Spektrum_17_SoSe_2011

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Prof. Dr. Werner Heinrichs, Rektor

Verehrte�Leserinnen�

und�Leser,

dass eine Musikhochschule heute weit mehr unter einem Dach vereint als nur die klas-sische Musik, zeigt das vor Ihnen liegende Magazin, das als Schwerpunkt dem Be-reich Jazz und Pop gewidmet ist. Schon 1976 wurde an unserer Hochschule eine Big

Band gegründet, die der legendäre Leiter der SDR Big Band, Er-win Lehn, leitete und der dafür 1985 zum Honorarprofessor der Musikhochschule Stuttgart ernannt wurde. 1986 gehörte unsere Hochschule zu den ersten Musikhochschulen in Deutschland, die auch einen Studiengang Jazz anboten, der seitdem ununter-brochen von Prof. Bernd Konrad geleitet wird. Während sich die Big Band zunächst noch aus Jazz-Begeisterten Musikerinnen und Musikern der klassischen Richtung zusammensetzte, ist sie seit 1997 ein Ensemble der Jazz-Abteilung und wird auch seitdem von Prof. Bernd Konrad geleitet.

Mit dem Rektorat von Prof. Dr. Heinrichs erfolgte ein weiterer Ausbau des Studienangebots Jazz. 2006 wurde der Bassist Mini Schulz zum Professor berufen und 2007 erhielt auch der Kom-ponist, Arrangeur und Dirigent Rainer Tempel eine Professur im Studiengang Jazz. Während die Popularmusik lange Zeit nur im Doppelnamen des Studiengangs stand, wurde 2009 ein eigener Studiengang Pop eingerichtet, der von Prof. Mini Schulz geleitet wird. Zahlreiche Dozenten und Lehrbeauftragte, allesamt erfah-rene Musikerinnen und Musiker im Jazz und in der Popmusik, ergänzen das Professorenteam.

Ein Institut, das in jüngster Zeit eine solch anregende und erfolg-reiche Entwicklung erlebt hat, verdient es zweifellos, in einem Spektrum im Mittelpunkt zu stehen. Doch wie es in unserem Hochschulmagazin üblich ist, kommt in zahlreichen weiteren Artikeln und Fotos die Vielfalt des Studienangebots unserer Hochschule zum Ausdruck. Dabei konzentrieren wir uns auf neue und aktuelle Ereignisse, lassen aber auch die kontinuierliche Arbeit, die für jede Hochschule unverzichtbar ist, nicht außer Acht. Auf diese Weise ist wieder ein Magazin entstanden, das man nicht nur interessiert in die Hand nimmt, sondern gewiss auch mit Gewinn lesen wird.

Editorial ThemenHighlights

VISIONÄRBernd KonradVON ULRICH KRIEST

Seite 8-9

VOLLBLUTMUSIKERRainer TempelVON FRANK SIKORA

Seite 12-13

ENTHUSIASTUll MöckVON WERNER STIEFELE

Seite 19-20

FRONTFRAUFola DadaVON HELLMUT HATTLER

Seite 35

STILIKONEWolfgang SchmidVON PROF. RAINER TEMPEL

Seite 36-38

BRÜCKENBAUERAnd.YpsilonVON PROF. PIET MEYER

Seite 40

Das Titelfoto des Saxophonisten Steffen Dix stammt von Wolf-Peter Steinheißer.

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Ein�Studium�mit�ZukunftJazz�und�Popularmusik

VON PROF. DR. WERNER HEINRICHS

WDie Jazz-Abteilung wurde zu einem eigenständigen �Institut für

Jazz und Popularmusik� innerhalb der Fakultät II aufgewertet.

Das Verbreiterungsfach Jazz, das den Studierenden der Schul-

musik die Möglichkeit bietet, Jazz als zweites Fach (statt eines

wissenschaftlichen Beifachs an der Universität) zu wählen, wurde

durch die Schaffung einer Stelle (75%) gestärkt.

Durch Umwidmung einer Professur aus einem inzwischen aufge-

lösten Studiengang konnten ab 2006/07 zwei halbe Professuren

für Jazz/Bass und Jazz/Komposition und Arrangement eingerich-

tet werden.

Die Umstellung der Studienstruktur auf das zweistufige Bache-

lor/Master-Konzept wurde auch im Fach �Jazz und Popularmusik�

vollzogen. Nun gibt es 35 Bachelor- und 10 Master-Studienplätze.

Im Rahmen des Ausbauplans 2012 wurde das seit 1986 als Einheit

angebotene Studium �Jazz und Popularmusik� zu zwei selbststän-

digen Studienangeboten ausgebaut. Nun gibt es neben Jazz einen

eigenständigen Studiengang �Popularmusik� mit 20 Studienplät-

zen und einem Bachelorabschluss.

Die neue Gymnasiallehrerprüfungsordnung macht es möglich,

dass auch die Schulmusiker als künstlerisches Hauptfach Jazz

wählen können. Damit gibt es weiteren Zulauf zum Studienange-

bot Jazz und Popularmusik. Zudem sind die Fächer Jazz und Po-

pularmusik über die Schulmusiker einmal mehr in der Hochschule

verankert; die Gefahr eines ästhetischen Separatismus ist mehr

denn je gebannt.

Dank einer langfristigen Zusammenarbeit mit der Stiftung Kunst

und Kultur der Sparda Bank konnten die Studienangebote �Jazz�

und �Popularmusik� weiter ausgebaut werden. Die halbe Profes-

sur für Jazz/Bass wurde auf 75% aufgestockt; weitere Lehrbeauf-

tragte wurden verpflichtet.

Die bisherige Stelle eines Akademischen Mitarbeiters wurde nach

dessen Ausscheiden geteilt und auf zwei halbe Stelle für Akade-

mische Mitarbeiter in den Fächern Jazz/Klavier und Jazz/Schlag-

zeug aufgeteilt.

Der Struktur- und Entwicklungsplan 2009-2014 hat dem �Insti-

tut für Jazz und Popularmusik� ab 1.10.2011 eine weitere halbe

Stelle eines Akademischen Mitarbeiters zugestanden.

Im Wintersemester 2010/11 erhielten die Studiengänge Jazz und

Popularmusik vier zusätzliche Unterrichts- und Überäume im Ge-

bäude Urbansplatz 2.

Inhalt

Schwerpunkt

Jazz�und�Popularmusik

Ein Studium mit Zukunft von Prof. Dr. Werner Heinrichs

Grußwort von Dr. Dietrich Birk

Absolutes Neuland Prof. Bernd Konrad schaut zurück

Grußwort von Klaus Doldinger

Grußwort von Prof. Till Brönner

Visionär � Bernd Konrad von Ulrich Kriest

Passion Jazz � Anne Czichowsky von HG Clemens

Vollblutmusiker � Rainer Tempel von Frank Sikora

Saxophonist Alexander �Sandi� Kuhn von HG Clemens

Bassist Axel Kühn von HG Clemens

Das Verbreiterungsfach Jazz und Popularmusikvon Uli Gutscher

Kreative Produktionsschmiede � Die Bauer Studios

Besser leben mit Trompete von Vincent Klink

Enthusiast � Pianist Ull Möck von Werner Stiefele

Lernen, Lehren & Spielen von Patrick Bebelaar

Risikogesellschaft von Ulrich Kriest

Manager, Lehrer, Psychologe & Musiker: Steffen Dixvon Madlen Kanzler

Jazztrompeter Dominik Wagner von HG Clemens

Ein Winter in Wien von Christoph Beck

Jazzsängerin Verena Nübel von HG Clemens

Pianist & Leader Tobias Becker von HG Clemens

Ideenpool � Musikwirtschaft von Paul Woog

Zukunftsaussichten Pop von Prof. Mini Schulz

Poptheorie/Popgeschichte von Ulrich Kriest

Jo Brecht � Bassist, Komponist, DJ & Unternehmervon Prof. Dr. Hendrikje Mautner-Obst

Frontfrau � Fola Dada von Hellmut Hattler

Stilikone � Wolfgang Schmid von Prof. Rainer Tempel

Popensembles von Wolfgang Schmid

Brückenbauer � And.Ypsilon von Prof. Piet Meyer

Songwriter Mathias Bloech von HG Clemens

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Auszeichnungen 2010/11

Wenjuan Shi-Beneke von Prof. Pia Podgornik

Die bewegte Frau � Verena Weissvon Prof. Michael Huthmann

Der Regisseur Marc Lunghuß von Frederick Zeugke

Orphée aux enfers von Bernd Schmitt

Von West nach Ost nach WestKati Hannken-Illjes von Prof. Annegret Müller

Symposium Komponistenbiographien von Madlen Kanzler

Start der AlumniadePianist Gerhard Oppitz im Gespräch mit Prof. Peter Buck

ensemble v.act von Prof. Angelika Luz

Chorleitungsprofessor Denis RougerInterview mit Prof. Jürgen Essl

Jenseits der 12 Halbtöne von Prof. Dr. Andreas Meyer

1. Stuttgarter Gitarrenfestival von Prof. Johannes Monno

Strings & Winds von Hermann Pallhuber

Orchesterfestival mit Charisma von Simone Enge

Da Capo � Hochschulnews

Vox humana: Resonanz 2010 von Prof. Dieter Kurz

Barbara Gonzaga von Mantuavon Dr. Peter Rückert & Prof. Dr. Joachim Kremer

Stuttgarter Lied-Preisträgerinnen von Dr. Cornelia Weidner

Was bleibt? 100 Jahre Neue Musik von Prof. Dr. Andreas Meyer

Oberstdorfer Musiksommer von R. Brandner-Buck

Veranstaltungsübersicht Sommersemester 2011

Partner, Sponsoren & Förderer

Impressum

ie sich die Zeiten ändern! Noch 1960 wurde ein Antrag auf Durchführung eines Jazzkurses an der Musikhochschule Stuttgart mit der Be-

gründung abgelehnt, man wolle eine Verproletarisierung der Hochschule vermeiden. Heute sind Jazz und Popularmusik längst etablierte Studienangebote, ohne dass von einer Ver-proletarisierung der Hochschule � was immer das sein mag � etwas zu spüren wäre.

Dass innerhalb von wenigen Jahrzehnten ein solcher Wan-del gelang, ist vor allem Prof. Bernd Konrad zu verdanken, der klassische Klarinette und Komposition studiert hat und damit trotz der bekannten Vorbehalte gegen den Jazz nicht im Verdacht stand, kein ernsthafter Musiker zu sein. Er holte 1976 Prof. Erwin Lehn (1919-2010) an die Stuttgarter Musikhochschule, der als Leiter des Südfunk-Tanzorche-sters, das gleichzeitig eine international gefragte Big Band war, einen exzellenten Ruf hatte. Erwin Lehn bildete aus klassischen Orchestermusikern eine Big Band, die bald zu einem Markenzeichen der Hochschule wird. Damit war das Eis gebrochen, und nun ging es zügig voran: 1979 wurde der erste Lehrauftrag vergeben, 1983 wird das Verbreite-rungsfach Jazz und Popularmusik eingerichtet und 1986 kam es zur offiziellen Gründung eines Studiengangs Jazz und Popularmusik und der Berufung von Bernd Konrad zum hauptamtlichen Professor für das Fach Jazz/Saxophon.

Ohne auf die Geschichte im Einzelnen einzugehen � siehe dazu den Beitrag von Bernd Konrad � fällt doch auf, dass der Gründungsphase 1986/87 leider ein struktureller Stillstand folgte. Sowohl von der Stellensituation als auch vom Studi-enangebot her blieb der Studiengang Jazz und Popularmusik rund 15 Jahre lang nahezu unverändert. Zweifellos wurde diese Phase sinnvoll und erfolgreich genutzt, um das Fach innerhalb der Hochschule künstlerisch und pädagogisch zu etablieren. Dennoch konnte ich bei meinem Amtsantritt als Rektor im Jahr 2002 eine gewisse Unzufriedenheit feststel-len, die sich allerdings nicht als Resignation zeigte, sondern als Wille, die Dinge wieder engagiert anzupacken und vor-anzubringen. Da gleichzeitig erkennbar war, dass die ideolo-gischen Vorbehalte der 1960er und 1970er Jahre (Stichwort: Verproletarisierung) längst nicht mehr vorhanden waren, sah ich gute Chancen für einen Ausbau der Jazz-Abteilung. Zu-sammen mit Bernd Konrad, Mini Schulz und Uli Gutscher wurden sukzessive folgende Ausbauschritte umgesetzt:

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KLAUS DOLDINGER

Studiengänge wie Master Musik-Jazz

oder Bachelor Musik-Pop wären in mei-

nen jungen Jahren total undenkbar ge-

wesen � man konnte sich nur dem üb-

lichen Klassik-Musik-Studium unterzie-

hen, was kein ausgesprochener Nachteil

war � den Jazz musste man sich �learning

by doing� selbst praktisch erarbeiten. Ich

bin dafür sozusagen ein lebendiges Bei-

spiel. Jedoch muss ich zugeben: hätte es

damals die Möglichkeit des Jazzstudiums

gegeben, ich hätte sie liebend gern wahr-

genommen.

Sicherlich hat dieser Umstand auch dazu

beigetragen, dass der Jazz zu einem

wichtigen Bestandteil unserer Kultur-

landschaft werden konnte und es bleibt

zu hoffen, dass dieses auf Dauer auch

vom Publikum gewürdigt wird.

Jedenfalls vielen Dank all denen, die sich

um den Erhalt dessen, was hier erarbeitet

wurde und hoffentlich weiterhin verfolgt

wird, verdient gemacht haben.

Absolutes�NeulandProf.�Bernd�Konrad�erinnert�sich�an�die�Jazzanfänge

m nächsten Jahr werde ich pensi-oniert. Vielleicht sollte ich das als kleinen Hinweis verstehen, mein

Dasein an der Hochschule noch ein-mal Revue passieren lassen. Schließlich war ich mehr als ein halbes Leben hier � genau genommen 42 Jahre. Eigent-lich wollte ich in Freiburg studieren, als meine damalige Freundin zum Stu-dieren nach Stuttgart ging. Also schrieb ich mich für ein Semester an der Stutt-garter Hochschule ein, nicht ahnend, dass es mehr als zwanzig werden wür-den. Eine Regelstudienzeit gab es da-mals nicht.

Ich wollte so viel wie möglich von Musik verstehen und nutzte den ge-samten Fächerkanon der Hochschule. Elektronische Musik und Komposi-tion, Neue Musik und Musiksoziolo-gie waren neben den zu belegenden Fächern eine wundervolle Beschäfti-gung. Für die Musiker waren es goldene Jahre. 1975 war ich der erste Student, der im Hauptfach Klarinette die dama-lige Abschlussprüfung der Konzertreife ablegte. Danach studierte ich Elektro-nische Musik und Komposition. 1979 bekam ich von Rektor Gönnenwein einen Lehrauftrag für klassische Klari-nette, klassisches Saxophon und später auch für das Ensemble Neue Musik, das ich von Professor Erhard Karkoschka übernommen hatte.

1985 wurde von Prof. Martin Gümbel, dem damaligen Rektor, die Möglich-keit zur Erweiterung des Fächerkanons in den Raum gestellt. Gümbel dachte an den Jazz, wobei die Schaffung eines neuen Studienganges vom ihm noch gar nicht in Erwägung gezogen wurde. Er dachte vielmehr an eine Stelle, in der Jazz und Neue Musik für alle Studi-eneinrichtungen sinnvoll sein könnte. Gümbel war fasziniert vom neuen Jazz der achtziger Jahre und wagte es, in der Neuen Musikzeitung - die Frage, brauchen die Hochschulen einen beamteten

Jazzprofessor? positiv zu beantworten, worauf von manch honorigem Profes-sor in Stuttgart der Begriff der Proleta-risierung der Hochschule aufkam. Schon der Begriff Jazz an einer Musikhoch-schule bedeutete einen Affront. Jazz war in diesen Jahren ein Feld, das noch von vielen Unbekannten durchsetzt war. Jazz an der Musikhochschule Stuttgart - und das war sensationell - beinhaltete den Swing von Erwin Lehn, der seit ei-niger Zeit eine studentische Big-Band betreute, aber auch meinen New-Jazz-Workshop, der die Grenzen zwischen ernster und unterhaltsamer Musik durchbrach und von den Studenten mit großer Euphorie aufgenommen wurde.

1985 wurde, vom Senat beschlossen und vom Ministerium bewilligt, erst-mals eine Stelle für Jazz ausgeschrie-ben. Knapp 100 Bewerbungen gin-gen ein. Interessanterweise hatten die meisten der Bewerber keine Hoch-schulerfahrung. Die Findungskom-mission einigte sich auf meine Person. Den Grund nannte mir der Rektor bei einem ersten Gespräch: an einer Musikhochschule dürfe es keine bil-lige Musik geben. Damit meinte er Dixieland. Gümbel schwebte eine Verbindung von zeitgenössischer Musik und Jazz vor. Ich hatte mit Professor Karkoschkas Ensemble für Neue Musik bereits Tourneen und Konzertreisen unternommen, wurde vom SWR für Produktionen mit Neuer Musik her-beigezogen und gab jährliche Kurse am Darmstädter Institut für Neue Mu-sik. Im Jazzbereich hatte ich ja bereits in Wolfgang Dauners Radio Jazz-Group und dem Jazzensemble des Hessischen Rundfunks Aufnahmen gemacht, war auf Tourneen mit deutschen Jazzgrö-ßen wie Albert Mangelsdorff und Hans Koller gewesen und hatte Kompositi-onen für die Erwin Lehn Big-Band, die NDR-Big Band, die Stuttgarter Philharmoniker und das RadioSin-

fonieOrchester Stuttgart geschrieben � und ich hatte Lehrerfahrung!

Rektor Martin Gümbel erlag noch im Sommer 1986 einem Krebslei-den und hinterließ nicht viel, was meinen neuen Arbeitsbereich be-traf. Sein Nachfolger, Professor Kon-rad Richter, war aufgeschlossen und

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In der Summe konnte in der Zeit von 2002 bis heute die Zahl der Studi-enplätze in den Studiengängen Jazz und Popularmusik sowie im Verbreite-rungsfach Jazz von ursprünglich 40 auf heute insgesamt 73 erhöht werden. Damit ist sichergestellt, dass das Institut für Jazz und Popularmusik allein von der Zahl der Studierenden her in der Hochschule wahrgenommen wird. Mit fast 10 % aller Studierenden sind die Jazzer und Popmusiker heute in der Stu-dentenschaft eine nicht übersehbare Größe.

Ähnlich erfreulich stellt sich die Situation heute auch hinsichtlich der Stellen dar. Gab es 2002 nur eine Professur und eine Stelle im Akademischen Mittel-bau, so weist der Stellenplan heute folgende Stellen aus:

1 Professur Saxophon, Leitung Big Band und Leitung Institut (100 %)1 Professur Bass und Leitung Popularmusik (75 %)1 Professur Komposition und Arrangement (50 %)1 Akademischer Mitarbeiter Verbreiterungsfach Jazz (75 %)1 Akademischer Mitarbeiter Jazz/Klavier (50 %)1 Akademischer Mitarbeiter Jazz/Schlagzeug (50 %)1 Akademischer Mitarbeiter Jazz/Gitarre (50 %)

Hinzu kommen Lehrbeauftragte in den Fächern Jazz und Popularmusik mit einem Vollzeitäquivalent (Summe der Deputatsstunden, die einer vollen Stelle entsprechen) von insgesamt 4,5 Stellen. Zusammen mit den oben auf-gelisteten 4,5 Stellen ergeben sich in der Summe 9,0 Stellen, was bedeutet, dass das Institut für Jazz und Popularmusik nun auch von der Personalausstat-tung her bundesweit konkurrenzfähig ist.

In einem Hochschulmagazin von 1996 über den Studiengang Jazz/Popular-musik beschrieb Prof. Bernd Konrad � sicher nicht ganz ernst gemeint � ein Szenarium für das Jahr 2012. Es heißt dort:

Alle unsere Überlegungen zur Schaffung eines sinnvollen Studiengangs haben sich zerschlagen. Nach dem Abbau aller klassischen Abteilungen steht nun der Niedergang des Studiengangs Jazz (nur noch zwei Studenten) unmittelbar bevor. Leider verschlie-fen wir die Gesamtentwicklung, sind aber stolz darauf. Gottseidank werde ich nächstes Jahr pensioniert!

Zwar haben wir noch nicht das Jahr 2012, aber man kann wohl heute schon sagen, dass sich Bernd Konrad mit dieser düsteren Prognose granatenmäßig geirrt hat. Jazz und Popularmusik stehen heute besser und gesicherter da als je zuvor. Durch kluge Kooperationen mit dem Jazzclub BIX und der Hoch-schule der Medien Stuttgart � siehe Beitrag von Mini Schulz � haben sich die beiden Studiengänge auch außerhalb der Hochschule gut etabliert. Zudem hat die Berufung junger und engagierter Lehrkräfte dem Institut neue Im-pulse gegeben, von denen alle Studierenden, aber auch die ganze Hochschule noch lange profitieren können. Wenn ich also, ähnlich wie Bernd Konrad 1996, von heute aus 15 Jahre vorausschauen wollte, so sähe meine Prognose sehr zuversichtlich, ja geradezu optimistisch aus.

Die Offenheit, mit der die traditionsreiche Stuttgarter Musikhochschule an-deren ästhetischen Konzepten wie Jazz und Popularmusik 50 Jahre nach de-ren Anfängen begegnet, ist der beste Garant dafür, dass dieses Studienangebot eine gute Zukunft hat. Da in den letzten Jahren dazu auch die strukturellen Grundlagen deutlich verbessert wurden, hat der geäußerte Optimismus zwei-fellos seine Berechtigung.

DR. DIETRICH BIRK MDL

Staatssekretär im Ministerium

für Wissenschaft, Forschung und Kunst

des Landes Baden-Württemberg

Das Institut für Jazz und Pop an der Staat-

lichen Hochschule für Musik und Darstel-

lende Kunst feiert in diesem Jahr sein

25-jähriges Jubiläum. Damit kann die

Musikhochschule in diesem Ausbildungs-

bereich bereits auf eine lange Tradition

zurückblicken. Der Studiengang Jazz und

Pop stützt sich nicht nur auf bewährte und

erprobte Lehrinhalte. Ein engagiertes

Dozententeam, das in der nationalen und

internationalen Musikszene aktiv ist,

sorgt dafür, dass der Unterricht mit den

wechselnden Anforderungen des profes-

sionellen Alltags und des Musikmarktes

Schritt hält. Im Jahr 2008 wurde der

Studiengang um den Bereich Pop erwei-

tert und seit dem Jahr 2010 können auch

Schulmusiker mit einem Jazz/Pop Haupt-

fach studieren. Der britische Jazz-Musi-

ker Django Bates sagte einmal: �Meine

Musik steht in Beziehung zu heutigen

Vorgängen. Ich verstehe, dass manche

Leute lieber eine Reise in die Vergan-

genheit machen. Wir wollen uns mit der

Geschwindigkeit der heutigen Zeit bewe-

gen.� Baden-Württemberg ist die inno-

vativste Region in Europa - kein Wunder

daher, dass sich die Menschen hier eben-

falls mit der Geschwindigkeit der heu-

tigen Zeit bewegen. Wir sind sehr stolz

auf die zukunftsweisende Entwicklung

dieses Studiengangs. Eine Vielzahl von

Jazzpreisträgern und DAAD-Auslands-

stipendiaten dokumentieren den Erfolg

dieses Weges. Im Namen der Landesre-

gierung von Baden-Württemberg gratu-

liere ich herzlich zum 25-jährigen Jubi-

läum des Instituts für Jazz und Pop. Ich

wünsche dem Institut, dass sein Gespür

für interessante Trends und Strömungen

erhalten bleibt: Jazz ist ein Wagnis, auf

das man sich einlassen muss.

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PROF. TILL BRÖNNER

Hochschule für Musik

Carl Maria von Weber Dresden

Als Ende der fünfziger Jahre in Deutsch-

land erstmals Jazz- und Popularmusik an

einer Musikhochschule gelehrt wurde,

konnte sicher niemand ahnen, dass man

über 50 Jahre später von einer nahezu

flächendeckenden �Jazzversorgung�

würde sprechen können.

Dies ist sicher den stetigen Bemühungen

unserer hiesigen Musiklehrer zu danken,

die allen Mittelkürzungen und Weissa-

gungen zum Trotz die Fahne hochge-

halten und erkannt haben, wie wertvoll

eine der immer noch vitalsten und span-

nendsten Kunstformen der Welt für die

Entwicklung von Kindern, Jugendlichen

und angehenden Berufsmusikern ist.

Den Blick auf die Substanz zu bewahren,

wichtige Neuentwicklungen zu fördern

und aktuelle Kommunikations- und Mu-

sikproduktionsmittel zu nutzen, um eine

künstlerische Berufsausbildung auch im

jungen Jahrtausend getrost so nennen

zu dürfen, dies ist im Bereich Jazz/Pop

der Musikhochschule Stuttgart sicht- und

hörbar gelungen.

Es stimmt mich ganz persönlich froh und

zuversichtlich zu sehen, welche Erfolgs-

geschichte sich hier fortsetzt und freue

mich schon jetzt auf eine baldige Koope-

ration! Zum Jubiläum meinen allerherz-

lichsten Glückwunsch!

01 - 10|7|2011

SchlossplatzMercedes-Benz MuseumBIX Jazzclub

www.jazzopen.com

B.B. King

Chicago

Paolo Conte

Blood, Sweat & Tears

Michael Bolton

Goran Bregovic

Angelique Kidjo

Dianne Reeves

Mothers Finest

Derek Trucks

Susan Tedeschi

Passport ...

Die Highlights im BIX Jazzclub 2011 - erste Jahreshälfte:

15.04. Marcin Wasilewski Trio

04.05. Dominic Miller Band

13.05. Danilo Perez Trio

28.05. Kraan Jubilee Tour

01.06. Stuttgarter Kammerorchester

17.06. Christian McBride Band

29.06. Meyers Nachtcafé

01. - 10.07. jazzopen stuttgart 2011

29.09. Young Lions Jazzaward Gala

ACHTUNG: Dienstag ist YOUNG JAZZ Tag!Das BIX unterstützt dabei die Nachwuchskünstler aus Stuttgart und der Region. Die Ensembles der Musikhochschule Stuttgart aus den Studiengängen Jazz und Pop präsentieren immer Dienstagsabends ihr eigenes Programm - und das zu günstigen Eintrittspreisen. Bei den Abschluss-Konzerten der Diplomanden ist der Eintritt sogar frei!

Bix Jazzclub & LoungeLeonhardsplatz 2870182 StuttgartTel: +49 711 238 409 97Fax: +49 711 470 43 14Web: www.bix-stuttgart.deE-Mail: [email protected]

entschlossen einen Jazz-Studiengang zu initiieren und wir verbrachten viel Zeit damit, sinnvolle Strukturen zu entwickeln. Die Verknüpfung mit der Klassik und der Neuen Musik war eine wichtige Voraussetzung. So begann ich an einer Studienordnung Jazz zu ar-

beiten und Curricula zu entwickeln. In der Folgezeit sprach ich mit vielen Musikern, die sich diesem Genre auf-geschlossen zeigten. Eindrucksvoll die Gespräche mit Professor Karkoschka, der ein Forum für Neue Musik und Neuen Jazz favorisierte, oder mit Pro-fessor Erwin Lehn, mit Wolfgang Dau-ner, der damals bereits die Rockmusik als wegweisend sah, mit Professor Jiggs Whigham und vielen anderen. Die Möglichkeiten in Stuttgart schienen vielfältig. Wichtig in meinen Über-legungen war in der Studienordnung die Möglichkeit der Veränderung, Er-weiterung und Erneuerung. Jazz und Jazzpädagogik wird sich immer wieder ändern, ja sich ändern müssen! Der Jazz - nicht nur als gesellschaftliches Phänomen - wird im Laufe seiner Ent-wicklung neue Denk- und musika-lische Strukturen hervorbringen, die durch das Einbeziehen neuer Modelle, den Jazz am Leben erhalten werden.

Um auch die Essenz des Jazz zu erfassen und zu vermitteln, dass Jazz weit mehr ist, als klingendes Material, ließ mich an meinem Bemühen zweifeln. Dieses Moment, das mir so wichtig schien, lies sich nur schwerlich vermitteln. Immer wieder musste ich an den Ausspruch Giuseppe Verdis denken: In der Musik gibt es etwas, das mehr ist als Melodie, mehr als Harmonie: die Musik � und hier meint der Komponist nicht das klingende Ma-terial, sondern all das, was Musik zur Mu-sik werden lässt � das, was nicht zu hören, sondern zu spüren ist!

Ich konnte damals die Hochschule da-von überzeugen, dass es sinnvoll ist, mit möglichst vielen wichtigen Musikern aus Europa und den USA Workshops zu veranstalten. Ob Wynton Marsa-lis oder die Frank Zappa-Band. Ob Bob Malach oder das Music Ensemble of Benares; diese Musiker konnten das vermitteln, was ein wichtiger Bestand-teil des Jazz ist: Lebensfreude und Biss und eine etwas andere Art des Denkens und des Lebens � vor allem aber das Doing Your Own Thing. Diese Unver-wechselbarkeit im Spiel anzustreben, das war mir in Stuttgart wichtig!

In Stuttgart kamen zu meinen Haupt-fachstudenten noch die Studenten der Klassik und der Schulmusik, sodass ich

in diesen Jahren meist mehr als 15 Sa-xophonisten unterrichtete, aus Platz-mangel meist bei mir zuhause. Auch das Nebenfach Klarinette und Flöte für die Saxophonisten kam hinzu, dann der gesamte pädagogische Be-reich mit Vorlesung und Lehrproben, die Betreuung der Diplomarbeiten. Dann noch die Formenlehre mit Tran-skriptionen und Analyse, Musik-und Jazzgeschichte, sowie der Saxophon-Workshop und einen Improvisations-workshop betreute ich. Das war mit zwanzig Deputats-Stunden keines-wegs zu schaffen und war ein Full-time-Job mit fünfunddreißig bis vierzig Stunden pro Woche.

Für unsere heutigen Verhältnisse ein verwegenes und vom Arbeitspensum kaum durchführbares Unterfangen.Trotzdem war es die schönste Zeit in meinem beruflichen Leben. Gescheut oder bereut habe ich meine Arbeit nie; sie wurde eine Herzensangelegenheit, die mich ausfüllte, körperlich und mit all meinen Sinnen. Heute ist es etwas ruhiger geworden, das heißt ich unter-richte im Rahmen meines Deputats und kann konzertieren und kompo-nieren � und ich genieße auch das.

