18 in ihremLuftraum; zwei im Westen und zwei imOsten des Landes.

Nach rund zwei Wochen wären die 33F-18 am Boden. Sie müssten, aufgrund dervielen Flugstunden und der Abnützung,gewartet, überholt und eventuell repariertwerden. In dieser Situation bliebe unserLuftraum ohne aktiven Schutz und ohneKontrolle. Die Luftraumüberwachungkönnte wohl Eindringlinge feststellen. Eswäre ihr aber nicht möglich, diese positivzu identifizieren, zum Verlassen unseresLuftraumes oder zur Landung zu zwingen.Der Schweizer Luftraum stünde somit jedermann zur Verfügung. Unser Landwürde seine internationale Verpflichtungals souveräner Staat nicht mehr erfüllenkönnen.

Tiger-Teilersatz (TTE)

Unsere Luftwaffe hat grosse Lücken inden eigenen Beständen. Der den heuti-gen Erfordernissen nicht mehr angepass-te Tiger F-5 muss möglichst rasch ausserBetrieb gezogen und mit einem neuen,modernen Kampfflugzeug ersetzt werden.Rund 22 neue Flugzeuge sollen einen Teilder noch vorhandenen 55 Tiger ersetzen.Von hier stammt der Begriff des «Tiger-Teilersatzes, TTE».

Im Auftrag des Bundesrates haben Spe-zialisten des VBS (u.a. Testpiloten, Inge-nieure, Einkäufer, Stabsoffiziere) verschie-dene Lösungsvarianten geprüft. Diese Ar-beit ist über Jahre, in der üblichen profes-sionellen, kompetenten, zuverlässigen undunbestechlichen helvetischen Art undWeise erfolgt. Aufgrund der aktuellen fi-nanziellen Lage des Bundes hat der Bun-desrat im Dezember 2011 entschieden,

22 Kampfflugzeuge des Typs JAS 39EGripen aus Schweden zu beschaffen. DasFlugzeug erfüllt die gestellten Anforde-rungen und ist die preisgünstigste Lösung.Es fliegt heute in der Variante C/D in derschwedischen Luftwaffe sowie auch inUn garn, Tschechien, Südafrika und Thai -land. Der Gripen ist einmotorig, was nicht zuletzt, neben einer günstigeren Anschaf-fung, auch in Wartung und Unterhaltgrosse Vorteile bringt.

Mit dem JAS 39E Gripen könnte nichtnur die Luftverteidigung, sondern auchdie Sparte Aufklärung und Bekämpfungvon Zielen am Boden abgedeckt werden.Somit wäre unsere Luftwaffe, nach der Aus-musterung der Hunter und der MirageAufklärer, wieder in der Lage, ihren Auf-trag im Frieden sowie im Spannungs- undim Konfliktfall aktiv und umfassend si-cher zu stellen.

Lufthoheit und Politik

Nach der erfolgten Evaluation und nachdem Entscheid des Bundesrates habensich, wie zu erwarten war, sofort Gegnerder Typenwahl und der Beschaffung be-merkbar gemacht. Die Verlierer der Eva-luation, darunter insbesondere der Her-steller aus Frankreich, haben offenbar Me-dien, PR-Agenturen und einzelne Politi-ker mobilisiert, um gegen den EntscheidSturm zu laufen.

Die Sozialdemokratische Partei (SPS)hat in ihrem Parteiprogramm von 2010die Abschaffung der Schweizer Armee fest-gelegt. Die Luftwaffe ist ein wesentlicherTeil dieser Armee. Mit der SPS wird alsobei der Beschaffung des TTE nicht zurechnen sein. Die Grünen werden dasVorhaben, aus ideologischen Gründen,auch nicht unterstützen wollen. Es bleibendaher in erster Linie die bürgerlichen Par -teien: SVP, CVP, FDP und BDP.

Leider gibt es bei diesen bezüglich TTEimmer noch keinen Konsens und keinenSchulterschluss.

Der Bundesrat übernimmt ausserdemimmer mehr die Rolle der Gruppe füreine Schweiz ohne Armee (GSoA). Ersteuert unsere Landesverteidigung seitJahren über die Finanzen und Spar übun -gen anstatt über die real existierendenBedrohungen und Bedürfnisse. In denletzten zwanzig Jahren hat der Bundes-rat bei der Armee jedes Jahr zwischen46 bis 273 Mio. Fr. gespart, dies immerzugunsten der anderen sechs Departe-mente. Die finanziellen Beschlüsse fürdie Landesverteidigung erfolgten durch

Staffel Gripen Cder ungarischen Luftwaffe. Bild: Saab

18 ASMZ 12/2012

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In den frühen 80er Jahren ha-ben Offiziere des S Bat 15 die Ge-fechtsmappe «aus der Praxis für diePraxis» entwickelt. Eine Schreibmap-pe im Kampf-Look (ursprünglichgedacht für Zfhr und Kp Kdt) fürdraussen und drinnen, robust, wet -terfest, mit kariertem Block, Tages-befehlsfach, Stiftköchern, einge -schweissten Ablagetaschen und rück-seitiger Kartentasche. Die Mappenhaben sich – trotz Verbot durchvereinzelte Kommandanten – sehrschnell durchgesetzt. Dank Mundzu Mund-Propaganda sind die Ver-kaufszahlen rasch gestiegen, obwohlder unscheinbare Führungsbehelfnie zum offiziellen Ausrüstungsma-

terial der Armee gehörte. Der Um-satz ist seither – trotz Reduktionder Armeebestände – nie ernsthafteingebrochen. Ausländische Nach-ahmer-Produkte sind rasch wiederaus dem Markt verschwunden, weilsie in Qualität und Strapazierfä-higkeit des Schweizer Originals nie

entsprachen. Die populäre «Vier-frucht-Mappe», «Kampfmappe»,«Mappe camouflé» hat sich nur inihren Tarnfarben verändert.

Die ersten Serien wurden aus-schliesslich im Format A4 und mitechtem Kampfanzugsstoff (GRD)in Nunningen SO gefertigt. Kaumein Of/Uof der sich inzwischennicht eine Gefechtsmappe beschaff -te, direkt beim Hersteller, im Fach-handel oder einer Militärkantine.Seit ihrer Gründung 1982 hat dieMentrex AG Nunningen den Ver-trieb der Mappen übernommen.Zur Original-Gefechtsmappe ka-men kleinere Modelle (A5) und zivile Versionen (in schwarz) sowie

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Sicherheit

19ASMZ 12/2012

die Regierung meistens ohne vorher eineechte Beurteilung der Lage vorgenom-men zu haben. Der Bundesrat spielt nunneuerdings sogar, über die Finanzen, dieBeschaffung des Tiger-Teilersatzes gegendie echten und dringenden Bedürfnisseunserer Erdstreitkräfte (des Heeres) aus.

Das bürgerliche Parlament in der Pflicht

Der bürgerliche Teil des Parlamentes(welcher in den Räten immer noch dieMehrheit hat) steht nun in der Pflicht. Er muss darauf beharren, dass der Par la -mentsbeschluss vom Herbst 2011 (Ar meemit 100 000 Angehörigen, 5 Mrd. Fr.jähr lich für die Armee inkl. der Beschaf-fung des Tiger-Teilersatzes) vom Bundes-rat respektiert und umgesetzt wird. DieAbweichler und Heckenschützen in derPartei des Verteidigungsministers wie auchim Präsidium der FDP müssen endlich ihreeigenen Interessen aufgeben und den Ty-penentscheid des Bundesrates unterstüt-zen. Die Parlamentarier sollen sich für dieSicherheit unseres Landes engagieren, dieBeschaffung des TTE fordern und för dern. Unsere Lufthoheit soll wieder nach haltigund glaubwürdig garantiert werden kön nen.

Bürger/Bürgerinnen und Information

Der Bundesrat wird dem Parlament,mit der Rüstungsbotschaft 2012, auch dieBeschaffung des TTE vorschlagen. Das

Par lament wird sich also ab Frühling2013 dazu äussern müssen. Es liegt dannam Chef VBS, an den verantwortlichenStaatsdienern, an den Spezialisten und anden unabhängigen Medien, die Sachlageklar darzustellen. Dem Bürger und derBürgerin sollen Sinn und Zweck der Luft-hoheit nochmals überzeugend und ver-ständlich erklärt werden. Dabei soll dasStimmvolk eingeladen werden, das Han-deln seiner politischen Vertreter kritischzu verfolgen und mit Einflussnahme zubegleiten. Die überzeugten und enga -gierten Volksvertreter sollen den bürger-lichen Schulterschluss suchen, als Mul -tiplikatoren wirken und sich klar und unzweideutig öffentlich für die TTE-Be-schaffung einsetzen.

Schlussbemerkungen

Die Evaluation für den TTE ist in je -der Beziehung korrekt durchgeführt wor-den. Dies bestätigte auch der Vorsitzendeder Unterkommission der SiK National -rat, Thomas Hurter (SVP).

Die Zeit zwischen der Bestellung undder Auslieferung der JAS 39E Gripen solldurch die leihweise Abgabe einer StaffelGripen C/D der schwedischen Luftwaffeüberbrückt werden. Dies ist ein gekonn-ter Schachzug unseres Chefs VBS. Somitkön nen unsere Piloten auf ein aktuelles,modernes und allwettertaugliches Kampf - flug zeug umgeschult und rechtzeitig aufden moderneren Nachfolger E vorberei-tet wer den. Die Wahrung unserer Luft-

hoheit kann damit rasch und effizient ver-stärkt werden.

Der Schwedische Reichstag entschei-det im Dezember 2012 über eine grös-sere Beschaffung von JAS 39E GripenKampfflugzeugen für die eigene Luftwaf-fe. Der zu erwartende positive Entscheidist die Voraus setzung für eine Vertrags -unter zeich nung zwischen den beiden Län-dern zur Beschaffung der 22 Flugzeuge fürdie Schweizer Luftwaffe.

Der Typenentscheid des Bundesratesliegt vor. Er ist zweckmässig. Helfen wirmit, dass die Beschaffung effizient vorsich gehen kann. Unser Luftraum soll injeder kritischen Lage, auch über Wochen,durch die vorhandenen und die neuenMittel (dem TTE) kontrolliert und, al len -falls, auch verteidigt werden können!

Das letzte Wort in der Gripen-Be schaf - fung wird unser Stimmvolk an der Urne ha-ben, voraussichtlich im Frühjahr 2014. ■

Dieser Beitrag ist in ähnlicher Form in der«Weltwoche» erschienen.

Demonstrator Gripen F (doppelsitzige Variante des für unsere Luftwaffe vorgesehenen JAS 39E), zusammenmit einem Gripen D. Bild: Jamie Hunter

Divisionär a DPeter RegliDipl. Ing. ETHZ ehem. Kampfpilot3067 Boll

20 ASMZ 12/2012

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Sicherheit

21ASMZ 12/2012

Eugen Thomann, Redaktor ASMZ

Botschafter Christian Catrina, zustän-dig für die Sicherheitspolitik im General-sekretariat des VBS, blickte zu Beginn des«18. Colloquiums Sicherheitspolitik» zu-rück: Die Schweiz verdankt der NATOviel. Wachsam und flexibel, bewahrte sieuns während des Kalten vor dem Ausbrucheines heissen Krieges. Seit der Balkankriseverhindert sie in Bosnien wie im Kosovounter einem Mandat der UNO das Aus-ufern der regionalen Konflikte. Das erspartuns immense Migrationsprobleme.

Dann kamen zwei militärische Exper-ten zu Wort: Jörg See, als Oberst i G derBundeswehr, Dezernatsleiter beim deut-schen Stab Brüssel, referierte zum Thema«Wo steht die NATO – wohin geht sie?».Oberst i Gst Peter Schneider, Chefredak-tor der ASMZ, überlegte: «Kann uns dieNATO wirklich egal sein?»; der langjäh-rige Dozent der NATO-Schule Oberam-mergau kennt das Bündnis wie nur weni-ge Schweizer Offiziere.

Die beiden Referenten diskutierten, mo-deriert von Irène Thomann, mit zwei Si-cherheitspolitikern, Nationalrat MarkusHutter, FDP, und Kantonsrat Claudio Za-netti, SVP, und mit dem Publikum.

Aktuelle Innensicht der NATO

Seit der «Gipfel» von Lissabon vor zweiJahren die Strategie überdachte, widmetsich die NATO drei Arbeitsfeldern: derkollektiven Verteidigung, dem Krisenma -nagement und der «Cooperative Security».

Im Krisenmanagement sieht sich dieNATO derzeit noch weitgehend gefan-gen: In Afghanistan ist ein riesiger Rück-zug zu ordnen, sind einheimische Sicher-heitskräfte zu stärken sowie deren Unter-stützung, Ausbildung und Beratung bis2020 vorzubereiten. Auf dem Balkan bin-den die beiden Krisenherde noch lange er-hebliche Kräfte. Dazu steuert die Schweizihren Anteil bei; im Rahmen der KFORstellen nur sieben Staaten mehr Truppen.«Ocean Shield» schliesslich sucht die Pi-raten zu bändigen; hier wirken viele Natio-

nen mit, obwohl sie dem Bündnis nichtangehören. Die Einsätze regen die Weiter-entwicklung des Bündnisses an.

Das drängt die kollektive Verteidigung,die bei der Gründung Pate stand, in denHintergrund. Sie entwickelt sich konzep-tionell weiter. Die «Smart Defence Initia-tive» und die «Connected Forces Initiative»streben nach Arbeitsteilung, von der Ent-wicklung wie bei der Raketenabwehr biszum Einsatz, so bei der gemeinsam überdem Baltikum ausgeübten Luftpolizei.

Der dritte Strategiebereich soll Sicher-heit durch Zusammenarbeit schaffen. DieSchweiz wirkt mit an der «Partnerschaftfür den Frieden (PfP)» und im «Euro-At-lantischen Partnerschaftsrat (EAPC)». An-dere Projekte widmen sich dem Verhält-nis zu Russland, den Mittelmeeranrainernund arabischen Staaten. Nebst Gesprächs-foren finden gemeinsame Übungen statt.

Die NATO huldigt dem Konsensprin-zip. Auf einen Vorfall oder das Begehreneines Mitglieds heben stets Konsultationenan, mit dem Ziel eines einstimmigen Be-schlusses.

Verantwortung der Schweiz

Schneider griff drei Aspekte des mo-dernen Kriegsbildes heraus: In der «vir -tuellen Welt» können unsichtbare Geg-ner die Infrastruktur schlagartig lähmen.Estland erlitt das 2007 während drei Wo-chen, nachdem es Russland durch Ver-pflanzen eines Denkmals der früheren Be-satzer erzürnt hatte. Dass einige Staatensich für die Fähigkeit rüsten, konventio-nelle Sprengkörper oder Massenvernich-tungsmittel über Tausende von Kilome-tern zu verfeuern, weiss jeder Zeitungs -leser. Allein sind wir gegen beide Risikenwehrlos. – Anders verhält es sich mit der anvielen wichtigen Schifffahrtsrouten lauern-den Piraterie; da lassen wir uns von an-dern die Kastanien aus dem Feuer holen.

Als der Kleinstaat mit einer tradi-tionell starken Armee seine Neutralitätund das eigene Territorium behauptete,half das 1870/71, 1914–18 und 1939–45. Die Erfolgsbilder überdauern. Wie

weiland die «fremden Richter» lehnen wiralles Supranationale ab. – Nur sind wirwirtschaftlich längst Mittelmacht gewor-den. Auf der Liste des Brutto-Inlandpro-duktes bewegen wir uns um Platz 20; rech-net man pro Einwohner, so klettert dieSchweiz fast an die Spitze. Dabei erzielenwir 35% des BIP im Export. Hier ansäs-sige Konzerne lenken zudem einen Gross-teil des Rohstoffhandels und riesige Con-tainerflotten auf den Weltmeeren.

Dem hielt Zanetti kernig Misstrauenentgegen. Es gilt sogar unserer SWISS-COY, worin er hauptsächlich Abenteurervermutet. «Waffenbrüderschaft» mit Staa-ten, die uns wirtschaftlich angreifen, – un-denkbar! Nach Afghanistan zweifelt er ander Fachkompetenz der NATO und erstrecht am Übereinstimmen ihrer Interes-sen mit den unsern.

Hutter bedauerte, dass wir die Sicher-heitspolitik vernachlässigen, auf den letz-ten Platz der sieben Legislaturziele zurück-stufen und finanziell aushungern. Fernerergründen wir nicht einmal, was sich anKooperationsmöglichkeiten über unser be-scheidenes Mitwirken hinaus böte. Hof-fentlich lehrt uns nicht erst die Bombe eines Terroristen Ehrlichkeit! ■

Vorweg: Beitritt kommt nicht in Frage. Da uns das westliche Verteidigungsbündnis umfängt, zusammen mit Österreich,gilt es aber, im Auge zu behalten, was das für die Schweiz bedeutet.

Die NATO und wir

Geografisch im Schoss der NATO. Bild: ASMZ

Einsatz und Ausbildung

Jean-Marc Halter

Die Armeestabsrahmenübung «STA-BILO DUE» wurde am 6. September2012 gestartet und dauerte bis zum21. September. An den Standorten Bern,Luzern, Kriens und Monte Ceneri sowieDübendorf, Emmen, Payerne und imRaum Reusstal wurde die Einsatzbereit-schaft der militärstrategischen, operati-ven und taktischen Führung überprüft.

Konkret beübt wurden in der Armee-stabsrahmenübung «STABILO DUE»der Chef der Armee mit seinem militär-strategischen Stab, der Führungsstab derArmee (operative Stufe), die Komman-danten und Stäbe der Territorialregion 4,der Infanteriebrigade 5, der Panzerbri -gade 11 sowie ein speziell gebildeter Ein-satzverband Luftwaffe und das Komman-do Spezialkräfte (taktische Stufe). Insge-samt nahmen rund 2000 Angehörige derArmee teil.

Das Übungskonzept von «STABILODUE» basierte auf dem Szenario, dassTeile eines auf der Landkarte speziell ge-stalteten Europas instabil sind. Auch in

der Schweiz gab es Unruhen, Anschlägeund Gewalttaten. Mit diesem Szenarioeiner ausserordentlichen Lage sollte ins-besondere die Unterstützung der Kan -tone im subsidiären Bereich, aber auchFührung und Einsatz der operativen Re-serve der Armee – in diesem Fall die Pan-zerbrigade 11 – überprüft werden.

Gelungene Volltruppenübung

Die Volltruppenübung «SEMPER FIDELIS 12» hatte zum Schulungsziel,die Bereitschaft und Durchhaltefähigkeit

der Sensoren und Effektoren zu testenund zu bewerten. Im Fokus der Übungstanden die Milizformationen des KSK:der Stab KSK, das Gren Bat 20, die Fall-schirmaufklärerkompanie 17 und Teile derStabskompanie KSK. Wer die Grenadiereund Fallschirmaufklärer am Werk sah,war beeindruckt vom Leistungswillen die-ser Verbände, die klar beweisen, dass dieMiliz ein enormes Potenzial aufweist. Undgerade dieses Potenzial braucht es, um dieunkonventionellen Sonderoperationen derSpezialkräfte durchzuführen. Sonderope-rationen stossen mit konventionellen An-sätzen und Denkweisen schnell an ihreGrenzen. Die militärisch gebündelte, zi-vile Kreativität der eingesetzten Angehö-rigen der Armee in dieser Übung war einwesentlicher Faktor für den Erfolg.

Zielgerichtete Vorbereitung

Seit 2009 haben das KSK und seineVerbände konsequent auf diese Volltrup-penübung hingearbeitet. In verschie -denen, aufbauenden Kompanieübungenwurden die Gren Bat und die Fallschirm-aufklärerkompanie 17 vom KSK beübtund validiert. Die Konsequenzen und dieLehren aus diesen Übungen wurden ineinem Bericht festgehalten und dienenden Bataillonskommandanten für dieFormulierung der Zielsetzungen für diekommenden Wiederholungskurse. Diekonsequente Vorbereitung und die ziel-gerichtete Ausbildung der letzten Jahrefand nun in der Bataillonsübung «SEM-PER FIDELIS 12» ihren Höhepunkt.

Herausfordernde Übungsanlage

Eine grosse Herausforderung der Übungwaren die geografischen und personellenAusprägungen: rund 1000 Angehörigeder Armee waren in dieser Übung einge-

STABILO DUE: die Miliz erfülltDie Volltruppenübung «SEMPER FIDELIS 12», in der das Grenadier-bataillon 20, die Fallschirmaufklärerkompanie 17 sowie Teiledes Stabes und der Stabskompanie des Kommandos Spezial kräfte(KSK) im Rahmen der Armee-Stabsrahmenübung «STABILO DUE»beübt wurden, hat aufgezeigt, dass die Milizformationen desKommandos Spezialkräfte in der Lage sind, im Verbund und nachkurzer Vorbereitung die volle Leistung zu erbringen und ihren Auftrag zu erfüllen.

22 ASMZ 12/2012

«Boots on the ground»Bundesrat Ueli Maurer nahm die Gele-genheit wahr, die Grenadiere währendüber drei Stunden im Feld zu besuchen.Nach einer Einführung in die Übung unddem Besuch beim Kommandanten indessen Führungsraum begab sich Bun-desrat Maurer zur Truppe. Dabei zeigtesich der Chef VBS auch vom Beobach-tungsposten der Grenadier Aufklärer sicht-lich beeindruckt.

Bundesrat Ueli Maurerim Beobachtungsposten.

Grenadiere im Einsatz. Bilder: KSK

Einsatz und Ausbildung

waffe wie beispielsweise der Aufklärungs-drohne klappten hervorragend und zeig-ten auf, dass Sonderoperationskräfte ihrevolle Leistung nur im Verbund mit ande-ren Truppen entfalten können. Zu die-sem gehörten auch die Übermittlungs-leistungen der Führungsunterstützungs-basis (FUB) mit der Integration der imEinsatz stehenden Truppen in das In -tegrierte militärische Führungssystem(IMFS) sowie die Logistikbasis der Ar-mee (LBA) mit der Bereitstellung dernotwendigen Führungsinfrastruktur.

Lehren und Fazit

Die Zusammenarbeit der Milizforma-tionen des KSK untereinander, aber auchim Verbund mit anderen Truppengattun-gen, hat sich erneut bewährt. Die Team-fähigkeit, der gegenseitige Respekt, daslangjährige Know-how und die pragma-tischen, teilweise unkonventionellen Lö-sungsansätze sind die Basis für einen er-folgreichen Einsatz. Es gelang der TaskGroup 20, mittels zweckmässigem Ein-satz des Sensorenverbundes über ein ak-tuelles Lagebild bis unmittelbar vor der

Aktion zu verfügen und relevante Er-kenntnisse an die Einsatzelemente vorOrt weiterzuleiten, bevor diese selber dieVerbindung mit der Aufklärung suchtenrespektive eigene Sensoren setzen konn-ten, um den Einsatz erfolgreich führen zukönnen.

Die Erkenntnisse aus der Übung«SEMPER FIDELIS 12» werden in einemÜbungsbericht festgehalten und flies-sen gemäss dem sogenannten «Lessons learned loop: plan-do-check-act» wiederin die Ausbildung ein. Diesen wertvollenSpiegel der Volltruppenübung gilt es zubewahren, er ist massgebend für die Aus-bildungsinhalte der kommenden Jahre.Übungen, in denen die Stufe Bataillonim Verbund mit anderen Truppengattun-gen wie Luftwaffe, Führungs- und Unter-stützungs- sowie Logistikbasis der Armeebeübt wird, sind absolut notwendig undstellen einen wertvollen Mehrwert füralle eingesetzten Verbände und Forma-tionen dar. Mit dem einfachen Tool des«plan-do-check-act» wird sichergestellt,dass keine relevanten Erkenntnisse undKonsequenzen verloren gehen. So kannaus der Übung «SEMPER FIDELIS 12»das Fazit gezogen werden, dass die Miliz-formationen des KSK in der Lage sind,im Verbund mit an deren Truppengat-tungen und nach kurzer Vorbereitung dievolle Leistung zu erbringen. ■

setzt. Das Einsatzgebiet erstreckte sichüber rund 9000 km2 in fünf Kantonen.Eine weitere Herausforderung war dieMultidimensionalität: Der Stab KSK warmit verschiedenen Aufträgen aus «STA-BILO DUE» sowie aus «SEMPER FIDE-LIS 12» beschäftigt. Der Stab des GrenBat 20 und die Fallschirmaufklärerkom-panie 17 mussten schliesslich als TaskGroup 20 Aktionen auf vier Zielobjek-te planen und schliesslich zwei Aktionendurchführen.

