Sonderkonzert Nationalfeiertag

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Sonderkonzert zum Sonderkonzert zum Tag der Deutschen Einheit Tag der Deutschen Einheit Stephen Tharp Stephen Tharp aus New York City, USA aus New York City, USA an der Vorenweg an der Vorenweg- Orgel Orgel der Stiftskirche Cappenberg der Stiftskirche Cappenberg Sonntag, den 2. Oktober 2011, Sonntag, den 2. Oktober 2011, 15:00 Uhr, Schloss Cappenberg 15:00 Uhr, Schloss Cappenberg

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Anläßlich des Tags der Deutschen Einheit (3. Oktober) spielt Stephen Tharp aus New York am 2.10.2011 um 15:00 Uhr ein Orgelkonzert in der Stiftskirche Cappenberg - mit "hymnischem" Programm ...

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Sonderkonzert zumSonderkonzert zum

Tag der Deutschen EinheitTag der Deutschen Einheit

Stephen TharpStephen Tharp

aus New York City, USAaus New York City, USA

an der Vorenwegan der Vorenweg

--OrgelOrgel

der Stiftskirche Cappenbergder Stiftskirche Cappenberg

Sonntag, den 2. Oktober 2011,Sonntag, den 2. Oktober 2011,

15:00 Uhr, Schloss Cappenberg15:00 Uhr, Schloss Cappenberg

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In Stephen Tharp begegnet dem Zuhörer ein Orgelvirtuose, der anerkannt ist als einer der

ganz großen Konzertorganisten unserer Zeit. In 33 weltweiten Konzerttourneen als Solist

und bei über 1300 Konzerten weltweit hat er sich als vielgefragter Interpret in der internatio-

nalen Musikszene fest etabliert. Kaum ein Konzertorganist seiner Generation bringt es da-

bei auf ein ähnlich umfassendes Spektrum musikalischen Schaffens.

Von 1995-1997 war Stephen Tharp Organist an der St. Patrick’s Cathedral in New York,

von 1998-2002 ebenfalls in New York Associate Organist an der St. Bartholomew Church.

In den zurückliegenden 20 Jahren gastierte er an den herausragendsten Konzertstätten für

Orgelmusik weltweit (Haarlem, NL; London, UK; Paris und Bordeaux, F; Hong Kong, China;

Sydney und Adelaide, Australien; Moskau, RUS; Zürich, CH; Milano, I; Prag, CZ; Reykjavik,

ISL; Garden Grove, New York City, Chicago oder Los Angeles, USA; Antwerpen, B …).

In Deutschland war er u.a. schon zu Gast in den Kathedralen zu Köln, München, Passau

und Würzburg, in bedeutenden Klosterkirchen wie Weingarten oder Cappenberg und in

namhaften Konzerthäusern wie in Dortmund oder im Gewandhaus in Leipzig.

Als anerkanntes Mitglied der American Guild of Organists hielt er Meisterkurse u.a. an der

Yale University, am Westminster Choir College oder dem Cleveland Institute of Music, aber

auch in Deutschland, so z. B. an den Hochschulen für Musik in Stuttgart, Trossingen und

Bochum. Als Jury-Mitglied bei internationalen Wettbewerben wirkte er u.a. an der Juilliard

School und der Northwestern University in den USA mit.

Stephen Tharp gilt als wichtiger Vertreter gegenwärtiger Orgelmusik. Er vergibt immer wie-

der Kompositionsaufträge und spielte zahlreiche Uraufführungen, u.a. Simmons „Sequencia

Pedalia“ (1992) Guillous „Instants“ (1998), Sullivans „Slingshot Shivaree“ (1999), Newmans

„Second Symphony“ (1992), „Toccata and Fuga Sinfonica on B-A-C-H“ (1999) und

„Tombeau d’ Igor Stravinsky“ (2000), Moores „Sinfonietta“ (2001), Escaichs „Trois Poè-

mes“ (2002), Fagianis „Stèle“ (2003), Adlers „Sonata“ (2005) oder Briggs „Labyrinth“ (2006).

Als Komponist schuf er u.a. als Auftragsarbeit des Kölner Domkapitels die „Easter Fanfa-

res“, die an der Kölner Domorgel am Ostersonntag 2006 zur Uraufführung gelangten.