Es mussten mehr als zwanzig Jahre vergehen, bis unsere Abteilung zwei halbe Professorenstellen bekam. Erst mit Professor Heinrichs, dem heu-tigen Rektor unserer Hochschule, wurde die � mittlerweile zum Institut für Jazz und Pop ernannte Abteilung von der Hochschulseite mit zwei wei-teren Stellen versorgt. Professor Hein-richs sorgte sich um unsere Abteilung und machte als erster Nägel mit Köp-fen. Danke! Ein Pop-Zug ist seit zwei Jahren dazu gekommen, der von Mini Schulz und seinem Team bestens be-treut wird. Heute unterrichten fähige Lehrer, denen ich wünsche, dass sie mit der gleichen Euphorie herangehen wie wir seinerzeit. Danken möchte ich am Schluss allen Lehrern unseres Stu-diengangs, die mir hilfreich zur Seite gestanden haben und die mir längst Freunde geworden sind. Mein größter Dank aber gilt unseren Studenten, die mit wachen Augen und viel Verständ-nis uns in dem Bemühen unterstützt und geholfen haben, diesen Studien-gang zu formen.

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m kommenden Jahr wird Professor Bernd Konrad die Musikhochschule Stuttgart verlassen, die er 1968 für ein Studium der Klassischen Klarinette betrat. Noch

während seines Studiums erhielt er Lehraufträge im Ne-benfach Klassische Klarinette und Klassisches Saxophon. Er hat danach auch noch Elektronische Musik und Kompo-sition (bei Erhard Karkoschka) studiert und in Krautrock-Bands mit damals angesagten freien Formen der Rock-Musik experimentiert. Er hat ca. 160 Hörspiel-, Film- und Bühnenmusiken komponiert, ist auf ca. 60 Schallplatten und CDs zu hören, hat mit wunderbaren Musikern wie Steve Lacy, Marion Brown, Sam Rivers, Herbert Joos, Jack Bruce, Hans Koller, Wolfgang Dauner, Lauren Newton, Rashied Ali, Karl Berger und Kenny Wheeler zusammen-gearbeitet.

Tourneen und auch Lehrtätigkeiten haben ihn auf alle Kon-tinente geführt; er hat zahlreiche Preise, Auszeichnungen und 2001 das Bundesverdienstkreuz erhalten. Das Jazz-Le-xikon sagt dazu Ausnahmemusiker - und dem ist nichts hin-zuzufügen. All das kann man problemlos auf Papier oder auch im Netz (www.bernd-konrad.net) nachlesen. Mit dem Nachhören ist es schon etwas schwieriger: es sind kaum noch Alben von/mit Bernd Konrad im Handel verfügbar; man muss schon Zeit für die Suche investieren. Was man aber auf jeden Fall machen kann und tun sollte, ist das Ge-spräch mit dem Musiker Bernd Konrad suchen, der ja sehr früh zum Pädagogen wurde und dessen Augen aufblitzen, wenn er erzählt, dass er etwas weitergeben wollte, was zu beschreiben ihm fast die Worte fehlen. Natürlich kann man Jazz nicht lehren!, sagt Bernd Konrad.

Man könne vielleicht die Strukturen dieser Musik analy-sieren und dann auch lernen. Aber um diese Musik zu verste-hen, muss man sie erst einmal aufsaugen. Man muss versuchen zu verstehen, warum die Musik gemacht wurde; das Soziale in dieser Musik ist mir persönlich immer sehr wichtig gewesen. Mich hat damals während meines Studiums eine Musik interessiert, die frei war, wo man sich entwickeln und beim Spielen aufatmen konnte. Da war es dann egal, ob es Rock, Jazz oder Neue Musik war!

Und dann sagt Bernd Konrad einen wunderschönen Satz: Musik ist so viel mehr als Musik, als Töne und Klang. Es steckt eine Kraft in dieser Musik, die man fühlen muss. Diese Qualität gibt es nach meiner Auffassung in keiner anderen Musik � und das muss man dann den Studenten vermitteln! Mit solch einer Leidenschaft beschreibt Konrad die Kraft der Musik, die er übrigens nicht spirituell verstanden wissen will, dass man einen Eindruck bekommt vom Geist des Aufbruchs, als er 1986 seine Jazz-Professur an der Musikhochschule Stutt-gart antrat. Jazz an der Hochschule, das sei damals reines Exotentum gewesen. Auf die ausgeschriebene Stelle hätten sich Musiker aus aller Welt beworben, aber schließlich sei er genommen worden - und stand jetzt von zwei Seiten unter Legitimationsdruck. Die klassischen Musiker sahen im Jazz das Illegitime und Populäre; die Jazzer stellten in Frage, dass man eine Musik, die auf Improvisation baut, lehren und ler-nen könne. Da es seinerzeit kaum Vorbilder für einen Jazz-Studiengang gab, ergriff Bernd Konrad seine Chance und entwickelte Lehrpläne, die ohne gravierende Änderungen auch noch heute praktiziert werden, und nicht nur in Stuttgart, sondern in ganz Deutschland.

Ein halbes Jahr an der Berklee School of Music in Boston nutzte Konrad damals noch zum Blick über den Garten-zaun, ließ sich inspirieren von dem, was er dort sah. Bernd Konrad schwärmt von den durchaus anarchischen, aber auch ernsthaft und konzentrierten Anfängen zu Beginn

der Etablierung des Studiengangs, vom learning by doing und vom Geist, der damals unter den Studenten spürbar ge-wesen sei: Damals hatte ich das sehr schöne Gefühl, dass wir an der Hochschule etwas Unerhörtes beginnen. Es herrschte eine Aufbruchstimmung und die Mentalität der Studenten war entspre-chend. Es liegt in der Natur der Sache, dass dieser Geist ver-fliegt, wenn ein Studiengang sich institutionalisiert. Sicher, damals seien die Studienbedingungen völlig anders gewe-sen - locker und flockig. Aber Bernd Konrad hat in seinen Jahrzehnten an der Musikhochschule auch gemerkt, wie der Zeitgeist sich wandelt, auch, was den Anspruch an die Kultur, einer Musik gegenüber angeht. Er zitiert den Jazz-Papst Joachim-Ernst Behrendt, der von Wellenbewegungen der Kultur sprach, die alle zehn Jahre eine neue Strömung entstehen lässt.

Konrad rechnet fest damit, dass das soziale Moment in zwan-zig Jahren wieder virulent werden wird. Wenn Bernd Kon-rad von den Veränderungen spricht, von der Verschulung des Studiums, den festen Strukturen, dann stellt er das ohne falsche Nostalgie, aber doch sehr bestimmt fest: Es hat sich doch allerhand verändert in den Jahren. Die Mentalität der Stu-denten, die Freiheit im Studium, auch die Musik hat etwas an Biss verloren. Das ist gar nicht böse gemeint, aber es kann nicht nur darum gehen, sich souverän in der Tradition zu bewegen, sondern man muss ja den Studenten Mut machen, etwas Neues, den eige-nen Ausdruck zu finden. Obwohl man an der Musikhochschule per se nicht Avantgarde, sondern ein paar Jahre hinterher ist. Ent-scheidend ist doch letztlich die Haltung des Musikers, die sich in seiner Musik ausdrückt. Man muss diese Haltung auch leben, man muss lebendig und glaubwürdig sein, um die Musik am Leben zu erhalten. Hoffentlich klingt das jetzt nicht zu pathetisch. Ich bin also gar nicht traurig, wenn ich im nächsten Jahr an der Hochschule abtrete. Sondern eigentlich noch immer so engagiert mit dem Her-zen dabei wie am ersten Tag.

Bernd�KonradDer�Jazz�ist�ja�eine�Musik,�die�(man)�lebt!

VON ULRICH KRIEST

I

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10 spektrum 17 spektrum 17 11

nne Czichowsky ist eine stimmgewaltige Botschafte-rin für die lebendige Jazzszene unseres Landes und die zweite Preisträgerin in der mittlerweile 26-jährigen Ge-

schichte des Jazzpreises Baden-Württemberg. Ich freue mich, dass sechzehn Jahre nach der Bassistin Karoline Höfler wieder eine Frau den in der Musikszene wie beim Publikum gleichermaßen geschätzten Landesjazzpreis erhält, erklärte Kunststaatssekre-tär Dr. Dietrich Birk. Die Auszeichnung gehört mit 15.000 Euro bundesweit zu den höchstdotierten Jazzpreisen.

Die 30-jährige Sängerin Anne Czichowsky hat sich in den letz-ten Jahren zu einer der ausdrucksstärksten Sängerinnen der baden-württembergischen Jazzszene entwickelt. Ihre stilistische Vielfalt beeindruckt ebenso wie ihre auf höchstem Niveau angesiedelte Im-provisationsfähigkeit. Ihr ist daher der Jazzpreis des Jahres 2011

zuzusprechen, erklärte Prof. Bernd Konrad als Vorsitzender die Entscheidung der Jury. Der Jazzpreis Baden-Württem-berg wird in diesem Jahr zum 27. Mal verliehen. Erhalten können ihn Nachwuchsmusikerinnen und -musiker, die in Baden-Württemberg leben oder durch ihre künstle-rische Arbeit eine enge Beziehung zum Land haben. Der unabhängigen Jury gehören neben Bernd Konrad Gudrun Endress, Frieder Berlin, Johannes Frisch, Reinhard Kager, Herbert Lindenberger, Frederic Rabold, Friedhelm Schulz und Thomas Siffling an.

Zu den nominierten Künstlerinnen und Künstlern in der diesjährigen Jury-Sitzung zählten neben der späteren Preis-trägerin auch drei weitere Musiker, die ihre musikalische Heimat in der Musikhochschule Stuttgart haben: die Pianis-

tin Gee Hye Lee, der Saxophonist Alexander �Sandi� Kuhn und die Pianistin Olivia Trummer. Anne Czichowsky setzt die Erfolgsstory der Studierenden der Musikhochschule Stuttgart mit ihrer Auszeichnung erneut fort (siehe Preis-träger auf Seite 44).

Anne Czichowsky, 1981 in Schaffhausen geboren, begann im Alter von 15 Jahren mit dem Klassischen Gesangsun-terricht. Drei Jahre später wurde sie zur Preisträgerin beim Landeswettbewerb Jugend jazzt gekürt. Von 2000 bis 2002 war sie Sängerin im Landesjugendjazzorchester Baden-Württemberg unter der Leitung von Prof. Bernd Kon-rad. Sie studierte Jazzgesang an den Musikhochschulen in Stuttgart und Graz und schloss ihr Studium 2007 mit Aus-zeichnung ab. Seitdem machte sich die Wahl-Stuttgarterin als Solistin in diversen Jazzformationen einen Namen und gewann mehrere internationale Jazzpreise.

Als Jazzsängerin gastierte sie bislang auf Bühnen in Ita-lien, der Schweiz, Österreich, der Türkei, Afrika, Litauen, Rumänien, Finnland, Süd-Ost-Asien und ganz Deutsch-land. Sie spielte u.a. mit dem Önder Focan Trio, dem St. Petersburg Jazz Quartet, den Italian Allstars, Lorenzo Pe-trocca, Thilo Wagner, Oliver Mtukudzi, Michael Kersting, Paul Schwarz, Günther Lenz, Herbert Joos und Bernd Konrad. Aktuell ist sie mit dem Anne Czichowsky Quin-tett, Anne Czichowsky�s Playground und Jazzpartout regel-mäßig live zu hören. Mit Jazzpartout gewann sie 2008 die Bucharest International Jazz Competition, das Debütalbum RISE erschien im Februar 2009 auf dem Label Neuklang (Bauer Studios). Im Juli 2008 gewann Anne Czichowsky den International Jazz Singers Contest Lady Summertime in Finnland und erhielt zudem den Publikums-Preis fa-vourite singer of the audience. Im April 2009 belegte sie den 2. Platz im International Jazz Voices Contest in Litauen und wurde zudem für best free program ausgezeichnet. 2010 wurde ihr als erster Jazzmusikerin der Große Musikpreis der Volksbank Hochrhein Stiftung, mit 10.000 Euro dotiert, für ihre außerordentlichen musikalischen Leistungen ver-liehen. Im November 2010 belegte Anne Czichowsky den 2. Platz im 12th International Jazz Soloist Competition in Monaco, zu diesem Wettbewerb werden Finalisten aus al-len Instrumentenkategorien eingeladen. 2011 setzt Anne Czichowsky den Erfolgskurs mit den Gewinn des Jazz-preises des Landes Baden-Württemberg fort. Seit 2010 ist Anne Czichowsky Dozentin für Jazzgesang an der Hoch-schule für Musik Saar in Saarbrücken.

Im Mai diesen Jahres wird sie ihr zweites Album Play on words mit dem Anne Czichowsky Quintett veröffentlichen, in dem neben Thilo Wagner (piano), Lorenzo Petrocca (guitar) und Matthias Daneck (drums) auch der Bassist Axel Kühn (siehe Porträt auf Seite 15), einer ihrer Vorgän-ger als Landesjazzpreisträger, mitwirken.

TEXT: HG CLEMENS

WWW.ANNESINGSJAZZ.COM

A

ist stolz auf �seine�

Absolventen der

Hochschule für Musik in Stuttgart

JAZZ @ Bauer Studios

ANNE CZICHOWSKY

Trägerin �Jazzpreis Baden-Württemberg 2011�

PLAY ON WORDS

NCD4053

RISE

NCD4034

OLIVIA TRUMMER

NOBODY KNOWS

NCD4044

WESTWIND

NCD4021

NACH NORDEN

NCD4012

MICHAEL KIEDAISCH

SIEBENSACHEN

NCD4047

NIGHTSONGS

NCD4026

� komplette Infrastruktur von der Aufnahme

bis zum Label

Eure Idee - Unser Know-HowVon Anfang an das Beste

für eure Produktion!

� gerade junge Künstler pro! tieren von

unserer langjährigen Erfahrung

www.neuklangrecords.dewww.bauerstudios.de twitter.com/bauer_studios

facebook.com/bauerstudios

Passion JazzDie�Vokalistin�Anne�Czichowsky

Jazzpreisträgerin Baden-Württemberg 2011

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12 spektrum 17 spektrum 17 13

arf ich vorstellen: Rainer Tempel � Tausendsassa, dem es offensichtlich gelingt, mehrere Leben ohne größere Kollisionen aneinander vorbei zu lavieren, und dabei den Beweis liefert, dass Teleportation keine Fiktion

ist. Wie wäre es sonst zu erklären, dass er in knapp 20 Jahren mehr Bands gegrün-det hat als andere Musiker im Verlauf ihrer gesamten Karriere (Tempel Big Band, Trios, Quintette, Septette, zuletzt Tempelektrisch), regelmäßige Tourneen im In- und Ausland durchführt, sich als Pianist, Komponist, Arrangeur, Dirigent und musikalischer Leiter nicht nur für seine eigenen Projekte einsetzt sondern auch für andere Ensembles tätig ist (Big Bands wie HR, RIAS, NDR, SWR, Zurich Jazz Orchestra, Sunday Night Orchestra, klassische Orchester, Theater und, und, und�), zeitweilig mit einer Doppelprofessur in Luzern und Stuttgart ausgestat-tet war, noch keine 40 und schon auf dem Weg zu seiner 20. CD ist und � last but not least � seine Familie mit Frau, Kindern und Hausbau sowie seine dunkle Seite als Fußballfanatiker (der dem VfB eine eigene Ballade widmet!) unter einen Hut bringt? Ein Besuch seiner Homepage (altdeutsch Heimatseite) lohnt sich!

Ich kenne Rainer schon lange, obwohl ich mich an unser erstes Treffen zu meiner Schande nicht mehr erinnern kann. Wie er mir aber glaubhaft versichert, hatte seine Entscheidung, 1994 ein Jazzstudium in Nürnberg zu beginnen, ursächlich mit der (selbstverschuldet, wie er sagt) nicht bestandenen Stuttgarter Aufnah-meprüfung in Jazzgehörbildung zu tun. Und für die war � Ironie des Schicksals � ich zuständig. Auch danach haben sich unsere Wege immer wieder gekreuzt � nicht zuletzt, weil ich ihm einige meiner ehemaligen Jobs angedreht habe. Und so habe ich Rainer als Musiker ohne jegliche Berührungsängste erlebt: als Grenzgänger zwischen Jazz, Klassik und Pop, immer auf der Suche nach neuen kompositorischen Ansätzen und Inspirationen (Sudokus, Hindemith, Börsen-kurse�), technisch begabt (einer, der mit Lötkolben und Zange sein eigenes Equipment in Schuss hält), als begeisterten Vermittler, der seine Lehrtätigkeit sowohl aus Freude am Weitergeben als auch als Reflektionsmöglichkeit für die eigene Arbeit pflegt, als Schnelldenker und schwäbischen Vielschaffer, kritischen Geist, manischen Projekterfinder, der den Werkstoff Musik permanent überdenkt und dadurch die Kunstform Jazz, die er so liebt, entwickelt und bereichert, des-sen Musik nie Durchschnittsware, immer auf hohem künstlerischen Niveau an-gesiedelt und mit einer fast schon buddhistischen Unaufgeregtheit umgesetzt ist. Respekt!

Sind wir also dankbar, dass das anfänglich angestrebte, der Familientradition ge-schuldete Jurastudium wegen unüberwindbarer Musikbegeisterung nach zwei Semestern ad acta gelegt wurde. Und hoffen wir, dass Rainers Pläne für die zukünftige Weiterentwicklung des Jazzstudienganges in Stuttgart � eine Koop-eration mit der SWR Bigband sowie die Einrichtung eines Masters Jazz mit Schwerpunkt Komposition � Realität werden. Die Musikhochschule Stuttgart kann sich glücklich schätzen, einen der vielseitigsten Vollblutmusiker der deut-schen Jazzszene zu ihrem Lehrkörper zu zählen.

WWW.RAINERTEMPEL.DE

VollblutmusikerDer� Allrounder� Rainer� Tempel

V O N F R A N K S I K O R A

FRANK SIKORA

Ausbildung in Komposition, Arrange-

ment und Gitarre am Berklee College

of Music sowie dem New England

Conservatory in Boston/USA. Weitere

Studien bei Charlie Banacos, Mike

Gibbs, Claus Ogerman und Jim Hall.

Im Anschluss ausgedehnte Konzert-

tätigkeit und Rundfunkproduktionen

u.a. mit Sal Nistico, Makoto Ozone, Art

Farmer, Slide Hampton, Bob Mintzer,

Joe Haider, Dieter Ilg, Hubert Nuss,

Victor Bailey, Boston Symphony Or-

chestra. Kompositions- und Arrange-

mentaufträge u.a. für das German

Jazz Orchestra, BBC London Radio

Band, WDR, NDR sowie regelmässige

Auftragsarbeiten für Vocal-Groups,

Big Bands und kleinere Jazz-En-

sembles. Seit 2003 musikalische

Leitung des �Zurich Jazz Orchestra�.

Seit 1988 Dozent im Bereich Jazz der

HKB. Zudem Lehr-aufträge an der

Musikhochschule Stuttgart (seit 1986)

und der Film-akademie Ludwigsburg

(seit 2004). Über 350 Instrumental-

und Theorieworkshops, meistens als

Leiter aber auch in Zusammenarbeit

u.a. mit Bob Brookmeyer, Gil Evans,

Jiggs Wigham, Darmon Meader, Peter

Herbolzheimer. Autor von �Die Neue

Jazz-Harmo-nielehre�, verlegt bei

Schott/Mainz.

D

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14 spektrum 17 spektrum 17 15

öppingen, Tübingen, Boston, Stuttgart und New York. Geographische Eckpunkte, die den Musiker Alexander �Sandi� Kuhn musikalisch geprägt ha-

ben, die seine stilistische Vielfalt ausmachen, seine ener-giegeladene Dynamik und einfach die unendliche Lust am Spielen. Er begann seine mu-sikalische Karriere in frühen Jahren auf dem Klavier, bevor er das Saxophon für sich ent-deckte. Nach dem Abitur stu-dierte er Englisch und Politik-wissenschaft in Tübingen, be-vor ihm 2004 ein Stipendium am renommierten Berklee College of Music in Boston ermöglichte, Saxophon bei Größen wie Bill Pierce, Frank Tiberi, Joe Lovano, Herb Po-meroy, Hal Crook, Ed Tomassi und Dave Santoro zu studie-ren. Aus dieser Zeit an dieser Talentschmiede der Neuen Welt geht die Formation Bo-ston Collective hervor. Zurück in Württemberg spielt er mit Formationen wie Südsoul, HKtwoO, Jazzfactory Or-chestra und ist Mitglied im Jugendjazzorchester Baden-Württemberg. Besonders mit dem Bassisten Axel Kühn, mit dem er 2005 die Band Kühntett gründet, gewinnt er neben zahlreichen Auszeichnungen 2009 auch den 1. Europäischen Burghauser Nachwuchsjazz-preis. Als eine der besten Bands in Deutschland wird die Formation enthusiastisch gefei-ert. Das ist auch der Impuls für Alexander �Sandi� Kuhn, sein eigenes Ensemble KuhnStoff zu gründen, um seinen kompositorischen Visionen Ausdruck zu verleihen. Zur Verwirklichung seiner musikalischen Ideen konnte er da-bei mit Joachim Ribbentrop (guitar), Christoph Heckeler (piano), Jens Loh (bass) und Axel Pape (drums) hochka-rätige junge deutsche Jazzmusiker gewinnen, von denen jeder einzelne durch seine individuelle Spielweise zu einem ganz eigenen Bandsound beiträgt. Die Lust auf mehr �KuhnStoff� zeichnet sich schon nach ersten Gigs ab. Die junge Formation begeistert durch erstaunliche Reife und spielt ihre Musik mit leidenschaftlicher Überzeugung (Fried-helm Schulz). Sie spielen frisch, unverbraucht, lustvoll und

Aus� der� zweiten� ReiheDer� Bassist , � Leader� und� Komponist� Axel� Kühn

assisten gelten in der Regel als zurückhaltend, in-troviert � sie agieren zunehmend im Hintergrund. Nicht Axel Kühn, zumindest nicht immer. Natür-

lich ordnet er sich als Bassist im Mahler Chamber Orchesterunter dem Dirigat von Daniel Harding dem Gesamtklang unter. Er ist zuweilen auch froh, wenn er in manchen For-mationen �nur� als Bassist tätig ist. Allerdings handelt es sich bei diesen Bands um das �Who is Who� der württember-gischen, wenn nicht sogar der deutschen Jazzszene: Nach dem Sieg von Anne Czichowsky beim diesjährigen Jazz-preis Baden-Württemberg spielt er beispielsweise mit der Formation Anne Czichwosky�s Quintett und ist damit absolut am Puls der Zeit. Aber auch mit dem Chris Gall Trio, dem Samuel Jersak Trio, Boston Collec-tive und dem Joachim Staudt Quartett ist er regelmäßig auf Tour. Ganz zu schweigen von seinen eigenen For-mationen, dem Kühntett, dem Very Kühn Quartett mit dem gleichna-migen Saxophonisten Axel Kühn oder mit der Sängerin Karin Oehler, wenn er in puristischer Besetzung große Songs des internationalen Re-pertoires interpretiert. Sein Funda-ment hat er von 2002 bis 2007 beim Studium an der Musikhochschule Stuttgart bei den Dozenten Günther Lenz, Henrik Mumm, Mini Schulz und Frank Sikora mitbekommen, das er mit Auszeichnung abschloss. So-wohl Frank Sikora, der ihn immer wieder nachhaltig mo-tiviert hat seinen eigenen kompositorischen Weg zu gehen, als auch Mini Schulz, der als Lehrer, Mentor, Netzwerker und Vermittler für Axel Kühn gewirkt hat , sind ausschlag-gebend für den eingeschlagenen Weg des jungen Tübinger Bassisten. Darüber hinaus gehört die Zusammenarbeit mit Größen wie Helen Schneider, Cassandra Steen und der Bobby Burgess Big Band Explosion zu den wichtigsten Sta-tionen seines bisherigen Werdegangs. Axel Kühn liebt es ne-ben dem Bandleader, dem Songwriter, einfach nur Bass zu spielen. Er setzt allerdings sensible Musiker voraus, die ihm Raum zur Entfaltung lassen. Diese Bass-Liebe hat ihm bisher viele Auszeichnungen eingebracht, wie die beiden 2. Preise beim Biberacher Jazzpreis 2006 und dem Jazz-Nachwuchswettbewerb Straubing 2007. Zum Sieger des 1. Europäischer Burghauser Nachwuchs-Jazzpreis wurde 2009 die Formation Kühntett gekürt. Kühntett � das sind Axel Kühn (bass), Alexander �Sandi� Kuhn (sax), Christoph Heckeler (piano) und Marcel Gustke (drums). 2009 ist Axel Kühns Jahr.

Nach wiederholter Nominierung gewinnt er als Solist den renommierten baden-württembergischen Jazzpreis, der zum 25. Mal verliehen wird: Der Bassist Axel Kühn gehört zu den Jazzmusikern in Baden-Württemberg, die durch interes-sante, einfallsreiche und kreative Aktivitäten auf sich aufmerk-sam gemacht haben. Mit seinem individuellen und meisterhaften Bass-Spiel sowie der Arbeit mit seiner Gruppe �Kühntett� zeigt er auch in seinen Kompositionen eine eigene, von Spannung und Dynamik getragene Klangsprache, erklärte der Juryvorsitzende Bernd Konrad. Was Axel Kühn vor allem auszeichnet, ist

das immerwährende Wissen, welche Rolle und welche Funktion er ein-nehmen muss: Der Bassist ist Binde-glied zwischen Harmonie, Melodie und Rhythmus. Bassisten sind oftmals sehr gute Bandleader und Songwriter, weil sie den Gesamtüberblick haben. Aber vor allem ist es auch die Magie, sind es die Impulse, die von ihm ausge-hen. Und wenn Bandkollegen ins Schwärmen geraten, ist das ein Aus-druck besonderer Anerkennung für den sympathischen, zurückhaltenden und sehr besonnen wirkenden Axel Kühn. Allerdings spricht das für ihn, denn dieser Mann ruht in sich und dass spürt man nicht nur seinen sehr lyrisch geprägten Kompositionen ab, sondern auch seinem virtuosen und hochsensiblen Spiel. Da verwundert es nicht, wenn die Sängerin Karin Oehler von seinem pulsierenden, fe-

dernden, virtuosen und kreativen Spiel schwärmt. Und auch der Jazzredakteur Roland Spiegel ist über die Formation Kühntett voll des Lobes: Diese Band hat etwas Besonderes. Diese Musik springt einen an und lässt einen so schnell nicht mehr los. Denn sie hat starke Substanz. Und diese Substanz setzen die Musiker mit einer Souveränität um, die gerade bei so jungen Bands selten ist: Hier geht es ganz um das, was gesagt werden soll, und nicht darum, zu zeigen, wie toll man ist. Oder anders: Es geht um die innere Kraft der Musik... Und diese Kraft zeigt Axel Kühn nach The Contemporary Jazzmovement und Image of my soul auf seinem dritten Album Checkpoint Jazz, das Anfang Juni beim Label Double Moon erschei-nen wird.

TEXT: HG CLEMENS

WWW.AXEL-KUEHN.COM

WWW.KUEHNTETT.DE

Grenzgänger� zwischen� den� WeltenDer� Saxophonist� und� Komponist� Alexander� �Sandi� � Kuhn

wie Joe Bauer in den Stuttgarter Nachrichten schreibt einfach großartig. Für diese neue Formation wird �Sandi� Kuhn auch 2010 mit dem Young Lions Jazz Award ausgezeichnet. Quasi im Vorbeigehen schließt er auch sein Saxophonstudium an der Musikhochschule Stutt-gart bei Prof. Bernd Konrad mit

Auszeichnung ab. Mittlerweile gehört die Bande, wie sie Sandi Kuhn liebevoll bezeichnet, nach zwei Jahren zum Who ist who der neuen, jungen deut-schen Jazz-Szene (Günther Currle). Die Musik von Kuhn-Stoff wandert auf modernen Pfaden - postmoderne Har-monik trifft auf starke melo-dische Strukturen, die von zeit-genössischen Grooves getragen werden. Stets steht dabei die Homogenität der Komposi-tionen im Mittelpunkt, soll doch das geschaffene Werk als Ganzes eine musikalische Aussage machen, ohne kon-struiert zu klingen. Solistische Freiräume sind in ihrer Bedeu-tung den auskomponierten Elementen gleichgestellt und tragen ihrerseits zu dieser an-gestrebten Einheit bei. Bevor Alexander �Sandi� Kuhn als Weltenbummler zum Master-studium ans Queens College in New York aufgebrochen ist, hat er mit dem Debütal-bum Being Different im Januar seine außergewöhnliche Posi-tion in der württembergischen

und auch deutschen Jazzszene nochmals unterstrichen. Für den diesjährigen Jazzpreis Baden-Württemberg nominiert, musste er nur seiner ehemaligen Studienkollegin, der Sänge-rin Anne Czichowsky, weichen. Aber dennoch kann er sich über eine erneute Auszeichnung freuen. Er erhält ein Stipen-dium der Kunststiftung Baden-Württemberg, sodass die Ver-bindung zur Alten Welt auf keinen Fall verloren geht.

TEXT: HG CLEMENS

WWW.ALEXANDERKUHN.COM

WWW.KUHNSTOFF.COM

G B

Page 10: Spektrum_17_SoSe_2011

16 spektrum 17 spektrum 17 17

erbreiterungsfach Jazz und Popularmusik, so lautet die offizielle Bezeichnung für den kleinen aber fei-nen Studiengang Jazz/Pop für Schulmusik-Studie-

rende. Am 1. April 1983 wurde das Verbreiterungsfach Jazz und Popularmusik an der Musikhochschule Stuttgart ein-geführt und damit Studierenden des Studiengangs Schul-musik die Möglichkeit eröffnet, anstelle eines wissenschaft-lichen Beifachs Jazz/Pop zu studieren. Uli Gutscher wurde die Aufgabe erteilt, den neuen Studiengang aufzubauen und die damalige Studienordnung inhaltlich umzusetzen. Das Studium mit einer Regelstudienzeit von vier Seme-stern ist sehr praxis-orientiert angelegt und beinhaltet die folgenden Fächer: Jazz-Harmonielehre dient gleicherma-ßen als theoretische Grundlage für Arrangement und Im-provisation. Ziel ist sowohl das musikalische Verständnis als auch eine innere Klangvorstellung für Harmoniefolgen zu entwickeln. Parallel dazu findet der Kurs in Jazz-Gehörbil-dung statt. Im Arrangement-Kurs lernen die Studierenden für verschiedenartige Besetzungen zu arrangieren, um spä-ter in der Schule bei der Arbeit mit Combos je nach Bedarf eigene Arrangements erstellen zu können. Im Instrumen-talunterricht werden je nach Instrument unterschiedliche Schwerpunkte gelegt: Sound, Technik, Timing, Stilistik, Groove, Repertoire...

m Anfang steht immer eine kreative Idee, und damit der Künstler. Damit diese kreative

Idee bestmöglich umgesetzt werden kann, müssen verschiedene Erfolgsfak-toren zusammenkommen. Diese Erfolgs-faktoren finden gerade junge Talente bei den Bauer Studios in Ludwigsburg. Doch um innovative Ideen umzuset-zen, bedarf es mehr als nur der richtigen Technik. Gefragt sind Einfühlungsver-mögen und viele Jahre Erfahrung im Umgang mit Musikproduktionen.

