Sonderausgabe: Berufsbildung in Corona-Zeiten...Sonderausgabe: Berufsbildung in Corona-Zeiten...

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Sonderausgabe: Berufsbildung in Corona-Zeiten Berufliche Grundbildung Berufsbildung in Corona-Zeiten: das Wichtigste im Überblick Seite 2 Statements von Akteurinnen und Akteuren der Berufsbildung Seite 4 Praxisbeispiel Lehrbetrieb «Die Situation ist speziell – bietet aber auch Chancen» Seite 5 Inhalt 2 / 27. März 2020 Praxisbeispiel Berufsfachschule «Ich bin überzeugt, dass wir gestärkt aus dieser Situation herauskommen» Seite 6 Statements von Lernenden Seite 6 BIZ Berufsberatungs- und Informationszentren Angepasste Angebote und ein neuer InfoService Seite 7 Die Corona-Pandemie trifft auch die Berufsbildung. Was sollten Sie als Berufsbildnerin bzw. als Berufsbildner in der aktuellen Situation wissen? Wir haben für Sie die wichtigsten Fakten zusammengetragen. Achtung: Die Situation verändert sich rasch. Deshalb haben wir eine Linkliste erstellt. So haben Sie stets Zugang zu den jeweils aktuellen Informationen. Wie gehen Lernende, Berufsbildende, Lehrpersonen sowie Vertreterinnen und Vertreter von Berufsfachschulen, Organisationen der Arbeitswelt und Lehrbetrieben mit der Lage um? Wir haben Stimmen eingefangen, die Mut machen. Nehmen Sie sich ein paar Minuten Zeit dafür. Starten Sie mit der Video-Botschaft von Bildungs- und Kulturdirektorin Christine Häsler. Theo Ninck, Vorsteher Mittelschul- und Berufsbildungsamt

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  • Sonderausgabe: Berufsbildung in Corona-Zeiten

    Berufliche GrundbildungBerufsbildung in Corona-Zeiten: das Wichtigste im ÜberblickSeite 2

    Statements von Akteurinnen und Akteuren der BerufsbildungSeite 4

    Praxisbeispiel Lehrbetrieb«Die Situation ist speziell – bietet aber auch Chancen»Seite 5

    Inhalt

    2 / 27. März 2020

    Praxisbeispiel Berufsfachschule«Ich bin überzeugt, dass wir gestärkt aus dieser Situation herauskommen»Seite 6

    Statements von LernendenSeite 6

    BIZ Berufsberatungs- und InformationszentrenAngepasste Angebote und ein neuer InfoServiceSeite 7

    Die Corona-Pandemie trifft auch die Berufsbildung. Was sollten Sie als Berufsbildnerin bzw. als Berufsbildnerin der aktuellen Situation wissen? Wir haben für Sie die wichtigsten Fakten zusammengetragen. Achtung: Die Situation verändert sich rasch. Deshalb haben wir eine Linkliste erstellt. So haben Sie stets Zugang zu den jeweils aktuellen Informationen.

    Wie gehen Lernende, Berufsbildende, Lehrpersonen sowie Vertreterinnen und Vertreter von Berufsfachschulen,Organisationen der Arbeitswelt und Lehrbetrieben mit der Lage um? Wir haben Stimmen eingefangen, die Mutmachen. Nehmen Sie sich ein paar Minuten Zeit dafür.Starten Sie mit der Video-Botschaft von Bildungs- und Kulturdirektorin Christine Häsler.

    Theo Ninck, Vorsteher Mittelschul- und Berufsbildungsamt

    https://www.youtube.com/watch?v=-nhaT_0JJMw&feature=youtu.be

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    Berufsfachschule

    Die Berufsfachschule wird weitergeführt,allerdings nicht im Präsenzunterricht, son-dern mittels «Distance Learning» (Seite 6).Die Lernenden sollen der Berufsfachschuleam Schultag grundsätzlich zur Verfügungstehen. Sie lernen zu Hause oder im Betrieb, wenn die Voraussetzungen für «Distance Learning» dort geeigneter sind.Fragen zur Organisation des Unterrichtssind direkt an die jeweilige Schule zu rich-ten.

