Skript_OCII

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KIT – Universität des Landes Baden-Württemberg und nationales Forschungszentrum in der Helmholtz-Gemeinschaft www.kit.edu Skript zur Vorlesung „Organische Chemie II“ Die angehängte Mitschrift zur Vorlesung „Organische Chemie II“ wurde im Wintersemester 2013/2014 erstellt. Es wurde auf inhaltliche Fehler durchgesehen, aber nicht im Detail korrekturgelesen. In Prüfungen kann sich nicht auf Aussagen in diesem Skript berufen werden. Wenn Sie sich unsicher sind, ob einzelne Sachverhalte korrekt wiedergegeben sind, konsultieren Sie einschlägige Lehrbücher. Diese Mitschrift soll Ihnen die Prüfungsvorlesung insofern erleichtern, als es einen detaillierten Überblick über die in der Vorlesung vermittelten Inhalte gibt. Sie kann und soll weder den Besuch der Vorlesung noch das Studium geeigneter Lehrbücher ersetzen. Darüber hinaus können sich die in der Vorlesung vermittelten Inhalte von Semester zu Semester (und von Dozent zu Dozent) leicht ändern, auch dies wird durch die Momentaufnahme einer Mitschrift nicht berücksichtigt. Gerne können Sie inhaltliche Fehler an mich kommunizieren ([email protected] ) Dieses Skript unterliegt dem Copyright; es darf nicht unerlaubt vervielfältigt oder weitergegeben werden. Prof. Dr. Joachim Podlech Institut für Organische Chemie Prof. Dr. Joachim Podlech

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  • KIT Universitt des Landes Baden-Wrttemberg und nationales Forschungszentrum in der Helmholtz-Gemeinschaft www.kit.edu

    Skript zur Vorlesung Organische Chemie II Die angehngte Mitschrift zur Vorlesung Organische Chemie II wurde im Wintersemester 2013/2014 erstellt. Es wurde auf inhaltliche Fehler durchgesehen, aber nicht im Detail korrekturgelesen. In Prfungen kann sich nicht auf Aussagen in diesem Skript berufen werden. Wenn Sie sich unsicher sind, ob einzelne Sachverhalte korrekt wiedergegeben sind, konsultieren Sie einschlgige Lehrbcher. Diese Mitschrift soll Ihnen die Prfungsvorlesung insofern erleichtern, als es einen detaillierten berblick ber die in der Vorlesung vermittelten Inhalte gibt. Sie kann und soll weder den Besuch der Vorlesung noch das Studium geeigneter Lehrbcher ersetzen. Darber hinaus knnen sich die in der Vorlesung vermittelten Inhalte von Semester zu Semester (und von Dozent zu Dozent) leicht ndern, auch dies wird durch die Momentaufnahme einer Mitschrift nicht bercksichtigt. Gerne knnen Sie inhaltliche Fehler an mich kommunizieren ([email protected]) Dieses Skript unterliegt dem Copyright; es darf nicht unerlaubt vervielfltigt oder weitergegeben werden. Prof. Dr. Joachim Podlech

    Institut fr Organische Chemie Prof. Dr. Joachim Podlech

  • Skript zur Vorlesung Organische Chemie II Version 2013/14 Wintersemester

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    Inhalt der Vorlesung OC II 1. Reaktionen 1.1 Der Mechanismus 1.2 Physikalisch-chemische Grundlagen 1.2.1 Thermodynamik und Kinetik 1.2.2 Das Hammond-Postulat 1.2.3 Die Hammett-Beziehung 1.2.4 Bindungstypen 2 Reaktive Zwischenstufen 2.1 Allgemeines 2.2 Carbanionen 2.3 Carbeniumionen 2.4 Radikale 2.5 Carbene und Nitrene 3. Radikalische Substitutionen 3.1 Reaktivitt und Selektivitt 3.2 Radikalische Substitutionsreaktionen 3.2.1 Radikalstarter 3.2.2 Chlorierung mit Sulfurylchlorid 3.2.3 Sulfochlorierung 3.2.4 Allylische Bromierung mit NBS 3.3 Reduktionen ber radikalische Zwischenstufen 3.3.1 Birch-Reduktion 3.3.2 Reduktion von Alkinen zu E-Alkenen 3.3.3 Pinakol-Kupplung 3.3.4 Reduktion von Estern 3.4 Autoxidation 4. Nukleophile Substitutionen 4.1 Grundtypen der Substitution 4.2 Faktoren, die die Reaktivitt beeinflussen 4.2.1 Austrittsfhigkeit der Abgangsgruppe 4.2.2 Struktur des Substrats 4.2.3 Einfluss des Nukleophils 4.2.4 Einfluss des Lsungsmittels und der Temperatur 4.2.4.1 Einfluss des Lsungsmittels auf die Nukleophilie 4.2.4.2 Einfluss des Lsungsmittels auf die Stabilitt von

    Edukten und bergangszustnde 4.2.4.3 Phasentransferkatalyse 4.2.4.4 Salzeffekte 4.2.4.5 Ionenpaare und Racemisierung in der SN1-

    Reaktion 4.2.5 Einfluss von Lewis-Suren 4.2.6 Nachbargruppeneffekte 4.3 Reaktionen von ambidenten Nukleophilen 4.4 Halogenidaustausch 4.5 Etherspaltung 4.6 ffnung von Epoxiden 4.7 Spezielle Methoden 4.7.1 Die Mitsunobu-Reaktion 4.7.2 Die Appel-Reaktion 4.7.3 Die Michaelis-Arbuzov-Reaktion 4.8 Alkylierung von Carbonsuren 4.9 SN2-Reaktionen 4.10 Die SRN1-Reaktion 5. Addition an Mehrfachbindungen 5.1 Reaktivitt von Doppelbindungen 5.2 Addition von Halogenen an Alkene 5.3 Addition von HX an Alkene

    5.4 Bildung von Halogenhydrinen 5.5 Hydratisierung von Alkenen 5.6 Bildung von Epoxiden 5.6.1 Ringschluss bei Halogenhydrinen 5.6.2 Epoxidierung mit Persuren 5.6.3 Sharpless-Enantioselektive Epoxidierung von

    Allylalkoholen 5.7 Hydrierung von Alkenen 5.7.1 Heterogen-katalysierte Hydrierung 5.7.2 Homogen-katalysierte Hydrierung 5.8 Dihydroxylierung von Alkenen 5.8.1 Reaktionen mit Osmiumtetroxid und

    Kaliumpermanganat 5.8.2 Stereochemische Betrachtungen 5.9 Addition an konjugierte Diene 5.10 Addition an Alkine 6. Eliminierungen 6.1 Vergleich Eliminierungen und Additionen 6.2 Die wichtigsten Mechanismen 6.3 Konkurrenz zwischen SN- und E-Reaktionen 6.4 Hofmann- und Saizew-Produkte 6.5 Eliminierung in 1,2-Heteroatom substituierten

    Substraten 6.6 -Eliminierung 6.7 syn-Eliminierungen 7. Reaktionen von Aromaten 7.1 Elektrophile aromatische Substitution 7.1.1 Mechanismus 7.1.2 Monosubstituierte Benzolderivate 7.1.2.1 Halogenierung 7.1.2.2 Sulfonierung 7.1.2.3 Alkylierung 7.1.2.3.1 Friedel-Crafts-Alkylierung 7.1.2.3.2 Hock'sche Phenolsynthese 7.1.2.4 Carboxylierung, Acylierung und Formylierung 7.1.2.4.1 Die Friedel-Crafts-Acylierung 7.1.2.4.2 Kolbe-Schmitt-Salicylsuresynthese/Synthese

    von Aspirin 7.1.2.4.3 Vilsmeier-Formylierung 7.1.2.4.4 Gattermann-Formylierung 7.1.2.4.5 Gattermann-Koch-Formylierung 7.1.2.4.6 Reimer-Tiemann-Formylierung 7.1.2.4.7 Houben-Hoesch-Acylierung 7.1.2.5 Chlormethylierung 7.1.2.6 Synthese und Umsetzung von

    Aryldiazoniumsalzen 7.1.2.6.1 Herstellung von Aryldiazoniumsalzen 7.1.2.6.2 Reduktion von Aryldiazoniumsalzen 7.1.2.6.3 Balz-Schiemann-Reaktion 7.1.2.6.4 Sandmeyer-Reaktion 7.1.2.6.5 Azokupplungen 7.1.3 Substitutionen an Heteroaromaten 7.1.4 Synthese von mehrfach substituierten

    Aromaten 7.1.5 Spezielle Reaktionen 7.1.5.1 Fries-Umlagerung 7.1.5.2 Substitutionen an metallierten Aromaten 7.2 Nukleophile Substitution am Aromaten ber

    den Additions-/Eliminierungs-Mechanismus

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    7.3 Eliminierungs-/Additions-Mechanismus; Arin Mechanismus

    8. Additionen an Carbonylverbindungen 8.1 Reaktivitt der Carbonylverbindungen 8.2 Nukleophile Addition von

    Heteroatomnukleophilen an Aldehyde und Ketone

    8.2.1 Hydrate und ihre Stabilitt 8.2.2 Halbacetale und Acetale 8.2.3 Bildung von Iminen, Oximen und Hydrazonen 8.2.4 Synthese und Umsetzung von Enaminen 8.3 Addition von C-Nukleophilen 8.3.1 bersicht ber metallorganische Verbindungen 8.3.2 Bildung von metallorganischen Verbindungen 8.3.3 Addition von Grignard-Verbindungen und

    Lithiumorganylen an Carbonylverbindungen 8.3.4 Reformatski- und Blaise-Reaktion 8.4 Addition von Hydriden an

    Carbonylverbindungen 8.4.1 Mechanismus 8.4.2 Chemoselektivitt 8.5 Stereochemie der Addition von Hydriden

    und C-Nukleophilen an Aldehyde und Ketone

    8.6 Reaktionen ber Enole und Enolate 8.6.1 Enolisierung, pKa-Werte fr Enolatbildung 8.6.2 Regioselektivitt der Enolatbildung 8.6.3 -Halogenierung von Carbonylverbindungen 8.6.4 Haloform-Reaktion 8.6.5 Sure- und Basen-katalysierte Aldol-

    Kondensation 8.6.6 Gekreuzte Aldol-Reaktionen, gerichtete

    Reaktion 8.6.7 Intramolekulare Aldol-Kondensation 8.6.8 Knoevenagel-Kondensation 8.6.9 Perkin-Zimtsuresynthese 8.6.10 Mannich-Aminomethylierung 8.7 Addition an ,-ungesttigte

    Carbonylverbindungen 8.8 Olefinierungen 8.8.1 Wittig-Olefinierung 8.8.2 Die Horner-Wadsworth-Emmons-

    Olefinierung 8.9 Umpolung der Polaritt von Carbonyl-CAtomen 8.9.1 Corey-Seebach-Methode 8.9.2 Benzoin-Reaktion 8.9.3 Die Hnig-Methode 9. Carbonsuren und Carbonsurederivate 9.1 Herstellung von Carbonsuren und

    Carbonsurederivate 9.1.1 Reaktionen per Addition/Eliminierung 9.1.2 Synthese von Carbonsurederivaten durch

    Kettenverlngerung

    9.2 Darstellung von Nitrilen 9.3 Reaktionen von Enolaten von und mit

    Carbonsurederivaten 9.4 Decarboxylierung von Carbonsuren 9.5 -Halogenierung von Carbonsuren 10. Oxidationen und Reduktionen 10.1 Oxidative Spaltung von Alkenen per

    Ozonolyse 10.1.1 Herstellung von Ozon 10.1.2 Mechanismus der Ozonolyse 10.2 Oxidation von Alkoholen zu

    Carbonylverbindungen 10.2.1 Oxidation mit Cr(VI)-Reagenzien 10.2.2 Oxidationen mit aktiviertem Dimethylsulfoxid 10.2.3 Redox-Reaktionen durch reversiblen Hydrid-

    Transfer 10.3 Oxidation von Ketonen zu Estern und Lactonen 10.4 Spezielle Oxidationen 11. Reduktionen 11.1 Gezielte Synthese von primren, sekundren und

    tertiren Aminen 11.2 Reduktionen mit Hydriden zu Alkoholen 11.3 Reduktionen von Carbonsurederivaten zu

    Aldehyden 11.4 Reduktion von Halogeniden und

    Alkoholderivaten zu Alkanen 11.5 Deoxygenierende Reduktion von

    Carbonylverbindungen 11.5.1 Wolff-Kishner-Reduktion 11.5.2 Clemmensen-Reduktion 11.5.3 Reduktion von Dithiolanen mit Raney-Nickel 11.5.4 Synthese von Monoalkylaromaten 12. Umlagerungen und pericyclische Reaktionen 12.1 Vorbemerkungen 12.2 Umlagerungen bei Carbenium-Ionen 12.2.1 Wagner-Meerwein-Umlagerungen 12.2.2 Pinakol-Pinakolon-Umlagerung 12.2.3 Benzilsure-Umlagerung 12.3 Die Cope-Umlagerung 12.4 Claisen-Umlagerung 12.5 Die Beckmann-Umlagerung 12.6 Diels-Alder-Cycloaddition 12.6.1 Mechanismus 12.6.2 Orbitalbetrachtungen 13. Synthese von Biopolymeren 13.1 Peptide 13.2 Oligo- und Polysaccharide 13.3 Nukleinsuren (DNA/RNA)

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    1. Reaktionen

    1.1 Der Mechanismus Zwei (oder mehrere) Molekle mit ausreichender Energie in der richtigen Orientierung

    treffen sich. Lewis-Strichformeln (Formalladungen) Elektronenflusspfeile (beginnen an e--Paar oder Bindung und enden an elektrophilen

    Zentrum) Am Ende nicht mehr als 8e- !

