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Situationsbericht 2011 Trends und Fakten zur Landwirtschaft

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Situationsbericht 2011Trends

und Fakten

zur Landwirtschaft

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Situationsbericht 2011

Impressum

Situationsbericht 2011

Trends und Fakten zur Landwirtschaftwww.situationsbericht.de

Herausgeber: DEUTSCHER BAUERNVERBAND Claire-Waldoff-Straße 7 · 10117 Berlin

mit besonderer Unterstützung von

LAND-DATA GmbH Wedekindstraße 9 – 11 · 27374 Visselhövede

unter Mitwirkung

AMI Agrarmarkt-Informations-GmbH Dreizehnmorgenweg 10 · 53175 Bonn

sowie mit Unterstützung von

i.m.a – information.medien.agrar e.V. Adenauerallee 127 · 53113 Bonn

Landwirtschaftliche Rentenbank Hochstraße 2 · 60313 Frankfurt a. M.

Dezember 2010 (Redaktionsschluss: 30. November 2010)

Bearbeitung: Udo Hemmerling, Dr. Peter Pascher, Silke Naß und Cecilia Luetgebrune, Deutscher Bauernverband

Infografiken: Gerhard Knothe, AMI Büro Berlin Sabine Dräbing, Meckenheim

Oliver Hauptstock, Dortmund

Satz: Rohr – KommunikationEventAGRAR, Meckenheim

Schutzgebühr: 15,– EUR ISBN 978-3-9812770-2-9

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Vorwort

Das Jahr 2010 hat den Landwirten nach einem wirtschaftlichen Tal zu Jahresbe-ginn bei vielen Agrarerzeugnissen einen wirtschaftlichen Aufschwung gebracht. Es hat sich dabei wieder gezeigt, was so besonders an der Landwirtschaft ist, nämlich das Wirtschaften mit natür-lichen Risiken. So manche Erntehoffnung wurde durch die Trockenheit im Juli und die anschließende Nässe im August enttäuscht.

Das Konjunkturbarometer Agrar be-wegt sich aufwärts. Dennoch besteht kein Grund zur Euphorie, dazu sind global betrachtet die finanzwirtschaft-lichen Risiken durch eine laxe Geld-politik der Notenbanken und durch Währungsschwankungen zu groß. Die Landwirtschaft hat gewiss gute Zukunfts-aussichten, denn international wächst die Nachfrage nach Nahrungsmitteln und nachwachsenden Rohstoffen. Die Landwirte tun dennoch weiter gut daran, ihre Investitionen auf eine solide Basis zu stellen und soweit möglich auch Rückla-gen für wirtschaftlich schwierige Zeiten zu bilden. Deshalb wird der Deutsche Bauernverband weiter unbeirrt für eine steuerliche Risikorücklage eintreten.

Die Zahlen aus dem abgelaufenen Wirtschaftsjahr 2009/10 sind geprägt von den Einbrüchen aus der Finanz- und Wirtschaftskrise. Nach dem starken Rückgang im Vorjahr (-25 Prozent) ver-ringerte sich das Unternehmensergebnis in den landwirtschaftlichen Haupter-werbsbetrieben um weitere gut 7 Prozent auf 30.800 Euro je Betrieb bzw. 1.830 Euro im Monat je Arbeitskraft. Die Acker-bau-, Weinbau- und Veredlungsbetriebe verloren im Wirtschaftsjahr 2009/10 besonders stark. Die Milchviehbetriebe

konnten ihr niedriges Vorjahresniveau in etwa halten.

Im laufenden Wirtschaftsjahr 2010/11 ist ein wirtschaftlicher Aufwärtstrend vor allem bei Ackerbaubetrieben und auch bei den Milchviehhaltern zu erwarten. Unsicher ist die Marktentwicklung in der tierischen Veredlung. Die Kosten für Futter- und Düngemittel dürften sich deutlich verteuern.

Mit der politischen Debatte um die EU-Agrarpolitik nach 2013 werden die Weichen für die Entwicklung der Landwirtschaft im nächsten Jahrzehnt gestellt. Deutschland hat die letzte EU-Agrarreform aus 2005 mit der voll-ständigen Entkopplung und dem Um-bau zu einer einheitlichen Flächen-prämie konsequenter umgesetzt als viele andere EU-Staaten. Als Ergebnis hat sich die deutsche Landwirtschaft mit ihren vor- und nachgelagerten Wirtschaftsbereichen erfolgreich ent-wickelt. Die deutsche Landwirtschaft gewinnt Marktanteile im Export. Und

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Vorwort

besondere Leistungen der Landwirte im Umweltschutz werden gezielt über Agrarumweltmaßnahmen auf jedem dritten Hektar umgesetzt. Der Deutsche Bauernverband will dies mit seiner Kampagne „Arbeit mit Leidenschaft“ dokumentieren. Auf unserer Internetsei-te www.die-deutschen-bauern.de kann jeder sehen, was die deutschen Bauern leisten und wofür sie stehen.

Wenn die EU-Kommission mit ihren Vorschlägen zur Agrarpolitik ab 2014 die Verknüpfung einer sicheren und wettbewerbsfähigen Nahrungsmittel-versorgung, einer flächendeckenden Landwirtschaft und vielfältiger gesell-schaftlichen Leistungen erhalten will, dann ist das von deutscher Seite nur zu unterstützen. Wenn aber nur ein wider-sprüchliches und bürokratisches Gewirr neuer Fördermaßnahmen entstehen soll, dann wird der Deutsche Bauernverband dem entschieden entgegentreten.

Auf nationaler Ebene müssen wir in 2011 bei der Bioenergie den innerland-wirtschaftlichen und gesamtwirtschaft-lichen Interessenausgleich suchen. Es geht um die Novelle des Erneuerbare Energien Gesetzes. Die Energie- und Klimapolitik hat sich hohe Ziele bei erneuerbaren Energien gesetzt, zu der die Land- und Forstwirtschaft einen guten Teil beitragen kann. Es sind aber durch die EEG-Förderung insbesondere im Bereich Biogas an verschiedenen Punkten Überhitzungen aufgetreten, die korrigiert werden müssen, ohne jedoch den Ausbau insgesamt in Frage zu stellen. Vor allem in der Tierhaltung muss über eine noch gezieltere Nutzung organischer Reststoffe, also Gülle und

Mist, eine sinnvolle Verbindung mit den Biogasanlagen gesucht werden.

Die energie- und klimapolitischen Ziele werden mittel- und langfristig vor allem über Effizenzsteigerungen beim Anbau von Biomasse und auf den nachfol-genden Verarbeitungsstufen zu erreichen sein. Dies ist eine Kernbotschaft der im Herbst 2010 vorgelegten Klimastrategie des Deutschen Bauernverbandes. Des-wegen ist es ein gutes Signal, wenn der Bund nun zusätzliche Forschungsmittel für eine effiziente und auch gesell-schaftlich mitgetragene Agrarwirtschaft bzw. „Bioökonomie“ bereitstellen will. Langfristig gute Standortbedingungen für die Landwirtschaft hängen nicht nur von Auflagen und Steuern ab, sondern auch von einer Agrarforschung und ei-ner Bildungspolitik, die auf die Belange unseres Sektors achtet.

Der vorliegende Situationsbericht 2011 bietet wieder vielfältige Fakten und Trends rund um die Landwirtschaft. Die wirtschaftlichen Ergebnisse aus den Buchführungsabschlüssen wurden wie-der mit Unterstützung der LAND-DATA ausgewertet. Gemeinsam mit der AMI Agrarmarkt Informations-Gesellschaft haben wir umfangreiche Marktdaten zusammengestellt.

