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SOFT SPACEStudierenden – Projekte im ws 10/11 und im sose 2011 StudienSchwerPunkt teXtiLdepartment design, HocHscHule für AngewAndte wissenscHAften, HAmburg

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Ich danke Anne Theresia Wanders herzlich für ihr Input in den TEXTIL-Seminaren zum Thema Nachhaltigkeit sowie für die Unterstützung der damit verbundenen Textarbeit mit den Studierenden. Renata Brink

I warmly thank Anne Theresia Wanders for her input regarding issues of sustainability within the textile seminars and for supporting the writing skillsof the textile students in this context. Renata Brink

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rebecca liebeQUAdRo/LIghT FLoWER

anja matzke-schubertMoBILES KUNSThAUS. MEIN hAUS, MEINE hAUT

stephen preuschTENSIoN

anna-lena rohbeckSoUNdgLocKE

janina schlichte[pLUSMINUS]SpAcE

joana seemannTRIMENSIoN

janina stickenEXTENdEd SpAcE

julia sundermeierESSBARE ISoMATTE

stefanie tammopENSpAcE

anna vyashevachAIN-WoRTE

lisa walzogMULTIFUNKTIoNALES WohNModUL

kontakte

impressum

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soft space pRojEKTE AUS TEXTIL-SEMINAREN 2010/2011pRojEcTS FRoM ThE TEXTILE SEMINARS 2010/2011Renata Brink

johanna anwanderSEASoNS BoX

kathy baileyFALTENTEchNIK FEAT. LIchT UNd SchATTEN

anna berberyan-lenkMovINg cLoThES/FUNgUSES

pauline bouteleuxhANNES. hANdMAdE

daniela dreisigacker gEhEN/BLEIBEN

liat eitanALL My EyES

sarah hanckeThERE’S No pLAcE LIKE hoME

lena haunstetterSIX-SIdEd

samira heidarinamiSoNNENANBETER

svenja keuneThE UNEXpEcTABLE ME

nicole kierszMAjIKIRI. SELBSTvERSTäNdLIch, NAchhALTIg

nina knollMoMENTE.ELEMENTE

anne-kathrin kühnerTEXTILES gEhöRT gESEhEN

inhalt

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einführung 7

gewebten Wänden aus redundanten Klei-dungsstücken, die aus dem Raumgewebe heraus wieder eingetauscht werden können. durch diese Intervention bleibt die textile Fläche stetig im Fluss. Auch für Lisa Walzog ist der gebrauch oder die Umnutzung von bereits vorhandenem Material ein wichti-ger gesichtspunkt ihrer Arbeit, in der auch soziale, kommunikative Aspekte bedeutsam sind – Räume, an denen gemeinschaftlich weiter gestrickt werden kann, oder in denen gemütlich und aufgrund der textilen, wei-chen Anmutung „postnatal“ verweilt werden kann. Soziale und performative Kommunika-tionen sind wiederkehrende Facetten in Anja Matzkes objekten und Räumen: ein großes, »fransiges« und poetisches Schirmobjekt fordert ob seiner Ungewohntheit die Umge-bung zu Reaktionen heraus – großformatige lineare Stickereien bilden die erste Ausstel-lung eines kleinen, mobilen galerieraums.

Interaktive und reaktive, mit Sensoren, LEds, oder mit projektionen ausgestat-tete textile Flächen sowie Untersuchun-gen von Kommunikationen zwischen Mensch und objekt stehen im Mittelpunkt der Arbeiten von Svenja Keune und janina

Schlichte. Sie entstehen in enger Zusam-menarbeit mit Frau prof. Franziska hüb-ler (Malerei, computergestütztes Experi-ment) sowie mit dem department Informatik der hAW hamburg. parallel dazu begin-nen einige Studierende, sich mit TEXTIL, Sound und Raum auseinander zu setzen.

Materialexperimente und designideen, die u.a. durch Malerei veranschaulicht wer-den, sind in den Sitz- und Liegeobjekten von Samira heidarinami präsent – Leichtigkeit und Zusammenlegbarkeit sind denn auch zentrale Themen in Rebecca Liebes modu-laren textilen Raumteilern. daniela dreisig-acker arbeitet sowohl mit Recycling-Mate-rialien wie z.B. Fahrradschläuchen, die sie in dächer mit schuppenartiger Textur und Anmutung verwandelt oder mit Alttexti-lien, die gewebte übergroße hängematten darstellen als auch mit konzeptuellen Ideen wie »weichen Säulen« oder »spannendem Stoff« sowie mit Klangwirkungen inner-halb textil-basierter objekte. Auch Anleh-nungen an Formen aus der Natur sind in diesen SoFT SpAcES präsent: Nina Knoll greift die Form einer großen überhängenden Sonnenblume auf, um sie zu einer Überda-

chungskonstruktion weiter zu entwickeln – Stefanie Tamm verwendet eine Iglu-Form, um durch eine raffinierte Schnittkonstruk-tion einen abgerundeten Außenraum durch einen spiralig angelegten Reißverschluss zu öffnen und Lena haunstetter experi-mentiert mit hexagonalen Wabenformen.

So zeigt die aktuelle textile materielle Kul-tur vielfältige denkansätze auf, gegenwär-tiges textiles design zu entwickeln, das in seiner Ausrichtung auf Raum Materialien überdenkt, spekulative zukunftsweisende Formen entwirft und Anknüpfungspunkte für ein nachhaltiges design aufweist.

renata brinkdesign-professur TEXTILdepartment design // hAW hamburg

Anja Matzke-Schubert daniela dreisigacker Kathy Bailey

soft space Mit textilen Mitteln Raum zu gestalten, Raum zu nehmen, bedeutet zunächst, mit nicht-monumentalen und oftmals vergäng-lichen Materialien zu arbeiten. der Einsatz von weichen, biegefähigen Materialien, die traditionell textil bearbeitet sein können, oder eine Referenz an TEXTIL darstellen, eröffnet ungewohnte perspektiven und stellt Fragen nach Raumgefühl und Zukunftsvi-sion einer neuen generation von designe-rinnen/ern. Wie leben wir zu Beginn des 21. jahrhunderts? Wonach sehnen wir uns in unserem Lebensumfeld? die entstan-denen Arbeiten visualisieren einige dieser Auseinandersetzungen – zu Umweltfra-gen, zu urbanen gegebenheiten/Realitä-ten, Ideen zu Möbeln und objekten und bewegen sich im eher temporären Zeit-geist des frühen 21. jahrhunderts. des-sen Schwingungen kommen der leichten, nomadenhaft transportablen, epheme-ren Anmutung von TEXTIL oft nahe. Ideen zu SoFT SpAcE wurden auch unter Berücksichtigung von Konzepten zur Nach-haltigkeit und/oder gRÜN motivierten Flächen erarbeitet. SoFT SpAcE meint

den Raum an sich, der sich auf Architek-tur, Behausung, ort oder Location bezie-hen kann. Über Übungen und Modelle zu den Themen »Magic Box«, »Zeltkonstruk-tionen« sowie »Folly // Schirm // Raumtei-ler« erarbeiteten sich die Studierenden eigene Ansatzpunkte zu Auseinanderset-zungen mit textil definiertem Raum. durch Recherche sowie das Sammeln und her-stellen von Bauelementen aus textilen Materialien wurden Möglichkeiten texti-len Bauens entwickelt. Think Tanks, das Anlegen von Ideenkarteien in Skizzen-büchern durch Zeichnungen, Fotos, col-lagen und/oder computerarbeit und die Weiterentwicklung von Formen und/oder Bildern aus den angelegten Archiven gene-rieren Mixed Media Materialitäten sowie eigene textil-basierte Techniken. Fantasie, Unkonventionalität, Fiktion oder Realismus machen die Werke der Studierenden aus.

Klimakatastrophen und Umweltschutz – die Sorge um den planeten Erde spielt im design sowohl im Einsatz von Material als auch in der Nachhaltigkeit der denk- und Erfindungssysteme von neuen design-ansätzen eine immer größere Rolle. Auch

die Allgegenwärtigkeit des Internets und der globalisierung, die immer neue Kom-munikationsplattformen erschaffen, in denen sich auch textile Systeme neu erfin-den können, durchdringen die textile Welt.

Ein sehr großer Teil eines Umdenkens in eine nachhaltige dinghafte Zukunft liegt bereits im design begründet – davon zeugen die Arbeiten der jungen design-Studierenden der hAW hamburg im department design im Studienschwerpunkt TEXTIL. Kathy Baileys eindringliche Bildmontagen einer »Softbox«, die geschützte, körpernahe Natur in tris-ten urbanen Beton-Environments ermög-licht oder eine Betthöhle von pauline Boute-leux, die von bunten Ballons getragen in den himmel schwebt, versuchen durch design gegenentwürfe zu einer gnadenlosen Rea-lität zu kreieren. Re-design und Recycling sind inzwischen einige der grundlegenden Strategien im design: janina Sticken legt ihren Schwerpunkt in die Einbeziehung von überproduzierten Materialien und entwick-elt Raumideen und Requisiten, während Nicole Kiersz puristische Raumteilerflächen aus verpackungsmaterialien webt. Anna Berberyan experimentiert mit veränderlich

pauline Bouteleux Nina Knoll

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of flux. For Lisa Walzog, too, the use or the conversion of already existing materials is imperative to her work which also embraces and integrates social and communicative aspects. She creates spaces in which com-munal knitting happens or where, because of the soft, textile environments »post-natal« lounging may take place. Social or performative communications are recur-ring features in Anja Matzkes objects and spaces: a large »fringy« and poetic umbrel-la-object in its unfamiliar appearance chal-lenges a public for reactions. Large-size linear embroideries form the first exhi-bition of a small mobile gallery space.