    Reaktionspfeil Gleichgewichtspfeil Mesomeriepfeil

    Elektronenflusspfeil

    Halbpfeil (1e- wandert)

    Retrosynthesepfeil Reaktion findet nicht statt Umlagerung

    1.2 Physikalisch-chemische Grundlagen 1.2.1 Thermodynamik und Kinematik

    Reaktion muss endergonisch sein

    OH

    Al2O3

    300C + H2O H = +92 kJ/mol G = H - T S

    Gibbs- Enthalpie Entropietherm Energie

    Spaltungen werden durch hohe Temperatur begnstigt. Abschtzung von Raktionsenthalpie durch Inkramentbildung (siehe Handout Dissoziationsenergien in kJ/mol).

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    Reaktionsschema:

    E = Energie Rk = Reaktionskoordinate Ea = Aktivierungsenergie Z = bergangszustand v = k * [A] * [B] v = Reaktionsgeschwindigkeit k = Geschwindigkeitskonstante [A] = Konzentration von Stoff A [B] = Konzentration von Stoff B v = - d[A] = - d[B] dt dt k = A * e- (Ea/ R*T) A = virtuelle Geschwindigkeit der Reaktion, wenn alle Molekle ausreichende Energie haben (Arrhenius- Konstante) R = Universelle Gaskonstante T = Temperatur Je hher die Temperatur, desto schneller verluft die Reaktion. Je hher die Aktivierungsenergie, desto langsamer verluft die Reaktion. (siehe Handout Boltzmann-Verteilung) Faustregel: Temperaturerhhung um 10C => 2-3fach schnellere Reaktion

    1.2.2 Hammond-Postulat Abschtzung: Wie schaut bergangszustand aus?

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    Abstand: Edukt-Z kleiner als Z-Produkt => d1< d2 In exothermer Reaktion: Z ist Edukt-hnlich In endothermer Reaktion: Z ist Produkt-hnlich In SN2-Reaktion:

    Hier keine Aussage ber Struktur des Z mglich, da d1 = d2!

    R OR

    ONu

    Z?

    O OR

    R NuOR

    R Nu

    O

    Zwischenstufe(energetisch weniger gnstig als Edukt)

    Bildung der ZS (= Zwischenstufe) ist endotherm => Z ist Produkt-hnlich ZS: Z:

    Nu

    R ORO

    R OR

    O

    Nu

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    1.2.3 Die Hammett-Beziehung Die Hammett-Beziehung beschreibt Reaktionsgeschwindigkeiten substituierter Substrate im Vergleich mit unsubstituierten. Hammett-Beziehung: log (kx/k0) = => lineare freie Energiebeziehung (LFER) bei logarithmischer Auftragung (Sigma) = Substituentenparameter (Rho) = Reaktionsparameter kx = Reaktionsgeschwindigkeit mit Substituent x k0 = Reaktionsgeschwindigkeit unsubstituiert

    Substituent p m +p +m -NMe2 - 0,63 - 0,1 - 1,7 - -OMe - 0,28 0,1 - 0,78 0,05

    -H 0 0 0 0 -NO2 0,81 0,71 0,79 0,73

    Bsp.: SN1 (Solvolyse) Ar-CMe2-Cl (in EtOH) + = -4,67

    Cl

    Cl

    NMe2 NO2

    Cl

    1

    log (kx/k0) = (-1,7) (-4,67) = 7,9 log (kx/k0) = 0,79 (-4,67) = -3,73 87.000.000 0,0002 (schneller als unsubst. Fall) (langsamer als unsubst. Fall)

    1.2.4 Bindungsbildung, -bruch Homolytische Bindungsbildung:

    Radikale, Radikalreaktionen, ungepaarte e-, Halbpfeile Heterolytische Bindungsbildung:

    Polare Reaktionen, Nucleophile, Elektrophile, geladene oder ungeladene Teilchen, keine ungepaarten e-, normale Elektronenflusspfeile

    Pericyclische Reaktionen: e- werden in einer geschlossenen, cyclischen Anordnung gleichzeitig umorganisiert.

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    2. Reaktive Zwischenstufen

    2.1 Allgemeines

    Carbanionen Carbokationen gehren alle zu den reaktiven ZS Radikale, Catbene/Nitrene (siehe Handout Reaktive Intermediate)

    2.2 Carbanionen Isolierte Carbanionen sind sp3hybridisiert (tetraedrisch)

    Allylanion => sp2

    Benzylanion

    O OEnolat

    (Anmerkung: zwei Punkte sind gleichwertig mit einem Strich)

    2.3 Carbeniumionen sp2-hybridisiert; trigonal planar Allylgruppenstabilisieren durch Induktiven Effekt (+I, Elektronen schiebend) Hyperkonjugation

    H H

    Tert. Butylkation ist 350 kJ/mol stabiler als CH3+ 186 kJ/mol stabiler als H3C-CH2+

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    Allylkation

    Benzylkation

    CH

    RHO HOCH

    R

    HN

    CH

    RR

    HN

    CH

    RR

    Iminiumverbindung -enium ein Substituenten weniger als natrlich

    H H

    H H

    HF/SbF5(Supersure)

    H H

    HH

    H

    H

    H H

    H

    H usw.

    -onium ein Substituent mehr als natrlich 1994 Nobelpreis fr G. Olah CH5+ CH62+ => nicht klassische Kationen

    2.4 Radikale sp2-hybridisiert im p-Orbital ein e- Hyperkonjugation

    H H

    (siehe Handout: Dissoziationsenergien in kJ/mol)

    Allylradikal

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    Benzylradikal Stabilisierung durch Heteroatome

    O O

    Orbitale

    p

    n

    MO-Theorie

    Radikalionen in Elektronentransfer-Reaktionen (ET)

    Na/NH3e-

    Benzol Radikalanion

    OMe

    Anisol

    (NH4)2Ce(NO3)6

    - e-

    O Me

    Radikalkation

    2.5 Carbene und Nitrene

    Carbene sind zweiwertige C-Verbindungen. Elektronenreiche oder e--arme Carbene Freies ePaar

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    Halogen-Metall-Austausch:

    R Hal

    R M

    R Hal

    R Hal R'M

    -R'Hal

    R H

    R Hal

    BaseCarbenoide

    -MHal

    R

    RCarben

    R

    R

    N Nhv,-N2

    M = Metall, Hal = Halogen Nitrene:

    N3R R N-N2

    hv oder

    Nitren

    3. Radikalreaktionen

    3.1 Reaktivitt und Selektivitt Radikalische Substitutionen an Alkenen Start:

    Cl2 Cl + Clhv

    Radikalkette:

    H+ Cl + HCl

    + Cl2 Cl + Cl Kettentrger (Anmerkung: wird ca. 100.000 durchlaufen, bevor es zum Kettenabbruch kommt) Kettenabbruch:

    +

    (Anmerkung: ein Beispiel von vielen Mglichkeiten)

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    (siehe Handout: Energiebilanz der radikalischen Halogenierung)

    Anzahl H-Atomeprimr: 6xsekundr: 2x

    Cl

    Cl

    Verhltnis: 43:57

    Normiert: 1:4

    Anzahl H-Atomeprimr: 9xtertir: 1x

    Verhltnis: 64:36

    Normiert: 1:5,1

    ClCl

    Anzahl H-Atomeprimr: 9xsekundr: 2xtertir: 1x

    Verhltnis:27:23:36:14

    Normiert:4,5:23:18:4,5

    Cl2, hv

    Cl

    +

    Cl

    +

    Cl

    +

    Cl

    Anzahl H-Atomeprimr: 9xsekundr: 2xtertir: 1x

    Verhltnis:

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    3.2 Radikalische Substitutionsreaktionen 3.2.1 Radikalstarter

    AIBN (= Azoisobutyronitril):

    NN

    NN 80C

    N2 + 2x

    N N

    C

    DBPO (= Dibenzoylperoxid):

    OO

    O

    O

    80CO

    O

    2x

    Benzylradikal

    -CO22x

    Phenylradikal

    3.2.2 Chlorierung mit Sulfurylchlorid Cl2: gasfrmig, hoch reaktiv (=> wenig selektiv)

    Start:

    + SO2Cl2

    Cl

    + SO2Cl

    Kette: R H + SO2Cl R + SO2 + HCl

    R + SO2Cl2 R Cl + SO2Cl Kettentrger

    3.2.3 Sulfochlorierung (Cl2, SO2)

    Start:

    Cl2 Cl + Clhv

    1/2 = 1h

    1/2 = 1h

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    Kette:

    R R + HCl

    R

    H + Cl

    + SO2 R SO2

    R SO2 + Cl2 R SO2Cl + Cl Kettentrger

    R SCl

    O O

    Sulfonsurechlorid

    Daraus kann man herstellen: Sulfonsuren Sulfonsureester (=> Waschaktive Substanzen)

    3.2.4 Wohl-Ziegler-Allylische Bromierung mit NBS

    BrN

    O

    O

    Br

    NH

    O

    O

    -

    Allylische Position

    N

    O

    O

    Br

    N-Bromsuccinimid (= NBS)

    > intermedir: Allylradikal => Mesomeriestabilisiert

    Allylradikal

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    Mechanismus: Start:

    CN

    (aus AIBN)

    + N

    O

    O

    Br N

    O

    O

    Br

    CN

    -BrN

    O

    O

    CN

    Alternative:

    CN+ Br2 Br +

    Br CN Br2 ist in kleinen Mengen in NBS enthalten. Kette:

    + Br- HBr

    Anmerkung:

    HBr + N

    O

    O

    Br

    N

    O

    O

    Br

    H

    + Br- Br2

    NH

    O

    O

    + Br2

    N

    OH

    O

    Tautomerie

    + Br2

    Br

    + Br

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    Bsp.: Br

    NBS

    3.3 Reduktion ber radikalische Zwischenreaktionen 3.3.1 Birch-Reduktion Solvatisierte e- (absofort Reduktionsmittel: e-)

    Na + x NH3(l) N

    a+[e(NH3)x]-

    (blau)

    e-

    Radikalanion

    EtOH- EtO

    H

    e-

    H H

    EtOH

    - EtO

    H

    H1,4 - Cyclohexadien

    elektronenziehend: CO2Et

    e-

    CO2Et

    CO2EtH CO2EtH

    H H

    elektronenschiebend: OMe

    e-

    OMe OMe

    H

    H

    H

    H Eine Elektronentransfer-Reaktion (ET) Hufig ECEC: elektrochemischer Schritt chemischer Schritt elektr.chem. Schritt

    - chem. Schritt Ausnahme z.B. Pinakol-Kupplung

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    3.3.2 Reduktion von Alkinen zu E-Alkene Na oder Li in NH3 oder geeignetes Amin Nicht Ethanol als Protonenquelle (H2 wrde mit Edukt/Produkt reagieren) Protonenquelle: NH3

    R RLi / R-NH2

    e-R

    RR-NH2

    R

    R

    Re-

    R

    R

    H

    R

    H

    H

    R

    E! Stereoelektronische Effekte

    R

    RH

    3.3.3 Pinakol-Kupplung Kupplung von Ketenen mit reduzierenden Metall

    O

    Mg, [Hg]e-

    O

    Ketylradikal

    2xO O

    AufarbeitungOH OH

    Ketylradikal von benzophenon ist tiefblau, durch O2 oder H2O Entfrbung

    Ph Ph

    O

    McMurry-Reaktion:

    O

    2x

    TiCl3, LiAlH4

    (86% Ausbeute) Auch fr sperrige Substanzen/Substrate

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    3.3.4 Reduktion von Estern

    R OR'

    O

    LM: EtOH

    Na, e-R OR'

    O

    R OR'

    OH

    e-

    R OR'

    OHProtonentransfer

    (P.T.) ~H+

    R OR'H

    O

    -OR'

    R H

    OH H

    R O

    AufarbeitenR OH

    Analoge Reaktion: LiAlH4 Im Lsungsmittel Toluol: Acyloinkondensation

    R OR'

    O

    2x

    RR'O

    ROR'

    O O

    RR

    O

    ODiketonR

    R

    O

    O

    2 e-

    R

    OH

    O

    Rf rher:Acyloine

    Auf-arbeitung

    Acyloin-Kondensation:

    CO2Et CO2EtO OH

    Prelog/Brown: Klassifizierung von Ringen Die Acyloin-Kondensation ist gut geeignet fr die Bildung von mittlereren Ringen. Ringre: Spannung: 3,4 kleine Ringe Bayer-Spannung; Pfitzer-Spannung 5,6,7 normale Ringe - 8-12 mittlere Ringe Pfitzer-Spannung; transannulare Spannung 13- groe Ringe - Bayer-Spannung: Abweichung vom idealen Winkel 109 Pfitzer-Spannung: ekliptische Stellung

    H

    H

    HekliptischeStellung

  • Skript zur Vorlesung Organische Chemie II Version 2013/14 Wintersemester

    Seite 18 von 115

    Transannulare Spannung:

    Ringbildung findet an der Natriumoberflche statt => entropischer Effekt

    3.4 Autoxidation

    Definition: Eine Autoxidation ist die Oxidation einer chemischen Verbindung durch atmosphrischen O2 (Triplett-O2), die durch Radikal initiiert autokatalytisch abluft. Autoxidation von Benzaldehyd (flssig) => Benzoesure (fest) Start:

    H

    O

    + X

    O

    + HX

    Kette:

    O

    + O O

    O

    OO

    O

    OO+

    H

    O O

    OOH+

    O

    OOH

    O

    +H

    O

    OH

    O

    2

    HH

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    Seite 19 von 115

    4. Nucleophile Substitution

    4.1 Grundtypen der Substitution Radikalische Substitutionen Nukleophile Substitutionen (SN1 oder SN2) Substitutionen an Carbonylverbindungen Aromatischen Substitution Nur SN2 ist einstufig; sonst 2- oder mehrstufig! SN2-Reaktion:

    I

    H

    H

    H

    + OH-H H

    H

    IHO HO

    H

    H

    H

    + I-

    #

    Einstufig; diese eine Stufe muss geschwindigkeitsbestimmend sein Geschwindigkeitsgesetz: v = k * [AX] * [Y] Bimolekular; SN2 Rckseitenangriff; Inversion SN1-Reaktion:

    Cl

    Me

    Me

    Me

    langsam

    -Cl-Me Me

    Me

    HO-

    schnell HO

    Me

    MeMe

    Zweistufig; 1.Schritt ist geschwindigkeitsbestimmend Geschwindigkeitsgesetz: v = k * [AX] Monomolekular; SN1 Racemisierung Nukleophil reagiert mit HOMO HO

    HO C X

    OH

    C X

    C-X

    C X

    Arten von Substitutionen

    *

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    Seite 20 von 115

    4.2 Faktoren, die die Reaktivitt beeinflussen 4.2.1 Austrittsfhigkeit der Abgangsgruppe

    Allgemein: Je hher die Aciditt der korrespondierenden Sure, desto hher die Austrittstendenz.

    Gute Austrittsgruppe: korrespondierende Sure: pks < 0 (siehe Handout: Surestrken wichtiger Verbindungen und Verbindungsklassen)

    Mige Austrittsgruppe: Acetate, Trialkylamine Gute Austrittsgruppe: Halogenide, Wasser, Toluolsulfonate (TosO-) Sehr gute Austrittsgruppe: Trifluormethansulfonat (TfO-) Triflat

    4.2.2 Struktur des Substrats Wenig Substituenten: - Keine sterische Hinderung

    - Nicht stabiles Carbeniumion Viele Substituenten: - Groe sterische Hinderung

    - Gut stabilisiertes Carbeniumion Neopentylsubstrate

    Cl Neopentylchlorid

    SN1: primres Carbeniumion => geht nicht! SN2: Rckseitenangriff nicht mglich => geht auch nicht! (siehe Handout: tert-Butyl versus Neopentyl)

    R-Br + I- RI + Br-

    K = Reaktionsgeschwindigkeit

    Br

    K = 0,8

    Br

    K = 0,003

    Br

    K = 0,00001 (findet im Vergleich zum ersten nicht statt!) (siehe Handout: SN Reaktionen (aus Brckener, Reaktionsmechanismen))

    SN2

    SN1

    Me SO3-

    F3C SO3-

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    Seite 21 von 115

    SN1: Carbeniumionen sind planar

    Br

    Krel = 1

    Br

    AdamantylbromidKrel = 10

    -3

    BrKrel = 10

    -6

    BrKrel = 10

    -12

    SN2: trigonal-planarer Z: C ist sp2-hybridisiert benachbarte sp2 - Zustand stabilisieren den Z

    Cl

    Krel = 1

    Cl

    Krel = 3*102

    Cl

    O

    Krel = 3*104

    4.2.3 Einfluss des Nukleophils Nukleophilie ist kinetische Gre: Reaktionsgeschwindigkeit Basizitt ist thermodynamische Gre: Gleichgewichtslage, Stabilitt Nukleophilie und Basizitt korrelieren nicht (siehe Handout):

    Innerhalb einer Gruppe von Nukleophilen, die mit demselben Atom angreifen, nimmt Nukleophilie mit Basizitt zu: RO- > HO- >PhO- > RCO2- >> ROH/H2O >>> RSO3-

    In Gruppen von Nukleophilen, die mit verschiedenen Atomen angreifen, sinkt Nukleophilie mit Elektronegativitt: R2N- >> RO- >> F- RS- > RO- R3P > R3N

    Nukleophilie wird durch benachbarte Heteroatome mit freiem e--Paar erhht (-Effekt): HOO- > OH- (trotz 10.000facher hherer Basizitt von OH-) H2N-NH2 > H3N (250fach) H-O-NH2; OCl-; H2O2

    H2N COO-

    +R Cl

    O

    H2O/Dioxan

    Na2CO3Schotten-Baumann-Bedingungen

    R NH

    CO2-

    O

    R OH

    O

    wenig:

    wegen hherer Nukleophilie des Amins;trotz H2O als LM

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    Seite 22 von 115

    +

    -

    4.2.4 Einfluss von Lsungsmitteln und Temperatur 4.2.4.1 Einfluss des Lsungsmittels auf Nukleophilie

    Unpolare LM: Hexan, Benzol Wenig polare LM: Diethylether, Tetrahydrofuran (THF) , CH2Cl2 Polare LM: H2O, Alkohole, Acetonitril, Dimethylsulfoxid (DMSO)

    H-Brcken-fhig: H2O, Alkohole Polar aprotisch: DMSO Acetonitril Dimethylformamid (DMF) Aceton Hexamethylphosphorsuretriamid (HMPT) Polar aprotisch LM solvatisieren Kationen sehr gut, Anionen nicht

    Nukleophil (Anionen) sind frei; d.h. besonders reaktiv

    S

    OM

    positives Zentrum ist abgeschirmt

    Kalium weniger kovalent an das Nukleophil gebunden als Li Nu ist freier/reaktiver (siehe Handout: Lsungsmittel-Polaritten)

    Zu H-Brcken befhigte LM solvatisieren Nukleophile stark Nu wenig reaktiv

    H

    O

    H Nu- Kronenether solvatisieren Kationen extrem Nu vllig frei; hoch reaktiv

    O

    S

    O

    H3C CN

    H N

    O

    O

    Me2NP

    NMe2

    NMe2

    O

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    Seite 23 von 115

    O

    O

    O

    OO

    O

    K

    18-Krone-6 bzw. 18-K-6

    O O

    O

    O

    ONa

    15-K-5

    O O

    OO

    Li

    12-K-4 Peterson 1987 Nobelpreis Lehn, Cram

    KMnO4 mit 18-K-6 in Benzol lst sich violett

    N- K+

    O

    O

    +Br 89%

    18-K-6/Benzol

    N

    O

    O

    + KBr

    SN1: begnstigt durch niedrige Konzentration eines schwachen, harten Nukleophils in

    einen polaren protischen LM bei hoher Temperatur.

    BrOR

    krel 1 (fr EtOH)

    krel 1200 (fr H2O)ROH

    (siehe Handout: Lsungsmittel-Polaritten) Krel (H2O/Aceton, 1:9) 1 => Krel (H2O) = 400.000 Me-I + Cl- Me-Cl + I-

    Krel (MeOH) 1 => Krel (DMF) =1,2 *106

    4.2.4.2 Einfluss des Lsemittels auf die Stabilitt von Edukten und bergangszustnden (siehe Handout: Lsungsmitteleinfluss in Nukleophilen Substitutionen nach SN2) Zu Fall 3:

    MeS

    MeMe + OH- HO S

    H

    H H

    Me

    Me

    S

    Me Me

    + MeOH

    Krel (MeOH) 1 Krel (H2O) = 5*10-5

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    Seite 24 von 115

    Zu Fall 4:

    MeS

    MeMe + NMe3 Me3N S

    HH

    H

    Me

    MeS

    Me

    Me+ NMe4

    Krel (MeOH) 1 Krel (H2O) = 0,17 4.2.4.3 Phasentransferkatalyse -besteht meistens aus quaternren Ammoniumsalzen organische Phase

    Phasengrenze------------------------------------------------------------------------------------------------------

    wssrige Phase

    [QA]+X- + R-Y

    [QA]+X- + Y-

    R-X + [QA]+Y-

    X- + [QA]+Y-

    NMe2O

    OMe2N

    OH

    HO

    + S

    MeO OMe

    OO

    NMe2

    OMe

    MeO

    Me2N

    O

    O

    Bu4N+ HSO4-

    NaOH

    4.2.4.4 Salzeffekt

    Von Zugaben von Salzen kann die Polaritt von Lsungsmitteln erhht werden. Bei Extraktionen senken Salze Lslichkeit organischer Verbindungen in stark polaren

    Lsungsmitteln. Erhhung von Reaktionsgeschwindigkeiten durch Bildung von Lsungsmittelkfigen

    => diese bilden sich verstrkt bei Salzzugabe.

    4.2.4.5 Ionenpaare und Racemisierung in der SN1-Reaktion Kontakt-Ionen freie Ionen A-K+ A- K+

    Ionen im Lsungsmittelkfig Solvens separierte Ionen freie Ionen

    A-K+S

    SSS

    SS

    A- K+SSS

    SSSS

    S S

    SSS

    S

    A- K+S SS S S

    S SSSS

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    Seite 25 von 115

    Hex

    BrH

    Me H2O HO

    H

    Hex

    MeBr O

    H

    H

    sehrrasch rasch

    H

    O OHex H

    HH

    H Hex

    Me Me

    HH- H+ - H+

    HO

    Hex

    MeH

    OH

    Hex

    HMe

    83% 17%

    Ph

    BrH

    Me H2O HO

    H

    Ph

    MeO

    H

    H

    rel. langsam rel. langsam

    H

    O OPh H

    HH

    H Ph

    Me Me

    HH- H+ - H+

    HO

    Ph

    MeH

    OH

    Ph

    HMe

    50% 50%

    + Br

    4.2.5 Einfluss von Lewis-Suren

    Cl + AlCl3 Cl AlCl3 + AlCl4

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    Seite 26 von 115

    O

    AcO

    OAc

    O

    O

    + BF3

    O

    AcO

    OAc

    O

    O

    BF3

    O

    OAc

    AcO

    ROHO OR

    OAc

    AcO

    O

    OAc

    AcO

    AcOBF3-

    4.2.6 Nachbargruppeneffekt

    Y

    X

    X

    - Y- Nu-

    X

    Nu

    RS

    COOR

    Cl

    S

    COORR

    Cl

    Cl

    COOR

    SR

    N

    H CH3

    Base

    N

    CH3

    Cl

    N

    CH3

    ClN

    Cl

    CH3

    +Cl

    OMe

    OTos

    - OTos-

    OMe

    HCO2H

    OMe

    O H

    OPhenoniumion

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    Seite 27 von 115

    4.3 Reaktionen von ambidenten Nukleophilen Weiche Nukleophile: RS-, I-, R3P, RSH, R2CuLi Mittlere Nukleophile: CN-, RNH2

    Harte Nukleophile: HO-, RO-, H2O, ROH, RMgBr,RLi

    Ohart

    weichOHhart, H

    +

    OMeO

    Me

    MeMe

    hart

    weich,MeI

    Me

    O

    C N

    NO

    O

    O

    AgCN + H3C-Cl C N CH3 + AgCl

    KCN + H3C-Cl N C CH3 + KCl

    Me

    O

    MeIO

    Me3OBF4

    OMe

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    Seite 28 von 115

    4.4 Halogenidaustausch

    OMeMeO

    OMeMeO

    Br

    NaI, AcetonOMeMeO

    OMeMeO

    I

    + NaBr

    94%

    Finkelstein-Umhalogenierung

    4.5 Etherspaltung

    Ether sind reaktionstrge Harsche Bedingungen zur Spaltung

    R

    O

    CH3

    HI

    R

    O

    CH3

    H

    I- SN2

    -CH3IROH

    R

    O

    CH3

    BBr3

    R

    O

    CH3

    BBr3

    SN2

    -CH3BrROH

    R

    BBr2

    CH3

    Br- R-OBBr2

    R

    O

    CH3

    Me3SiI

    R

    O

    CH3

    SiMe3

    SN2

    -CH3IROHR-OSiMe3

    I-

    Me3S: TMS

    4.6 ffnung von Epoxiden

    O

    RNu-

    R

    Nu

    O

    O

    R

    M+ O

    M

    R

    O

    M

    R

    O

    M

    Rkaum relevant

    O

    M

    R Nu-

    R

    O

    Nu

    Achtung: bereits Li+, Mg2+ o.. sind recht gute Lewis-Suren => Angriff am hher substituierten C-Atom wird wahrscheinlich

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    Seite 29 von 115

    4.7 Spezielle Reaktionen 4.7.1 Die Mitsunobu-Reaktion

    Eine OH-Gruppe wird in eine andere , oder -Gruppe unter Inversion der Konfiguration umgewandelt.

