Sonderbeilage Lungenzentrum Universitätsspital Basel

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Juni 2014 Asthma/COPD Zehn Prozent der schweizer Bevölke- rung leiden an COPD, einer Erkrankung, bei der die Lunge langsam zerstört wird. Dank der Forschung am USB erhalten Pati- enten eine optimale Versorgung. Lesen Sie weiter auf » Seite 3. Lungentumor Neue Methoden ermöglichen eine raschere und präzi- sere Diagnostik bei Lungenkrebs. Dank der interdisziplinäre- ren Zusammenarbeit sowie der Teilnahme an klinischen Studien stehen die besten Therapien zur Ver- fügung. Lesen Sie weiter auf » Seite 5. Lungeninfekte Schwindsucht oder Lungentuberkulose waren der Schrecken von gestern. Wel- che Infekte plagen uns heute? Und warum eine rasche Diagnose so wichtig ist, lesen Sie weiter auf » Seite 6. Thoraxtrauma Wenn der Doktor zum Feinmechaniker wird: Mit geschicktem Einsatz von Technik sind Sie nach einem Unfall mit gebroche- nen Rippen rascher gesund und schmerz- frei. Lesen Sie weiter auf » Seite 8. Interstitielle Pneumopathie Wird das Lungengewebe nach und nach in Narbengewebe umge- baut, kann eine lebens- bedrohliche Lungenfibrose vorliegen. Hunderte auslösende Faktoren sind bekannt, bestimmte Berufsgruppen sind besonders gefährdet. Lesen Sie weiter auf » Seite 7. Cystische Fibrose Die häufigste geneti- sche Erkrankung der in der Schweiz geborenen Kinder. Mittlerweile hat die Lebenserwartung deutlich zugenommen. Wichtig ist der Über- gang vom Kinder- zum Erwachsenenspital. Lesen Sie weiter auf » Seite 7. Atem- und Schlafstörungen Wer im Bett schnarcht kann tagsüber am Steuer einschlafen. Wie tönt es nachts in Ihrem Schlaf- zimmer? Was Sie für Ihren Schlaf tun können und dadurch wieder dauerhaſt fit werden, lesen Sie auf » Seite 8. Lungenhoch- druck Meist wird Lungen- hochdruck zwei Jahre zu spät diagnostiziert. Lernen Sie hier die Symptome kennen und welche Diagnose- und Therapieoptionen Ihnen die Profis vom USB anbieten können. Lesen Sie weiter auf » Seite 8. Atem- und Schlafstörungen » Seite 8 Lungenhoch- druck » Seite 8 Cystische Fibrose » Seite 7 Asthma / COPD » Seite 3 Lungeninfekte » Seite 6 Thoraxtrauma » Seite 8 Lungentumor » Seite 5 Das Lungenzentrum am Universitätsspital Basel (USB) hat die Zusammenarbeit zwischen den diagnostischen, medizinischen und chirurgischen Fachbereichen gebündelt. Vorteil: Menschen mit akuten sowie chronischen Lungenerkrankungen erhalten eine optimale Betreuung. Lungenzentrum Basel Kurze Wege, schnelle Diagnosen und individuelle Therapien bei Lungenerkrankungen Interstitielle Pneumopathie » Seite 7

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Das Lungenzentrum am Universitätsspital Basel (USB) hat die Zusammenarbeit zwischen den diagnostischen, medizinischen und chirurgischen Fachbereichen gebündelt. Vorteil: Menschen mit akuten sowie chronischen Lungenerkrankungen erhalten eine optimale Betreuung.

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Juni 2014

Asthma/COPD Zehn Prozent der schweizer Bevölke-rung leiden an COPD, einer Erkrankung, bei der die Lunge langsam zerstört wird. Dank der Forschung am USB erhalten Pati-enten eine optimale Versorgung. Lesen Sie weiter auf » Seite 3.

LungentumorNeue Methoden er möglichen eine raschere und präzi-sere Diagnostik bei Lungenkrebs. Dank der interdisziplinäre-ren Zusammenarbeit sowie der Teilnahme an klinischen Studien stehen die besten Therapien zur Ver-fügung. Lesen Sie weiter auf » Seite 5.

LungeninfekteSchwindsucht oder Lungentuberkulose waren der Schrecken von gestern. Wel-che Infekte plagen uns heute? Und warum eine rasche Diagnose so wichtig ist, lesen Sie weiter auf » Seite 6.

ThoraxtraumaWenn der Doktor zum Feinmechaniker wird: Mit geschicktem Einsatz von Technik sind Sie nach einem Unfall mit gebroche-nen Rippen rascher gesund und schmerz-frei. Lesen Sie weiter auf » Seite 8.

Interstitielle Pneumopathie Wird das Lungengewebe nach und nach in Narbengewebe umge-baut, kann eine lebens-bedrohliche Lungenfibrose vorliegen. Hunderte auslösende Faktoren sind bekannt, bestimmte Berufsgruppen sind besonders gefährdet.Lesen Sie weiter auf » Seite 7.

Cystische Fibrose Die häufigste geneti-sche Erkrankung der in der Schweiz geborenen Kinder. Mittlerweile hat die Lebenserwartung deutlich zugenommen. Wichtig ist der Über-gang vom Kinder- zum Erwachsenenspital. Lesen Sie weiter auf » Seite 7.

Atem- undSchlafstörungenWer im Bett schnarcht kann tagsüber am Steuer einschlafen. Wie tönt es nachts in Ihrem Schlaf-zim mer? Was Sie für Ihren Schlaf tun können und dadurch wieder dauerhaft fit werden, lesen Sie auf » Seite 8.

Lungenhoch-druck Meist wird Lungen-hochdruck zwei Jahre zu spät diagnostiziert. Lernen Sie hier die Symptome kennen und welche Diagnose- und Therapieoptionen Ihnen die Profis vom USB anbieten können. Lesen Sie weiter auf » Seite 8.

Atem- undSchlafstörungen

» Seite 8

Lungenhoch-druck

» Seite 8

Cystische Fibrose» Seite 7

Asthma / COPD » Seite 3

Lungeninfekte» Seite 6

Thoraxtrauma» Seite 8

Lungentumor » Seite 5

Das Lungenzentrum am Universitätsspital Basel (USB) hat die Zusammenarbeit zwischen den diagnostischen, medizinischen und chirurgischen Fachbereichen gebündelt. Vorteil: Menschen mit akuten sowie chronischen Lungenerkrankungen erhalten eine optimale Betreuung.

Lungenzentrum Basel Kurze Wege, schnelle Diagnosen und individuelle Therapien bei Lungenerkrankungen

Interstitielle Pneumopathie

» Seite 7

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2 | Lungenzentrum Basel Juni 2014

wir vom Lungenzentrum am Universitätsspital Basel freuen uns, Ihnen mit der vorliegenden Publikation unser deutlich erweitertes Angebot vorzustellen. Wir betreuen Patienten mit verschiedensten Lungener-krankungen und setzen dabei auf den Vorteil, fachübergreifendes Wissen interdisziplinär anzuwenden. Neu ist die noch tiefer gehende Bündelung der Kompetenzen verschiedener Fachbereiche aus den diagnostischen, medizinischen und chirurgischen Disziplinen. Dank der engen Zusammenarbeit mit dem Kinderspital beider Basel können Patienten in jedem Lebensalter bestens betreut und versorgt werden.

Egal, ob Sie als Notfall bei uns eingeliefert werden müssen, oder über Ihren Hausarzt ambulant oder stationär zu uns kommen: Unsere hochspezialisierten Ärzte und Ärztinnen, Pflegende und Labormitar-beitende arbeiten Hand in Hand und können dadurch schnellere und korrektere Diagnosen stellen. Kurze Wege garantieren dabei innerhalb des Spitals eine gute Kommunikation: Die Fachrichtungen Pneumolo-gie, Radiologie, Thoraxchirurgie, Infektiologie, Pathologie, Onkologie, Radioonkologie finden sich alle unter dem Dach des Lungenzentrums zusammen mit den Spezialisten des Kinderspital beider Basel (UKBB)

Um Diagnostik und Therapiefindung zu beschleunigen, wur-den die Lungenerkrankungen in acht Segmente aufgeteilt: Asthma/COPD, Lungentumoren, Infekte, Cystische Fibrose, Trauma, Atem- und Schlafstörungen, Interstitielle Pneumopathien und Lungenhochdruck. Patientinnen und Patienten werden diesen Segmenten zugeteilt, ihre individuellen Beschwerden, Krankheitsverläufe, Diagnosen und Therapieoptionen von Fachärzten beurteilt und besprochen, über die Grenzen der jeweiligen Fachdisziplinen hinaus – interdisziplinär eben. Die Begutachtung findet auch an interdisziplinären Fallkonferenzen statt, bei denen die Experten des Lungenzentrums ihr Wissen und ihre langjährige Erfahrung einbringen. Die Betrachtung aus allen Blick-winkeln und durch Fachärzte mit unterschiedlichen Spezialgebieten garantiert die bestmögliche Diagnosestellung und Therapieentschei-dung für unsere Patienten. Grossen Wert legen wir auch auf die gute Information der Patienten und auf die verbesserte Kommunikation mit den Hausärzten.

Durch unsere Zugehörigkeit zum Universitätsspital Basel verfügen wir stets über die neuesten diagnostischen Verfahren wie zum Beispiel

endobronchialer Ultraschall und elektromagnetische Navigation der Lunge sowie modernste schonende OP-Techniken und Labore, in de-nen wir auch Grundlagenforschung betreiben. Durch die Initiierung beziehungsweise die Teilnahme an internationalen klinischen Studien, entwickeln wir aktiv medikamentöse Therapien der Zukunft mit.

Nebst der Organisation der Patientenfälle und deren individuellen Betreuung, organisiert das Lungenzentrum auch Aus- und Weiterbil-dungsveranstaltungen für Hausärzte, Fachspezialisten und Studenten. So stellen wir eine frühzeitige, gesicherte und zukunftsfähige Versor-gung von Menschen mit Lungenerkrankungen sicher.

Wir würden uns freuen, wenn wir mit der Lektüre dieser Publikation Ihr Interesse geweckt haben

Herzlich, Ihr Leitungsgremium des Lungenzentrum Basel

Fallkonferenzen

Schnell und kompetent zur bestmöglichen Therapie Keine Erkrankung gleicht der anderen, jeder Patient reagiert individuell darauf. Um dies zu berücksichtigen, werden im Gremium des Lungen-zentrums am Universitätsspital Basel Diagnostiken und Therapien, die für einen Patienten infrage kommen, an der interdisziplinären Fallkonferenz diskutiert. Die Vorteile dieser Fallkonferenz liegen in der Fachübergreifenden Betrachtung jedes einzelnen Falles und gewähr-leisten die optimale Versorgung des Patienten.