Gerd Sonnleitner Präsident des Deutschen Bauernver-bandes

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Inhaltsverzeichnis

1 Landwirtschaft und Gesamtwirtschaft .......................................................... 71.1 Wirtschaftliche Bedeutung des Agrarsektors ................................................ 81.2 Jahrhundertvergleich ................................................................................. 171.3 Nahrungsmittel – Verbrauch und Preise .................................................... 211.4 Ernährungswirtschaft ................................................................................. 281.5 Lebensmittelhandel ................................................................................... 351.6 Ökologischer Landbau .............................................................................. 39

2 Landwirtschaft und Ressourcenschutz ....................................................... 452.1 Technischer Fortschritt in der Landwirtschaft ............................................. 462.2 Risikomanagement ................................................................................... 552.3 Landwirtschaft und biologische Vielfalt ..................................................... 612.4 Landwirtschaft und Klimaschutz ............................................................... 692.5 Bioenergie und Nachwachsende Rohstoffe ............................................... 752.6 Förderung von Erneuerbaren Energien ...................................................... 83

3 Agrarstruktur ............................................................................................. 893.1 Kapitaleinsatz ........................................................................................... 903.2 Bodenmarkt .............................................................................................. 913.3 Ausbildungssituation ................................................................................. 943.4 Strukturentwicklung in der EU und in Deutschland ................................... 96

4 EU-Agrarpolitik und Agrarförderung ........................................................ 1114.1 Gemeinsame Agrarpolitik (GAP) – „Erste Säule“ ...................................... 1124.2 Zweite Säule – Förderung ländlicher Räume ........................................... 1264.3 EU-Agrarhaushalt .................................................................................... 1354.4 Bundesagrarhaushalt ............................................................................... 1424.5 Agrarsubventionen .................................................................................. 147

5. Fakten zur wirtschaftlichen Lage der Landwirtschaft ................................ 1515.1 Gesamtwirtschaftliche Entwicklung ........................................................ 1525.2 Investitions- und Konjunkturbarometer Agrar .......................................... 1555.3 Buchführungsergebnisse ........................................................................ 1595.4 Landwirtschaftliche Gesamtrechnung .................................................... 180

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6 Erzeugung und Märkte ............................................................................ 1836.1 Agrarpreise ............................................................................................. 1846.2 Betriebsmittel .......................................................................................... 1936.3 Pflanzliche Erzeugung ............................................................................ 1976.4 Tierische Erzeugung ................................................................................ 2196.5 Agraraußenhandel .................................................................................. 245

Abkürzungen der Quellenangaben ............................................................... 258

Stichwortverzeichnis ..................................................................................... 260

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1.1 Bedeutung des Agrarsektors

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1.1 Wirtschaftliche Bedeutung des Agrarsektors 8

1.2 Jahrhundertvergleich 17

1.3 Nahrungsmittel – Verbrauch und Preise 21

1.4 Ernährungswirtschaft 28

1.5 Lebensmittelhandel 35

1.6 Ökologischer Landbau 39

1Landwirtschaft und Gesamtwirtschaft

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1 Landwirtschaft und Gesamtwirtschaft

1.1 Wirtschaftliche Bedeutung des Agrarsektors

Hohe wirtschaftliche Leistung der LandwirtschaftDie Land-, Forstwirtschaft und Fische-rei ist als Teil der Volkswirtschaft in Deutschland nach wie vor ein bedeutender Wirtschaftsbereich. Ihr Anteil an der Bruttowertschöpfung macht heute (2009) zwar nur 0,8 Prozent und an den Erwerbstätigen rund 2,1 Prozent aus, doch ist die volkswirtschaftliche Bedeutung der Landwirtschaft wesentlich größer.Die deutsche Land-, Forstwirtschaft und Fischerei erzielte 2009 einen Produktionswert von 48,9 Milliarden

Euro, darunter die Landwirtschaft 45,7 Milliarden Euro. Das ist erheblich mehr als der Umsatz des gesamten deutschen Textil- und Bekleidungs-gewerbes mit 22,6 Milliarden Euro, des Papiergewerbes mit 37,0 Milli-arden Euro oder der Herstellung von Büromaschinen, Datenverarbeitungs-geräten und -einrichtungen mit 12,3 Milliarden Euro.

Einkäufe der Landwirtschaft stützen die übrige WirtschaftDie Landwirtschaft ist ein guter Kunde: Landwirte fragen viele Betriebsmittel,

Investitionsgüter und Dienst-leistungen nach. Es sind vor allem kleinere und mittlere Be-triebe aus Handel, Handwerk und Gewerbe, die wirtschaft-lich stark mit der Landwirt-schaft verbunden sind. Viele Höfe nutzen darüber hinaus eine breite Palette von Dienst-leistungen. Diese reichen von der Beratung in betriebswirt-schaftlichen, rechtlichen und produktionstechnischen Fra-gen, über Wartungsarbeiten bis hin zur Tiergesundheit und Qualitätsüberwachung der Produktion. Damit sind Bauern wichtige Nachfrager

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1.1 Bedeutung des Agrarsektors

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Volkswirtschaftliche Eckdaten des Sektors Land-, Forstwirtschaft und Fischerei (2009)

● Produktionswert:48,93Mrd.Euro (-9,4Prozentgegenüber2008)

● Bruttowertschöpfung:17,31Mrd.Euro (-13,3Prozentgegenüber2008)

● Erwerbstätige:859.000 (-0,1Prozentgegenüber2008)

● Bruttowertschöpfung jeErwerbstätigen:20.151Euro (-13,2Prozentgegenüber2008) Quelle:StatistischesBundesamt

im gesamten industriell-gewerblichen sowie Dienstleistungsbereich und si-chern dort Tausende von Arbeitsplät-zen. Die produktionsbedingten Aus-gaben der deutschen Land-, Forstwirt-schaft und Fischerei betrugen im Jahr 2009 39,0 Milliarden Euro, wovon 7,4 Milliarden Euro auf Investitionen in Bauten und Maschinen entfallen. Zu den betriebsbedingten Ausgaben kommen u. a. die privaten Konsum-ausgaben der Land- und Forstwirte, die sich 2009 auf 8,6 Milliarden Euro beliefen.

Jeder 8. Arbeitsplatz steht mit dem Agribusiness in Verbindung Das Agribusiness umfasst die ge-samte Lebensmittelkette und damit alle Schritte von der Urproduktion bis zum Verbraucher: Die Landwirt-schaft gewinnt mit Produktionsmitteln aus den vorgelagerten Wirtschafts-bereichen die pflanzlichen und tie-rischen Rohstoffe, die vom Ernährungsgewerbe – dem Handwerk und der Industrie – weiterverarbeitet werden. Im Lebensmittelgroß- und -ein-zelhandel werden die Pro-dukte an Großabnehmer und Endverbraucher vertrieben. Ein großes Marktangebot bietet außerdem die Außer-Haus-Verpflegung mit Gastronomie, Hotels, Imbiss, Kantinen und Catering.

Das Agribusiness ist einer der bedeutendsten WirtschaftszweigeIm Agribusiness waren in 2010 in rund 780 000 Betrieben insgesamt 5 Millio-nen Menschen beschäftigt. Damit sind über 12 Prozent aller Erwerbstätigen direkt oder indirekt damit beschäftigt,

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Menschen mit Essen und Trinken zu versorgen bzw. pflanzliche Rohstoffe für Nicht-Nahrungsmittelzwecke zu erzeugen. Ein Großteil dieser Arbeits-plätze – vor allem in Landwirtschaft, Gastronomie, Handwerk und Einzel-handel – ist im ländlichen Raum ange-siedelt. Zusätzlich bieten die Betriebe der Agrar- und Ernährungsbranche überdurchschnittliche Möglichkeiten zur Teilzeitbeschäftigung und tragen so zur Vereinbarkeit von Familie und Beruf bei. Außerdem: Mit zahlreichen attraktiven Ausbildungsberufen und -plätzen stellt das Agribusiness jeden 5. Ausbildungsplatz in Deutschland. So starten jedes Jahr rund 300.000 junge Menschen im Agribusines in ein erfolgversprechendes Berufsleben.

Landwirtschaft als Schlüsselbranche für die Wirtschaft Der Erwerbstätigenanteil der Land-wirtschaft am gesamten Agribusiness beträgt knapp 17 Prozent. Das heißt: Einem landwirtschaftlichen Arbeits-platz stehen fünf weitere Arbeitsplätze in den der Landwirtschaft vor- und nachgelagerten Wirtschaftsbereichen gegenüber. Das gesamte Agribusiness erbringt 2010 einen Umsatz von ge-schätzten 385 Milliarden Euro oder knapp 9 Prozent des in der deutschen Wirtschaft erzielten Produktionswertes. Gemessen an der volkswirtschaftlichen Bruttowertschöpfung beträgt der Anteil des Agribusiness knapp 7 Prozent.