    In einigen Berufen herrscht Personal-knappheit. In diesen Berufen werden dieLernenden bis mindestens 19. April 2020von den Berufsfachschultagen dispen-siert. Sie arbeiten an den Schultagen imLehrbetrieb. Dies betrifft folgende Berufe:Fachfrau/-mann Gesundheit EFZ, Assis-tent/-in Gesundheit und Soziales EBA,Detailhandelsfachfrau/-mann EFZ undDetailhandelsassistent/-in EBA (nur Bran-che Nahrungs- und Genussmittel).

    In anderen Berufen sind einzelne Lehr-betriebe stark belastet. Das Mittelschul-

    und Berufsbildungsamt kann deren Lernen-de vom Schultag befreien, sodass sie imBetrieb eingesetzt werden können. Dasentsprechende Gesuchsformular findetsich auf der Webseite des Mittelschul- undBerufsbildungsamts. Diese Regelung giltmomentan für folgende Berufe: Pharma-Assistent/-in EFZ, Drogist/-in EFZ und Fach-frau/-mann Betreuung EFZ (FachrichtungBetagten- und Behindertenbetreuung).

    Betriebliche Bildung (Lehrbetrieb)

    Die Lehrbetriebe sind verpflichtet, dieSchutzmassnahmen gemäss Bundesamtfür Gesundheit (BAG) auch für Lernendezu gewährleisten. Sind sie dazu nicht inder Lage, sind die Lernenden nach Hausezu schicken bzw. nach Möglichkeit mitLernaufträgen ausserhalb des Lehrbe-triebs zu beschäftigen. Lernende in Be-trieben, die von einer temporären Schlies-sung betroffen sind, sind weiterhin schul-pflichtig.

    Dem Erfahrungsaustausch und der Best Practice zu digitalen Lernangeboten

    Berufliche Grundbildung

    Berufsbildung in Corona-Zeiten: das Wichtigste im Überblick

    kommen eine wichtige Bedeutung zu. Ent-sprechende Informationen und Angebotefinden sich auf der von Educa.ch bereitge-stellten Plattform www.eduport.ch.

    Homeoffice für Lernende

    Grundsätzlich dürfen Lernende Home -office leisten. Die Kontrolle ist durch denBerufsbildner/die Berufsbildnerin sicher-zustellen.

    Kurzarbeit

    Die Kurzarbeitsentschädigung gilt neuauch für Lernende. Weiterführende Infor-mationen finden sich auf der Webseitedes kantonalen Amts für Arbeitslosenver-sicherung.

    Lehrwerkstätten

    Die Lehrwerkstätten bleiben bis auf Wei-teres geschlossen. Die Verantwortlichenstellen «Distance Learning-Angebote» be-reit.

    Die Schweiz befindet sich aufgrund der Corona- Pandemie im Ausnahmezustand. Stark betroffen istauch die Berufsbildung, zahlreiche Vollzugsfragen sind zu klären. Die Verbundpartner der Berufsbildung(Bund, Kantone und Organisationen der Arbeitswelt)haben sich auf ein gemeinsames, nationales Vor gehengeeinigt. Die wichtigsten, allgemeinen Punkte der verbundpartnerschaftlichen Abmachung sind:• Alle Verbundpartner setzen sich dafür ein, negative

    Auswirkungen auf die Berufsbildung zu vermeiden.• Der Unterricht ist in allen Bereichen der Berufs -

    bildung im Rahmen der Möglichkeiten aufrecht -zuerhalten. Priorität haben Abschluss klassen.

    • Ziel ist, den Lernenden im Sommer 2020 ein ange-passtes Qualifikationsverfahren zu ermöglichen.

    • Die gesetzlichen Zuständigkeiten gelten weiterhin.Die Zusammenarbeit der Verbund partner wird jedoch intensiviert.