    R OH + HXPh3P

    NN

    E

    E

    - Ph3P=OHN

    NHE

    ER X

    Ph3P => gutes Nu- E (= Ester): CO2R Mechanismus:

    Ph3P NNEtO2C

    CO2EtN

    NE

    E

    Ph3P

    Diethylazodicarboxylat(DEAD)

    R OHN

    NHE

    E

    Ph3P

    O R

    R OPPh3 + N

    NHE

    E HXHN

    NH

    EEHydrazin-

    Derivat

    R O PPh3+ X

    SN2 Ph3P=O + R Xsehr gutes Nukleofug

    ggf . unter Inversionder Konfiguration

    N

    R

    HO

    SG

    CO2H

    NO2

    N

    R

    SG

    OH1) Ph3P, DEAD(Bildung des Esters unter Inversion)

    2) NaOH (Verseifung)

    98%SG = Schutzgruppe

    HX

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    Seite 30 von 115

    4.7.2 Die Appel-Reaktion

    R OH R Hal

    Ph3P, CHal4- Ph3P=O, - HCHal3

    SN2(unter Inversion)

    CCl4: => -Cl CBr4: => -Br I2: => -I

    Mechanismus:

    Ph3P + Cl CH3 Ph3P Cl + CCl3

    CCl3 + R OHHCCl3 + R O

    R O Ph3P Cl+ Ph3P O R + Cl Ph3P OR Cl

    +SN2

    ggf . Inversion

    Analog mit CBr4 oder I2. Beispiel:

    Cl Cl

    BrOH

    Ph3P

    CBr4

    71%

    Appel-Reaktion ist eine sehr milde Reaktion. Klassisch mit SOCl2 (Thianylchlorid) Harsche, acide Bedingungen

    R OH R OS

    Cl

    H

    O

    R OS

    Cl

    O

    Cl

    Cl H

    ClS

    Cl

    O

    R Cl + SO2 + HCl

    Durchfhrung: SOCl2 dazu, nach Reaktionszeit Flchtiges abdestillieren Alternativ: POCl3 oder hnliches 4.7.3 Michaelis-Arbuzov-Reaktion

    Edukte fr die HWE-Reaktion Phosphorsureester

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    Seite 31 von 115

    P(OEt)3Triethylphosphit

    X P

    SN2(EtO)2 P R

    OX

    SN2-EtX

    (EtO)2 P R

    O

    PhosphonsureesterPhosphonat

    4.8 Alkylierung von Carbonsuren

    Carbonsureester Carboxylate (pka ~ 5-6) sind wenig nukleophil und knnen mit Elektrophilen reagieren.

    OH

    O

    O

    OBase R' X

    SN2R O R'

    O

    R OH

    OAg2O

    R O

    O

    AgMeI

    quantitativ

    R OMe

    O+ AgI

    R OH

    O

    R O

    OH2C=N=N

    Diazomethangelb

    H3C N N -N2R OCH3

    O

    quantitativ Herstellung von Diazomethan:

    S

    O O

    N

    Me

    NOOH H3C

    NN

    OTos

    [Diazald]N-Methyl-N-nitroso-toluol-

    sulfonsureamid

    OH

    -TosO-H2O

    H2C=N=N in Et2O

    wird abdestilliertbesser: abdekantiert

    Diazomethan ist toxisch, vor allem an Glaskanten explosiv

    4.9 SN2-Reaktion Beispiel:

    X

    SN2

    SN2'

    Nu

    Nu

    In sterisch anspruchsvollen Substraten, Nukleophile oder Nukleofugen => SN2

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    Seite 32 von 115

    Ohne Substituent:

    X NuNu

    SN2

    Mit Substituent:

    X

    Nu

    NuSN2'

    SN2'Ph Br

    H

    Ph

    LiAlH4"H-"PPh3

    Vinylogieprinzip Aciditt:

    R OH

    O

    O OHOH

    OH

    HO OH

    pks = 4-5Ascorbinsure

    pks = 4,10

    Elektrophilie:

    R R

    O

    R R

    O

    Nukleophilie: R

    NR

    N

    R

    RH Me

    O

    H

    MeO

    H

    -

    +

    +

    -

    -

    -

    -

  • Skript zur Vorlesung Organische Chemie II Version 2013/14 Wintersemester

    Seite 33 von 115

    HCH2

    NO2

    HCH2

    NO2

    pks = 20,4

    pks = 17,2

    4.10 Die SRN1-Reaktion Beispiel: Br

    Br

    + 2 PhShv

    92%

    PhS

    PhS

    + 2 Br

    Mechanismus:

    R-X R-X

    R-Nu R-Nu

    R

    X

    Nu

    ET-Prozess

    5. Addition von Alkene und Alkine

    5.1 Reaktivitt von Doppelbindungen

    H2C CH2 + Br BrBrBr

    613 193349

    286286-115 kJ/mol

    H2C CH2 + HClH Cl

    -59 kJ/mol433

    416 340

    CO2H

    > > > > > >

    5.2 Addition von Halogenen an Alkene OC I (siehe typischen Mechanismus dort) Mechanismus:

  • Skript zur Vorlesung Organische Chemie II Version 2013/14 Wintersemester

    Seite 34 von 115

    Br

    BrBr

    Br

    Br

    Br LUMO

    HOMO

    Alternativ: ET-Mechanismus

    + Br2ET + Br Br

    Br+ Br

    Br2

    Br

    Br

    Br

    Br

    Br

    Br

    Br

    Br

    Br

    +

    Br

    Br

    entsteht nichtkein Intermediat

    Bromoniumion

    Fumarsureester Maleinsureester

    5.3 Addition von HX an Alkene Typisch: Markownikow-Addition (siehe OC I)

    HCl

    Cl

    Anti-Markownikow durch radikalische Addition

    +BuOO+Bu 2 +BuO

    +BuO + HBr +BuOH + Br

    Kette:

  • Skript zur Vorlesung Organische Chemie II Version 2013/14 Wintersemester

    Seite 35 von 115

    Br + Br

    Br + HBr Br

    H

    + Br

    Nur mit HBr, nicht mit Hcl oder HI

    5.4 Bildung von Halogenhydrinen

    Br2,H2O

    HOClanalog

    Br

    Br

    Cl

    OH

    HO

    Clkein

    H2O

    -HBr

    Br

    OH

    HO

    Brkein

    Bromhydrin

    Br Br

    Br

    Beispiel:

    O

    H179pm

    148pm

    -0,460+0,420

    5.5 Hydratisierung von Alkenen Siehe OC I Olefin ist lipophil, oft gasfrmig. Wssrige Sure ist hydrophil. Reaktion geht nicht gut!

    Besser: Addition von H2SO4

  • Skript zur Vorlesung Organische Chemie II Version 2013/14 Wintersemester

    Seite 36 von 115

    H2SO4konz.

    H

    OSO3H

    H2O /separater Schritt

    H

    OH

    Vor allem industriell! Oxymercurierung:

    Hg(OAc)2-OAc-

    HgOAcH2O

    -H+HgOAc

    OH OH

    + Hg +NaOAcNaBH4

    NaOH, H2O Brownsche Hydroborierung Anti-Markownikow-Addition H.C. Brown, 1979 Nobelpreis Addition von BH3 (B2H6; H3B---LS)

    1/2 B2H6

    BH3

    3xB

    H

    HH

    H2O2,NaOHHOO- B

    iBu2

    OOH

    iBu

    -OH-iBuO-BiBu2

    2xB(OiBu)3 B(OH)4

    - + 3 OHOH-

    2x

    Z:

    HB

    H

    H

    Reaktion mit BH3 ist wenig regioselektiv.

    Thexylboran BH2

    HB

    Disiamylboran

    HB

    9-BBN9-Borabicyclo[3.3.1]nonan

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    Seite 37 von 115

    OH

    OH

    +

    57 : 43

    1) BH32) NaOH/H2O2

    OH

    OH

    +

    99,8 : 0,2

    1) 9-BBN2) NaOH/ H2O2

    Enantioselektive Reaktionsfhrung mit chiralen Boranen

    "BH3"2

    -Pinen

    HB

    IpcBIpc2

    Ipc

    (+) - Ipc2BH

    H2O2

    NaOH

    HO

    87%ee(93,5 : 6,5)

    Ipc: Isopinocampheyl BH3: BH3-Quelle, siehe Reagenzien ee: Enantiomerberschuss

    5.6 Bildung von Epoxiden 5.6.1 Epoxidierung von Halogenhydrinen

    OH

    Br

    BaseO

    Br

    SN2O

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    Seite 38 von 115

    5.6.2 Epoxidierung mit Persuren

    OO

    H O

    Cl

    O

    O

    Cl

    O

    H

    meta-Chlorperbenzoesure(mcpba)

    Z-Olefin cis-Epoxid E-Olefin trans-Epoxid 5.6.3 Sharpless-enantioselektive Epoxidierung von Allylalkoholen

    OH OHO

    CO2Et

    CO2Et

    HO

    HOL-(+)-DET

    +BuOOH, Ti(OiPr)43 -MS ,CH2Cl2

    +BuOOH, Ti(OiPr)43 -MS ,CH2Cl2

    D-(-)-DET

    OHO

    L: lower face

    D: doesn't attack downface

    DET = Diethyltartrat MS = Molekularsieb => Wasserausschluss (siehe Handout: bergangszustand der Sharpless-Epoxidierung)

    5.7 Hydrierung von Alkenen 5.7.1 Heterogen katalysierte Hydrierung

    Hydrierung ist die Addition von H2 an eine Mehrfachbindung. Pd auf Aktivkohle: Pd/C, H2

    Pd Pd Pd

    H2Pd Pd Pd

    H H H2C CH2 H2C CH2

    Pd Pd Pd

    H H

    Pd Pd Pd

    H H3C CH2

    Pd Pd Pd-H3C-CH3

    weil konzertierter Mechanismus

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    Seite 39 von 115

    CH3

    CH3

    H2, Pd/C

    CH3

    CH3

    H

    H

    Nukleophile Hydrierbedingungen:

    > > > > > >

    H2, Pd/C

    C C RRH2, Pd/C

    aktivR

    H2C

    H2C R

    H2, Pdvergif tet/C

    H

    R

    H

    R

    [Pd]vergif tet

    Vergiftetes Pd: Lindlar-Katalysator: Pd mit BaSO4 oder Chinolin

    C C RR

    RR

    RR

    H2, [Pd]vergif tet

    Na, NH3(l)H+-Quelle

    (siehe dort)

    N

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    Seite 40 von 115

    5.7.2 Homogen katalysierte Reaktionen

    H2CCH2

    H3CCH3H2

    [(Ph3P)3RhCl]

    Wilkinson - Kat.

    CO2R' H2

    HH

    P

    P

    Ph Ph

    Rh

    Ph Ph

    ClO4

    RCO2R'

    NHBt

    [Rh((R)-binap)+ClO4-]

    80-"100"%ee

    R = H, ArR' = Me, H

    Entlang C-C Bindung

    PPh2

    PPh2

    Rh

    R-konfiguriert auch Ra (a = axiale Chiralitt)1

    2

    3

    4

    5.8 Dihydroxylierung von Alkenen

    Mit OsO4 (oder KMnO4) R. Criegee

  • Skript zur Vorlesung Organische Chemie II Version 2013/14 Wintersemester

    Seite 41 von 115

    R'R

    R R'

    OsO4 (kat.) / NMOAceton / H2O

    OH

    OHR

    R

    R'

    R'

    NMO: N-Methylmorpholin-N-oxidals Cooxidans

    Os

    OO

    O O

    VIII O

    O

    Os

    O

    O

    VI

    R'

    R'

    RR

    OH

    OHR

    R

    R'

    R'

    H2OH2O

    Os

    O

    OHO

    VIHO

    O NMe

    O

    O N CH3

    KMnO4 reagiert genauso, neigt zur berreaktion Synthetisch unbrauchbar Zur Detektion in Dnnschichtchromatographie (DC) => Baeyer-Probe

    Stereochemische Betrachtung:

    MeMe

    mcpba

    OsO4NMO Me

    Me

    OH

    OH

    Me

    Me

    O H2O/OH-

    Me

    Me

    OH

    OH

    (rac.)