Fast jeder 2. Erwerbstätige in der Landwirtschaft ist eigenständiger Unternehmer In Deutschland übten im Jahr 2009 859.000 Personen oder 2,1 Prozent al-ler Erwerbstätigen ihre überwiegende

Erwerbstätigkeit in der Land-, Forstwirtschaft und Fischerei aus. 47 Prozent davon sind als eigenständige Unterneh-mer tätig. Ihr Anteil an den Selbständigen in Deutschland beläuft sich auf gut 9 Prozent.

Landwirte arbeiten eine Stunde längerNach Angaben des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufs-forschung (IAB) der Bundesan-stalt für Arbeit in Nürnberg ar-beiteten die Erwerbstätigen in der Land- und Forstwirtschaft und Fischerei im Jahr 2009 1,477 Milliarden Stunden.

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1.1 Bedeutung des Agrarsektors

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Im Vergleich der Jahresarbeits-stunden fällt das Pensum in der Land- und Forstwirtschaft mit 1.720 Stunden je Erwerbstätigen hoch aus (2009). Es liegt deutlich über dem Durchschnitt aller Erwerbstätigen (1.390 Stunden pro Jahr). Gemessen am gesamten Arbeitsvolumen der deutschen Wirtschaft beträgt der Anteil der Land- und Forstwirtschaft 2,6 Prozent.

Arbeitsproduktivität der Land-wirtschaft relativ stark gestiegen Gemessen an der Bruttowertschöp-fung je Erwerbstätigen hat der Agrarsektor in Deutschland seine Produktivität in den letzten 18 Jah-

ren um 59 Prozent gesteigert. Zum Ver-gleich: Im Durchschnitt der deutschen Wirtschaft stieg die Produktivität um 50 Prozent. Die überdurchschnittliche Leistungssteigerung der Landwirtschaft wurde vor allem möglich durch ver-besserte Produktionsmethoden, aber auch leistungsstärkere Landmaschi-nen, bessere Pflanzenschutzmittel und neue Pflanzensorten.

Landmaschinen-Branche 2009 mit einem Jahresumsatz von gut 11 Milliarden EuroEine Branche, die von der wirtschaft-lichen Situation und Entwicklung in der Landwirtschaft abhängt, ist die Landtechnik-Branche. 2009 zählten

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die rund 200 Betriebe der deutschen Landtechnik-In-dustrie 27.000 Beschäftigte. Der Gesamtumsatz der Land-technik-Industrie am Standort Deutschland betrug 2009 5,6 Milliarden Euro, ein Viertel weniger als im Rekordjahr zu-vor. Die Exportquote der deut-schen Landtechnik-Industrie lag in den letzten Jahren stets zwischen 70 und 75 Prozent. 2010 rechnet die deutsche Landtechnik-Industrie mit einem Umsatzrückgang der Branche von sieben Prozent. Der Umsatz in der zweiten Jahreshälfte 2010 liegt erst-mals seit 2008 wieder über dem Vorjahresniveau; damit werden die Einbrüche der Wirtschaftskrise allmählich überwunden.Die rund 5.560 in den Hand-werksrollen eingetragenen Landmaschinen-Fachbetriebe machten mit ihren 33.500 Mitarbeitern 2009 einen Um-satz von rund 5,5 Milliarden Euro (gegenüber Vorjahr - 5 Prozent). Wie in der Land-technik-Industrie waren die Umsätze im ersten Halbjahr 2010 rückläufig, allerdings im Ausmaß wesentlich weniger stark. Für das gesamte Jahr 2010 rechnen Landtechnik-Handwerk und -handel mit einem Umsatzrückgang von etwa 5 Prozent.

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1.1 Bedeutung des Agrarsektors

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Lohnunternehmen und Maschinenringe senken die LandtechnikkostenLandwirtschaftliche Unterneh-men kaufen nicht nur Land-technik ein, sondern bringen moderne Landtechnik über Lohnunternehmen und Ma-schinenringe zum Einsatz. 3.280 Lohnunternehmer im Haupterwerb mit 14.800 fest angestellten Mitarbeitern und fast genau so vielen saisona-len Aushilfen erzielten 2009 einen Dienstleistungsumsatz von etwa 2,65 Milliarden Euro, davon 1,78 Milliarden Euro im Einsatz bei Landwirten. Die Umsätze wachsen vor allem bei zusätzlichen Aufgaben im Umfeld der Landwirtschaft, insbesondere im Energiesektor wie zum Beispiel Bio-gasanlagen. Die 263 von Landwirten gegrün-deten Maschinenringe mit 193.000 landwirtschaftlichen Mitgliedsbetrieben erwirt-schafteten 2009 mit ihren gut 2.400 Mitarbeitern einen Jahresumsatz von 0,92 Mil-liarden Euro. Mit dem Ziel, vorhandene Maschinen in den Betrieben besser auszulasten und zusätzliche Erwerbsquel-len zu erschließen, haben sich die Maschinenringe in vielen Regionen zu einem Wirtschaftsfaktor entwickelt.

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Deutschland: „Schöne Landschaft“ und „Gutes Essen“ Die hoch entwickelte Landwirtschaft in Deutschland sichert nicht nur die Nahrungsmittelerzeugung. Zudem erbringt sie Leistungen, die nicht in die volkswirtschaftlichen Berech-

nungen eingehen. Werden die Bürger gefragt, was sie mit Deutschland verbinden, so werden „Schöne Landschaft, herrliche Natur“ (96 Prozent) und „Gutes Essen und Trinken“ (87 Prozent) am häufigsten angegeben. Zum Vergleich: In der Umfrage des Institutes Allensbach verbinden nur 28 Prozent der Bürger den Be-griff „kinderfreundlich“ mit Deutschland.

Landwirtschaft und länd-liche Räume sind untrenn-bar miteinander verbundenDie Landwirtschaft prägt Tra-

dition und Kultur der ländlichen Räume und schafft damit Stabilität und Wertebindung. Rund 40 Prozent der Bevölkerung Deutschlands leben in Kleinstädten und Landgemeinden, davon 18 Prozent in eher peripher ge-legenen Regionen. Wie eine aktuelle

Umfrage des Bundesinstitutes für Bau-, Stadt- und Raumfor-schung (BBSR) zeigt, sind die Menschen in den ländlichen Gebieten besonders stark mit ihrem Wohnort verwurzelt. Begründet wird dies mit ei-ner relativ hohen Eigentums-quote, traditionellen Werten wie Familie, Nachbarschaft und ausgeprägter regionaler Identität. Allerdings ist das Landleben weitgehend auf das Auto als Mobilitätsmittel angewiesen.

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1.1 Bedeutung des Agrarsektors

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Viele Gebiete stehen angesichts der demografischen Entwick-lung und der Abwanderung vor allem junger Menschen vor der Aufgabe, eine selbsttragende wirtschaftliche Entwicklung und eine ausreichende Infrastruktur aufrechtzuerhalten. Auch für die landwirtschaftlichen Betriebe wird es vor allem in Regionen mit rückläufigem Arbeitskräfte-potenzial schwieriger werden, Berufsnachwuchs zu finden.

Feld und Wald sind auch wert-voll für Freizeit und Tourismus Die Land- und Forstwirtschaft erhält und pflegt 29,6 Millio-nen Hektar Acker, Wiesen und Wald. Das sind 83 Prozent der Fläche Deutschlands. Sie sichert die natürlichen Lebensgrund-lagen, erhält eine vielfältige Landschaft als Lebens-, Frei-zeit- und Erholungsraum und stärkt die ländlichen Gebiete als funktionsfähige Siedlungs- und Wirtschaftsräume. Auf der Skala der Erholungs-aktivitäten der Bundesbürger rangieren die landschaftsbezo-genen Freizeitaktivitäten vorn, wie Spazierengehen, Spielen im Freien, Wandern und Radfahren.