    • Die Umsetzung von Massnahmen erfolgt nationalabgestimmt. Auf Alleingänge von Kantonen oder Organisationen der Arbeitswelt wird verzichtet.

    https://www.erz.be.ch/erz/de/index/berufsbildung/grundbildung/Coronavirus.htmlhttps://educa.ch/https://www.eduport.ch/dehttps://www.vol.be.ch/vol/de/index/arbeit/arbeitsmarkt/kurzarbeitsentschaedigung.html

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    Praktikumsbetriebe

    Praktika finden weiterhin statt. Es geltendie Vorgaben für den jeweiligen Betriebbzw. die jeweilige Branche.

    Überbetriebliche Kurse

    Unterricht und Trainings in üK-Zentren fin-den nicht statt. In Branchen, wo dies mög-lich ist, ist «Distance Learning» umzuset-zen. Die üK-Zentren informieren Lernendeund Betriebe über die Modalitäten. Bei ei-ner Absage der üK arbeiten die Lernendenim Betrieb.

    Qualifikationsverfahren / BM

    Die laufenden Qualifikationsverfahrenwerden ausgesetzt, bis die Vorschläge der verbundpartnerschaftlichen Arbeits-gruppe vorliegen und national konsoli-diert sind. Ziel ist, den Lernenden der beruflichen Grundbildung im Sommer2020 ein angepasstes Qualifikationsver-fahren zu ermöglichen, inklusive Berufs-

    maturität I und II. Überlappungen insSchuljahr 2020/21 sollen aus organisato-rischen Gründen vermieden werden.

    Selektion / Lehrbeginn 2020

    Die Corona-Pandemie erschwert den re-gulären Ablauf des Berufswahlprozesses(Schnupperlehren, Bewerbungsgesprä-che usw.). Trotzdem gilt: Lernende sollenim bisherigen Umfang rekrutiert werden.Dies ist im Interesse aller Betriebe. Siewerden weiterhin auf Fachkräfte angewie-sen sein.

    Eine Arbeitsgruppe erarbeitet derzeitLösungen. Zur Diskussion stehen bei-spielsweise eine Verlängerung der Rekru-tierungsphase und eine Flexibilisierungdes Ausbildungsbeginns bzw. verspäteteLehreintritte in einzelnen Branchen.

    Nationales Vorgehen

    Die Verbundpartner der Berufsbildung auf nationalerEbene (Sozialpartner, Kantone, Bund) setzen sich da-für ein, negative Auswirkungen der Corona-Krise aufdie Berufsbildung zu vermeiden. Sie haben sich unterFederführung des Steuergremiums «Berufsbildung2030» auf ein gemeinsames, nationales Vorgehen geeinigt und drei Arbeitsgruppen einberufen. Dieseklären drängende Vollzugsfragen und stellen eineschweizweit einheitliche Umsetzung sicher. Bei Be-darf können weitere Arbeitsgruppen gebildet werden.• Arbeitsgruppe Qualifikationsverfahren

    in der beruflichen GrundbildungZiel ist, den Lernenden der beruflichen Grund -bildung im Sommer 2020 ein angepasstes Qualifi-kationsverfahren zu ermöglichen, inkl. BM I und II.Überlappungen ins Schuljahr 2020/21 sollen ausorganisatorischen Gründen vermieden werden.

    • Arbeitsgruppe Rekrutierung von neuen BerufslernendenDie Corona-Krise erschwert den Ablauf des Be-rufswahlprozesses. Die Arbeitsgruppe prüft, obeine Verlängerung der Rekrutierungsphase, eineFlexibilisierung des Ausbildungsbeginns und ver-spätete Lehreintritte (in einzelnen Branchen)möglich sind.

    • Arbeitsgruppe Einsatz von LernendenDie Arbeitsgruppe prüft Mehreinsätze von Ler-nenden bei Personalmangel in ihren Lehrbetrie-ben. Zudem analysiert sie den Umgang mit Lernenden bei Betriebsschliessungen und regeltdiesen möglichst einheitlich.

    Das Steuergremium informiert die Akteure der Be-rufsbildung unter www.berufsbildung2030.ch fort-laufend über gemeinsame nationale Massnahmenund Beschlüsse.