Bei den eingesetzten Truppen wurdendie Umsetzung der Rules of Engagment(ROE) und insbesondere die Verhältnis-mässigkeit im zivilen Umfeld im Einsatzgeprüft und bewertet.

Wertvolle Unterstützung

Unterstützt wurde das KSK unter an-derem von der Luftwaffe. Das Zusam-menspiel und das Einbinden der Luft-transportmittel und der Sensoren der Luft-

ASMZ 12/2012 23

Plan-do-check-act Loop.

Schnelles Eingreifelement einsatzbereit.Das Megafon als verhältnismässige Warnung.

DivisionärJean-Marc HalterChef Führungsstabder Armee3003 Bern

Einsatz und Ausbildung

Ivo Burgener

Die Ausbildung zum Gebirgsspezialis-ten ist sehr umfangreich. Diverse Bereichedes Bergsteigens sowie der Rettung wer -den vertieft behandelt und im Geländepraktisch angewendet. Am Ende der Aus-bildung wird den Rekruten das Hochge-birgsabzeichen überreicht. Diese Auszeich-nung steht für umfassende gebirgstech -nische Fähigkeiten, aber auch für solideKenntnisse in der Führung und Ausbil-dung von Soldaten im Hochgebirge. Diver-se Hürden müssen zur Erreichung des Ab-zeichens erfolgreich überwunden werden.

Im Alter von 18 Jahren werden die angehenden Rekruten an den Orientie-rungstagen der Kantone über die Rekru-

tierungsfunktionen informiert. Bis zurRekrutierung ist es vorteilhaft, wenn derInteressent für die Gebirgsspezialistenaus-bildung einen J+S-Gruppenleiterkurs inden Sportfächern «Skitouren», «Bergstei-gen» oder «Sportklettern» erfolgreich be-standen hat. Weiter ist ein sehr gutes Sport-resultat anlässlich der Rekrutierung Vor -aussetzung für die Erstfunktion Geb Spez.

Anpassung des Auswahlverfahrens

Die Selektionsprüfungen fanden bis-lang im Verlaufe der fünften RS-Wochestatt. Die Rekruten, welche die Prüfungennicht bestanden, wurden in ihre Zweit-funktion (Infanterie oder Betriebssoldat)eingeteilt. Die Frustration bei diesen Re-kruten war verständlicherweise gross. Neusollen die Eignungsprüfungen bereits vor-dienstlich stattfinden: Während zweierTage muss das theoretische und prakti-sche Können gezeigt werden. Dabei wird

durch Bergführer der «Ist-Zustand» jedesEinzelnen beurteilt. Es geht darum, kom-plette Alpinisten mit einem guten Grund-niveau im Sommer- und Winterbergstei-gen zu finden. In einer schriftlichen Prü-fung werden nebst dem gebirgstechni-schen Basiswissen die Kenntnisse in denBereichen Meteorologie, Sanitätsdienst,Kartenlehre und Orientierung geprüft.Praktisch wird das Beherrschen der Sommergebirgstechnik (Seilhandhabung,Sportklettern 5c+, alpines Bergsteigen imIV. Grad) und der Wintergebirgstechnik(Skitechnik in Aufstieg und Abfahrt ab-seits von Pisten) geprüft. Die bereits vor-handene und nachgewiesene Erfahrung inden verschiedenen Disziplinen des Berg -steigens sowie eine sehr gute physische Ver-fassung bilden dabei die Grund voraus set -zungen für ein «Ticket» nach Andermatt.

Zusammengefasst sind auf dem Wegzum Gebirgsspezialisten vor der RS neu

Anspruchsvolle Ausbildung zum GebirgsspezialistenDas Kompetenzzentrum Gebirgsdienst der Armee führt im 2-Start-Modell eine 21-wöchige Rekrutenschule durch. Jedes Jahrwollen über hundert junge Schweizer zur Gebirgsspezialistinoder zum Gebirgsspezialisten der Armee ausgebildet werden.Zurzeit besteht jedoch nur rund die Hälfte der Anwärter die anspruchsvolle Ausbildung. Mit der Einführung eines vordienst -lichen Auswahlverfahrens soll dieser Anteil vergrössert werden,ohne dabei an Qualität und Kompetenzen einzubüssen.

24 ASMZ 12/2012

Der Rettungsspezialist muss in der Lagesein, schwierige Situationen, unter der Berücksichtigung der eigenen Sicherheit, zu analysieren und Lösungen zu finden.

Klettertechnik im alpinen Gelände:Das Trainieren und Optimieren der persön -lichen Gebirgstechnik ist der Schlüsselzum erfolgreichen Absolvieren sämtlicherPrüfungs anforderungen.

25ASMZ 12/2012

Einsatz und Ausbildung

• Rettungsspezialist im Bereich der Ka-meradenrettung und der organisiertenRettung.

Am Kompetenzzentrum Gebirgsdienst derArmee wird nach den gängigen Grund -lagen des Schweizer Bergführerverbandes(SBV), des Schweizerischen Alpenclubs(SAC) und der Alpinen Rettung Schweiz(ARS) ausgebildet. In der Schlussphase derRS werden die Kompetenzen im Winter-und Sommerbergsteigen der Rekruten aufHerz und Nieren getestet. Die Prüfungenbestehen aus schriftlichen und mündli-

chen Tests, technischen Aufgabenstellun-gen sowie der Führung von Personen imschwierigen Gelände und im Gebirge.

Nach erfolgreichem Abschluss der Re -krutenschule werden die Soldaten in dieGebirgsspezialistenabteilung 1 eingeteiltund leisten ihre jährlichen Wiederho-lungskurse im Kompetenzzentrum Ge-birgsdienst der Armee. ■

folgende Leistungsprüfungen zu bewäl -tigen:• Von Vorteil ein erfolgreich abgeschlos-

sener J+S-Gruppenleiterkurs in denSportfächern «Skitouren»; «Bergsteigen»oder «Sportklettern»;

• Vordienstliche Eignungsprüfung;• Sehr gutes Sportresultat anlässlich der

Rekrutierung.

Weitere Tests warten

Die Rekrutenschule (RS) der Gebirgs-spezialisten dauert 21 Wochen und ist inAndermatt stationiert. Zu Beginn der RSwerden die Rekruten im allgemeinen Sol-datenhandwerk ausgebildet. Nach zweiSeiltechnikwochen wird das Grundniveaumit einer Basisprüfung getestet. Wer die-se besteht, wird anschliessend von Berufs-kadern und Bergführern in den folgen-den Bereichen zum Gebirgsspezialistenausgebildet:• Sommer- und Wintergebirgstechnik;• Technik im Steil- und Gletschereis;• Risikomanagement;• Lawinendienst mit künstlichen Auslö-

sen von Lawinen;• Planen und Durchführen von Verschie-

bungen in schwierigem Gelände;• Führung von Gruppen in alpinem Ge-

lände;• Begehbarmachung von unwegsamem

Gelände mittels Fixseilen, Leitern, Seil-bahnanlagen und Stahlkabelinstallatio -nen;

• Beratung von Kommandanten diverserFormationen, welche gebirgs technischnicht ausgebildet sind (Erkundungen,Gefahren der Berge, Verschiebungen);

25

Oberst i GstIvo BurgenerKdt Komp Zen Geb D A 6490 Andermatt

Eine der schwierigsten Disziplinen, aberauch eine der schönsten im Bergsteigen –das korrekte Führen eines Kameraden amkurzen Seil. Bilder: ZEM

Der Name Victorinox ist eng ver-knüpft mit dem legendären «Ori -ginal Swiss Army Knife», das seinenUrsprung im Schweizer «Offiziers-und Sportmesser» aus dem Jahr1897 hat. Der Hauptsitz des Un -ternehmens befindet sich in Ibach,Schwyz, im Herzen der Schweiz.Hier gründete Karl Elsener im Jahre1884 seine Messerschmiede undlei te te damit eine beispiellose Er-folgsgeschichte ein. Millionen vonMenschen rund um den Globusverbinden mit Victorinox typischschweizerische Wer te wie Erfinder-

geist, Zuverlässigkeit, Funktionali-tät und Qualität. Heute produziertund vertreibt Victorinox weltweiteine Reihe von wertvollen Qualitäts-produkten mit praktischem Nutzenin verschiedenen Lebensbereichen:Taschenmesser, Haushalt- und Be-rufsmesser, Uhren, Reisegepäck, Be-kleidung und Parfum. Das Unter-nehmen Victorinox ist im Laufe sei-ner über 125-jährigen Geschichteseiner Haltung und seinen Grund-sätzen treu geblieben. Die charakte-ristischen Eigenschaften des «Origi-nal Swiss Army Knife» prägen nach

wie vor die Ausrichtung des Un -ternehmens und bilden die Leit-planken für die Produktentwick-lung und Marktbearbeitung in densechs Kernbereichen. Alle Erzeug-nisse, die unter der Marke Victori-nox hergestellt und weltweit vertrie-ben werden, tragen den Geist des«Original Swiss Army Knife» in sich.Sie unterscheiden sich von Konkur-renzprodukten durch ihre einzigar-tige Funktionalität in Kombinationmit herausragendem Design.

Victorinox ist seit der Gründungim Jahr 1884 ein Fami lien unter neh -

men und hat sich seine Unabhän-gigkeit bis heute bewahrt. zehn Pro-zent der Aktien des Unternehmensbefinden sich in der gemeinnützi-gen Carl und Elise Elsener-Gut Stif-tung. Neunzig Prozent der Aktiensind Eigentum der Vic torinox Un-ternehmenstiftung. Dieses Modellschafft ideale Voraussetzungen fürdie Lösung von Nachfolgefragen,sichert den Fortbestand des Unter-nehmens und bietet Gewähr für dielang fristige Erhaltung der Arbeits -plätze.

www.victorinox.com

W ir t s c h a f t s -No t izV ictorinox : U nternehmertum im Z eichen v on Trad ition,

Q ualitä t und Innov ation

Einsatz und Ausbildung

Pius Segmüller

Unter meinem Leitspruch von Antoi-ne de St.Exupéry: «Du kannst nur vondem leben, was Du verwandelst», durfteich anfangs Juli dieses Jahres die Stelle alsChef Schiesswesen und ausserdienstlicheTätigkeit (SAT) übernehmen. Es war mirein grosses Anliegen, die Problemerfas-sung für meine Aufgabe zusammen mitmeinen Mitarbeitenden des SAT zu er- ar beiten, aber auch mit den Präsidentender wichtigsten Dachverbände, den Kom-mandanten der Territorialregionen undder Lehrverbände, die eng mit den Ver-bänden, Vereinen und Sektionen zusam-menarbeiten, sowie den Partnern des SAT,vor allem der Logistikbasis der Armee.

Feststellungen fürdas Schiesswesen ausser Dienst

• Die Teilnehmerzahl bei den Jungschüt-zenkursen ist rückläufig.

• Es gibt mehr Teilnehmer an den Jung-schützenleiterkursen.

• Die Teilnahme am Obligatorischen Pro-gramm ist rückläufig.

• Am Feldschiessen nehmen leicht weni-ger Gewehrschützen teil, jedoch verzeich-nen wir mehr Pistolenschiessende.

Ausserdienstliche Tätigkeitenund vordienstliche Ausbildungen

• Es gibt mehr Anlässe, die durch das SATbewilligt werden, jedoch weniger Teil-nehmer.

• Die Verbände, Vereine und Sektionenführen teilweise immer mehr artfrem-de Veranstaltungen (nicht militärischeWeiterbildungen in ihrem Fachbereich)durch. Auch diese Veranstaltungen sindwichtig für den Korpsgeist, aber sie soll-ten nicht vorherrschend sein.

• Das Interesse an Militärmärschen undWaffenläufen ist wieder steigend.

• Das Interesse an Jugendlagern, wie sie

der Pontonierverband, der Militär-Sani-täts-Verein und weitere durchführen, isterfreulich. Insgesamt kann gesagt wer-den, dass die vordienstliche Ausbildungsehr gefragt ist. Dazu ist zu vermerken,dass Jugendliche, die vordienstlich ge-schult wurden (dies gilt auch für dieJungschützen), in grosser Zahl Militär-kader werden und sich auch nach dermilitärischen Grundausbildung ausser -dienstlich engagieren.

• Die Kommandanten der Lehrverbändestellen fest, dass sie immer mehr Stoff inder Grundausbildung vermitteln müs-sen, dass aber der Stoff zu wenig gefes-tigt werden kann.

Was ist bei der ausserdienstlichenTätigkeit zu tun?

1. Die Vereine müssen zusammen mitdem SAT ihre Ausbildungen undEvents qualitativ verbessern, das heisst,sich vermehrt auf die Kernbereiche desVereins konzentrieren.

2. Die Rekrutenschulabgänger müssen aufverschiedenste Arten motiviert werden,sich ausserdienstlich zu betätigen.

3. Die Verbände, Vereine und Sektionenmüssen von jungen Kräften am Lebenerhalten werden und können nicht nurvon den Veteranen gefördert und ge-tragen werden.

Schiesswesen undausserdienstliche TätigkeitGemäss Auftrag von Bundesrat Ueli Maurer soll das Schiess -wesen und die ausserdienstliche Tätigkeit (SAT) dazu beitragen,das Vertrauen der Bürgerinnen und Bürger in die Armee mittelsihren Anlässen und Ausbildungen zu stärken.

26 ASMZ 12/2012

27ASMZ 12/2012

Einsatz und Ausbildung

dien und Social Media stärker wahr -genommen werden, nach dem Motto:«Tue Gutes und sprich davon!»

Ideenkatalog für Massnahmen

1. Der Vorschlag, Jugendschiesskurse be-reits vor dem 17. Lebensjahr anzubie-ten, soll geprüft werden.

2. Es sind den Jugendlichen mehr vor-dienstliche Ausbildungen anzubieten.

3. Der Vorschlag eines Präsidenten einerKantonalen Offiziersgesellschaft, eineAuszeichnung (Ribbon) für ausserdienst-liche Tätigkeit abzugeben, wird momen-tan beim Heer geprüft. Dies könnte eineMotivation für das ausserdienstliche Mit-machen darstellen.

4. Im kommenden Jahr wird das HeerKommunikationsausbildung für aus-serdienstlich engagierte Personen vonVerbänden, Vereinen und Sektionen de-zentral anbieten. Es geht darum, dasswir die gute Arbeit, die ausserdienstlichgeleistet wird, auch in die Bevölkerungtragen; wichtig ist auch, dass für ge -wisse Anlässe im AT-Bereich vermehrt

auch interessiertes Zivilpublikum ein-geladen wird. Verstärken wir die Wer-bung für die ausserdienstlichen Tätig-keiten und bringen positive Botschaf-ten über diese militärischen Aktivitätenin die Bevölkerung.

5. Die Zusammenarbeit zwischen den Ver-bänden und den Territorialregionen res -pektive Lehrverbänden ist gut, könnteaber noch intensiver genutzt werden.

6. Die ausserdienstliche Tätigkeit muss inden relevanten Gesetzen, Verordnungenund Weisungen als bedeutende Weiter-bildung erwähnt und beschrieben wer-den.

7. Mit der Logistikbasis der Armee bestehteine intensive Zusammenarbeit; sie mussständig weiter ausgebaut werden, damitdie Verbände möglichst einfach Infra-strukturen und Material des VBS nut-zen können.

8. Das Auftreten der Teilnehmer bei aus-serdienstlichen Ausbildungen und An-lässen hat auch mit ihrer persönlichenMilitärausrüstung zu tun. Das Erschei-nungsbild ist nicht überall zufrieden-stellend. Diese Teilnehmer sollten einepersönliche Grundausrüstung fassenkönnen, die ihnen erlaubt, in der Be-völkerung als vollwertige Militärperso-nen aufzutreten.

Wie Sie sehen, gibt es noch viel zu tun.Es geht mir darum, dass unser FachbereichSAT im Schiesswesen und in der ausser-dienstlichen Tätigkeit positive Akzente zuqualitativen und quantitativen Verbesse-rungen setzen kann und somit etwas zumBesseren verwandeln kann. ■

4. Anstelle von Fusionen von Sektionenund Vereinen soll die regionale Zusam-menarbeit gefördert werden, wie etwagemeinsame Anlässe veranstalten.

5. Das Bewilligungsverfahren von Anläs-sen und Ausbildungsveranstaltungenmuss mit einem einfachen Informatik-system, vom Verein oder der Sek tionüber den Dachverband und dann überdas SAT Heer bis und mit der Bestel-lung des Materials bei der Logistikba-sis der Armee, durchgehend eingeführtwerden.

6. Die vielen guten und aufwendigen aus-serdienstlichen Tätigkeiten müssen vonden Bürgerinnen und Bürgern via Me-

27

Oberst i GstPius SegmüllerChef SATa Nationalrat (CVP/LU)6006 Luzern

Schiesswesen ausser Dienst. Bilder: ZEM

Ausserdienstliche Weiterbildungder Militärmotorfahrer.

Ausserdienstliche Weiterbildungder Pontoniere.

28 ASMZ 12/2012

Der Armeestab (A Stab) ist für die Umsetzung der politischen Vorgaben und Handlungsanweisungenauf militärstrategischer Ebene verantwortlich. Diese Aufgabe übernimmt er umfassend und integralfür den ganzen Departementsbereich Verteidigung. Darüber hinaus ist der Armeestab für die Ent-wicklung, Planung, Ressourcenallokation und Armeesteuerung zuständig. Aufbauend auf dieser stra-tegischen Ausrichtung steuert und lenkt er die operativen Stufen der Ausbildung, des Einsatzes undSupports mittels adäquaten Vorgaben.

Applikationsmanager/in SAP System PSN

Als Applikationsmanager/in System PSN tragen Sie die fachliche Systemverantwortung für das grössteSAP System des Departementsbereichs Verteidigung.Sie kümmern sich um die qualitative Funktionalität sowie die Weiterentwicklung auf dem SAP SystemPSN und stimmen dabei sämtliche Aspekte über alle Direktunterstellten des Chefs der Armee sowieder Beschaffung (arma-suisse) integral ab. Neben der Koordination und Pflege des Change-und Re-leasemanagements, überwachen Sie die Einhaltung von Qualitätsvorgaben in Projektumsetzungen.Zusätzlich erarbeiten Sie in enger Abstimmung mit dem Leistungserbringer (Competence Center SAPVBS) Vorgaben sowie Service Level Agreements für das SAP System PSN und überwachen dauernddie Einhaltung.Da der Bereich neu aufgebaut wird, bauen Sie als Applikationsmanager PSN die für Ihre Arbeit nöti-gen Instrumente neu auf und führe diese ein.

Sie verfügen über einen Hochschul- oder Fachhochschulabschluss in technischer oder betriebswirt-schaftlicher Richtung und können Ausbildung und mehrjährige Erfahrung im Bereich Projekt- oderProzessmanagement ausweisen. Erfahrung in der Einführung von SAP Projekten und/oder im Betriebvon SAP Modulen sind von Vorteil oder die Motivation dazu, sich in die SAP Welt einzuarbeiten. Ana-lytisches und ganzheitliches Denkvermögen gehören zu Ihren Stärken. Sie arbeiten lösungsorientiertund verfügen neben redaktioneller Stilsicherheit in Deutsch auch über ein sicheres Auftreten. Als in-tegrative Persönlichkeit sind Sie befähigt, verschiedene Interessen auf einen gemeinsamen Nenner zubringen. Aus Ihrer Milizerfahrung kennen Sie die Organisation der Schweizer Armee. Die militärischeAusbildung zum Stabsoffizier oder eine abgeschlossene Generalstabsausbildung sind von Vorteil.Gute Kenntnisse einer zweiten Amtssprache und des Englischen runden Ihr Profil ab.Neben einem modernen Arbeitsumfeld und Arbeitsplatz erwartet Sie ein konkurrenzfähiges, stabilesGesamtpaket mit guten Sozialleistungen.

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29ASMZ 12/2012

SOG Vorstand

Das bewegt die SOG

Zum Jahresende zitie-re ich General Guisan,der in seinem Berichtüber die Jahre 39 – 45den EidgenössischenRäten schrieb:«…das Vorstellungsvermögen ist ein sel-tenes Geschenk. Der grosse Teil unsererBevölkerung wird nicht geneigt sein, sichzu fragen, ob und wie unser Land erneutbedroht sein könnte. Immer wieder wer-den wir es mahnen, an sein Gewissen undseine Wachsamkeit erinnern müssen.» DieErkenntnis behält auch nach 65 Jahren ineiner veränderten Welt ihre Gültigkeit. Heute obliegt es vor allem der SOG, zu informieren und von zwei Fakten zu über-zeugen: 1. Die Schweiz ist und bleibtden Gefahren der Geschichte ausgesetzt.2. Eine glaubwürdige Armee ist und bleibtdie beste Antwort darauf.Allein, was versteht man unter einer glaub-würdigen Armee? Wenn Sie am Jahr 2012die Wirrungen schätzten, werden Sie das2013 vergöttern! 2013 starten ausser demAbstimmungskampf gegen die GSoA-Ini-tiative die Diskussionen um die WEA, dasRüstungsprogramm samt TTE und den re-ferendumsfähigen Spezialfonds zur Finan -zierung des Gripen.Ich frage mich, ob sich die sicherheitspo-litische Schweiz eines Tages von dem Gra-benkrieg befreien wird, der bei jeder Ge-legenheit ausbricht: Rechts gegen links,Sicherheit gegen individuelle Freiheit,Konservativismus gegen Fortschritt. Wer-den Bundesrat und Parlament in der Si-cherheitspolitik je einen Konsens finden?Wird die Armeeführung erfolgreich dieDaseinsberechtigung der Armee und derVerteidigung bekräftigen und die Miliz be-haupten? Die Antwort ist delikat. Der Si-cherheitspolitik gehen Objektivität, Rea-lismus und Vorausschau ab. Liebe Kameradinnen und Kameraden, lie-be Leserinnen und Leser, wir müssen mitdiesen Wahrheiten leben. Begegnen wirihnen als verantwortliche Bürgerinnen undBürger mit kämpferischem Engagement! Ich weiss, dass ich auf Sie zählen kann.Für das neue Jahr wünsche ich uns, dassdie Schweiz weiterhin vom Chaos der Weltverschont bleibt und wir einen Weg fin-den, unsern Nachfahren ein ebenso soli-des und sicheres Land zu hinterlassen,wie wir es von unsern Ahnen erbten.

Alles Gute im neuen JahrBr Denis Froidevaux, Präsident SOG

Kampagne gegen GSoA-Initiative nimmt Fahrt aufDie Schweizerische Offiziersgesellschaft mit anderen Miliz orga -ni sationen und Verbündeten bereitet sich intensiv auf die Abstimmung gegen die Anti-Wehrpflichtinitiative vor. Die SOGwird eine führende Rolle in der Kampagne übernehmen.

Am 30. Oktober 2012 hat die General-versammlung den Verein für ein liberalesWaffenrecht in den Verein für eine sichereSchweiz (VsS) umgewandelt.

Die Statuten sehen vor: Der Verein or ga -nisiert, führt und koordiniert allfällige Ab-stimmungskampagnen für den Erhalt einerumfassenden Sicherheit der Schweiz. Mit glie -der des Vereins können nationale und kanto-nale Verbände werden, die sich zum Vereins-zweck bekennen.

