Fachsupport - Die Brücke zwischen Geschäftsprozessen und IT Know-how.
Slide:ology
-
date post
22-Oct-2014 -
Category
Business
-
view
4.961 -
download
1
description
Transcript of Slide:ology
slide:ologyOder die Kunst, brillante PräsentatiOnen zu entwicKeln
O’Reilly
Die Informationen in diesem Buch wurden mit größter Sorgfalt erarbeitet. Dennoch können
Fehler nicht vollständig ausgeschlossen werden. Verlag, Autoren und Übersetzer übernehmen
keine juristische Verantwortung oder irgendeine Haftung für eventuell verbliebene Fehler und
deren Folgen.
Alle Warennamen werden ohne Gewährleistung der freien Verwendbarkeit benutzt und sind
möglicherweise eingetragene Warenzeichen. Der Verlag richtet sich im wesentlichen nach den
Schreibweisen der Hersteller. Das Werk einschließlich aller seiner Teile ist urheberrechtlich
geschützt. Alle Rechte vorbehalten einschließlich der Vervielfältigung, Übersetzung,
Mikroverfilmung sowie Einspeicherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen.
Kommentare und Fragen können Sie gerne an uns richten:
O’Reilly Verlag
Balthasarstr. 81
50670 Köln
Tel.: 0221/9731600
Fax: 0221/9731608
E-Mail: [email protected]
Copyright:
© 2009 by O’Reilly Verlag GmbH & Co. KG
1. Auflage 2009
Die Originalausgabe erschien 2008 unter dem Titel
slide:ology – The Art and Science of Creating Great Presentations bei O’Reilly Media, Inc.
Authorized German translation of the English edition of Slide:ology ISBN 9780596522346 © 2008
Nancy Duarte. This translation is published and sold by permission of O'Reilly Media, Inc.
Für alle Abbildungen liegt das Copyright bei der Autorin oder sie wurden von ihr lizensiert,
es sei denn, es wurde darauf hingewiesen, dass das nicht der Fall ist.
Das O’Reilly-Logo ist ein registriertes Warenzeichen von O’Reilly Media, Inc.
slide:ology und verwandte Trademarks sind Warenzeichen von O’Reilly Media, Inc.
Bibliografische Information Der Deutschen Bibliothek
Die Deutsche Bibliothek verzeichnet diese Publikation in der
Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten
sind im Internet über http://dnb.ddb.de abrufbar.
Lektorat: Inken Kiupel, Köln
Korrektorat: Sibylle Feldmann, Düsseldorf
Satz: Conrad Neumann, München
Umschlaggestaltung: Diandra Macias, Mountain View, CA
Art Director: Diandra Macias, Mountain View, CA
Designer: Michaela Kastlova, Menlo Park, CA
Produktion: Karin Driesen, Köln
Belichtung, Druck und buchbinderische Verarbeitung:
Media-Print, Paderborn
ISBN 978-3-89721-939-7
Dieses Buch ist auf 100% chlorfrei gebleichtem Papier gedruckt.
KaPitel 6
91
Elemente anordnen
92 slide:ology
Die Anordnung der Elemente erzeugt Bedeutung
Die Anordnung der verschiedenen Elemente auf einer Folie hat
vielleicht den größten Einfluss darauf, ob die Botschaft einer Folie
visuell klar ist. Die Anordnung erzählt eine Geschichte. Je nachdem,
welche Anordnung ein Designer wählt, kann eine Folie Spannung,
Verwirrung oder Unruhe hervorrufen oder umgekehrt für größtmög-
liche Klarheit sorgen, wenn Folgendes beachtet wird:
Kontrast
Das Publikum kann den wichtigsten Punkt rasch erkennen.
Fluss
Die Reihenfolge der Informationen ist für das Publikum erkennbar.
Hierarchie
Das Publikum sieht die Beziehung zwischen den Elementen.
Einheitlichkeit
Das Publikum spürt, dass die Informationen zusammengehören.
Nähe
Das Publikum erkennt die Bedeutung der Elemente anhand ihrer
Platzierung.
Leerraum Das Publikum hat genug visuellen Platz zum Atmen.