Nur so können junge Künstler die größtmögliche Unterstützung erfah-ren. Das gilt bei den Bauer Studios nicht nur für die eigentliche Studio-produktion. Die Beratung beginnt be-reits davor und geht auch weiter, nach-dem die Musiker das fertige Produkt in

Das� Verbreiterungsfach�Jazz� und� Popularmusik�

V

der Hand halten. Die Künstler müssen das Gefühl haben, in guten Händen zu sein, also in allen wichtigen Belangen gut betreut zu werden. Wir sind stolz, dass wir beides bieten können und unsere Künstler davon überzeugt sind, so Labelmanager Rico Scholz.

Mit Studio und Label bieten die Bauer Studios gerade jungen Musikern eine umfassende Infrastruktur und damit jede Menge Entfaltungsmöglichkeiten. Das bekräftigt auch Bauer Studios Ge-schäftsführerin Eva Bauer-Oppelland: Für uns steht der persönliche Kontakt im Vordergrund: Bei der Beratung vorab, beim Zusammenspiel während der Produktion und bei der Abstimmung für die Vermark-tung. Das wissen die Künstler sehr zu schätzen! Michael Kiedaisch, Per-cussionist und Dozent an der Musik-

hochschule, schätzt den hervorragenden Service von der Aufnahme bis zur Veröf-fentlichung. Die fantastischen Tonmeister bieten zusammen mit den tollen technischen Bedingungen beste Voraussetzungen für künstlerische Qualität. Die diesjährige Preisträgerin des renommierten Jazz-preises Baden-Württemberg, die Voka-listin Anne Czichowsky, die nach ihrer Debütaufnahme Rise im Mai ihr neues Album Play On Words bei den Bauer Studios veröffentlichen wird, fühlt sich als Künstlerin rundum wohl. Hier aufzunehmen ist eine wahre Freude. Das Umfeld ist höchst professionell und familiär zugleich.

TEXT: HG CLEMENS

WWW.BAUERSTUDIOS.DE

A

Die Krönung des Studiums ist für die Mehrheit der Studie-renden sicherlich das Erlernen der Kunst der Jazz-Impro-visation, die Realisierung eigener musikalischer Ideen am Instrument.

Das Ensemble des Verbreiterungsfachs, in dem auch Ensem-bleleitung praktiziert wird, ist die Jazzcrew. Hier kann das Erlernte umgesetzt und bei öffentlichen Auftritten präsen-tiert werden. In der neuen, modularisierten Studienordnung werden Projekte in Studiotechnik sowie ein pädagogisches Seminar fester Bestandteil des Studiums. Alle Absolventen, die als Musiklehrer arbeiten, leiten an ihren Gymnasien eine Jazz-Combo, eine Big Band oder einen Jazzchor. Beim jährlichen Schülerjazzfestival, das in unserer Hochschule stattfindet, treffen sich Musiklehrer und Schüler mit ih-ren Combos und Big Bands aus ganz Baden-Württemberg zu einem zweitägigen Workshop und gemeinsamen Kon-zerten. Wenn wir als Dozenten erleben, mit welchem Eifer und mit welcher Begeisterung die Schülerinnen und Schü-ler bei der Sache sind, so ist das die schönste Bestätigung und Anerkennung für unsere Arbeit und gleichzeitig eine Verpflichtung für die Zukunft.

TEXT: ULRICH GUTSCHER

Kreative� Produktionsschmiede�Die� Bauer� Studios� Ludwigsburg�

Page 11: Spektrum_17_SoSe_2011

18 spektrum 17 spektrum 17 19

ie Basstrompete liebe ich sehr, denn sie versorgt mich mit der täglichen Ration Glücksgefühl,

die ich zum Leben benötige. Es ist wie mit einer eifersüchtigen Freundin, die viel gibt, aber auch viel fordert. Die Trompete und mein fortgeschrittenes Alter haben beide zusätzlich etwas Uner-bittliches. Nachlässigkeiten werden nicht mehr verziehen. Will ich also meiner Trompete besser gerecht werden, dann muss ich ihr alles geben was ich ver-mag. Mit diesen Erwägungen machte ich mich vor einem Dreivierteljahr auf den Weg zu mir selbst, ging in mich, suchte, und fand nicht viel. Das wollte ich ändern, und so kam mir die Musik-hochschule Stuttgart in den Sinn und mit diesem Gedanken auch der Bam-mel, dass mich das Hohe Haus raus-schmeißen könnte, bevor ich auch nur die Hand zum Gruße erheben könnte. Es kam ganz anders, und es war für mich eine Erfahrung, die ich in meinem bis-herigen Leben wenig gemacht hatte. Da waren Leute, die mir wirklich hel-fen wollten. Denn sich selbst helfen war mir bislang immer oberstes Gebot, aber es gibt Disziplinen, deren Hür-

den nicht mit der Beharrlichkeit eines Heimwerkers beizukommen ist. Jazz ist mein Ding, und gewissen Idolen nachzueifern, empfinde ich nicht im Geringesten als Schande. Hatte doch Ferdinand Hodler das Malen auch ge-lernt, indem er erst einmal Postkarten kopierte. So habe ich gleichfalls im Hintergrund meine Visionäre akti-viert. Ich denke an Clifford Brown,

Miles Davis und unter den Lebenden einen gewissen Till Brönner, als Tief-töner Michel Godard oder außerhalb des Blechs den Bassisten Dieter Ilg oder den Tastenfuchs Patrick Bebelaar (siehe Foto). Einige Überväter wären

noch zu nennen, aber durch den Be-ginn des Studiums an der Hochschule kam vor allem ein ganz besonderer Ar-tist dazu. Sagte doch der famose Rek-tor Prof. Heinrichs den Satz, der mich buchstäblich aus den Latschen schmiss. Herr Klink, Jazz? Lernen Sie doch rich-tig Trompete spielen! Zuerst dachte ich, Mannomann, dann kann der Till gar nicht richtig Trompete spielen? Das

KONTAKTSTUDIUM

Wer sich nach abgeschlossenem Studium in einem ausgewählten

Bereich fortbilden, sich auf eine Aufnahmeprüfung vorbereiten

oder bei einer Lehrkraft der Hochschule individuell gefördert wer-

den möchte, für den ist das Kontaktstudium ein attraktives Angebot.

Diese Weiterbildungsmöglichkeit, die über die mh-stuttgart GmbH

organisiert wird, lässt sich auf die jeweiligen Bedürfnisse genau

zuschneiden. Voraussetzung dafür ist die Bereitschaft eines Hoch-

schuldozenten, den Kontaktstudierenden zu unterrichten, sowie die

Überprüfung des künstlerischen Niveaus in Form einer Aufnahme-

prüfung. Neben ihrem Unterricht sind Kontaktstudierende zudem

Besser� leben� mit� Trompete

ir kennen uns. Schon lange. Eigentlich seit Ull Möck um 1985 in Stuttgarts Jazzszene

Fuß fasste, er ein junger Pianist mit klas-sischer Ausbildung und ich Jazzkritiker der Stuttgarter Zeitung. Er spielte viel, vor allem in Rogers Kiste als Mitglied der Montagabendband oder mit eige-nen Formationen: Rockjazz, Fusion, Mainstream, Bebop. Er war gut. Und vielseitig. Das New Kid in Town, da-mals Anfangs zwanzig, spielte in der funky groovenden Energy Band des Gitarristen Lothar Schmitz, in der sphä-rischen Formation des Vibraphonisten

berechtigt, als Gasthörer an Vorlesungen teilzunehmen sowie die

Übemöglichkeiten und die Bibliothek wie ihre studentischen �Kom-

militonen� zu nutzen. Nach Abschluss des Kontaktstudiums erhalten

Kontaktstudierende auf Wunsch ein Zertifikat, das die Teilnahme an

der Weiterbildung auf dem Qualitätsniveau der Hochschule bestä-

tigt. Das Team der mh-stuttgart GmbH berät Sie gerne über die Moda-

litäten des Kontaktstudiums.

Corinna Reimold

Geschäftsführerin mh-stuttgart GmbH

Tel. 0711-212 4649

Mail: [email protected]

Schicksal nahm seinen Lauf und erste Stunden bei einem wahren, klassischen Meister zeigten mir, dass man auf der Trompete Sachen veranstalten kann, von denen ich keine Ahnung hatte. Der Beginn bei Prof. Wolfgang Bauer war für mich aber zunächst reines Trai-ning meiner Charakterstärke: Vincent fang jetzt bloß nicht zu heulen an, und ähnliches raunte es während des Un-terrichts in mir. Als fleischgewordene Schusseligkeit stellte ich mich an, als wolle ich mit meinen hundertzehn Kilo eine Karriere als Balletttänzer starten. Meinem Alter verdanke ich viel, vor allem die notwendige Stur-heit, um die ersten Anweisungen und Versuche mit einem klassischen Mei-stertrompeter mental durchzustehen. Nach einem halben Jahr Unterricht lichtete sich das Dunkel um mich und in mir. Ich spürte allmählich, was der Lehrmeister meinte, ich erfuhr, was in meinem Körper, im Atemapparat und im Hirnkasten vorgeht, und ich mir deshalb immer weniger im Wege stand. Ich erlebte, wie in mir der Atem fließt, und im Kopf die musikalische Vorstel-lungskraft Gestalt annahm. Ich wurde

zu einem anderen Menschen, lernte Demut. Da Köche von Natur aus zum Größenwahn neigen, bekomme ich durch das Kontaktstudium bei Prof. Bauer genau die Dosis Niederlage, aber auch den Fortschritt und Auftrieb, den es im Alltag, auch in meinem beruf-lichen, braucht. Kochen und Musizie-ren sind ziemlich wesensverwandt, für mich gehört beides zusammen.

V O N V I N C E N T K L I N K

Dizzy Krisch, in Bands der Bassistin Karo Höfler, des Trompeters Claus Stötter und � nochmals später und in Jazzerkreisen schon nicht mehr mit gesellschaftlicher Ächtung belegt � in der deutschsprachigen Afro-Pop-For-mation Wir, der Latinopopband Sol Bruguera, der Soul-Funk-Band Soul Diamonds und so vielen anderen, dass wir hier abbrechen. Ein aufgeschlos-sener Musiker ist Ull Möck, und ein freundlicher Gesprächspartner zudem. Er unterhält sich gerne mit Konzertbe-suchern und Musikkritikern, er inte-ressiert sich für Neuentdeckungen auf

dem CD-Markt, gibt Tipps und freut sich über Hinweise, ist neugierig und hat seinen Standpunkt. Der Austausch ist interessant, sagt er. Bei guten Aufnah-men lasse ich mich tragen. Das ist wie eine Meditation. Musik als Erlebnis, das ist das Größte. Seit er professionell arbei-tet, blickt er zurück, versuche er, viele Gebiete abzudecken. Mit Ausnahmen, denn im Nachhinein fällt ihm auf, dass er den Jazz vor der Bebop-Ära zu lange ausklammerte. Inzwischen faszinieren ihn auch die beseelten Melodien von Louis Armstrongs die Ragtimes, das Stride- und Boogie-Piano, Fats Waller,

W

Musik� als � BegeisterungDer� Pianist� Ull �Möck

VON WERNER STIEFELE

D

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20 spektrum 17 DAS JAZZ/POP-TEAM IN KURZPORTRÄTS I spektrum 17 21

Werner Stiefele (* 1953) arbeitete von 1983 bis 2001 als Musikjournalist für die Stuttgarter Zei-

tung, Focus und andere. Seit 2001 leitet er den Bereich Kulturvermittlung im Kulturamt der Landes-

hauptstadt Stuttgart. Er schrieb Theaterstücke sowie das Hörspiel �Bird And Soul� (1996, WDR)

und die Texte zu dem Fotoband �Jazz in Stuttgart�.

Duke Ellington und die anderen Ahnvä-ter des Jazz. Die habe er immer belächelt, sagt er. Aber wenn man sich ernsthaft mit Art Tatum befasst, dann erkennt man, dass er vieles vom modernen Jazz vorweg genommen hat. Mit der neuen Liebe zu den Alten ist die alte Zu-neigung zu den Neuen keinesfalls erloschen. Nach wie vor zählen Musiker wie George Duke zu seinen Favo-riten, auch weil er in den Popbereich geht. Und Frank Zappa. Und die Pianisten Keith Jarrett, Denny Zeitlin, Her-bie Hancock, Chick Corea, Mike Nock, Joe Zawinul. Und die Beatles. Sie waren mein Einstieg. Im pubertie-renden Alter habe ich mich dann für Jazz entschieden.

Ein brauner Steinway A steht in sei-nem Wohnzimmer, 1933 gebaut. Vor 15 Jahren hat er ihn gekauft hat � keine Liebesbeziehung, eher eine Vernunft-entscheidung, denn das seit mehr als einem Jahrzehnt nicht mehr gespielte Instrument klang damals weder beson-ders gut noch besonders schlecht. Erst nachdem er Experten um Rat gefragt hatte, griff er zu. �Sie hatten recht. Der Klang hat sich wunderbar entwickelt�, freut er sich nun. Und warum? �Ich

denke, dass das seitdem durch die per-manenten Schwingungen beim Spielen seine Elastizität verändert.� Jetzt hat der Journalist wieder etwas gelernt.

Beim Üben greift Ull Möck gerne auf klassisches Repertoire zurück � aber nicht im Konzert. Die Goldberg-Variati-onen liebe ich, schwärmt er. Ebenso die Suiten von Händel, die Träumereien von Schumann, die 24 Preludes und Fugen von Schostakowitsch, dann natürlich Mozart und die Preludes von Debussy. Live präsentiert Möck, der in Heidelberg 1981 bis 1985 klassisches Klavier stu-diert hat, allerdings nur � wie auf der CD seines Trios Arsis � Jazzbearbeitungen der Klassiker. So weit wie Keith Jarrett, der alle elektronischen Musikinstrumente für vergiftet hält, geht er nicht. Eine Bat-terie Keyboards und ein MIDI-Studio befinden sich in einem anderen Zim-mer. Ich war nie der Home-Recording-Typ, sagt Möck. Ich war eher ein Spieler als ein

Programmierer. Was nicht bedeutet, dass er die digitale Musikproduktion verachten würde. Im Gegenteil: Seinen Studenten empfiehlt er, sich intensiv mit den elek-tronischen Möglichkeiten zu befassen. Sie müssen sehr vielseitig sein. Keiner weiß, wie sich die Szene entwickelt. Ein Profi muss sich mit dem Computer beschäftigen, da-mit er in jeder Sparte � sei es Filmmusik, Werbemusik, Jingles, GEMA-freie Musik � arbeiten kann. Und dann lenkt er das Gespräch nochmals auf die Großen des Jazz zurück auf das schlagzeuglose Trio von Oscar Peterson mit dem Bassisten Ray Brown, dem Gitarristen Herb Ellis. Kennst du das? Das swingt, das ist wunder-bar arrangiert und freut sich über die Ant-wort: Mitte der 50er Jahre. At The Concert-gebow. Der Austausch macht Spaß.

WWW.ULLMOECK.DE

WERNER ACKER - JAZZ/POP GITARRE/ENSEMBLE: WWW.WERNER-ACKER.DE

Werner Acker unterrichtet im Studiengang Jazz/Pop seit 1984 an der Musikhochschule Stuttgart Gi-tarre, Harmonielehre und Ensemblearbeit und ist als Gitarrist, Komponist und Arrangeur in vielerlei Musikrichtungen (von Jazz, Blues, Rock, Gospel, Soul bis Pop) zu Hause. Er leitet das Souljazz-En-semble und das Blues/Rock Ensemble der Musikhochschule Stuttgart. Spielt(e) mit: Karl Frierson Soul-print Band, Stuttgart Jazzorchestra, Uli Gutscher Quartett/Quintett, The Sawubona Band, Swinging Guitars, Martin Schrack String Quartet, DuoConceptions, SWR Big Band, Silvia Droste, Louis Hoo-ver, Ken Hensley, Bobby Burgess Big Band, Chris Thompson, Daddes Gaiser, Klaus Wagenleiter Band, Hot Club Quartett, SWR4 Band, Donovan Copley, Anna Maria Kaufmann, Jessye Norman, Stevie Woods, Eva Mayerhofer, Theresa Burnette, Matthias Dörsam, Ignaz Netzer, Coco Mbassi, Vusi Mahla-sela, Wolfgang Dauner, Helen Schneider, Ute Lemper, Michael Mendel, Nina Hoss.

FOLA DADA - POP-GESANG: WWW.FOLADADA.DE

Schon vor dem Jazz-Studium an der Musikhochschule Mannheim wurde sie Sängerin verschiedener Ensembles. Weggefährten: Joy Denalane, Katja Riemann, Ciaan, Lars Reichow, lauschleben, re:jazz, Dieter Fischer, Hellmut Hattler, Oli Rubow, Torsten de Winkel, Edo Zanki, Walter Ercolino, Daniela Stickroth, Soulpatrol, Cassandra Stehen, Jörg Reiter, Lillo Scrimalli, Max Herre, Königwerq, Frank Kuruc, Markus Kössler, Obi Jenne, Marcus Rieck, Robert Landfermann, Benedikt Aperdannier, Jens Loh, Andreas Schnermann , Lorenzo Petrocca, Jo Bartmes, Gee Hye Lee, Andreas Harder, Jeff Cascaro, Daniel Schild, Michael Paucker, Umbo, James Simpson. Seit 2005 ist sie bei der Fernsehshow Deutsch-land sucht den Superstar als Vocal-Coach tätig. Sie ist Dozentin für Jazzgesang an der Musikhochschule Freiburg und seit 2009 Dozentin für Popgesang an der Musikhochschule Stuttgart.

PATRICK BEBELAAR - JAZZ-KLAVIER: WWW.BEBELAAR.DE

Patrick Bebelaar studierte an der Musikhochschule Stuttgart und zählt zu Deutschlands renom-miertesten Jazzpianisten. Im Jahr 2000 wurde er mit dem Jazzpreis Baden-Württemberg ausgezeichnet. Er komponierte im Auftrag der Internationalen Bachakademie, des Deutschen Literaturarchivs Marbach und bespielsweise der Stadt Esslingen. Arbeitet mit Michel Godard, Joe Fonda, Carol Rizzo, Dieter Ilg, Herbert Joos, Günter Lenz, Pandit Prakash Maharaj, Pandit Vikash Mahraj, Mike Rabinowitz, Mike Rossi, Hakim Ludin. Spartenübergreifend trat er mit Schriftstellern wie Peter O. Chotjewitz, Peter Härtling, Adonis, Oskar Pastior und Wolfgang Kiwus auf.

PETER THOMAS GROMER - GEHÖRBILDUNG/THEORIE: WWW.POLARLIGHTSOUND.COM

Der Pianist und Filmkomponist Peter Thomas Gromer studierte von 2001-2007 an der Hochschule in Stuttgart im Fach Piano/Improvisation und dem zweiten Hauptfach Theorie/Gehörbildung. Er ist Stipendiat der Studienstiftung des Deutschen Volkes, erhält Auslandsstipendien der Studienstiftung und studiert zusätzlich am Berklee College of Music in Boston Film Scoring. Von 2006-2009 Studium der Filmmusik/Sounddesign an der Filmakademie Baden-Württemberg. 2003 ist er Halbfinalist der International Jazz Piano Solo Competition beim Montreux Jazz Festival. 2008 gewinnt er mit der Forma-tion Jazzpartout den Grand Prize der International Jazz Competition Bucharest. Peter Gromer komponiert und arrangiert für Film und Fernsehen (SOKO Stuttgart, Ein Fall für zwei) sowie diverse Werbespots (Dallmayr, Mercedes, Nike, Apple) und er ist Dozent für Jazz Gehörbildung/Theorie.

ULI GUTSCHER - POSAUNE/HARMONIELEHRE/ENSEMBLELEITUNG

Der Posaunist, Pianist, Komponist und Arrangeur Ulrich Gutscher ist seit 1983 als Dozent an der Mu-sikhochschule Stuttgart tätig. Von 1976-82 Schulmusikstudium in Stuttgart mit dem Hauptfach Klavier bei Prof. Gerd Lohmeier. Intensive Beschäftigung mit Jazz, häufig tätig als Sub bei Erwin Lehns SDR-Bigband. Seit 1983 Leiter des Studiengangs Verbreiterungsfach Jazz und Popularmusik für Schulmusiker. Seit 1987 zusätzlich Dozent für Jazz-Posaune im Diplomstudiengang Jazz. Er leitet die Hochschul-Ensembles Jazzcrew und Trombirds. Dozent beim Jugendjazzorchester BW. Weggefährten: Bobby Bur-gess� World of Trombones, Charly Antolini�s Jazzpower, RE, All that Jazz, Fredéric Rabold Swing Fever, Art Blakey�s Jazz Message, Joe Gallardo, Benny Powell, Don Rader, Dusko Goykovich, Chaka Khan und Stuttgarter Saloniker. Eigene Ensembles: Uli Gutscher Quartett/Quintett, Uli Gutscher Piano Trio, Spritual Jazz mit Tilman Jäger und Duo-Conceptions mit Werner Acker.

ULRICH KRIEST - POPGESCHICHTE/POPTHEORIE

Ulrich Kriest, Studium der Neueren Deutsche Literatur, Soziologie und Politische Wissenschaften in Kiel und Tübingen. Einige Jahre an der Uni unterrichtet. Seit Anfang der 1980er Jahre als Freier Autor Texte und Kritiken zu Film, Musik, Kunst und Literatur. Schreibt aktuell recht regelmäßig über dies & das für u.a. den Film-Dienst, die Jazzthetik und die Stuttgarter Zeitung. Ist Musik-redakteur des Mannheimer Stadtmagazins Meier, Übersetzer (zuletzt: Sara Mills, Der Diskurs (2007) und Publizist (zusammen mit Rolf Aurich (Hrsg.): Der Ärger mit den Bildern. Die Filme von Harun Farocki (1998)) und zuletzt: Formen der Liebe. Die Filme von Rudolf Thome (2010). Seit 2009 Lehrauftrag an der Musikhochschule Stuttgart für Popgeschichte/Poptheorie.

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ielleicht beschreibt man die Qualität des Stuttgarter Trios Risikoge-sellschaft am besten damit, was sie nicht machen, obwohl sie Studi-enjahre an diversen Musikhochschulen absolviert haben. Also: Risi-

kogesellschaft spielt keinen Siebziger-Jahre-Funk-Fusion-Jazz und sie haben keine Coverversion von Prince, Sting- oder - ganz besonders lustig! - AC/DC-Songs im Repertoire. Nein, der Gitarrist Boris Stankewitz, der Bariton-Saxophonist Heiko Giering und der Schlagwerker Armin Rukwid spielen Jazz, modernen, urbanen, nervösen, mitunter wuchtigen, aber das Expressive auch nach Innen wendenden Jazz, der genauso klingt, wie Jazz klingt, wenn man auf Bass und Klavier verzichtet - und den Schlagzeuger als gleichbe-rechtigten Impulsgeber verpflichtet. Risikogesellschaft spielt ausschließlich Eigenkompositionen mit viel Raum für Kommunikation zwischen den drei Musikern, die sich die Melodielinien wie Bälle zuwerfen und immer neue Allianzen auf der Bühne schmieden, die manchmal nur ein paar Takte tragen. Zwar hat das Trio längst noch nicht alle klanglichen Möglichkeiten ausge-reizt, doch die drei Musiker haben im Verlauf ihrer Studien etwas entwickelt, was junge Musiker häufig vermissen lassen: Eigensinn und Persönlichkeit. Was man jetzt live auch durchaus selbstbewusst präsentiert. Oder wie Profes-sor Bernd Konrad von der Musikhochschule in einer kurzen Eröffnungsrede zu seinem Schüler Heiko Giering anmerkte: Der habe ganz konventionell mit seinem Saxophonspiel begonnen, und dann sei etwas passiert, was dazu geführt habe, dass man heute kein Vorbild seines Spiels mehr identifizieren könne. Genau deshalb ist Risikogesellschaft aktuell die spannendste Formation der Stuttgarter Jazzszene. (Stuttgarter Zeitung, 28.5.2010)

V

WWW.RISIKOGESELLSCHAFT.NET

WWW.KONNEX-RECORDS.DE

ber ein Jahr bereiteten sich Sebastian Schuster, Thomas Wörle, Matthew Bookert und Christoph Beck zusammen mit mir auf die Reise zur Uni-

versity of Kwazulu Nata in Durban (Südafrika) vor. Ge-meinsam erarbeiteten wir meine Komposition Pantheon und ein Stück des in Durban lebenden ehemaligen Pro-fessors der Stuttgarter Musikhochschule Uli Süße. Dieser schrieb zusammen mit Jürgen Bräuninger die Komposi-tion Anywhere Far. Beide haben vor vielen Jahren die Part-nerschaft zwischen der Stuttgarter Musikhochschule und der Musikabteilung der Uni in Durban ins Leben gerufen. Nach einem ersten Konzert im Stuttgarter Jazzclub BIX reisten wir Anfang Oktober mit riesigem Gepäckwagen (Tuba/Kontrabass/Sopransax/Baritonsax) nach Südafrika, wo uns Uli Süße freudestrahlend am Flughafen in Empfang nahm. Gleich am nächsten Tag das erste Konzert im vollbe-setzten Konzertsaal der Universität. Am nächsten Tag eine Aufnahme im neu gebauten Tonstudio der Musikabteilung und schließlich noch ein weiteres Konzert im Jazz Center.

Lernen, Lehren und Spielen am�Kap�der�Guten�Hoffnung

VON PATRICK BEBELAAR

Anschließend ging die Reise weiter nach Benoni, wo wir in einem Township-Musikschule-Projekt ein Konzert und ei-nen Workshop gaben. Hier entstand der intensivste Wunsch nach Fortführung des Projekts, denn die Gegensätze zwi-schen Reich und Arm, zwischen Chancen und Chancenlos prallen auf eine Art aufeinander, wie man es in Europa so nie wahrnehmen kann. Gleichzeitig war die Dankbarkeit für das Konzert/Workshop mit Jugendlichen, die in diesem Projekt leben und lernen, ungemein groß und die Einla-dung zu einer, vielleicht längeren Arbeitsphase bestätigte uns. Zuletzt führte die Reise an die University of Cape-town, an der wir am Festival der Uni auftraten. Der Dean der Kapstädter Universität war so überrascht von der aus-nahmslos hohen Qualität der Stuttgarter Studenten, dass auch dort der Abschied mit einer erneuten Einladung ver-süßt wurde. Über das Projekt berichteten die Stuttgarter Nachrichten, der Reutlinger Generalanzeiger und das Jazz-podium ausführlich. Bleibt die Hoffnung auf weitere Pro-jekte zwischen den Partner-Musikhochschulen in Stuttgart und Kwazulu Natal.

Ü

Risikogesellschaft VON ULRICH KRIEST

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24 spektrum 17 spektrum 17 25

domin ik wagner auf mons records

v i r tua l green

Weitere Trompeter auf Mons Records:

Rüdiger Baldauf, Clark Terry, Claudio Roditi, Bobby Shew, Ingolf Burkhardt, H.-P. Salentin, Johannes Faber, Daniel Woodtli, Tom Harrell, Sven Klammer, Christian Kappe, John Marshall, Rob Bruynen, Ack van Rooyen, Thomas Hammes, Benny Bailey

Veröffentlichungen im März/April 2011:

Big Band der Deutschen Oper Berlin

Alexandrina Simeon

Katharina Maschmeyer

Paul Heller

Ivan Paduart

Erhältlich im Handel oder unterwww.monsrecords.de

Als Download bei fi netunes, iTunes, AOL-Music, musicload

igentlich wollten wir uns für ein Interview treffen. Dass wir keinen gemeinsamen Termin finden konn-ten und schließlich per Mail kommunizierten, zeigt,

dass Steffen Dix ein Musiker ist, den der Beruf voll ausfüllt. An der Musikhochschule Stuttgart studierte er Saxophon von 2003-2009 am Jazz/Pop-Institut. Auf diese Zeit blickt er zufrieden zurück. Es habe viel Unterstützung der Do-zenten gegeben, aber man habe ihm auch die Freiheit gelas-sen, seine eigenen Vorstellungen und Projekte zu verwirkli-chen. Das erfolgreichste davon ist wohl die Brassband Volx-tanz. Sie ist inzwischen über die Grenzen Stuttgarts hinaus bekannt, veranstaltet Tourneen und tritt auf zahlreichen Festivals auf. Sein neues Projekt endless steht ebenfalls in den Startlöchern � mit elektronischen Beats und Sounds und Live-Musikern, natürlich von der Hochschule. Das Tonstudio, das er seit 2009 besitzt, ist mehr als nur ein Ort für Aufnahmen und Proben: Es dient der Entfaltung seiner zahlreichen musikalischen Interessen, die sich auch in der Vielfalt der dort befindlichen Instrumente ausdrückt.

s ist der Alltag, der Dominik Wag-ner immer wieder dazu inspiriert Geschichten zu erzählen, Bilder zu

malen oder eben einfach Musik zu ma-chen. Als Leader seines Dominik Wagner Quartetts oder als Trompeter in verschie-den Formationen, beispielsweise mit dem Wagner Kasper Duo, The D.U.B.E oder dem Quartett Fourstoomuch. Dominik Wagner geht es in seinen Eigenkomposi-tionen in erster Linie um Bildhaftigkeit. 1, 2, 3 � gute Laune, heißt ein Song, den Dominik Wagner gerne als Opener ver-wendet und der, so wie er verschmitzt lächelnd sagt, auch im-mer funktioniert. Ihm ist es wichtig, dass sich das Publikum mit seinen Ge-schichten identifizieren kann, dass Bilder entste-hen oder durch das Spiel des Quartetts angeregt werden. Diese Beziehung mit dem Publikum spürt man ihm in seinem Spiel ab. Seine Kompositionen haben, wie er in seinen launigen Moderationen auch immer wieder be-tont, nicht den Anspruch innovativ oder anders zu sein, sondern die eigene Vorstellungskraft möchte er beim Gegenüber initiieren. Neben ihm gehören Henry Kasper (piano), Steffen Kistner (bass) und Felix Schrack (drums) der Formation an. Zusammen gefunden haben sie 2008 während des gemeinsamen Jazzstudiums in Stuttgart. Dominik Wag-ner studierte Jazztrompete bei Christian Meyers und Claus Stötter von 2005 bis 2010 und er war neben seiner Mitwir-kung beim baden-württembergischen Ju-gendjazzorchester auch eine feste Größe der Big Band der Musikhochschule Stutt-gart unter der Leitung von Prof. Bernd Konrad. Nicht von ungefähr kommt der Zusatz Dominik �BIX� Wagner, denn sein ihm eigener Ton ist weich, softig und mit einem außergewöhnlichen Feeling gebla-sen. Zusammen gewachsen ist das Quartett während unzähliger Gigs und einer in-

Manager,�Lehrer,�Psychologe

und�Musiker:�Steffen�DixVON MADLEN KANZLER

Musikalische Vorbilder, schreibt Steffen Dix mir, könne er namentlich nicht nennen. Vielmehr bewundere er Men-schen, die eine Sache konsequent verfolgen und darin völlig auf-gehen. Ich frage ihn, ob er sich auch einen anderen Beruf vorstellen könnte: Als freischaffender Musiker muss man viele Berufe gleichzeitig ausüben. Man ist Handwerker, Manager, Leh-rer, Psychologe und vieles mehr in einer Person. Ich kann mir kei-nen anderen Beruf für mich vorstellen. Ansonsten hätte ich auch nicht Musiker werden können. Man sollte diesen Weg nur gehen, wenn man vollkommen davon überzeugt ist.