Präsident des Vereins ist Nationalrat Jakob Büchler, Vizepräsident Br DenisFroidevaux. Im Vereinsvorstand vertretensind u. a. der Schweizer Schiesssportver-band, der Schweiz. Unteroffiziersverband,die Landeskonferenz der militärischenDachverbände. Vertreter der Sprachregio-nen sorgen für die Achtung der kulturellenEigenheiten. Damit ist der Boden bereitetfür die Kampagne gegen den nächstenVersuch der Gruppe für eine Schweiz ohneArmee (GSoA), die Milizarmee schweize-rischer Prägung ins Mark zu treffen.

Die Kampagnenorganisation

Bestimmt und personell besetzt ist dieStruktur, welche die Kampagne führenwird. Die politische und strategische Ver-antwortung liegt beim Vorstand des VsS.Auf der taktischen Ebene wirken derKampagnenleiter Br aD Hans-Peter Wüth -rich und ein Kernteam dem u.a. einer derVizepräsidenten der SOG, Oberst i GstMarcus Graf, sowie der Generalsekretär derSOG, Hptm Daniel Slongo, angehören.

Auf der operativen Ebene, an der Basis,treten die kantonalen Komitees in Aktion.Sie werden hauptsächlich von den Kan -tonalen Offiziersgesellschaften organisiertund betreut. Unterstützt von Kampagnen -leiter und Kernteam, setzen die Kantona-len Komitees die nationale Strategie um.Eine besonders wichtige Rolle spielt derGeneralsekretär der SOG, der für die Ko-ordination der Kantonalen Komitees undderen Austausch untereinander sorgen wird.

Der föderale Einfluss

Grundstrategie und Argumentations -linie legt die nationale Kampagnenleitungfest. Zudem wird sie die kantonalen Komi-tees logistisch, administrativ und finanziellunterstützen. Die Anpassung an die kanto-nalen und regionalen Eigenheiten und Be-dürfnisse geschieht an der Basis. Die KOG-Präsidenten und ihr Stab wissen, welchepolitischen Opinionleaders in ihrem Kan-ton populär sind, sie knüpfen die Kontak-te zu weiteren Kreisen und Partnern, diees für diese Kampagne zu gewinnen gilt,sie setzen die Werbemittel gezielt ein. Siesind in den lokalen Medien präsent.

Hier findet die Knochenarbeit statt.Wir rufen deshalb alle Mitglieder der Of-fiziersgesellschaften auf, sich für die Mitar-beit bei ihren kantonalen oder regionalenOG zu melden. Das gilt auch für die Fach-offiziersgesellschaften, die ihre Kameradenwirkungsvoll unterstützen können.

Eine Schweiz-feindliche Initiative

Täuschen wir uns nicht! Über die Be-deutung dieses Urnenganges darf keinZweifel bestehen. Das Ziel der GSoA istnicht die Reform der Wehrpflicht, son-dern die Abschaffung der Armee. Ohneallgemeine Wehrpflicht keine Milizar-mee!

Diese Initiative muss ohne Wenn undAber abgelehnt werden. Sie zielt nicht nurauf die Armee, sie greift ein wesentlichesElement unseres Staatsverständnisses an,das Milizsystem, und ist somit Schweiz-feindlich. Wesentliche Be reiche funktio-nieren in unserm Land nur dank dieserOrga nisationsform. Wer sie anzweifelt,stellt die Schweiz als solche in Frage.

Wir als verantwortungsbewusste Offizie-re müssen uns in dieser Kampagne glaub-würdig und aktiv engagieren.

Für den VorstandBr Denis Froidevaux

Die Geschichtewiederholt sich

Allgemeine Schweizerische MilitärzeitschriftHerausgeber: Schweizerische Offiziersgesellschaft

Verlag Equi-Media AGBrunnenstrasse 78604 VolketswilTelefon 044 908 45 65Fax 044 908 45 40 [email protected]

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Forum junge Offiziere

31ASMZ 12/2012

Länge ziehen können. Interessant warenebenfalls die Leadership-Auf frischungsowie das Symposium, welches vor allemdie modernen Bedrohungen wie den Cyberwar zum Thema hatte. Zum erstenMal wurde auch dem «Law of ArmedConflict» (Kriegsvölkerrecht) mehr Zeitgewidmet und verschiedene Fallbeispieledurchgesprochen.

Interaktives Programm

Es war jedoch nicht nur das vielseiti-ge und meist interaktive Programm, wel-ches die Reise nach Kopenhagen für die engagierten Offiziere lohnenswert machte.Die offiziellen Empfänge ermöglichtenden Teilnehmern interessante Gesprächemit hochrangigen Offizieren verschie-denster Nationen. Als eines der Highlightsdarf sicherlich auch das in diesem Rahmenorganisierte Mittagessen mit den jeweiligenVertretern der nationalen Reserveorgani-sationen genannt werden. Vor allem fürgrössere Staaten war der unkomplizierteAustausch mit einem ihrer Generäle eineseltene und darum geschätzte Möglichkeit.Die Schweizer Offiziere durften sich somangels eines Schweizer Entsandten mitden Vertretern aus Frankreich und Öster-reich austauschen. Genauso interessantwaren die Gespräche unter den YROW-Kameraden beim Feierabendbier, wodoch manchmal persönlichere Standpunk-te vertreten wurden als an den offiziellenProgrammpunkten. ■

Christoph Merki

Das Engagement der Schweizer Armeeim Ausland bewegt immer wieder die Gemüter. Wie können Einsätze jenseitsder Landesgrenzen mit der verfassungs-mässig festgemeisselten Neutralität ver-einbart werden? Auch wenn sich dieGeister in dieser Hinsicht sogar inner-halb der Armee scheiden, unbestritten jedoch ist der positive Output in Formvon Know-how. Im Gegensatz zurSchweiz haben andere, der NATO an -geschlossene Nationen, vor allem im Irakund in Afghanistan, aber auch in anderenKonflikten, Erfahrungen sammeln kön-nen. Jedoch ergibt sich die Chance einesErfahrungsaustausches auf der Stufe Zug-führer bis Kompaniekommandant auchfür solche, im grossen Rahmen aktiveStaaten nur selten, ganz zu schweigenfür Angehörige der Schweizer Armee.Der Young Reserve Officers Workshop(YROW) ist eines der wenigen Gefässe,wo dies ermöglicht wird. Nebst einem in-teressanten und vielfältigen Programmhaben jeweils zwei Schweizer Offizieredie Möglichkeit, sich mit Kameraden ausanderen Ländern auszutauschen und ihrenpersönlichen Horizont zu erweitern. Dieser im Rahmen des Sommerkongres-ses der Confédération Interalliée des Officiers de Réserve (CIOR) abgehalteneWorkshop fand dieses Jahr in der dänischen Hauptstadt Kopenhagen statt.Mit dabei waren Oberleutnant MarcelKuoni, der selbst erst gerade von einemEinsatz im Kosovo heimkehrte, undOberleutnant Daniel Weilenmann.

Schweizer Prinzipen präsentiert

In erster Linie interessierte die rund 60 jungen Offiziere zwischen 20 und30 Jahren natürlich das Funktionieren

anderer Armeen. Anhand von kurzen,prägnanten «Country Briefs» hatte jededer elf Nationen die Möglichkeit, das politische Umfeld sowie die Organisationder jeweiligen Streitkräfte zu präsentieren.«Wir bekamen sehr gute Feedbacks zuunserem Referat über die Schweiz unddie Schweizer Armee», freute sich Kuoni.Vielfach unterschätzen die internationa-len Gäste nämlich die helvetische Streit-kraft und deren Aktivitäten rund um denGlobus. Die Darlegung der schweizeri-schen Prin zipien und Voraussetzungenfür einen Einsatz im Ausland sind den

meisten Teilnehmern jeweils unbekannt.Jedoch verstanden es Kuoni und Weilen-mann hervorragend, zu vermitteln, dassdie Schweiz sich im Rahmen von Partner -ship for Peace (PfP) im internationalenRahmen einsetzt. Da es sich bei derCIOR um eine der NATO angeglieder-te Organisation handelt, ist auch das Verständnis des nordatlantischen Bünd-nisses jeweils ein Ziel des Workshops. DieTeilnehmer spielten anhand eines rea-len Beispiels die Entschlussfassung einesNATO-Gremiums nach. Eindrücklicherlebten die Offiziere, welche politischenFeinheiten solche Entscheidungen in die

Schweizer Armee beeindruckt mit Qualitäten und guten OffizierenIm Gegensatz zur Schweiz haben NATO-Mitgliedstaaten auf mehrerenKriegsschauplätzen Erfahrungen sammeln können; die Chance zu einem Erfahrungsaustausch bietet sich gerade für junge Schweizer Offiziere nur selten. Die NATO als Organisation verstehen und der Austausch mit jungen Offizieren im internationalen Umfeld prägtenden Einsatz zweier Schweizer Offiziere in Kopenhagen.

HauptmannChristoph MerkiPresse- und Informationsoffizier8226 Schleitheim

Die Schweizer Teilnehmer:Oblt Daniel Weilenmann (links)und Oblt Marcel Kuoni Bild: Autor

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WELTEXKLUSIVITÄTFÜR ASMZ-LESER

D ie Schweiz hat eine langjä h -rige humanitä re Trad ition. D ieaud iov isuelle, interak tiv e Son-d erausstellung « D ie and ere Sei-te d er Welt» im Museum A ltesZ eughaus Solothurn wid metsich d ieser Trad ition, ind em sieH elferinnen und H elfer zu Wortk ommen lä sst.

Am 24. Juni 1859 wurde derGenfer Geschäftsmann Henri Du-nant auf der Rückreise in dieSchweiz Zeuge der Schlacht vonSolferino. Eben hatten hier Trup-pen Sardinien-Piemonts und Frank-reichs sowie die ÖsterreichischeArmee gegeneinander gekämpft.Fast 40000 Verwundete und Totelagen auf dem Schlachtfeld – nie-mand kümmerte sich um sie. Be-troffen von dem Elend organisier-te Dunant noch auf dem Kriegs-schauplatz Hilfe.

Dieses Ereignis gilt als Ursprungder Rotkreuzbewegung und der hu-manitären Tradition der Schweiz.Der Kern der Rotkreuzidee besteht

bis heute in der Anerkennung desmedizinischen Personals alsneutra le Akteure bei der Versor-gung der Verletzten im Kriegsfall.

E rlebtes d ok umentiertSchweizerinnen und Schweizer

haben sich immer wieder im SinneDunants in den Dienst für anderegestellt. Seit dem Zweiten Weltkriegengagierten sich Unzählige in Kri-sen- und Kriegsgebieten und setz-ten sich für die Menschenrechteein. Ihre Geschichten stehen imZentrum der audiovisuellen und in-teraktiven Sonderausstellung «Dieandere Seite der Welt – Geschich-ten der humanitären Schweiz».80 Schweizerinnen und Schweizererzählten im Rahmen des Oral-His -tory-Projekts «humem» (humani-tarian memory, www.humem.ch)vor der Kamera ihre Geschichte.Aus den 300 Stunden Filmmate -rial entstand die Ausstellung, dievon 2011 bis 2013 auf Tourneedurch die Schweiz ist und nun nochbis am 13. Januar 2013 Halt in So-lothurn macht.

Das Herzstück der Ausstellungist der Kinosaal, das so genannte«Kaleidoskop»: Hier werden die In -terviews zu Geschichten. Es sindGeschichten, die berühren und zumNachdenken anregen, einen manch-mal aber auch rat- und hilflos zu-rücklassen – so zum Beispiel dieGeschichte von Mary-Josée Burnier.

R otes K reuz und N eutralitä tMary-Josée Burnier arbeitete in

den 1980er Jahren als Kranken-schwester für das Internationale Ko-mitee vom Roten Kreuz (IKRK) inAngola. In ihrem Beitrag erzählt sieFolgendes: «Sie müssen sich eineleicht gewundene Strasse vorstel-len. Ich sitze im letzten Wagen undsehe plötzlich, wie Soldaten ausdem Gebüsch kommen und schies -sen. Der erste Wagen mit meinemKollegen, dem IKRK-Delegierten,fuhr an der Spitze. Ich sah, wie erwegfuhr. Der schwer beladene Last-wagen hielt an, die Soldaten schos -sen wild um sich. […] Ich versuch -te, rückwärts wegzukommen. […].Die Soldaten sahen, dass ich fliehen

wollte, und schossen auf das Auto.Ich dachte, jetzt ist es aus. Ich mussanhalten. Die ersten Soldaten ka-men auf mich zu. Sie waren völligim Kampffieber. Sie sagten, ichmüsse mit ihnen gehen. In meinerFassungslosigkeit dachte ich: Eskann doch nicht sein, dass sie dasIKRK angreifen. […].»

Die Geschichte von Mary-JoséeBurnier wendet sich nach der Gei-selnahme zum Glück zum Guten.Doch bleibt die Frage im Raum,warum humanitäre Organisatio-nen angegriffen werden, warumdas Symbol vom Roten Kreuz kei-nen umfassenden Schutz bietet undinwiefern die humanitären Akteu-re heute noch im Sinne Dunantsihre Neutralität wahren können.

W ir t s c h a f t s -No t iz

H umanitä res E ngagement und N eutralitä t

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Forum junge Offiziere

33ASMZ 12/2012

führung soll sich mit Taten, nicht nurWorten zur Milizarmee bekennen undklar informieren, wenn definitive Ent-scheide gefallen sind.

Die Armeemodellhaft für Integration

Die Groupe romand stellte die Vielfaltin der Gesellschaft den Werten, wie siedie Armee kennt, gegenüber und erarbei-tete, wie die beiden Welten kompatiblerwerden könnten. Das Bild der Armee istin der Bevölkerung zu pflegen, schon inder Schulzeit sollte informiert werden überdie Armee und ihre Kultur, und die Ka-der sollen ihre Werte vorleben.

Eine andere Gruppe trug zusammen, wasdie Milizarmee für die Integration leistet:Wer die schweizerischen Werte in der Ar-mee kennenlernt, nimmt diese mit in dieFamilie, integriert sich leichter in die Zi -vilgesellschaft. Für ihr eigenes Führungs-verhalten gaben sich die jungen OffiziereAufträge wie, keine Vorurteile hegen, zu-hören, beobachten, Gruppen im Zug be-wusst mischen, eigene Authentizität behal-ten. In der Führungsausbildung sollte dasThema Integration mehr Gewicht erhalten.Und die Milizoffiziere erkennen ihre Ver-antwortung, die selber erlebte Integrations-fähigkeit der Armee bekannt zu machen.

Eine weitere Gruppe verglich die Eigen-heiten der Facebook-Generation mit denWerten der Armee. So schätzen die Jun-gen den freien Informationsfluss, wäh-rend die Armee selektiv informiert. Zubetonen sind nicht mögliche Konflikte,sondern, wie die beiden Seiten voneinan-der profitieren könnten. Die individuelleInitiative ist über die Auftragstaktik zunutzen, eine offene Kommunikation regtzum Kommentieren an. Damit führte dasSeminar für junge Offiziere nahtlos überin den Anlass von CHANCE MILIZ. ■

Irène Thomann

Zeit des Kalten Krieges herrschte Sta-bilität an den europäischen Fronten, derAuftrag der Armee war fassbar. Heutesind die Bedrohungen viel komplexer,bemerkte Br Daniel Lätsch, Komman-dant der Generalstabsschule und damitGastgeber, einleitend. Das zwingt dazu,Undenkbares zu denken und Unpopu -läres auszudrücken, auf die Gefahr hin,als Kassandra, als Schwarzmaler zu gel-ten. Kriege sehen heute anders aus alsnoch vor 20 Jahren. Die Bedrohung ist«eher hybrid als mechanisiert». Dem ha-ben Streitkräfteplanung und AusbildungRechnung zu tragen. Die Truppe mussschützen und kämpfen können, insbeson-dere die Infanterie. Sie muss als Breitband-Antibiotikum wirken. Fordernde Übun-gen mit realistischen Szenarien sind gefragt.Die Armee ist wie eine Versicherung. Nied-rige Prämien bedeuten mehr Selbstbehalt.Es liegt an der Politik, die Balance zu fin-den zwischen einem bedrohungsgerech-ten Leistungsprofil der Armee und dendafür nötigen Mitteln. Br Lätsch rief seinPublikum auf, immer wieder zu mahnen,auf die Politiker Druck auszuüben, da-mit die Armee im herrschenden Verteil-kampf nicht vergessen geht.

Die Botschaft kam bei den jungen Of-fizieren an. Sie erkannten ihre Verpflich-tung, diese Realitäten hinauszutragen indie Familie, an den Arbeitsplatz, an denStammtisch – zum eigenen Nutzen undzum Nutzen des Staates. Das überzeugteher als Vierfarbenprospekte.

Schlüssel zur Motivation

Steigert Lob die Motivation, regen finanzielle Anreize zum Weitermachenan, und welche Eigenschaften sollen dieKandidaten bereits mitbringen? Solche

Fragen standen im Mittelpunkt der Aus-führungen von Dr. Hubert Annen, Do-zent für Militärpsychologie und -päda -gogik der MILAK. Seine Zuhörer gehö-ren wohl alle zur Kategorie, die mehrEinsatz- und Hilfsbereitschaft, Gewissen-haftigkeit und Toleranz zeigen und diedamit beste Voraussetzungen fürs Weiter-machen auszeichnen. Wesentlich für sieist die Unterstützung des persönlichen

und sozialen Umfeldes, und sie erwartenWertschätzung für ihr Tun. Wer fordert,der fördert. Nichts ist motivierender alsErfolg. Im Laufe der Ausbildung verän-dern sich die Motivationsfaktoren, Pres-tige und Tradition, Abzeichen und Ritua-le gewinnen an Bedeutung.

Dies bestätigte die Arbeitsgruppe Wegezum Kadernachwuchs. Sie wünschte einedeutlichere Kennzeichnung der Offizie-re, z.B. durch eine eigene Uniform. Fer-ner erwartet sie die Koordination zwi-schen ziviler Ausbildung und Kaderkur-sen, Studienkreditpunkte, ein Bildungs-konto, Studienfristverlängerungen unddie Aufklärung der Wirtschaft über denMehrwert, den ihr ein Offizier bringt.Mit Tagen der Angehörigen in den Of -fiziersschulen und sozial verträglicherenArbeitszeiten (Montag – Freitag) ist dasprivate Umfeld zu gewinnen. Die Armee-

Der Wert der Armeein den Augen junger OffiziereDie Armee als Integrationsfaktor, die heutige Generation und ihr Verhältnis zu den Werten der Armee und Wege zum Kader -nachwuchs, zu diesen Themen erarbeiteten 30 junge Offizierenützliche Thesen. Br Daniel Lätsch und der Militärpsychologe Hubert Annen legten mit ihren Referaten den Grundstein fürdie lebhaften Diskussionen der Workshops.

Konzentrierte Gruppenarbeit. Bild: Peter Graf

34

Luftwaffe

ASMZ 12/2012

Hugo Roux

Es gibt für diese Erneuerung zwingen-de Gründe. Die gemäss Leistungsprofilder Armee geforderten Fähigkeiten derBODLUV können mit den heutigenSystemen nur teilweise erfüllt werdenund zudem erreichen alle drei Systeme(Mittleres Kanonenfliegerabwehrsystem[M Flab], mobiles Lenkwaffenfliegerab -wehrsystem RAPIER und leichtes Flie -gerabwehrlenkwaffensystem STINGER)in den nächsten Jahren ihr Nutzungs -ende.

Dies führt dazu, dass nach dem Aus-scheiden der M Flab die Fliegerabwehrim Nahbereich, für die Wahrung derLufthoheit im Rahmen der Unterstüt-zung der zivilen Behörden, fehlen wird.Mit dem Wegfall der RAPIER gehen die Fähigkeit zur Bekämpfung kleinster Zie-le (z.B. Querschnittfläche 20 ×20 cm ei-ner Drohne) und die Allwettertauglich-keit verloren. Mit der Ausserdienststel-lung der STINGER wird ein hochmobi-ler und kostengünstiger Schutz zu Guns-ten der Formationen des Heeres ver-schwinden.

Die heutige Architektur von unver-netzten, nur in passiver Koordinationwirkenden Waffensystemen, erfüllt dieAnforderungen für die zukünftigen Ein-sätze zur Wahrung der Lufthoheit undzur Kontrolle des Luftraumes im Rah -men einer integrierten Luftverteidigungnicht mehr. Die heutigen Systeme kön-nen nur in sehr kurzen Reichweitenund nicht gegen aus der Luft einge-setzte Abstandswaffen und Marschflug-körper sowie gegen Raketen, Artillerie-und Minenwerfergeschosse eingesetztwerden.

Der fähigkeitsbasierte Lösungsansatz

Auf der Grundlage des am 1. November2010 genehmigten Grundlagenpapiers«BODLUV nächste Generation» wurdeder fähigkeitsbasierte Lösungsansatz einesGesamtsystems, bestehend aus einem Teil-system kleiner Reichweite, einem Teil -system grössere Reichweite und einem Teilsystem taktisches Zentrum in den ver-gangenen zwei Jahren durch ein Kernteamvertieft und ein abstraktes fähigkeits -basiertes Einsatzkonzept erarbeitet. Aufdieser Basis wurden iterativ die Referenz-szenarien erstellt und daraus die militäri-schen Anforderungen abgeleitet.

Folgende Eckwerte der zukünftigenBODLUV sind bereits jetzt offenkundig:• BODLUV 2020, als vertikal und ho -

rizontal vernetztes Gesamtsystem vonSensoren und Effektoren, soll die bo-dengestützte Komponente der inte -grier ten Luftverteidigung bilden. Da-bei werden luft- und bodengestützteMittel nach einheitlichen Standardszentral geführt und komplementär ein-gesetzt;

• Die Sensoren der BODLUV 2020 sol -len in allen Armeeaufgaben einen er-gänzenden Beitrag zuhanden des iden-tifizierten Luftlagebildes leisten;

• Die Identifizierung von Flugobjektensoll mit aktiven sowie passiven Senso-ren erfolgen;

• Die Effektoren der BODLUV 2020 sol-len zum Schutz von Schlüssel objekten,Verbänden und Räumen über die Fä-higkeit verfügen, nebst Luftfahrzeugenauch Luft-Boden- Lenkwaffen, CruiseMissiles und im Bogenfeuer verschos-sene Munition zu zerstören;

• Dies soll in einem zweistufigen Kon-zept erfolgen. Auf eine grössere Distanzsoll es darum gehen, die Waffen platt -form in grosser Höhe wie auch in derTiefe des Luftraumes zu zerstören. Fallsdies nicht möglich war, soll die einge-setzte Waffe auf kürzerer Distanz ver-nichtet werden;

• Der Selbstschutz soll unter anderem da-durch sichergestellt werden, dass künf-tige Effektoren und Sensoren grössererReichweite duellfähig sind1 und unab-hängig voneinander, mobil und ver-netzt eingesetzt werden können;

• Die Einsatzleitung soll zentral ab derEinsatzzentrale der Luftwaffe oder de -zentral ab dem Taktischen ZentrumBODLUV 2020 erfolgen.

Umsetzung

Im fähigkeitsbasierten Einsatzkonzeptwird festgehalten, wie man die BODLUV2020 in allen Armeeaufgaben zum Schutzdes Luftraumes einsetzen will. Der Schutzdes Luftraums umfasst die Wahrung derLufthoheit bei nicht ein geschränktem odereingeschränktem Luftverkehr 2 sowie dieKontrolle des Luftraums im Rahmen derAbwehr eines militärischen Angriffs.

Bei nicht eingeschränktem Luftverkehr

Bei nicht eingeschränktem Luftverkehrdürfen gegen zivile Luftfahrzeuge keineWaffen eingesetzt werden. Gegen Staats-luftfahrzeuge, namentlich Militärluftfahr-zeuge, die ohne Bewilligung oder unterMissachtung der Bewilligungsauflagenden schweizerischen Luftraum benützen,dürfen Waffen eingesetzt werden, wenn

BODLUV 2020: Sicherheit, Schutz und VerteidigungStaatszweck Nummer eins ist Sicherheit, auch gegen Bedrohungenaus der Luft. Den Luftraum gegen Bedrohungen aus der dritten Dimension zu schützen, ist die Aufgabe und Daseinsberechtigungder Luftwaffe. Dazu stehen ihr sowohl luft- wie auch boden ge -stützte Mittel zur Verfügung. Der bodengestützten Komponentesteht unter dem Namen «Bodengestützte Luftverteidigung 2020»(BODLUV 2020) eine tiefgreifende und vollständige Erneuerungbevor.

