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Review Biologische und pathologische Wirkungen der Strahlung von 2,45 GHz auf Zellen, Fruchtbarkeit, Gehirn und Verhalten Isabel Wilke Zusammenfassung Aufgabenstellung: Dieser Artikel ist ein systematischer Review von Studien zu den Wirkungen nicht-ionisierender Strahlung in der Mikrowellen (MW)-Frequenz 2,45 GHz (2.450 MHz), die hauptsächlich für WLAN/WiFi-Anwendungen (Wireless Local Area Network) und den Mikrowellenherd genutzt wird. Neuere WLAN-Standards nutzen auch die Frequenzen 5 GHz, 6 GHz und 60 GHz. Für viele Mobilfunk-Anwendungen setzt sich WLAN durch, weil WLAN lizenzfrei und für Nutzer kostenlos ist. Damit die Nutzer überall online sein können, werden immer mehr gepulste 2,45-GHz-WLAN-Sender (Access Points, Femto- Zellen, Router) in Bibliotheken, Krankenhäusern, Hotels, Flughäfen, Bahnhöfen, Shopping-Malls, auf öffentlichen Plätzen, in Bussen, S-Bahnen und Reisezügen aufgebaut. Spiele werden über WLAN-Konsolen gesteuert. Büro- und Haushaltsgeräte werden mit WLAN-Sendern ausgestattet. Heim-Router haben oft zwei WLAN-Sender. Die deutsche Kultusministerkonferenz hat beschlossen, dass für die „Digitale Bildung“ alle Schulen WLAN bekommen sollen. Die umfangreiche Forschungslage über gesundheitliche Risiken der WLAN-Strahlung wird dabei von den politischen Entscheidungsgremien und in der öffent- lichen Debatte in der Regel nicht beachtet. Methode: Für diesen Review wurden Studien v.a. in den Datenbanken livivo (zbmed) und PubMed recherchiert, ohne Ein- schränkung des Erscheinungsdatums. Die ausgewählten Studien sind in anerkannten Fachzeitschriften publiziert. Ergebnis: Analysiert wurden mehr als 100 Studien zur Frequenz 2,45 GHz, die meist unterhalb der ICNIRP-Sicherheitsrichtlinien (in Deutschland als Grenzwerte in der 26. BImSchV festgelegt) Veränderungen gegenüber unbestrahlten Gruppen gefunden haben. Dokumentiert sind Studien zur Schädigung der Fruchtbarkeit, zur Einwirkung auf das EEG und Gehirnfunktionen, auf die DNA und die Krebsentwicklung, zu Wirkungen auf Herz, Leber, Schilddrüse, Genexpression, Zellzyklus, Zellmembran, Bakterien und Pflanzen. Als Wirkmechanismus identifizieren viele Studien oxidativen Zellstress. Negative Auswirkungen auf Lernen, Gedächtnis, Aufmerksamkeit und Verhalten sind Ergebnis zelltoxischer Effekte. Schlussfolgerungen: Aufgrund der umfangreichen Forschungslage und der negativen gesundheitlichen Wirkungen, die in der überwiegenden Zahl der Studien gefunden werden, wird in Übereinstimmung mit offiziellen Verlautbarungen empfohlen, Maßnahmen zu ergreifen, um die Strahlungsbelastung zu verringern. Kabelgebundene Lösungen sollten bevorzugt werden. Die geltenden Grenz- und SAR-Werte schützen nicht vor den gesundheitlichen Risiken der WLAN-Strahlung. Die negativen Auswirkungen auf Lernen, Aufmerksamkeit und Verhalten begründen für Erziehungsinstitutionen aller Altersstufen einen Ver- zicht auf WLAN-Anwendungen. Aufgrund der zelltoxischen Wirkungen ist WLAN als Technologie in Krankenhäusern und für die Tele-Medizin nicht geeignet. WLAN sollte nicht in Schlafzimmern, an Arbeitsplätzen, in Aufenthaltsräumen, Krankenzim- mern, Hörsälen, Klassenzimmern und in öffentlichen Verkehrsmitteln genutzt werden. Die möglichen Gefahren durch WLAN- Strahlung könnten umgangen werden mit der Erprobung alternativer Übertragungstechniken mit anderen Frequenzbändern, wie die optische VLC/LiFi-Technik (Visible Light Communication). Wenn sich als Übergangslösung WLAN nicht vermeiden lässt, muss nach dem ALARA-Prinzip gehandelt werden: kein dauerstrahlendes, sondern ein abschaltbares und leistungs- geregeltes WLAN. Keywords: Hochfrequenz, Elektromagnetische Felder (EMF), gepulste Mikrowellen, 10-Hz-Taktung, WLAN/WiFi, 2,45 GHz, Zellschädigung HUMANÖKOLOGIE SOZIALE VERANTWORTUNG GLOBALES ÜBERLEBEN Sonderbeilage in Ausgabe 1-2018 / ISSN 1437-2606 / 31. Jahrgang

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Review

Biologische und pathologische Wirkungen der Strahlung von 2,45 GHz auf Zellen, Fruchtbarkeit, Gehirn und Verhalten Isabel Wilke

Zusammenfassung

Aufgabenstellung: Dieser Artikel ist ein systematischer Review von Studien zu den Wirkungen nicht-ionisierender Strahlung in der Mikrowellen (MW)-Frequenz 2,45 GHz (2.450 MHz), die hauptsächlich für WLAN/WiFi-Anwendungen ( Wireless Local Area Network) und den Mikrowellenherd genutzt wird. Neuere WLAN-Standards nutzen auch die Frequenzen 5 GHz, 6 GHz und 60 GHz. Für viele Mobilfunk-Anwendungen setzt sich WLAN durch, weil WLAN lizenzfrei und für Nutzer kostenlos ist. Damit die Nutzer überall online sein können, werden immer mehr gepulste 2,45-GHz-WLAN-Sender (Access Points, Femto-Zellen, Router) in Bibliotheken, Krankenhäusern, Hotels, Flughäfen, Bahnhöfen, Shopping-Malls, auf öffentlichen Plätzen, in Bussen, S-Bahnen und Reisezügen aufgebaut. Spiele werden über WLAN-Konsolen gesteuert. Büro- und Haushaltsgeräte werden mit WLAN-Sendern ausgestattet. Heim-Router haben oft zwei WLAN-Sender. Die deutsche Kultusministerkonferenz hat beschlossen, dass für die „Digitale Bildung“ alle Schulen WLAN bekommen sollen. Die umfangreiche Forschungslage über gesundheitliche Risiken der WLAN-Strahlung wird dabei von den politischen Entscheidungsgremien und in der öffent-lichen Debatte in der Regel nicht beachtet.

Methode: Für diesen Review wurden Studien v.a. in den Datenbanken livivo (zbmed) und PubMed recherchiert, ohne Ein-schränkung des Erscheinungsdatums. Die ausgewählten Studien sind in anerkannten Fachzeitschriften publiziert.

Ergebnis: Analysiert wurden mehr als 100 Studien zur Frequenz 2,45 GHz, die meist unterhalb der ICNIRP-Sicherheits richtlinien (in Deutschland als Grenzwerte in der 26. BImSchV festgelegt) Veränderungen gegenüber unbestrahlten Gruppen gefunden haben. Dokumentiert sind Studien zur Schädigung der Fruchtbarkeit, zur Einwirkung auf das EEG und Gehirnfunktionen, auf die DNA und die Krebsentwicklung, zu Wirkungen auf Herz, Leber, Schilddrüse, Genexpression, Zell zyklus, Zellmembran, Bakterien und Pflanzen. Als Wirkmechanismus identifizieren viele Studien oxidativen Zellstress. Negative Auswirkungen auf Lernen, Gedächtnis, Aufmerksamkeit und Verhalten sind Ergebnis zelltoxischer Effekte.

Schlussfolgerungen: Aufgrund der umfangreichen Forschungslage und der negativen gesundheitlichen Wirkungen, die in der überwiegenden Zahl der Studien gefunden werden, wird in Übereinstimmung mit offiziellen Verlautbarungen empfohlen, Maßnahmen zu ergreifen, um die Strahlungsbelastung zu verringern. Kabelgebundene Lösungen sollten bevorzugt werden. Die geltenden Grenz- und SAR-Werte schützen nicht vor den gesundheitlichen Risiken der WLAN-Strahlung. Die negativen Auswirkungen auf Lernen, Aufmerksamkeit und Verhalten begründen für Erziehungsinstitutionen aller Altersstufen einen Ver-zicht auf WLAN-Anwendungen. Aufgrund der zelltoxischen Wirkungen ist WLAN als Technologie in Krankenhäusern und für die Tele-Medizin nicht geeignet. WLAN sollte nicht in Schlafzimmern, an Arbeitsplätzen, in Aufenthaltsräumen, Krankenzim-mern, Hörsälen, Klassenzimmern und in öffentlichen Verkehrsmitteln genutzt werden. Die möglichen Gefahren durch WLAN-Strahlung könnten umgangen werden mit der Erprobung alternativer Übertragungstechniken mit anderen Frequenzbändern, wie die optische VLC/LiFi-Technik (Visible Light Communication). Wenn sich als Übergangslösung WLAN nicht vermeiden lässt, muss nach dem ALARA-Prinzip gehandelt werden: kein dauerstrahlendes, sondern ein abschaltbares und leistungs-geregeltes WLAN.

Keywords: Hochfrequenz, Elektromagnetische Felder (EMF), gepulste Mikrowellen, 10-Hz-Taktung, WLAN/WiFi, 2,45 GHz, Zellschädigung

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ReVIeW

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Inhalt:

Einleitung .............................................................................................................................................................3

1. Fortpflanzung und Fruchtbarkeit ................................................................................................................3

1.1. Auswirkungen auf Hoden und Spermien ............................................................................................................... 3

1.2. Weibliche Fortpflanzung – Studien zu prä- und postnatalen Auswirkungen ..................................................... 4

2. EEG, Gehirn und die Gehirnentwicklung ....................................................................................................6

2.1. Die Bedeutung der 10 Hz-Taktung......................................................................................................................... 8

3. Auswirkungen auf das Verhalten ................................................................................................................8

4. Einflüsse auf die DNA – tumorinitiierendes und tumorpromovierendes Schädigungspotential ........10

4.1. Einflüsse auf die DNA .............................................................................................................................................10

4.2. Einflüsse auf Krebs(zellen) ....................................................................................................................................12

5. Auswirkungen auf die Herztätigkeit .........................................................................................................12

6. Wirkmechanismus oxidativer Zellstress ..................................................................................................13

6.1. WLAN führt zu oxidativen Zellschädigungen .......................................................................................................13

6.2. Substanzen zum Schutz der Zellen ......................................................................................................................15

7. Auswirkungen auf den Zellzyklus .............................................................................................................16

8. Auswirkungen auf die Leber .....................................................................................................................16

9. Auswirkungen auf die Schilddrüse ...........................................................................................................17

10. Auswirkungen auf die Genexpression ......................................................................................................17

11. Auswirkungen auf die Zellmembran .........................................................................................................17

12. Auswirkungen auf Bakterien .....................................................................................................................18

13. Einflüsse auf Pflanzen ...............................................................................................................................18

14. Studien, die keine Effekte gefunden haben .............................................................................................19

15. Diskussion und Schlussfolgerungen ........................................................................................................19

Anhang: Tabelle, Literatur, Register ...............................................................................................................21

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Review

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Einleitung

Seit den 1980er-Jahren, mit dem massenhaften Aufkommen der Mikrowellenherde in Haushalten, hat sich die Wissen-schaft dafür interessiert, welche Auswirkungen elektromag-netische Strahlung im Bereich von 2,45 GHz (Mikrowellen) auf Lebewesen hat. Seitdem wurden in zahlreichen Expe-rimenten an Bakterien, Zellkulturen, Tieren, Pflanzen und auch am Menschen viele Wirkungen der Strahlung gefun-den. Während der Mikrowellenherd kurzzeitig die Leck-strahlung als unerwünschte Nebenwirkung hat, stellen die WLAN- und Bluetooth-Einrichtungen, die seit einigen Jahren in sehr vielen Haushalten arbeiten, eine Dauerbestrahlung mit denselben Frequenzen dar. WLAN hat sich als eine der meistgenutzten Frequenzen durchgesetzt, sowohl bei der körpernahen Smartphone- und Tablet-Nutzung als auch in der Inhouse-Versorgung (Router, SmartHome, Internet of Things). Deshalb ist die Forschung auch in diesem Bereich angelaufen. In der Regel werden die Experimente zu WLAN-Strahlung mit einer scheinbestrahlten Kontrollgruppe und bestrahlten Gruppen durchgeführt, häufig mit verschiedenen Feldstärken und Einwirkzeiten. Hintergrund war und ist die Frage, ob die Strahlung dieser Frequenzen schädliche Wir-kungen auf Mensch, Tier und Pflanze hat.

Im Jahr 2014 erschien im Springer Reference-Book „Sys-tems Biology of Free Radicals and Antioxidants“ der WLAN-Review von Nazıroglu /Akman, in dem darauf hingewiesen wird, dass auch schwache WLAN-Strahlung gesundheits-schädlich ist. Der Review stellte den Stand der Forschung dar und beschrieb bereits einen Schädigungsmechanismus. Die Studien, die seit 2014 zu WLAN erschienen sind, bestä-tigen die Analyse von Nazıroglu /Akman. In diesem neuen Review sind Ergebnisse von WLAN-Studien wiedergegeben, die schädliche Auswirkungen auf die Zellen und Organe belegen, Unterschiede zwischen unbestrahlten Kontrollen und bestrahlten Proben feststellen konnten, ebenso wie Auswirkungen auf das Verhalten von Tieren und Menschen. Die Veränderungen durch die Strahlung waren meist deut-lich unter den ICNIRP-Grenzwerten aufgetreten, die in den meisten Ländern etabliert sind (in Deutschland nach der 26. BImSchV). Dabei ist besonders zu beachten, ob die Untersu-chungen akute oder chronische Einwirkung zum Gegenstand hatten, denn schließlich haben wir es im täglichen Leben mit chronischer Bestrahlung zu tun. Ist eine Studie mit kurzeiti-ger Einwirkung der Strahlung angelegt, kann man – guten Gewissens – sagen: „Unter diesen Bedingungen konnten keine (statistisch signifikanten) Wirkungen festgestellt wer-den.“ Das sagt aber nichts über die Wirklichkeit der täglichen Bestrahlung aus. Es gibt verschiedene Studien, in denen die Wissenschaftler wissen wollten, welche Unterschiede in den Auswirkungen von GSM- (900 und 1.800 MHz) und WLAN-Frequenzen (2,45 GHz) bestehen. Meist war das Ergebnis, dass die WLAN-Strahlung stärkere Wirkungen als die GSM-Strahlung hervorruft. In einigen Tierversuchen wurde auch festgestellt, dass junge Mäuse oder Ratten empfindlicher auf die Strahlung reagieren als junge erwachsene oder alte Tiere. Die Forschungen untersuchen oft mehrere Endpunkte, z.B. stellen Studien den Zusammenhang Oxidativer Stress-

DNA-Strangbrüche-Spermienschädigungen dar, dadurch ergeben sich Überschneidungen in der Zuordnung zu den Kapiteln in diesem Review; in der Regel wurde nur für einen Endpunkt eingeordnet. Die immer wieder angeführte Aus-sage, es gäbe keine Wirkungsmechanismen, ist schon lange falsch – für 2,45-GHz-Strahlung ebenso wie für Mobilfunk-frequenzen. Hier sind viele Arbeiten zusammengetragen, die Mechanismen erklären: beispielsweise die außerordentlich oft belegte oxidative Schädigung, DNA-Strangbrüche, Ver-änderungen der Ionenkanäle, Beeinflussung von Transmit-tern im Hippocampus u.a.

1. Wirkung auf Fortpflanzung und Fruchtbarkeit

1.1. Auswirkungen auf Hoden und Spermien

Die Nutzung der Endgeräte erfolgt körpernah. Oft wird das Smartphone in der Nähe der Reproduktionsorgane getragen, steckt in der Hosentasche und ist mit einem Headset mit dem Ohr verbunden, oder der Laptop liegt auf dem Schoß. Zu zellschädigenden Wirkungen auf Spermien, Eierstöcke und Embryo liegen für die Frequenzen GSM, UMTS und WLAN mehr als 130 Studien vor. Deshalb empfiehlt die Ös-terreichische Ärztekammer in ihren zehn Handyregeln: „Bei Verwendung von Headsets oder integrierter Freisprechein­richtung Handys nicht unmittelbar am Körper positionieren – besondere Vorsicht gilt hier für Schwangere. Bei Männern sind Handys in der Hosentasche ein Risiko für die Frucht­barkeit.“ Und der Mobilfunkkonzern Orange warnt auf seiner Homepage: „Halten Sie Ihr Mobiltelefon oder andere mobile Geräte weg vom Bauch einer schwangeren Frau oder dem Unterbauch von Jugendlichen.“ (http://radio-waves.orange.com/en/your-mobile/best-practice)

Akdag et al. (2016) bestrahlten männliche Ratten 1 Jahr lang (Langzeitbestrahlung) mit der Strahlung eines WLAN-Generators und untersuchten mehrere Organe auf DNA-Schäden (Gehirn, Haut, Leber, Nieren, Hoden, Ganzkörper-SAR 141,4 μW/kg, Maximum 7127 μW/kg). Sie stellten fest, dass in allen Organen erhöhte DNA-Schädigung durch die Bestrahlung hervorgerufen wurde, aber nur im Hodenge-webe war sie signifikant. Das Hodengewebe der Ratten re-agiert offensichtlich empfindlicher auf 2,45-GHz-Strahlung als andere Organe. Empfehlung der Autoren: Männer soll-ten deshalb vorsichtig sein mit dem Laptop auf dem Schoß, denn die Fruchtbarkeit könnte beeinträchtigt werden. Die Arbeitsgruppe Avendaño et al. (2012) hatte außer DNA-Schäden weitere Auffälligkeiten gefunden: Die Beweglich-keit der Spermien von Laptopnutzern (26 – 45 Jahre alt) mit aktiver WLAN-Funktion war herabgesetzt, wenn der Laptop auf dem Schoß platziert war. Die Strahlung des Computers war 3-mal höher als ohne aktiviertes WLAN und 7 – 15-mal höher als bei der Kontrolle (kein Laptop). Die Anzahl der un-beweglichen Spermien war signifikant erhöht durch Laptop-Strahlung und die progressive Beweglichkeit signifikant ge-ringer. Die Spermienqualität kann durch die WLAN-Funktion am Laptop vermindert werden und damit kann die Frucht-barkeit beeinträchtigt sein. Dasdag et al. (2015) haben die

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Review

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Wirkung von 2,4-GHz-Strahlung eines Generators in 50 cm Entfernung auf die Hodenfunktionen bei Ratten untersucht, und zwar nach Langzeiteinwirkung. Eine Gruppe männlicher Ratten bekam 12 Monate lang 2,4-GHz-Strahlung 24 Stun-den täglich (SAR für Punkt, 1 g und 10 g Gewebe von Ho-den und Prostata betrugen 4.880, 2.420 und 1.020 μW/kg), die andere Gruppe wurde scheinbestrahlt. Am Ende erfolgte die mikroskopische Untersuchung verblindet von Hoden, Samenleiter, Prostata und Bläschendrüse auf Gewicht und die Samenzellen auf Beweglichkeit, Konzentration in den Nebenhoden und auf morphologische Defekte (Schwanz- und Kopfdefekte, Durchmesser der Samenkanälchen und Dicke der Tunika albuginea). Die Gestalt der Spermien war signifikant verschieden in den beiden Gruppen. Signifikante Erhöhung gab es beim Prozentsatz der defekten Spermien-köpfe nach Bestrahlung, signifikant vermindert waren Ge-wicht von Nebenhoden und Bläschendrüse, Durchmesser der Samenkanälchen und Dicke der Tunika albuginea (hier hochsignifikant). Alle anderen Parameter waren statistisch nicht-signifikant verschieden von den Kontrollen. Empfeh-lung der Autoren: Da Langzeitbestrahlung mit 2,4 GHz die Fruchtbarkeit beeinträchtigen kann, sollten Kinder und Ju-gendliche vor WLAN-Strahlung geschützt werden. Kumar et al. (2011) fanden an männlichen Ratten, dass 2,45 GHz (60 Tage 2 Stunden/Tag, 0,21 mW/cm2, 0,014 W/kg SAR) oxidativen Stress hervorrufen und damit die Fruchtbarkeit herabsetzen. Melatonin und Testosteron im Serum wurden signifikant vermindert, Apoptoserate und Kreatinkinase (zum Energie-Transport) in Spermien signifikant erhöht. Ein ge-pulstes Feld von 100 Hz kann die schädlichen Wirkungen reduzieren, da der Magnetfluss zirkulierende elektrische Ströme im Gewebe erzeugt, die die freien Radikale abfan-gen. Kumar und Mitarbeiter schließen aus den Ergebnissen, dass 2,45 GHz während der Spermienentwicklung oder -rei-fung Apoptose verursacht; die Caspase-3 scheint die Repro-duktionsphysiologie oxidativ zu beeinflussen, was durch die 100-Hz-Pulsung gemindert werden kann.

Meena et al. (2014) und mehrere Arbeiten der Arbeitsgruppe von Prof. M. Nazıroglu (s. Kapitel oxidativer Stress) haben Beeinträchtigungen der Hoden durch oxidativen Stress gefunden, der durch Melatonin gemindert wurde. Shahin et al. (2014) fanden schädliche Wirkungen bei männlichen Mäusen nach Bestrahlung mit 2,45 GHz MW (kontinuierli-che Strahlung 2 h/Tag für 30 Tage, 0,029812 mW/cm2, SAR 0,018 W/ Kg). Sie untersuchten Spermienzahl und -beweg-lichkeit, ROS-, Nitrat- und Nitrit-Produktion, Testosteron und Nitratoxidsynthase (iNOS) und das Enzym 3b-Hydro-xysteroid-Dehydrogenase (3βHSD, ein wichtiges Enzym für die Steroid-Biosynthese) im Hoden. Das Hodengewebe war durch die Strahlung signifikant verändert. Die Samenkanäl-chen waren degeneriert und hatten einen signifikant gerin-geren Durchmesser und die Leydig-Zellen waren geschä-digt. Man sah signifikant geringere Spermienzahlen (mehr tote Zellen) und geringere Beweglichkeit bei den bestrahlten Tieren im Vergleich zu den scheinbestrahlten Kontrollen. Die ROS-, Nitrat- und Nitrit-Konzentrationen, die Lipidperoxida-tion und antioxidativen Enzyme waren in Leber, Nieren, Hy-pothalamus und Hoden signifikant verändert, teilweise hoch-

signifikant, ROS besonders in Leber und Hoden. Im Hoden waren die Aktivität von 3βHSD und die Testosteronkonzent-ration signifikant reduziert. Es gab einen Anstieg der iNOS im Hoden. Die Autoren gehen davon aus, dass die 2,45-GHz-Strahlung Unfruchtbarkeit durch oxidativen und nitrosativen Stress (freie Radikale) sowie durch Degeneration des Hoden-gewebes hervorrufen könnte. Shokri et al. (2015) wollten an Rattenhoden prüfen, wie sich die Bestrahlung der Tiere mit 2,45 GHz (2 WLAN-Antennen an gegenüberliegenden Wän-den im Raum, eine Gruppe 1 Stunde/Tag, eine 7 Stunden/Tag über 2 Monate) auf die Fruchtbarkeit auswirkt und unter-suchten Apoptose, Spermien- und Gewebeveränderungen.

Die Auswertung erfolgte doppelblind. Die bestrahlten Tiere hatten signifikante Verminderungen des Gewichts der Bläs-chendrüse, der Spermienzahl und -beweglichkeit, stärker bei den höher bestrahlten Tieren. Im Hodengewebe sah man nach 1 Stunde Bestrahlung intaktes Keimepithel mit etwa 5 Zellschichten in den Hoden, nach 7 Stunden waren statistisch signifikante Schäden in der Keimzellschicht der Samenkanälchen sichtbar mit statistisch signifikant weniger Zellschichten. Die Apoptoserate und die Aktivität der Cas-pase-3 (das Enzym, das die Apoptose ausführt, nachdem sie von anderen Caspasen eingeleitet wurden) waren in der 7-Stunden-Gruppe signifikant erhöht in den Samenkanäl-chen. Empfehlung der Autoren: Angesichts der Ergebnisse und der immer stärker auftretenden WLAN-Netze sollte die Zeit, der man WLAN-Strahlung ausgesetzt ist, begrenzt werden.

1.2. Weibliche Fortpflanzung – Studien zu prä- und postnatalen Auswirkungen

Das weltweit renommierte schwedische Karolinska Institut in Stockholm hat am 3. Februar 2011 eine Pressemitteilung herausgegeben, in der vor Funkanwendungen (Mobil- und Schnurlostelefone, WLAN) gewarnt wird, da Gefahren für Kinder und schwangere Frauen bestehen. Die Grenzwerte müssen gesenkt werden: „Current US and ICNIRP standards for radiofrequency and microwave radiation from wireless technologies are entirely inadequate. They never were inten­ded to address the kind of exposures from wireless devices that now affect over 4 billion people.” (Olle Johansson, Pro-fessor, Department of Neuroscience, Karolinska Institute, Stockholm, http://sagereports.com/smart-meter-rf/?page_id=382).