Interactive and re-active textile surfaces, materials and objects equipped with sen-sors, LEds or projections investigating com-munications between humans and objects and their programming and handling are all central to the works of Svenja Keune and janina Schlichte, which they have developed in close cooperation with prof. Franziska hübler (painting, computer-aided Experi-ment) as well as with the department of

Informatics of the hAW hamburg. parallel, some of the students have started to work with textiles, sound and space. Experiments with materials and design ideas, that may be visualized through painting are present in the sitting and resting furniture objects of Samira heidarinami. Lightness and folding qualities are key themes within the modu-lar textile room-divisions of Rebecca Liebe. daniela dreisigacker is working with recy-cled materials such as bicycle tubes, which she transforms into roofs with textures remi-niscent of scales or she employs used tex-tiles and weaves them into giant hammocks. She also works with conceptual ideas of »soft columns« or stretched fabric as well as with sound impacts within textile objects. Also references to forms from within nature are present in these SoFT SpAcES: Nina Knoll not only works on new ideas for swings as interior and exterior objects, she also seizes on the form of a tall overhanging sun-flower and develops concepts for cano-pies. Stefanie Tamm uses an igloo shape and unfolds it into a refined pattern-cutting construction with a zip working in a spiral.

Lena haunstetter experiments with hon-eycomb forms in relation to materiality.

Thus current textile material culture shows diverse approaches to thinking tex-tiles and to develop contemporary tex-tile design which here in its bias towards space will rethink the use of materi-als, will conceive speculative future-ori-ented forms on firm grounds of tradition and incorporate aspects of sustainabil-ity already in the design process.

renata brinkhead of Textilesdepartment design // hAW hamburg

daniela dreisigacker

introduction 9

soft spaceWorking with textile materials in a spatial dimension means first of all to employ non-monumental and often ephemeral materi-als. The use of soft and pliable matter, which can be manipulated in a textile way, or which may be a reference to textiles opens up unfamiliar perspectives and asks questions about a sense of space and future visions of a new generation of designers. how do we live at the beginning of the 21st cen-tury? What are we longing for in our living environment? The emerging works visual-ize some of these issues – they are per-ceptible commentaries on questions of the environment, on urban realities and ideas about furniture and objects. They move within the rather temporary zeitgeist of the early 21st century, whose vibes and vibrations often come close to the light, nomadic and fragile impressions of textiles.Ideas about SoFT SpAcE were also being developed with consideration to concepts of sustainability and/or gREEN motivated soft surfaces. SoFT SpAcE means the space which correlates with architecture, dwell-

ing, place or location. Through exercises and model-making with themes like »Magic Box«, »Tent constructions« or »Folly // Umbrella // partition/Room divider« the students set their own starting points about issues of textile defined space. Through research, col-lecting and making textile building elements they developed possibilities of constructing with textiles. Think Tanks, setting up indexes of ideas in sketchbooks through drawing, photography as well as collage and/or work-ing with images from the compiled archives generate mixed media materials and own textile-based techniques. Fantasy, fiction or realism constitute the work of the students.

climatic catastrophe, environment protec-tion and the worry about the planet earth have all become vital aspects of design both in employment and in the application of materials. perhaps more importantly the certainty about an environmentally fragile world now conditions and informs new and different design thinking and new ways of designing. The omnipresence of the inter-net and globalization create forever new

platforms of communication within which also textile systems can re-invent them-selves or permeate the textile world.

A large part of re-thinking a more sustain-able future already lies in design – this is shown in the works of the textile students in the design department of the hAW ham-burg. Kathy Bailey’s haunting montages of images of a »Softbox« which facilitates protected, fitted nature in dismal urban concrete environments or a cave-like bed by pauline Bouteleux, which, carried by coloured balloons, floats through the sky, attempt to counter design against an unfor-giving reality. Re-using and recycling have become vital strategies in design: janina Sticken focuses on the use of overproduced materials and develops ideas for spaces and props while Nicole Kiersz weaves pur-ist fabrics for room-divisions from packaging materials. Anna Berberyan experiments with textile walls made up of garments woven in by the users who can interchange their redundant clothes. Through this interven-tion the textile surface remains in a state

Lisa Walzog

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alles bauen kommt vom weben?

»die zürcher aus stellung zeigt eine rekonstruktion eines 1862 von semper ent worfenen schiffes: eine leichte eisenkon-struktion, mit bemalten planen verhängt. ein modernes »urzelt«, von welchem nach semper alle archi tek tur ausging.«

Berliner Zeitung, 30. 11. 2003, zur Ausstellung »gottfried Semper 1803‒1879 – Architektur und Wissenschaft« anlässlich des 200. geburtstages des Architekten im Museum für gestaltung in Zürich, 1. 11. 2003 ‒ 25. 1. 2004

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seasons box 13

seasons boxhamburg, März 2011: Eine Austausch-studentin aus Israel öffnet mir an ihrem ersten Tag in deutschland bei einem Spa-ziergang um die Alster die Augen. Es liegen noch Schneebrocken aus dem vorangegangen Winter auf den Wegen und Eisplatten schwimmen auf dem Was-ser. Sie kann ihre Begeisterung nicht ver-bergen, da sie noch niemals Schnee, Eis oder gar kalte Temperaturen, wie wir sie kennen, erlebt hat. Sie sagt mir, dass sie sich außerdem auf den Frühling freue, da sie diesen in ihrer heimat nie wahrneh-men konnte aufgrund der ständig war-men, kaum schwankenden Temperaturen.Wir Mitteleuropäer erleben immer aufs Neue alle vier jahreszeiten und leben das ganze jahr über mit Temperatu-ren von sowohl Minus- als auch plusgra-den. Sämtliche Wetterlagen durchleben wir in diesen jahreszeiten. Wir können von der Sonne verbrannt werden und vor Kälte erfrieren. oftmals beklagen wir uns über das Wetter und begreifen gar nicht,

was für ein glück wir haben, diese viel-falt der jahreszeiten erleben zu können.dadurch kam ich auf die Idee der Seasons Box. Ein Raum, in dem jahreszeiten simu-liert und erlebt werden können, in dem diese Naturspektakel wahrzuneh men und am eigenen Körper erlebbar sind.der Besucher hat die Möglichkeit, entspre-chend passende Textilien zu tragen, um das Erlebnis zu verstärken. durch textile und nicht-textile Materialien und pflan-zen soll die Simulation erzeugt werden. Im Winter soll es schneien, im herbst und Frühjahr regnen, mithilfe einer Tempera-tur-, Wind- und Wasserregulierung. ähn-lich wie sich das Institut für Raumexperi-mente des Künstlers olafur Eliasson, der sich mit physikalischen Abläufen in der Natur beschäftigt, unter das Motto »Nichts bleibt gleich« stellt, so soll auch für die Seasons Box gelten: Sie ist ein sich stets verändernder Raum, wie die Erde selbst.

jOhAnnAAnwAndEr

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faltentechnik feat. licht und schatten 15

faltentechnik feat. licht und schattenLicht ist faszinierend. Seine verschwenderi-sche Fülle in der Natur macht das Leben erst möglich. die scheinbar nie versiegen- de präsenz als künstliches Licht durch Elek-trizität hat die menschliche Zivilisation einen gewaltigen Schritt voran gebracht. Licht ist überall auf der Welt einzigartig und schön. Es gibt viele Künstler, die sich von Licht und Schatten inspirieren lassen. Licht zaubert Schatten auf natürliche oder auf ganz klar berechnete Art und Weise. durch Licht und Schatten erzeugt man eine höhen- und Tiefenwirkung, die jeder auf seine ganz persönliche Weise erlebt.

die spezielle Faltentechnik, die ich bei der Flächengestaltung meines Stoffes angewen-det habe, offenbart sich erst beim Spannen des Stoffes. durch einfallendes Sonnenlicht oder durch künst liche Lichtquellen lässt sich die Wirkung der Struktur je nach Intensität und Licht einfall noch betonen. der weiße, leichte, feinporig gewebte Baumwollstoff verstärkt das durchscheinen des Lichtes.

diese Art der Stoff- und Flächengestaltung möchte ich für das design von etwa Raum-teilern, Sonnendächern, Rollos oder Lam-pen einsetzen. der Raum soll nicht abge-schottet und zugehängt wirken, sondern durch das Licht-Schattenpiel eine leichte und unbeschwerte Note bekommen.

kAThybAilEy

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ein textiler raum entsteht. moving clothes / funguses 17

links Modell Moving clothesrechts Modell Funguses

ein textiler raum entsteht. moving clothes / fungusesder Raum Moving clothes verändert sich ständig. die gestalterische Wiederverwen-dung von textilen Materialien ist Kern der Installation. den Rahmen der Installation bil-det ein metallenes gerüst, das in begehba-rer höhe innerhalb eines Raumes aufgestellt werden kann. In das gerüst können nicht mehr benötigte, gebrauchte oder nicht mehr passende Kleidung oder haushaltstextilien hineingewebt werden. die Kleidungsstü-cke werden dazu in Längs streifen gefaltet, um sie besser “verweben“ zu können. Um dynamik und Austausch zu fördern, kann jeder, der ein Textil einwebt, sich ein anderes

herausneh men. Täglich wird von einer fes-ten position aus ein Foto aufgenommen, um die stetige veränderung zu dokumentieren.

Als ein Modell für Nachhaltigkeit hat mich das cradle-to-cradle®-design-Konzeptvon Michael Braungart und WilliamMcdonough überzeugt.