Dies sind die Werkzeuge des Foliendesigns. Eine gute Folie ist kaum
zu erstellen, wenn nicht jeder einzelne dieser Punkte genau beach-
tet wird. Zum Glück sind die Konzepte eingängig. Vielleicht sind Sie
ja bereits mit ihnen vertraut.
Elemente anordnen 93
Folien beginnen und enden mit Ideen. Ihre Aufgabe ist es, diese
unsichtbaren, abstrakten Ideen zu nehmen und zu entscheiden,
wie sie am besten in eine greifbare visuelle Form gebracht werden
können. Der Referent muss gewährleisten, dass die Zuhörer durch
diese unsichtbare Welt geführt werden, indem er es ihnen leicht
macht, Ideen zu entschlüsseln.
Viele Referenten verstehen das Prinzip der Anordnung nicht. Sie
setzen alle Elemente mit der gleichen Gewichtung auf dieselbe
Folie. Es ist aber von entscheidender Bedeutung, festzulegen, wel-
che visuellen Elemente hervorstechen sollten, um die Aufmerksam-
keit als Erstes auf sich zu lenken.
Gestalten Sie manche Elemente dominant, andere dagegen zurück-
haltend. Zwingen Sie sich, Entscheidungen über die Priorität der
Informationen zu treffen.
Wenn ein Referent alle Inhalte auf einer Folie platziert, ist das Faulheit.
Überladene Folien machen die Bot-
schaft nicht gerade klarer.
Joe M
un
roe/T
ime &
Life
Pic
ture
s/Getty
Imag
es
Lorem ipsumPutpat, consed tio od tat lum nit autpatem diamcommy. Lorem ipsum
Putpat, consed tio od tat lum nit autpatem diamcommy. Lorem ipsum
San velenibh ex. Et vent wisl ulla feugue
tionsequis nostrud.
94 slide:ology
Zuhörer brauchen Kontraste. Sie erkennen sofort die Unterschiede zwischen den Attribu-
ten von zwei oder mehr Dingen, und das bannt ihre Aufmerksamkeit. Es gibt viele Mög-
lichkeiten, Folien mit Kontrasten auszustatten; hier sehen Sie einige Beispiele:
Kontrast: Wichtiges rasch erkennen
Eine Beziehung zwischen den Folienelementen herzustellen, ist ein wichtiger erster
Schritt. So lenkt im folgenden Beispiel der Größenunterschied das Auge auf den großge-
schriebenen Text, als sei er der Titel oder Zusammenhang für den Textblock. Egal wo es
platziert wird, das Großgedruckte wird immer als das Wichtigste wahrgenommen.
Größe Form Farbton Farbe Nähe
Elemente anordnen 95
Kontrast lässt sich in einem Text nicht nur durch Schrift-
größe, sondern auch durch Farbe herstellen. Manche Bibel-
ausgaben heben die Worte Jesu in Rot hervor. Im Folgen-
den wurde in einem ein Zitat von Edward Tufte, dem Autor
von Visual Explanations, die Schlüsselaussage ebenfalls in
Rot betont.
Tuftes Designstrategie des kleinsten effektiven Unterschieds
setzt Kontrast klug, aber subtil ein, und nur dort, wo es
nötig ist. Tufte betont: … Die Idee ist es, gerade noch spür-
bare Unterschiede zu nutzen, visuelle Elemente einzusetzen,
die sich klar unterscheiden, aber mehr auch nicht – Kont-
raste, die maßgeblich, wirkungsvoll, aber minimal sind.
Referenten machen oft den Fehler, ungewollt Kontraste
einzusetzen. Jeder noch so kleine Stilunterschied zwischen
zwei Elementen teilt dem Betrachter etwas mit, sei es auf
bewusster oder unbewusster Ebene. Die beabsichtigte
Botschaft wird durch unbeabsichtigte Kontraste besten-
falls verdunkelt und schlimmstenfalls konterkariert. Merken
Sie sich: Alle Stilentscheidungen haben das Potenzial, Wich-
tigkeit, Dringlichkeit und Wert zu suggerieren. Also müssen
Sie solche Entscheidungen immer wohlüberlegt treffen.
„Ohne Kontraste sind Sie tot.“
Paul Rand
Designer
text text
text text
96 slide:ology
Im Westen verläuft die typische Leserichtung von links nach
rechts und von oben nach unten. Leser sind darauf kondi-
tioniert, oben links zu beginnen und in einem Z-förmigen
Muster hin- und herzublicken, bis sie die Informationen ver-
arbeitet haben.