35ASMZ 12/2012

Luftwaffe

die Luftfahrzeuge den luft polizeilichenAnordnungen nicht Folge leisten und an-dere verfügbare Mittel nicht ausreichen.Bei Notstand und Notwehr dürfen Waf-fen eingesetzt werden 3. Dabei ist der Ein-satz von BODLUV-Effektoren in der Re-gel nicht vorgesehen, wohl aber derjenigevon Sensoren.

Bei eingeschränktem Luftverkehr

Für die Wahrung der Lufthoheit bei ein-geschränktem Luftverkehr 4 können zumSchutz von besonders gefährdeten Objek-ten und Räumen Sensoren und Effekto-ren der BODLUV eingesetzt werden. Die-

se können Flugobjekte bekämpfen, welchedie zu schützenden Objekte und Räumeunmittelbar angreifen oder sonst massivgefährden, falls die Flugobjekte nicht durchandere Massnahmen von ihrem Vorhabenabgebracht werden können. Dafür müs-sen die Mittel der BODLUV in der Regelzentral geführt eingesetzt werden, damitdas Handeln im Sinne des nationalenEntscheidungsträgers gewährleistet ist.

Im Rahmen der Abwehr eines militärischen Angriffs

Zur Kontrolle des Luftraums kommtdas komplette Gesamtsystem BODLUV

2020 im Rahmen der integrierten Luft-verteidigung zum Einsatz. Mit BODLUVgrösserer Reichweite soll der Gegner be-reits in der Tiefe des Raumes, im Ver-bund mit den luftgestützten Mitteln derLuftverteidigung, bekämpft werden. Zu-sätzlich sollen ausgewählte Schlüsselob-jekte im Nahbereich geschützt werden.Die BODLUV-Mittel sollen so lange alsmöglich zentral geführt werden. Bei De-gradierung des Luftlagebildes, komplexer(vor allem räumlich getrennter) Bedro-hungssituationen oder Unterbruch derVerbindung zur Einsatzzentrale Luftver-teidigung müssen die BODLUV-Mitteldezentral geführt und autonom eingesetztwerden können.

Vernetztes modularesGesamtsystem

Welche und wie viele Teilsysteme füreine Auftragserfüllung konkret benötigtwerden, ist das Ergebnis einer umfassen-den Lagebeurteilung. Die Entschluss fas -sung wird komplexer, weil die BODLUV2020 als Gesamtsystem die geforderteWirkung erzielt und die verschiedenenEinsatzaufgaben mit einem unterschied-lichen Mix aus Sensoren und Effektorenerfüllt werden. Dementsprechend hochist die Bedeutung der Fähigkeit zum ho-rizontal wie auch vertikal vernetzten mo-dularen Einsatz der Teilsysteme.

Weiteres Vorgehen

Es ist offensichtlich, dass der BOD-LUV ein spannendes und arbeitsintensivesJahrzehnt bevorsteht. Die heutige Pla -nung geht davon aus, dass Ende 2012 derProjektauftrag unterschrieben wird undim Januar 2013 der Kick-off des Armee -projektes BODLUV 2020 erfolgt. Da-nach geht es in den Jahren 2013–15 umdie Evaluation der Teilsysteme. Mit derVornahme der Typenentscheidungen gehtes ab 2016 in die Phase der Beschaffung.Dazu sind gemäss Masterplan für die Jah-re 2018 und 2019 zwei Positionen in denjeweiligen Rüstungsprogrammen vorge-sehen. Anschliessend soll die Einführungschrittweise erfolgen und bis 2025 abge-schlossen sein.

Schlussgedanke des Kdt LVb Flab 33, Br Marcel Amstutz

BODLUV 2020 verfolgt im Wirkungs -verbund Luft eine fähigkeitsbasierte Ein-satzkonzeption, indem entlang der dok-

Prinzipskizze: Die Gefechtsleistung der BODLUV im Rahmen der Wahrung der Lufthoheit beinicht eingeschränktem Luftverkehr besteht in der Regel aus dem Einsatz von Sensoren zurErgänzung der erkannten Luftlage Bilder: Kdo LVb Flab 33

Prinzipskizze: Zur Wahrung der Lufthoheit bei eingeschränktem Luftverkehr schützt die BODLUVObjekte und Räume. (gelb dargestellte Flächen, massstabgerechte, generische Darstellung).

Legende

Sensorstandort

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Sensorstandort

Zu schützendes Objekt

Zu schützender Raum

Wirkungsbereich KR

Wirkungsbereich GR

1990 gegründeter unabhängiger Vereindessen Mitglieder sich zu einer glaubwürdigen Landesverteidigung und wirksamen Luftwaffe bekennen.

Herrn Bundesrat Ueli Maurer Vorsteher des VBS 3003 Bern

Im November 2012

Sehr geehrter Herr BundesratSie werden demnächst entscheiden, ob der Flugplatz Dübendorf der Luftwaffe weiterhin zur Verfügung stehen wird. Soll er einen wichtigen Beitrag zur Sicherheit der Region Zürich und der Ostschweizer Kantone leisten oder dem Spardruck geopfert und einer anderen, artfremden Nutzung zugeführt werden? Als unabhängiger und in der Region gut verankerter Verein, welcher sich seit Jahren für eine glaubwürdige Landes-verteidigung und wirksame Luftwaffe einsetzt, richten wir uns an Sie mit der Bitte, folgende Punkte zu bedenken:

.

-. Die Beibehaltung der drei Lufttransportgeschwader-

Standorte in der West-, Zentral- und Ostschweiz bieten überzeugende strategische Vorteile.

. Zivile Flughäfen eignen sich aus Sicherheitsgründen nicht dafür.

Der Erhalt des Flugplatzes birgt grosses wirtschaftliches Potential und ist von überregionaler Bedeutung.

. Mit dem Erhalt wird die einzigartige «grüne Oase» (Fauna und Flora) im dichtbesiedelten Glatttal gerettet und die Grundwasserversorgung der Region nicht gefährdet.

Der Flugplatz Dübendorf darf nicht einfach zum «Rendite-Objekt» verkommen. Er hat einen volkswirtschaftlichen und sicherheitspolitischen Nutzen zu erbringen. Diesen hohen Anforderungen wird das von uns propagierte Modell

Wir gehen davon aus, dass auch der Gesamtbundesrat an unseren Überlegungen interessiert ist. Wir gestatten uns deshalb, das vorliegende Schreiben auch der Vorsteherschaft der anderen Departemente zuzustellen. Wir danken Ihnen für die wohlwollende Prüfung unserer Anliegen und grüssen Sie hochachtungsvoll.

Peter Bosshard, Präsident Robert Steiner, Vizepräsident

Beilage: Broschüre «Flugplatz Dübendorf ja – aber wie»?

37ASMZ 12/2012

Luftwaffe

trinalen und umsetzbaren Vorstellungeneine glaubwürdige und realistische Ant-wort auf die Frage der bodengestütztenWirkung im Schweizer Luftraum gege-ben wird. BODLUV 2020 wird als per-

manente und durchhaltefähige Miliz-komponente in der integrierten Luftver-teidigung in allen Lagen ihren Beitrag zurSicherheit im Schweizer Luftraum gene-rieren. Objekte, Objektgruppen, Forma-

Prinzipskizze: Im Rahmen der Kontrolle des Luftraumes schützen bodengestützte EffektorenObjekte, Räume und Verbände. Der eigentliche Wirkungsraum der BODLUV muss wegen dergegnerischen Abstandswaffen grösser als der zu schützende Raum sein.

tionen und Räume schützen und im Be-darfsfall den Luftraum verteidigen. Diesegrundlegende und defensive Armeeauf-gabe dient einzig und allein dem erstenZweck eines Staates – der Sicherheit. ■

1 Duellfähig bedeutet, dass die Reichweite grösserals diejenige von möglichen Bedrohungswaffenist und/oder die Fähigkeit vorhanden ist, auf dieeigenen Systeme anfliegende Munition vor derenEinschlag nachhaltig abzufangen. Dabei muss dieSättigung mitberücksichtigt werden.

2 Der Bundesrat kann gemäss Art. 7 Luftfahrtge-setz (LFG) aus Sicherheits- oder militärischenGründen die Benützung des schweizerischenLuftraumes oder das Überfliegen bestimmter Ge-biete dauernd oder zeitweise verbieten oder ein-schränken.

3 Gemäss Art.9 der Verordnung über die Wahrungder Lufthoheit (VWL).

4 Bei eingeschränktem Luftverkehr gelten die Vor-schriften gemäss Art. 12–14 VWL.

Oberst i GstHugo Rouxlic. iur.Kdt WAHK / C GPC3182 Ueberstorf

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Wirkung B OD L U V : B eitrag zur I ntegrierten L uf tv erteidigung

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Höhere Kaderausbildung

ASMZ 12/2012

Michael Arnold, Stv. Chefredaktor

Der frühe Wintereinbruch an jenemSamstag, 27. Oktober, dürfte noch man-chem in Erinnerung geblieben sein, deran diesem Tag unterwegs war. Sympto-matisch vielleicht für die Lage, in der sichunsere Armee befindet: Nach dem «bö-sen» Frühlingserwachen ist der mildereNachsommer vorbei und es naht uner-bittlich eine ungewisse Winterzeit. In derTat sieht sich die Armee mit einer anhal-tenden Schlechtwetterzone konfrontiert.In einem Land, das einerseits so extremauf Sicherheit setzt, in dem alles Mög -liche versichert wird und immer neueAnsprüche gestellt werden, da sieht diehalbe Nation zu, wie anderseits die Insti-tution Armee als letzter Garant für Friede

und Freiheit Schritt für Schritt zerlegtwird. Und wie bei jedem «Unglück» gibtes Gaffer, nicht ahnend, dass sie als nächs-te dran kommen könnten. Es gibt auchVerursacher, zum Teil offen sichtbar, zumTeil unter verschiedenen Deckmäntelchenverborgen.

Politik ist eine Kunst des Möglichen –und sie bestimmt auch die Geschicke derArmee. Einer Armee, die täglich unver-zichtbare Leistungen erbringt und sich be-reit hält, im Ernstfall das Land zu schüt-zen und zu verteidigen. Aber schafft hier-zu die Politik den glaubwürdigen Rahmen

und verlangt sie nicht das Unmögliche,indem andere «Sachzwänge» dauernd hö-her gewichtet werden, was dann weiter andie Substanz der Armee greift? So oder so:Die kostbarste Ressource der Armee istder Bürger in Uniform. Gerade weil dieArmee kleiner und gesellschaftlich diskre-ter wird, müssen sich die Angehörigen derArmee ernst genommen und unterstütztfühlen. Sie müssen vom Nutzen und derSchlagkraft der Truppe überzeugt sein.Das müsste auch einer breiten Öffent-lichkeit wieder unter Beweis gestellt wer-den können.

Es sind solche Gedanken, die viele nachLuzern Gereiste beschäftigen. Nicht das ers-te Mal steht unsere Milizarmee am Schei-deweg. Trotz allem besteht Hoffnung:auf politische Weitsicht, die Mitverant-wortung des Bürgers in der Sicherheit,das grosse Potenzial des Milizsystems, dieneuen Chancen der Kommunikation.

Soldaten ausder besten Volkswirtschaft

Der Chef VBS, Bundesrat Ueli Mau-rer, brachte es in seiner Videobotschaftauf den Punkt: «Sicherheit – das Wich-tigste im Land – kann man nicht delegie-ren. Da muss man selber schauen.» Werim Weltvergleich so viele Rechte in An-spruch nehmen könne wie der SchweizerBürger, müsse auch gewisse Pflichten er-füllen. Grundpfeiler der Armee sei des-halb die allgemeine Wehrpflicht. DasMilizsystem biete zudem eine sichere, re-lativ günstige und effektive Lösung. ImGegensatz zu stehenden (Berufs-) Heerenkönnten in der Schweiz Truppen nachMass organisiert und aufgeboten werden,

Chance Miliz als Forum zur Förderung des Miliz-Gedankengutswird getragen von der Offiziersgesellschaft Luzern und der Zentralschule. Der Anlass 2012 am Armee-AusbildungszentrumLuzern war einmal mehr eine gelungene Demonstration fürunser einzigartiges Milizsystem. Doch die Beschwörung traditio-neller Elemente genügt nicht. Angekommen in der Moderne,geht es auch darum, Menschen von diesem gesellschaftstragen-den Modell neu zu überzeugen – und sich ihnen vielleicht auchauf «trendigen» Wegen anzunähern. Doch Vorsicht!

Chance Miliz –Herausforderung «Social Media»

Oblt Marco Parisi präsentiert Schnittstellenzwischen Eigenheiten der heutigen Generation und den Werten in der Armee.Podiumsleiter Dr. Dieter Wicki (li). Bild: HKA

je nach Lage und Aufgabe. Die Qualifi-kation der Truppe werde zudem entschei-dend geprägt durch das hohe Know-how,das aus dem zivilen bzw. Berufsleben mit-gebracht werde. Zu diesem Milizsystemgelte es Sorge zu tragen.

Die Armee auf Facebook?

Der Professor für Sozialforschung undMethodologie an der Universität Basel,Dr. Manfred M. Bergman, wies auf diegrosse Gemeinde von Facebook hin: eineMilliarde Mitglieder. Es gäbe aber kei-ne allgemein gültige Charakterisierungder sogenannten «Facebook-Generation».Auch andere soziale Plattformen eignetensich nicht, Einwegkommunikation (imSinne von Werbung) zu betreiben. Gesell-schaftliche Problemstellungen stündenzudem bei den Jungen nicht im Vorder-grund, da von vorneherein klar sei, dasssie aufgrund der Alterspyramide zu den«Verlierern» zählen würden. Was die Mi-lizarmee betreffe, so sei die Frage nachden Werten zu beantworten und danach,wie diese mit der «Facebook-Generation»in Bezug zu bringen wären. Hier sei aberder Dialog erfolgversprechender als derMonolog (Selbstdarstellung). Social-Me-dia-Plattformen könnten allenfalls ge-nutzt werden, um den Austausch der Ak-teure innerhalb der Schweizer Armee zufördern. Schnellschüsse seinen auf jedenFall zu vermeiden, da sie sogar kontra -produktiv wirken könnten, so ProfessorBergman.

Der Faktor Mensch

Für den Chef der Armee, Korpskom-mandant André Blattmann, steht undfällt die Milizarmee mit den Menschen,die sich dafür einsetzen. Dazu seien abernicht nur die Angehörigen der Armee zuzählen, sondern auch die Bevölkerung alsRückhalt. Denn in unserem System seienArmee, Wirtschaft und Gesellschaft letzt-lich auch eine Schicksalsgemeinschaft. Esgelte daher auch seitens Armee, den Bür-ger in seiner Pflichterfüllung bestmöglichzu unterstützen. Also nicht andauerndmit hohem Aufwand nach Lösungen su-chen für jene, die dieser Pflicht nichtnachkommen wollten. Nutzbares Opti-mierungspotenzial gäbe es eher beim bes-seren Miteinander von Militärdienst undAusbildung sowie bei der Bereitschaft derArbeitgeber, so dass die Besten zum Wei-termachen in der Armee motiviert wer-den könnten.

Höhere Kaderausbildung

39ASMZ 12/2012

Was junge Milizoffiziere bewegt

Sind die Interessen der Jungen noch ar -meetauglich?, könnte man fragen. Zweijunge Offiziere, beide Oberleutnant, äus-serten sich in diesem Zusammenhang.So wies Daniel Weilenmann darauf hin,dass es heute zunehmend schwerer falle,sich in der Vielgestaltigkeit der Möglich-keiten und Lebensentwürfe zu positio-nieren. Die Militärlaufbahn sei zwar einevon vielen Optionen, doch wäre es auchdie richtige?

Für Marco Parisi ist klar, dass jungeMenschen bedeutend besser für eine Ar-meelaufbahn motiviert werden könnten,wenn die entsprechende soziale Anerken-nung gegeben wäre. Wäre, denn es brau-che hier einen Effort: 1. Präsenz der Ar-mee in der «sozialen Welt», was SocialMedia einschliesse. 2. Aufzeigen des Mehr-wertes der Offiziersausbildung; 3. Anre-chenbarkeit von militärischen Leistungenim zivilen Leben.

Mehrwertzu wenig kommuniziert?

Die Podiumsdiskussion unter Leitungvon Dr. Dieter Wicki ergab einige wichti-ge Erkenntnisse, auch überraschende. Solegte der Unternehmensberater Jörg Lie-nert dar, dass der Markt für Führungs-ausbildung zwar übersättigt sei, aber dieArmee in einer entscheidenden Tatsachekaum konkurrenziert werde: der Mög -lichkeit für angehende Führungskräfte inder Privatwirtschaft, praktische Führungs-kompetenzen schon in jungen Jahren zuerlangen. Trotzdem habe der militärischeGrad bei Bewerbungen an Bedeutung ein-gebüsst, ja werde oft sogar nicht mehr an-gegeben… Sind die Personalverantwort-lichen denn noch im Bild über die Armee -laufbahnen und die daraus resultierendenKompetenzen?

Prof. Dr. Staffelbach von der Univer si -tät Zürich ergänzte dazu, dass Studien be-legen: Der Arbeitsmarkt bestrafe Unter-offiziere nicht und belohne Offiziere so-gar. Zurück zu Facebook sprach sich Staf-felbach für die These aus, dass die hie rar -chische geprägte Kultur der Armee deroffenen Facebook-Kultur diametral ent-gegen stehe. Authentizität, Glaubwürdig -keit, hohe Verbreitungsgeschwindigkeitund Reichweite seien Merkmale, die füreine Öffnung der Armee gegenüber so-zialen Medien sprächen. Doch zugleichdie Warnung: Die Eigendynamik solcherNetzwerke könne auch gegenteilige Ef-fekte hervorrufen. Der Armeechef beton-te seinerseits nochmals, dass soziale Me-dien helfen können, die Botschaften derArmee zu verbreiten. Das Ziel müsse al-lerdings mit kleinen, überlegten Schrit-ten angegangen werden.

Anbiederung ist der falsche Weg

Die Luzerner Regierungspräsidentin,Yvonne Schärli-Gerig, ging in ihrer Gruss-botschaft auf das Spannungsfeld von Tra-dition und Moderne ein. Der Wandel er-fasse auch Tradiertes – und oft Liebgewon-nenes, möchte man ergänzen. Dieser He-rausforderung müsse man sich stellen undbereit sein, sich Veränderungen anzupas-sen. Das gelte auch für die Armee, ohne dasssie sich jetzt aber «anzubiedern» brauche.

Diese Botschaft, so allgemein sie ge-halten ist, hat eine grosse Relevanz fürdie Milizarmee. Wir alle sind aufgerufen,nicht wirkliche und scheinbare Wider-sprüche zu zelebrieren, sondern Brückenzu bauen. Eine davon führt von der Ver-gangenheit in die Zukunft. Nicht ohneStolz dürfen wir dabei grosse Errungen-schaften wie Frieden, Freiheit und Werteim Gepäck mit führen. Darauf baut auchdie Zukunft, ihre Sicherheit – und die Le-gitimation der Armee. Es ist tatsächlicheine Chance, diese Milizarmee intelligentweiter zu entwickeln. Doch vergessen soll-ten wir dabei eines nicht: Wir leben nichtim Gestern und im Morgen. Kümmernwir uns nach all den Berichten und Pla-nungen genug um die heutige Armee, dieRealität ist, wo den Problemen nicht aus-gewichen werden kann? Oder überlassenwir da die Miliz sich selbst?

Teile des Artikels (Aussagen der Referenten)stützen sich ab auf den lesenswerten Son -derdruck der Neuen Luzer ner Zeitung zumAnlass, herausgegeben am 29.10.12. Dankedem Redaktionsteam Chance Miliz. ■

«Die beste Werbungfür die Armee

sind immer nochzufriedene Soldaten,

welche dies auchin ihrem Umfeld kundtun.»KKdt André Blattmann, Chef der Armee

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Höhere Kaderausbildung

ASMZ 12/2012

Christoph Meier

Armee und Wirtschaft waren früher inder Schweiz gerade auch wegen des Mi-lizsystems eng verflochten. Galt damalseine erfolgreiche Armeelaufbahn fast alsVoraussetzung für eine Karriere in derPrivatwirtschaft, haben Umstrukturierun -gen und neue Rahmenbedingungen dieBeziehung zwischen den beiden Berei-chen gelockert und verändert. Dies zeigtsich unter anderem auch daran, dassHochschulen ihr Management-Wissen inWeiterbildungsangeboten für Führungs-kräfte der Armee weitergeben wie bei-spielsweise die Hochschule für Technikund Wirtschaft HTW Chur (vgl. Kas-

ten). Zum Abschluss der Intensivwocheder EMBA-Studiengänge der BündnerHochschule diskutierten Divisionär Da-niel Roubaty und der Rektor der HTWChur, Jürg Kessler, der lange Jahre auchin der Privatwirtschaft tätig gewesen war,über Unterschiede und Gemeinsamkei-ten im Management von Armee und Fir-men bzw. Hochschulen.

Politik definiert Armeestrategie

Angesprochen auf die Strategie undTaktik hielt Roubaty fest, dass die Ar-mee keine Strategie im engeren Sinneent wick le. Denn in der Schweiz definie-re die Politik bzw. das Volk, welches derVerfassung und somit dem Auftrag andie Armee zugestimmt habe, den Rah-men. Zu diesem übergeordneten Rah-men gehöre auch der jeweils aktuelle

Sicherheitspolitische Bericht (SIPOL B2010). Die Armee selbst habe nur Stra -tegien auf das Ziel hin, einsatzbereit zusein. Kessler legte dar, dass auf Unter -nehmensseite der Verwaltungsrat und dasTopmanagement selbst die langfristigenZiele festlege. Selbstverständlich hat diesim Sinne des Aktionariats zu erfolgen.Dabei gelte es, den Tätigkeitsbereich, denRessourceneinsatz, die Wettbewerbsvor-teile und mögliche Synergien zu bestim-men. Taktik bedeute für ihn dagegen dieUmsetzung konkreter Ziele wie beispiels-weise das Erreichen des budgetierten Um-satzes.

Nach dieser Auslegeordnung hakteeine Person im Publikum bei Roubatynach, ob es denn nicht Strategien in Be-zug auf Bedrohungsszenarien gebe. Sol-che Strategien entwickle die Armee nichtselbständig, antwortete Roubaty. «Es gibtkeinen Katalog mit Szenarien und Mass-nahmen im Sinne von fixfertigen Pla-nungen.» Der Grund sei, dass es nachEnde des Kalten Krieges zwar viele Ri -siken gäbe, aber keine konkrete (militäri-sche) Bedrohung. Bedrohlich aber könneauch ein Zusammentreffen mehrerer Ri-siken sein, die einzeln genommen nochkeine fatalen Auswirkungen hätten. Aufden Einwand aus dem Publikum, manmüsse wie in der Privatwirtschaft Risi -koabschätzungen als Grundlage für Stra -tegien vornehmen, entgegnete Roubaty,dass dies Stufe Bund sehr wohl auch derFall sei, zuerst aber die politischen Ent-scheidungsprozesse durchlaufen müs se.Die Armee ihrerseits brauche rund zehnJahre, um grössere Veränderungen umzu-setzen bzw. neue Systeme einzuführen.Zudem sei die Risikoabschätzung sehrschwierig: «Im Jahr 2010 stufte die OSZENordafrika als besonders stabil ein.» Da -

Die Armee kann sich ihren Auftrag im Gegensatz zu privaten Unternehmen nicht selbst geben. Zudem operiert sie in grösserenZeiträumen. Doch bei der Führung – im Leadership – gibt es Gemeinsamkeiten. Das waren Erkenntnisse der Podiumsdiskussion,die Anfang Oktober in Maienfeld den Abschluss der Intensivwocheder Weiterbildungsstudiengänge der HTW Chur bildete. Mit dabeiauch einige Generalstabsoffiziere, die das EMBA absolvieren.