Im April 2008 war Stephen Tharp der offizielle Organist für die Visite Papst Benedikts XVI.

in New York. Neben Liveübertragungen in mehreren Rundfunk- und Fernsehsendern strahl-

te der amerikanische Sender Pipedreams im November 2006 eine komplette Sendung aus,

die sich ausschließlich mit seiner erstaunlichen Karriere befasste.

Tharp ist auch als Ensemblemusiker zu erleben, der an der Orgel, dem Klavier oder dem

Cembalo gemeinsame Konzerte gibt (u.a. mit Künstlern wie Thomas Hampson, Itzhak Perl-

man, Jennifer Larmore oder Rachel Barton Pine, und mit Chören wie dem American Boy-

choir (Leitung: James Litton) und dem St. Thomas Choir (Leitung: John Scott).

Von seinen nunmehr 13 CD-Einspielungen von Orgelsolokonzerten (zu finden bei den La-

bels JAV Recordings, Aeolus, Organum, Ethereal) wurde seine bisher letzte Einspielung

„The complete works of Jeanne Demessieux“ im Februar 2009 mit der höchsten Wertung

der renommierten französischen Fachzeitschrift Diapason als auch im Mai 2009 mit dem

"Preis der deutschen Schallplattenkritik" ausgezeichnet.

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ProgrammfolgeProgrammfolge

Im Gedenken an die Opfer des 11. September 2001:

Dudley Buck Variations on The Star-Spangled Banner, op. 23

(1839-1909)

Arthur William Foote Pater Noster

(1853-1937)

Charles Hub. Hast. Parry Jerusalem

(1848-1918)

Alexandre Guilmant Fantaisie sur deux Melodies Anglaises, op. 43

(1837-1911) (“Home, Sweet Home” and “Rule, Britannia!”)

Im Gedenken an die Opfer des 22. Juli 2011:

Louis Vierne Stèle pour un Enfant défunt, op. 58

(1870-1937)

Rikard Nordraak Ja, vi elsker dette landet

(1842-1966) (Text: Bjørnstjerne Bjørnson, 1832-1910)

Jehan Alain Postlude pour l’office de complies (1930)

(1911-1940) (zur Erinnerung an den 100. Geburtstag Alain’s)

Einigkeit und Recht und Freiheit!

Claude J. Rouget de Lisle La Marseillaise (1792)

(1760-1836)

Ludwig van Beethoven Ode an die Freude

(1770-1827)

John Knowles Paine Variations on the Emperor’s Hymn, op. 3

(1839-1906)

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Dudley Buck war ein amerikanischer Komponist, Organist und Musikschriftsteller. Von seinen

Büchern meistbekannt sind „Dictionary of Musical Terms“ und „Influence of the Organ in History“. Von

seinen Kompositionen (darunter Opern, Kantaten, Ouverturen und eine Symphonie) wohl am bekan-

ntesten ist sein Opus 23 „Concert Variations on the Star-Spangled Banner“, dem als musikalisches

Thema eine zunächst als „The Anacreontic Song“ veröffentlichte und später als Melodie der ameri-

kanischen Nationalhymne bekannt gewordene Komposition des Briten John Stafford Smith zugrunde

liegt.. Der Text dieser Hymne, der auf das Gedicht „Defence of Fort Henry“ von Francis Scott Key aus

dem Jahre 1814 zurückgeht, lautet:

O! say can you see

by the dawn’s early light,

what so proudly we hailed

at the twilight’s last gleaming.

Whose broad stripes and bright stars

through the perilous fight,

o’er the ramparts we watched,

were so gallantly streaming?

And the rockets’ red glare,

the bombs bursting in air,

gave proof through the night

that our flag was still there;

O! say does that star-spangled banner yet

wave, o’er the land of the free

and the home of the brave?

O sagt, könnt ihr sie sehen

in der Morgendämmerung erstem Licht,

die so stolz wir grüßten

im letzten Schimmer abendlichen Zwielichts?

Deren breite Streifen und helle Sterne

die gefahrvollen Kämpfe hindurch

über den Wällen, die wir bewachten,

so stattlich wehten?