Nakamura et al. (2000) untersuchten, welche Auswirkun-gen kontinuierliche 2,45-GHz-Strahlung (2 mW/cm2 für 90 Minuten) auf Schwangerschaft, Uterus oder den Blutfluss zwischen Uterus und Plazenta, Hormone und biochemische Mediatoren (Corticosteron, Estradiol, Prostaglandin E2 und Prostaglandin F2α) hat. Der Blutfluss wurde durch die Strah-lung vermindert, Progesteron und Prostaglandin F2α nur in den trächtigen Tieren gesteigert. Die Steigerung von Cortico-steron und Abnahme von Estradiol waren in trächtigen und nicht-trächtigen Tieren vergleichbar. Die Störungen im Kreis-lauf Uterus/Plazenta durch 2,45 GHz sind wahrscheinlich vom Prostaglandin F2α verursacht und könnten ein Risiko für

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Schwangerschaften darstellen. Margaritis et al. (2014) unter-suchten an 2 Drosophila-Stämmen (Tau-, Obst- oder Frucht-fliegen) die Eientwicklung in den Eierstöcken nach Einwirken von elektromagnetischen Feldern verschiedener Frequenzen und ob Drosophila als Testsystem (Biomarker) geeignet ist. Dazu wurden die Reproduktionskapazität (Fekundität) und die Apoptose (mit 2 Testmethoden) während der Oogenese untersucht, die regulär in bestimmten Entwicklungsstufen erfolgen muss. Weiter war Untersuchungsgegenstand, ob gepulste und kontinuierliche Strahlung unterschiedliche bio-logische Wirkungen hervorrufen. Die Ergebnisse sind für Mi-krowellenherd, Bluetooth (geringste Feldstärke von 0,3 V/m in den ersten 7 Tagen) und WLAN (2,44 GHz, 2,1 V/m, 10 Hz gepulst, Pulsdauer 1 ms) dargestellt. Kontrollen waren un-behandelte und scheinbestrahlte Tiere. Alle Strahlungsarten, auch die geringen Felder von Bluetooth bis zu 22 V/m von Mobiltelefonen, zeigten statistisch signifikante Erhöhung der Apoptoserate und bei fast allen Frequenzen war die Fekun-dität zwischen 10 % (bei WLAN und Bluetooth) und 30 % (bei Mobil- und DECT-Telefonen) vermindert. Die Strahlung scheint an den Schaltstellen der Entwicklungsstufen der Ei-zellen noch unbekannte Mechanismen zu beeinflussen. Bei den Nachkommen war die Anzahl der Puppen signifikant vermindert. Die Autoren gehen davon aus, dass die Wir-kungen nicht von den niederfrequenten Komponenten her-rühren, weil einige Geräte diese nicht haben, sondern Pulse verantwortlich sind. Bluetooth beispielsweise hat trotz der sehr geringen Feldstärke dieselben Schäden bei Apoptose und Reproduktion hervorgerufen wie ungepulste Signale ei-nes FM-Generators, der eine 43-fach höhere Intensität von 13 V/m hatte.

Özorak/Nazıroglu (2013) untersuchten männliche Nach-kommen von weiblichen Ratten, die während der Träch-tigkeit mit 2.450 MHz, 900 und 1.800 MHz bestrahlt wor-den waren (1 Stunde/Tag, 5 Tage/Woche während der Trächtigkeit und 6 Wochen nach der Geburt mit 12 μW/cm2 (10 V/m, SAR 0,01 – 1,2 W/kg Ganzkörper, Durchschnitt 0,18 ± 0,07 W/ kg)). Die Doppelblindstudie untersuchte Nie-ren und Hoden auf Spurenelemente (die Metalle Chrom, Kupfer, Eisen, Mangan, Selen und Zink), da diese als Kofak-toren bei antioxidativen Enzymen beteiligt sind, dann die oxi-dativen Parameter Lipidperoxidation, Glutathion und Gluta-thion-Peroxidase, die Vitamine A, E und β-Karotin in den Nieren- und Hoden-Geweben der 4, 5 und 6 Wochen alten Nachkommen. Die 4 Wochen alten Tiere reagierten empfind-licher auf die Strahlung als die älteren Tiere von 5 und 6 Wo-chen; der oxidative Stress erzeugte bei den 6 Wochen alten Tieren nur noch für TAS, Lipidperoxidation, Kupfer und Eisen signifikant verschiedene Werte im Vergleich zu den Kontrol-len in den Nieren. Die Autoren kommen zu dem Schluss, dass 900, 1.800 und 2.450 MHz zu oxidativem Stress in Nieren und Hoden junger Ratten führen können, sichtbar an erhöhter Lipidperoxidation, oxidierbarem Eisengehalt und geringeren Konzentrationen an Spurenelementen, TAS und GSH in Nieren und Hoden von Tieren, die sich in der Entwicklung befinden, vergleichbar der Pubertät beim Men-schen. Shahin et al. (2013) untersuchten weibliche Mäuse nach Bestrahlung mit 2,45 GHz (nicht- thermische Leistungs-

flussdichte von 0,033549 mW/ cm2, SAR 0,023023 W/ kg, 2 Stunden/Tag über 45 Tage). Nach den 45 Tagen wurden Blut und Gewebe-Homogenisate von Leber, Nieren und Eierstö-cken entnommen zur Bestimmung von Blutzell-Parametern (Erythrozyten, Leukozyten, das Verhältnis von Neutrophilen zu Lymphozyten, Hämoglobingehalt), DNA-Brüchen, NO, NO2

–/NO3– (Nitrit/Nitrat), Progesteron (P4), Estradiol (E2),

ROS und den antioxidativen Enzymen Superoxid-Dismutase (SOD), Katalase und Glutathionperoxidase (GPx). Bei den bestrahlten Tieren war ein signifikanter Anstieg von ROS, Hämoglobin, Gesamtzahl der Erythrozyten und Leukozy-ten, DNA-Strangbrüchen und Hormonen (P4 und E2 waren im Plasma erhöht gegenüber den Kontrollen, signifikant aber nur E2) zu sehen sowie signifikante Abnahme von NO und antioxidativer Enzym-Aktivität in allen 3 Organen. Die Mikrowellenstrahlung geringer Feldstärke erzeugt physio-logische Stressreaktionen in trächtigen Mäusen und führte zum Absterben der Embryos. In den Eierstöcken sah man vergrößerte Follikel, die Zahl der Embryos war signifikant geringer und die Entwicklung blieb zurück. Die Autoren füh-ren die schädlichen Auswirkungen auf den oxidativen Stress (ROS beeinträchtigen das antioxidative Abwehrsystem und können zu Apoptose führen), die Änderung der Progeste-ron- und Estradiol-Konzentrationen und DNA-Strangbrüche zurück. Die veränderten Leukozytenzahlen deuten auf ent-zündliche Vorgänge hin. Die 2,45-GHz-Strahlung ist ein star-ker Auslöser von oxidativem Stress.

Sangün et al. (2015) hatten in der ersten Längsschnittstu-die zu dieser Strahlung untersucht, welche Auswirkungen langzeitige WLAN-Bestrahlung (2,45 GHz) auf Wachstum und Entwicklung von jungen weiblichen Ratten hat. Wäh-rend der Embryogenese als der empfindlichsten Zeit können schwere Schäden durch äußere Einwirkung von Chemikalien oder Strahlung entstehen. Die jungen Weibchen bekamen Schein-, prä- und postnatale Bestrahlung (2,45-MHz-Be-strahlung je 1 Stunde pro Tag bis zur Pubertät mit 45,5 V/m im Nahfeld, SAR 0,143 W/kg Ganzkörperbestrahlung). In der Pubertät wurden Serum, Eierstock- und Hirngewebe ge-sammelt und der oxidative/antioxidative Status bestimmt. Es war chronischer oxidativer Stress in beiden Organen zu verzeichnen. Im Serum erfolgte die Bestimmung der Kon-zentrationen der Hormone Follikelstimulierendes Hormon (FSH), Luteinisierendes Hormon (LH), 17β-Östradiol (E2) und des Insulin-ähnlichen Wachstumsfaktor-1 (IGF-1). Nur LH im Serum war nach prä- und postnataler Bestrahlung signifi-kant gestiegen gegenüber der scheinbestrahlten Kontrolle. Dazu kamen histologische Analysen von Hypothalamus und Eierstöcken zur Feststellung von Zell- und Gewebe-veränderungen; es ergaben sich keine signifikanten Unter-schiede. Die pränatale Bestrahlung mit 2,45 GHz bewirkte Wachstumseinschränkungen und verzögerten Eintritt in die Pubertät bei den weiblichen Ratten. Die Strahlungsintensi-täten waren im Bereich der internationalen Grenzwerte. Die chronische Einwirkung der WLAN-Strahlung, insbesondere während der intrauterinen Phase und frühen Kindheit, kann schädliche Auswirkungen auf Wachstum und Pubertät ha-ben. Empfehlung der Autoren: Vorsorgemaßnahmen soll-ten besonders in der Nähe solcher Strahlungsquellen und

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bei Langzeiteinwirkung ergriffen werden. Yüksel/ Nazıroglu et al. (2016) hatten weibliche Ratten ein Jahr lang mit 900, 1.800 und 2.450 MHz bestrahlt und danach Muttertiere und Nachkommen auf den Hormonstatus und oxidativen Stress untersucht (im Kapitel 6.1. zu oxidativem Stress beschrie-ben). Bei den 4, 5 und 6 Wochen alten Nachkommen waren insgesamt stärkere Auswirkungen der Strahlung zu sehen als bei den Muttertieren, besonders starke Unterschiede bei 2,45 GHz. Der Review von Desai, Kesari und Agarwal (2009) fasst die Ergebnisse von Studien zu Hochfrequenzwirkun-gen (Mobilfunk und 2,45 GHz) auf das Reproduktionssys-tem zusammen und schließt, dass neben anderen Schädi-gungen (DNA, Zellmembranen, Calcium-Homöostase u.a.) die männliche Fruchtbarkeit beeinträchtigt sein kann und die geltenden Grenzwerte gesenkt werden sollten. Zu dem-selben Ergebnis für alle Frequenzbereiche kommen sieben weitere Reviews: Adams et al. (2014), Agarwal et al. (2011), Behari/Rajamani (2012), Bellieni/Pinto (2012), British Co-lumbia Centre for Disease Control (BCCDC) (2013), Dama/Bhat (2011), Gye/Park (2011), La Vignera et al. (2012).

2. Wirkungen auf das EEG, das Gehirn und die Gehirnentwicklung

Ob WLAN-Strahlung das EEG beeinflusst, dazu liegen in-zwischen aussagekräftige Untersuchungen vor. Einige Ar-beitsgruppen haben Untersuchungen dazu an Tieren (Rat-ten, Mäuse) und Menschen durchgeführt. Bereits 1995 kam Lebrecht von Klitzing in seiner Untersuchung zu dem Schluss, dass EEG-Daten von Menschen, die unter dem Einfluss niederfrequent gepulster elektromagnetischer Fel-der gewonnen werden, im Bereich der α-Aktivität (α-wellen 8 – 13 Hz, 5 – 100 Mikrovolt) sowohl während als auch einige Stunden nach der Exposition verändert sind. Dieser Effekt wurde durch Feldstärken hervorgerufen, die geringer sind als die festgelegten internationalen Grenzwerte. Aggar-wal et al. (2013) haben das EEG von 12 männlichen jun-gen Ratten aufgezeichnet, nachdem die Tiere mit 2,45 GHz bestrahlt worden waren (2 Gruppen: scheinbestrahlt 4 Tiere und bestrahlt 8 Tiere, 1 Stunde/Tag 21 Tage lang, 7,37 × 10 – 4 mW/ cm2, SAR 1,16 mW/kg). Die Temperatur, gemessen an den Tagen 0, 7, 14 und 21, erhöhte sich in bei-den Gruppen kaum, bei allen Ergebnissen handelt es sich somit um nicht-thermische Wirkungen. Am Ende des Expe-riments waren 2 Tiere der bestrahlten Gruppe gestorben. Ab dem 22. Tag wurde das EEG an den anästhetisierten Tieren 3 Stunden lang gemessen. Der Verlauf der Reaktionen auf die Bestrahlung: Erst in der 2. Stunde wurden signifikante Unterschiede zwischen beiden Gruppen in allen Frequenz-bereichen gesehen, in der 3. Stunde im ϑ- und β-Bereich. Die Reaktionen waren insgesamt im ϑ- und β-Bereich stär-ker als bei den α- und d-Wellen. Demnach können niedrige, chronisch einwirkende Feldstärken von 2,45 GHz mögli-cherweise psychopathophysiologische Störungen nach sich ziehen, weil die Elektrophysiologie der Nervenzellen verän-dert wird. Es erfolgt eine Änderung der Synchronisation/Desynchronisation der feuernden Nervenzellen, die Auswir-kungen auf die Blut-Hirn-Schranke und die Konzentration

der Neurotransmitter an den Synapsen hat, so die Forscher. Sinha, Aggarwal und Mitarbeiter (2008) untersuchten an männlichen Ratten das Verhalten, die Schilddrüsenhormone T3, T4, TSH und das EEG nach Bestrahlung mit 2,45 GHz (2 Stunden täglich, 21 Tage lang, 16,5 μW/cm2, SAR parallel Ebene E 3,6 μW/g, Ebene H 9,8 μW/g). Die Werte für T3 wa-ren signifikant niedriger (100 zu 78,8 ng/dl), die für T4 signi-fikant höher (1,24 zu 3,01 μg/dl) als bei den Kontrolltieren. TSH und die Körpertemperatur unterschieden sich kaum zwischen den beiden Gruppen. Dies hatte auch Auswirkun-gen auf das Verhalten (siehe Kapitel 3., Verhalten). Maga-nioti et al. (2010) hatten Gedächtnistests an 15 Männern und 15 Frauen durchgeführt (Durchschnitt 23,7 Jahre, ho-her Bildungsstand). Die Probanden sollten sich Zahlen mer-ken, die auf ein Tonsignal folgten, einmal ohne und einmal mit Bestrahlung (0,49 V/m am Kopf) mit einem WLAN-Ac-cesspoint in 1,5 m Abstand zum Kopf des Teilnehmers. Die Testpersonen hörten über Kopfhörer Signale von 3.000 oder 500 Hz, sie sollten die Zahlen erinnern, die danach kamen. Der gesamte Test erfolgte mit 52 Wiederholungen innerhalb von 45 Minuten. Diese Tests wurden zweimal durchgeführt mit 2 Wochen Abstand. Die Ergebnisse zeigten, dass keine Unterschiede im d- und ϑ-Band bestanden, weder zu Kon-trollen noch zwischen den Geschlechtern, aber signifikante Unterschiede im α- und β-Band. Das EEG zeigte ohne die Strahlung bei beiden Geschlechtern gleiche Werte. Nach Einschalten der 2,45-GHz-Strahlung stieg die Energie bei Männern nur unwesentlich an, während sie bei Frauen signi-fikant abnahm. Das α-Band wird mit dem Langzeitgedächt-nis in Verbindung gebracht, β-Aktivität mit Anspannung, Aufmerksamkeit und Konzentration. Die Ergebnisse deuten auf physiologische Änderungen durch die WLAN-Strahlung hin, die sich verschieden auf die Erregbarkeit der Hirnrinde bei Frauen und Männern auswirken.

Die Arbeitsgruppe von Lai und Singh hat in den 1980er-Jahren viele Experimente an Ratten durchgeführt, um die Mechanismen zu verstehen, die 2.450-MHz-Strahlung im Gehirn, besonders im Hippocampus hervorruft; welche neurologischen Funktionen verändert werden und wie das Verhalten beeinflusst wird. In den 1990er-Jahren kamen Experimente zu DNA-Schäden hinzu. 1983 testeten sie die Wirkung von 3 Drogen (Apomorphin, Amphetamin und Mor-phin) unter Kurzzeitbestrahlung und stellten fest, dass die Reaktionen der Tiere unterschiedlich waren. Die Forscher registrierten eine komplexe Natur der Mikrowellenstrahlung auf Gehirnfunktionen. In den folgenden Jahren untersuchten sie die cholinerge Aktivität unter Anwendung verschiedener Antagonisten (1987a, 1987b, 1988, 1989a, 1989b, 1991, 1994, 1996b). Man fand heraus, dass sowohl cholinerge als auch endogene Opioid-Neurotransmittersysteme im Gehirn am Defizit des räumlichen Lernens und des Gedächtnis-ses nach Einwirken geringer Felder von 2,45 GHz betroffen sind. Die Cholin-Aufnahme (als Maß für cholinerge Aktivität) im Hippocampus war signifikant vermindert, was durch β-Funaltrexamin verhindert werden kann. Räumliches Lernen und Gedächtnis waren beeinträchtigt, wenn die Strahlung einwirkte, aber nicht, wenn mit dem cholinergen Agonisten Physostigmin oder dem Opiat-Antagonisten Naltrexon vor-

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behandelt worden war. Vorbehandlung mit dem peripheren Opiat-Antagonisten Naloxon-Methiodid hatte keinen Ein-fluss. Ein Konzentrationsanstieg der Muscarin-cholinergen Rezeptoren wurde im Hippocampus von Ratten gefunden, die 45 Minuten der Strahlung ausgesetzt waren; die Wirkung konnte durch Naltrexon verhindert werden. Nazıroglu und Gümral (2009) haben Ratten mit 2,45 GHz bestrahlt (28 Tage 1 Stunde täglich 11 V/m, SAR Ganzkörper 0,1 W/kg, lokal im Gehirn 1,73 W/kg), je eine Gruppe bekam zusätzlich vor der Bestrahlung Selen oder L-Carnitin i.p. verabreicht. Nach der Bestrahlung wurden sofort das EEG durchgeführt und anschließend die Gehirne im Doppelblindverfahren unter-sucht. Man bestimmte die Gehalte an Vitamin A, C und E, die Lipidperoxidation (LP), Glutathion (GSH), die Aktivität der Glutathion-Peroxidase (GSH-Px) und β-Carotin in den Gehir-nen. Die Aktivität der GSH-Peroxidase war signifikant höher in der Selen-Gruppe, GSH und β-Carotin unterschieden sich nicht-signifikant von den Kontrollen. Die Lipidperoxidation war durch die Gabe von Selen signifikant vermindert, durch L-Carnitin deutlich stärker als durch Selen. Die signifikante Reduktion der Vitamine C und E durch die 2,45-GHz-Strah-lung wurde signifikant verhindert durch Selen und L-Carnitin. Sowohl die Vitamine als auch L-Carnitin und Selen haben schützende Wirkung vor oxidativer Schädigung (ROS) des Hirngewebes. Im EEG war nur eine leichte Übererregbarkeit nach Bestrahlung zu sehen, die durch Selen und L-Carnitin kompensiert wurde.

Die Arbeitsgruppe um J. Orendacova hat eine Reihe von Studien zur Produktion und Entwicklung von neu gebildeten Nervenzellen durchgeführt, darunter 2 nach Bestrahlung von Ratten beider Geschlechter mit 2,45 GHz (2009, 2011). In der Untersuchung von Orendacova et al. (2009) wurden neuge-borene (7 Tage alt) und erwachsene, alte Ratten (24 Monate) gepulster 2,45-GHz-Strahlung von 2,8 mW/cm2 ausgesetzt. Die Frage war, ob man Unterschiede in der Entwicklung der Zellen sehen kann. Das erwachsene Gehirn enthält mindes-tens 2 Regionen für Nervenzellwachstum und -wanderung, die Subventrikularzone (SVZ) und den Gyrus dentatus im Hippocampus. Die neu gebildeten Zellen wandern vom Ent-stehungsort in andere Bereiche und reifen zu ausdifferen-zierten Zellen heran. Die Tiere beider Altersstufen wurden in zwei Gruppen unterteilt: Bestrahlung 4 Stunden/Tag 2 Tage lang (akut) oder 8 Stunden/Tag 3 Tage lang (chronisch). Die Forscher konnten zeigen, dass bei den neugeborenen Rat-ten signifikante Unterschiede im Zellwachstum zwischen Kontrollen und bestrahlten Tieren auftraten, bei den 24 Mo-nate alten Tieren jedoch nicht. Die Zellteilungsraten verän-dern sich dosis- und altersabhängig. An den Tagen 7 – 10 ist die Aktivität sehr hoch, fällt dann auf die Werte der Kon-trollen ab und steigt von Tag 14 – 21 wieder an, um an Tag 35 wieder auf das Niveau der Kontrollen abzufallen. In der 1. Woche nach der Geburt sind Zellteilungsrate bzw. Ent-wicklung und Reifung der Nervenzellen besonders hoch, in dieser Zeit sind schädigende Einflüsse auf die Neurogenese zu befürchten, wie man bei neugeborenen Tieren nachwei-sen konnte. In der 2. Arbeit von Orendacova et al. (2011) wurden wieder 2 Altersstufen untersucht. Die Bestrahlung der Ratten beider Geschlechter erfolgte einmalig an Tag 7

(Neugeborene) oder an Tag 28 (junge Erwachsene) nach der Geburt (2 Stunden mit 2,8 mW/cm2, je 10 Tiere). Untersucht wurde nach der kurzen Bestrahlung auf das frühe Genpro-dukt Fos-Protein, das bei frühem Stress in Nervenzellen er-höht ist, und NO-produzierende Zellen, die nach Tag 7 die Neurogenese regulieren. Bei den bestrahlten Tieren traten signifikante Unterschiede in der Expression der frühen Gene im Vergleich zu den Kontrolltieren auf. NO-Zellen waren bei den bestrahlten Tag-7-Ratten schon an Tag 7 zahlreiche zu sehen, bei den Kontrolltieren erst an Tag 10. Bei den jungen erwachsenen Ratten (P28) waren ebenfalls Unterschiede in der Zahl der NO-Zellen gegenüber den Kontrolltieren zu sehen. Papageorgiou et al. (2011) testeten an 15 Männern und 15 Frauen (Durchschnittsalter ca. 24 Jahre) die Reak-tionen, indem sie die P300-Wellen im EEG aufzeichneten. Die P300-Komponente ist aktiv bei Denk- und Erinnerungs-prozessen. Die Probanden hörten unvollständige Sätze über Kopfhörer und mussten sie sinnvoll vervollständigen. Es gab signifikante Unterschiede in den Reaktionen zwischen be-strahlten und unbestrahlten Personen, aber auch zwischen Frauen und Männern. Während die Probanden unbestrahlt keine Unterschiede bei den Geschlechtern zeigten, gab es in der P300-Amplitude beim Einschalten des WLAN-Signals (0,49 V/m) bei den Männern eine signifikante Abnahme der Amplitude, bei den Frauen einen signifikanten Anstieg.

Paulraj und Behari (2006a) erforschten anhand der Cal-cium-abhängigen Proteinkinase C in der Entwicklung be-findliche Hirnzellen von jungen männlichen Ratten und bestrahlten die Tiere mit 2,45 GHz (2 Stunden täglich, 35 Tage, 0,344 mW/ cm2, SAR 0,11 W/kg). Die Proteinkinase C ist an sehr vielen pathologischen Prozessen einschließlich Krebsentstehung in vielen Zellarten beteiligt. Im Nervenge-webe reguliert es Ausschüttung von Neurotransmittern und Bildung des Langzeitgedächtnisses. Das Hirngewebe (ge-samtes Gehirn, Hippocampus und Hirn ohne Hippocampus) wurde auf Aktivität der Proteinkinase C untersucht und es er-gab sich eine signifikante Abnahme der Aktivität im gesam-ten Gehirn und im Hippocampus gegenüber der Kontrolle. Im Gehirn ohne Hippocampus gab es keinen signifikanten Unterschied zur scheinbestrahlten Kontrolle. Im Elektronen-mikroskop waren vermehrt Gliazellen zu sehen. Chronische Einwirkung der 2,45-GHz-Strahlung könnte Wachstum und Entwicklung des Gehirns nicht-thermisch beeinträchtigen. Das könnte eine Erklärung dafür sein, wie die häufig ge-fundenen Veränderungen durch Hochfrequenz bei Lernen und Gedächtnis entstehen. Testylier et al. (2002) hatten an männlichen Ratten getestet, welche Auswirkungen 800 MHz und 2,45 GHz auf das Verhalten und die Acetylcholin(ACh)-Konzentration im Hippocampus haben. Die Bestrahlung erfolgte für 2,45 GHz 1 Stunde lang mit 2 mW/cm2 oder 4 mW/ cm2 (Ganzkörper-SAR 3,26 bzw. 6,52 W/kg). Man fand bei 2 mW/ cm2 eine nicht-signifikante und bei 4 mW/cm2 eine signifikante Abnahme der durchschnittlichen ACh-Konzentration (40 %) 7 Stunden nach der Bestrahlung. Die ACh-Ausschüttung nahm bereits bei Beginn der Bestrah-lung ab und war 5 Stunden nach Bestrahlung am nied-rigsten gegenüber der scheinbestrahlten Kontrolle, die bei der scheinbestrahlten Gruppe kontinuierlich leicht anstieg.

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Es ist keine thermische Wirkung, da die Abnahme mehrere Stunden nach Ende der Bestrahlung am höchsten war. Eine Videokamera zeichnete das Verhalten der Tiere ab 4 Stun-den vor bis zum Ende des Experiments auf. Es zeigten sich keine Unterschiede. Yang et al. (2010) wollten die Frage klären, wie sich gepulste 2,45-GHz-Strahlung (20 Minuten, SAR 6 W/kg) auf Mikroglia in Gehirnen von Mäusen (N9-Mi-kroglia-Maus-Zelllinie) auswirkt. Mikroglia sind Abwehrzellen im Nervensystem, die bei Verletzung oder Infektion des Ner-vengewebes aktiviert werden. Eine bestimmte Signalkette, der JAK-STAT-Signalweg, reguliert die Abwehrmechanis-men, die auch aktiviert werden, wenn Strahlung einwirkt. Bei gestörter Regulation können Immunschwäche und Krebs entstehen. Die Bestrahlung bewirkte Veränderungen in der Genexpression verschiedener Gene, u.a. solche für den Tumor-Nekrose-Faktor (TNF-α) und die induzierbare Stick-stoffoxid-Synthase (iNOS), die an entzündlichen Reaktionen im Nervengewebe beteiligt sind. Übermäßige Aktivierung der Mikroglia kann zu degenerativen Erkrankungen führen (ALS, Alzheimer, Parkinson).