    Weiterführende Links

    • Mittelschul- und Berufsbildungsamt:Umfangreiches FAQ und weiterführende Links

    • Staatssekretariat für Bildung, Forschung und Innovation (SBFI)

    • Wirtschafts-, Energie- und Umwelt direktion:Informationen zur Kurzarbeit

    • Bundesrat: Verordnung 2 über Massnahmen zur Bekämpfung des Corona-Virus

    Auskünfte für Lehrbetriebe

    Alle Fragen betreffend Umgang mit der Corona-Kriserichten Lehrbetriebe an:Mittelschul- und BerufsbildungsamtAbteilung Betriebliche Bildung031 633 87 [email protected]

    https://berufsbildung2030.ch/de/https://www.erz.be.ch/erz/de/index/berufsbildung/grundbildung/Coronavirus.html#middlePar_textbild_92c3https://www.sbfi.admin.ch/sbfi/de/home/aktuell/coronavirus.htmlhttps://www.sbfi.admin.ch/sbfi/de/home/aktuell/coronavirus.htmlhttps://www.vol.be.ch/vol/de/index/arbeit/arbeitsmarkt/kurzarbeitsentschaedigung.htmlhttps://www.admin.ch/opc/de/classified-compilation/20200744/index.html

  • Schulleitung im Ausnahmezustand

    «Die letzten Tage im Zeitraffer. Sonntag, 1. März, erste Vorberei -tungen für Quarantänemassnahmen in den Klassen. Donnerstag, 12. März, Anzeichen einer Schulschliessung verdichten sich. Freitag13. März, Paukenschlag in Bern, Pressekonferenz Bundesrat, Schul-schliessung – kühlen Kopf bewahren, ausserordentliche Schullei-tungssitzung, interne Kommunikation sicherstellen, Arbeit bis spät-nachts. Aufbau von Fernunterricht, Umsetzung in den Abteilungen,am Montag, 16. März, in 48 Stunden, gehts los. Drei Tage im Ausnah-mezustand, unzählige Skype-Konferenzen,Telefonate, Gespräche. Beruhigen, bera-ten, klären. Zurückholen aller Lernenderaus dem Ausland. Europa macht Grenzenzu, nichts geht mehr. Hotline beim EDAüberlastet. Dazwischen Telefonkonferenzmit dem MBA. Nebenbei den IT-Supportfür alle Lehrpersonen im Homeoffice sicherstellen. Da sein, sich kümmern, er-reichbar sein – 24 Stunden lang.

    Dann Erfreuliches nach den ersten Ta-gen: Die Lehrpersonen machen einen super Job! Offenbar ist esmanchmal gerade der Bruch mit den Routinen, der aussergewöhn -liche Leistungen und Innovation hervorbringt. Ein grosses Merci analle Lehrpersonen!»

    Ben Hüter, Direktor Berufsbildungszentrum IDM Thun

    Beispiellose Parforceleistung

    «Wir sind gewohnt, dass Bildung in Gruppen stattfindet, Gruppenmit 10 bis 25 Personen oder noch mehr. Plötzlich: Shutdown. Shit!

    Kompliment, was innert weniger Tage auf die Beine gestellt wur-de. Mit dem klaren Ziel, trotz Krise nicht Jahre zu verlieren. Diese Gefahr droht, wenn 2020 keine Lehren abgeschlossen und keineneuen begonnen werden können.

    Die Berufsbildung darf nicht Schaden nehmen. Die Erwartung,dass möglichst niemand ein Lehrjahr wiederholen muss, findet ihre

    Grenze in der Qualität. EFZ und EBA sindQualifikationen und nicht Abfertigungs -testate. Ein geschenktes Diplom ist nichtswert, zuletzt für die damit «Beglückten».