Und der Raketen grelles, rotes Licht,

die in der Luft explodierenden Bomben,

bezeugten ja die Nacht hindurch,

dass unsere Flagge noch da war.

Oh sagt, weht dieses sternenbesetzte Banner

noch immer dort, über dem Land der Freien

und der Heimat der Tapferen?

Bei dem „Pater noster“ (Vater unser im Himmel) des amerikanischen Komponisten Arthur William

Foote handelt es sich um das zweite Stück seines Opus 50 „Six pieces fort he Organ“, und es will in

diesem Konzert durchaus als Gebet für die Opfer von 9-11 verstanden werden. In den Vereinigten

Staaten war Foote einer der ersten Anhänger und Verfechter der Musiken von Brahms und Wagner

und hatte mit seinen überwiegend dem romantischen Stil verpflichteten Kompositionen und etlichen

musikpädagogischen Veröffentlichungen großen Einfluss auf die amerikanische Musikwelt des frühen

20. Jahrhunderts.

Das alljährliche Abschlusskonzert der Konzertreihe BBC Proms, die Londoner „Last Night of the

proms“, hat auch in Deutschland die Hymne „Jerusalem“ sehr populär werden lassen. Diesem wohl

beliebtesten patriotischen Lied in England liegt ein Gedicht von William Blake zugrunde, das in der

Vertonung von Charles Hubert Hastings Parry von 1916 seinen Siegeszug um die Welt angetreten

hat, und in dem sich religiöse Sehnsucht, sozialer Freiheitsdrang und nationaler Stolz innig verbinden:

And did those feet in ancient time

Walk upon England’s mountains green?

And was the holy Lamb of God

On England’s pleasant pastures seen?

And did the Countenance Divine

Shine forth upon our clouded hills?

And was Jerusalem builded here

Among these dark Satanic mills?

Wandelten wohl zu früherer Zeit

Seine Füße über Englands grüne Berge?

Und sah man einst das heilige Lamm Gottes

Auf England’s lieblichem Weideland geh’n?

Und strahlte wohl das göttliche Antlitz

hin über unsere wolkenverhangenen Hügel?

Und wurde Jerusalem hier erbaut

Unter diesen finst’ren satanischen Mühlen?

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Bring me my bow of burning gold:

Bring me my arrows of desire:

Bring me my spear: O clouds unfold!

Bring me my chariot of fire.

I will not cease from mental fight,

Nor shall my sword sleep in my hand

Till we have built Jerusalem

In England’s green and pleasant land.

Bringt mir meinen Bogen glühenden Gold’s,

Bringt mir meine Pfeile der Sehnsucht,

Bringt meinen Speer: Teilt euch, ihr Wolken!

Bringt mir meinen Streitwagen aus Feuer.

Ich werde vom geistigen Kampf nicht lassen

Noch wird mein Schwert je Ruhe finden,

Bis wir Jerusalem aufgerichtet haben

In England’s grünem und lieblichem Land.

Félix Alexandre Guilmant , dessen 100. Todestags wir in diesem Jahr gedenken, war wohl einer der

einflussreichsten Musiker und Komponisten Frankreichs im späten 19. und frühen 20. Jahrhundert.

Berühmt für sein Spiel an den Cavaillé-Coll-Orgeln an den Pariser Kirchen Notre-Dame und La-Trinité

sowie vor internationalem Publikum während der Weltausstellung 1878 an der Orgel des Trocadéro-

Saales, trug er durch seine Interpretationen, mehr aber noch durch seine Kompositionen wesentlich

zur Ausbildung eines eigenständigen französich-romantisch-sinfonischen Stils bei. Äußerst erfolgrei-

che Konzertreisen führten ihn nach Italien, ins Baltikum und wiederholt nach England. Hieran erinnern

auch die „Fantasien über zwei englische Melodien“, denen die auch hierzulande wohlbekannten engli-

schen Hymnen „Home, sweet home“ und „Rule, Britannia!“ zugrunde liegen.

