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Sicht | 2013 Rudolf-Steiner-Schule Wuppertal

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Sicht | 2013

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2 3Sicht 2013

Inhalt Editorial

Editorial 3

3 Schulen – 1 Lehrplan?“ 4

Schlittschuhfieber 9

Der Waldorschulverein, das „unbekannte Wesen“ 12

Malta: mehr als nur „alte Steine“! 14

Das Leben – ein Tanz auf dem Seil... 18

Elternmitarbeit und Selbstverwaltung 20

Buchtipp 22

Alter Raum in neuem Glanz 26

Hase Hase 30

Was macht eigentlich der ÖK 36

Mengels BEST 38

Tipps für die Freizeit:

Hoch hinaus 39

Rollhockey 40

Der Fechtsport 41

Theaterspielen 42

Glosse: RSS Wuppertal 2023 42

Impressum 46

Warum erscheint die Schulzeitung eigentlich immer so spät im Jahr? Kaum verteilt und ausgelegt ist sie bereits verjährt. Oder haben Sie 2014 Interesse an einer Zeitung von 2013?

Das dachten wir uns auch und begannen dieses Jahr fleißig früh im Jahr uns zusammen zu setzen. The same proce-dure as every year: ein Leitthema finden, andere Themen sichten, potentielle Schreiber ansprechen, den Artikel be-treuen (nachhaken!), auf Artikel verzichten, weil sie nie geschrieben wurden, nach neuen suchen (wir sind für Anregungen oder gar freiwillige Angeboten, auch seitens der Schülerschaft, immer dankbar), nach Fotos fragen bzw. selber machen, die Artikel redigieren und dann kommt: eigentlich das LAYOUT. Alles wird aufs Schönste zusam-mengefügt. Eigentlich...

Liebe LeserInnen, wir erstellen für Sie diese Zeitung, möglich wird sie jedoch erst durch die Unterstützung unserer Anzeigenkunden. Deshalb bitten wir Sie: Schenken Sie auch unserem interessanten Anzeigenteil Ihre Aufmerksamkeit. Die Redaktion.

Wir waren tatsächlich vor den Sommerferien fast fertig – nur leider stand uns unser Layouter aus berufli-chen Gründen nicht zur Verfügung! An dieser Stelle sei T. Wroblewsky herzlich gedankt für seinen intensiven Ein-satz und seine künstlerischen Bemühungen in den letzten Jahren. In die Bresche sprang kurzentschlossen aushilfs-weise Frau K. Jochum, der wir dafür auch sehr danken wollen. Das Ergebnis halten sie nun in Händen. An dieser Stelle nun der dringende Aufruf: wer in der Elternschaft könnte diese Arbeit übernehmen? Bei Interesse melden Sie sich bitte bei mir ([email protected]). Auch für die redaktionelle Arbeit würden wir uns sehr über Zuwachs freuen. Nur Mut: Sie müssen keine tollen Artikel schreiben können, nur lesen! Wenn also alles gut geht, dann sind wir nächstes Jahr früher dran – mal sehen!

Heidrun Revers (Schülermutter, Klasse 8/10)

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„3 Schulen – 1 Lehrplan?“ Auf dass das Thema „Inklusion“ in die Köpfe und Herzen der waldorf-bewegten Menschen Einzug halten möge, dafür ist dieser Artikel geschrieben.

Der gemeinsame „Arbeitskreis Inklusion“ der drei Waldorf-Schulen in Wuppertal, Rudolf-Steiner-Schule, Christian-Morgenstern-Schule und Troxler-Schule, trifft sich seit April 2010 einmal monatlich, immer am letzten Montag im Monat. Eine Aufgabe dieses Kreises sehen wir darin, für das Thema Inklusion wach zu machen, KollegInnen und Eltern zu animie-ren, nicht nur über den Tellerrand zu schauen, sondern darüber hinaus auch Möglichkeiten zu suchen, in Schule und Freizeit Gemeinsamkeiten neu zu entde-cken, soziale Kontakte zu knüpfen und so das Leben und Lernen aller zu bereichern. Der AK versteht sich zualler-erst als Multiplikator und Kommunikator, weniger als Kon-zeptentwickler. Dennoch bewegen wir gemeinsam auch konkrete Fragen in unseren Gesprächen, z. B.: Wie, wo und wann müssen wir zieldifferent und in heterogenen Lern-gruppen arbeiten – wo in homogenen?

Wir drei Schulen sind Teil der Stadtkultur, Teil der hiesi-gen Bildungslandschaft. Der Arbeitskreis sieht es als seine Aufgabe, das Gespräch und den Austausch zu pflegen. Wir wollen uns als Waldorfschulen hier in Wuppertal dem The-ma Inklusion aktiv und kommunikativ stellen.

Bereits im Frühjahr 2007 wurde von der Generalversamm-lung der UN die sog. BRK, die Behindertenrechtskonventi-on, verabschiedet. Im Mai 2008 trat sie in Kraft, im März 2009 wurde sie vom Deutschen Bundestag ratifiziert. Das hat die bundesweite Gültigkeit zur Folge und die Bundes-länder müssen dem durch eigene Gesetze Rechnung tra-gen. In NRW liegt seit September 2012 der entsprechende Referentenentwurf zur Diskussion vor. In 2014 soll das ers-te Inklusionsgesetz in NRW verabschiedet werden.

Im Originaltext der „UN-Konvention der Rechte für Men-schen mit Behinderungen“ heißt es im Artikel 24 zum The-ma Bildung: „Die Vertragsstaaten anerkennen das Recht von Menschen mit Behinderungen auf Bildung. Um dieses Recht ohne Diskriminierung und auf der Grundlage der Chancengleichheit zu verwirklichen, gewährleisten die Vertragsstaaten ein integratives? inklusives Bildungssystem auf allen Ebenen und lebenslanges Lernen (…). Bei der Ver-wirklichung dieses Rechts stellen die Vertragsstaaten sicher, dass Menschen mit Behinderungen nicht aufgrund von Be-hinderung vom allgemeinen Bildungssystem ausgeschlos-sen werden (…)“ sowie „wirksame individuell angepasste Unterstützungsmaßnahmen in einem Umfeld, das die best-mögliche schulische und soziale Entwicklung gestattet, an-geboten werden.“

„Die UN-Konvention betrifft nicht nur die Rechte von Menschen mit Behinderung, sondern alle potenziell von Ausgrenzung Betroffenen. (…) An die Stelle einer Normal-Gesellschaft, die das vermeintlich „Andere“ erst tolerieren und integrieren muss, tritt in der neuen UN-Konvention das Bild einer Gesellschaft, in der Diversität, also Unter-schiedlichkeit, Abweichung und Vielseitigkeit das eigent-lich „Normale“ ist und nicht lediglich zugelassen werden muss.“ (J. Heisterkamp in info3, 9/2012) .

Wenn hier, im Artikel 24 der BRK, vom Zugang zum allge-meinen Bildungssystem gesprochen wird, müssen wir uns gesamtgesellschaftlich in eine offene Diskussion begeben, die, ohne dass wir Scheuklappen aufsetzen und tradierte Gewohnheiten bemühen, Schule neu denken muss. Für uns bedeutet das, auch Waldorfschule neu zu denken. Die Grundlagen unserer Pädagogik sind zwar hochmodern, ak-tueller denn je und menschengemäß, die Methoden aller-dings müssen befragt werden. Dabei dürfen liebgewordene Gewohnheiten, für die man selbstverständlich gute Gründe hat, ebenso in Frage gestellt werden wie tradierte Unter-richtsmethoden. Team-Teaching und Klassengrößen dürfen zum Beispiel keine Tabus in einer offenen Diskussion sein. Willens- und Gemütsentwicklung sind die vordringlichen Aufgaben des Erziehens. Der „Kopfgeist“ erwacht in jedem Menschen höchst individuell, anders in Art und Zeitverlauf. Mal ist es eine Frage des höchst individuellen Tempos, mal ist es eine Frage der sozialen Gestaltung in einer Gruppe oder Klasse, mal ist es eine Frage der besonderen, ganz in-dividuellen Förderung. Wer von uns hat nicht Punkte seines individuellen Lernweges, die besonders gefördert werden können und sollen?

Hier wird deutlich, dass wir im Prinzip an der „Regel“- und „Förder“-Waldorfschule die gleiche Aufgabe vollziehen, in der Förderschule noch individueller und fokussierter als in der Regelschule. Auch manchem Regelschüler täte es gut, einmal in einem 1:1- Verhältnis gefördert zu werden. Über welche Schranken reden wir also? Die Dinge sollen hier nicht banalisiert werden, es soll nur deutlich gemacht werden, dass wir an allen Waldorfschulen aus denselben Quellen heraus arbeiten, aus denselben pädagogischen

Grundlagen und Anregungen heraus, unseren Alltag mit den Schülerinnen und Schülern gestalten. Wir arbeiten al-lesamt mit den Elementen der rhythmischen Gliederung des Tages, des Unterrichts, des Begegnungsraumes zwischen LehrerInnen und SchülerInnen. Die Form gebende Kraft der Wiederholung, das Atmen eines Rhythmus’ durch den Wechsel von Wachen-Schlafen, Konzentration-Entspan-nung, die triale Gliederung des Unterrichts durch prakti-sches, künstlerisches und kognitives Lernen – das alles eint uns im gegliederten Waldorfsystem!

Ein Rückblick in die Geschichte der Waldorfschule zeigt, dass die allererste, von Emil Molt gegründete Schule, im Ansatz als inklusiv betrachtet werden kann. Molt wollte ei-ne Schule für alle seine Mitarbeiterkinder und nicht nur für die „normalen“. Aber bald schon nahmen die meisten der „Arbeiterfamilien“ ihre Kinder heraus. Das Klima schien im Kollegium und in Teilen der Elternschaft zu „bildungsbür-gertumlastig“ zu werden (s.: D. Esterl: „Emil Molt-Tun, was gefordert ist“, Mayer 2012). Die Tragik des 2. Weltkriegs unterbrach den Prozess der eigentlichen „Wesensbildung“ der Waldorfschule. Davon hat sie sich bis heute nicht wirk-lich erholt. Nach dem Krieg vermochte der Lehrer Karl Schubert nicht mehr an die Differenzierungsmöglichkeiten im Unterricht, also an unterschiedliche Leistungsgruppen in einer Klasse, anzuknüpfen, weil dies im Kollegium auf Widerstand stieß – man bangte um den Ruf der Schule. Es blieb ihm nichts anderes übrig, als die Schule zu verlassen. In der Folgezeit entstand so eine Waldorfschule in Richtung der besonderen Förderung. Die Dinge wiederholen sich, auch in Wuppertal: Die Rudolf-Steiner-Schule war 1946 gerade eröffnet, da bangte man um den Ruf, als ein Jahr später Menschen mit För-derbedarf zu ihr strebten. Sie wurden abgelehnt und dar-aus entstand dann als Keimzelle die gemeinsame „Mutter“ von Morgenstern-Schule und Troxler-Haus, später Troxler-Schule, die dann durch die Reform der Sozialgesetzgebung 1961 ebenfalls getrennt wurden. Es hätte allerdings nicht zur Trennung kommen müssen, wenn sich das Kollegium damals einig gewesen wäre. Das sind Aspekte, die auch zu den Biografien der Waldorflandschaft in Wuppertal gehö-ren, aber nicht selten verschwiegen werden.

6 7Sicht 2013

Machen wir aus der Not eine Tugend. Dies schien das Motto der 50er und 60er Jahre zu sein. Wir Waldorfs haben immer vom ganzen Menschen, ja von Menschheit gesprochen. Und nun artikuliert diese sich durch z. B. die „UN-KONVENTION für die Rechte der Menschen mit Be-hinderungen“ und wir Waldorfs tun uns so schwer damit, den ganzen Menschen zu betrachten. Das ist die Realität.(An dieser Stelle verweise ich auf den Leserbrief von Matthias Braselmann, Kollege der Windrather Talschule in Langenberg, in der „Erziehungskunst“ 2/2013, S. 59., eben-so an den des Autors Michael Schmidt, „Info3“, Februar 2013, S. 20) Zu dieser Betrachtung gehört dazu, den höchst-individu-ellen Menschen, denn nichts anderes sind Menschen mit Behinderungen, in das All-Tägliche Leben, in das All-Täg-liche Lernen, in das All-Tägliche Leben in Gemeinsamkeit einzubinden. Warum vorenthalten wir den sog. Behinder-ten die alltägliche Wahrnehmung und das Miter-Leben mit den sog. Normalen? Warum vorenthalten wir den sog. Nor-malen die alltägliche Wahrnehmung und das Miter-Leben mit den sog. Behindertenf?Wir vorenthalten allen das breite und so liebenswert-hoch-interessante Spektrum von Menschsein als Ganzem! Wie sollen, wie wollen wir uns da als Gesellschaft sozialisieren?