    Berufsfachschulen, Betriebe und Ler-nende lassen keinen Zweifel zu, dass dasgeforderte Wissen und Können auch inden letzten Wochen des Lehrjahrs ver-mittelt und gefestigt werden soll, bis diePrüfungsreife erreicht ist. Dafür gebührtallen Verantwortlichen Dank. Expertinnen

    und Experten können die Parforceleistung krönen, indem sie trotzmassiv erschwerten Bedingungen dazu beizutragen, dass die Qua-lifikationsverfahren (Lehrabschlussprüfungen) in der nötigen Zahlund der geforderten Qualität absolviert werden können.»

    Christoph Erb, Direktor Berner KMU

    Flexibler werden

    «Die Info der Schulleitung WKS Bern vom letzten Freitagnachmittagtönte lapidar: «Ab Montag gehen wir vom Präsenz- zum Distanz-unterricht über». Seither sind die Schulhäuser leer. In den Trams

    und Bussen fehlen am Morgen und amAbend die Lernenden. Die Stadt wirkt aus-gestorben.

    Hinter den Kulissen hingegen wird ge-arbeitet wie selten: Die Instant-Umstel-lung der Aus- und Weiterbildung auf «Dis-tance Learning» sowie die Verlegung vonTausenden von Arbeitsplätzen ins Home-office muss gelingen. Sie fordert Lehrbe-triebe, Ausbildende, Berufsfachschulen,Lehrpersonen, Lernende, uns alle. Die

    Tools standen seit Jahren bereit, nun lernen wir in kürzester Zeit, damit umzugehen. Das Schöne daran: Wir Älteren profitieren vonden Lernenden.

    Wir wissen nicht, wie die Welt in drei oder sechs Monaten ausse-hen wird. Wir wissen nicht einmal, wie das Qualifikationsverfahrenin diesem Jahr durchgeführt wird, wie unser Arbeitsplatz in einigenMonaten aussieht, ob wir im Sommer in die Ferien fahren. Was wiruns vorstellen können: Wir gehen gestärkt aus der Krise hervor. Wir setzen neue Unterrichtsmethoden und Arbeitsformen um. Wirwerden flexibler im Umgang mit Entwicklungen.»

    Ruedi Flückiger, Kaufmännischer Verband Bern, Präsident Berufsbildungsrat Kanton Bern

    Starkes Miteinander

    «Die Spitäler sind zurzeit doppelt gefordert. Einerseits gilt es, denAusbildungsauftrag so gut wie möglich aufrecht zu erhalten undden Lernenden den Ausbildungsabschluss zu ermöglichen; anderer-seits müssen wir die Gesundheitsversorgung sicherstellen.

    Die Lindenhofgruppe setzt die Lernen-den entsprechend ihrem Ausbildungs-stand dort ein, wo sie gebraucht werden.Es kann sein, dass sie anderen Abtei -lungen zugeteilt werden. Darauf bereiten wir sie vor. Im Vordergrund stehen Schu-lungen zu den Hygiene- und Schutzmass-nahmen in der aktuellen Corona-Situa-tion.

    Wir erleben in dieser ausserordent-lichen Lage von unseren Mitarbeiterinnenund Mitarbeitern grosse Solidarität – insbesondere auch von denLernenden. Sie leisten im Rahmen ihrer Möglichkeiten einen wichti-gen Beitrag zur Betreuung unserer Patientinnen und Patienten. Wirdanken allen – Lernenden, Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern –herzlich für dieses starke Miteinander.»

    Rita Küchler, Leiterin Aus- und Weiterbildung, Lindenhofgruppe

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  • Das Restaurant ist geschlossen – dieAusbildung geht weiter. Anja Bühler,Leiterin Küche im Congress Hotel See-park Thun, bildet drei Lernende aus.Wie das in Zeiten der Corona-Pandemiegeht, erzählt sie im Gespräch.

    ROLF MARTI

    In der Schweiz sind seit dem 17. März alle Restaurants geschlossen. Was machen die Lernenden in dieser Zeit?Bühler: Im ersten Moment waren wir etwasratlos, mittlerweile haben wir uns organi-siert. Die Lernenden arbeiten zurzeit halb-tags und bereiten die Mittagessen für dieMitarbeitenden zu. Seit Mittwoch bietenwir zusätzlich einen Take-away-Service fürdie Familienangehörigen der Mitarbeiten-den an, nächste Woche kommt ein Hauslie-ferdienst für unsere Stammgäste hinzu.Schliesslich planen wir, die Thuner Mitar-beitenden der UBS im Homeoffice mit ei-nem Give-away zu überraschen. Der See-park ist eine Tochtergesellschaft der UBS.