    (rac.)

    (meso)

    E

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    Seite 42 von 115

    5.9 Addition konjugierte Diene HBr

    H

    Br

    + Br

    H

    1,2-Addukt

    0C: 70:30 (kinetische Kontrolle)40C: 15:85 (thermodynamische Kontrolle)

    1,4-Addukt ist hher subst. DB => stabiler

    1,4-Addukt

    Kinetisch:

    H

    hohes GewichtH

    geringeres GewichtH

    langsam raschBr

    H

    Br

    O

    - ungesttigtesCarbonyl

    Michael-System

    O

    Nu

    1,2-Addukt

    Nu O1,4-Addukt

    5.10 Additionen von Alkine z.B. Addition von HX (Markownikow) von Hal2 von H2O (H2SO4-katalysiert oder Hg2+-katalysiert)

    C CH3C HHg2+

    Hg2+

    H2O

    H2O

    H3C

    Hg

    H3C

    Hg

    O

    H

    -Hg2+H3C

    OH

    TautomerieH3C

    H

    O

    ,

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    Seite 43 von 115

    AlkineH2O

    Kat.Carbonylverbindung

    6. Eliminierungen

    6.1 Vorbemerkungen Additionen sind hauptschlich exotherm. Eliminierungen sind hauptschlich endotherm. G = H - TS In Eliminierungen nimmt Entropie zu Eliminierungen bei hherer Temperatur begnstigt.

    6.2 Die wichtigsten Mechanismen

    Hier: Eliminierung von HX

    C C

    H

    X

    langsam

    -X- C C

    Hschnell

    -H+C C E1

    C C

    H

    X

    BaseC C

    H

    X

    B

    -HX-BaseC C E2

    C C

    H

    X

    Base-H+

    schnell

    C C

    X

    langsam

    -X-C C E1cb

    cb: conjugate base Falls Carbeniumion gut stabilisiert (z.B. viele Alkylsubstituenten) => E1 Falls Carbanion gut stabilisiert (z.B. viele Akzeptorsubstituenten) => E1cb Sonst E2 Achtung: Zwischen E1 und E2, sowie E2 und E1cb sind flieende bergnge hufig

    auftretend.

    -

    -

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    Seite 44 von 115

    E2: C-H und C-X stehen antiperiplanar

    Br

    PhHH

    PhBr

    Base

    -HBr

    Br

    Ph

    PhH

    E

    (R,S) meso

    Br

    PhH

    Br

    HPh

    H

    BrPh

    H

    PhBr

    oder

    (R,R) (S,S)

    Base

    -HBr

    Ph

    Ph

    BrH

    Z

    Warum antiperiplanar?

    - Dipolmomente im Z antiperiplanar => gnstig - Stereoelektronischer Effekt

    H

    B

    H HH

    Me

    iPr

    ClMenthylchlorid

    99%

    H H

    H

    H

    H

    0,1%

    HiPrCl

    HHH

    HMe

    H

    Base-HCl

    iPrMe

    100%

    H H

    HH

    iPrHCl

    HH

    HMe

    H

    25%

    iPrMe75%

    Neomenthylchlorid Curtin-Hammett-Prinzip (siehe Handout: Curtin-Hammett-Prinzip)

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    Seite 45 von 115

    H

    H

    Br

    Br

    H

    H

    Br2 Base

    2x -HBr

    6.3 Konkurrenz zwischen E- und SN-Reaktion E1/SN1

    OTos

    H

    EtOH

    H

    OEt

    HSN1

    E1ggf.

    1,2- HWagner-

    Meerwein-Umlagerung E1

    E1

    H

    HSN1

    EtO

    H

    E2/SN2 Nukleophilie und Basizitt gehen hufig Hand in Hand.

    (siehe Handout: Konkurrenz zwischen SN2 und E2) Sterisch gehinderte Nukleophile mit hinreichend hohe Basizitt E2; keine SN2 (siehe Handout: Wenige nukleophile, starke Basen)

  • Skript zur Vorlesung Organische Chemie II Version 2013/14 Wintersemester

    Seite 46 von 115

    6.4 Hofmann- und Saizew-Produkte

    X

    -HX

    Saizew-Produkt

    Hofmann-Produkt

    Saizew-Produkt ist thermodynamisch gnstig. Hofmann-Produkt: Entfernen des Protons auen, d.h. da, wo keine sterische Hinderung

    auftritt Hofmann Produkt dann, wenn sterische Hinderung auftritt! (siehe Handout: Hofmann- vs. Saizew-Produkt)

    Mit einer schlechten Austrittsgruppe:

    Austritt der Austrittsgruppe langsamer als Deprotonierung Tendenziell E1cb

    Deprotonierung ist Mechanismusbestimmend Hofmann-Produkt

    Schlechte Abgangsgruppe: -NR3+, -SR2+ (siehe Handout: Abhngigkeit von der Austrittsgruppe) Hofmann-Abbau

    N

    MeI

    N

    Me I

    Ag2O

    N

    MeH

    OH

    N

    MeI

    Me

    N

    MeMe I

    Ag2O

    N

    MeMeOH

    -H2O

    -H2O

    H

    N

    Me Me

    MeI

    N

    Me MeMeI

    Ag2O

    N

    Me MeMe

    OH

    H

    -H2O

    zur weiteren Analyse

    1

    2

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    Seite 47 von 115

    6.5 Eliminierung in 1,2-Heteroatom-substituierte Verbindung

    NaOHBr

    Br+Zn

    + e-

    Br

    Br

    Zn+

    Br

    ZnBr

    (+ e-)

    Br

    ZnBr+Br

    ZnBr

    Zn

    -ZnBr2

    -ZnBr2

    auch mit Mg, I2(=> I2Br-)

    6.6 Eliminierung Carbene bzw. Carbenoide

    Addition an Doppelbindungen (2+1) Cycloaddition Bzw. (2+2)

    Cl Cl

    Cl H

    NaOHCl Cl

    Cl

    -NaCl

    Cl

    ClNa+Carben

    ClCl

    Naphthalin-Birch

    Red.

    HH

    1) 2x Br22) NaOH

    Vogelaromat Simmons-Smith-Cyclopropanierung

    C

    H

    H

    IZn

    IH2C

    ZnI

    I

    Zn

    H2CI

    I

    + ZnI2

    Butterf ly-Mechanismus

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    Seite 48 von 115

    Bamford-Stevens-Reaktion

    H

    R

    O

    H2N-NHTos

    H

    R

    N

    HN

    S

    O O

    1 eq. Base

    R

    NN

    S

    O OH

    -Tos-SO2-

    H

    R

    N

    N

    -N2H

    R

    H

    R

    Keton Olef in

    Arndt-Eisert-Kettenverlngerung von Carbonsuren-Homologisierung

    R OH

    O

    R Cl

    OSOCl2

    H2C N N

    RH

    O

    N

    NDiazoketon

    R CH2

    H

    O

    Ketocarben

    oder hvoder Metallkat.

    Umlagerung von Diazoketonen:Wolff Umlagerung

    RC

    H

    C

    O

    Ketene

    NuH

    hier: H2O ROH

    H

    Ohomologe Carbonsure

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    Seite 49 von 115

    H. Staudinger, 1907-1912 in Karlsruhe

    Cl

    Cl

    R

    O

    Zn

    -ZnCl2

    C

    O

    R

    Cl

    R

    O

    -HCl

    NEt3

    heute wichtige Methode

    H3C CH3

    OPyrolyse

    700CKetenlampe H H

    C

    O

    + CH4

    Das Keten

    R

    RC O

    NuHR

    Nu

    H

    O NuH: H2O ROH => Ester NH2R => Amide RSH => Thioester Etc.

    H2C C O22+2

    O

    O

    ROH

    OR

    OOH

    OR

    O O

    Acetessigester Aber:

    R2C C O22+2

    R

    R

    R

    R

    O

    O

    Nitrene

    R

    N

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    Seite 50 von 115

    Hofmann, Curtius, Lossen, Schmidt Curtius Reaktion:

    R Cl

    O

    NaN3

    R N3

    O

    R N

    N N

    O

    R

    N

    C

    OIsocyanat

    R'OH

    R

    HN OR'

    O

    H2NR'

    R

    HN

    HN

    O

    R'

    H2O

    R

    HN OH

    O

    -CO2R NH2

    Curtius- Umlagerung:

    R N3

    O

    R

    N

    C

    O

    gezielte Folgereaktion

    Lossen-Abbau:

    R NH

    O

    OH Ac2OR N

    H

    O

    O

    O

    NaOHaq.

    R N

    O

    O

    O

    Hydroxamsure

    -OAc- R

    N

    C

    O

    H2O / OH-

    R

    HN OH

    O

    instabil

    -CO2R NH2

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    Seite 51 von 115

    Hofmann-Abbau:

    R NH2

    O

    R NH

    Br

    O

    R N

    Br

    O

    R

    N

    C

    O

    R NH2NaOBrNaOH

    NaOHaqwie

    oben

    Schmidt-Abbau:

    R OH

    O

    R

    OH2SO4 aqHN3,

    Acyliumkation

    N3H

    R N3

    O

    R NH2

    R N3

    O

    R N

    O

    R

    N

    C

    ONitrene sind keine Intermediate hnliche Reaktion: Hunsdiecker-Reaktion (Borodin)

    HO2C Br

    Hunsdiecker

    46%

    Vorbereitung:

    R OH

    O

    R OBr

    O1/2 HgO, Br2- 1/2 HgBr2- 1/2 H2O

    Start:

    R O

    Br

    O

    R O

    O

    + Br

  • Skript zur Vorlesung Organische Chemie II Version 2013/14 Wintersemester

    Seite 52 von 115

    Kette:

    R C

    O

    OR + CO2

    spontan

    R + R C

    O

    OBr

    R C

    O

    O

    R-Br +

    Kochi-Variante: LiCl, Pb(OAc)4 Abbau zu Chloriden Arduendo-Carbene N-Heterocyclische Carbene (NHC)

    Sind stabil, lagerfhig Zu Metallen starke -Hinbindungen

    Schwache -Rckbindungen Elektronenreiche Metalle

    N

    N

    R

    R

    N

    N

    C

    N

    N

    R

    R

    N NRR

    M

    N N

    M

    Schreibweise:

    Alkenmetathese

    N NMes Mes

    RuCl

    Cl

    PCy3Ph

    Grubbs-II-Katalysator

    N

    Tos

    Grubbs-II-Kat. N

    Tos

    +

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    Seite 53 von 115

    6.7 syn-Eliminierungen Acetat-Pyrolyse:

    OH

    O

    300-600C

    Pyrolyse

    hier: 555C-HOAc

    cyclischen, konzertierterMechanismus mit 6e- Z mit aromatischen Charakter Beide Komponenten (H, OAc) auf der selben Seite => syn

    Cope-Eliminierung

    N

    H

    R'R

    N

    H

    R'R

    OH2O2 odermcpba

    100-150C +R

    NR'

    OH

    Hydroxylamin

    Aminoxid

    Auch zur Synthese von Hydroxylamine

    NMe2H

    BnO

    BnO

    OBn OBn

    BnO

    BnO

    OTBDPS

    1) mcpba (83%)2) 145C (63%)

    OTBDPS = Schutzgruppe Selenoxid-Methode/-Pyrolyse

    O O

    Se

    H

    Ph

    O

    O1) Base2) Ph-Se-Se-Ph(Diphenyldiselenid)3) H2O2 oder mcpba 0-100C + Ph-Se-OH

    Cyclohexenon

    Phenylselenensure

    Selenoxid

  • Skript zur Vorlesung Organische Chemie II Version 2013/14 Wintersemester

    Seite 54 von 115

    Xanthogenat- Pyrolyse bzw. Tschugajew-Reaktion

    HCO2Me

    Me

    H

    OHH

    HCO2Me

    Me

    H

    OH

    1) NaH2) CS23) MeI oder Me2SO4

    SMe

    S Xanthogenat/Dithiocarbonat

    100-250Chier: 190C

    Me

    CO2MeH

    H

    +

    MeS SH

    O

    MeSH + CoS

    7. Reaktionen von Aromaten

    7.1 Elektrophile aromatische Substitution 7.1.1 Mechanismus

    Aromat hat ber -Wolke nukleophilen Charakter Ar-SE

    Br Br AlBr3

    Br2 + AlBr3

    Br Br AlBr3

    H

    - Komplex

    H

    BrH

    BrH

    Br

    - KomplexWheland-Komplex

    + AlBr4-

    HBr

    Br

    H Br AlBr3 - HBr-AlBr3

    katalytischBr

    +

    +

    -

    -

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    Seite 55 von 115

    7.1.2 Monosubstituierte Benzolderivate 7.1.2.1 Halogenierung

    H

    H

    Cl

    Br

    Cl2, AlCl3 kat.- HCl

    Br2[Fe]- HBr

    F: Baltz-Schiemann I: Sandmeyer 7.1.2.2 Sulfonierung

    H2SO4 (rauchend) + SO3 HO S

    O

    O

    + HSO4

    H SO3HSO3H

    HSO3+

    auch: SO3

    HSO4-

    - H2SO4

    SulfonsureH2SO4 verd.