Während der interdisziplinären Fallkonferenz stellt der behan-delnde Arzt den Fall seines Patienten vor, mit der Frage, wie dieser zum Beispiel am besten weiter behandelt werden sollte. Bilder der Lunge des Patienten werden begutachtet und in Zusammenschau mit Ergebnissen der Pathologie, lungenfunktionellen Werten u.a.m., diskutiert das Gremium über die Möglichkeiten, die sich in diesem speziellen Fall ergeben und spricht eine Empfehlung aus.

Der behandelnde Arzt des Patienten, der Patient selbst und sein Hausarzt werden umgehend über das empfohlene Vorgehen informiert.

Nach eingehender Besprechung und Information des Patienten, entscheidet er über das weitere Vorgehen. Die Wünsche und Bedürf-nisse des Patienten stehen immer an erster Stelle.

Die Vorteile der interdisziplinären Fallkonferenzen liegen in der fächerübergreifenden Betrachtung der Fälle, die ein aufeinander abge-stimmtes Vorgehen ermöglichen. So wird zum Beispiel der Radioonko-loge die Bestrahlung mit einer geplanten Chemotherapie abstimmen.

Für Patienten mit einem Lungeninfekt oder Thoraxtrauma ist eine schnelle Entscheidung überlebenswichtig, In diesen Fällen wird das IRR-Team (Interdisciplinary Rapid Response Unit) direkt am Bett des Patienten zusammentreffen und das weitere Vorgehen entscheiden.

IMPreSSUM – Sonderbeilage zum lungenzenTrum baSel, 31. 5. 2014

Konzept und Redaktion: Lungenzentrum Basel, Oscar Nyberg, Mike Paßmann, Layout: Xmedia Solutions – Claudia Bachmann, Fotos: Foto Santos, Thinkstock Druck: DZZ Druckzentrum Zürich, Erscheinung: Basler Zeitung

liebe leserin, lieber leser,

Wege ins lungenzentrum

Fachärzte aus Pneumologie, Thoraxchirurgie, onkologie, radio­onkologie, radiologie, infektio logie, Pathologie und anderen disziplinen beurteilen Patientenfälle anhand von röntgenbildern, Computertomografien, laborwerten, gewebeuntersuchungen und der einschätzung des behandelnden arztes. Vorteile für den Patienten sind sowohl die unterschiedlichen gesichtspunkte, unter denen seine lungenkrankheit beurteilt wird, als auch die abstimmung der Therapien oder diagnosemassnahmen unter den Ärzten mit expertise im bereich lungenerkrankungen.

Interdisziplinäre Fallkonferenzen am Lungenzentrum

Diagnosestellung. Der Patient, sein Hausarzt und der zuwei­sende Arzt werden informiert und erhalten eine Empfehlung über weitere Schritte, die für ihre Patienten sinnvoll sind.

Therapieempfehlung wird über mehrere Kliniken hinweg koordiniert. der Patient, sein Hausarzt und der behandelnde arzt werden darüber und über bereits gesetzte Termine für den Patienten informiert.

Empfehlung der weiteren Dia­gnosemassnahmen, die über mehrere Kliniken hinweg koor­diniert sind. Der Patient, sein Hausarzt und der behandelnde Arzt werden informiert.

Lungenzentrum USB

· Selbstzuweiser· Hausärzte · Fachärzte · Kooperierende Spitäler

· Partnerkliniken lungenzentrum uSb· Übrige Kliniken uSb· notfallzentrum uSb

interstitielle Pneumopathien

lungentumoren

Atem­ und Schlafstörungen

asthma / CoPd

Lungeninfekte

Cystische Fibrose

lungenhochdruck

Trauma

Fall -kon-

ferenz

Dr. Alexandros Papachristofilou, Radioonkologie

Prof. Dr. Didier Lardinois, Thoraxchirurgie

Prof. Dr. Alfred Zippelius, Onkologie

PD Dr. Maja Weisser, Infektiologie

Prof. Dr. Jens Bremerich, Radiologie

Prof. Dr. Michael Tamm, Pneumologie,

Leiter Lungenzentrum

Hansruedi Stoll, Onkologie Pflege

Prof. Dr. Jürg Hammer, Intensivmedizin,

Pneumologie UKBB

V. li. n. re.: Dr. Alexandros Papachristofilou, Prof. Lukas Bubendorf, Prof. Didier Lardinois, Prof. Alfred Zippelius, PD Dr. Maja Weisser, Prof. Jens Bremerich, Prof. Michael Tamm, Hansruedi Stoll, Prof. Jürg Hammer

Prof. Dr. Lukas Bubendorf, Pathologie

Lungenzentrum Baselwww.unispital-basel.ch/lungenzentrum Tel +41 (061) 265 44 22Fax +41 (061) 265 44 [email protected]

Lungenzentrum Basel

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Juni 2014 Lungenzentrum Basel | 3

Husten mit Auswurf, Atemnot bis zum fast völ-ligen Verlust der körperlichen Leistungsfä-

higkeit: Die Symptome der chronisch obstruktiven Lungenerkrankung (englisch abgekürzt als COPD) sind wahrhaft quälend. Unbehandelt führt sie zum Tod – und das immer häufiger. „Wir gehen davon aus, dass COPD bis 2020 die fünfthäufigste Todes-ursache weltweit sein wird, 2030 bereits die viert-häufigste“, sagt Professorin Daiana Stolz, Leitende Ärztin der Pneumologie am Universitätsspital Basel. „In der Schweiz leiden 10 Prozent der Bevölkerung daran – entsprechend häufig diagnostizieren wir die Krankheit.“

Die Symptome werden vom Patienten in der Frühphase häufig bagatellisiert, chronischer Hus-ten wird als banaler Raucherhusten abgetan, die Mühe sich anzustrengen dem Alter zugeschrieben und man zieht in eine Wohnung, in ein Haus mit Lift. Leider melden sich viele Patienten erst spät beim Hausarzt. Bei der COPD kommt es ähnlich wie beim Asthma zu einer entzündlichen Verengung der Bronchien. Doch bei einer COPD passiert zusätzlich eine fortschreitende und dauerhafte Zerstörung des Lungengewebes, ein Lungenemphysem entwickelt sich. Durch die Verengungen und die zerstörten Lun-genteile kommt es zu Überblähungen von Teilen der Lunge, was die ohnehin eingeschränkte Funktion der Lunge weiter beeinträchtigt und zu Atemnot bei geringster Anstrengung führt.

Stellen sich Patienten mit verdächtigen Symp-tomen vor, wird zunächst in einem ausführlichen Gespräch die persönliche Vorgeschichte erhoben. Bei Patienten, die rauchen und keine Allergien haben, wird man eher auf eine COPD schliessen als auf Asthma. Entscheidend ist der ausführliche Lungenfunktionstest. Zum Standard gehört eine Röntgenaufnahme der Lunge, unter Umständen ist ein Computertomogramm sinnvoll. Manchmal ist auch eine Gewebeprobe nötig, um andere Krank-heiten auszuschliessen. „Gerade bei Rauchern ist bei COPD das Risiko für Lungenkrebs massiv er-höht, betonen Frau Prof. Daiana Stolz und Prof. Didier Lardinois und un-terstreichen dabei, wie wichtig es ist, alle Diagnos-tikmöglichkeiten unter einem Dach versammelt zu haben.

Zur Diagnose gehört es, den individuellen Schweregrad zu klären – davon hängt die Therapie ab. Die Bestimmung ist gar nicht so einfach, denn selbst Patienten mit gleicher Lungenfunktion können in unterschiedlichen COPD-Stadien sein. Die richtige Therapie zu finden, erfordert also viel Erfahrung. Heilen kann man eine COPD nicht, einmal zerstör-tes Lungengewebe bleibt verloren. Doch vielfach können die Symptome gelindert werden. Gerade im medikamentösen Bereich gibt es viele positive Entwicklungen. Da die COPD eine sehr häufige Krankheit ist, ist die Zusammenarbeit mit Hausärz-ten und Fachspezialisten in der Praxis sehr wichtig. Das universitäre Lungenzentrum gibt sozusagen die Richtung der Behandlung vor und der Hausarzt betreut den Patienten kontinuierlich in seiner Praxis.

Im Lungenzentrum kann auch abgeschätzt werden, ob eine Lungenvolumen-Reduktion er-folgsversprechend ist. „Bei der chirurgischen Lun-

genvolumen-Reduktion werden zerstörte und aufge-blähte Lungenanteile mittels Schlüssellochchirurgie entfernt“, wie Prof. Didier Lardinois, Chefarzt der Thoraxchirurgie, erklärt. So bekommen die noch funktionsfähigen Teile der Lunge mehr Platz im Brustkorb, können so ihrer Aufgabe besser nach-kommen, die Atemmuskulatur funktioniert wieder besser und die Atemnot nimmt ab. Die OP wird am Universitätsspital Basel (USB) seit Jahren per schonende Schlüssellochtechnik durchgeführt und das Lungenzentrum gilt als absolutes Referenzzen-

trum in der Behandlung von Patienten mit COPD. „Eine solche Operation kann die Leistungsfähig-keit und die Lebensqua-

lität der Patienten jahrelang verbessern“, betont Lardinois. Voraussetzung für einen dauerhaften Erfolg ist die lange Erfahrung der Spezialisten mit der Krankheit und eine intensive Zusammenarbeit zwischen Pneumologen, Radiologen und Thoraxchi-rurgen – Interdisziplinariät eben. Das USB verfügt gemäss Prof. Michael Tamm, Chefarzt Pneumologie auch über die schweizweit grösste Erfahrung mit bronchoskopischer Lungenvolumen-Reduktion. Da-bei werden bei einer Lungenspiegelung in kurzem Schlaf ohne Narkose, kleine Ventile in die Bronchien eingelegt, um die überblähten Lungenanteile zu „entlüften“ Je nach Fall kommt auch die Einlage von „Coils“ infrage. Die bronchoskopische Einlage solcher Nitinolspiralen in die Lunge führt zu einem Schrumpfungsrozess der überblähten Lungenteile. Bei jüngeren Patienten mit schwerst fortgeschritte-ner COPD muss auch an eine Lungentransplantation gedacht werden. Um für den individuellen Patienten die optimale Behandlungsoption zu finden ist die interdisziplinäre Beurteilung äusserst wichtig, wie die Spezialisten des Lungenzentrums betonen.

In letzter Zeit wurden grosse Fortschritte bei der Erforschung der Ursachen einer COPD gemacht – unter anderem durch Forschung am USB. Auch wenn längst noch nicht alle Vorgänge verstanden sind – klar ist, dass Tabakrauch mit Abstand der häufigste Auslöser ist. In 90 bis 95 Prozent der Fälle gilt Rauchen als Verursacher des Übels. Wer sich also schützen will, sollte schleunigst damit aufhören und nicht Vergessen: Bewegung und körperliches Training sind in jedem Stadium der COPD hilfreich.

