SoTm shp-100/sms-100/mbps-d2s review

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Wozu einen Netzwerkplayer komplett neu erfinden, wenn das beste Streamingsystem längst program- miert ist? SOtM aus Korea lässt die Squeezebox auferstehen – und haucht ihr die Soul of the Music ein. L inn kam mit der DS-Streamingplatt- form sieben Jahre später. Selbst Branchen-Pionier Sonos kann sich nicht rühmen, das erste zugleich praxis- und HiFi-taugliche Netzwerk-Musiksys- tem gebaut zu haben. Der wahre Strea- ming-Vorreiter war Sean Adams mit sei- ner im Jahr 2000 gegründeten Firma Slim Devices. Deren Squeezebox-Player wa- ren technisch bewusst schlank („slim“) gehalten, wurden aber von einem umso intelligenteren Server versorgt, der zu- nächst Slim Server, dann Squeeze Center, Squeezebox Server und zuletzt – nach der Übernahme durch Logitech – Logitech Media Server (LMS) hieß. Der Vorteil an der Server-zentrierten Architektur: Die Player ließen sich preiswert bauen und er- wiesen sich als zukunftssicher, weil man neue Fähigkeiten und Features stets dem Server aufbürden konnte, ohne ständig die Kapazitäts-Grenzen der Player im Au- ge behalten zu müssen. Da das Squeezebox-Ökosystem konse- quent open source war, die Software also von jedem Interessierten weiterentwi- ckelt und ergänzt werden konnte, ist der Server heute sehr ausgereift und durch zahllose Plugins enorm komfortabel. Von der automatischen Anzeige der Song- texte bis zur Einbindung digitaler Raumkorrektur-Programme geht fast alles; eine fein konfigurierbare, detailreiche Sortierung lokaler Musik-Bibliotheken und die nahtlose Integration zahlrei- cher Cloud-Streamingdiens- te sind ohnehin selbstver- ständlich. Mit Playern haperte es zuletzt aber: Logitech verlor den Spaß an dem Support-intensiven und nur leidlich rentablen Zukauf, sattelte auf tumbe Blue- tooth-Speaker um und ließ die Squeeze- fans Hardware-mäßig im Stich. Die Server-Infrastruktur, erhältlich für alle PC- und einige NAS-Betriebssysteme, wird aber weiter gepflegt – angesichts Hunderttausender von Nutzern weltweit und einer aktiven Privatentwickler-Com- munity dürft sich daran so bald auch nichts ändern. Man kann also getrost einen neu- en Player dafür bauen – und nebenbei ele- gant die wenigen Mängel der Original-Mo- delle beseitigen. Der SMS-100 von SOtM funktioniert genau wie eine Squeezebox, lässt sich beliebig mit den Originalen mi- schen und mit deren Steuer-Apps kontrol- lieren, kennt aber kein Limit bei der Auflö- sung, und auch keines bei der erreichba- ren Klangqualität: Als reiner Digital-Spieler „klingt“ er eben so gut, wie es der ange- schlossene D/A-Wandler erlaubt. Und da der SMS-100 den DAC – anders als alle bisherigen Streaming-Laufwerke! – über eine asynchrone USB-Verbindung füttert statt über eine Jitter-anfällige S/PDIF-Lei- tung, wird dessen Klangpotential garan- tiert optimal genutzt. Gewohnter Squeeze-Komfort und freie Wandler-Wahl ohne Kompromisse beim Klang – es gab für 500 Euro schon schlech- tere Angebote. Zumal der SMS-100 viel mehr kann als nur eine Squeezebox zu imi- tieren: Ein Klick auf den „App Switcher“ im Webinterface (das man sich am besten als Bookmark auf sein bevorzugtes Steu- er-Tablet legt), und schon verwandelt sich Seelen-Wanderung Test: Bernhard Rietschel Fotos: Julian Bauer, Archiv FÜR SAUBEREN STROM: Die zwei Akkus im MBPS-100 wechseln sich ab: Einer versorgt den DAC, der andere wird gela- den. Eine LED-Ampel zeigt vorne den aktuellen Status an. KLEIN, REIN UND FEIN: Der SHP-100 kombiniert D/A-Wandler und Kopfhörer- Verstärker. Das quadratische Groß-IC ist ein modernes USB-Interface von XMOS. www.audio.de ›07 /2014 32 Digital-Quellen › NETZWERKSPIELER

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Wozu einen Netzwerkplayer komplett neu erfinden, wenn das beste Streamingsystem längst program-

miert ist? SOtM aus Korea lässt die Squeezebox auferstehen – und haucht ihr die Soul of the Music ein.