Jerry Weissman, Autor von Presenting to Win, nennt dies
den eingeübten Wagenrücklauf, weil es dem Prinzip der
guten alten Schreibmaschine entspricht.
Leser bewegen ihren Blick über einer Folie hin und her, bis
sie glauben, alle Inhalte der Folie aufgenommen zu haben.
Danach weisen sie den Informationen eine Bedeutung zu.
Wenn Ihre Grafik, um Ihre Botschaft zu übermitteln, in eine
Richtung läuft, die der natürlichen Augenbewegung nicht
entspricht, sollten Sie sie nach und nach aufbauen, indem
Sie eigenständige Elemente in der Reihenfolge erscheinen
lassen, in der das Publikum sie verarbeiten soll. Alternativ
können Sie den Startpunkt mit einem Symbol oder Pfeil klar
markieren. Das Publikum soll ohne Gefühle von Verwirrung
oder Überforderung jederzeit klar verstehen können, in wel-
cher intendierten Reihenfolge die Informationen verarbeitet
werden müssen.
Fluss: Die Leserichtung der Informationen
Ein Pfeil lenkt die Aufmerk-
samkeit auf den Startpunkt, an
dem die Informationsaufnahme
beginnt.
Hier markieren Größe und Per-
spektive die untere linke Ecke
als Startpunkt.
Elemente anordnen 97
Organisieren Sie Folien so, dass klar ist, wie die Augen des Betrachters die
Inhalte durchgehen. Dieses Prinzip gilt nicht nur für Text, sondern auch für
Diagramme und Bilder.
t!PPSetzen Sie nicht mehr als drei •
Informationsschichten auf eine
Ebene.
Erstellen Sie Schwerpunkte (einen •
Hauptpunkt und bis zu zwei Unter-
punkte).
Entwickeln Sie den Lesefluss auf •
der Folie planmäßig.
Wählen Sie Bilder und Diagramme •
mit einer klaren Richtung.
Bilder sollen auf den Fokus der •
Folie zulaufen oder auf die nächste
Folie verweisen.Das Publikum soll auf den ersten Blick erkennen können, ob es einen Datenchart
horizontal oder vertikal lesen muss.
Wenn Sie Bilder von Menschen verwenden, achten Sie darauf, dass diese Personen
dem Inhalt zugewandt sind, statt sich davon abzuwenden oder davor zu fliehen.
Lorem ipsum
• Lorem Ipsumting ex et utatue digna lutpat lutatem
• Lorem Ipsumting ex et utatue digna lutpat lutatem
• Lorem Ipsumting ex et utatue digna lutpat lutatem
Lorem ipsum
• Lorem Ipsumting ex et utatue digna lutpat lutatem
• Lorem Ipsumting ex et utatue digna lutpat lutatem
• Lorem Ipsumting ex et utatue digna lutpat lutatem
98 slide:ology
Hierarchien sind fast so einfach zu erkennen wie Kontraste. Die visuelle Hierar-
chie definiert die Struktur, die entsteht, wenn eine Reihe von Elementen zuei-
nander in Beziehung gesetzt wird. Ein einfaches Beispiel dafür ist die Bezie-
hung zwischen Titel und zugehörigem Text. Innerhalb der Hierarchie ist der
Titel über- und der Text untergeordnet. Wie in einem Familienstammbaum ist
jedes Element in einer Hierarchie Kind seines Vorgängerelements und Eltern-
teil seines Nachfolgerelements.
Hierarchie: Beziehungen zwischen Elementen erkennen
Größe und Platzierung signalisieren
gemeinsam, dass die Wichtigkeit von
oben links nach unten rechts nachlässt.
Aufzählungspunkte, die größer sind als
der Titel, stören den logischen Fluss.
Dem Publikum erschließt sich der Sinn
dieser Anordnung nur schwer.
Elemente anordnen 99
Daher ist es kein Zufall, dass die visuelle Struktur die Struktur der darge-
stellten Informationen genau widerspiegelt. Die folgenden Diagramme bei-
spielsweise strahlen von einem Kern aus. Der Kern ist es, der die Elemente
zusammenhält und die Eltern-Kind-Beziehung zwischen ihnen schafft. Jede
Änderung von Größe und Abstand der Objekte ändert die Bedeutung der
Beziehungen und verrät etwas über die relative Wichtigkeit der Elemente.