Die Armee alsunternehmerischer Sonderfall

Weitere Diskussion um «Führung»in Armee und Wirtschaft am Endedes Anlasses. Foto: Autor

zu komme, dass die Politiker sehr unter-schiedliche Auffassungen über die Aufga-be der Armee hätten. Die einen wolltenin Analogie zum Gesundheitswesen einegute Versicherung, wohingegen andere garkeine Gefahr sähen. Diese Konstellationder grossen Zeiträume und des hetero -genen politischen Umfelds würden sichschon stark von der Privatwirtschaft odereiner Hochschulinstitution unterschei-den, befand auch Kessler. Als Hochschul-manager müsse er sehr schnell reagieren,wenn beispielsweise ein Produkt wie einWeiterbildungsangebot zu wenig nachge-fragt werde.

Unternehmenauf Gewinn ausgerichtet

Doch nicht nur vom Zeithorizont her,sondern auch in Bezug aufs Geld gibt esmarkante Unterschiede zwischen Armeeund Privatwirtschaft. «Die Unternehmun-gen haben den Auftrag, den Gewinn zuoptimieren», sagte Kessler. Er fügte aberan, dass ein längerfristiges Überleben auchvon vielen Nebenbedingungen abhänge.Dies sei bei gewissen hochriskanten Ge-schäften im Finanzsektor nicht mehr be-rücksichtigt worden.

Bei der Armee, so Roubaty, werde derfinanzielle Rahmen vorgegeben. Inner-halb von diesem versuche man, die Auf-tragserfüllung zu maximieren. Im Gegen-satz zur Wirtschaft könne der Erfolg je-doch nicht am Umsatz oder Gewinn ge-messen werde, ja die Kapazität sei grund-sätzlich nur beschränkt messbar. Sie kön-ne teilweise bei der Friedensförderung wieim Kosovo oder bei Unterstützung der zi-

Höhere Kaderausbildung

41ASMZ 12/2012

vilen Sicherheitskräfte aufgezeigt werden.Zudem erfülle die Armee die Aufgabe derLuftpolizei, etwas das bei Diskussionenum die Beschaffung neuer Militärjets häu-fig vergessen ginge. Auf die Frage aus demPublikum, ob man aber nicht wenigstensdie Schweizer Armee mit anderen Ar-meen vergleichen könne, meinte Rouba-ty, dass die Situation hierzulande einma-lig sei. Andere Länder würden ihre Sol -daten für Auslandeinsätze ausbilden, umkriegerische Handlungen vom eigenenLand fern zu halten. Die Schweiz geheaber grundsätzlich von der Verteidigungauf ihrem Territorium aus; die Friedens-förderungseinsätze im Ausland seien imVergleich eine eher bescheidene Leistung,zudem freiwillig und nicht streitkräftebe-stimmend.

Zur Bedeutung der Kreativität meinteKessler, dass sie in Unternehmen in Bezugauf Innovation zwingend sei. In der Um-setzungsphase bis zur Marktreife sind vie-

le Detailaufgaben zu erfüllen, die nichtnur kreativ sind. In der Armee wiederumist bereits vieles vorgeben, doch kön-nen Führungskräfte bei der Umsetzungvon Zielvorgaben wie beispielsweise demSperren eines Tals verschiedene Lösungenwählen.

Gemeinsamkeiten zwischen den Be -reichen orteten die Podiumsteilnehmerbei der Vorbildfunktion und Motivationals wichtige Führungsgrundsätze. ZumSchluss wünschte sich Rou baty für dieZukunft eine bessere Vereinbarkeit vonArmee, Wirtschaft und Ausbildung. DasPodium war ein Mosaikstein dazu. ■

Christoph MeierDipl. Anthropol. 7000 Chur

Weiterbildung für Armeeangehörige in ChurDie Hochschule für Technik und WirtschaftHTW Chur bietet seit 2007 bzw. 2012 inZusammenarbeit mit der Höheren Kader-ausbildung der Armee (HKA) je einen Exe-cutive Master of Business Administration(EMBA) für Generalstabsoffiziere und Ab-solventen des Führungslehrgangs II derSchweizer Armee an. Ziel der Studiengän-ge ist eine solide und praxisorientierteErarbei tung von Wissen und Werkzeugender Betriebswirtschafts- und Management-lehre, auch als ideale Ergänzung der mi -litä ri schen Führungsausbildung. Die Aus-bildungsinhalte orientieren sich am gene-

rellen Wissensbedarf von Führungskräf-ten in Industrie- und Dienstleistungsun-ternehmungen (General Management).Der Studienaufbau ist modular, sodassauch Abschlüsse bereits auf der StufeDAS und MAS möglich sind. Das Diplomwird von der Hochschule für Technik undWirtschaft HTW Chur im Namen der Fach-hochschule Ostschweiz FHO verliehenund ist öffentlich anerkannt und rechtlichgeschützt.

Mehr Informationen unter:www.htwchur.ch/management-weiterbildung

«Tough Tests» nennt HAIX® Ein-sätze, bei denen die Schuhe desBayerischen Funktionsschuhher-stellers unter extremsten Bedin-gungen auf Ihre Alltagstauglich-keit und Zuverlässigkeit geprüftwerden. Die neue sportive Pro-duktlinie BLACK EAGLE stelltda bei ihre Stärken jetzt im hartenStuntman-Test unter Beweis. Ma-thias Schendel, einer der bekann-testen Stuntmen Eu ro pas und un-ter anderem Double von Holly-wood-Star Brat Pitt in dem FilmInglourious Basterds, sagt: «Dieperfekte Ausrüstung ist meine Le-

bensversicherung.» Den Stunt-Star,der auch bei der Pro 7 Sendung Ga-lileo ständig für waghalsige Auf-

tritte vor der Kamera steht, verbin-det mit HAIX® einmal mehr dieGewissheit «…immer den opti-malen Schuh am Fuss zu tragen».Der BLACK EAGLE ist nicht nurleicht und sportlich, er bewährtsich auch durch seine zahlreichenintegrierten Funktionen.

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kommt in zwei Produktlinien. Einleichter Microfaser-Aufbau kenn-zeichnet den «Athletic». Die «Tac -tical»-Serie ist hingegen in klassi-schem Leder konzipiert. Beide ste-hen in drei unterschiedlichen Hö-hen zur Verfügung und mit einer

Ausstattung für jede Anforderung,die Profis an einen Schuh stellen –im Einsatz und danach: Mit Ölund Benzin resistenter Gummi-Sohle, Fuss stabilisierendem Dou-ble Hole Frame System, Stossab-sorbierung im Fersenbereich, Ener -gy-Return-System für effektivenEnergieeinsatz, Stone Shield Sys-tem, Speed Lacing, Klima-Sys-tem sowie GoreTex®-Membranfür Wasserdichtigkeit und gleich-zeitig optimale Atmungsaktivität.

W ir t s c h a f t s -No t iz

H A IX fi B L A C K E A G L E im Stuntman-Test

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Forschung und Lehre

ASMZ 12/2012

Tibor Szvircsev Tresch und Natalia Merkulova

Häufige Kündigungen sind in Organi-sationen, die eine Strategie der langfristigenBindung von Angestellten wählen, un -erwünscht. Denn so geht wertvolles Wis-sen und spezialisiertes Personal verloren,das nur unter grossem Aufwand ersetztwerden kann. Ebenfalls können Kündi-gungen zu einer Überbelastung von ver-bleibenden Angestellten und einer Ver-schlechterung der Stimmung in der Or-ganisation führen. Im Zusammenhangmit dem vorzeitigen Aus scheiden ausdem Berufskader in der Schweizer Armeestellte sich die Frage, ob die organisations-bedingten Veränderungen oder ob Ein-flüsse von aussen für diese Kündigungs-welle verantwortlich seien. Um diese Fra-ge zu beantworten, wurden an der Do-zentur für Militär soziologie an der Mi -litärakademie an der ETH Zürich zweiStudien initiiert. Einerseits wurden dieUrsachen für Kündigungen im Berufs -kader der Schweizer Armee durch einequalitative Untersuchung ermittelt, an-dererseits wurden die heutige Arbeitssi-tuation und der Marktwert der ehema -ligen Angestellten quantitativ erforscht.Insgesamt wurden 77 ehemalige Berufs-kader befragt.

Gründe für Kündigungenim Berufskader

der Schweizer Armee

Als Gründe für die Kündigungen wur-den der Wunsch nach mehr Wertschät-zung für das einzelne Individuum alsauch nach dem Eingehen auf die persön-lichen Anliegen und Wünsche der Ange-

sig (Handelszeitung, 2009) weiche Fak-toren einen direkten Zusammenhang mitdem Unternehmenserfolg haben und so-mit heutzutage stark an Bedeutung ge-winnen.

Erfolg der ehemaligen Angestelltenauf dem Arbeitsmarkt

Da der Ausstieg aus einem Monopol-beruf mit Austrittshürden verbunden ist,interessiert die heutige Situation der ehe -maligen Angestellten: Gab es lange Such-phasen bis eine geeignete Stelle gefun-den wurde? In welchen Bereichen sind sieheute tätig und konnten sie vergleichbarePositionen antreten oder musste ein Kar-riereabstieg in Kauf ge nommen werden?Mit diesen und ähnlichen Fragen befasstesich die zweite Studie.

Der Grossteil der Befragten (ca. 70%)erhielt ein externes Angebot, das heisst,sie bekamen konkrete Arbeitsangeboteoder Tipps von Bekannten, bewarbensich gezielt auf Positionen im Sicher-heits- oder Bildungsbereich, in denen Be-rufsmilitärs willkommen sind. Weitere Per sonen wurden als Geschäftsführer-Nachfolger von kleinen Unternehmungenangestellt oder sie wählten die selbst -ständige Tätigkeit. Einigen Befragten ver-half ihre Erstausbildung, die vor ihrer be-rufsmilitärischen Karriere erworben wur-de, zur neuen Stelle. Nur 12% suchten biszu sechs Monate lang nach einer neuenStelle und 8% gaben eine Suchphase an,die länger als ein halbes Jahr dauerte. Esscheint also, dass den ehemaligen Ange-stellten vor allem das in der Schweizer Armee gewonnene Netzwerk wie auchdie Erstausbildung, die vor der militäri-schen Ausbildung absolviert wurde, beim

stellten genannt. Dies deutet darauf hin,dass sich ein sozialer Wandel in derSchweizer Armee abspielt, bei dem sichdas Rollenverständnis der An gestel l tenweg von der Rolle eines berufenen Die -ners (Institution, nach Moskos, 1977) inRichtung eines Angestellten im markt-ökonomischen Sinne (Occupation) ent-wickelt, welcher Anforderungen an seineOrganisation stellt und kündigt, wenndiese nicht erfüllt werden. Weitere Kün-digungsgründe wie der Wunsch nach einem besseren Ausgleich zwischen Ar-beit und Privatleben, nach breiteren Lauf-

bahn- und Entwicklungsmöglichkeiten,nach mehr Transparenz nach innen odernach der Beseitigung der negativen Er-scheinungen der letzten Reorganisationwaren ebenfalls für zahlreiche Kündigun-gen relevant und können dem Occupati-on-Modell zugeordnet werden. Im Gros-sen und Ganzen wurden überwiegendweiche Faktoren wie die Qualität der Personalführung in Zusammenhang mitden Kündigungen genannt. Hierin unter-scheidet sich die Schweizer Armee nichtsehr stark von zum Beispiel dem Wirt-schaftssektor Bankenumfeld, wo laut Häs-

Vorzeitiges Ausscheiden aus dem Berufskader der ArmeeAuch in einem Monopolberuf wie demjenigen des Schweizer Berufsmilitärs sind Kündigungen heute keine Seltenheit mehr.Nach der Reform Armee XXI, deren Umsetzung 2004 auch das Berufskader tangierte, mussten in den Jahren 2006 bis 2009etwa 140 Kündigungen von Berufsmilitärs registriert werden. Da die Armee eine Positionierung als attraktiver Arbeitgeber anstrebt, und der militärische Beruf bislang als «Lebensstelle»betrachtet wurde, war dieser Umstand überraschend.

«Wie in der Privatwirtschaft

gewinnenbeim Arbeitgeber Armee

weiche Faktoren an Bedeutung.»

Fach Of PPDTibor Szvircsev TreschDr. phil. Dozent MilitärsoziologieMILAK/ETH Zürich8903 Birmensdorf ZH

Natalia Merkulovalic. phil.Wissenschaftliche ProjektmitarbeiterinMILAK8047 Zürich

Ausstieg aus dem Monopolberuf behilf-lich waren.

Insgesamt 54% der Befragten sind heu-te im öffentlichen Sektor tätig, z.B. in denkantonalen Verwaltungen oder in derBundesverwaltung. 30% wurden in derPrivatwirtschaft angestellt, was somit einerseits für höhere Eintrittshürden beider Privatwirtschaft spricht und anderer-seits dafür, dass ehemalige VBS-Ange-stellte den öffentlichen Dienst bevorzugen.13% der ehemaligen Berufsmilitärs ha -ben die Selbstständigkeit gewählt und ca.4% arbeiten heute in Nonprofit- Or ga -nisationen.

Ist ein Berufsmilitär auch ausserhalb der Armee

erfolgreich?

Um den heutigen Berufserfolg vonehemaligen Angestellten im Berufskaderder Schweizer Armee zu bestimmen,wurde einerseits untersucht, inwiefern sie heute Positionen bekleiden, die ihren Fähigkeiten und Qualifikationen ent-sprechen. Andererseits wurden objektiveIndikatoren wie zum Beispiel die AnzahlBeförderungen herangezogen. Zusätzlichdiente die Anzahl Wochen bezahlter Weiterbildung, die der neue Arbeitge-ber bewilligte, als ein weiterer objektiver Indikator für den heutigen Berufserfolg.Unsere Resultate zeigen, dass über 75%der Befragten der Meinung sind, dass ihreheutige Arbeitsstelle ihren Fähigkeitenund Qualifikationen entspricht oder garsehr entspricht. Dies ist ein Hinweis darauf, dass kein ungewollter Karriere -abstieg für eine Anstellung jenseits des Monopolberufs in Kauf genommen werden musste. Hierfür spricht ebenfallsdie Tatsache, dass 75% der ehemaligenAngestellten des Berufskaders der Schwei-zer Armee heute eine Führungspositionbekleiden und der Grossteil dieser Füh-rungskräfte für mehr als fünf Personenverantwortlich ist. Ebenfalls konnten71% der ehemaligen Berufsmilitärs einen Arbeitgeber auswählen, dessenWerte ihren persönlichen Einstellungengut bis sehr gut entsprach, was als ein In-diz für ihre Wahlfreiheit und somit ihreAttraktivität auf dem Arbeitsmarkt be-trachtet werden kann. 42% der Befrag-ten wurden mindestens einmal seit ihremAusscheiden aus dem Berufskader derSchweizer Armee befördert und 65 %von ihnen erhielten als Zusatzleistungmehr als zwei Wochen bezahlte Weiter-bildung von ihrem aktuellen Arbeitgeber.

Demzufolge waren die ehemaligen Ange-stellten der Schweizer Armee nicht nurerfolgreich in ihrer Suche nach einem ge-eigneten Job auf dem zivilen Arbeits-markt, sondern sie konnten sich ebenfallsin der neuen Funktion beweisen, wasdurch den neuen Arbeitgeber mit Beför-derungen und Weiterausbildungen ge-würdigt wurde.

Zusammenfassend kann gefolgert wer -den, dass der Arbeitgeber Schweizer Ar-mee, ähnlich wie marktwirtschaftlicheOrganisationen, auf eine höhere Gewich-tung der weichen Faktoren, wie die Qua -lität der Personalführung, setzen sollte,wenn er als attraktiver Arbeitgeber geltenund Kündigungen entgegenwirken will.Andererseits spricht der heutige Berufs -erfolg der ehemaligen Angestellten aufdem zivilen Arbeitsmarkt dafür, dass dieFörder- und Fordermassnahmen des Ar-beitgebers Schweizer Armee vergleichbarsind mit jenen der Privatwirtschaft unddass diese Mitarbeitenden einen solidenfachlichen Hintergrund ausweisen, derauch jenseits der Armee gefragt ist. ■

LiteraturverzeichnisSchweizer Armee (2007): Sicherheit und Freiheit.Die Strategie der Schweizer Armee. Ein Leitfadenfür zivile und militärische Kader. Bern, CH: Öffentlichkeitsarbeit Verteidigung. Unter:http://www.vtg.admin.ch/internet/vtg/de/home/dokumentation/armeestrategie.parsys.0008.downloadList.49949.DownloadFile.tmp/95592dsicher-heitundfreiheitweb.pdf [25.09.12]

Moskos, C. (1977): From Institutional to Occupa-tional: Trends in Military Organization. ArmedForces & Society, 4, 41-50.

Hässig, L. (2009): Emotionen beeinflussen denErfolg. Handelszeitung, 12. August 2009. Unter:http://lukashaessig.ch/artikel/2009/artikel/emo-tionen-beeinflussen-den-erfolg/ [25.09.12]

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Internationale Nachrichten

44 ASMZ 12/2012

Frankreich Frankreich

Realisierung von «Scorpion» erfordert neue Kampffahrzeuge; Bild Projekt «Sfinx» von Panhard. Bild: Eurosatory

Artillerieradar «Cobra» zum Schutzvor feindlichem Beschuss. Bild: Armée de Terre

Artillerieradar bei denTruppen der UNIFIL

Die Bedrohung durch un-gelenkte Raketen sowie durchArtillerie- und Mörsergrana-ten, die von Aufständischenoder Rebellengruppen abge-schossen werden, haben diefranzösischen Truppen im Li -banon (UNIFIL) zu Gegen -massnahmen gezwungen. Be-reits vor einiger Zeit wurdendeshalb dem französischenKontingent Artillerieortungs-radar (counter battery radar)vom Typ «Cobra» zugeteilt.Die mobilen «Cobra»-Systemestehen heute dauernd im Süd-libanon im Einsatz. Sie sind inder Lage, anfliegende Geschosseund Raketen zu erkennen undzu verfolgen; mittels Flugbahn-

vermessung kann auch derenAbschussort sowie der End-punkt der Flugbahn berechnetwerden. Dadurch können beiden eigenen Truppen resp. den befreundeten Kontingenten derUNIFIL rasch die geeignetenSchutzmassnahmen sowie al-lenfalls auch eine Bekämpfungder feindlichen Bedrohungenvorgenommen werden.

Bei der UNIFIL im Libanonverfügen nur die französischenTruppen über solche Systeme,die immer mehr auch zu Guns-ten anderer Kontingente ver-wendet werden. Die UNIFILhat gegenwärtig einen Gesamt-bestand von rund 12000 Solda-ten aus 30 Nationen. Frankreichist mit etwa 2000 Mi li tärper -sonen der grösste Truppenstel-ler dieser UNO-Mis sion.

Modernisierungs -programm «Scorpion»

der Armée de Terre

Nach einer mehr als fünf-jährigen Entwicklungsphasebeim Gefechtsführungssys-tem «Scorpion» hat die fran-zösische Armee im Verlaufedieses Jahres begonnen, dieeinzelnen Systemelemente zudefinieren. «Scorpion» ist dasfranzösische Gegenstück zum«Future Rapid Effect System»(FRES) in Grossbritannienoder dem früheren «FutureCombat System» in den USA.Mit diesem Programm soll die taktische Ebene (Bataillonresp. Battlegroup) der L’ Ar-mée de Terre modernisiertund auf die künftigen Bedürf-nisse ausgerichtet werden.Mit «Scorpion» werden ge-meinsame Standards für Fahr-zeugtypen festgelegt sowieEinrichtungen für Ausbil-dung und Simulation defi-niert. Dies immer mit demZiel, die Einsatzfähigkeit zuverbessern und die Betriebs-kosten zu senken. Das Ge-samtprogramm gliedert sichin vier Teilbereiche:• Système d’Information du

Combat Scorpion (SICS),das alle bisherigen Gefechts-feldführungssysteme ablösensoll;

• Véhicule Blindé Multi Role(VBMR), das die VAB-Fahr-zeugfamilie ab 2016 ersetzenwird;

• Spähpanzer «Engin Blindéde Reconnaissance et deCombat» (EBRC) als Nach-folger für den veraltetenAMX-10RC und

• Kampfwertsteigerung desKampfpanzers «Leclerc».

Mit der Realisierung der ein -zelnen Programme soll aucheine Modernisierung und Ver-netzung im Bereich C4ISRstattfinden. Unterdessen hatdie Realisierungsphase von«Scorpion» begonnen; die Aus-lieferung der neuen VBMRsoll im Jahre 2015 beginnen,die Modernisierung der Pan-zer «Leclerc» ein Jahr später.Noch unklar ist der Zeitplanfür die Ablösung der AMX-10RC.

Das Programm hat zumZiel, bis 2020 insgesamt 18gemeinsame Kampfgruppenmit den neuen Fahrzeugen undFührungskomponenten aus-zustatten. Gerechnet wird miteinem Gesamtaufwand vonrund 10 Mrd. Euro. Das Mo-dernisierungsprogramm «Scor-pion» ist zwar ein nationa-les Rüstungsprogramm Frank-reichs, an dem aber auch in-ternationale Firmen mitwirken.

Bewaffnete Drohnen für die italienische

Luftwaffe

Die US-Regierung hat imHerbst 2012 dem Antrag zugestimmt, die unbemanntenitalienischen UAV (Unman-ned Aerial Vehicles) MQ-9«Reaper» mit Waffen aus zu -statten. Die italienische Luft-waffe hatte im letzten Jahrinsgesamt sechs «Reaper»-Sys-teme bestellt, die ursprüng-lich für Aufklärungsmissio-nen vorgesehen waren. Die

ersten beiden Systeme wur-den Ende 2011 geliefert undsind bei der Operation «Uni-fied Protector» in Libyen teil-weise zum Einsatz gekom-men. Die Auslieferung derverbleibenden vier Systemesoll bis Ende dieses Jahres abgeschlossen sein. Allerdingsist noch unklar, ob Italien denAntrag für eine Bewaffnungder UAV in nächster Zeit ausfinanziellen Gründen realisie-ren kann.

So befassen sich gegenwär-tig auch die deutschen, türki-

Italien

Internationale Nachrichten

45ASMZ 12/2012

NATO

Geplante Umgruppierungder KFOR im Kosovo

Die NATO will einemdeutschen Antrag nachkom-men und ihre Truppen im Ko-sovo in nächster Zeit stärkerauf den instabilen Nordenhin ausrichten. Vor allem derdeutsche Verteidigungsminis-ter de Maizière übte Kritik,dass die NATO während derUnruhen im serbisch domi-nierten Norden des Kosovoimmer wieder auf das operati-ve Reservebataillon (ORF-Ba-taillon) zurückgreifen musste,das in nächster Zeit wiederumprimär durch deutsche Solda-ten gebildet wird. Die KFORhat eigentlich eine Bestan -desobergrenze von 5700 Sol-daten; mit dem eingesetz-ten ORF-Bataillon wird aberheute ein Bestand von gegen6400 erreicht. Das ORF-Ba-taillon umfasst seit Ende Sep-tember 2012 über 680 Solda-ten; nebst 500 deutschen sindauch 180 Soldaten des öster-reichischen Bundesheeres da-ran beteiligt. Bei der KFORstanden Ende 2012 noch Trup-pen aus 29 Staaten im Ein-satz. Deutschland ist mit rund1370 Personen der grössteTruppensteller, gefolgt von Ita-

lien (1160), den USA (780)und Österreich (630).