Übersetzt bedeutet der Begriff »von der Wiege bis zur Wiege« und will so aussagen, dass jedes produkt so gestaltet werden sollte, dass seine Bestandteile wiederver-wertbar sind. Nach Braungarts Terminolo-gie ist Abfall gleichzusetzen mit Nahrung. Alle produkte werden als Nährstoffe ange-sehen, die in biologische oder technische

Kreisläufe fließen. Seiner Meinung nach ist die derzeitige praxis, Nährstoffe nicht zu recyceln und damit viel wertvolles wieder-verwertbares Material zu verlieren. diesen pro zess bezeichnet er als downcycling, z. B. beim Recycling von plastikflaschen, die oft nur zu parkbänken aus minderwertigerem Material werden. Langfristig geht es darum, produkte für geschlossene biologische und technische Kreisläufe zu entwickeln, um in Zukunft keinen Abfall zu produzieren1.

die Installation Moving clothes weicht von den Kriterien des cradle-to-cradle®-grundgedanken ab, da Kleidung nicht zurückgenommen wird, um daraus neue Kleidung herzustellen. Lediglich eine län-gere Nutzung vorhandener Kleidung, geför-dert durch Austausch und eine gemein-nützige Nutzung, wird angestrebt.

Meine zweite Arbeit, die Schirmkons truktion Funguses, könnte dagegen im cradle-to-cr-adle® verfahren produziert und hergestellt werden, denn der Stoff für die Bespannung und die Schirmkonstruktion würden als Roh-stoff zurückgenommen und neu verarbei-tet. Für die Bespannung bietet sich der Stoff Returnity®2 an, der dann rückstandsfrei seiner Wiederverwertung zugeführt wird. der Schirm ist einem Waldpilz nachempfun-den und soll einem analogen Lebenszyklus folgen. Nicht das Material des Schirms wird verkauft, sondern lediglich dessen Zweck: das Schattenspenden und darunter Sitzen.

AnnAbErbEryAn-lEnk

1 braungart.com/visiondE.htm, am 16. 6. 2011 2 Returnity ist der weltweit erste, wiederver-wertbare, Flammhemmendstoff aus Trevira cS. dank eines speziellen umweltfreundlichen, che-mischen optimierungsverfahrens wird Trevira cS cradle-to-cradle® fähig. returnity.at/, am 16. 6. 2011

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hannes. handmade 19

hannes. handmade der Trend der »handmade-Bewegung« hat seinen Ursprung in den USA und beschreibt die Leidenschaft für Selbstgemachtes und Selbermachen. Überall können die Kunden selbst hand anlegen und ihrer Kreati vität freien Lauf lassen. Immer mehr kleine Läden, die ganz genau auf die Wünsche ihrer Kun-den eingehen. das Motto dieser geschäfte ist »Klasse statt Masse«. durch diese Bewe-gung entwickelt sich eine neue, alternative ökonomie mit ganz eigenen Strukturen und Marktmechanismen.

holm Friebe und Thomas Ramge beschrei-ben diese kleine »Revolution« in ihrem 2008 erschienenen Buch »Marke Eigenbau« so: »Wo die listenreiche und verstreute Revo-lution des Selbermachens zuschlägt, ver-ändert sie die Spielregeln von Arbeit, pro-duktion und Konsum. Ihre vorboten sind boomende Webplattformen für handge-machtes, neue Märkte für hochwertige und ökologische produkte zu fairen preisen, die wachsende open Source-Bewegung und die Renaissance der Manufakturen.« die »handmade-Bewegnung« ist so unter-schiedlich wie ihre Techniken und produkte. hier treffen Anhänger der Arts & crafts-Bewegung, so genannte cyber punks, Linksalternative, hausfrauen, designer/innen, Künstler/innen, Bastler/innen, Alt und jung aufeinander und finden ihren Konsens im Selbermachen. Es wird gestrickt oder gemalt, gesägt oder geleimt, genäht oder ge druckt – hautpsache, es ist selbstge-macht, ein Unikat und kein Massenprodukt.

Es finden regelmäßig in fast jeder großen Stadt community-Treffen, parties, Work-shops und weitere Events statt, in ham-burg etwa »das Kulturhaus LoKAL«.die lange geschichte des Strickens hat seit etwa 5 jahren einen Neuzugang: guerilla Knitting, Knitting graffiti und

viele weitere – ein neuer Trend zum öffent-lichen Stricken. das Ziel jener neuen Bewe-gung spiegelt sich darin wieder, die eigene Umgebung zu verschönern, etwas Außer-gewöhnliches zu schaffen, die grenze zwischen Kunst und handarbeit zu ver-wischen und Aufmerksamkeit zu gewinnen.

durch das Entdecken dieser neuen Strickbewegung habe ich eine vorliebe für das Stricken entwickelt und die pas-sende Aufgabe für mein Semesterthema gefunden. vom »normalen« Stricken bis hin zur Strickliesel bin ich schlussend-lich beim Strickhannes angekommen.

Man kann ihn sich als großen Bruder der Strickliesel vorstellen, denn er hat einen durchmesser von circa 20 cm. Mit ihm kann man größere Schläuche stri-cken und gröberes Material verwenden.

da mein gestrickter Schlauch dehnbar und flexibel werden soll, benutze ich jer-sey-Stoff, den ich in Streifen schneide und aneinander knote. der lange gestrickte Schlauch soll anschließend gefüllt werden. diese Art des Strickens empfinde ich als eine der schönsten Techniken, weil man viel mit der Farbe des Stoffes und dem Füllm-aterial spielen kann. da die Maschen sehr grob sind und beim Füllen des Schlauches das Füllmaterial sicher zu sehen ist, kann man dadurch eine spannende Komposition schaffen. Ich will daraus eine Art Sitzgele-genheit flechten und verschiedene punkte an Wand und Boden spannen oder fixieren, sodass es eine Ecke oder einen platz im Raum zu einem »Soft Space« verändert.

PAulinEbOuTElEux

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gehen / bleiben 21

materialien Tischtennisbälle, Acrylglas, Seide, drahtseile, holz, gewichte, Bass Shaker

dAniElAdrEiSigACkEr

gehen/ bleibenZwischen decke und Boden sind meh-rere Schienen waagerecht eingespannt. Sie haben je ein Loch und auf ihnen ruhen Tischtennisbälle. Eine transpa-rente Seide umhüllt die Konstruktion.Am Sockel ist ein besonderer Lautspre-cher angebracht, der Basstöne in vibratio-nen umwandelt. Über ihn wird eine Klang-collage aus Basstönen im Rhythmus auf den Boden fallender Tischtennisbälle gespielt, die die Installation vibrieren lässt. die Fre-quenz der Töne ist abgestimmt auf die Resonanz der gespannten Seile bei einem bestimmten gewicht des Sockels und einer vorgegebenen Raumhöhe. die Kugeln ge raten in Bewegung und wandern nach und nach über die Schienen nach unten.

die Arbeit visualisiert das, was sonst nur spürbar oder hörbar ist. Ich habe die »mecha nischen Eigenschaften« der Töne genutzt, das heißt, es werden die vib-rationen visualisiert, die durch Bass-töne mithilfe des Lautsprecherserzeugt werden können. Im gesamten entsteht dann ein brummender und klackender geräuschteppich.

die Arbeit wirkt ruhig und zart. die Töne und die Bewegungen der Bälle sind mono-ton, doch manchmal überrascht das plötz-liche »Klack« eines fallenden Balls.herzlichen dank an prof. Thomas görne.

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all my eyes 23

all my eyeshamburg, germany, May 2011, »Kunst-halle«. I am looking again and again at the painting »Wanderer above the Sea of Fog« of german artist caspar david Friedrich (17741840). Without trying to interpret the combination of signs in the picture, I’m examining it as it is. I’m looking at the figure of the man in the painting. The man gives the feeling that he is lost in himself, and for a moment I’m getting lost inside myself.

The picture interests me, it has some-thing compulsive. The more I observe it, the more I get carried away with the dreamy, dazed and quiet mood of the pic-ture. The feeling between acute anxie-ties and hypnotic sensations, between waking and sleep fantasies, witchcraft.

The value of »meditation« or »contempla-tion« is very important for me. visual obser-vation is not skimming; observation means breaking elements that make up the image and at the same time follow in the inter-nal kind of way, after re-connecting them to a new personal and meditative system of the viewer. I watch people watching and I’m satisfied with the feeling that this is an experience of mystery and meditation.

For a long time I have been consistently focused on landscape. This act of collect-ing forms derives also from my interest in the japanese origami art, while the repeti-tion and serialization in the work is remi-niscent of the conceptual use of the grid. To observe natural terrain with an architect’s eye, focusing on the uneasy relationship between humans and their environment.

The natural world and the human beings interest me. I am trying to figure out this exploration of how the human understands nature. history can tell about different ways people explained the natural world. I am fas-cinated and inspired by these discoveries that cannot be proved easily, that are some-times controversial, personal and intuitive.

I would like the spectator of ALL My EyES to be caught by the play of the sur-faces, the hollow and the solid; I would like the spectator to experience a stimu-lated landscape whose scale oscillates between the infinitesimal and the colos-sal. In a world where distance is abolished by speed of travel (real or virtual), I want to offer space with extraordinary topo-graphy, where it feels good to get lost.

liATEiTAn

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there‘s no place like home 25

SArAhhAnCkE

there’s no place like homecamping gehört schon seit jahrzehnten zu einer ganz besonderen Art des Urlaubs-vergnügens, wir benutzen unsere high-Tech-Zelte zum gemütlichen Entspannen in der »Wildnis« – zum Überleben in freier Wild-bahn wird das gemeine Zelt eigent lich nur vom Militär und Expeditionsfans benutzt. camping bedeutet, all seine gewohnhei-ten etwas zu reduzieren, aber nicht auf den Luxus zivilisierten Le bens verzich-ten zu müssen. Warum also nicht auch ein Stück mehr »Zuhause« mitnehmen?

