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  • D A S O R C H E S T E R D E R E L B P H I L H A R M O N I E

    KA3a: Fr, 09.03.2012, 20 Uhr | KA3b: Sa, 10.03.2012, 20 Uhr | Hamburg, KampnagelGERSHWIN MEETS RAVEL EIN AMERIKANER IN PARISJohn Axelrod Dirigent | Jean-Yves Thibaudet KlavierMaurice Ravel La valse; BolroGeorge Gershwin Concerto in F; An American in Paris; Variations on I got Rhythm

    Sie sind ein erstklassiger Gershwin. Warum wollen Sie ein zweitklassiger Ravelwerden?

    Ravels Antwort auf Gershwins Bitte um Unterrichtsstunden

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  • Dirigent: Solist:

    Moderation:

    Maurice Ravel (1875 1937)

    George Gershwin (1898 1937)

    George Gershwin

    Maurice Ravel

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    NDR SINFONIEORCHESTER

    Freitag, 9. Mrz 2012, 20 UhrSamstag, 10. Mrz 2012, 20 UhrHamburg, Kampnagel

    John AxelrodJean-Yves Thibaudet Klavier

    Friederike Westerhaus

    La valsePome chorgraphique pour orchestre (1920)

    Concerto in Ffr Klavier und Orchester (1925)

    I. AllegroII. Adagio Andante con motoIII. Allegro agitato

    Pause

    An American in Paris(1928)

    Variations on I got Rhythm fr Klavier und Orchester (1934)

    Bolro(1928)

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    Mit einem auergewhnlich vielfltigen Reper-toire, innovativer Programmgestaltung und seinem charismatischen Auftreten gehrt John Axelrod zu den fhrenden Dirigenten unserer Zeit. Nach der erfolgreichen fnfjhrigen Amts -zeit als Musikdirektor und Chefdirigent des Luzerner Theaters und Sinfonieorchesters sowie der Wahl zum Directeur musical des Orchestre National des Pays de la Loire ist Axelrod seit dieser Saison Chefdirigent des Orchestra Sin-fonica die Milano G. Verdi. Seit 2009 leitet er jhrlich auch das Hollywood in Vienna-Filmmusik-Galakonzert mit dem ORF Radio-Symphonieorchester Wien, das den Beitrag Wiener Komponisten zur Entwicklung des Hollywood-Sounds wrdigt. John Axelrod hat darber hinaus ber 130 bedeutende Orchester dirigiert, darunter neben dem NDR Sinfonie-orchester das RSO Berlin, Gewandhaus-orchester Leipzig, Orchestre de Paris, London Philharmonic und Philharmonia Orchestra, Orchestra Sinfonica Nazionale della RAI Turin, Royal Stockholm Philharmonic oder das Gul-benkian Symphony Orchestra. Als Gastdirigent in den USA und in Asien hat Axelrod u. a. mit dem Washington National Symphony, Los Angeles Philharmonic, Philadelphia, Chicago Symphony oder NHK Symphony Orchestra Tokyo zusammengearbeitet. Auf die besondere Ein-ladung von Lang Lang und Herbie Hancock tourte er 2009 durch Europa und die USA und wiederholte diese Konzerte 2011 in der Pariser Salle Pleyel sowie im Teatro alla Scala. Als Erster Gastdirigent der Sinfonietta Cracovia war Axelrod ferner u. a. auf ARTE zu sehen und gab fr den 2007 mit dem Emmy Award aus-

    gezeichneten BBC Holocaust Memorial Film ein Konzert auf dem Gelnde von Auschwitz.

    Auch als Operndirigent ist John Axelrod gefragt. So leitete er etwa die Premieren von Bernsteins Candide am Pariser Thtre du Chtelet und an der Mailnder Scala oder von Ernst Kreneks Kehraus um St. Stephan bei den Bregenzer Festspielen. Durch sein besonderes Engage-ment fr zeitgenssische Musik hat Axelrod zahlreiche Werke von Komponisten wie Pascal Dusapin, Wolfgang Rihm, Kaija Saariaho oder Jrg Widmann zur Urauffhrung gebracht. Axelrods Diskographie beinhaltet u. a. Goreckis 3. Sinfonie mit dem Danish National Symphony Orchestra, Rihms neues Klavierkonzert Sotto Voce II mit dem Luzerner Sinfonieorchester, Fazil Says 1001 Nights in a Harem mit Patricia Kopatchinskaya oder CDs mit Werken von Franz Schreker und seinen Schlern.