Gemäss NATO-Generalse-kretär Anders Rasmussen solldie Umgruppierung in denkommenden Monaten durch-geführt werden. Zudem gebees seit geraumer Zeit Pläne,die Gesamtstärke der KFORzu verringern. Allerdings ver-hindere die weiter angespann-te Sicherheitslage eine Um -setzung dieser Planungen. Neben der NATO mit derKFOR betreibt die EU imKosovo die Mission EULEX(European Union Rule of LawMission in Kosovo). Sie ist diegrösste zivile Mission die jeunter dem Schirm der Ge-meinsamen Sicherheits- undVerteidigungs politik der EUstattgefunden hat. ZentraleAufgabe ist es, den Sach -verstand beim Aufbau einerrechtsstaatlichen Administra-tion einzubringen. Im Vor-dergrund steht der Aufbauvon Polizei, Justiz und all -gemeiner Verwaltung. Zur-zeit stehen 3200 Beamte ausEU-Staaten im Einsatz, diedurch die KFOR geschütztwerden. Grundlage ist dieUNO-Resolution 1244, diebis zum 14. Juni 2016 Gültig-keit hat.

schen und andere Streitkräftemit einer baldigen Beschaffungvon Kampfdrohnen. Eine mög-liche Lieferung wird in US- Militärkreisen aber auch po -sitiv gesehen, weil die bewaff -neten UAV’s in Afghanistanzum Einsatz kämen und dieUSA damit nicht mehr allei-

ne der Kritik von bewaffnetenDrohneneinsätzen ausgesetztwäre. Die Kritiker einer Be-waffnung argumentieren mitdem grundsätzlichen Schutzamerikanischer Technologienund deren möglichen un -kontrollierten Verbreitung anSchwellenländer.

USA

Rennen umdas neue taktische

Mehrzweckfahrzeug

Die Evaluation eines neuengemeinsamen leichten takti-schen Mehrzweckfahrzeugs(JLTV – Joint Light TacticalVehicle) für die US-Streitkräf-te ist nach einigen Verzöge-rungen in die Schlussphasegetreten. Die drei im Wett -bewerb verbliebenen FirmenAM General, Lockheed Mar -tin und Oshkosh Defense ha-ben je 40 Mio. US-Dollar er-halten, um ihre Projekte zuperfektionieren.Mit dem JLTV wollen dieUS-Army, das USSOCOM(Special Operation Com-mand) und das Marine Corps

die noch weit über 100 000im Einsatz stehenden «Hum-vee» sukzessive ersetzen. Dieneue Familie der JLTV sollüber einen verbesserten Schutz,mehr Nutzlast und optimaleEinbaumöglichkeiten für Be-waffnung und Elektronik -systeme verfügen. Vorgesehensind drei primäre Kategoriendes JLTV, die durch ihre Nutz-last und vorgesehenen Mis -sionen kategorisiert sind. In-nerhalb der einzelnen Katego-rien wiederum sollen unter-schiedliche Versionen produ-ziert werden. Gemäss heuti-gen Planungen will die US-Army 60000 der neuen Fahr-zeuge beschaffen, für das US-Marine-Corps sind vorerst5500 geplant.

Italienische Auklärungsdrohne «Reaper»in Afghanistan. Bild: IT Air Force

Einsatz des multinationalen ORF-Bataillonsim Norden des Kosovo. Bild: KFORPrototyp des L-ATV von Lockheed Martin. Bild: Lockheed Martin

Internationale Nachrichten

46 ASMZ 12/2012

Russland

Waffenlieferungen an den Irak

Die irakische Regierung hatim Oktober 2012 mit Russlandeinen Vertrag über den Kauf vonRüstungsgütern im Umfangvon 4.2 Mrd. US-Dollar abge-schlossen. Das entsprechen deDokument wurde anlässlich ei-nes Treffens zwischen dem rus-sischen Premierminister Med-vedev und dem irakischen Prä-sidenten Al-Maliki unterzeich-net. Vorgesehen ist u. a. die Lieferung von 30 Kampfheli-koptern Mi-28N «Havoc» so-wie von 42 mobilen taktischenFlab-Sys temen «Pantsir-S1».Zudem soll der Vertrag gemässallerdings noch unbestätigtenBerichten auch eine Lieferungvon Kampfflug zeugen MiG-29«Ful crum», von Kampffahrzeu-gen unterschiedlicher Typensowie von Infanteriewaffen be-

inhalten. Über den Zeitpunktder diversen Lieferungen sindnoch keine Details bekannt ge-worden. Rüstungsexperten zei-gen sich überrascht über die ge-plante umfangreiche irakischeRüstungsbeschaffung aus Russ-land. Denn beim Aufbau derirakischen Streit- und Sicher-heitskräfte sind bis heute vor allem amerikanische und inkleinem Umfang auch anderewestliche Rüstungsfirmen zumZuge gekommen. Aus Ost -europa wurde bisher lediglichdie Ukraine mit einer Liefe-rung von Kampfschützenpan-zern BTR-4 berücksichtigt.Andererseits muss festgehaltenwerden, dass vor dem Golf-krieg 2003 die irakischen Streit-und Sicherheitskräfte grössten-teils mit östlicher Militärtech-nik (aus russischer, ukrainischersowie auch serbischer Produk-tion) ausgerüstet waren.

Mehrzweckfahrzeug«Tigr» für Streit-

und Sicherheitskräfte

Der GAZ-2975 «Tigr», derseit einigen Jahren in verschie-denen Versionen für die russi-schen Streit- und Sicherheits-kräfte produziert wird, giltauch als russisches Pendantzum amerikanischen Hum-vee, resp. deren Nachfolge -typen. Entwickelt wurde dasleichte gepanzerte Mehrzweck-fahrzeug durch die Auto -mobilwerke GAZ und wirdheute unter Führung der rus-sischen LLC (Military Indus-trial Company) serienmässigproduziert. Als Basis für dieEntwicklung der militärischenGrundversion gilt die zivileVariante GAZ-2330. Die Fahr-zeugfamilie GAZ-2975 ist miteinem leistungsstarken Die-sel motor mit Turboaufladung

und Luftkühlung ausgerüs-tet. Die Standardversion bietetPlatz für maximal 12 Solda-ten. Die leicht gepanzerte Ver-sion bietet Schutz gegen Be-schuss durch Handfeuerwaf-fen sowie gegen Splitter undSprengfallen.

Bei den russischen Spezial-truppen werden heute vor al-lem die Varianten SPM-1 undSPM-2 eingeführt; dabei han-delt es sich um geschützteTransportfahrzeuge mit einge-bauten Schiessscharten.

Bei den russischen Streitkräf-ten wird der «Tigr» neben derStandardversion immer mehrauch als Träger von Führungs-und Aufklärungsmitteln sowieLenkwaffen genutzt. NeusteBeispiele sind das Führungs-fahrzeug R-145BMA, das elek-tronische Störsystem «Leer-2»sowie das mobile Lenkwaffen-system «Kornet-EM».

«Tigr» mit Lenkwaffenbewaffnung «Kornet-EM» . Bild: EurosatoryDer Irak ist der erste Exportkunde für den russischen Kampfheli Mi-28N.Bild: RR mil photos

Russland

Beschaffung neuerTransportflugzeuge

Il-476

Die russische Regierunghat mit dem Luftfahrt-Kom-plex in Uljanowk einen Ver-trag für die Beschaffung einerersten Tranche von 39 neuenstrategischen Transportflug-zeugen Il-476 abgeschlossen.Gemäss Planungen soll dierussische Luftwaffe in den

nächsten Jahren rund 100dieser neuen Transportma-schinen erhalten. Die Il-476wurde gegenüber dem vor-gängermodell II-76 «Candid»wesentlich verbessert undmodernisiert. Es soll vor al-lem schneller und leistungs-stärker als die Vorgängermo-delle sein. Geplant ist derenEinführung bei den russischenLuftstreitkräften ab etwa Mit-te 2013. Die neuen Maschi-

nen können rund 50 TonnenGüter aufnehmen und übereine Distanz von rund 6000km transportieren. Gemäss rus-sischer Einschätzung sollenmit der Transportmaschine Il-476 auch neue Export mög -lich keiten für die russische Rüstungs industrie geschaffenwerden; als mögliche Kundenwerden die chinesischen undindischen Luftstreitkräfte ge -nannt.

Russland

Prototyp des Transportflug-zeugs II-476

Bild: RR mil photos

Internationale Nachrichten

47ASMZ 12/2012

Syrien

Zum syrischen Raketenpotential

Wie offizielle Fernsehbilderzeigen, wurden im Herbst2012 während Militärübun-gen der syrischen Streitkräftediverse Typen von ungelenk-ten sowie auch von neuen ge-lenkten Gefechtsfeldraketeneingesetzt. Erstmals gezeigtwurden in diesem Zusam-menhang gelenkte Kurzstre-ckenraketen des Typs M-600,die mit einem Feststofftrieb-werk ausgerüstet sind. Ge-

mäss Militärspezialisten solles sich dabei um einen syri-schen Nachbau der iranischen

«Fateh A-110» handeln, dieüber eine Reichweite von ge-gen 250 km verfügen soll.Ebenfalls im Einsatz vorge-führt wurden ungelenkte tak-tische Artillerieraketen vomTyp B-660 mit einer Reich-weite von etwa 100 km. ImWeiteren verfügen die syri-schen Streitkräfte über veral-tete FROG-7 «Luna-M» undmobile GefechtsfeldraketenSS-21 «Tochka», die seinerzeitvon Russland beschafft wor-den sind. Gemäss Schätzun-gen dürften auch weiterhin

etwa 20 Abschussfahrzeugefür die 200 bis 300 noch ver-fügbaren Lenkwaffen SCUD(SCUD-B, SCUD-C undSCUD-D) mit einer Reich-weite von 300 respektive ge-gen 700 km vorhanden sein.Diese können vermutlich auchmit chemischen Gefechtsköp-fen ausgerüstet werden. Wei-terhin unbestätigt ist die Ver-fügbarkeit chinesischer bal -listischer Lenkwaffen der Ty-pen M-9 und M-11, die mitden SCUD-Typen vergleich-bar sind.

Mobiles LenkwaffensystemSCUD-B. Bild: mil photo net

Pakistan

Die pakistanischen Nuklearstreitkräfte

Pakistan verfolgt seit Jahreneine Strategie der minimalen,aber glaubwürdigen nuklea-ren Abschreckung (MinimumCredible Deterrence). Über dieAnzahl der verfügbaren nu-klearen Gefechtsköpfe herrschtUnklarheit; gemäss Medien-berichten dürften es zwischen70 und 80 sein. Aus den bis-herigen pakistanischen Nu-kleartests kann abgeleitet wer-den, dass deren Sprengkraftrund 5 bis 12 KT betragendürfte.

Verantwortlich für das nu-kleare Abschreckungspotenti-al Pakistans ist die NationalCommand Authority (NCA),die vom Ministerpräsidentengeführt wird. Dem NCA un-terstehen die nuklearen Kom-ponenten der drei Teilstreit-kräfte (die strategischen Kom-

mandos der Army, Air Forceund Navy). Von Bedeutung istvor allem das nuklearstrategi-sche Kommando des Heeresmit seinen zwei Boden-BodenLenkwaffenbrigaden. Diese ver-fügen über die Mehrzahl dernuklearen Gefechtsköpfe, diemit den verfügbaren Feststoff-raketen vom Typ «Shaheen II»eingesetzt werden können. Diemaximale Reichweite beträgtzwischen 2000 und 2500 km.Damit liegt praktisch das ge-samte indische Territorium imEinsatzbereich dieser Nuklear-waffen. Als möglich zusätzlichenukleare Option dienen dieMarschflugkörper «Hatf-VIIBabur», die beim pakistani-schen Heer eingeführt werden.Diese haben eine maximaleReichweite von 700 bis 800km und können sowohl mitkonventionellen als auch mitnuklearen Gefechtsköpfen be-stückt werden.

Landgestützte Marschflugkörper «Babur» für die pakistanischenStreitkräfte. Bild: PAK mil exhibition

China

Erster Flugzeugträger fürdie chinesische Marine

Die chinesischen Streitkräftehaben Ende September 2012ihren ersten Flugzeugträger er-halten. Bei einer Zeremonie imMarinestützpunkt Dalian imNordosten Chinas ist die «Li-aoning» unter Beisein der chi-nesischen Führung den See-streitkräften übergeben wor-den. Der Träger ist rund 300 mlang und wurde in den letztenJahren wieder einsatzfähig ge-macht. Bisher sind allerdingskeine Flugzeuge auf demKriegsschiff stationiert. Nachoffiziellen Angaben soll die «Li-aoning» vor allem für Ausbil-dungs- und Forschungszweckedienen. Sie dürfte zudem alsPrototyp für eine spätere Gene-ration bereits geplanter chine-sischer Flugzeugträger dienen.Vor einem Jahr sind erstmalsSatellitenfotos von Chinas ers-

tem Flugzeugträger bei Test-fahrten auf hoher See publi-ziert worden. Beim Schiff han-delt es sich allerdings um keineNeukonstruktion, sondern umden Träger «Warjag», den Pe-king im Jahre 1998 der Ukrai-ne abgekauft hatte. Ursprüng-lich sollte dieser Flugzeugträgerunter dem Namen «AdmiralKuznetsov» in den Werften vonRiga für die sowjetische Marinegebaut werden; nach dem Zu-sammenbruch der UdSSR wur-den aber die Arbeiten einge-stellt und das Schiff wurde vonder Ukraine übernommen.

Die überraschende Einwei-hung ihres ersten Flugzeugträ-gers muss auch im Zusammen-hang mit den laufenden Grenz-streitigkeiten mit Japan gese-hen werden; China will damiteinmal mehr seine militärischeStärke präsentieren.

Hans-Peter Gubler, Redaktor ASMZ

Chinas erster Flugzeugträger «Liaoning». Bild: China Foto press

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Geschichte

ASMZ 12/2012

ausgerüstet waren. Den Feuerwaffenzum Durchbruch verhalf schliesslich die1676 neu eingeführte Feuergefechts -ordnung, die ununterbrochenes Feuernund lineare Truppenformationen ermög-lichte.

Ab 1677 begann die Einführung vonSteinschlossgewehren mit Bajonetten. Inder Realität blieben die Musketen abernoch lange ein Problem, da viele Milizensich kein neues Gewehr leisten konntenund wegen der Selbstausrüstungspflichtdie Waffen ihrer Väter übernahmen. 1707beschloss der Rat von Zürich deshalb,die Einführung des Steinschlossgewehresvoranzutreiben, indem er die alten Mus-keten gegen Steinschlossgewehre aus denZeughäusern eintauschte. Trotz dieserMassnahme hielten sich die Hellebardennoch längere Zeit.

Zwischen 1690 und 1710 erhieltenKavallerie, Infanterie und Artillerie Uni-formen, die sich in Farbe und Schnitt-muster je nach Militärquartier und Re-giment aber noch recht deutlich unter-schieden.

Marco Sigg

Zürich hatte anfangs des 17. Jahrhun-derts begonnen, sein Wehrwesen grund-legend zu reorganisieren. 1624 teilte essein Gebiet in zehn Militärquartiere ein,als Basis für Rekrutierung, Ausbildungund Mobilmachung; es wurde ein Hoch-wachtensystem zur Alarmierung einge-richtet und das Ganze militärisch karto-graphiert.

1630, 1643 und 1644 wurden Regle-mente für die Zürcher Infanterie einge-führt – etwa das «Kriegs-Büchlein» vonJohann Conrad Lavater –, die sich an derOranischen Heeresreform orientiertenund lange Zeit die Grundlage des Waf-fendrills bildeten. Die 1644 neu geschaf-fene Kavallerie erhielt 1645 ebenfalls eineReiterordnung, hatte ansonsten aber nochlange mit Mängeln zu kämpfen. Noch1682 kritisierte der Grüninger Quartier-

hauptmann, dass seine Reiterkompanienseit neun Jahren nicht mehr zu Pferd ge-stiegen seien und viele Eingeteilte man-gels Geld gar kein Pferd besässen, son-dern sich nur in der Kavallerie eingeschrie-ben hätten, um von Schiess- und Mus -terungstagen befreit zu werden. Das Ar-tilleriewesen wurde sogar erst 1657 immodernen Sinne organisiert; aus den«Feuerwerkern» bildete man vier Artille-riekompanien. Die Ausbildung der Ge-schützbedienungen und der Offiziere erfolgte fast ausschliesslich auf privaterBasis, etwa im 1686 geschaffenen Artil-lerie-Kollegium.

Nach dem Ersten Villmergerkrieg kames zu weiteren Reformen: 1664 wurde dieZürcher Armee mit ihren etwa 20 000Mann Infanterie, knapp 1000 Reiternund 360 Artilleristen mit 70 Geschützenneu in sechs Armeekorps gegliedert.In den 1670er Jahren wurde auch dieAnzahl Pikeniere und Helle bardiere inden Infanteriekompanien reduziert, so-dass nach dem Etat von 1679 bereits70 % aller Infanteristen mit Gewehren

Warum Schwyz gegen Zürich im ZweitenVillmergerkrieg militärisch unterlagDer militärische Erfolg hängt davon ab, wie stark Organisation,Führung, Bewaffnung und Ausbildung einer Armee den Bedin gun -gen moderner Kriegführung entsprechen. Der folgende Beitragvergleicht die Qualität des Wehrwesens von Schwyz und Zürich,die 1712 bei Wädenswil gegen einander kämpften. E.T.

Aus Johann Conrad Lavaters «Kriegs-Büchlein,das ist, Grundtliche Anleitung zum Kriegswe-sen», Zürich 1644

Geschichte

49ASMZ 12/2012

Grosse Mängel hatten sich im ErstenVillmergerkrieg bei der Versorgung derTruppe gezeigt, sodass Zürich nach demKrieg ein neues Versorgungssystem mitspeziellen Proviantverantwortlichen ein-führte, die im Frieden die wirtschaftlicheKriegsplanung betreiben und im Kriegs-fall Sold und Brotrationen sicherstellensollten. Der geplante Proviantnachschubvon den zentralen Kornhäusern Zürichsin die Militärquartiere funktionierte we-gen Transportschwierigkeiten aber nurschlecht und war rein organisatorischkaum zu bewältigen. Zur besseren Ver-sorgung des Wädenswiler Quartiers griffder Kriegsrat 1712 auf Requisition zu-rück. Im Gegensatz dazu erfolgte die Be-vorratung von Kriegswerkzeug und Waf-fen dezentral. Ab 1693 wurde den Zeug-häusern der Grenzgebiete schweres Ge-schütz zugeteilt und die Lager mit Hand-feuerwaffen, Pulver und Blei aufgestockt.

Mit seiner modernen Militärorga ni sa -tion gehörte Zürich eigentlich zu den mi-litärisch führenden Städteorten der Eid-genossenschaft. Im zeitgenössischen Ur-teil galt das Zürcher Heer aber als un -diszipliniert und schlecht ausgebildet.Exemplarisch heisst es etwa in einem Ber -ner Lied: «Die Zürcher sind gueti Lüt,sy kriegtend gern; doch chönend’s nüt.»Auch der Zürcher Feldzeugmeister Jo-hann Conrad Werdmüller erkannte «gros-se Uebelstände, Nachteile, ja wirklicheGefahren» in der Zürcher Armee, diedurch «die gänz liche Vernachlässigungder 1656 eingeführten Kriegsordnungherbeigeführt» worden seien.

Die praktischen Übelstände verdeut-licht der Bericht des Kommandanten einer Infanteriekompanie von 1712, derdie «große[n] Mängel und Fehler […]bey dieser so geschwind auf die Bein gebrachten Universal-Soldatescha» schil-derte. Etwa bei der Bewaffnung und Aus-rüstung: Viele Mi lizen waren noch mitHellebarden ein gerückt, während die vor-handenen Gewehre «so schlechtlich inehren gehalten [waren], daß wegen rosts,[…] der Kolben nicht hinunter gienge,von den Schäfften wahren viele gespal-ten, viele geleimt, den Fusilschloßen fehl-te es bald am hahnen, bald am Deckel,bald an dem, bald an diesem». Von den160 Gewehren seiner Kompanie warenschliesslich «nicht mehr alß etlich undzwantzig, die man sogleich hedte gebrau-chen können». Ähnlich sah es bei derMunition aus, brachten doch viele «ihrbley am stucke mit u. hadten keine ku-geln. Das Pulver wahre eintweder in einem

schlechten lumpenin der patrontascheoder gar darin auß-geschüttet. Die flei-ßigern so sich pa-trons machten, wuß -ten selbe nit rechtzu machen», sodassdie selbst gemach-ten Patronen nachwenigen Tagen wie-der aufbrachen.

Letztlich stellteder Kommandantfest, dass die Sol -daten schlecht ander Waffe ausgebil-det waren. Die mo-derne Feuertaktikhätte eine systema-tische und gründ -liche, auf Drill ba-sierende Ausbildungbedingt. Die weni-gen pro Jahr durch-geführten «Trülltage»reichten dafür beiweitem nicht mehr.

Zudem fehltenZürich häufig fachlich versierte Offizie-re. Schon 1652 und 1676 war eine besse-re Ausbildung für Offi ziere gefordertworden, hatte man doch grosse Schwä-chen in der Zürcher Truppenführung er-kannt. Trotz des günstig verlaufenenKriegs galt dies auch für 1712, wie ver-schiedene nach dem Krieg verfasste Be-richte aufzeigen.

All diese Mängel führten deshalb nachdem Zwölferkrieg zu erneuten Reformen.

TraditionellesSchwyzer Wehrwesen

Über die Schwyzer Wehrorganisationist vergleichsweise wenig bekannt. Schwyzverfügte zwar wie Zürich über ein Hoch-wachtensystem, besass aber keine adä-quate moderne Militärquartierordnung.

Die Aushebung erfolgte im StandSchwyz in den sechs sogenannten Vier-teln, die zugleich geographische und po-litische Einheiten bildeten. Im Ernstfallstellten Schwyz und Küssnacht je achtAuszugskompanien, Einsiedeln derendrei. Hinzu kamen die Truppenkontin-gente aus Gersau, der March und Höfesowie den Vogteien Uznach und Gaster.

Der gesamte Schwyzer Auszug warmit insgesamt rund 6200 Mann somitbedeutend kleiner als Zürichs Infanterie.

Die Zahlen geben aber nur eine Annä-herung an die Realität wieder. Tatsäch-lich hatte die Mobilmachung 1712 wegender völlig ungenügenden Organisationnur unter massiven Problemen durch -geführt werden können. So hatten dieSchwyzer Einheiten von Anfang an Un-terbestände zu beklagen, weil Mann-schaftslisten nicht nachgeführt wordenwaren. Stark vernachlässigt wurden auchdie Spezialwaffen. Die Schwyzer Artille-rie bestand lediglich aus zwei Auszügenmit je vier Geschützen. Eine eigentlicheKavallerie existierte gar nicht.

Auch bei der Bewaffnung sah es nichtbesser aus. Erst 1708 einigten sich dieKriegsräte der Fünf Orte auf die Emp-fehlung, mindestens zwei Drittel derMannschaften mit Gewehren und Ba jo -netten auszurüsten. Noch 1714 bestandjedoch fast die Hälfte der SchwyzerMannschaften aus Hellebardieren, wäh-rend die Musketiere mit verschiedenstenGewehren und Kalibern – nicht seltenmit Jagdflinten – ausgerüstet waren.

Das lag wie in Zürich an der Selbst-ausrüstungspflicht. Diese galt auch für

Zürcher Militärkarte «Wädenswiler Quartier»von Hans Konrad Gyger um 1650(aus «Geschichte des Kantons Schwyz, 3»).

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Geschichte

ASMZ 12/2012

die Bekleidung, weshalb Schwyz nochkeine Uniformierung kannte. Zur bes -seren Identifizierung trugen die Schwy-zer Truppen aber Feldzeichen auf denHüten oder weisse Kreuze auf den Rö-cken.

Die Kontrolle des Zustandes von Waf-fe und Ausrüstung erfolgte nur unregel-mässig, meistens erst direkt vor einemAuszug. Ansonsten hatte die Mannschaftlediglich an ein bis zwei Sonntagnach-mittagen im Jahr an einem «Exercitium»teilzunehmen, das vor allem aus Schiess-übungen bestand. Wie in Zürich führtedies dazu, dass viele Waffen nicht in ord-nungsgemässem Zustand waren und dieMannschaften sie nicht richtig bedienenkonnten.