WWW.STEFFEN-DIX.DE

Madlen Kanzler (*1987), Studium der Gitarre von 2006-2009

in Rostock bei Prof. Thomas Offermann, anschließend bei

Prof. Johannes Monno in Stuttgart. Das Studium schloss sie

im Februar 2011 mit dem Bachelor ab.

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1,�2,�3���gute�LauneDer�Jazztrompeter�Dominik�Wagner

VON HG CLEMENS

E tensiven Tournee durch Aserbaid-schan und Armenien. Aber auch mit dem Jugendjazzorchester und anderen Formationen hat Domi-nik Wagner bereits viele Konti-nente bereist. Er liebt es in ande-ren Ländern zu spielen, kulturelle und musikalische Hintergründe zu erforschen und auch als musi-kalischer Botschafter für Deutsch-land oder Baden-Württemberg zu fungieren. Auf dem jetzt ver-öffentlichten Debütalbum Virtual Green wird deutlich hörbar, was an

Kurzgeschich-ten, Visionen und Abenteu-ern das Kopf-kino des Kom-ponisten und Tr o m p e t e r s Dominik Wag-ner bevölkert. Man spürt Do-minik Wagner in jedem Tune seine große Le idenscha f t für den Film ab. Neben dem Reisen und der Musik ist dies die größte Lei-

denschaft von ihm, die er zukünftig noch stärker ausbauen möchte. Mit einem Filmmusikstudium entweder in Potsdam oder Leipzig. Momen-tan steht der Ort noch nicht fest und man kann für die württember-gische Jazzszene nur hoffen, dass er sich für die Filmakademie Lud-wigsburg entscheiden wird. Was diesem Debüt an musikalischer Strahlkraft, kompositorischer Raf-finesse, virtuoser Interpretation, energetischen Sounds, treibenden Grooves und gedanklicher Weite innewohnt, ist schon jetzt � großes Kino!

WWW.DBW-MUSIC.DE

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26 spektrum 17 spektrum 17 27

ie nimmt sofort für sich gefangen, im Privaten und auf der Bühne. Die Jazzsängerin Verena Nübel beein-druckt durch ihre authentische Art Musik zu machen

� mit Haut und Haaren. Deswegen ist es nicht verwunder-lich, dass die tägliche Motivation für das Studium und die vie-len Engagements, die sie mittlerweile als Jazzvokalistin in der Region hat, ganz einfach der Spaß an der Musik ist. Fragt man die überaus offene wirkende und sympathische Sänge-rin nach ihrem künstlerischen Credo, so möchte sie als er-stes die Menschen begeistern und durch ihre Musik berüh-ren. Da ist auch ein großes Stück eigene Biographie dabei, denn trotz musikalischem Elternhaus war die Jazzmusik nicht präsent, sondern erst durch Aufnahmen von Silje Neergaard, Patti Austin, Count Basie, Billie Holiday und Ella Fitzgerald hat Verena Nübel die Jazzmusik für sich entdeckt und lieben gelernt. Sie hat von Rottweil ihren Weg aus gestartet, hat Un-terricht im Jazzgesang bei Anika Köse in Trossingen genom-men und sich auch als Sängerin unter den Fittichen von Prof. Bernd Konrad beim Jugendjazzorchester nach und nach ihren eigenen Sound erarbeitet. Ihre Bühnenpräsenz spürt das Publi-kum, ohne dass sie sich aufdrängen müsste. Sie ist eine kollegiale Musikerin und mimt nicht den Star. Sie findet es �geil�, vor ei-ner Bigband zu singen und von deren Druckwellen durchflutet und angetrieben zu werden, genauso weiß sie die Intimität einer klei-nen Combo zu schätzen (Stuttgarter Nachrichten). Anika Köse ist es auch zu verdanken, dass Verena Nübel, die mittlerweile auch in Baden-Württemberg als vokaler Rohdiamant bezeich-net wird, sich für die Musikhochschule Stuttgart entschie-den hat. Sie hat Soul in der Stimme und sie klingt ziemlich sexy (Th. Staiber).

Ein�Winter in�Wien

VON CHRISTOPH BECK

in Auslandssemester im deutschsprachigen Raum? Wohl nicht das, was die meisten Studenten als gute Wahl an-sehen. Sollte man nicht fremde Kulturen und ein neues

Hochschul-System kennen lernen, nach Möglichkeit die eige-nen Sprachkenntnisse aufbessern? Richtig � und zumindest ei-nen Teil davon bietet Österreich und vor allem Wien! Wien, Weltstadt, Sitz zahlreicher internationaler Organisationen wie der Internationalen Atomenergieorganisation (IAEO), der OPEC oder den Vereinten Nationen, hat, so sagen die Öster-reicher, nichts mit Österreich zu tun. Man vergleicht es gerne mit New York und den USA. Doch was man in Wien nur sehr selten antrifft sind Wiener. Ganz Wien scheint aus Oberöster-reichern und Studenten aus dem Ausland zu bestehen. Man hat also jede Menge Möglichkeiten seine Sprachkenntnisse, in welcher Sprache auch immer, zu verbessern und fremde Kul-turen kennen zu lernen.

Erschlagend ist in Wien das Kulturangebot. Kaum ein Tag an dem man nicht Konzerte, Theateraufführungen oder Aus-stellungen auf internationalem Niveau besuchen kann. Auch als Jazzstudent sieht man sich dann zwei Stunden für Steh-platzkarten um drei oder vier Euro anstehen. Ein Service der Wiener Staatsoper, welcher nicht nur von jungen Menschen in Anspruch genommen wird. Menschen jeglichen Alters, ob Rentner, Geschäftsmann, Student oder Schüler, stehen Schlange und jeder hat zur Sicherung seines Stehplatzes einen Schal dabei. Ein Schal empfiehlt sich jedoch nicht nur in der Oper, auch außerhalb geschlossener Räume ist er oft anzutref-fen. Ungemütlich könnte man das Wetter nennen, das Wien im Winter heimsucht. Es schneit, es taut, es regnet, ab und an scheint die Sonne, aber: es windet immer! Davon sollte man

sich aber nicht den Spaziergang durch einen der zahlreichen Parks vermiesen lassen. Augarten, Burggarten, Volksgarten oder Stadtpark, nur eine Handvoll der zahlreichen Parkan-lagen in Wien. Man kann kaum 10 Minuten gehen, ohne auf einen Park zu treffen. So findet man auch wenige Gehmi-nuten vom Stadtpark entfernt das Hauptgebäude der Uni-versität für Musik und Darstellende Kunst Wien.

Mit über 3000 Studierenden ist sie die größte österrei-chische Musikuniversität. Allein das Institut für Popular-musik (iPop) beherbergt eine enorme Zahl an Studenten. Der Studiengang Jazz wird im Gegensatz zu der Stuttgarter Hochschule nur als pädagogischer Studiengang angebo-ten. Dies hat vor allem den Nachteil, dass ein Großteil der Zeit nicht auf die Beschäftigung mit dem Instrument ver-wand wird. Das Üben bleibt also manchmal auf der Strecke, vor allem auch, da die Universitätsgebäude spätestens um 22 Uhr schließen, samstags gar gegen Mittag und sonntags ganztätig geschlossen bleiben. In den Semesterferien ist die Situation noch gravierender - da schaut man doch wehmü-tig auf den 24 Stunden-Service der Stuttgarter Hochschule. Beneidenswert ist die Ausstattung der Unterrichtsräume. Jeder Raum ist mit einem Computer, Audio-Interface und Mikrophonen ausgestattet, so dass auch gezielt während des Unterrichts Aufnahmen gemacht werden können. Auch personell ist die Universität mit der ersten Garde österrei-chischer Jazz-Musiker bestens ausgestattet. Auch zeigt sich die Jazz-Szene in Wien teilweise auf internationalem Ni-veau. Was ich allerdings doch schmerzlich vermisst habe, ist gerade bei jüngeren Musikern die Suche nach Neuem � einem Grundpfeiler des Jazz. Alles in allem jedoch eine sehr zu empfehlende Wahl für ein Auslandssemester!

WWW.CHRISTOPH-BECK.DE

Christoph Beck studiert seit 2007 Jazz-Saxophon bei Prof. Bernd

Konrad. Er war u.a. Mitglied im Landesjugendjazzorchester Baden-

Württemberg und ist aktuell Mitglied des Bundesjugendjazzorche-

sters. Weiterhin spielt er regelmäßig mit der Tobias Becker Big Band,

den Stuttgarter Salonikern und diversen anderen Ensembles.

2009 erhielt er den Young Lions Jazz Award des Lions Club Stuttgart

Killesberg. Zum Wintersemester 2010/11 studierte er an der Hoch-

schule für Musik und Darstellende Kunst Wien bei Klaus Dickbauer.

Anlässlich dieses Auslandsstudiums war er Stipendiat der Baden-

Württemberg Stiftung.

Jazz�als�Erfüllung�Die�Sängerin�Verena�Nübel

VON HG CLEMENS

Seit 2008 studiert sie Jazzgesang an der Musikhochschule Stutt-gart und ist als Sängerin in den verschiedensten Formationen im Raum Stuttgart tätig, und ande-ren auch als Sängerin beim Soul-Ensemble der Musikhochschule unter der Leitung von Werner Acker. Als Studiosängerin ist sie an zahlreichen CD-Produkti-onen beteiligt und tourte zuletzt durch die Arabischen Emirate. Mit dem Verena Nübel Quartett gründete sie 2009 ihre eigene Formation, um ihre eigenen musikalischen Ideen besser um-setzen zu können. Mit an Bord

um die Frontfrau sind der Pianist Tobias Becker, der Bassist Roberto Volse und der Schlagzeuger Martin Grünenwald. Das Quartett zeichnet sich durch eine Mischung von Jazz-, Funk- und Soul-Elementen so-wie eigenen Kompositionen und Texten aus. Außer-dem kommen Klassiker aus Rock und Pop in einem ungewohnt jazzig-groovigen Kontext zu neuen Eh-ren. Kurz nach der Gründung der Band 2009 erhielt sie hierfür den vom Lions Club Stuttgart in Koope-ration mit Stuttgarter Jazzclub BIX gestifteten Young Lions Jazz Award.

Die Stuttgarter Nachrichten zeigten sich äußerst angetan:Verena Nübels Perspektiven sind zweifellos viel-versprechend. Eine der besten Stimmen der Region hat sie jetzt schon (Th. Staiber). Diese Einschätzung schlägt sich auch in den Engagements nieder: 2010 fungierte sie mit ihrem eigenen Ensemble bei den Jazzopen als Vorprogramm zu Curtis Stigers im BIX-Club. Fragt man die überaus schnelle redende, schlagfertige und mit viel Humor gesegnete Musikerin nach ihrem Le-bensmotto, hält sie es mit Heinz Erhardts Ausspruch Man darf im Lebens nichts auslassen, außer Butter.

W W W . M Y S P A C E . C O M /

VERENANUEBEL

SE

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Hinterm�Horizont�geht�s�weiterDie�Tobias�Becker�Big�Band�im�BIX

VON HG CLEMENS

as Seminar Musikwirtschaft gliedert sich in 2 Teile, im er-sten Teil (Pop Semester 3 und 4

gemeinsam mit Jazz Semester 5 und 6) werden Grundlagen und Rahmenbe-dingungen erarbeitet. Im zweiten Teil (Pop Semester 5 und 6) werden Ar-beitsfelder vertieft und jeder Musiker muss seinen persönlichen Businessplan erstellen. Das Besondere am Seminar ist, dass viele Praktiker und Fachleute von außen eingebunden werden. So bleibt das Seminar immer topaktu-ell, was bei der rasanten Entwicklung des Musikmarktes oberstes Gebot für die Lehre ist. Band- und Ensemble-management, Live-Entertainment und Tonträgermarkt, Recht, Steuern, Buchhaltung, Marketing und Pressear-beit oder die wirtschaftlichen Aspekte der Musik-Produktion sind nur einige der angesprochenen Themen.

Das Seminar ist nicht gerade typisch für Angebote der Musikhochschule. Die Anwesenheit ist erforderlich, denn kein Thema kommt zweimal. Nicht besuchte Veranstaltungen müssen da-her von den Studenten nachgearbei-tet werden. Einen Schein bekommt

Ideenpool Seminar�Musikwirtschaft

VON PAUL WOOG

man über die erfolgreiche Teilnahme, ein Referat und der dazugehörigen Ausarbeitung. Die Prüfung ist die er-folgreiche Planung des eigenen be-ruflichen Werdeganges in einem Busi-nessplan. Musikwirtschaft ist Teil der Kreativwirtschaft. Und schon die jun-gen Musiker lernen, dass es die Ideen sind, mit denen man später Geld ver-dienen kann. Dabei konzentrieren sich anfänglich viele sehr auf den erfolg-reichen Abschluss des musikalischen Studienteiles. Nach und nach kom-men die Ideen aber, zum Beispiel wie man sich erfolgreich managen kann, wie eine CD erfolgreich veröffentlicht werden kann oder auch wie man eine eigene Veranstaltung richtig aufzieht.

Für mich ist es immer wieder spannend welche Frage als nächstes gestellt wird, was für eine verrückte Idee meine Stu-denten als nächstes präsentieren oder auch nur wer jetzt doch tatsächlich und endgültig den Unterschied zwischen GEMA und GVL verstanden hat. Zum Seminar Musikwirtschaft kann jeder kommen, muss sich aber aktiv über mindestens 2 Semester beteiligen.

er junge Pianist, Arrangeur, Komponist und Bandlea-der Tobias Becker, seit 2005 Student der Schulmusik und des Jazz-Piano an der Musikhochschule Stuttgart,

greift mit seiner Formation, der Tobias Becker Big Band, nach den Sternen. Neben Partnern wie Max Mutzke, Helge Schnei-der, Fräulein Wommy Wonder, Kevin Tarte, Ernst Mantel und Jule Neigel, die er als Sideman am Piano begleitet oder wo er als Arrangeur fungiert, bekommt er mit seiner Big Band-For-mation im angesagten Stuttgarter Jazzclub BIX monatlich eine eigene Plattform für das künstlerische Schaffen, um neue Ho-rizonte zu entwickeln und sich frei zu entfalten. Die Big Band ist sein Baby, wie er zurecht stolz sagt. Freuen darf man sich in den kommenden Monaten auf zahlreiche Gaststars, Komposi-tionen der Bandmitglieder und natürlich Erfolge der großen Bigbands des Jazz. Die Tobias Becker Big Band ist ein Ensemble, das sich aus Musikern zusammensetzt, die ihre Wurzeln zwar zum Großteil in Baden-Württemberg und besonders der Re-gion Stuttgart haben, zwischenzeitlich aber auf ganz Deutsch-land verstreut sind. Die Musiker studieren an verschiedenen deutschen und internationalen Musikhochschulen, z.B. in Nürnberg, Wien, Mainz, Amsterdam, Basel, Mannheim, und sind bzw. waren Mitglieder verschiedener Auswahlensem-bles wie dem Bundesjugendjazzorchester und verschiedener Landesjugendjazzorchester.

Ziel der Band ist es, qualitativ hochwertigen Bigband-Jazz mit jungen, durchweg hochta-lentierten Musikern, frei von jeglichen selbst auferlegten Konventionen zu spielen. Jedes Bandmitglied ist auch solistisch tätig, mit ei-genen Formationen und Projekten unterwegs und spielt in anderen Profiensembles wie beispielsweise der SWR Bigband, dem Sunday Night Orchestra oder der Jazz Factory Bigband. Ein verbindendes Glied stellt die Tobias Be-cker Big Band dar, die mit mehreren Projekten jährlich die Musiker zusammenbringt und die individuellen Stärken für den �orchestra-len� Klangkörper nutzt. Die Band besteht seit 2005 und spielt seit 2008 nahezu in unver-änderter Besetzung zusammen. Der Spirit in der Band stimmt; es macht Spaß mit jungen Spit-zenleuten zu spielen. Dass die Band sehr großes Potenzial hat, hat unlängst erst die SWR-Big Band bestätigt. Zum Repertoire gehört ins-besondere konzertanter Jazz, bestehend aus Eigenkompositionen und Arrangements des Leaders sowie anspruchsvolle Arrangements

und Kompositionen von Bill Holman, Sammy Nestico, Thad Jones oder Michael Abene. Als Kollektiv glänzt die Formation durch exzellente Klangbalance. Instrumental ist das eine Wucht sondersgleichen (Sindelfinger Zeitung).

Unter dem Bandleader Tobias Becker, der vor allem die gute Infrastruktur, das soziale Netzwerk und die Möglichkeiten, die die Musikhochschule Stuttgart bietet, unersetzlich findet, könnte diese junge Formation sicherlich die Ära der Bobby Burgess Bigband in Stuttgart weiterführen. Eine konzertierende Big Band als feste Konstante der unglaublich mannigfaltigen und vielseitigen Stuttgarter Jazzszene. Für diese Aufgabe wird To-bias Becker in diesem Jahr mit dem Young Lions Jazz Award 2011 ausgezeichnet. Diese Auszeichnung hat sich mittler-weile als feste Größe der süddeutschen Jazz-Szene etabliert. Vom Lions Club Stuttgart Killes-berg und dem Jazzclub BIX ini-tiiert, verfolgt der Preis das Ziel, junge, aufstrebende und talen-tierte Musiker zu fördern.

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Neben einem hohen fachlichen Niveau werden Kompetenzen im Selbstmanage-

ment sowie die Herausbildung eines eigenen künstlerischen Profils immer wich-

tiger für eine dauerhaft erfolgreiche berufliche Laufbahn als Künstler. Dazu ge-

hört auch der Einblick in den Musikerarbeitsmarkt und die regelmäßige Über-

prüfung der eigenen Zielvorstellungen durch Berufspraxis. Die Musikhochschule

Stuttgart unterstützt seit 2010 ihre Studierenden und Absolventen beim Über-

gang vom Studium in den Beruf durch Information, Beratung und Qualifizierung.

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Page 17: Spektrum_17_SoSe_2011

30 spektrum 17 spektrum 17 31

enn Musik mehr ist, als nur Musik, dann ist das Pop!, hat der Pop-Theoretiker Diedrich Die-derichsen einmal charmant formuliert - und

damit ein weiteres Mal klar gemacht, dass wenig derart süf-fig unbestimmt ist wie die Rede, das Reden über Pop. Pop, das ist ja eben gerade nicht nur ein Abkürzung für populär und geht auch nicht per se eine Verbindung mit dem Suffix-musik ein. Im Gegenteil: es gibt ja sogar unpopuläre Pop-musik, reichlich. Die Rede von Pop suggeriert eben auch eine Nähe zur Pop Art, eine offensive Infragestellung der überkommenen Differenz von High & Low Culture, eine hinterhältige, selbst-reflexive Feier des Jetzt.

Wir sagen �Ja!� zur modernen Welt!, sang Anfang der 1980er Jahre die Münchener Band Freiwillige Selbstkontrolle und zi-tierte ihrerseits in ihrem Text Candy says von The Velvet Un-derground. Jener New Yorker Band, die ab Mitte der 1960er Jahr unter der Ägide von Andy Warhol versuchte, einen ori-ginellen Sound zu kreieren, der versuchte, Tin Pan Alley mit literarisch-experimentellen (Erzähl-)Strategien, Minima-lismus-Repetition und Noise zu amalgamieren. Und damit erst nach der Auflösung so richtig wirkungsmächtig wurde. Subversion durch Affirmation, so hieß eine der Strategien, die The Velvet Underground und Freiwillige Selbstkontrolle eint.

Aber auch eine bestimmte Haltung zur Gegenwart, zum Hier und Jetzt, das immer auch als künstlich und vermit-telt, keinesfalls aber als authentisch wahrgenommen wird. Als Reich der Zeichen (Roland Barthes), das - mit Roxy Music gesprochen - auffordert: Re-make/Re-model! Wenn Pop aber kein Genre, keine präzise bestimmbare Gattung ist, sondern eine Attitüde, eine Haltung und Liebe zur Gegenwart und Gegenwärtigkeit, dann stellt sich eine Frage dringlich: Kann man Pop lernen oder lehren? Wenn Pop-Musik eingebettet ist in eine übergreifende, multimediale Pop-Kultur, dann braucht es zu deren lustvoller Analyse und Decodierung nicht nur Pop-Geschichte, sondern auch Soziologie, Eth-nologie und Kunst- und Filmgeschichte. Schließlich gilt noch immer: Jeder Turnschuh hat seine Bedeutung! Anderer-seits befindet sich Pop-Musik, die entweder 1972 (Re-make/Re-model) oder 1987 (Pump up the volume!) ins Stadium der Postmoderne eintrat, spätestens seit 1992 in der Krise. Der Brite Paul Morley schreibt dazu: Eine Zeit lang, sagen wir mal: bis 1992, ging es in der populären Musik immer um das Neue, das Überraschende, bis zu einem gewissen Grad Schockierende, bis zu einem anderen Grad um die Nummer Eins der Pop-Charts.

Poptheorie/Popgeschichte What�s�so�funny�about�peace,�love�&�understanding?

VON ULRICH KRIEST

W

Zukunftsaussichten PopVON PROF. MINI SCHULZ

ereits im zweiten Jahr des neuen Studiengangs Ba-chelor-Pop lässt sich erkennen, dass mit unseren neuen Studenten und ihren Dozenten eine zu-

sätzliche Farbe an unserer Hochschule eingezogen ist. Die Vernetzung der Studenten mit den vielen anderen Studien-gängen an unserem Haus klappt hervorragend, neue Pro-jekte entstehen und auch der Austausch der Pop-Dozenten mit den Kollegen der anderen Fakultäten hat schon längst begonnen. So beispielsweise im elektronischen Studio beim Kollegium der Komponisten mit And.Y im Fach Producing. Oder auch in dem für alle Studenten zugänglichen Seminar Musikbusiness, in welchem Themen wie Musikrecht, Mar-keting und Projektmanagement vom Geschäftsführer der SKS Russ, Paul Woog, unterrichtet werden. So sehr viel unterscheidet den Studiengang in den ersten vier Seme-

stern eigentlich noch nicht von der klassischen Ausbildung, sei es im Instrumentalunterricht, bei den praktischen wie den theoretischen Nebenfächern oder der Ensemblearbeit - hier eben Band genannt. Ab dem fünften Semester, erst-mals im Herbst 2011, wird der Studiengang dann flügge: Im Seminar Pop-Kultur setzen sich die Studenten mit Themen aus Kunst, Film, Literatur, Mode und Medien auseinander - schließlich geht es im Pop nicht nur um Musik. In diesem Seminar werden gemeinsame Projekte mit anderen Insti-tutionen und Einrichtungen der Stadt und der Region im Mittelpunkt stehen.

Die Studenten sollen lernen, die weiteren Pop-relevanten Bereiche in ihre eigenen Projekte einzubinden, welche ab dem siebten Semester den Schwerpunkt des Studiums bil-

den und so den hohen künstlerischen Anspruch der musikalischen Ausbildung mit allen künstle-rischen Ebenen zu verbinden. Bei uns selbst wird durch die enge Vernetzung zum Jazz, zu den klas-sischen Studiengängen, unseren Orchestern, der Schauspielschule oder auch den Kompositions-klassen ein breites Zusatzangebot gewährleistet, das den Stuttgarter Pop-Studenten ungeheure Spielräume eröffnet. Man denke beispielsweise an die Möglichkeit der Zusammenarbeit von Elek-tro-Pop-Musik mit den klassischen Orchestern - mit Sicherheit lassen sich hier in Zukunft viele Querverbindungen zu den weiteren Instituten herstellen. Es gilt, den kommunikativen Brü-ckenschlag zwischen der schnellen, beinahe skiz-zenhaften Beweglichkeit des Pop und der hohen Qualität der klassischen Ausbildung zu meistern.

Auch die Betrachtung der verschiedenen wirt-schaftlichen Systeme und die politisch-gesell-schaftliche Einordnung, in welchen die Stilistiken von alter Musik über die Klassik bis hin zum Pop angesiedelt sind, können so unseren Studenten in ihrer ganzen Tiefe vermittelt werden. Das Phäno-men Pop, welches uns in allen gesellschaftlichen Bereichen umgibt, wird mit diesem Studiengang innerhalb der fast laborhaften Umgebung der klassischen Musikhochschule erlebbar und er-möglicht ein kommunikatives Miteinander dieser verschiedenen Welten. Letztlich können wir uns in Zukunft der eigentlichen, nämlich der qualita-tiven Diskussion über Pop-Musik zuwenden, und so einen fruchtbaren Austausch der verschiedenen Genres befördern.

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FORTSETZUNG AUF SEITE 34

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32 spektrum 17 DAS JAZZ/POP-TEAM IN KURZPORTRÄTS II spektrum 17 33

EBERHARD HAHN - REEDS

Der Multiinstrumentalist Eberhard Hahn aus Stuttgart mit Hochschulausbildung im Bereich Jazz und Popularmusik sowie in klassischer Musik an den Hochschulen Trossingen und Stuttgart, arbeitet in verschiedenen musikalischen Genres wie dem Jazz, Ethnischer Musik, Musical und als Musikpädagoge. Tourneen mit der Band Andreas Vollenweider & Friends führten Eberhard Hahn durch Europa, Skan-dinavien, Südamerika, Kanada sowie die USA. Seit 1996 spielt Eberhard Hahn im Duo mit Michael Kiedaisch. Das musikalische Cross-Over-Projekt erweiterte sich zum Ensemble Trieau mit dem Posau-nisten Mike Svoboda. Seit 2007 unterrichtet Eberhard Hahn an der Musikhochschule Stuttgart den Bereich Nebeninstrumente (Flöten, ethnische Instrumente, Klarinette...) für die Jazzsaxophonisten.

MICHAEL KIEDAISCH - SCHLAGZEUG/JAZZ-VIBRAPHON: WWW.MICHAELKIEDAISCH.DE

Michael Kiedaisch studierte an der Musikhochschule Stuttgart im Hauptfach Schlagzeug bei Prof. Klaus Tresselt. Spielte mit: Landesjugendjazzorchester BW, Bernd Konrads Saxophonworkshop, Claus Stötters Nevertheless, Krisch Quartett, Ull Möck Trio, Joe Gallardo, Johannes Faber. Zunehmende Konzerttätigkeit im Bereich Zeitgenössische Musik, mit dem Ensemble Avance, dem Percussionensem-ble Stuttgart, den Ensembles Piano & Percussion, Gelber Klang, Surplus, dem Schlossfestspielorchester Ludwigsburg, Stuttgarter Kammerorchester, Stuttgarter Philharmoniker, Radio-Sinfonie-Orchester Stuttgart, Staatsphilharmonie Rheinland-Pfalz. Musiker und Komponist im Spannungsfeld zwischen Neuer Musik, improvisierter Musik und Jazz. Intensive Zusammenarbeit mit Mike Svoboda, Stefa-no Scodanibbio, Michael Riessler und Scott Roller. Komponist und Interpret von Bühnenmusik zu diversen Theaterproduktionen. Gründer und künstlerischer Leiter des Eurojazz-Festivals in Überlingen am Bodensee. Dozent an der Universität Witten-Herdecke und an der Musikhochschule Stuttgart.

MANFRED KNIEL - JAZZ-SCHLAGZEUG

Manfred Kniel studierte Schlagzeug in Stuttgart. Er ist seit 1976 als Schlagzeuger, Komponist und Im-provisationskünstler tätig. Von 1973 bis 1984 war er Schlagzeuger der Frederic Rabold Crew, im Jazz Inspiration Orchestra und im Lauren Newton Quartet. Von 1984 bis 1996 spielte er in seinen eigenen Formationen Human Music Quintet und Sweet Emma. Es entstanden Rundfunk- und Fernsehpro-duktionen, Festivalteilnahmen, u.a. beim Deutschen Jazzfestival Frankfurt, Balver Höhle, New Jazz Festival Hamburg, Stuttgarter Jazztage, Jazzfestival Middelheim/Belgien, Hannover Jazztage, Jazz in the Garden Berlin. Zwischen 1984 und 1997 Mitwirkung bei ca. 30 Musicalproduktionen unter der Leitung des Dirigenten Nicola Kemmer. Seit 1984 ist Manfred Kniel Lehrbeauftragter an der Musik-hochschule Stuttgart im Bereich Schlagzeug und Jazzrhythmik.