Sie möchten, dass das Publikum nach der Präsentation Ihre Mission verstan-
den hat. Wenn Sie diese Botschaft nicht bewusst liefern, ermittelt das Publi-
kum die Bedeutung nach seiner eigenen Interpretation des Gesagten. Sorgen
Sie dafür, die grafische Hierarchie Ihrer Botschaft präzise zu vermitteln.
Elemente sind gleich
Story: Wir alle müssen als
Team hinter diesem Ziel
stehen, für das alle Teammit-
glieder gleich wichtig sind.
Mitte dominiert Story: Wir alle müssen als
Team hinter diesem Ziel ste-
hen, das wichtiger ist als die
Aktivitäten des Teams oder
seiner Einzelmitglieder.
Satellit dominiert Story: Wir alle müssen als
Team hinter diesem Ziel
stehen, doch einige im
Team haben mehr zu leisten
als andere.
Änderung von Größe und Abstand bedeutet Änderung der visuellen Story
100 slide:ology
Einheitlichkeit: Die Informations-struktur fühlbar machen
Einheitlichkeit können Sie erzielen durch Strukturierung
(Raster), Look (grafischer Stil) und Thema (Idee). In die-
sem Abschnitt konzentrieren Sie sich auf das Raster.
Da jede Marke und jeder Referent einzigartig ist, sollte
das Raster Sie oder Ihr Unternehmen widerspiegeln.
Ein Rastersystem ist ein flexibles Mittel, um Inhalte zu gliedern.
Um den Inhalt zu gliedern, erstellen Sie rechteckige
Bereiche zur Platzierung der Elemente. Jeder Bereich ist
der Behälter für ein Element, zum Beispiel einen Text-
block oder ein Bild.
Indem Sie Objekte in ein Raster setzen, verankern Sie
sie, sodass sie nicht mehr herumspringen oder scheinen,
als seien sie per Zufall oder willkürlich an ihrem Ort posi-
tioniert worden. Diese Stabilität hilft dem Publikum, in
der Anordnung der Inhalte ein Muster zu erkennen. Wenn
Texte und Grafiken immer an der gleichen Stelle stehen
und an den gleichen Punkten verankert sind, kann das
Publikum vorausahnen, wo die Inhalte erscheinen wer-
den. Zusätzlich gewährleistet ein Raster, dass in einer
Folge von mehreren Folien gleichen Layouts die Ele-
mente nicht „herumhüpfen“. Enthalten zum Beispiel drei
aufeinanderfolgende Folien je einen Graphen, so sollten
die Achsen dieser Graphen immer konstant bleiben,
auch wenn sich die Daten ändern.
Raster helfen auch, Designentscheidungen in Unterneh-
men abzustimmen, in denen Tausende von Angestellten
unabhängig voneinander Seides entwickeln. Unternehmen
profitieren von der Wiederverwendbarkeit von Folien,
wenn diese ähnlich aussehen und demselben Grundraster
folgen.
Sobald Sie ein Raster skizziert haben, das Ihnen gefällt,
zeichnen Sie mit dem Bleistift ein, wo Sie Bilder, Text und
Objekte platzieren möchten. Achten Sie darauf, viele Zel-
len frei zu lassen, um ausreichend Leerraum zu bewahren.
Zeichnen Sie nun die Rasterlinien in Ihre Präsentationsan-
wendung und setzen Sie sie auf die Masterfolie, wobei Sie
darauf achten müssen, das Raster nach dem Designpro-
zess wieder zu entfernen. Um in Zukunft Ihre Präsentation
schneller entwickeln zu können, speichern Sie das Raster
als Tool, indem Sie es in eine neue Datei einfügen oder auf
einer Folie ganz unten im Stapel abspeichern.
Elemente anordnen 101
Die Folien sehen
einheitlich aus,
weil das Raster
ihnen Struktur
verleiht.
Vier Spalten Fünf Spalten FibonacciDrei Spalten
■ Grafik
■ Text
Die nachfolgenden Folien wurden in vier verschiedenen Rastern erstellt. Die orangefarbenen Rasterlinien mit
den grauen Kästen dienen als Schlüssel für die darunter abgebildeten Folien. Sie können erkennen, wie die
Elemente ins Raster passen.