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Urlaub auf dem Bauernhof erfreut sich wachsender BeliebtheitTourismus-Forscher stellen seit längerem eine Rückbe-sinnung der Deutschen auf die Schönheit, Vielfalt und Preiswürdigkeit ihres Heimat-landes fest. Deutschland ist mit einem Marktanteil von etwa einem Drittel (32,5 Prozent) das beliebteste Reiseziel der Deutschen. Weil immer mehr Menschen in ihrem Urlaub einen Kontrast zum hektischen Alltag suchen, kann der Bau-ern- und Landtourismus von dieser Entwicklung besonders

profitieren. Dabei schätzen die Gäste besonders die Nähe zur Natur und die Schönheit der Kulturlandschaft. Das unmittelbare Naturerleben erhöht gerade bei Kindern und Jugendlichen das Verständnis für Umweltbelange und die Wertschätzung gesunder Le-bensmittel. Urlaub auf dem Bauernhof und Urlaub auf dem Land stellen für viele landwirtschaftliche Betriebe eine wichtige zusätzliche Einkommens-quelle dar.Die Zahl der Bauernhofübernach-tungen in Deutschland ist 2009 auf schätzungsweise fast 13 Millionen gestiegen. Rund 25.000 landwirt-schaftliche Betriebe in Deutschland bieten Urlaub auf dem Bauernhof an, davon knapp die Hälfte in Bayern. Sie erzielen mit dem Angebot von Bauernhof- und Landurlaub einen Jahresgesamtumsatz von über 700 Millionen Euro.

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1.2 Jahrhundertvergleich

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1.2 Jahrhundertvergleich

Vor hundert Jahren war Deutschland noch Agrar-staatZu Beginn des vorigen Jahr-hunderts lag der Anteil der in der Landwirtschaft Erwerbstä-tigen bei 38 Prozent. Mit zu-nehmender Industrialisierung und mit der Entwicklung des Dienstleistungssektors sank der landwirtschaftliche Er-werbstätigenanteil fast konti-nuierlich und betrug Anfang der 50er Jahre 24 Prozent und Anfang des 21. Jahrhunderts nur noch gut 2 Prozent.

In den letzten 100 Jahren wurden enorme Produktivi-tätssteigerungen erzieltImmer mehr Menschen werden von einem Hektar landwirtschaftlicher Nutzfläche ernährt. Der Hektarertrag für Weizen zum Beispiel lag vor gut 100 Jahren bei 18,5 Dezitonnen. Heu-te (Durchschnitt 2004 bis 2009) liegt der Hektarertrag mit 76,2 Dezitonnen mehr als viermal so hoch.

Ein Landwirt ernährt heute 140 MitbürgerEin Landwirt erzeugte 1900 Nahrungs-mittel in einem Umfang, um etwa 4 Personen ernähren zu können. 1950 ernährte ein Landwirt 10 und 2009 sogar 140 Personen (ohne Ernährung aus Auslandsfuttermitteln). Trotz dieser

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starken Produktivitätssteigerung blieb Deutschland stets ein Nettoimportland an Agrar- und Ernährungsgütern. 1900 lag der Selbstversorgungsgrad bei Nahrungsmitteln bei 87 Prozent. Am Anfang des 21. Jahrhunderts (2009/10) liegt der deutsche Selbstversorgungs-grad bei etwa 88 Prozent, bei starken jährlichen Schwankungen.

Technischer Fortschritt ist Ursache für die enorme ProduktivitätssteigerungDie enorme Erzeugungsstei-gerung hat ihre Ursachen im Einsatz von produktionsstei-gernden Produktionsmitteln und in der Mechanisierung der Landwirtschaft. Arbeits-kräfte wurden durch arbeits-sparende Betriebsmittel, vor allem Maschinen, ersetzt. Anstatt von Zugtieren kamen motorisierte Maschinen zum Einsatz. Heute bestimmen im-mer mehr Informations- und Kommunikationstechniken

den Technikeinsatz in der Landwirt-schaft. Präzisionslandwirtschaft, com-putergesteuerte Produktionsprozesse, integrierte Nahrungsmittelketten und Melkroboter sind Stichworte für die moderne Landwirtschaft von heute.

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1.2 Jahrhundertvergleich

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Beispiele Getreide und Milch: Leistungen sind enorm gestiegenBrot und Brötchen gehören zu den Grundnahrungsmitteln in Deutsch-land, gut 84 Kilogramm werden pro Kopf und Jahr verzehrt. Damit ist Deutschland in der Europäischen Uni-on Spitzenreiter. Dank der erheblichen Ertragssteigerungen durch Züchtung und Anbautechnik „wachsen“ heute auf einem Hektar Weizen mit rund 76 Doppelzentner Ertrag etwa 9.500 Mischbrote à 1 Kilogramm. Das Mehl von 800 Gramm Weizen reicht zum

Backen von einem Kilogramm Brot. In einem solchen Brot ist das Mehl von 16.000 Körnern verarbeitet wor-den. Zur Ernte dieser Körnermenge hat der Landwirt im Herbst rund 400 Körner je Quadratmeter ausgesät. Das 40-fache kann er dann im Sommer nach genügend Regen und Sonne und ackerbaulicher Pflege ernten. Jede Milchkuh in Deutschland gibt im Schnitt pro Tag 19 Liter Milch und versorgt so 22 Bundesbürger mit Frischmilch und Milchprodukten. Im Jahr 2009 verarbeiteten deutsche Mol-

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kereien rund 28,6 Millionen Tonnen Milch zu qualitativ hochwertigen Milchprodukten.

Nur noch jeder siebte Euro für Nahrungs- und GenussmittelIm langfristigen Vergleich zeigt sich eine enorme Steigerung des Wohl-standes der Verbraucher. Vor 100

Jahren betrug der Anteil der Ausgaben für Nahrungs- und Genussmittel am gesamten Konsum noch etwa 50 Pro-zent; heute beträgt dieser Anteil nur 14 Prozent. Dabei ist zu berücksichtigen, dass sich Qualität und Verarbeitung der Nahrungsmittel enorm verbessert haben.

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1.3 Nahrungsmittel – Verbrauch und Preise

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1.3 Nahrungsmittel – Verbrauch und Preise

Niedrige Inflation – rückläu-fige NahrungsmittelpreiseDie Inflationsrate – gemessen an der Veränderung des Ver-braucherpreisindex gegenüber dem Vorjahresmonat – lag in Deutschland 2009 bei 0,4 Prozent. Eine Ursache für die relativ niedrige Inflationsrate waren gesunkene Nahrungs-mittelpreise. Das Preisniveau für Nahrungsmittel lag im Jahresdurchschnitt um 1,2 Prozent unter dem entspre-chenden Vorjahresstand. In 2010 sind die Lebenshaltungs-kosten und die darin enthal-tenen Nahrungsmittelkosten mit jeweils etwas über ein Pro-zent nur leicht angestiegen.

Nahrungsmittelpreise inflationsdämpfend Die Verbraucherpreise für Le-bensmittel sind über viele Jahre hinweg deutlich lang-samer angestiegen als die Ver-braucherpreise insgesamt. Von 1991 bis 2007 änderten sich die Verbraucherpreise insge-samt im Durchschnitt jährlich um + 2,0 Prozent und die Verbraucherpreise für Nahrungsmittel durchschnittlich um + 1,1 Prozent. Nach dem Hoch der Nahrungsmit-telpreise Ende 2007 und in der ersten Hälfte 2008 sind die Preise für Nah-rungsmittel wieder deutlich gesunken.

Große Unterschiede bei Nahrungs-mittelpreisen in der EUInnerhalb Europas variieren die Preise für Nahrungsmittel und alkoholfreie Getränke stark. Deutschland liegt dabei im Mittelfeld. Hier sind die

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Preise ähnlich hoch wie in Frankreich und dem Vereinigten Königreich. Ge-genüber fast allen anderen west- und nordeuropäischen Ländern sind sie allerdings mehr oder minder deut-lich günstiger. Weniger teuer als in Deutschland sind die Nahrungsmit-telpreise dagegen vor allem in einigen südeuropäischen Ländern wie Spani-

en, Portugal und Griechenland und in den osteuropäischen Ländern.

