Sowjetische Panzerzuege und Eisenbahngeschuetze 1917-1945amicale.3emedragons.free.fr/Docs materiels...

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    Panzerzug Nr.12 in Petrograd 1919

    Übergabe eines Panzerzuges an die Besatzung - etwa 1942. Die mit einem Stand für den Luftraumbeobachter mit Fla-MG versehene Lokomotive läuft in der Zugmitte. Rechts ist der Standardturm eines Panzers T-34f76 zu erkennen.

  • Sandini BibliothekSonderband 5-36

    Waffen und Fahrzeuge der Heere und Luftstreitkräfte

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    An den Kämpfen um Zarizyn beteiligt: Panzerzug "Tschernomorjez" der Roten Armee

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    "" SOWJETISCHE PANZERZUGE

    "" UND EISENBAHNGESCHUTZE

    1917 -1945 Wilfried Kopenhagen

    PODZUN-PALLAS-VERLAG • 61200 WölfersheiJ1l-Berstadt.

  • Sandini BibliothekVORWORT

    Veröffentlichungen über Panzerzüge sind sehr seI-ten, offizielle Unterlagen so gut wie nicht vorhan-den oder nicht zugänglich. Erscheint dennoch Ma-terial über diese nicht zu Unrecht als Dinosaurier des Militärwesens bezeichnete Waffentechnik -gleichgültig, ob als Artikel oder in größerem Um-fang - so ist regelmäßig ein nicht unbeträchtliches Echo interessierter Leser zu beobachten. So melde-ten sich nach dem Erscheinen des WaITen-Arsenal-Bandes "Deutsche Panzerzüge im Zweiten Welt-krieg" (1986) viele ehemalige Angehörige dieser SpczialwalTe. Deren Hilfe sowie die inzwischen ge-sammelten Unterlagen ermöglichten es dem Autor Wolfgang Sawodny, das WalTen-Arsenal Sonderheft 13 mit fast neuern Bildmaterial vorzulegen. Es trägt den Titel" Panzerzüge im Einsatz auf deutscher Seite 1939 - 1945" (Podzun-Pallas-Verlag Friedberg, 1989). Da die deutschen Panzerzüge zum Teil aus erbeuteten tschechischen, polnischen, französischen und sowjetischen Lokomotiven, Waggons sowie Draisinen bestanden, sind die 112 Fotos sowie die Zeichnungen der einzelnen Panzerfahrzeugtypen über den deutschsprachigen Raum hinaus von be-sonderem Interesse. Nicht zuletzt ist diese Veröffent-lichung auch für den Modellbau eine Fundgrube. Mit den abschließenden Tabellen vermittelt Wolfgang Sawodny einen konzentrierten Überblick zur Auf-

    LITERATURVERZEICHNIS: Heigls Taschenbuch der Tanks, Teil m, München 1935. W.A. Potzelujew: Bronenoszi shelesnich dorog, Mos-kau 1982 Autorengruppe: Ognewoi metsch Leningrad, Leningrad 1977. Autorengruppe: Orushije Pobedy 1941-1945, Moskau 1985. N.A.Anoschtschenko: Wosduchoplawatjeli. Moskau 1960. W.W. Filippow: Wosduchoplawatjeli, Moskau 1989. Autorengruppe: Grashdanskaja Woina i wojennaja Interwenzija w SSSR, Moskau 1983 Verschiedene Jahrgänge der Zeitschriften Technika i Woorushenije und Modelist Konstruktor (beide Moskau)

    Titelbild: Sowjetischer Panzerzug 1942 an der Front vor Moskau.

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    stellung, zu den Einsatzräumen sowie zum Verbleib der deutschen Panzerzüge und -Triebwagen, dar-über hinaus zu der Bewaffnung und zu den Besat-zungen im Zeilraum 1939 bis 1945. Deshalb sowie aus Platzgründen wird in der folgenden Doku-mentation darauf verzichtet, auf jene sowjetischen )Janzerzüge, -Draisinen und Panzerspähwagen auf Schienen einzugehen, die als Kriegsbeute auf deut-scher Seite verwendet worden sind. Vielmehr soll ein Gesamtüberblick zu den Panzer-zügen, Panzerdraisinen sowie Eisellbahngeschützen, zu den Aufgaben und Einsatzbereichen dieser schienengebundenen Waffen in der Sowjetunion ge-geben werden. Bei der Fülle des Materials war es notwendig, sich sowohl bei dem Text als auch bei der Illustration zu beschränken. So konnte weder auf die Konstrukteure oder die Kommandeure von Panzerzügen noch auf die Herstellerwerke eingegan-gen werden. Auf die Darstellung der allgemeinen Geschichte von Panzerzügen sowie der generellen Einsatzprinzipien ist ebenfalls verzichtet worden, um eine Wiederho-lung zu vorliegendenArbeiten zu vermeiden. Für die folgenden Ausführungen sind ausschließlich Quel-len der UdSSR verwendet worden. Dank schuldet der Autor Herrn Major Ingenieur Andrej Beskur-nikow für seine Unterstützung in Wort und Bild.

    BIL~QUELLEN

    Autor (4), Archiv Autor (48), Archiv "trend" (26), Hübner (2), Krzyzan (7). Zeichnungen: Modelist Konstruktor Titelbild: Heiner Rode

    Alle Rechte. auch die des aUS"Lugs ... eisen Nachdruck!!. beim )'ODZUN-PALLAS· \lERLAG Gmbll. KohihäusersIr. 8 61200 WÖLFERSHEIM BEItSTAOT Tel. 0 60 36 / 94 36 · Fax 0 60 J(j / 62 70

    \'~nlßtwortlich für den Inhalt Ist der Autor.

    !)IIS WAH' EN·ARSENAL Gesarnlredaktion: Horst Schclbert

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    Verkllurspreis mr Deutschland : IUIO I)M. Österreich: 131.· Schilling; Schweiz 17,80 sfr.

    • Für defl ~errelchl~hen ßuchharKIcl: \'erfagsalLo;Iiffenmg Dr. lIalri, InduslrieholStadlau, Dr. Otto-Neurllth-G_ 5, 1220 Wier!

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    Panzerzug der rlIssischen Armee VOll / 9 /4

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    EINFUHRUNG

    In der Geschichte geht es sehr oft recht kurios zu. So berichtete der Militärhistoriker Dimitri Wolkogonow, daß Stalin 1921 über den damaligen Vorsitzenden des Revolutionären Kriegsrates Trotzki - also über den obersten Militärbefehlshaber - sehr empört war, weil der sich bei seinen häufigen Fahrten zur kämpfen-den Truppe nicht nur mit einer großen Schar in Le-der gekleideter junger Rotarmisten umgab, sondern sich auch noch häufig von zwei Panzerzügen beglei-ten ließ. Dieser Aufwand war für Stalin, der Trotzki ob seines Rednertalentes, seiner Energie und seiner Popularität ohnehin beneidete, eine Herausforderung. Damals konnte er noch nicht ahnen, daß er - der Flug-reisen nicht ausstehen konnte - für seine Sicherheit während der Bahnfahrt zu der Potsdamer Konferenz im Juli 1945 auf der 1923 km langen Fahrstrecke -UdSSR 1095 km, Polen 594 km, Deutschland 234 km, acht Panzerolüge des NKWD aufbieten würde. Der Vollständigkeit halber sei hinzugefügt, daß auf jeden

    Improvisierte Panzerzüge waren oft mit einem Feld-geschütz als Bugwaffe ausgestattet.

    Eisenbahnkilometer etwa sechs bis 15 Wachposten kamen. Insgesamt sicherte das NKWD die Strecke durch 11 Regimenter mit 17 000 Mann sowie 1515 Soldaten des operativen Personals. Es sei dahinge-stellt, ob Stalin ein besonderes persönliches Verhält-nis zu diesen Stahlkolossen auf Schienen hatte, oder ob die Idee, die Strecke Moskau - Potsdam auf diese Weise zu sichern aus seiner Umgebung stammte. Tat-sächlich kann man sagen, daß mit dieser Episode auch das Ende dieser Waffenart herangekommen war. Die ohnehin spärlichen sowjetischen Veröffentlichungen über Unterstellungsverhältnisse, Strukturen, Um-gliederungen, personelle und materielle Ausstattun-gen, Verluste, Gesamtbestand oder Verbleib des Ma-terials sowie zu weiteren Details im Panzerzugwesen der UdSSR enthielten in der Nachkriegszeit keinerlei Informationen über Vorstellungen, Panzerzüge oder andere gepanzerte Schienenfahrzeuge auch weiterhin zu verwenden. Daß es dennoch Überlegungen in die-

    Eine 76,2-mm-Feldkanone /9/8 in einem Panzerzug an der Ost/rollt.

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    Feldgeschiitz in einer drehbaren wltl gepanzerten Bettung.

    ser Richtung gegeben hat, beweist der 1975 auch vom Fernsehen der DDR ausgestrahlte sowjetische Doku-mentarfilm "Erben des Sieges". Er zeigte einen Panzerzug in Neuaunage: Da rollte ein mit elektroni-schen Vierlings-Fla-WatTen und mit Türmen des Pan-zers T-62 bestückter, sehr gedrungener Zug über die Schienen, der von einer Diesellok gezogen wurde. Von

    Europa (einschlielUich Rußland) darunter Deutschland Rußland

    USA Asien (ohne Rußland) Afrika Australien

    Streckenlänge (km) 1900 1904

    282.878

    51.391 48.460

    311.094 60.301 20.114 24.014

    305.407

    55.564 54.708

    344.172 77.206 26.074 27.052

    sowjetischen Pan7.eroffizieren war damals zu diesem Thema folgende persönliche Meinung zu hören: Die frage, ob Panzerl.üge unter heutigen Bedingungen noch zweckmäßig sind, ist schwer zu beantworten. Denkbar wäre aber beispielsweise, herkömmliche Panzer auf von starken Luftabwehrmitteln gesicher-te und darüber hinaus gepanzerte Waggons zu set-zen. Sinnvoll wäre allerdings - so damals die Ansicht der Panzeroffiziere - ein solches Verfahren nur, wenn Schienen die einzige Kommunikationsmöglichkeit darstellten, um schneller zum bedrohten Abschnitt zu kommen. Das könnten wüsten- oder taigaähnliche Bezirke mit groUer Ausweitung sein. Nach diesem inzwischen 20 Jahre zurückliegenden Dokumentar-film zu Nachkriegsentwicklungen auf dem Gebiet der sowjetischen MiHtärtechnik sind keinerlei Infor-mationen mehr zum Thema Panzerzüge bekannt geworden.