Neulich erzählte mir eine Bekannte, wie sehr sie es auf Festivals hasse, dass ihr Zelt von

innen so langweilig und neutral aussehe. Als Abhilfe habe sie dann poster aufge-hängt, aber so schön wie Zuhause wurde es irgendwie trotzdem nicht. »Es ist nirgends schöner als daheim!«, wusste schon doro-thy aus »der Zauberer von oz« – und wenn ich mich an die Familien-campingausflüge erinnere, dann hatte sie verdammt recht!Ich begann mich zu fragen: Was braucht ein Zelt, um nicht nur MEIN Zelt zu werden, sondern auch noch wie dAhEIM zu sein?

Nach diesem grundgedanken habe ich meine Zeltkonstruktion gebaut: ein einfa-ches Zelt, das von innen in groben Skiz-zen mein Zimmer zeigt und jederzeit mit

neuen »Möbeln«, »Nippes« und »postern« erweitert werden kann. Alles was dazu benötigt wird, sind ein Stift und etwas Zeit. Mein Zimmer ist so wandelbar wie ich selbst und beinhaltet alle gegenstände die unbedingt in meine vier Wände gehö-ren, damit ich mich dort heimisch fühle. Irgendwie wurde der skizzierte Raum jedes Mal, wenn ich ihn anschaute, voller und immer mehr mein chaotisches Zimmer.

das Ergebnis ist ein recht intimer Raum, ähnlich wie in Tracey Emins Zelt -konstruktion »Everybody I ever slept with (19631995)«: Ein kleines Stücköffentliche privatsphäre.

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six-sided 27

six-sidedIst es nicht so, dass die Natur der beste Baumeister/Architekt ist? Betrachtet man beispielsweise das Bienennest mit seinem Wabengebilde, das zur Aufzucht von Lar-ven und zur Lagerung von honig und pollen dient, so ist die Wabenstruktur aus Sechs-ecken »der ideale Kompromiss zwischen Flächeninhalt und minimalen Bauaufwand«1. die Bienenlarve hätte zwar in einer run-den Zelle mehr platz, jedoch würden zwi-schen den Zellen hohlräume entstehen. Im gegensatz dazu ist das Sechseck die ide-ale Figur, die mit der höchsten Eckenzahl auch eine komplette Fläche bedecken kann. Somit entsteht eine optimale Raumausnut-zung bei einem größtmöglichen platz für die Larve2. Nicht zu vergessen ist natürlich auch die Stabilität, die durch das verhält-nis von Wandmaterial zu volumen bei einem Sechseck optimal ist. deswegen werden sechseckige Formen auch häufig bei Kons-truktionen zur Stabilisierung verwendet3. So entwickelte Richard Buckminster Fuller auf einem ähnlichem prinzip basierend die Tech-nologie der geodätischen Kuppeln weiter4.

doch ist wirklich die Biene für diese ide-ale mathematische Konstruktion der Wabe verantwortlich? ja und nein. Es ist viel-mehr eine Kombination von der Bauweise der Biene und dem Bienenwachs, denn zu Beginn ist die Bienenzelle nicht sechs-eckig. Zuerst baut die Biene eine Röhre. das Bienenwachs erwärmt sich durch ständi-ges Arbeiten daran auf etwa 40 grad cel-sius. dadurch zerfließen die Röhren und es entsteht ganz von allein eine sechseckige Zelle5. Allein die größe der jeweiligen Zelle gibt der Königin eine Information darüber, ob sie ein befruchtetes oder ein unbefruch-tetes Ei hineinlegen soll. durch Ertasten erhält sie die nötige Information. Aus die-sem grund ist die Wabe nicht nur Kinder-stube, sondern auch Informationsträger6.

So ist die von der Natur erschaffene Bie-nenwabe von grund auf raffiniert. Für mich strahlt sie durch ihre perfekte Symmetrie so viel Eleganz und Schönheit aus, dass ich sie mir als vorbild für Six-Sided genom-men habe. der grundgedanke ist, ähnlich wie bei einem Bienennest, einen Lebens-raum zu schaffen, der viele Aspekte unter

einem dach vereint. Zum Einen das Erschei-nungsbild, das bei Six-Sided im vorder grund steht. die aneinander liegenden Sechsecke sollen an die Bienenwabe erinnern und doch ihre eigene Sprache entwickeln. durch ver-teilte sechseckige Fenster dringt Licht in das Bauwerk und erzeugt in dem Innen-raum durch Licht- und Schattenspiele eine lebendige Form. Zum Anderen steht das Leben in der gemeinschaft an jedem belie-bigen ort im Blickpunkt, sei es zwischen Bäumen oder hochhäusern. Ein wabenähn-liches Bauwerk in den ästen eines Baumes mag wahrscheinlich weniger ungewöhnlich erscheinen, als ein solches in einer groß-stadt zwi schen hochhäusern. doch in bei-den Fällen ist Six-Sided, ähnlich wie die Bienenwabe, eine Rückzugsort und Lebens-raum in einer lauten, nie stillstehenden Welt.

lEnAhAunSTETTEr

1 wdr.de/tv/kopfball/sendungsbeitraege/2010/0103/bienenwaben.jsp, am 14. 5. 20112 geo.de/gEolino/kreativ/56260.html, am 14. 5. 20113 uni-protokolle.de/Lexikon/Wabe.html, am 14. 5. 2011

4 Konstruktionen von sphärischen Kuppeln mit einer Substruktur aus dreiecken. 5 wdr.de/tv/kopfball/sendungsbeitraege/2010/0103/bienenwaben.jsp, am 14. 5. 2011

6 suite101.de/content/bienenwaben-aus-wachs-sechseckiges-wunderwerk-a98092, am 14. 5. 2011, nach: jürgen Tautz: phänomen honigbiene. Spektrum Akademischer verlag, 2007

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sonnenanbeter 29

SAmirAhEidArinAmisonnenanbeter Wer kennt es nicht – man ist im wohlverdien-ten Urlaub am Strand und möchte einfach nur abschalten und sich erholen. Erreicht man den Strand – Schock! – weit und breit kein platz. die besten plätze wurden natür-lich reserviert. gemütlich am Strand lie-gen – das ist doch nicht zu viel verlangt? !Was also tun, wenn man sich an einem überfüllten Strand befindet? In einem sol-chen Fall würden viele die Flucht ergreifen. doch der »Sonnenanbeter« wirkt diesem problem entgegen. gegen den platz-mangel, der an vielen Stränden herrscht, muss etwas unternommen werden!

der »Sonnenanbeter« ist für das Son-nen und Entspannen am Strand gedacht. Er besteht aus gestapelten Kreisen, jeder Kreis ist für eine person geeig-net und etwa 1,50 m hoch. Beide Seiten des objektes werden an einem Ende mit einem Stab im Sand befestigt. damit lässt sich das objekt zur Sonne ausrichten.

In gewissem Sinne ist der Sonnenanbeter auch nachhaltig. denn meine Absicht ist es, die Sonnenenergie im Sinne der ausge-schütteten glückshormone und auch mit-hilfe integrierter Solarzellen bestmöglich

zu nutzen und von Materialien gebrauch zu machen, die recyclingfähig sind. Nicht zu vergessen ist die schöne Aussicht, die man von oben hat. Interessant sind auch die Windverhältnisse dort. Es weht ein kühles Lüftchen und dennoch bekommt man kei-nen Sand in die Augen, auch vom lästigen Sand im handtuch bleibt man verschont.

das projekt fördert den Zusammenhalt und regt zum Kommunizieren an, nicht nur am Strand: der Sonnenanbeter könnte über-all, wo es eine große Ansammlung von Menschen gibt – beispielsweise in Flug-häfen, in großen Einkaufszentren, hotels oder in der Innenstadt – angebracht und dort genutzt werden, um sich auszuru-hen, zu sitzen, zu warten, zu lesen oder um endlich Menschen anzusprechen, die man häufig sieht, ohne sich mit ihnen zu unter-halten. Mein objekt könnte man etwa im hof eines Wohnungskomplexes aufstellen, damit sich die Bewohner besser kennen-lernen, denn leider kommt es heutzutage vor, dass man seine Nachbarn nicht kennt. die Farbe des objektes kann der Umge-bung entsprechend ausgewählt werden.

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the unexpectable me 31

the unexpectable me»Wird der geist vollständig von Außenreizen abgeschirmt, stellen sich bald halluzinati-onen und ein verändertes Bewusstsein ein.«1

john c. Lilly, ein amerikanischer Neurophy-siologe, beschäftigte sich in den 1970er jah-ren intensiv mit dem menschlichen Bewusst-sein. Er entwickelte den »Isolations tank« zur sensorischen deprivation, zur völli-gen Abschottung aller Sinnesorgane.2

dass das herbeiführen besonderer Erfah-rungen immer noch ein aktuelles Thema ist, zeigt das projekt »devices that alter the ordinary« von The green Eyl mit Studieren-den der hfK Bremen in 2010. Ein projekt-ziel war die verwirrung von gehirnhälf-ten. dazu stellten sie einen Kopfhörer her,

der die Reize des eigentlich linken ohrs an das rechte führte und eine Brille, die eben-falls das Bild der Augen vertauschte.