Als Louis Vierne, der schon in früher Kindheit durch enorme Sehschwäche und als Erwachsener

schließlich mit vollkommener Blindheit geschlagen war, im Jahre 1937 als Titular-Organist von Notre-

Dame-de-Paris während eines Konzerts verstarb, hinterließ er ein umfangreiches Oeuvre an Kompo-

sitionen u. a. für Orgel, für Klavier und für kammermusikalische Ensembles. Als sein wohl populärstes

und meistgespieltes Orgelwerk dürfte dabei wohl ein Teil aus seiner Troisième Suite (op.54) gelten,

das „Carillon de Westminster“. Das in diesem Konzert gespielte Werk „Stèle pour un enfant

défunt“ (Gedenkstein für ein verstorbenes Kind) entstand um 1930 als dritter Teil seines Triptyque op.

58 und wurde von ihm komponiert in Erinnerung an Freunde, Mitschüler und Familienangehörige, die

er durch den I. Weltkrieg verloren hatte, darunter insbesondere im Gedenken an seinen 1918 gefalle-

nen, musikalisch ebenfalls hochbegabten jüngeren Bruder René.

Wie sich die Verbrechen von „9-11“ als unauslöschliches Trauma in die Seele des amerikanischen

Volkes eingebrannt haben, so haben die furchtbaren Anschläge und Morde von Oslo und Utøya vom

22. Juli 2011das Leben der freiheitlichen und weltoffenen Gesellschaft Norwegens nachhaltig getrof-

fen und verwundet. Im Gedenken insbesondere auch an die vielen jungen Opfer dieser unmenschli-

chen Taten erklingt in diesem Konzert die norwegische Nationalhymne „Ja, vi elsker dette landet“. Der

Text der Hymne stammt von dem späteren Literatur-Nobelpreisträger Bjørnstjerne Bjørnson und

wird zu einer Melodie gesungen, die dessen Vetter, der mit nur 23 Jahren in Berlin an Tuberkulose

verstorbene norwegische Komponist Rikard Nordraak hierfür schrieb, und die ihn hierdurch in Norwe-

gen unsterblich werden ließ. Erstmalig Verwendung fand die Hymne für den noch jungen Staat Nor-

wegen am 17. Mai 1864, zwei Jahre vor Nordraaks Tod, und seitdem erklingt sie bei allen offiziellen

Anlässen: In der Regel werden dabei von den acht Strophen des Liedes aber nur die erste und die

siebte gesungen, deren Text folgendermaßen lautet:

Ja, vi elsker dette landet, / som det stiger

frem, / furet, værbitt over vannet / med de

tusen hjem.

Ja, wir lieben dieses Land, wie es aufsteigt

über Wassern, zerfurcht, wettergegerbt, mit

seinen Tausenden von Heimestätten.

Page 6: Sonderkonzert Nationalfeiertag

Elsker, elsker det og tenker / på vår far og

mor / ||: og den saganatt som senker / senker

drømme på vår jord. :||

Norske mann i hus og hytte, / takk din store

Gud! / Landet ville han beskytte, / skjønt det

mørkt så ut. / Alt hva fedrene har kjempet, /

mødrene har grett, / ||: har den Herre stille

lempet / så vi vant vår rett. :||

Wir lieben es, lieben es und gedenken unsres

Vaters, unsrer Mutter. Und wie die Sagen-

Nacht hernieder sinkt, so sinken Träume

nieder auf unsere Erde.

Norweger in Haus und Hütte, dankt dem

großen Gott! Das Land hat er beschützt,

sah’s oft auch finster aus. Alles, um was die

Väter kämpften und die Mütter weinten, hat in

Stille der Herr vollbracht: so kamen wir zu

unsrem Recht.

Am 3. Februar 1911, also vor 100 Jahren, wurde der französische Organist und Komponist Jehan

Alain geboren, ein begnadeter Musiker und Schüler u. a. von Alexandre Guilmant und Louis Vierne.

1939 wurde Alain zum Kriegsdienst eingezogen und fiel zwei Tage vor dem Waffenstillstand von Com-

piègne am 20. Juni 1940 in einem Gefecht bei Saumur im Alter von nur 29 Jahren. Im Gedenken an

ihn erklingt hier sein Nachspiel zum Offizium der Komplet, in dem neben anderen Motiven sowohl der

Nachthymnus „Te lucis ante terminum“ als auch das „Nunc dimittis“ thematische Verwendung finden.