    100C

    SO3H als Schutzgruppe; entfernbar

    7.1.2.3 Alkylierungen Friedel-Crafts-Alkylierung Typisch R-Hal/LSKat. (LS = Lewis Sure) Andere Carbenium-Vorlufer: R-OH/H+, Alkene + H+ Rasche Wagner-Meerwein-Umlagerung

    Propyl-Hal in Friedel-Crafts-Alkylierung => Isopropylaromaten Produkte werden schneller umgesetzt als Edukte => hufig Mehrfachalkylierung Einfachalkylierung besser durch Friedel-Craft-Acylierung, dann Reduktion der

    Ketogruppe zum Alkan

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    Seite 56 von 115

    Hocksche Phenolsynthese:

    H2SO4 oderAlCl3

    Cumol

    Mn+

    O OH

    Cumolhydro-peroxid

    O

    OH

    Halbacetal

    [H+]- H2O

    OH

    +O

    Phenol Aceton Mn+ = kationisches bergangsmetall 5Mio to/a (= Tonnen pro Jahr) Phenol Aceton deswegen billig

    Cumol nur nach diesem Verfahren 8% des Propens hierfr Hydroperoxidbildung durch Autoxidation Radikalkettenmechanismus

    7.1.2.4 Carboxylierungen, Acylierungen, Formylierungen Friedel-Crafts-Acylierung:

    R Cl

    O

    + AlCl3

    stchiometrischR Cl

    O

    AlCl3 R Cl

    OAlCl3

    +

    - HCl

    RO

    AlCl3

    RO

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    Seite 57 von 115

    Kolbe-Schmitt-Salicylsuresynthese/Synthese von Aspirin (Carboxylierung):

    OH

    NaOH

    O Na

    CO2p, T

    O O

    OH

    Na

    O

    CO2

    Na

    - H+

    OH

    OH

    O

    Salicylsure

    Ac2O

    ortho wegen Vorkomplexierungdurch Na+

    O

    OH

    O

    O

    AcetylsalicylsureASS, Aspirin

    Vilsmeyer-Formylierung:

    H Cl

    O

    instabil CO, HCl

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    Seite 58 von 115

    Zur Formylierung aktivierte Aromate (Anisole, Aniline)

    H NMe

    Me

    O

    DMF

    + POCl3Phosphoryl-

    chlorid

    P

    ClO

    ClO

    H N

    Me

    Me

    Cl

    - PO2Cl-

    H

    Cl

    N

    Me

    Me

    Vilsmeyer-Reagens

    NMeMe

    NMeMe

    HC

    Cl

    Me2N H

    - H+

    NMeMe

    Cl NMe2

    H+/H2O

    NMe2

    HO Gattermann-Formylierung:

    HCN ist schlechtes Elektrophil => Aktivierung ntig Nur stark aktivierte Aromaten: Phenole, Anisol, nicht Aniline

    Zn(CN)2HCl H C N

    HClAlCl3

    H C N H H C NH

    AlCl4OMe

    + H C N H

    OH

    H NH2

    OMe

    HO

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    Seite 59 von 115

    Houben-Hoesch-Acylierung:

    R C NHCl, ZnCl2

    R C N H R C NHZnCl3

    ZnCl2 R C NH

    ZnCl2

    ZnCl3 Acylierung

    Auch Alkylaromaten einsetzen Auch Polyhydroxyaromaten (mit Friedel-Crafts => Mehrfachacylierung)

    RO

    Subst.

    Gattermann-Koch-Formylierung: CO als Elektrophil

    C O H C O LSHClLS H C O LS

    Auch fr Benzol und Alkylaromaten (auf diese beschrnkt) Reiner-Tiemann-Formylierung:

    Cl

    Cl als Elektrophil (schlechtes Elektrophil) Nur mit Phenolaten oder hnlich aktivierten Aromaten

  • Skript zur Vorlesung Organische Chemie II Version 2013/14 Wintersemester

    Seite 60 von 115

    HCCl3NaOH

    CCl3 -Cl

    Cl

    Cl

    OH

    NaOH

    O

    CCl

    Cl

    nur ortho wegenVorkomplexierung

    O

    H Cl

    Cl

    P.T.

    O

    Cl

    H

    Cl -Cl

    O H

    Cl

    OH

    O

    Cl

    OH

    OH

    -HCl

    O

    H

    O

    OH

    H

    O

    Salicylaldehyde

    7.1.2.5 Chlormethylierung

    H H

    OZnCl2

    O

    H H

    ZnCl2

    OH HCl Cl

    Formaldehyd / Lewissure / HCl NP: ber Friedel-Crafts-Alkylierung

    NP: extrem toxisch

    Cl O Cl

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    Seite 61 von 115

    7.1.2.6 Synthese und Reaktion von Diazoniumsalzen

    N2

    N

    N

    NH2

    DiazotierungNaNO2, HCl

    => "NO+"

    N

    H

    H

    N O

    P.T.

    bei ~ 0-5C

    OH

    (Phenolverkochung)

    SnCl2/HCl

    NO2

    HNO3/H2SO4

    Reduktion Diazoniumsalze:

    N2 Cl H3PO2

    -N2, -HCl

    NaHSO3

    H

    HNNH2

  • Skript zur Vorlesung Organische Chemie II Version 2013/14 Wintersemester

    Seite 62 von 115

    Bsp.:

    NH2 NH2

    Cl

    Cl

    Chlorierung1) Diazotierung2) H3PO4

    Cl

    Cl Baltz-Schiemann-Reaktion:

    NH2

    NaNO2HBF4

    N2 BF4

    scharf erhitztin Substanz-N2, -BF3

    F

    Sandmeyer-Reaktion:

    N

    N

    Cl

    -N2[CuCl]

    + e-

    + CuCl- CuCl2

    N

    N

    -N2

    Cl

    - e-

    + CuCl2- CuCl

    ET-Mechanismus

    Auch mit Br, I, CN und anderen Pseudohalogenide

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    Seite 63 von 115

    Azokupplungen: Diazoniumsalze sind mig gute Elektrophile Reaktion mit aktivierten Aromaten ist mglich

    N

    N

    SO3

    Cl

    +

    N

    MeMe

    O3S

    NN

    H

    N

    Me

    Me-H

    O3S

    NN

    N

    Me

    MeMethylorange

    (Indikator)Azoverbindung

    7.1.3 Substitution an Heteroaromaten

    NH

    2

    3Pyrrol

    An C-2:

    NH

    E

    H NH

    E

    H NH

    E

    H

    An C-3:

    NH

    NH

    H

    EH

    E

    2 GF

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    Seite 64 von 115

    NH

    1) DMF, POCl2) Na2CO3

    NH

    H

    O83%

    NH

    Indol

    C-2

    NH

    E

    H

    NH

    E

    H

    NH

    E

    H

    etc.

    1 benzoide Grenzformel (GF) C-3!

    NH

    HE

    NH

    HE

    2 benzoide GF Regel von Clar: Je mehr intakte Benzolringe, desto stabiler!

    N

    Pyridin

    HNO3/H2SO4

    300C

    N

    NO2

    15% Funktioniert nicht!

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    Seite 65 von 115

    Aber:

    N

    H2O2

    N

    O

    Pyridin-N-oxid

    HNO3/H2SO4

    100CN

    NO2

    O

    PCl3

    N

    NO2

    55% (3 Stufen)

    7.1.4 Synthese mehrfach substituierten Aromaten Substituenten, die positive Ladung stabilisieren => beschleunigen Alkylgruppen: +I-Effekt Heteroatome (mit freiem e--Paar): +M-Effekt (strker!) M-Effekt strker als I-Effekt +(M,I)-Effekte strker als (M,I)-Effekte

    Beispiel: Elektronenschiebender Substituent

    OMe

    Br2/AlBr3

    OMe

    H

    Br

    OMe

    H

    Br

    dominante GFOMe

    Br-H

    ortho

    OMe

    Br2/AlBr3

    OMe

    OMe

    -H

    meta

    Br

    H

    OMe

    Br

    H

    OMe

    Br

    H

    deutlich weniger gnstig!

    Br

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    Seite 66 von 115

    OMe

    Br2/AlBr3

    OMe OMe

    -H

    OMe

    Br

    paraBr H Br H

    Beispiel: Elektronenziehender Substituent Induktiv: -I-Effekt (-CF3) Mesomer: -M-Effekt (-NO2)

    NO2

    Br2/AlBr3N

    NO2

    -H

    N

    ortho

    Br

    OO OO

    N

    OO

    H

    Br

    H

    Br

    H

    Br

    sehr ungnstig

    => analog fr para

    NO2

    Br2/AlBr3

    N

    NO2

    -H

    N

    meta

    OO OO

    N

    OO

    Br

    H

    Br

    H H

    Br

    Br

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    Seite 67 von 115

    Wirksame Effekte in Dirigierung: Elektronisch: ortho/para versus meta Sterisch: para > ortho Vorkomplexierung: ortho Statistisch: 2x ortho versus 1x para => ortho > para Typisch hauptschlich para, kaum ortho

    Substituenten meist kinetisch kontrolliert. Bei thermodynamischer Kontrolle (selten):

    Br

    AlCl3-40C

    (hohe Temp.!)GGW

    Naphthalin

    12

    E+

    E

    H

    E

    H

    etc.

    1 benzoide Grenzformel

    H E H E

    etc.

    E

    2 benzoide Grenzformeln kinetisches Produkt

    H E

    E

    thermodynamisches Produkt

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    Seite 68 von 115

    kinet. P. thermodyn.P. 0C: konz. H2SO4: ~98 : 2

    165C: konz. H2SO4: 15 : 85

    7.1.5 Spezielle Reaktionen 7.1.5.1 Fries-Umlagerung

    O R

    O

    AlCl3

    O R

    OAlCl3

    O R

    O

    Cl3Al

    O

    Cl3Al

    O

    R O

    AlCl3

    OH

    H R

    O

    R

    OAlCl3

    7.1.5.2 Substitution an metallierten Aromaten

    MgBr

    + CO2

    CO2MgBr

    u.v.a Elektrophilen

    + BuLi

    Li

    + BuH

    unmessbarlangsam

    Br Li

    BuLi

    - BuBr

    extremschnell

    Halogen-Metall-Austausch

  • Skript zur Vorlesung Organische Chemie II Version 2013/14 Wintersemester

    Seite 69 von 115

    NMe2

    O

    sec.-BuLi

    ortho-Metallierung

    NMe2

    Li

    O

    E

    O

    NMe2

    bergangszustand:

    NMe2

    O

    Li

    H

    7.2 Nukleophile Substitution ber Additions-/Eliminierungsmechanismus Elektronenarmer Aromat reagiert mit gutem Nukleophil Gute Austrittsgruppe Bsp.:

    F

    NO2

    NO2

    RS-

    SRF

    NO

    O

    NO2

    SRF

    NO

    O

    NO2

    SRF

    NO2

    NO O

    etc.

    gute Austrittsgruppe

    elektronenziehend=> e--armer Aromat

    SR

    NO2

    NO2

    -F-

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    Seite 70 von 115

    Cl

    NO2

    OH

    NO2

    OH-

    100C

    Cl

    NO2

    OH

    NO2

    NO2 NO2

    OH-

    20C

    Sanger-Methode

    H2N

    HN

    R1

    R2O

    O

    +

    F

    NO2

    NO2

    Hydrolyse

    NH

    HN

    R1

    R2O

    O

    NO2

    O2N

    O2N

    NO2

    NH

    CO2H

    R1

    +

    H3N CO2H

    R2...n

    Analyse: z.B. Schmelzpunkt, Drehwert, UV-Eigenschaften

  • Skript zur Vorlesung Organische Chemie II Version 2013/14 Wintersemester

    Seite 71 von 115

    OMe

    NO2O2N

    NO2

    EtO-

    MeO OEt

    NO2O2N

    NO2

    + 5 weitere GF

    Meisenheimer-Komplexsehr stabil; kristallisierbar

    Tschitschibabin-Reaktion

    N

    + NaNH2

    N NH2

    ortho

    N NH

    N N NNH2

    H

    H- H

    H

    H2

    NH2-

    In Xylol (bei erhhter Temperatur) In NH3(l) H- kann auch in situ oxidiert werden mit KMnO4, KNO3