    Die Basis waren die Eisenbahntruppen und das Eisenbahnnetz. Fast gleichzeitig mit dem Bau von EisenbahnJinien entstanden in Europa in den mei-sten Ländern auch Eisenbahntruppen. Ihre Bezeich-

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    /rkutsk /9/8 - eine \'on Eisenbahllem gepanzerte Lok.

    Zuwachs (%)

    7,6

    8,1 12,9

    10,6 28,0 29,6 12,6

    Eisenbahndichte (kmllOO km ')

    3,0 (Zuwachs UdSSR allein im Zeitraum 1922 bis 1940 mehr als 22.000 km)

    10,3 0,9 (davon im westlichen Teil der UdSSR allein etwa 3000 km) 4,0 0,3 0,08 0,3

    nung, Gliederung, Stärke undAusstattung waren in den einzelnen Ländern zwar unterschiedlich, ihre Aufgaben stimmten aber weitgehend überein: Die Eisenbahntruppen hatten in Friedenszeiten stra-tegisch wichtige Strecken zu bauen, dabei ihre Aus-bildungsmethoden zu verbessern, eventuell neues Gerät für die Eisenbahnindustrie zu erproben und Kunstbauten einschließlich komplizierter Brücken auf billigere Weise zu errichten als die zivilen Kräf-te. Anfang des 20. Jahrhunderts gab es folgendes Eisenbahnnetz (s.w.). Um 1900 besaßen 14 europäische Länder Eisenbahn-truppen - kleinere wie Belgien, Bulgarien, die Nie. derlande und Dänemark haUen je eine Kompanie. Österreich- Ungarn verfügte über zwei Bataillone, Deutschland über 27 Kompanien und Rußland über insgesamt 35 Kompanien mit je vier Offizieren und 123 Mann (im Kriegsfall aufgestOCkt auf 260 Mann). lm russisch - japanischen Krieg (19041 05) bewiesen die dort eingesetzten sieben Bataillone der Eisen-bahntruppen ihre Leistwlgsmhigkeit, wenn auch das Kriegsabenteuer mr das Zarenreich verloren ging. Es ist nicht belegt, daß die heiden damals eingesetz-

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    teD russischen Panzerzüge zu den Eisenbahntruppen gehörten, es ist aber anzunehmen. Fest steht jedoch. daß sie die russischen Truppen erfolgreich gegen die nachstonenden japanischen Verbände gedeckt ha-ben und so noch größere Verluste verhinderten. Er-wähnenswert ist, daß bereits vorher ein russischer Panzerzug im Fernen Osten operierte. Er gehörte mit 200 Soldaten zu dem russischen Kontingent des internationalen Expeditionskorps europäischer Großmächte, das im August 1900 während des Boxeraufstandes (fremdenfeindlicher Aufstand in Nordostchina 1900 I 01) Peking einnahm. Bis zum I. Weltkrieg hatten die Panzerzüge im rus-sischen Militärwesen keine grof~e Bedeutung. Zwar waren einige vorhanden (die Angaben sind wider-sprüchlich: sie schwanken zwischen zwei und zehn). Während des Krieges selbst verfügten alle beteilig-ten Staaten zwar über Panzerzüge (Belgien, Frank-reich, England mindestens je einer an der Front, Deutschland 15, Österreich 10, Rußland 4), wegen der schnell erstarrenden Front spielten sie allerdings im Westen kaum eine Rolle. Vorwiegend dienten sie zur Sicherung im Hinterland. Da das Personal und die Waffen an der Front benötigt wurden, reduzier-te die Führung in Deutschland und Österreich den Bcstand an Panzerzügen auf 50%. Die russischen Panzerzüge gehörten im 1. Weltkrieg zum Bestand der Eisenbahntruppcn und waren re-lativ einheitlich ausgestattet: So besaß jeder dieser russischen Panzerzüge zwei 76,2-mm-Geschütze so-wie bis zu 20 schwere Maschinengewehre. Die Ge-schütze waren noch nicht zum Rundumbeschull ge-eignet. Sie wurden auf Drehsockeln auf dem gedeck-ten und gepanzerten Plattenwagen installiert und konnten nur in einem begrenzten Bereich seitlich schießen. Die an der Spitze und am Ende des Zuges eingereihten Geschütze konnten also lediglich längs der Bewegungsrichtung nach vorne oder/und hin-ten feuern. Diese Art wurde in der Folgezeit in der russischen Armee als Panzerplattenwagen bezeich-net. Erst im Verlaufe des Krieges erhielten die rus-sischen Panzerzüge Drehlürme mit Kanonen zum Rundumbeschuß. Da die Bahnlinien im frontnahen Raum bereits in der Anfangsperiode stark zerstört

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    Diese Lok des Ponzenuges Nr. 49 ist 19 / 9 llmgebaut worden,

    Mit 76-mm-Flak bel .. 'ojJIJeter Ponzerzug Nr. 44 im März /9/9.

    Ponzerzug Nr. 85

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    Panzerzug Nr. 204 mit großkalibrigen Kanonen in drehbaren Tümlel! als Vorläufer fiir die späteren Eisenbahn-geschütze der UdSSR.

    Beispielefurdie Fonnierung von Panzenügen: 1/2/4 - Flak-Panzerzüge des Werkes Jshorsk (darunter Nt: 44 "Wolodarskowo~ und 3. Petrograder ~ Mstiljel"); 3· Nr. 41,. 5- Nr. 67 N Bo/gar"; 6 - 2. Petrograder; 8 - Nt: 87 N lII. Imemationale"; 9 - Nt: 14; 10 - Nr. 10 "Rosa Luxemburg"; If - Nr. 17 "Tod oder Sieg"; /2 - Nr. 85; 13 - "Ge,w~'se Leo Trotzkt,- /4 - Nr. 64 "Zellfrobron"; 16 - Nr. 3 "Sieg den Sowjet:(; 18 - Nr. 4 "Kommwwr"; /9 - Nt: 20; 20 - Nr. 7/ ("Achtirez"); 2/ - Nr. 7 "Stenlw Rasin"; 24 - Nr. 45; 25 - Nr. J()() "Freies Rußland"; 26 - Nr. 98 "So~jetrußland"; 27 - Nr. 27 HBurja"; 28 - Nr. 89; 29 - Nr. 96; 30 - Nr. 60 "Kar! Liebknecht"; 31 - "Kommunist"; 32 - Nr. 34 A - "Rorannisr".

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  • Sandini Bibliothekwaren, sind die russischen Panzerzüge in dieser Zeit kaum eingesetzt worden. Nur dann - so berichten russische Fachleute im Gegensatz zu den Erfahrun-gen mit Panzerzügen an der Westfront - wenn es zum Stellungskrieg kam, unterstützten die Panzerzüge die Bodentruppen recht wirksam. Auf Rochade-gleisen längs der Frontlinien hätten sie schnell auf Situationsveränderungen reagiert und bedrohten Frontabschnitten schnell zu Hilfe eilen können. Eine besonders breite Anwendung fanden Panzer-züge in Rußland aber erst nach der Oktober- Revo-lution von 1917. Das betraf die Truppen der Weißen ebenso wie di e der Roten, aber auch die Inter-ventionsarmeen und die in Sibirien konzentrierten gefangenen Tschechen (ehemals Soldaten Österreich . Ungarns) kämpften nach ihrem Aufstand mit Panzerzügen. Fast überall, wo es größere Eisenbahn·

    Rechts: Die 3. Ballon·Abteilung war im Panzerzug Nr. 9 ulllergebracht. Bei diesem Zug war die Lok nicht gepanzerl,dajür aber der Wagen mit der auj einem Auto installierten Ballon· Winde.

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    Oben: Mai 1919 - der Panzerzug H Wolja ~ operiert mit der 23. Ballon·Abteilung, hier der gepanzerte Ballon-Transporter.

    Links: Ein aufwendiges UlIlernehmen . Aujstieg eines Beobachtungs·Balions ~on einem Panzerzug.

    werkstätten gab - so in Moskau, Petrograd (heute wieder St. Petersburg), Charkow, Lugansk, Brjansk • Zaryzino und lGew - bauten dieArbeiter vor allem für die Roten "Bronelutschki". So bezeichnete man die zunächst improvisierten Panzerzüge. Sie bestan-den aus Kohlenloren mit seitlichen Einschnitten für die Maschinengewehre sowie aus einfachen Platten-wagen, auf die man häufig komplette Feldgeschütze

    . stellte. Schwellen und Sandsäcke bildeten die provi-sorische Panzerung, die Lokomotiven blieben oft ungeschützt.

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  • Sandini BibliothekDER STANDARD-PANZERZUG BLIEB BIS ZUM

    2. WELTKRIEG ERHALTEN Nach sowjetischen Quellen fand der erste Kampf ei-nes solchen Panzer LUges am 20. November J917 15 km nördlkh der Staniza Shlobin statt, um den Auf-stand eines Stoß bataillons des weißen Generals Duchonin zu unterdrücken, der eine Meuterei im Oberkommando des Hauptquartiers versucht hatte. Die WalTen des Pan7.erzuges unterstützen dabei ein Infanterieregiment und ein Matrosenbataillon. Nicht bekannt ist, ob sich dabei schon das später klassische Zusammenwirken zwischen dem mitgeführten Stoß-trupp und den eigenen Bordwaffen mit der Infante-rie bzw. Kavallerie entfaltete. Im Verlauf der Kämp-fe in Rußland entwickelte sich jedenfalls diese noch im 2. Weltkrieg übliche Kombination ebenso wie die Anordnung der WalTen in Drehtüren bzw. seitlichen Erkern, um ein möglichst großes Richtfeld zu erhal-ten. Auch die noch bis zum 2. Weltkrieg erhaltene Gruppierung der Waggons um die nach und nach ebenfalls in die Panzerung einbezogene Lokomotive sowie die vor und hinter dem Zug angeordneten "Kontroller" - für die eigene Sicherheit zum Auslö-sen von Minen oder zur Abwehr von mit Sprengstoff beladenen Wagen (Brander) - wurden damals bereits Standard. Die Führung der revolutionären Verbände. später als Rote Armee bezeichnet, sah im Panzerzug eine star-ke Waffe, mit der sie die im Vergleich zu den Trup-pen der Interventen und Weißgardisten schwache Ausstattung der Roten Armee unterstüb..cn konnten.