In meinem Masterprojekt beschäftige ich mich sowohl mit der menschlichen Wahrneh-mung als auch mit der Beeinflussung von Emotionen. In einem kleinen textilen Raum sollen unterschiedliche Stimmungen erzeugt werden. Eine ähnliche Absicht hatte der Künstler Bruce Nauman im jahre 1972. Nau-man wollte mit seinen Werken Erwartun-gen und verhaltensmuster durchbrechen, um irritierende bis schockierende Stimmun-gen zu erzeugen. Wenn sich ein Mensch in Naumans langen dunklen Korridor begab, wurde er meistens von einem grünen Licht am Ende des ganges angezogen. da der

gang zum Licht hin aber immer enger wurde, gab es irgendwann kein Weiterkom-men mehr. der Mensch blieb stecken.3

Meine Absicht ist nicht das Schockie ren, sondern das Lenken in unterschiedliche Stimmungen. Wie schnell lassen sich Emo-tionen künstlich herbeiführen, nur durch die Kommunikation mit einem objekt? Funktio-niert das, wenn keine grinsenden Kuschel-tiere oder schleimigen Mons ter zum Einsatz kommen? gibt es Unterschiede im verhal-ten, die sich durch Alter, geschlecht, Berufs-zweig oder andere Merkmale erklären las-sen? Welche Mittel sind besonders wirksam? Wie gehen die Besucher mit dem Raum um? haben sie Mut, sich auf ihn einzulassen?

1 wikipedia.org/wiki/Sensorische_deprivation, am 16. 6. 20112 wikipedia.org/wiki/john_cunningham_Lilly, am 16. 6. 20113 faz.net/artikel/c30997/installationen-von-bru-ce-nauman-der-raum-den-meine-seele-verlassen-hat-30157839.html, am 16. 6. 2011

links der Raum als eine andere Welt, als Simu-lator, als portables Schneckenhaus, als Kopfkino oder als Körpererweiterung.oben Raum mit interaktiven oberflächen.

SvEnjAkEunE

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majikiri. selbstverständlich, nachhaltig 33

materialien Baumwolle und plastikfolie

niCOlEkiErSzmajikiri. selbstverständlich, nachhaltig das Material ist eines der wichtigsten gestal-tungselemente eines produktes, neben sei-ner Form. der designer kann den Schritt der Materialwahl nicht umgehen, sondern ist gezwungen sich damit auseinander zu setzen, welches Material welche Wirkung auf den Betrachter und den potenziellen Käufer hat. Welche Emotionen löst welches Material aus, welcher Sparte ist das pro-dukt durch die Materialwahl zuzuordnen?

Momentan scheint aber die Material-herkunft viel wichtiger zu sein und ich stelle fest, dass produkte mit den Begrif-fen »Nachhaltigkeit« oder »sustainabi-lity« sich anscheinend besser verkau-fen. doch sind wir nicht langsam an dem punkt, wo Nachhaltigkeit zur Selbstver-ständlichkeit werden muss und nicht als Werbeaufdruck benutzt werden sollte?

So spielt der punkt der nachhaltigen Mate-rialwahl in meinem projekt »Majikiri« (jap.: Raumteiler) eine wichtige Rolle. Ein all-gegenwärtiges Material kam mir dabei zu neuem Bewusstsein: die plastiktüte.

deren falsche Entsorgung verschmutzt die Umwelt enorm, sie ist biologisch kaum abbaubar. viele plastikfolien überleben nicht nur den Einkauf, sondern überdau-ern in kleinsten Bestandteilen mehrere jahre! Es gibt Einkaufstüten, die aus Folien aus polyethylen (pE) hergestellt werden, die Stärke enthalten. Während die Stärke jedoch biologisch abgebaut werden kann, sind feine pE-partikel zu groß, um abge-baut zu werden und bleiben zurück.1 Sie sind neben anderem Kunststoffabfall ver-antwortlich dafür, dass der »plastiktep-pich«, zum Beispiel im pazifik, Tierleben kostet und dadurch das ökosystem aus dem gleich gewicht gebracht wird. Erschre-ckend ist die Tatsache, dass es mittlerweile

mehr plastik im Meer gibt als plankton.2 Keinesfalls selbstverständliche Zustände, die durch nachhaltige Ideen und Absich-ten definitiv verändert werden müssen.

So wurde die plastikfolie zu meinem Mate-rial für das größere projekt »Maji kiri«. der haken an diesem Raumteilerprototypen ist aber, dass er zu nicht mehr als 50% aus wiederverwendeten plastikfolien aus dem großhandel besteht. Zugang zu den plas-tikfolien habe ich durch meinen Freund gefunden. der andere Teil besteht ebenfalls aus plastikfolien, die ich jedoch aus Zeit-gründen wider den nachhaltigen gedan-ken kaufen musste. Im Idealfall hätte ich mir bestimmte Betriebe ausgesucht, die generell sehr viel plastikfolien entsorgen.

Inhaltlich problematisch wurde für mich aber insbesondere, dass der Begriff der Nachhal-tigkeit meiner Ansicht nach ausgedient hat. produkte, die diese Idee in den vordergrund stellen, verlieren für mich an Reiz. Arbeit mit Materialien, die wiederverwendet werden, ist keine Innovation unserer Zeit. Betrach-tet man die geschichte der Wiederverwen-dung, so war der ökonomische Aspekt wich-tig, und erst seit einigen jahren rückt die Nachhaltigkeit in den vordergrund. Nachhal-tigkeit ist für mich ein Werkzeug, wie eine Nähma schine, mit der man zwei Stoffe mit-einander verknüpfen kann. Kaum einer wird heute fragen, wie zwei Stoffe zusammen-genäht worden sind – diese Art der produk-tion ist in unserer Zeit selbstverständlich. Nachhaltigkeit kann auch eine Selbstver-ständlichkeit sein. Als Moralapostel möchte ich mit meinen Arbeiten nicht dastehen.

1, 2 greenaction.de/beitrag-13185, am 3. 6. 2011

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momente.elemente 35

ninAknOllmomente.elemente der Mensch versucht sich mit der gegen-wart auseinanderzusetzen, indem er die vergangenheit aufarbeitet und sich an der Zukunft orientiert. das Leben gliedert sich in aneinandergefügte Momente. dieses gefüge baut sich ständig aus. Es wendet sich hin und her. Es verbiegt sich. Es ist stark und schwach zugleich. diese emo-tionalen Momente nimmt man wahr. Sie sind greifbar. Sie bleiben da. Sie erfreuen oder machen traurig. Mal sind sie wichtig, mal banal. das Leben ist im übergreifen-den Sinne eine Konstruktion, in dem sol-che Momente die kleinen Elemente sind. Und wir, die Menschen, sind die »gestal-ter« dessen, was wir »Leben« nennen.

dieses Konstruktionsprinzip kann man auch auf design anwenden. Alles braucht einen Anfang, eine Entwicklung und somit

ein Ende. So auch meine hängenden Sitz-objekte. Ich habe vieles auspro biert und wurde in meiner Arbeit von verschiede-nen Menschen beeinflusst. Aber durch die hängenden Sitzobjekte möchte ich meine eigenen Erfahrungen wiedergeben. das Konzept der Momente.Elemente ent-wickelte sich nach und nach, mit jedem Moment und jedem Element weiter.

die gestaltung der hängenden Sitzob-jekte ist emotional, aber insgesamt funk-tional. die Modelle haben eine ovale gesamtform, die aus Fiberglasstäben, schwarzem gummischlauch, weißer Wäscheleine und durchsichtiger Trimmer-leine besteht. diese Elemente wurden zusammengesteckt oder angeknotet.

diese hängenden Sitzobjekte bilden Rück-zugsorte. In ihnen sitzend, verspürt ein Mensch das gefühl von Schutz und gebor-

genheit, ohne dabei eine wirkliche räumliche Abgrenzung um sich zu haben. der Schau-kelprozess gibt dem Menschen einen men-talen Schutzraum und soll den Benutzer der hängenden Sitzobjekte ablenken. Sich für einen Moment auf die Schaukel bewegung zu konzentrieren kann viele positive Emotionen hervorbringen. diese Emotionen können vie-les sein – Freude, Freiheitsgefühl, glückge-fühl, geborgenheit, sich treiben lassen, Luft schnappen, Trancegefühl, Fliegen wollen …

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textiles gehört gesehen 37

textiles gehört gesehen»Nicht sehen können trennt von den dingen, nicht hören können von den Menschen«.1 Wie schon der philosoph Immanuel Kant den hör- und Sehsinn in einem Satz ver-einte, so möchte auch ich in meinem objekt die beiden Sinne zusammenfüh-ren und dadurch ihre Wichtigkeit, ihre Bedeutung zum Ausdruck bringen.

»der hörsinn ist einer der ausgepräg testen und zugleich am wenigsten erforsch ten Sinne. dabei ist hören grundlage der Kom-munikation, des Lernens und verstehens.«2 das gehör dient uns unter anderem zur Schallorientierung. »obwohl unsere Sehfä-higkeit besser als unsere hörfähigkeit dazu geeignet ist, objekte zu identifizieren, so sehen wir die objekte oftmals nur deshalb, weil wir unsere ohren dazu benutzt haben, um den Augen die richtige Richtung zu weisen.«3 Ausschlaggebend für mein texti-les objekt ist, dass wir über den hörsinn auf emotionaler und sozialer Ebene beeinflusst werden. Über das Auge nehmen wir visuelle Reize auf, die von unserem gehirn zu Bil-dern verarbeitet werden. Licht ist voraus-setzung für die Funktionalität unseres Seh-sinnes. der Mensch nimmt »ca. 80 prozent aller Informationen über die Augen auf.«4

Textiles mit Sehen und hören zu vereinen ist der Anspruch, den ich mir für meine Arbeit gestellt habe. Textilien und textile Mate-rialien können zwar über alle fünf Sinne wahrgenommen werden, doch steht für mich zunächst das Betrachten des Textils im vordergrund. das gehör durch Mate-rial, welches textilen Ansprüchen ent-spricht, visuell darzustellen und die Not-wendigkeit des Lichts für den Sehsinn in meine Arbeit zu integrieren, ist meine Lösung für die vereinigung von Textilem mit hören und Sehen in einem objekt.