Die Ergebnisse zeigten, dass die Mikroglia durch die 2,45-GHz-Strahlung aktiviert wurden unter Beteiligung von TNF-α, NO und ROS, es folgte eine pro-entzündliche Re-aktion und gleichzeitig wurde der JAK-STAT-Signalweg aktiviert. Die Strahlung stellt einen externen physikalischen Faktor dar, der über die Aktivierung der Mikroglia zu ent-zündlichen Prozessen und Schädigung des Nervengewebes führen kann. Yang et al. (2012) setzten erwachsene männli-che Ratten 2,45 GHz aus (gepulst 20 Minuten, 65 mW/cm2, SAR 6 W/ kg) und wählten Stress-bezogene Gene zur weite-ren Untersuchung aus. Von 2.048 Genen waren 3 Stunden nach der Bestrahlung im Hippocampus 41 relevante Gene signifikant verändert, 23 hoch- und 18 herunterreguliert (HSP, Stoffwechsel, Signaltransduktion, Zellskelett, Apop-tose, Zellanheftung, DNA-Reparatur u.a.). 7 Gene betrafen die Stress-bezogenen Hitzeschockproteine oder Chape-rone, davon vor allem die Gene für HSP27 und HSP70, deren Expression im Hippocampus signifikant erhöht war, speziell in den Pyramidenzellen des Ammonhorns (CA3-Region) und in den Granulazellen des Gyrus dentatus. Die beiden HSPs waren zu verschiedenen Zeitpunkten maximal erhöht, sie ha-ben unterschiedliche Funktionen. Die Daten liefern direkte Beweise dafür, dass die 2,45-GHz-Strahlung Stressreaktio-nen im Hippocampus von Ratten auslöst.

2.1. Die Bedeutung der 10-Hz-Taktung

WLAN ist mit 10 Hz getaktet, deshalb sind die Ergebnisse des Experiments von 1968 im Bunker von Andechs von Dr. Rütger Wever (Max-Planck-Institut für Verhaltensphysio-logie: Seewiesen und Erling-Andechs) bedeutend. Er un-tersuchte die Wirkung der 10-Hz-Frequenz (im Bereich der α-wellen 8 – 13 Hz, 5 – 100 Mikrovolt) auf den circardianen Rhythmus des Menschen. DIE ZEIT schrieb 1968 zu dem Ex-periment: „Nachdem Geophysiker festgestellt hatten, dass dieses elektromagnetische Feld – eine Wellenstrahlung von 10 Hertz – im Ablauf eines Erdentages Maximum und Mini-

mum durchläuft, also einen ‚Tagesgang‘ hat, war es für die Rhythmenforscher interessant zu prüfen, ob es vielleicht ei-nen Einfluss hat auf des Menschen ‚innere Uhr‘. Zwei unter-irdische Bunker, spiegelbildlich zueinander, wurden gebaut, der eine mit mehreren Lagen einer Eisenummantelung gegen das 10-Hz-Feld abgeschirmt. Versuchspersonen zogen ein und lebten in ihrem Wohn-Schlaf-Raum unter konstanten Bedingungen, vor allem aber ohne Uhr, ganz der eigenen, inneren Periodik hingegeben.“ Die Isolation der Versuchs-personen von der Umgebungsstrahlung 10 Hz wirkte sich aus: „Es verschiebt sich ... nicht nur der Wechsel zwischen Aktivität und Ruhe, sondern es verschieben sich synchron damit auch die sogenannten vegetativen Funktionen, zum Beispiel die Arbeit der Nieren, Körpertemperatur-Maximum und -Minimum ... Das gesicherte Ergebnis aus zehn solchen Experimenten: Der menschliche Organismus reagiert auf ein elektrisches Wechselfeld von 10 Hz.“ (http://www.zeit.de/1968/08/im-bunker-sind-die-tage-laenger)

R. Wever schreibt zu seinem Experiment: „Mit dem Nachweis einer Wirkung von 10-Hz-Feldern auf die circadiane Periodik des Menschen ist zugleich die Frage einer möglichen Wirkung dieser Felder auf den Menschen überhaupt beantwortet. Auch für diese Frage ist die Frequenz von ca. 10 Hz interessant: Die besonders stabile α-Wellen-Komponente des Elektro-Enze-phalogramms hat eine Frequenz von 10 Hz, ferner vibriert die gesamte Körperoberfläche von Warmblütern mechanisch mit einer Frequenz von etwa 10 Hz.“ (Hecht 2017)

Zu den Auswirkungen der 10-Hz-Taktung von WLAN legte der Medizinphysiker Lebrecht von Klitzing (1995, 2006) schon vor Jahren erste nachvollziehbare Versuchsergeb-nisse vor, die Wirkungen auf das EEG und die Herzraten-variabilität gezeigt hatten. Diese Ergebnisse müssten von weiteren Forschergruppen repliziert werden. Die Litera-turrecherche ergab, dass die Forschung zu der Frage, wie sich die 10-Hz-Taktung von WLAN auswirken könnte, un-befriedigend ist und dringend intensiviert werden sollte. Das Andechser Experiment bestätigt, dass der Mensch ein elektromagnetisches Wesen ist und die 10-Hz-Taktung eine größere Rolle in der Wirkung auf das Gehirn spielen könnte als bisher angenommen.

3. Wirkungen auf das Verhalten

Dass das Nervensystem durch nicht-ionisierende Strahlung beeinflusst wird, bestätigte 2015 der Schweizer Bundesrat: „Aus der Forschung liegen unterschiedlich gut abgesicherte Beobachtungen vor, wonach es noch andere biologische Ef­fekte gibt, die nicht auf eine Erwärmung zurückgeführt werden können. Nach wissenschaftlichen Kriterien ausreichend nach­gewiesen ist eine Beeinflussung der Hirnströme“ (Schweizer Bundesrat 2015). Die Wirkungen auf das EEG und Gehirn schlagen sich im Lernen, Gedächtnis und dem Verhalten nie-der, Erkenntnisse, die für die Debatte und Entscheidungsfin-dung für die geplante Einführung von WLAN an Kindergärten, Schulen und Hochschulen im Zuge der sogenannten „Digita-len Bildung“ große Relevanz haben müssten.

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Cammaerts und Johansson (2014) beobachteten das Ver-halten von Ameisen auf ihren Laufstrecken, wenn sie ver-schiedenen Frequenzen ausgesetzt sind. Neben Mobil-funkstrahlung wurden auch WLAN-Router (30 Minuten 600 und 800 μW/ m2 Mittelwert) und Notebooks mit (5 Minuten, 300 – 500 μW/m2) und ohne eingeschalteter WLAN-Funk-tion angewendet (Abstand 20 – 30 cm von den Kolonien). Die verblindete Wiederholung der Experimente mit einem anderen Beobachter bestätigte die Ergebnisse. Die Amei-sen zeigten schon wenige Sekunden nach Einschalten des WLAN-Routers gestörtes Verhalten, bis 30 Minuten stei-gerten sich veränderte Bewegungsmuster signifikant im Vergleich zu den Kontrollen ohne Strahlung. Erst nach 6 – 8 Stunden stellte sich wieder normale Futtersuche ein. Beim Notebook mit eingeschalteter WLAN-Funktion reagierten die Tiere innerhalb von Sekunden verstört, wirkten krank, bei deaktiviertem WLAN verhielten sie sich normal. Chaturvedi et al. (2011) haben bei männlichen Mäusen das Verhalten nach Bestrahlung (2 Stunden/Tag 30 Tage, 0,026 mW/cm2, SAR 0,036 W/ kg) beobachtet (weitere Parameter: Blutwerte, Spermienzahl und -beweglichkeit, DNA-Brüche in Gehirn-zellen). Im Laufrad und Wasserlabyrinth verhielten sich die Mäuse nach 30 Minuten Bestrahlung signifikant verschieden von den unbestrahlten Tieren. Das räumliche Gedächtnis war beeinträchtigt. Deshmukh et al. (2015) verwendeten die Fre-quenzen 900, 1.800 und 2.450 MHz zur Untersuchung der Frage, welche Wirkungen chronische Mikrowellenbestrah-lung geringer Intensität auf Lernfähigkeit, Gedächtnis, Hit-zeschockproteine (HSP) und DNA-Schädigung in Rattenhir-nen haben. 180 Tage lang wurden männliche Tiere mit sehr geringen Feldstärken bestrahlt (SAR 5,953 × 10 – 4, 5,835 × 10 – 4 bzw. 6,672 × 10 – 4 W/kg 2 Stunden/Tag, 5 Tage/Wo-che). Räumliche Orientierung, Lern- und Gedächtnisleistung waren bei allen 3 Frequenzen beeinträchtigt. In den Gehir-nen waren HSP70-Gehalt und DNA-Strangbrüche signifikant erhöht. Die DNA-Schäden waren auch signifikant höher bei 1.800 und 2.450 MHz im Vergleich zu 900 MHz. Deshmukh, Banerjee et al. (2016) bestrahlten Ratten 90 Tage mit 900, 1.800 und 2.450 MHz (SAR für 2.450 MHz 6,672 × 10 – 4 W/kg) und untersuchten Verhalten, HSP70 und DNA im Hirnge-webe. Es ergaben sich verminderte Hirnleistung wie oben, signifikant erhöhte Werte von HSP70 und DNA-Strang-brüchen, bei 2.450 MHz am stärksten. Hassanshahi et al. (2017) hatten 80 männliche Ratten in 2 Gruppen geteilt, eine wurde scheinbestrahlt, die andere mit 2,4 – 2,4835 GHz 30 Tage, 12 Stunden/Tag mit 23,6 dBm bestrahlt. Die Aktivi-tät der bestrahlten Tiere unterschied sich nicht von der der scheinbestrahlten Kontrolltiere, aber die bestrahlten Tiere konnten signifikant schlechter bekannte und unbekannte Objekte unterscheiden. Die Expression vom Muscarinrezep-tor 1 (für Acetylcholin) im Hippocampus stieg nach WLAN-Bestrahlung um das Doppelte an, der GABA-Transporter 1 (GAT1) unterschied sich bei den bestrahlten Tieren nicht von den Kontrollen. Zusammen mit früheren Ergebnissen kann man schließen, dass WLAN-Strahlung eine schädliche Wir-kung auf Funktionen des Nervensystems hat, auf moleku-larer und Verhaltensebene. Der Calcium-Fluss in den Neu-ronen könnte durch WLAN-Strahlung verändert sein. Eine der wichtigsten Funktionen des Gehirns ist die Bindung von

sensorischen Informationen, die durch verschiedene senso-rische Kanäle transportiert werden. Dieser Prozess ist wich-tig für Erfahrungen und den Umgang mit der Außenwelt. Ver-schiedene Hirnregionen wie Teile des Temporallappens, die viele sensorische Inputs empfangen/aufnehmen, sind an den Bindungsprozessen beteiligt. Es wird angenommen, dass Acetylcholin durch den Muscarin-Rezeptor zu den Integra-tionsprozessen der vielen Empfindungen beiträgt. Auch für den Neurotransmitter GABA (γ-Amino-Buttersäure) wird ein Zusammenhang gesehen.

Henry Lai und seine Mitarbeiter haben in den 1980er- und 1990er-Jahren und in den Jahren 2000, 2004 und 2005 viele Experimente mit elektromagnetischen Feldern durchgeführt, darunter auch einige mit 2,45 GHz. Sie untersuchten u.a. das Verhalten von Tieren (Mäusen und Ratten), physiologi-sche Veränderungen im Gehirn (besonders Hippocampus, dem Bereich, in dem Lernen und Gedächtnis verarbeitet werden) und DNA-Schäden nach 45 Minuten (1 mW/cm2, SAR 0,6 W/ kg oder 2 mW/cm2, 2 Stunden, SAR 1,2 W/kg). 1996 wurden Einzel- und Doppelstrangbrüche in Rattenhir-nen durch 2,45-MHz-Strahlung (2 mW/cm2, 2 Stunden, SAR 1,2 W/kg) gefunden. Einige Experimente ergaben, dass das cholinerge System betroffen ist, und zwar nicht nach 20 Minuten, aber nach 45 Minuten Bestrahlung mit 2,45 GHz, 1 mW/cm2, SAR 0,6 W/kg. Insgesamt ergaben einige Unter-suchungen, dass physiologische Veränderungen im Neuro-transmittersystem (Catecholamin, Serotonin, Acetylcholin) eintraten und damit das Verhalten beeinflusst wurde. Lai und Singh beziehen sich auf Experimente von Thomas et al. (1979, 1979, 1980) und Wangemann/Cleary (1976), die in den 1970er- und 1980er-Jahren schon Veränderungen bei Ratten und Kaninchen festgestellt hatten. Wang/Lai (2000) untersuchten das Verhalten von Ratten im Wasser-labyrinth nach akuter gepulster 2,45-GHz-Bestrahlung. Die akute Exposition mit 2,45-GHz-Mikrowellen beeinflusste das Verhalten der Ratten signifikant. Die Wissenschaftler führen das veränderte Verhalten auf die Abnahme der cholinergen Aktivität im Gehirn der Tiere zurück (im frontalen Cortex und Hippocampus), das die 2,45-GHz-Strahlung verursacht. Lai (2004) stellte fest, dass das räumliche Lernen von Ratten (2,45 GHz kontinuierliche Strahlung, 2 mW/cm2, Ganzkör-per-SAR 1,2 W/kg) nur dann verändert war, wenn 2,45 GHz und zusätzliche Hintergrund-Magnetfelder von 60 mG (6 μT) vorhanden waren. Li et al. (2008) untersuchten die Wirkung von gepulsten 2,45 GHz, 1 mW/cm2 für 3 Stunden täglich über 30 Tage (chronische Einwirkung) und fanden bei allen Ratten signifikante zunehmende Defizite beim räumlichen Lernen und Gedächtnis. Die Funktion der Glucocorticoid-Rezeptoren (GR) im Hippocampus war beeinträchtigt, da die intrazelluläre Verteilung (das relative Verhältnis der GRs in Zell- und Kernplasma) für die aktive Übertragung der Sig-nale in den Zellkern verschoben war (5 unabhängige Expe-rimente). In den Kontrollen fand man die meisten GRs im Zellplasma, dagegen wurden nach Bestrahlung mehr im Zellkern nachgewiesen. Die Wissenschaftler bestimmten die Glucocorticoide und es zeigte sich, dass die Corticos-terongehalte im Blut 24 Stunden nach Ende der Bestrahlung hochsignifikant erhöht waren gegenüber der Kontrolle. Die

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Apoptoseraten im Hippocampus waren in allen untersuch-ten Regionen (CA1, CA3 und Gyrus dentatus) nach Be-strahlung hochsignifikant erhöht, besonders deutlich in der CA1-Region. Diese 3 Veränderungen können die Lerndefi-zite erklären. Sie könnten eine Folge der Mikrowellen sein, die Stress in den Zellen verursachen. Die Daten zeigen, dass Corticosteron ein wichtiger Regulator bei den Lerndefiziten durch Einwirkung der Mikrowellen ist, denn es ist seit lan-gem bekannt, dass erhöhte Glucocorticoid-Konzentrationen das Lernen beeinträchtigen, bei Tieren und Menschen. Die Veränderungen der Corticosteron-Konzentrationen können die Lern- und Gedächtnisdefizite nicht allein erklären, so die Forscher, es müssten noch weitere biologische Moleküle durch die 2,45-GHz-Strahlung beeinflusst werden. Die For-scher weisen darauf hin, dass die Ergebnisse im Gegensatz zu den Ergebnissen von Cassel et al. (2004) und Cobb et al. (2004) (Mitarbeiter im Labor der US Air Force) stehen, die dieselben Bestrahlungsbedingungen hatten wie Li und wie auch Lai und Mitarbeiter, aber keine Verhaltensänderungen im Wasserlabyrinth fanden. Cosquer/Cassel (2004, 2005) beziehen sich auf Lai et al. und fanden nach Bestrahlung von Ratten mit geringen Feldstärken (1 mW/cm2, SAR 0,6 W/ kg 45 Minuten) keine Unterschiede im Verhalten. Dagegen er-gaben Experimente von Banaceur et al. (2013), dass ein WLAN-Gerät nach Langzeiteinwirkung (2,4 GHz 2 Stunden/Tag, 30 Tage Ganzkörper-SAR 1,6 W/kg) die Gedächtnis-leistung bei Mäusen veränderte, denen man 3 mit Alzheimer assoziierte Gene übertragen hatte (Amyloid-β, Presenilin und Tau-Protein). Zum Vergleich wurden normale Mäuse auf dieselbe Weise behandelt (Bestrahlung und Scheinbestrah-lung). Nach Ende der Bestrahlung wurde das Verhalten in Bezug auf räumliches Lernen und Gedächtnis, Ängstlichkeit und Bewegungsaktivität beobachtet. Nach der Bestrahlung fand man kaum Unterschiede in Gewicht, Körpertempera-tur und Bewegungsaktivität der 4 Gruppen, aber die Ängst-lichkeit der bestrahlten Alzheimer-Mäuse war geringer. Die Autoren deuten dieses Ergebnis als verbesserte Hirnleis-tung. Shahin et al. (2015) setzten Mäuse kontinuierlicher 2,45-GHz-Strahlung aus (15, 30 und 60 Tage Bestrahlung und 60 Tage Scheinbestrahlung mit 0,0248 mW/ cm2, Ganz-körper-SAR 0,0146 W/kg 2 Stunden pro Tag). Beobachtung des räumlichen Lernens und des Gedächtnisses erfolgten im Wasserlabyrinth. Das Hippocampusgewebe wurde auf Veränderungen im oxidativen/nitrosativen Stress (Oxidation von DNA, Lipiden, Proteinen sowie Nitrit- und Nitratkonzen-trationen), der antioxidativen Enzyme (SOD, Katalase, GSH-Px), der Morphologie der Nervenzellen im Mikroskop, der Apoptose und eines DNA-Reparatur-Proteins (PARP-1) in den Hippocampus-Regionen untersucht. Die Bestimmung der Kreatinkinase sollte Auskunft über den Energiezustand in den Zellen geben. Die Experimente wurden einmal wie-derholt. Mit steigender Einwirkung der Strahlung wurden die signifikanten Beeinträchtigungen stärker gegenüber den scheinbestrahlten Kontrollen: degenerierte Nervenzellen, die antioxidativen Enzyme (SOD, KAT und GSH-Px) und die Kreatinkinase nahmen signifikant ab, die Konzentrationen von ROS/RNS, Lipidperoxidation, oxidative Schädigung von DNA und Proteinen sowie die Apoptose im Hippocampus nahmen signifikant zu. Lernen und Gedächtnis verschlech-

terten sich als Folge der Zellschäden. Sinha (2008) hat ne-ben dem veränderten Verhalten der Ratten und des EEGs durch 2,45 GHz auch Beeinträchtigungen der Schilddrüsen-hormone gefunden (s. Kapitel 9, Schilddrüse). Das Verhalten der bestrahlten Tiere unterschied sich signifikant von dem der unbestrahlten: Die bestrahlten Tiere erwiesen sich als hyperaktiv.

4. Einflüsse auf die DNA – tumorinitiierendes und tumorpromovierendes Schädigungspotential

DNA-Schäden sind häufig Folge von oxidativen Schädigun-gen verschiedener Strukturen und Moleküle in Zellen, wenn nicht eine direkte Schädigung durch Strahlung oder Chemi-kalien entsteht. Aus den oxidativen Schädigungen können sich viele weitere Störungen ergeben, z.B. veränderte En-zymaktivitäten und Zellmembraneigenschaften, DNA-Einzel- oder Doppelstrangbrüche. Die Frequenzen von Mobilfunk und WLAN können insofern indirekt zu Stoffwechselverän-derungen und dadurch auch zu Krebs führen. DNA-Schäden sind vielfach nachgewiesen, schon in den 1990er-Jahren zeigten das mehrere Arbeiten.

4.1. Einflüsse auf die DNA

Weltweit Beachtung fand z.B. die Arbeit von Lai und Singh (1995). Die Forscher fanden Einzel- und Doppelstrangbrüche in Rattenhirnzellen bei 2 mW/cm2 (1,2 W/kg) gepulster Strah-lung. Sofort nach der Bestrahlung waren die Strangbrüche nicht-signifikant, aber 4 Stunden nach der Bestrahlung signi-fikant erhöht gegenüber der Kontrolle. Nach Bestrahlung mit kontinuierlichen Feldern war der Anstieg nicht-signifikant. In 1996 wurden die DNA-Strangbrüche bestätigt, hier war aber kein signifikanter Unterschied zwischen gepulster und kontinuierlicher Strahlung zu sehen. 1997 wurde Ratten un-ter gleichen Bedingungen zusätzlich vor und nach der Be-strahlung mit Melatonin oder N-tert-butyl-α-phenylnitrone (PBN) behandelt, die sehr wirksame Radikalfänger sind. Die DNA-Strangbrüche wurden damit vermindert (ausgewertet im Blindverfahren). Diese Ergebnisse sind ein Beweis dafür, dass die 2,45-GHz-Strahlung oxidativen Stress durch die Bildung von freien Radikalen in den Hirnzellen der Ratten erzeugt. Die Autoren Lai und Singh sagten schon damals, dass gehäuft auftretende DNA-Brüche in Hirnzellen zu neu-rodegenerativen Erkrankungen und Krebs führen können, und freie Radikale zu vielen Erkrankungen. Deshalb seien diese Ergebnisse wichtig für Gesundheitsbelange durch Mikrowellen. 2005 wurde ein weiteres Experiment von Lai und Singh durchgeführt mit 1 mW/cm2 (0,6 W/kg, 2 Stun-den) und einem zusätzlichen Magnetfeld von 45 mG (4,5 μT). Die gepulste und kontinuierliche Strahlung erzeugte wieder signifikant höhere Einzel- und Doppelstrangbrüche, das 4,5-μT-Feld allein ergab kaum Unterschiede zur Kontrolle, während die Kombination der Felder die DNA-Schädigung verminderte. Akdag et al. (2016) stellten an Rattengewebe DNA-Schäden fest, nachdem männliche Tiere über ein Jahr WLAN-Strahlung (141,4 μW/kg Ganzkörper und 7127 μW/kg

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Maximum) ausgesetzt waren. Untersuchungen der Organe (Gehirn, Leber, Nieren, Haut und Hoden) ergaben in allen Fäl-len erhöhte DNA-Schäden bei den bestrahlten Tieren gegen-über den unbestrahlten Kontrolltieren, allerdings waren die Unterschiede nur im Hodengewebe signifikant. Avendano et al. (2012) konnten zeigen, dass die WLAN-Strahlung von Laptops die Beweglichkeit der Spermien vermindert und die DNA-Fragmentierung in Spermien erhöht (s. Kapitel 1). Cha-turvedi et al. (2011) fanden 2011 heraus, dass bei Mäusen die DNA in Nervenzellen signifikant geschädigt ist, wenn die Strahlung 2 Stunden/Tag 30 Tage einwirkte. Sie haben bei männlichen Mäusen nach Bestrahlung (2 Stunden/Tag 30 Tage, 0,026 mW/cm2, SAR 0,036 W/kg.) außer Verhal-ten, Blutwerten (Zellzahlen, Hb, Enzyme), Spermienzahl und Spermienbeweglichkeit auch DNA-Brüche in Gehirnzellen untersucht. Die bestrahlten Gehirne hatten signifikant mehr Strangbrüche als die Kontrollen.

Die Arbeitsgruppe um Deshmukh (2013, 2015) und Megha (2015) hat in 3 Arbeiten an Rattenhirnen u.a. die DNA-Schä-digung mit weit unter dem Grenzwert liegenden Feldstärken der ICNIRP (2 W/kg) untersucht. Deshmukh et al. (2013) untersuchten die Auswirkungen schwacher Mikrowellen von 900, 1.800 und 2.450 MHz über 30 Tage (SAR 5,953 × 10 – 4, 5,835 × 10 – 4 bzw. 6,672 × 10 – 4 W/kg, 2 Stunden/Tag, 5 Tage/Woche) im Gehirn von Fischer-Ratten. Der Nachweis der DNA-Schädigung erfolgte mit dem Komet-Test. Alle Parameter des Komet-Tests zeigten nach Bestrahlung si-gnifikante Unterschiede zur Kontrolle. Der Anteil der DNA-Strangbrüche war am höchsten bei 2.450 MHz. Man kann die Mikrowellen daher als genotoxische Agenzien bezeich-nen. Wenn DNA geschädigt wird, kann das zu Zelltod, Krebs oder neurodegenerativen Erkrankungen führen, wenn das Reparatursystem überfordert ist. Deshmukh et al. (2015) ha-ben die Lernfähigkeit von Ratten erforscht unter 900-, 1.800- und 2.450-MHz-Bestrahlung über 180 Tage, zusätzlich wurden Hitzeschockproteine (HSP70) und DNA-Schäden untersucht mit SAR-Werten wie in der zuvor beschriebenen Arbeit (5,953 × 10 – 4, 5,835 × 10 – 4 und 6,672 × 10 – 4 W/kg). Der Komet-Test zeigte auch hier signifikant erhöhte DNA-Brüche gegenüber der Kontrolle, aber auch signifikant er-höhte Werte der 1.800- und 2.450-MHz-Strahlung gegen-über 900 MHz. Deshmukh et al. fanden in beiden Arbeiten im Rattenhirn erhöhte DNA-Schäden (Strangbrüche) nach 30 bzw. 180 Tagen Bestrahlung mit sehr geringer Feldstärke (6,672 × 10 – 4 W/kg). Die Forscher diskutieren, dass die Ur-sache mögliche indirekte Mechanismen über oxidative Pro-zesse mit freien Sauerstoff-Radikalen ist. In der Arbeit von 2015 wurden auch erhöhte Gehalte an Hitzeschock-Proteinen und verändertes Verhalten der Tiere gefunden (die bestrahl-ten Tiere brauchten mehr Zeit als die Kontrolltiere). In die-sem Experiment wurden außer 2.450 MHz auch 900 und 1.800 MHz untersucht und das Ergebnis war, dass 1.800 und 2.450 MHz stärkere Auswirkungen hatten. Megha et al. (2015) haben die Gehirne von männlichen Ratten mit den Frequenzen 900, 1.800 und 2.450 MHz und den be-reits beschriebenen geringen Intensitäten (SAR 0,59, 0,58 und 0,66 mW/kg) nach 60 Tagen Bestrahlung (2 Stunden/Tag, 5 Tage/Woche) untersucht. Neben oxidativen Stress-

markern GSH, SOD, CAT, PCO (Proteincarbonyl), MDA und Zytokinen wurde auch die DNA untersucht. Alle Parameter des Komet-Tests zeigten einen signifikanten Anstieg zur Kontrolle nach Bestrahlung, die größten Unterschiede wur-den jeweils bei 2.450 MHz gemessen. Die Experimente er-gaben neben oxidativem Stress und Entzündungsreaktionen DNA-Schäden in den Gehirnen der Ratten. Die 3 Arbeiten zeigen, dass die 3 Frequenzen DNA-Schäden verursachen und 2.450 MHz die stärksten Auswirkungen hat. Gürler u.a. (2014) haben die Wirkung von Knoblauchextrakt an Rat-ten untersucht. Man wollte wissen, ob Knoblauch schützt, wenn Mikrowellen mit nicht-thermischer Feldstärke (SAR 0,02 W/kg bzw. 3,68 V/m) auf die Tiere einwirken (1 Stunde/Tag für 30 Tage). Der Grenzwert liegt bei 0,08 W/kg für die Öffentlichkeit. Eine Gruppe erhielt täglich 1 Stunde vor der Bestrahlung Knoblauchextrakt oral verabreicht. Nach 30 Ta-gen wurden in Vollblut und Hirngewebe Lipidperoxidation (MDA), Proteinoxidation, DNA-Oxidation (Bildung von 8-hy-droxydeoxyguanosine, 8-OHdG) untersucht. Es zeigten sich signifikant erhöhte 8-OHdG-Konzentrationen in Hirngewebe und Blutplasma der bestrahlten Gruppe gegenüber der Kon-trollgruppe. Der Knoblauchextrakt verhinderte die Erhöhung der DNA-Oxidation (des 8-OHdG-Gehaltes). Die Proteinoxi-dation (AOPP-Konzentrationen) im Blut war signifikant höher als in der Kontrolle, der Knoblauch führte in der bestrahlten Gruppe zu Werten wie bei der Kontrolle. Das Hirngewebe und die Lipidperoxidation zeigten keine Unterschiede zwi-schen den 3 Gruppen. Fazit: 2,45-GHz-Bestrahlung mit niedrigen Feldstärken kann die DNA und Proteine in Hirn-gewebe und Blut von Ratten signifikant oxidativ schädigen, bestimmte Stoffe im Knoblauchextrakt können die oxidative Wirkung signifikant verringern. Der niedrige SAR-Wert von 0,02 W/kg könnte der Grund sein, dass keine erhöhte Lipid-peroxidation auftrat.