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    Die weite Verbreitung von Panzerzügen ist darüber hinaus auch gefOrdert worden, weil die Kampfhand-lungen in der ersten Periode des Bürgerkrieges meist entlang der Bahnlinien geführt wurden. "-lugzeuge fehlten fast völlig, und das Straßennetz war schlecht entwickelt. So bildeten die Eisenbahnschienen in den unermeßlichen Weiten oft die einzige Verkehrsver-bindun.s· Ohne Ubertreibung kann man sagen, daß Panzer-züge in Rußland ab Herbst 1917 bei allen gronen Kämpfenjener Jahre erfolgreich beteiligt waren. Oft stellten die Arbeiter die Panzerzüge nicht nur her, sondern sie bildeten auch gleich die Besatzung. Verfügte die Sowjetarmee 1918 über 23 Panzerzüge, so besaß sie Ende 1919 bereits 59, und gegen Ende der Interventionskriege 1921 waren es gar 103. Ei-nige dieser Züge kamen übrigens - repariert und modernisiert. noch während des 2. Weltkrieges an die Front. In der Regel klärten die Panzerzüge als Vortrupp die Lage, nahmen das Gefecht mit dem Gegner auf, deckten die Entfaltung der eigenen In-fanterie/Kavallerie zur Kampfordnung, unterstütz-ten diese beim Angriff oder beim Rückzug mit ih-rem Feuer. Im Vergleich mit der Feldartillerie wie-sen Panzerzüge einen großen Vorteil auf: Sie konn-ten ohne Zeitverlust und sogar in der Bewegung schießen, das Feuer lieU sich aus ihnen leicht kon-zentrieren. Sie führten einen großen Munitionsvor-rat mit. Darüber hinaus schützten sie die Bedienun-

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    Sowjetischer Potlzerzug aus den 30er Jahren: die schmalen BeobachtuIIgslÜmrchen zwischen den lj-cm-Haubitze" lasseI! die Augellverbindutlg über die Waffentünne hinweg zu, behindern tiere" Sei fenrichtfeld aber kaum.

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  • Sandini Bibliothekgen und befOrderlen zusiitzlich Infanterie-Einheilen. Dadurch waren sie in der Lage, selbständig takti-scheAufgaben zu lösen. In mehreren FäUen führten sowjetrussische Panzerzüge sogar einen Fesselbal-lon zur Beobachtung und zur Leitung des Feuers mit sich. In der Regel fuhr die Lokomotive in der Mitte des Panzerzuges. Der Kommandant war, wenn der Zug Stellung bezogen hatte, mit allen Gefechts-abschnitten telefonisch verbunden. So konnte die eigene Reiterei und/oder Infanterie von den Schie-nen aus wirksam unterstützt werden. Bei den Kämpfen um Zaryzin (später Stalingrad, dann Wolgograd) im Oktober 1918 wurden Panzer-züge erstmals in grünerer Anzahl verwendet. Mit Hilfe einer zentralen Feuerleitung konnte mit den SO Geschützen der 12 Panzerzüge geschickt manö-vriert werden, um schnell dem am meisten bedroh-tenAbschnitt zur I-lilfe zu eilen. Um die Konstrukti-on der Panzerzüge zu verbessern, wurden sie ab Mitte 1918 nicht mehr an der Front, sondern nur noch in Werken gebaut. Sechs bis acht Millimeter starke Stahlbleche traten an die Stelle der Schwel-len und Sandsiicke. Die Lokomotiven panzerte man nun generell, und Geschütze mit kleinerem Kaliber wurden nur noch in drehbaren Türmen unterge-bracht. Damit am Zuge entlang geschossen werden

    konnte, setzte man die Maschinengewehre in Seiten-schießscharten oder in herausfahrbare Erker. Eini-ge Panzerzüge jedoch wurden mit lOO-mm- oder 120-mm-Marinegeschützen bestückt. Das waren Panzerzug-Batterien, die später als Kampfeinheiten der Eisenbahnartillerie im Rahmen der Küsten-verteidigung selbständig wurden. Vorwiegend stellten nun die Putilow-, Ishorski- und Obuchowski-Werke Panzer.tüge her. Um eine Stan-dardisierung bei der vorhandenen Vielfalt zu errei-chen, legte die militärische Kommission Zentrobron am 31. Januar 1918 fest, daß Panzerzüge der I. Klas-se aus einem Kontrollwagen (führt auch Werkzeu-ge, Ersatzteile und technisches Gerät mit) vorn und hinten, aus der Lokomotive in der Mitte und einem Geschützwagen (Kaliber bis 75 mm) davor und da-hinter zu bestehen hatten. Der Panzerzug 2. Klasse sollte bei gleichem Aufbau mit WalTen im Kaliber von 100 bis ISO mm bestückt sein. Jeder Panzerzug sollte eine Besatzung von 37 bis 172 Mann haben und mit zwei bis vier Kanonen sowie vier bis 16 Maschinengewehren bewaffnet sein. Im März 1919 wurde lediglich die Einteilung in leichte und schwe-re Panzerzüge restgelegt, und ab 1920 galt die Ein-teilung in die Panzerzugtypen A, Bund W (siehe Tabelle).

    TABELLE 1: SOWJETISCHE PANZERZUGTYPEN 1918 bis 1920 Bestand an Personal Bewaffnung Munitionsvorrat Materialteil

    e • E ~ e '" -.- .- ~ ~ ~ ~ • '" a e e ~ ~ e .. ~ -.-.. ~ = e ~ > -- ~ ~ E e " ~ e -.-e. e ~- -• - e • • ~ . e. ~ E '" .- -.- e " E ~ ~ .., c '" '" ~ • c ~ ~ . u u C • c. " ~ Panzerzugtyp '" ..: =.': ~ ~ ~ ~ ~"" e '" ~ = - c.. e e • :;: ~ ~ = ~ e '-' '-' .. ~'"' .. ~ - .- .- '" • •

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    " 15 15 I 80 1200 1+) I 'E Panzerlorcn 1919 - -• Typ "ß" 1920 57 43 14 2 4 250 240000 I 2 -c Typ "W" C

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    • ~ +) ungepanzerte Lokomotive

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    BeJehlsstalid im Führertunll eines sowjetischen Pallzerzuges vor /935 mir Verbindung zu alIeIl wichtigen Stationen.

    Gesclulrwediemmg im J 5-cm-Turm: mit der rechten Halid bedien' der Kanonier die Hbl!ellrichtmaschine der Waffe, mit der Unken bewirkt er das Schwenken des Tumles.

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    Wahrscheinlich der Kriegsbeute elllstammender Pallzerzug aus deli 30er Jahren.

    DIE ENTWICKLUNG IN DEN 20ER UND 30ER JAHREN Nach dem Einführen eines Stellenplanes für die Stan-dard-Panzerzüge befaßten sich das Depot in Nishni Nowgorod sowie die Stützpunkte in Zaryzino, Tambow, Koslow und Nowosibirsk mit der Ausrü-stung derartiger Züge. Auf der Basis dieser neuen Einheiten wurden die Reservebrigaden gebildet. Als grundsätzliche Aufgabe der Panzerzüge sah die militärische Führung das Unterstützen derTruppen mitArtillerie- und Maschinengewehrfeuer sowie den Schutz von Bahnhöfen und Eisenbahnlinien an. Eine besondere Rolle spielten die Panzerzüge der Roten Armee 1920 im Kampf mit polnischen Streitkräf-ten, insbesondere mit deren beweglichen und sehr schlagkräftigen Kavallerieverbänden. Gegen diese war die rote Infanterie allein recht hilflos. Der pol-nische Generalstab urteilte dann auch während der Intervention von 1920: Die Roten Panzerzüge sind unser mächtigster und furchtbarster Feind, sie sind gut ausgerüstet, entschlossen und mutig. Nach den Erfahrungen des Bürgerkrieges und der Intervention fremder Armeen in Rußland sah die Führung der RotenArmee Panzerzüge als unersetz-lich für Kampfbandlungen in unmittelbarer Nähe der Eisenbahnlinien und -knoten an. Da zu jener Zeit noch keine großen Verbände mit gepanzerten Kampfwagen, also Panzern, verfügbar waren, ent-wickelte die Rote Armee folgende Ansichten zur Rolle ihrer Panzerzüge: Für den Angriff müssen Panzerzüge mit an Bord genommenen Infanterieeinheiten (im Normalfall je Panzerzug bis-zu drei Schützenzüge - etwa 90 Sol-daten mit Bewaffnung) vor den eigenen Linien an den am meisten gefährdeten Abschnitten operieren, bis die eigenen Hauptkräfte herangekommen sind. Werden gegnerischeTruppenteile verfolgt, so haben Panzerzüge gemeinsam mit der Kavallerie diesen

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    jede Gelegenheit zu nehmen, sich festsetzen zu kön-nen. In der Verteidigung bilden Panzerzüge eine mobile Feuerreserve, um dem durchbrechenden Gegner ei-nen mächtigen Schlag zu versetzen. Sie tauchen un-erwartet vor ihm auf, vernichten Panzerwagen, Ar-tillerie und Infanterie. Beim Rückzug der eigenen Truppen haben die Panzerzüge Feuerschutz zu ge-ben.Außerdem obliegt es ihnen, die Bahnlinien und Bahnhöfe zu schützen. Dazu wurden die zu den Panzertruppen gehören-den Panzerzüge zu Abteilungen mit zwei bis drei Einheiten und die Abteilungen zu Panzerzug-Regi-mentern zusammengcfaßt. Für Verbindungs-aufgaben erhielten diese Verbände MG-bewaffnete Panzerdraisinen und später Panzerautomobile, die für die Fahrt auf Schienen umgerüstet waren. Um eine noch weitgehende Standardisierung zu errei-chen, sind bis zum Beginn des Krieges mehrere Panzerzug-Typen geschaffen worden. Den Auftrag dafür erhielten mehrere Lokomotiv-Werke. Verlangt worden war, auch die Lokomotive allseitig zu pan-zern und neben neuen Artillerie-Wagen auch Flak-Wagen zu schaffen. Im Gegensatz zu den Kämpfen nach 1917 mußte mit starken Fliegerkräften gerech-net werden. Um 1920 hatte es ausgereicht, einige Maschinengewehre und gelegentlich auch Kanonen für die Fliegerabwehr zu installieren. Beim Typ SP-35 war die Forderung nach bordeigener Fliegerab-wehr noch nicht berücksichtigt, und beim Panzer· zug·Typ NKPS-42 wurden die Fla-MG auf den Artillerietürmen untergebracht. Die Tabelle 2 gibt einen Überblick zur Zusammen-setzung und Bewaffnung der vier Hauptarten, von denen der Typ BP-43 nach den Erfahrungen aus der Anfangszeit des Krieges geschaffen worden ist .