Weitere Informationen:www.lungenliga.ch

Rauchstopp – jetzt!: [email protected]

CoPd

Wenn die lunge nicht mehr kannZehn Prozent der Bevölkerung leiden an einer Krankheit, bei der die Lunge langsam aber sicher zerstört wird – COPD. In der Symp tomatik anfangs dem Asthma ähnlich, braucht es für ihre Diagnose und Therapie die Zusammenarbeit von erfah-renen Spezialisten.

Gerade im medikamentösen Bereich gibt es viele positive Entwicklungen

Röntgenbild einer Lunge nach bronchoskopischer Einlage von 20 Coils (Nitinolspirale) zur Lungen­volumenreduktion bei COPD

Geht es um die Prognose und medikamentöse The-rapie der COPD, läuft in der Medizin aktuell noch

viel Forschungsarbeit. Auch das Universitätsspital Basel (USB) leistet dabei als universitäre Einrichtung ihren Beitrag. „Wir haben durch Studien, die Einbin-dung in internationale Forschungsnetze und die personelle Expertise vor Ort einen massgeblichen Anteil an der Entwick-lung und Überprüfung neuer Therapieansätze“, sagt Professorin Daiana Stolz, Leitende Ärztin der Pneumologie. Stolz selbst hält nebst einer For-schungsprofessur des schweizerischen Nationalfonds unter anderem einen Mastertitel von der Harvard School of Public Health und ist Mitglied im Vorstand der Schweizerischen Gesellschaft für Pneumologie.

So hat man am USB beispielsweise untersucht, welche Faktoren die Prognose, der gefürchteten Exazerbationen (Zunahme von Atemnot und Husten) und einen Sauerstoffmangel bei COPD voraussa-gen lassen. In einer grossen klinischen Studie wird untersucht, welche Medikamentenkombination bezüglich Wirkung und Nebenwirkung optimal ist und welche Rolle Bakterien und Virusinfekte spie-len. Dafür werden modernste molekularbiologische Methoden eingesetzt. Wichtig ist bei der COPD nicht nur die Lunge selbst, sondern auch die begleitende Schädigung anderer Organe. Zur Erfassung solcher Frühschädigungen werden nichtinvasive, neue kli-nische Tests angewendet.

Die medikamentöse Therapie setzt in der Haupt-sache auf Mittel, die die Bronchien erweitern und so deren Aufnahme- und Weitergabefähigkeit für Sauerstoff erhöhen, und auf entzündungshemmende Substanzen. Sie werden inhaliert und wirken dann vor Ort oder sie entfalten als Medikamente zum Ein-nehmen im gesamten Körper ihre Wirkung. Zudem braucht es die Behandlung von Folgesymptomen wie etwa Bluthochdruck im Lungenkreislauf, ausgelöst durch die verengten Lungenteile, bis hin zu Depres-sionen, mit denen die Krankheit oft einhergeht.

„Entscheidend für die Einschätzung einer medi-kamentösen Therapie ist die Übertragung aus dem Labor in die Praxis, also in die Klinik“, betont Stolz. „Dafür hat es am USB eine sehr gute Struktur: Wir haben hier zum einen natürlich die Patienten selbst, zum anderen Forschungslabore auf internationalem Spitzenniveau.“ Das erleichtert unter anderem die Arbeit mit „Humanmaterial“, also Gewebeproben, die von erkrankten Menschen stammen. Die Wir-kung von neuen Substanzen kann an solchen Zellen

weit realistischer erforscht werden als an Versuchs-tieren mit ihrem nichtmenschlichen Metabolismus.

Entsprechend der Verbindung aus Theorie und Klinik sind viele Ärzte des USBs auch auf der Forschungsebene aktiv. Das USB kooperiert aus-

serdem mit zahlreichen Kliniken und Instituten im In- und Ausland. Da-bei geht es neben dem Austausch von theoreti-schen Forschungsergeb-nissen zum Beispiel auch

um die Koordinierung von klinischen Studien. Für ein vom Nationalfonds gefördertes Projekt etwa wurden rund 450 COPD-Patienten untersucht. Und zwar sehr erfolgreich: Unter der Ägide der Basler wurden neue Biomarker für COPD gefunden. In Zukunft werden sie helfen, den Behandlungserfolg besser abschätzen zu können, somit noch bessere Therapiemöglichkeiten ermöglichen – und den Pa-tienten eine höhere Lebensqualität verschaffen.

CoPd­Forschung am uSb

Theorie und Praxis unter einem dachAls universitäre Einrichtung ist das USB auch bedeutende Forschungsstätte. Untersucht wird unter anderem, wie medi-kamentöse Therapien verbessert werden können.

Patienten profitieren von den Ergebnissen der klinischen

Forschung.

Professorin Dr. Daiana Stolz, Leitende Ärztin der Pneumologie

Bei den chronisch obstruktiven Lungenerkrankungen (Abk. COPD von engl. Chronic obstructive pulmonary disease) behindert eine Einengung der Atemwege den Luftstrom. Dies führt häufig zu Atemnot (Dyspnoe).

Rolf Moors (Name geändert) Lunge hatte kaum noch Funktion, da entschied er sich für eine Operation am USB. Seit-dem geht es ihm deutlich besser.

Angefangen hat es beim Skifahren Ende der Acht-ziger. Es war nur ein kleiner Anstieg, den Rolf Moor zu bewältigen hatte, als er bemerkte, dass ihm das Atmen schwerfiel. Ab da ging es über die Jahre stetig bergab. Immer schwächer wurde seine Lunge, zum Schluss konnte er sich kaum noch die Schuhe selbst binden.

Doch erst 2007, mit 61 Jahren, wurde bei dem langjährigen Raucher bei einem Lungenfunk-tionstest im Universitätsspital Basel eine COPD diagnostiziert. Da konnte Moor kaum noch eine Treppe steigen, keine 50 Meter weit gehen. Die Untersuchungen zeigten zusätzlich zum Emphy-sem auch eine mit 80 Prozent extrem überblähte Lunge. An Arbeit war nicht mehr zu denken. Ende 2007 wurde Moor invalid geschrieben – mit nicht einmal 62 Jahren.

Medikamente konnten Moor kaum mehr hel-fen. Alles sprach für eine Operation, bei der der schlechteste Teil der Lunge entfernt wurde. Die Voraussetzungen waren günstig: Betroffen waren hauptsächlich die beiden oberen Lungenteile, die unteren waren deutlich besser, wurden durch die schlechten oberen Teile jedoch zusammen-gedrückt.

Die Operation dauerte eine Stunde mit der so-genannten „Schlüssellochmethode“. Dabei arbei-teten die Lun gen chirurgen an jeder Seite über drei

kleine Schnitte, durch die sie operierten. Un-ter Videosicht konnten

sie die schlechten Teile entfernen. Hinterher waren nur noch ungefähr zwei Drittel der Lungen vor-handen. Moor geht es heute, sieben Jahre nach der Operation, immer noch deutlich besser als davor. Seine Lungenfunktion hat sich mehr als verdoppelt, und auch wenn sich an Steigungen die reduzierte Lunge meldet, so kann er doch wieder Velo fah-ren. Spitzensportler wird Moor nicht mehr: Doch er lebt – und dank mehr Atem gar nicht schlecht.

CoPd­Patientenerfahrung

lebensrettende oP

Lungenfunktion mehr als verdoppelt

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4 | Lungenzentrum Basel Juni 2014

Asthma ist die häufigste chronische Erkran-kung bei Kindern. Und die Zahl der Fälle steigt:

„Asthma hat in den letzten 30 Jahren gerade bei Kindern deutlich zugenommen“, sagt Professor Urs Frey, Pneumologe und ärztlicher Direktor des Universitäts-Kinderspitals beider Basel (UKBB). Noch vor 30 Jahren litten um die fünf Prozent aller Kinder an der Atemwegserkrankung, heute liegt dieser Wert bei 8–10 Prozent. „Das hat viel mit Umwelteinflüssen zu tun, schlechtere Luft etwa, aber auch mit unserem Lebensstil“, erläutert Frey. Asthma gehe oft mit Allergien einher und es gebe Hinweise darauf, dass übertriebene Hygiene, aber auch unsere Ernährung, das Entstehen von Allergien fördern.

Im Prinzip handelt es sich bei Asthma um eine entzündliche Erkrankung der Atemwege, geprägt von einer Überempfindlichkeit der Bronchien. Un-ter bestimmten Umständen – etwa bei physischer Reizung durch Pollen, Zigarettenrauch, Luftschad-stoffen, aber auch nach körperlicher Anstrengung – kommt es zu einer Art Überreaktion in der Lunge. Die Bronchien verengen sich und es wird vermehrt Schleim produziert. Es kommt zu heftigen Husten-attacken und bisweilen zu extremer Atemnot. Auch psychischer Stress kann solche Anfälle auslösen.

Gerade für Kinder sind solche Episoden sehr beeinträchtigend. Hinzu kommt die reale Lebens-gefahr. Zum Glück ist Asthma mittlerweile gut be-handelbar. Im UKBB konzentriert man sich unter anderem auf die Früherkennung der Krankheit. „Je

früher die Diagnose gestellt wird und das Asthma medikamentös behandelt wird, desto geringer ist die Gefahr, dass die Sache chronisch wird“, betont Frey. Dafür werden am UKBB schon bei Säuglingen Atemfunktionstests durchgeführt, die ganz auf die Kleinen Rücksicht nehmen. Spezielle Schlafmasken etwa messen das Lungenvolumen im natürlichen Schlaf. Sie sind Grundlage für neuartige Therapie-ansätze, an denen die Ärzte um Frey auch in internationalen Netz-werken mitwirken. Das Basler Team ist weltweit führend bei neuen Me-thoden zur Analyse und Durchführung von Lungen funktionen beim Kleinkind. Sind die Patienten sprich-wörtlich ihren Kinder-schuhen entwachsen, werden sie vom UKBB an das Universitätsspital Basel übergeben. Durch den regen medizin ischen Austausch zwi-schen den beiden Spitälern werden die Patienten wei-terhin optimal betreut.

asthma / CoPd

Tag derSpirometriefür InteressierteJeder kann seine Lungen-funktion gratis testen

Weiterbildung asthma und CoPd

Update Asthma und COPDDonnerstag, 20. November 2014

Asthma und COPD sind häufige Erkrankungen. Die Zusammenarbeit von Fachspezialisten mit den Hausärzten ist von grosser Wichtigkeit und kommt den Patienten zugute. In Zeiten des Internets werden wir von Informationen überschwemmt. Doch welche Diagnostik oder Therapie ist für welchen Patienten sinnvoll? Fachspezialisten berichten:

15.00–15.25 PROF. URS FREy, Direktor UKBB und Pneumologe

Wheezing beim Kleinkind. Viraler Infekt oder doch Asthma?