    John AxelrodDirigent

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    NDR SINFONIEORCHESTER

    Als einer der weltweit gefragtesten Pianisten kann Jean-Yves Thibaudet heute auf eine 30-jh-rige Bhnenkarriere und ber 40 Plattenaufnah-men zurckblicken. Nach seinen eindrucks-vollen Auftritten in Tanglewood, wo er im letzten Sommer smtliche Klavierwerke Ravels spielte, begann die aktuelle Saison fr Thibaudet mit einer Europa-Tournee zusammen mit dem Philadelphia Orchestra und Charles Dutoit. Seine Saisonprogramme gestaltet Thibaudet rund um Komponisten, in deren Repertoire er mit unbertroffener Leidenschaft und Tiefe eintaucht. So interpretiert er 2011/12 vor allem die Konzerte von Ravel, Liszt und Saint-Sans, u. a. mit dem Philadelphia Orchestra sowie auf einer Europa-Tournee mit dem Concertgebouw Orchestra und auf einer USA-Tournee mit dem Royal Philharmonic Orchestra. Im Oktober und November gab Thibaudet mit der Mezzo-sopranistin Angelika Kirchschlager Lieder-abende mit Werken von Liszt und Brahms, u. a. in der New Yorker Carnegie Hall. Nach Gast-spielen beim New York Philharmonic Orchestra und Orpheus Chamber Orchestra beschliet Thibaudet die Saison mit Debussy-Recitals in Deutschland und Frankreich anlsslich des 150. Geburtstags des Komponisten. Jean-Yves Thibaudets Aufnahmen wurden mit Preisen wie dem Deutschen Schallplattenpreis, Diapason dOr, Gramophone Award oder dem ECHO ausgezeichnet. Im Frhjahr 2010 verffent-lichte Thibaudet seine jngste CD, Gershwin, mit dem Baltimore Symphony Orchestra unter Marin Alsop. Zu Thibaudets Diskographie ge-hren auerdem CDs mit Klavierkonzerten von

    Saint-Sans, Transkriptionen von Opern-Arien, den kompletten Klavierwerken von Satie oder Jazz-Alben mit Musik von Duke Ellington und Bill Evans. Bekannt fr seinen Stil und seine Eleganz auf und abseits der traditionellen Kon-zertbhne hat sich Thibaudet auch in der Mode- und Filmwelt sowie im karitativen Bereich einen Namen gemacht. Seine Konzertkleidung stammt von der gefeierten Londoner Designerin Vivienne Westwood; in Bruce Beresfords Film ber Alma Mahler war Thibaudet im Kino zu sehen, auer-dem war er der Solist in den Oscar-gekrnten Soundtracks zu Abbitte sowie Stolz und Vor -urteil. Im November 2004 fungierte Thibaudet als Prsident der Hospices de Beaune, einer jhrlichen Wohlttigkeits-Auktion im Burgund. 2001 wurde er zum Chevalier dans lOrdre des Arts et des Lettres ernannt, 2002 erhielt er den Premio Pegasus fr sein langjhriges Engagement beim Spoleto Festival (Italien).

    Jean-Yves ThibaudetKlavier

    George Gershwin und Maurice Ravel, wie mgen diese beiden Herren wohl zueinander gestan-den haben? Ein berhmtes Foto zeigt Ravel und Gershwin auf der Dinnerparty, die die Sngerin Eva Gauthier am 7. Mrz 1928 in ihrem New Yorker Apartment zu Ravels 53. Geburtstag ausrichtete. Ravel sitzt am Klavier nicht weil er besonders gerne und gut ffentlich gespielt htte (Ravel galt als miger Pianist), sondern

    weil er bei Gruppenfotos fast immer sa. Dies war die beste Art zu verbergen, dass er mit 1,58 m einen Kopf kleiner war als allen anderen Herren der Runde. Gershwin lchelt, allerdings nicht in die Kamera, sondern mit dem Blick auf die Hnde des Piano-Poseurs gesenkt. Der kleine Mann dort sitzt auf seinem Platz. Denn auf dieser und allen anderen Partys gab Gershwin stets den Alleinunterhalter am Klavier.