Das, was uns die bildungspolitische Öffentlichkeit vorgau-kelt, „alle SchülerInnen gehören im Prinzip in die Regel-schule“, ist ein fatales Irrdenken und Fehlinterpretieren des-sen, was mit der UN-Konvention gemeint ist. Das heißt für uns Waldorfs aber nicht mit dem Denken aufzuhören, um Vorurteile zu kommunizieren und um uns selbst genug zu sein, sondern gerade diese Öffentlichkeit erwartet von uns, dass wir eine Vorreiterrolle übernehmen, weil wir doch den ganzen Menschen fördern und im Blick haben, eigentlich

... Eine weitere aktuelle Bemerkung sei hier angeführt, zitiert aus „kita aktuell spezial“,3/´12, G.Ehrmann, RA, dt.Kinderhilfe, Bundesjugendkuratorium:

„Die Inklusion behinderter Menschen in die Gesellschaft ist ein wichtiges, gutes und erstrebenswertes Ziel, das durch die Verankerung in die bestehende Rechtslage eine un-umkehrbare Dynamik erhalten hat. Da es um das sensible

Da wir nun hier in Wuppertal eine gewachsene Struktur des dreigliedrigen Waldorfssystems in Analogie zum staat-lichen System haben, fällt uns der Blick über den Tellerrand schwer. Wir werden uns an unseren eigenen adaptierten oder verinnerlichten Grundsätzen messen lassen müs-sen. Durch Willens- und Gemütserziehung an uns selbst arbeiten, den „Kopfgeist“ herausfordern, herauslocken, um gemeinsam Schule neu zu denken und zu gestalten, gemeinsam und nicht jede Schule für sich: Lacht da nicht jedes Lehrerherz, erst recht jedes Elternherz? Wir sitzen in drei Booten im gleichen Strom. Jeder hat sein Profil, seine Ziele, seine Strukturen. Wenn wir es WOLLEN, finden wir die Wege, uns durchlässig füreinander, vor allem FÜR die SchülerInnen zu machen, um Menschsein in seiner ganzen Breite, in seinem Facettenreichtum zu LEBEN.

Durch die Einführung der Ganztagsschule hat die Rudolf-Steiner-Schule Weichen gestellt, mit den beiden anderen Schulen zeitlich kompatibel zu werden. Auf die entspre-chende Veränderung der Christian-Morgenstern- Schule warten wir noch, seitdem eine Klasse das bereits sehr er-folgreich geübt hat. Um mehr inneren Anschluss an alle drei Schulen zu bekommen, brauchen wir dringend weite-re LehrerInnen und Eltern, die in diesem Sinne verbindlich mitwirken. Dazu sei hier besonders aufgerufen! Lasst uns gemeinsam Zukunft gestalten und nicht, wie die vergan-genen 70 Jahre, getrennte Wege gehen! Lasst uns unsere gemeinsamen Konzepte und eigenen Profile formulieren und leben! Lasst uns der Entwicklung unsere Prägung ge-ben und nicht, wie in all den Jahren, derBildungsdiskussion hinterher laufen! Wir haben jetzt den Gestaltungsraum dazu.

Roland Horst, Schülervater

Roland Horst, der Autor dieses Artikels, ist ein in drei- facher Hinsicht vom Thema Inklusion Betroffener: Er arbei-tet als Lehrer an der Troxler-Schule (Förderschule mit dem Schwerpunkt Geistige Entwicklung), sein Sohn besucht die Christian-Morgenstern-Schule (Förderschule mit dem Schwerpunkt Lernen) und seine Töchter sind Schülerinnen der Rudolf-Steiner-Schule (Waldorfschule für „Normale“?). Vom Beginn an ist er in dem Arbeitskreis „Inklusion“ aktiv.

Thema Menschen mit Behinderung geht, wird eine offene Debatte gescheut. Dabei bietet die Inklusion die einmalige Chance, die bestehenden Fördersysteme kritisch auf den Prüfstand zu stellen. Political Correctness, wirtschaftliche Interessen, an den Grenzen der Ideologie verfestigte Denk-schemata und eine über Jahrzehnte entstandene Entmündi-gung verbunden mit einer Anspruchskultur erschweren ei-ne lösungsorientierte Herangehensweise. Im Moment wird versucht, das bestehende System mit seinen Ansprüchen in ein Inklusion genanntes System zu retten. Dies geschieht zu Lasten des eigentlich Gewollten. Dabei braucht es mehr Mut und mehr Offenheit – es geht darum, junge Menschen mit Behinderung von Anfang an in die Gesellschaft zu inkludieren.“

Man braucht nicht „Anthroposoph“ zu sein, um zu bemer-ken, dass sich hier eine ganz neue Art der Betrachtung von Menschsein, wenn auch immer wieder noch im Gewande des „alten“ Denkens, beginnt den Weg zu bahnen – und das außerhalb der Waldorfszene.Wollen, dürfen wir uns als Waldorfschulen dessen entzie-hen? Wir sollten die Rolle, die uns große Teile der Öffent-lichkeit zutrauen, ernst – und annehmen, denn sonst wird dieses Vakuum von marktorientierten, ökonomischen Inter-essen vollends besetzt werden.

Auszug aus dem Originaltext der (sog. Schattenübersetzung ) „UN-Konvention der Rechte für Menschen mit Behinderun-gen“ , Artikel 24, Bildung:a) die menschlichen Möglichkeiten sowie das Bewusstsein

der Würde und das Selbstwertgefühl des Menschen voll zur Entfaltung zu bringen und die Achtung vor den Men-schenrechten, den Grundfreiheiten und der menschli-chen Vielfalt zu stärken;

b) Menschen mit Behinderungen ihre Persönlichkeit, ihre Begabungen und ihre Kreativität sowie ihre geistigen und körperlichen Fähigkeiten voll zur Entfaltung bringen zu lassen;

c) Menschen mit Behinderungen zur wirklichen wirksamen Teilhabe an einer freien Gesellschaft zu befähigen.

b) Menschen mit Behinderungen gleichberechtigt mit an-deren in der Gemeinschaft, in der sie leben, Zugang zu einem integrativen inklusiven, hochwertigen und unent-

geltlichen Unterricht an Grundschulen und weiterfüh-renden Schulen haben;

c) angemessene Vorkehrungen für die Bedürfnisse des Ein-zelnen getroffen werden;

d) Menschen mit Behinderungen innerhalb des allgemei-nen Bildungssystems die notwendige Unterstützung ge-leistet wird, um ihre erfolgreiche wirksame Bildung zu erleichtern ermöglichen;

e) in Übereinstimmung mit dem Ziel der vollständigen In-tegration Inklusion

(3) Die Vertragsstaaten ermöglichen Menschen mit Behin-derungen, lebenspraktische Fertigkeiten und soziale Kom-petenzen zu erwerben, um ihre volle und gleichberechtigte Teilhabe an der Bildung und als Mitglieder der Gemein-schaft zu erleichtern fördern. Zu diesem Zweck ergreifen die Vertragsstaaten geeignete Maßnahmen; unter anderema) erleichtern fördern sie das Erlernen von Brailleschrift, alternativer Schrift, ergänzenden und alternativen Formen, Mitteln und Formaten der Kommunikation, den Erwerb von Orientierungs- und Mobilitätsfertigkeiten sowie die Unter-stützung durch andere Menschen mit Behinderungen den peer support und das Mentoring;b) erleichtern ermöglichen sie das Erlernen der Gebärden-

sprache und die Förderung der sprachlichen Identität der Gehörlosen gehörlosen Menschen;

c) stellen sie sicher, dass blinden, gehörlosen oder taub-blinden Menschen, insbesondere Kindern, Bildung in den Sprachen und Kommunikationsformen und mit den Kommunikationsmitteln, die für den Einzelnen am besten geeignet sind, sowie in einem Umfeld vermittelt wird, das die bestmögliche schulische und soziale Ent-wicklung gestattet.

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Schlittschuhfi eber

Vorbereitungen:Für mich stand schon lange fest, dass ich in die Niederlande wollte. Als wir vor langer Zeit im Urlaub in den Niederlan-den mein Gutenachtgeschichtenbuch vergessen hatten, oh-ne das ich auf keinen Fall einschlafen konnte, haben meine Eltern mir auf Niederländisch „Jip en Janneke“, das in Nie-derland beliebteste Kinderbuch, vorgelesen. Von da an war mein Interesse für die niederländische Sprache geweckt und später machte ich auch einige Volkshochschulkurse, um Niederländisch zu lernen. Ich wollte gerne einen Aus-tausch an einer niederländischen Waldorfschule machen. Das ist über eine Austauschorganisation aber nicht möglich und außerdem wäre dies für uns zu teuer gewesen. Also habe ich im Internet nach Schulen in den Niederlanden ge-sucht und direkt mehrere Schulen per E-Mail angeschrieben

und gefragt, ob es die Möglichkeit gibt, an dieser Schule einen Schüleraustausch zu machen. Und schon nach drei Tagen bekam ich von einer Waldorfschule in Zutphen die E-Mail Adresse von einem Mädchen, das Interesse an ei-nem Schüleraustausch hatte! Ich habe ihr natürlich sofort zurück geschrieben und wartete sehr gespannt auf eine Ant-wort. Die kam auch nach kurzer Zeit und wir haben uns E-Mails geschrieben um uns kennen zu lernen. Sie ist so alt wie ich und ihre Schwester ist zwei Jahre jünger als ich. Sie und ihre Familie haben mich und meine Eltern einge-laden, sie schon vor dem Austausch mal zu besuchen. Das war zum Glück möglich, weil wir nur etwa zwei Stunden voneinander entfernt wohnen. Auch wenn ich schüchtern war und sehr wenig gesagt habe, haben wir uns direkt gut verstanden und ich habe mich noch mehr auf meinen Aus-tausch bei dieser Familie gefreut.

Start:Gut zwei Monate später, Anfang 2012, ging es dann los. Ich freute mich, doch ich hatte auch ein bisschen Angst vor dem, was kommen würde. Kann ich mich auf Niederlän-disch verständigen? Werde ich mich mit meinen Klassen-kameraden gut verstehen? Diese und viele weitere Fragen gingen mir auf der Fahrt nach Zutphen zu meiner Gastfami-lie durch den Kopf. Zur Begrüßung gab es „oliebollen“, ein typisches Nieder-ländisches Neujahrsessen. Ich durfte in dem Zimmer einer meiner Gastschwestern wohnen, die dafür in das Arbeitszimmer gezogen ist.

(4) Um zur Verwirklichung dieses Rechts beizutragen, treffen die Vertragsstaaten geeignete Maßnahmen zur Einstellung von Lehrkräften, einschließlich solcher mit Behinderungen, die in Gebärdensprache oder Braille-schrift ausgebildet sind, und zur Schulung von Fachkräf-ten sowie Mitarbeitern und Mitarbeiterinnen auf allen Ebenen des Bildungswesens. Diese Schulung schließt die Schärfung des Bewusstseins für Behinderungen und die Verwendung geeigneter ergänzender und alterna-tiver Formen, Mittel und Formate der Kommunikation sowie pädagogische Verfahren und Materialien zur Unterstützung von Menschen mit Behinderungen ein.

(5) Die Vertragsstaaten stellen sicher, dass Menschen mit Behinderungen ohne Diskriminierung und gleichbe-rechtigt mit anderen Zugang zu allgemeiner tertiärer Bildung Hochschulbildung, Berufsausbildung, Erwach-senenbildung und lebenslangem Lernen haben. Zu die-sem Zweck stellen die Vertragsstaaten sicher, dass für Menschen mit Behinderungen angemessene Vorkehrun-gen getroffen werden.“

PESSIMISTISCHwww.gew.de, 4.1.2009, Marianne Demmer, Ltg. d. GEW-Organisationsbereichs Schule:„... Es ist unbestritten, dass gemeinsamer Unterricht von behinderten und nicht behinderten Kindern auch im tradi-tionellen selektiven Schulsystem machbar ist. Viele Grund-, Haupt- und Gesamtschulen erbringen täglich den Beweis. Aber dadurch schafft man noch kein inklusives Schulsys-tem. Es gibt in Deutschland Inseln der Inklusion in einem Meer von Selektion. Aber wir sind noch weit davon ent-fernt, dass sich diese Inseln zu einem vollständig inklusiven System verbinden. Selbst wenn der unwahrscheinliche Fall einträte, dass alle jungen Menschen mit Behinderungen im gemeinsamen Unterricht des traditionellen Schulsystems lernen, könnte man dennoch nicht von einem inklusiven Schulsystem sprechen. Die selektive Grundausrichtung un-seres Schulsystems beeinträchtigt die Bildungschancen der Migrantenbevölkerung und von Kindern und Jugendlichen aus bildungsarmen Elternhäusern. Sie wird auch Kinder und Jugendliche mit Behinderungen weiterhin benachtei-ligen, vor allem dann, wenn sie aus einer Migrations- und/oder bildungsarmen Familie kommen. Die vollständige In-

klusion von Kindern und Jugendlichen mit Behinderungen ins selektive Schulsystem wird nach meiner Überzeugung nicht nur an fehlenden Ressourcen, uneinsichtigen Verwal-tungen und mangelnder Klagefreudigkeit von Eltern schei-tern, sondern auch systembedingt an der selektiven Grund-ausrichtung unseres Schulsystems...“

Wir merken doch allesamt – und wer das ignoriert, weil es unbequem ist, lügt sich selbst in die Tasche, dass wir eine neu ausgerichtete Sozialisation unserer gesamten Gesell-schaft dringend beginnen und gestalten müssen. Von uns Waldorfs wird da etwas erwartet, zu recht oder zu unrecht? ...ich finde, zu recht!Die Profile jeder unserer drei Schulen können, ja müssen wir gemeinsam anschauen, neu definieren und weiterent-wickeln, geleitet durch die Frage: wie und wo können wir durchlässig füreinander werden? Diese Notwendigkeit, diese Pionierarbeit können und dürfen wir nur tun, indem Eltern , LehrerInnen und SchülerInnen in AUGENHÖHE daran gemeinsam arbeiten.