BERND KONRAD - LEITUNG INSTITUT JAZZ: WWW.BERND-KONRAD.NET

Der Saxophonist, Komponist und Bandleader Bernd Konrad studierte Klarinette bei Otto Hermann, Elektronische Musik und Komposition bei Prof. Dr. Erhard Karkoschka an der Musikhochschule Stuttgart. 1986 folgen zusätzliche Jazzstudien an der Berklee-School of Music in Boston. Weggefährten sind Herbert Joos, Hans Koller, Adelhard Roidinger, Warne Marsh, Lee Konitz, Benny Golson, Hannes Zerbe und der Sam Rivers Big Band. 1981 gründete er mit Jiggs Whigham das baden-württember-gische Jugendjazzorchester Baden-Württemberg, welches er bis heute leitet. Ebenfalls erhielt er 1981 den Jazzpreis des SWR und war 1983 für die Zeitschrift Jazzpodium der Musiker des Jahres. Seit 1986 hat er an der Musikhochschule Stuttgart die Professur für Jazz- und Popularmusik inne. Seit 1997 leitet er als Nachfolger von Erwin Lehn die Big Band. Eigene Ensembles: Bernd Konrad Unit, Con-tact-Ensemble, New Jazz Ensemble, Clarinet Contrast, Michael Sell Ensemble, Hannes Zerbe Trio & Big Band, Jazzbaltica-Ensemble, Duke Ellington Legacy-Orchestra, Benny Golson-Big Band. Seit 1989 Leiter der Südpool-Ensembles und der Südpool-Super-Constellation Big Band. Kompositionsaufträge und solistische Arbeit für die New Yorker Philharmoniker, das RSO Stuttgart, das RSO Hamburg/Hannover, das RSO Saarbrücken, die Stuttgarter Philharmoniker, die Südwestdeutsche Philharmonie Konstanz, die SWR/WDR/NDR-Big Bands, das Ensemble Modern. Theater- und Ballettkomposi-tionen für das Staatstheater Stuttgart, das Stadttheater Konstanz, das Staatstheater Karlsruhe und das Staatsballett Oldenburg . Über 150 Film- und Hörspielkompositionen. Jurytätigkeiten bei Jugend jazzt, Vorsitzender seit 1984 für den Jazzpreis Baden-Württemberg, Jurymitglied des DAAD für den Jazz- und Popbereich und für die Stipendienvergabe der Kunststiftung Baden-Württemberg.

ANIKA KÖSE - JAZZ-GESANG: WWW.JAZZ-IT-UP.DE

Anika Köse steht schon seit ihrer Kindheit auf der Bühne. Mit 13 Jahren erhielt sie ihren ersten Ge-sangsunterricht. Sie studierte Jazzgesang in Freiburg und Berlin. Seit 2000 unterrichtet sie Jazzgesang an den Musikhochschulen Trossingen und Stuttgart und ist Dozentin beim Landesjugendjazzorchester Baden-Württemberg, beim Landesjugendgospelchor Baden-Württemberg und sie lehrt bei interna-tionalen Workshops im Jazz und Gospelbereich. Anika Köse gastierte mit verschiedenen Ensembles bei renommierten Jazzfestivals, z.B. Jazzaar Aarau, Umbria Jazz Festival, in Jazzclubs und auf Konzertbüh-nen im In- und Ausland. Sie konzertierte mit namhaften Jazzgrößen wie z.B. Jiggs Wigham, Randy Brecker, Wayne Bergeron oder Wolfgang Schmid.

o Brecht, der Ende 2009 sein Studium an der Musik-hochschule abschloss, ist in den unterschiedlichsten Welten zuhause: Er bewegt sich in Klassik und Jazz/Pop,

kennt die Perspektiven von Interpreten und Komponisten und ist mit der Welt der Künstler ebenso vertraut wie mit der des Unternehmers. Für den Bassisten Jo Brecht, der im Klassik-Bereich mehrfach mit Orchestern auf Tourneen ge-wesen ist und im Jazz/Pop-Bereich mit den unterschied-lichsten Musikern zusammengearbeitet hat, ist die stili-stische Bandbreite eine Bereicherung: Es ist für mich sehr in-spirierend, immer wieder umzuschalten. Im Jazz/Pop gibt es eine ganz andere Vorstellung von Timing und Rhythmus. In der Klas-sik existiert quasi kein Timing, eher Agogik. Deshalb ist es auch immer spannend wenn Musiker, die nur in einem dieser Bereiche zuhause sind, aufeinandertreffen � da ist es oft gut, wenn jemand übersetzen kann. Übersetzungen gehören auch zum Alltag des Trijo, in dem Jo Brecht als Bassist und Komponist tätig ist. Zum Repertoire zählen Stücke, die intuitiv und direkt sind und Einflüsse aus HipHop und Soul erkennen lassen, sowie Jazz-Klassiker, die das Ensemble zeitgemäß aufberei-tet. Natürlich gibt es traumhafte Jazzstandards. Wir können diese Stücke aber meiner Meinung nach nicht so spielen wie vor 50 Jahren, wie es sehr häufig passiert im Jazz � deshalb versuchen wir immer, wenn wir uns an einen Standard heranwagen, die Emotion und das Wesentliche des Stückes zu verstehen und es so direkt und zeitgemäß umzusetzen. Regelmäßig ist Jo Brecht mit seinem Trio im BIX zu erleben, in Urban Sessions.

Hendrikje Mautner-Obst studierte Schulmusik, Germanistik und Mu-

sikwissenschaft in Hannover. 1999 Promotion. 1999-2002 Dramatur-

gin und Pressereferentin am Nationaltheater Mannheim, 2002-2006

Dramaturgin an der Oper Frankfurt. Seit 2006 Juniorprofessurin für

Musikvermittlung an der Musikhochschule Stuttgart.

Das muss man, glaube ich, einfach gesehen bzw. gehört haben � eine unglaubliche Stimmung. Das BIX platzt einmal im Monat komplett aus allen Nähten. Wir laden Künstler und DJs aus den unterschiedlichsten urbanen Genres ein, also HipHop, Soul, Jazz, House und Drum`n ̀ Bass und machen dann eine große Live Jam. Da geben sich Live Sets mit Sänger und Band und DJ Sets die Hand � und heraus kommt eine sehr gute Party. In seinem eige-nen Tonstudio arbeitet Jo Brecht derzeit an der Umsetzung elektronischer Musik für klassisches Orchester.

Bassist, Komponist, DJ, ein eigenes Trio, ein Tonstudio: Ist dies das Berufsbild eines Musikers des 21. Jahrhunderts � eines Musikers, der gleichzeitig auch Unternehmer ist? Für mich ist es ein großes Glück, zumindest das Gefühl zu haben, einen großen Teil meines Alltags selbst zu bestimmen. Man muss schon auch unternehmerisch denken, wenn man wirklich so wie ich komplett auf eigenen Beinen stehen will � als Familienvater sowieso.

WWW.TRIJO.DE

J

Jo Brecht

Bassist, Komponist,

DJ und Unternehmer

VON PROF. DR. HENDRIKJE MAUTNER-OBST

Page 19: Spektrum_17_SoSe_2011

34 spektrum 17 FORTSETZUNG VON SEITE 31: POPTHEORIE/POPGESCHICHTE spektrum 17 35

Frontfrau� Fola� Dada VON HELLMUT HATTLER

ch denke, ich muss erst mal einen Schritt zurück machen, um die die vielen Vorzüge dieser Sängerin in ihrer Gänze in den Blick

zu bekommen. Vielleicht erklärt unser erstes Treffen in einem Stuttgarter Café ja schon ei-niges, denn dort wurden wir uns kurz vorge-stellt, weil ich für meine beiden bisher bei Hatt-ler singenden Damen einen Ersatz gesucht hatte. Nach diesem Kurztreff dachte ich mir wenn die nur halb so gut singt, wie sie rüberkommt, hat sie den Job. Die ersten Proben waren der Hammer, weil sie instinktiv alles richtig gemacht hat: die erfor-derliche Verhaltenheit, die Fähigkeit leicht nach hinten zu phrasieren, besonders bei meinen vie-len geshuffelten und triolischen Grooves, und nicht zuletzt ihre Stimme selber, die sowas von perfekt zum Sound meiner Songs passte, dass ich schon an eine übernatürliche Fügung zu glauben drohte. Nach einem Testkonzert waren wir uns alle einig, dass alles genial zusammen-passt, und eine sich unglaublich gut ergänzende Besetzung formiert hatte!

Welches Glück für mich als Komponisten, Ka-pell- und (Zahl-)meister so unfassbar begabte Menschen um mich haben zu dürfen, die nicht nur zielgerichtet und sehr professionell agieren, sondern auch menschlich so toll harmonieren.

Seit 2006 ist Fola jetzt Frontfrau bei Hattler und in dieser Zeit wurden des öfteren Stilexperimente durchgeführt, die manchmal zugegebe-nermaßen etwas ungewöhnlich daher kamen, aber in hundert Prozent aller Fälle durch ihre Stimme zusammengehalten und veredelt wur-den - welch komfortables Schaffen für den Songschreiber! Unsere Tour zur Veröffentlichung des neuen Albums Gotham City Beach Club Suite war für mich jetzt nochmal eine erstaunliche Erfahrung, weil es Fola da wirklich geschafft hat, beim Singen die komplette Aufmerksam-keit des Publikums auf sich zu ziehen. Keine Ahnung, was da genau passiert ist, aber das nochmal deutlich selbstbewusstere und eindeu-tig leidenschaftlichere Auftreten der Künstlerin kam dem ganzen Pro-jekt sehr zugute: Nie waren die Resonanzen auf Konzerte und Alben

I

Hellmut Hattler (*1952), deutscher Rock- und Jazzbassist, über sich selbst:

Wir haben keine festen Jobs in dieser Gesellschaft. Wir konzentrieren uns voll auf

die Musik. Wir versuchen, aus dieser Situation heraus weitgehend eine Musik zu

machen, die uns von dem üblichen Pop-Klischee trennt. Wir streben nach einem ge-

schlossenen Musikerlebnis, welches alle Sphären unserer Lebensbereiche berührt.

Wir haben keine Vorbilder � wir machen unsere eigene Musik.

euphorischer als zur Zeit. Da kann ich mich gern auf diesem Wege auch nochmal ganz arg herzlich bedanken und bin gespannt, was da folamäßig noch alles auf uns alle zukommt!

WWW.FOLADADA.DE

Die Jazzpianistin Olivia Trummer er-hält den Bruno-Frey-Musikpreis. Am 29. Mai 2011 wird an der Landes-musikakademie Baden-Württemberg in Ochsenhausen der hochdotierte Bruno-Frey-Musikpreis verliehen. Der Preis, den der Biberacher Unternehmer Frey 1993 zur Förderung der künstle-rischen Arbeit an der Landesmusikaka-demie stiftete, dient insbesondere der Unterstützung begabter Nachwuchs-künstler. Der Preis soll jeweils an die begabtesten Musikstudenten und Mu-sikensembles vergeben werden, die innerhalb eines Jahres herausragende Leistungen an der Akademie gezeigt hatten. Neben anderen Preisträgern wird in diesem Jahr mit Olivia Trum-mer eine Pianistin geehrt, die im klas-

sischen Bereich wie im Jazz während des Meisterkurses Klavier der Brüder Stenzl 2010 an der Landesmusikaka-demie souverän überzeugte. Ihr Erfolg zeichnete sich seit 2008 ab, als sie an der Musikhochschule Stuttgart ihr Stu-dium in der Klasse Hans-Peter Stenzl (Klavier) sowie Paul Schwarz (Jazzpi-ano) mit Auszeichnungen abschloss. 2010 erhielt sie das Stipendium der Kunststiftung Baden-Württemberg und gab im Juli desselben Jahres - Jazz und Klassik verbindend - ein Solo-Debüt im Rahmen der Ludwigsburger Schlossfestspiele. Möge der Preis als Auftakt für eine weiterhin erfolgreiche Karriere dienen.

TEXT: ANDREAS KREISSIG

Eine Neuheit knipste die vorige aus, die rutschte in die Vergangenheit und war da-mit erledigt. Pop handelt von Innovation, Radikalität, technologischer und emotio-naler, obwohl es auch ums Offensichtliche, Formelhafte ging, um eine bestimmte Art von Nostalgie, die in der vagen Sehnsucht nach einer tröstenden Vergangenheit be-stand, die aber unerreichbar war, schon gar nicht über Google. Innovation hat also auch mit Vergessen zu tun. Und mit unscharfem Erinnern. Man denke nur an den bizarren Auftritt von Sha Na Na in Woodstock oder an John Lennons merkwürdiges Album Rock´n´Roll!

Pop hat sich im 21. Jahrhundert von seinen eigenen Mythen zu verabschie-den. Rebellion und Devianz mit Pop-Musik als Soundtrack scheinen obsolet; selbst der Mainstream der Minderheiten (Holert/Terkessidis) ist Geschichte. Einerseits ist heute via Internet mehr Musik denn je präsent, andererseits ist die Rede von einer Jugendkultur eine Schimäre: die Szene ist zersplittert in eine Vielzahl von monadischen Sub-Szenen. Distinktion via Pop-Musik hat ausgedient, auch als zentrales iden-titätsstiftendes Moment einer Biogra-fie scheint Pop-Musik nicht mehr die privilegierte Instanz. Erinnert sei da-ran, dass Bret Easton Ellis noch 1991 in American Psycho zur Beschreibung des Psychogramms eines Killers ganz selbstverständlich (und sehr subversiv) dessen Haltung zur Pop-Musik nutzte.

Heute scheint Jüngeren der ironische Einsatz des vermeintlich Fehlerhaften und Degoutanten (das im Zeichen eines emphatischen Pop-Verständ-nisses ja gar nicht interessieren muss!) der Exkurse zu Genesis oder Whit-ney Houston nicht mehr verständlich. Noch mal Diederichsen: Die Popmusik wird nicht einfach verschwinden wie ein obsoletes Medium oder eine esoterische Kunstfertigkeit, nicht leise in Bedeutungs-losigkeit versinken wie Feldhandball oder in unguter Musealität untergehen wie New Orleans Jazz. Auch das Abtreten eines ihrer Monarchen schadet ihr nicht. Das Ende, das ihr bevorsteht, wird eher dem des Stummfilms ähneln: ein Umbau, bei dem die ästhetischen und kulturellen Funkti-onen sich radikal ändern werden, aber die Komponenten und einige der sie erzeu-genden Energien und Industrien erhalten bleiben. Im Gegensatz zu dieser Parallele haben aber Ende und Umbau der Popmu-sik zunächst nichts mit einer Erweiterung um eine Dimension zu tun, wie die Ein-führung des Tonfilmes, eher mit dem um-gekehrten Fall: Bilder, Graphik-Design, Selbstdarstellungen, Posen treten in der Kultur des Daten-Nutzens statt Objekte-Sammelns in den Hintergrund.

Die Frage stellt sich also, wie man den Geist von Pop ins 21. Jahrhundert hi-nüber rettet. Indem man die damit einst verbundenen Hoffnungen und Strate-gien nostalgisch virulent hält und ein weiteres Mal Street Fighting Men gegen

We don�t need that fascist groove thang ausspielt? Oder auf den nächsten James Brown, Grandmaster Flash oder Kurt Cobain wartet? Ist die MTV-Revo-lution nicht auch schon längst wieder Geschichte? Aber warum arbeitet Lady Gaga mit Fluxus-Zitaten und gibt die Madonna 2.0? Darf man fragen, was Dubstep, Mash Up oder Hauntology uns heute über Race, Class & Gender erzäh-len? Und was ist mit Lena, die Casting und auch Nicht-Casting war? Oder mit Monica Lierhaus� Auftritt bei der Goldenen Kamera? Ist das nicht auch Pop? Horkheimer/Adorno schreiben: Die Befreiung, die Amusement verspricht, ist die von Denken als von Negation. Da-mit könnte schon man anfangen!

Und davon erzählen, dass der Gegen-stand von Pop weiter als bis zum eige-nen Bauchnabel reicht. Mit Klaus Wal-ter gesprochen: Allerdings kann man fest-halten, dass die spannendste Popmusik dort entsteht, wo es weniger um die Behauptung von Identität geht - hallo (Indie-) Rock! -, weniger um Gewissheitsproduktion als da-rum, den Erwartungen und Grenzen von Identität etwas, sagen wir, Unidentisches entgegenzusetzen. Und dann erinnert Klaus Walter an einen legendären Spruch des Basketball-Profis und Ma-donna-Lovers Charles Barkley, der vor gar nicht so langer Zeit fragte: Was ist das für eine Welt, wenn der beste Rapper weiß ist und der beste Golfspieler schwarz?

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36 spektrum 17 DAS JAZZ/POP-TEAM IN KURZPORTRÄTS III spektrum 17 37

eit Einführung des Bachelor Pop an unserer Hoch-schule im Jahr 2009 reist die Münchener E-Bass-Legende wöchentlich per Bahn nach Stuttgart, um

mit den Studierenden im Ensemble zu arbeiten. Wolfgang Schmid, Jahrgang 1948, betrat die großen Bühnen Deutsch-lands schon in den 1960er Jahren und kann getrost als deut-scher Pionier der Bassgitarre bezeichnet werden � ein In-strument, das in genannter Ära noch häufig beinahe senk-recht gehalten wurde - von gelernten Kontrabassisten. So war Schmid bestens präpariert für die großen Jahre des Jazzrocks des folgenden Jahrzehnts und erreichte insbeson-dere mit Klaus Doldingers Passport ein weltweites Publi-

kum, doch galt dies auch für seine eige-nen Bands. Schmid weiß also was es heißt, große Stückzahlen an Platten zu verkau-fen, durch die Kontinente zu touren und vor vielen (also richtig vielen) Leuten zu spielen. Von dieser Erfahrung profitie-ren nun unsere angehenden Popmusiker ebenso wie von seiner Leidenschaft für Musik.

Du investierst Zeit, Wissen und Herz-blut bei der Weitergabe deiner Erfah-rung. Hat das Unterrichten auch deine Sichtweise auf Musik verändert?

Nein: Ich bin nach wie vor dankbar, dass ich ein Musikerleben führen darf und mir meine Freude am Musizieren erhal-ten kann. Das versuche ich auch, meinen Studenten zu vermitteln. Musik ist meine Religion, und die möchte ich so gut wie möglich erfüllen. Und ja: Es gibt beim Unterrichten nicht den Druck, ein Werk unbedingt sofort aufzunehmen oder auf-zuführen. Es gibt Zeit für Analyse und Kritik. Und Zeit, die Talente besser ken-nen zu lernen, zu fordern und zu fördern. In meiner aktuellen Band spielen übrigens drei Absolventen der Musikhochschule Stuttgart - Steffen Dix, Heiko Giering und Benedikt Moser.

Gute Verkaufszahlen oder Medien-präsenz bedeuten heute nicht mehr zwangsläufig Erfolg im Live-Betrieb. Umgekehrt können gute Live-Acts auch im Subkultur-Bereich erstaun-

lich erfolgreich sein. Siehst du darin eine Be-rufschance für unsere Studierenden?

Sich ein Publikum zu er-spielen ist erst mal sehr wichtig. Im Popbereich sollte das idealerweise

schon früh losgehen � im Jugendhaus, bei Schulveranstal-tungen. Um einen Deal mit einer Major Company zu be-kommen, ist auch eine bestehende Fangemeinde wichtig, also zahlende Gäste! Allerdings reicht es heutzutage nicht mehr aus, sich auf ein Projekt zu verlassen. Dazu gehört eine breite Ausbildung und reichlich Neugier: Go where the food is! Als Studiomusiker habe ich außer an TV-Serien wie dem Tatort auch sonst bei unterschiedlichsten Aufnahmen mitgewirkt:

Musik�als�Religion�Der�Bassist�Wolfgang�Schmid�

S

CHRISTIAN MEYERS - JAZZTROMPETE: WWW.MEYERSNACHTCAFE.COM

Christian Meyers studierte klassische Trompete bei David Tasa in Frankfurt und Jazztrompete bei Ack van Roojen in Den Haag. Er unterrichtet Jazztrompete an der Musikhochschule Stuttgart. Weggefähr-ten und Bands: HR Big Band, RIAS Big Band, WDR Big Band, Big Band Convention Köln, Bobby Burgess Big Band Explosion, Russ Spiegel, Tilmann Dehnhard, RSBrass Berlin, Brass Band Berlin, Lilly Thornton Quintett, Stuttgart Jazz Orchestra und diversen Theaterproduktionen in Stuttgart, Frankfurt und Berlin. Und natürlich seine eigene Formation Meyers Nachtcafe.

ULL MÖCK - JAZZ-PIANO: WWW.ULLMOECK.DE

Der gebürtige Stuttgarter Pianist, Komponist und Arrangeur Ull Möck absolvierte von 1981 bis 1985 ein klassisches Klavierstudium an der Musikhochschule Mannheim. Von 1986-89 Engagements als Pia-nist und Korrepetitor am Staatstheater Stuttgart. Aktuelle Bandprojekte sind das Ull Möck Trio, Trio Arsis, Ull Möcks Labyrinth, Lilly Thornton Quartett, Peter Lehel Quartett, Dizzy Krisch Project �Wide Open�, TTu Frank Heinz/Ull Möck Duo. Ständige Partner: Pearl and the Jazz�s, Charly Haigl�s Festival Band, Lukas Heidepriem Quartet, Joe Viera Sextett, Energy Band, Frank Kuruc Band, The Sting Thing, Ekkehard Rössle Quartett, Pointer Sisters, Meinhard �Obi� Jenne Group, Silvia Droste, Bill Molenhof , Thomas Stabenow, Bernd Konrad, Herbert Joos, Stefan Bauer, Olivier Clerc, David Elias, Ute Lemper, Jochen Feucht, Claus Stötter, Rick Hollander, Jason Seizer, Matthias Erlewein, Klaus Graf, Michael Kersting, Jerome Savary, Max Herre/Philippe Kayser/D.J. Friction, WIR, Joo Kraus, Ack van Rooyen. Seit 2009 als Dozent für Jazz/Pop-Piano an der Musikhochschule Stuttgart.

HENRIK MUMM - BASS (JAZZ/POP): WWW.MUMM-ABENDLAND.DE

Henrik Mumm studierte Bass bei Thomas Heidepriem (HR Bigband), Thomas Stabenow und David Friesen in New York. Sein Interesse gilt der Verbindung von Jazz mit ausländischen Musikkulturen. Dies führte ihn zusammen mit zahlreichen internationalen Künstlern wie Greetje Bijma, Michel Bis-mut, Allan Jacobson, Herbert Joos, Joe Koinzer oder Helen Schneider. Neben kleinen Besetzungen wie dem Duo Abendland arbeitet er u.a. mit dem Stuttgarter Kammerorchester und dem Radio Sinfo-nie-Orchester Baden-Baden und Freiburg. Seit 1999 ist er als Dozent für Bass an der Hochschule für Musik und Darstellende Kunst Stuttgart tätig und ständiges Mitglied im künstlerischen Planungsteam des Kulturfestivals Kultursommer Rheinland-Pfalz.

HANS-PETER OCKERT - JAZZPÄDAGOGIK: WWW.HPOCKERTBIGBAND.DE

Hans-Peter Ockert erhielt seine musikalische Ausbildung an der Musikhochschule Stuttgart und an der Indiana University Bloomington (USA) bei Charles Gorham, Dominique Spera, Claus Stötter, Valerie Ponomarev und Bobby Shew. 2005 erhielt Hans-Peter Ockert ein Stipendium der Kunststif-tung Baden-Württemberg. Als Trompeter war er u.a. an verschiedenen Theatern tätig, Altes Schau-spielhaus, Variete im Friedrichsbau , Pomp, Duck & Circumstance, Staatstheater Stuttgart. Als Solist mit Sinfonieorchester trat er mit den Stuttgarter Philharmonikern, dem Lüneburger Opernorchester & Lumberjack Bigband und der freien Kammersinfonie Baden-Württemberg auf. Big Band-Erfahrungen sammelte Hans-Peter Ockert bei den Landesjugenjazzorchestern Bayern und Baden-Württemberg, dem Bundesjugendjazzorchester, der LE Bigband, der Late 8 Bigband, Lumberjackbigband und dem Südpool Jazzorchester. Momentane Projekte sind unter anderen die Band Loungekombinat und die HPOckert Bigband. Er ist Dozent für Jazzpädagogik an der Musikhochschule Stuttgart.

EKKEHARD RÖSSLE - JAZZ-SAXOPHON: WWW.MYSPACE.COM/EKKEHARDROESSLE

Ekkehard Rössle studierte Saxophon bei Prof. Bernd Konrad an der Musikhochschule Stuttgart. 1994 wird er als Jazzpreisträger Baden-Württemberg ausgezeichnet. 1999 erhält er das Stipendium der Kunststiftung BW. Bandprojekte: Hans Kollers Saxophon-Septett, Südpool Jazz Ensemble, Sweet Emma, Jürgen Grözinger, Gee Hye Lee, Walter Lang, Richie Beirach, Hans Joachim Irmler, The Hüb-ner Brothers, Tilman Jäger. Eigene Formationen: Ekkehard Rössle Quartett, Klaus Müller-Ekkehard Rössle Duo und das Duo Fifty-Fifty mit Manfred Kniel. Dozent an der Musikhochschule Stuttgart.

WOLFGANG SCHMID - E-BASS & ENSEMBLES: WWW.WOLFGANGSCHMID.COM

Wolfgang Schmid zählt zu den bekanntesten und erfolgreichsten Bassisten Europas. Der Musiker, der auch als Produzent, Komponist und Musical Director auf bislang 400 Alben mitwirkte, hat sich den Spirit erhalten, der ihn dazu prädestinierte, der Mann am Bass in der

legendären ARD-Reihe Superdrumming zu werden, sowie Wunschpartner des Schlagzeugers Billy Cob-ham, mit dem er 1996 die Band Paradox gründete, und von Dave und Don Grusin, mit deren Sextett The Hang All Stars er zuletzt auf Tour war. In den siebziger Jahren war er eine zentrale Figur in Klaus Doldingers legendärer Jazzrock-Gruppe Passport. Es folgten eigene Bands, wie Wolfhound, Head, Heart & Hands und seit einigen Jahren immer wieder hochkarätige Kick-Besetzungen. Er arbeitet als Studio-musiker und ist als Komponist und Produzent für über 50 Alben verantwortlich. Seit 2009 ist Wolfgang Schmid als Dozent für E-Bass und Ensembleleitung an der Musikhochschule Stuttgart verantwortlich.

FORTSETZUNG AUF SEITE 38

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38 spektrum 17 FORTSETZUNG VON SEITE 36: MUSIK ALS RELIGION spektrum 17 39

Info und Anmeldung: www.schorndorfer-gitarrentage.de

W O R K S H O P S

K O N Z E R T E

1. – 5. Juni 2011

Workshops & Konzerte

17. Schorndorfer

Bluesgitarre Henrik Freischlader

Jazzgitarre Frank Haunschild

Rockgitarre Thomas Langer

Mad Guitar Dave Martone

Duo/Ensemble Dirks & Wirtz

Singer/Songwriter Christina Lux

Bass Ralf Gauck

Band Wolfgang Schmid

Bluesharp Carlos del Junco

Percussion Markus Faller

Bandvideo Julia Voit & Zam Helga

Mi., 1.6. Jazznacht Christina Lux Trio

Thomas Stiffl ing Trio

Do., 2.6. Bluesnacht Carlos del Junco Trio

Henrik Freischlader Band

Fr., 3.6. Akustiknacht Dirks & Wirtz

Ralf Gauck

Frank Haunschild

Sa., 4.6. Rocknacht Langer – Schmid – Messina

Martone Band

Yuri Honing Wired Paradise

29. April 2011, 20 UhrJazzclub Session ’88Hammerschlag 8Schorndorf

www.kulturforum-schorndorf.de

PopensemblesVON WOLFGANG SCHMID

pannend für mich als Trainer ist, wie sich die unter-schiedlichsten musikalischen Vorlieben unserer Pop-Studenten während des Studiums verändern und ent-

wickeln. Alle haben einen unterschiedlichen Background. Da trifft der Schwermetaller auf Easy Listening, der Deutsch-SingerSongwriter auf Soul & Gospel und mancher ging nur mit Pink zum Punk... Aber eigentlich sind sie alle noch - und das meine ich wirklich positiv - bei Jugend forscht! Alle Popper musizieren bereits in eigenen Projekten, und: sind dabei, sich ihre eigenen Hits zu schreiben... Einige haben bereits komplette CD-Produktionen mit großem Ehr-geiz fertig produziert; der große Durchbruch ist aber (lei-der) noch nicht passiert. Nicht jedem fällt der große Hit ein � gäbe es dafür die goldene Regel, würden wir alle den gleichen Song komponieren... Viele Faktoren spielen beim erfolgreichen Marketing einer Band oder eines Popsongs eine Rolle und die Wahrheit zeigt sich dann erst auf der Bühne. Und da setzen wir an:Jeder sollte eigene, aufführ-bare Arrangements bzw. Lead-sheets mitbringen, die Rolle des Bandleaders üben und dabei auch teamfähig sein. Die ersten Popstudenten sind mittlerweile im 3. Semester und haben am Ende des ersten bereits ein einstündiges Konzert gespielt.

Sehr gut fand ich von Anfang an ihren musikalischen An-spruch. Das Repertoire: Eigene Arrangements/Bearbei-tungen bekannter Hits aus der Popgeschichte der letzten fünfzig Jahre - von den Beatles bis Stevie Wonder - und erfreulicherweise auch Eigenkompositionen. Ein großes Lob gilt auch den Neuen, die sich sehr schnell miteinander arrangiert haben und außerhalb des normalen Unterrichts miteinander proben. Und mit Dropbox bereits ihr eigenes Kommunikationszentrum im Internet zum Austausch von Ideen eingerichtet haben. Erfreulich finde ich, dass einige Popper in meinem Jazzensemble mitmachen, in dem wir heutige GrooveMusic und NuJazz spielen. Ein natürlicher Gegensatz zum Pop - ein Schwerpunkt ist Improvisation � und doch verwandt, da auch in diesem Bereich immer wieder kommerziell erfolgreiche, anspruchsvolle Produkti-onen entstanden sind, die plötzlich in den Hitparaden auf-tauchten.

Aktuelle Beispiele sind der Trompeter Till Brönner, der Pia-nist Herbie Hancock und die Sängerin & Pianistin Norah Jones. Zum erweiterten Bandcoaching werden Studioses-sions gehören und die kritische Beschäftigung mit Staging und Image. Mögen alle Übungen gelingen!