15.25–15.50 PROF. JÜRG HAMMER, Leiter Intensivmedizin und Pneumologie UKBB

Atemnot beim Jugend­lichen: was abklären?

15.50–16.15 PROF. MICHAEL TAMM, Chefarzt Pneumologie USB

Therapieresistentes Asthma: selten, aber wie weiter?

16.15–16.45 Kaffeepause

16.45–17.10 PROF. MARC MIRA-VITLLES, Barcelona

Wie kann man Asthma und COPD klinisch unterscheiden?

17.10–17.35 PROF. DAIANA STOLZ, Leitende Ärztin Pneu-mologie USB

Für welchen COPD­Patienten welche medi­kamentöse Therapie?

17.35–18.00 DR. PETER GRENDELMEIER, Oberarzt Pneumologie USB

Lungenvolumenreduktion: Wer ist dafür geeignet?

Apéro

Leiden Sie an Asthma oder COPD? Oder möchten Sie es genauer wissen? – Testen Sie gratis Ihre Lungenfunktion am 25. September 2014 in der Pneumologie am USB.

Im September ist europaweit der Monat der Spirometrie. Lungenfachärzte, die in der Eu-ropean Respiratory Society (ERS) zusammen-geschlossen sind, möchten die Durchführung von Lungenfunktionstests in der Bevölkerung fördern. Daiana Stolz, Leitende Ärztin der Pneu-mologie am Universitätsspital Basel, Schweizer Delegierte der Pneumologischen Fachgesell-schaft im ERS und Präsidentin der europäischen Fachkommission zur Akkreditierung von pneu-mologischen Zentren der Exzellenz, propagiert die verbesserte Diagnostik. Die Lungenfunktion hilft, die klinische Verdachtsdiagnose eines Asthma oder einer COPD zu erhärten respektive sie auszuschliessen: „Sie kaufen auch kein Auto, wenn Sie es nur von aussen gesehen haben und nicht damit gefahren sind. Wichtig: Die Unter-suchung ist einfach und völlig schmerzfrei“, so Professor Stolz.

25. September 2014, von 8.00 bis 20.00 uhr Tag der Spirometrie zur LungenfunktionsmessungKlinikum 2, Petersgraben 4, 1. Stock lungenfunktion

Keine Anmeldung erforderlich, kommen Sie einfach vorbei!

Das Forschungsteam der Pneumologie des Uni-versitätsspital Basel (USB) feierte am 18. März

2014 „25 Jahre Forschung mit menschlichen Zell-kulturen“. Forschungsgruppenleiter am USB, Prof. Michael Roth, berichtete in seiner Einführung im Hotel Drei Könige vor eingeladenen Gästen über die Anfänge, die erreichten Resultate und die zu-künftige Entwicklung. „Bereits Anfang der 90er Jahre verzichteten wir auf jegliche Tierversuche und gewannen Lungenzellen aus Gewebe, das anlässlich von Lungenoperationen entnommen wurde. Damit können wir die Wirkung von neuen Medikamenten ohne Tierversuche testen. In der Folge gelang es uns, mit den aus Lungenspiegelungen gewonnenen Biopsiestücken Zellkulturen anzulegen“

Die Basler Forscher waren weltweit die Ersten, die in Zusammenarbeit mit Forschern der Universität Sydney, Australien, bronchiale glatte Muskelzellen von Asthmatikern gewinnen konnten. Prof. Judith

Black, Universität Sydney, führte aus, wie der Me-chanismus des abnormen Muskelzellwachstums bei Asthmatikern geklärt werden konnte. „This was a major international breakthrough in asthma research. Thanks to the collaboration with the two Michaels“ – und verwies mit einem Augenzwinkern auf Michael Roth und Michael Tamm.

Gäbe es in der Lungenforschung wie im Tennis eine ATP-Liste, Prof. Peter Barnes, London, wäre die Nummer 1. Er gab einen Rück- und Ausblick auf die Asthmatherapie und lobte die Erkenntnisse des Basler Forschungsteams, das erstmals auf moleku-larbiologischer Ebene zeigen konnte, wie Bronchien erweiternde Medikamente und inhaliertes Kortison synergistisch wirken. Prof. Michael Tamm, Chef-arzt Pneumologie, betonte: „Die Zusammenarbeit zwischen Klinik und Grundlagenforschung war uns schon vor 20 Jahren wichtig. Heute würde sie mit dem Modewort translationale Forschung umschrieben.“

asthma / CoPd

25 Jahre zellkulturen der menschlichen lungeSeit 25 Jahren kultiviert das Lungenforschungsteam am Uni-versitätsspital Basel Zellen aus der menschlichen Lunge. Als weltweit erstem Team gelang es ihnen, im Reagenzglas bron-chiale glatte Muskelzellen von Asthmapatienten zu kultivieren.

Prof. Urs Frey, Direktor UKBB und Pneumologe UKBB

asthma bei Kindern

zum glück gut behandelbarAsthmaanfälle bei Kindern können lebensbedrohlich sein. Das Universitäts-Kinderspital beider Basel sorgt mit kindgerechten Methoden für eine frühe Diagnostizierung – Grundlage für eine erfolgreiche Behandlung.

Prof. Michael Roth, Forschungsgruppenleiter am USB. Im Hintergrund: Mit Fluoreszenz gefärbte bronchiale glatte Muskelzellen von Asthmatikern, bronchoskopisch gewonnen und kultiviert im Reagenzglas

Page 5: Sonderbeilage Lungenzentrum Universitätsspital Basel

Nachdem Lungenkrebs bei einem Patienten festgestellt und die genaue Art des Tumors

bestimmt wurde, werden die Therapieoptionen bei einer Konferenz, an der alle beteiligten Spezialisten teilnehmen, fachübergreifend diskutiert und dem Patienten die bestmögliche Therapie vom behan-delnden Arzt vorgeschlagen.

Die Resektion, also die Entfernung des vom Krebs betroffenen Lungengewebes und der Lymphknoten, ist die Methode, die einen langfristigen Erfolg ver-sprechen kann. Die Operation wird alleine oder in Kombination mit anderen Therapien durchgeführt. Bei der minimalinvasiven Lobektomie wird nur der betroffene Lungenlappen über Schlüssellochchirurgie entfernt. Hierzu werden lediglich kleine Hautschnitte gesetzt und der Lungenlappen mittels Kameratechno-logie und eingebrachtem Operationsbesteck entfernt. Diese minimalinvasive Technik ist Standard geworden in hochspezialisierten Kompetenzzentren so auch im Lungenzentrum am Universitätsspital Basel (USB). Die Thoraxchirurgie ist auch aktiv in der Entwick-lung und Anwendung neuester Technologien. Gele-gentlich ist eine offene Operation nötig, die jedoch eine stärkere Belastung für den Patienten darstellt. In speziellen Fällen von erweiterten Operationen ist die Zusammenarbeit mit anderen chirurgischen Kliniken wichtig. Es ist deshalb von Vorteil, wenn diese anderen Kliniken unter demselben Dach wie das Lungenzentrum sind. Während der Operation werden alle lokalen Lymphknoten untersucht, um einen weiteren Tumorbefall auszuschliessen.

Obwohl die operative Entfernung die wich-tigste Methode zur Heilung von Lungenkrebs ist, befinden sich viele Patienten bei der Erstdiagnose des Lungentumors bereits im fortgeschrittenen Stadium. Eine Operation ist dann besonders wichtig, wenn der Tumor vollständig entfernt werden kann. Die Ärzte der Klinik für Thoraxchirurgie am USB führen ausschliesslich Lungenoperationen durch und verfügen über die grösste Erfahrung in der Nordwestschweiz.

Zur Behandlung von Lungenkrebs wird auch die Strahlentherapie therapeutisch eingesetzt – mit dem Ziel, die Krebszellen zu zerstören. Früher konnte man die Strahlentherapie nur relativ „ungerichtet“

einsetzen. Inzwischen gibt es neue Verfahren, in denen die Strahlung mit millimetergenauer Präzision auf den Tumor gerichtet werden kann. Der Vorteil ist, dass gesundes Gewebe wenig in Mitleidenschaft ge-zogen wird und mögliche Nebenwirkungen deutlich seltener werden. Aufgrund der hohen Präzision ist eine Bestrahlung des Tumors mit hohen Einzeldosen machbar. Eine früher siebenwöchige Behandlung, dauert heutzutage drei bis fünf Sitzungen und kann innerhalb einer Woche ambulant abgeschlossen werden.

Oft wird die Durchführung der Strahlenthera-pie 4-dimensional geplant: Zusätzlich zu den drei räumlichen Dimensionen wird auch die Bewegung des Tumors während der Atmung mitberücksichtigt. Eine Alternative zur Bestrahlung von aussen ist die interne Strahlentherapie, auch Brachytherapie genannt. Beim Lungenkrebs kann mittels Lungen-spiegelung eine Strahlenquelle vorübergehend in die Atemwege eingebracht werden.

Viele Studien zu neuen Krebsmedikamenten

Nach der Operation oder bei inoperablen Tumoren können medikamentöse Therapien (unter anderem

Chemotherapien) zum Einsatz kommen. „Im Rahmen der klinischen Forschung können den Patienten fünf bis zehn klinische Studien angeboten werden“, so Dr. Dr. Sacha Rothschild, Oberarzt Medizinische Onkologie am USB. Das heisst, je nach Typ und Ausdehnung des Tumors, stehen dem Patienten neue Therapieoptionen zur Verfügung „Die Entwicklung der medikamentösen Therapie geht in Richtung einer Individualisierung durch die bessere Charakterisie-rung der Tumoren inklusive Veränderungen auf mo-lekularer Ebene in den Tumorzellen. Dadurch kann die Prognose klar verbessert werden und gewisse Therapien können auf Patienten beschränkt werden, von denen man mit höherer Wahrscheinlichkeit von einem Nutzen dieser Therapie ausgehen kann.“ Schon heute wird in der Diagnostik ein möglichst genaues Profil des Tumors erstellt, sodass ganz zielgerichtet wirkende Medikamente ausgewählt werden können.

Die Zusammenarbeit ganz verschiedener Fach-richtungen ist bei Tumorpatienten wichtig. Nachdem die Diagnose gestellt wurde, müssen Onkologen, Pneumologen, Bestrahlungsspezialisten und Lun-genchirurgen die eigentliche Therapie planen. Im Lungenzentrum des USB gibt es deshalb die in-

terdisziplinäre Tumorkonferenz, der Ärzte vieler relevanter Bereiche der Medizin angehören. Bei jeder Veränderung wird genau analysiert, ob die Therapie angepasst werden muss. Häufig werden verschiedene Therapiemethoden kombiniert, was ebenfalls die reibungslose Zusammenarbeit der beteiligten Fachspezialisten erfordert.