102 slide:ology
Fallstudie: Adobe Elemente im Raster kontrollieren
Die frische Farbpalette der Verpackungen von Adobe spiegelt die Marke wider. Das dynamische Raster bietet die Möglichkeit, Fotos in unter-
schiedlichen Kombinationen zu integrieren.
Das ist der Preis, den Adobe Systems zahlen muss: Die Nummer eins
der Softwareanwendungen für Grafikdesigner zu sein, bedeutet, dass
jede noch so kleine Nebensache, jedes Paketdesign und jede Werbung
von Experten genau begutachtet wird, denn diese Experten sind
zugleich die Kunden.
Für Präsentationen gilt dasselbe, nur diesmal in persönlicherer Form.
Stellen Sie sich vor, Sie bekommen zum Publikum keinen Kontakt, weil
es vom Folienlayout abgelenkt ist. Bestenfalls werden die Zuhörer
leicht kritisch reagieren, schlimmstenfalls verliert der Referent seine
Glaubwürdigkeit. Die Lösung? Kombinieren Sie das beste Präsenta-
tionsdesign mit den Grundlagen des Grafikdesigns. Die Ergebnisse
spiegeln die Bindung des Unternehmens Adobe an die Branche, die
sich durch seinen Einfluss wandelt.
Elemente anordnen 103
Das Raster zu durchbre-
chen, kann ein wir-
kungsvolles Mittel sein,
um die Aufmerksamkeit
auf bestimmte Elemente
zu lenken. Es sollte aber
nicht überstrapaziert
werden, sonst verliert es
seine Wirkung.
Der Präsentationen von Adobe liegt ein 5-x-5-Raster
zugrunde, das die Platzierung von Text, Bildern und
Objekten bestimmt. Auch wenn die Formen und Größen
der Elemente variieren, vermittelt die Regelmäßigkeit
der Layouts ein Gefühl von Struktur und Stabilität. Die
leeren Streifen oben und unten erzeugen überdies ein
kinoähnliches Feeling und lassen zugleich Platz für Titel
und ähnliche Informationen.
© 2005 Adobe Systems Incorporated. Alle Rechte vorbehalten. Genehmigter Abdruck.
104 slide:ology
Nähe: Bedeutung aus der Positionierung erkennen
Wenn mehrere Elemente oder Menschen eine Szene betreten, erzählt ihre Plat-
zierung im Verhältnis zueinander eine weitere Geschichte zu dem Bild selbst.
Wahllos platzierte Elemente können einen Eindruck erwecken, der so nicht
beabsichtigt war.
Räumliche NäheSie sollten Elemente, die miteinander zu tun haben, planvoll anordnen. Über-
lassen Sie nichts dem Zufall. Die Anordnung der Elemente signalisiert Eintracht
oder Zwietracht, Ordnung oder Chaos, Wachstum oder Abschwung. Ihr Ziel
sollte es sein, im Vorfeld zu verhindern, dass die Zuhörer falsche Schlüsse
ziehen.
vereint • versprengt Ordnung • Chaos gleich • ungleich
Weitere Beziehungen
symmetrisch • asymmetrisch
ausgewogen • unausgewogen
konsistent • inkonsistent
klar • unklar
großzügig • überfüllt
sequenziell • willkürlich
untertrieben • übertrieben
anziehend • abstoßend
tief • breit
statisch • aktiv
verteilt • geballt
nahe • fern
Elemente anordnen 105
Die Figur am linken oder rechten Rand wirkt oft schwächer als
die Figur, die mehr in die Mitte rückt.
Menschen und NäheTheaterregisseure betonen die Story durch die Platzierung der Schauspieler auf
der Bühne. Betrachten Sie zum Beispiel die verschiedenen Standorte der Figuren
in den folgenden Bildern. Jede Positionierung transportiert eine Bedeutung –
selbst ohne Kontext oder Kenntnis der Geschichte, deren Teil die Figuren sind. Die
folgenden Konzepte sind inspiriert durch Robert Horns bahnbrechendes Werk
Visual Language.
Figuren auf entgegenge-
setzten Seiten des Bild-
schirms wirken nicht eng
verbunden, vielleicht gar
wie Antagonisten.