Linn kam mit der DS-Streamingplatt-form sieben Jahre später. Selbst Branchen-Pionier Sonos kann sich

nicht rühmen, das erste zugleich praxis- und HiFi-taugliche Netzwerk-Musiksys-tem gebaut zu haben. Der wahre Strea-ming-Vorreiter war Sean Adams mit sei-ner im Jahr 2000 gegründeten Firma Slim Devices. Deren Squeezebox-Player wa-ren technisch bewusst schlank („slim“) gehalten, wurden aber von einem umso intelligenteren Server versorgt, der zu-nächst Slim Server, dann Squeeze Center, Squeezebox Server und zuletzt – nach der Übernahme durch Logitech – Logitech Media Server (LMS) hieß. Der Vorteil an der Server-zentrierten Architektur: Die Player ließen sich preiswert bauen und er-wiesen sich als zukunftssicher, weil man neue Fähigkeiten und Features stets dem Server aufbürden konnte, ohne ständig die Kapazitäts-Grenzen der Player im Au-ge behalten zu müssen. Da das Squeezebox-Ökosystem konse-quent open source war, die Software also von jedem Interessierten weiterentwi-ckelt und ergänzt werden konnte, ist der Server heute sehr ausgereift und durch zahllose Plugins enorm komfortabel. Von der automatischen Anzeige der Song-texte bis zur Einbindung digitaler Raumkorrektur-Programme geht fast alles; eine fein konfigurierbare, detailreiche Sortierung lokaler Musik-Bibliotheken und die nahtlose Integration zahlrei-cher Cloud-Streamingdiens-te sind ohnehin selbstver-ständlich.Mit Playern haperte es zuletzt aber: Logitech verlor den Spaß an dem Support-intensiven und nur leidlich

rentablen Zukauf, sattelte auf tumbe Blue-tooth-Speaker um und ließ die Squeeze-fans Hardware-mäßig im Stich.Die Server-Infrastruktur, erhältlich für alle PC- und einige NAS-Betriebssysteme, wird aber weiter gepflegt – angesichts Hunderttausender von Nutzern weltweit und einer aktiven Privatentwickler-Com-munity dürft sich daran so bald auch nichts ändern. Man kann also getrost einen neu-en Player dafür bauen – und nebenbei ele-gant die wenigen Mängel der Original-Mo-delle beseitigen. Der SMS-100 von SOtM funktioniert genau wie eine Squeeze box, lässt sich beliebig mit den Originalen mi-schen und mit deren Steuer-Apps kontrol-lieren, kennt aber kein Limit bei der Auflö-sung, und auch keines bei der erreichba-

ren Klangqualität: Als reiner Digital-Spieler „klingt“ er eben so gut, wie es der ange-schlossene D/A-Wandler erlaubt. Und da der SMS-100 den DAC – anders als alle bisherigen Streaming-Laufwerke! – über eine asynchrone USB-Verbindung füttert statt über eine Jitter-anfällige S/PDIF-Lei-tung, wird dessen Klangpotential garan-tiert optimal genutzt.Gewohnter Squeeze-Komfort und freie Wandler-Wahl ohne Kompromisse beim Klang – es gab für 500 Euro schon schlech-tere Angebote. Zumal der SMS-100 viel mehr kann als nur eine Squeezebox zu imi-tieren: Ein Klick auf den „App Switcher“ im Webinterface (das man sich am besten als Bookmark auf sein bevorzugtes Steu-er-Tablet legt), und schon verwandelt sich

Seelen-Wanderung■ Test: Bernhard Rietschel

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FÜR SAUBEREN STROM: Die zwei Akkus im MBPS-100 wechseln sich ab: Einer versorgt den DAC, der andere wird gela-

den. Eine LED-Ampel zeigt vorne den aktuellen Status an.

KLEIN, REIN UND FEIN: Der SHP-100 kombiniert D/A-Wandler und Kopfhörer-Verstärker. Das quadratische Groß-IC ist ein modernes USB-Interface von XMOS.