Das Tumorzentrum hat zusätzliche Angebote für die Patienten, die jederzeit und unabhängig von der Therapie in Anspruch genommen werden können. Im fortgeschrittenen Tumorstadium können Schmerzen und Nebenwirkungen die Lebensqualität beträchtlich beeinflussen. Ein kompetenter Schmerz-therapeut plant eine möglichst effektive Schmerzme-dikation und das Team der Palliativmedizin kümmert sich um die weitere Betreuung des Patienten, zum Beispiel durch Organisation eines Netzwerkes mit ambulanter Onkologiepflege zur Patientenbetreuung zu Hause oder durch Vermittlung eines Platzes in einem Hospiz. Die Diagnose Krebs ist psychisch niemals leicht zu verkraften. Das Lungenzentrum Basel arbeitet deshalb mit Psychoonkologen und Palliativmedizinern zusammen, um die Lebensqua-lität vor allem bei schlechter Prognose verbessern zu können. Schlaflosigkeit, Hoffnungslosigkeit und depressive Verstimmungen – das sind normale Re-aktionen auf diese psychische Extremsituation. Psychotherapie und psychologische Unterstützung helfen effektiv bei der Bewältigung.

Lungenkrebs kann viele verschiedene Symptome mit sich bringen, die leider nicht eindeutig sind.

Trotzdem sollte insbesondere bei Rauchern mit lang anhaltendem Husten, Gewichtsverlust oder Bluthusten an Lungenkrebs gedacht werden. Auf diese Warnzeichen sollte man unbedingt achten, da es bisher keine ausreichend guten Früherken-nungsuntersuchungen für Lungenkrebs gibt; Blut-untersuchungen nützen nichts zur Früherkennung von Lungenkrebs. Bei Hochrisikopatienten konnte allerdings kürzlich gezeigt werden, dass mittels Computertomografie (CT) der Lunge Tumoren im Frühstadium besser erkannt werden können. Noch ist nicht klar, bei welchen Patienten solche Scree-ninguntersuchungen durchgeführt werden sollten und wie häufig CT-Untersuchungen notwendig sind. Das CT der Lunge ist auf jeden Fall die erste Un-tersuchung, sobald der Hausarzt den Verdacht auf Lungenkrebs äussert oder sich ein Schatten auf dem Röntgenbild der Lunge zeigt.

Um die Ausdehnung eines vermuteten oder be-wiesenen Lungentumors zu erfassen, wird ein PET/CT durchgeführt. Dabei wird radioaktiv markierter Zucker in die Vene gespritzt und ein Aufnahmegerät zeigt, an welchen Stellen des Körpers ein vermehrter Zuckerumsatz vorliegt, ein Hinweis auf einen Tumor, denn Tumorzellen verbrauchen viel Zucker. Für die Behandlung ist es nicht nur von äusserster Wichtig-keit die Ausdehnung des Tumors zu kennen, sondern das Tumorgewebe selbst muss untersucht werden. Zur Gewinnung von Material wird eine Bronchos-kopie (Lungenspiegelung) durchgeführt. Der Patient schläft während der Untersuchung ohne Narkose. Unter Videosicht werden die Bronchien angeschaut, ist ein Tumor sichtbar, werden direkt Gewebeproben entnommen. „Die Technik der Bronchoskopie hat sich in den letzten Jahren unglaublich entwickelt und im Universitätsspital Basel stehen als einzigem Spital in der Nordwestschweiz alle neuen Technologien zur Verfügung“ wie Prof. Michael Tamm, Chefarzt der Pneumologie erläutert. Mit einer in die Spitze

des Bronchoskops eingebauten Ultraschallsonde können sogar vergrösserte Lymphknoten im Brust-raum unter Sicht direkt punktiert werden. Liegt ein kleiner Tumor nicht direkt in den Bronchien, sondern in den äusseren Lungenteilen, so wird mit elektromagnetischer Navigation vorgegangen, so-zusagen mit „GPS-Fahrplan“ für die Bronchoskopie. Mittels CT-Bildern werden die Bronchien und der Tumor computertechnisch virtuell rekonstruiert und mithilfe der Navigation steuert der Arzt die Sonde zum Tumor. Manchmal gewinnt der Radiologe auch unter CT-Kontrolle mittels einer Nadel von aussen eine gezielte Gewebeprobe. „Das ist meist ein kleiner Eingriff, der ohne Vollnarkose durchgeführt werden kann. Sogar nur ein Zentimeter grosse Veränderungen können so zielsicher getroffen werden“, so PD Dr. Christoph Zech, Leiter Interventionelle Radiologie am Universitätsspital Basel. Wie bereits erwähnt, ist die Gewinnung von Gewebe zur Bestätigung der

Diagnose, aber auch zur genaueren Zuteilung des Tumors von grosser Wichtigkeit.

mit individualisierter medizin zu besseren ergebnissen

Es gibt verschiedene Typen von Lungenkrebs. Im Groben werden die Tumoren in kleinzellige und nicht-kleinzellige Bronchialkarzinome unterteilt. Über diese Einteilung hinaus gibt es ganz verschie-dene Formen der Erkrankung, die unterschied-lich zu behandeln sind. Deshalb gehen auch beim Lungenkrebs die Entwicklungen in Richtung einer individualisierten Medizin. Um die Behandlung zu planen, muss also genau festgestellt werden, was für eine Art von Krebs vorliegt.

Im Rahmen der personalisierten Behandlung wird auch nach prädiktiven Markern gesucht, die das Ansprechen eines Lungenkrebses auf zielgerich-

tete Therapien voraussagen können. So kommen bei bestimmten Genmutationen und Veränderungen der Chromosomen hoch wirksame, personalisierte Medi-kamente zum Einsatz. Heutzutage sind die Pathologen in der Lage, in kleinsten Gewebeproben verschie-denste molekularbiologische Methoden anzuwenden.

Ausdehnung und Typ des Tumors entscheiden somit, welche Therapie gewählt werden soll. In einzelnen Fällen ist trotz Biopsie die Diagnose nicht definitiv. Dann wird eine Operation vorgenommen und mittels Schnellschnitt die Diagnose in 20 Mi-nuten gesichert. Der Lungenchirurg kann dann abhängig von der Diagnose die weitere Operation in der gleichen Narkose durchführen.

interdisziplinäre Tumorkonferenz hilft dem Patienten

Wird ein Lungentumor diagnostiziert, wird an-lässlich einer Konferenz, bei der alle Spezialisten anwesend sind, der Fall des Patienten besprochen. Mithilfe der CT-Bilder des PET/CT, der entnommenen Gewebeproben und dem Lungenfunktionstest wird entschieden, ob weitere Untersuchungen notwendig sind oder direkt mit einer Therapie begonnen wird. Hat der Tumor nicht zu weit gestreut, wird eine Lungenoperation geplant, wobei sowohl Schlüs-sellochchirurgie als auch grössere Eingriffe infrage kommen. Je nach Situation empfiehlt sich auch eine begleitende oder alleinige Chemotherapie oder es wird eine Bestrahlung in Betracht gezogen. Die ver-sammelte Fachkompetenz am Lungenzentrum gibt dem Patienten die Sicherheit, dass ihm die optimale Behandlung auf international höchstem Niveau vorgeschlagen wird. Mithilfe der Informationen von Spezialisten und von seinem Hausarzt wählt der Patient, welche Behandlung er anwenden möchte.

Weitere Informationen:www.krebsliga.ch www.klbb.ch

lungenkrebs­diagnostik

mit neuen methoden zu rascher und präziserer diagnostik bei lungenkrebsHusten, Gewichtsverlust oder Blut im Auswurf – vor allem bei langjährigen Rauchern können das Hinweise auf Lungenkrebs sein. Doch wie wird die Diagnose gestellt?

lungenkrebs­Therapie

massgeschneidert zum erfolg – mit moderner TumortherapieChemotherapie, Strahlentherapie, Operation – bei der Diagno-se Lungenkrebs gibt es viele Behandlungsmöglichkeiten. Zusammenarbeit zwischen den Fachrichtungen ist wichtig.

Juni 2014 Lungenzentrum Basel | 5

Dr. Dr. Sacha Rothschild, Oberarzt Onkologie

Dr. Alexandros Papachristofilou, Leitender Arzt Radioonkologie

Endobronchiale Ultraschallpunktion und elektro mag­netische Navigation zur Gewinnung von Tumor ge we be aus Lunge und Lymphknoten mittels Lungenspiegelung

Nadel in einem Lymphknoten

Page 6: Sonderbeilage Lungenzentrum Universitätsspital Basel

6 | Lungenzentrum Basel Juni 2014

Gesunde Men-schen überste-

hen eine Atemwe-gsinfektion meist folgenlos. Anders sieht es aus, wenn ein Patient an

chronischen Lun-generkrankungen

leidet, zum Beispiel einer chronisch obstrukti-

ven Atemwegserkrankung (COPD), einer Cystischen Fibrose oder er eine Immunabwehrschwäche hat. Bei diesen komplexen Situationen ist der Einsatz eines interdisziplinären Teams äusserst hilfreich. PD Dr. Maja Weisser ist leitende Ärztin der Infektiologie im Universitätsspital Basel und betreut zusammen mit anderen Fachärzten der Klinik täglich Patienten mit einer schweren Lungen- oder anderen Grunder-krankung, bei denen Lungeninfektionen durchaus fatale Folgen haben können.

geschwächtes abwehrsystem als Problem

Besonders schwierig wird es, wenn ein Patient im-munsupprimiert ist. Heisst: Das Abwehrsystem

des menschlichen Körpers ist geschwächt. Das ist zum Beispiel nach Transplantationen, bei Tumorer-krankungen, Behandlung mit Kortison oder einer HIV-Infektion der Fall. Der Körper ist dann deutlich anfälliger nicht nur für Infektionen mit üblichen Bakterien, sondern auch Viren und Pilze können zu schwersten Infektionen führen. Wichtig ist, dass die Diagnose und Erkennung verschiedener Erreger rasch erfolgt und die Fachspezialisten die optimale Behandlung einleiten. Dadurch ist die Heilungsmöglichkeit auch bei diesen Patienten gut.

lungenspiegelung zur erregerbestimmung

Wenn man ohne besondere Grunderkrankung und ausserhalb eines Spitals eine Lungenentzündung erleidet, wird eine Antibiotikatherapie eingeleitet, die gegen die häufigsten Bakterien wirksam ist. Trotzdem kann das Antibiotikum wirkungslos sein, weil ein anderes Bakterium als erwartet Ursache der Infektion ist, eine Resistenz besteht oder ein Virus oder Pilz Ursache der Erkrankung ist. Bei Gesunden ist das meist nicht so problematisch und die Patienten erholen sich. Bei Patienten mit Immun-suppression oder chronischen Lungenerkrankungen besteht hingegen das hohe Risiko eines schweren Verlaufes, weshalb eine gezielte Erreger-Diagnostik schon zu Beginn erfolgt. Zum Beispiel können Blut-kulturen angesetzt werden – was nicht immer zum Erregernachweis führt und relativ lange dauert, bis Resultate vorliegen. Oft wird in diesen Fällen im Lun-genzentrum eine Lungenspiegelung durchgeführt. Die Anzucht des Erregers wird heute ergänzt durch modernste molekulargenetische Nachweismethoden, welche schnellere Resultate liefern und auch eine grosse Zahl von Viren erfassen. Damit wird der Patient mit den richtigen Medikamenten behandelt und unnötige Therapien werden abgesetzt. Auch aus Infektionsschutzgründen ist eine schnelle Diagnose wichtig, da verschiedene Viren, wie zum Beispiel das Influenzavirus („echte“ Grippe) im Spital übertragen werden können. So vermeidet man, dass weitere Patienten angesteckt werden. Nicht selten werden auch mehrere Erreger nachgewiesen. Kurz gesagt: Sofortige Diagnostik und interdisziplinäre Beurtei-lung erlauben eine zielgerichtete Behandlung und eine raschere Erholung des Patienten.