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Praktikum:Nach der ersten Schulwoche hatte meine Klasse ein Prak-tikum. Das konnte ich zum Glück bei meiner Gastmutter machen, die in der dritten Klasse einer Waldorfschule un-terrichtete. Das Praktikum hat mir sehr gut gefallen und ich konnte mich gut mit den Kindern unterhalten, weil die oft noch eine einfachere Sprache hatten. Ich habe einmal in der Klasse ein deutsches Wintergedicht vorgelesen, was die Schüler sogar ein bisschen verstanden haben, obwohl man in den Niederlanden meistens erst ab der siebten Klas-se Deutschunterricht in der Schule hat. An meinem letz-ten Praktikumstag habe ich zusammen mit den Kindern Schneeflocken aus Papier gebastelt. Die Kinder fanden es schade, dass mein Praktikum nur eine Woche ging und ich bekam sehr viele selbst gebastelte Schneeflocken als Ab-schiedsgeschenk.

Freizeit und Familie:Nach einigen Wochen Schule hatten wir eine Woche „Kro-kusferien“. In den Ferien waren wir auf dem Markt und in der Bücherei, wo ich viele Bücher ausgeliehen habe, in Zutphen und in Arnheim. Als es endlich gefroren hatte, brach „schaatskorts“ (Schlitt-schuhfieber) aus. Es wurde sehr viel rumtelefoniert und ab-gesprochen, wann wer mit wem und wo Schlittschuhlaufen geht. In der Nähe von dem Haus meiner Gastfamilie war ein Schlossgraben, auf dem wir sehr oft Schlittschuh gelau-fen sind.

Während meiner Zeit in den Niederlanden habe ich sehr viel gelesen. Weil meine ganze Gastfamilie gerne liest, hatten sie sehr viele Bücher, doch leider haben die neun Wochen nicht ausgereicht, um alle Bücher, die ich gerne gelesen hätte, zu lesen. Aber als ich wieder nach Hause ging, bekam ich einen dicken Stapel Bücher von meiner Gastfamilie ausgeliehen.

Schule:Zwei Tage später war dann mein erster Schultag. Ich war sehr aufgeregt. An dem Tag hat die Klasse im Rahmen der sozialwissenschaftlichen Epoche ein Gericht besucht und danach hatte ich nur noch zwei Stunden Schule.Bevor wir in das Gericht reingehen konnten, mussten wir, ähnlich wie am Flughafen, durch eine Sicherheitsschleuse gehen, und ein Mitarbeiter fragte mich, ob ich einen „riem“ habe. Ich hatte keine Ahnung, was ein „riem“ war, und ich war irgendwie unfähig, ihm zu sagen, dass ich nicht gut niederländisch spreche, aber glücklicherweise kam mir dann eine Mitschülerin zur Hilfe, die dem Mitarbeiter er-klärte, dass ich noch nicht so gut niederländisch spreche, und der Mitarbeiter übersetzte das Wort dann für mich ins Englische. (Ein „riem“ ist übrigens ein Gürtel)Von der Gerichtsverhandlung habe ich nur sehr wenig ver-standen. Meine Mitschüler waren sehr nett und haben mir geholfen, wenn ich irgendwas nicht verstanden habe.Die Schule war viel größer als meine deutsche Schule: in den Klassen sieben bis zwölf waren insgesamt 1.200 Schü-ler! Während meiner ersten Schultage hatte ich noch ein Gespräch mit dem Lehrer, der den Schüleraustausch orga-nisiert hatte. Ich habe das meiste, was er gesagt hat, ver-standen, aber aus Angst, was falsch zu machen, kaum was gesagt… Auch die Lehrer habe ich recht gut verstanden, aber von dem, was meine Mitschüler in den Pausen gesagt haben, habe ich nur sehr wenig verstanden. Doch nach kurzer Zeit konnte ich das meiste verstehen und auch auf

Fragen antworten, so dass die anderen es auch verstanden haben. ;) Aber meine Mitschüler mussten mir sehr oft Wör-ter erklären, die ich nicht kannte, was für sie auch nicht im-mer leicht war, vor allem in der Poesie-Epoche. Mit meinen Klassenkameraden habe ich mich gut verstanden und mich auch manchmal in der Freizeit mit ihnen getroffen. Ich ha-be mich in der Klasse sehr wohl gefühlt!

Für den Musikunterricht mussten wir alleine oder in Grup-pen etwas einüben und dann vor der Klasse vorführen. Ich spiele Oboe und hatte meine Oboe auch mitgenommen. Mit einem Mädchen, das Klavier spielt, habe ich dann et-was eingeübt und mich auch in den Ferien mit ihr zum Üben getroffen. Kurz bevor ich wieder nach Deutschland ging, haben wir das Stück dann vorgeführt, und es hat alles sehr gut geklappt.

In den Niederlanden fährt fast jeder mit dem Fahrrad zur Schule. Die Fahrradständer mit den ungefähr 1.200 Fahrrä-dern vor der Schule sahen schon sehr beeindruckend aus. Auch zur Sporthalle mussten wir ungefähr eine Viertelstun-de mit dem Fahrrad fahren. In der Schule gibt es zwar auch eine Sporthalle, aber weil immer mehrere Klassen gleich-zeitig Sport hatten, mussten wir immer zu einer anderen Sporthalle fahren. Die Schule fing um neun Uhr an, ging dafür aber auch länger. An einem Tag in der Woche dauerte der Unterricht sogar bis halb sechs. In der Schule gab es nicht wie bei uns, ein warmes Mittagessen, sondern man konnte nur Brötchen kaufen.

Dadurch, dass die Schule so groß war, konnte man viel mehr wählen. So gab es bei den handwerklichen Fächern Plastizieren, Werken, Malen, Textil, Schmieden, Video-kunst, Theater und noch einiges mehr. Auch bei den an-deren Fächern hatte man sehr viel Auswahl. Es gab zum Beispiel Wirtschaftswissenschaft und Chinesisch. Der Hauptunterricht war immer mit der ganzen Klasse zusammen, aber in den Fachstunden war die Klasse nach Niveaus aufgeteilt.

Eine meiner Gastschwestern und mein Gastvater gingen zwei Mal die Woche zum Bogenschießen. Ich bin einmal mitgekommen, weil ich mir das gerne mal angucken wollte, und da hat es mir so großen Spaß gemacht, dass ich von da an immer mit gekommen bin!

Weil die Schule in dem Niederlanden länger ging und meine Gastfamilie auch etwas weiter von der Schule entfernt wohnt, blieb nach der Schule neben den Hausauf-gaben kaum noch Zeit für andere Aktivitäten. Das ist bei mir in Deutschland anders: Ich treffe mich nach der Schule oft mit Freunden, gehe zum Musikunterricht, mache Sport, etc. Doch daran konnte ich mich schnell gewöhnen und ich fand es auch schön, dass ich auf diese Weise mehr Zeit mit meiner Gastfamilie verbringen konnte.Ich habe mich sehr gut mit meiner Gastfamilie verstanden und sie nach dem Austausch direkt noch einmal besucht, was ja gut ging, da wir nicht so weit auseinander wohnen. Ich habe mich dort sehr wohl gefühlt und ich bin froh, dass ich in diese Familie gekommen bin!

Abschied:Die neun Wochen gingen viel zu schnell vorbei und, auch wenn ich mich natürlich gefreut habe, meine Freunde und Eltern wieder zu sehen, wäre ich gerne noch länger dort geblieben. Heimweh hatte ich in den neun Wochen nicht. Das lag sicher daran, dass ich mich so gut mit meiner Gast-familie und meinen Klassenkameraden verstanden habe, aber vielleicht lag es auch daran, dass neun Wochen eine doch relativ kurze Zeit ist. Inzwischen kann ich es sehr gut verstehen, wenn jemand mit mir niederländisch spricht und ich kann auch antworten. Es ist zwar nicht perfekt, aber die Leute verstehen, was ich meine, und das ist ja das Wichtigs-te! Wenn ein Austausch mit einer Organisation zu teuer ist, kann ich jedem nur empfehlen, zu versuchen, sich selbst etwas zu organisieren, denn ein Schüleraustausch ist immer ein unvergessliches Erlebnis!

Lina Masek, Schülerin Klasse 11

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Der Waldorfschulverein, das „unbekannte Wesen“

Der Waldorfschulverein ist so etwas wie der „kleine Bruder“ des Rudolf-Steiner-Schulvereins. Wir begegnen ihm jeden Monat bei der Überweisung der Beiträge für OGATA und Schule und dann noch einmal im Jahr bei der Vorstellung der Haushaltspläne im Schulrat beziehungsweise auf der Mitgliederversammlung. Also sollten wir ihn alle kennen, aber eigentlich wissen wir nicht genau, wozu er eigentlich da ist. Warum reicht denn nicht ein einziger Trägerverein?Der Grund seiner Existenz liegt in der Besonderheit der Er-satzschulfinanzierung in NRW, die es in dieser Form in kei-nem anderen Bundesland gibt. Unser Bundesland kennt ne-ben den klassischen Privatschulen, die sich ausschließlich durch Schulbeiträge der Eltern finanzieren, noch die sog. „Ersatzschulen“. Das Land erkennt an, dass diese Schulen den staatlichen Regelschulen vergleichbare Bildungsziele verfolgen und gewährt ihnen deshalb einen Zuschuss zu den Betriebskosten (genauer: zu den einer staatlichen Schu-le vergleichbaren Betriebskosten, also ohne waldorfspezi-fische Fächer und Kostenanteile). Laut nordrhein-westfä-lischem Schulgesetz (SchulG NRW §106 Abs. 5) hat der Schulträger einen Eigenanteil von 15 Prozent zu erbringen.Aber 15 Prozent von was? Wie wird festgestellt, was die 100

Prozent sind? In SchulG NRW §106 Abs.1 steht: „Die Zu-schüsse bemessen sich (...) nach dem Haushaltsfehlbetrag der Ersatzschule. Als Haushaltsfehlbetrag gilt der Betrag, um den bei Rechnungsabschluss die fortdauernden Aus-gaben höher als die fortdauernden Einnahmen der Schu-le sind.“ Maßgebend ist also das Defizit des Schulträgers (wobei klar ist, dass die Landesmittel bei der Ermittlung des Defizits nicht berücksichtigt werden).Jetzt war in den 1950er Jahren das Problem, woran man den Eigenanteil des Schulträgers erkennen und wie man ihn von den „fortdauernden Einnahmen der Schule“ unterscheiden könne. Die Beiträge der Eltern, die auf das Konto des Schul-trägers überwiesen wurden, drohten, nicht dem Eigenanteil zu Gute zu kommen, sondern als „fortdauernde Einnah-men“ das Defizit der Schule und damit aber auch die Höhe der Landesmittel zu mindern! Der damalige Kultusminister Paul Mikat gab deshalb die Empfehlung an die Ersatzschu-len, Fördervereine zu gründen, in die die Eltern ihr Beiträge einzahlen und dessen Zuschuss zum Schulhaushalt bei der Ermittlung des Haushaltsdefizits nicht berücksichtigt wird.Kurz und prägnant kann man deshalb sagen: der Träger-verein tätigt die Ausgaben für den laufenden Schulbetrieb,