Hollywood-Filme, Discomusik, Rock bis Crossover und natürlich viel �Con-temporary� (Zeitgenössisch ist in den USA die Schublade für die Musikrich-tung, in der ich meistens tätig bin, bei uns ist dieser Begriff wohl von Ande-ren belegt). Um zu überleben, sollte man auf mehr als zwei Beinen stehen. Ich komponiere nicht nur für mich und meine CD-Projekte, sondern auch mal für TV-Sendungen wie letztes Jahr zum Beispiel den Bayerischen Fernseh-preis. Das ist Dienstleistung, macht aber letztendlich ebenfalls Spaß. Und ich beobachte nicht die Musikszene allein. Wo könnte (m)eine Lücke sein...?

Die Anforderungen der Musikin-dustrie für das so genannte Airplay sind restriktiv (Hookline nach 30��, nach 2�30�� sollte Faden möglich sein). Werden solche Umstände im Unterricht thematisiert?

Die 3-Minuten-Regel für Pop-Singles gab es auch schon zu meiner Kindheit. Wenn einer in dieser Zeit nichts zu sa-gen hat, sollte er keine Tonträger auf-nehmen. Sogar Jazzhelden wie John Coltrane haben ihre Botschaft in die-ser Zeit bestens vermittelt. Für mehr gibt es dann halt auf der CD noch die extended version. Aber warum sollte sich da nichts ändern? Lange Pop-Stücke (5-8 Min.) waren in den 70ern mal ganz en vogue... es liegt an den Künstlern, dies wieder zu ändern.

Junge Leute haben oft ein zwang-loses Verhältnis zum Urheberrecht und verbreiten ihre Musik ganz freiwillig auf MySpace oder YouTube, ohne von der Vervielfältigung ihrer Kunst direkt zu profitieren. Muss da jemandem wie dir, der noch weiß was große Stückzahlen im Verkauf bedeuten, nicht das Herz bluten?

Und wie! Ich komm mir da auch bei unseren Studenten manchmal schon vor wie der einsame Rufer in der Wü-ste. Viele haben keine Ahnung von Copyright und halten die GEMA für einen Feind. Hier ist viel Aufklärung notwendig. Clicks bedeuten fürs Ein-kommen nix. Und Veranstalter, die auf gemafreie Musik bestehen, sollte man ignorieren. Ohne Geld keine Musik!

Du hast noch in Fernsehshows wie Super Drumming mitgewirkt. Sen-dungen für echte Musikliebhaber mit speziell dafür in Auftrag ge-gebener Musik sind jedoch völlig aus der Fernsehlandschaft ver-schwunden. Ärgerst du dich über die öffentlich-rechtlichen Sender, die doch einen Bildungsauftrag verfolgen sollen?

Dieser Bildungsauftrag steht sogar in der Verfassung! Ich hatte das Glück, auch noch in legendären Live-Sen-dungen wie Ohne Filter und Jazz-In mit meinen Projekten aufzutreten. Es ist wirklich eine Schande, dass die öffentlich-rechtlichen Sender heute mit Sendern und Programmen für �Einzeller� konkurrieren. Auch Aus-nahmen, wie Konzertaufzeichnungen weit nach Mitternacht gesendet, be-stätigen diese Regel nur.

Was hast du selbst noch alles vor?

Viel Musik, weiterhin viel Abwechs-lung ...und gsond bleibe wär scho au ned schlecht! An einer neuen CD schreibe ich gerade und möchte im März aufnehmen. Das Musiktheater-projekt Rap-Sody hatte am 7. Januar Premiere im Theaterhaus und wird an verschiedenen Theatern (Straßbourg, Ravensburg) weiter aufgeführt. Dann feiern wir ab Mai vierzig Jahre Passport, und sind in der Originalbesetzung der 70er auf Tour � als Classic Passport. Am 6. Juli übrigens beim Jazzopen-Festival hier in Stuttgart. Im Juni sind dazwi-schen wieder die Schorndorfer Gitar-rentage, an denen ich seit über zwanzig Jahren mit Workshops und Konzerten beteiligt bin. Im Herbst sollte auch meine neue CD erscheinen und meine Band The Latest Kick wird auch noch ein paar Konzerte geben. Und: an die Stuttgarter Musikhochschule komme ich dazwischen auch noch - und wirk-lich gerne. Es gibt tolle Talente hier, ein richtig guter Fundus und ich lerne weiterhin dazu.

Das Interview führte Prof. Rainer Tempel.

WWW.WOLFGANGSCHMID.COM

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40 spektrum 17 DAS JAZZ/POP-TEAM IN KURZPORTRÄTS IV spektrum 17 41

ioniergeist, Erneu-erung, eine ständige Weiterentwicklung,

Betrachtung und Reflexion der eigenen Arbeit aus im-mer neuen Blickwinkeln � Aussagen, die man für gewöhnlich von ernsten Komponisten der letzten sechzig Jahren gehört hat. Diese Aussagen stammen al-lerdings von Andreas Rieke, oder besser bekannt als And.Ypsilon, dem produzierenden Teil der Fantastischen Vier.

And.Ypsilon, ein musi-kalischer Autodidakt, war schon als Kind von elek-tronischen Klängen und Computern fasziniert. Er wollte damals Roboter bauen, was ihn zu seinem ersten Computer brachte, einen Sinclair ZX 81, einen der ersten Homecomputer der frühen 80er Jahre. Man kann sich Computer damals nicht wie heutige Modelle vorstellen, wenn man etwas damit machen wollte, musste man es in der Regel selber programmie-ren. Auch die Synthesizer dieser Zeit übten auf ihn eine ebenso große Fas-zination aus. Er sparte zwei Jahre für seinen ersten. Seitdem beschäftigt er sich mit elektronischer Musik und Klangsynthese, die bis heute nicht sein Interesse verlor. Aber die Berührung mit einer musikalischen Entwick-lung in Amerika sollte sein Leben massgeblich beeinflussen - RAP (Rhythm And Poetry). Die Fantastischen Vier, die sich offiziell 1989 formierten und deren Produzent er wurde, re-präsentieren den Pioniergeist und den Gedanken der ständigen Weiterentwicklung. Die Musik, der Rhythmus ist die Bühne für den Text, in diesem Fall deutscher Text, einer der Schlüssel des Er-folges der Fanta4.

Es war doch nur eine Beschäftigung junger Kids, und plötzlich wurde daraus eine ernsthafte Berufsperspektive.Die Anfänge der Rapmusik waren bestimmt von einer harmo-nischen Leere, die der Rapper mit seinem Ego in Form des Textes zu füllen hatte. And.Ypsilon sah diese Musik damals als großes Experimentierfeld. Die Produktion war bestimmt

durch ständiges Auspro-bieren und Experimentie-ren mit sowohl den tech-nischen Möglichkeiten als auch musikalischen Zu-sammenhängen. In den Anfängen bediente er sich der Groovemusik und des Rhythm and Blues der 60er Jahre. Er arbeitete mit Samplern in einer loopba-sierten Umgebung, also die ständige Wiederholung von Fragmenten und Ausschnit-ten musikalischen Materials, was durch diese Behand-lung und Transformation sozusagen rekomponiert wurde. Aber was sich schon damals herauskristallisierte, war der Wille zur Weiter-entwicklung. Popmusik ist ein Phänomen seiner Zeit und die wohl größte He-rausforderung des Mu-sikers oder Produzenten

besteht darin, die Sprache seiner Zeit zu finden ohne seine eigene zu ver-lieren. Ein Gedanke von musikalischer Emanzipation und individueller Au-thentizität, der sich durch die letzten zwanzig Jahre der Arbeit von And.Ypsilon wie ein roter Faden zu ziehen scheint. Seine Arbeit setzt sich hinweg

über imaginäre Stilgrenzen der Popularmusik, definiert sich immer wieder aufs Neue.

Gute Musik findet eine Sprache ihrer Zeit.Wohin geht es von hier? Die Evolution der Musikelektronik der letzten zehn Jahre öffnet weitere Möglichkeiten. Zugang zum Computer wird selbstverständlich. Die jüngere Genera-tion entwickelt einen wiederum anderen Zugang zur Musik ihrer Zeit. Warten wir ab, wie sich die nunmehr 21 Jahre wäh-renden Fantastischen Vier weiterentwickeln, und wie sich ihre Sprache mit der Zeit verändert.

MINI SCHULZ - LEITUNG INSTITUT POP & BASS: WWW.BIX-STUTTGART.DE

Seit Beginn seiner musikalischen Laufbahn zum einen Bassist in Orchester- und Kammermusik und zum anderen aktiv in Jazz und Pop. Studium in Stuttgart bei Ulrich Lau. Weiterführende Studien bei Ludwig Streicher, Gary Karr, Niels-Henning Øersted Pedersen und Ron Carter in Wien, Kopenhagen und New York. E-Bass bei Alphonso Johnson und Abe Laboriel. Nach Engagements beim RSO Stuttgart und als Solobassist beim WKO Heilbronn, von 1993 bis 2006 als Bassist und Manager beim Stuttgarter Kammerorchester. Er spielte mit Laurie Anderson, Stephane Grapelli, Les McCann, der SWR Big Band, den Pointer Sisters, Dino Saluzzi, Kathie Melua, Lou Reed, Till Brönner, Steve Gadd, Giora Feidmann, Chris Thomson. In den letzten Jahren arbeitet er intensiv mit Nina Corti, Wolfgang Dauner, Paul Kuhn, Daniel Schnyder, Max Greger, Saltacello und dem Peter Lehel Quartett. Seit 2002 ist er Bandleader für die Sängerin Helen Schneider. Gründer des Popbüro Region Stuttgart und von 2003 bis 2007 künstlerischer Leiter. Er ist Vorsitzender des Fördervereins Jazzcom und seit 2006 Gründer & Geschäftsführer des BIX-Jazzclub Stuttgart. Seit 2008 Gesellschafter der Firma Opus und Mitglied der künstlerischen Leitung der Festivals jazzopen und Boomtown. Seit 2010 stellv. Vorstand des Jazzverbands BW. Jurymitglied für die Stipendienvergabe der Kunststiftung Baden-Württemberg. Er unterrichtet seit 1997 an der Musikhochschule Stuttgart, wird 2006 als Professor berufen.

ECKHARD STROMER - SCHLAGZEUG

Eckhard Stromer wurde in Chicago/Ill. (USA) geboren. Er studierte in Würzburg Orchesterschlag-zeug bei Bernd Kremling und Jazz-Drums bei Bill Elgart und setzte seine Studien mit einem künst-lerischem Aufbaustudium bei Klaus Treßelt und Manfred Kniel in Stuttgart fort. Seit 2000 unterrich-tet er als Dozent für Jazz-Drums an der Staatlichen Hochschule für Musik und Darstellende Kunst Stuttgart, seit 2009 auch im neuen Studiengang Bachelor Pop. Er arbeitete bisher u.a. mit Peter Herbolzheimer, Bobby Shew, Cornell Dupree, Roger Chapman, Geoff Whitehorn, Nils Gessinger, Ack van Rooyen, Ian Anderson, Paul Carrack, PUR, Rainer Tempel, Martin Schrack, Jon Lord, Cé-cile Verny, Randy Brecker, Bobby Kimball, Terell Stafford, Heinz Rudolf Kunze, Scorpions, Paquito d`Rivera, German Pops Orchestra, diversen Musicals in Stuttgart und Berlin und verschiedenen Sin-fonieorchestern. Konzerte führten ihn durch Europa, USA, Australien/Neuseeland und Südostasien.

RAINER TEMPEL - JAZZ-KOMPOSITION/ARRANGEMENT: WWW.RAINERTEMPEL.DE

Rainer Tempel arbeitet am Klavier und auf den meisten anderen Tasteninstrumenten sowie als Kom-ponist, Arrangeur und Dirigent. Orchester, Theater oder Bigbands in ganz Deutschland und in der Schweiz sind Tempels Auftraggeber. Kompositionspreise beim Hessischen Rundfunk, Bigband Blech-schaden u.a. 2002 wird er mit dem Jazzpreis Baden-Württemberg 2002 ausgezeichnet, 2006 wird er Stipendiat der Kunststiftung Baden-Württemberg. Seit 2001 Lehrtätigkeit an der Musikhochschule Luzern. Seit 2006 ist er musikalischer Leiter des Zurich Jazz Orchestra. Zusammenarbeit mit Claus Stötter, Axel Schlosser, Joo Kraus, Frank Möbus, Frank Lauber, Thomas Siffling, Matthias Erlewein, Nils Landgren, Kurt Rosenwinkel, Tom Rainey, Wolfgang Haffner, Kenny Wheeler, Norma Winstone, Claudio Puntin, Nils Wogram, Sebastian Studnitzky, Christoph Lauer, Jim Black, Till Brönner, Danny Gottlieb. 2007 wird Rainer Tempel als Professor nach Stuttgart berufen.

PAUL WOOG - MUSIKWIRTSCHAFT

Studium der Pädagogik und Politik an der Universität Stuttgart und an der Eberhardt-Karls-Universi-tät Tübingen. 1996-2003 verschiedene Tätigkeiten beim Stuttgarter Jugendhaus, der Landeshauptstadt Stuttgart und als Projektleiter Musikwirtschaft bei der MFG Medienentwicklung, Stuttgart. Von 2003 bis 2010 Gründer und Leiter des Popbüro Region Stuttgart, eine Einrichtung der Wirtschaftsförderung Region Stuttgart GmbH in Zusammenarbeit mit der Stuttgarter Jugendhaus gGmbH unterstützt von der Landeshauptstadt Stuttgart, der Popakademie Baden-Württemberg und weiteren Projektpartnern. 2006 erfolgt die Gründung der Popbüros Baden-Württemberg. 2009 Mitarbeit bei der Regionalisie-rung der bundesweiten Popularmusikförderung der Initiative Musik gGmbH. Paul Woog wirkt seit 2010 als Geschäftsführer der SKS Michael Russ GmbH, der traditionsreichsten Konzertagentur in der Region Stuttgart. Seit 2008 Dozent für Musikwirtschaft an der Musikhochschule Stuttgart.

AND.YPSILON - STUDIO-PRODUCING: WWW.DIEFANTASTISCHENVIER.DE

And.Ypsilon übernimmt bei der Musikgruppe Die Fantastischen Vier den Teil des Produzen-ten und Soundtüftlers. Nach dem Abitur begann er ein Studium für Technische Informatik an der Fachhochschule Esslingen. Nach fünf Semestern gab er es aber wegen seiner Musik-

karriere auf. Er ist neben der Arbeit mit den Fantastischen Vier auch als Produzent für andere Künstler tätig. Er produzierte auch das zweite Soloalbum von Thomas D. Lektionen in Demut zusammen mit Ralf Goldkind. 2003 veröffentlichte er das Album Y-Files mit elektronischer Musik. Aus dem Album wurde die Single Test Tube Baby ausgekoppelt. Seit 2009 unterrichtet er im Studiengang Pop an der Musikhochschule Stuttgart das Fach Producing.

And.YpsilonVON PROF. PIET JOHANN MEYER

�Ich�wollte�immer�Brücken�bauen.�

Anfangs�Brücken�zum�Hip-Hop.�

Später�Brücken�zwischen�

verschiedenen�Stilwelten�

und�Hip-Hop.�

Piet Johann Meyer, Studium der Jazz-Komposition, Komposition

und Jazztrompete in Boston und Lübeck. DAAD-Stipendiat am

IRCAM-Centre Paris. Seit 2009 Professor für Computermusik

und Medienpraxis in Stuttgart.

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42 spektrum 17 text spektrum 17 41

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Mit�voller�WuchtDer�Gitarrist,�Sänger�und�Songwriter�Mathias�Bloech

ich auf das Wesentliche zu beschränken � jeden Mo-ment, jede Bewegung, jeden Geruch und jedes Ge-räusch wieder neu und mit voller Wucht wahrzu-

nehmen, darum geht es dem jungen Songwriter Mathias Bloech. Fasziniert ist er von Musikern, die Ecken und Kan-ten haben, die vor Emotionalität und Brutalität strotzen, die etwas Eigenes ausstrahlen und durch beeindruckende und außergewöhnliche Stile sich vom Mainstream abhe-ben. Underoath, Norma Jean, Wes Borland, Maynard James Keenan und Jamie Cullum stehen für seine Art, Musik zu machen, Musik zu leben. Linkin Park und Limp Bizkit waren die Auslöser für den Kauf seiner ersten E-Gitarre; damit hat alles angefangen, wie er sagt. Neben seinem Soloprojekt disconnect spielt Mathias Bloech Gitarre, singt, schreit und schreibt für die Post-Hardcore-Band On Top Of The Avalan-che, ist ebenfalls Teil des Trios Soultrip und Leader der neu gegründeten Formation Heiss-kalt. Er ist auf der Gitarre �zu Hause�, kann aber kein Instrument links liegen lassen, sodass er bei disconnect alle Instrumente eingespielt hat. Ideen für Texte und Songs sammelt er ununterbrochen � vor allem in nächtlichen Sessions. Da kann es schon passieren, dass ich mit Schreibzeug und Gitarre im Arm einschlafe. Er saugt alle Eindrücke förmlich in sich auf, möchte nichts auslassen � voll das Leben.

Kommentare, ein Satz, ein Ausspruch sind neben einem Ak-kord, einer Melodie, einem Beat oftmals der Schlüssel für seine Songs. Seit 2009 gehört Mathias Bloech zum 1. Pop-Jahrgang an der Musikhochschule Stuttgart und empfin-det diese Sonderstellung als �Privileg�. Als �Pilot� genießt er die Möglichkeit in vollen Zügen den Studiengang hautnah mitzugestalten, zu formen, ihm Leben einzuhauchen. Vor allem den Farbenreichtum an der Musikhochschule schätzt er sehr: Die Tatsache, dass Jazz- und Popstudenten, klassische Musiker, Pädagogikstudenten, Schauspieler und Opernsänger auf so �kleinem� Raum friedlich miteinander studieren, empfindet er als beeindruckend und unglaublich inspirierend. Da ist es auch nicht verwunderlich, dass Mathias Bloech neben Tobias Becker (siehe Porträt auf S. 28) mit dem diesjährigen Young Lions Jazz Award ausgezeichnet wird. Eine markante Musikerpersönlichkeit, die etwas zu sagen hat, ist Mathias Bloech schon jetzt. Und den Rest wird sicherlich das Leben schreiben.

TEXT: HG CLEMENS

W W W . M A T H I A S B L O E C H . D E

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44 spektrum 17 spektrum 17 45

AuszeichnungenPreise,�Stipendien�&�Engagements�2010/11

LANDESJAZZPREISTRÄGER

BADEN-WÜRTTEMBERG

DER MH STUTTGART

Jörg Reiter, Piano (1985)

Thomas Stabenow, Kontrabass (1986)

Claus Stötter, Trompete (1990)

Ekkehard Rössle, Saxophon (1994)

Karoline Höfler, Kontrabass (1995)

Peter Lehel, Saxophon (1997)

Gregor Hübner, Violine (1998)

Patrick Bebelaar, Piano (2000)

Ralf Schmid, Piano (2001)

Rainer Tempel, Piano (2002)

Frank Kroll, Saxophon (2003)

Veit Hübner, Kontrabass (2003)

Jo Ambros, Gitarre (2004)

Thomas Siffling, Trompete (2005)

Thorsten Krill, Schlagzeug (2006)

Kristjan Randalu, Piano (2007)

Axel Kühn, Kontrabass (2009)

Anne Czichowsky, Vocalist (2011)

tionalen Wettbewerb �Verfemte Musik� in Schwerin gewonnen � Paulina Krau-ter (Jungstudentin Klasse Prof. In-golfsson) hat beim Internationalen Hin-demith Wettbewerb Festival Schloss Britz für junge Geiger und Pianisten den 1. Preis gewonnen � Aischa Gün-disch (Klasse Prof. Dill) ist als Stipen-diatin der Orchesterakademie der Bamber-ger Symphoniker aufgenommen worden � Sophie Wedell (Klasse Prof. Dill) hat das Probespiel der Jungen Deut-schen Philharmonie gewonnen � Das Trio con Spirito mit Young-Sun Jin, Jinhee Joung und Kwan-Jun Jung (Kammermusikklasse Prof. Wiek, Vog-ler Quartett) errang beim 19. Interna-tionalen Kammermusikwettbewerb von Tessaloniki den 1. Preis � Eunju Song (Konzertexamen Prof. Ratusinski) hat beim International Piano Competition �Gianluca Campochiaro� in Pedara/Italien den 1. Preis gewonnen � Ver-ena Rosin (Klasse Prof. Darzins) hat eine Stelle als Vorspielerin der Brat-schen im Philharmonischem Staats-orchester Mainz bekommen � Asya Barabolova (Klasse Prof. Darzins) ist in das Projekt Mannheimer Philharmoni-ker aufgenommen worden � Karlottta Schmied (Klasse Prof. Dill) hat einen Zeitvertrag bei den Nürnberger Sym-phonikern erhalten � drei Studenten aus der Klasse von Prof. Teuffel erhielten innerhalb von acht Tagen eine Stelle als Solobratscher: Madeleine Przybyl spielt in der Staatsoper Stuttgart, Benja-min Hartung wird Solobratscher in der Württembergische Philharmonie Reu-tlingen und Wenbo Xu wird Stellver-tretender Solobratscher im Rundfunk-orchester des NDR Hamburg � Hanah Chung (Klasse Prof. Dill) hat das Pro-bespiel für den 1. Konzertmeister des Gwangju Symphony Orchestra in Korea gewonnen.

BLÄSER

Katarzyna Zdybel (Klasse Prof. En-gelhardt) gewann beim Internationalen Fagottwettbewerb in Pesaro/Italien den 1. Preis � Stephanie Wilbert (Klasse Prof. Formisano) hat eine Akademie-stelle an der Staatsoper Berlin ge-wonnen � Da Un Park (Klasse Prof. Christian Schmitt) hat den 3. Preis im

Musikwettbewerb Josepe Ferlendis in Italien gewonnen � Bruno Wipfler (Klasse Prof. Wiegräbe) gewann beim Internationalen Jan-Koetsier-Wettbewerb für Blechbläserkammermusik mit sei-nem Ensemble LJO-Brass den 2. Preis; der erste Preis wurde nicht verge-ben � Thomas Bruder (Klasse Prof. Wiegräbe) gewann beim Internationa-len Wettbewerb für Blechbläserensembles mit seinem Quintett Brass-experience einen Förderpreis � Anke Hermann, Christian Wenzel (beide Klasse Prof. Bauer), Lisa Erchinger (Klasse Prof. Lampert), Max Eisenhut (Klasse Prof. Wiegräbe) und Steffen Schmid (Klasse Prof. Heimann) erhielten als BBQ Stuttgart im diesjährigen Fe-lix Mendelssohn Bartholdy Wettbewerb der Stiftung Preußischer Kulturbesitz und der Rektorenkonferenz der deut-schen Musikhochschulen die Förder-prämie � Mandy Quennouelle und Luc Durand (beide Klasse Prof. Chr. Schmitt) haben das Probespiel für die Junge Deutsche Philharmonie gewon-nen � Matthias Maurer (Klasse Prof. Kaiser) gewann den 1. Preis sowohl in der Kategorie Klarinette als auch in der Kategorie �alle Bläser� im In-ternational Competition in Osaka/Japan � Hsiao-Mei Lin (Klasse Prof. En-gelhardt) erhielt einen Zeitvertrag als stellvertretende Solofagottistin in der Staatsphilharmonie Rheinland-Pfalz, Ludwigshafen � Tamar Romach (Klasse Prof. Formisano) wird Solo-Flötistin am Royal Danish Orchestra in Kopenhagen � Patrick Flassig und Tobias Hildebrandt (beide Klasse Prof. Wiegräbe) gewannen das Probe-spiel für je einen Zeitvertrag als Bass-posaunisten beim Philharmonischen Staatsorchester Hamburg (Staatsoper) � Francisco Perez Souto (Klasse Prof. Bauer) hat einen Zeitvertrag beim Orquesta Sinfónica de Castilla y León in Spanien bekommen � Bin Wu (Klasse Prof. Bauer) tritt nach seinem Abschluss die Stelle als �1st princi-pal trumpet player� beim Shen Zhen Orchestra in China an � Heinrich Threyte (Klasse Prof. Kaiser) hat seit Januar 2011 eine Stelle als Solo-Bass-klarinettist im Sinfonieorchester des Bay-rischen Rundfunks � Matthias Maurer (Klasse Prof. Kaiser) wurde Solo-Kla-rinettist im Sinfonieorchester Göttingen �

JAZZ

Die Vokalistin Anne Czichowsky (Klasse Annika Köse) gewinnt den re-nommierten Landesjazzpreis Baden-Württemberg. Der Preis ist mit EUR 15.000 dotiert � Matthew Bookert (Klasse Patrick Bebelaar) erhielt für seine Lehrtätigkeit an der University Of Cape Town eine Auszeichnung der Südafrika-nischen Jazz-Education Föderation � Auf Vermittlung von Prof. Rainer Tempel steht uns im Frühjahr 2012 erstmals die SWR Bigband zur Verfügung, um Ur-aufführungen von Jazzkompositionen der Studierenden unserer Hochschule mit einem professionellen Ensemble zu erarbeiten und im Wilhelma Theater öf-fentlich aufzuführen.

ORGEL & TASTENINSTRUMENTE

Yuka Ishimaru (Klasse Prof. Dr. Loh-mann) hat den Grand Prix de Chartres, ei-nen der renommiertesten Orgel-Wett-bewerbe gewonnen � Krzysztof Urba-niak (Klasse Prof. Dr. Lohmann) erzielte beim neuen Arp-Schnitger-Wettbewerb Bremen den 1. Preis � Robert Selinger (Klasse Prof. Dr. Lohmann) erhielt beim 2. Internationalen Daniel-Herz-Wettbe-werb Brixen den 2. Preis � Eunju Song (Klasse Prof. Ratusinski) hat beim 6. Concorso Pianistico Lia Tortora citta della Pieve in Italien den �Primo Premio Assoluto� (mit der Punktzahl 100/100) gewonnen � Przemysl Ksica (Klassen Prof. Essl (Improvisation) und Prof. Dr. Lohmann) hat beim Internationalen Or-gelwettbewerb Opava den 2. Preis und den Improvisationspreis gewonnen � Aryan Dayyani (Klasse A. Dürr) hat den 1. Preis beim 3. Internationalen Wettbewerb Rein-hold Glière in St. Georgen im Schwarz-wald gewonnen � Pemysl K�ica (Klasse Prof. Dr. Lohmann und Orgel-Improvi-sation bei Johannes Mayr) hat beim In-ternationalen Orgelwettbewerb Opava den

2. Preis und den Improvisationspreis ge-wonnen � Ulrich Walther (Klasse Prof. Dr. Lohmann) wurde zum Winterseme-ster 2010/11 zum Professor für Künst-lerisches Orgelspiel und Improvisation an die Kunstuniversität Graz/Österreich berufen.

STREICHER & SAITENINSTRUMENTE

Andreas Schmalhofer (Vorklasse Prof. Queyras) hat im Folgewettbewerb von Jugend musiziert Klassiksonderpreis Münster den Ersten Preis gewonnen; neben einem Geldpreis erhält er ein Engagement für ein vom SWR mitgeschnittenes Reci-tal in Münster � Tabea Haarmann-Thiemann (Vorklasse Prof. Darzins) hat beim Bundeswettbewerb Jugend musi-ziert einen 3. Preis bekommen � Mona Burger (Jungstudentin Prof. Sikorski) hat den Kunstpreis der Stadt Augsburg erhalten � Swantje Asche-Tauscher (Klasse Prof. Sikorski) wurde mit dem begehrten Klassikpreis des WDR und der Stadt Münster ausgezeichnet; der Preis ist verbunden mit einem Konzert, das der WDR überträgt � Lev Sivkov (Klasse Prof. Brotbek) hat am Int. Bee-thoven-Wettbewerb in Tschechien den 2. Preis gewonnen �Axel Haase (Prof. Dill), Frederike von Gagern (Prof. Dill), Florian Glocker (Prof. Darzins), Sebastian Braun (Prof. Brotbek) haben mit ihrem Saphir Quartett den Kammer-musikpreis des Oberstdorfer Musiksommers 2010 gewonnen � Lev Sivkov (Klasse Prof. Brotbek) hat mit seinem Pianisten Ashot Khachatourian beim 6. Swedish International Duo Competition den 2. Preis gewonnen � Anne Rothaupt (Prof. Busch) und Bettina Kessler (Klasse Prof. Brotbek) haben mit ihrem Elliot O. Quartett einen Sonderpreis für die Inter-pretation eines zeitgenössischen Werkes bei den Weidener Max Reger Tagen gewon-nen � Astrid Leutwyler (Klasse Prof. Lessing) hat den 3. Preis beim Interna-

JAZZ-STIPENDIATEN

DER KUNSTSTIFTUNG

BADEN-WÜRTTEMBERG

Jo Ambros, Gitarre (2001)

Patrick Bebelaar, Klavier (1996)

Wolfgang Fischer, Saxophon (2000)

Gregor Hübner, Violine (2002)

Veit Hübner, Kontrabass (2000)

Frank Kroll, Saxophon (1999)

Alexander �Sandi� Kuhn (2011)

Gee Hye Lee, Klavier (2005)

Peter Lehel, Saxophon (2004)

Joachim Nestel, Percussion (2000)

Carsten Netz, Saxophon (2001)

HP Ockert, Trompete (2005)

Kristjan Randalu, Klavier (2000)

Ekkehard Rössle, Saxophon (1999)

Ralf Schmid, Klavier (1998)

Markus Schmidt, Percussion (2002)

Thomas Siffling, Trompete (2007)

Sebastian Studnitzky,

Klavier, Trompete (2008)

Rainer Tempel, Klavier (2006)

Olivia Trummer, Klavier (2010)

Fabian Wendt, E-Bass (2003)

Ineke Busch, Schlagzeug (2002)

Andreas Zbik, Schlagzeug (2002)

Page 25: Spektrum_17_SoSe_2011

46 spektrum 17

Napoleon hat schon reingeschaut.Wann kommen Sie?

Aktuell

„Von Bad Waldsee bis L.A. –Rupert Leser, Fotoreporter.“Große Sonderausstellung im Haus der Geschichtebis zum 11. September 2011

Der Bauzaun: Dokument des Ringens um Stuttgart 21Sonderausstellungim Haus der GeschichteNovember 2011 bis Januar 2012

„Hohenasperg – Ein deutsches Gefängnis“Eine Ausstellung des Hauses der Geschichte im Arsenalbau Hohenasperg31. März bis 30. Oktober 2011

Konrad-Adenauer-Straße 1670173 StuttgartBesucherdienst: 0711/212 3989Mail: [email protected]

www.hdgbw.de

Claudia Sautter (Klasse Prof. Kaiser) ist seit 2010 stellvertretende 1. Klarinettistin in der Neuen Philharmonie Westfalen.