Kesari/Behari und Mitarbeiter (2010a, 2010b, 2012) un-tersuchten ebenfalls Rattenhirne, nachdem die männlichen Tiere mit 2,45 GHz bestrahlt worden waren (35 Tage 2 Stun-den/Tag 0,34 mW/cm2, 0,11 W/kg Ganzkörper). In den Ge-hirnen wurden mit dem Komet-Test signifikant erhöhte Dop-pelstrangbrüche in den bestrahlten Rattenhirnen festgestellt (Doppelblindverfahren), d.h. signifikante DNA-Schädigung. Zudem waren die Aktivitäten der Enzyme SOD, Glutathion-peroxidase und Histon-Kinase vermindert und die der Kata-lase erhöht. Die Forscher weisen darauf hin, dass die signi-fikanten Änderungen, DNA-Schäden und oxidativer Stress, zu Tumorpromotion führen können. Das Gleichgewicht zwi-schen Schädigung und Reparaturvermögen ist gestört, was zu Mutationen oder Zelltod führen kann. Maes und Mitar-beiter hatten bereits 1993 in Lymphozyten von Freiwilligen einen etwa 3-fachen Anstieg an Chromosomenaberrationen und Mikrokernen festgestellt, nachdem deren Blutproben mit 2,45 GHz (50-Hz-Pulse, 80 mW/ml, 75 W/kg) 120 Minuten bestrahlt worden waren. Nach 30 Minuten war der Anstieg geringer. Schwesterchromatid-Austausch war nicht häufi-ger in den bestrahlten Proben. Die Autoren bemerken, dass dies ein überraschendes Ergebnis sei, da diese Strahlung zu schwach ist (nach noch heute gültiger Meinung der Vertreter des thermischen Dogmas), um direkt chemische Bindungen

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zu brechen. Paulraj und Behari (2006b) haben Gehirne von 35 Tage alten männlichen Ratten auf DNA-Schäden geprüft. Die Feldstärken von 0,344 mW/cm2 (1 W/ kg) wirkten 35 Tage lang für täglich 2 Stunden 5 Tage/Woche ein. Man fand signi-fikant erhöhte Einzelstrangbrüche in der bestrahlten Gruppe (Kontrolle 24,11 ± 4,47 μm bzw. 41,011 ± 4,66 μm Migration der DNA). Bei den gleichzeitig mit 16,5 GHz durchgeführten Experimenten war die gleiche Wirkung zu sehen. Auch hier wird die DNA-Schädigung als mögliches Risiko für Erkran-kungen gesehen, für Beeinträchtigung neurologischer Funkti-onen und Entstehung degenerativer Erkrankungen. 1994 hat-ten Sarkar et al. an Gehirnen und Hoden von Mäusen nach Bestrahlung mit 2,45 GHz (1 mW/cm2 kontinuierliche Strah-lung, SAR 1,18 W/kg, 2 Stunden täglich) signifikant erhöhte DNA-Brüche gefunden im Vergleich zur Kontrolle, das ist unterhalb des ICNIRP-Grenzwertes. Die Forscher betonen, dass es keine thermische Wirkung ist und durch diese muta-gene Wirkung das Risiko von Krebspromotion im Gehirn und in den Erbanlagen signifikant erhöht ist. Die Forscher schlu-gen schon damals vor, die Grenzwerte zu überprüfen. Zotti-Martelli et al. (2000) bestrahlten mensch liche Lymphozyten zweier gesunder 27-jähriger Personen mit 3 verschiedenen Geräten pro Frequenz (2,45 – weil das die Resonanzfrequenz von Wasser * ist – und 7,7 GHz, 15, 30 und 60 min, 10, 20 und 30 mW/cm2, verblindet ausgewertete Doppelansätze) und stellten mithilfe des Mikrokern-Tests fest, dass die Häu-figkeit der Mikrokerne in den bestrahlten Lymphozyten mit der Dauer und der Feldstärke anstieg, bei den höheren Feld-stärken und längerer Bestrahlungszeit signifikant. Bei beiden Probanden zusammen betrugen die Werte für 2,45 GHz: Kontrolle 2,5 ‰, bei 30 mW/cm2 und 15, 30 bzw. 60 Minuten 7,5 ‰ und 8,5 ‰ und 11,5 ‰. Der Zellzyklus war nicht ver-ändert und es gab bei doppelkernigen Zellen keine signifikan-ten Unterschiede, auch gab es keine Temperaturerhöhung. Die Forscher weisen darauf hin, dass bei Radartechnikern vermehrt Neurasthenie, Gefäßschäden im Nervensystem und Krebssterblichkeit auftreten. Sie empfehlen Maßnahmen zum Schutz vor nicht-ionisierender Strahlung.

4.2. Einflüsse auf Krebs(zellen)

Cig/Nazıroglu (2015) untersuchten die Wirkung des Ab-stands von Quellen auf Apoptose, oxidativen Stress und Calcium-Anreicherung im Cytosol über TRPV1-Kanäle, her-vorgerufen durch Mobiltelefone (900 und 1.800 MHz) und WLAN (2.450 MHz) bei Brustkrebs-Zellen. Der TRPV1-Kanal ist ein für Kationen, hier Ca2+-Ionen, durchlässiger Ionenka-nal, der bei schädlicher Hitze, oxidativem Stress und Capsai-cin (CAP, ist Auslöser der Schärfe im Pfeffer/Chili) geöffnet wird. Die Untersuchung der Calcium-Signale, von ROS-Pro-duktion, Zellüberleben und Apoptose ergaben, dass WLAN und Mobiltelefone in 10 cm Abstand signifikante oxidative Reaktionen und Apoptose in den Krebszellen erzeugten. Ein Abstand über 10 cm könnte einen gewissen Schutz gegen oxidativen Stress, Apoptose und zu hohe Konzentration int-razellulärer Ca2+-Ionen bieten. Es gab keine signifikanten Un-terschiede in 20 und 25 cm Abstand. Czerska et al. (1992) setzten menschliche Lymphozyten aus frischem Blut gepuls-

ter und kontinuierlicher 2,45-GHz-Strahlung aus (12,3 W/kg) und untersuchten die Zellen auf Entartung (im Mikroskop, 3 unabhängige Untersucher unter verblindeten Bedingungen). Kontrollen waren bei 37 °C scheinbestrahlte und mit Wärme behandelte Zellen (0,5, 1,0, 1,5 und 2 °C darüber) als posi-tive Kontrolle. Bei 37 °C hatte die kontinuierliche Strahlung keine erhöhte Anzahl entarteter Zellen hervorgebracht, aber es waren Zellschäden zu sehen; durch Temperaturerhöhung stieg die Zahl an. Die gepulste Strahlung erzeugte ohne Er-wärmung eine signifikant gesteigerte Entartung. Durch Tem-peraturerhöhung entstand bei gepulster Strahlung die größte Anzahl entarteter Zellen. Kontinuierliche und gepulste Strah-lung bewirken auf unterschiedliche Weise die Entartung der Lymphozyten (lymphoblastoide Transformation). Nazıroglu, Tokat und Demirci (2012c) hatten sich in einer Übersichts-arbeit mit der Rolle von Melatonin beim oxidativen Stress durch EMF (Nieder- und Hochfrequenz) im Zusammenhang mit dem Calcium(Ca2+)-Signalweg bei Brustkrebs befasst. Die Calcium(Ca2+)-Homöostase ist einer der wichtigsten Faktoren für die physiologische Funktion von Zellen, denn sie ist beteiligt an Zellwachstum, Signalübertragungen und Apoptose. Sie wird reguliert durch Ionenkanäle in den Zell-membranen und viele andere Zellbestandteile, auch Melato-nin ist beteiligt. Melatonin wirkt auch als Radikalfänger bei oxidativem Stress. Die Forscher zogen 89 Arbeiten heran und kamen zu dem Schluss, dass Melatonin eine wichtige Rolle als Antioxidans, beim Calcium-Einstrom in die Zellen und als Hormon spielt. Bei Störungen der Calcium(Ca2+)-Ho-möostase und der Melatoninkonzentration könnten Frauen, die nachts arbeiten, ein erhöhtes Risiko für Östrogen-abhän-gigen Brustkrebs haben, da durch Einwirken elektromag-netischer Felder nachts weniger Melatonin produziert wird. Szmigielski et al. (1982) setzten Mäuse 2,45-GHz-Strahlung aus (1 bis 6 Monate 2 Stunden täglich, 6 Tage/Woche, 5 oder 15 mW/cm2) und zum Vergleich wurden scheinbe-strahlte, chronisch gestresste und mit der kanzerogenen Substanz Benzopyren behandelte Gruppen mitgeführt. Im Lauf des Jahres kam heraus, dass die Bestrahlung zu signi-fikant schnellerem Wachstum der Hauttumore führte und die Anzahl der Tumore nach 10 Monaten mehr als doppelt so hoch war wie bei den unbestrahlten Kontrollen.

5. Wirkungen auf die Herztätigkeit

WLAN-Strahlung wirkt sich auch auf die Herztätigkeit und den Blutdruck aus. Saili et al. (2015) untersuchten den Strahlungseinfluss auf das Herz von Kaninchen. Die Wirkun-gen auf die Herztätigkeit wurden während der Bestrahlung (1 Stunde) mit einem Accesspoint in 25 cm Entfernung auf-gezeichnet, parallel gab es eine Gruppe unbestrahlter Tiere. Bei den bestrahlten Kaninchen wurde eine signifikante Stei-gerung der Herzfrequenz und des Blutdrucks festgestellt, die WLAN-Strahlung beeinflusste die Herzratenvariabilität. Das zeigt, dass die 2,45-GHz-Strahlung die Regulation des Herz-Kreislauf-Systems verändert. Das EKG war nicht ver-ändert. Die 2,45-GHz-Strahlung von WLAN-Geräten wirkt wahrscheinlich auf Rezeptoren ein, was eine veränderte Bindung von Rezeptor und Ligand zur Folge hat. Der Ein-

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fluss der Strahlung auf die Herzratenvariabilität bewirkt die höhere Herzfrequenz und den höheren Blutdruck. Zhu et al. (2016) fanden einen einleuchtenden Mechanismus zu Apop-tose durch Mikrowellen in Herzmuskelzellen von Ratten. Die Bestrahlung erfolgte mit 50, 100, 150 und 200 mW/cm2 für 6 min bei 2,45 GHz. Untersucht wurden ATP-Aktivität, die At-mungskette in den Mitochondrien, die Enzyme CK, LDH und AST, Troponin I, die oxidativen Parameter SOD, GSH und Lipidperoxidation, die Apoptose-Proteine (MAPK-Kaskade) und die Morphologie. Alle biochemischen Parameter waren signifikant dosisabhängig verändert, z.T. hochsignifikant; je höher die Dosis, desto stärker die Veränderung. Die Unter-suchung des Gewebes im Licht- und Elektronenmikroskop zeigte dosisabhängige signifikante morphologische Verän-derungen wie z.B. unregelmäßige Streifung der Herzmuskel-zellen, Verfärbung der Zellkerne, weniger Mitochondrien mit zerstörten Membranen und andere degenerative Erscheinun-gen. Man fand außerdem signifikant erhöhte Apoptose-Pro-teine und Apoptoseraten, was bedeutet, dass die Strahlung für Apoptose der Herzmuskelzellen über den Mitochondri-enweg verantwortlich ist. Insgesamt führt die Strahlung zu oxidativem Ungleichgewicht (oxidativem Stress), Mitochon-drienfehlfunktionen und Apoptose in den Herzmuskelzellen. Weitere Nachweise für die Wirkungen auf die Herztätigkeit liefern die Untersuchungen Kim MJ, Rhee SJ (2004) (siehe Kapitel 8.2.) und zwei Arbeiten von Lebrecht von Klitzing (2014, 2016).

6. Wirkmechanismus oxidativer Zellstress

Die Bildung freier Radikale/reaktiver oxidativer Substanzen (ROS = reaktive Sauerstoffmoleküle, Reactive Oxygen Spe-cies) ist ein in allen Zellen vorkommender Vorgang, der beim normalen Stoffwechsel anfällt. Die Zellen können gegensteu-ern durch Einsatz antioxidativer Moleküle. Beide Prozesse befinden sich normalerweise im Gleichgewicht. Wird das Gleichgewicht durch äußere Einflüsse zu stark gestört, kann die Zelle die sogenannte Apoptose einleiten, den program-mierten Zelltod. Beteiligt an diesen Prozessen sind u.a. reak-tive Sauerstoff-Moleküle, dazu gehören Sauerstoff(O2

∙– )-Ra-dikale, Hydroxyl(OH∙)-Radikale und Wasserstoffsuperoxid (H2O2). Diese ermöglichen auch die ersten Schritte der Krebsentstehung (Einleitung, Initiation) und das Fortschrei-ten (Promotion), ebenso wie Schädigung der Zellmembranen und der DNA. Oxidativer Stress ist eine der am häufigsten untersuchten und belegten Wirkungen von nicht-ionisieren-der und nicht-thermischer Strahlung. Die oxidativen Me-chanismen, die in biologischen Systemen ablaufen, sind gut verstanden und werden von seriösen Wissenschaftlern nicht geleugnet (Becker 2007, Hecht 2015, Hensinger/Wilke 2016, Warnke/Hensinger 2013). Oxidativer Stress entsteht, wenn oxidative Vorgänge durch freie Radikale die Fähigkeit der antioxidativen Prozesse zur Neutralisation übersteigen und das Gleichgewicht zugunsten der Oxidation verscho-ben wird. Verschiedene entzündliche Schädigungen in den Zellen können hervorgerufen werden, z.B. Oxidation von un-gesättigten Fettsäuren, Proteinen und DNA: „Freie Radikale sind durch eine hohe chemische Reaktivität gekennzeichnet.

Ihre Bildung im Rahmen des Fremdstoffmetabolismus ist daher einer der bedeutenden Mechanismen, durch den verschiedene Agentien eine Zellschädigung verursachen können (...) Die Interaktion von freien Radikalen mit Zellbe­standteilen kann dazu führen, dass sekundäre Radikale aus Proteinen, Lipiden oder Nukleinsäuren gebildet werden, die ihrerseits mit weiteren Makromolekülen reagieren und somit eine Kettenreaktion in Gang setzen und aufrechterhalten; auf diese Weise wird das Ausmaß der Zellschädigung deutlich verstärkt (...) Radikale können direkte Wirkungen hervorrufen, wie eine Zellnekrose oder Fibrose; sie können auch Spät­folgen haben, wie beispielsweise an der ihnen zugeschrie­benen Bedeutung für die Tumorigenese.“ (Marquardt 1994: Lehrbuch der Toxikologie)

6.1. WLAN führt zu oxidativen Zellschädigungen

Eine der wichtigsten Übersichtsarbeiten zu ROS publizierten Yakymenko und Kollegen (2016). Die Studie beschreibt den Schädigungsmechanismus der Mikrowellenstrahlung: die Erzeugung von ROS in Zellen und die oxidative Schädigung von DNA durch Entstehung einer Überproduktion freier Ra-dikale, die die Zellsignalgebung stören, und die potenzielle Karzinogenität der Strahlung. Die Ergebnisse sind bemer-kenswert: Von den 100 wissenschaftlichen begutachteten Arbeiten, die zu dieser Zeit zu erhalten waren, hatten 93 oxi-dative Schädigungen bzw. oxidativen Stress in biologischen Systemen herausgefunden; in vitro, bei Tieren, Pflanzen und beim Menschen. Darunter waren auch 12 Arbeiten, in denen 2,45 GHz einbezogen waren. Alle Studien waren mit Feld-stärken unterhalb der ICNIRP-Grenzwerte durchgeführt wor-den. Die Anzahl der Mikronuklei z.B. war schon bei 0,5 W/kg (Grenzwert 2 W/kg) erhöht, ROS werden schon bei 0,1 μW/ cm2 oder 0,3 W/kg gebildet. Eine Reihe von Enzy-men ist an den Stoffwechsel- und Oxidationsprozessen be-teiligt (NADH-Oxidasen, Ornithindecarboxylase (ODC), Kata-lase, Superoxid-Dismutase (SOD), Cytochromoxidase und Na/K-ATPase). Geschädigt werden Zellstrukturen (DNA, Membranen, Mitochondrien, Ionenkanäle, Elektronentrans-portkette, Proteine u.a.), Ca2+-abhängige Signalkaskaden und es gibt Konformationsänderungen von Proteinen. Hat die Schädigung ein gewisses Ausmaß, wird u.U. die Apop-tose eingeleitet. Eine starke Überproduktion von ROS und oxidative Schädigung von DNA können das Entarten von Zellen zu bösartigen Tumoren verursachen. Oxidativer Stress steht mit Krebsentwicklung in Verbindung. Atasoy et al. (2013) haben nachteilige Wirkung von normalen WLAN-Geräten (2,437 GHz) auf das Wachstum von Rattenhoden festgestellt. Sie hatten junge Tiere 24 Stunden/Tag 20 Wo-chen lang einer maximalen SAR von 0,091 W/kg ausgesetzt und verschiedene Parameter im Blutserum und im Hodenge-webe bestimmt. Die gemessenen Parameter und die oxida-tiven/antioxidativen Moleküle und Enzyme (Malondialdehyd (MDA), Aktivitäten der Enzyme Xanthinoxidase, Superoxid-Dismutase, Katalase, Glutathion-Peroxidase) waren zumeist signifikant verschieden zwischen bestrahlter und unbestrahl-ter Gruppe. Die Ergebnisse zeigen, dass Dauerbestrahlung des ganzen Körpers mit einem WLAN-Router die im Wachs-

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tum befindlichen Hoden oxidativ schädigt. Man hatte im Wachstum befindliche Tiere verwendet, weil deren Organe, insbesondere die Hoden, empfindlicher auf die Strahlung re-agieren und weil Kinder in Schule und Zuhause viele Stun-den vor Computer oder Laptop sitzen. Chauhan et al. (2017) haben ebenfalls an männlichen Ratten oxidativen Stress festgestellt, nachdem sie die Tiere 2 Stunden täglich über 35 Tage mit 0,2 mW/cm2 (Ganzkörper-SAR 0,14 W/kg) eines Mikrowellenherdes bestrahlt hatten. Untersucht wurden Ge-hirn, Leber, Nieren, Hoden und Milz (3-facher Ansatz) auf Lipidperoxidation und Gewebeveränderungen. In Gehirn, Leber und Milz fand man signifikant gesteigerte Lipidperoxi-dation, dazu wurden Gewebeveränderungen in Gehirn, Le-ber, Hoden, Nieren und Milz im Lichtmikroskop im Vergleich mit den unbestrahlten Kontrolltieren gesehen. Die Kontroll-tiere hatten normales Gewebe, während die Bestrahlung Degeneration des Hoden-Gewebes und beschädigte Sa-menzellen erzeugte und diese Veränderungen könnten Unfruchtbarkeit zur Folge haben. Die Autoren halten es für möglich, dass diese Veränderungen auch beim Menschen auftreten können. Im Gehirn sah man u.a. degenerative Ver-änderungen im Hippocampus, der für Lernen und Gedächt-nis zuständig ist. In Milz, Leber und Nieren waren ebenfalls strukturelle Veränderungen bei allen bestrahlten Tieren zu sehen. eser et al. haben 2013 Rattenhirne mit 900, 1.800, 2.450 MHz auf oxidativen Stress in frontalem Cortex, Klein-hirn und Hirnstamm untersucht, dazu auf Entzündungspro-zesse (Interleukin-1β) und Apoptose (Caspase-3). Die Be-strahlung erfolgte 2 Monate lang 1 h täglich mit 1,04 mW/ cm2 (1,04 W/ kg SAR). Fast alle Parameter waren nach Bestrah-lung signifikant verändert gegenüber den unbestrahlten Kontrollen: Gewebeveränderungen im frontalen Cortex, Hirnstamm und Kleinhirn, oxidativer Status, Apoptose (Cas-pase-3) und Entzündungen (IL-1β). Degeneration der Ner-venzellen und Apoptose waren am stärksten im frontalen Cortex und Hirnstamm nach Bestrahlung mit 2,45 GHz. Die Autoren geben an, dass durch diese Veränderungen Funkti-onsstörungen und Krebsentwicklung entstehen könnten. Kumari et al. (2012) untersuchten antioxidative Enzyme an erwachsenen männlichen Ratten (Bestrahlung 2,45 GHz, 2 Stunden/Tag 35 Tage lang mit 0,22 mW/cm2 Leistungsfluss-dichte, Ganzkörper-SAR 0,15 W/kg). Nach der Bestrahlung wurde das Lebergewebe untersucht. Die 2,45-GHz-Strah-lung induziert eine Überproduktion von freien Radikalen, dies führt zur Hemmung von antioxidativen Enzymen und letztendlich zu oxidativem Stress in der Leber, wodurch die Leberfunktion beeinträchtigt wird (s.a. Kapitel 8, Leber). Othmann et al. (2017) stellten an Ratten fest, dass die Nach-kommen oxidativen Stress erleiden, wenn die Mütter der WLAN-Strahlung eines normalen WLAN-Routers (2,45 GHz) ausgesetzt waren. Bestrahlte Tiere hatten nur halb so viele Nachkommen wie die Kontrolltiere. In den ersten beiden Wochen nach der Geburt hatten die bestrahlten Jungen ver-zögerte Reaktionen, Gleichgewichtssinn und Reifung des Bewegungsapparates schienen beeinträchtigt zu sein. Die antioxidativen Enzyme im Gehirn waren signifikant verän-dert. Änderungen der Cholinesterase-Aktivitäten könnten Auswirkungen auf die entsprechenden Neurotransmitter und damit das Verhalten haben. Die WLAN-Strahlung störte vor-

übergehend das Redox-Gleichgewicht durch den oxidativen Stress, die oxidativen Beeinträchtigungen durch die Be-strahlung im Mutterleib werden offenbar im Erwachsenenal-ter ausgeglichen. Auch gab es bei den erwachsenen Tieren keine Auffälligkeiten im motorischen und emotionalen Ver-halten. Die Studie zeigt, dass mütterliche Bestrahlung mit 2,45-GHz-WLAN-Frequenzen verschiedene nachteilige Aus-wirkungen auf die Nachkommen hat. Die Hirnentwicklung ist verzögert, Enzymaktivitäten durch oxidativen Stress sind verändert ohne sichtbare bleibende Verhaltensänderungen der erwachsenen Tiere. Özorak et al. (2013) haben an weib-lichen Ratten untersucht, wie sich 900, 1.800 und 2.450 MHz von WLAN auf die oxidativen Verhältnisse in Nieren, Hoden und Nachkommenschaft auswirken. Bestrahlt wurden die trächtigen Tiere und die Nachkommen (1 Stunde täglich, 5 Tage/Woche, 6 Wochen lang, input 12 μW/cm2, 10 V/m, Ganzkörper-SAR 0,18 ± 0,07 W/kg), die Auswertung erfolgte im Doppelblind-Verfahren. Die männlichen Nachkommen wurden auf ihre Entwicklung in den Wochen 4, 5 und 6 nach der Geburt untersucht. Gemessen wurden Lipidperoxida-tion, Glutathion, Enzymaktivität der Glutathion-Peroxidase und Antioxidantien Vitamine A, E und β-Carotin, Proteinge-halt und Spurenelemente (Cr, Fe, Cu, Mg, Mn, Se, Zn) in Ge-weben von Nieren und Hoden. Viele Messwerte waren signi-fikant oder sogar hochsignifikant verschieden von der unbestrahlten Kontrolle, andere nicht-signifikant verändert. Die Forscher schlussfolgern, dass die Strahlung zu signifi-kantem oxidativem Stress in Nieren und Hoden während der Entwicklung beiträgt und verfrühte Pubertät der Nachkom-men eintreten könnte. Yüksel et al. (2016) untersuchten den Hormonstatus von trächtigen Ratten und deren Nachkom-men nach Langzeit-Bestrahlung mit 900, 1.800 und 2.450 MHz. Die Bestrahlung erfolgte 1 Stunde täglich 5 Tage/Woche über die gesamte Trächtigkeit, und die Nach-kommen für insgesamt 1 Jahr (52 Wochen 11 V/m, Ganzkör-per-SAR 0,1 W/kg). Untersucht wurden Blutserum und Gebärmutter-Gewebe auf Lipidperoxidation und Enzym-aktivitäten, GSH, antioxidative Vitamine A, C und E im Blut-plasma der Mütter und die Hormone Prolaktin, Östrogen und Progesteron im Serum. Dazu wurde die Körpertemperatur der trächtigen Tiere gemessen. Die Auswertung erfolgte im Doppelblind-Verfahren. Die Ergebnisse zeigten bei den er-wachsenen Tieren kaum Unterschiede in den oxidativen Ver-hältnissen, nur der Gesamt-Oxidansstatus war nach Be-strahlung signifikant erhöht. Bei den Nachkommen war die Lipidperoxidation im Uterus signifikant höher in den be-strahlten Gruppen, die GSH-Px-Aktivität war signifikant ge-ringer, bei GSH gab es keine signifikanten Unterschiede. Die Konzentrationen der Hormone: Fast alle gemessenen Werte unterschieden sich zwischen Kontroll- und Bestrahlungs-gruppen, bei Prolaktin und Östrogen waren die Werte bei den erwachsenen Tieren bei 2.450 MHz stärker vermindert als bei 900 und 1.800 MHz. Bei den Nachkommen war Pro-laktin ebenfalls signifikant, bei 2.450 MHz am stärksten ver-mindert. Die Körpertemperatur unterschied sich signifikant zwischen Kontroll- und bestrahlten Gruppen. Alle 3 Frequen-zen erzeugten nach Langzeitbestrahlung (1 Jahr lang eine Stunde täglich, 5-mal/Woche) Änderungen der Hormonkon-zentrationen und oxidativen Stress in den Muttertieren und

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den Nachkommen. Die Forscher schließen nicht aus, dass bei längerem Bestrahlungszeitraum weitere Veränderungen auftreten, die auch beim Menschen vorkommen könnten, besonders bei jungen Teenagern, die ihr Mobiltelefon oft mehrere Stunden täglich nutzen.