Im Lungenzentrum des Universitätsspital Basel (USB) gibt es die IRR-Unit. IRR steht für Interdisci-

plinary Rapid Response, es handelt sich also um eine Art interdisziplinäre, schnelle Eingreiftruppe. „Bei speziellen Lungeninfekten ist umgehendes Handeln wichtig“, sagt Prof. Tamm, Chefarzt Pneumologie und Leiter des Lungenzentrums am USB. Dabei ist ein interdisziplinäres Team, das schnell zusam-menkommt, von Vorteil, da es die Gesamtsituation des Patienten gut beurteilen kann. Zum IRR-Team gehören die betreuenden Ärzte der Notfallstation, der Bettenstationen oder Intensivstation, die von Infektiologen, Pneumologen und – je nach Fall – von Lungenchirurgen unterstützt werden. Das Team entscheidet, ob eine sofortige Therapie eingeleitet wird oder weitere Untersuchungen, wie beispiels-weise Computertomogramm oder Lungenspiegelung, notwendig sind. Diese Untersuchungen werden innerhalb der nächsten Stunden durchgeführt. Eine Lungenentzündung kann sich als Komplikation auf das umliegende Gewebe ausbreiten, zum Beispiel auf das Lungenfell (Pleura) und wird zum Pleu-raempyem, einer Ansammlung von Eiter innerhalb des Brustfells, also zwischen Lungenfell und dem Rippenfell. Je früher dies erkannt wird, desto ein-facher ist die Behandlung. In der Frühphase reicht eine Punktion mit Absaugen der Flüssigkeit aus. Hat sich bereits Eiter gebildet, so wird über eine Spiegelung des Brustraumes eine Drainage einge-bracht. Hat sich die eitrige Flüssigkeit abgekapselt,

so ist eine Entfernung mittels Schlüssellochchirurgie möglich. Wird diese Phase verpasst, ist ein grösserer operativer Eingriff notwendig, um die Lunge von der ehemaligen Eitermasse zu befreien, die sich in ein schwartiges hartes Gewebe umgewandelt hat. Je früher gehandelt wird, desto weniger belastend ist der Eingriff für den Patienten. In der IRR-Unit mit breiter klinischer Erfahrung, kann die erfor-derliche Einschätzung schnell und unter Einbezug verschiedener Blickwinkel getroffen werden – und verhindert so Komplikationen und einen längeren Spitalaufenthalt.

infektionen

gefährliche infektionen bei lungenkrankheitenIm Universitätsspital Basel werden jährlich über 4’000 Patien-ten infektiologisch beurteilt, viele von ihnen mit einer Lungen-erkrankung. Gerade bei diesen Patienten ist eine engmaschige Betreuung immens wichtig.

irr­uniT

Verschiedene erreger alsmögliche ursache von lungenentzündungenRasche Behandlung und frühzeitiges Erkennen von Komplikationen beschleunigen den Heilungsverlauf.

Virusinfekte spielen bei immunsupprimierten Patienten eine zunehmend wichtige Rolle.

Prof. Michael Tamm, Chefarzt Pneumologie und Leiter des Lungenzentrums am USBPD Dr. Maja Weisser, Leitende Ärztin der Infektiologie

Die Krebspatientin Lisa Brunner (Name geändert) hatte Glück: Sie konnte an einer klinischen Studie am Universitäts-spital Basel teilnehmen und reagiert gut auf die Behandlung.

Vor etwa einem Jahr wurde bei Lisa Brunner ein Schatten in der Lunge festgestellt. Vor allem der obere Lungenlappen auf der rechten Seite und einige Lymphknoten waren von Krebs betroffen. Eine Operation zwei Wochen später verlief sehr gut. Mehrere Monate der Chemotherapie folgten. In einer ersten Nachkontrolle war nichts mehr vom Krebs zu erkennen. Einige Zeit später dann der Schock: Wegen Rückenschmerzen war sie zum

Chiropraktiker gegangen, doch dieser verwies sie an ihren Onkologen. Die gesamte Lunge war nun mit Ablegern (Metastasen) befallen und es wurden auch Metastasen im Knochen gefunden – eine Operation kam deshalb nicht mehr infrage.

massgeschneiderte antikörper greifen Krebs gezielt an

Seit November letzten Jahres nimmt Lisa Brunner an einer klinischen Studie teil, die unter ande-rem am Tumorzentrum Universitätsspital Basel durchgeführt wird. Das Lungenzentrum arbeitet entsprechend eng mit dem Tumorzentrum zu-sammen. Im Rahmen der Studie bekommen die Patienten entweder eine Chemotherapie oder ein Studienmedikament, das auf Antikörpern basiert und das körpereigene Immunsystem aktiviert. Das Immunsystem erkennt Krebszellen oft nicht, da es sich um körpereigene Zellen handelt. Neuere Antikörper sind nun in der Lage, das Immunsys-tem zu stimulieren. Lisa Brunner erhält alle zwei Wochen das Studienmedikament und spricht gut auf die Therapie an. Ihre Metastasen sind seit Beginn der Behandlung um 75 Prozent zurück-gegangen. Mittlerweile kann sie sogar langsam wieder anfangen zu arbeiten.

Patientenerfahrung klinische Studien

Krebstherapie mit antikörpern in klinischen Studien vielversprechend

Anna Stern (Name geändert) war als Krankenschwester oft dabei, als Patien-ten die Diagnose Lungentumor erfuh-ren. Kurz vor ihrer Pensionierung wurde bei ihr selbst ein Tumor festgestellt.

In ihren 39 Berufsjahren war Anna Stern einen einzigen Tag krank. Zwei Monate vor ihrer Pensi-onierung geschah es dann: Sie wurde von einem Tag auf den anderen selbst zur Krebspatientin. Obwohl sie rauchte, war sie ihr Leben lang wie auch ihre Eltern kerngesund – und von der Diag-nose schockiert. Zur Behandlung wandte sie sich an den Spezialisten Professor Didier Lardinois vom Lungenzentrum am Universitätsspital Basel, der sofort weitere Untersuchungen einleitete und einen Operationstermin in wenigen Tagen an-setzte. Stern fühlte sich von Prof. Lardinois gut und intensiv beraten, doch die Zeit des Abwar-tens zehrte wegen ihres eigenen Fachwissens als Pflegefachfrau an ihren Nerven.

Schnelle erholung nach minimalinvasivem eingriff

Die Operation bestand aus der Entfernung eines ganzen Lungenlappens und wurde minimalinva-siv durchgeführt. Das bedeutet, dass nur kleine Schnitte von einigen Millimetern bis zu einem

Zentimeter gesetzt wurden. Die präzisen und schmalen Operationsinstrumente werden dabei zusammen mit einer Kamera über kleine Öffnun-gen eingeführt, sodass keine grossen Operations-wunden entstehen. Anna Sterns Lungentumor konnte entfernt werden und wurde im Labor genauer untersucht. Glücklicherweise handelte es sich um einen chirurgisch komplett heilbaren Tumor einer wenig aggressiven Variante. Durch diese schonende Art der Operation war Anna Stern schon wenige Tage nach der OP mobil, schmerz-frei und ohne Atembeschwerden. Bereits nach etwas über einem halben Jahr konnte Anna Stern ohne Atembeschwerden wieder im Tessin mehrere Stunden lang wandern.

Patientenerfahrung lungenkrebs

Schonende oP

Molekularbiologisch dargestellte Genverän­derung – heute reichen drei Zellen, um eine Therapie festzulegen Minimalinvasiver Eingriff – Spuren kaum zu sehen.

Aspergillus: in der Lunge ein gefährlicher Pilz

Page 7: Sonderbeilage Lungenzentrum Universitätsspital Basel

Juni 2014 Lungenzentrum Basel | 7

Cystische Fibrose

gute Kooperation bei Cystischer Fibrose wichtig Bei der Cystischen Fibrose ist unter anderem die Lunge betroffen. Es kommt zu zähflüssigem Schleim und chronischen Entzündungen. Die Lebenserwartung der Betroffenen hat mittlerweile deutlich zugenommen.

Sie ist eine seltene, aber extrem tückische Erkran-kung: die Lungenfibrose. Dabei bietet sie weder ein

einheitliches Bild, noch hat sie einen klar eingrenz-baren Auslöser. „Im Kern wird bei einer Lungenfibrose das Lungengewebe zerstört, weil es nach und nach vom Körper zu Narbengewebe umgebaut wird. Für die Funktion der Lunge ist das fatal“, erklärt Dr. Dr. Katrin Hostettler-Haack, Pneumologin am Universi-tätsspital Basel (USB). Hauptsymptome sind Atemnot bei Anstrengung und trockener Husten; etwa 40 von 100’000 Menschen sind betroffen.

Auslöser und Behandlungsmöglichkeiten sind noch längst nicht vollständig erforscht. Mittlerweile zählt man über 250 auslösende Faktoren – von be-stimmten Medikamenten, Feinstaub beim Tunnelbau bis zum Bauern, der beim Heuwenden regelmässig Pilzsporen einatmet. Das Leben der Betroffenen wird auf den Kopf gestellt: Sie müssen etwa mit einer Maske arbeiten oder gar den Beruf wechseln. Kennt man den Auslöser, so ist eine gezielte Behandlung möglich. Eine grosse Gruppe der Lungenfibrosen ist die idiopathische Lungenfibrose. Der Begriff be-

deutet schlicht, dass man den Auslöser nicht kennt; dann können nur die Symptome behandelt werden.

