Sie wollten doch nur spielen -...

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Der kleine Dienstag, 7. Mai 2013 31 Kultur Gelungene Hauptprobe des Schweizer Jugend-Sinfonie- Orchesters für Auftritte in Bratislava und Wien. Peter König Nicht weniger als drei europäische Hauptstädte besucht das Schweizer Ju- gend-Sinfonie-Orchester (SJSO) auf sei- ner Frühlingstournee. Die erste nach drei weiteren Schweizer Konzerten war Bern, nun folgen Gastspiele in Bratislava und Wien. Dort geht es in den wohl be- rühmtesten Konzertsaal der Welt, den Olymp der Sinfonik, den 1870 errichteten Musikverein. Millionen Fernsehzuschauern in aller Welt durch das Neujahrskonzert der Wiener Philharmoniker bekannt, be- sticht das klassizistische Gebäude durch äussere und innere Eleganz und die splendide Akustik des Goldenen Saals. Dort gastiert das SJSO mit einem Pro- gramm, das am Sonntag das Casino- Publikum begeistert hat. Der rote Faden darin ist raffiniert: Der Schweizer Volk- mar Andreae, langjähriger Chefdirigent der Zürcher Tonhalle, war ein aner- kannter Bruckner-Spezialist. Seine Kleine Suite (op. 27) entpuppt sich als mehr denn bloss gefälliges Stück, eine echte Entdeckung und für den Export in die östlichen Nachbarstaaten gut geeignet. Schon hier fällt die Präzision der jun- gen Leute des SJSO auf, Spielfreude prägt die vier Sätze der Suite, das Alle- gro gelingt besonders eindrücklich. Auch Felix Mendelssohn Bartholdys Psalm op. 42 «Wie der Hirsch schreit» passt thematisch gut zum frommen Bruckner. Das SJSO wird verstärkt durch die Neuen Wiener Stimmen, einen erst 2010 gegründeten, stimmgewaltigen Chor (Einstudierung Johannes Hiemets- berger/Christoph Wigelbeyer). Der vibratoarme, aber höhensichere und technisch saubere Sopran der Südtirole- rin Barbara Achammer füllt den Saal mit Leichtigkeit. Auf hohem Niveau Unter Anton Bruckners Sinfonien ist die vierte mit dem Beinamen «Romanti- sche» wohl die bekannteste und auch Leuten zugänglich, die sich sonst mit dem Meister von St. Florian schwertun. Diese Wahl für den Wiener Musikverein, wo Bruckner zu den Hausgöttern ge- hört, zeugt von gesundem Selbstver- trauen von Orchester und Dirigent. Kai Bumann dirigiert das gut einstündige Werk ohne Partitur, hat diese aber minu- tiös studiert. Die Tempovorgaben be- folgt er akribisch, das «keinesfalls schleppend» nimmt er sehr ernst. Er kostet das dynamische Spannungs- feld des Werks aus, das SJSO folgt ihm hellwach, akkurat und mit Ausnahme weniger kleinster Missgrie der Bläser klangschön und sicher. Einige Stellen, so die Blechkatarakte des Hauptthemas im Kopfsatz oder die Jagdszene im Scherzo, geraten vielleicht etwas laut, aber ge- rade so wirkt die wilde Jagd lebensnah und echt – 3-D-Sound sozusagen. In Wien wird das wunderbar zur Geltung kommen. Auf dem Weg zum Olymp Film Filme von Berner Produzenten für Studentenoscars nominiert Unter den Finalisten der diesjährigen Student Academy Awards befinden sich zwei Filme, die von Bernern produziert wurden: An Mauro Muellers «Un mundo para Raúl» ist die Produktionsfirma Contrast Film mit Sitz in Bern und Zü- rich beteiligt, «Parvaneh» von Talkhom Hamzavi wurde vom Berner Stefan Eichenberger produziert. Die Preisver- leihung der Studentenoscars findet am 8. Juni in Beverly Hills statt, der Jury ge- hört der Schauspieler Tom Hanks an. 2008 hatte der Berner Reto Camit sei- nem Film «Auf der Strecke» den soge- nannten Studentenoscar gewonnen. Zu den prominenten Gewinnern gehören Spike Lee, Robert Zemeckis, John Lasse- ter, Trey Parker und Pete Docter. (klb) Kulturnotizen Jean-Martin Büttner, Stockholm Wie so viele Stars sieht er kleiner aus. Wie so wenige Stars spielt er sich gar nicht auf. Seine Haut wirkt wächsern, als habe ihm Madame Tussaud für diesen Tag freigegeben, Heimurlaub aus Berufs- gründen. Aber als er zu reden anfängt mit seinem singenden Englisch, lebt er auf, und man erkennt ihn wieder: Björn Ulvaeus, Texter und Gitarrist und Mit- komponist der Popband Abba, die aus dem Norden kam und 375 Millionen Plat- ten verkaufte. Ende nicht absehbar. Ein höflicher Mensch mit Hang zur Selbstiro- nie, die hatte er schon früher. Ge- schmackvoll unauällig gekleidet, das war er früher nicht. Das Jetzt, sofort Ulvaeus stellt sich der Weltpresse, die zur Erönung des Abba-Museums in Stockholm angereist ist, draussen stauen sich die Fans für den Eintritt, gute Laune in drei Generationen. Das Museum ist seit Jahren im Gespräch, obwohl die Ge- ehrten am Anfang dagegen waren (siehe Interview). Sie haben recht: lebendig und museal, das passt nicht zusammen, und sowieso gehört Pop nicht hinter Glas. Im Museum steht die Unendlich- keit vor Gericht, hat Bob Dylan gesun- gen. Wir haben die Zeit unseres Lebens, haben Abba gesungen. Und weil das Glück nur Momente währt, dauert ein Popsong selten länger als drei Minuten, sogar wenn er das Unglück besingt. Denn der Pop feiert das Jetzt, das So- fort; Sehnsucht in der Strophe und Wunscherfüllung im Refrain. Mit Erken- nungsriund Variationen, mit Wieder- holung, Mittelteil und Wiedererkennung zur Belohnung. Dann Ausblenden. Keine Kunst ist so streng in der Auswahl ihrer Mittel, keine so leicht zu begreifen und so schwierig zu perfektionieren. Die Beatles brachten sie zur Vollendung, da- bei war die Konkurrenz enorm: die Beach Boys, Motown, Phil Spector, die Kinks, die automatischen Schreiber des Brill Building. Alles Angelsachsen. Alle ausser Abba, dem Heiratsquar- tett aus Schweden. In zehn Jahre fabri- zierten die vier Popmusik in hoher Ka- denz und Qualität, von «Waterloo» bis «The Day Before You Came», von Schla- gerliedern bis zu Scheidungsvollzügen. Im Abba-Museum sind ihre Singles und LPs ausgebreitet, liegen die