    Panzerzug vom Typ BP-35 (BP - bronepoje!id . Panzerzug Modell 35).

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    Gepalll.ener Waggon des 81'-35. Gilt erkennbar sind die Erker mit deli Maxim -Maschi-nengewehren in den Seilenwünden.

    PC/II zer..ug NKPS-42.

    Gepanzerter ~"hggoll des NKPS-42.

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    Ein mir Artillerie-Waffen beladener Zug der Roten Armee passiert eine Station mit einem Pallzerzug OB-3. Auf dem Tel/der der Lok befindet sich ein Maxim- Vierling zur Fliegerabwehr.

    Hier fehlt die Flo- Waffe allf dem Tender.

    UnieIl : Gepanzerter Waggon des 08-3.

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    Für die Form der PWlt.e+ rung und der Türme sowie für die Unterbringung der Waffen gab es zahlreiche Modifikationen. Hier drei gepanzerte Waggons aus der AnJaligszeit des Krieges gegen die Sowjetuniofl.

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    Links: Ein offizielles AgenturJoto sowjetischer Panzerzüge aus den 30er Jahren .

    Umen links: Vom Kampf gezeichnete Panzer-draisine - gut zu erken-nen das Maxim-MG gegen Tie.fJlieger.

    Umen rechts: Deutsche Soldaten untersuchen einen erbeuteten Panzer-zug - wie andere ist er sicher gern in den eigenen Bestand einge-reiht worden .

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  • Sandini BibliothekTABELLE 2: SOWJETISCHE PANZERZUGTYPEN 1941 BIS 1945

    Panzerzugtyp BP-35 08-3 NKPS-42 8P-43

    gepanzerte Artillerie-Wagen 2 4 2 4 Flak-Plattenwagen - 2 - 2 Sicherheitswagen 4 4 4 4 Geschütze 76,2 rum 8 4 4 4 Fla-Waffen 37 Olm - 2 - 4 sMG Maxim 7,62 rum 8 16 - -sMG DT 7,62 rum - - 12 12 Fla-MG DSchk 12,7 rum - - 2 1

    BP-43 - EINE DER LETZTEN KONSTRUKTIONEN

    Der Panzerzug BP-43, Baujahr, bestand aus je vier Sicherheits und vier Artillerie-Plattcnwagen, zwei Wagen mit FliegerabwehrwafTen und der gepanzer-ten Lokomotive PR-43. Das war eine übliche Lok der Serie OW, die mit Panzerblech verkleidet wor-den war. Alle Mechanismen blieben über verschlieU-bare Panzerluken zugänglich. Die Beobachtungs-mittel sowie die Fenster wurden ebenfalls von Panzerabdeckungen geschützt. Auf dem gleichfalls gepanzerten Tender befanden sich der Kommando-turm sowie ein oben offener Stand für das großkali-brige Fla-MG DSchK. Die Lok war mit einem Sprachrohr sowie einer Licht- und Tonsignalisation versehen. Für die Verbindung nach außen war im Kommandoturm ein Funkgerät installiert. Die Sprachrohrverbindung verlief über Gummisehläu-che und Metallrohre. Sie verband den Kommandeur des Panzerzuges mit dem Maschinisten, den Kom-mandeuren der einzelnen Gefechtswagen sowie mit dem Fla-MG-Schützen. Auf jedem der rundum gepanzertenArtilleriewagen befand sich ein Thrm des Panzers T-34n6 mit der 76,2-mm-Kanone F-34 sowie dem achsparallelen 7,62-mm-MG DT. Aus Standardisierungsgründen griffen die sowjetischen Konstrukteure auf komplet-te Panzertürme für die Bewaffnung von Panzer-

    zügen und Panzerbooten (diese Gattung kleine r Kampfschiffe gab es nur in der Roten Armee) zu-rück. Je nach Lage sind vor und besonders während des Krieges die kompletten Türme unterschiedlicher

    Er zeigte eine Panzerung an besonders wichtigen Stellen bis zu 100 Olm als Schutz gegen Granaten bis zum Kaliber 75 Olm.

    Fahrbereich mit 10 t Kohle oder 6 t Diesel (bei Diesel-Lok) bis 120 km bei einer Höchstgeschwin-digkeit von 45 kmlh. Gesamtmasse eines Panzerzuges etwa 400 t.

    Angaben zur Bewaffnung Schußbercich der Geschütze in Türmen horizon-tal 300 bis 330°, vertikal-7 bis +40° .

    SchuUentfernung der Geschütze 8000 bis 10000 m der Maschincngewehre 800 bis 1000 m. Munitionsvorrat Geschütze 76,2 Olm -280 Gra-natcn

    107 mm - 200 Granaten Flak 37 Olm - bis 600 Granatpatronen Fla-MG l2,7 mm - bis zu 10000 Patronen sMG Maxim 7,62 Olm - 5000 Patronen gegurtet

    ,

    Mit Standardturm des T-34f76 ausgestattet - Panzerzugtyp BP-43. •

    16

  • Sandini BibliothekPanzertypen zur Bewaffnung von Panzerzügen ver-wendet worden. Der Vollständigkeit halber sei er-wähnt, daß während des 2. Weltkrieges ebenso wie in der Zeit nach 1917 improvisierte Panzerzüge un-terschiedlichster Art gebaut worden sind. Das ging hin bis zur bewaffneten StraUenbahn, wovon man sich im Museum von Odessa überzeugen kann.

    Doch zurück zum Panzerzug-Typ BP-43: an den Wänden der Artillerie-Wagen war an jeder Seite ein schweres MG DT im Kugelgelenk eingebaut. Nach oben gab es eine Luke, zu dem Nachbarwagen einen

    " gedeckten Ubergang. Für den Ausstieg aus dem Plattenwagen unter Gefechtsbedingungen gab es im unteren Teil zwei kleine Doppeltüren. Beobachtet wurde durch Sehschlitze in den Bordwänden und durch die Sichtgeräte der T-34-Türme.Auf den frei-en Enden der Plaltenwagen lienen sich verschiede-ne Lasten, Reserveschienen und Schwellen transpor-tieren. Luken nahmen Schanzgerät und Werkzeuge für Gleisreparaturen auf. Über gepanzerte Verbin-dungen gelangte man von einem Waggon auf den anderen.

    Der Fla-Wagen besaß zwei gepanzerte, viereckige und unbewegliche Türme, die oben offen waren. In jedem lurm befand sich eine 37-mm-Fhlk Modell 1939. In der Marschlage waren die Geschützrohre waagerecht in Fahrtrichtung arretiert. Den oberen Thrmteil schützten um klapp bare Panzerschilde, die bei der Abwehr von Flugzeugen heruntergeklappt wurden. Jeder Thrm halte drei Sehschlitze mit Pan-zer blenden. Der Zugang erfolgte von oben über die Seitenwände, jedoch konnte der Waggon unter Ge-fechtsbedingungen im unteren Teil über eine zwei-flügelige Luke verlassen werden. Auf den vorn und hinten laufenden Sicherheits-waggons ließ sich Material zur Gleisreparatur -Schienen, Schwellen, Verbindungsstücke, Bolzen usw. - unterbringen. Sie sollten verhindern, daß hochgehende Minen den Zug selbst beschädigten. Alle Wagen des Panzerzuges wurden von der Loko-motive dampfbeheizt - das war später auch ein Grund, dan die Wehrmacht sehr gerne erbeutete Panzerzüge made in SSSR in ihren Bestand nahm (siehe Sawodny: Panzer'Lüge im Einsatz auf deut-scher Seite 1939 -1945. Seite 16).

    Obell und unten: Waggon des Panzerzuges BP-43. Es bedeuten: 1 - gepanzerte Decke. 2- Seilf'lIl1'aml. 3- Stimpllnzenmg. 4- Panzerung de.~ Verbillduflw.teils. 5- kugeljönniger Ausblick. 6- SehschlilZl!, 7/ 9- mlrfllflgsillkefl, 8- AlIjslieg, 10- Tür, J 1/13- HlIltegriJJe. J 2- Schloß.

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    Offensichtlich ist dieser PanzerZllg den deutschen Truppen unversehrt in die Hände gefallen. Die seitlichen Maschinengewehre sowie die Fla- Waffe auf dem Tender sind nach oben gerichtet, die Luken der Waffentürme sind geöffnet.

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    Auch nach oben über die gesamte Länge gepanzerte Lok .

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    -Neben den komp/euen Tiinnen des Panzers T-34176 sind auch solche der Panzer T-26 oder T-28 und anderer Typen auf Ponzerzüge gesetzt lI/orden .

    Hier ist ein Waggon des Panzerzuges "Ba/rille, · \'om März /942 zu sehen. der mit den Türmen bewaff-lIet ist. die \'DI1I schweren Panzer KW-I sllImmell. Auffallend ist auch das MllJ(;m-MG;1I der Slirnseile.