Verbraucher geben einen immer kleineren Teil ihres Einkommens für Nahrungs-mittel ausDer Anteil der Ausgaben für Nahrungsmittel an den gesam-ten Konsumausgaben nimmt seit Jahren ab. Im Jahr 2009 gaben die privaten Haushalte in Deutschland nur noch 11,2 Prozent ihrer Konsumausga-ben für Nahrungsmittel und

3,2 Prozent für Genussmittel wie alkoholische Getränke und Tabak-waren aus. Der Grund für den lang-fristigen Rückgang des Anteils der Nahrungsmittelausgaben liegt in den Einkommenssteigerungen und in dem unterdurchschnittlichen Anstieg der Nahrungsmittelpreise. Der höhere Lebensstandard kommt besonders in

zunehmenden Ausgaben für Wohnen, Freizeitaktivitäten und Gesundheitspflege zum Ausdruck.Von einem Euro Verbrau-cherausgaben für Nahrungs-mittel erhält der Landwirt heu-te nur noch 21 Cent. Der Anteil der landwirtschaftlichen Ver-kaufserlöse an den Verbrau-cherausgaben für Nahrungs-mittel (inländischer Herkunft) lag 2009/10 bei 21,0 Prozent. Anfang der 70er Jahre lag der entsprechende Anteil mit 47,5 Prozent fast doppelt so hoch.

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Demzufolge wirkt sich der rückläufige Trend der Erzeugerpreise in einem ständig geringer werdenden Anteil an den Nahrungsmittelausgaben aus.

Bei Milch- und Milcherzeugnissen beträgt der Anteil 34,4 Prozent. Bei Fleisch- und Fleischwaren ist der Anteil mittlerweile auf 20,4 Prozent

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1.3 Nahrungsmittel – Verbrauch und Preise

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Hopfen und Gerste praktisch ohne Einfluss auf den Bierpreis

● Hopfenfür1Cent EinLiterBierenthältetwa1,5GrammHopfen.Beieinem

Preisvonrund700EurofüreinenDoppelzentner(100kg)erhältderLandwirtfürseinenHopfenanteilkaummehrals1CentjeLiterBier.

● Braugerstefür4Cent EinLiterBierenthältimSchnittetwa215GrammGerste.

BeieinemPreisvonrund18EurofüreinenDoppelzent-nererhältderLandwirtfürseinenGerstenanteilknapp4CentjeLiterBier.

Quellen:BBV,DBV

gesunken. Am niedrigsten ist der Erlösanteil nach wie vor bei Brotgetreide und Brotge-treideerzeugnissen mit 4,0 Prozent. Seit 1950 sind die Löhne um das zwanzigfache, die Brot-preise um knapp das neunfache gestiegen und die Getreide-preise deutlich zurückgegan-gen.Von 1950 bis 2009 hat sich der Nettostundenverdienst eines Industriearbeiters verzwanzig-facht. Da die Brotpreise nur um das neunfache gestiegen sind, konnte sich der Indus-triearbeiter für seinen Stundenlohn 2008 mehr als doppelt soviel Brot (5,4 kg) kaufen wie noch vor etwa 60 Jahren. Der Weizenerzeugerpreis dagegen lag 2009 um ein Drittel unter

dem Niveau von 1950; bezogen auf das Endprodukt erlöst der Landwirt nur 5 bis 6 Prozent. Demgegenüber waren es 1950 entsprechend noch zwei Drittel des Brotpreises. Wären

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1.3 Nahrungsmittel – Verbrauch und Preise

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die Weizenpreise seit 1950 genauso stark gestiegen wie die Inflationsrate, dann hätten die Erzeuger für einen Dop-pelzentner Weizen in 2009 etwa 81 Euro je Doppelzentner erlösen können.

Unterschiedliche Ver-brauchsentwicklungen bei einzelnen Nahrungsmitteln Der Verbrauch bei den ein-zelnen Nahrungsmitteln hat sich in den letzten Jahren unterschiedlich entwickelt. Steigende Verbrauchszahlen je Kopf der Bevölkerung werden bei Gemüse und Käse gemes-sen. Rückläufig ist dagegen der Verbrauch bei Kartoffeln und Butter während er bei vielen anderen Produkten von Jahr zu Jahr schwankt. Bei Fleisch ist der Unterschied zwischen dem Verzehr und dem Verbrauch pro Kopf der Bevölkerung zu beachten, denn ein erheblicher Teil der Schlachtungen kann nicht für den menschlichen Verzehr verwendet werden.

Selbstversorgungsgrad fällt sehr unterschiedlich aus Bei Getreide, Kartoffeln, Zucker und Rindfleisch liegt der deutsche Selbst-versorgungsgrad deutlich über 100 Prozent. Etwas mehr als ausgeglichen ist die Versorgungsbilanz bei Milch und Schweinefleisch. Bei Obst, Gemü-se, Ölsaaten und Schaffleisch dagegen liegt der Selbstversorgungsgrad unter 50 Prozent. Zwischen gut 60 und gut

90 Prozent liegt der Selbstversorgungs-grad bei Eiern und Geflügel.Der Selbstversorgungsgrad, der das Verhältnis inländischer Erzeugung zum inländischen Verbrauch darstellt, schwankt bei pflanzlichen Erzeugnis-sen in Abhängigkeit von Witterung und Ernte von Jahr zu Jahr relativ stark.

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Situationsbericht 2011

1.4 Ernährungswirtschaft

Ernährungsindustrie – ein starker Zweig der deutschen WirtschaftDie deutsche Ernährungsindustrie, die die landwirtschaftlichen Erzeugnisse be- und verarbeitet, erreichte 2009

einen Umsatz von 149,1 Milliarden Euro (minus 4,6 Prozent gegenüber 2008). Der Umsatzrückgang geht ausschließlich auf niedrigere Preise bei den Lebensmitteln zurück. Die

Ernährungsindustrie ist der viertgrößte deutsche Gewer-bezweig nach der Automobil-industrie, dem Maschinenbau und der chemischen Industrie. Sie versorgt über 100 Mio. Menschen täglich mit „Mit-teln zum Leben“. 2009 waren in rund 5.800 Betrieben der Ernährungsindustrie 535.000 Menschen beschäftigt.

Die deutsche Ernährungs-industrie wächst im AuslandIm ersten Halbjahr 2010 konn-te die Ernährungsindustrie ih-ren Umsatz um 0,5 Prozent auf 73,5 Milliarden Euro stei-gern. Wachstumsmotor war das Exportgeschäft, das im ersten Halbjahr um 8,5 Pro-zent auf 19,7 Milliarden Euro anstieg. Der Export ist für die Ernährungsindustrie ein wich-tiges Standbein – mittlerweile wird jeder 4. Euro im Ausland verdient. Deutsche Lebensmit-telqualität ist im Ausland ge-fragter denn je. Besonders ge-fragt sind deutsche Süßwaren, Fleisch- und Milchprodukte. 83 Prozent der deutschen Lebensmittelexporte werden

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1.4 Ernährungswirtschaft

im europäischen Binnenmarkt abgesetzt.

Ernährungsindustrie ist trotz Konzentrationsprozessen mittelständisch strukturiert Angesichts der dominanten Marktposition des Handels kann die Ernährungsindustrie gestiegene Kosten nur schwer auf Verkaufspreise überwäl-zen. Die Konzentration der Unternehmen der Ernährungs-industrie hat zwar weiter zuge-nommen, ist aber im Vergleich zum Lebensmitteleinzelhandel oder zu anderen Wirtschafts-bereichen weiterhin relativ gering. Die deutsche Ernährungsindu-strie ist traditionell mittelständisch ge-prägt – mit einem Umsatzdurchschnitt je Betrieb von rund 25,7 Millionen Euro. Die 10 größten Unternehmen vereinigen nur 13 Prozent des Bran-chenumsatzes auf sich.

Außer-Haus-Markt zweitwichtigster AbsatzkanalDer Außer-Haus-Markt ist in Deutsch-land neben dem Lebensmitteleinzel-handel der zweitwichtigste Absatzka-nal für die Ernährungsindustrie. Dieser Markt umfasst vier Teilbereiche: die klassische Bedienungsgastronomie, Imbisse und Schnellrestaurants, Ar-beits- und Ausbildungsplatzverpfle-gung sowie die Erlebnisgastronomie. 2009 wurde beim Außer-Haus-Markt ein Umsatz von 63,3 Milliarden Euro erzielt (ohne Verpflegung im Gesund-heitssektor).