und der Förderverein generiert die Einnahmen für die Eigenleistung. Aber für die Erkenntnis der wirtschaftlichen Lage der Schule und für die Planungen ist eigentlich immer der „integrierte“ Schulhaushalt maßgebend, der sich ergibt, wenn man beide Haushalte der Vereine zusammen nimmt. So handhabt es der Vorstand bei der Haushaltsplanung, und so wird es auch auf den Mitgliederversammlungen der beiden Vereine gehandhabt, auf denen die Haushaltsplä-ne für beide Vereine immer zusammen dargestellt wurden und werden. Der Waldorfschulverein hat insofern keine eigenständige Existenz, sondern ist in gewisser Hinsicht eine haushalts-technische Konstruktion, damit die Landesbehörden das Defizit des Schulbetriebs, die oben angeführten 100 %, korrekt ermitteln können. Damit sicher gestellt ist, dass der Förderverein diesen Zweck auch zuverlässig erfüllt, haben die Gründer unserer Schule folgenden Weg gewählt: Die Mitglieder des Waldorf schul vereins wählten als Vorstand zwei Vorstandsmitglieder des Rudolf-Steiner-Schulvereins. (Diese dürfen allerdings im Rudolf-Steiner-Schulverein nicht zeichnungsberechtigt sein!) Dadurch war gewähr-leistet, dass der Waldorfschulverein im Sinne des Schulträ-gers geführt wird.Als 1973 unser heutiges Schulgebäude gebaut wurde, ent-stand die Frage, ob der Trägerverein oder der Förderverein Pächter des Grundstücks und Eigentümer der neuen Ge-bäude werden solle. Es zeigte sich, dass die Refinanzierung einer Miete günstiger ist als die Refinanzierung von Kredit-kosten, und so wurde der Förderverein zum Vermieter der Schulgebäude. Die Höhe der Miete darf dabei nicht über die vergleichbare ortsübliche Miete hinausgehen. Als Eigentümer der Gebäude kommen dem Waldorfschul-verein seitdem auch verschiedene Aufga ben aus dem Be-reich der Gebäudeerhaltung und -modernisierung zu, die recht eng mit dem Alltags ge schäft der Schulführung ver-quickt sind. Von daher ist durch diesen Schritt die Verzah-nung zwischen Schul- und Förderverein noch enger gewor-den. Man nennt ihn oft „Förderverein“, aber die für einen „echten“ Förderverein kennzeichnende Unabhängigkeit vom Alltagsgeschäft fehlt ihm weitgehend. Im Gegenteil, es wäre fatal, wenn der Waldorfschulverein auf einmal eine eigen stän dige „Politik“ machen würde und die Mittel, die für die Erbringung der Eigenleistung gedacht sind, für ande-

re Zwecke umwidmen würde.Die Verzahnung zwischen den beiden Vereinen hatte in letzter Zeit etwas gelitten, weil die beiden Vorstände des Waldorfschulvereins, Fr. Sträßer und Hr. Padberg, nicht mehr an der Arbeit des Rudolf-Steiner-Schulvereins teil nehmen konnten. Aber das Alltagsgeschäft ging weiter, und so mussten immer wieder Verträge und Anträge ver-schiedenster Art unterschreiben, ohne an den Beratungen im Rudolf-Steiner-Vorstand teilgenommen zu haben. Wir haben deshalb erklärt, dass wir für eine Wiederwahl nicht mehr zur Verfügung stehen und haben empfohlen, dass die Jahr zehnte lang geübte Praxis wieder aufgegriffen wird, zwei Rudolf-Steiner-Vorstände mit der Führung des Wal-dorfschulvereins zu betrauen.Die Mitglieder des Waldorf schul vereins treffen sich einmal im Jahr nach der Mitgliederversamm lung des Rudolf-Stei-ner-Schulvereins und vollziehen im Wesentlichen die Ent-scheidungen des Schulrats nach. Dies betrifft vor allem die Verabschiedung des Haushalts und die Wahl des Vorstands. Dies ist kein Verlust an Demokratie und keine Mausche-lei, da ja die Haushaltsberatun gen und die Vorstandswahl in aller Öffentlichkeit im Schulrat stattfinden und in aller Breite und Ausführlichkeit diskutiert werden können. Wenn ein Haushalt und ein Vorstand auf diese Weise legitimiert worden ist, liegt es in der Verantwortung der Mitglieder des Fördervereins, diesen Entscheidungen von Vorstand und Schulrat ihrerseits die nötige Legitimation zu geben. Der Förderverein muss kein „Massenverein“ sein. Er benö-tigt allerdings eine genügende Anzahl von Mitgliedern, um rechtsgültige Entschlüsse fassen zu können. Erfahrungsge-mäß liegt diese Zahl bei etwa vierzig Mitgliedern, denn es kommen ja nicht immer alle zur Mitgliederversammlung. Die Zahl der Mitglieder ist in den letzten Jahren weit unter diese Grenze gesunken, aber durch die „Werbeaktion“ der letzten Monate wieder gestiegen. Es können aber durchaus noch mehr Menschen beitreten. Wer Mitglied werden möchte, dem oder der sollte das Spe-zielle dieser Rechtskonstruktion bewußt sein. Er oder sie sollte die Diskussionen im Schulrat verfolgen und bereit sein, die Entscheidungen dort im Förderverein mitzutragen. Beitrittsformulare gibt es bei Frau Grisse (Tel. 28 08-412).

Stefan Padberg, Juli 2013

Die Geldströme zwischen Land, Träger- und Förderverein

RSSV WSV

Refinanzierung Elternbeiträge

Eigenanteil

Miete

Gebäude Gehälter Nicht re-finanzierte Gehälter

Schulbetrieb Gebäude

14 15Sicht 2013

Malta: mehr als nur „alte Steine“!

Sieben Tage Sonne. Das Meer, lange Busfahrten, Kathe-dralen und verrücktes Nachtleben. Mittendrin wir, eine 12. Klasse aus Wuppertal! Und nicht zu vergessen: der Hauch jahrhundertealter Geschichte, der einem bisweilen auch als gehöriger Wind um die Ohren bläst!

Unsere einwöchige Kunstgeschichtsfahrt nach Malta im Mai dieses Jahres verlief also durchaus abwechslungsreich. Der circa 100 km südlich von Sizilien im Mittelmeer ge-legene Staat umfasst zwar nur 316 Quadratkilometer und gehört damit zu den zehn kleinsten der Welt, aber bitte! Diese Inselchen haben mehrere Jahrtausende Geschich-te. Und was sind schon sieben Tage, wie wir sie zur Ver-fügung hatten?

Unsere Freizeit genossen wir in den drei geräumigen Apartments, die uns in St. Juliens eine Herberge boten. Wa-ren wir nicht gerade mit Einkaufen, Es-sen kochen oder verzehren, ausruhen, chillen oder ähnlichen Aktivitäten aus-gelastet, kam abends – oder vielmehr Nachts – auch hin und wieder der Be-such der berühmtesten Partymeile der Stadt infrage. Zu dieser soll die Bemer-kung genügen, dass die Geschmäcker nun mal verschieden sind und sich mit einer ausreichenden Dosis Alko-hol vieles kaschieren lässt. Woraus natürlich keineswegs falsche Schlüsse hinsichtlich unserer Klasse gezogen werden sollten…!

Zu den Sehenswürdigkeiten gehörte gleich zu Beginn die Hauptstadt Valetta, die maßgeblich von den Rittern des Johanniter-Ordens vom Anfang des 16. bis Ende des 18. Jahrhunderts als „Bastion gegen die Osmanen“ geprägt wurde. Ihre „Upper Barakka Gardens“ boten einen ausgezeichneten Blick auf den Hafen und wun-derbare Straßenzüge mit den berühmten Balkonen. Und ein Besuch in der St. John’s Co-Cathedral durfte natürlich auch nicht fehlen (schließlich waren wir auf Kunstgeschichtsfahrt!).Sehenswert war auch das freundliche Fischerdorf Marsaxlokk, von wo aus wir nach einem Fußmarsch durch die eher karge, steinige Landschaft die wunder-bare Badebucht „Peter’s Pool“ erreichten – einen unse-rer klaren Favoriten unter den Unternehmungen.Ebenso wenig durften wir im weiteren Verlauf der Reise die uralten (2500 v. Chr.!) Stätten der Megalithkultur in Hagar Qim und Mnajdra versäumen, jene Tempelbau-ten, die es an Rätselhaftigkeit mit Stonehenge aufneh-men können. Dazu kamen noch die Nachbarinsel Gozo, die wir per Fähre erreichten, Maltas alte Hauptstadt Mdina (wie im Museum – keine Einwohner zu sehen, dafür umso mehr Touristen) und die alten Katakomben in Rabat, in denen man einst seine Toten bestatte. Um nur die wichtigsten Ziele zu nennen.

Insgesamt können wir eine Reise nach Malta weiterempfehlen, so das Credo nach der Fahrt. Man bekommt schon einiges geboten für die Größe der In-sel, und dank der geringen Größe sind auch alle Attraktionen relativ schnell erreichbar (wenngleich geringfügige Verzögerungen im Betriebsablauf der Nahverkehrsgesellschaft hin und wie-der zu unerwarteten Verzögerungen führen können…). Und was die Party-meile betrifft – das sollten Sie sich we-nigstens mal anschauen. Ehrlich.

Sönke Eickmann, Klasse 12

16 17Sicht 2013

18 19Sicht 2013

Ein schönes Bild, denn das Leben ist, wie der Tanz auf dem Seil, eine große Herausforderung. Es braucht dazu: Mut – Fantasie – Vertrauen – Beziehungsfähigkeit – Disziplin – Konzentration – Sozialkompetenz – Kreativität – Organisa-tionstalent – Zielvorstellung – Freude am Dasein. Deshalb machen wir Zirkus, denn da findet sich die Möglichkeit, all dieses zu erlernen und viel Spaß dabei zu haben. Der Zirkus bietet die vielfältigsten Bewegungsmöglichkeiten, allein, mit einem Partner oder meistens in der Gruppe.

Akrobatik ist sowohl Kontakt mit dem Boden als auch luftiger Aufstieg. Es findet Gemeinschaftsbildung und Ver-trauensbildung auf einer elementar körperlichen Ebene statt. Wir üben dies mit Bodenakrobatik, Seilchen, Trapez, Ring, Netz und Vertikalschlauch.Jonglage ist ein ausgewogenes Verhältnis zwischen Leich-te und Schwere, eine permanente Geschicklichkeitsübung zwischen Loslassen und Begrenzen mit den Materialien Tücher, Bälle, Ringe, Keulen und Poi.Balance „ist“ nicht, sondern muss in jedem Moment neu hergestellt werden aus der Kraft der Mitte heraus mit Laufkugel, Hochseil, Einrad, Hochrad, Kunstrad, Rolabola und Rollen.

Vieles davon lässt sich miteinander verbinden: Jonglieren auf der Kugel, Poi mit dem Hochrad, Hulahoop auf der Kugel oder dem Seil, Akrobatik auf dem Kunstrad und, und, und… Zirkus ist Abenteuer und die Veranstaltungen mit Musik, Kostümen und Schminke sind die Höhepunkte. Jeder gibt alles, um das gemeinsam Geschaffene dem Pub-likum zu präsentieren.

Nun gibt es den Zirkus Krümel schon 10 Jahre an unserer Schule! Mittlerweile ist es ein Verein. Es machen Schüler und Schülerinnen aus fast allen Klassen mit. Die Jüngs-ten sind aus der Klasse 1 und die Ältesten sind schon seit 10 Jahren dabei.

Neben der jährlichen Gala und etlichen Benefiz-Veranstal-tungen an unserer Schule ist der Zirkus schon viele Male für die Schule aufgetreten: zum NRW-Tag, zur Einweihung der Bibliothek am Rott sowie der Nordbahntrasse, in der Uni-Halle beim Fest „Wuppertal hilft“, im Haus der Jugend in Barmen, im Rex-Theater, am „Langen Tische“ in Wuppertal, in der Tonhalle Düsseldorf, im Zirkuscamp „Auf der Wie-se“ und „An der Wupper“. Die Zirkus-Schüler nehmen an Workshops teil und machen gemeinsame Trainingsfahrten.

Was sagen die Artisten? Toll! – Mir macht das Spaß! – Sehr gut. – Sehr, sehr schön! – Man kann Sachen lernen, die man zuhause nicht macht. – Spaß für Groß und Klein. – Eine gute Möglichkeit, sich zu bewegen und Erfahrungen im Umgang mit Kindern zu sammeln. – Ich mache Zirkus, weil ich viele neue Sachen gelernt habe, zum Beispiel Kugel-Laufen, Poi, Einrad. – Am meisten Spaß habe ich, wenn wir in die Jugendherberge fahren und dort trainieren. – Ich finde Zirkus super!

Der Zirkus Krümel freut sich über jeden neuen Artisten, egal aus welcher Klasse. Aufnahmebedingung ist: Du musst Zeit, Freude und Ausdauer mitbringen – alles andere lernst du dort!

