Situationsanalyse zur Wasserversorgung in der Rhein - Main ... · Rhein-Main (WRM ) beteiligten...

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Umsetzungsstand des Maßnahmenkatalogs aus der Situationsanalyse 2013 In den letzten Jahren wurde bereits eine ganze Reihe von Maßnahmen umgesetzt oder eingeleitet. Hierzu gehören vor allem der Bau neuer Leitungsverbindun- gen von Mainz nach Wiesbaden und vom ZMW zur OVAG, die Umstrukturierung des Wasserverbandes Hessisches Ried (WHR), die Neukonzeption des Was- serwerks Schierstein in Wiesbaden, der Bau der Infil- trationsanlage Lorscher Wald und die Erteilung einiger wichtiger Wasserrechte. Der Bau der zweiten Riedlei- tung ist in der konzeptionellen Planung. Noch offen sind im Wesentlichen folgende Punkte des Maßnahmenkatalogs 2013: Erteilung erforderlicher Wasserrechte für die Was- serwerke des ZMW. Erteilung noch erforderlicher Wasserrechte für die Regionalwasserwerke der Hessenwasser im Hessi- schen Ried und in Zusammenhang damit die Siche- rung der Infiltrationsanlagen des WHR. Bau der zweiten Riedleitung als Redundanz für die Verbindung aus dem Hessischen Ried nach Frank- furt und Wiesbaden und auch zur Erhöhung der Lei- tungskapazität. Die langfristige Sicherung der Wasserrechte ist eine unabdingbare Voraussetzung nicht nur für die Abde- ckung des Bedarfs und damit die Versorgungssicher- heit auch in Trockenperioden, sondern insbesondere auch für die nachhaltige Grundwasserbewirtschaftung im Rahmen des regionalen Ressourcenmanagements. Andere landespolitische Zielsetzungen – z.B. Ver- besserung der Grundwassersituation im Hessischen Ried und Sanierung der dortigen Wälder im Rahmen des „Runden Tisches Hessisches Ried“ – können un- abhängig hiervon umgesetzt werden. Versorgungsrisiken Der zukünftige Wasserbedarf kann insbesondere in Trockenjahren nur abgedeckt werden, wenn die aufge- führten Maßnahmen zeitnah umgesetzt werden. Im an- deren Fall muss mit signifikanten Versorgungsdefiziten und Teilausfällen bei der regionalen Wasserbeschaffung und mit Einschränkungen der zukünftigen Entwicklung des Lebens- und Wirtschaftsraumes in der Metropolregi- on Rhein-Main gerechnet werden. Zusätzlicher Handlungsbedarf Die neue Wasserbedarfsprognose bestätigt die Dring- lichkeit der vollständigen Umsetzung der in der Situati- onsanalyse 2013 aufgeführten Maßnahmen und macht deutlich, dass zur Gewährleistung der Versorgungssi- cherheit weitere Maßnahmen erforderlich sind, darunter Ergänzung bzw. Sicherung der Wasserbeschaffung im Kernbereich des Leitungsverbundes, z.B. durch Reak- tivierung des Wasserwerks Hattersheim, Umsetzung von Sicherungsmaßnahmen für das Wasserwerk Praunheim II, Sanierung und Kapazitätsanpassung der Mainwasseraufbereitungsanlage in Frankfurt-Nie- derrad und der zugehörigen Infiltrationsanlagen. Weiterer Ausbau der Infiltrationsanlagen des WHR, z.B. Endausbau Eschollbrücken/Pfungstadt. Stabilisierung, Optimierung und ggf. Ergänzung der Gewinnungsmöglichkeiten in anderen Teilräumen des Verbundes, z.B. beim WV Kinzig. Schlussfolgerungen Mit dem aktualisierten und ergänzten Maßnahmenkata- log kann und muss der Leitungsverbund an die Erforder- nisse einer sicheren Trinkwasserversorgung der Me- tropolregion ausgerichtet werden. Auf dieser Grundlage kann die Wasserversorgung in der Rhein-Main-Region auch in der Zukunft sichergestellt werden. Situationsanalyse zur Wasserversorgung in der Rhein-Main-Region

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Page 1: Situationsanalyse zur Wasserversorgung in der Rhein - Main ... · Rhein-Main (WRM ) beteiligten kommunalen Wasserver-sorgungsunternehmen getragen wird. Die heutigen Verb undstrukturen

Umsetzungsstand des Maßnahmenkatalogs aus der Situationsanalyse 2013

In den letzten Jahren wurde bereits eine ganze Reihe von Maßnahmen umgesetzt oder eingeleitet. Hierzu gehören vor allem der Bau neuer Leitungsverbindun-gen von Mainz nach Wiesbaden und vom ZMW zur OVAG, die Umstrukturierung des Wasserverbandes Hessisches Ried (WHR), die Neukonzeption des Was-serwerks Schierstein in Wiesbaden, der Bau der Infil-trationsanlage Lorscher Wald und die Erteilung einiger wichtiger Wasserrechte. Der Bau der zweiten Riedlei-tung ist in der konzeptionellen Planung.