Als vertreter des hörens dienen in meiner Arbeit Kopfhörer. Ihre Funktion als Klang-übermittler und die Materialität des bieg-samen weichen Kabels ermöglichen eine verbindung des Sinnes, des Textilen und der textilen verarbeitung. Als Lichtquelle dient eine LEd Lampe, welche sinnbildlich für das Sehen steht. Eine harmonie zwischen den beiden Sinnen und ihre Abhängigkeit zuei-nander werden in meinem objekt deutlich.

1 Immanuel Kant. Auf: auditiv-verbale-erziehung.de/gehoer.htm, am 14. 6. 20112 orange-sinne.de/hoeren.html, am 14. 6. 2011

3 Zimbardo & gerrig: psychologie. pearson Studium, Seite 1294 orange-sinne.de/sehen.html, am 15. 6. 2011

AnnE-kAThrinkühnEr

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Quadro / light flower. raumteiler mit zukunft 39

ganz links Raumteiler-Stecksystem »Quadro«links Einzelelemente für Raumteiler-System »Light-Flower«

Quadro / light flower. raumteiler mit zukunftder grundgedanke bei diesem Entwurf ist das verbinden einer einfachen, quad-ratischen Form mittels Stecksystem zu einem dem individuellen Bedürfnis ange-passten Raumteiler. der Raumteiler kann als schwebendes objekt an der decke oder an der Wand befestigt werden.

Quadro ist ein Raumteiler, der in der gegen-wart flexibel und individuell genutzt wird und der Zukunft nicht schadet. das Material ist Karton, welcher recycelt werden kann. Er ist stabil und doch verhältnismäßig leicht, somit also gut zu transportieren und aufzuhängen. Er kann auf unterschiedliche Weise bearbei-tet werden um eine optische veränderung zu erhalten, z.B. durch Siebdruck, Malerei oder gravur. durch eine leichte Abwandlung der einzelnen Elemente entstand der drei-dimensionale Entwurf Light Flower, der mit einer oder mehreren Lichtquellen eine ein-zigartige Anmutung erhält. die Kombination der individuell bearbeiteten Karton-Einzel-teile mit der funktionalen Anwendung füh-ren bei dem Raumteiler zu einer ungewöhn-lichen und individuellen Formensprache.

rEbECCAliEbE

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projektname 41 mobiles kunsthaus. mein haus, meine haut 41

Dies haus ist mein und doch nicht mein.Dem’s vor mir war, war’s auch nicht sein.Er ging hinaus, ich ging hinein.nach meinem tod wird’s auch so sein.

Spruch an einem Fachwerkhaus

AnjA mATzkE-SChubErT

mobiles kunsthaus.mein haus, meine hautIn Zeiten der Kürzungen von finanziellen Mitteln im kulturellen Bereich und Schlie-ßungen von Museen oder Teilen der Kunst-halle bietet das Mobile Kunsthaus einen kompakten, transportablen und alterna-tiven Ausstellungsraum für Kunstschaf-fende in hamburg. gefüllt mit wechselnden Ausstellungen und Installationen kann das Mobile Kunsthaus an verschiedenen, rege frequentierten orten in hamburg aufge-stellt werden und von hamburger Künst-lern gestaltet und bestückt werden.

durch das Mobile Kunsthaus erreicht die Kunst wieder eine breitere öffent lichkeit. die Not der Künstler, einen Ausstellungs-raum zu finden, wird gemildert und die Museen können getrost geschlossen werden.

die erste Installation im Mobilen Kunst-haus »Mein haus, meine haut« beschäf-tigt sich mit Erinnerungen, die in geleb-ten häusern gespeichert sind wie auf der haut eines Körpers. das haus steht hier

für den mensch lichen Körper, die Seele und das Selbst. gestickte Umrisse von Men-schen in verschiedenen Situationen, die perspektiven wechseln je nach Bedeutung der Bilder, alles schmilzt in einem Netz von schwarz gestickten Linien zu einer Tex-tur zusammen, mit verschiedenen Anfän-gen und Enden, die wie mehrere geschich-ten im Inneren des Kunsthauses gleichzeitig verlaufen. der weltliche hausspruch (siehe oben rechts), der außen um das haus her-umführt, weist auf die vergänglichkeit des Menschen im verhältnis zu einem haus hin. vor uns hat hier schon jemand gelebt und nach uns werden andere hier leben. Man sollte sich selbst nicht zu wichtig nehmen.

Weitere Installationen im Mobilen Kunst-haus von verschiedenen Künstlern an verschiedenen orten sollen folgen.

materialien holz, Nessel, Stickgarnmaße B 120 cm x T 120 cm x h 220 cm

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tension 43

tensionWithin my art I find the history of the mate-rials far more interesting than the sustain-ability ideology it might bestow. I do think about the effect the materials I use in my art may have on the environment, however, in the creating of art it is virtually impos-sible not to contribute if not a tiny bit to the destructive nature our society has on the earth. In my current projects I am using items that I found either at a flea market or in the trash as a basis for my inspiration. I let the material form what I create instead of forcing a material to do what I want to see.

After using hamburg’s vast port and mod-ern architecture as a basis for my art I have created multiple models using sec-ond hand materials that I gathered from the Sunday morning Flohmarkt. Focus-ing primarily on the use of line, I created this free standing form utilizing the mate-rial for both the simplistic and relaxed nature of the thread, as well as the ten-sion that is created when combining thread and wood dowels in such a way.

My art could easily be misinterpreted as sustainable, but like everyone else I feed into the economic flow of mass production and

thrive off of easy accessibility. I would call my art more repurposed than sustainable. My enthusiasm for repurposing material and not overusing raw materials is more about adding to the history of those objects rather than »going green«. When I create an art piece with different used articles of cloth-ing I like wondering who wore that cloth-ing before I got a hold of it? Each of these objects have a life of their own, whether it is long or short and I enjoy adding to that life.

STEPhEn PrEuSCh

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soundglocke 45

soundglockeSchallwellen, Klänge, Bässe, vibrationen. Musik die mich in jeder Stunde, Sekunde und Minute begleitet, war Auslöser für ein projekt, dass sich mit Musik beschäftigen sollte. hinsichtlich der Aufgabenstellung, die menschlichen Sinne in textile Arbeiten miteinfließen zu lassen, habe ich mich mit dem Thema hören und Musik beschäftigt.

Begonnen habe ich mit ein paar kleineren Experimenten, bis ich dazu überging die geräusche, die Textilien, Reißverschlüsse und Scheren erzeugen, aufzunehmen und zu einem Song und einem Film zusam-menzuschneiden. dazu kam die Idee, den Sinn des hörens durch ein objekt erfahr-bar zu machen, das es möglich macht, die Soundarbeit abzuspielen. daraus ent-

standen ist eine glocke aus gefalteten papierstücken, die zusammen eine Ein-heit ergeben. gedacht ist diese Konstruk-tion als nahezu raumfüllendes decken-objekt, unter dem man sich aufhalten und die Klänge der integrierten Musikbox wahr-nehmen und auf sich wirken lassen kann.

AnnA-lEnA rOhbECk

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[plusminus]space 47

[plusminus]space»die beste Art die Zukunft vorauszu sagen,ist sie selbst zu gestalten.«Alan Kay

das Zitat von Alan Kay könnte das Lebens- motto eines jeden designers sein. das derzeitige Entwicklungs- und Forschungs-potential an der Schnittstelle von design und Technik ist sehr zukunfts-weisend. Es ist ein neuer Arbeitsbe-reich, der dazu einlädt, digitale hilfsmit-tel zu nutzen, um die Attraktivität von Lebens- und Wohnräumen zu erhöhen.

»Responsive Environments« erforschen das Feld elektronisch basierter sensib-ler Umgebungen. Anhand von eingebau-ten Sensoren sind Flächen, beispielsweise von gebäuden, in der Lage Umgebungsbe-dingungen aufzunehmen. dies kann sich in der veränderung von Form, Farbe, Licht oder Struktur äußern. Sie sind das Expe-riment einer intelligenten Symbiose zwi-schen Nutzer und seiner Umgebung. In diesem Forschungsfeld, das sich anhört wie aus einem Science Fiction entsprun-gen, feilen designer, Architekten und Inge-nieure an innovativen projekten. gerade aus diesem grunde werden interdisziplinäre Arbeitsprojekte in Zukunft an Bedeutung gewinnen, denn nur indem Menschen aus unterschiedlichen Bereichen ihr Fachwis-sen teilen, können neue Technologien ent-stehen und sorgfältig überprüft werden.Es ist naheliegend, textiles Material, das unendlich viele optisch und haptisch reiz-

jAninA SChliChTE

volle Eigenschaften besitzt und seit jeher in verbindung zum Menschen steht, zu nut-zen, um die Technologie mit Sinnlichkeit zu verknüpfen und sie dadurch zugäng licher zu gestalten. die ausgewählte Thematik für mein Bachelorprojekt habe ich anhand von aktuellen gesellschaftsentwicklun-gen überprüft. Seitdem computer existie-ren und zur sozialen Infrastruktur gehören, macht es Sinn, dass die technologische Seite in Bezug auf Kunst weiter erforscht wird. dies bringt Forschungsergebnisse aus den unterschiedlichsten Bereichen voran, zum Beispiel aus sozialen, biologischen, physikalischen und chemischen gebieten.