Strukturwandel bei den Raiffeisen-GenossenschaftenDie Raiffeisen-Genossenschaften sind mit ihren 84.000 Beschäftigten Marktpartner von Landwirtschaft, Er-nährungsindustrie und Lebensmittel-handel. Ihre Zahl ist über die Jahre deutlich rückläufig. Die verbliebenen 2.675 Raiffeisen-Genossenschaften erzielten 2009 einen Umsatz von 38,4 Mrd. Euro. Preisbedingt waren das ge-genüber dem Vorjahr rund 11 Prozent weniger. Umsatzstärkste Sparte ist mit 18,5 Mrd. Euro die Warenwirtschaft, gefolgt von der Milchwirtschaft mit 9,1 Mrd. Euro und der Vieh- und Fleisch-wirtschaft mit 4,9 Mrd. Euro. Auf die rund 100 umsatzstärksten Un-ternehmen entfallen rund 76 Prozent des gesamten genossenschaftlichen Umsatzes.

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Ausgehend von 335.000 landwirt-schaftlichen Betrieben (ab 2 ha LF) in Deutschland und rund 650.000 Mitgliedschaften von Landwirten, Winzern und Gärtnern ist statistisch betrachtet jeder landwirtschaftliche Betrieb an zwei Genossenschaften beteiligt.

Fleischbranche steigert ihren Um-satz auf über 33,5 Milliarden Euro Der Umsatz der Fleischbranche mit ih-ren 84.300 Beschäftigten stieg in 2009 um rund 2 Prozent auf 33,5 Milliarden Euro, davon 7,3 Milliarden Euro oder 22 Prozent Auslandsgeschäft. Der Umsatzanteil am gesamten Ernäh-rungsgewerbe beträgt 22,5 Prozent.

Immer weniger Schlacht-unternehmen kontrollieren den Markt Die Konzentration in der Fleischbranche schreitet weiter fort. Die drei größten Schlachtunternehmen – Vion, Tönnies und Westfleisch – schlachten mittlerweile gut 52 Prozent aller Schweine in Deutschland. Das Gesamt-Ranking der Fleisch- und Fleischwarenunternehmen führt mit 4,0 Milliarden Euro nach wie vor die Tönnies-Gruppe an. Summiert man die drei größten Vion-Betriebe – Vion Food Hamburg, Moksel

und Südfleisch –, die im Ranking ge-trennt aufgeführt sind, errechnet sich für diese ein Umsatz von insgesamt 3,8 Milliarden Euro. Auf den weiteren Plät-zen folgen die PHW-Gruppe mit 2,0 Milliarden Euro und die Westfleisch mit 1,9 Milliarden Euro.

Handelsketten mit FleischwerkenDie Konzentration kommt aber auch darin zum Ausdruck, dass die Fleisch verarbeitenden Firmengruppen die gesamte fleischwirtschaftliche Kette vom Lebendtier bis zum verpackten Frischfleisch oder zur Wurst kon-trollieren. Viele Handelsunternehmen haben auch eigene Fleischwerke auf-gebaut. Derartige Fleischwerke sind auch Unternehmen wie Kaufland/Lidl, Brandenburg, Edeka Südwest Fleisch, Bauerngut, Rasting, Birkenhof oder Franken-Gut.

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1.4 Ernährungswirtschaft

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Molkereibranche ist im UmbruchDie Molkereibranche ist schon seit geraumer Zeit im Umbruch. Das Schweizer Unternehmen Nestlé hält mit Abstand die Spitzenposition mit einem Umsatz von 18,6 Milliarden Euro (2009), gefolgt von den beiden französischen Unternehmen Danone und Lactalis. Die Fusion der beiden niederländischen Molkereien Fries-land und Campina hat zum viert-größten europäischen Unternehmen mit einem Jahresumsatz von 8,0 Milliarden Euro geführt. Die beiden größten deutschen Molkereiunterneh-men Nordmilch und Humana würden nach ihrer für Anfang 2011 geplanten Fusion mit einem Gesamtumsatz von 4,8 Mrd. Euro und knapp 7 Millio-

nen Tonnen Rohmilchverarbeitung als einziges deutsches Unternehmen zur Spitzengruppe der TOP 10 in Europa aufschließen.

Konzentrationsprozess der Molke-reien schreitet voran Die deutsche Milchindustrie ist mit einem Umsatz von 18,2 Milliarden Euro und 36.300 Beschäftigten (2009) die zweitgrößte Sparte der deutschen Ernährungsindustrie. 20 Prozent der Umsätze erwirtschaften die deutschen Molkereien über den Export. Mehr als die Hälfte der Milch wird von genossenschaftlichen Unternehmen verarbeitet. Die Zahl der Molkereien in Deutschland hat stark abgenommen. Gab es 1990 noch 360 Unternehmen,

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1.4 Ernährungswirtschaft

so schrumpfte die Zahl bis 2000 auf 127 und lag im Jahr 2009 nur noch bei 99 Unter-nehmen mit 212 Betriebsstät-ten, die täglich zusammen rund 77.000 Tonnen Milch zu hochwertigen Lebensmitteln verarbeiten.

Deutsche Zuckerwirtschaft wird von vier Unternehmen bestimmtVon 61 Unternehmen der Zuckerindustrie in den Jah-ren 1950/51 existieren nur noch drei mit insgesamt 20 Fabriken. Die Südzucker AG in Mannheim, die Nordzucker AG in Braunschweig, Pfeifer & Langen KG in Köln und die niederländische Suiker Unie mit der Zuckerfabrik in Anklam teilen sich den deutschen Markt. Marktführer in der EU ist die Südzu-ckergruppe mit einem Quotenanteil von gut 24 Prozent. Kon-kurrent Nordzucker vereinigt rund 15 Prozent auf sich und Pfeifer & Langen bringt es europaweit auf knapp sieben Prozent Marktanteil. Alle Un-ternehmen produzieren nicht nur Zucker zu Nahrungszwe-cken (Quotenzucker), sondern daneben auch Industriezu-cker, in zunehmendem Maße für Ethanol. Bei der Südzucker AG zum Beispiel waren 2009 von den europaweit produ-zierten 4,8 Millionen Tonnen Rohzucker nur noch 3,2 Mil-lionen Tonnen für Nahrungs-mittelzwecke bestimmt.

Mühlenbranche mit rasantem Strukturwandel Mit rund 6.000 Beschäftigten erwirt-schaftet die Mühlenbranche einen Jahresumsatz von 1,8 Milliarden Euro. Der Trend zu größeren Mühlenein-heiten hält an. 1950/51 gab es in

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Deutschland 18.935 Mühlen, heute sind es noch 262 Mühlen, die minde-stens 500 Tonnen vermahlen. 44 große Mühlen mit einer Jahresvermahlung von 50.000 Tonnen und mehr haben einen Anteil an der Gesamtvermark-tung von 82 Prozent. Mit rund 8,2 Millionen Tonnen Brot-getreide werden etwa ein Drittel der Weizen- und Roggenernte von deut-schen Mühlen zu Mehl veredelt. Nur 5 Prozent der Mahlerzeugnisse werden an den privaten Endverbraucher abge-setzt. 90 Prozent des Inlandsabsatzes deutscher Mühlen gehen an Back-betriebe, die restlichen 5 Prozent an Stärke- und Teigwarenhersteller.

Deutsche Brauereien sind relativ klein strukturiertDrei Viertel aller Braustätten in der EU liegen in Deutschland. Die 1.327 Braustätten in Deutschland brauen mit ihren 28.400 Beschäftigten rund 5.000 Biere, die für eine einzigartige Geschmacks- bzw. Genussvielfalt ste-hen. Ein leichter Anstieg der absoluten

Zahl der deutschen Braustätten ist einem Zuwachs im Bereich der Brau-gasthäuser geschuldet. Nach einem Konzentrationsprozess der letzten Jahre sind heute rund 14 Prozent der Unternehmen für 95 Prozent des Bier-ausstoßes in Deutschland verantwort-lich. Der Bierausstoß in Deutschland liegt bei 98,1 Millionen Hektolitern (2009), der Umsatz bei 7,9 Milliarden Euro. Rund 14 Prozent der deutschen Bierproduktion werden exportiert. Der Pro-Kopf-Verbrauch bei Bier ist in den letzten Jahren deutlich zurückgegan-gen und lag 2009 nur noch bei 109,6 Liter pro Person.