Betrachtet man die kriegswirtschaftli-chen Vorbereitungen, so scheint es, dasssich Schwyz völlig unvorbereitet in denKrieg von 1712 gestürzt hatte. Tatsäch-lich herrschten praktisch von Beginn anEngpässe der Finanzierung, Verpflegungund Fourage. Bereits einen Tag, nach-dem Schwyz seinen ersten Auszug ent-sandt hatte, stellte der Kriegsrat fest, dassviel zu wenig Korn vorhanden war undman deshalb beim Abt von St.Gallenund bei der Stadt Luzern mehrmals umKorn und Geld bitten musste. Die finan-zielle Lage verschlimmerte sich währenddes Krieges derart, dass Schwyz sogarKredite aufnehmen sowie Silbergeschirreinmünzen musste.

Hinzu kam, dass die Schwyzer Trup-pen bis in den Juli 1712 fast ausschliess-lich zur Grenzsicherung eingesetzt wur-den. Diese als Untätigkeit verstandeneAufgabe liess in Kombination mit unge-nügender Besoldung und Verpflegungdie sowieso schon schlechte Truppenmo-ral erodieren, sodass sich rasch Auflö-sungserscheinungen zeigten. Auch rich-teten sich die Aggressionen zunehmendgegen die eigene Führung, der man dieSchuld an der Untätigkeit und den Miss-ständen zuwies. Am 21. Juli 1712 mel -dete Landschreiber Inderbitzin demSchwyzer Generalkriegskommissär Ce-berg, dass bereits drei Tage Brotmangelherrschte, die Offiziere deswegen fast ihres Lebens nicht mehr sicher seien undman unbedingt Geld benötigte, «sonsten[es] unmöglich fällt, ferners die Völkerbehalten zu können».

Dabei spielte es bei den bäuerlich ge-prägten Mannschaften auch eine wesent-liche Rolle, dass die Erntezeit begonnenhatte und sie dringend zu Hause benö-tigt wurden – gerade aus diesem Grund

hatten auch Zürich und Bern Truppen inden Urlaub entlassen. Schliesslich aberlässt sich aus solchen Schilderungen deut-lich das mangelnde Vertrauen der Trup-pe in die eigene Führung herauslesen.Verschiedene Quellen belegen neben denDesertionen denn auch Befehlsverwei -gerungen, Eigenmächtigkeiten und so-gar, dass die Offiziere von ihren Mann-schaften zum Angriff gezwungen wur-den, ansonsten sie (die Offiziere) «an[den] Eichen längs der Straße» aufge-hängt würden.

Vergleich

Der Zweite Villmergerkrieg gilt als Bei-spiel für den Sieg des modernen Wehrwe-sens über das «alteidgenössische Schlach -tenungestüm».

Tatsächlich hatte Zürich nach 1656sei ne Militärorganisation modernisiert.Der Zürcher Sieg im Wädenswiler Quar-tier ist zu grossen Teilen auf diese Bemü-hungen zurückzuführen.

Vor Ort gaben das Zusammenwirkenvon Artillerie und Infanterie in den gutausgebauten Schanzen sowie der Einsatzder Kavallerie den entscheidenden Aus-schlag.

Den Sieg einzig auf die überlegene Lineartaktik zurückzuführen, wäre indeszu verkürzt. Bei der Ausbildung, Ausrüs-tung oder Führung fiel das Resultat derZürcher Reformanstrengungen wie gese-hen zwiespältig aus.

Neben allgemein strategischen Proble-men der Fünf Orte krankte das SchwyzerWehrwesen an sehr spezifischen Mängeln.Augenscheinlich war Schwyz noch stark

im Denken alteidgenössischer Schlach-tenhaufen verhaftet.

Ausser im taktischen war das SchwyzerWehrwesen auch im organisatorischenund technischen Bereich völlig veraltet.Es fehlte an einer modernen, auf recht -licher Grundlage festgehaltenen Wehr-ordnung, an klaren Führungsstrukturen,regelmässiger Ausbildung, angemessenerBewaffnung und Ausrüstung sowie kriegs-wirtschaftlicher Vorsorge – dies alleswurde erst 1714 eingeführt. Die Diszip-linlosigkeiten können als logische Kon-sequenz dieser mangelhaften Rahmen-bedingungen betrachtet werden. Sie sindaber auch als Folge davon zu werten, dassdie militärisch-politischen Interessen desAlten Landes Schwyz mit den Interes-sen der «Angehörigen Landschaften», vorallem der March, wie der Sorge des Ein-zelnen um Haus und Hof kollidierten.

Es erstaunt deshalb nicht, dass dasSchwyzer Wehrwesen Ende Juli 1712vollständig zusammenbrach und derKriegsrat nach Schwyz melden musste,dass «all unser Volk nit allein die Postenverläßt, sondern eignen Willens und Ge-walts wider all ernstliches Vermahnenund Befehl haufenweis sich nach Hausebegeben» hat. ■

MajorMarco SiggDr. phil.wiss. Assistent für Militärge - schichte an der MILAK/ETHZ8903 Birmensdorf

Der eidgenössische Bürgerkrieg von 1712Als entscheidend für diesen Krieg der reformierten gegen die katholischen Ortegilt die Villmergerschlacht vom 25. Juli.Nach ihr nennt man ihn Villmergerkrieg,den Zweiten, weil die Eidgenossen amgleichen Ort schon 1656 einen Waffen-gang ausgetragen hatten. Drei Tage vorher,am 22. Juli 1712, schlugen Zürcher Trup-pen bei Wädenswil einen Schwyzer Über-fall blutig zurück. Dessen gedachte nachgenau 300 Jahren dort ein Anlass, veran-staltet von der Militärhistorischen Stiftungdes Kantons Zürich. Nach Grussworten derbeiden Regierungsvertreter von Schwyzund Zürich analysierten Dr. Marco Sigg denKampfverlauf samt dem militärischen Hin-tergrund und Prof. Dr. Iwan Rickenbacherdas damalige politische Umfeld.

Der Zweite Villmergerkrieg gilt als Kon -fessionskrieg, war indes vor allem einMachtkampf. Er stellte die Weichen für einen politischen Ausgleich, der bis zumSonderbundskrieg von 1847 hielt. IwanRickenbacher zog den Schluss:

«Die Schweiz in ihrem labilen Gleich -gewicht existiert nicht aus natürlichenGegebenheiten. Sie muss in jeder Gene-ration gestaltet und stabilisiert werden,nicht mit Schanzen wie in damals in Wol-lerau, Samstagern und Hütten, aber mitden Vorteilen, die den Menschen dankoffenem Geist, guten Ideen und solida -rischer Haltung in Freienbach, Stäfa, Wä-denswil und anderswo eröffnet werdenkönnen.» E.T.

51ASMZ 12/2012

Vermischtes

Seit 1. September 2012 istdie RUAG Coatings AG ausAltdorf eine 100%-Tochter derImpreglon SE in Lüneburg.RUAG hat sich entschieden,den Geschäftsbereich zu ver-kaufen, da er nicht zum Kern-geschäft zählt und im Ver-bund der Impreglon-Gruppe

RUAG Coatings neue Tochter der Impreglon-Gruppe

Anlässlich des Jahresrap-portes in Interlaken zog derKommandant der Territorial-region 1, Divisionär RolandFavre, weitgehend eine positi-ve Bilanz aus den Dienstleis-tungen, Übungen und Einsät-zen der vergangenen zwölf Mo-nate. Für die eingesetzten Stä-be und Truppenkörper stan-den vor allem die Ausbildungund die subsidiären Einsätzemit den verschiedenen zivilenPartnern im Vordergrund. Zahl-reiche Unterstützung konntedie Armee an verschie denen Orten bieten, u. a. im vergan -genen Winter im Kandertalund Lötschental, diesen Som-mer nach starken Unwetternim Zulgtal und in Folge einesWaldbrandes im Charmoson.Das Jahr 2013 ist zahlreich anHerausforderungen für die Ter-ritorialregion1. Einen Schwer -punkt stellt die interoperatio-nelle und länderübergreifendeÜbung (Schweiz/Frank reich)«INTER 13» dar, welche imMai in Epeisses (GE) statt -finden wird. Geübt wird die gegenseitige Zusammenarbeitund Unterstützung der zivilenund militärischen Kräfte imKatastrophenfall. Im Rahmender Dienstleistungen zuguns-ten Dritter wird die Armeedas Eidgenössische Turnfest inBiel und das EidgenössischeSchwing- und Älplerfest inBurgdorf unterstützen. Divisio-när Favre freut es, dass die Zu -friedenheits wer te der Schwei-zer Bevölkerung in sicherheits-politischen Themen gestiegen

sind und bedankte sich bei denOffizieren für den persönli-chen Einsatz. Er lädt die An-gehörigen der Armee ein, sichaktiv gegen die GSoA-Ini-tia tive zu engagieren, welchedie allgemeine Wehrpflicht ab-schaffen will und 2013 zur Ab-stimmung kommen wird.

Die Grussworte des Kan-tons überbrachte Regierungs-rat Hans-Jürg Käser, Polizei-und Militärdirektor des Kan-tons Bern. Er unterstrich diezunehmende Bedeutung derSicherheit in der Gesellschaft.Korpskommandant Domi -nique Andrey, KommandantHeer, zeigte in seinen Ausfüh-rungen die Weiterentwicklungder Armee der kommendenJahre auf. Im Vordergrundsteht die Reduktion des Be-standes auf 100000 Angehö-rige der Armee, was grosseAuswirkungen auf die Orga-nisationsform, die Ausbildungund die militärischen Einsätzehaben wird. André Duvillard,Delegierter des Bundes undder Kantone für den Sicher-heitsverbund Schweiz, erläu-terte die Aufgabe, welche dieKoordination der Sicherheitzwischen Bund und Kanto-nen darstellt. Bis zum heuti-gen Tag war die innere Sicher-heit Sache der Kantone. Dochangesichts steigender Komple -xität der Bedrohung und sin-kender Verteidigungsbudgetsmuss häufiger zusammenge -arbeitet und gemeinsam Ent-scheidungen getroffen wer-den. dk

Rapport 2012 der Territorialregion 1

bessere Zukunftschancen hat.Alle Mitarbeitenden werdenübernommen. Impreglon isteiner der weltweit führendenSpezialisten für Oberflächen-technik mit 25 Standorten in12 Ländern auf 4 Kontinen-ten, rund 880 Mitarbeitendenund einer Umsatzerwartung

von 90 Millionen Euro 2012.RUAG Coatings AG belie-fert über 250 Kunden in derSchweiz, Deutschland undÖsterreich mit Oberflächen-Beschichtungen für den Ma-schinenbau, die Automobil-,die Fahrrad- und die Verteidi-gungsindustrie.

Der Geschäftsbereich erwirt-schaftet mit rund 100 Mitar-beitenden jährlich einen Um-satz von circa 25 MillionenCHF. Neu wird er «ImpreglonCoatings» heissen. dk

www.ruag.com www.impreglon.com

Die SUT 2012 gehören derVergangenheit an. Was die bei -den Hauptinitianten OberstMathis Jenni und Wachtmeis-ter Ueli Haslebacher vor zweiJahren wagemutig als Idee imUOV des Amtes Erlach lan-cierten, hat in der Folge 400Helferinnen und Helfer akti-viert und Tausende Stundenfreiwilliger Arbeit ausgelöst.Ja, hätten wir vorher den Rie-senaufwand abschätzen kön-nen, dann hätten die SUT 2012wohl nicht stattgefunden.

Aber, jetzt nach getaner Ar-beit, nachdem dieser Anlassvom Wetter begünstigt ohnePannen über die Bühne ge-gangen ist, nachdem zahlrei-che Gratulationen der Teilneh -menden mündlich und schrift-lich haben registriert werdendürfen, jetzt sind wir alle stolzüber das Geleistete.

Das OK setzte sich zumZiel, denkwürdige Schweize-rische Unteroffizierstage zu or-ganisieren, die allen Beteilig-

ten in guter Erinnerung blei-ben sollten. Dieses Ziel wurdevoll und ganz erreicht. Dazubeigetragen haben nebst dereinwandfreien Organisation,das wunderbare Wettkampf-gelände im Amt Erlach, diedenkwürdige 75-Jahr-Jubilä-umsfeier des organisierendenUOV und das sonntäglicheDéfilée durch Ins. Erstmalswurden acht historische Ket-tenfahrzeuge ausserhalb einesWaffenplatzes einem grossenPublikum in voller Fahrt vor-geführt.

Bei all diesen Höhepunk-ten war der einzige Wermuts-tropfen die nicht den Erwar-tungen des OK entsprechen-de Teilnehmerzahl von 300aktiven Wettkämpferinnenund Wettkämpfern. Alle Be-teiligten werden die SUT2012 in guter Erinnerung be-halten.

Franz StuderPressechef SUT 2012

Schweizerische Unteroffizierstagein Ins und Umgebung (SUT 2012)

Mit vollem Einsatz dabei. Bild: Fotostudio Heinz Nyffenegger, Ins

52 ASMZ 12/2012

Vermischtes

ment zuständig. 2006 wurdeer Leiter der Division RUAGLand Systems und Mitgliedder Konzernleitung. 2011 über-

nahm Breitmei-er auch die Lei-tung der Divisi-on RUAG Elec -tronics, führtebeide Einheitenzu RUAG De-fence zusammenund richtete sieinternational aus.Bevor Breitmeierzu RUAG kam,war er bei derLonza AG und

der Calotron AG in leitendenPositionen sowie am MalikManagement Zentrum inSt.Gallen als Consultant tätig.Er besitzt einen MBA und istim Militär Oberst. Breitmeierist verheiratet und begeisterterAlpinist. dk

Urs Breitmeier (49), der heu-tige Leiter der Division RUAGDefence, wird neuer CEO derRUAG Holding AG. Der Ver-waltungsrat setztdamit nach sorg-fältiger Auswahlauf eine interneFührungspersön-lichkeit, die seitelf Jahren beiRUAG tätig ist –davon sechs Jah-re als Mitgliedder Konzernlei-tung. Er tritt seinAmt am 1. April2013 an, bis dieLeitung der Division RUAGDefence geregelt ist. Der Dipl.Physiker ETH und Diplom-ingenieur HTL trat vor elf Jah-ren als Geschäftsleitungsmit-glied bei RUAG Land Systemsein und war für Mar keting,Verkauf und Systemmanage-

Urs Breitmeier neuer CEOder RUAG Holding AG

Besten Dank für den spannen-den und informativen Artikelzum KLiF-Kurs in der OktoberAusgabe. Die von Maj i GstThalmann gezogenen Konse-quenzen, obwohl nur in Bezugauf das Berufskader, sind ab-solut folgerichtig und notwen-dig, um den Wissensstand undden Kontakt zur Basis aufrechtzu erhalten. Diese Erkenntnis-se gelten auch sinngemäss fürdas Milizkader.Es ist eine Tatsache, dass nurgut ausgebildete, erfahreneund praxisnahe Chefs glaub-würdig führen können. Nurwer selber die Strapazen undStresssituationen am eigenenLeib erfahren hat, kann geziel-te Entscheide fällen. Aufgrund der in der Armee XXIangepassten Kaderlaufbahnenund dem daraus folgendenMangel an selbstgemachten

Erfahrungen, entstehen oft-mals, gerade im WK, vermeid-bare Führungsfehler. Die Fol-gen von solchen Führungsfeh-lern können weitreichendeKonsequenzen haben. Diesereichen von Vertrauensverlustder AdA gegenüber ihrem Ka-der bis hin zu erheblicher ne-gativer medialer Präsenz unddem damit verbundenen Re -putationsschaden für die ge-samte Armee. Oftmals führensolche Situationen zur Über-belastung der betroffenen Ka-der, welche dann nicht mehrFührungsaufgaben wahrneh-men können.Ein Weiterbildungs- resp. Ver-tiefungskurs könnte hier Ab-hilfe schaffen. Gerade hier stel-le ich aber fest, dass ein ähnli-ches Angebot wie der KLiF,welches für Milizangehörigezugänglich wäre und als Wei-

terbildung dienen würde, fehlt.Die Gesamtlage der Armee hatsich verändert. Der Fokus aufdie Sicherheit in Übungen hatzu Recht einen noch höhe-ren Stellenwert erhalten. Vorallem hat aber das Know-howdurch die Abgänge von in derA 95 ausgebildeten Kadermit-gliedern abgenommen. Gera-de diese übten bislang einennicht zu vernachlässigendenEinfluss auf die Einheiten aus.Mit deren Abgängen entste-hen schmerzliche Erfahrungs-und Wissenslücken. Geradedeshalb würde ein Weiterbil-dungs- und Vertiefungskurs àla KLiF für Milizangehörige ei-nen Mehrwert für das Miliz -kader und damit für die Armeeund das Heer bringen. Ein durch die Armee straff orga-nisierter und geführter Kurs fürMilizangehörige, mit demsel-

ben Inhalt wie der KLiF, könnteviel benötigtes Wissen vermit-teln und hätte einen positivenEffekt auf die Arbeit in den Ein-heiten. Ein solcher Kurs dientdem fachlichen Wissen, wel-ches im WK benötigt wird. Aus-und in diesem Fall Weiterbil-dung stellen eine Kernaufgabeder Armee dar. Um zu verhindern, dass dieWissenskluft zwischen Miliz-und Berufsmilitär weiter aus-einandergeht und dass das Mi-lizkader weiterhin einen glaub-würdigen und positiven Ein-fluss auf unsere Bürgerarmeehat, müssen solche Weiterbil-dungsangebote zwingend wie-der eingeführt werden.

Hptm Michael HirschiKdt Inf Kp 16/2

Kämpfen und Leben im Feld KLiF

Echo aus der Leserschaft

rieschulen und in der Offi-ziersschule der Infanterie ein-gesetzt. Nach einem Studien-aufenthalt beim Collège In -

terarmées de dé -fen se in Paris warer in verschie-denen Funktio-nen in der hö -heren Kaderaus-bildung der Ar-mee, im Pla-nungsstab derArmee und imArmeestab tätig.Auf den 1. De-zember 2010wurde er vom

Bundesrat zum Chef Perso-nelles der Armee ernannt un-ter gleichzeitiger Beförderungzum Brigadier. Theler ersetztDivisionär Roberto Fisch, derim August dieses Jahres ver-storben ist. dk

Der Bundesrat hat Briga-dier Jean-Paul Theler per 1.Januar 2013 unter gleichzei -tiger Beförderung zum Divi-sionär zum ChefFührungsunter-stützungsbasisFUB ernannt.Der 49-jährigehat Volkswirt-schaft an derUniversität Lau-sanne studiertund mit dem Lizenziat abge-schlossen. Da-nach hat er ein«Master in Sci-ence» in Wirtschaftsmathe-matik an der Universität Lon-don und den Doktortitel (oec.publ.) an der Universität Lau-sanne erworben.

1996 trat Theler in das Instruktionskorps ein undwar bei den Gebirgsinfante-

Jean-Paul Theler neuer ChefFührungs unterstützungsbasis FUB

53ASMZ 12/2012

Vermischtes

wirksamste Modell für dieSchweiz.

Professor Andreas Wenger,Studiendelegierter des Studi-engangs Berufsoffizier an derETH Zürich, und BrigadierDaniel Moccand, Direktor derMilitärakademie an der ETH

Zürich (MILAK) übergabenden jungen Offizieren die Di-plome im Beisein des Präsi-denten der ETH Zürich, Pro-fessor Ralph Eichler. Aus Sichtder Absolventinnen und Ab -solventen richtete HauptmannMarion Romann einige Dan-kesworte an die Festgemeinde.Bereits nächste Woche werdendie diplomierten Berufsoffizie reihre gewon nenen wissenschaft-lichen und praktischen Kennt -nisse in den Schulen und Kur -sen der Schweizer Armee ein-bringen und anwenden können.

Notenmässig das beste Er-gebnis erzielte OberleutnantRoger Rapp mit einem Durch-schnitt von 5,34. Den zweitenPlatz mit 5,29 belegt Haupt-mann Fabio La Nave. Die Re -daktion der ASMZ gratuliertallen Absolventinnen und Ab -solventen herzlich und wünschtfür ihre zukünftige Tätigkeitalles Gute und viel Erfolg. dk

Nach erfolgreichem Ab-schluss ihres dreijährigen Ba-chelor-Studiengangs an derETH Zürich und an der MI-LAK erhielten 16 Berufsof -fiziere, darunter drei Frauen,das international anerkannteDiplom «Bachelor of Arts ETHin Staatswissenschaften». DieAbsolventinnen und Absolven-ten erhielten zudem ihr Eidge-nössisches Diplom als Berufs-offizier.

Als Festredner sprach derGlarner Landammann und Re-gierungsrat Andrea Bettiga.Die Armee als Produzent vonSicherheit sei auch eine Rück-versicherung für die Kantone,betonte der Vorsteher des De-partementes Sicherheit undJustiz. Dazu benötige die Ar-mee auch entsprechende finan-

zielle Mittel. Die allgemeineWehrpflicht darf keinesfalls ab-geschafft werden, warnte derengagierte Sicherheitspolitikermit Blick auf die 2013 bevor-stehende Volksabstimmung.Die allgemeine Wehrpflichtund die Milizarmee seien das

16 neue Berufsoffiziere für die Schweizer Armee

Die Absolventinnen und Absolventen des Bachelor-Studienganges 2009–2012cap Barca Raoul LVb Log Aurigeno TI Hptm de Courten-Loeffel Andrea LVb Pz / Art Ottenbach ZH Oblt Fuhrimann Daniel LVb Pz / Art Kirchberg BE Oblt Gabathuler Thomas LVb Inf Chur GR cap Giugni Karim Komp Zen Geb D A Faido TI Hptm La Nave Fabio LVb Inf Embrach ZH Oblt Lehmann Lars LVb Pz / Art Bern BE Oblt Linder Hansruedi LVb Inf Aarau AG Hptm Mattle Joël LVb G / Rttg Horgen ZH Oblt Maurer Mathias LVb Inf Unterseen BE Oblt Rapp Roger LVb Flab 33 Oftringen AG Hptm Romann Marion LVb G / Rttg Zürich ZH Hptm Rudolf von Rohr Corinne LVb G / Rttg Busswil b. Büren BE Hptm Schmidiger Michael LVb Inf Zürich ZH Oblt Schneeberger Marc LVb Inf Volketswil ZH Oblt Thalmann Adrian LVb Inf Schüpfheim LU

Die Absolventinnenund Absolventen. Bilder: Höhere Kaderausbildung der Armee

Brigadier Daniel Moccand, Direktor MILAK.

Robin (10-jährig) will Militärpilot werden undinformiert sich (ASMZ 10/12, Seite 30!). Bild: L. Caduff

Der Beitrag «Weshalb der Droh-nenkrieg der USA in Pakistanein Erfolg ist» von Ralf Büsserist sehr aufschlussreich, abernicht vollständig. Man kanneiner Drohne ja nicht sagen:«Töte den Mustafa – go!». Zu-erst muss man herausfinden,wer überhaupt Terroristenchefist, wo sich dieser aufhält, wielange er dort bleibt, wer bei

ihm ist (Kollateralschaden).Erst dann kann die Drohne pro-grammiert werden. Der Erfolgdes Drohnenkrieges basiertauf einer gewaltigen nachrich-tendienstlichen Leistung. Diewürde eine lobende Erwäh-nung verdienen.