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TESTStreaming-Laufwerk, DAC und Akku-Netzteil

SOTM SMS-100 500 € SOTM SHP-100 700 € SOTM MBPS-100 500 €

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Am SMS-100 allein gibt es nicht viel zu messen – es gibt die Musiksignale lediglich digital aus, ohne etwas daran zu ver-ändern. Der Stromverbrauch des Minirechners liegt bei 4,5W. Vom SMS-100 per USB beliefert, zeigte der D/A-Wandler SHP-

100 kerzengerade Frequenzgänge (1), sehr guten Rauschab-stand (115dB) und einen niederohmigen, kräftigen Ausgang (49Ω, 2,7V). Der Klirr ist sehr niedrig und weitgehend harmo-nisch (2), der Jitter mit 221ps niedrig.

MESSLABOR

das Kästchen in einen DLNA-Media-Ren-derer. Das freut etwa Fans des schicken Desktop-Musikprogramms JRiver, die den SMS dann direkt als Wiedergabege-rät auswählen können und dient, dank praktischer DLNA-Steuerprogramme wie Plug Player, als Alternative für alle Fälle, in denen mal kein Squeeze-Server zur Verfü-gung steht. Ein weiterer Klick macht den SMS zum Airplay-Empfänger, als Option Nummer vier steht ein Linux-basierter Hi-Res-Player zur Verfügung.Was nichts daran ändert, dass die virtuelle

Squeezebox das eigentliche Killer-Feature ist. Also flugs den aktuellen LMS herunter-geladen, instal-liert und auf die Musikbibliothek losgelassen, un-

terdessen die brillante Steuer-App iPeng besorgt (5,49€, die sich lohnen; alternativ gibt es den freien „Logitech Squeeze box Controller“). Der SMS braucht nur etwa eine Minute zum Hochfahren und schon kann's losgehen: Herrlich, diese Sortierop-tionen, die jeden Twonky-Server sparta-nisch wirken lassen! Die frei erweiterba-ren Abspiellisten, Squeezebox-Standard seit über zehn Jahren, fehlen manchem High-End-Streamer heute noch, ebenso die blitzschnelle Navigation innerhalb ei-nes Stücks, indem man einfach den Zeit-balken antippt und an die gewünschte Stelle zieht. Sogar der Lossless-Strea-mingdienst Wimp ist integriert.

FLOTTER DREIER: Aus DAC (oben), Streamer und optionalem Batterienetzteil hat man ruckzuck einen verblüffend klangstarken Netzwerkspieler zusammenge-stöpselt. Nicht im Bild – meist auch außerhalb des Hörraums: Ein NAS, PC oder Mac als Server.

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STECKBRIEFSOTMSHP-100 / MBPS-100

Vertrieb digital highend0201 / 8 32 58 25

www. digital-highend.deListenpreis 700 Euro (MBPS-100: 500€)Garantiezeit 2 JahreAbmessungen B x H x T 10,5 x 5,5 x 15 cmGewicht 0,2 / 0,4 kgDIGITAL IN/OUTUSB Host / Stream / iPod – / • / –Bluetooth / Codecs – / –Cinch/optisch/BNC/AES • / • / – / –DigitalOut/Analog In – / •AUSGÄNGECinch / XLR 1 / – (+Kopfhörer)Pegel regelbar • schaltb. Digitalfilter –AUSSTATTUNGFernbedienung – Anzeige kHz / Bit – / –max. Abtastrate 192kHz, DSD Besonderheiten –

AUDIOGRAMMÅKleines, vielseitiges Gerät mit verblüffend kräftigem, großformatigem Klang.ÍAnalogeingang nur über KH-Ausgang nutzbar

Klang Cinch 115Klang Cinch m. MBPS-100 118Ausstattung gutBedienung gutVerarbeitung sehr gut

KLANGURTEIL 118 PUNKTEPREIS/LEISTUNG SEHR GUT

STECKBRIEFSOTMSMS-100

Vertrieb digital highend0201 / 8 32 58 25

www. digital-highend.deListenpreis 500 EuroGarantiezeit 2 JahreMaße B x H x T 10,5 x 5,5 x 15 cmGewicht 0,2 kg

ANSCHLÜSSELaufwerk CD/DVD/BD – / – / –Analog In/Out – / –USB 3 x Typ B (Ausgang)Digital In koax/optisch – / –Digital out koax/optisch – / –Netzwerk LAN (1000Mbps)