    Das Bundesamt für Gesundheit propagierterhöhte Hygienevorschriften. Beispiels-weise zwei Meter Abstand zwischen den Personen. Können Sie das in der Küche umsetzen?Bühler: Der Bereich Hygiene – inklusiveHandhygiene – gehört zu unserem Berufs -alltag. Und unsere Küche ist ausreichendgross für vier Leute. Bei Besprechungenstehen wir einfach etwas weiter auseinan-der als üblich. Das klappt fast immer.

    Können Sie die betriebliche Bildung trotzgeschlossenem Restaurant sicherstellen?Bühler: Ja. Wir unterstützen die Lernendenbeim berufskundlichen Lernen, machenpraktische Übungen mit ihnen oder betrau-en sie mit Aufgaben, welche im normalenTagesgeschäft von erfahrenen Mitarbeiten-den ausgeführt werden. Beispielsweise dieMengenberechnungen oder das Bestell -wesen. Jetzt haben wir Zeit, sie dabei zubegleiten.

    Einer Ihrer Lernenden steht vor dem Qualifikationsverfahren. Kann er sich ausreichend vorbereiten?

    Bühler: Die Situation ist speziell – bietetaber auch Chancen. Wir haben uns ent-schieden, vorläufig mehrheitlich Prüfungs-gerichte zu kochen. So kann er üben. Erkann auch wünschen, welche Arbeits-schritte er noch einmal durchspielen möch-te. Zudem haben wir Zeit, mit ihm denSchulstoff zu repetieren. Ich denke, diePrüfungsvorbereitung leidet nicht.

    Wie steht es mit den Selektionsverfahren?Haben Sie auf Sommer 2020 schon alle Lehrstellen besetzt?Bühler: Ja, zum Glück. Allerdings könnenwir zurzeit keine Schnupperlehren anbie-ten. Auch die Praktika für Lernende aus an-deren Betrieben haben wir ausgesetzt.

    Stehen Sie im Kontakt mit der Berufsfach-schule und den über betrieblichen Kursen?Wie läuft der Informationsfluss?Bühler: Wir erhalten alle Informationen.Manchmal fast zu viele … (lacht). Es istnicht immer einfach, den Überblick zu wah-ren. Die Berufsfachschulen haben meinesErachtens rasch reagiert und auf Distanz-lernen umgestellt. Die Lernenden kommendamit gut zurecht – auch technisch. Siesind sich gewöhnt, mit digitalen Lehrmit-teln zu arbeiten. Wo nötig können sie aufunsere Infrastruktur zurückgreifen – beiuns ausdrucken oder das schnelle Internetnutzen. Die Situation erfordert allerdingsviel Eigenverantwortung von den Lernen-den. Wir können nicht alles kontrollieren.

    Praxisbeispiel Lehrbetrieb

    «Die Situation ist speziell – bietet aber auch Chancen»

    Was erwarten Sie als Lehrbetrieb von den Behörden? Was würde Ihnen helfen,die Situation möglichst gut zu meistern?Bühler: Wir sind froh, dass wir die Lernen-den für Kurzarbeit anmelden können. Dasentlastet uns. In Bezug auf die überbe-trieblichen Kurse und das Qualifikations-verfahren erwarte ich, dass wir möglichstbald informiert werden, wie es weitergeht.

    Worin besteht für Sie als Berufsbildnerinaktuell die grösste Herausforderung?Bühler: In der Kommunikation mit den Ler-nenden und dem gesamten Team. Wichtigist, dass die Leute nach wie regelmässigvor Ort sind – wenn auch in reduziertemUmfang. So können wir sie in dieserschwierigen Situation coachen und Unsi-cherheiten auffangen.