6.2. Substanzen zum Schutz der Zellen

Als Antwort auf den oxidativen Stress haben Lebewesen die antioxidativen Abwehrmechanismen entwickelt, zudem können antioxidative Substanzen mit der Nahrung aufge-nommen werden. Dazu gehören Catechine, Selen, die Vit-amine A, C und E, β-Carotin und andere Pflanzenbestand-teile. Obwohl es kaum noch weiterer Beweise der oxidativen Wirkung hochfrequenter Felder bedurft hätte, also dass Mikrowellen freie Radikale und Peroxide erzeugen, so sind Experimente mit antioxidativen Substanzen bestens geeig-net, dies zu bestätigen. Extrakte von Knoblauch, Basilikum, Olivenblättern und die Vitamine A, E und C wurden von verschiedenen Arbeitsgruppen eingesetzt, um einerseits die oxidative Wirkung der Strahlung und andererseits die vor oxidativem Stress schützende Wirkung verschiedener Substanzen zu belegen. Die folgenden Arbeiten bestätigen sowohl die oxidativen bzw. antioxidativen Mechanismen in Zellen und Geweben, das Schädigungspotential von WLAN und die Wirkung schützender Substanzen. Aweda et al. (2003) hatten an Ratten untersucht, welche Auswirkungen eine Leistungsflussdichte von 6 mW/cm2 auf die Lipidper-oxidation hat (2,45 GHz 8 Wochen). Es gab eine scheinbe-strahlte Kontrollgruppe, bestrahlte Gruppe und Gruppen, die zusätzlich Ascorbinsäure (Vitamin C) und Tocopherol (Vitamin E) verabreicht bekamen. Anschließend wurde im Blutplasma die Höhe der Lipidperoxidation bestimmt. Die Bestimmung der freien Radikale und der Lipidperoxidation ergab, dass die bestrahlten Tiere signifikant höhere Werte als die Kontrolltiere hatten, die Gabe der Vitamine C und E reduzierten die oxidative Wirkung. Die Bestrahlung ver-ursachte einen Anstieg der Lipidperoxidation innerhalb von 24 Stunden, nach etwa einer Woche fielen die Werte auf die Kontrollebene ab. Wenn die Tiere die Antioxidan-tien Vitamin C (Ascorbinsäure) und E (α-Tocopherol) vor der Bestrahlung erhielten, war der Wert unterhalb der der Kontrolle und stieg innerhalb des Untersuchungszeitraums an. Das heißt, die Strahlung erzeugt oxidativen Stress, der durch Antioxidantien kompensiert werden kann. Die Arbeitsgruppe Aynali et al. (2013) hat in der Schleimhaut oxidative Schädigung nach 2,45-GHz-Strahlung (1 Stunde/Tag, 28 Tage lang) festgestellt. Die Lipidperoxidation war signifikant erhöht, sie konnte durch die Gabe von Melato-nin signifikant vermindert werden, ebenso wie die Aktivität der Glutathionperoxidase. Ceyhan et al. (2012) bestrahlten die Haut von 2 Gruppen männlicher Ratten (WLAN-artige 2,45 GHz gepulst, 1 Stunde/Tag 4 Wochen, 64 mW/ kg auf der Haut) und untersuchten, ob β-Glucan eine schützende Wirkung gegen oxidativen Stress in der Haut hat. Die Ak-tivitäten der antioxidativen Enzyme SOD, GSH-Px und Katalase sowie die Lipidperoxidation wurden in Hautpro-ben gemessen. Die Strahlung erzeugte signifikant erhöhte

Lipidperoxidation und Katalase-Aktivität und signifikant verminderte Aktivitäten von SOD und GSH-Px. Die Behand-lung mit β-Glucan erhöhte die Katalase-Aktivität leicht und verhinderte die Abnahme der GSH-Px-Aktivität nicht-signi-fikant gegenüber den Kontrollen. Die Lipidperoxidation war durch β-Glucan signifikant niedriger, fast auf dem Niveau der Kontrollen. Diese Arbeit zeigt eine weitere Substanz als Schutz vor oxidativem Stress durch Strahlung. Gümral und Nazıroglu (2009) stellten im Blutplasma von männli-chen Ratten nach Bestrahlung mit 2,45 GHz (SAR 0,1 W/kg, 11 V/m, 1 Stunde/Tag 28 Tage lang) oxidativen Stress fest, der durch L-Carnitin verhindert werden konnte, Selen hatte keine schützende Wirkung.

Kim und Rhee (2004) (s. auch Kapitel 5, Herztätigkeit) fütter-ten Ratten mit Grüntee-Catechinen und fanden heraus, dass diese vor Mikrowellen-induziertem oxidativem Schaden am Herzgewebe schützen. Herzgewebe ist besonders emp-findlich gegenüber oxidativem Stress, der zu Erkrankungen wie Hochdruck und Herz-Kreislauf-Störungen führen kann. Der Polyphenol-Bestandteil Catechin ist ein sehr wirksa-mes Antioxidans, das in grünem Tee zu finden ist und freie Radikale abfängt. Das Oxidase-System wurde aktiviert, die Bildung von Superoxid-Radikalen, Lipidperoxiden, oxidier-ten Proteinen und Lipofuscin stieg an und das antioxidative Abwehrsystem im Herzgewebe wurde bei den der Strahlung ausgesetzten Ratten geschwächt, aber die oxidative Schä-digung war durch die Catechingabe signifikant reduziert. Die Arbeitsgruppe um Prof. Mustafa Nazıroglu hat in den letzten Jahren mehrere Experimente zu oxidativem Stress durchgeführt, davon auch welche mit Gabe von Substanzen, die die schädliche Wirkung von Mikrowellen kompensieren können. Türker et al. (2011) verabreichten Ratten Selen und L-Carnithin zusätzlich zur 2,45-GHz-Bestrahlung (1 Stunde/Tag 28 Tage lang) und bestimmten die Lipidperoxidation und die Konzentrationen der antioxidativen Substanzen Vitamin A, C und E im Herzgewebe. Die bestrahlten Gruppen zeigten signifikant höhere Lipidperoxidation, die durch Selen und L-Carnithin signifikant vermindert wurde. Die Konzentrationen der Vitamine C, A und E waren vermindert bei den bestrahl-ten Tieren, jedoch höher bei den mit Selen und L-Carnithin behandelten. Die Aktivität des Enzyms Glutathionperoxidase war ebenfalls höher. Insgesamt hatte die 2,45-GHz-Strah-lung oxidativen Stress im Herzen der Ratten verursacht. Die Gabe von Selen und L-Carnithin konnte die oxidative Wirkung der 2,45-GHz-Strahlung reduzieren. Meena et al. (2014) untersuchten an männlichen Ratten, ob Melatonin eine schützende Wirkung hat, wenn die Tiere mit 2,45 GHz bestrahlt werden (2 Stunden täglich mit 0,21 mW/ cm2, SAR 0,14 W/kg, 45 Tage). Durch die Strahlung entstand eine sehr hohe ROS-Produktion im Hodengewebe, Melatonin verringerte die ROS-Gehalte. In den Spermienzellen wa-ren DNA-Strangbrüche und Apoptoserate nach 2,45-GHz-Bestrahlung sehr hoch und wurden durch Melatoningabe reduziert, wenn auch signifikant über den Kontrollwerten. Die Testosterongehalte im Hoden waren durch die Strah-lung signifikant geringer, unter Melatonin signifikant höher. Im Mikroskop (Auswertung im Blindverfahren) sah man in den bestrahlten Geweben desorganisierte Samenkanälchen

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und Entzündungen in den Hodenzellen, die durch Melatonin verhindert wurden. Die unbestrahlten Kontrollen zeigten nor-male Keim- und Sertoli-Zellen mit normalem Entwicklungs-zyklus. Auch die Änderungen der Enzyme Laktatdehydroge-nase-Isoenzym (LDH-X) und Xanthinoxidase (XO) im Hoden, von Lipidperoxidation und Proteinoxidation waren durch Melatonin verringert. Der oxidative Stress im Hodengewebe erzeugt DNA-Schäden und beeinflusst die Entwicklung der Spermien. Die Autoren überlegen, ob die Mikrowellen ei-nen Einfluss auf die Polarisation der Zellmembranen haben könnten und dass Melatonin z.T. auf die Xanthinoxidase ein-wirkt, deren Aktivität durch die Strahlung signifikant erhöht wurde. Melatonin könnte therapeutisch eingesetzt werden. Auch Oksay et al. (2014) stellten im Hodengewebe von Rat-ten fest, dass oxidative Schädigung durch 2,45 GHz unter Gabe von Melatonin vermindert werden kann nach Bestrah-lung mit 1 mW/m2 (1 Stunde pro Tag, 30 Tage lang, Puls 217 Hz, 10 V/m, SAR ca. 0,143 W/kg). Melatonin ist ein ef-fizienter Radikalfänger, der den Hoden vor Lipidperoxida-tion schützt, wenn 2,45-GHz-Strahlung oxidative Schäden im Hodengewebe von Ratten hervorruft. Salah et al. (2013) untersuchten an Ratten die Wirkung von Olivenblatt-Extrak-ten (tägliche Verabreichung während der Bestrahlung) auf Störungen des Zuckerstoffwechsels und oxidativen Stress in Leber und Nieren, die durch WLAN-Signale verursacht werden (2,45 GHz 1 Stunde/Tag 21 Tage lang). Die Käfige wurden unter einen Access Point eines WLAN-Gerätes ge-stellt. Gemessen wurden MDA, die Enzyme GPx, Katalase, SOD und der Thiolgruppengehalt, Gewebeveränderungen, Gesamtprotein im Plasma, Cholesterol, Triglyceride, Alanin-Transaminase (ALT), Aspartat-Transaminase (AST), Harn-säure, Kreatinin und Eisengehalt. Die Bestrahlung erzeugte Diabetes-artige Bedingungen und fast alle im Blutplasma gemessenen Parameter waren signifikant verändert. Der Olivenextrakt verhinderte Störungen des Glucosestoffwech-sels und stellte die Aktivitäten der Enzyme GPx, Katalase und SOD und den Thiolgruppen-Gehalt in Leber und Nieren wieder her. Die nach Bestrahlung erhöhten MDA-Gehalte in der Leber, aber nicht in Nieren, wurden durch den Oli-venblätter-Extrakt vermindert. D.h. der Olivenblätter-Extrakt verminderte den oxidativen Stress und damit die Störung des Glucosestoffwechsels. Die histologische Untersuchung ergab geschädigte Leberzellen nach Bestrahlung, die Schä-digungen waren durch den Olivenextrakt vermindert. Die Da-ten zeigen, dass sub-chronische Bestrahlung mit 2,45 GHz Stoffwechselstörungen hervorruft, besonders im Zucker-stoffwechsel; der Extrakt der Olivenblätter verbesserte den Glucosestoffwechsel und minimierte die schädliche Wirkung der oxidativen Reaktion auf die Strahlung. Tök, Nazıroglu (2014) hatten die Wirkung von Melatonin auf Bestrahlung der Augenlinsen mit 2,45 GHz (217 Hz gepulst, eine Stunde täglich 1 mW/ m2 30 Tage, 11 V/m, entspricht etwa 0,1 W/ kg Ganzkörper-SAR) an männlichen Ratten getestet. Man fand heraus, dass die oxidativen Parameter (Lipidperoxidation, GSH, GSH-Px-Aktivität) im Homogenat der Linsen z.T. si-gnifikant, z.T. nicht-signifikant verändert werden. Die Er-gebnisse zeigen, dass WLAN-Strahlung in den Augenlinsen die Lipidperoxidation nicht-signifikant erhöhte, Melatonin zu signifikanter Abnahme führte. Die GSH-Px-Aktivität war

signifikant verringert bei Bestrahlung und die Melatoningabe steigerte die Aktivität signifikant gegenüber den Kontrollen. GSH war nicht-signifikant verringert nach Bestrahlung, Me-latoninzusatz erhöhte die GSH-Konzentration signifikant ge-genüber der WLAN-Gruppe.

7. Wirkungen auf den Zellzyklus

Cleary et al. (1996) wollten wissen, ob kontinuierliche Strah-lung von 2,45 GHz und 27 MHz einen nicht-thermischen Ein-fluss auf den Zellzyklus hat. Dafür bestrahlten sie synchro-nisierte Hamster-Eierstock-Zellen (2 Stunden SAR 5 und 25 W/kg). In den Zellkulturen wurden Zellzyklus, -teilung und -wachstum von 2 Stunden bis zu 4 Tage nach der Bestrah-lung untersucht. Es zeigte sich, dass die beiden Frequenzen unterschiedliche Auswirkungen hatten: Die 2,45 GHz bewirk-ten Änderungen aller Phasen des Zellzyklus und hatten eine doppelt so starke Wirkung wie 27 MHz bei gleichen Tempe-raturverhältnissen (37 °C). Ballardin et al. (2011) untersuch-ten an der Hamster-Zelllinie V79 die nicht-thermischen Aus-wirkungen von 2,45 GHz (5 und 10 mW/cm2) auf Zellteilung (speziell den Spindelapparat) und Überlebensrate. Neben der Bestrahlung wurden Zellen normaler Erwärmung unter-zogen (15 Minuten 38 – 41 °C). Die Bestrahlung zeigte signi-fikant mehr Zellen mit defektem Spindelapparat, stärker bei 10 als bei 5 mW/cm2 im Vergleich zur Kontrolle. Die Zellen mit Apoptose waren signifikant erhöht bei beiden Feldstär-ken. Die Temperatur hatte bis 41 °C keine Auswirkungen auf die korrekte Funktion (assembly) des Spindelapparates, die Apoptoserate war erhöht bei 40 und 41 °C. Man kann dar-aus schließen, dass die Änderungen durch die Strahlung an sich trotz der sehr kurzen Bestrahlungszeit, und nicht durch thermische Wirkung hervorgerufen werden. Die Forscher nehmen an, dass kurzzeitige Bestrahlung mit der Resonanz-frequenz von Wasser * bei V79-Zellen reversible Veränderun-gen des Spindelapparates verursacht und die Zellen kehren zum normalen Zellzyklus zurück, während längere Einwirk-zeit irreversibel sein könnte.

8. Auswirkungen auf die Leber

Holovska et al. (2015) untersuchten Ratten-Lebern auf struk-turelle und ultrastrukturelle Veränderungen nach Bestrahlung mit 2,45 GHz (3 Stunden pro Tag 3 Wochen lang, Leistungs-flussdichte 2,8 mW/cm2) im Licht- und Elektronenmikroskop. Man sah bei den bestrahlten Lebern mehr Blut in den Ge-fäßen, sporadisch nekrotisierte Leberzellen, Weiterung der Leber-Sinusoide, die Zellkerne waren irregulär und enthiel-ten kondensiertes Chromatin. Einige Leberläppchen zeigten kleine Entzündungsherde. Das Elektronenmikroskop zeigte veränderte Membranstrukturen, z.T. zweikernige Zellen, si-gnifikant mehr Vesikel in den Zellen, unregelmäßig geformte Zellkerne und signifikant mehr Lipidtropfen verschiedener Größe. Die Strahlung kann somit schädliche Auswirkungen auf Leberzellen von Ratten haben. Kumari et al. (2012) un-tersuchten antioxidative Enzyme und Leber-Funktionstests an erwachsenen männlichen Ratten, neben 900 MHz auch

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2,45-GHz-Bestrahlung, die mit einem Mikrowellenherd erfolgten (2 Stunden/Tag 35 Tage lang mit 0,22 mW/cm2, Ganzkörper-SAR 0,15 W/kg). Im Lebergewebe wurden nach der Bestrahlung viele Parameter untersucht: die Aktivitäten der antioxidativen Enzyme GSH-Px, SOD und Katalase, die Lipidperoxidation (MDA) zur Bestimmung der Zellmembran-schädigung und zur Leberfunktionsprüfung Gesamt-Bilirubin (TBIL), Alkalische Phosphatase (ALP), Alanin-Transaminase (ALT) und Aspartat-Transaminase (AST) sowie Gesamtpro-tein, Albumin und Globulin. Man hat festgestellt, dass eine geringe Erhöhung von ROS zu erhöhter Aktivität der anti-oxidativen Enzyme führt, während hohe Konzentrationen die Enzyme hemmen, sodass sie ihre Schutzfunktion gegen ROS nicht mehr ausführen können. Die antioxidative Akti-vität und die Hemmung der ROS-Erzeugung sind wichtig zum Schutz der Leber vor strahleninduzierten Schäden. Die 2,45 GHz-Strahlung erzeugte signifikant reduzierte GSH-Px (13,33 ± 0,69 zu 22,12 ± 0,82 nmol/min/ml), ähnlich die Le-ber-SOD-Aktivität (32,50 ± 1,52 zu 52,31 ± 1,52 U/ml), wäh-rend die Leber-Katalase signifikant erhöht war (24,74 ± 2,31 zu 17,73 ± 2,42 nmol/min/ml). Die MDA-Konzentration als Indikator für Zellmembranschädigung war signifikant erhöht (3,92 ± 0,44 zu 1,87 ± 0,55 nmol/min/ml). Die Konzentratio-nen von TBIL, ALT, AST und ALP waren signifikant höher als bei der Kontrolle. Diese Ergebnisse zeigen, dass durch die 2,45-GHz-Strahlung eine Überproduktion von freien Radi-kalen erfolgt, was zur Hemmung der antioxidativen Enzyme und folglich zu oxidativem Stress in der Leber und zu Schä-den in Zellen, Geweben und Organen führt. Ähnliche Ergeb-nisse wurden bei 900 MHz gefunden.

9. Auswirkungen auf die Schilddrüse

Misa-Agustiño et al. (2012) fanden heraus, dass die Hitze-schockproteine HSP70 und HSP90 durch 2,45-GHz-Strah-lung unterhalb der thermischen Schwelle nach 90 Minuten und 24 Stunden (durchschnittliche SAR-Werte von 0,046, 0,104 und 0,482 W/kg in der Schilddrüse bzw. Ganzkörper-werte von 0,0169, 0,0364 und 0,161 W/kg) verändert wer-den. Sie untersuchten die Schilddrüsen von Ratten und stell-ten fest, dass an den Zellen keine Schäden zu sehen waren und dass Konzentrationen der HSPs nach 90 Minuten signi-fikant vermindert waren, aber keine Apoptosemechanismen (Chromatin-Kondensation, Zellkern-Fragmentierung) einge-leitet wurden. Nach 24 Stunden waren die HSP-Konzentra-tionen wieder erhöht, blieben aber unter den Kontrollwerten. Die 2,45-GHz-Strahlung erzeugte Stress in den Zellen der Schilddrüse, jedoch ohne Apoptose im Schilddrüsengewebe einzuleiten. Misa-Agustino et al. (2015) erforschten an Thy-muszellen von Ratten die Wirkung von 2,45-GHz-Strahlung ähnlich wie vorher (durchschnittliche SAR-Werte im Thy-mus 0,046, 0,104 und 0,482 W/kg, Ganzkörperwert 0,0169, 0,0364 und 0,161 W/kg) für 1,5, 3,0 und 12 W 30 Minuten lang. 90 Minuten nach der Bestrahlung wurden in Thymus-gewebe und Zellextrakten Proteinkonzentration, HSP90-, HSP70- und GR-Gehalte (Glucocorticoid-Rezeptoren) be-stimmt und morphologische Veränderungen untersucht. Im Mikroskop sah man viele Veränderungen, Erhöhung der

Permeabilität des Endothels (man sah rote Blutkörperchen außerhalb der Gefäße), Neubildung von Gefäßen, signifikant mehr retikuläre Epithelzellen und rote Blutkörperchen und die Zahl der Glucocorticoid-Rezeptoren (GR) in der Thymus-rinde der bestrahlten Tiere war erhöht. Außerdem war der Gehalt an HSP90 geringer, in einer Probe HSP70 erhöht. Die Veränderungen deuten auf Zellstress und Beeinträch-tigung der Immunantwort sowie der Reifung und Apoptose im Schilddrüsengewebe und Entwicklung der Thymozyten durch die Strahlung hin. Die veränderten HSP-Gehalte be-deuten, dass die Funktionen bei Apoptose und Immunreak-tionen nicht richtig reguliert werden. Sinha (2008) hat neben dem veränderten Verhalten der Ratten und des EEGs durch 2,45 GHz auch Beeinträchtigungen der Schilddrüsenhor-mone (TSH, T3, T4) gefunden. Die nicht-thermische Bestrah-lung (16,5 μW/ cm2 für 21 Tage 2 Stunden/Tag) bewirkte eine Erhöhung des Wassergehalts um 2,1 % im Gehirn, das führte zur Schwellung um 6,97 %. Parallel zu den signifikan-ten Verhaltensänderungen (stärkere Bewegungsaktivität u.a.) war T3 im Blut signifikant verringert am 16. und 21. Tag, T4 signifikant erhöht am 21. Tag, die TSH-Konzentration war nicht-signifikant verändert gegenüber der Kontrolle. Die niedrigen Feldstärken könnten schädlich sein, sie reichen aus, um die Schilddrüsenhormone und die Reaktionen der Tiere zu verändern. Es könnte ein Zusammenhang zwischen den Hormon- und Verhaltensänderungen bestehen, denn die Schilddrüsenhormone wirken mit anderen Neurohormonsys-temen und Neurotransmittern zusammen. Das Verhalten der bestrahlten Tiere unterschied sich signifikant von dem der un-bestrahlten: Die bestrahlten Tiere erwiesen sich als hyperaktiv.

10. Auswirkungen auf die Genexpression

Lee et al. (2005) stellten fest, dass gepulste 2,45-GHz-Strah-lung eines Magnetron-Gerätes (10 W/kg, Pulse 133 W/ kg für 155 μsec, 320 V/m) nach 2 und 6 Stunden Bestrahlung die Genexpression in menschlichen Zellkulturen von HL-60-Zellen (Promyelozyten-Leukämie-Zelllinie) verändert. Die Genexpression von 221 Genen war nach 2 h verändert (frühe Gene), nach 6 h waren 896 Gene betroffen, davon 742 bekannte und 154 unbekannte. Darunter waren Gene für Apoptose (6), Stoffwechsel, Polysaccharid-Biosynthese, RNA-Funktionen und Translation hochreguliert worden; herunterreguliert waren Gene für Transport, Stoffwechsel, RNA-Funktionen und Zellzyklus (23). Genexpression von Hitzeschock-Proteinen war insgesamt nicht signifikant ge-stiegen, wenn auch einige Gene signifikant verändert waren. Die Ergebnisse zeigen, dass die 2,45-GHz-Strahlung die Genexpression über nicht-thermische Mechanismen in den Zellkulturen verändert.

11. Auswirkungen auf die Zellmembran

Die in den Scientific Reports (Hrsg. Nature-Gruppe) veröf-fentlichte Studie von Panagopoulos et al. (2015) stellt die Hypothese auf, dass die Polarisation, also die feste Schwin-gungsrichtung des elektrischen Feldvektors der Welle, ein

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entscheidender Faktor für das Verständnis von biologischen Wirkungen elektromagnetischer Strahlung niedriger Intensi-tät ist. Da die Polarisation, ebenso wie die Pulsung der Mikro-wellenstrahlung, eine leistungsunabhängige Eigenschaft ist, wirkt die durch sie bedingte Schädigung auch bei geringster Strahlenbelastung. Die Studie von Panagopoulos et al. ergab, dass die WLAN-Frequenz bei einer „niedrigen“ Strahlungs-belastung von 8.000 μWatt/m2 bereits nach 4,8 Minuten Ein-wirkung zu irregulären Reaktionen auch der Ionenkanäle an der Zellmembran führen kann, verursacht durch die Polarisa-tion der Strahlung. Die Calcium(Ca2+)-Homöostase ist einer der wichtigsten Faktoren für die physiologische Funktion von Zellen, denn sie ist beteiligt an Zellwachstum, Signalübertra-gungen und Apoptose. Sie wird reguliert durch Ionenkanäle in den Zellmembranen. Nazıroglu et al. (2012a) fanden im Hirngewebe von männlichen Ratten (im Doppelblindverfah-ren) heraus, dass Melatonin über Calcium(Ca2+)-Ionenkanäle eingreift und reguliert, wenn gepulste 2,45-GHz-Strahlung (1 mW/m2, SAR 0,1434) oxidativen Stress in Nervenzellen er-zeugt und der Ca2+-Einstrom erhöht wird. Beteiligt sind span-nungsabhängige und TRPM2-Calciumkanäle. Das heißt, die Strahlung von WLAN-Geräten bewirkt oxidative Schädigung über Calciumkanäle und Ca2+-Anstieg in der Zelle. Melato-nin schützt das Hirngewebe vor Schäden durch Abwehr des oxidativen Stresses. Nazıroglu/Cig et al. (2012b) untersuch-ten die Wirkung eines WLAN-Gerätes (2,45 GHz gepulst, 0,1 – 2,5 W/ kg für 1, 2, 12 oder 24 Stunden) auf oxidativen Stress und Calcium2+-Einstrom in menschlichen Leukämie-zellen. Die Strahlung des Gerätes rief oxidativen Stress und gesteigertes Zellwachstum durch signifikant erhöhten Ca2+-Einstrom in das Zytoplasma der menschlichen Leukämie-Krebszellen hervor, schlussfolgern die Forscher (siehe dazu auch CIG (2015), Nazıroglu (2012c)).

