Sissi Sterntaler: Struppina braucht ein Gewand

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Sissi Sterntaler Struppina braucht ein Gewand Erscheinungstermin Herbst 2016 Hardcover, ca. 70 Seiten, farbig illustriert Papierfresserchens MTM-Verlag

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inleitung 4

Strohsternler und Prachtbartler 5Struppina liebt Verwirrspiele 7Eine Abmachung 10Der schöne Borstl Prachtbart 12Struppina braucht ein Gewand 15Borstl denkt nach 18Kroti weiß Rat 20Ein heimlicher Lauscher 22Auf der Wanderschaft 23Die armen Vogeleltern 25Die Frühlingsfee 28Ein reißender Bach 33Kaltes, tiefes Wasser 35Die Sommerfee 38Schatten bei der Sonnenblume 43Verirrt im Laubmeer 46Die Herbstfee 49Zwei Äpfel für drei 53

Inhalt

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ieses Büchlein gehört

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Eine böse Überraschung 55Ein struppiger Helfer 56Die Winterfee 59Frühlingsträume 63Willkommen daheim 65Ein unerwartetes Geschenk 66Das Hochzeitsfest 67Ehrengäste 70Freunde und EIN großes Volk 72

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ief im Wald, versteckt im Unterholz, leben zwei große Koboldvölker. Diese Geschöp-fe sind winzig klein, etwa so groß wie Eichhörnchen, eher stämmig gebaut und uralt.

Es gibt Arten, wie wir es von den Hauskobolden kennen, die sehr verspielt sind und einen Hang zu Unfug und kleinen boshaften Streichen haben. Diese Waldkobolde aber sind ganz anders. Sie leben in Sippen zusammen und gehen mit großem Eifer ver-schiedenen Beschäftigungen nach.

An Unfug und boshaften Späßen haben sie gar kein Interesse, aber es gibt Ausnahmen, wie wir noch sehen werden …

Einleitung

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ie Strohsternler erkennt man an ihrem struppigen strohblonden Haarschopf. Sie sind fleißige Sammler, die sich gut mit allem Essbaren im Wald auskennen und köstliche Gerichte und Eingemachtes zu kochen verstehen. Pilze räuchern, Kräu-

ter und Früchte trocknen und ständig neue Rezepte erfinden und ausprobieren, damit beschäftigen sie sich unentwegt.

So eifrig sind sie bei der Sache, dass sie nicht viel Wert auf ihr Äußeres legen und auch keine Kleider anhaben, sondern nackig herumrennen und höchstens ein Blatt vor den Bauch binden, um sich vor heißen Spritzern aus dem Kochtopf zu schützen.

Gesittet zu essen ist ihnen sehr wichtig. Sie sitzen dann zusam-men im Kreis, die Leckereien sind alle hübsch auf Blättern und Borkenschälchen angerichtet. Die Strohsternler wünschen sich einen guten Appetit, essen mit viel Genuss, loben die Speisen und denken sich bereits neue Rezepte aus.

Die braun- oder rothaarigen Prachtbartler dagegen sind ganz anders: Sie sind Kleidermacher und legen größten Wert auf Aus-sehen und Eleganz. Dabei ist ihnen das Essen nicht so wichtig, Wurzeln und Rüben wie wilde Möhren und Pastinaken, hin und

Strohsternler und Prachtbartler

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wieder ein paar Kräuter, dies nebenbei aus der Hand gegessen, reicht ihnen völlig. Mit Kochen wollen sie keine Zeit verschwen-den. Sie sind nämlich unermüdlich auf der Suche nach Gräsern, Pflanzenfasern und Wolle von wilden Ziegen, Hasen und Rehen zum Weben, Spinnen, Stricken und Filzen. Und nach schönen bunten Federchen für Hüte und Kappen.

Außerdem sammeln sie verschiedene Pflanzen, mit denen sie ihre Kopfbedeckungen, Jacken und Kniehosen sowie die spitzen, gefilzten Schnabelschuhe rot, blau und grün färben. Für glän-zende Knöpfe zersägen, polieren und bohren sie sorgfältig alle möglichen Nussschalen.

Ihre krausen Haare und Bärte bearbeiten sie täglich mit schön geschnitzten Holzkämmen, bis sie richtig glänzen. Gute Manie-ren zu ihrer prächtigen Ausstattung sind ihnen sehr wichtig. So lernen schon die kleinen Prachtbartler einen ordentlichen Kratz-fuß, artig zu grüßen und höfliche Komplimente zu machen.

Sie halten sich deswegen sogar für etwas Besseres als die rund-bäuchigen, nackigen, geschäftig herumrennenden Strohsternler, die oft mit Marmelade oder sonstigem beschmiert und von ei-nem leichten Räuchergeruch umgeben sind und sowieso über-haupt keine Manieren haben.

Die Strohsternler wiederum finden die protzigen Prachtbartler mit ihrer Herumstolziererei, dem gestutzten Bart und dem un-vermeidlichen Kratzfuß ziemlich lächerlich.

Im Allgemeinen gehen sie sich aus dem Weg. Treffen sie sich aber doch einmal beim Sammeln, tauschen sie zwar ein paar Höflichkeiten aus, rümpfen aber insgeheim die Nase und den-ken sich das Ihre.

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aaaber ... nun gibt es eben leider auch Ausnahmen wie Struppina Strohstern, die eindeutig aus der Art schlägt. Sie sieht zwar putzig aus mit ihrem stroh-blonden Haarschopf, den sie oben etwas zusammenknüllt und mit ein paar schim-

mernden Getreidehalmen umwickelt, sodass es ein bisschen den Anschein eines Krönchens macht. Manche nennen sie des-halb Prinzessin Struppina Strohstern, was ihr sehr gut gefällt.