Gitarren auf- gebahrt, stehen die Kostüme wie zur Probe, hängen Schulfotos, blitzen Disco- kugeln. Auf dem Bildschirm flackert nochmals der Countdown zu «Water- loo», damals in Brighton, Eurovision Contest im April 1974, Switzerland 5 points. Als auch Finnland 5 points ver- gab, wusste die Band, dass sie gewinnen würde. Beim Preisabholen wurde Ulvaeus am Bühnenrand geblockt, er sah oenbar nicht preiswürdig aus. Was das Schwedische an der Musik von Abba ausmache, fragt man ihn an der Pressekonferenz. Er nennt präzis die Einflüsse. Was ihren Erfolg aus- macht, lässt sich daraus nicht ableiten. Und nur zum Teil mit dem Talent der Autoren erklären, den geschmeidigen Stimmen der Sängerinnen Agnetha Fältskog und Frida Lyngstad. Was den Erfolg brachte, war die Schwerarbeit. Das Museum symbolisiert sie mit zwei ungleich grossen, einander gegenüber- liegenden Schauräumen. Da öffnet sich das kleine, sonnige Zimmer auf der Insel Viggso mit Blick auf Meer und Schären, in dem sich Björn Ulvaeus und Benny Andersson täglich trafen. Zwei singende Akkordarbeiter, die so lange miteinander spielten, bis sie eine Melodie hatten, und diese Melodie so lange ausformulierten, bis sie einen Song ergab. Den brachten sie dann ins Studio, das im Museum samt Mischpult zu sehen ist. Dort wurden die Lieder ausprobiert, umformuliert, instrumen- tiert und aufgenommen, die besten Jazzmusiker Schwedens spielten mit. Beim Intro von «Gimme! Gimme! Gimme! (A Man after Midnight)», die- sen kreisenden Arpeggien, die einen in den Song hineinziehen, spielten meh- rere Gitarristen aufs Mal. Abba moch- ten es gross. Die weisseste Band der Welt Mit ihrer Musik erreichten die Schwe- den Schulkinder und Mütter, Schwule und andere Männer, Transvestiten und Musiker der Konkurrenz. Auf fünf Kon- tinenten, in Filmen, auf der Musical- bühne. Bis heute werden Band und Mit- glieder mit einer Ehrfurcht verehrt, die ans Religiöse grenzt. Ihre erste Tournee in Australien von 1977 löste Reaktionen aus, wie man sie nur von den Beatles kannte. Fast 40 Jahre später können die Fans ihre Band im Museum wiederse- hen. Mal abgesperrt, mal interaktiv. Per Karaoke natürlich. Und als fünftes Mit- glied auf einer virtuellen Bühne, im Ein- klang mit der Band. Das sieht zwar nicht schön aus. Aber wer sich schämt, ist kein Fan. Zum Schämen bestand allerdings Anlass. Abba war die weisseste, bie- derste Band der Welt, man brauchte sich nur ihre Plattenhüllen und Videos anzusehen. Alles an ihnen ging einem auf die Nerven, damals. Das bleckende Lachen, die Fransen, die Latzhosen und Stiefel, diese stampfenden Takte, die ganze selige, gefahrlose, drogen- freie Familienpackung. Und diese Songs, denen nicht zu entkommen war. Weil man sie überall hörte, von Rimini bis Glasgow. Und sie nicht mehr verges- sen konnte. Wer Musik mochte, hasste sie, wer sie mochte, dem war nicht zu helfen. Es brauchte eine Weile, bis man rea- lisierte, wie gut die besten Abba-Songs sind, wie grossartig arrangiert und ge- sungen, voller Steigerungen, Subtilitä- ten und Wendungen, voller Drama und Humor. Der Poptheoretiker Diedrich Diedrichsen hat einmal von den guten Stellen eines Songs geschrieben, den Momenten, denen man entgegensingt und die man auskostet mit Faustmikro- fon und Luftgitarre. Die besten Abba- Songs haben keine gute Stelle: Sie sind eine. www.abbathemuseum.com Sie wollten doch nur spielen In Stockholm wurde das Abba-Museum erönet: eine Ewigkeit für den Dreiminutensong. Seit Jahren wächst die Nachfrage nach einem Abba-Museum. Wieso dauerte es so lange? Vor fünf Jahren wurden wir erstmals um das Ja-Wort gebeten. Wir waren von An- fang an dagegen. Mussten dann aber zur Kenntnis nehmen, dass die Stadt Stock- holm sehr darauf bestand und sich ihr alle möglichen Behörden anschlossen, die Touristiker zum Beispiel. Vor einem Jahr wurde dann der Standort für das Museum bestimmt. Es liegt an einer Strasse, an der ich immer wieder vorbei- komme. Da wurde mir klar, wie gross mein Ärger sein würde, wenn das Mu- seum nicht geraten würde. Also be- schloss ich, mich ganz einzubringen. Sehen Sie eine Verbindung zwischen dem Schreiben eines Songs und dem Kuratieren einer Schau? In beiden wird eine Geschichte erzählt. Allerdings würde ich die Ausstellung eher mit einem Musical vergleichen. Im Musi- cal sitzt das Publikum vor wechselnden Szenen, in der Ausstellung stehen die Szenen und das Publikum wechselt. Waren Ihre Jahre mit Abba die beste Zeit Ihres Lebens? Nicht die beste, aber die kreativste. Junge Songschreiber haben ein kreatives Fenster von etwa acht Jahren, in denen ihr Talent explodiert. Bei Benny, Ag- netha, Frida und mir war das so. Was war das Schwedische an der Musik von Abba? Zuerst würde ich die skandinavische Folkmusik nennen. Dann wurden Benny und ich allen Formen von Musik ausge- setzt, als wir heranwuchsen. Es gab nur einen schwedischen Radiokanal, und der spielte alles, von Akkordeon zu Beetho- ven, mit wenigen Popsongs dazwischen. Wir wurden italienischen Balladen und deutschen Schlagern ausgesetzt, und diese Vielfalt hat sich wohl auf unser Songschreiben ausgewirkt; die Einflüsse waren andere als bei angelsächsischen Autoren. Sie führten dazu, dass Abba für Fremde etwas Exotisches bekam. Warum ist Ihre Musik 30 Jahre nach der Trennung noch so populär? Natürlich kann ich das erklären. Ich weiss genau warum. Nein, ich weiss es nicht. Ich habe keine Ahnung. Ich bin nur ratlos, überrascht und dankbar. Aufgezeichnet von Jean-Martin Büttner Björn Ulvaeus über das Abba-Museum «Wir waren von Anfang an dagegen» Abba, das Heiratsquartett aus Schweden, war die weisseste, biederste Band der Welt, man brauchte sich nur ihre Plattenhüllen und Videos anzusehen. Foto: zvg