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1.5 Lebensmittelhandel

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1.5 Lebensmittelhandel

Konzentration des Lebens-mittelhandels wächst weiterDer Lebensmitteleinzelhan-del (LEH) setzte 2009 in Deutschland 162 Milliarden Euro bei Lebensmitteln um. Das entspricht einem Zuwachs von 0,6 Prozent gegenüber 2008. Damit ist der LEH in 2009 deutlich weniger stark gewachsen als in 2008, als die Wachstumsrate noch 2,2 Prozent betrug. Die Edeka-Gruppe konnte ihre Spitzen-position durch Übernahme der Plus-Märkte von Tengelmann ausbauen und ihren Umsatzanteil von 21,1 Prozent in 2008 auf 24,4 Prozent steigern. Es folgen – wie schon 2008 – die Rewe-Gruppe mit 16,1 Prozent, die Schwarz-Gruppe (Lidl) mit 13,7 Prozent und die Aldi-Gruppe mit 12,5 Prozent. Gemeinsam vereinen die vier größten Wettbewerber 66,7 Prozent, also zwei Drittel des Marktes auf sich. Ausländische Handelsunternehmen spielen in Deutschland bislang kaum eine Rolle.

Harter Verdrängungswettbewerb beherrscht das GeschehenDer enorme Wettbewerbsdruck im deutschen Einzelhandel führt zu stän-digen Preiskämpfen und zu vergleichs-weise niedrigen Umsatzrenditen. Der Kampf um die Verbraucher wird auch dadurch deutlich, dass in Deutschland

auf jeden Verbraucher 1,3 Quadratme-ter Ladenfläche entfallen. In Ländern wie Frankreich (0,85 Quadratmeter) oder Großbritannien (0,65 Quadrat-meter) steht pro Verbraucher deutlich weniger Verkaufsfläche zur Verfügung.

Discounter in Deutschland profitie-ren vom starken Preisbewusstsein der VerbraucherDie Discounter Aldi, Lidl, Plus und Co. profitieren davon, dass die deutschen Verbraucher beim Kauf von Lebens-mitteln sehr stark auf den Preis achten. In keinem anderen europäischen Land ist der Marktanteil der Discounter so hoch (44,6 Prozent in 2009). In Ös-terreich erzielen die Discounter nur circa 25 Prozent der Gesamtumsätze des Lebensmitteleinzelhandels. Auch in Italien, Frankreich und Spanien

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ziehen die Verbraucher große Vollsortimenter vor. Hier ma-chen die Discounter gerade 11 Prozent des Marktes aus. Mit nur 5 Prozent Marktanteil spielen Discounter auf dem britischen Lebensmittelmarkt eine vergleichweise unterge-ordnete Rolle.

Handelsmarken legen wieder zuHandelsmarken als Eigen-marken des Handels haben sich besonders im Lebens-mittelbereich durchgesetzt. Nachdem sie im Jahr 2009

erstmals Marktanteile verloren hatten, wuchs der Marktanteil bis August 2010 auf 41,8 Prozent. Traditionell sind es vor allem die Discounter, die Han-delsmarken vertreiben. In 2010 wurde das Wachstum der Handelsmarken aber hauptsächlich durch die anderen

Vertriebsschienen des Lebens-mitteleinzelhandels (Super-märkte und Drogeriemärkte) vorangetrieben. Dabei setzen die Supermarkt-Konzerne ver-stärkt auf neue Hausmarken im Premium-Segment.

In Zukunft weniger Discoun-ter-Kunden?Nachdem die erfolgsverwöhn-ten Lebensmitteldiscounter ihren Marktanteil seit 2000 von 32,1 auf mittlerweile fast 45 Prozent steigern konnten, gingen die Umsätze zu Beginn des Jahres 2010 um 1 Prozent zurück, was erstmals zu einem

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1.5 Lebensmittelhandel

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leicht sinkenden Marktan-teil führte. Dabei scheint die demografische und gesell-schaftliche Entwicklung eine nicht unbedeutende Rolle zu spielen. Nach einer Studie der Deutschen Gesellschaft für Konsumforschung steigt in ei-ner alternden Gesellschaft der Anteil der Kunden, die sich für die klassischen Supermärkte entscheiden. Marktexperten erwarten, dass der Anteil der Discount-Stammkunden (beispielsweise junge Fami-lien) sukzessive schrumpfen wird. Gleichzeitig wächst der Anteil der typischen Super-markt-Käufer, nämlich Rent-ner, ältere Alleinstehende und Paare, deren Kinder nicht mehr im gleichen Haushalt wohnen.

„DINKIS“ und „LOHAS“ als Zielgruppen der Lebens-mittelindustrieGut verdienende junge, be-rufstätige Paare sind ein Ver-brauchertyp, der selten kocht und wenig Zeit zum Essen hat. Gleichzeitig legen viele „DINKIS“ aber durchaus Wert auf eine einigermaßen ausge-wogene Ernährung. Lebens-mittelindustrie und -handel haben sich längst angepasst und bieten inzwischen eine breite Palette an Fertigpro-dukten an, die nicht unter die „Fast-Food“-Rubrik fallen. Zu diesen so genannten „Conve-

DINKIS und LOHAS

DINKIS(DoubleIncomeNoKids)istdieBezeichnungderMarketingexpertenfürdoppelverdienendePaaredermittlerenOberschicht,diezusammenlebenundkeineKinderhaben.DabeideberufstätigsindunddasHaushaltseinkommenrelativhochist,sinddieDINKISfürLebensmittelindustrieund-handeleinebesonderslukrativeZielgruppe.

LOHAS(LifeofHealthandSustainability)isteinVerbrauchertrendausdenUSAundstehtfüreinenKonsumententyp,fürdenGesundheitundNachhaltigkeiteinegroßeRollespielen.LOHAS-KonsumentensindmeistPersonenmiteinemüberdurchschnittlichenEinkommen,diehäufigkulturellundpolitischinteressiertundengagiertsind.IhreErnährungsgewohnheitenähnelndenMotivenderSlow-Food-Bewegung.DieLOHAS-KonsumentenkaufenihreNahrungsmittelüberwiegendinBiolädenundaufWochenmärktenundwählenProduktesehrgezieltundnachQualitätsmerkmalenaus.

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nience-Produkten“ gehören beispiels-weise Smoothies, fertig geschnittene Salate, Antipasti und Hackbraten mit Kartoffelbrei aus dem Kühlregal. Auch frisch zubereitete Tiefkühlprodukte, so genanntes „Chilled Food“, gehört in diese Rubrik. Das Angebot an Fri-sche- und Convenience-Produkten in deutschen Supermarktregalen hat sich zwischen 2000 und 2008 knapp vervierfacht.

Regionale Marken erobern den LebensmitteleinzelhandelMehr als zwei Drittel der Deutschen bekunden in Umfragen ein hohes Inte-resse an Lebensmitteln aus regionaler Herkunft. Als wichtigsten Grund geben die Befragten dabei die Unterstützung regionaler Betriebe an, insbesondere auch der Landwirtschaft. Mehr als die Hälfte gibt weiterhin an, durch den Kauf regionaler Produkte zur Scho-nung der Umwelt durch kürzere Trans-portwege beitragen zu wollen. Die Anbieter im Regio-Markt sind sowohl grundständige Regionalinitiativen, als auch immer mehr Handelsketten, die eigene Regionalmarken entwickeln.

Beispiele für Regionalmarketing

●„UnserNorden“(KonsumgenossenschaftCoop,Kiel)

●„VonHier“(RegionBerlinBrandenburg)

●„UnserLand“(RegionalinitiativeRegionAmmersee)

● „UnsereHeimat“(EdekaSüdwest)

●„GutesvomSee“(VereinLieferserviceBodensee)

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1.6 Ökologischer Landbau

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EU-Öko-Verordnung – Regeln für die ökologische Erzeugung

Pflanzenbau● BesondereAnforderungenandasSaatgut.● Verzichtaufchemisch-synthetische

Pflanzenschutzmittel(Positivliste).● Verzichtaufleichtlöslichemineralische

Düngemittel(Positivliste).● ErhaltderBodenfruchtbarkeitvorallemdurch

geeigneteFruchtfolgenmitLeguminosenundGründüngungspflanzensowiedurchhofeigeneWirtschaftsdünger.

● KeinegentechnischverändertenOrganismen.● UmstellungszeitrauminderRegel2Jahre;

erstdanachdürfendieProdukteals„ökologischerzeugt“vermarktetwerden.