Noch offen sind im Wesentlichen folgende Punkte des Maßnahmenkatalogs 2013:

Erteilung erforderlicher Wasserrechte für die Was-serwerke des ZMW.

Erteilung noch erforderlicher Wasserrechte für die Regionalwasserwerke der Hessenwasser im Hessi-schen Ried und in Zusammenhang damit die Siche-rung der Infiltrationsanlagen des WHR.

Bau der zweiten Riedleitung als Redundanz für die Verbindung aus dem Hessischen Ried nach Frank-furt und Wiesbaden und auch zur Erhöhung der Lei-tungskapazität.

Die langfristige Sicherung der Wasserrechte ist eine unabdingbare Voraussetzung nicht nur für die Abde-ckung des Bedarfs und damit die Versorgungssicher-heit auch in Trockenperioden, sondern insbesondere auch für die nachhaltige Grundwasserbewirtschaftung im Rahmen des regionalen Ressourcenmanagements.

Andere landespolitische Zielsetzungen – z.B. Ver-besserung der Grundwassersituation im Hessischen Ried und Sanierung der dortigen Wälder im Rahmen des „Runden Tisches Hessisches Ried“ – können un-abhängig hiervon umgesetzt werden.

Versorgungsrisiken

Der zukünftige Wasserbedarf kann insbesondere in Trockenjahren nur abgedeckt werden, wenn die aufge-führten Maßnahmen zeitnah umgesetzt werden. Im an-deren Fall muss mit signifikanten Versorgungsdefiziten und Teilausfällen bei der regionalen Wasserbeschaffung und mit Einschränkungen der zukünftigen Entwicklung des Lebens- und Wirtschaftsraumes in der Metropolregi-on Rhein-Main gerechnet werden.

Zusätzlicher Handlungsbedarf

Die neue Wasserbedarfsprognose bestätigt die Dring-lichkeit der vollständigen Umsetzung der in der Situati-onsanalyse 2013 aufgeführten Maßnahmen und macht deutlich, dass zur Gewährleistung der Versorgungssi-cherheit weitere Maßnahmen erforderlich sind, darunter

Ergänzung bzw. Sicherung der Wasserbeschaffung im Kernbereich des Leitungsverbundes, z.B. durch Reak-tivierung des Wasserwerks Hattersheim, Umsetzung von Sicherungsmaßnahmen für das Wasserwerk Praunheim II, Sanierung und Kapazitätsanpassung der Mainwasseraufbereitungsanlage in Frankfurt-Nie-derrad und der zugehörigen Infiltrationsanlagen.

Weiterer Ausbau der Infiltrationsanlagen des WHR, z.B. Endausbau Eschollbrücken/Pfungstadt.

Stabilisierung, Optimierung und ggf. Ergänzung der Gewinnungsmöglichkeiten in anderen Teilräumen des Verbundes, z.B. beim WV Kinzig.

Schlussfolgerungen

Mit dem aktualisierten und ergänzten Maßnahmenkata-log kann und muss der Leitungsverbund an die Erforder-nisse einer sicheren Trinkwasserversorgung der Me-tropolregion ausgerichtet werden.

Auf dieser Grundlage kann die Wasserversorgung in der Rhein-Main-Region auch in der Zukunft sichergestellt werden.

Situationsanalyse zur Wasserversorgung in der Rhein-Main-Region

Page 2: Situationsanalyse zur Wasserversorgung in der Rhein - Main ... · Rhein-Main (WRM ) beteiligten kommunalen Wasserver-sorgungsunternehmen getragen wird. Die heutigen Verb undstrukturen

Der Leitungsverbund Rhein-Main

Unverzichtbarer Teil der Infrastruktur für die Daseinsvor-sorge „Trinkwasser“ in der Metropolregion ist der Lei-tungsverbund Rhein-Main, der im Wesentlichen von den in der Arbeitsgemeinschaft Wasserversorgung Rhein-Main (WRM) beteiligten kommunalen Wasserver-sorgungsunternehmen getragen wird.

Die heutigen Verbundstrukturen stehen in der Kontinui-tät der Planungen seit den 1960er Jahren und bilden die Voraussetzung für die Versorgungssicherheit in der öffentlichen Wasserversorgung auf der Grundlage eines umweltgerechten regionalen Ressourcenmanagements.

Die Situationsanalyse zur Wasserversorgung in der Rhein-Main-Region beschreibt und bewertet den Status Quo und die Entwicklungsperspektive der Trinkwasser-versorgung bis 2030 sowie die Gefährdungen für ihre Sicherstellung. Die Aktualisierung wurde erforderlich, weil das Bevölkerungswachstum – vor allem in den Kern-räumen der Rhein-Main-Region – die bisherigen Annah-men deutlich übersteigt und zu einer Zunahme des Wasserbedarfs führen wird.