    7.3 Eliminierungs-/Additionsmechanismus Arin-Mechanismus

    F

    NaNH2-NH3

    F

    Na

    -F-Eliminierung

    ArinBenz-in

    NH2

    H

    NH2NaNH2

    Addition

    Na

    NH3

    zustzliche -Bindungenin der Ebene

  • Skript zur Vorlesung Organische Chemie II Version 2013/14 Wintersemester

    Seite 72 von 115

    CH3

    Br

    NaNH2

    CH3

    Br

    CH3

    CH3

    NH2

    CH3

    NH2CH3

    NH2

    CH3

    NH2

    m-Toluidino-Toluidin

    Kine-Substitution (kinematos: Bewegung) CO2

    NH3

    NaNO2HCl

    CO2

    N2

    - CO2- N2

    2x3x

    Biphenylen

    Triphenylen

    Diels-Alder-Reaktion

    Triptycen

    Anthranilsure

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    Seite 73 von 115

    Cl OH

    KOH350C

    OH

    58%

    42%

    hauptschlich Arinetwas E/A

    Isotopenmarkierung

    8. Additionen an Carbonylverbindungen

    8.1 Reaktivitt von Carbonylverbindungen

    RR'

    O

    E+ oderhnliches

    RR'

    OH

    RR'

    OLS

    RR'

    OE

    oder oder

    Nu+R

    Nu

    O R'

    Base

    RR'

    O

    Enolat

    Carbonylaktivitt (gegenber Nukleophile):

    R H

    C

    O

    Keten

    >

    R Cl

    O

    Surechlorid

    >~

    R O R

    O O

    Sureanhydrid

    ~

    R H

    O

    Aldehyd

    >

    R R'

    O

    Keton

    >

    R OR'

    O

    Ester

    >

    R NR2

    O

    Amid

    >

    R O

    O

    Carboxylat +I-Effekt: stabilisiert die Doppelbindung => Zwitterionische Grenzformel hat mehr

    Gewicht (noch mehr bei OR, -NR2, -O-) Umgekehrt mit Akzeptoren: -OAc, -Cl

    +

    -

  • Skript zur Vorlesung Organische Chemie II Version 2013/14 Wintersemester

    Seite 74 von 115

    8.2 Nukleophile Addition von Heteroatomnukleophilen an Aldehyde und Ketone 8.2.1 Hydrate und deren Stabilitt

    R H

    OH2O O O

    R H

    H

    H-H+ +H+ HO OH

    R H

    HO OH

    H HFormalin

    HO OH

    Cl3C HChloralhydrat

    O

    O

    OH

    OH

    Ninhydrin

    HO OH

    F3C CF3Hexalf luoraceton

    8.2.2 Halbacetale und Acetale

    R H

    ORO OH

    R HHalbacetal

    ROH

    RO OH

    R H

    -H+ RO O

    R H

    HH

    R H

    OR

    - H2O ROH RO O

    R H

    H

    R- H+

    R H

    RO OR

    Acetal

    O O O

    nParaformaldehyd n = 8-100

    O O

    O CH3

    CH3

    H3C

    Paraldehyd

  • Skript zur Vorlesung Organische Chemie II Version 2013/14 Wintersemester

    Seite 75 von 115

    8.2.3 Imine, Oxime und Hydrazone

    R H

    O

    N O

    R H

    RH

    H - H+ + H+

    N OH

    R H

    RH

    Halbaminal

    Bildung bei pH = 5!

    RNH2

    N OH

    R H

    H

    R+ H+ N O

    R H

    H HR H

    - H2ON

    R H

    H R

    - H+

    R H

    N

    R

    Imin

    N

    R H

    OH

    Oxim

    NNH2

    R HHydrazon

    E/Z Isomerie mglich!

    Aldimine: hufig E konfiguriert Ketimine: hufig E/Z-Gemische

    8.2.4 Synthese und Umsetzung von Enaminen

    R

    H

    O

    NH

    R

    H

    ON

    H

    - H+ + H+

    R

    H

    OHN

    + H+

    R

    H

    OH2N- H2O

    N

    H

    R

    - H+N

    H

    Enamin

    8.3 Addition von C-Nukleophilen 8.3.1 bersicht ber metallorganische Verbindungen Mg-, Li-, Zn-, Cu-, B-Gruppe

  • Skript zur Vorlesung Organische Chemie II Version 2013/14 Wintersemester

    Seite 76 von 115

    8.3.2 Bildung von metallorganischen Verbindungen R-X + 2M R-M + MX (M: Metall) Bu-Br + 2Li Bu-Li + LiBr Bu-Br + Mg Bu-MgBr (Grignard-Verbindung)

    R MgBr2Schlenck-

    GGW

    R Mg R + MgBr2

    I+ Mg

    E.T.I

    + Mg

    I + Mg + MgI MgI

    Br

    +Li

    Li

    +Br

    Metall-Halogen-Austausch

    8.3.3 Addition von Grignard-Verbindung und Lithiumorganyle an Carbonylverbindung

    H

    O

    +

    BrMg

    Bu

    H OMgBr

    Bu

    H OH

    Hydrolyse

    bersicht:

    R H

    O

    R R'

    O

    R OR'

    O

    O

    1. R''MgX2. Hydrolyse

    R R''

    OH

    R R'

    OH

    R''

    R R''

    OH

    R''

    R''OH

    -

  • Skript zur Vorlesung Organische Chemie II Version 2013/14 Wintersemester

    Seite 77 von 115

    8.3.4 Reformatski- und Blaise-Reaktion Zn- Organyle sind weniger reaktiv als Mg- oder Li-Organyle Sie reagieren nicht mit Carbonsureestern Reformatski:

    R

    OR'

    O

    Br

    ZnR

    OR'

    O

    ZnBr

    R H

    O

    R OZnBr

    R

    OR'

    O

    R OR

    OOH

    R

    H+/H2O

    Blaise:

    R

    OR'

    ZnBr

    O

    R

    N

    R

    R

    OR'

    O

    NZnBr

    H+/H2O

    R OR'

    R

    O O

    R

    N

    R'-MgX

    R R

    NMgX

    H+/H2O

    R R'

    O

    8.4 Addition von Hydriden an Carbonylverbindungen 8.4.1 Mechanismus

    R R

    O

    Et2O

    AlH H

    H HLi

    H3Al O H

    R R

    Li

    H2OHO H

    R R

    Reagenzien: LiAlH4 NaBH4

  • Skript zur Vorlesung Organische Chemie II Version 2013/14 Wintersemester

    Seite 78 von 115

    8.4.2 Chemoselektivitt

    H

    O O

    H

    O O

    NaBH4CeCl3

    CeCl3

    "H- "

    H

    O OH

    H

    OH O

    H

    NaBH4-78CMeOH

    8.5 Stereochemie

    R

    O

    109

    Nu

    R

    O

    NuR

    O

    Nu

    109

    Cram-Modell:

    L = LargeM = MiddleS = Small

    Reste

    L

    M

    S

    O

    R

    L

    M

    S

    R

    O

    L

    M

    S

    O

    NuR

    L

    M

    S

    schnell

    Nu

    O

    Nu

    NuR

    langsam

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    Seite 79 von 115

    Ph

    H

    Me

    O

    1) MeMgBr2) H2O/H+

    Ph

    Me

    Me

    OH71%

    +

    Ph

    Me

    Me

    OH29%

    8.6 Reaktionen ber Enolate und Enole 8.6.1 pka-Werte

    O O OH

    H

    H+

    O

    - H+O

    bersicht ber Lage des Gleichgewichtes:

    O OH

    H

    O

    H

    OH

    O O O O

    H

    O

    H

    O

    O

    H

    OH

    k = 8*10-8 => GGW links

    k = 10-5 => GGW links

    k = 0,23 => GGW links

    k = 50 => GGW rechts

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    Seite 80 von 115

    Basen pka LDA ~40 KOtBu 19 NaOEt 16 NEt3 10,7

    8.6.2 Regioselektivitt der Enolatbildung

    O

    H3C

    thermodynamischstabiler,

    langsame Reaktion

    B- B-

    O

    H3C H3C

    O

    LDANEt3

    kinetischleichter zugnglich und

    statistische Wahrscheinlichkeit,schnelle Reaktion

    O

    H3CH

    H LDA

    O

    H3C

    Me3SiCl

    OSiMe3

    H3C

    Silylenolether

    O O

    O

    Bredt'sche Regel

    das geht, weil 8-Ringgeht nicht

  • Skript zur Vorlesung Organische Chemie II Version 2013/14 Wintersemester

    Seite 81 von 115

    8.6.3 - Halogenierung von Carbonylverbindungen

    R

    R

    O

    R

    R

    OH

    Br-Br

    R

    R

    Br

    OH

    R

    R

    Br

    O

    -HBr

    Br

    8.6.4 Haloform-Reaktion

    R CH3

    O

    R

    O

    R

    X

    O

    R CX3

    O HO O

    R CX3

    R O

    O

    + HCX3

    OH

    O

    + -CX3

    X2 OH-

    8.6.5 Sure- und basenkatalysierte Aldolkondensation

    R

    H

    O[H+]

    R H

    O

    H

    + R

    H

    OH

    R' H

    R

    HO H O

    H

    R' H

    OH

    R

    O- H+

    Produkt der Aldoladdition

    ~ H+

    R H

    OH2

    R H

    O

    O

    R' H

    E2-Eliminierung

    -A-H2O

    R' H

    H

    R

    O

    Produkt derAldolkondensation

  • Skript zur Vorlesung Organische Chemie II Version 2013/14 Wintersemester

    Seite 82 von 115

    A:O

    R H

    H

    R

    H

    O

    R

    H

    O-OH

    R H

    R

    O H O

    R' H

    O

    R H

    R

    HO H O

    ~ H+

    R' H

    R

    H O-OH-

    E1cb-Eliminierung

    8.6.6 Gekreuzte Aldolreaktionen

    R H

    O

    +N

    H

    R

    N

    HR

    O

    R

    Cl H2O/H+

    R' H NH2

    OH

    R

    O

    +

    Cl

    Mukaiyama Aldolreaktion

    O

    LDA

    O

    TMSCl

    OSi

    Me

    Me MeCl

    H R

    OTi

    Cl

    Cl Cl

    RCHO + TiCl4

    O

    R

    OTi

    Cl Cl

    H2O

    O

    R

    OH

  • Skript zur Vorlesung Organische Chemie II Version 2013/14 Wintersemester

    Seite 83 von 115

    Claisen-Schmidt

    H

    O

    2 +

    O

    KOHMeOH

    O

    60% Claisen

    O

    OR

    O

    + NaOEtEtOH

    OR

    O

    74%

    8.6.7 Intramolekulare Aldolkondensation

    H

    O

    O

    EtONa

    O

    8.6.8 Knoevenagel-Kondensation 1,3-Dicarbonyle: pks: 9-13 Schwache Basen

    EtO OEt

    O OEt3N

    EtO OEt

    OOH

    O

    EtO OEt

    O Ph

    O O

    ~ H+

    EtO

    O

    PhHO

    O

    E1cb-OH-

    EtO OEt

    OO

    Ph

    + weitere GF

  • Skript zur Vorlesung Organische Chemie II Version 2013/14 Wintersemester

    Seite 84 von 115

    C C

    N N

    Cl

    CS-Gas

    8.6.9 Perkin-Zimtsuresynthese

    Ar H

    O 1) Ac2O/NaOAc2) Hydrolyse

    Ar OH

    OAr: Aromat

    O

    O O

    OAc-

    -HOAcO

    O O

    Ar H

    O

    Ar O

    OOO

    Ac2O

    -OAc-

    Ar O

    O OO

    O

    -HOAc

    Ar O

    O O

    Hydrolyse-HOAc

    Ar OH

    O

    OAc

    HAr

    H

    H

    AcO2COAc

    HAr

    H

    CO2AcH

    gnstiger => E Sure-Anhydride bilden leicht Enolate Surechloride ebenfalls: Hell-Volhard-Zelinskii-Reaktion

    8.6.10 Mannich-Aminomethylierung Reaktion von CH-aciden Verbindungen mit Iminiumverbindung

  • Skript zur Vorlesung Organische Chemie II Version 2013/14 Wintersemester

    Seite 85 von 115

    R

    H

    R R

    OO

    + +R

    HN

    R

    SureoderBase

    R N

    R

    R

    R RO

    R

    O

    + N

    RR

    RR

    aus 2+3

    R NR2

    R RO

    R R

    RO

    Mannich-Produkt

    ggf .

    ber: Alkylierung Eliminierung

    Eschenmoscher-Salz:

    N

    MeMe

    H H

    I

    8.7 Additionen an ,-ungesttigete Carbonylverbindungen

    R H

    OR H

    O

    weich hart

    1

    23

    4

    Weiche Nukleophile: Enolate von 1,3-Dicarbonyle Cuprate

    Harte Nukleophile: Li- oder Mg-organische Verbindungen Weiche Nukleophile reagieren in -Position

    Konjugate Addition, Michael-Reaktion 1,4-Addition (im Gegensatz zur 1,2-Addition)

    mit Amine, Cyanid, Alkoholate, Thiolate, Enolate, Cuprate Cuprate bilden 1,4-Addukte (im Gegensatz zu Mg- oder Li-organischen Verbindungen) 2 RLi + CuI R2CuLi + LiI 2 RMgBr + CuBr R2CuMgBr + MgBr2

    + +

    +

  • Skript zur Vorlesung Organische Chemie II Version 2013/14 Wintersemester

    Seite 86 von 115

    O

    R

    OMichael-Verbindung

    R2CuLi

    Michael-Addition:

    R

    O

    R

    O

    R R

    OO

    R R

    OO

    1,5-Dicarbonylverbindung

    1 5

    Retrosynthese, am Bsp.: O Retrosynthese ist ein Gedankenexperiment.