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Page 1: Sie wollten doch nur spielen - ossh.weebly.comossh.weebly.com/uploads/3/6/7/6/3676562/derbund_7.pdf · 32 Dienstag, 7. Mai 2013 — D er kleine Gesellschaft Kai Strittmatter, Guzhen

Der kleine — Dienstag, 7. Mai 2013 31

Kultur

Gelungene Hauptprobe des Schweizer Jugend-Sinfonie-Orchesters für Auftritte in Bratislava und Wien.

Peter KönigNicht weniger als drei europäische Hauptstädte besucht das Schweizer Ju-gend-Sinfonie-Orchester (SJSO) auf sei-ner Frühlingstournee. Die erste nach drei weiteren Schweizer Konzerten war Bern, nun folgen Gastspiele in Bratislava und Wien. Dort geht es in den wohl be-rühmtesten Konzertsaal der Welt, den Olymp der Sinfonik, den 1870 errichteten Musikverein.

Millionen Fernsehzuschauern in aller Welt durch das Neujahrskonzert der

Wiener Philharmoniker bekannt, be-sticht das klassizistische Gebäude durch äussere und innere Eleganz und die splendide Akustik des Goldenen Saals.

Dort gastiert das SJSO mit einem Pro-gramm, das am Sonntag das Casino- Publikum begeistert hat. Der rote Faden darin ist raffiniert: Der Schweizer Volk-mar Andreae, langjähriger Chefdirigent der Zürcher Tonhalle, war ein aner-kannter Bruckner-Spezialist. Seine Kleine Suite (op. 27) entpuppt sich als mehr denn bloss gefälliges Stück, eine echte Entdeckung und für den Export in die östlichen Nachbarstaaten gut geeignet.

Schon hier fällt die Präzision der jun-gen Leute des SJSO auf, Spielfreude prägt die vier Sätze der Suite, das Alle-gro gelingt besonders eindrücklich.

Auch Felix Mendelssohn Bartholdys Psalm op. 42 «Wie der Hirsch schreit» passt thematisch gut zum frommen Bruckner. Das SJSO wird verstärkt durch die Neuen Wiener Stimmen, einen erst 2010 gegründeten, stimmgewaltigen Chor (Einstudierung Johannes Hiemets-berger/Christoph Wigelbeyer). Der vibrato arme, aber höhensichere und technisch saubere Sopran der Südtirole-rin Barbara Achammer füllt den Saal mit Leichtigkeit.

Auf hohem NiveauUnter Anton Bruckners Sinfonien ist die vierte mit dem Beinamen «Romanti-sche» wohl die bekannteste und auch Leuten zugänglich, die sich sonst mit dem Meister von St. Florian schwertun. Diese Wahl für den Wiener Musikverein,

wo Bruckner zu den Hausgöttern ge-hört, zeugt von gesundem Selbstver-trauen von Orchester und Dirigent. Kai Bumann dirigiert das gut einstündige Werk ohne Partitur, hat diese aber minu-tiös studiert. Die Tempovorgaben be-folgt er akribisch, das «keinesfalls schleppend» nimmt er sehr ernst.

Er kostet das dynamische Spannungs-feld des Werks aus, das SJSO folgt ihm hellwach, akkurat und mit Ausnahme weniger kleinster Missgri! e der Bläser klangschön und sicher. Einige Stellen, so die Blechkatarakte des Hauptthemas im Kopfsatz oder die Jagdszene im Scherzo, geraten vielleicht etwas laut, aber ge-rade so wirkt die wilde Jagd lebensnah und echt – 3-D-Sound sozusagen. In Wien wird das wunderbar zur Geltung kommen.

Auf dem Weg zum OlympFilmFilme von Berner Produzenten für Studentenoscars nominiertUnter den Finalisten der diesjährigen Student Academy Awards befinden sich zwei Filme, die von Bernern produziert wurden: An Mauro Muellers «Un mundo para Raúl» ist die Produktionsfirma Contrast Film mit Sitz in Bern und Zü-rich beteiligt, «Parvaneh» von Talkhom Hamzavi wurde vom Berner Stefan Eichenberger produziert. Die Preisver-leihung der Studentenoscars fi ndet am 8. Juni in Beverly Hills statt, der Jury ge-hört der Schauspieler Tom Hanks an. 2008 hatte der Berner Reto Ca" mit sei-nem Film «Auf der Strecke» den soge-nannten Studentenoscar gewonnen. Zu den prominenten Gewinnern gehören Spike Lee, Robert Zemeckis, John Lasse-ter, Trey Parker und Pete Docter. (klb)

Kulturnotizen

Jean-Martin Büttner, StockholmWie so viele Stars sieht er kleiner aus. Wie so wenige Stars spielt er sich gar nicht auf. Seine Haut wirkt wächsern, als habe ihm Madame Tussaud für diesen Tag freigegeben, Heimurlaub aus Berufs-gründen. Aber als er zu reden anfängt mit seinem singenden Englisch, lebt er auf, und man erkennt ihn wieder: Björn Ulvaeus, Texter und Gitarrist und Mit-komponist der Popband Abba, die aus dem Norden kam und 375 Millionen Plat-ten verkaufte. Ende nicht absehbar. Ein höfl icher Mensch mit Hang zur Selbstiro-nie, die hatte er schon früher. Ge-schmackvoll unau! ällig gekleidet, das war er früher nicht.

Das Jetzt, sofortUlvaeus stellt sich der Weltpresse, die zur Erö! nung des Abba-Museums in Stockholm angereist ist, draussen stauen sich die Fans für den Eintritt, gute Laune in drei Generationen. Das Museum ist seit Jahren im Gespräch, obwohl die Ge-ehrten am Anfang dagegen waren (siehe Interview). Sie haben recht: lebendig und museal, das passt nicht zusammen, und sowieso gehört Pop nicht hinter Glas. Im Museum steht die Unendlich-keit vor Gericht, hat Bob Dylan gesun-gen. Wir haben die Zeit unseres Lebens, haben Abba gesungen. Und weil das Glück nur Momente währt, dauert ein Popsong selten länger als drei Minuten, sogar wenn er das Unglück besingt.

Denn der Pop feiert das Jetzt, das So-fort; Sehnsucht in der Strophe und Wunscherfüllung im Refrain. Mit Erken-nungsri! und Variationen, mit Wieder-holung, Mittelteil und Wiedererkennung zur Belohnung. Dann Ausblenden. Keine Kunst ist so streng in der Auswahl ihrer Mittel, keine so leicht zu begreifen und so schwierig zu perfektionieren. Die Beatles brachten sie zur Vollendung, da-bei war die Konkurrenz enorm: die Beach Boys, Motown, Phil Spector, die Kinks, die automatischen Schreiber des Brill Building. Alles Angelsachsen.

Alle ausser Abba, dem Heiratsquar-tett aus Schweden. In zehn Jahre fabri-zierten die vier Popmusik in hoher Ka-denz und Qualität, von «Waterloo» bis «The Day Before You Came», von Schla-gerliedern bis zu Scheidungsvollzügen. Im Abba-Museum sind ihre Singles und LPs ausgebreitet, liegen die Gitarren auf-gebahrt, stehen die Kostüme wie zur Probe, hängen Schulfotos, blitzen Disco-kugeln. Auf dem Bildschirm fl ackert nochmals der Countdown zu «Water-loo», damals in Brighton, Eurovision Contest im April 1974, Switzerland 5 points. Als auch Finnland 5 points ver-gab, wusste die Band, dass sie gewinnen würde. Beim Preisabholen wurde Ulvaeus am Bühnenrand geblockt, er sah o! enbar nicht preiswürdig aus.