Frau Lilge, Zirkus-Leiterin

Das Leben – ein Tanz auf dem Seil…

Bericht 10 Jahre Zirkus Krümel, Mai 2013

ein Tanz auf dem Seil…

T E R M I N E

Variete: 26. Januar 2014

„Die 4 Elemente“:+ Gala 2014

3. und 4. Mai 2014

weitere

20 21Sicht 2013

Ein Revival im Schuljahr 2012 / 2013:

„Warum gerade ich?“ –

Elternmitarbeit und Selbstverwaltung

Als uns die Schulzeitung um einen Beitrag zum Thema „Zustandsbericht des EMK“ bat, berieten wir, die drei Mitglieder des Eltern-Mitarbeits-Kreises, gerade wieder ein-mal intensiv die uns oft gestellte Frage (nachdem viele Auf-rufe zur Mithilfe über die Schulmitteilungen mitunter keine Rückmeldung fanden ):Warum ist die Elternmitarbeit an unserer Schule weiterhin so rückläufig? „Ist sie das überhaupt? – unsere Gegenfrage! Wie wäre im Schuljahr 2012/2013 die Elternmitarbeit wohl ohne das Elternmitarbeitsmodell?Zurück zu den Anfängen: 2009 verabschiedete der Schulrat einstimmig die Einführung eines verbindlichen Elternmit-arbeitsmodells, 20 Stunden als Zeitspenden im Jahr und 3 Extra- Stunden für die großen Feste pro Familie, unabhän-gig von der Kinderzahl; möglich ist auch eine finanzielle Ablösung. Nachdem die anfänglich geplanten Klassenaufgaben nicht gut umgesetzt werden konnten, da bereits viele Elternhäu-ser in jeder Klasse ein regelmäßiges Amt in den Arbeits-kreisen innehaben, wurden 2011 die nachfolgenden Paten-schaften für bestimmte Aufgaben eingeführt:• regelmäßige Reinigung der einfachen Fenster im Erdge-

schoss• Winterdienst• Hilfe beim Vorbereiten der Schule in den Ferien• Entstauben der Bilder im Gebäude und Entfernen der

Spinnenweben • Lampenschirme reinigen, Leuchtmittel wechseln• Möbelinstandhaltung, Holzzargen reinigen• regelmäßige Aufräumarbeiten nach Anweisung

• Hilfe beim Tragen des Sperrmülls (4 Termine im Jahr)• Arbeiten im Außengelände nach Einweisung• Reinigungsarbeiten in der Turnhalle• Reinigungsarbeiten in der Sonnenhalle• verbindliche Mitarbeit im Garten, Beetpflege- und

Pflanzenpflege• verbindliche Mithilfe beim Catering der Monatsfeiern

etc.• Näharbeiten an Eurythmie-Kostümen, Ausbesserung usw.• verbindliche Hilfe beim Vorbereiten der Kränze• Reinigungs- und Instandhaltungsarbeiten in der OGATADer erhoffte Erfolg, durch die Patenschaften ein noch indi-viduelleres Angebot für die Menschen zu finden, die sich ihre Mitarbeit lieber ungebunden von Gremien und Arbeits-kreisen suchen wollen, ist aber doch zum Teil ausgeblie-ben. Es ist im System der selbstverwalteten Schule eher ein organisatorisches Problem, diese vielen Aufgaben nachhal-tig zu vergeben und mitarbeitende Eltern dafür zu finden. Die Klassenkoordinatoren/innen der Klassen 1-10, die die Zeitspendenlisten in ihren Klassen verwalten, haben aber durchaus viel Gutes zu berichten. In der Regel sind bei 80 % Elternschaft der Listen am Ende des Schuljahrs durch regelmäßige Mitarbeit besonders in den Gremi-en und Arbeitskreisen gut gefüllt und bei nochmals 10 % sind auch Teilstunden abgeleistet worden. Die Vielzahl an Arbeitskreisen wird ja in unserem Navigator anschaulich gemacht, so dass wir sehr stolz darauf sind, dass sich doch so viele Elternhäuser engagieren und die Arbeit in Schulrat, Festkreis, Instandhaltungskreis und, und, und reibungslos laufen kann. Die Klassen 11-13 werden momentan im El-ternmitarbeitsmodell nicht verpflichtend angesprochen, da

wir uns erhoffen, dass die unteren Klassen, die das Eltern-mitarbeitsmodell schon früh kennenlernen, es ganz selbst-verständlich mit in die Oberstufe tragen werden. So ist es wohl auch zu erklären, dass auf dem Oberstufen-

Bausamstag hauptsächlich Unterstufenfamili-en zu finden waren. Da unser Hausmeister und die Pflege der Schulgebäude und des Außengeländes aber weiterhin viel Unter-

stützung brauchen, möchten wir in unserem Beitrag noch einmal an den bekannten Artikel von Holger Künemund erinnern, der auch in den Begrüßungsmappen zu finden ist: „Warum gerade ich?“:dort wird die organisatorische, wirtschaftliche und auch moralische Grundlage von Elternmitarbeit in einer selbst-verwalteten Waldorf-Schule sehr genau erklärt – in einem der letzten Absätze ist zu lesen: Das Ziel ist es, auf vorhandene Ressourcen zurückgreifen zu können, die Arbeit auf mehr Schultern zu verteilen, um mit praktischem Know-how aus der Elternschaft bessere Bedingungen und größere Freiräume für die pädagogische Arbeit an der Schule zu schaffen. Dafür muss ein Bewusst-sein entwickelt werden, damit sich das Schulleben auch in schwierigen Zeiten weiter entfalten kann. Hilfreich ist der Grundsatz, dass man an dem, was man als Elternteil freiwillig für die Schule tut, Freude hat und seinen Zeitauf-wand als einen Beitrag sieht, der letztendlich dem Wohl unserer Kinder zu Gute kommt. Möglichkeiten gibt es für jeden, sich durch aktive Mitarbeit im Rahmen der Selbst-verwaltung tatkräftig und sinnstiftend einzubringen.

Zeiten, in denen das Ehrenamt in unserer Gesellschaft durch die familiären, beruflichen und persönlichen Belas-tungen wie bekannt eher als rückläufig zu beschreiben ist, können nur die nachfolgenden Sätze als Motivationsgrund-lage Auslöser zur Mithilfe sein:

• Jede Elternmitarbeit dient dem Wohl unserer Kinder an unserer Schule!

• Jede Elternmitarbeit spart Gelder ein, die an anderer Stelle damit besonders für die pädagogische Arbeit wie-der vorhanden sind!

• Jede Elternmitarbeit schafft Entlastung für das Kollegium in der Selbstverwaltung!

• Jede Elternmitarbeit ist eine Vorbildshaltung für unse-re Kinder, die zeigt, dass es sich immer lohnt, in eine Gemeinschaft zu investieren!

• Jede Elternmitarbeit schafft Gemeinschaft und gemeinsa-me Ziele!

• Jede Elternmitarbeit ist eine notwendige Unterstützung und sehr willkommen!

Zurück zum Anfang:Wie wäre im Schuljahr 2012/2013 die Elternmitarbeit wohl ohne das Elternmitarbeitsmodell?Eine realistische Antwort darauf gibt es wohl nicht. Man kann jedoch davon ausgehen, dass sie viel, viel rückläu-figer wäre. Viele Waldorfschulen in NRW, die kein ver-gleichbares Modell besitzen, beneiden uns nämlich darum, dass Verbindlichkeit und Umfang so klar geregelt sind. Als

Mitglieder des Eltern-Mitarbeits-Kreises wünschen wir uns selbst natürlich noch mehr Unterstützung in der aktiven Mitarbeit und eine bessere Vernetzung mit der Verwaltung, dem Vorstand und dem Kollegium. Aber wir drei sind uns einig, dass in diesem Thema viel Positives bewegt worden ist und die Elternmitarbeit an der Rudolf-Steiner-Schule-Wuppertal, besonders durch die vielen netten Miteltern und kompetenten Elternhäu-ser, immer wieder ein besonderes Erlebnis ist.

Für den EMK

Anja Käppner-Herzog, Dany Lamb und Suse von Foerster

22 23Sicht 2013

BUCHTIPP

Über die Autorin

Jumana Mattukat ist 39 Jahre alt, verheiratet und Mutter zweier Kin-der. Sie arbeitet als freie TV-Journalistin und Ka-meratrainerin. Zurzeit moderiert sie in Bre-men fü r den regionalen TV Sender „heimatLI-VE“. Sie ist Entwick-lerin und Produzentin von „urbia TV“, dem Web TV Elternratgeber des fü hrenden Famili-enportals Deutschlands urbia.de.

Zwei Fragen an die Autorin:

Sicht: Jumana, welchen Bezug hast Du zur RSSW?Jumana Mattukat: Also, mein Bezug zur RSS: Wir haben ein wundervolles erstes Schuljahr in der RSS erleben dürfen. Der perfekte Schul-start für unsere Tochter Emilia. Nach dem ersten Jahr sind wir dann nach Bremen gezogen.

Sicht: Und wie sieht es bei Eurer Bre-mer Waldorfschule mit der Schulver-pflegung aus?Jumana Mattukat: In der Bremer Waldorfschule gibt es auch eine Schulküche, allerdings essen wir mittags gemeinsam zu Hause. Ich weiß aber, dass sie immer auch ein vegetarisches Gericht anbieten. Ve-gan ist dort allerdings noch kein ex-plizites Thema. Beim Adventsbasar in diesem Jahr werde ich einen vega-nen Stand anbieten.

Und hier eine Kostprobe aus ihrem aktuellen Buch:Überfluss und Wertschätzung

„Ich habe euch erst mal nur eine kleine Portion gemacht. Wenn ihr es mögt, dann könnt ihr gerne mehr haben.“ Mit dieser Ansage serviere ich Emilia, Richard und dem Besuchs-kind am Nachmittag je eine kleine Schale mit Müsli, Obst und Sojajoghurt. Stichwort „Überfluss“. Ich kann es überhaupt nicht mehr gut ertragen, wenn wir Lebensmittel wegwerfen, schon gar nicht wenn es ein tierisches Produkt ist. (…)

Bisher hatte für mich ein gutes Essen immer auch etwas mit einem üppig gedeckten Tisch zu tun. Die Käse– und Wurst-auswahl am Samstagabend musste den eigentlichen Appetit bei Weitem übertreffen. Sonst war sie nicht wirklich prächtig. Dass wir gegen Mitte der folgenden Woche die Hälfte weg-geworfen haben, tja, das war normal.

Durch meinen Bewusstwerdungs-Prozess versetzt es mir in-zwischen regelrecht einen Stich, wenn ich Milch wegschütte, die ja ohnehin für ein kleines Kälbchen gedacht war, das kei-nen Tropfen davon abbekommen hat. Auch zwei Eier im Glas am Sonntag müssen nicht wirklich sein. Wenn wir schon ein Ei essen, dann sollten wir es mit der entsprechenden Wert-

schätzung tun. Und nach einem Ei noch Lust auf ein weiteres zu haben, ist sicherlich auch für die Kinder eine andere Er-fahrung, als das zweite nicht mal richtig aufessen zu können, oder? Dahinter steht doch viel mehr die Haltung: „Danke schön, liebes Huhn, dass ich das Ei von dir essen darf.“

Passend dazu habe ich bemerkt, dass ich vegan essend schneller satt werde als früher. Oder war ich vielleicht früher ebenso schnell satt, bin aber darüber hinweggegangen und habe weitergegessen – wegen meines fehlenden Bewusst-seins? Vorstellbar ist das.

Meine Generation hat Eltern, die zumindest noch Nach-kriegserfahrungen gemacht haben. Für sie war es nicht im-mer selbstverständlich satt zu werden. Von daher waren sie sicherlich umso glücklicher darüber, ihren Kindern, also uns, volle Teller servieren zu können. Und wir, die wir keinen Hunger kennen, stehen nun vor dem Luxusproblem: Wie ge-he ich mit diesem Überangebot um? Was will ich in diesem Punkt meinen Kindern vermitteln?Natürlich ist es Quatsch, aus einer künstlichen Haltung he-raus zu agieren nach dem Motto: „Die Kinder müssen jetzt mal erfahren, was es heißt, hungrig zu sein.“ Ich habe mich früher schon einmal bei diesem Gedanken erwischt und überlegt, wie ich das mit meiner Erziehung steuern kann. Dabei habe ich mich höchstwahrscheinlich lieber über die

„verwöhnten Gören“ ge-ärgert statt über mich, die ich im selben Mo-ment den etwas trocken gewordenen Käse weg-geworfen habe.

Jetzt aber kommen mein neues Verhalten und meine Aussagen aus meiner innersten Überzeugung heraus und sind somit mein wirkli-cher, echter Wert. Wenn Kinder etwas können, dann ist es, eine wahre authentische Gesinnung von einer konstruierten „Man muss“-Haltung zu unterscheiden. Entsprechend hat-te es früher heftigen Protest gegeben, wenn ich mal wieder versucht habe, an meinen Kindern herumzuerziehen. Meine jetzigen Beweggründe aber scheinen viel mehr Eindruck zu machen. Natürlich schenken sie sich immer mal wieder zu viel ein oder überschätzen ihren Hunger und lassen Essen liegen, aber ich habe das Gefühl, dass sie es immer öfter selbst bemerken. Da zeigt sich mal wieder: Wir können un-sere Kinder nur zu einem anderen Verhalten bewegen, wenn wir es selbst vorleben.