Seinen größten Kompositionserfolg kennen wohl alle, seinen Namen allerdings wohl nur wenige: In

der Nacht vom 25. auf den 26. April 1792, in der Frankreich Österreich den Krieg erklärte, dichtete

und komponierte Claude Joseph Rouget de Lisle das Kriegslied der französischen Rheinarmee

(Chant de guerre pour l‘armée du Rhin), das zunächst etwas unbeachtet blieb. Erst als Soldaten aus

dem Raum Marseille dieses Lied begeistert aufnahmen und zu „ihrem“ Kampflied machten, begann

sein Siegeszug durch Europa und um die Welt unter dem Namen „Marseillaise“. 1795 bereits wurde

dieser stürmische, musikalische Ruf nach Freiheit und Brüderlichkeit vorübergehend zur französi-

schen Nationalhymne. Dauerhaft wurde dies die „Marsellaise“ im Jahre 1897 und blieb es bis heute,

auch wenn der Text uns heute etwas zu martialisch daher zu kommen scheint:.

Allons enfants de la Patrie,

Le jour de gloire est arrivé!

Contre nous de la tyrannie,

L’étendard sanglant est levé. (2x)

Entendez-vous dans les campagnes

Mugir ces féroces soldats?

Ils viennent jusque dans vos bras

Egorger vos fils, vos compagnes.

Aux armes, citoyens,

Formez vos bataillons,

Marchons, marchons!

Qu’un sang impur

Abreuve nos sillons!

Auf, Kinder des Vaterlands!

Der Tag des Ruhms ist da.

Gegen uns wurde der Tyrannei

Blutiges Banner erhoben. (2x)

Hört ihr im Land

Das Brüllen der grausamen Krieger?

Sie rücken uns auf den Leib,

Eure Söhne, Eure Ehefrauen zu köpfen!

Zu den Waffen, Bürger!

Schließt die Reihen,

Vorwärts, marschieren wir!

Das unreine Blut

tränke unserer Äcker Furchen!

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Auf Anregung seines freimaurerischen Freundes und Förderers Christian Gottfried Körner dichtete im

Jahre 1785 Friedrich Schiller eines seiner bekanntesten Werke, die „Ode an die Freude“. Während

Schiller in späteren Jahren selbst etwas von seinem Werk abrückte und es mehr als ein der Stimmung

und dem Zeitgeist entsprungenes Stück und eher unbedeutend für die Dichtkunst betrachtete, wurde

es doch sehr populär und von verschiedenen Komponisten (z. B. Körner, Schubert, Zelter u. a.) - und

zu verschiedener Verwendung - immer wieder vertont. Weltruhm jedoch erlangte die Ode an die Freu-

de erst in der Fassung, die ihr Ludwig van Beethoven im Schlusssatz seiner 9. Symphonie verlieh.

In dieser (Melodie-)Form ist die Ode seit 1972 die offizielle Hymne des Europarates und in einer von

Herbert von Karajan arrangierten Instrumentalversion (ohne Text) seit 1985 auch die offizielle Hymne

der Europäischen Union. Von 1946 bis 1952 diente die Ode oftmals als „Hymnenersatz“ bei offiziellen,

deutschen Anlässen, sowie zwischen 1956 und 1964 als Hymne der gesamtdeutschen Mannschaften

bei den Olympischen Spielen. Die wohl bekannteste Textpassage der Ode lautet:

Freude, schöner Götterfunken, Tochter aus Elysium,

wir betreten feuertrunken, Himmlische, dein Heiligtum!

Deine Zauber binden wieder, was die Mode streng geteilt;

alle Menschen werden Brüder, wo dein sanfter Flügel weilt.