Was das Schwedische an der Musik von Abba ausmache, fragt man ihn an der Pressekonferenz. Er nennt präzis die Einflüsse. Was ihren Erfolg aus-macht, lässt sich daraus nicht ableiten. Und nur zum Teil mit dem Talent der Autoren erklären, den geschmeidigen Stimmen der Sängerinnen Agnetha Fältskog und Frida Lyngstad. Was den Erfolg brachte, war die Schwerarbeit. Das Museum symbolisiert sie mit zwei ungleich grossen, einander gegenüber-liegenden Schauräumen. Da öffnet sich das kleine, sonnige Zimmer auf der

Insel Viggso mit Blick auf Meer und Schären, in dem sich Björn Ulvaeus und Benny Andersson täglich trafen. Zwei singende Akkordarbeiter, die so lange miteinander spielten, bis sie eine Melodie hatten, und diese Melodie so lange ausformulierten, bis sie einen Song ergab. Den brachten sie dann ins Studio, das im Museum samt Mischpult zu sehen ist. Dort wurden die Lieder ausprobiert, umformuliert, instrumen-tiert und aufgenommen, die besten Jazzmusiker Schwedens spielten mit. Beim Intro von «Gimme! Gimme! Gimme! (A Man after Midnight)», die-sen kreisenden Arpeggien, die einen in den Song hineinziehen, spielten meh-rere Gitarristen aufs Mal. Abba moch-ten es gross.

Die weisseste Band der WeltMit ihrer Musik erreichten die Schwe-den Schulkinder und Mütter, Schwule und andere Männer, Transvestiten und Musiker der Konkurrenz. Auf fünf Kon-tinenten, in Filmen, auf der Musical-bühne. Bis heute werden Band und Mit-glieder mit einer Ehrfurcht verehrt, die ans Religiöse grenzt. Ihre erste Tournee in Australien von 1977 löste Reaktionen aus, wie man sie nur von den Beatles kannte. Fast 40 Jahre später können die Fans ihre Band im Museum wiederse-hen. Mal abgesperrt, mal interaktiv. Per Karaoke natürlich. Und als fünftes Mit-

glied auf einer virtuellen Bühne, im Ein-klang mit der Band. Das sieht zwar nicht schön aus. Aber wer sich schämt, ist kein Fan.

Zum Schämen bestand allerdings Anlass. Abba war die weisseste, bie-derste Band der Welt, man brauchte sich nur ihre Plattenhüllen und Videos anzusehen. Alles an ihnen ging einem auf die Nerven, damals. Das bleckende Lachen, die Fransen, die Latzhosen und Stiefel, diese stampfenden Takte, die ganze selige, gefahrlose, drogen-freie Familienpackung. Und diese Songs, denen nicht zu entkommen war. Weil man sie überall hörte, von Rimini bis Glasgow. Und sie nicht mehr verges-sen konnte. Wer Musik mochte, hasste sie, wer sie mochte, dem war nicht zu helfen.

Es brauchte eine Weile, bis man rea-lisierte, wie gut die besten Abba-Songs sind, wie grossartig arrangiert und ge-sungen, voller Steigerungen, Subtilitä-ten und Wendungen, voller Drama und Humor. Der Poptheoretiker Diedrich Diedrichsen hat einmal von den guten Stellen eines Songs geschrieben, den Momenten, denen man entgegensingt und die man auskostet mit Faustmikro-fon und Luftgitarre. Die besten Abba-Songs haben keine gute Stelle: Sie sind eine.

www.abbathemuseum.com

Sie wollten doch nur spielenIn Stockholm wurde das Abba-Museum erö! net: eine Ewigkeit für den Dreiminutensong.

Seit Jahren wächst die Nachfrage nach einem Abba-Museum. Wieso dauerte es so lange?Vor fünf Jahren wurden wir erstmals um das Ja-Wort gebeten. Wir waren von An-fang an dagegen. Mussten dann aber zur Kenntnis nehmen, dass die Stadt Stock-holm sehr darauf bestand und sich ihr alle möglichen Behörden anschlossen, die Touristiker zum Beispiel. Vor einem Jahr wurde dann der Standort für das Museum bestimmt. Es liegt an einer Strasse, an der ich immer wieder vorbei-komme. Da wurde mir klar, wie gross mein Ärger sein würde, wenn das Mu-seum nicht geraten würde. Also be-schloss ich, mich ganz einzubringen.

Sehen Sie eine Verbindung zwischen dem Schreiben eines Songs und dem Kuratieren einer Schau?In beiden wird eine Geschichte erzählt. Allerdings würde ich die Ausstellung eher mit einem Musical vergleichen. Im Musi-cal sitzt das Publikum vor wechselnden Szenen, in der Ausstellung stehen die Szenen und das Publikum wechselt.

Waren Ihre Jahre mit Abba die beste Zeit Ihres Lebens?

Nicht die beste, aber die kreativste. Junge Songschreiber haben ein kreatives Fenster von etwa acht Jahren, in denen ihr Talent explodiert. Bei Benny, Ag-netha, Frida und mir war das so.

Was war das Schwedische an der Musik von Abba?Zuerst würde ich die skandinavische Folkmusik nennen. Dann wurden Benny und ich allen Formen von Musik ausge-setzt, als wir heranwuchsen. Es gab nur einen schwedischen Radiokanal, und der spielte alles, von Akkordeon zu Beetho-ven, mit wenigen Popsongs dazwischen. Wir wurden italienischen Balladen und deutschen Schlagern ausgesetzt, und diese Vielfalt hat sich wohl auf unser Songschreiben ausgewirkt; die Einfl üsse waren andere als bei angelsächsischen Autoren. Sie führten dazu, dass Abba für Fremde etwas Exotisches bekam.

Warum ist Ihre Musik 30 Jahre nach der Trennung noch so populär?Natürlich kann ich das erklären. Ich weiss genau warum. Nein, ich weiss es nicht. Ich habe keine Ahnung. Ich bin nur ratlos, überrascht und dankbar.Aufgezeichnet von Jean-Martin Büttner

Björn Ulvaeus über das Abba-Museum

«Wir waren von Anfang an dagegen»

Abba, das Heiratsquartett aus Schweden, war die weisseste, biederste Band der Welt, man brauchte sich nur ihre Plattenhüllen und Videos anzusehen. Foto: zvg

Page 2: Sie wollten doch nur spielen - ossh.weebly.comossh.weebly.com/uploads/3/6/7/6/3676562/derbund_7.pdf · 32 Dienstag, 7. Mai 2013 — D er kleine Gesellschaft Kai Strittmatter, Guzhen

Der kleine32 Dienstag, 7. Mai 2013 —

Gesellschaft

Kai Strittmatter, GuzhenAls der Junge seine Mutter in den Tod schickte, lag Schnee in der Luft von Guzhen, einem Flecken in der südchine-sischen Provinz Anhui. Eine glückliche Familie seien sie gewesen, wirklich, sagt Zhang Hongbing. Erfüllt vom Geist der Revolution, aber wer war das damals nicht. Mutter und Vater hätten seine grosse Schwester, den kleinen Bruder und ihn zur Liebe zum Grossen Vorsit-zenden Mao Zedong erzogen. Mit Wolfs-milch, wie Zhang Hongbing heute sagt.