Zur Wertschätzung des Essens gehört meiner Meinung nach auch ein gemeinsames Ritual, bevor man zu essen beginnt. Seit Kurzem haben wir dazu ein kleines Liedchen übernom-men, das in Waldorfkindergärten gerne vor dem Essen ge-sungen wird, den „Spruch vor Tisch“ von Christian Morgen-stern. Für mich ist das die schönste Art eines Tischgebets:

„Erde, die uns dies gebracht. Sonne, die es reif gemacht. Liebe Sonne, liebe Erde, Euer nie vergessen werde.“

Diese Zeilen bewusst zu singen, sich dabei an den Händen zu fassen und in die Augen zu schauen, bringt schon so eine Freude und Gemeinschaft mit sich.

In diesem Sinne: Gesegnete Mahlzeit!

Jumana Mattukat ist 39 Jahre alt, verheiratet

TV-Journalistin und Ka-

TV Sender „heimatLI-VE“. Sie ist Entwick-

von „urbia TV“, dem Web TV Elternratgeber

und meine Aussagen aus meiner

24 25Sicht 2013

JO JOCHUMSchreiner

Johannes JochumInhaber

Tel.: 0172-21 71 757Fax: 0202-50 70 [email protected]

Johannes JochumInhaber

Tel.: 0172-21 71 757Fax: 0202-50 70 [email protected]... der Schreiner für

Deinen individuellen

Innenausbau!

... der Schreiner für

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Innenausbau!

26 27Sicht 2013

Die Bilder sprechen für sich: Der „neue“ Musiksaal bietet einfach einen „Wow-Effekt“! Nach der Renovierung ist er kaum wiederzuerkennen. Gut ausgeleuchtet, modern ge-strichen, mit neuen Vorhängen ausgestattet und dank neuer Schränke super aufgeräumt, bietet der Raum neuen Glanz für jede Nutzung. Und da ist Vielseitigkeit gefragt, denn der Musiksaal ist ja nicht nur Unterrichtsraum, sondern als zweiter Veranstaltungsort durchaus auch für die Öffent-lichkeitswirkung der Schule wichtig. Hier tagt der Schulrat, finden die Präsentation von Jahresarbeiten und Prakti-kumsberichten statt; für das Einführungswochenende mit den neuen Eltern wird der Musiksaal ebenso genutzt wie für Vorträge.

Die Renovierungsarbeiten blieben im Schulalltag nahezu unbemerkt – „plötzlich“ war er da, der neue Raum. Doch hinter den Kulissen lief die Planung natürlich schon lange, denn die Renovierung war dringend notwendig: Die Ver-hältnisse waren zuletzt völlig unzureichend. Schon nach der letzten Renovierung im Jahr 2001 war klar, dass der Anstrich so nicht lange bleiben konnte. Außerdem hatte der Raum immer eine Überakustik, die zwar schön zum Musizieren war, das Unterrichten und Vorträge wie die Jahresarbeiten jedoch deutlich erschwerte. Und die Vor-hänge gab es schon seit Beginn unserer Schule, sie waren inzwischen deutlich in Mitleidenschaft gezogen.Das Problem war allerdings lange Zeit die Frage der Finanzierung. Glücklicherweise vererbte die langjährige Eurythmistin Frau Sydow der Schule 14.000 DM. Leider

verschwand das Geld jedoch, bis auf die Ausgaben für den Kauf einer großen Schrankwand, im allgemeinen Haushalt.Einen weiteren Anlauf ermöglichten schließlich zwei Spen-den der Sparkasse in Höhe von insgesamt 7.500 Euro. Im Frühjahr dieses Jahres konnte endlich die große Renovie-rung in Angriff genommen werden. Insgesamt wurden rund 31.000 Euro investiert. Sie flossen in Messungen und Be-ratung für die Akustikdecke sowie in deren Ausführung, in Vorhangschienen und Vorhänge sowie Malerarbeiten, Elek-trik und lichtstarke und technisch moderne Beleuchtung. Dabei ist hervorzuheben, dass die Lichttechnik von Firma Dinnebier kam, die von ehemaligen Schülereltern geführt wird und der Schule die Ring- und Wandleuchter aus Rück-läufen sehr günstig überließ. Das Gesamtkonzept für den „neuen“ Raum wurde durch den Gestaltungskreis erstellt.

Ein großer Teil der Pläne ist nun umgesetzt, doch für die Zukunft gibt es noch einige weitere Träume für den vielge-nutzten Mehrzweckraum. Eine Bühnengrundbeleuchtung, eine neue Bestuhlung und ein begehbarer Schrank an der Bühnenseite (für die sichere Lagerung weiterer Instrumente) sind die drei dringendsten Wünsche. Im Vordergrund stand jedoch vorerst die Montage der Feuertreppe, die nun als zusätzlicher Fluchtweg aus dem Musikraum an der Außen-seite des Gebäudes entlang- und zum Parkplatz herabführt. Nach Abschluss dieses Projektes (und wenn wieder Gelder vorhanden sind), kann es mit der Umsetzung der anderen Visionen für den Musiksaal weitergehen – denn es geht im-mer noch besser!

Sönke Eickmann (Klasse 13)

ALTER RAUM IN NEUEM GLANZ

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HASE HASE

Die fünf Aufführungen von „Hase Hase“, dem Theaterstück der Klas-se 12, boten alles, was sich für eine gute Komödie und monatelange Pro-benarbeit gehört: sprühende Dialoge, mit viel Liebe zum Detail gestaltete Kostüme und Kulissen, eine Story mit ordentlich Verwirrung und natürlich ein skurriles Happy End. Die Publi-kumsreaktionen während des Stückes waren von Aufführung zu Aufführung ganz verschieden (was auf Seiten der Darsteller zu nervösen Fragen führ-te wie: warum finden die heute ganz andere Stellen witzig als das Publi-kum gestern?); gleichwohl war das Feedback jedes Mal sehr positiv: Be-geisterung und Lachen, bis die Tränen kommen, aber auch Nachdenklich-keit habe das Stück ausgelöst. Die lebendige Spielfreude sei deutlich zu spüren gewesen. Und noch auf dem Schulparkplatz waren Diskussionen unter den Zuschauern zur persönli-chen Lieblingsstelle zu hören…

Die Schauspieler freute das natürlich. Zeigte es doch, dass sowohl die Mit-schüler der RSS von klein bis groß, als auch Eltern, Freunde der Schule und – als besonderen Gästen – die Handwerksklasse der Troxlerschule ihre Freude an dem hatten, was mit so viel Mühe und in minutiöser Klein-arbeit entstanden war. Dabei sei nur an Details wie den funktionierenden Wasserhahn in der Küche, Hases Do-nald-Duck-Heftchen, die Ausstattung des Badezimmers (wem ist aufgefal-len, dass mit jedem Familienmitglied mehr Shampooflaschen dort standen?) oder Lucies riesigen Berg an Hausrat gedacht; von der unübertrefflich ge-schmacklosen Tapete, den aufklapp-baren Wänden, den von den Schü-lerinnen und Schülern mit Hilfe von Frau Berning selbst gestalteten Kostü-men und dem kunstvollen Plakat ganz zu schweigen!

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Innerhalb der Klasse war das einhellige Fazit: die Erfahrun-gen aus der Zeit von „Hase Hase“ wollten wir um keinen Preis missen. Im Laufe der Proben wurde das Verhältnis zu-einander so intensiv wie noch nie – auf der Bühne über sich hinausgehen kann man schließlich nur, wenn man darauf vertrauen kann, dass die anderen sich in gleicher Weise einsetzen. Doch nicht nur über das Theaterspielen, sondern auch über uns selbst konnten wir durch unsere Rollen eine Menge lernen. Wie tiefgründig unser Stück wirklich war, eröffnete sich uns erst richtig im Laufe der Probenarbeit. Und die immense Entwicklung, das immer stärkere Leben-digwerden der Fantasie auf der Bühne, blieb bis zum Ende erstaunlich! So kommt es, dass wir uns ab und zu wehmütig erinnern, wenn wir über „unlösbaren“ oder ermüdenden Hausaufga-ben brüten: einfach auf der Bühne zu stehen und jemand ganz anderes zu sein, das hat schon was!

Die Story von Hase Hase noch einmal in Kürze:

Eigentlich geht es der Großfamilie Hase ganz gut – reich sind sie zwar wirklich nicht, aber die Söhne sind zum Teil schon aus dem Haus oder werden bald eine gute Anstel-lung bekommen, die Töchter sind bald unter der Haube und Papa hat einen anständigen Job in einer Fabrik. Denkt zumindest Mama Hase… doch langsam und dann immer schneller wird deutlich, dass nichts so ist, wie es scheint. Dabei kommt dem Jüngsten der Familie, der auch mit Vor-namen Hase heißt, eine Sonderrolle zu, denn als geheimer Gesandter einer außerirdischen Gesellschaft hat er seinen ganz eigenen Blick auf die Dinge… Innerhalb kürzester Zeit wimmelt es in der Anderthalb-Zimmer-Wohnung der Hases von Leuten und Problemen, die in zahlreichen fetzigen Schlagabtauschen ausgefochten werden. Erst wird das Abendessen vom Sohn Jeannot unter-

brochen, der mit der Polizei auf den Fersen hereinstürmt. Gerade noch rechtzeitig können sie ihn in der Badewanne verstecken. Wenig später steht Marie in der Tür und verkün-det freudestrahlend: „Tagchen allesamt, für ein paar Mo-nate wohn ich hier, ich lass mich scheiden!“ Der nächste unerwartete Gast ist Tante Claudine; Mama reicht es lang-sam. Doch natürlich kommt es noch dicker: Tochter Lucie sagt vor dem Traualtar „Nein“, und kurz darauf schleppt ihr Nun-Doch-Nicht-Ehemann Gérard Lucies Mobiliar herbei. Dass die Prügelei zwischen den Beiden ernsthafte Schäden hinterlässt, kann Mama Hase gerade noch verhindern… Dann kommt es, wie es kommen muss: Gérard bleibt erst mal da.

Inzwischen hat Papa Hase seinen Job verloren. Zu Mamas Ärger gesellen sich auch noch Mme. Legrand und die schusselige Mme. Duperri, beides Nachbarinnen, mehr oder weniger uneingeladen zu der inzwischen achtköpfi-gen Gesellschaft.Plötzlich die Katastrophe: Hase wird von seinen außerir-dischen Vorgesetzten zurückbeordert. Eine Bombe tilgt ihn vom Planeten Erde. Außerdem findet ein politischer Umsturz statt, und der älteste Sohn Bébert wird als Terrorist verhaftet.Auf der Suche nach Hase trifft Mama auf Helène, den zupackenden Kopf von Béberts Terrorzelle. Schließlich schmieden alle gemeinsam einen irrwitzigen Plan für Bé-berts Befreiung. Der natürlich schief geht – doch scheinbar aus heiterem Himmel taucht Hase wieder auf. Er rettet die Familie und verwandelt alle Soldaten in Mädchen. Lucie und Gérard heiraten doch noch. Und alle sind happy.

Die sozialkritische Komödie Hase Hase (Lapin Lapin) entstand

durch die Hand der französischen Autorin Coline Serreau (*1947)

und wurde 1986 in Paris uraufgeführt.

Sönke Eickmann (Schüler, Klasse 13)

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Natürlich spielt die Homepage (www.rudolf-steiner-schule-wuppertal.de) dabei eine wichtige Rolle, auf der neben Basis-Wissen zum Schulorganismus auch alle aktuellen Informationen wie Schultermi-ne oder Essenspläne eingepflegt werden und auf der von vielen Veranstaltungen in

Word und Bild berichtet wird. Die damit verbundene Arbeit wird von Tobias Wagner, Stefan Döpp und Stefan Padberg geleistet. Dafür ein ganz herzlicher Dank!Zu den beschriebenen Printmedien unserer Schule gehören Schul,- Zirkus,- und Festsaaflyer, die Gestaltung und Her-ausgabe des Navigator, die Geschäftspapiere der Schule, die Gestaltung der Festplakate und Flyer in Zusammenar-beit mit dem Festkreis und seit drei Jahren die Begrüßungs-mappen (sortiert und handgepackt vom ÖK) für die neuen Eltern unserer Schule.

Ein weiteres großes Arbeitsfeld ist die Fotografie.Ilona Hellmiss, von Hause aus Fotografin, fotografiert nicht nur, sondern verwaltet alle Schul-Fotos auf zwei Festplat-ten. Dort landen auch die Bilder, die von weiteren Foto-grafen im Schulgeschehen geschossen werden (wie z. B. Helene Kuster aus Klasse 11), um ein zentrales Archiv für alle Beteiligten anzubieten.

Nennen wollen wir auch die schönen, zeitlosen Benefiz-Kunstpostkarten, die aus 45 Motiven von Schülerarbeiten aus dem Kunstunterricht entstanden, beim Adventsfest zum ersten Mal vorlagen und weiterhin – incl. Kuvert – für 2,50 EUR im Sekretariat zu erstehen sind. (10 Stück kos-ten 20,- EUR.) Der Erlös kommt dem Bau der Feuertreppe zu Gute.