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    Zum Lehrbetrieb

    Das Congress Hotel Seepark Thunwurde 1989 als Ausbildungszentrumdes Bankvereins gegründet. Heuteist es eine Tochtergesellschaft derUBS AG. Der Betrieb bietet siebenLehrstellen in den Berufen Koch/Kö-chin EFZ, Hotelfachfrau/-mann EFZ,Hotel-Kommunikationsfachfrau/-mann EFZ und Restaurantfachfrau/-mann EFZ an. www.seepark.ch

    Etwas weiter auseinander als sonst: Anja Bühler mit den Lernenden Yann Aeberhard (links) und Yanik Hartmann (rechts). BILD: ZVG

    https://www.seepark.ch/de

  • Wie stellen die Berufsfachschulen sicher, dass der Unterricht während der Corona-Krise weitergeführt werden kann? Wie gut funktioniert das Lernen auf Distanz? Der Berufs bildungs-brief hat – passend zur aktuellen Situation – per Video-Chat ein Interview mit Robert Gmür geführt. Er unterrichtet Restaurantfachleute am BZI in Interlaken und an der gibb Berufs fachschule Bern.

    Praxisbeispiel Berufsfachschule

    «Ich bin überzeugt, dass wir gestärktaus dieser Situation herauskommen»

    «Ich versuche, optimistisch zu bleiben»

    «Distanzlernen finde ich bis jetzt ziemlich easy – inhaltlich undtechnisch. Videounterricht haben wir zwar noch nicht gehabt,aber auch diesbezüglich sehe ich keine Probleme. Robert Gmür,unser Berufskundelehrer, hat uns alles Nötige beigebracht. Meines Erachtens ist von allen Seiten sehr gut kommuniziertworden. Auch mein Berufsbildner hat sich viel Zeit für mich ge-nommen.

    Sorgen bereitet mir die Wirtschaft. Vom Bund ist zwar Geldversprochen worden. Aber: Wird das reichen? Bei uns im Hotel

    läuft derzeit gar nichts mehr, wir habenkeine Gäste. Ich bin deshalb nur nochzu circa 10 Prozent im Betrieb. Meis-tens trainieren wir mit dem Berufsbild-ner fürs Qualifikationsverfahren.

    Ob das Qualifikationsverfahren wiegeplant stattfinden wird, wissen wirnicht. Das ist kein gutes Gefühl, eineAbschlussprüfung ist schliesslichnichts Alltägliches. Trotzdem läuft dasTraining auf Hochtouren. Ich erhalte

    vom Betrieb die volle Unterstützung. Das einzige, was fehlt, istder Kontakt mit Gästen. Ich hoffe, dass das kein Nachteil seinwird.

    Die viele freie Zeit, die ich derzeit habe, versuche ich so gutals möglich zu nutzen. Ich widme mich meinem Hobby Quer -flötespielen, gehe mit dem Hund spazieren und versuche, opti-mistisch zu bleiben.»

    Franziska Feuz, Restaurantfachfrau EFZ, 3. LehrjahrHotel Stella, Interlaken

    «Es ist nicht dasselbe, ob man in der Schule oder zu Hause lernt»«Distanzunterricht ist nichts Neues für mich. Ich habe schon Erfahrun-gen gesammelt damit. Technisch sehe ich keine Probleme. Schwierigfinde ich, die nötige Motivation aufzubringen. Klar, ich erledige alle Aufträge so gut als möglich. Aber es ist nicht dasselbe, ob man in derSchule oder zu Hause lernt. Zudem habe ich zurzeit Sorgen, die nichtsmit der Schule zu tun haben.

    Ich bin vom Lehrbetrieb und von der Berufsfachschule sehr gut dar-über informiert worden, wie ich mich verhalten muss und wie es für unsLernende weitergeht. Vom Bund und demBAG hätte ich mir bezüglich allgemeiner Si -tuation und Verhaltensregeln etwas klarereund schnellere Kommunikation gewünscht.Ich habe nach wie vor den Eindruck, dass vie-le Leute das Problem zu wenig ernst nehmen.