Gottfried Weilenmann8708 Männedorf

Nicht ganz vollständig

Echo aus der Leserschaft

54 ASMZ 12/2012

Vermischtes

sationen und zusätzliche Schä-den verursachen. Für die zu-ständigen Behörden ist es einegrosse Herausforderung, ihreInformationstätigkeit auf dierasanten Entwicklungen inder Medienlandschaft und beider Mediennutzung auszurich-ten. Fachleute aus der Me-dienbranche und Kommuni-kationsspezialisten bei betrof-fenen Behörden erörterten ander Bevölkerungsschutzkonfe-renz 2012 in diversen Refera-ten und Podiumsdiskussionenwichtige Aspekte zu diesemAufgabenbereich. Verschiede-ne Referenten zeigten anhandvon Praxisbeispielen, wie raschsich die Medienlandschaft

durch mobilen Internetzu-gang und Social Media ver -ändert hat. Für die Behördenstellt sich die Frage, ob diese imKatastrophenfall noch funktio-nieren und welche Ressourcenfür die Bewirtschaftung undAnalyse verfügbar sind. Auchwurde betont, dass wesentli-che Grundregeln der Krisen-kommunikation unverändertgelten. Nach wie vor sei es zen-tral, rasch, offen und ehrlichzu kommunizieren. Das Bun-desamt für BevölkerungsschutzBABS ist bestrebt, den Be -völkerungsschutz laufend aufneue Anforderungen auszu-richten. Dazu ist eine enge Zu-sammenarbeit mit nationalen

und internationalen Partnernerforderlich. Die jährliche Be-völkerungsschutzkonferenz ver-sammelt zu diesem Zweck je-weils rund 150 hochrangigeVerantwortliche und Fachleu-te aus den zuständigen kan -tonalen Amtsstellen, grossenStädten, Partnerorganisationendes Bevölkerungsschutzes, derArmee und weiteren Institutio-nen des Bundes sowie aus dembenachbarten Ausland. Die Be-völkerungsschutzkonferenz leis-tet damit einen wichtigen Bei-trag zur Optimierung des Schut-zes der Bevölkerung in Kata-strophen und Notlagen. dk

www.babs.admin.ch

Hauptthema der diesjähri-gen Bevölkerungsschutzkonfe -renz in Solothurn war die In-formation und Kommunika-tion in Katastrophen und Not-lagen. Bei der Bewältigung vonKatastrophen und Notlagenist die Information der betrof-fenen Bevölkerung und dergesamten Öffentlichkeit eineSchlüsselaufgabe. Richtige undgut koordinierte Informationkann einen wesentlichen Bei-trag zur effizienten Ereignisbe-wältigung und zur Begrenzungvon Schäden leisten. Umge-kehrt können Fehler und Män -gel grosse Belastungen für dieohnehin stark beanspruchtenFührungs- und Einsatzorgani-

Bevölkerungsschutzkonferenz 2012

J’ai bien reçu le numéro 11de l’ASMZ et je vous en remer-cie sincèrement. Si vous mepermettez cette expression

de langue française, je dirais«qu’il a de la gueule».

Olivier Jacquat, 3003 Bern

ASMZ 11/2012

Echo aus der Leserschaft

Das Swiss Armed Forces Cu -linary Team (SACT) wurde ander Olympiade der Köche inErfurt (D) zum Olympiasiegererkoren. Es konnte damit denTitel, den es schon vor vier Jah-ren errungen hatte, verteidi-gen. Die Nationalmannschaftder Militärköche siegte vorGrossbritannien und Deutsch -land. Nach den beiden Gold-medaillen im Vorfeld durftedas Team bereits mit einemSpitzenplatz rechnen. Aberauch der stärkste Konkurrentaus Grossbritannien wurdemit Doppelgold belohnt, da-her blieb bis am Schluss offen,wer das Rennen machen wür-de. Bei den Schweizer Mann-schaften wurde das SACT alseinzige mit Doppelgold be-wertet. Leider hat dies bei derJuniorennationalmannschaft(Gold/Silber) und der zivilenNationalmannschaft (Silber/Silber) dieses Jahr nicht ganzgeklappt. Sie beendeten denWettbewerb auf den Plätzen 3und 5.

An der Kocholympiade tra-ten die Teams in zwei Diszip-linen an: In der kalten Küche,der sogenannten Kochkunst-

ausstellung und in der war-men Küche, in der 150 Me-nüs gekocht werden mussten.In der kalten Küche wurdendrei «klassische» Menüs aus-gestellt. Dazu kamen einezweckmässige Feldverpflegung,ein vegetarisches Menü, einMenü mit typischen Landes-spezialitäten und ein Fünf-Gang-Galadinner. Von denklassischen Drei-Gang-Menüsbestimmte die Jury eines, dassdas Team für 150 Personenko chen musste. Im Fall desSACT war dies eine Lachsva-riation mit Kalbsmilken undPfifferlingen, eine Poulardemit Buchweizenbisquit undGemüse sowie eine Schoko -laden-Komposition mit Him-beeren.

Alle teilnehmenden Teamserhalten Medaillen und Diplo -me entsprechend der er reich -ten Punkte. Eine Auszeichnunggibt es für die Kochkunstaus-stellung und eine für die war-me Küche. Wer am Schlussinsgesamt die höchste Punk-tezahl erreicht, wird – unab-hängig von den zuvor gewon -nenen Medaillen – Olympia-sieger der Köche. dk

Schweizer Militärköche Olympiasieger

Der Chef der Armee hat alleGeneralstabsoffiziere zu einemzweitägigen Seminar aufgebo-ten bzw. eingeladen. In Anbe-tracht des Bestandes wurdendrei Seminare durchgeführt, inMoudon (2.–3.11.), Weinfel-den (9.–10.11.) und Luzern(23.–24.11.), mit den Zielen:• Standortbestimmung und

Weiterentwicklung der Ar-mee (WEA),

• Diskussion über das ThemaZukunft der Miliz im Korpsder Generalstabsoffiziere.

Der erste Tag war den The-men Standortbestimmung undWEA gewidmet. Die Teilneh-mer wurden vom CdA und seinen Direktunterstellten auserster Hand informiert. DerDelegierte des CdA für WEA,Oberst i Gst Vuitel, präsentier-

te die Schlüsselkonzepte WEA;dieses Thema wurde in der an-schliessenden Podiumsdiskus-sion vertieft.

Br Lätsch, Kdt der Gst S, eröffnete den zweiten Tag mit einer nuancierten Darstellungder generalstäblichen Ausbil-dung; diese wurde durch Kurz-präsentationen von Teilneh-mern in ausländischen Aka -demien und Auslandeinsätzenergänzt. Im Podiumsgesprächkam deutlich zur Geltung, dasses bei den Gst Of primär umFührungsfähigkeit und Füh-rungsunterstützung geht, nichtum das Nachahmen von zivi-len Angeboten. Entscheidendfür die Rekrutierung von Mi-liz Gst Of dürfte eine klareAntwort auf die Sinnfrage derArmee sein. Sch

Gst Offiziere auf der Schulbank

Bücher

55ASMZ 12/2012

Jürgen Witthöft (Herausgeber)

Köhlers Flotten Kalender 2013Hamburg: Koehler Verlagsgesellschaft mbH, 2012, ISBN 978-3-7822-1054-6

Regelmässig erscheint derneue Köhlers. Reich und far-big bebildert erzählt er vieleGeschichten, die einen nähe-ren, gelegentlich auch etwasferneren Bezug zur Schifffahrthaben. Eingangs gibt der He-rausgeber – wie immer – ei-nen ausführlichen 57-seitigenRückblick über die wesent -lichen Entwicklungen dermaritimen Welt im vergange-nen Jahr, wobei auf natio na-

le deutsche Aspekte beson-ders eingegangen wird. For-schungs-, Handels, Hilfs-,Kriegs- und Kreuzfahrtschiffesind dabei Teil seiner lesens-werten Übersicht. Die Paletteder übrigen Themen ist auchdieses Mal vielfältig. So wirdin den meist 4- bis 6-seitigenBeiträgen beispielsweise überdie Wolga, das Lied «La Pa -loma», ein Gespensterschiff,eine Umrundung des Kap

Horns, das erste Bordkom-mando, die U-Boote Hai undHecht, die neue Fregatte F 125,eine Katamaranfahrt nachMurmansk, über eine geheimeMission (Aufklärungsschiffeder deutschen Marine), denRiver Kwai und über vielesandere mehr berichtet. Ins -gesamt sind es wieder 37 Ge-schichten, also wohl für je-den Geschmack etwas. Eineak tuelle Übersicht über den

Schiffs- und Flugzeugbestandder deutschen Marine, eineÜbersicht über die Abliefe-rung und Aufträge deutscherWerften, ein Abkürzungsver-zeichnis und das Kalendarium2013 gehören als Standard-beiträge natürlich dazu. Sierunden ein einmal mehr ge-freutes und kurzweilig zu le-sendes Buch ab.

Jürg Kürsener

Heiner Bröckermann

Landesverteidigung und Militarisierung Berlin: Ch. Links, 2011, ISBN 978-3-86153-639-0

Das Resümee des über 950Seiten starken Buches lautet,dass die Militarisierung derDDR in der gesamten deut-schen Geschichte einzig da-stehe. Sie umfasste nicht nurbestimmte Organe, sondernwurde zur gesamtstaatlichenAufgabe erhoben; rund zehnProzent der Bevölkerung hat-te das Regime in militärischeoder paramilitärische Orga -

nisationen zusammengefasst.Trotz aller bewusst nationalenSymbolik war die NVA alsBundesarmee der UdSSR or-ganisiert und von dieser in je-der Weise abhängig. EngereGrenzen setzte ihr auch diewirtschaftliche Leistungsfähig -keit der DDR. Symptoma-tisch ist: Die Militarisierungdiente nicht primär dem Mili-tär, sondern der Durchsetzung

des Machtanspruchs der SED.Sehr aufschlussreich ist dieDarstellung des VerhältnissesOst-Berlins zur Entspannung,die dort indes zur verstärktenHasserziehung gegen den Wes-ten führte. Mit dem Wider-spruch Honeckers zur Statio-nierung sowjetischer Atomra-keten in der DDR beganndann die Distanzierung gegen-über Moskau. Der Freiheits-

wille der Bevölkerung, der viel-fältige Sog des Westens liessdie NVA-Wehrpflichtsarmeebereits 1988 zum Unsicher-heitsfaktor werden, im Kriegs -fal le wäre nach internen Un-tersuchungen der SED-Füh-rung fast jeder zweite Soldatnicht mehr seinem Eid nach-gekommen.

Friedrich-Wilhelm Schlomann

Daniel Furrer

SoldatenlebenNapoleons Russlandfeldzug 1812

Zürich: Verlag Neue Zürcher Zeitung, 2012, ISBN 978-3-03823-709-9

Napoleons Russlandfeldzug1812 war in jeder Hinsicht gigantisch. Am Anfang beein-druckte der Glanz des gros-sen Feldherrn die Völker vonganz Europa. Beim Rückzugder Grande Armée aus demweiten Russland waren mitzuneh men der Kälte der Hun-ger, die Not, die hohen Ver-luste und das tägliche Leidengigantisch. In den letzten Jahr -zehnten hat sich das Interes-se der Menschen für die Ge-schichte stark gewandelt. Diegrossen Persönlichkeiten und

Ereignisse, die eine Epochegeprägt haben, spielen nocheine wichtige Rolle, aber dieLeute wollen auch wissen, wieder Alltag der damaligen Zeit-genossen sich abgespielt hat.Strategische, operative undtaktische Entschlüs se müssenschliesslich die Soldaten um-setzen. In dieser Hinsicht istdas Buch «Soldatenleben» ak-tuell. Es schildert mit vielen,sehr interessanten Details denAlltag der einfachen Ange -hörigen der napoleonischenArmee. Eine Summe von Ge-

schichten vermittelt die Ge-schichte des Russlandfeldzu-ges. Es ist erstaunlich, festzu-stellen, dass einfache Kämp-fer, aber auch Offiziere, dassauch Frauen als Begleiterin-nen bei aller physischen undpsychi schen Belastung im to-talen Krieg noch Zeit fanden,ihre persönlichen Erlebnisseam Lagerfeuer mit improvi-sierten Schreibutensilien fest-zuhalten. Gut ausgewählte Zi-tate von Schriftstellern undAngehörigen des Feldzuges be-reichern das Buch. Schliess-

lich erleichtert eine über-sichtliche Chronologie demLeser die Ein ordnung der ge-schilderten Geschichten. AmSchlusse des Buches sind ge-wisse Bemerkungen des Au-tors zu den Themen Napole-on oder Wiener Kongress et-was einseitig formuliert. Eineausführlichere Differenzie-rung oder gar die Weglassunghätte ich begrüsst. Der Titeldes guten Buches heisst «Sol-datenleben».

Hans Jakob Streiff

Bücher

56 ASMZ 12/2012

Ernst Baltensperger

Der Schweizer Franken –Eine ErfolgsgeschichteDie Währung der Schweiz im 19. und 20. Jahrhundert

Zürich: NZZ Verlag, 2012, ISBN 978-3-03823-793-8

«Monetäre Souveränität?»Mit Recht setzt der Verfasser –Oeko nomieprofessor und Lei-ter des Studienzentrums Ger-zensee der Schweizerischen Na -tionalbank – den Begriff in An-führungszeichen. Der regiona -le Münzwirrwarr dauerte überden Untergang der alten Eid-genossenschaft hinaus. Immer -hin versuchte die Helvetik dieMünzeinheit nach dem fran-zösischen System mit Franken,Batzen und Rappen zu statu -ieren. Aber erst dem jungenBundesstaat gelang 1850 dasMünzmonopol auf den Bundzu übertragen, wobei noch lan -ge französisches Geld sogarden Grossteil der zirkulieren-den Münzen ausmachte unddie Lateinische Münzunionmit Frankreich, Belgien, Italien,Griechenland und der Schweiz

eine Art Euro-Vorläufer schuf.Erst 1881 verschwanden die voneinzelnen Banken ausgegebenenBanknoten zugunsten eidgenös -sischer Noten. Nach dem Zwei-ten Weltkrieg wurden in Bret-ton Woods international festeWährungsrelationen geschaffen.1973 begann das Regime freierWechselkurse und die Aufgabeder Nationalbanken galt vorabder Preisstabilität, wobei diesmit einer arbeitsmarktpoliti-schen und sozialen Verantwor-tung gekoppelt sein muss. DasBuch ist, jedenfalls im histo ri -schen Überblick, lehrbuchmäs -sig leicht verständlich und auchattraktiv illustriert. Die Diskus-sion monetaristischer Theo-rien im zweiten Teil ist wohleher für Spezialisten gedacht.

Hans-Ulrich Ernst

Andreas Nix

Zivilreligion und AufklärungDer zivilreligiöse Strang der Aufklärung und die Frage nacheiner europäischen Zivilreligion

Münster: LIT Verlag, 2012, ISBN 978-3-643-11740-3

Eine Krise des Christentumsin Europa diagnostiziert derPotsdamer Politologe AndreasNix und nimmt diese zum Aus-gangspunkt für seine geistes -geschichtliche Dissertation. ZuBeginn des neuen Millenniumsertappe sich der mutmasslichsäkulare Okzident als Ano -malie im globalen Vergleich,dem es an einem einheitlichen«Wechselspiel von Staat, Re -ligion und Öffentlichkeit»(S.13), kurz einer Zivilreligi-on, fehle. Ein solches Konzepteiner Zivilreligion ist nur aufGesellschaften anwendbar, indenen Kirche und Staat ge-trennt sind und die auf einerbreiten Religionskritik undAufklärung fussen. Die Aufklä-rung wiederum sei nicht are -ligiös zu deuten, sondern esmüs se zwischen einer religions-

freundlichen und einer religi-onsfeindlichen Aufklärung un -terschieden werden. Im Gegen-satz zu Nationen wie Frank-reich, Deutschland oder denUSA habe man sich in der Eu-ropäischen Union (noch) nichtauf klare Werte, einheitlicheMoralvorstellungen und einegemeinsame Kultur einigenkönnen und somit fehle aucheine europäische Identität. DieZukunft scheine offen undwerde sich wohl im Kontinu-um zwischen einer post-christ-lichen Gesellschaft und einer(Rück-) Besinnung auf religiö-se Werte manifestieren. Nix istein beeindruckendes Werk ge-lungen, das historisch formu-liert ist und dennoch möglichezukünftige Entwicklungen skiz -ziert.

Marcel Berni

David Auberson

Ferdinand Lecomte 1826–1899 – Un Vaudois témoin de la guerre de SécessionLausanne: Bibliothèque historique Vaudoise, 2012, ISBN 978-2-88454-136-5

David Auberson legt einefaszinierende Lebensbeschrei-bung von Ferdinand Lecomte(1826 –1899) vor, einem deraussergewöhnlichsten Waadt-länder – beruflich, militärischund politisch. In Stichworten:Journalist, Kantonsbibliothe-kar, Staatsschreiber; Militär-schriftsteller sowie Gründerund Chefredaktor der RevueMilitaire Suisse (RMS; 1856),Biograph von General und Mi-litärstratege Antoine-Henri Jo-mini; vom kantonalen Artille-rie-Wachtmeister im Sonder-bundskrieg 1847 bis 1875 zumhelvetischen Divisionskom-mandanten (damals höchstermilitärischer Rang in Frie dens -zeiten); 1862 und 1865 frei-

williger Teilnehmer am Ame -ri kanischen Sezessionskrieg(1861–1865). Ferdinand Le-comte ist zudem der Vater vonHenri Le Comte (dit Lecom-te; 1869–1944), erster euro-päischer Absolvent der U.S.Mili tary Academy West Point(New York) und erster aus -ländischer Absolvent der U.S.Infantry and Cavalry Schoolin Fort Leaven worth (Kansas;heute: Army Command andGeneral Staff College); Be-rufsmilitär, Oberst der Genie-truppen; Militärpublizist –auch in der RMS. Der Autorlegt – wie der Titel sagt – einSchwergewicht auf den Au gen -zeugen Lecomte im Amerika-nischen Sezessionskrieg: 1862

mit bundesrätlichem Urlaubals Major und Aide-de-Campim Stab des Kommandan-ten der Potomac-Armee (U.S.General George McClellan);Dienstaustritt 1862 und Rück-kehr in die Schweiz; 1865zweite Reise in die USA undTeilnahme am Einmarsch indie konföderierte HauptstadtRichmond (Virginia) sowiean der Trauerfeier für den bei einem Attentat tödlich verletz -ten US-Präsidenten AbrahamLincoln in Washington, D.C.Ferdinand Lecomte ist einerder zwei prominenten Schwei-zer Offiziere im Sezessions-krieg; der zweite ist Emil Frey,U.S. Major, späterer Vorste-her des Eidgenössischen Mi -

litärdepartementes und Bun-despräsident. Er ist seit dem ge-setzlichen Verbot des Eintrit-tes in nicht nationale Truppenausländischer Staaten (1859)einer der wenigen höherenTruppenkommandanten miteigener Kriegserfahrung. Die-ses gediegen gestaltete, gründ-lich verfasste und quellenmäs-sig breit abgestützte Werk ist ineiner auch für Lesende deut-scher Muttersprache leicht ver-ständlichen Sprache verfasst.Es ist klar gegliedert, eingängigbebildert und enthält präziseFussnoten sowie kurze Lebens -beschreibungen von Schlüssel -personen.

Heinrich L.Wirz

Bücher

Nr. 12 / Dezember 2012 178. Jahrgang

ImpressumPräsident Kommission ASMZOberstlt Peter Graf, dipl. Ing. ETH

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RedaktionssekretariatASMZ c/o Verlag Equi-Media AGBrunnenstrasse 7, CH-8604 VolketswilTelefon +41 44 908 45 60Fax +41 44 908 45 40E-mail: [email protected]

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HerausgeberSchweizerische Offiziersgesellschaft

VerlagVerlag Equi-Media AGBrunnenstrasse 7, CH-8604 Volketswil

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GeschäftsführungRegula Ferrari,Telefon +41 44 908 45 60E-mail: [email protected]

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Nächste Ausgabe: 1. Februar 2013

Schwergewicht:

• China

• Mehr als nurein Kriegsreporter

• Finanzsicherheit

Martin Matter

P-26. Die Geheim-Armee, die keine war Baden: Hier und Jetzt, 2012, ISBN 978-3-03919-247-2

Angesichts der Bedrohungs-lage des Kalten Krieges erklär-te der Bundesrat, auch eineBesetzung des Landes dürfe«nicht das Erlöschen jedenWiderstands bedeuten». Sobegann – gestützt auf Vorar-beiten, die bis auf die Tage desZweiten Weltkrieges zurück-gingen – 1979 der Aufbau derKaderorganisation P-26. Un-terstellt war sie dem General-stabschef. Vorgesehen waren40 Widerstandsregionen. Die -

se waren über das Land ver-teilt und hätten mit von -einander unabhängigen Klein-gruppen operiert. Nur der je-weilige Leiter kannte die Ver-bindung zum nächsthöherenVorgesetzten. Ziel war, die Besatzungsarmee zu verunsi-chern, den Widerstandswillender Bevölkerung zu stärkenund Kollaboration zu un -terbinden. Nach Enttarnungund Auflösung der Organisa-tion kam es zu vielen Missver-

ständnissen. Nach dem Endedes Kalten Krieges wuchs dasUnwissen, welchen Gefahrendie Schweiz 1945 bis 1991ausgesetzt war. Wahr bleibt:Die Mitglieder von P-26 wa-ren unter Einsatz ihres Lebensbereit, auch im Untergrundfür die Wiederherstellung derfreiheitlichen Demokratie derSchweiz zu kämpfen. Wirsollten ihnen Dank zollen!

Friedrich-Wilhelm Schlomann

Fritz von Gunten

Seen- und Seelenlandschaften Huttwil: Schürch, 2012, ISBN 978-3-9523983-0-2

Wer die Heimat kennt, kannsie lieben. Kennen lernen kannman das Land vorzugsweisedraussen, aber durchaus auchin und mit guten Büchern, ambesten solchen, die Ideen fürEntdeckungsreisen vermitteln.Wer glaubt, er wisse um deneinen oder anderen See imKanton Bern, wird dann dochvon Fritz von Guntens 83(dreiundachtzig, hier liegt kein

Verschrieb vor) beschriebenenWasserflächen überrascht. Derhistorische und landeskund -liche Horizont des Autors, sei-ne anschauliche, menschen-freundliche Sprache, die wun-derbaren Bilder machen dasWerk zum ästhetischen Genuss,sei nun der Geistsee das Zielder virtuellen oder physischenExkursion oder der Totensee,das Muggen- oder das Häxe-

seeli. Bedenkenswerte Über -legungen zum Wasser und sei nem Wert runden eine ge diegene Arbeit ab, in deres auch an Überraschungennicht fehlt, vom GoldenenKalb bis zur Schwarzen Spin-ne. Wer keine Idee für einWeihnachtsgeschenk hat: Hierist sie!

Jürg Stüssi-Lauterburg

Peter Pletschacher

Fliegerkalender 2013Hamburg: Mittler, 2012, ISBN 978-3-8132-0938-9

Der Fliegerkalender 2013,das internationale Jahrbuchder Luft- und Raumfahrt, bie-tet auch dieses Jahr interes-sante Lektüre für den Aviatik-enthusiasten. Auf rund 200Seiten werden aktuelle undhistorische Ereignisse undProjekte dargestellt. Die Bei-träge sind reich bebildert undauch für den Laien verständ-lich verfasst. Eine kleine Aus-wahl aus dem Inhaltsverzeich-

nis zeigt die Breite des hand -lichen Bandes: «Die Boeing787 Dreamliner fliegt end-lich», «Ariane 5 ME und Vin-ci-Schubkammer», «MelittaSchenk Gräfin Stauffenberg –Porträt einer deutschen Flie-gerin 1903 –1945», «ErsteGalileo Satelliten im Orbit»,«Flugzeugträger USS Enter-prise auf letzter Fahrt» oder«Die Antonow An-12». Kaumein Gebiet der Luft- und

Raumfahrt ist nicht vertreten.Wie immer schliesst eine ka-lenderartige Darstellung vonErinnerungsdaten den Bandab. Treue Leser des jährlich erscheinenden Bandes kom-men auch dieses Jahr auf ihreRechnung. Für neu Interes-sierte dürfte das Übersicht-werk eine willkommene Ein-führung sein.

Jean Pierre Peternier

RUAG Ammotec [email protected] | www.ruag.com

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