12. Auswirkungen auf Bakterien

Es gibt nur wenige Arbeiten zum jetzigen Zeitpunkt, die die Wirkung der 2,45-GHz-Strahlung auf Bakterien untersucht haben. Taheri und Mitarbeiter haben 2015 und 2017 die Bak-terienstämme Listeria monozytogenes, E. coli und Klebsiella pneumonia auf die Antibiotika-Resistenz nach Bestrahlung untersucht. Sie stellten fest, dass die Resistenz durch die Bestrahlung erhöht wird. Im Jahr 2015 untersuchten die For-scher die Reaktion der Klebsiellen auf 5 verschiedene Anti-biotika nach Bestrahlung mit 2,45 GHz eines WLAN-Routers (1 W) im Abstand von 5 cm bis zu 8 Stunden nach Bestrah-lung. Bis 4,5 Stunden stieg die Empfindlichkeit der Bakte-rien gegenüber der Strahlung an, danach lässt die Empfind-lichkeit nach, d.h. es beginnt die Resistenzentwicklung. Die Forscher führen das darauf zurück, dass die Bakterien eine bestimmte Schädigungshöhe erreichen müssen, um mit Ab-wehr – hier mit Resistenz gegen alle 5 Antibiotika – zu reagie-ren. Dies erfolgt auf eine nicht-lineare Weise. Das heißt, es gibt hier einen sogenannten Fenster-Effekt. Der besagt, dass bestimmte Bedingungen (Frequenz, Dosis usw.) eine signifi-kante Wirkung haben und niedrigere oder höhere nicht. Da alle hier verwendeten Antibiotika die Zellwand der Bakte-rien angreifen, könnten die Zellwände durch die Strahlung

durchlässiger werden und Moleküle können durch Kanäle hindurchgehen, was z.B. zu Antibiotika-Therapien genutzt werden könnte. In der Arbeit von 2017 waren bei Listeria monozytogenes und E. coli signifikant stärkeres Wachstum und signifikant erhöhte Antibiotika-Resistenzen gegenüber 6 Antibiotika beobachtet worden nach Bestrahlung mit 900 und 2.450 MHz (normaler WLAN-Router 2,45 GHz, SAR 0,13 W/kg in 14 cm Abstand zur Bakteriensuspension). Die bestrahlten Zellen wuchsen schneller und bei den Listerien war die Zelldichte am Ende höher als bei den Kontrollen. Die Resistenz entwickelte sich bei E. coli bei allen 6 Antibiotika, bei den Listerien war nur bei einem Antibiotikum ein signi-fikanter Unterschied zur Kontrolle zu sehen. Unterschiedli-che Frequenzen rufen demnach unterschiedliche Reaktio-nen hervor. Die Bestrahlung mit Mikrowellen von 900 und 2,45 GHz hat Einfluss auf Ionenkanäle, Membranen, DNA-Reparatursysteme und wahrscheinlich auch auf Ionenpum-pen in den Membranen. Diese Ergebnisse geben Anlass zur Sorge, da diese Entwicklung eine potenzielle Bedrohung für die Gesundheit bedeuten kann.

13. Einflüsse auf Pflanzen

Chen et al. (2009) setzten Weizensamen (Triticum aestivum) Salzstress und 2,45-GHz-Strahlung zur Verbesserung des Ertrags aus. Weizen wächst schlecht unter Salzstress, da die Bildung von reaktiven oxidativen Substanzen (ROS) ge-steigert wird mit der Folge von Zellschäden. Diese Zellschä-den bekämpft die Pflanze mit Abwehrmechanismen, u.a. mit Steigerung der antioxidativen Enzyme Glutathionreductase (GR), Superoxid-Dismutase (SOD), Katalase (CAT) und Per-oxidasen (POD), NO-Synthase, zudem mit nicht-enzymati-schen Substanzen wie Glutathion, Ascorbinsäure (Vitamin C), Prolin, Stickstoff-Monoxid (NO) und anderen Reaktionen. Die Feldstärke betrug 126 mW/cm2 in der Mitte, die 0, 5, 10, 15, 20 oder 25 s auf die Samen einwirkte, unterteilt in 4 Gruppen: unbestrahlte Kontrolle, bestrahlte Gruppe, dazu Salzstress mit und ohne Bestrahlung. Gemessen wurden Länge der Wurzeln und des Sprosses, MDA, in Blättern die Enzyme SOD, POD, CAT, GR, Protein-Konzentration, oxi-diertes und reduziertes Glutathion, NOS und NO. Die Mik-rowellen verursachten signifikanten Anstieg der Wurzel- und Sprosslänge 3 Tage nach der Behandlung außer bei 25 s. Am besten war die Wirkung bei 10 s, deshalb wurde diese Zeit im weiteren Verlauf angewendet. Die Enzym-Aktivitäten wa-ren am niedrigsten in der Salzstress-Gruppe, am höchsten in der Mikrowellen-Gruppe (signifikant zur Kontrollgruppe). Die Forscher schlussfolgern, dass die ROS-induzierte Abnahme der Spross- und Wurzellänge unter Salzstress durch Be-handlung der Samen verbessert werden kann. Die Mikrowel-len erhöhen die Toleranz der Weizensamen gegen Salzstress durch Stimulation des antioxidativen Abwehrsystems durch Produktion von NO und enzymatischen und nicht-enzyma-tischen Antioxidantien. Das könnte in der Landwirtschaft einen Vorteil bringen, um Ernteeinbußen zu verringern. Soran et al. (2014) fanden heraus, dass Kräuter- oder Ge-würzpflanzen, die teilweise auch Heilpflanzen sind, Stress-reaktionen auf die Bestrahlung zeigen. 3 Wochen nach der

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Einsaat konnten nach 3-wöchiger Bestrahlung mit 900 MHz eines Mobiltelefon-ähnlichen Generators (100 mW/m2) oder 2,45 GHz eines WLAN-Routers (70 mW/m2) in Petersilie (Pe-troselinum crispum), Sellerie (Apium graveolens) und Dill (Anethum graveolens) viele Veränderungen nachgewiesen werden. Grundsätzlich bilden die Pflanzen aromatische Öle, um Krankheitserreger und Fressfeinde abzuschrecken, wo-bei der Gehalt stark von den Umweltbedingungen abhängt. Untersucht wurden hier im Elektronenmikroskop (Zellwand, Chloroplasten, Mitochondrien), Photosynthese und Assimi-lation. Der Wassertransport war in allen Fällen signifikant, bei WLAN am stärksten verringert. Die aromatischen Öle und die flüchtigen Stoffe in den Blättern (Duftstoffe) wurden vermehrt ausgeschieden, vor allem Monoterpene. Zellwand-dicke, Chloroplastenlänge, Mitochondriengröße waren dras-tisch geringer bei WLAN (z.B. Anethum, Kontrolle 1,57 μm, 900 MHz 0,55 μm, WLAN 0,25 μm). WLAN-Strahlung führte zu einer Verminderung der ätherischen Ölkonzentration. Es gab einen direkten Zusammenhang zwischen strukturellen und chemischen Änderungen in den 3 Pflanzenarten. Die Schlussfolgerungen: Mikrowellen erzeugen Stress in den Pflanzen, deshalb steigert die Pflanze die Abgabe der Duft-stoffe und Terpene, der Ölgehalt und die Blattanatomie wer-den geändert. WLAN-Strahlung erzeugte mehr Stress als die 900-MHz-Strahlung.

14. Studien, die „keine Wirkungen“ gefunden haben

Fragen werfen Zell-Experimente mit sehr bis extrem hohen Feldstärken von 50 bis 200 W/kg auf, bei denen oft keine Wirkung gefunden wird, d.h. keine Unterschiede zwischen bestrahlten und scheinbestrahlten Kontrollen zu sehen sind oder die Veränderungen als thermische Wirkungen beurteilt werden (beispielsweise Wang et al. 2005, 2006, Takashima et al. 2006, Komatsubara et al. 2005, Fortune et al. 2010). Außer Fortune gehören alle einer Arbeitsgruppe an mit den Mitgliedern Komatsubara Y, Hirose H, Sakurai T, Koyama S, Suzuki Y, Taki M, Miyakoshi J, Takashima Y, Wang J. Da sol-che hohen Feldstärken im normalen Leben nicht vorkommen stellt sich die Frage, welchen Sinn solche Experimente haben. Eine wissenschaftlich zu klärende Frage ist, welches Phäno-men bzw. welche Mechanismen zugrunde liegen, wenn die extrem hohen SAR keine Veränderungen hervorrufen, aber in bestimmten Fällen anscheinend auch nicht zum Abster-ben der Zellen führen. In verschiedenen Arbeiten wird darauf hingewiesen, dass geringe bis sehr geringe Feldstärken Wir-kungen haben, höhere dagegen nicht. Das gilt nicht nur für Arbeiten zu 2,45 GHz, sondern auch für andere Frequenzen, wo man schon lange von Fenster-Effekten spricht. Von In-dustrieseite und Behörden wird zum Beweis der Unbedenk-lichkeit der WLAN-Nutzung häufig die Studie von Foster und Moulder (2013) ins Feld geführt. Im Auftrag der Mobilfunk-industrie erstellten sie 2013 einen Überblick über den Stand wissenschaftlicher Arbeiten zur WLAN-Strahlung. Nach aus-führlicher Darlegung der Technik wird zu den Gesundheitsri-siken behauptet, es gäbe einen „überwältigenden Konsens“ in den Überblicksarbeiten, dass keine gesundheitlichen Schäden unterhalb der Grenzwerte existieren. Sie beziehen

sich auf die angeblich einzige bekannte und anerkannte, die thermische Wirkung, trotz der Tatsache, dass die IARC 2011 eine mögliche Krebserregende Wirkung festgestellt hat. Fos-ter und Moulder legen Kriterien fest, was nach ihrer Ansicht brauchbare bzw. unbrauchbare Studien für die Beurteilung der gesundheitlichen Relevanz sind. In Tabelle 4 ihrer Arbeit sind 7 brauchbare Studien, die von 2 Arbeitsgruppen (2 von einer italienischen, 5 von einer französischen) erstellt wor-den waren und die keine Wirkungen gefunden haben. In der Tabelle 4 sind Arbeiten von Arbeitsgruppen aufgeführt, die selten oder nie Wirkungen finden, fast ein Who-is-Who der „No effect“-Arbeitsgruppen. Diese Studien wurden z.T. von der Industrie bezahlt bzw. Mitarbeiter sind mit der Industrie assoziiert (z.B. mit dem Telekommunikationsunternehmen Orange). In Tabelle 5 sind 6 ihrer Meinung nach schwache Studien mit Wirkungen aufgelistet. Es wird argumentiert, die schwachen Studien hätten keine geeigneten Kontrollen, alle hätten andere Bedingungen, keine positiven Kontrollen (die 4 der 7 „guten“ Arbeiten in Tabelle 4 auch nicht haben) und man könne deshalb keine Vergleiche ziehen. Davon abgese-hen erwecken diese beiden kleinen Tabellen den Anschein, als gebe es bis 2013 nur diese wenigen Studien, obwohl am Ende 71 Literaturstellen zitiert sind, von denen aller-dings viele nichts mit WLAN-Strahlung zu tun haben. Foster schreibt 2013 einen Beitrag im IEEE Microwave Magazine, in dem er die Technik erklärt und die Geräte aufzählt (Mi-krowellenherd, Telefone, Bluetooth, Smartmeter usw.). Sie seien gesundheitlich unbedenklich, weil sie alle mit geringen Feldstärken weit unterhalb der Grenzwerte arbeiten. Foster behauptet, dass es keine biologischen Mechanismen gäbe, und es deshalb schwer sei, ein Forschungsprogramm zu ent-wickeln. Das ist eine der üblichen Redewendungen, um Risi-ken, die in den Bereichen unterhalb der Grenzwerte nachge-wiesen sind, auszublenden. Die Arbeit wurde unterstützt von der Federal Communications Commission (FCC) und dem Electric Power Research Institute (EPRI). Foster und Moulder fragen 2015 in einem Kommentar, ob Wi-Fi Hirnfunktionen beeinflussen kann und geben 9 Literaturzitate an. Davon beziehen sich 3 auf WLAN-Frequenzen, die anderen 5 auf Mobilfunk, die 9. ist Fosters oben erwähnte Erklärung der Technik und seine Meinung (2013) zu Gesundheitsrisiken. Arbeiten, die von der Industrie oder ähnlichen Interessen-vertretern bezahlt wurden und die angeblich „keine Wirkung von WLAN“ finden, sind problematisch. Die Ergebnisse von drittmittelfinanzierten Studien hängen oft von den Interessen der Finanzgeber ab, wie Untersuchungen von Blank (2014), Huss et al. (2007), Prasad et al. (2017) und Slesin (2006) belegen. Auch sind negative Forschungsergebnisse nicht in der Lage, positive Befunde von korrekt durchgeführten Stu-dien zu widerlegen. Sie sind kein Beweis dafür, dass die po-sitiven Erstbefunde falsch sind.

15. Diskussion und Schlussfolgerungen

Diese Übersicht zeigt, dass Wirkungen der 2,45-GHz-Strahlung wiederholt von verschiedenen Forschergruppen gefunden werden, an verschiedenen Untersuchungsobjek-ten und mit verschiedenen Feldstärken. Es gibt ein weites

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Spektrum an Untersuchungsgegenständen, darunter auch die Auswirkungen von 2,45-GHZ-Strahlung eines WLAN-Routers auf Quecksilberausscheidungen aus Amalgam-füllungen: Es wurden signifikant erhöhte Werte gefunden (Paknahad et al. 2016).

Bisher gibt es wenige Langzeitstudien, wenige am Men-schen und noch keine epidemiologischen Untersuchungen, wenn man von den Studien zu Laptops mit kleinen Teil-nehmerzahlen absieht. Dafür ist es auch noch zu früh, um verlässliche Zahlen zu bekommen. Aber man hat Hinweise, dass vor allem Neugeborene, Kinder oder Jugendliche be-sonders empfindlich sind, wie insbesondere die Arbeits-gruppen von Nazıroglu, Atasoy, Margaritis/Panagopoulos, Orendacova, Othmann, Özorak, Sangün, Shahin und Yüksel herausgearbeitet haben. Die Experimente wurden mit Ratten oder Mäusen durchgeführt, zum Teil als Langzeitstudie (bis 1 Jahr). Dabei muss man bedenken, dass die im Labor ein-gesetzten Ratten und Mäuse eine Lebenserwartung von viel-leicht 2 Jahren haben. Man kann daraus zumindest ableiten, dass menschliche Kinder und Jugendliche vor möglichen er-höhten Risiken geschützt werden müssen. In der Studie von Margaritis et al. (2014) wird darauf hingewiesen, dass die Strahlung von Bluetooth (0,3 V/m) und WLAN-Routern (hier 2,1 V/m) stärkere Wirkungen zeigte als Mobilfunkstrahlung mit sehr viel höheren Feldstärken. Möglicherweise deckt sich das mit den Ergebnissen der Arbeiten von L. von Klit-zing, dass die leistungsunabhängige Taktung mit 10 Hz (Puls 1 ms) von WLAN-Routern Reaktionen hervorruft. Kumari et al. haben 2012 in ihrer Arbeit gesehen, dass höhere ROS-Gehalte in der Leber die antioxidativen Enzyme hemmen, geringe eine Steigerung bewirken. Hier könnte ein Schlüssel für weitere Mechanismen liegen, wie oder ob Gewebeschä-den auftreten oder auch nicht. Ebenso sollte die Polarisa-tion der Strahlung (Meena et al. 2014, Panagopoulos et al. 2015) weitere Aufmerksamkeit bekommen.

Diese Arbeit stellt die Ergebnisse von über 100 Studien dar, die in seriösen Fachzeitschriften veröffentlicht wurden. Die meisten Studien bestätigen ein Schädigungspotential, wie es in der gemeinsamen „Erklärung von Nikosia“ der Zyp-rischen und Österreichischen Ärztekammern von 2017 zu-sammengefasst wird: „Zu den möglichen gesundheitlichen Auswirkungen nicht­ionisierender Strahlung von EMF/RF (elektromagnetischen Feldern/hochfrequenter Strahlung) von 30 KHz – 300 GHz gehören Kanzerogenität (Gruppe 2B, IARC 2011), Entwicklungsneurotoxizität, Auswirkungen auf die DNA, die Fruchtbarkeit, Überempfindlichkeit und andere schwerwiegende Wirkungen. Diese sind in wissenschaftlich überprüften Studien gut dokumentiert. Hochfrequenzstrah­lung kann oxidativen Stress in Zellen erhöhen und zu einer Zunahme entzündungsfördernder Zytokine führen sowie zu einer Verringerung der Fähigkeit, Einfach­ und Doppelstrang­brüche der DNA zu reparieren. Kognitive Beeinträchtigungen beim Lernen und dem Gedächtnis wurden auch aufgezeigt. Diese Auswirkungen können bei Intensitäten auftreten, die weit unterhalb bestehender Grenzwerte der ICNIRP liegen ... Die Exposition gegenüber EMF/RF in einem frühen Entwick­lungsstadium ist ein Grund besonderer Besorgnis. In dieser

Phase nimmt nämlich der Körper mehr Strahlung auf, es kann Auswirkungen auf das sich entwickelnde Gehirn, Ner­vensystem und Fortpflanzungssystem geben. Es können bei­spielsweise Krebs oder Folgen für die Kognition ausgelöst werden.“ (https://www.diagnose-funk.org/publikationen/ar-tikel/detail&newsid=1242)

Das Schädigungspotential von WLAN, auch bei geringer Strahlungsstärke, kann nicht mehr angezweifelt oder relati-viert werden, auch nicht durch die Studien, die keine Wirkun-gen gefunden haben. Die Entscheidungsträger in der Politik, den Schul- und Gesundheitsbehörden sind in der Verantwor-tung, sich mit der Studienlage auseinanderzusetzen und sich nicht von den Argumentationen der Industrielobby oder Text-bausteinen von Regierungsinstitutionen täuschen zu lassen. Die Gesundheitsrisiken sind vorhanden. Besonders wichtig wäre es, weitere Untersuchungen zu Wirkungen auf das Ge-hirn und auf junge Menschen durchzuführen. Die Anwendung des Vorsorgeprinzips, das in allen europäischen Ländern an-erkannt wird, lässt nur einen Schluss zu: Der menschliche Körper darf WLAN nicht körpernah und dauerhaft ausgesetzt werden. Es ist kein Zufall, dass in der Bedienungsanleitung des Telekom-WLAN-Routers steht: „Die integrierten Anten­nen Ihres Speedport senden und empfangen Funksignale bspw. für die Bereitstellung Ihres WLAN. Vermeiden Sie das Aufstellen Ihres Speedport in unmittelbarer Nähe zu Schlaf­, Kinder­ und Aufenthaltsräumen, um die Belastung durch elektromagnetische Felder so gering wie möglich zu halten.“ Die Zyprische und Österreichische Ärztekammern fordern in ihrem gemeinsamen Appell zu WLAN, die Entscheidungs-träger müssten „eine altersgerechte, vernünftige Nutzung digitaler Technik fördern und dürfen kabellose Netzwerke an Schulen und insbesondere an Vorschulen, Kindergärten und Grundschulen nicht erlauben. Stattdessen sind kabelgebun­dene Verbindungen einzusetzen.“ (ebda.) Der Gesetzgeber ist gefordert, die Schutzgesetzgebung dem Stand der Wis-senschaft anzupassen und die Erforschung von Alternativen zu WLAN, wie sie z.B. mit der VLC-Technologie (Visible Light Communication, Li-Fi) vorliegt, zu fördern.

Autorin: Dipl.-Biol. Isabel Wilke, Redaktion Strahlentelex / ElektrosmogReportE-Mail: [email protected]

Interessenskonflikt: Die Autorin erklärt, dass keine Interessenskonflikte bestehen.

Copyright: Sämtliche Rechte liegen bei Diagnose-Funk e.V. Veröffentlichungen auf Homepages und in anderen Medien sind erwünscht, Bedingung ist die Genehmigung durch Diagnose-Funk e.V. Anfragen: [email protected], www.diagnose-funk.org, www.EMFData.org

Publikation: Beilage in umwelt ∙ medizin ∙ gesellschaft 1-2018; Zitierweise: Wilke I (2018): Biologische und pathologische Wirkungen der Strahlung von 2,45 GHz auf Zellen, Fruchtbarkeit, Gehirn und Verhalten. Review: umwelt ∙ medizin ∙ gesellschaft 2018 Feb 31(1)

Forum Medizin Verlagsgesellschaft mbHGutenbergstraße 8, 26135 OldenburgTel.: 0441-9365458-0, E-Mail: [email protected]

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Autoren Experimentelle Bedingungen Ergebnisse Bemerkungen

Aggarwal et al. 2013

männliche Ratten, Schlaf-EEG, 3 Stunden 7,37 × 10 – 4 mW/cm2, SAR 1,16 mW/kg; 1 Stunde/Tag für 21 Tage, 1 kHz moduliert, aufgezeichnet 9 – 12 Uhr

2 bestrahlte Tiere starben, Temperaturerhöhung nur 0,7 °C, nicht-thermische Wirkung EEG: in der 1. Stunde keine signifikan-ten EEG-Stärken-Veränderungen, in der 2. Stunde signifikant im β-Bereich, auch in d und α. Bei ϑ in der 2. und 3. Stunde stärkere Änderungen als im α- und d-Bereich

mögliche psychopathophysiologische Störungen, evtl. BBB, synaptische Eigenschaften, Neurotransmitterkon-zentration, Änderung der Synchronisa-tion/Desynchronisation der feuernden Nervenzellen, sodass chronische Einwirkung von 2,45 GHz schädliche Auswirkungen haben kann.