FUNKTIONENDisplay / OSD – / (Webinterface)Schneller Vor/Rücklauf •Erweiterte Playlists (Queue) • (speicherbar)Bluetooth/Airplay – / •Coveranzeige • (App)Radio FM/DAB – / – Internetradio/Anbieter • / LMSFormate AAC, AIFF, ALAC, FLAC, MP3,

OGG, WAV, WMABenötigter Server Logitech Media Server,

UPnP/AVGapless • Vollw. Steuerung via App • (iOS, Android)... überträgt ganze Playlists •Max. Abtastrate 384kHz (PCM), DSD128

AUDIOGRAMM

ÅSehr vielseitiges Stre-aminglaufwerk mit sehr gutem USB-Ausgang Ínur per App bedienbar

Klang lossless (rein digitales Laufwerk)Bedienung gutVerarbeitung sehr gut

KLANGURTEIL – PUNKTEPREIS/LEISTUNG SEHR GUT

FAZIT

Auf asynchronem USB basieren-de, rein digitale Streaming-Lauf-werke wie den SMS-100 werden wir in Zukunft häufiger sehen. Der SOtM-Player garantiert zu einem sehr attraktiven Preis perfekte Praxiseigenschaften und die Un-terstützung aller denkbaren Au-dioformate. Auf der Wandlerseite garantiert er seinem Besitzer ma-ximale Freiheit und eine optimale Nutzung selbst höchstwertiger DACs – zumindest solange diese über einen USB-Eingang verfü-gen. Ein heißer Streaming-Tipp!

Bernhard RietschelAudio-Chefredakteur

Die Verbindung zum Wandler er-folgt nahtlos und automatisch, oh-ne Treiberinstallation. Beim DAC-Wechsel ist ein Restart der Squeeze-Funktion nötig

– Sekunden später ist das neu aufgezäumte Ge-spann zu Diensten.Als logischen DAC-Partner ver-wendeten wir den nagel-neuen Wand-ler-Kopfhörer-verstärker SHP-100 für 700 Euro, dessen Lautstärkerege-lung wahlweise auch auf die Line-Ausgänge wirkt, und der an der Referenzanlage kernig-dynamisch und sehr druckvoll musizierte – überraschend angesichts der Tatsache, dass nach dem DAC-Chip von Crystal (CS4398) und ei-nem Kopfhöreramp-Chip von Texas Inst-ruments (6120A2) keine weiteren Audio-Baugruppen im Signalweg stehen. Liefer-te der Linn Sneaky die Digitaldaten über den Koax-Eingang, klang es etwas wär-mer, aber auch verwaschener – die USB-Verbindung am SMS-100 zeigte ihre Über-legenheit hier hörbar.Im direkten Vergleich klang der SHP über seinen Line Out direkter und griffiger als der Rotel RDD-1580, gab Instrumente und besonders Stimmen aber nicht mit gleichen Natürlichkeit wieder wie sein Full-Size-Konkurrent, der zwar viel mehr Eingänge bietet, dafür aber ohne die DSD-Fähigkeit des SOtM und auch ohne des-sen Kopfhörerausgang auskommen muss. Via Kopfhörer klang der SHP rauscharm und fein, ohne aber zur Gefahr für aufwendiger gebaute reine KH-Amps wie den Beyerdynamic A2 zu werden.Dessen Transparenz und Neutralität (sie-he Seite 130) erreichte der SOtM auch mit dem optionalen Batterienetzteil MBPS-100 nicht ganz. Ein empfehlens-wertes Upgrade ist das Batterie-Power-pack aber auf jeden Fall: Es enthält zwei unabhängige NiMH-Akkus und eine intel-ligente Lade/Umschalt-Mimik, die auto-matisch zwischen beiden hin- und her-wechselt und den jeweils nicht benutzten Akku nachlädt, ohne dass der DAC davon etwas mitbekommt. Auch der Hörer be-

merkt nur, dass mehr Kraft, eine souverä-ne Ruhe und mehr Feindynamik im Klang Einzug halten – was sich mit einem zwei-ten MBPS am Player sogar noch steigern lässt. Der Gesamtpreis ist selbst dann noch absolut in Ordnung.

ARM, ABER SEXY: Der ARM-

Prozessor im SMS-100 braucht wenig

Strom und keine Küh-lung, spielt aber souve-

rän als DLNA-, Squeeze-box- und Airplay-Client.

VIELSEITIGKEITEMPFEHLUNG

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