DARSTELLENDE KÜNSTE

Youn-Seong Shim (Opernstudio/Klasse Prof. Jaeger-Böhm) hat beim concorso internationale di musica sacra in Rom den 3. Preis erreicht � Pa-trick Zielke (Klasse Prof. Vejzovic und Opernschule) erhält ab Herbst 2011 ein Festengagement am Luzer-ner Theater � Hanna Franck (zur Zeit im Schauspielstudio am Schauspiel Stuttgart) wird ab der kommenden Spielzeit festes Ensemblemitglied am Staatstheater Oldenburg � Daniel Fi-scher (Schauspielschule), im 4. Studi-enjahr im Schauspielstudio am Theater Baden-Baden, wird dort ab der Spielzeit 2011/12 ins feste Engagement gehen � David Liske (Schauspielschule), im 4. Studienjahr im Schauspielstudio am Landestheater Tübingen, wird dort ab der Spielzeit 2011/12 ins feste En-gagement übernommen � Szymon Chojnacki (Opernstudio und Prof. Vejzovic) wurde am Luzerner Theater engagiert � Evelin Novak (ehemals

Studentin von Prof. Vejzovic und zur Zeit im Opernstudio der Staatsoper Berlin Unter den Linden) wird bei den Seefestspielen Mörbisch im Zigeuner-baron die Saffi singen � Jana Larissa Knobloch (Klasse Carmen Mammo-ser) hat seit Januar 2011 eine Stelle im Opernchor des Hessischen Staatstheaters Wiesbaden.

PERCUSSION

Claudius Lopez-Diaz (Klassen Prof. Klimasara, Prof. Löhle, Herr Spitschka) hat das Probespiel für die Orchesteraka-demie des Bayrischen Rundfunks gewon-nen.

MUSIKWETTBEWERB

Lions Clubs Stuttgart-Schlossgarten im Fach Violine

1. Preis (4.000 �): Moa Zhao (Klasse Prof. Ingolfsson)2. Preis (2.000 �): Angelo de Leo (Klasse Prof. Sikorski)3. Preis (1.000 �): Axel Haase (Klasse Prof. Dill)

KOMPOSITION

Marina Khorkova (Solistenklasse/Konzertexamen Prof. Walter) erhielt den DAAD-Preis 2010 für hervorra-gende Leistungen ausländischer Stu-dierender.

PREISE UND AUSZEICHNUNGEN

FÜR LEHRKRÄFTE UND ALUMNI

Marlis Petersen (Absolventin von Prof. Sylvia Geszty) wurde in der Kri-tikerumfrage der Zeitschrift Opernwelt zur Opernsängerin des Jahres 2010 ge-wählt.

Prof. Dr. John Palmer hat in Italien eine Spezielle Auszeichnung für sein neues Werk Transference (für Flöte, Kla-rinette, Violine, Violoncello und Kla-vier) erhalten; am 14. Oktober 2010 wurde ihm die Ehrenmedaille des Prä-sidenten der Italienischen Republik beim 8. Internationalen Kompositi-onspreis Citta� di Udine verliehen.

NEWS * NEWS * NEWS

Sie können die aktuellen Preise und Auszeichnungen und natürlich auch das gesamte Studienangebot und Veranstal-

tungsprogramm auf unserer neuen Homepage erfahren:

www.mh-stuttgart.de

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48 spektrum 17 spektrum 17 49

Ausdruck�purZur�Verabschiedung�von�Wenjuan�Shi-Beneke

EIN AUSZUG DER REDE VON PIA PODGORNIK

er in dieser Stunde als Laudatorin in Erschei-nung tritt, ist gut beraten, erst einmal festzustel-len, dass keine Lobrede deiner Person und Ar-

beit gerecht werden kann. Als ich dir vor elf Jahren in einem Tai Chi-Kurs, den du bei uns am Staatstheater Stuttgart ab-hieltest, zum ersten Mal begegnete, konnte ich nicht ahnen, dass ich einer Person gegenüberstehe, die ein fünfjähriges Maschinenbaustudium - und dieses von 54 Studenten als

Jahrgangsbeste - absolvierte hatte, die parallel zu diesem Studium (man stelle sich das vor!) auch noch Zeit fand, eine Tanzausbildung an der Staatlichen Tanzschule Shang-hai zu beenden. Auch hätte ich mir nicht vorstellen können, dass du dann tatsächlich fünf Jahre als Ingenieurin gearbeitet, während dieser Zeit aber auch noch ein Stu-dium des Chinesischen Volkstanzes absolviert hast. Und noch weniger hätte ich mir vorstellen können, dass du im Anschluss daran dann für fünfzehn Jahre erst Mitglied, dann Leiterin und Choreographin des Staatlichen Tanzensembles des Hu Tong-Kulturpalastes wurdest und du auch diese Zeit nicht nur einfach genutzt wissen wolltest, sondern neben deiner Bühnentätigkeit als Tänzerin erst ein Studium des klas-sischen Tanzes und der Choreogra-fie am Staatlichen Musikinstitut Shanghai, im Anschluss daran ein Aufbaustudium an der Pädago-gischen Tanzhochschule Beijing und � last but not least � ein drei-jähriges Studium der Laban-Nota-tion absolviert hast.

Du hast also Chinesischen klas-sischen Tanz, Chinesische Volks-tänze (davon gibt es 56 verschie-dene), Ballett, Flamenco, Steptanz, alle westlichen Standardtänze, Jazztanz und Modern Dance ge-lehrt, du hast ein Jahr lang beim Aufbau eines Fernsehballetts für Kinder beim chinesischen Fern-

sehen mitgearbeitet, du hast ein Buch herausgegeben mit dem Titel Das kleine Einmaleins des Disco-Tanzes, hast Cho-reographien gemacht, für die du über 20 Mal mit dem 1. Preis ausgezeichnet wurdest, Choreographien für euer Tanzensemble, aber auch Choreographien für Showauf-tritte chinesischer Künstler in Film und Fernsehen.

Du hast die Eröffnungszeremonie der 5. Nationalen Spiele der Volksrepublik China 1983 choreographiert, mit 500 Tänzern gleichzeitig auf der Bühne gearbeitet, für ein Publikum von 30.000 Menschen. In Shanghai kennt dich jeder Tänzer, jeder Choreograph und jeder Zuschauer. Du bist ein Star. Bemerkenswert ist aber auch, dass du dir während all dieser Jahre immer wieder Zeit genommen hast, mit krebskranken Patienten in einer Qi-Gong Klinik zu arbeiten.

Und nun sind wir hier anlässlich deiner Verabschiedung, dich zu ehren für Deine Arbeit als Professorin für Bewe-gungslehre, für eine Professur, die du hier 16 Jahre inne hattest und die bei dir auf der chinesischen Bewegungs-kunst Tai Chi basiert.

Als ich dich fragte: Wann bitte hast du denn noch Qi-Gong, Tai Chi, Fächer-Tai Chi, Schwert-Tai Chi und Wou-zou ge-lernt?, da antwortetest du mir: 22 Jahre lang, jeden Morgen von 6-9 Uhr, bevor ich auf die Uni, ins Ingenieurbüro, ins The-ater oder ins Stadion bin. Erst blieb mir der Mund offen stehen, aber dann dachte ich mir Ja natürlich, nur so geht es, nur wenn ich jeden Morgen 3 Stunden Tai Chi übe, habe ich die Energie, ein Leben zu leben, in dem Raum für Leistungen von vielleicht mehr als einem Leben ist. Was aber ist das nur für eine Bewegungskunst, die das Geheimnis der Energie-Vermehrung in sich trägt? Tai Chi, im Deutschen gerne als Schattenboxen bezeichnet, ist der Methodik nach eine aus Selbstverteidigung entwickelte Praxis der Meditation in Bewegung. Wörtlich bedeutet Tai Chi etwa soviel wie Der den Urkräften Yin und Yang zugrundeliegende energetische Strom. Er wird durch ein möglichst freies Fließen durch die den Yin und Yang jeweils zugeordneten energetischen Leitbahnen � auch Meridiane genannt � ermöglicht und kann als Potenzial � so die Philosophie der chinesischen Kampfkünste � durch ständiges Üben erheblich gesteigert werden. Die Ziele richten sich dabei auf zweierlei: Stau-ungen und Blockaden in den Leitbahnen zu verhindern oder ihnen vorzubeugen und die vitalen Kräfte derart zu steigern, dass man nicht nur mit einem langen und gesunden Leben gesegnet ist, sondern wie die Mönche von Shaolin auch als tapferer Kämpfer in Erscheinung treten kann. Und als �tapferer Kämpfer� empfand ich mich wirklich, als ich

dich vor 10 Jahren bat, vor meinen Schauspielproben am Staatstheater um 8 Uhr morgens deinen Tai Chi Kurs des 1. Jahrgangs hier an der Hochschule besuchen zu dürfen. Dies war mein erster Kontakt zur Hochschule und was aus diesem noch wurde, sieht man daran, dass ich jetzt hier stehe und diese Rede für dich halten darf.

Ich fing also an, dich vier Mal die Woche zu besuchen und obwohl ich jedes Mal voller Energie, hellwach und kon-zentriert aus deinem Unterricht kam, war dies nicht der ei-gentliche Grund für mein masochistisches Frühaufstehen. Der wirkliche Grund für meine freudigen, frühmorgend-lichen Besuche bei dir war nämlich der, dass ich spürte, dass mein Spiel auf der Bühne sich merklich verbesserte, wenn ich davor Tai Chi geübt hatte. Es gibt viele mess-bare Effekte, die für das Üben von Tai Chi sprechen, was mir aber als das Wichtigste erscheint, ist, dass die Schulung der Körperbeherrschung im Tai Chi über den Weg der in-neren Körpererfahrung erfolgt. Ich muss also lernen, meine Konzentration nach Innen führen zu können, an jeden be-liebigen Punkt meines Körpers, für mich das wichtigste Instrumentarium eines Schauspielers, die grundlegendste Fähigkeit seines Handwerks. Denn zum �Handwerk� eines Schauspielers gehören für mich nicht nur Fähigkeiten wie verständliches Sprechen oder ein trainierter Körper, son-dern auch die Fähigkeit, z.B. den Unterschied zwischen -3° Celsius und 4° plus darzustellen oder den Unterschied zwischen versetzten Blähungen und durchfallbedingten Bauchschmerzen.

Liebe Wenjuan, ich möchte dir hier an dieser Stelle von ganzem Herzen danken, dass ich zehn Jahre lang deine Unterrichte besuchen durfte und du für mich ein indi-rekter Schauspiellehrer wurdest, durch den ich sehr viel mehr vom Wesen des Spiels begriffen habe. Ich möchte dir auch sagen, wie sehr ich dich für deine pädagogischen Fähigkeiten bewundere � hohe Konzentration bei voll-kommen entspannter Atmosphäre, wohltuende Geduld, Leichtigkeit und Heiterkeit gepaart mit Unerbittlichkeit. Dies alles entspricht auch meiner Wahrnehmung als ich dich das erste Mal Tai Chi üben sah; ich dachte mir: Als würde ein Engel durch den Raum gehen�

Pia Podgornik, Schauspielstudium an der Hochschule für Musik und Darstellende Kunst Graz. Engage-

ments als Schauspielerin am Stadttheater Heidelberg, Nationaltheater Mannheim und am Staatstheater

Stuttgart. Zusammenarbeit mit den Regisseuren Stephan Kimmig, Elmar Goeden, Elias Perrig, Hans-

Ulrich Becker und Michel Alfreds u.a.; prägende Weiterbildung im Bereich der Schauspieltheorie bei

Dominic de Facio in Rom; Regiearbeit am Staatstheater Stuttgart; verschiedene Arbeiten für Film und

Fernsehen (Spielfilm und Serie); regelmäßige Arbeiten für verschiedene Rundfunkanstalten im Bereich

Hörspiel (SWR, BR, HR, SR); 1993 zur Nachwuchsschauspielerin von theater heute gewählt. �Arnold-

Petersen-Preis� der Stadt Mannheim. Seit 2008 als Professorin für Grundlagen und Rollenunterricht an

der Musikhochschule Stuttgart tätig.

W

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spektrum 17 51

Die�bewegte�FrauDie�Bewegungsprofessorin�Verena�Weiss

VON MICHAEL HUTHMANN

er Begriff Bewegung wird häufig benutzt: als Kör-perbewegung, Tanzbewegung, als Bewegung der Bilder, der Töne oder der Schrift, als soziale oder

politische Bewegung. Kaum eine ästhetische Diskussion kommt ohne dieses Wort aus. Vielen Menschen ist Bewe-gung nur als Heilmittel bekannt. Kaum jemand denkt dabei an Kunst. Goethe schreibt am 14. April 1785 seiner Ver-trauten Charlotte von Stein, dass sein Arzt Hufeland ihm Bewegung als die beste Medizin anrät. Für Nietzsche, der bekanntlich die Philosophie auf den Kopf gestellt hat, ist ein Philosoph ein guter Tänzer und der Tanz nämlich ist sein Ideal, seine Kunst...

Dieses Philosophen sardonisches Verständnis von Gesund-heit ist paradox und provozierend: Etwas Gesundheit ab und zu ist das beste Heilmittel des Kranken. Schon in der grie-chischen Antike wusste man um die segensreiche Wirkung der Bewegung. Für Platon waren Gymnastik und Heilkunst Schwestern. Der Arzt Hippokrates (460-350 v. Chr.) verordnete aus-drücklich körperliche Bewegung vom Spaziergang bis zum Ring-kampf. In der Wissenschaft, Kunst, Kultur, Gesellschaft, Politik, Sport und Medien gibt es eine Fülle von Bewegungskonzepten. Versteht sich doch die Moderne als eine sich in Bewegung befindliche, sich stän-dig verändernde Gesellschaft. In den Bewegungen des Tanzes er-kennen wir, dass in ihnen nicht nur Körpertechniken und Emotionen verwirklicht werden, sondern auch eine Vielfalt von bildlich darstellenden Gesten.

Für das Verständnis der Arbeit von Frau Prof. Verena Weiss, die Tänzerin und Choreographin ist, als Professorin für Be-wegung, ist ein bemerkenswerter Satz aus Goethes Maximen und Reflexionen hilfreich: Im Reich der Natur waltet Bewegung und Tat, im Reiche der Freiheit Anlage und Willen. Bewegung ist ewig und tritt bei jeder Bedingung unwiderstehlich in die Erschei-nung. Ähnlich wie das ebenfalls zum Ausbildungsprogramm der Schauspielstudierenden gehörende Bewegungsfach Tai-Chi mit seinen moderaten Bewegungen, das sich als chi-nesisches Schattenboxen definieren lässt, entwickelt Verena Weiss mit ihrer Bewegungsarbeit Sensibilisierung, Stärkung und Ausgeglichenheit individueller Kräfte der angehenden Schauspieler; nicht etwa, um sie in wirklichkeitsferne Sphären esoterisch zu entrücken, sondern um eine tragfä-hige Grundlage zu erarbeiten, auf der in den wechselnden

sinnlichen Wahrnehmungs- und Erlebnisweisen des Spie-lens von Szenen, Rollen, Stücken konkrete Haltungen zur Wirklichkeit in schauspielerische Gesten münden.

Brechts Ansicht, dass die Wahrheit konkret sei, ist für ein hand-werkliches Verständnis auch von Bewegung im Schauspiel unerlässlich geworden. Den Bereich der Haltungen, welche die Figuren zueinander einnehmen, nennen wir den gestischen Be-reich....sie sind von einem gesellschaftlichen Bereich bestimmt....und sind meist recht kompliziert und widerspruchsvoll (Bertolt Brecht, Kleines Organon für das Theater).

Auch Verena Weiss versteht ihre schauspielerische und kör-perliche Bewegungsarbeit in diesem Sinne als eine schau-spielerische Bewusstseinsfrage und Haltung. Was Fabritio Caroso da Sermoneta als Bewegungsvorschrift eines sozi-alen Verhaltenscodes für die gehobenen Stände in seinem Buch Il Ballarino (1581) festgehalten hat, korrespondiert

auf eine grotesk anmutende Weise einem Lehrsatz aus einem Grundlagenbuch des klassischen Tanzes von Vera S. Kostrowitz-kaja (2003).

Fabritio Caroso: Halte den Körper gut aufgerichtet und das Bein so, dass die Hälfte des linken Fußes vor dem rechten steht; die Spitze des rechten Fußes also in der Höhe der Höhlung des linken, ein Fuß vom anderen un-

gefähr 4 Finger breit entfernt.

Vera S. Kostrowitzkaja: Das Studium des klassischen Tanzes beginnt mit dem exercice. Im exercice entwickeln sich: die Bein-muskulatur auf vielfältige Weise (die Auswärtsdrehung, die Beinhöhe und das plié), die Körperhaltung, die Armhaltung � und Kopfhaltung sowie die Koordination der Bewegungen. Durch das tägliche Training erhält die Figur ihre Straffung und Standfestigkeit.

Ziel der Unterrichtstätigkeit von Verena Weiss ist nicht die Etablierung und Durchsetzung von Bewegungsgeome-trien und körperlichen Techniken im Sinne von Caroso und Kostrowitzkaja, die in den traditionellen Balletten ihre Berechtigung haben, sondern die Vermittlung zu Impulsen von Innen und deren Sichtbarmachung, die aus der Wahr-nehmung starker Emotionen kommen, z.B. Schmerz und Freude. Erarbeitet wird deren kontrapunktische Zusam-menfügung als Gemeinschaftsarbeit im Ensemblespiel.

�Zu�unserer�Natur�gehört�die�Bewegung,

die�vollkommene�Ruhe�

ist�der�Tod.�

BLAISE PASCAL

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LEONORA CARRINGTON: PENELOPE

SCHAUSPIELPRODUKTION

IM WILHELMA THEATER/MÄRZ 2010

REGIE: VERENA WEISS

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52 spektrum 17 spektrum 17 53

Was ein Charakteristikum der choreographischen Arbeiten von Verena Weiss ist, will man sie konzentriert zusammen-fassend formulieren, ist gültig auch für ihre Vorstellungen von körperlicher Bewegungsarbeit mit Schauspielern. Für sie hat Bewegung nämlich die Neigung gebaute Formen aufzulösen. Der Bewegung entspricht ein entschiedener, immer adressierender Wille, das scheinbare Chaos des nicht berechenbaren einzubinden in den natürlichen Rhythmus von Auf und Ab, Tag und Nacht, Schlafen und Wachen, Hell und Dunkel, Einatmen, Ausatmen, Leise, Laut. Bewegung erweitert phantasievoll den Vorstellungs-raum spielender Menschen um eine ganze und entschiedene Dimension. Ihre Tanztheater-arbeiten u.a. an Theatern wie dem Deutschen Schauspielhaus Hamburg, den Münchner Kam-merspielen, bei der Biennale München, an der Deutschen Oper am Rhein Düsseldorf-Du-isburg eignet der durchgängig präsente Eindruck einer Arbeit an der Bewegung als Form weit gespannter Collagierung. Sicht-bar wurde das auch an ihrer In-szenierung des surrealistischen Theaterstücks Penelope von Leonora Carrington am Wil-helma Theater der Hochschule mit Schauspielstudierenden im Frühjahr 2010. Die Basis des Theaterspielens von Verena Weiss ist der Titelfigur dieses Stücks verwandt. Auch diese sucht als fühlendes, träumendes Selbst in der Realität, die sie umgibt, sich ihrer selbst gewiss zu werden.

Verena Weiss, die an der Kölner Musikhochschule Tanz studierte, wurde dann von Carolyn Carlson in ihre Pari-ser Compagnie engagiert. Sechs Jahre war sie Mitglied von Reinhild Hoffmanns legendärem Bremer Tanztheater, be-vor sie eigene Arbeiten produzierte, sie ist ästhetisch unan-gepasst eigenwillig geblieben wie das Selbst, das der Maß-stab jeder lebendigen Bewegung ist. Einige Spielzeiten war sie Leiterin des Tanztheaters Luzern. Ihre schwierigsten Arbeitspartner wie z.B. Bob Wilson und Peter Zadek haben sie geliebt und hoch geschätzt. Sie ist von einer geradezu unverwüstlichen Heiterkeit und Gelassenheit und ihr gött-licher Humor ist explosiv und ansteckend.

Verena Weiss lässt sich in der künstlerischen Arbeit unend-lich viel Zeit, weil ihre Aufmerksamkeit inneren Entwick-lungen gilt, sie entspannt, aber intensiv und fast meditativ konzentriert arbeitet. Dass sie mit ihrer Arbeit keine ab-strakt-lineare Bewegungschoreographie repräsentiert, son-dern packende Handlungen, inhaltliche Situationen und verborgene Lebenslinien sucht, macht Verena Weiss zur Vi-

sionärin (so nannte sie die Zeit-schrift Theater heute). Ihre Kraft bezieht sie aus dem Umgang mit Menschen, der Philosophie und Dichtung. Um sich der singulären Qualität dieser neu-berufenen Professorin in den Zusammenhängen des Tanzthe-aters bewusst zu werden, muss man wissen, dass sich der zeit-genössische Tanz seit etwa den 1980er Jahren einer ästhetischen Fixierung durch ein bestimmtes Regelwerk entzieht. Charakte-ristisch ist für das Tanztheater, dass sich Bewegung als Bewe-gung eines denkenden Körpers entwickelt hat. Tradierte Kon-ventionen des Tanzes werden in der selbstverständlichsten Weise in neue Bewegungsprogramme und -konzepte integriert, in sich verändernde Bewegungs-kompositionen aufgenommen. Auch im Zentrum des Tanzthe-aters von Verena Weiss stehen

Bewegungsbilder, die aber zur Überschreitung von Verge-genständlichung einladen. Darin liegt das Besondere ihrer Kunst. Der Umgang mit Bewegung im Tanztheater hat sich durch neue veränderte Entwürfe gewandelt und mit ihm auch das szenische Denken und die Arbeit des Schauspiel-theaters, an dem Verena Weiss in der Arbeit immer partizi-piert.

Verena Weiss ist auch als gute Lehrerin eine Künstlerin, weil Lehren eine Kunst ist. Es ist die Kunst, Studierenden die Tür zur Welt der Bewegung zu öffnen, sie neugierig zu machen; es ist die hohe Kunst, ihnen Selbstvertrauen und Orientie-rung zu geben.

Ich�will�Realität�sehenDer�Regisseur�Marc�Lunghuß�

er Regisseur Marc Lunghuß wird die kommende Schauspielinszenierung im Wilhelma Theater mit den Studenten des 2. Studienjahres erarbeiten. Mit wel-

chem Theaterverständnis, welchen Erwartungen beginnt er sein Vorhaben?

Was wollen Sie im Theater sehen?Realität. Keinen Realismus, sondern Realität, die mich in eine Aufmerksamkeit zwingt, die sonst nicht so ohne wei-teres möglich ist. Eine Aufmerksamkeit, die ich vielleicht sonst nur an fremden Orten erreiche. Dort habe ich eine gesteigerte Wahrnehmung, und mir fallen Dinge auf, die in meinem Alltag völlig unbemerkt bleiben. Oder man geht eben ins Theater - ja, ich möchte Realität sehen im Theater.

Was wünschen Sie sich von einem Theatertext?Das hat sich bei mir im Laufe der Zeit verändert. Ich glaube, zu Beginn habe ich mir coole, lakonische, gut geschriebene Dialoge gewünscht. Inzwischen merke ich, dass mein Um-gang mit Texten viel freier geworden ist. Es entsteht viel mehr auf den Proben, das muss nicht vorher alles geschrieben sein. Richtig gut geschriebene Texte machen mir da eher Angst.

Was ist ein gut geschriebener Text?Wenn man beim Lesen denkt: da ist alles klar, das steht für sich, das kann man vorlesen und es funktioniert.

Wie weit steht ein Inzenierungskonzept bei Ihnen vorher fest?Immer weniger. Das könnte ich als einen Prozess bei mir beschreiben: Als ich vor fünf Jahren angefangen habe, war

ich wahnsinnig gut vorbereitet, un-glaublich. Vor jeder Probe habe ich tat-sächlich alles durchgespielt. Alle Hand-lungsmöglichkeiten, mit denen mich ein Schauspieler hätte überraschen kön-nen, habe ich vorher versucht zu durch-denken. Eigentlich habe ich zu dieser Zeit überhaupt keine Überraschung zu-gelassen. Aber das ist ja der eigentliche Kern einer Probe: sich überraschen zu lassen. Das klingt faul, aber ich versuche unvorbereiteter in die Proben zu gehen.

Was ist das Entscheidende auf der Probe?Wenn ich darauf eine Antwort hätte, wäre die Probe nicht mehr nötig. Die nächste Produktion ist immer komplett anders als die vorige. Manchmal läuft

eine Probenzeit ja ganz gut, dann überträgt man das schnell auf die nächste Produktion, glaubt, genau so könne es wie-der sein. Aber das wäre fatal, wenn es wieder so wäre. Wenn ich jetzt noch einmal von Überraschung spreche, wird das schon eine Phrase. Es ist toll, mit mitdenkenden Menschen zu arbeiten, die bereit sind, Verantwortung für ihre Sache zu übernehmen. Und ich habe die privilegierte Position, sie dabei zu beobachten und ihnen als ihr erster Zuschauer helfen zu können, ob sie A oder B nehmen.

Sind die klassischen Spielstätten zukunftstauglich?Na, klassischer als das Wilhelma Theater geht es ja kaum. Und ich finde es immer wieder eine Herausforderung, dem jeweiligen Raum zu begegnen: sei es durch Kontraste oder Nachgeben. Am Anfang hat man als Regisseur ja tolle Möglichkeiten, unter der Treppe zu inszenieren oder man baut Anordnungen, bei denen die Zuschauer von allen Seiten zugucken können, das hab ich auch schon gemacht. Aber eine große freie Bühne, bei der man wirklich alles bestücken muss, ist wie ein leeres Blatt. Reale Räume geben mehr vor, das ist manchmal einfacher. Die Herausforderungen einer Guckka-stenbühne empfinde ich als das Spannendste.

Das Interview führte Frederick Zeugke.

Michael Huthmann lehrte als Professor bis Ende des Sommersemester 2010 Theorie des Theaters und

Dramaturgie an der Hochschule für Musik und Darstellende Kunst Stuttgart. Michael Huthmann war

Chefdramaturg an den Wuppertaler Bühnen, am Schauspiel Frankfurt, am Düsseldorfer Schauspiel-

haus, am Staatstheater Stuttgart sowie an den Münchner Kammerspielen. Er ist Mitglied des Wissen-

schaftlichen Beirats des Institutes für Kultur- und Technikforschung der Universität Stuttgart und des

Internationalen Theaterinstituts.

Marc Lunghuß (* 1974) studierte in Heidelberg und Berlin

Germanistik und Philosophie, seit 2005 arbeitet er als freier

Regisseur, u.a. in Bochum, Chemnitz, Frankfurt/Main, Kiel,

Leipzig, Magdeburg und Potsdam.

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spektrum 17 55

Orphée�aux�enfersOpernproduktion�im�Wilhelma�Theater

VON BERND SCHMITT

as zweite Kaiserreich? Klingt ein wenig nach Se-cond Life und irgendwie muss es wohl auch so ähnlich gewesen sein: très chic und sehr unecht. Als

Louis Napoleon sich 1852 als Napoleon III. zum franzö-sischen Kaiser krönen ließ, hatte er wenig mehr zu bieten als einen berühmten Namen, hinter den er mit substanzlosen Versprechungen allerhand rivalisierende Gruppen scharte, die ihm mit unterschiedlichsten Hoffnungen die Krone aufs Haupt drückten. Doch der Kaiser war nackt. Ein Programm hatte er nicht vorzuweisen und um den Tag der Ernüch-terung möglichst lange hinauszuschieben, galt allgemeiner Festzwang mit üppiger Anschubfinanzierung durch den Hof. Wobei Zwang vielleicht das falsche Wort ist. Niemand musste gezwungen werden, denn die, die noch an der Re-publik hingen oder es sonst wie genauer wissen wollten, wa-ren deportiert oder eingesperrt und der große Rest lag selig lächelnd im weichen Pfühle und schlief: que notre somme ne vienne jamais à finir.

Eine Scheinwelt war aufgebaut, ein Haufen potemkinscher Dörfer errichtet und damit die gute Laune nicht durch schlechte Nachrichten oder genaueres Nachdenken ver-dorben wurde, brauchte man die passende Musik, brillant, schnell und laut genug. Das war die Stunde von Jacques Of-fenbach. Er komponierte die Musik zum Tanz der Bour-geoisie, die sich des Proletariats glücklich entledigt hatte und die nun ungestört dem Kaiser das Fell über die Ohren ziehen wollte. 1851 war die erste Weltausstellung in Lon-don und genau so ein Fest für alle und jeden veranstaltete 1855 auch Napoleon III um im allgemeinen Trubel von sei-ner völligen Planlosigkeit abzulenken. Offenbach sah seine Chance und nachdem er jahrelang vergeblich versucht hatte, die Opéra-Comique zu erobern, eröffnete er im Jahr der großen Weltausstellung in Paris sein eigenes Theater: die Bouffes-Parisiens.