Akdag et al. 2016

männliche Ratten, Langzeitbestrahlung 1 Jahr lang, Ganzkörper-SAR 141,4 μW/kg, Maximum 7127 μW/ kg); Gehirn, Haut, Leber, Nieren, Hoden auf DNA-Schäden

Erhöhte DNA-Schädigung, signifikant im Hodengewebe

Avendaño et al. 2012

29 gesunde Männer mit Laptop; DNA, Spermien

signifikante DNA- und Spermien-Schädigungen

Aweda et al. 2003

Ratten, 2,45 GHz 8 Wochen 6 mW/cm2; Lipidperoxidation, Gabe von Vitamin C und E

signifikanter Anstieg der Lipidperoxi-dation in 24 Stunden, fiel innerhalb einer Woche ab; Gabe der Vitamine A und C kompensiert

Die Strahlung erzeugt signifikanten oxidativen Stress, der durch Anti-oxidantien verhindert werden kann

Atasoy et al. 2013

im Wachstum befindliche Ratten 2437-MHz-WLAN-Gerät 24 Stunden/Tag 20 Wochen, SAR max. 0,091 W/kg; 8-Hydroxy-Deoxy-Guanosin und 8-Hydroxy-Guanosin im Blut, Hodengewebe histologisch und oxidative Parameter

zumeist signifikante Unterschiede bei Wachstum der Rattenhoden und den oxidativen Parametern

Kinder und Jugendliche könnten besonders gefährdet sein

Aynali et al. 2013

Mundschleimhaut von Ratten 2,45-GHz-Strahlung 1 Stunde/Tag, 28 Tage lang

Schleimhaut oxidative Schädigung, Lipidperoxidation signifikant erhöht, signifikant vermindert durch Gabe von Melatonin, ebenso die Aktivität der Glutathionperoxidase

Ballardin et al. 2011

Hamster-Zelllinie V79, 2,45 GHz 5 und 10 mW/cm2, Apoptose, Zellzyklus

signifikant erhöhte Apoptoseraten, nicht-thermische Wirkung auf Spind-elapparat

Banaceur et al. 2013

3 Mäuse-Stämme, einer mit Alzheimer-Genen, Langzeiteinwirkung WLAN-Gerät 2,4 GHz 2 Stunden/Tag, 30 Tage Ganzkörper-SAR 1,6 W/kg; Hirnleistung

die Lern- und Gedächtnisleistung der Alzheimermäuse war verändert

Cammaerts, Johansson 2014

Ameisen, WLAN-Router Minuten 600 und 800 μW/m2 Mittelwert, Notebook 300 – 500 μWatt/m2 mit und ohne eingeschaltete WLAN-Funktion, Abstand 20 – 30 cm von den Kolonien

Gestörtes Verhalten, veränderte Bewegungsmuster, nach 6 – 8 Stunden wieder normale Futtersuche

Ceyhan et al. 2012

männliche Ratten, WLAN-ähnliche 2,45 GHz gepulst, 1 Stunde/Tag 4 Wochen, 64 mW/kg auf der Haut; oxidative/antioxidative Parameter (SOD, KAT, GPx, LPO), β-Glucan zur schützenden Wirkung in der Haut gemessen

signifikant erhöhte Lipidperoxidation und Katalase-Aktivität, signifikant verminderte Aktivitäten von SOD und GSH-Px; β-Glucan erhöhte die Kata-lase-Aktivität leicht und verhinderte die Abnahme der GSH-Px-Aktivität nicht-signifikant, Lipidperoxidation durch β-Glucan signifikant niedriger, fast auf Niveau der Kontrollen

Chaturvedi et al. 2011

Mäuse, 30 Tage 2 Stunden/Tag, 0,02564 mW/cm2, SAR 0,03561 W/kg

Unterschiede in Gewicht, Aktivität, räumlichem Erinnerungsvermögen zw. bestrahlter u. unbestrahlter Gruppe. Tagesrhythmus beeinflusst, Blutbild-veränderungen, DNA-Strangbrüche in Hirnzellen

Tabellarische Darstellung der Ergebnisse von Studien zur Frequenz 2,45 GHz

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Autoren Experimentelle Bedingungen Ergebnisse Bemerkungen

Chauhan, Kesari et al. 2017

Ratten, 2 Stunden täglich Mikrowellen-herd 35 Tage, 0,2 mW/cm2, Ganzkörper-SAR 0,14 W/kg;

signifikant gesteigerte Lipidperoxida-tion, im Lichtmikroskop Gewebever-änderungen in Gehirn, Leber, Hoden, Nieren und Milz

mögliche Folge Unfruchtbarkeit

Cig, Nazıroglu 2015

Brustkrebszellen, 900, 1800, 2.450 MHz, 1 Stunde 12 μW/cm2, 0,36 ± 0,02 mW/kg, Abstand 0, 1, 5, 10, 20 und 25 cm; Calcium-Konzentrationen, ROS-Produktion im Zytoplasma, Zellüberleben, Apoptose, Caspase-3 und -9

im Abstand bis 10 cm waren intrazel-luläre Calcium-Konzentrationen, ROS, Apoptose und Mitochondrienschä-digung signifikant erhöht, Zellüberle-bensrate signifikant vermindert

die TRPV1-Ionen-Kanäle werden durch die Strahlung durchlässiger für Ca2+-Ionen ohne Erwärmung der Zellkultur, das führt zu Erhöhung von ROS und Apoptose

Cleary et al. 1996

Hamster, Eierstock-Zellen; 2,45 GHz und 27 MHz 2 Stunden SAR 5 und 25 W/kg; Zellzyklus, -teilung und -wachstum von 2 Stunden bis zu 4 Tage nach der Bestrahlung

2,45-GHz-Strahlung bewirkte Ände-rungen in allen Phasen des Zellzyklus, doppelt so starke Wirkung wie 27 MHz

Dasdag et al. 2015

männliche Ratten, Spermien, Hodengewebe, 12 Monate täglich 24 Stunden (SAR für Punkt, 1 g und 10 g Gewebe von Hoden und Prostata 4.880, 2.420 und 1.020 μW/kg

Hodenfunktionen verändert, Ge-stalt der Spermien war signifikant verschieden in den beiden Gruppen. Signifikante Erhöhung gab es beim Prozentsatz der defekten Spermien-köpfe nach Bestrahlung, signifikant vermindertes Gewicht von Nebenho-den und Bläschendrüse, Durchmesser der Samenkanälchen signifikant, Dicke der Tunika albuginea hochsignifikant verändert

Langzeiteinwirkung kann Fruchtbarkeit beeinträchtigen

Deshmukh, Banerjee et al. 2013

Ratten, 900, 1.800, 2.450 MHz, 30 Tage 2 Stunden/Tag, 5 Tage/Woche; für 2.450 MHz SAR 6,672 × 10 – 4 W/kg DNA-Strangbrüche im Hirngewebe

signifikant erhöhte DNA-Strangbrüche Mikrowellen können unterhalb des Grenzwertes von 2 W/kg DNA-Schäden im Hirngewebe hervorrufen, wahrscheinlich durch freie Radikale

Deshmukh, Banerjee et al. 2015

Ratten, 900, 1.800, 2.450 MHz, 180 Tage 2 Stunden täglich 5 Tage/Woche, SAR für 2.450 MHz 6,672 × 10 – 4 W/kg; Verhalten, HSP70 und DNA im Hirngewebe

Räumliche Orientierung, Lern- und Gedächtnisleistung signifikant beein-trächtigt; HSP70-Gehalte und DNA-Strangbrüche signifikant erhöht; Die DNA-Schäden waren signifikant höher bei 1.800 und 2.450 MHz im Vergleich zu 900 MHz

Deshmukh, Banerjee et al. 2016

Ratten, 90 Tage, SAR 0,5953 mW/kg; 900, 1.800, 2.450 MHz; SAR für 2.450 MHz 6,672 × 10 – 4 W/kg; Verhalten, HSP70 und DNA im Hirngewebe

Verminderte Hirnleistung wie oben, signifikant erhöhte Werte von HSP70 und DNA-Strangbrüchen, bei 2.450 MHz am stärksten

Eser et al. 2013

Ratten 900, 1.800 und 2.450 MHz 1 Stunde/Tag 2 Monate, 1,04 mW/cm2, SAR 1,04 W/kg; Gehirne auf Histologie, oxidativen Status, IL-1β und Apoptose

bei 2.450 MHz meist die stärksten Auswirkungen: signifikante Degene-ration der Nervenzellen, signifikante Abnahme der antioxidativen Ka-pazität, signifikant erhöhte IL-1β-Konzentration, signifikant erhöhte Apoptose

es könnten durch diese Verände-rungen Funktionsstörungen und Krebsentwicklung entstehen

Gürler et al. 2014

Ratten, 1,04 mW/cm2, 3,17 – 4,88 V/m, SAR 0,02 W/kg, 1 Stunde/Tag für 30 Tage

Schädigung von DNA und Proteinen durch ROS; Erhöhte Konzentrationen von 8-OH-dG im Plasma und Hirn-gewebe; Knoblauch verhinderte die Erhöhung der 8-OH-dG-Konzentration im Hirngewebe

Gümral, Nazıroglu 2009

Ratten, Blutplasma nach Bestrahlung mit 2,45 GHz 1 Stunde/Tag 28 Tage, SAR 0,1 W/kg, 11 V/m

oxidativer Stress, durch L-Carnitin ver-hindert, Selen hatte keine schützende Wirkung

Hassanshahi et al. 2017

Ratten WLAN-Gerät 2,4 – 2,4835 GHz 12 Stunden/Tag 30 Tage, 23,6 dBm; Verhalten, Muscarinrezeptor 1 (für Acetylcholin), GABA-Transporter 1 (GAT1) im Hippocampusgewebe

Fähigkeit zur Objektunterscheidung signifikant reduziert, signifikant erhöhte Expression des Muscarinrezeptor 1

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Autoren Experimentelle Bedingungen Ergebnisse Bemerkungen

Holovska et al. 2015

Rattenleberzellen, 2,45 GHz 3 Stunden pro Tag 3 Wochen lang, Leistungs-flussdichte 2,8 mW/cm2, licht- und elektronenmikroskopische Untersu-chungen

starke strukturelle Veränderungen von Membranen, Zellkernen und Organellen, nekrotische Zellen, Gefäßveränderungen

Kamali et al. 2017

menschliche Spermien, 40 Männer 19 – 40 Jahre (Durchschnitt 28,5 J.), 3G-WLAN-Gerät und Laptop, 50 Minuten-Download; SAR < 1,6 W/kg;Spermien, Fruchtbarkeit

nicht-signifikante Abnahme der Be-weglichkeit in Klasse A und B, signifi-kante Abnahme in Klasse C, signifikant höher in Klasse D; Geschwindigkeit der Spermien signifikant geringer

Beeinträchtigungen unterhalb des als sicher angesehenen FCC-Grenzwer-tes; bei längerer Einwirkung könnten pH, Morphologie und Beweglichkeit stärker verändert sein

Kesari, Behari, Kumar 2010a

Ratten, 2 Stunden/Tag 35 Tage, 0,34 mW/cm2, SAR 11 W/kg; im Hirngewebe antoxidative Enzyme, DNA-Brüche, Histonkinase

signifikant erhöhte DNA-Strangbrüche, signifikante Unterschiede zu den Kont-rollen bei den Enzymen

Die Autoren gehen von freien Radika-len durch ROS-Überproduktion aus, die die Enzyme verändern

Kesari, Behari 2010b Ratten, 2 Stunden/Tag 35 Tage, 0,34 mW/cm2, SAR 11 W/kg; in Spermienzellen Zellzahl, antoxida-tive Enzyme, Apoptose

Zellzahl, Apoptose und antoxidative Enzyme waren signifikant verschieden von den Kontrollen

es könnten genetische Veränderungen auftreten

Kesari, Kumar, Behari 2012

Ratten, 2 Stunden/Tag 35 Tage, 0,21 mW/cm2, SAR 0,14 W/kg; Rattenhirn, Zirbeldrüse auf Melatonin, gesamtes Hirngewebe auf Kreatinki-nase, Caspase-3 und Calcium-Ionen-Konzentration

signifikanter Anstieg von Kreatinkinase und Calcium-Ionen-Konzentration im Hirngewebe, signifikante Abnahme des Melatonins, Caspase-3 kaum verändert

die Autoren schlussfolgern, dass es zu signifikanten Hirnschädigungen kommen kann

Kim, Rhee 2004 Ratten, Herzgewebe, 15 Minuten 40 mW/cm2, 9,2 W/kg, Gabe von Grüntee-Catechinen; 6 Tage später oxidative/antioxidative Parameter untersucht

signifikante Aktivierung des Oxidase-Systems, Bildung von Superoxid-Radikalen, Lipidperoxiden, oxidierten Proteinen, Schwächung des antioxi-dativen Abwehrsystem im Herzge-webe, durch Catechingabe signifikant reduzierte oxidative Schädigung

Kumar et al. 2011

männlichen Ratten, 60 Tage 2 Stun-den/Tag, 0,21 mW/cm2, 0,014 W/kg SAR; oxidative Parameter, Apoptose, Melatonin, Testosteron

signifikante Verminderung von Mela-tonin und Testosteron, signifikant er-höhte Apoptoserate und Kreatinkinase

Kumari, Kesari et al. 2012

männliche Ratten, 900 und 2.450 MHz (Mikrowellenherd), 2 Stunden/Tag 35 Tage, 0,22 mW/cm2, Ganzkörper-SAR 0,15 W/kg, antioxidative und Leber-Enzyme

bei 2,45 GHz signifikante Verände-rungen der Aktivitäten von GSH-Px, Leber-SOD, signifikant erhöhte Leber-Katalase und MDA in der bestrahlten Gruppe; signifikanter Anstieg von TBIL, ALT, AST und ALP gegenüber der Kontrolle

2,45-GHz-Strahlung induziert Überpro-duktion von freien Radikalen, hemmt die antioxidativen Enzyme und erzeugt oxidativen Stress in der Leber. Die MDA-Aktivität zeigt Zellmembranschä-digung an

Lai et al. 1983

männliche Ratten, 45 Minuten 1 mW/cm2, 0,6 W/kg polarisierte 2.450-MHz-Strahlung, Puls 2 μW/sec 500 Pulse/sec; Wirkung der psychoaktiven Drogen Apomorphin, Amphetamin und Morphin

Erwärmung des Gewebes durch Apomorphin und Stereotypien wur-den durch die 2,45-GHz-Strahlung gesteigert, Erwärmung des Gewebes durch Amphetamine wurde durch die Strahlung vermindert, Stereoty-pien kein Unterschied zur Kontrolle; Morphin-bedingte Letalität und Erstar-rung wurden durch die Strahlung bei bestimmter Dosierung gesteigert

Da die Drogen verschiedene Wir-kungsweisen auf zentrale neuronale Mechanismen haben und die Wirkung der Mikrowellen von der Art der Droge abhängt, zeigen die Ergebnisse die komplexe Natur der Mikrowellenstrah-lung auf Gehirnfunktionen

Lai et al. 1994

Ratten, 2,45 GHz 1 mW/cm2, 0,6 W/kg, Puls 2 μW/sec 500 Pulse/sec, 45 Minuten; Verhalten

Defizite im räumlichen Lernen, aber nicht nach Vorbehandlung mit dem cholinergen Agonisten Physostig-min oder dem Opiat-Antagonisten Naltrexon; Vorbehandlung mit dem pe-ripheren Opiat-Antagonisten Naloxon-Methiodid

sowohl cholinerge als auch endogene Opioid-Neurotransmittersysteme im Gehirn sind beteiligt am Defizit des räumlichen Lernens nach Einwirken geringer Felder von 2,45 GHz

Lai, Singh 1996a männliche Ratten, 2 Stunden 2 mW/cm2, 1,2 W/kg gepulste und kontinuierliche 2.450-MHz-Strahlung, Puls 2 μW/sec 500 Pulse/sec; Gehirn auf DNA-Strangbrüche

signifikant erhöhte Einfach- und Dop-pelstrangbrüche der DNA 4 Stunden nach Ende der Bestrahlung bei gepuls-ter und kontinuierlicher Strahlung in den Hirnzellen der Ratten

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umwelt · medizin · gesellschaft | 31 | 1/201824

Autoren Experimentelle Bedingungen Ergebnisse Bemerkungen

Lai et al. 1996b

Ratten, 45 min, Puls 2 μW/sec 500 Pulse/sec 1 mW/cm2, 0,6 W/kg; cholinerge Aktivtät im Hippocampus, Wirkung von β-Funaltrexamin (Opioid-Rezeptor-Antagonist)

2,45 GHz erzeugte signifikante Abnahme der cholinergen Aktivität im Hippocampus der Ratten, β-Funaltrex-amin hob diese hemmende Wirkung auf; Mikrowellen sind Stressoren

man möchte die Mechanismen der MW-Wirkung auf neurologische Funk-tionen und Verhalten im ZNS verste-hen, Bestätigung früherer Ergebnisse, dass endogene Opioid-Rezeptoren Angriffspunkte sind

Lai, Singh 1997 Ratten, 2,45-GHz-Strahlung 2 mW/cm2, 1,2 W/kg 2 Stunden, Puls 2 μW/sec 500 Pulse/sec; DNA-Strangbrüche im Gehirn, Wirkung von Melatonin und N-tert-butyl-a-phenylnitron (PBN)

signifikant erhöhte Einfach- und Dop-pelstrangbrüche der DNA 4 Stunden nach Ende der Bestrahlung; Vorbe-handlung der Zellen mit Radikalfän-gern verhindert DNA-Brüche Behandlung mit Melatonin oder PBN vor und sofort nach der Bestrahlung verhindert die Mikrowellenwirkung

Da beide Stoffe (Mel und PBN) sehr wirksame Radikalfänger sind, wird angenommen, dass freie Radikale an der DNA-Schädigung im Gehirn beteiligt sind. DNA-Brüche können zu neurodegenerativen Erkrankungen und Krebs führen. s. Hypothese von Litovitz 1997

Lai 2004 Ratten, kontinuierliche 2,45-GHz-Strahlung 2 mW/cm2, 1,2 W/kg und 60 mG (6,0 μT) inkohärentes Hinter-grund-Magnetfeld 1 Stunde; Verhalten nach Trainingstests

signifikante Defizite im räumlichen Lernen bei bestrahlten Tieren ohne Hintergrundfeld, mit Hintergrundfeld ähnliches Verhalten wie Kontrolltiere

s. Hypothese von Litovitz 1997

Lai, Singh 2005 Ratten, 2,45 GHz 1 mW/cm2, 0,6 W/kg und 45 mG (4,5 μT) inkohärentes Hintergrund-Magnetfeld 2 Stunden; DNA-Strangbrüche im Hirngewebe 4 Stunden nach Ende der Bestrahlung

signifikant erhöhte Einzel- und Doppelstrangbrüche der DNA nur bei Bestrahlung mit 2,45-GHz allein, das Hintergrund-Magnetfeld allein und beide Felder zusammen zeigten kaum Unterschiede zur scheinbestrahlten Kontrolle

das inkohärente Hintergrundfeld könnte eine Reaktion der Zellen auf Mikrowellen gestört haben, s. Hypothese von Litovitz 1997

Lee et al. 2005

menschliche Promyelozyten-Leukä-mie-Zelllinie (HL-60-Zellen), 10 W/kg, Pulse 133 W/kg für 155 μsec, 320 V/m; Genexpression nach 2 und 6 Stunden

Genexpression von 221 Genen war nach 2 h verändert (frühe Gene), nach 6 h 896 Gene; darunter Gene für Apoptose, Stoffwechsel, Polysac-charid-Biosynthese, RNA-Funktionen, Translation, Transport, Stoffwechsel und Zellzyklus

Gene für HSPs waren nicht betroffen, das bedeutet, dass es nicht-thermische Reaktionen sind

Li et al. 2008

Ratten, 1 mW/cm2 3 Stunden täglich 30 Tage (chronische Einwirkung); Lernen/Gedächtnis; Apoptose, Corticosteron, Glucocorticoid- Rezeptoren (GR) im Hippocampus

Corticosterongehalte, Apoptoseraten im Hippocampus hochsignifikant erhöht, Glucocorticoid-Rezeptoren verschoben

Lern- und Gedächtnisdefizite durch Veränderung der Corticosterone

Maes et al. 1993

Menschliche Lymphozyten von Frei willigen mit 80 mW/ml, 50-Hz-Pulse (75 W/kg) 30 und 120 Minuten bestrahlt; Chromosomenaberrationen, Mikrokerne, Schwesterchromatid-Austausch und Zellkinetik

signifikanter 2- und 3-facher Anstieg an Chromosomenaberrationen und Mi-krokernen nach 30 bzw. 120 Minuten; Schwesterchromatid-Austausch und Zellkinetik kaum beeinflusst

Maganioti et al. 2010

15 Männern und 15 Frauen Gedächtnistests und EEG

signifikante Unterschiede im α- und β-Band, auch signifikante Unterschiede zwischen den Geschlechtern

physiologische Änderungen durch die WLAN-Strahlung

Margaritis et al. 2014

Drosophila-Eientwicklung, viele Feldquellen, darunter Mikrowellenherd, Bluetooth (geringste Feldstärke von 0,3 V/m in den ersten 7 Tagen) und WLAN (2,44 GHz, 2,1 V/m, 10 Hz ge-pulst, Pulsdauer 1 ms, 1 Stunde/Tag); Reproduktionskapazität , Apoptose, Nachkommen

statistisch signifikante Erhöhung der Apoptoserate, Fekundität um 10 % bei WLAN und Bluetooth vermindert, bei den Nachkommen signifikant vermin-derte Anzahl der Puppen

Art der Pulsung scheint für Schädigun-gen verantwortlich zu sein, da unge-pulste Quellen trotz stärkerer Felder geringere Auswirkungen hatten

Meena, Kesari et al. 2014

männliche Ratten, Hodengewebe 2 Stunden täglich mit 0,21 mW/cm2, SAR 0,14 W/kg, 45 Tage Melatonin, Spermien, Testosteron, DNA, Apoptose, oxidative Parameter

signifikant erhöhte Apoptose, DNA-Strangbrüche, Konzentrationen von MDA und ROS im Hoden; signifikante Abnahme von Testosteron; desorgani-sierte Samenkanälchen und Entzün-dungen in Hodenzellen, Melatonin verhinderte oxidativen Stress

Es gibt die Überlegung, ob Mikrowel-len einen Einfluss auf die Polarisation der Zellmembranen haben könnten und dass Melatonin z.T. auf die Xan-thinoxidase einwirkt, deren Aktivität durch die Strahlung signifikant erhöht wurde. Melatonin könnte therapeutisch eingesetzt werden

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umwelt · medizin · gesellschaft | 31 | 3/2018 25

Autoren Experimentelle Bedingungen Ergebnisse Bemerkungen

Megha, Banerjee et al. 2015

Ratten, 900, 1.800, 2.450 MHz, SAR 0,59, 0,58 und 0,66 mW/kg, 60 Tage, 2 Stunden/Tag, 5 Tage/Woche; oxidative Parameter, DNA, Interleukine im Hippocampus

ROS-Bildung, signifikant verminderter Antioxidatienstatus, Zytokine signifikant erhöht, signifikante DNA- Schädigungen. 2.450 MHz hatte bei allen Tests das größte Schädigungspotential

Misa-Agustiño et al. 2012

Ratten, Schilddrüse, SAR-Werte 0,046, 0,104 und 0,482 W/kg in der Schilddrüse, Ganzkörperwerte 0,0169, 0,0364 und 0,161 W/kg; HSP70, HSP90

HSP-Konzentrationen nach 90 min. signifikant verringert, nach 24 Stunden wieder erhöht, aber unter den Kontrollwerten

Misa-Agustiño et al. 2015

Thymuszellen von weiblichen Ratten, Bestrahlung 30 Minuten, SAR im Thymus 0,046, 0,104 und 0,482 W/kg, Ganzkörperwert 0,0169, 0,0364 und 0,161 W/kg; 90 min. nach Bestrah-lung Morphologie, HSP70, HSP90, Glucocorticoid-Rezeptoren

viele morphologische Veränderun-gen, Änderung der Permeabilität des Endothels und der Glucocorticoid-Rezeptoren; mehr Blutgefäße und rote Blutkörperchen außerhalb der Gefäße; HSP 90 vermindert

die Befunde deuten auf Zellstress hin

Nakamura et al. 2000

Ratten, kontinuierliche 2,45-GHz-Strahlung 2 mW/cm2, 90 Minuten; Schwangerschaft, Uterus, Blutfluss zwischen Uterus und Plazenta, Hor-mone und biochemische Mediatoren (Corticosteron, Estradiol, Prostaglan-din E2 und Prostaglandin F2α)

Blutfluss durch die Strahlung vermin-dert, Progesteron und Prostaglandin F2α in den trächtigen Tieren gestei-gert; Steigerung von Corticosteron und Abnahme von Estradiol war in trächtigen und nicht-trächtigen Tieren ähnlich

Die Störungen im Kreislauf Uterus/Plazenta durch 2,45 GHz sind wahr-scheinlich vom Prostaglandin F2α verursacht und könnten ein Risiko für Schwangerschaften darstellen

Nazıroglu, Gümral 2009

Ratten, 28 Tage 1 Stunde täglich 11 V/m, SAR Ganzkörper 0,1 W/kg, lokal im Gehirn 1,73 W/kg; EEG und Hirngewebe (Cortex) auf oxidative Parameter, Gabe von Selen oder L-Carnitin, Vitamine A, C und E

leichte Übererregbarkeit im EEG, kompensiert durch Selen und L-Carnitin; vermindert die Vitamine A, C und E, oxidative Parameter verändert, Schutz vor oxidativer Schädigung durch L-Carnithin und Selen

Sowohl die Vitamine als auch L-Carnitin und Selen haben schützende Wirkung vor oxidativer Schädigung des Hirngewebes vor ROS. L-Carnitin und Selen scheinen die antioxidativen Vitamine vor der Hemmung durch die 2,45-GHz-Strahlung zu schützen

Nazıroglu et al. 2012a

Hirngewebe von männlichen Ratten, WLAN-Gerät 1 mW/m2, Ganzkörper-SAR 0,143 W/kg, 10 V/m 1 Stunde/Tag 30 Tage; EEG, Überlebensrate, Ca2+-Gehalt, oxidative Parameter, β-Carotin,Vitamine A, C und E, Mela-toningabe

die WLAN-Strahlung erzeugte oxidati-ven Stress in den Nervenzellen, EEG, Vitamine verändert, der Ca2+-Einstrom wird erhöht, Melatonin verminderte die Schädigung und die Abnahme von Vitamin E. Am Ca2+-Einstrom in die Zellen sind spannungsabhängige und TRPM2-Calciumkanäle beteiligt

Die Strahlung von WLAN-Geräten bewirkt oxidative Schädigung über Calciumkanäle und Ca2+-Anstieg in der Zelle. Melatonin schützt das Hirnge-webe vor Schäden durch Abwehr des oxidativen Stresses

Nazıroglu et al. 2012b

menschliche Leukämiezellen, WLAN-Gerät 2,45 GHz gepulst, 0,1 – 2,5 W/kg für 1, 2, 12 oder 24 Stunden; oxidative Parameter und Calcium2+-Einstrom in die Zellen

das WLAN-Gerät erzeugte oxidativen Stress und gesteigertes Zellwachstum durch signifikant erhöhten Ca2+-Ein-strom in das Zytoplasma der menschlichen Leukämie-Krebszellen

Özorak, Nazıroglu 2013

Ratten, männliche Nachkommen von Müttern, die während der Trächtigkeit mit 2.450, 900 und 1.800 MHz be-strahlt worden waren (1 Stunde/Tag, 5 Tage/Woche im Mutterleib und bis 6 Wochen nach der Geburt mit 12 μW/cm², 10 V/m, SAR 0,01 – 1,2 W/ kg Ganzkörper, Durchschnitt 0,18 ± 0,07 W/kg; Nieren und Hoden der 4, 5 und 6 Wochen alten Nachkommen auf Spurenelemente (Chrom, Kupfer, Eisen, Mangan, Selen und Zink), antioxidative Parameter, Vitamine A, E und β-Karotin

die 4 Wochen alten Tiere reagierten empfindlicher als die älteren, der oxidative Stress war höher; erhöhte Lipidperoxidation, oxidierbarer Eisengehalt und geringere Konzentrationen an Spurenelementen, TAS und GSH

Die Autoren kommen zu dem Schluss, dass 900, 1.800 und 2.450 MHz zu oxidativem Stress in Nieren und Hoden junger Ratten führen können. Es sind Tiere, die sich in der Entwicklung be-finden, vergleichbar der Pubertät beim Menschen

Oksay et al. 2014

Ratten, Hodengewebe, 1 mW/m2, 1 Stunde pro Tag, 30 Tage lang, Puls 217 Hz, 10 V/m, SAR ca. 0,143 W/kg; Lipidperoxidation, Vitamine A, C und E, Melatoningabe

erhöhte Lipidperoxidation in den Hoden, Melatoningabe verringert die Schädigungen

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Autoren Experimentelle Bedingungen Ergebnisse Bemerkungen

Orendacova et al. 2009

neugeborene (7 Tage alt) und erwach-sene alte Ratten (24 Monate), gepulste 2,45-GHz-Strahlung 2,8 mW/cm2, 4 Stunden/Tag 2 Tage lang (akut) oder 8 Stunden/Tag 3 Tage lang (chronisch); Hippocampus-Regionen

signifikante Unterschiede im Zell-wachstum bei den neugeborenen Ratten, bei den alten nicht

schädigende Einflüsse auf die Neurogenese besonders bei Neugeborenen

Orendacova et al. 2011

Ratten, 2 Altersstufen: 7 (neugeborene) und 28 Tage (junge Erwachsene) 2,8 mW/cm2 2 Stunden; das frühe Genprodukt Fos-Protein und NO-produzierende Zellen