Der 59-Jährige bemüht sich, seine Ge-schichte zu verstehen. Mithilfe zerfled-derter Hefte. «Sie wurde mir 1951 vorge-stellt. Sie war als Modellarbeiterin aus-gezeichnet worden. Da entwickelte ich Gefühle für sie», notierte der Vater. «Heute haben wir das entlaufene Kanin-chen zurückgebracht», hielt die Schwes-ter mit 13 im Tagebuch fest: «Ich will doch dem Volke dienen.» Er selbst ver-fasste am Abend des 13. Februar 1970 die «Anzeige und Enthüllung der himmel-schreienden Verbrechen der Konter-revolutionärin Fang Zhongmou.» Das war seine Mutter.

Kampfsitzung zu HauseSie hatte zehn Stunden Spitalarbeit hin-ter sich, sass müde auf einem Schemel und walkte die Wäsche. Der Sohn spülte das Geschirr vom Abendessen. Danach wird er sagen, dieser Satz der Mutter habe ihn schockiert: «Ich wünsche mir, dass Liu Shaoqi rehabilitiert wird.» Liu war Staatspräsident gewesen, bevor Mao ihn 1967 hatte verhaften lassen. Zwei Jahre später starb Liu im Gefängnis. Sein Vergehen: Er hatte Mao kritisiert für den sogenannten Grossen Sprung nach vorn, der in einer Hungerkatastrophe mit Mil-lionen von Toten geendet hat, war also ein bürgerlicher Reaktionär, ein Verräter. «Ich war entsetzt. Meine Mutter war eine Klassenfeindin!», schrieb Zhang am Tag nach ihrer Denunzierung. «Ich war ein Rotgardist, ein Wächter Maos. Ich begann noch zu Hause eine Kritik- und Kampfsitzung gegen meine Mutter.»

Sie aber zeigte keine Einsicht. «Kind», sagte sie, «du hast doch keine Ahnung vom Klassenkampf.» Der Sohn sah rot. «Wer ist hier dein Kind?», rief er. «Wir sind die Roten Garden Mao Zedongs. Wenn du weiter Gift verspritzt, zer-schmettere ich deinen Hundeschädel!» Gut, sagte die Mutter, dann werde sie jetzt den grossen Mao von der Wand reissen. An dem Punkt mischte sich der Vater ein: «Fang Zhongmou», sagte er zu seiner Frau, «du bist eine unverbesserli-che Konterrevolutionärin, eine Feindin, du gehörst nicht mehr zu uns.»

Der Vater ging, die Mutter beim örtli-chen Parteikomitee anzuzeigen. Der Sohn zitterte vor Wut. Er hatte Angst, der Vater könnte die Mutter doch heim-lich in Schutz nehmen. Also verfasste er seine eigene Anklageschrift. «Verteidigt den Vorsitzenden Mao bis zum Tod!», schrieb er und: «Richtet Fang Zhongmou hin!» Die Mutter hatte sich da schon im Schlafzimmer eingeschlossen, sie war dabei, die Mao-Bilder von der Wand zu nehmen und zu verbrennen. Er lief zum nahen Haus eines Armeeo!ziers und schob die Anzeige gegen seine Mutter unter der Tür durch. Zhang Hongbing war 15 Jahre alt, als er die Hinrichtung seiner Mutter verlangte. Und bekam. Zhang Hongbing hiess er noch nicht lange. Seine Eltern hatten ihn Zhang Tiefu getauft. Dann rief der grosse Mao 1966 die Kulturrevolution aus und emp-fing auf dem Platz des Himmlischen Friedens seine neue Streitmacht: die jungen Rotgardisten. Ein Mädchen durfte ihm eine rote Armbinde umlegen. Er fragte sie, wie sie heisse. «Song Bin-bin, die Ausgeglichene», antwortete sie. «Das ist nicht gut», sagte Mao, «nenn dich lieber ‹die Kriegslüsterne›.» Und so wurde aus ihr Song Yaowu. Und 1000 Ki-lometer weiter südlich legte der beein-druckte kleine Tiefu den Namen ab, den seine Eltern ihm gegeben hatten, und nannte sich fortan Hongbing, «roter Sol-dat». Vater und Mutter waren selbst glü-hende Kommunisten. Beide entstamm-ten armen Bauernfamilien, hatten mit der Roten Armee gekämpft und 1949 China befreit. Ihr Glaube war stark. «Sie

waren Schräublein im Getriebe der Par-tei», sagt der Sohn. Vater Zhang Yue-sheng war Parteifunktionär im Spital. Er wankte nicht, als die Menschen beim Grossen Sprung nach vorn (1959–1961) vor Hunger verreckten. Er wankte nicht, als er bei der Inspektion eines Bauern-hauses den Deckel eines Kochtopfs hob und darin den Leichnam eines Babys entdeckte. Er wankte nicht, als er die Zahl der Hungertoten nach oben mel-dete und dafür als «Rechtsabweichler» gebrandmarkt wurde: Mao war unfehl-bar, seine Politik konnte nicht falsch sein. Er wankte auch dann nicht, als die Roten Garden ihm 1967 einen Papierhut aufsetzten, ein Schild umhängten und ihn wie Freiwild durch die Strassen trie-ben. Die Kinder waren da längst keine Kinder mehr. «Wir hatten alle Unschuld verloren», sagt Zhang.

Ein teuflischer SchachzugWann die Mutter erstmals zweifelte? Als ihr Vater 1951 von der Partei als angebli-cher Spion hingerichtet wurde? Als sie 1967 mit ihrem herzkranken Körper die Tritte und Schläge gegen ihren Mann ab-zufangen versuchte? Ja, die Mutter warf sich vor den Mann, der sie drei Jahre später gemeinsam mit dem Sohn an-zeigte. Die Mutter zweifelte, sie war Mensch geblieben, sie musste sterben.

«Manchmal kommt mir das alles un-wirklich vor wie ein Traum», sagt der Bruder der Mutter, Fang Meikai. «Was die Menschen einander antaten, die Brü-der ihren Schwestern, die Kinder ihren Eltern. Ein Leben war das nicht.» Die Grosse Proletarische Kulturrevolution war ein teuflischer Schachzug Mao Ze-dongs. Machtpolitisch grandios, mensch-lich eines seiner grössten Verbrechen. Mao entledigte sich seiner Rivalen und schickte sein Land dafür in den kollekti-ven Wahnsinn. Die ihm blind ergebene Jugend rief er zum Sturm auf die Autori-täten auf. 1966 war das. 13- und 14-Jäh-rige schlossen sich zu Roten Garden zu-

sammen. Mao liess sie Lehrer durch die Strassen jagen, Schriftsteller foltern, Professoren totprügeln, Tempel nieder-reissen, Gräber schänden.

Jetzt sitzen sie einander in einem klei-nen Bauernhaus in Guzhen gegenüber: der Anwalt Zhang Hongbing in weissem Hemd und blauem Jackett und sein On-kel, der Bauer Fang Meikai in einer grauen Windjacke. Die beiden schauen aneinander vorbei.