Aber: Sie hat ganz und gar kein Prinzessinnenbenehmen! Auch keinerlei Interesse am Beeren- und Pilzesammeln. Und noch viel weniger am Kochen und überhaupt an jeder nützlichen Arbeit. Essen hingegen liebt sie sehr, sie greift immer mit viel Appetit zu und lobt die guten Speisen. Ihr Bäuchlein ist daher wirklich prall und wohlgerundet.

Eigentlich ist Struppina meistens fröhlich und guter Dinge, sie kann aber auch sehr jähzornig sein und neigt zu heftigen Tränen-ausbrüchen mit lautem Geschluchze und Geheul. Was sie aber am meisten liebt, sind allerlei Verwirrspiele, Unfug und Streiche, darin ist sie wirklich erfinderisch und beschäftigt sich den gan-zen Tag im Wald damit.

Struppina liebt Verwirrspiele

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Sie leitet zum Beispiel die Ameisenstraßen um, sodass sich die armen Tierchen verirren und nicht mehr heimfinden, und sie bläst die Käfer und Falter an, sodass ihnen vor lauter Sturm ganz schwindlig wird. Sie verknotet Grashalme, die dann nicht mehr gerade nach oben wachsen und sich im Wind wiegen können, was ihre größte Freude ist.

Kleine Schnirkelschnecken, die nach einer langen Wanderung von der großen Fichte bis zu der Schlammpfütze endlich er-schöpft angekommen sind, klaubt sie auf und trägt sie zurück. Manchmal gießt sie auch Wasser in die Höhlen der Erdbewoh-ner, sodass diese immer wieder umziehen müssen. Außerdem stibitzt sie süße Haselnüsse aus dem Wintervorrat der Eichhörn-chen und legt stattdessen taube Nüsse hin. An diesen Streichen hat Struppina großen Spaß, sie trällert, springt lustig herum und vertreibt sich so den ganzen Tag – bis sie schließlich hungrig wird und heimwärts tapst, immer dem guten Essensduft folgend.

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a die Kobolde aber grundsätzlich friedlich und im Einklang mit ihrer Umgebung le-ben und den Wald und seine Lebewesen ehren, achten und schützen, sind ihnen Struppinas Umtriebe ein Dorn im Auge.

Bei einer Versammlung überlegen die Strohsternler hin und her, wie man sie beschäftigen könnte, ohne dass sie dauernd den ganzen Wald in Aufruhr versetzt.„So kann es nicht weitergehen!“ „Ja, genau! Der Unfug muss aufhören!“, rufen alle durcheinan-der. „Man sollte ihr einen Mann zum Heiraten suchen“, meint einer.Ja, das ist die Lösung! Den Vorschlag finden alle gut. Vielleicht würde das Koboldmädchen dann mit dem Schabernack auf-hören, stattdessen lieber ein Heim einrichten und eine Familie gründen.

Leider fällt der Versammlung kein passender Bräutigam ein. Kei-ner von den jungen Strohsternlern wird die schlimme Struppina haben wollen.Aber vielleicht gibt es einen Prachtbartler, der zu Struppina pas-sen würde?Was wäre denn mit Borstl, der immer im Wald herumlungert?

Eine Abmachung

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Schnell vereinbaren die Strohsternler ein Treffen mit den Pracht-bartlern. Sie kredenzen ihren besten Fichtenwein, Honigplätz-chen und Knabbernüsse und erzählen von ihrer Idee.„Ja“, pflichten die Gäste nickend und mit vollen Backen kauend bei. „Wir haben uns auch schon wegen dieses Faulpelzes Borstl den Kopf zerbrochen. Heiraten wäre gar keine schlechte Idee!“ Zufrieden leeren die Prachtbartler ihre Becher bis auf den letz-ten Tropfen.

Und beim Heimgehen müssen sie zugeben, dass die Strohstern-ler erstens wirklich gute Einfälle haben und zweitens einen un-glaublich köstlichen Fichtenwein.

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ie Prachtbartler haben nämlich ein ähn-liches Problem wie die Strohsternler: den Borstl. Er ist prächtig herausgeputzt mit blauer Kapuzenjacke, brauner Kniehose und spitzen, gefilzten Schnallenschuhen mit polierten Haselnussknöpfen. Sein

feuerroter Bart steht wunderbar in alle Richtungen ab. Und da-rauf bildet er sich nicht wenig ein!

Den Kratzfuß kann er perfekt und er grüßt auch immer sehr höf-lich. Aber weiter ist er mit den guten Manieren noch nicht ge-kommen. Und vor allem: Borstl hat überhaupt kein Interesse am Sammeln, Weben, Stricken, Filzen, Knopfpolieren und anderen derartigen Tätigkeiten. Kurz gesagt: Er ist ein eitler Tropf und stinkfaul!

Lieber stolziert er im Wald herum, lässt sich bewundern und ist ein Experte für weiche Moospolstersofas. Auf diesen liegend lässt er sich den lieben langen Tag die Sonne auf den Bauch scheinen oder ruht im Schatten, während er den Wolken am Himmel nachschaut und ab und zu seinen Bart frisiert. Wenn einer seiner fleißigen Sammelkameraden vorbeikommt, erhebt er sich, lächelt breit, legt einen Superkratzfuß hin und wünscht einen wunderschönen Tag.

Der schöne Borstl Prachtbart