Fos-Protein und NO-produzierende Zellen signifikant erhöht bei den be-strahlten Tieren, früheres Auftreten als bei den Kontrollen

bei sehr jungen Ratten ist die Entwicklung verändert, sie scheinen eine Art Frühreife durchzumachen

Othman et al. 2017

weibliche Ratten bestrahlt mit normalem WLAN-Router, 2 Stunden täglich über die Dauer der Schwangerschaft; bei Nachkommen Verhalten, Gehirnentwicklung, oxidative Parameter, Cholinesterase-Aktivität

50 % weniger Nachkommen, bei den jungen Tieren Verzögerungen bei Reaktionen, Gleichgewichtssinn und Reifung des Bewegungsapparates, signifikant veränderte antioxidative Enzyme im Gehirn, Beeinträchtigung der Cholinesterase-Aktivitäten; später bei den erwachsenen Nachkommen kompensiert

das bei jungen Nachkommen vorüber-gehend gestörte Redox-Gleichgewicht (oxidativen Stress) könnte verzögerte Hirnentwicklung bedeuten, beeinträch-tigte Cholinesterase-Aktivität könnte sich auf Neurotransmitter auswirken

Paknahad et al. 2016

Zähne, Amalgam Router-Laptop-System, Router 30 cm Abstand, Laptop 20 m, 20 Min. Bestrahlung

nach Bestrahlung mehr Quecksilber im Speichel als bei den Kontrollen

Panagopoulos et al. 2015

natürliche Felder der Sonneneinstrah-lung zwischen 8 und 24 mW/cm2, künstliche z.B. eines Mobiltelefons im Sprechmodus < 0,2 mW/cm2, Wir-kung auf die Ionenkanäle in der Zellmembran

künstliche Felder sind aufgrund ihrer Polarisation stärker biologisch wirksam als die unpolarisierten natürlichen Felder, künstliche wirken durch zusätzliche elektrostatische Kräfte auf alle geladenen Teilchen (Ionen, Membranen) ein

Lebewesen haben sich auf Basis der geringen natürlichen Felder entwickelt, die stark auftretenden künstlichen beeinträchtigen Membranen

Papageorgiou et al. 2011

je 15 Männer und Frauen (durchschnittlich 24 Jahre), WLAN-Signal 0,49 V/m, P300-Komponente im EEG

signifikante Unterschiede bei be-strahlten und unbestrahlten Personen, auch reagierten Frauen und Männer unterschiedlich stark beim Einschalten des WLAN-Signals, P300-Komponente bei Männern signifikant niedriger, bei Frauen signifikant höher

P300 ist beteiligt an Aufmerksamkeit; WLAN beeinflusst die Nervenaktivität, Geschlechter reagieren unterschiedlich

Paulraj, Behari 2006a junge Ratten, Hirngewebe 2,45 GHz, 2 Stunden täglich 35 Tage, 0,344 mW/cm2, SAR 0,11 W/kg, Calcium- abhängige Proteinkinase C, Histologie

signifikante Abnahme der Protein-kinase C-Aktivität im Hippocampus, nicht-thermische Reaktion, vermehrt Gliazellen

die Befunde könnten Lern- und Gedächtnisdefizite erklären; Proteinkinase C ist auch an Krebsentstehung beteiligt

Paulraj, Behari 2006b

35 Tage alte männliche Ratten 0,344 mW/cm2, 1 W/kg, 35 Tage täglich 2 Stunden, 5 Tage/Woche; DNA-Schäden im Gehirn

signifikant erhöhte Einzelstrangbrüche mögliches Risiko für Beeinträchtigung neurologischer Funktionen und Entstehung degenerativer Erkrankungen

Saili et al. 2015

Kaninchen, Accesspoint, 25 cm Entfernung, Bestrahlung 1 Stunde/Tag

Beeinflussung der Herzraten variabilität, höherer Blutdruck

Salah et al. 2013

Ratten, Leber und Nieren, 2,45 GHz eines Accesspoints 1 Stunde/Tag 21 Tage; Gewebeveränderungen, oxidativer Stress, Leberenzyme u.a.

Diabetes-artige Störungen des Zucker-stoffwechsels und oxidativen Stress in Leber und Nieren, durch Olivenblätter-Extrakt Milderung der Schäden

Sangün et al. 2015

Ratten, 45,5 V/m, SAR Ganzkörper 0,143 W/kg, 1 Std./Tag

Exposition in der pränatalen Phase führt postnatal zu Wachstumsein-schränkungen und verzögertem Eintritt in die Pubertät; ROS erhöht

junge Ratten reagieren empfindlich auf 2,45 GHz

Sarkar, Ali, Behari 1994

Mäuse, Gehirne und Hoden 2,45 GHz 1 mW/cm2 kontinuierliche Strahlung, SAR 1,18 W/kg, 2 Stunden/Tag; DNA-Strangbrüche

signifikant erhöhte DNA-Brüche die DNA-Schäden traten unterhalb der ICNIRP-Grenzwerte auf unter nicht-thermischen Bedingungen

Shahin, Chaturvedi et al. 2013

weibliche Mäuse, 0,033549 mW/cm2, SAR 0,023023 W/kg, 2 Stunden/Tag 45 Tage; Leber, Nieren, Eierstöcke, Blutzellen, ROS, Hormone, DNA

signifikante Veränderungen bei ROS, Hämoglobin, Gesamtzahl der Erythro-zyten und Leukozyten, DNA-Strang-brüchen, Hormonen und Enzymaktivi-täten, geringere Embryozahlen

entzündliche und physiologische Stressreaktionen in trächtigen Mäusen und führte zum Absterben der Embryos

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umwelt · medizin · gesellschaft | 31 | 3/2018 27

Autoren Experimentelle Bedingungen Ergebnisse Bemerkungen

Shahin et al. 2014

männliche Mäuse, 2,45 GHz kontinu-ierliche Strahlung 2 Stunden/Tag 30 Tage, 0,029812 mW/cm2, SAR 0,018 W/kg: Leber, Nieren, Hypothalamus, Hoden, Spermien, Testosteron, oxidative Parameter

signifikante Veränderungen in allen untersuchten Parametern

durch oxidativen und nitrosativen Stress (freie Radikale) sowie durch Degeneration des Hodengewebes kann Unfruchtbarkeit entstehen

Shahin, Banerjee, Chaturvedi et al. 2015

Mäuse, 15, 30 und 60 Tage, kontinuier-liche Strahlung 2 Stunden/Tag, 0,0248 mW/cm2, 0,0146 W/kg; Verhalten, im Hippocampus oxidative Parameter, Kreatinkinase, Morphologie, Apoptose

Lern- und Gedächtnisdefizite steiger-ten sich mit Dauer der Bestrahlung, erhöhter oxidative/nitrosativer Stress und erhöhte Apoptose; Dendriten und Verzweigungen vermindert

der oxidative/nitrosative Stress im Hippocampus führt über p53 zu Apoptose und Verlust des räumlichen Gedächtnisses durch verminderte Entwicklung der Neuronen

Shahin, Banerjee, Chaturvedi et al. 2017

erwachsene männliche Mäuse, kontinuierliche Strahlung 15, 30 und 60 Tage, 2 Stunden/Tag, 0,0248 mW/cm2, 0,0146 W/kg; Verhalten, Corti-costeron, Expression von GR, CRH, i-NOS,iGluRs, PSD-95-nNOS-System und PKA-PKCε-ERK1/2-pERK1/2 im Hippocampus

signifikant verminderte Lern- und Gedächtnisleistung, signifikant erhöhte Konzentrationen von Corticosteron und Expression von CRH, CRH-R1 und i-NOS, während die Expression von iGluRs, n-NOS, PSD-95,PKCε, PKA, ERK-p-ERK, CREB und p-CREB abnahm

Apoptose durch oxidativen Stress (freie Radikale) führt unter Beteiligung von Corticosteron über den iGluR/ERK/CREB-Signalweg zu Defiziten beim Lernen und räumlichen Gedächtnis

Shokri et al. 2015

Ratten, Hoden, Spermienzellen, 2 WLAN-Antennen an gegenüber-liegenden Wänden im Raum, 2 Monate 1 Stunde oder 7 Stunden/Tag; Apoptose, Spermien- und Gewebeveränderungen

Hodengewebe signifikant verändert, Apoptose signifikant erhöht, stärker nach 7 Stunden

Die Forscher empfehlen, WLAN- Bestrahlung zeitlich zu begrenzen

Sinha et al. 2008

Ratten, 2 Stunden täglich 16,5 μW/cm2, 21 Tage; Schlaf-EEG, Verhalten; Bestimmung von T3 und T4

Schlaf-EEG und Schlaf-Wach-Pa-rameter signifikant verschieden von Kontrollen, Körpertemperatur kaum verschieden, thermische Wirkung un-wahrscheinlich; T3 signifikant niedriger, T4 signifikant erhöht, bestrahlte Tiere waren hyperaktiv

Sinha RK 2008 männliche Ratten, 16,5 μW/cm2, Bestimmung der Hormone T3, T4 und TSH, Verhalten

thermische Wirkung unwahrscheinlich; T3 signifikant niedriger, T4 signifikant erhöht; TSH kaum verändert; erhöhter Wassergehalt des Gehirns (Schwel-lung um 6,97 %); Verhalten signifikant verschieden von den Kontrollen, hyperaktiv

mögliche Verbindung zwischen Verhalten und Schilddrüsenhormon-funktionen, da die mit Neurohormonen und Transmittern zusammenwirken

Soran et al. 2014

Petersilie, Dill, Sellerie, WLAN-Router, 100 mW/m2 70 mW/m2

Reduktion der Organellengrößen, Verschlechterung Photosynthese, dünnere Zellwände u.a.

Szmigielski et al. 1982

Haut von Mäusen, 2,45-GHz-Strahlung 1 bis 6 Monate 2 Stunden täglich, 6 Tage/Woche, 5 oder 15 mW/cm2; verschiedene Kontrollen, Benzopyren

Bestrahlung erzeugte doppelt so viele Hauttumore und signifikant schnelleres Wachstum der Hauttumoren

Taheri et al. 2015

Klebsiella pneumonia auf Antibiotika-Resistenz, WLAN-Router 3, 4,5 und 8 Stunden

die Strahlung erhöhte die Empfind-lichkeit gegen die 5 Antibiotika nach 4,5 Stunden, danach Resistenzent-wicklung

Fenstereffekt, Zellwände könnten durch die Strahlung durchlässiger werden

Taheri et al. 2017

Listeria monozytogenes und E. coli, Bestrahlung mit 900 und 2.450 MHz, normaler WLAN-Router 2,45 GHz, SAR 0,13 W/kg in 14 cm Abstand zur Bakteriensuspension; 6 Antibiotika

nach Bestrahlung signifikant stärkeres Wachstum und signifikant erhöhte Resistenzentwicklung gegen 6 Antibiotika

in einem Feldstärke-Fenster entsteht Antibiotika-Resistenz

Testylier 2002 Ratten Hippocampus, ACh- Ausschüttung im Gehirn Kurzzeit 1 h, 2 und 4 mW/cm2

Signifikant verminderte ACh- Ausschüttung bei 4 mW/cm2

Acetylcholin ist als Neurotransmitter an Lernprozessen beteiligt

Tök, Nazıroglu 2014 Ratten, Augenlinsen, 2,45 GHz, 217 Hz gepulst, 1 Stunde täglich 1 mW/m2 30 Tage, 11 V/m, etwa 0,1 W/kg Ganzkörper-SAR; Lipidperoxidation, GSH, GSH-Px, Melatonin

signifikante Veränderung der oxidativen Parameter, Melatonin mildert die Schädigungen

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umwelt · medizin · gesellschaft | 31 | 1/201828

Autoren Experimentelle Bedingungen Ergebnisse Bemerkungen

Türker, Nazıroglu et al. 2011

Ratten, Herzgewebe, Selen und L-Carnithin zusätzlich zur 2,45-GHz-Bestrahlung (1 Stunde/Tag 28 Tage lang) und bestimmten die Lipidperoxi-dation und die Konzentrationen der antioxidativen Substanzen Vitamin A, C und E im Herzgewebe

signifikant höhere Lipidperoxidation und Glutathionperoxidase, durch Selen und L-Carnithin signifikant vermindert; Konzentrationen der Vitamine C, A und E waren vermindert bei den bestrahl-ten Tieren, jedoch höher bei den mit Selen und L-Carnithin behandelten

2,45-GHz-Strahlung verursacht oxidativen Stress im Herzgewebe der Ratten. Die Gabe von Selen und L-Carnithin konnte die oxidative Wirkung der 2,45-GHz-Strahlung reduzieren

Wang, Lai 2000 Ratten, gepulste 2,45-GHz-Strahlung, 1 Stunde Puls 2 ms, 500 Pulse/s, 2 mW/cm2, Ganzkörper-SAR 1,2 W/kg; Verhalten

Die akute Einwirkung von 2,45 GHz-Mikrowellen beeinflusste das Verhalten der Ratten signifikant

Das veränderte Verhalten könnte auf die Abnahme der cholinergen Aktivität im Gehirn (im frontalen Cortex und Hippocampus) der Tiere zurückgehen

Yang et al. 2010

Mäuse, gepulste 2,45-GHz-Strahlung 20 Minuten, SAR 6 W/kg; Mikroglia in Gehirnen

die Mikroglia wurden durch die 2,45-GHz-Strahlung aktiviert unter Be-teiligung von TNF-α, NO und ROS, es folgte eine pro-entzündliche Reaktion, gleichzeitig wurde der JAK-STAT-Signalweg aktiviert.

Die Strahlung stellt einen externen physikalischen Faktor dar, der über die Aktivierung der Mikroglia zu entzündli-chen Prozessen und Schädigung des Nervengewebes führen kann

Yang et al. 2012

erwachsene männliche Ratten, 2,45 GHz gepulst 20 Minuten, 65 mW/cm2, SAR 6 W/kg, Stress-bezogene Gene untersucht

Von 2048 Genen waren 3 Stunden nach der Bestrahlung im Hippocam-pus 41 relevante Gene signifikant verändert, 23 hoch- und 18 herunterre-guliert. 7 Gene betrafen die Stress-bezogenen Hitzeschockproteine oder Chaperone, davon vor allem die Gene für HSP27 und HSP70, deren Ex-pression im Hippocampus signifikant erhöht war, speziell in den Pyramiden-zellen des Ammonhorns (CA3-Region) und in den Granulazellen des Gyrus dentatus

Die Daten liefern direkte Beweise dafür, dass die 2,45-GHz-Strahlung Stressreaktionen im Hippocampus von Ratten auslöst. Die beiden HSPs waren zu verschiedenen Zeitpunkten maximal erhöht, sie haben unter-schiedliche Funktionen

Yüksel, Nazıroglu, Özkaya 2016

trächtige Ratten und deren Nach-kommen, Langzeit-Bestrahlung mit 900, 1.800 und 2.450 MHz 1 Stunde/Tag 5 Tage/Woche über die gesamte Trächtigkeit, die Nachkommen für insgesamt 1 Jahr (52 Wochen 11 V/m, Ganzkörper-SAR 0,1 W/kg); Blutserum und Gebärmutter-Gewebe, Lipidper-oxidation, GSH, Enzymaktivitäten, antioxidative Vitamine A, C und E im Blutplasma der Mütter, Prolaktin, Östrogen und Progesteron im Serum

Alle 3 Frequenzen erzeugten nach Langzeitbestrahlung (1 Jahr lang 1 Stunde täglich 5-mal/Woche) Änderun-gen der Hormonkonzentrationen und oxidativen Stress in den Muttertieren und den Nachkommen; bei 2,45 GHz stärkere Wirkung als bei 900 und 1.800 MHz

Die Forscher schließen nicht aus, dass bei längerem Bestrahlungszeitraum weitere Veränderungen auftreten, die auch beim Menschen vorkommen könnten, besonders bei jungen Teenagern, die ihr Mobiltelefon oft mehrere Stunden täglich nutzen

Zhu et al. 2016

Herzmuskelzellen von Ratten, 50, 100, 150 und 200 mW/cm2 für 6 Minuten; Untersuchung von ATP-Aktivität, Atmungskette in den Mitochond-rien, die Enzyme CK, LDH und AST, Troponin I, die oxidativen Parameter SOD, GSH und Lipidperoxidation, die Apoptose-Proteine (MAPK-Kaskade) und Morphologie

signifikante Veränderungen aller biochemischen Parameter, z.T. hoch-signifikant; je höher die Dosis, desto stärker die Veränderung; ebenso die morphologischen Veränderungen, z.B. unregelmäßige Streifung der Herzmus-kelzellen, Verfärbung der Zellkerne, weniger Mitochondrien mit zerstörten Membranen, andere degenerative Erscheinungen; signifikant erhöhte Apoptose-Proteine und Apoptoseraten

die Strahlung erzeugt in Herzmuskelzellen Apoptose über den Mitochondrienweg

Zotti-Martelli et al. 2000

menschliche Lymphozyten zweier gesunder 27-jähriger Personen mit 3 verschiedenen Geräten pro Frequenz (2,45 und 7,7 GHz), bestrahlt mit 15, 30 und 60 min bei 10, 20 und 30 mW/cm2, verblindet ausgewertete Doppelansätze; Mikrokerntest

die Häufigkeit der Mikrokerne in den bestrahlten Lymphozyten stieg bei beiden Frequenzen mit Dauer und Feldstärke an, war signifikant erhöht bei 30 und 60 Minuten und den höchs-ten Feldstärken, der Zellzyklus war nicht beeinflusst

2,45 ist die Resonanzfrequenz von Wasser *, es gab keine Temperaturer-höhung im Experiment. Man erinnert daran, dass bei Radartechnikern vermehrt Neurasthenie, Gefäßschäden im Nervensystem und Krebssterblich-keit auftreten. Die Forscher empfehlen Maßnahmen zum Schutz vor nicht-ionisierender Strahlung

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Literaturliste /Anmerkung

* Anmerkung zu den Studien von Ballardin und Zotti-Martelli:

In den Studien von Ballardin und Zotti-Martelli werden 2,45 GHz als Resonanz frequenz des Wassers bezeichnet. Mikrowellen können bei jeder Frequenz die Wassermoleküle zu Dipol- und Multipolschwingungen anregen und Temperaturerhöhungen bewirken. Für diesen Absorptionsmechanismus gibt es keine Resonanzfrequenz im strengen Sinne, wohl aber einen breiten Frequenzbereich im Mikrowellenbereich um 30 GHz, also oberhalb von 2,45 GHz, bei dem die Absorption relativ hoch ist (vgl. http://www1.lsbu.ac.uk/water/microwave_water.html). Dieser Bereich hängt unter anderem von der Temperatur ab. Die niedrigste Resonanzfrequenz, d.h. die niedrigste Frequenz mit höchster Absorption, liegt für das freie Wassermolekül bei ca. 22 GHz. Mit der in Mikrowellenherden verwendeten Frequenz von 2,45 GHz wird ein Kompromiss zwischen nicht ganz so hoher Absorption, aber dafür höherer Eindringtiefe in das Gargut erzielt: Denn die Eindringtiefe nimmt mit steigender Frequenz ab. Bei der Ganzkörperabsorption von Mikrowellen in Lebewesen spielt die Größe des bestrahlten Objekts neben der Frequenz der Mikrowelle eine wesentliche Rolle. Maxima der Absorption ergeben sich bei den Mikrowellen, bei denen die halbe Wellenlänge ungefähr gleich der Körpergröße ist und die elektrische Feldstärkekomponente der Mikrowelle parallel zur Längsachse des Körpers liegt (worst case). Bei höheren und niedrigeren Frequenzen sinkt die Absorption wieder ab. Beim Erwachse-nen (Größe ca. 2m) liegt das Maximum der Absorption bei ca. 70 MHz, bei kleineren Personen, Kindern und Babys entsprechend höher, bei Affen bei ca. 300 MHz und bei einer Maus bei 2,45 GHz, da ihr Körper ungefähr die Größe der halben Wellenlänge von 6 cm besitzt. Da die meisten Studien mit Mäusen oder Ratten (vergleichbarer Größe) gemacht wurden, handelt es sich bei 2,45 GHz also um die Frequenz mit der höchsten Absorptionsrate (Absorptionsma-ximum) bei diesen Tieren (bei einer Leistungsflussdichte von 10 W/m2 werden lt. Bernhardt bei einer Maus 1,8 W/kg bei dieser Frequenz absorbiert). Höhere oder niedrigere Frequenzen führen zu geringeren Absorptionsraten. (Quelle: J. H. Bernhardt: Mobilfunk und Elektrosmog. Biologische Wirkung von elektromagnetischer Strahlung. Phys. Bl. 51 (1995) Nr. 10, 947–950).

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Page 32: Sonderbeilage in Ausgabe 1-2018 / ISSN 1437-2606 / 31 ...€¦ · die Tele-Medizin nicht geeignet. WLAN sollte nicht in Schlafzimmern, an Arbeitsplätzen, in Aufenthaltsräumen, Krankenzim-

Review

umwelt · medizin · gesellschaft | 31 | 1/201832

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Register nach Endpunkten

(Autor, Veröffentlichungsdatum/Kapitel im Review)

Apoptose: Ballardin 2011/7, Cig 2015/4, Deshmuk 2013/4, Kumar 2011/1, Margaritis 2014/1, Meena 2014/6, Misa-Agustino 2015/9, Shahin 2015/3, Shokri 2015/1, Zhu 2016/5

Calcium-Ionenkanäle (Ca2+): Cig 2015/4, Hassanshahi 2017/3, Kesari 2012/4, Naziroglu 2012c/4 & 2012a/11, Panagopoulos 2015/11, Taheri 2015/12 & 2017/12

DNA-Schädigung: Akdag 2016/4, Avendano 2012/1,4, Chartuvedi 2011/4, Czerska 1992/4, Deshmuk 2013,4 & 2015/3,4, Gürler 2014/4, Kesari 2010a, 2010b, 2012/4, Lai 1996 & 1997/4, Lai/Singh 1995/4 &1996/7 & 1997/3 & 2005/3,4, Meena 2014/6, Megha 2015/4, Paulraj/Behari 2006/4, Sakar 1994/4, Shahin 2013/1, Taheri 2015/12 & 2017/12, Zotti-Martelli 2000/4,

EEG/Gehirnentwicklung: Chauhan 2017/6, Maganioti 2010/2, Naziroglu/Gümral 2009/2, Othmann 2017/6, Papageorgiou 2011/2, Paulraj/Behari 2006/2,4, Sinha 2008/2, Testylier 2002/2, von Klitzing 1995/2 & 2016/2, Yang 2010/2, Yang 2012/2

Embyro/Schwangerschaft/Reproduktionskapazität: Cleary 1996/7, Margaritis 2014/1, Nakamura 2000/1, Özorak 2013/6, Othmann 2017/6, Sangün 2015/1, Shahin 2013/1, Yüksel 2016/6

Gedächtnis, Lernen, Verhalten: Cammaerts/Johannson 2014/3, Chartuvedi 2011/3, Deshmuk 2015/3, Hassanshahi 2017/3, Lai 2004/3 & 1987a & 1987b & 1988 & 1989a & 1989b & 1991 & 1994 & 1996b/2, Li 2008/3, Othmann 2017/6, Orendocova 2011/2, Paulraj 2006a/2, Sangün 2015/1, Shahin 2015/3, Sinha 2008/3,9, Thomas 1980/3, Wang/Lai 2000/3

Gene/Genexpression: Kesari 2010b/4, Lee 2005/10, Orendacova 2011/2, Yang 2010/2, Yang 2012/2,

Glucosestoffwechsel: Salah 2013/6

Herz: Kim/Rhee 2004/6, Saili 2015/5, von Klitzing 2014/5 & 2016/5, Zhu 2016/5

Hitzeschockproteine (HSP): Deshmuk 2015/3, Misa-Agustino 2012/9 & 2015/9, Yang 2012/2,

Hormone: Shahin 2013/1, Yüksel 2016/6

Krebs: Czerska 1992/4, Eser 2013/6, Sarkar 1994/4, Szmigielski 1982/4, Yang 2010/2

Leber: Chauhan 2017/6, Holovska 2015/8, Kumari 2012/6,8, Salah 2013/6,

Oxidativer Zellstress: Atasoy 2013/6, Aweda 2003/6, Aynali 2013/6, Ceyhan 2012/6, Chauhan 2017/6, Chen 2009/13, Cig 2015/4, Deshmuk 2013/4 & 2015/4, Eser 2013/6, Gümral 2009/6, Gürler 2014/4, Kesari 2010a, 2010b, 2012/4, Kim/Rhee 2004/6, Kumar 2011/1, Kumari 2012/6/8, Lai/Singh 1994/4, Meena 2014/1,6, Megha 2015/4, Misa-Agustino 2015/9, Naziroglu/Gümral 2009/2, Naziroglu 2012a/11 & 2012b/11 & 2012c/4, Oksay 2014/6, Othmann 2017/6, Özorak 2013/1, Saili 2015/5, Salah 2013/6, Sangün 2015/1, Shahin 2013/1 & 2014/1 & 2015/3, Soran 2014/13, Tök/Naziroglu 2014/6, Türker 2011/6, Yakymenko 2016/6, Yüksel 2016/16, Zhu 2016/5

Milz: Chauhan 2017/6

Neurotransmitter: Aggarwal 2013/2, Lai 1996/3

Nieren: Özorak 2013/1,6

Schilddrüse: Misa-Agustino 2013,9 & 2015/9, Sinha 2008/3,9

Spermien/Hoden: Akdag 2016/1, Atasoy 2013/6, Avendano 2012/1,4, Dasdag 2015/1, Meena 2014/1,6, Oksay 2014/6, Özorak 2013/6,1, Sarkar 1994/4, Shahin 2014/1, Shokri 2015/1

Testosteron: Meena 2014/6

Zellwachstum und -zyklus: Ballardin 2011/7, Cleary 1996/7, Naziroglu 2012b/11, Orendacova 2009/2