Warum? Warum hat Zhang damals die Hinrichtung der Mutter gefordert? «Um Mao zu schützen!», stösst er hervor. «Ach, sei doch still», entgegnet der Onkel. «Ganz China war verrückt.» Er wischt Tränen aus den Augen. Warum, Zhang Hongbing? «Man hatte uns die Menschlichkeit ausgetrieben.» Warum? «Ich suche doch selbst seit 34 Jahren eine Antwort. Wie konnte ich mich von einem wachen Jungen in ein wildes Tier verwandeln? In ein Wolfskind?» Laut-sprecher an jeder Strassenecke bellten damals rote Parolen in die Wohn- und Schlafzimmer: «Die Liebe zu Mutter und Vater ist nichts gegen die Liebe zu Mao.» Kinder brachten ihre Eltern ins Arbeits-lager, Eheleute einander in den Folter-keller. Eines Wortes wegen. Und als die

Jungen ihren Dienst getan hatten und ihre Gewaltorgie in einen Bürgerkrieg umschlug, da liess Mao sie von der Armee zusammenschiessen. So eroberte der Grosse Vorsitzende die unum-schränkte Macht zurück. 1976 war die Kulturrevolution o!ziell vorbei. Aber das Vertrauen in den Nächsten hat das chinesische Volk bis heute nicht zurück-gewonnen.

Alle Lebenszeichen getilgtFang Meikai versuchte vergeblich, Hilfe für seine Schwester zu organisieren. «Acht Wochen war sie in einer Zelle ein-gesperrt.» Er starrt seinen Ne"en an: «Und ihr habt sie ein zweites Mal zurück-geschleppt!» Zurückgeschleppt? Der An-gesprochene rückt seine Brille zurecht. Ja, sagt er schliesslich, der Mutter sei die Flucht gelungen. Sie sei nach Hause ge-kommen. Und? «Da haben der Vater und ich sie gepackt und zurückgebracht.»

Am 11. April 1970 fand ihre ö"entliche Hinrichtung statt. Die spätere Frau des Bruders war im hinbefohlenen Publikum. Fang Meikai erfuhr von ihrer Erschies-sung erst später. «Deine Schwester ist tot», sagte ihm ein Vorgesetzter. «Küm-merst du dich um die Leiche?» Er war allein, hatte keinen Karren, kein Werk-zeug, nicht einmal eine Bambusmatte, um die Tote einzuwickeln. Warum küm-merten sich nicht ihr Mann und ihre Kin-der um die Leiche? Der Vater habe die Scheidung eingereicht gehabt, sagt Zhang Hongbing: «Rechtlich gesehen, war es nicht mehr seine Pflicht.» Arbei-ter verscharrten die Tote schliesslich in einem Feld. Der Vater und der Sohn ver-brannten nicht nur alle Fotos der Mutter. Zhang Hongbing nahm auch einen Pinsel zur Hand, blätterte alle Bücher der Mut-ter durch und übermalte mit schwarzer Tinte jedes Schriftzeichen, das sie an den Rand gekritzelt hatte. Als reiche die physische Auslöschung nicht. Gut ging es der Familie danach nicht. Zhang galt der Logik der Kulturrevolution zufolge

nun als Sohn einer Konterrevolutionärin. Er wurde aufs Land verschickt, arbeitete später als Schlosser. Und doch, sagt er, sei ihm ein Jahrzehnt lang kein Zweifel an seinem Tun gekommen. 1979, Mao war tot und die Kulturrevolution längst vorüber, schrieb er auf Drängen seines Onkels einen Antrag auf posthume Reha-bilitierung der Mutter. Er plante, auf ihre geistige Unzurechnungsfähigkeit zu plädieren. Die Mutter musste verrückt gewesen sein, nicht er. Entsetzen über seine Tat ergri" ihn erst, als er ein Fern-studium begann. «Es war die Bildung, die mir die Augen ö"nete», sagt Zhang. Der Onkel, der Bauer, entgegnet darauf: «Weisst du, was ihr wart, du und dein Vater?» Zhang blickt auf. «Gnadenlose Opportunisten. Als der Wind sich drehte, da habt ihr euch mitgedreht.» Zhang Hongbing fällt ihm ins Wort: «Es war das Luftschloss, das Mao für uns gebaut hatte. Die Propaganda.» Am Ende bellt er: «Ich glaubte das!»

Die fehlende ErinnerungTatsächlich fiel das Erwachen des Zhang Hongbing zusammen mit der politischen Wende. Deng Xiaoping, der in der Kul-turrevolution selbst verfolgt worden war, verordnete dem Land «Reform und Ö"nung». Die Kulturrevolution wurde in «Zehn Jahre Chaos» umbenannt. Die Partei befand, Maos Handeln sei «zu 70 Prozent korrekt und zu 30 Prozent falsch» gewesen. Derweil ging Zhang tagsüber in die Werkstatt und holte abends sein Studium nach: 1987 Jura-Ex-amen, 1988 Abschluss in chinesischer Literatur. Seit vielen Jahren ist er Partei-mitglied. Glaubt er an die Partei? «Ich glaube an das Recht», sagt er. «Mein Traum ist es, aus China einen Rechts-staat zu machen.» Er klammert sich an Paragrafen und Gesetze, an Indizien und Belege.

Seit 34 Jahren recherchiert er bereits die Geschichte seiner Familie und seiner Tat. Wir sitzen am Küchentisch. Manch-mal bricht Zhang in Tränen aus, einmal ruft er: «Ich bin nicht mehr wert als ein Tier.» Ein andermal: «Mein Name soll in die Geschichte eingehen als ewige Schande.» Es ist eine Busse, die nach Publikum verlangt. Vor vier Jahren hat er beschlossen, an die Ö"entlichkeit zu gehen. Seiner Familie ist es eine Pein. Er war im Internet auf Websites gestossen, die Mao und die Kulturrevolution wieder preisen. Er seufzt: «Warum bloss verste-hen die Söhne und Töchter des chinesi-schen Volkes so wenig?»

Er führt einen Feldzug. Einen persön-lichen, der ihm, der keine Vergebung je erlangen wird, den Schmerz ein wenig betäubt. Und einen ö"entlichen gegen das kollektive Vergessen. Ein Vergessen, das System hat in China: Die Partei ver-ordnet dem Volk die historische Amne-sie, wieder und wieder. Sonst müsste sie sich ihren Verbrechen stellen. Und so schweigt China über die mehr als 30 Mil-lionen Hungertoten während des Gros-sen Sprungs, es schweigt über die Wur-zeln der Kulturrevolution, es schweigt über das Massaker auf dem Tiananmen-Platz 1989. Und unter dem bleiernen Schweigen gärt ein fauliger Sud aus Schmerz, Schuld und Bitterkeit, der gif-tige Blasen an die Oberfläche schickt. Eine der giftigsten ist die Nostalgie, der es an Erinnerung mangelt. Im letzten Sommer, bei den Protesten gegen Japan, zog ein Mao-Plakate schwenkender Hau-fen durch die Strassen Pekings. «Mao, komm zurück», war auf Bannern zu le-sen. Chinas Schulen, sagt Zhang Hong-bing, trügen eine grosse Schuld. «Sie zie-hen noch heute ergebene Untertanen heran. Sklaven. Wolfskinder.» Wieder und wieder, sagt er, habe er diesen Traum: Die Mutter kehrt zurück. Er nimmt ihre Hand, möchte ihr etwas sagen, bringt keine Worte heraus. Sie blickt ihn nur an – und verschwindet wieder. Der grosse Schriftsteller Ba Jin forderte schon 1986 ein Museum für die Kulturrevolution; bis heute gibt es kei-nes. Aber Zhang sammelt für jenen Tag. «Ich bin einer der Mörder von damals», sagt er. «Sollen sie mich verachten, be-schimpfen, verfluchen. Aber alle sollen es sehen. Es soll ihnen eine Lehre sein.»