Was aber den ÖK als Arbeitskreis ausmacht, ist das gemein-same Ziel, unsere Schule und ihre besondere pädagogische Prägung in einer professionellen und guten Außendarstel-lung zu präsentieren – was uns durch die fröhliche Zusam-menarbeit und legendären Weihnachtsessen besonders viel Spaß macht. Natürlich gäbe es an dieser Stelle noch vieles zu erwäh-nen… Z. B. die Momente weit nach 22:00 Uhr, wenn Herr Heck seine Schatztruhe an Witzen öffnet.

Die Mitglieder des ÖK sind derzeit:Bernhard Heck, Lehrer und Verbindungsmitglied zum Vorstand (Lay-Out, Lektorat und CD), aus der Elternschaft Paul Gerhard Sinn (diverse Layout, Navigator und Fotos), Kathrin Jochum (diverse Layout u. Schulzeitung), Ilona Hellmiss (diverse Layout und Fotoarchiv), Tobias Wagner (Webmaster), und Anja Käppner-Herzog (Presse, Fotos und Texte), sowie Stefan Padberg und Stefan Döpp für die Homepage.

Anja Käppner-Herzog und Bernhard Heck

Ach so – die 150 Pinguine…

Eine völlig überladene Limousine wippt schlingernd über die B 7.

Auf Höhe Cinemaxx wird sie gestoppt. Fahrzeug- und Führer-

schein sind in Ordnung. „Bitte öffnen Sie den Kofferraum.“

„Sofort, Herr Kommissar.“ Der Polizist traut seinen Augen

nicht: 150 Pinguine grinsen ihn an.

„Bringen Sie ihre Fuhre sofort zum Zoo! Aber dalli,

bevor ich’s mir anders überlege!“ „Gern, Herr Kommissar.“

24 Stunden später, derselbe Polizist am selben Ort.

Eine völlig überladene Limousine wippt schlingernd über die B 7.

Natürlich – der Typ von gestern! Kelle raus, Stopp!

„Öffnen Sie den Kofferraum!“ „Aber gern, Herr Kommissar.“

150 Pinguine mit Sonnenbrille gucken raus. „Sind sie wahnsin-

nig? Ich hatte Sie unmissverständlich aufgefordert, zum Zoo“

„Da waren wir auch, da waren wir auch, Herr Kommissar.

Schön, der Zoo.“ „Und???“

„Und heute geht’s zur Bergischen Sonne.“

... oder „150 Pinguine mit Sonnenbrillen“

Für die neuen Eltern unserer selbstverwalteten Schule stellt sich bei der Vielzahl der Arbeitskreise und bei deren Ab-kürzungen wie ÖK oder EMK die Frage, was sich hinter Ar-beitsfeld und Name wohl verbergen mag….Der ÖK heißt mit vollem Namen „Arbeitskreis für Öffent-lichkeitsarbeit“. Er besteht seit ca. 12 Jahren und hat im Schuljahr zahlreiche Aufgaben zu bewältigen. Dabei ist Öffentlichkeitsarbeit im Zeitalter digitaler Medien und ei-nem vielfältigen Angebot an Darstellungsformen für eine Waldorfschule gar nicht so leicht zu fassen.

Drei Beispiele seien hier zur Verdeutlichung gegeben: Junge Eltern besuchen für ihre erste Schulrecherche nicht mehr den Schulhof, sondern surfen von Homepage zu Homepage, oder versorgen sich mit Informationen der ver-schiedenen Schulportale; viele unserer Schüler sind über facebook vernetzt; statt Handzetteln und Plakaten wün-schen sich viele Eltern Nachrichten und Werbung per Mail.Daraus ergeben sich Fragen für den ÖK: Soll die Schule eine offizielle facebook-Seite starten? Verzichten wir dem-nächst ganz auf gedruckte Texte und Bilder? Brauchen wir Video-Animationen?

Das Hauptanliegen des ÖK besteht unbestritten in der ein-heitlichen Darstellung des öffentlichen Erscheinungsbildes, in Neudeutsch auch Corporate Design (CD) genannt. Das mit professionellen Grafikern aus der Elternschaft erarbei-tete CD der Rudolf-Steiner-Schule Wuppertal ist auf der Homepage, jedem Plakat und jedem Flyer, auf Zeugnissen und Briefpapier, selbst auf unseren Anzeigen zu finden.

Was macht eigentlich der ÖK?

Es begann mit dem Saalbau. Einige der damaligen Lehrer hatten den Wunsch, dass unser Festsaal auch für die Wup-pertaler Öffentlichkeit interessant werden möge. Dieser Wunsch ist Wirklichkeit geworden. Gleichzeitig meinten wir etwas zu benötigen, das der Schule in der Öffentlich-keit einen eindeutigen Wiedererkennungswert gibt. Micha-el Englert, Graphiker, Schülervater dreier Kinder und selbst ehemaliger Schüler, entwarf die passende Form. Dabei suchte er einen Ausdruck für die Wirksamkeit von Ideen, von Klarheit sowie besonnene und gleichzeitig deutliche Dynamik, die aus einem Zentrum zwischen Innen und Außen entsteht. Seine Handzeichnung hat uns sofort über-zeugt. Digitalisiert wurde sie ein paar Wochen später im Büro von Dieter Werksnies, einem anderen Schülervater. Auch die Farbe wurde bestimmt. Das war 1995. Seitdem benutzen wird dieses Signet:

Einen entscheidenden Schub bekam die Entwicklung des Erscheinungsbildes durch die intensive, energische Arbeit von Ute Begemann und Holger Künemund, die von 2004 bis 2009 bei allen Projekten Meister und Motor des da-maligen ÖK waren. Sie bezogen Schüler bei der Entwick-lung der farbigen Umgebung des Signets mit ein und als die überzeugenden Ergebnisse im Kollegium vorgestellt wurden, war das Corporate Design – unter Einbeziehung bestimmter Schriften – geboren. Auf dieser Basis entwickel-te Holger Künemund die Website, bei deren Umsetzung Stefan Padberg maßgeblich beteiligt war.

Den Mitgliedern des ÖK oblag (und obliegt) es dann, den Gebrauch des neuen Erscheinungsbildes durchgehend in die tägliche Praxis überzuführen.

Ein weiteres Anliegen des ÖK ist, die Schule im Wupperta-ler Raum bekannter zu machen. Seit fünf Jahren öffnen wir unsere Schultüren bei 24h-live, alle Veranstaltungen wer-den regelmäßig in der lokalen Presse erwähnt und auf dem Adventsfest findet man die Mitglieder des ÖK und sämtli-che Printmedien am Vorstands- und Infostand der Schule, um die Schule vor Ort zu repräsentieren.

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Mengels BEST

Flammkuchen

400 g Mehl 20 g Hefe 80 g Butter 1 Ei 125 ml warmes Wasser 1/2TL Salz

Die Hefe im warmen Wasser auflösen und mit den übrigen Zutaten zu einem Teig verkneten.An einem warmen Ort zugedeckt ca. 20 Minuten ruhen lassen.

200 g Saure Sahne 5 gekochte Kartoffeln 2 Stangen Porree 2 Zwiebeln 150 g geriebenen Käse

Den Porree und die Zwiebel in dünne Streifen schneiden (den Porree waschen) und getrennt in etwas Butter andüns-ten. Mit Salz und Pfeffer abschmecken.Die saure Sahne ebenfalls mit Salz, Pfeffer und Muskat abschmecken und verrühren.Den Teig dünn auf ein mit Backpapier belegtes Backblech ausrollen. Die saure Sahne auf den Teig glatt verstreichen und mit Porree, Zwiebel und Kartoffelscheiben belegen. Den geriebenen Käse darüber geben und im heißen Back-ofen bei 200°C ca. 10 Minuten backen.

Guten Appetit!

Thunfischquiche

300 g Mehl 150 g Butter 8 Eßl. Wasser Salz

Das Mehl mit der weichen Butter und dem Wasser rasch zu einem Teig verkneten. Mit Salz abschmecken und ca. eine Stunde ruhen lassen.

1 rote Paprika 2 Stangen Frühlingszwiebel 100 g Erbsen TK 2 Ds. Thunfisch 200 ml Sahne 3 Eier 100 g geriebenen Käse Salz, Cayenne Pfeffer, Muskat, Olivenöl

Die Paprika und die Frühlingszwiebel waschen und klein schneiden. In etwas Olivenöl anschwitzen und dabei mit den Gewürzen abschmecken. Mit den aufgetauten Erbsen und dem abgetropften Thunfisch vermengen. Den Teig dünn ausrollen und in eine gefettete Quicheform legen. Die Thunfischmasse darin verteilen.Die Sahne mit den Eiern verrühren, mit Salz und Muskat ab-schmecken und über die Masse verteilen. Den geriebenen Käse darüber streuen und im heißen Backofen bei ca. 160°C ca. 35 Minuten backen.

Klettern ist kinderleicht. Zwei Griffe für die Hände suchen, mit den Füßen zwei Tritte finden, Hochdrücken, Griffe und Tritte suchen, Hochdrücken, Griffe, Tritte, Hochdrücken – ehe du dich versieht, bist du schon vier oder fünf Meter die Wand hoch.Das Anseilen vorher ist da schon komplizierter: Erst einen Achterknoten binden, dann das Seilende durch die Gurt-schlaufe und zum Schluss die ganze Acht zurück. Puh. Jetzt noch ein Partnercheck und dann geht es los. Griffe, Trit-te, Hochdrücken. Griffe, Tritte, Hochdrücken. Wer am Seil hängt, braucht keine Angst zu haben; auch nicht, wenn er es bis ganz nach oben an die Decke schafft und die ist im Kletterzentrum WupperWände an manchen Stellen sech-zehn Meter hoch. Von da runter zu gucken, ist ein bisschen kitzelig, macht aber fast genauso viel Spaß wie das Hoch-klettern.Wenn dir das am Anfang zu mulmig ist, kannst du mit Boul-dern starten. Beim Bouldern kletterst du nur drei, vier Meter hoch und springst dann einfach wieder runter. Dafür sind die drei Meter knüppelhart, die Griffe weit auseinander und so wenig Tritte, dass du denkst: Wie soll ich denn da hoch-kommen? Es geht, und das ist das Beste am Klettern. Mit ein bisschen Üben schaffst du Sachen, die dir erst unmög-lich erscheinen; du verlierst die Angst vor der Höhe, lernst dich selber zu sichern und deinem Kletterpartner blind zu vertrauen.Lust, es einmal selbst auszuprobieren? Dann solltest du am besten in einer Kletterhalle starten. Dort bekommst du ei-ne Einführung ins Klettern und vor allem Sichern, und du kannst alles ausleihen, was du zum Klettern brauchst: Gurt, Karabiner + Sicherungsgerät, Kletterschuhe. Ach so, min-destens ein Erwachsener muss beim Klettern auch immer mit dabei sein – zum Aufpassen und Sichern.Langweilig wird einem beim Klettern übrigens nie, denn in einer Kletterhalle gibt es hunderte Routen, von kinder-leicht bis hammerschwer. Um die hochzukommen, musst du richtig trainierend. Entweder in speziellen Kletterkur-sen oder aber in einer Kinder-Klettergruppen. Die gibt es in Wuppertal vom Deutschen Alpenverein oder direkt bei der Kletterhalle. Schau doch einfach mal ins Internet: www.dav-wuppertal.de, www.wupperwaende.de,

Nanette von Schwanenflügel, Schülermutter

Hoch hinaus

Tipps

für die

Freizeit

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Trainingszeiten & OrteJeden Sonntag (von 15:00 bis ca. 17:00 Uhr) bietet der Wuppertaler FC ein freies Training an. Kerninhalt ist das Runden-Fechten.

RollhockeyRollhockey ist eine Mannschaftssportart, bei der zwei Mannschaften gegeneinander spielen. Jede Mannschaft be-steht aus vier Feldspielern und einem Torhüter sowie bis zu fünf Auswechselspieler.Ein Rollhockeyspieler benötigt zwei Knieschoner, zwei Schienbeinschoner, ein paar Handschuhe sowie einen Zahnschutz, Schläger und das Wichtigste: die Rollschuhe.Rollhockey ist eine besonders schnelle Sportart, bei der man neben Ausdauer und Sprintvermögen auch taktische Intelligenz benötigt.

DER FECHTSPORTwillkommen im Club!

Mehr als 125 Jahre Wuppertaler FechtclubDer WFC ist ein Fechtclub mit ehrwürdiger Tradition. Un-sere über 100 Mitglieder sind engagierte Sportler. Im Verein wird jeder Sportler mit vielen abwechslungsreichen Übun-gen so gefördert und gefordert, dass er das Bestmögliche aus sich holen kann. Fechten ist Kampfsport, ist Denksport, ist Arbeit, aber auch Kunst. Du hast Lust auf Fechten? Willst dich mit anderen im Ge-fecht messen? Deine Kraft, Ausdauer und Beweglichkeit verbessern? Dann komm doch einfach mal vorbei.