    Wie regelmässig ich in nächster Zeit imLehrbetrieb arbeiten werde, weiss ich nicht.Der Betrieb hat nun auch für die LernendenKurzarbeit angemeldet. Jedenfalls befinde ichmich als Lernender in einer besseren Situa-tion als andere. Ich habe die Sicherheit, dass mein Vertrag weiterläuft,egal, was passiert. Das sieht bei vielen Teilzeitangestellten, die saiso-nal im Gastgewerbe arbeiten, anders aus. Um diese Leute mache ichmir Sorgen. Umso mehr, als es wohl eine Weile dauern wird, bis in derBranche Normalität einkehrt. Wenn die Krise vorbei ist, werden sich viele Leute wirtschaftlich erholen müssen, bevor sie wieder Ferien ma-chen können. Tourismusorte werden das längerfristig spüren.»

    Jakob Graebner, Restaurantfachmann EFZ, 2. LehrjahrEiger Selfness Hotel, Grindelwald

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    https://www.youtube.com/watch?v=k9OAJ5WX-vs&t=1s

  • Die Berufs- und Informationszentrendes Kantons Bern haben ihre Dienst-leistungen angesichts der Corona-Pandemie angepasst. Alle Beratungenwerden per Telefon angeboten. Am 30. März startet zudem ein neuer InfoService.

    In der aktuellen Situation ist es besonderswichtig, dass Jugendliche im Prozess derberuflichen Orientierung und bei der Su-che nach einer Lehrstelle für Sommer2020 weiterhin Unterstützung erhalten.Die BIZ im Kanton Bern haben sehr raschauf die neue Situation reagiert und bietenalle Beratungen per Telefon an. In einerBeratung werden die Eltern angerufen undder/die Jugendliche wird gebeten, bis zueinem bestimmten Zeitpunkt eine be-stimmte Aufgabe zu lösen, die individuellzu seinem persönlichen Berufswahlpro-zess passt. Dann wird der/die Jugendlicheerneut telefonisch kontaktiert, man be-spricht die Aufgabenlösung und die näch-sten Schritte.

    Die BIZ stehen auch mit den Schulen inengem Kontakt und unterstützen diese womöglich. Lehrpersonen werden gebeten,die Aufgaben der Kompetenzraster in ihrenUnterricht «Berufliche Orientierung» ein-zubeziehen. Um die Eigenaktivitäten derJugendlichen in der Berufs- und Aus -bildungswahl zu fördern, wird auf verschie-dene Tools unter www.berufsberatung.chsowie auf www.anforderungsprofile.ch ver-

    wiesen. Zahlreiche Informationen und Hilfestellungen zur beruflichen Orientie-rung für Jugendliche, Schulen, Eltern undUnternehmen sind weiterhin auf der BIZ-Website zu finden.

    Ab dem 30. März bieten die BIZ zudemeinen neuen InfoService an: Berufs- undLaufbahnberatende stehen Jugendlichen

    BIZ Berufsberatungs- und Informationszentren

    Angepasste Angebote und ein neuer InfoService

    und Erwachsenen jeweils Montag bis Frei-tag von 10 bis 18 Uhr telefonisch unter derHotline-Nummer 031 636 83 00 und perMail unter [email protected] für Aus-künfte zu Berufswahl und Laufbahngestal-tung zur Verfügung. Dieser Service wirdauch nach der Corona-Krise weitergeführtwerden.

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    Geschlossen, aber trotzdem auf Empfang: Die BIZ Berufsberatungs- und Informationszentren bieten ihre Dienste per Telefon und Internet an. BILD: ROLF MARTI

    https://www.bkd-kompetenzraster-ktbern.ch/#/https://www.berufsberatung.ch/http://www.anforderungsprofile.ch/https://www.biz.erz.be.ch/biz_erz/de/index/biz_start_wahl/biz_start_wahl/Berufswahlvorbereitung.htmlhttps://www.biz.erz.be.ch/biz_erz/de/index/biz_start_wahl/biz_start_wahl/Berufswahlvorbereitung.html