Der Verräter seiner MutterEr war 15 und von Mao begeistert, als er seine Mutter denunzierte. Das war während Chinas Kulturrevolution. Sie wurde hingerichtet. Die Frage, was ihn zum Unmenschen werden liess, lässt ihn nicht mehr los.

Bewa!net mit der Mao-Bibel, gingen die jungen Rotgardisten in der Kulturrevolution (1966–1976) gegen Autoritäten vor. Foto: Keystone

Anwalt Zhang Hongbing und seine in jungen Jahren getötete Mutter. Foto: zvg

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Der kleine — Dienstag, 7. Mai 2013 33

Wissen

Martin LäubliDer Landwirt zeigt zu den beiden Bauernhäusern am Hang. Nur noch zu Fuss seien sie zu erreichen, die Zufahrts-strasse sei gesperrt, sagt er. Die Zukunft der Bauernbetriebe in den steilen Hän-gen des Gebiets Hintergraben ist un-sicherer denn je. «Ich weiss nicht, ob sich der Hang so schnell wieder beru-higt», sagt der Bauer.

An den Hängen am linken Ufer des Sarnersees gibt es immer wieder Zonen, die auf der Gefahrenkarte des Kantons Obwalden rot eingezeichnet sind. Rot steht für Gebiete, in denen mit einem Rutschereignis zu rechnen ist, das statis-tisch gesehen alle 300 Jahre passiert. «Auch permanente Rutschungen über einen Meter pro Jahr gehören nach Bun-desvorgabe dazu», sagt Geologe Markus Liniger von Geotest, der für die Gefahren-karte mitverantwortlich ist.

Gefahren sind jedoch nicht statisch, und die Statistik kann sich schnell än-dern, wie nun das Beispiel Hintergraben zeigt. «Gefahrenkarten gehören zu einer rollenden Planung», sagt Peter Lienert, Leiter des Amts für Wald und Landschaft im Kanton Obwalden. Noch vor gut einem halben Jahr sei dieses Gebiet keine Gefahrenzone gewesen. Doch nun bewegt sich der Hang einen Meter pro Woche. «Die Beschleunigung ist drama-tisch», sagt Markus Liniger. Schon ziehen Risse durch die Wiesen zwischen Geris-bach und Steinibach. «Acht Millionen Kubikmeter sind schätzungsweise in Be-wegung», sagt der Geologe. Der Obwald-ner Regierungsrat hat die Rutschzone zum Notstandsgebiet erklärt.

Rutschgebiete sind verbreitetSchuld daran ist der Flysch, ein schiefrig-toniges Gestein, ein Gemisch von Sand-stein und Mergel, das sich vor Jahrmillio-nen während der Alpenfaltung gebildet hat und auf der Alpennordseite weit ver-breitet ist. «Die Verwitterungsprodukte des Flysch sind rutschig», sagt Markus Liniger. Sie können Wasser stauen und eine Gleitschicht bilden, auf der Boden- schollen ins Rutschen geraten. Die be-

kannteste Flysch-Rutschung ereignete sich in den 1990er-Jahren im Kanton Freiburg. Die Rutschung Fall-Hölli zer-störte rund 30 Ferienhäuser und verur-sachte einen Schaden von 20 Millionen Franken. Potenzielle Rutschgebiete sind in der Schweiz verbreitet, 6 bis 8 Prozent der Landesfl äche sind instabil, vorwie-gend im voralpinen und alpinen Raum. «Im Gegensatz zu den Hochwassergefah-ren liegen viele Zonen in bevölkerungs-schwachen Gebieten», sagt Liniger.

In Sarnen liegt der Gleithorizont in 40 Meter Tiefe, wie eine Bohrung zeigte. Und die Hänge in Hintergraben sind zwischen 25 und 30 Grad steil. Das Pro-blem: Der Untergrund ist unberechenbar. Die Experten sprechen von Reaktivie-rung. «Normalerweise rutscht das Gebiet einen halben Zentimeter pro Jahr», sagt Liniger. Der Geologe vermutet, dass die nassen Winter der letzten Jahre den

Untergrund mit Wasser gesättigt haben. «Im letzten Winter hatten wir im Grunde viermal eine Schneeschmelze», sagt Lini-ger. Der Boden sei dann «geladen», da habe wohl ein regenreiches Wochen-ende gereicht, um die Bodenrutschung zu beschleunigen. Betro! en sei nicht nur Sarnen. «In der Innerschweiz gibt es derzeit einige Gebiete, wo der Unter-grund stark in Bewegung ist.»

Lange war es ruhigDer kleine Kanton Obwalden gehört zu den Vorzeigekantonen in Sachen Gefah-renkartierung. Bereits früh entstanden erste Gefahrenkarten, die jedoch nicht derart detailliert waren wie heute. Zu-dem erkannten die Behörden bereits in den 50er-Jahren, dass die Naturgefahren durch die Wildbäche in diesem Gebiet nur durch Massnahmen gebannt werden können. Im Rahmen eines Integralpro-jektes begann man Mitte der 60er-Jahre

mit Bachverbauungen, Ufergehölz wurde zur Stabilisierung gepfl anzt, Böden wur-den entwässert und Forststrassen ge-baut. Lange war es ruhig an den Hängen, und die Experten gingen davon aus, dass die Massnahmen Erfolg zeitigten. Erst kürzlich bei der Überarbeitung der Ge-fahrenkarte zeigte sich dank Bohrungen und GPS-Vermessung, dass das Gebiet Hintergraben stärker in Bewegung gera-ten ist.

Für die Behörden gilt es nun, auf alle Eventualitäten gefasst zu sein. Tiefgrün-dige Rutschungen sind kaum abschätzbar. «Die Verformungen im Boden sind unter-schiedlich», sagt Markus Liniger. Das heisst: Hier kann es Absenkungen geben, dort Stauchungen. Einzelne Schollen können deshalb an Stellen abbrechen, wo man es nicht erwartet.

Das Wetter der nächsten Tage ist nicht sehr hilfreich, um die Lage zu entschär-fen. Der Bauer ho! t auf trockene Tage.

«Nicht auszudenken, was passiert, wenn noch mehr Wasser in die Bodenrisse fl iesst.» Die Zukunft der betro! enen Bauernbetriebe ist allein von der Natur abhängig – der Mensch ist machtlos.

Trügerische Sicherheit durch Gefahrenkarten Das steile Gebiet Hintergraben in Sarnen galt bis vor kurzem als unbedenklich bezüglich Rutschungen. Zu Unrecht, wie sich jetzt zeigt.