[plusminus]SpAcE, ist eine reagierende, intelligente und futuristische Lichtins-tallation. Ein Konstrukt, das Adaptives, Textiles und Immersives zu einem modu-laren System verbindet. »Space« steht in dieser verbindung nicht alleine für »Raum«, sondern für die Begriffe:

sENSITIvEpERSoNALacTIvEcoMpUTEReNvIRoNMENT

die Installation ist ein futuristisches Raum-objekt, auf dem eine projektion, die LEd-Lichtintensität sowie die Farbigkeit inter-aktiv durch Bewegung beeinflusst werden. die durch die LEds ausgelösten dreidimen-sionalen Lichteffekte auf den eingesetz-ten Materialien sind ein wichtiges textiles

gestaltungselement und sind optisch mit dem Thema Weltraum zu verbinden. die tex-tilen Kabel, die teilweise in die Installation integriert wurden, haben eine organische Anmutung und verdeutlichen die verbindung von Textil und Technik. die Installation soll einen Schritt in die textile Raumgestaltung der Zukunft gehen und die Möglichkeiten in der Kombination mit technischen Mitteln aus schöpfen. der Betrachter soll die Mög-lichkeit haben, sich als Teil der virtuellen und realen Welt zu sehen und dort mitzuwirken.

Mit dank an Simon Alt für seine Unterstüt-zung bei programmierung und Umsetzung.

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trimension 49

trimensiondas Licht gilt als Quelle des Lebens, es steht u.a. für vitaliät, Lebensfreude und Ener-gie. Weiter braucht Licht jedoch eine Quelle, einen Ursprung. Erst durch ein objekt ent-steht dann in Wechselwirkung eine Schat-tenfläche. der Schatten ist abhängig von diesem prinzip, einem Menschen, einem Tier, pflanzen oder eben gegenständen. Er existiert nicht einfach aus sich heraus. In einer metaphorischen Assoziationsreihe wird der Schatten oder die dunkelheit meist negativ besetzt. Anders als das Licht im philosophischen Sinne der Aufklärung, dem das Erlangen von Wissen und Selbstfin-dung zugeschrieben wird, gilt der Schatten als platz der Unwissenheit, Unterdrückung und Unfreiheit im körperlichen wie gedankli-chen Aspekt (vgl. höhlengleichnis, platon).

dies soll jedoch nicht weiter gegenstand meiner Überlegungen sein. vielmehr möchte ich in diesem Fall dem Schatten eine phy-sikalische, im gestalterischen Sinne posi-tive, Wirkung geben. Im Zusammenspiel

dieser beiden Lichtverhältnisse, hell und dunkel, lassen sich dabei vielfältige opti-ken erzeugen. So schaffen Lichtquelle und objekt ästhetische und subtile projektio-nen auf Flächen wie einer Wand oder dem Boden. In einem anderen Fall wirkt das Licht selbst gestaltend auf einen gegenstand ein, indem es durch transparente Flächen oder Aussparungen dringt und so die oberflä-che strukturiert. Abhängig von der Lichtin-tensität und Art der Lichtquelle wird so eine Schattenwirkung erzielt. hierbei unterschei-den sich zwei Arten der Schattenprojek-tion. der sogenannte »Schlagschatten« entsteht bei einer punktuellen Lichtquelle. diese Art des Schattenraums zeichnet sich durch scharfe Kanten, meist genaue pro-jektion des objektes und eine sehr inten-sive Wahrnehmung aus. Anders verhält es sich bei einer räumlich ausgedehnten Licht-quelle oder diffusem Licht. Zwar bildet sich ein Kernschattenbereich, dieser wird jedoch zusätzlich von den Seiten her vom »halb-schatten« eingerahmt. die Umrisse des projizierten objektes sind dabei unscharf.

Im Bezug auf den Raum bieten sich so durch ein Licht- und Schattenspiel vielfältige gestaltungsmöglichkeiten. Es kann einen Raum definieren und beschreiben. die Wech-selwirkung kann Räume nicht nur formen, sondern auch ihre oberflächen konturieren, betonen, kaschieren, beleben oder dämpfen, sprich eine Raumstruktur schaffen. Licht und Schatten können neue Räume und Flä-chen innerhalb eines Raumes erstellen. dies ist ganz bewusst planbar einzusetzen durch Lichtquellen wie Lampen oder aber eher indi-rekt mit hilfe des Sonnen- und Tageslichtes.

In Bezug auf meine Semesterarbeit, den Raumteiler Trimension, greifen mehre re Mechanismen der Raumgestaltung. die dreidimensionale Fläche, bestehend aus aneinander gesetzten und beweg-lichen dreiecken, unterteilt und ent-wirft den Raum. dies passiert auch durch den Schattenwurf auf Boden oder Wand, entsprechend der wandelba-ren Silhouette und Lichtverhältnisse.

jOAnA SEEmAnn

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extended space 51

extended spaceMittels einer dia-projektion installie re ich ein Raumgebilde im Raum und in tegriere es mithilfe verschiedener Tapes und Bänder dreidimensional in den Bereich der Innenarchitektur.

Für mein projekt greife ich das prinzip des Trompe l’œil auf (frz., von tromper »täu-schen« und l’œil »das Auge«). die ältesten Beispiele stammen aus pompeji. dort ver-zierten sie die prächtigen villen und dienten zur illustren Raumerweiterung an Wänden und decken. Zur Zeit der Renaissance und mit der Wiederentdeckung der perspektive lebte diese Technik erneut auf. Trompe l’œil wurde benutzt, um etwa marmorne gebäu-deelemente dort zu ersetzen, wo die Statik die Massen an gewicht nicht mehr tragen konnte. Bis heute hat sich diese Technik

gehalten. So werden nach wie vor in einem angenehmen Spiel mit Sinnestäuschun-gen hausfassaden und Interieurs optisch erweitert. humor spielt hierbei nicht selten eine wichtige Rolle. Auch Streetart-Künst-ler beziehen solche Effekte in ihre politi-schen Statements mit ein, wie zum Beispiel Banksy in seinem inzwischen vandalisierten graffitti »Maid in London«, 2006. Mit einem Wortspiel auf die Klassengesellschaft war hier täuschend echt eine Interieur-Szene mit vorhang und entprechend referierter dienstkleidung des Zimmermädchens in die Außenwelt camden Towns erweitert worden.

Extended Space überträgt diese herange-hensweise in einen neuen medialen Kon-text- durch die projektion einer Fotogra-fie. hinter einer Leinwand befindet sich ein dia-projektor und wirft das Foto rück-

seitig auf die semi-transparente, textile Bespannung. hierbei entsteht zum einen kein störender Schatten des Betrachters auf dem projizierten Bild und zum ande-ren schenkt die projektion dem Raum eine zurückhaltende, indirekte Lichtquelle.

Meine Arbeit hinterlässt den Eindruck einer visuellen, teils greifbaren, Raumerweite-rung. der Betrachter befindet sich zwi-schen projektion und Realität. durch die Tapes und die projektionen können hand und Auge die verschiedenen dimensionen erforschen: Wo geht es da hin? Was kann ich sehen? Was ist vorne? Was ist hinten? Was kenne ich? Wie wirkt es auf mich?

jAninA STiCkEn

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essbare isomatte 53

juliA SundErmEiEr

essbare isomatteWann enden körperliche Kraftreserven?

Meine projektidee wurde inspiriert durch den Film »Into the wild«, der auf einer wah-ren Begebenheit basiert und die geschichte eines Aussteigers und sein tragisches Ende nacherzählt. Es geht dabei um einen jungen Mann, der sich auf den Weg in die Wildnis Alaskas macht. Kurz vor dem verhungern isst er unwissentlich eine giftige pflanze, was schließlich leider zu seinem Tod führt.

Es muss schlimm sein, sich dem verhungern in der Wildnis ausgesetzt zu fühlen. Körper-lich beeinträchtigt zu sein ist eine herausfor-derung. Überleben bedeutet in erster Linie natürlich, etwas zu trinken zu haben. da

aber der tödliche Auslöser im Film eine vor-herrschende Nahrungsmittelknappheit und körperliche Schwäche war, gab es für mich nur eine Frage zu beantworten: Wie schaffe ich die Fusion eines praktischen outdoor-Utensils und das Mitführen von Essbarem?

die Essbare Isomatte ist nicht einfach »nur« Matte zum Schlafen, sie enthält Lebens-mittel, die austausch- sowie haltbar sein sollen. Leicht muss sie sich anfühlen und auf den Schultern tragbar sein. Sie verfügt über mehrere verschließbare Taschen, deren Inhalt grundsätzlich egal, aber eben auch leicht sein muss. daher fiel meine Entschei-dung für die Füllung auf Reiswaffeln. hier-bei geht es nicht um ein Utensil welches wir

jeden Tag als Nahrungsbehältnis einset-zen und benutzen sollen. vielmehr geht es darum: »Was mache ich, wenn es keine ver-sorgungsmöglichkeit mehr gibt und ich an ein paar Reserven heran kommen muss?«

Ich möchte einen denkanstoß für eine mög-liche Alternative geben. diese Alterna-tive könnte also fiktiv leichter fallen, leich-ter auf den Schultern eines losziehenden Aussteigers. Etwas, was denjenigen nicht belastet – allerdings ballaststoffreich ist!