Nutztierhaltung● Fütterunggrundsätzlichmitökologischer-

zeugtenFuttermitteln(besonderePositivliste).● Auslaufmöglichkeit(teilweiseÜbergangsfristen).● SpezielleBesatzdichtegrenzenbeiStall-und

Betriebsflächen.● Vorrangfürphytotherapeutischeund

homöopathischeArzneimittel.

Quelle:EuropäischeKommission

1.6 Ökologischer Landbau

Was zeichnet den ökologischen Landbau aus?Im ökologischen Landbau werden weitgehend geschlossene betrieb-liche Kreisläufe angestrebt. Futter und Nährstoffe für Tier und Pflanze sollen möglichst vollständig auf ei-gener Betriebsfläche erzeugt werden, ein Zukauf externer Betriebsmittel ist stark eingeschränkt und muss bis auf wenige Ausnahmen ebenfalls aus ökologischer Erzeugung stammen. Der ökologische Landbau verfolgt das Ziel, besonders umweltfreundlich, bodenschonend und tiergerecht zu wirtschaften.

Kontrolle im Öko-LandbauÖkologisch wirtschaftende Landwirt-schaftsbetriebe und auch Verarbei-tungs- und Importunternehmen müs-sen sich mindestens einmal jährlich ei-ner Kontrolle unterziehen. Die Kosten für die Inspektion tragen dabei nicht die Prüfstellen, sondern die überprüf-ten Unternehmen selbst. Es handelt sich vorrangig um eine Kontrolle der Produktionsverfahren, in Einzelfällen werden allerdings auch Boden- und Pflanzenproben genommen und Rück-standsanalysen durchgeführt.

Das neue europäische Bio-LogoSeit Juli 2010 gilt das neue europäische Bio-Logo, mit dem alle Bioprodukte gekennzeichnet werden, die den An-forderungen der EU-Ökoverordnung

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entsprechen. Neben der An-gabe der Herkunft und dem Code der Kontrollstelle findet sich nun auf jedem Biopro-dukt das neue Bio-Siegel, das „Euro-Blatt“. Erzeugnisse aus Drittländern dürfen in der EU nur als Öko-Ware angeboten werden, wenn nachgewiesen wird, dass im Herkunftsland gleichwertige Regelungen gel-ten. Das bekannte deutsche Bio-Siegel kann zusätzlich auf den Produkten verwendet werden.

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1.6 Ökologischer Landbau

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Ökologischer Landbau nimmt weiter zu Das stetige Wachstum des ökologischen Landbaus in Deutschland hat sich auch 2009 fortgesetzt. Die ökolo-gisch bewirtschaftete Fläche nahm im Vergleich zu 2008 um 4,3 Prozent zu und stieg damit auf insgesamt 947.100 Hektar. Das entspricht einem Anteil von 5,6 Prozent an der landwirtschaftlichen Nutzflä-che. Gleichzeitig stieg die Zahl der ökologisch wirtschaf-tenden Betriebe bis Ende 2009 auf 21.047, was einem Zuwachs von 6,2 Prozent entspricht. Knapp 60 Prozent aller deutschen Ökobetriebe liegen in Bayern oder Baden-Württem-berg und bewirtschaften dort etwa 30 Prozent der ökologischen Anbaufläche Deutschlands.

Anbauverbände Neben dem EU-Öko-Standard des ökologischen Landbaus und dem deutschen Bio-Siegel gibt es eine Reihe von Anbau-verbänden, die ihr eigenes Produktsiegel verwenden. Die jeweiligen Richtlinien und geforderten Standards unter-scheiden sich mehr oder we-niger stark voneinander. Sie gehen in einigen Punkten über die Mindestanforderungen der EU-Verordnung hinaus. In Deutschland sind mehr als die Hälfte aller ökologisch wirtschaftenden Betriebe und damit knapp 70 Prozent der

ökologisch bewirtschafteten Fläche einem dieser Verbände angeschlossen.

Nachfrage nach Bioprodukten steigtDie Nachfrage nach ökologisch er-zeugten Lebensmitteln hat in den letzten Jahren stetig zugenommen. 2008 stieg der Umsatz in Deutsch-

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land um insgesamt 10 Prozent auf 5,8 Milliarden Euro. Das entspricht knapp 3,5 Prozent des Gesamtmarktes bei Lebensmitteln. In 2009 konnte zwar keine weitere Umsatzsteigerung verzeichnet werden, der Biomarkt konnte das 2008 erreichte Niveau trotz der Wirtschaftskrise erfolgreich behaupten. So kauften die deutschen

Haushalte beispielsweise Anfang 2010 erstmals mehr Bio-Eier als Eier aus Käfig-haltung, die nur noch als Im-portware zulässig sind. Bei Bio-Frischgemüse stiegen die Einkaufsmengen 2009 sogar um 7 Prozent: Pro Haushalt wurden durchschnittlich 3,12 Kilogramm Bio-Gemüse ge-kauft. Die Einkaufsmenge von ökologisch erzeugtem Obst ist hingegen seit 2008 leicht rückläufig. Bei Fleischwaren, vor allem Schweine- und Ge-flügelfleisch, sind die Markt-anteile sehr gering.

Supermärkte und Discounter bauen Öko-Geschäft ausDurch den Einstieg der Discounter in die Vermarktung von Bio-Lebensmit-teln und durch die Sortimentserwei-terung im Lebensmitteleinzelhandel wachsen die Umsätze, und es werden neue Käuferschichten erreicht. Ande-

rerseits üben die zahlreichen neuen Bio-Supermärkte, die zum Teil als Handelsketten organisiert sind, Marktdruck auf kleinere Naturkostläden und Hofläden aus.

Öko-Landbau aus Sicht des VerbrauchersIn der Vergangenheit wurden zahlreiche Untersuchungen durchgeführt, die das Ver-braucherverhalten in Bezug auf Bio-Lebensmittel analy-siert haben. Der wichtigste Grund für den Kauf von bio-

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1.6 Ökologischer Landbau

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logischen Lebensmitteln ist der wahrgenommene „höhere Gesundheitswert“, gefolgt von Motiven wie „Beitrag zum Tier- und Umweltschutz“ und „besserer Geschmack“. So ge-nannte Kaufbarrieren sind laut Umfragen der höhere Preis, Zweifel an der „ökologischen Echtheit“ und „mangelnde Verfügbarkeit“.

Entwicklung des Öko-Marktes im AuslandWährend der deutsche Markt für Bio-Lebensmittel seit 2009 nur noch geringe Wachstums-raten aufweist, scheint der Bio-Boom in anderen Ländern weiterzugehen. So hat sich im Nachbarland Dänemark der Umsatz an biologisch erzeugten Lebensmitteln nach Angaben der AMI seit 2005 verdoppelt. Der Anteil von Bioprodukten an den Gesamtaus-gaben für Lebensmittel beträgt dort 7 Prozent und ist damit doppelt so hoch wie in Deutschland. Eine beachtliche Umsatzsteigerung von 60 Prozent innerhalb von zwei Jahren konnte der austra-lische Biomarkt verzeichnen. Auch in den USA ist der Bio-markt weiter auf Wachstums-kurs. Trotz der angespannten Wirtschaftslage ist der Umsatz im vergangenen Jahr um 5 Prozent auf ca. 25 Milliarden US-Dollar angestiegen.

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Situationsbericht 2011

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Landwirte überlegen Umstel-lungJe nach Betriebsstruktur entste-hen bei der Umstellung eines Betriebes von konventioneller auf ökologische Landwirtschaft mehr oder weniger hohe Kos-ten. Meist dürfen die Erzeug-nisse erst nach einer Über-gangsphase von zwei Jahren als „ökologisch“ vermarktet wer-den. In dieser Phase haben die Landwirte sinkende Erträge und höhere Aufwendungen, aber noch keine entsprechenden Erlöse für ihre Produkte. Bei einer repräsentativen Befra-gung im Dezember 2009 ga-ben 1,4 Prozent der befragten Landwirte an, auf Ökolandbau umstellen zu wollen. 10,7 Pro-zent der Befragten denken laut Umfrage über eine Umstellung nach. Die Umsetzung dieses Schrittes hängt ganz entschei-dend von den wirtschaftlichen Aussichten ab.