Der Sarner Gemeindeteil Hintergraben, der nach Rutschungen zum Notstandsgebiet erklärt wurde. Foto: Gemeinderat Sarnen, Keystone

Aufgrund verschiedener in den 90er-Jahren erlassener Gesetze hat der Bund die Kantone verpfl ichtet, Gefahrenkarten zu erstellen. Diese erfassen die Gefährdung durch Hoch-wasser, Lawinen, Rutschungen und Stein-schlag. Eigentlich hätten die Karten bis 2011 fertig sein müssen. Wie das Bundesamt für Umwelt diese Woche mitteilte, waren bis Ende 2012 aber erst 85 Prozent des Landes erfasst. Die Karten enthalten detaillierte Informationen über Ursachen, Ablauf, räum-liche Ausdehnung, Intensität und Eintretens-wahrscheinlichkeit der Naturgefahren, die in fünf Gefahrenstufen eingeordnet sind. Die Informationen sollen massiven Folgeschäden vorbeugen – etwa durch eine angepasste Zonenplanung. (mma)

GefahrenkartenSchweiz erst teilweise erfasst

Universität BernHightechanlage für die KlimaforschungDie Universität Bern hat eine neue Anlage zur Altersbestimmung von Eisbohrkernen und zur Bestimmung von Umweltradio-aktivität eingeweiht. Das Gerät ersetzt den sogenannten Oeschger-Zähler, mit dem die Uni Bern Wissenschafts geschichte schrieb. Hans Oeschger begann 1958 mit der Radiokarbondatierung und trug mit der Analyse von Eisbohrkernen aus Grön-land entscheidend zum guten Ruf der Berner Klimaforschung bei, wie die Uni-versität Bern in einer Mitteilung schreibt. Sein C14-Analysegerät war weltweit eines der ersten zur Messung von radioaktiven C14-Atomen und ist auch heute noch eines der zehn genausten der Welt. Die Uni Bern setzt nun trotzdem auf eine neue Anlage, weil Forschende zunehmend mit Proben im Milli- oder Mikrogramm-bereich arbeiten. Dafür eignet sich der Oeschger-Zähler weniger gut, also muss-ten die Forscher auf andere Labors aus-weichen. Finanziert haben die 1,8 Millio-nen Franken teure Anlage die Berner Hochschule, der Schweizerische National-fonds und das Bundesamt für Gesundheit. Zum Einsatz kommt es im Oeschger-Zen-trum für Klimaforschung der Universität

Bern. Anwender sind nicht nur die For-scher dieses Zweigs, sondern etwa auch Archäologen, die mit der C14-Mess-methode das Alter beispielsweise von Pfahlbauten bestimmen können, oder die Behörden. So lassen sich zum Beispiel Kunstfälschungen mit dieser Analyse-methode nachweisen. (sda)

BiologieKannibalismus im Mutterleib bei SandtigerhaienTödlicher Konkurrenzkampf im Mutter-leib: Zur Fortpflanzung paaren sich Weibchen von Sandtigerhaien mit mehreren Männchen, doch nur wenige Kopulationspartner zeugen tatsächlich Nachwuchs. Denn in der Gebärmutter fressen die zuerst schlüpfenden Nach-kommen ihre Geschwister auf, berichtet ein internationales Forscherteam im Fachblatt «Biology Letters» der briti-schen Royal Society. In jeder der zwei Gebärmütter eines Weibchens frisst der erste, zunächst nur einige Zentimeter grosse Schlüpfling alle Geschwister und die unbefruchteten Eier. Bei der Geburt nach bis zu zwölf Monaten sind die Jung-haie gut einen Meter gross. Der bis etwa drei Meter lange Sandtigerhai lebt unter anderem im Mittelmeer. (dpa/fwt)

Nationalfonds755 Millionen Franken für die GrundlagenforschungDer Schweizerische Nationalfonds (SNF) hat letztes Jahr 3500 Forschungsvorha-ben mit 755 Millionen Franken unter-stützt. Das war fast 6 Prozent mehr Geld als im Vorjahr und mehr als jemals in der 60-jährigen Geschichte des SNF. Wie aus dem Jahresbericht hervorgeht, entfielen davon 24 Prozent auf die Geistes- und Sozialwissenschaften, 35 Prozent auf Mathematik, Natur- und Ingenieurwissen-schaften und 41 Prozent auf Biologie und Medizin. Unterstützt wurden 8750 For-scherinnen und Forscher. ( jä)

ArteninvasionGrosse Seehäfen bilden ein grosses RisikoWenn Tier- und Pflanzenarten sich aus ihrem angestammten Verbreitungs-gebiet hinausbewegen, droht den Öko-systemen, in die sie eindringen oft Ge-fahr. Bevorzugtes Transportmittel für Neozoen und Neophyten sind Fracht-schiffe. Die grossen Häfen sind denn auch die wichtigsten Einfallstore für die invasiven Arten. Forscher der Universi-täten Bristol und Oldenburg haben dies

mit Invasionsrisikokarten gezeigt, die sie im Fachblatt «Ecology Letters» pub-liziert haben. (sda/afp)

MedizinWinziger Roboter geht ins Innere des AugesWenn die Netzhaut nicht genügend mit Sauerstoff versorgt ist, droht eine Er-blindung. Das Team von Bradley Nelson, Professor für Robotik und Intelligente Systeme an der ETH Zürich, hat einen Mikro-Roboter entwickelt, der den Sauerstoffgehalt misst und anzeigt. Er ist nur einen Millimeter lang und lässt sich durch Magnetfelder durch das flüs-sige Innere des Augapfels steuern, wie Nelson im Fachblatt «IEEE Transactions on Biomedical Engineering» berichtete. Augenärzte könnten in Zukunft solche Roboter mithilfe einer Injektionsnadel einsetzen. (sda)

MedizinHirnelektroden warnen vor epileptischen Anfällen Spannungsänderungen auf der Hirn-oberfläche können epileptische Anfälle ankündigen, wie Forscher von der Uni-versität Melbourne im Fachblatt «The

Lancet Neurology» berichten. Sie teste-ten an 15 Patienten einen Apparat, der die Wahrscheinlichkeit eines Anfalls be-rechnet. Das Gerät war verbunden mit Elektroden, die die Mediziner zwischen Schädel und Hirnrinde eingepflanzt hat-ten und die die Spannung auf der Hirn-oberfläche aufzeichneten. Epileptologen sprechen von einem Meilenstein. Die Studie zeige erstmals, dass die Vorher-sage eines Anfalls möglich sei. Ob dies für eine klinische Anwendung ausreiche, sei allerdings unklar. (dpa/fwt)

TechnikForscher bauen Kameranach InsektenvorbildInsektenaugen haben US-Forscher dazu inspiriert, eine Weitwinkelkamera ohne Verzerrungseffekt zu bauen. Die Konst-ruktion entspreche zum Beispiel der Leis-tungsfähigkeit eines Borkenkäferauges – mit grossem Sichtfeld, hoher Bewegungs-schärfe und praktisch unendlicher Schär-fentiefe, schreiben die Wissenschaftler von der University of Colorado in Boulder im Fachmagazin «Nature». Die neue Ka-mera arbeitet nun wie ein Facettenauge mit 180 Einzel linsen. Jeder elektronische flache Sensor kann dabei ebenfalls linsen-förmig aufgebogen werden. dpa/fwt)

Kurz

Giswil

Sarnen

Sachseln

OBWALDEN

Steinibach

Schlimbach

Gerisbach

TA-Grafik

1 km

Gefahrenzone

Kernbereich Rutschung

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