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openspace 55

openspaceZurückhaltung, Reduktion und eine klare Linie sind im design sehr beliebt. Ist dies eine Möglichkeit, dem stressigen Alltag zu entfliehen und umgeben von einer kla-ren Formsprache abschalten zu können? Welche gefühle und Eindrücke entste-hen bei der Betrachtung und dem Aufent-halt in reduzierten bis sterilen Räumen?

das auf den ersten Blick geschlossene Zelt kann mit hilfe eines Reißverschlus-ses von innen geöffnet werden. der schneckenhausartige Aufbau entstand aus meiner Auseinandersetzung mit Schnecken – als Kind liebte und sammel te ich diese – und meiner damit verbun-denen Frage, wie man das haus der Schnecke unkonventionell umsetzen und verbildlichen kann. Wichtigstes Merk-mal eines Schnecken hauses ist die spi-

ralförmig gewundene Form, die dem haus einen dynamischen Ausdruck verleiht. Es bietet zudem Schutz und Abschot-tung vor unserer Umwelt, die, wie es mir scheint, immer mehr auf uns ein-stürzt und uns unsere Wege vorgibt.

Mit meinem openSpace möchte ich neben der formalen und wandelbaren dynamik ebenso die klare, reduzierte Form aufgrei-fen und einen neuen Raum schaffen, der uns Rückzug ermöglicht. dynamik und Ruhe stehen im Kontrast zueinander, viel-leicht sind dies die Teile unseres Lebens, die uns innere Balance verschaffen.

der verwandte Filz ist ein steifes Mate-rial und gibt dem objekt den notwendi-gen Stand. Möglich ist es, das Zelt durch die verwendung geeigneter Materialien auszudehnen – so könnte ein menschen-

großes Zelt entstehen. In geschlosse n-em Zustand dient es dem Schutz, öffnet man es, kann man die Natur erblicken und sich der Welt zeigen. durch den eingear-beiteten Reißverschluss ist es möglich, den grad der öffnung selber zu bestim-men. Ist es nur eine kleine öffnung, oder möchte man den ganzen himmel sehen?

Wenn es der Wahrheit entspricht, dass wir uns in klar definierte Räume zurück-ziehen um unserem Leben seine Klar-heit wiederzugeben, könnte man denken, wir wären leicht verletzbare Lebewesen – wie eine Schnecke ohne haus.

STEFAniE TAmm

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chain-worte 57

chain-wortedie Zeitung – könnten Sie sie so ansehen, als ob sie keine Informationsquelle wäre, sondern ein Stoff? Und achten Sie nicht auf den Text, worüber er geschrieben wurde, sondern wie er geschrieben steht. Achten Sie nicht auf die Bilder, was die Fotografien genau zeigen, sondern auf die Farben, die dort entstehen. Wenn Sie es nicht schaffen, kann ich gerne dabei helfen. Ich schneide das papier in kleine Stücke, damit es für Sie keine Informationsquelle mehr ist. Und ich spinne ein Netz in der Ecke. Es hat keine Bedeutung. Es hat keine Funktion. Aber es sieht so gemütlich aus. das Zeitungsnetz hat etwas organisches an sich. Es vermit-telt das gefühl, dass es lebt. doch ein Teil seines Materials ist nicht organisch und der organische Anteil ist schon lang nicht mehr lebendig.

das Skelett der Konstruktion besteht aus Büroklammern, die die Form halten. Sie ent-steht aus kleinen Würfeln, die miteinander verbunden sind. die Arbeit verlief Stück für Stück. Nach und nach habe ich jeweils ein kleines Stück papier gefaltet und auf die Büroklammern festgesteckt. Ich kann mir vorstellen, dass die Konstruktion aus den Würfelelementen größer sein, eine andere Form bilden und dann nicht nur an der Ecke hängen könnte. das gebilde könnte einen Raum teilen und die Rolle einer Wand über-nehmen. In langen Ketten könnten die Büro-klammern nebeneinander hängen. Sie sehen aus wie ein Wasserfall. hänge ich sie an eine Türöffnung, so sind sie jetzt die Tür. Ich gehe durch und bleibe trocken, weil die Worte statt des Wassers herunterfallen.

AnnA vyAzhEvA

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multifunktionales wohnmoduldie Module basieren auf einem identischen Unterbau, jedoch unterliegt die oberflä-chengestaltung unterschiedlichen ästhe-tischen prinzipien. die gestaltung vari iert entsprechend der unterschiedlichen Funk-tion. das grundmodul besteht aus zwei verbundenen Foamboard-dreiecken. die grundform kann so, ähnlich wie der »woo-den carpet« von Böwer, flach oder über den Knick aufgerichtet werden. die multifunk-tionalen Wohnmodule können zu größeren gefügen zusammengeschlossen werden, wofür die leicht kombinierbaren Stoffmo-dule »clouds« von Kvadrat ein vorbild waren, die ebenfalls Zweckmäßigkeit (Raumteilung) mit ästhetik und dekoration vereinen. Auf der Rückseite sind Klettverschlüsse ange-

bracht, über die sie an Klettverschlusssys-temen angebracht werden. diese Klettsys-teme sind je nach Modul an Wand, Boden oder als freischwebendes Netz befes-tigt. Es sind drei Module vorgesehen: Ein Teppichmodul, ein Wand(lampen)modulund ein Raumteilermodul.

die Materialwahl für das Teppichmodul fiel auf robustere Materialien. durch sie sollte ein polsternder Effekt erzielt werden, um die Teppichmodule auch als Sitzmöglich-keit nutzen zu können. Ich habe mich für Recyclingmaterialien entschieden: Kaputte Fahrradschläuche, Altkleider, Tetra pak und alte videobänder. Wie Ars Rediseño-gründerin Melita Birthälmer gefällt mir der gedanke, dass kein objekt dem anderen

liSA wAlzOg

gleicht. jedes objekt ist ein Einzelstück, es ist keine Massenware wie andere Wohno-bjekte aus dem Möbelhaus. die Materia-lien sind zu schade, um sie wegzuwerfen und ergeben vor allem in der Kombination miteinander eine reizvolle neue ästhetik.

das Wandlampenmodul besteht aus der auf-gerichteten grundform, dir vor einer Licht-quelle angebracht ist. die Raumteilermodu le sind leichtgewichtiger konstruiert. der dekorative Aspekt steht im vordergrund.

multifunktionales wohnmodul 59

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kontakte 61

johanna anwanderSEM. 3, BA [email protected]

kathy baileySEM. 7, [email protected]

anna berberyan-lenkSEM. 3, [email protected]

pauline bouteleuxSEM. 5, [email protected]

daniela dreisigackerSEM. 5, [email protected]

liat eitanSEM. 6, BA(Exchange Student, Israel)[email protected]

sarah-johanna hanckeSEM. 3, [email protected]

lena haunstetterSEM. 3, [email protected]

samira heidarinamiSEM. 5, [email protected]

svenja keuneSEM. 2, [email protected]

nicole kierszSEM. 3, [email protected], www.nicni-caido.tumblr.com

nina [email protected]

anne-kathrin kühnerSEM. 3, [email protected]

rebecca liebeSEM. 7, [email protected]

anja matzke-schubertSEM. 5, [email protected]

stephen preuschSEM. 4, BA(Exchange Student, USA)[email protected]

anna-lena rohbeckSEM. 3, [email protected]

janina [email protected]

joana seemannSEM. 7, [email protected]

janina stickenABSchLUSSjAhR [email protected]

julia sundermeierSEM. 3, [email protected]

stefanie tammSEM. 3, [email protected]/bieburgsteffitamm

anna vyashevaSEM. 3, [email protected]

lisa walzogSEM. 5, BA [email protected]

kontaktE

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Umschlag/cover , Konzept publikationconcept publication, gestaltung/design Bildbearbeitung/Image EditingCharlotte Bräuer, larissa Völker

Betreuung/ SupportProf. heike Grebin

Technische Unterstützung im Fotostudio/Technical Support in the photography StudioPhilipp kessling

Textbetreuung, Lektorat der Studierenden-Texte/Editing and proofreading Students' Texts anne theresia Wanders

herausgeberin/Editor: Renata Brink © Renata Brink und die Autoren/innen, Studentinnen/en, designer/ innen© Renata Brink and the authors, students,designers

druck/printing: druckerei SchöN UNd WIdER, hamburgAuflage/Edition: 50papier/paper: Infinity Silk, 115g

Wir danken der druckerei SchöN UNd WIdERfür ihre Unterstützung.We thank the printers SchöN UNd WIdER fortheir support.

Alle Rechte vorbehalten. Nachdruck und vervielfältigung– auchauszugsweise – nicht gestattet.All rights reserved. No parts of this publication may be reproduced without permission

Wir danken der hochschule für Angewandte Wissenschaften, hamburg, dem department design und der dekanin prof. dorothea Wenzel für die Unter-stützung der dokumentation SoFT SpAcE.

Einen dank an Birgit Eggert und geoffrey Smith für formale hinweise und für die Korrektur des deutschen bzw. englischen Einführungstextes von Renata Brink.

We wish to thank the University of Applied Sciences, hamburg, the design department and the dean prof. dorotheas Wenzel for suppor ting the documen-tation SoFT SpAcE.

Thanks to thank Birgit Eggert and geoffrey Smith for formal suggestions and proof reading the german and English introductory texts by Renata Brink.