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    StreckensclllltZZ/lg H Michael" + von der Wehrmacht bis Mai 1944 auf der Krim verwendet. Unklar ist, ob der Waggon mit dem aufgesetzten und verkleideten T+34 m erbeutet oder von deut.~cher Seite umgebaut worden ist. Moskauer Eisenbahner wendeten 1942 erstmals da~· Prinzip Oll, komplette T-34 auf F/achwagen Zll stellen und ZII ummanteln (siehe auch 1itelbild) .

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    T-34-Turm, wie er auf die Panzerwaggofls des BP-43 gesetzt wurde.

  • Sandini Bibliothek1115D

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    Sowohl die Artilleriewaggons der Panzerziige all' auch die selbstfahrenden Arrilleriewagen waren in der Lage. Infanteri-sten an Bord zu nehmen (unten: VOll der Wehrmacht erbeutet).

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  • Sandini BibliothekWie bei den Panzerzug-wagen war auch bei deli Lokomotiven der Park mannigfaltig: GepclIlzerte Loks des BP-35...

    ... und des NKMS-42.

    ... , des Panzer-zuge.\" 08-3 ...

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    Gepanzerte Lok PR-43 des PanzerZllge.\' Typ BR-43. Es bedeuten: 2- seitliche Panzerung des Kessels; 3- Stirn-pallzerung: 4- völlig gepanzerter Lokführer-Stand; 5- Bejehlsstand des Kommandeurs; 6- Plarzjiir F/a -Waffen : 7-Tenderpan zerung; 8- Verkleidung der Räder; 9- Panzerung Jür den Übergang zum nächsten Waggon.

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    Im Armeemuseum Moskau zu sehell - der Panzerzug ~ KrasfJowostotschnik" mit der /896 gebauten Lok Serie OW Nr. 506711lld demfiir den Panzerzug BP-43 typischen Outfit. Erstmals ist diese Lok bei der Mit1elasialischen Eisenbahn im Jahre 19/7 gepanzert worden. Im September /943 wurde sie modernisiert.

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    Oben: Mit 76-mm-Gesclrützetl bewaffneter~Pallzerzug, der nach der äußeren Fonllirer zu urteilen aus dem Wellkrieg-I-Bestand VOll Österreich kommt.

    Links: Von der Wehrmacht erbeuteter .wwjetischer Ge-sclrützwagell mit einer IO.7-cm-FeltJkanone, dem Panzerzug 28 im Herbst /94/ eillverleibt.

    Im Marillemusel1m St. Petersbllrg ausgestelltes Modell eines Panzerzuges mit nicht völlig gepanzerter Lok.

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    Die LokomOlil'e des Panzerzugel' "Ko.wna Minin" im Maßstab /:87. Es bedeuten: 1/2- Ummaflleflmgjür Ven/i/e; 3- Tür zum Führersland; 4- oplische Geräte zur Beobac:hwng; 5- Wartungs/uken; 6- Ummamelung von Geställ-gen; 7- Tür ZIllIl Kessel: 8- Sehschlitze für den Mctsc"inislell~ 9- Hallenmgenjiir die Scheinwerfer; /0- Zugang zum Kessel: 1/- Ummanteilmg der Signalpfeife; 12- Tur", des Kommandamen; /3- Zugangs/uke: /4- Kohlezu-gang; /5- Luken zur WasserauJnahme: /6- AII/enne; /7- TUr zur FUflkkabine.

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    Diese ulldjoJgende Seite oben: Nach Kriegsausbruch elllsramJell zallJreiche provisorische Pallzerziige und Panzer-zug-Lokomorivell.

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    Rechte Seile: Umerschiedlich war auch die AusrüslUng mil Signal· und K on/mull i km ;ollse i n ric:hlllngen.

    VIIIeIl: Der Kommalldeur eines Pallzerzuges beobac/Ilet aus dem Führerstand der Lok.

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    Eil! provisori-scher Panzer-zug mit Maxim-Maschim:nge-wehren als Hauptbe-waffnung-wahrscheinlich kurz nach Kriegsausbruch entstanden.

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  • Sandini BibliothekVORTEILE UND NACHTEILE - AUS DER SICHT DER NACHKRIEGSZEIT

    Sowjetische Fachleute beurteilten nach dem Krieg die positiven und die negativen Seiten ihrer Panzer-züge so (wiedergegeben nach schriftlicher Informa-tion von Major Beskurnikow an den Autor); Zu den Vorzügen dieser Waffe zählte vor allem die Schnelligkeit in der Fortbewegung. Die Tagesleistung eines Panzerzuges betrug sogar bei der Bedrohung aus der Luft und von der Erde bei intakten Gleisen etwa 500 km. Die Panzerung schützte vor den Ge-schossen von SchützenwafTen sowie vor Granatsplit-tern. Deshalb konnte der Zug dicht an den Gegner heranfahren und ibn im direkten Richten bekämp-fen. Aus geringster Entfernung feuerten von einer Panzerzugseite als Minimum vier Geschütze und acht bis zwölf Maschinengewehre gleichzeitig. Vor Flugzeugen war der Panzerzug durch seine eigenen Luftabwehrmittel geschützt. In Ausnahmefällen konnte der Panzerzug als Transportmittel für die Infanterie dienen. Als negativ wurde erachtet, daß Panzerzüge stets an Eisenbahnlinien gebunden sind, und bereits unbe-

    deutende Beschädigungen der Gleise die Manövrier-fähigkeit nehmen. Mehr als andere Waffen waren s ie aur ihre Stützpunkte angewiesen. Wasser mußte nachgefüllt werden, täglich waren Kohlen zu bun-kern, und außerdem mulllen die Kessel gereinigt werden. Dennoch - so die sowjetische Einschätzung - haben die Panzerzüge der UdSSR ihreAufgabe im 2. Welt. krieg erfüllt. lnsbesondere, so sowjetische Autoren, hätten sie in der ersten Periode des Krieges beim Schutz der Eisenbahnknotenpunkte eine außeror-dentliche Rolle gespielt. Erwähnt werden nament-lich z.B. der Panzerzug Nr. S6 (verlegte bei Kiew durchgebrochenen Panzern mit aufgesessener Infan· terie den Weg) und Nr. 72 (kämpfte bei Minsk, ßrjansk, Moskau, Leningrad und Stalingrad) sowie "lIja Muromez" (2S00 km langer Kampfweg bis Frankfurt/O; U.3. sieben abgeschossene Flugzeuge, ein Panzerzug und s ieben Granatwerfer/Geschütz-batterien vernichtet) und "Usbekistan" (gelangte bei Kriegsende bis Brandenburg).

    Links: Wie unbeschädigte Panzer-zugwagen, l'O wllroen auch inlllkte Loks ;11 den Bestand der Wehrmacht übernommen.

    Bereits zu Kriegsbeginn war diese Lok im Tender mit einer Fliegerabwehrkanone (wahrscheinlich im Kaliber 25 mm) bewaffnet.

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  • Sandini BibliothekPANZERZÜGE MIT DER SPEZIALAUFGABE LUFTABWEHR

    Wenn auch von sowjetischer Seite die Wirksamkeit der PanzerLüge als geballte und sehr manövrierrli-hige Feuerkraft in du Anfangsperiode des Krieges - also etwa bis Ende 1941/Anfang 1942 - betont wur-de, waren doch die Verluste nicht zu übersehen. Es stehen keine Aussagen darüber zur Ventigung, ob Minen oder Panzer bzw. Artillerie oder Flugzeuge den Hauptanleil dara n hatten, eine Reihe sowjeti-scher Panzerzüge außer Gefecht zu setzen. Nicht nur, daß sich der Vorzug des Panzerwagens auf dem Ge-fcchtsfeld gegenüber dem Panzerzug ohnehin erwie-sen hatte, vielmehr wurden durch die schnelle Ent-wicklung noch während der Kriegsjahre der Panzer-schutz und das Kaliber der Geschütze besser als der Schutz und die Bestückung der Panzerzüge. Trotz dieser Zwiespältigkeit war es bei der schwierigen

    Situation der sowjetischen Streitkräfte durchaus ver-ständlich, daß sie ihre Panzerzüge nicht völlig aus dem Bestand genommen haben, sondern damit an gct!igneten Stellen die Feuerkraft der Bodentruppen verstärkten. Eine bedeutende Rolle spielten die im Verlaufe der Schlachten entstandenen Luftabwehr-Panzerzüge. Ihr Aufbau, ihre Bcstückungsowie ihre Aufgaben dürften sich nach den konkreten Bedin-gungen der Frontabschnitte gerichtet haben, in de-nen sie entstanden und/oder verwendet worden sind. Vorhandenen Fotos nach zu urteilen ist die Luftab-wehrkomponente der regulären Panzerzüge u.a. durch die Installation von Vierlings-Maschinenge-wehren des Typs Maxim verstärkt worden. Die rei-nen Luftabwehr-Panzerzüge dagegen waren mit Fla-WatTen ab Kaliber 12,7 mm bestückt. Sicher ist auch

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    Improvisierte Fla-SFL: Ei" LKW GAZ-AA mit einem Maxim-Vierling auf einem Flachwagen konnte auch zur Luftabwehr VOll Pallzerziigen angekoppelt werden.

    Die Rolle der Luftraum-beobachlllllg ist offenbar sclllleil erkalllll wordell.

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    Oben I/Ild hilb: In der AnJallgszeil war das 7.62-mm-MG Maxi", Hallptwllffe der Panzerzüge gegell Tiefflieger.

    Oben: Doch bald .5i"d es nie/li flur /2.7-111"'-Maschinengewehre, sondern auch Fla- Waffen in größeren Kalibern. Zur Deckung wichtiger Objek-te sind ebenfalls spezielle Flak-Pallze,-,.,jige mit mehreren 85-mm-Kanollen verwendet wornen.