Die WRM wurde 1978 auch als Folge der Wassernotstände in der vorausgehenden extremen Trockenperiode auf Veranlassung der Hessischen Landesregierung gegründet.

Sie ist das gemeinsame Fachforum der wichtigsten regionalen Wasserversorger und der verantwortlichen Landesbehörden und Verbände. Satzungsgemäßes Ziel ist, in freiwilliger Kooperation fachliche Fragestellungen abzustimmen, um die Wasserversorgung des Rhein-Main-Gebietes dauerhaft zu gewährleisten.

Dazu hat die WRM Arbeitskreise etabliert, die Fachberichte oder Fachstellungnahmen erarbeiten.

Herausgeber: Arbeitsgemeinschaft Wasserversorgung Rhein-Main – WRM Geschäftsstelle: Taunusstraße 100, 64521 Groß-Gerau Juli 2016

Weitere Informationen: www.ag-wrm.de

Bevölkerungsentwicklung

Das in den letzten Jahren zu beobachtende Bevölke-rungswachstum wird sich nach den vorliegenden Prog-nosen auf absehbare Zeit fortsetzen. Bis 2030 wird für Südhessen eine Zunahme um bis zu 8,4 % erwartet.

3.500.000

3.600.000

3.700.000

3.800.000

3.900.000

4.000.000

4.100.000

4.200.000

1990 1995 2000 2005 2010 2015 2020 2025 2030

eurostat (2014 - 2080)Statistisches Landesamt (2014 - 2030)Hessen Agentur (2013 - 2030)Bertelsmann Stiftung (2012 - 2030)BBSR (2012 - 2035)Übernahme: Oberer WertMittelwertÜbernahme: Unterer WertBestandsdaten 1977 - 2011 (HSL/RP DA)Zensus 2011 (Bestand am 9.5.2011)Bestandsdaten 2011 - 2014 (HSL)

Einwohnerzahl+8,4%

+1,0%

+4,7%

Entwicklung des Wasserbedarfs

Infolge des Bevölkerungswachstums wird auch der Trink-wasserbedarf in der Rhein-Main-Region zunehmen.

Die Prognose weist bis 2030 in der Mittleren Variante eine Zunahme des Wasserbedarfs um 3,4 % aus – in der Oberen Variante um bis zu 15 %.

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Gesamtverbrauch mit Verlusten

Wasserabgabe an Verbraucher

Haushalte und Kleingewerbe

Prognose: Obere Variante

Prognose: Mittlerer Trend

Prognose: Untere Variante

Millionen Kubikmeter pro Jahr

230,4

206,6

255,3

223

Im Vergleich zur Prognose aus dem Jahr 2013 sind dies 13 Mio. m³/a bzw. 17 Mio. m³/a zusätzlich.

Regionale Wasserbeschaffung

Die ergiebigen Wasservorkommen im Hessischen Ried und im Vogelsberg bilden das Rückgrat der Trinkwasserversorgung im Leitungsverbund Rhein-Main.

Der Leitungsverbund gewährleistet die Wasserbereit-stellung im Rahmen eines regionalweiten nachhalti-gen Ressourcenmanagements, das insbesondere auch ökologische Randbedingungen berücksichtigt.

Das komplexe System der Mengenvorhaltung zur fle-xiblen Grundwasserbewirtschaftung hat sich in Ver-bindung mit den bestehenden Rahmensetzungen – u.a. durch den Grundwasserbewirtschaftungsplan Hessisches Ried und den Leitfaden zur umweltscho-nenden Wassergewinnung im Vogelsberg – bewährt.

Aufgrund des landesplanerischen Leitbildes der inte-grierten umweltbezogenen Grundwasserbewirtschaf-tung kommt dabei den infiltrationsgestützten Ge-winnungsanlagen im Hessischen Ried und im Frank-furter Stadtwald zur Versorgung der Gesamtregion und vor allem der Kernräume besondere Bedeutung zu.

Obligatorische Randbedingungen der Wasserbe-schaffung sind:

Die Erhaltung bzw. Stärkung der ortsnahen Was-sergewinnung insbesondere auch bei den kleine-ren kommunalen Versorgern.

Zur nachhaltigen Sicherung der Ressourcen ein umfassender qualitativer und quantitativer Grundwasserschutz vor allem auch im Hinblick auf konkurrierende Nutzungen.

Grundlage hierfür ist die konsequente Verankerung des Vorrangs der öffentlichen Wasserversor-gung sowohl in der Landes-, Regional- und Flä-chennutzungsplanung als auch in den konkreten Planungsprozessen.