Bei der Diagnose ist eine enge Zusammenarbeit der verschiedenen Disziplinen im Spital nötig. Nebst Lungenfunktionsuntersuchungen braucht es das Computertomogramm und eine Gewebeprobe aus der Lunge. „Wir diskutieren die Ergebnisse im Team“, berichtet Hostettler-Haack, „und ich versuche, die komplizierte Krankheit dem Patienten verständlich zu erklären.“ Das Lungenzentrum des USB bietet die idealen Voraussetzungen für die Zusammenarbeit, Fachkompetenz und Austausch sind unter einem Dach vereint. Medikamentöse Behandlungen werden am USB von Wirksamkeitsstudien begleitet. Anläss-lich der zur Diagnose notwendigen Gewebeentnahme können aus „überschüssigem“ Gewebe Zellkulturen angelegt werden, um die gestörten Mechanismen der Krankheit und neue Therapien direkt zu prüfen. Die Verfügbarkeit echten Humanmaterials ist weltweit nur an wenigen anderen Orten gegeben. Je mehr man weiss, desto besser kann die Krankheit individuell behandelt werden.

interstitielle Pneumopathie

zuviel gewebe in der lungeLungenfibrosen sind lebensbedrohliche Veränderungen in der Lunge, die zu Sauerstoffmangel führen. Ihre Ursachen sind vielfältig, viele Therapien sind noch in der Erprobung.

Berufsbedingte Inhalationsnoxen, wie zum Beispiel As­pergillus im Heustock, können zu schweren Entzündun­gen und Vernarbungen in der Lunge führen.

Mit 12 Jahren Leberzirrhose, mit 22 lange auf der Intensivstation und mit 24 Lunge und Leber ersetzt. Patienten wie Chris-toph Schmutz, die an Cystischer Fibrose leiden, stehen vor vielen Problemen.

Christoph Schmutz wurde 1986 geboren. In den ersten Lebenswochen nahm er nicht richtig an Gewicht zu und im Alter von zehn Wochen kam die Diagnose: Cystische Fibrose. Danach war zu-nächst die Verdauung das Hauptproblem. Die ersten Jahre waren nicht so schwer, er musste nur Verdauungsfermente zu sich nehmen. Wenn er sie nicht eingenommen hatte, kam es zu un-erträglichen Bauchschmerzen.

mit 12 Jahren leberzirrhose

Im Alter von 12 Jahren fingen die Probleme an. Immer wieder musste Christoph Antibiotika neh-men und auch im Spital behandelt werden. Der zähe Schleim und Atemwegsinfektionen bereite-ten Probleme. Er musste verschiedene Medika-mente inhalieren, um den Schleim zu verflüssigen und abzuhusten. Auch die richtigen Techniken zum Abhusten wurden trainiert. Daneben kam es zu einem Blutstau in der Leber, weil sich eine Le-berzirrhose entwickelt hatte. Ein „Warren Shunt“ wurde operiert, damit das Blut die bindegewebig umgeformte Leber umfliessen konnte.

Christoph Schmutz wurde seit 1987 im Uni-versitäts-Kinderspital beider Basel (UKBB) von Prof. Markus Rutishauser und Prof. Jürg Hammer behandelt. Mit 19 Jahren ging es ihm relativ gut, sodass der richtige Zeitpunkt für die Verle-gung der Behandlung vom Kinder- ins Erwach-senenspital gekommen war. Prof. Tamm, der ihn fortan behandeln sollte, kam ins UKBB und lernte Christoph und seine Krankengeschichte kennen. Jeder Patient mit Cystischer Fibrose hat einen

ganz individuellen Verlauf, den der behandelnde Arzt genau kennen sollte. Wichtig ist die enge Zusammenarbeit der verschiedenen Spezialisten, dazu gehören auch Physiotherapeuten und Ernäh-rungsberaterinnen. Mit den Jahren häuften sich die Probleme und es waren intensive, zeitraubende Behandlungen notwendig.

in 18 Stunden zu neuer lunge und leber

2008 nahmen die Lungenprobleme zu und er be-nötigte ab diesem Zeitpunkt 24 Stunden am Tag zugeführten Sauerstoff. Christoph Schmutz musste sogar viele Wochen auf der Intensivstation be-handelt werden. Niemand wusste, ob er überleben würde. Eine schwere Infektion hatte die Schleim-produktion verstärkt, sodass der Schleim mit ei ner Lungenspiegelung abgesaugt werden musste, sonst hätte Christoph nicht mehr atmen können. Nach langer Vorabklärungs- und Wartezeit konnten ihm 2010 in einer 18-stündigen Operation durch das Transplantationsteam Lausanne/Genf eine neue Lunge und Leber transplantiert werden. Die Nachbetreuung findet seither wieder am USB statt. Längst hat sich Herr Schmutz ausgezeichnet erholt. Er braucht circa alle sechs Wochen eine Kontrolle mit Blut und Lungenfunktionstest. Da er zur Verhinderung einer Abstossung ständig Medikamente einnehmen muss, gilt nach wie vor: bei Auftreten von Infektzeichen rasche Ab-klärung und Behandlung. Christoph Schmutz musste in den letzten Jahren jedoch kaum mehr hospitalisiert werden.

Insbesondere der gut funktionierende Über-gang vom UKBB ins Universitätsspital Basel ist Christoph Schmutz in guter Erinnerung geblieben. Heute kann er dank der funktionierenden und kompetenten Kooperation wieder zu 60 Prozent arbeiten und hat die Chance, ein nahezu normales Leben zu führen.

Patientenerfahrung Cystische Fibrose

ein schweres leben mit Cystischer Fibrose

Prof. Jürg Hammer, Kinderklinik UKBB, Christoph Schmutz (Patient) und Prof. Michael Tamm, Erwachsenenklinik USB

Die Cystische Fibrose ist eine Erbkrankheit – eine der häufigsten in Europa. Sie bewirkt eine vermehrte Bildung von klebrigem, zäh-

flüssigem Schleimsekret, vor allem Atemwege und Verdauungstrakt sind betroffen. Durch chronische Entzündungen werden die Lunge und andere Organe beschädigt.

durch Schweissuntersuchung zur diagnose

Die Krankheit macht sich schon in frühester Kindheit bemerkbar, zum Beispiel über chronischen Husten, wiederholte Infekte der Atemwege und Darmprobleme. Der Verdacht auf Cystische Fibrose wird erhärtet, wenn in der Schweissuntersuchung eine erhöhte Kochsalzkonzen-tration gemessen wird. Der Mechanismus der Erkrankung ist ein defekter Chloridkanal, der für eine ungünstigere Zusammensetzung des Schleims sorgt. Es gibt mehrere Behandlungsmöglichkeiten, wie den Einsatz von atemwegserweiternden Arzneimitteln, Antibiotika aber auch Physiotherapie. Es wird interdisziplinär gearbeitet, weil bei den Patienten verschiedene Organe betroffen sind. Beteiligt sind zum Beispiel Lungenfachärzte, Gastroenterologen, Ernährungs- und Stoffwechselspezialisten und Physiotherapeuten.

gut koordinierter Übergang im Jugendalter wichtig

„Durch eine frühe Behandlung kann das schnelle Fortschreiten der Erkrankung verhindert werden“, erläutern Prof. Urs Frey, ärztlicher

Direktor des Universitäts-Kinderspitals beider Basel (UKBB) und Prof. Jürg Hammer, Leiter der Pneumologie und Intensivmedizin am UKBB. Früher war die Lebenserwartung der Patienten deutlich ein-geschränkt. Viele Betroffene verstarben schon im Jugendalter. Heute erfolgt ein Krankheitsscreening bei der Geburt. Die moderne Medizin

entwickelte sich aber weiter und so auch die Lebenserwartung der Patienten mit Cystischer Fibrose. Ein heute mit Cystischer Fibrose geborener Mensch hat eine Lebenserwartung bis ins fortgeschrittene Erwachsenenalter.

In Kindheit und Jugend werden die Patienten im Kinderspital UKBB behandelt. Durch die Zunahme der Lebenserwartung stellt sich die Frage, wo die Patienten im Lebensverlauf kompetent weiterbehandelt werden können. UKBB und Universitätsspital Basel (USB) haben hierzu eine Kooperation aufgebaut, sodass die Patienten problemlos von einem Zentrum zum anderen übergehen können. „Jeder Patient mit Cystischer Fibrose braucht eine ganz individuelle Therapie“, so Prof. Michael Tamm, Chefarzt Pneumologie am USB. „Deshalb ist eine enge Zusammenarbeit mit dem Kinderspital und mit verschiedenen Facharztrichtungen wichtig.“

lungentransplantation als ultima ratio

Bei der Cystischen Fibrose werden die Organe, vor allem die Lunge, stark in Mitleidenschaft gezogen. Wenn alle Behandlungsmöglichkeiten ausgeschöpft sind und die Lungen zu sehr geschädigt sind, muss über eine Transplantation nachgedacht werden. Die Nachbetreuung erfolgt in diesem Fall auch im Lungenzentrum Basel.

Weitere Informationen:www.cfch.ch

Der Schleimtransport durch Flimmerhärchen ist bei Cystischer Fibrose massiv gestört

Zilien Becherzellen Flimmerepithel

Page 8: Sonderbeilage Lungenzentrum Universitätsspital Basel

8 | Lungenzentrum Basel Juli 2014

Das Bett zittert, die Wände wackeln: Der liebe Gatte (oder auch die Gattin) schnarcht mal wie-

der. Viele dünkt, das nächtliche Getöse sei ganz normal. Ganz so harmlos ist die Sache aber nicht. Denn heftiges Schnarchen kann auf eine Schlafapnoe hinweisen – und die ist nicht zu unterschätzen. Sie sollte am besten im Schlaflabor abgeklärt werden.

Bei einer Schlafapnoe kommt es während des Schlafs immer wieder zu Atemaussetzern. Grund ist meistens eine Verengung der Atemwege im Rachen-bereich. Die rührt oft von Übergewicht her, aber auch Alkohol, Rauchen oder angeborene Verengungen können Auslöser sein. Häufig sind übergewichtige Männer ab 40 betroffen, gefeit ist aber niemand davor.

Fehlt die Atemzufuhr, zieht der Körper sozusa-gen die Notbremse, die Betroffenen werden kurz wach. Neben dem lau-ten Schnarchen setzt deshalb auch eine an-haltende Tagesmüdig-keit ein. Alles Verdachtsmomente für eine Schlaf-apnoe. Hinzu kommt: „Eine unbehandelte Schlafapnoe ist ein ernst zu nehmender Risikofaktor für kar-diovaskuläre Ereignisse wie Schlaganfall oder Herz-infarkt“, weiss Dr. Werner Strobel, Oberarzt der Pneumologie und Leiter des Schlaflabors am Univer-sitätsspital Basel (USB).