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    Vierlings-MG Maxi", in Feuer.~tellung. Wurde die Fla-Wa!fe nicht benötigt, ließ sie sich mir Luken (siehe Bildmitte) abdecken,

    hier das Material verwendet worden , das gerade vorhanden war. Derartige Panzerzüge gab es in Küsten- und Hafen-nähe - dort oft von Matrosen besetzt - ebenso wie tief im Landesinneren. In sowjetischen Quellen wird deren besondere Rol-le bei der Deckung von Eisenbahnknotenpunkten, Brücken sowie von sehr wichtigen GleisabschniUen betont. In ihrer Ausgabe vom 9. Januar 1986 berichtete die Armeezeitung "Krasnaja Swesda" (Roter Stern) in einem Rückblick, der selbständige Fliegerabwehr-Panzerzug "Bolschewik" häUe in der Zeit vom Ja-nuar 1942 bis zum Kriegsende insgesamt 13000 km zurückgelegt und 30 deutsche Flugzeuge abgeschos-sen. Nach diesem Bericht hatte der Flak-Panzerung leichte und mittlere Geschütze sowie überschwere Maschinengewehren zur Fliegerabwehr_ Die Offizie-re der einzelnen Gefechtsabschnitte waren ausgebil-dete Flak-Artilleristen. Unterstellt war der Zug dem jeweiligen Divisionsabschnitt der territorialen Luftverteidigung. So gehörte er beispielsweise im Februar 1942 zur Luftverteidigungs-Division von Woronesh-Borisoglebsk_ Ein Teil der Besatzung be-stand aus Frauen. Sie waren als Richtschützen und Telefonisten eingesetzt. Wie bei regulären Flak-Einheiten gab es im Panzer-zug den Gefechtsstand, die Luftraumaufklärer, den MeU- und den Fernmeldezug sowie die in Feuerzü-ge unterteilten Flak-Batterien. Ergänzend sei erwähnt: Eine Besonderheit bei sowjetischen Panzerzügen stellte die Waffen-Kombination von T-34-Türmen, Fliegerabwehrkanonen und Geschoßwerfern (von den Russen als Katjuschas, von den deutschen Sol-daten als Stalinorgeln genannt) dar, die es auf eini-gen Panzerzügen gab. Ein Beispiel dafür ist der in Murom nach Kon-struktionsunterlagen des Waggonswerkes Gorki zwischen Oktober 1941 und Februar 1942 gebaute Panzerzug "Kosma Minin". Die Startanlage M-8 für die Katjuscha-Geschosse ist möglicherweise später installiert worden .

    Flak-Wagen mit zwei 37-mm-Kanonen Modell 39 in angedeuteter Feuerpositiofl - tatsächlich müß ten dabei jedoch die oberen Panzerplallen herabgeklappt sein.

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    Ein Panzerzug der Marine im Raum Oranienbaum (März 1942) in Position ~Abwehr von Flugzeugen ~. Die 12, 7-mm- Waffe vom weist ebenso einen Schutzschildjür den Erdkampf auf wie die - sicher Kampf~chiffen entstammenden - kleinkalibrigen Kanonen im Hintergrund .

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    -Karelische Front im Mai 1943: Ein aus improvisierten Waggons unterschiedlicher Bauweise beste-hender Panzerzug zur Luftabwehr hat Stellung bezogen. Als Bewaffnung dient das Fla-MG DSchK im Kaliber 12,7 mm.

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    Stalldardmäß(g gehörte der mit zwei 37-mm-Kanonen Modell 39 bewaffnete Flak-Wagen zum Pallzerzug des Typs BP-34. Die Bauaus-flihrung wies jedoch Unter-schiede in der Höhe der Panzerung ulld in dem Seilellschutz des Fahrge-stells a/1

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    Oben: Nach offiziellen Angaben der sowjetischen Fach{Jres~je waren einige Ponzerziige auch mit reaktil'en Geschoß-weifem - den sogenanIlIen Katjuscltas oder Stalinorgeln - bewaffnet. Das Modellfolo zeigt das Prinzip. und der Riß weist auf die Kombinati-on mit Fla-Waffcll auf einem Waggon des Panzerzuges • Kosma Mini,, · hili.

    Unks: Durr:h dieses TItelbild in der Zeitschrift -Modelist KOIl-struklor" (MOSIaIll, Mai 1980, im Original farbig) wurde der Panzel7.ug • Kosma Mini,,- bekanllt. der zumindest mit seinem Werfer M-8fiir 82-mm-Raketen eine Besonderheit darstellte.

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    Der Weifer - hier als Exponat des Marinemuseums SI. Petersbllrg . war auch auf Panz.erbooren vorhanden.

    Villen: Der kombinierte Waggon als Vorlage fur Model/bauer im Maßstab 1:87: J - Swrtvorrichtung M-B für 82-111m-Raketen; Z- abklappbare Pallzerschürzen; 3- Sehschlitze: 4- 37-mm-Flak; 5- Luken in der Kabine für die M-8-Bediemmg.

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  • Sandini BibliothekEISENBAHNGESCHÜTZE - STANDARDMÄßIG UND IMPROVISIERT

    Mehrere PanzerLüge Sowjelrußlands, die sich ab 1917 im Bestand befanden, sind eher in die Katego-rie Eiscnbahngeschütze einzuordnen, worauf damals jedoch kaum Wert gelegt wurde. Ein Beispiel dafür ist der als PanzerLug "Ataman 'ISchurkin" bezeich-nete Verband aus dem Jahre 1920, der aus einem vierachsigen Waggon mit nach vorn weisender groß-kalibriger Langrohrkanone vor der Lokomotive so-wie mehreren Mannschaftswagen bestand. Ob auch gepanzerte und bewaffnete Waggons zu dem Zug gehörten, ist auf dem Bild nicht zu erkennen. Je-doch läßt sich eine Neuerung ausmachen: Der Zug führte einen mit einem Soldaten zu besetzenden fes-selballon mit, von dem aus das Ceschützfeuer zu kor-rigieren und das Gelände im Umkreis von etwa 20 km aufzuklären war. Zu jener Zeit hatten übrigens mehrere sowjetische Panzerzüge derartige" Augen" und "Ohren" in ihrem Bestand. Aufgelassen wurde der Ballon über einem gepanzerten Wagen, in des-sen Inneren die Winde stand. Ab Mitte der 20er Jahre widmeten sich sowjetische Konstrukteure der Entwicklung neuer Eisenbahn-geschütze. So arbeitete Ingenieur A.G. Dukelskij ab 1927 daran, die vom Kreuzer "Ismail" bekannte 356-Olm-Kanone auf die Schiene zu bringen. Auf Dukelskij's Vorschlag gab es ab 1930 ein spezielles Büro zur Konstruktion von Eisenbahngeschützen. Zu dieser Zeit hatte sich das Land wirtschaftlich gefestigt, und ab 1924/25 sind allgemein im sowjeti-schen Militärwesen Reformen und Modernisierun-gen vorgenommen wurden. Auf der Basis der be-reits vorhandenen Schiffsartillerie entstanden so in der UdSS R Eisenbahngeschütze mit einem Kaliber von 130 mm (Reichweite 23,5 km), 152 mm (Reich-weite 30,8 km), 180 Olm (Reichweite 37,8 km) und 356 Olm (Reichweite 31,2 km). Oie Absicht dieser

    Entwicklung bestand darin, die langen Grenzen des Landes zusammen mit den bereits bestehenden oder noch zu schaffenden Forts und Küstenbatterien zu sichern. Da die Eisenbahngeschütze gemeinsam mit den Schiffen und Booten der Seestreitkräfte zu ope-rieren hatten, unterstanden sie auch der Marine. So wurden zunächst die Baltische Flotte und dann die Fernostnotte mit Eisenbahllgeschülzen ausgerüstet. Um optimale Manövriermöglichkeiten für die rol-lende Artillerie zu haben , war ein umfangreiches Schienensystem entlang der Küsten mit vielen Wech-sel- und ScheinsteIlungen geplant. Es liegen keine Informationen darüber vor, in welchem Umfang das bis zum Ausbruch des zweiten Weltkrieges tatsäch-lich gelungen ist. Offensichtlich ist esjedenfalls nicht geschurrt worden, dieAnzahl der vorgesehenen Bat-terien aufzustellen und auszurüsten. Das erste neue Eisenbahngeschütz der UdSSR war eine 356-mm-Kanone. Das Fahrzeug hatte eine Mas-se von 340 t.lm Jahr 1932 wuren die beiden ersten, jeweils aus drei Kanonen bestehenden Batterien am Stillen Ozean stationiert. Kurte Zeit danach wurde das Projekt einer 180-mm-Eisenbahnkanone begon-nen, die gegnerische Kreuzer aus groUer Entfernung beschiessen sollte. 1933 nahmen zwei Eisenbahn-batterien im Kaliber 305 mm den Dienst auf. Bei Kriegsbeginn verfügte die sowjetische Küsten-verteidigung über 11 Batterien mit 37 Eisenbahn-geschützen (davon 6x356 mm, 9x305 Olm, 20xl80 mm). Erwähnt werden muH: Das sowjetische Militärwesen räumte den Eisenbahngeschützen einen festen Platz ein. Gleichzeitig bemühten sich die Konstrukteure aber auch darum, die Feldartillerie mit großen Ka-libern auszustatten und sie sehr beweglich zu hal-ten. Beispielsweise schufen sie die 203,2-mm-Hnu-

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    Ein während Revolution und Bürgerkrieg auf Schienen gesetztes SchiJfsgeschütz als Vorläufer der späteren Eisenbalmart i Ile rie. Rechte Seite: Zwei verschiedene Artilleriewaggolls des Panzef7..uges • Mstiter aus dieser Zeit im Maßstab / :87.