    O

    FGI

    OH O

    OH O

    E.J.Corey

    Aldol-Reaktion

    entsprechen nichtder natrlichen

    Reaktivitt, nur berUmpolungskonzepte

    OH

    OH

    O

    O

    Synthon Br

    O O

    FGI: Functional group interconversion Synthese:

    O

    LDA-78C

    O OH

    O1)

    2) H2O

    Die Robinson-Anellierung:

    Michael-Addition + Aldol-Kondensation Ausgangsmaterialien von Terpenen/Steroiden

    +

    +

  • Skript zur Vorlesung Organische Chemie II Version 2013/14 Wintersemester

    Seite 87 von 115

    O

    O

    Base

    +

    O

    Base

    O

    O

    O

    O

    O

    O

    -OH-

    Michael

    Aldol-Kondensation

    8.8 Olefinierungen 8.8.1 Wittig-Olefinierung

    Aus Carbonyl- und CH-acider Verbindung entsteht unter C-C-Knpfung ein Olefin.

    R

    O

    R

    R'

    Olefinierung

    Mechanismus:

    Ph3Pi +R X

    SN2

    Ph3P X

    XBase

    Ph3P

    R

    Ph3P

    RYlid Ylen

    Ph3P

    O

    R

    R2

    R1

    R1 R2

    O

    Oxaphosphetan

    R

    R2

    R1+Ph3P O

    Welche Base wird verwendet?

    R = Alkyl: starke Base erforderlich (BuLi, NaNH2, KO+Bu) 90% Z R = Ar: mittelstarke Base (NaOEt) E/Z-Gemisch R = CO2R: wenig starke Base (NaOH/H2O) 90% E

    (oder hnliches)

  • Skript zur Vorlesung Organische Chemie II Version 2013/14 Wintersemester

    Seite 88 von 115

    8.8.2 Horner-Wadsworth-Emmons-Olefin (HWE) Man geht von Phosphonat-Anionen aus. Phosphonate sind aus Arbusow-Reaktion zugnglich (4.7.3)

    (EtO)2P

    O O

    OR2

    BuLi oderNaH oderKO+Bu

    (EtO)2P

    O O

    OR2

    R1 H

    O

    R1 CO2R2

    O P(OEt)2

    O

    O P(OEt)2

    O

    R1 CO2R2

    R1

    CO2R2

    + O P(OEt)2

    O

    E Diethylphosphat

    Nur mit e--armen Phosphonaten hohe E-Selektivitt Diethylphosphate sind wasserlslich und durch Extraktion entfernbar Ph3P=O (Wittig) sind schwer abtrennbar

    8.9 Umpolung der Polaritt von Carbonyl-C-Atomen 8.9.1 Corey-Seebach-Methode

    H H

    O

    E+ Nu-

    H

    O

    Formyl-Anion

    R

    O

    R+ + CO

    Acyl-Anion

    nicht existient

    +

    -

  • Skript zur Vorlesung Organische Chemie II Version 2013/14 Wintersemester

    Seite 89 von 115

    H H

    O

    HS SH

    WasserabscheiderS S

    H HDithian

    BuLiS S

    ungepoltes Substrat

    R1X S S

    R1

    R1 H

    O

    HS SH+

    idem

    HgCl2

    R1CHO

    S S

    R1 R2

    1) BuLi2) R2X

    HgCl2

    R1 R2

    O

    S S

    R R

    MeI

    S S

    R R

    Me S SMe

    R

    R

    H2O

    R R

    O

    Anderes Beispiel fr eine Umpolung:

    R BrMg R Mg Br

    8.9.2 Benzoin-Reaktion

    Ph H

    O

    Ph H

    CNOCN- P.T.

    Ph

    CNHO Ph H

    O

    Ph

    Ph

    O

    CNHO

    P.T.

    Ph

    Ph

    O CN

    OH

    -CN-Ph

    Ph

    OH

    O

    CN-: Katalysator

    - +

    -

    +

  • Skript zur Vorlesung Organische Chemie II Version 2013/14 Wintersemester

    Seite 90 von 115

    Stetter-Reaktion:

    N

    S

    Me

    N

    N

    NH2

    N

    S

    OH

    Cl

    B1 Thiamin

    Mit CN- nur aromatische Verbindungen Mit Thiazolium-Anion auch Aliphaten

    R H

    O

    +

    R'

    O

    Kat.

    R

    O

    R'

    O1,4-Dicarbonyl 1,5- und 1,3-Dicarbonylverbindungen durch natrliche Reaktivitt mglich 1,4- und 1,2 Dicarbonylverbindungen nur durch Umpolungskonzepte zugnglich Paal-Knorr-Synthese:

    R

    R

    O

    O

    OP4O10

    P4S10

    R R

    SR R

    NR R

    R

    H2NRHOAc

  • Skript zur Vorlesung Organische Chemie II Version 2013/14 Wintersemester

    Seite 91 von 115

    Mechanismus am Beispiel von Furan:

    R

    R

    O

    O

    H+

    R

    R

    OH

    O

    OR

    H

    R

    O

    OR

    R

    OH

    P.T.H+

    OR

    R

    OH2

    HH

    H2O

    ORR

    9. Carbonsure und deren Derivate

    9.1 Herstellung 9.1.1 Addition/Eliminierung

    R X

    ONu-

    R X

    NuO

    -X-R Nu

    O

    Abkrzende Schreibweise fr den Elektronenfluss:

    R X

    O

    Nu-

    R Nu

    O

    bersicht (siehe auch OC I Vorlesung):

    R Cl

    O

    R O R

    O O

    R OR'

    O

    R OH

    O

    R NR'2

    O

    SOCl2

    H2O

    R'OHR'NH2

    R' O

    O

    H2O

    R2NH2

    R'OH

    R'OH/H+NaOH

    HNR'2

    H+/H2O

  • Skript zur Vorlesung Organische Chemie II Version 2013/14 Wintersemester

    Seite 92 von 115

    R OH

    O

    + S

    O

    Cl Cl R O

    S

    Cl

    O O

    Cl-Na+

    R Cl

    O

    + SO2 + HCl

    Acylierungen mit Surechloriden gehen besser mit Pyridinzusatz (Einhorn-Variante) oder noch besser mit DMAP (Steglich-Methode).

    R Cl

    O

    N NMe2

    4-(Dimethylamino)-pyridin (DMAP)

    R N

    O

    NMe2

    geht deutlichrascher

    Nu-

    9.1.2 Synthese von Carbonsurenderivaten der Kettenverlngerung

    Br

    Mg, Et2O

    NaCNDMF

    MgBr

    CN

    COOH

    1) CO2 (gasfrmig, Trockeneis)2) H+/H2O

    H+/

    Zur Erinnerung: Arndt-Eistert ist auch eine Homologisierung

    9.2 Darstellung von Nitrilen SN2 mit Cyanid Mit wasserziehenden Mitteln aus Amiden (unsubstituiert)

    R NH2

    O

    R

    NP4O10oderDCC-DCU

  • Skript zur Vorlesung Organische Chemie II Version 2013/14 Wintersemester

    Seite 93 von 115

    DCC: Dicyclohexylcarbodiimid

    NC

    NH

    H

    DCU:

    R

    HN

    HN

    R

    O

    urea

    R N

    O

    H

    H

    PO

    P

    OP

    PO O

    -HOP

    OP

    NH

    PO OP

    O

    R

    N

    PO

    P

    OH

    PO O

    -

    O

    P

    OP

    O

    P

    O

    O OP

    O

    O

    O

    O

    Nu-

  • Skript zur Vorlesung Organische Chemie II Version 2013/14 Wintersemester

    Seite 94 von 115

    9.3 Reaktionen von Enolaten von und mit Carbonsurederivat Claisen-Kondensation:

    R

    O

    ONaOEt

    R

    O

    OR' O

    O

    R

    O

    O

    O

    EtO R'

    Na

    R

    O

    O

    R'O

    -NaOEt

    NaOEt R

    O

    O

    R'O

    Auf-arbeitung

    R

    O

    O

    R'O

    Dieckmann-Cyclisierung:

    CO2R

    CO2R

    EtONa

    CO2R

    O

    9.4 Decarboxylierung und Carbonsuren

    R' O

    R

    O O

    NaOH

    R' O

    R

    O O

    Na R' O

    R

    OO

    Na

    R'

    O

    R

    Na

    O

    C

    O

    +

    R'

    R

    O

  • Skript zur Vorlesung Organische Chemie II Version 2013/14 Wintersemester

    Seite 95 von 115

    R R

    ORO OR

    O O

    OR O

    R

    OR

    O

    O

    O R

    OR' R O

    1,5-Dicarbonyl-Verbindung

    NaOH-CO2

    R

    OR

    Br

    ORO OR

    O O

    R

    O

    OR

    ORO

    O

    NaOH-CO2

    R

    OR'

    O

    O1,4-Dicarbonyl-Verbindung

    CO2H

    CO2H

    +Diels-Alder

    CO2H

    CO2H

    Br2

    CO2H

    CO2H

    Br

    Br

    NaOH

    CO2H

    CO2H

    hv CO2H

    CO2H

    Pb(OAc)4- 2 -OAc O

    O

    O

    O

    PbOAc

    OAc

    Dewar-Benzol Kolbe-Reaktion:

    R CO22

    Anode-2e-

    -2CO2R R

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    Seite 96 von 115

    MeO2C

    CO2H2 -2 e-

    -2 CO2 MeO2C

    CO2Me

    Sebacinsuredimethylester

    9.5 Halogenierung von Carbonsuren Hell-Volhard-Zelinskii:

    OH

    O

    OH

    Br

    OKat. PBr3/Br2

    OH

    O

    Br

    O

    1/3 PBr3-1/3 H3PO3

    Br

    OH

    Br

    O

    BrBr2

    [H+]

    OH

    O

    OH

    Br

    O

    10. Oxidationen und Redukionen

    10.1 Oxidative Spaltung von Alkenen Ozonolyse 10.1.1 Herstellung von Ozon

    Siemensschen Ozonisator => 15% ozonhaltiger Sauerstoff

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    Seite 97 von 115

    10.1.2 Mechanismus der Ozonolyse

    +O

    O

    O O

    O

    O

    Primrozonid

    O

    O

    O+

    O O

    O O

    O

    Sekundrozonid(Criegee-Intermediat)

    HydrolyseO O

    +

    O

    +

    O O

    O

    H2O2

    Zn/AcOH oder Me2S

    LiAlH4

    OH

    O O

    +

    O

    H

    O

    +

    OHOH

    +

    N

    1) O32) Na2SO3

    80%N

    H

    O

    O

    O

    O

    1) O3, HCO3H2) H2O2

    95%

    HO2C

    HO2C

    CO2H

    CO2H

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    Seite 98 von 115

    N

    N

    CH2

    +

    N

    N

    Dihydro-1,2-diazol

    N

    O

    C

    CH3

    +

    O

    N

    Dihydroisoxazol Ozon:

    OO

    O OO

    O

    OO

    O OO

    O

    Nitriloxide:

    R C N O R C N O

    R C N OSextett

    R C N O

    Oktett

    Durch isoelektronische Ersetzung knnen andere 1,3-Dipole konstruiert werden:

    C

    N

    O

    O

    N

    O

    C

    N

    N

    O

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    10.2 Oxidation von Alkoholen 10.2.1 Oxidation mit Cr(VI)-Reagenzien

    OH OH

    O

    K2Cr2O7H2SO4

    H OH H O

    CrOO

    O

    CrO O

    HO O

    Addition/Eliminierung

    -H2O

    O

    +

    HO

    Cr

    O

    O

    Gegebenfalls:

    H O

    OH

    CrOO

    O

    H

    OH2O

    H OH

    OH CrO O

    HO O

    -H2OOH

    O

    -HCrO3-

    Substanzen, um direkt nach Alkohol zu stoppen:

    PCC (Pyridiniumchlorochromat) PDC (Pyridiniumdichromat) Collins-Reagenz (CrO3 Py2)

    10.2.2 Oxidation mit aktivierten Dimethylsulfoxid Swern-Methode (Oxalylchlorid) Pfitzner-Moffat (DMSO, DCC) Swern:

    Me S

    Me

    OCl

    Cl

    O

    O

    Me

    S

    O

    Cl

    O

    O

    MeCl

    -CO-CO2 Me

    S

    Me

    Cl

    R OH

    Et3N-Et3NHCl

    O R

    S

    MeMe

    ClEt3N

    -Et3NHClO H

    R

    S

    Me

    Me

    S H+

    H R

    O

    N

    H

    Cr

    O O

    Cl O

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    10.2.3 Redoxreaktionen durc