Mich persönlich fasziniert, dass man schnell Freundschaf-ten knüpft, auch mit gegnerischen Mannschaften, da man oft in andere Städte oder ins Ausland reist.Ich hoffe, ich habe vielleicht ein paar Kinder mit diesem Bericht motivieren können. Wenn jemand Interesse bekom-men hat, dann schaut doch mal unter der Web-Seite meines Vereins:www.rsc-cronenberg.de

Marie Tacke, Klasse 8

Fechtsport – eine KurzgeschichteBeim Fechten handelt es sich um einen sportlichen Kampf mit Degen, Florett oder Säbel zwischen zwei Gegnern nach festen Regeln. Gefochten wird in der Halle. Taktisches Ziel ist es, den Gegner mit der Waffe in einer vorgeschriebenen Anzahl gültiger Angriffe auf dessen Trefferfläche zu berüh-ren. Zugleich ist Fechten eine strategische Sportart. Die ei-gene Verteidigung muss genauso beachtet werden, wie der möglichst variantenreiche Angriff.

Tipps

für die

Freizeit

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Unserer Phantasie sind keine Grenzen gesetzt und einmal im Monat werden wir gemeinsam einen Abend im Contai-ner gestalten und so unsere Experimente gleich am „leben-den Objekt“, dem Publikum, ausprobieren.Leitung: Miriam RöschKosten: Du schließt ein Abo der Wuppertaler Bühnen ab (Mix-Abo mit 6 Gutscheinen, damit kannst du Vorstellun-gen der Wuppertaler Bühnen besuchen).Was einer Teilnehmerin daran gefällt:„Man lernt viele Leute aus anderen Schulen kennen, die alle für Schauspiel offen sind.Es gibt viele Improvisationsspiele, die man auch bei ande-ren Gelegenheiten machen kann.

Theaterspielen

JUGENDCLUB, das heißt: Körper – Bewegung – Geste – Klang – Atem – Stimme – Sprache – Schrei – Bilder – Geheimnis – Zauber – Stille – Spiel – Lachen – Emotion – Gedanke – Austausch – Theater!Jugendliche treffen sich, um gemeinsam Theater zu spielen. Angefangen mit Schauspielübungen bis hin zum fertigen Stück.Leitung: Markus Höller

NEUER JUGENDCLUB – Mitspieler ab 14Du spielst gerne Theater? Spielen – Improvisieren – Wahrnehmen – Kennenlernen – Texte – Auftreten

Theaterspielen

Tipps

für die

Freizeit

Probenort: Probebühne OpernhausEs ist keine Vorerfahrung nötig!

Kontakt: Markus Höller und Miriam RöschTel: 56 37-645 oder 56 37-646Mail: [email protected]. wuppertaler-buehnen.de

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Wenn man so am Ende der 12ten Klasse ist und also auf 12 Jahre an dieser Schule zurückblickt – mit 18 Jah-ren sind das zwei Drittel der Lebenszeit! – kann das schon mal gerne zu sen-timentalen Anwandlun-gen führen. Ach ja, dann kommt es einem so fern vor und doch wieder, als sei es erst gestern gewesen: die Gerade und die Krum-me, die am ersten Schul-tag mit ihrer (vermeintli-chen) Einfachheit über die Mühen hinwegtäuschten, die da in Formenzeich-nen und Geometrie noch kommen würden; die verflixten Rechenböhn-chen, in deren unschul-diger Gestalt sich schon in frühen Jahren eine la-tente Abneigung gegen Mathe manifestierte; die Lehm-häuschen, die in der Hausbauepoche entstanden (und erste Fantasien für das spätere Eigenheim weckten), Waldspaziergänge, von denen man in der Oberstu-fe nur träumen kann, viele, viele Monatsfeiern und Klassenspiele…

Aber genug der Ausschweifungen! Zurück zum Thema, welches, wie Sie sich vielleicht schon gedacht haben, dasjenige sein soll, welches sich in der Überschrift dieses Textes findet. Wie wird es in zehn Jahren an unserer Schule aussehen? Das ist eine Frage, die ich mir angesichts des nahenden Schulabgangs öfter stelle, und die Sie hin und wieder vielleicht auch bewegt (die nächste Bildungsreform kommt bestimmt!).

Kommen Sie also mit auf eine kleine Schulführung – anno 2023!

Rudolf-Steiner-Schule Wuppertal 2023

Wir gehen die Treppen vom Parkplatz hinunter, auf dem unser Elektroauto steht, für das wir gerade noch die letzte freie Ladesteckdose ergattern konnten. Über die deutlich gewachsenen Büsche hinweg haben wir einen Blick auf den Schulhof, wo wie eh und je buntes Pausengewimmel herrscht. Drüben, rechts von den Wippen, sticht die erste Veränderung ins Auge: ein mit bunten Graffiti in Pastell-farben besprühter Bauwagen steht dort! Ungläubig reiben wir uns die Augen: der von Generationen von Schülern ge-forderte Oberstufenraum ist Realität geworden und wurde in dieser Form im letzten Jahr endlich eingeweiht! Direkt dahinter – war da nicht mal früher der Schulteich? – er-streckt sich der moderne Anbau der Caféteria (das Design wurde in der Projektwoche vom Architektur-Kurs gestaltet und ähnelt einer in organischen Formen nachempfundenen Dunstabzughaube). Diese Platzerweiterung war auch wirk-lich nötig: seit sich herumgesprochen hat, dass es sich bei Wal dorfs exquisit zu Mittag essen lässt, kommen in letzter Zeit scharenweise Schüler vom Gymnasium am Kothen in

ihrer Mittagspause her-unter, um sich vom in-zwischen achtköpfigen Küchenteam kulinarisch verwöhnen zu lassen. Die alten Räumlichkeiten platzten wirklich aus allen Nähten.

Wir überqueren den Hof und betreten durch eine Tür mit einem großformatigen Plakat („20 Jahre Zirkus Krümel – jetzt auf Jubiläumstournee! Wuppertal – Hamburg – Paris – Sydney…“) die Sonnenhalle. Sie hat sich erstaunlich wenig verändert, obwohl das auch anders hätte kommen können: um der Forderung nach Inklusion durch die Landesregie-rung gerecht zu werden, war der Bau eines Aufzuges zwi-schen Sonnenhalle und Lehrerzimmer in Betracht gezogen worden. Tatsächlich war viele zähe Konferenzstunden über das Projekt diskutiert worden, bis klar wurde, dass es an drei Punkten scheiterte: erstens hatte die Landesregierung auch nach mehrmaligen Gesprächen nicht zustimmen wol-len, die kompletten Kosten zu refinanzieren (und wo hätte sonst das Geld herkommen sollen? Aus dem Lehrer-Renten-Fonds? Sehr witzig, liebe Landesregierung, die arbeiten doch eh schon bis 70!). Zweitens hatte sich der Farbgestal-tungskreis nicht einigen können, ob der neue Aufzug nun in blassrosa, engelgelb oder schäfchenwolkenblau erstrahlen sollte. Und drittens, und das hatte vollends das Aus für die Idee bedeutet: noch immer gibt es keinen einzigen Aufzug-hersteller, der Modelle ohne rechte Winkel anbietet!Neben dem Sekretariat entdecken wir zwei recht un-scheinbare Schilder: „Rudolf-Steiner-Schule Wuppertal – UNESCO-Partnerschule seit 2016“ und „Wettbewerb Nach-haltigkeitsprojekte 2020 – 1. Preis: Rudolf-Steiner-Schule Wuppertal“! Wie wir erfahren, gab es diesen Preis für das klei-ne Schulbach-Wasserkraftwerk am unteren Ende des Schul- hofes, das vor wenigen Monaten dank dem unermüdlichen Einsatz aller Klassen bei Bausamstagen in Betrieb genom-men werden konnte. Es versorgt die Energiesparlampen der OGATA (je nach Wasserstand mehr oder weniger zuverläs-sig) mit Strom.Wir steigen die Treppen in den ersten Stock hinauf. Hier ist das mit Bayer-Fördergeldern verwirklichte Schülerlabor das unbestrittene Highlight; es zählt es zu den bestausge-

statteten Schullaboren in ganz NRW. Besonders viel zu se-hen gibt es hier dennoch nicht – denn natürlich sind alle Arbeitsmaterialien vorschriftsmäßig im Sicherheitsschrank weggeschlossen! Wie eh und je sind Sicherheit eben obers-tes Gebot an unserer Schule.

Immerhin können wir ei-nen Blick in den direkt nebenan liegenden Com-puterraum werfen, wo sich Apple-PCs aneinanderrei-hen und wo Computerkur-se stattfinden. Wie Bitte, Computerkurs? Ja, schon

richtig gelesen! Schließlich muss das Kollegium ja auch ir-gendwo lernen, wie das mit der ganzen modernen Technik funktioniert. Und gar mit diesem ominösen Internet, wo man Bloggen, Googeln, Facebooken, Twittern und „Shit-stormen“ kann! Aber überdies führt an der Auseinanderset-zung mit den neuen Medien auch kein Weg vorbei, wenn man als Lehrer nicht total konfus werden will – seit Handys praktischerweise einfach implantiert werden können, ist das Unterrichten nicht gerade leichter geworden! Manches war halt früher doch besser…… Aber nicht alles! Für die Schüler gehört Technologie nun zu dem in den letzten Jahren deutlich erweiterten Fächer-angebot, das im Rahmen der Zukunftssicherung der Schule gefordert und ausgebaut worden war. Es wird besonders in Form von Nachmittags-AGs umgesetzt. Dazu gehören neben Technologie und Orchester, Chor, Band und Zirkus eine AG für „Philosophie und Weltpolitik“, natürlich Kunst und Handwerk, des Weiteren ein Naturwissenschaftspro-jekt (mit Themen aus Biologie und Geographie), die „Quer- denker-Akademie“ für Hochleistungsgehirne (mit Quan-tenmechanik, Astrophysik etc.) und, was manchen über-raschen dürfte, auch Eurythmie: Seit die bisher einmalige Kooperation mit dem inzwischen im ehemaligen Schau-spielhaus beheimateten Pina-Bausch-Ensemble zustande gekommen ist, gehört dieser Kurs zu den beliebtesten und meistfrequentierten überhaupt!In diesem Sinne – die Aussichten für die nächsten zehn Jahre sehen rosig aus!

Sönke Eickmann (Klasse 13)

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Impressum

Rudolf-Steiner-Schule WuppertalSchluchtstraße 21, 42285 WuppertalTel. 0202 28 08 4-0, Fax 0202 28 08 4-20www.rudolf-steiner-schule-wuppertal.de

Ansprechpartnerin für allgemeine Fragen und Informationsmaterial ist unsere SekretärinCornelia Hinze-Römermontags-freitags von 8.00 bis 13.00 Uhr

Die Rudolf-Steiner-Schule Wuppertal wurde als öffentli-che Schule in freier Trägerschaft im Jahre 1946 gegründet und ist eine einzügige Schule mit 13 Klassen und ca. 400 Schülerinnen und Schülern. Die Schulzeit ist in Unter-, Mittel- und Oberstufe eingeteilt (jeweils vier Jahre). Seit 2012 sind wir eine gebundene Ganztagsschule ab der 5ten Klasse. Das dreizehnte Schuljahr dient der Vorbereitung auf das auch mögliche Abitur. In Deutschland arbeiten ca. 220 Schulen nach der Pädagogik Rudolf Steiners, weltweit etwa 1.000.

SaalvermietungRänge: 290 Plätze; Parkett: 180 Plätze;Bühne: 10 m Tiefe, 11 m Breite.Ansprechpartner: Bernhard Heck, Tel. 0202 59 52 64

WaldorfhausFamilienzentrum Waldorfhaus Kindertagesstätte für Kinder von 2-6 JahrenAngebote für FamilienAktuelle Termine finden Sie unterwww.waldorfhaus.de Schluchtstraße 19, 42285 WuppertalAnsprechpartnerin: Stefanie Birkenstock, Tel. 0202 80 169

WaldorfkindergartenSchluchtstraße 21, 42285 WuppertalAnsprechpartnerin: Steffi Zilian, Tel. 0202 83 371

Integrativer Waldorfkindergarten Hatzfelder Straße 191a, WuppertalAnsprechpartnerin: Heike Neumann, Tel. 0202 27 04 290

HerausgeberRudolf-Steiner-Schule Wuppertal

RedaktionSönke EickmannAssunta JaegerFriedel KremerMark KüstersMonika Mödden Heidrun Revers Diana Staub

FotosIlona Hellmiss Assunta Jaeger

GestaltungKathrin Jochum

DruckOffset Company, Wuppertal

Auflage1.300 Stück

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