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  • Sandini Bibliothekbitze, die auf einem Gleiskettenrahrgestell ruhte und von einem Traktor zu ziehen war. Dafür gab es in anderen Ländern kein Gegenstück. Wie vorgesehen wirkten dann auch nach dem Ein-marsch der Wehrmacht die Küsten- und Eisenbahn-batterien gemeinsam mit der SchifTsartillerie zusam· men, um die Landstreitkräfte oder sich gegenseitig bei großen Operationen zu unterstützen. Ein Bei-spiel dafür ist die Verteidigung von Leningrad (heu-te wieder SI. Petersburg). Als sich die deutschen Verbände der Newa-Stadt näherten, begannen sich die Schiffsgeschütze, die Küstenartillerie und die aur Eisenbahnwaggons montierten Kanonen gerechtsbereit zu entralten. Darunter sind zunächst die vier schweren Eisen-bahnbatterien der Baltischen Flotte zu verstehen, die in die Verteidigung Leningrads einbezogen wurden. Weiterhin sind damit die 29 Batterien mit 70 Eisenbahngeschützen gemeint, die ab August 1941 in kürzester Frist gebaut worden waren: man mon-tierte alle in den Artilleriedepots der Flotte lagern-den und für den geplanten Schiffsneubau vorgese-henen 100-, 130-, und 152-mm-Geschütze aur ge-eignete Eisenbahnwaggons und richtete sie zum Schießen her. Nach Fotos aus der Zeit bis zum Be-ginn der 20er Jahre zu urteilen hatte man auch da-mals Schiffsgeschütze komplett aur die Eisenbahn gesetzt - es lagen also gewisse Errahrungen vor. Zu diesem recht umrangreichen Arsenal kamen die Waffen der beschädigten oder veralteten Schiffe -so auch des Revolulionsheiligtums Kreuzer "Auro-ra" - hinzu. Darunter beranden sich viele 120- und ISO-mm-Kanonen. Bei Einzelaufllängung ist auch hier der komplette Thrm aur den Eisenbahnwaggon gesetzt worden. Um Leningrad operierten die mei-sten sowjetischen EisenbahnbaUerien, die neben zwei Panzerzügen (von insgesamt sechs, die bis zum Krieg zur Küstenverteidigung gehörten) und der SchiffsartiJIerie in die Kämpre eingriffen. Die Wirk-samkeit der schweren Granaten und die Reichweite der Geschütze aurSchienen übertraren die der Feld-artillerie. Obwohl die Gleisanlagen sehr oft zerstört wurden und die Waggons ständig mit großem Aur-wand getarnt werden mußten, stellten die Batterien aur Schienen doch eine sehr wirksame Feuerkraft für die Verteidigung der Stadt dar. Ausgenutzt wur-den das dichte Schienennetz in und um Leningrad sowie die neu angelegten ArtilleriesteIlungen. um unerwartet in Schußposition zu gehen, überrallartig das gegnerische Hinterland, Stäbe, Reserven, Bere-stigungen sowie T1"uppenansammlungen unter Be-schuU zu nehmen oder Sperrreuer zu schießen. Die am 8. Januar 1942 gebildete 101. Marinebrigade der Eisenbahnartillerie vereinigte die bis dahin einzeln kämprenden Batterien unter einheitlichem Kom-mando. Je nach Lage ist dieser Verband mehrmals umbenann. und umrormiert worden. So raßte man noch im gleichen Jahr die 64 Eisenbahngeschütze der Kaliber 130, 152, 180 und 356 Olm abteilungs-weise zusammen und unterstellte sie jeweils einem Verband der Landstreitkräfte. Nach sowjetischen Angaben verschoß die Brigade im Zeitraum 1942/ 43 im Raum Leningrad 144 000 Granaten, die vor-

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    -Als technisches Denkmal i,~t dieses Eisenbahn -geschütz in Dnepropetrowsk erhalten geblieben. Es ist ;n der Stadt im Jahre 1918;n den Diem·t gestellt ulld in den Kämpfen in der Ukraine l'en,'eluJet worden.

    . Ein echtes Eisenbahngeschiitz (Kaliber 356 111m) während des 2. Weltkrieges ;m Gebiet Lettitlgrad (heute wieder St. Petersbllrg);1/ Fellerpositiotl.

  • Sandini Bibliothek

    Kompletle Türme )'0/1 SchijJsgeschützen wie diese /JO-mm-Waffe wurden auf Ei!J.'enbahmmgen gesetzt.

    130-mm-Scluffsgeschütz all Lalld ill Feuerstellullg. VOll dem Waggoll ist lIur wenig zu erkennen.

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  • Sandini Bibliothekwiegend gegen weit entfernte Ziele gerichtet waren, aber auch die Seeverbindung zwischen Leningrad und Kronstadt decken sowie zur Niederhaltung der gegnerischen Artillerie dienen sollten. Zur Feuerkorrektur stand außer einer speziellen FliegerstalTel die 3. LuftschilTerabteilung mit meh· rercn FesselbalIollen zur Verfügung, von denen aus wichtige Ziele hinter den Frontlinien (Nachschub· wege, Transportanlagen, Truppenkonzentrierungen) bt..'Obachtet wurden. Im Oktober 1943 war die sowjetische Führung in der Lage, einen Teil der Marine·Eisenbahnartillerie von Leningrad abzuziehen, damit diese die Küsten· artillerie verstärkte und damit ihrer eigentlichen Aufgabe nachkam. Schon vorher hatten einzelne Eisenbahnbatterien an anderen Frontabschnitten gekämpft. So waren vor Moskau die 200. Abteilung mit 20 Eisenbahngcschützen der Kaliber 100, BO, und 152 sowie die 193. mit zehn 100· und t52·mm· Geschützen im Einsatz. Bei Stalingrad operierte eine selbstständige 152·mm· Eisenbahnbatterie, und an weiteren Stellen haben ebenfalls Eisenbahngeschütze in die Kämpfe der Bodentruppen eingegriffen. In der Folgezeit über· nahmen Eisenbahnbatterien aus der Leningrader Gruppierung im Bestand der vorrückenden Verbäll· de immer mehr die Rolle spezieller Vernichtungs· waffen. So hatten sie 1944 die Befestigungen von Wyborg und ArtilleriesteIlungen bei Memel (heute

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    Klaipeda) niederzukämpfen. Danach operierten in Küstennähe zwei Eisenbahn·Artilleriegruppie· rungen (eine mit zehn 180·mm·, ncun 130·mm· und 12 152·mm·Geschützen, die zweite mit 17 Geschüt· zen 130·mm). Davon nahmen einige Batterien im April 1945 am Kampfum die Städte Königsberg und Pillau teil, indem sie die außerhalb der Reichweite von Feldartilleriegeschützen liegenden Forts nieder· kämpften. Insgesamt nahmen vom Dezember 1943 bis Mai 1945 sechs Abteilungen mit 62 Eisenbahn· geschützen der Kaliber 130 bis 180 Olm an den Kämpfen der sowjetischen Landstreitkräfte teil. In 837 Feuergefechten haben sie dabei 15028 Grana· ten abgeschossen und D.a. acht SchiITe vernichtet sowie fünf beschädigt, außerdem sieben Eisenbahn· transporte sowie die Befestigungsanlagen von 22 Stützpunkten zerstört (alle Daten, Zahlen,Angaben nach sowjetischen Angaben). Nach dem Kriege ist es um die sowjetischen Eisenbahngeschütze ruhig geworden. An ihrc Stelle sind Küstenabwehrraketen mehrerer Generationen getreten, und von den Geschützen aufSchienen sind lediglich einige Fotos sowie Modelle in den Marine· museen des Landes zu finden. Mindestens ein Eisenbahngeschütz ist jedoch im Original erhalten geblieben und der Öffentlichkeit zugänglich. Es handelt sich dabei um eine 152·mm· Kanone mit DreblafeUe und Thrm, die aur einem Nebengleis des Bahnhofs von Sewastopol steht.

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    Das Modell eine.~ Eisenbalmgeschiilzes imJrüheren sowjetischen Marine · Milsellm Tallin .

    Rechte Seite oben: Als Transporter TM-2-12 w/lrde dieses 305-mm-Eisenbalmgeschütz bezeichnet . •

    Rechte Seite /lIItell : 180-mm-Eisellbalmgeschü!Z ill Lellillgrad.

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  • Sandini BibliothekTECHNISCHE DATEN EINIGER SOWJETISCHER EISENBAHNGESCHÜTZE

    Im russischen Sprachgebrauch ist ein Eisenbahn-geschütz ein Transporter.

    Transporter TM-2- 12

    Kaliber 30Smm

    Rohrlänge in Kalibern U52 Rohrerhöhungswinkel 300 (45°) Geschützmasse 50,8 t Geschoßmasse 470,5 kg Anfangsgeschwindigkeit 823 mls Schußweite 26,5 (30,2) km Länge des Transporters 33,72 m Daten in Klammern: nach der Modernisierung des Geschützes Modell 1910

    130-mm-Geschütz der Küstenartillerie

    Masse 12,8 t Geschoßmasse 34 kg Schußweite 25,6 km Feuergeschwindigkeit 7-8 Schuß/mi" Bedienung 11 Mann (war HauptbcwafTnung von sowjetischen Zerstörer-neubauten der 30cr und 40er Jahre: 1Ypen GNEW-NY, STOROSHEWOI und LENlNGRAO)

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  • Sandini BibliothekPANZERSPÄHWAGEN AUF SCHIENEN UND PANZER-TRIEBWAGEN

    Die umfangreichen Erfahrungen mit Panzerzügen ab 1917 halten die Notwendigkeit erwiesen, für die unterschiedlichsten Verbindungs- und Versorgungs-aufgaben, aber auch zu Aufklärungszwecken über kleine, sehr bewegliche und möglichst auch gepan-zerte sowie bewaffnete Schienenfahrzeuge zu verfü-gen. Im Ergebnis dessen waren nicht nur die unter-schiedlichsten Draisinen für diese Zwecke verwen-det worden. Vielmehr unternahm man auch Versu-che, die vorhandenen Panzerautos mit Radkränzen für die Schienenfahrt auszurüsten oder die Räder komplett zu wechseln. Auf diese Weise ist das mit einer Kanone und drei Maschinengewehren bewaff-nete Panzerauto Garford-Putilow während des Bür-gerkrieges auf die Schienen gesetzt worden. Als im Verlaufe der Umstrukturierung im Panzerzug·We-sen der Roten Armee gepanzerte Aufklärungs· und Verbindungsfahrzeuge für diese Verbände vorgese-hen wurden, gritT man auf diese Erfahrung zurück und verwendete die leichten Panzerautos BA 20 so· wie die schweren BA 6 und 10 mit Wechselrädern für die Schienenfahrt. Die Wehrmacht hat 1941 eine ganze Reihe dieser Fahrzeuge erbeutet und in den eigenen Bestand eingereiht. Da sich der Umbau auf die ständig außen mitge-führten Wechselräder bei den Panzerautos BA 20Shd (Shd • russ. Abk. für Eisenbahn), BA-20ShdPU (mit außen umlaufender Antenne für das Funkgerät) und BA 6/10 als recht umständlich und