Eine Nacht im Schlaflabor sollte denn auch ver-bringen, wer ständig über dem Frühstücksei Vor-haltungen wegen nächtlicher Ruhestörungen be-

kommt. Angst vor einer vollverkabelten Hightech-Nacht muss niemand haben: „Das

Schlaflabor ist ein ganz normales Patientenzimmer, die Messgeräte höchstens so gross wie zwei Schuh-kartons“, beruhigt Strobel. „Die meisten Patienten berichten hinterher, sie haben geschlafen wie da-heim.“

Gemessen werden die Atembewegungen, der Sauerstoffgehalt im Blut, aber auch die Schlaftiefe mittels Hirnströmen. In den letzten zehn Jahren hat das Schlafzentrum mehrere Tausend Patienten abge-klärt und behandelt. Häufig brauchen die Patienten eine nächtliche Maskenbeatmung zu Hause: über die Maske wird mit leichtem Überdruck Luft in die Nase geleitet – dadurch wird der Rachen geweitet und ist wieder Platz fürs Atmen. Die Masken sind sehr leicht und die allermeisten Patienten gewöhnen sich innert weniger Tage an sie.

Einmal festgestellt, lässt sich eine Schlafapnoe also erfolgreich behandeln. Übrigens nicht nur zum Wohle des Patienten. Die Berufsausübung ist wieder sicherer – und auch eventuelle Mitschläfer werden die nächtliche Stille zu schätzen wissen.www.schlafapnoe-selbsthilfe.ch

Bei Bluthochdruck kann scheinbar

jeder mitreden, aber dass auch die Lunge unter zu hohem Druck stehen kann, ist vie-len nicht bekannt. Was auch daran liegen mag, dass die Symptome der sogenannten pulmo-nalen Hypertonie (PH) so unspezifisch sind. „Die Betroffenen kla-

gen häufig über Abgeschlagenheit und Schwindel, bei vielen nimmt die Leis tungsfähigkeit ab und sie haben Atemnot“, sagt Dr. Peter Grendelmeier, Oberarzt in der Pneumologie am Universitätsspi-tal Basel (USB). Immer wieder werde deshalb die Diagnose mit einer gewissen Verzögerung gestellt. Besteht der Verdacht auf eine pulmonale Hypertonie, macht es Sinn, die Bestätigung der Diagnose und die Abklärung einer möglichen zugrunde liegen-den Erkrankung in einem spezialisierten Zentrum durchzuführen. Eine Vielzahl von Erkrankungen kann zu PH führen, wie beispielsweise entzünd-liche Autoimmunkrankheiten, die das Bindegewebe im Körper angreifen, angeborene Herzfehler mit Überlastung der Lunge sowie ein lang anhaltender Sauerstoffmangel bei Lungenerkrankungen.

Die Diagnose einer pulmonalen Hypertonie wird im Herzultraschall vermutet, jedoch mittels Rechts-

herzkatheteruntersuchung definitiv gestellt. Dann wird in einer interdisziplinären Runde über die richtige Therapie entschieden, die sich am Auslöser orientiert. In den letzten zwölf Jahren haben sich die Therapiemöglichkeiten für PH massiv verbes-sert. Da die Behandlungen zwar wirksam, aber sehr teuer sind, sollten sie nur von Zentren, die für die Abklärung und Behandlung von PH spezialisiert sind, verschrieben werden. In der Schweiz haben diese Zentren alle Patientendaten anonymisiert in eine Registry eingetragen. Die Resultate von über 1‘000 abgeklärten Patienten konnten somit analysiert werden. Diese Erkenntnisse stehen den Zentren zur Verfügung und helfen die Beratung der individuellen Patienten best möglich zu gestalten. Das USB beteiligt sich aktiv an diesem Registry und die Patienten profitieren indirekt davon.

lungenhochdruck (Pulmonale Hypertonie)

druck auf der lunge Auch Lungen können Hochdruck haben. Die Ursachen für eine pulmonale Hypertonie sind vielfältig, manchmal liegt eine zugrunde liegende Erkrankung der Lungen oder des Herzens vor, häufig tritt sie aber auch isoliert auf.

Schlaflabor

Schlafen wie zu HauseWenn nachts die Atmung aussetzt, kann das lebensgefährlich werden – abgesehen davon, dass Schnarchen ganz schön nerven kann. Untersuchen lässt sich Schlafapnoe am besten im Schlaflabor.

Die Diagnose Lungenhochdruck trifft die Betroffenen hart. Eine Patientin erzählt, wie sie mithilfe eines Patientenvereins und den Ärzten am Lungenzentrum wie-der zurück ins Leben fand.

Therese Oesch stand mitten im Leben, als sie die Diagnose Lungenhochdruck traf. „Ich konnte nicht mehr arbeiten, wurde aus meinem aktiven Leben herausgerissen und war allein zu Hause“, erzählt die 57-Jährige. 2003 war sie wegen zunehmen-der Atemnot zum Arzt gegangen, erst aufgrund einer Fernsehsendung zum Thema liess sie sich gezielt auf eine pulmonale Hypertonie (PH) hin untersuchen – und bekam den Verdacht bestätigt. „Damals hiess es, ich hätte eine Lebenserwartung von zwei bis drei Jahren. Das war schlimm, aber mittlerweile weiss ich viel mehr über die Krank-heit und kann das besser einschätzen“, erinnert sich Therese Oesch. Dank neuer Behandlungsme-thoden hat sich die Prognose massiv verbessert

Betreut wird sie von Ärzten, die Mitglieder der „Schweizerischen Arbeitsgruppe für pulmonale Hypertonie“ sind und über entsprechendes Fach-wissen über diese Seltene Erkrankung verfügen. Dank regelmässiger Untersuchungen, medikamen-töser Behandlungen und dem Engagement der Ärzte kann sie heute ein halbwegs unabhängiges Leben führen. Unwissend möchte sie sich aber nie mehr fühlen. Oesch hat vor vier Jahren den Schweizer PH-Verein (www.lungenhochdruck.ch) gegründet, der inzwischen 170 Mitglieder hat. „Man muss Bescheid wissen“, betont Oesch. Im Austausch mit anderen Betroffenen erfahre man etwas über neue Therapien, sei besser in der Lage, die Hilfe der Ärzte anzunehmen und erhalte Hilfe bei praktischen Problemen. Wenn man so will, ist Therese Oesch heute wieder mitten im Leben.

Patientenerfahrung lungenhochdruck

man muss bescheid wissen!

Schlecht durchblutete Lungenareale (blau­schwarz) führen zu Lungenhochdruck

Neben Kopfverletzungen sind Verletzungen am Thorax, also dem Brustkorb und den innen

liegenden Organen, die häufigsten Folgen von Un-fällen. Dabei werden zunächst vor allem die Rippen in Leidenschaft gezogen. Sie sind es, die die Organe schützen und – etwa im Falle der Lunge – ihnen erst Stabilität geben. Ein mehrfacher Rippenbruch ist nicht nur äusserst schmerzhaft; gebrochene Rippen können Sekundärverletzungen verursachen, zum Beispiel, wenn sie sich in die Lunge bohren. Umso wichtiger ist deshalb die optimale und schnelle Ver-sorgung eines Thoraxtraumas. Doch zuvor muss erst einmal geklärt werden, welche Art der Verletzung überhaupt vorliegt.

„Um einen mehrfach gebrochenen Brustkorb wieder herzustellen, müssen Sie schon über fein-mechanische Fähigkeiten verfügen“, sagt Professor Didier Lardinois, Chefarzt Thoraxchirurgie am Uni-versitätsspital Basel (USB). „Das ist echte Detailar-beit. Sie brauchen dafür nicht nur eine ruhige Hand, sondern auch einen ge-nauen Überblick über die spezifische Verlet-zung.“

Um zu sehen, welche Rippen gebrochen sind und wie das Ganze wieder zusammengefügt werden kann, müssen die Thoraxchirurgen über grosse praktische Erfahrung verfügen. Dafür hat das Klinikum ein

Spezialteam zusammengestellt. Das Team klärt auch, ob das Thoraxtrauma invasiv, also per Operation, oder konservativ, also lediglich durch stützende Massnahmen, behandelt wird.

Eine schnelle Entscheidung über die Art der Behandlung ist überlebensnotwendig, ein insta-biler Thorax kann zu erheblichen Komplikationen

führen und verlängert den Aufenthalt im Spi-tal. Zudem leiden die Patienten in der Regel

unter sehr starken Schmerzen.Operiert wird vor allem in zwei Situationen. Das

sind zum einen schwere, stumpfe Thoraxtraumata mit vielen Rippenbrüchen an verschiedenen Stellen. Lardinois und sein Team haben dafür eine neue Sta-bilisierungstechnik für die Thoraxwand entwickelt und eingeführt. Sie sorgt für eine schnellere und vor allem komplikationsärmere Heilung, auch wenn die OP die grossräumige Eröffnung des Brustkorbes notwendig macht. Bei gutem Erfolg sind die Pati-enten deutlich kürzer auf der Intensivstation und können früher wieder selbst atmen. Die Gefahr einer Lungenentzündung sinkt und sie brauchen weniger Schmerzmittel.

Bei weniger ausgeprägten Thoraxtraumata, ge-kennzeichnet eher durch mehrere kleine Brüche, stabilisiert Lardinois die Rippen minimalinvasiv durch mehrere kleine Eingriffe. Die Betroffenen gehen nach ein paar Tagen wieder nach Hause und können bald arbeiten. Mehrere 100 Patienten hat das USB so schon behandelt – und ihnen ein grosses Stück Lebensqualität zurückgegeben.

Thoraxtrauma

Verletzlicher SchutzkorbGebrochene Rippen sind nicht nur äusserst schmerzhaft, sie können unter Umständen auch lebensgefährlich werden.

Entscheidend ist die optimale und schnelle Versorgung eines Thoraxtraumas

2003 hiess es, ich hätte eine Lebens-erwartung von zwei bis drei Jahren.

Eine unbehandelte Schlafapnoe ist Risiko-faktor für Schlaganfall und Herzerkrankung.

Professor Didier Lardinois, Chefarzt Thoraxchirurgie

Unbehandelte Schlafapnoe führt bekannterweise zu Autounfällen

Dr. Werner Strobel, Oberarzt Pneumologie und Leiter des Schlaflabors am USB

Dr. Peter Grendelmeier, Oberarzt Pneumologie

Röntgenbild mit stabilisierten Rippen (links im Bild)