Figuren im Zentrum wer-
den als eng verbunden
wahrgenommen.
Steht eine Figur weiter
unten, wirkt sie unterwürfig,
schwach, verwundbar. Höher
stehende Figuren wirken
dominant und machtvoll.
Eine isolierte Figur hat
visuell mehr Gewicht als ein
Gruppenmitglied.
Eine Figur mit viel Platz
um sich herum suggeriert
Freiheit.
Gruppierte Figuren, die asym-
metrisch verteilt sind, signali-
sieren Aktivität.
106 slide:ology
Die sichtbaren Elemente einer Folie bekommen am
meisten Aufmerksamkeit, aber Sie müssen ebenso gut
überlegen, wie viel Platz Sie freilassen. Man nennt dies
auch Leerraum, Negativraum oder Freiraum.
Leerraum ist nicht immer weiß, sondern betrifft in einer
Folie alle Stellen, die ungenutzt bleiben. Das können die
leeren Bereiche sein, die die Elemente voneinander tren-
nen, oder das Drama, das entsteht, wenn ein Element
in einen riesigen freien Platz gestellt wird. Bisher hat
dieses Buch beschrieben, welche Rolle Hierarchie, Fluss
und Nähe spielen, aber die Rolle des Leerraums wurde
bis jetzt nur impliziert.
Unerfahrene Referenten halten Leerraum oft für über-
flüssig, besonders wenn sie große Mengen von Inhalten
verarbeiten müssen, die trotz ihrer Sperrigkeit „zu wich-
tig“ sind, um sie einzudampfen oder zu vereinfachen.
Da Leerraum ja schließlich per definitionem keine Infor-
mationen trägt, schadet es doch nichts, ihn auszufüllen,
oder? Doch, es schadet, denn das Publikum findet solche
Folien schwer verständlich. Leerraum ist ein Element
einer Folie, ebenso wie Titel, Aufzählungspunkte und Dia-
gramme. Der Gebrauch oder Missbrauch von Leerraum
ist mit entscheidend für die Wirkung der Folie.
Leerraum: Das Auge atmet auf
Generell ist jede Folie, die Leerraum opfern muss, um
Platz für Inhalte zu schaffen, zu vollgepackt. Wenn
eine Folie mehr Informationen präsentieren soll, als sie
bequem unterbringen kann, ist sie nicht mehr das richtige
Mittel für diese Aufgabe.
Fragen Sie sich: „Was kann ich wegnehmen, ohne die
Bedeutung zu ändern?“ oder „Wo kann ich den Inhalt auf
mehr als eine Folie aufspalten?“ Denken Sie daran, dass
sich der Wert einer Folie nicht nach der Menge der ent-
haltenen Informationen bemisst, sondern nach der Klar-
heit ihrer Botschaft.
Leerraum ist in Ordnung – Überfüllung ist ein Fehler im Design.
Elemente anordnen 107
Für das Publikum ist es viel effektiver, den Inhalt auf drei Folien zu vertei-
len, als im Chaos einer einzigen Folie alle Daten auf einmal interpretieren zu
müssen. Doch allein durch Verteilung auf drei Folien lässt sich das Problem
der übermäßigen Informationsdichte nicht lösen. Indem die Elemente nach-
einander gezeigt werden, führen Sie Ihre Zuhörer Schritt für Schritt durch die
Informationen.
VORHER: Die dicht gepackten Informati-
onen auf der Folie sind nur mit Mühe zu
verarbeiten. Da Leerraum zwischen den
Elementen fehlt, ist die Bedeutung schwer
zu erkennen. Wir haben diese Folie auf die
drei unten gezeigten aufgeteilt.
NACHHER: Durch Verteilung der Elemente auf drei Folien bekommt jede die Aufmerksamkeit, die sie verdient – und das Publikum
profitiert von der besseren Verständlichkeit der Konzepte.
108 slide:ology
Garr Reynolds, einer der bei Weitem einflussreichsten Experten für gutes
Präsentationsdesign, beeinflusst Referenten durch sein Blog und Buch, die
beide unter dem Titel Zen oder die Kunst der Präsentation (bzw. Presen-tation Zen im englischen Original) erscheinen. Mit Witz und scharfem Ver-
stand behandelt Reynolds systematisch die Prinzipien guter Inhalte, aus-
gewogenen Designs und der geschickten Vermittlung von Informationen.