    zeitaufwendig erwies, sind auch Versuche mit vorn und hinten abklappbaren Radachsen unternommen" worden, die nur der Führung auf der Schiene dien-ten. Die normalen Radpaare bleiben erhalten, liefen ebenfalls auf den Schienen und besorgten den An-trieb. Derartige Versuche sind im Jahr 1943 mit dem Panzerauto BA-64 (aufgebaut auf dem Jeep-Fahr-gestell GAZ-67B) unternommen worden. Jedoch ging der BA-64Shd nicht mehr in die Serienproduk-tion. Das Prinzip, herkömmliche Straßenfahrzeuge mit Hilfe kleiner Leitrollen an herabsenkbarenAch-sen auf die Schiene zu setzen, ist insbesondere von den Eisenbahnpionieren der Sowjetunion nach 1945 beibehalten und in großem Rahmen angewendet worden. Insbesondere sind so für den Eisenbahn-brücken benötigte Fahrzeuge ausgerüstet. Vor dem Beginn des 2. Weltkrieges sah die Taktik für den Gcfechtseinsatz der sowjetischen Panzerzug-formationen vor, diese Panzerautomobile aufSchie-nen zur Aufklärung bis zu einer Entfernung von 10 bis 15 km vor dem eigentlichen Panzerzug zu ver-wenden. Strukturmäßig gehörten zu einem Panzer-zug zwei BA-20Shd und drei BA-6Shd oder BA-10Shd. Möglicherweise haben die Erfahrungen mit diesen Panzerautos auf Schienen den Wunsch auf-kommen lassen, eine Kombination von Panzerzug und Panzerauto zu schatTen. Einerseits sollten klei-nere gepanzerte und bewatTnete Schienenfahrzeuge vorhanden sein, andererseits sollten sie größere Ein-

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    ... - • Das Panzerauto Garford- Putilow wurde als Panzerdraisine auf Schienen gesetzt.

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  • Sandini Bibliothek

    Basierte atlf dem LKW GAZ-AAA: das Panzerauto BA -6, hier fiir die Schienenfahrt zur Version BA-6Shd umgerüstet.

    satzmöglichkeiten als die Panzerautos sowie einen höheren Gefechtswert als diese, jedoch nicht die Gröne kompletter Panzerzüge haben. Wie auch im-mer: Ende der JOer Jahre projektierte und baute das Kirow-Werk im damaligen Leningrad den Mo-torisierten Panzerwaggon (MBW - Motornij bron-jewoi wagon), Die Konstrukteure griffen dabei auf mehrere Elemente des mittleren Panzers 1'-28 zu-rück: bei der Bewaffnung ebenso wie bei der Kraft-übertragung. Char .... kteristisch ist für das Äußere der MBW: Im Vorderteil (oder anders ausgedrückt: in der Hauptfahrtrichtung, selbstverständlich konnte auch in die andere Richtung gefahren werden) be-fanden sich drei Radpaare unter dem Fahrzeug. Damit wurde man der Masse der beiden abgestuft angeordneten kompletten Türme des Panzers 1'-28 gerecht. Beim unteren Thrm ist auf das MG im Heck ver Lichtet worden. Ansonsten hatten alle drei Pan-zer-Türme, auch der auf dem Heck hinter dem Kom-mandoturm untergebrachte, selbst die Suchschein-werfer auf dem Rohr der Kanone PS-J sowie das achsparallel dazu installierte sMG 01' behalten. Der Schwenkbereich fürdieTürme 1,2, und 3 betrug280, 318 und 276°. Vertikal konnten sie im Bereich von-5° bis +250 feuern. Zu den insgesamt fünf 01' kamen je Seite zwei in den Wänden schwenk bar unterge-brachte Maxim-MG hinzu. Die im Heck der Türme 2 und 3 eingebauten sMG DT konnten im Bereich von 30 bis 17° schießen, vertikal von -40 bis +50".

    Insgesamt stand der 40-köpfigen Besatzung ein Kampfsatz von 365Artilleriegranaten 76,2 mm, 145-DT-Magazinen mit 10962 Patronen und für die Ma-xim-MC 48 Curte mit je 250 Patronen sowie 20 Gurte mit je 500 Patronen (zusammen: 22 000 Pa-tronen) zur Verfügung, Zur Feuerführung waren die PanzerperiskolJC PT-I Modell 1932 und dieTeleskop-Visiere 1'01> Modell 1930 in den Türmen vorhan-den. Diese konnten elektrisch oder von Hand ge-schwenkt werden. Die Optiken der Entfernungsmes-ser besaßen eine vierfache Vergrößerung. Das gesamte Fahneug war gepanzert. Bei den im oberen Teil um 10" geneigten Seitenflächen war die Panzerung 16 bis 20 mm stark, die Decke war 20 mm dick, bei den Luken waren es 10 mm, und die Türme selbst hatten einen 20 nun dicken Panzer-schutz. Geführt wurde der MBW vomThrm im mitt-leren Teil aus, auf dem auch das Fla-MG Maxim postiert werden konnte. Den Zugang bildeten drei Türen je Seite sowie die Luken in den Türmen. Die Türme 2 und 3 waren ebenfalls zur Aufnahme je ei-nes Maschinengewehrs zur Fliegerabwehr (sMG DT) bestimmt. I>er Otto-Motor MI7-T (aus einem Flugzeugtrieb-werk als Panzermotor abgeleitet) hatte eine Leistung von 294 kW (400 PS). Er verlieh dem 80 t schweren MßW eine Höchstgeschwindigkeit von 120 kmIh. Es war möglich, Lasten bis zu einer Masse von 120 t anzuhängen. Die wesentlichsten Teile der Kraft-

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  • Sandini Bibliothek,

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    Von der Wehrmacht erbeutetes PallzeraulO BA-20Shd, das als leichte Paflzerdraisine gedient halte.

    übertragung sind vom Panzer 1'-28 übernommen worden. Diese Aggregate waren im hinteren Fahrzeugteil untergebracht. Die elektrische Ausrü-stung bestand aus zwei Generatoren G 1'-1000 und einem PN-28,S sowie achtAkkumulatoren 6STE-128. Für die Verbindung nach außen diente die Funksta-tion 71-TK-l, während im Innern sechs Telefon-SprechsteIlen vorhanden waren. Darüber hinaus gab es eine starke Lichtsignalisationsanlage. Die in nicht sehr großer Stückzahl gefertigten MBW kamen zu Kriegsbeginn in die Panzerzug-Abteilungen, die dem Kommando der Panzer- und mechanisierten Trup-pen unterstanden. Nach sowjetischen Quellen erhiel-ten einige Fahrzeuge T-34-Türme sowie den Diesel-motor W-2 dieses Kampfwagens. Als technisches Denkmal ist aber ein MBW erhalten geblieben, der die T-28-Türme hat, jedoch mit den 76,2-mm-Ka-nonen des T-34 versehen ist. Es liegt keine Informa-tion darüber vor, ob diese Bewaffnungskombination bereits werksmäßig erfolgte oder eine Nachrüstung darstellt. Andere Werke der UdSSR haben ähnliche Panzer-triebwagen wie den MBW hergestellt. So gab es ei-nen Typ mit 180-PS-Motor, zwei Kanonen und vier MG (Fahrbereich 500 km, Vmax 60 kmlh, Besat-zung 21 Mann, Masse 34 t, Panzerung 20 mm), von dem die Wehrmacht sechs erbeutete Fahrzeuge in ihren Bestand eingereiht hatte. Der Vollständigkeit halber sei erwähnt, daß je nach Situation auch die Türme anderer Panzertypen für die Bestückung der gepanzerten Fahrzeuge auf

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    Schienen verwendet wurden. So gibt es Fotos von sowjetischen Panzerzügen. die mit dem Thrm des PanzersT-26 und mit dessen 45-mm-Kanone bewaff-net waren. Neben Modellen der in diesem Heft beschriebenen schienengebundenen Waffen in einigen Museen und dem Eisenbahngeschütz in Sewastopol gibt der aus mehreren Einheiten zusammengesetzte Panzerzug im Armeemuseum Moskau eine plastische Vorstel-lung von diesen Giganten der Technik einer vergan-genen Zeit.

    WAFFENTYP

    Kanone PS-3 Modell 1927/32

    Kaliber 76,2 mm Rohrlänge Kaliber U16,5 Anfangs-geschwin-digkeit Vo

    . Gewicht der Panzer-granate

    381 mls

    6,5 kg

    F-34 Modell 1940

    76,2 mm

    L/41,5

    662 mls

    6,3 kg

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    Die sowjetischen Panzerdraisinen waren das Vorbild - \ '011 deutschen Truppen im Eigenbllll hergestellte Patlzer-draisine mit dem Tun" eitles leichten Panzers (Katlollenkoliber: 45 mm).

    Zur Schienen/ohrt umgerüstetlllld erprobt, aber niehl mehr in Serie gefertigt - das Pan1.erauto BA-64Shd.

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    Die Besatzung der Pallzerdraisine verdeckt hier die beiden sluJenJörmig hintereinander installierten KanOllell -rÜnlle.

    Drei komplette T-28-Türme stellen die Hauptbewajfflullg dieses ·motorisierten gepanzerten Waggons· dar.

    --• -

    -----------~------. -----_._-_._~-- ---.--... 7"'- - , " -- -

    Bei dieser AusJiilrnmg haben die Türme die T-34-KwlOlle erhalten,

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  • Sandini Bibliothek

    I •

    Mit Rädern für die Schienenrahrt versehener Panzerspähwagen ßA·IOShd.

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    -

    • ~ •

    Mit zwei Türmen des schweren Panzers KW·I bewaffneter Waggon eines Panzerzuges an der Leningrader Front.

  • Sandini BibliothekWaffen-Arsenal Sonderband S-36 Verkaufspreis DM 16,80 löS 131.-/sfr 17,80

    Im Museum der Streitkräfte in Moskau aufgestellt: Aus verschiedenen Einheiten zusammengesetzter Panzerzug.

    Fraglich, ob heute noch im Marinemuseum 'IhlJiJl ausgestellt - das Modell eines sowjetischen Eisenbahn-geschützes im Kaliber 180 nun.

    PODZUN-PALLAS-VERLAG· 61200 Wölfersheim-Berstadt