    Zwei Gromeister des schnen ScheinsZu den Werken von George Gershwin und Maurice Ravel

    Maurice Ravel (am Klavier) und George Gershwin (rechts) auf der von Eva Gauthier ausgerichteten Party zu Ravels 53. Geburtstag in New York (1928)

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    NDR SINFONIEORCHESTER

    Um hinter seine geliebten Tasten zu kommen, soll er sogar VIPs und schne Frauen mitten im Gesprch stehen gelassen haben. Auch die Einladung zu diesem Abend verdankte er an-geblich seinen Entertainerqualitten. Ob er zu seiner Party etwas Bestimmtes wnsche, soll die Gastgeberin Ravel gefragt haben. Oh ja, dass Gershwin kommt und seine Musik spielt, so die Antwort des Jubilars.

    Solch denkwrdige Gershwin-Aussprche eu-ropischer Komponistengren gibt es viele. Es war eine Marotte des musikalischen Self-made Man Gershwin, akademisch gebildete Kollegen um Unterricht zu bitten. Sie sind ein erstklassiger Gershwin. Warum wollen Sie ein zweitklassiger Ravel werden?, soll Ravel auf eine entsprechende Anfrage geantwortet haben. Igor Strawinsky wird folgende Replik zugeschrie-ben: Wie viel verdienen Sie im Jahr, habe der materiell gesonnene Russe Gershwin gefragt, als dieser auch ihn um Unterricht anging. Gershwin nannte eine taktvoll nach unten ab-gerundete Summe. Der Sacre-Autor parierte mit einem Kompliment: Dann sollte ich lieber bei Ihnen Unterricht nehmen. Strawinsky bestand stets darauf, dass dieses Gesprch nie stattgefunden habe; die Geld-Geschichte habe er bereits von Ravel gehrt, noch bevor er selbst Gershwin das erste Mal begegnet sei. Der skeptische Gershwin-Biograf Charles Schwartz fhrt denn auch all diese PR-Anekdo ten auf den Komponisten selbst oder dessen Familie zurck. Auf Tonband dokumentiert ist die Wert-schtzung Arnold Schnbergs. Der sprach 1937 einen Nachruf zu Ehren des Komponisten- und

    Hobbymaler-Kollegen, mit dem er Tennis ge-spielt und der ihn in l portraitiert hatte: Fr Gershwin war Musik die Luft, die er atmete, die Speise, die ihn nhrte, der Trank, der ihn erfrischte. Musik war das, was sein Gefhl er-weckte, und Musik war das Gefhl, das er aus-drckte. Unmittelbarkeit dieser Art ist nur gro-en Mnnern eigen, und es kann kein Zweifel bestehen, dass er ein groer Komponist war.

    Frs Erste scheinen die Herren Ravel und Gershwin in ihren perfekt sitzenden Smokings von sich also nicht mehr preiszugeben als eine

    makellose, durchstilisierte Fassade. Das bleibt auch dann so, wenn man diese beiden Pracht-exemplare der Gattung Snob in ihrem alltg-lichen Lebensraum studiert. Von Gershwins letztem Apartment in New York, Ecke 132 East und 72. Strae, berichtete dessen Biograf Antonio Mingotti: Einer der berhmtesten Architekten von New York richtet ihm die Wohnung nach seinen Wnschen ein. () Das Empfangszimmer ist kostbar getfelt, die Diele im Old England Style, die Bar vllig aus Glas und das Schlafzimmer mit allem Raffi nement modernsten Komforts ausgestattet. Das Glanz-

    stck luxuriser Zweckmigkeit ist Gershwins Studio mit einem eigens