Er glaubt, dass „es beim Design nicht um Dekor oder Ausschmückung
geht. Es geht darum, Kommunikation für den Rezipienten so einfach und
klar wie möglich zu machen.“ Reynolds hat seine eigene Handschrift, cha-
rakterisiert durch große, eindrucksvolle Bilder und viel freien Platz, der den
Blick lenkt.
Fallstudie: Garr Reynolds Eine Lektion in Sachen Leerraum
Hier parodiert Garrs Blog die Art, wie sich Darth Vader und
Yoda präsentieren. Das Zitat stammt zwar aus Reynolds
Buch, könnte aber genauso gut von Yoda sein: „Leerer Raum
ist nicht nichts; er ist ein machtvolles Etwas. Lernen Sie, ihn
zu sehen.“
© 1980 und 1977 Lucasfilm Ltd.. Alle Rechte vorbehalten. Genehmigter Abdruck.
„Ein Zen-Garten ist eine Lektion in Einfach-
heit. Offener Raum ohne Ausschmückung,
einige ausgewählte Felsen, geglätteter
Kies. Schön. Einfach. Der Zen-Garten ist
ganz anders als die Gärten des Westens,
die so absolut vollgepackt sind mit Schön-
heit, so viel Schönheit, dass wir vieles
davon gar nicht mitbekommen. Präsen-
tationen ähneln diesen Gärten ein wenig.
Manchmal setzt man uns so viele visuelle
und akustische Reize in so kurzer Zeit
vor, dass wir am Ende wenig verstanden
und noch weniger behalten haben.“
Garr Reynolds
Autor von Zen oder die Kunst der Präsentation
garden photo © Markuz Wernli Saito
110 slide:ology
Designer erzeugen Bedeutung, indem sie Elemente sorg-
fältig anordnen. Die Platzierung von Text und Grafik
ist nie willkürlich, sondern immer absichtsvoll, und die
Absicht schafft Bedeutung. Egal ob diese Bedeutung
informiert oder ein Gefühl oder eine Struktur erzeugt,
alles dient einem Zweck.
Nehmen Sie sich einen Moment Zeit und betrachten Sie
Ihre Umgebung. Schauen Sie auf das Grafikdesign, die
Architektur und die Produktgestaltung. Fragen Sie sich,
warum die Designer sich so entschieden haben. Warum
setzten sie diese Schriftart, diese Farben, diese spezielle
Platzierung der Elemente ein? Versuchen Sie, die Gestal-
tungsmittel Kontrast, Fluss, Hierarchie, Einheitlichkeit,
Nähe und Leerraum darin zu erkennen.
Diese Elemente existieren sogar in der Natur. Suchen
Sie sie.
Es ist wichtig, dass Sie die Schönheit erkennen, die Sie
umgibt. Wenn Sie einen Film sehen, eine Illustrierte
durchblättern, über eine Frühlingswiese wandern, ein
Ballett anschauen oder ein Museum besuchen: Studieren
Sie die Schönheit und lernen Sie, die schönen Dinge
mehr zu schätzen.
Wenn Sie schönes Design visuell auf-nehmen, können Sie selbst Schönes erschaffen. Aber dazu müssen Sie Ihre Umwelt gut beobachten und überlegen, was die Schönheit der Sie umgebenden Dinge ausmacht.
Schönheit sehen im Design, das Sie umgibt
Elemente anordnen 111
Jede Kunstform hat ihre Auffassung darüber, wie Ele-
mente angeordnet werden müssen, um Bedeutung und
Schönheit zu schaffen.
Ein japanisches Blumenarrangement wird so gestaltet, dass die Zusammenstellung der visuellen Elemente (in diesem Fall Blumen) Harmonie und Ausgewogenheit ausstrahlt.
Am Anfang plant der Designer genau, welchen Weg die
Augen auf ihrer Reise durch das Arrangement nehmen
soll. Der Designer steuert die Augenbewegung, indem er
außer den wesentlichen alle Blüten aus dem Arrangement
entfernt. Ebenso sollten Sie auch aus einer Folie alles ent-
fernen, das nicht zur Betonung Ihrer Botschaft beiträgt.