John Knowles Paine, dem wir die dieses Konzert beschließenden Variationen über die Österreichi-

sche Hymne (op. 3 Nr. 1) verdanken, gilt als der erste amerikanische Komponist, der für groß ange-

legte Orchestermusiken weltweite Bekanntheit erlangte. Seine Ausbildung in Orgel, Orchestrierung

und Komposition erhielt er in Deutschland, und vor seiner dauerhaften Rückkehr in die Vereinigten

Staaten begab er sich zu Studienzwecken und zur Fortbildung auf eine dreijährige Europatournee. Für

die Entwicklung des amerikanischen Musikschaffens errang er als langjähriger Dozent an der Har-

vard-Universität und als Mitglied der legendären „Boston-Six“ (zusammen mit G. Chadwick, H. Parker.

A. Foote, E. MacDowell und A. Beach) großen Einfluß in seiner Zeit. Die Erinnerungen an seinen

Studienort Deutschland und an Europa und seine musikalisch vielfältigen Vorbilder mag ihn 1860

noch vor Rückkehr in die USA dazu bewogen haben, als sein Opus 3 die Variationen über die

„Österreichische Hymne“ zu erarbeiten, wie die von Josef Haydn komponierte „Kaiserhymne“ zu-

nächst genannt wurde. Zurück in Boston, erweiterte er 1861 dieses Opus um einen zweiten Teil, die

Variationen über die amerikanische Nationalhymne „The Star-Spangled Banner“, beide Werke einge-

richtet für Orgel.

Den Variationen zugrunde liegt eine Melodie Josef Haydns, die dieser wohl Ende 1796 unter Verwen-

dung eines kroatischen Volksliedes geschaffen hatte. Zu dieser Melodie wurden für jeden der österrei-

chischen Kaiser entsprechende Texte gedichtet, so dass dem jeweiligen Souverän stets zur selben

Melodie eine individualisierte Hymne (z. B. „Gott erhalte Franz, den Kaiser“) gewidmet werden konnte.

Die rasche Popularität der zugleich eingängigen wie erhabenen Melodie nutzte Haydn schon im Fol-

gejahr 1797 in seinem C-Dur-Streichquartett op. 76 Nr. 3, dem sogenannten „Kaiserquartett.

Zum „Lied der Deutschen“ und schließlich zur deutschen Nationalhymne wurde die Melodie in Verbin-

dung mit einem Liedtext, den August Heinrich Hoffmann von Fallersleben am 26. August 1841 auf der

- seinerzeit britischen - Nordseeinsel Helgoland verfasste. Mit allen drei Strophen wurde es am 11.

August 1922, dem Weimarer Verfassungstag, vom ersten Reichspräsidenten Friedrich Ebert als

„Deutschlandlied“ zur Nationalhymne bestimmt.

In der Nazidiktatur wurde nur mehr die erste Strophe mit imperialistischer Attitüde und in direkter

Verknüpfung mit dem Horst-Wessel-Lied als Parteihymne gesungen, was das „Deutschlandlied“ für

längere Zeit nach dem Kriege für „unsingbar“ erscheinen ließ.

In einem aus dem Jahr 1952 datierenden Briefwechsel zwischen dem damaligen Bundespräsidenten

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und dem Bundeskanzler wurde trotz mancher Widerstände entschieden, dass das „Deutschlandlied“

die Nationalhymne der Bundesrepublik Deutschland sein solle, dass zu offiziellen Anlässen allerdings

nur mehr die dritte Strophe gesungen werden sollte. Nach der Wiedervereinigung der beiden deut-

schen Staaten durch den Beitritt der „Deutschen Demokratischen Republik“ zur Bundesrepublik

Deutschland am 3. Oktober 1990 wurde in einem erneuten Briefwechsel zwischen dem Bundespräsi-

denten und dem Bundeskanzler im Jahr 1991 die dritte Strophe des Deutschlandliedes zur deutschen

Nationalhymne erklärt, und mit dieser Hymne soll auch unser Konzert zum Tag der Deutschen Einheit

ausklingen:

Einigkeit und Recht und Freiheit

für das deutsche Vaterland!

Danach lasst uns alle streben

brüderlich mit Herz und Hand!

Einigkeit und Recht und Freiheit

sind des Glückes Unterpfand -

Blüh‘ im Glanze dieses Glückes,

Blühe, deutsches Vaterland!

Blüh‘ im Glanze dieses Glückes,

Blühe, deutsches Vaterland!

„Das Lied der Deutschen“

in der Originalfassung von Hoffmann von Fallersleben