Offenbach war zunächst nur gestattet, Theaterstücke mit höchstens zwei, später vier, singenden oder sprechenden Protagonisten aufzuführen. Doch als 1858 diese Beschrän-kung fiel, machte er sich sofort an die Ausarbeitung eines langgehegten Planes. Er wollte eine Parodie schreiben auf den Orpheus-Mythos. Genauer gesagt, sollte es ein Porträt des zweiten Kaiserreiches werden, gemalt im Gewand der griechischen Götter. Und waren die Bewohner des Olymps schon aus mythologischer Sicht nicht gerade zimperlich, so wurden sie bei Offenbach und seinen beiden Librettisten Halévy und Cremieux aller ihnen noch verbliebenen An-ständigkeit und moralischen Integrität beraubt.Den Olymp schildern die Autoren als eine vom ewigen unerbittlichen

Blau erdrückte, in zuckriger Ambrosia erstarrte Gauner-truppe, die nur noch darum bemüht ist, ihre ohnehin offen-sichtlichen Verfehlungen durch dreiste Lügengeschichten halbwegs glaubhaft zu bemänteln. Tout pour le décorum et par le décorum. Es zählt nur noch der Schein. Im Sinne einer Ra-dikalaufklärung dürfen wir hinter die Kulissen schauen und erfahren, dass die ach so rührenden Geschichten um treue Liebe, echte Keuschheit und moralischen Anstand nichts sind, als pädagogische Erbauungsliteratur für die faibles mor-telles. Doch auch bei diesen sieht es nicht viel besser aus. Or-pheus und Eurydice wären froh sich gegenseitig loszuwer-den, doch braucht, laut einer Person mit dem sprechenden Namen Öffentliche Meinung, die Nachwelt wenigstens ein Beispiel einer treuen Liebe bis über den Tod hinaus und ihre Wahl fällt auf eben jenes Paar, dessen wahres Leben uns erst die Operette zeigen durfte. Überhaupt die Öffentliche Meinung. Eine wahrhaft geniale symbolische Erscheinung mit maximaler Wirkungskraft. Jeder, der ein Amt bekleidet, zittert vor ihr und ist ihr Untertan: Orpheus fürchtet um seine Lektionen, Jupiter droht mit seiner Reputation die Deckung zu verlieren und die ganze Göttertruppe könnte auf Nimmerwiedersehen im Orkus versinken. Völker, hört die Signale! Nur Eurydice scheint nichts zu verlieren zu haben und schert sich einen feuchten Kehricht.

Gegen die Gefahr durch die Öffentliche Meinung ist ein Aufstand der Götter gegen Jupiter ein Klacks. Der Allvater wehrt ihn mit der linken Hand ab, indem er seinen verzu-ckerten Nektarnagern einen Ausflug in die Hölle inklusive Party verspricht und schlägt so allerlei Fliegen mit einer Klappe: er strebt seinem nächsten Abenteuer zu (Eury-dice), die Öffentliche Meinung wähnt ihn auf dem Wege der Rechtspflege (Eurydice soll Orpheus zurückgegeben werden) und die Truppe gibt Ruhe (Wildschwein statt Am-brosia): c�est en enfer, si l�on comprend la vie!

Bernd Schmitt (*1962) hat an der Stuttgarter Musikhochschule bei

Ulf Rodenhäuser Klarinette studiert. Er besuchte Meisterkurse bei

Ruth Berghaus und wechselte dann ins Opernregiefach. Seither hat

er etwa 50 Opern inszeniert u.a. in Kassel, Ulm, Linz, Trier etc. Seine

Texte und Libretti wurden von diversen Komponisten vertont, vor

allem von Christopher Brandt. Seit 1995 arbeitet Bernd Schmitt als

Dozent für szenischen Unterricht an der Opernschule der Stuttgarter

Musikhochschule. Seit 2009 bietet er ein Seminar �Musiktheater für

Komponisten� an, um die musikalischen und die szenischen

Abteilungen innerhalb der Hochschule zugunsten der Ausbildung

der Studierenden besser zu vernetzen.

ORPHÉE AUX ENFERS

Musik von Jacques Offenbach Text von Hector Crémieux unter Mitarbeit von Ludovic HalévyVersion von 1858

- in französischer Sprache mit deutschen Dialogen -

Musikalische Leitung: Prof. Per BorinRegie: Bernd SchmittBühne & Kostüme: Kersten PaulsenDramaturgie: Bettina Stiller-Weishaupt

Mit Cese, d�Uva, Madesi, Kuhn, Prybura, Schlerf, Yamazaki, Jüttner, Kaplan, Lindhei-mer, Raschinsky, Tamada, Wilms, Zielke

Es spielt das Orchester der Staatlichen Hoch-schule für Musik und Darstellende Kunst Stuttgart

Premiere: 27. Mai 2011 - Wilhelma Theater Weitere Vorstellungen: 29. Mai, 1., 3., 5., 8.,10. und 12. Juni

WWW.WILHELMA-THEATER.DE

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56 spektrum 17 spektrum 17 57

s hat etwas gedauert, aber nun ist es vollbracht: Ab Sommersemester 2011 ist die Theorie-Pro-fessur im Institut für Sprechkunst und Kommuni-

kationspädagogik wieder besetzt: Wer ist die neue Pro-fessorin an der Musikhochschule Stuttgart, die dem Institut für Sprechkunst und Kommunikationspädago-gik mit seinen nunmehr vier Studiengängen den wis-senschaftlich-theoretischen Hintergrund geben wird?Wofür steht die neue Professorin, woher kommt sie, welche Persönlichkeit versteckt sich hinter dem Namen Prof. Dr. Kati Hannken-Illjes?

BAUSTEINE: STIMME

Geboren in Heine, einem kleinem Dorf zwi-schen Bremen und Bremerhaven,sucht Kati Hannken-Illjes nach dem Abitur die Kunst der Stimme im Studienfach Gesang. Gleich-zeitig mit der bestandenen Aufnahmeprü-fung für Hauptfach Gesang an einer nord-deutschen Musikhochschule entdeckt sie an der Universität Halle-Wittenberge einen Studiengang, der eine andere Ausrichtung der Stimme im Blick hat: die Sprecherzie-hung und Sprechwissenschaft. Die Wissen-schaft der gesprochenen Sprache zieht sie in den Bann � von der Profession des Singens wechselt sie zur Profession des Sprechens.

BAUSTEIN: STUDIUM, DIPLOM,

PROMOTION, HABILITATION,

LEHRTÄTIGKEIT

An der Universität Halle-Wittenberge be-ginnt sie das Studium der Sprechwissenschaft und Phonetik sowie der Musikpädagogik. Sie weitet den Blick auf die verschiedenen As-pekte und Ausrichtungen der Sprechwissen-schaft: ein Fulbright-Stipendium ermöglicht den Auslandsaufenthalt an der California State University, Long Beach , den sie mit dem Ma-ster of Arts Speech Communication abschließt. Zurück in Halle folgen das Diplom in Sprechwissenschaft und Phonetik und die Promotion an der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberge. Wieder erweitert sie ihren Kreis: für einige Mo-

nate forscht sie als Gastwissenschaftlerin an der University of Iowa, im Department Communication Studies. Zurück in Deutschland folgt die wissenschaftliche Mitarbeit am Hochschul-forschungsinstitut in Halle und an der Freien Universität Berlin.Dr. Hannken-Illjes beginnt mit ihrer Habilitation und tritt im Jahr 2007 die Stelle als Akademische Rätin für das Fachgebiet Sprech-wissenschaft an der Universität Jena an. BAUSTEIN: MUSIKHOCHSCHULE STUTTGART

Zu dieser Zeit, im Jahr 2008, nehmen im Institut für Sprech-kunst und Kommunikationspädagogik an der Hochschule für Musik und Darstellende Kunst in Stuttgart die Studienre-

formen ihren Lauf. Am Ende der Umgestaltung, im Jahr 2010, ist das Institut für Sprechkunst und Kommunikationspädago-gik mit einem BA-Studiengang Sprechkunst und Sprecherziehung (Abschluss BA/Diploma supplement), sowie den Masterstudi-engängen in Sprechkunst, Mediensprechen und Rhetorische Kommunikation gut aufgestellt. 2010 wird an der Stuttgarter Musikhochschule die noch offene Theorie-Professur ausge-schrieben. Mit ihr sollen die vier Studiengänge den wissen-schaftlichen und theoretischen Rahmen bekommen. Es ist das spezifische Stuttgarter Profil, das Dr. Kati Hannken-Illjes an-spricht. Die Bewerbung um die Professur zur Theorie des Spre-chens verläuft erfolgreich � zum Sommersemester 2011 erhält sie den Ruf an die Stuttgarter Musikhochschule. Sie wird ihre pädagogische Erfahrung, ihre wissenschaftliche Kenntnis in die Studiengänge des Instituts einbringen. Sie wird ihre For-schungsarbeit weiterführen und neue Impulse setzen für den spannenden und aktuellen Bereich der Mündlichkeit.

BAUSTEIN: STUTTGART

Seit März 2011 hat sie ihren Wohnort gewechselt, den bisherigen Lebensraum Leipzig gegen die schwäbische Metropole Stuttgart getauscht. Der Abschied von Leip-zig-Schleuszig, einem bunten kleinen Stadtteil, der beson-ders junge Akademikerfamilien anzieht, fällt schwer. Aber die neue Bleibe in Stuttgart-Degerloch ist ein Glücksfall: die Kindertagesstätte der dreijährigen Tochter liegt um die Ecke, die neue Arbeitsstelle des Ehemanns an der Universi-tät Hohenheim ist mit dem Fahrrad zu erreichen und Frau Hannken-Illjes neuer Wirkungskreis, die Musikhochschule Stuttgart, liegt nur einen Hügel weit entfernt. Die Zeichen stehen also gut und wir freuen uns, Prof. Dr. Hannken-Illjes an der Stuttgarter Musikhochschule begrüßen zu dürfen. Herzlich willkommen!

Von�West�nach�Ost�nach�WestKati�Hannken-Illjes:�Professorin�für�Theorie�des�Sprechens�

VON PROF. ANNEGRET MÜLLER

E

Annegret Müller ist Professorin für Sprechkunst und Leiterin des Instituts für Sprechkunst und Kommunikationspädagogik an der Musikhochschule Stuttgart.

Gemeinsam mit Prof. Ulrike Maier-Hillebrand leitet sie zudem das �Studio für Sprechkunst�. Ihre künstlerischen Schwerpunkte legt sie auf literarisch-musika-

lische Lesungen und die Grenzbereiche zwischen Musik und Sprache: zeitgenössische Kompositionen für Sprechstimme und freie Stimmimprovisationen.

Symposium�KomponistenbiographienVON MADLEN KANZLER

I m Rahmen des alle zwei Jahre stattfindenden Musik-festes der Stuttgarter Musikschule und der Stuttgarter Philharmoniker veranstaltete die Musikhochschule

Stuttgart am 12. und 13. November 2010 ein Symposium zum Thema Komponistenbiographien � Vermittlungskonzepte im Musikunterricht und in ausgewählten Medien. Ziel dieser von Prof. Dr. Hendrikje Mautner konzipierten Veranstaltung war es, unterschiedliche mediale Darstellungs- und Vermittlungs-formen sowie Funktionen von Komponistenbiographien entsprechend ihres Verwendungskontextes zu präsentieren und zu diskutieren. Zur Eröffnung des Symposiums gab Willi Weitzel � bekannt aus der Fernsehserie Willi will�s wis-sen � ein praktisches Beispiel von Musikvermittlung. Dem jungen Publikum stellte er zusammen mit Prof. Piet Meyer und Prof. Dr. Andreas Meyer die Komponisten Mozart und Prokofiev vor.

Einen ersten Schwerpunkt des Symposiums bildete die Aus-einandersetzung mit Komponistenbiographien im schu-lischen Musikunterricht. Dr. Eva Verena Schmid (Helfen-stein-Gymnasium Geislingen a.d. Steige/MH Stuttgart) und Anna Bredenbach (Studentin MH Stuttgart) diskutierten in ihren Vorträgen didaktisch-methodische Zugänge zu Kom-ponisten in Schulbüchern und anderen Lehrmitteln für den Musikunterricht. Im Anschluss daran präsentierten unter der Anleitung von StR� Andrea Amann (Eberhard-Ludwigs-Gymnasium Stuttgart/MH Stuttgart) Jessica Thamm, Steffen Müller und Martin Heckmann (Studierende MH Stuttgart) ihre Praxisprojekte aus dem Musikunterricht. Mit unter-schiedlichen Klassenstufen näherten sie sich den Biographien

von Johann Sebastian Bach und John Cage. Im Stationen-unterricht zu John Cage konnten die Schüler eigene Kom-positionen und Geschichten zur Musik erfinden, malen und Klaviere präparieren und wurden auf die Weise in Leben und Werk des Komponisten eingeführt. Als Ergebnis ihrer Unter-richtsreihe zu Johann Sebastian Bach stellte Jessica Thamm ein Hörspiel vor. Der zweite Tag widmete sich Komponis-tenbiographien im außerschulischen Kontext. Der Vortrag von Dr. Carsten Kretschmann (Universität Stuttgart) befasste sich mit Komponistenbiographien als populäres Genre und umriss zentrale Stationen in der Geschichte dieses Genres. Prof. Dr. Hendrikje Mautner beleuchtete in ihrem Vortrag unter der Fragestellung Alles authentisch? das Mozartbild in ausgewählten Hörspielen für Kinder und Jugendliche. Die anschließenden Projektpräsentationen widmeten sich Kom-ponistenporträts in unterschiedlichen Medien. Mirjam Wie-semann (Cybele Records) stellte ihre eigene Hörbuchpro-duktion mit Originaltonaufnahmen von Arnold Schönberg vor, Julia Ronge (Beethoven-Haus Bonn) präsentierte die Website über Ludwig van Beethoven, die spielerische Mög-lichkeiten des Lernens eröffnet. Die Animations-Serie Little Amadeus, vorgestellt von Ulrike Häfner (SWR Fernsehen), zielt darauf, über fiktive Abenteuer-Geschichten des jungen Mozart junge Zuschauer für das Leben und die Musik des Komponisten zu begeistern. Zum Abschluss des Symposiums diskutierten die Referentinnen mit Prof. Dr. Richard Stang (Hochschule der Medien Stuttgart und Juror des Kinderme-dienpreises Leopold) über die unterschiedlichen Möglich-keiten und Ziele medial aufbereiteter Komponistenbiogra-phien sowie über Qualitätsaspekte von Kindermedien.

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58 spektrum 17

ie spontane Idee Ehemalige auf der Konzertbühne unserer Musikhochschule erleben zu dürfen, ist auf fruchtbaren Boden gefallen. Innerhalb kürzester

Zeit haben sich viele Zöglinge aus den ver-gangenen Jahrzehnten bereit erklärt, bei diesem Konzertprojekt mitzu-wirken. Vielseitige und interessante Programmi-deen ließen uns die süße Qual der Wahl beim Ge-stalten der neuen Konzer-treihe erleben. Am 8. Mai 2011 ist Premiere � der in-ternational renommierte Pianist Gerhard Oppitz wird die Alumniade aus der Taufe heben.

Gerhard, wenn du am 8. Mai diese neue exklusive Konzertreihe zum Leben erwecken wirst, dann kehrst du zurück an die Stätte deiner musikalisch-künstlerischen Ausbildung. Du hast von 1966 bis 1974 in Stuttgart studiert. Welche Erinnerungen verbinden dich mit deinem Studium hier?

Dank der liebenswürdigen Unterstützung durch deinen Vater hatte ich das Glück, bereits mit 13 Jahren als Vorschü-ler das Studium in seiner Klavierklasse an der Hochschule beginnen zu dürfen. Paul Buck war für mich in den dar-auffolgenden Jahren ein wundervoller Begleiter und Rat-geber bei meiner Suche nach meinem eigenen Weg als Künstler. Der große Schatz an Erfahrungen, die er im Laufe von Jahrzehnten gesammelt hatte, sein lebhaftes Interesse für unterschiedlichste Bereiche von Kunst und Kultur, sein fabelhaftes Einfühlungsvermögen im Umgang mit jungen Talenten � all das waren für mich Quellen der Inspiration in diesem so wichtigen Zeitraum innerhalb meiner künst-lerischen Entwicklung. Weit über die Grenzen des Klavier-Repertoires hinaus bestärkte er meine Neugier auf alles, was es in der Musik und in der Bildenden Kunst zu erforschen galt. Seinem Faible für Wagners Bühnenwerke habe ich zu verdanken, dass ich schon früh mit Wagners Musik und des-sen Kunstanschauungen in Berührung kam. Paul Buck war also für mich weit mehr als ein Klavierlehrer, er öffnete mir die Sinne für vieles, das mich auf meinem weiteren Lebens-

weg begeistern und bereichern sollte. Nachdem ich mit 18 Jahren das Abitur am mathematisch-naturwissenschaftlichen Gymnasium abgelegt hatte, konnte ich dann nach einer er-

neuten Aufnahmeprüfung den normalen Studiengang beginnen. Neben der künstlerischen Ausbildung in der Klasse deines Vaters konnte ich eine Reihe anderer Fächer belegen. Dabei erinnere ich mich mit besonderem Vergnü-gen an viele Stunden, die ich in ganz kleinem Kreis mit Karl Michael Komma verbringen durfte � er verstand es auf bewun-dernswerte Weise, uns jungen Leuten Einblicke in vielerlei Aspekte der Theorie-Fächer zu ge-

ben. Mit 21 Jahren konnte ich meine Stuttgarter Studienzeit mit dem Konzertexamen abschließen. Im Rahmen dieser Prüfung spielte ich ein abendfüllendes Soloprogramm im Saal der Hochschule und einige Tage später zusammen mit dem RadioSinfonieOrchester Stuttgart Klavierkonzerte von Beethoven und Tschaikowsky in der Villa Berg.

Seit vielen Jahren gastierst du als gefeierter Künstler auf allen Konzertpodien dieser Welt. Wie entwickelte sich dein Weg zu dieser erfolgreichen Karriere? Wel-che Ziele hattest du während deiner Studienzeit vor Augen? Wie viel schicksalhafter Fügungen bedurfte es für das Gelingen?

Nach den ersten schönen Erfahrungen und Erlebnissen auf dem Konzertpodium und nach ersten Auszeichnungen bei Wettbewerben verstärkte sich in mir mehr und mehr der Wunsch, die Beschäftigung mit der Musik in den Mit-telpunkt des Lebens zu stellen. Angeregt auch durch Be-gegnungen mit berühmten Künstlern wie zum Beispiel Claudio Arrau und Wilhelm Kempff wurde es mir zum Anliegen, meine pianistischen Fähigkeiten zu erweitern und zu vertiefen, und ich hatte tatsächlich schon recht früh den Wunschtraum, mich als Pianist zu profilieren und zu etablieren.

Start�der�AlumniadeEröffnungskonzert�mit�dem�Pianisten�Gerhard�Oppitz

INTERVIEW VON PROF. PETER BUCK MIT DEM PIANISTEN PROF. GERHARD OPPITZ

bitte trennen

FORTSETZUNG AUF SEITE 60

Die�ZerreißprobeSpendenaufruf�zur�Erneuerung�des�Bühnenvorhangs

VON DR. ERICH WEINREUTER

ie Zerreißprobe! Klingt nach großem Kino, im Stile von Die Reifeprüfung. Hat aber nichts mit Kino zu tun, sondern mit dem im wahrsten Sinne

des Wortes am seidenenen Faden hängenden Büh-nenvorhang des Wilhelma Theaters. Nicht nur das Theater, sondern auch der 175 Quadratmeter umfas-sende Bühnenumhang sind seit der Renovierung im Jahr 1985 in Anspruch ge-nommen worden. Aber das Theater steht noch fest auf seinen Fundamenten und wird sicherlich noch viele Schauspiel- und Opern-produktionen der Staatli-chen Hochschule für Mu-sik und Darstellende Kunst Stuttgart erleben. Schließ-lich gehört dieses Schmuckstück als einziges Lehr- und Lern-theater zur größten baden-württembergischen Musikhoch-schule und ist deutschlandweit das einzige seiner Art. Sieht der um Spenden gebetene Besucher den Vorhang nämlich geschlossen, stellen sich ihm durchaus einige Fragen. Wa-rum soll dieser, in samtigem Rot erstrahlende, aufwendig mit goldenen Bordüren, Stickereien, Fransen und Kordeln verzierte Vorhang überhaupt erneuert werden? Er sieht

gut aus. Aber das theatrale Erscheinungsbild täuscht. Risse, brüchige Falten, großflächige Abreibungen, der Verlust der vorgeschriebenen Impragnierung zur Verminderung der

Brandlast machen einen Austausch, nicht nur aus ästhetischen, sondern aus sicherheitstechnischen Gründen dringend er-forderlich. Damit sich der Vorhang weiterhin öffnet und so die Erfolgs-geschichte ihre Fort-setzung in unserer Zeit findet, ist nun erneut das bewährte Zusammen-spiel von Souverän und Bürgern gefordert. Es käme dem Theater sehr zu Gute, wenn dieser Betrag des Bühnenvorhang mit ca. Euro 65.000,- von der

Gesellschaft der Freunde getragen werden könnte. Schenken Sie dem Wilhelma Theater ein Stück des neuen Vorhangs, finden Sie bei künftigen Theaterbesuchen Ihre Parzelle und erleben Sie weiterhin junge, aufstrebende Talente in Oper und Schauspiel, wenn sich Ihr Vorhang öffnet. Nutzen Sie die Möglichkeit, durch eine Mitgliedschaft diese einzigar-tige Hochschule zu fördern.

D D

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spektrum 17 61

ensemble�v.actNeue�Vokalmusik�in�und�um�Stuttgart�

VON PROF. ANGELIKA LUZ

KASSANDRAS RUFETheatralisches Konzert mit Musik von Siegfried Behrend, Joachim Hespos, Anestis Logothetis, Milko Kelemen, Gerhard Müller-Hornbach, Giacinto Scelsi und Andreas Tsiartasund Texten von Aischylos, Seneca und Thomas Brasch.

ensemble v.act - Neue Vokalmusik an der Musikhochschule StuttgartLeitung und Szene: Prof. Angelika Luz

8.7.2011, 20.30 Uhr, St. Paul, Esslingen

WWW.MH-STUTTGART.DE

ZEITOPER X � DIE GEISTERINSEL nach W. Shakespeare, F. W. Gotter und J. R. Zumsteeg

Staatsoper Stuttgart in Zusammenarbeit mit der Hochschule für Musik und Darstellende Kunst Stuttgart - Klasse Prof. Angelika Luz

Ab Mai wird die Staatsoper Stuttgart eine weitere zeitoper in Szene setzen. Die Geisterinsel in der Komposition von Ming Tsao und der Regie von Matthias Rebstock. Ort des Geschehens rund um die Geschichte von Prospero und Miranda ist der Lesesaal der Württembergischen Landesbibliothek in Stuttgart. Aus den Quartheften Shakespeares über die freie Übersetzung Friedrich Wil-helm Gotters und der Vertonung des Hofkomponisten Johann Rudolf Zumsteeg erfährt der Sturm- und Gei-sterinselstoff eine moderne Lektüre. Der zeitgenössische Komponist Ming Tsao bedient sich dieser Textvorlagen und schafft eine neue nicht selten �konkrete� Kompo-sition, die einer Überschreibung gleich, immer wieder den Bezug zur tonalen Ästhetik Zumsteegs herstellt. Der Lesesaal der Bibliothek dient als akustisches Archiv, in dem die dort lagernden Noten und Texte über eine musi-kalisch-szenische Arbeit einer modernen Lesart und neu interpretiert werden.

Musikalische Leitung: Stefan Schreiber Komposition und Text: Ming Tsao Regie: Matthias Rebstock Kostüme und Raum: Sabine Hilscher Dramaturgie und Textlieferung: Sergio Morabito und Xavier Zuber Produktionsleitung: Dmitry KunyaevSolisten der Staatsoper StuttgartGeisterchor: ensemble v.actMitglieder des Staatsorchesters Stuttgart

Premiere: 2. Mai 2011Weitere Vorstellungen: 4., 5., 7., 9., 11. Mai 2011, Württembergische Landesbibliothek

WWW.STAATSTHEATER-STUTTGART.DE

bitte trennen

Dabei war ich mir natürlich dessen bewusst, dass zur Ver-wirklichung meiner Träume auch eine große Portion Glück notwendig sein würde. Ganz wichtig waren für mich schließlich die Möglichkeiten, bestimmte Persönlich-keiten zum richtigen Zeitpunkt treffen zu dürfen. Neben der freundschaftlichen Verbindung zu Wilhelm Kempff war dann die Begegnung mit Artur Rubinstein ein Privileg für mich � beide haben mich sowohl mit ihrem künstlerischen Rat gefördert als auch den Start meiner internationalen Karriere unterstützt.

Neben deiner künstlerischen Laufbahn bekleidest du seit 1981 eine Professur an der Musikhochschule in München. Am Tag nach deinem Konzert wirst du bei uns einen Meisterkurs geben und unsere junge Gene-ration an deinem reichen Erfahrungsschatz teilha-ben lassen. Was motiviert dich als Pädagoge? Welche Prioritäten verfolgst du im Unterricht?

Ich betrachte es als durchaus ehrenvolle Aufgabe und bis zu einem gewissen Grad sogar als Verpflichtung, jungen Bega-bungen als Berater und Förderer zur Seite zu stehen. Zu-rückblickend auf meine eigene Entwicklung bin ich nach wie vor froh und dankbar dafür, dass ich in den entschei-denden Jahren auf Persönlichkeiten zählen konnte, die mir kraft ihres Vorsprungs an Erfahrungswerten Anregungen und Rat mit auf den Weg geben konnten. So ist es auch mir eine Freude, meine Einblicke und Einsichten mit jüngeren Musikern zu teilen und deren Fortschritte zu beobachten. Die Priorität gilt dabei dem Bestreben, den Studenten An-haltspunkte und Leitlinien zu vermitteln, die ihnen mehr und mehr dazu verhelfen sollen, eigenständig wohldurch-

dachte und überzeugende Interpretationen zu entwickeln. In einer gewissen Phase des Lebens sollen sie als erwachsene Künstler auf eigenen Beinen stehen können, und vor allem sollen sie ihr ganz persönliches künstlerisches Profil zeigen können. Insofern bemühe ich mich immer, möglichst we-nig dogmatisch zu wirken und jeweils eine ganze Reihe von unterschiedlichen Lösungsmöglichkeiten bei Fragen der Interpretation und der manuellen Umsetzung von Ideen ins Gespräch zu bringen. Der Umgang mit jungen Musikern hält mich frisch und beweglich, er hat mir in all den zurück-liegenden Jahren wertvolle Anregungen für mein eigenes künstlerisches Streben gegeben. Meine Erfahrungen auf dem Podium fließen in die Arbeit mit den Studenten ein, meine Erfahrungen beim Unterrichten fließen in das Spie-len auf dem Podium ein � so ergänzen und beflügeln sich diese beiden Tätigkeitsbereiche gegen-seitig aufs schönste.

Die Alumni-Konzerte sind der Dank unserer Ehema-ligen für das Geschenkte und Ausdruck ihrer Verant-wortung für die nachkommenden Generationen. In diesem Sinne danken wir dir, lieber Gerhard, für das Gespräch, für deine Mitgliedschaft in der Alumni-Ver-einigung und für den Start einer erfolgreichen Alum-niade.

KONZERTHINWEIS

8.5.2011, 19 Uhr, KonzertsaalAlumniade-Eröffnungskonzert mit dem Pianisten Gerhard Oppitz

Kartenbestellung: Tel. 0711-212 4621

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62 spektrum 17 spektrum 17 63

ehr geehrter Herr Rouger, herz-lich willkommen an unserer Hochschule! Sie haben bislang

an der Pariser Sorbonne Chorleitung unterrichtet � von der Seine-Metro-pole an den Neckar � ist das ein guter Tausch?

Natürlich, für mich es ein Traum wie für alle Franzosen, hier in Deutschland tätig zu sein. Es gibt hier so viele hervorragende En-sembles, Orchester und Chöre, besonders Chöre gibt es viel mehr und auch bessere. Als ich klein war, haben wir viel Musik in der Familie gemacht, meine Mutter weckte uns morgens mit einem Präludium und ei-ner Fuge von Bach. Das hat den Grundstein zu meiner Liebe zur deutschen Musik ge-legt. Ich habe versucht, das deutsche Re-pertoire in Frankreich mehr zu etablieren, aber mit der deutschen Chormusik ist das nicht so einfach, dabei gibt es so herrliche Musik von Mendelssohn, Brahms, Schu-mann, Bruckner usw.

Wie beurteilen Sie den Stand der Chorlei-terausbildung an unserer Hochschule?

Was ich bislang erlebt habe, hat mich sehr beeindruckt. Es ist gut, dass die Studieren-den hier so lange kontinuierlich ausgebil-det werden und auch mehrere Lehrer haben können. Der Unterschied zu vielen ande-ren Ländern besteht darin, dass man hier als Chorleiter beruflich tätig werden kann. Das spürt man bereits bei den Studenten.

Damit sind wir schon bei den Berufsfeldern wie z.B. der Schulmusik. Was halten Sie für die dringendsten Aufgaben für die Chorleiterausbildung für die Schul-musik? Wie stellen Sie sich Musik in der Schule aus Chorleiterperspektive vor?

Ich glaube, dass Chormusik in der Schule große Zukunft hat. Die Schüler können sich als Persönlichkeiten im Chor unglaublich gut entwickeln. Man weiß, dass Schüler, die musizieren, auch in anderen schulischen Bereichen bessere Leistungen erbringen können.Chorsingen umfasst alle Be-reiche des Menschen: Körper, Seele, Geist. Herz und Verstand

sind gleichermaßen gefordert. Das darf die Politik nicht nur erkennen, sie muss diese Erkenntnis auch umsetzen. Jede Ge-sellschaft, die hier sparen will, begeht einen großen Irrtum.

Sie haben als langjähriger Chorleiter von Notre Dame und La Madeleine in Paris viel Erfahrung in der Kirchenmusik. Die Situation in Deutschland ist durch die über 4000 hauptamtlichen Kirchenmusiker aber dennoch eine ganz andere als in Frankreich. Wo sehen Sie hier in Zukunft die Ausbildungsziele für die künftigen Kantoren? Wie schätzen Sie den Bedarf ein? Was ist Ihnen wichtig?

Ich bin überzeugt, dass die Menschen einen großen Glau-bensdurst haben. Dieser Durst hat verschiedene Gesichter. Für viele Menschen hat die heutige Gesellschaft ein hartes Gesicht und wir brauchen ein Medium, das Trost und Hoff-nung und Menschlichkeit in unser Leben bringt, damit wir Licht im Herzen haben. Deswegen ist die geistliche Musik ein großes Geschenk und das in zweierlei Hinsicht: Zum einen durch die Musiker, die diese Musik vermitteln, bei-bringen, das sind ja die Kantoren. Zum anderen durch den immensen Schatz des musikalischen Erbes unserer Vorfah-ren, der immer noch Aktualität besitzt. Man sagt ja, in der Geschichte begeht man immer dieselben Irrtümer, in der Musik ist das aber anders, weil die Menschen immer in posi-tiver Weise an der Geschichte der Musik teilhaben konnten.Augustinus sagte schon, Singen sei doppelt gebetet.

Welche Bedeutung hat in diesem Zusammenhang der Studiengang �Master Chorleitung�?

Es ist natürlich absolut wichtig, dass es Spitzenchöre gibt, die der Musik so innig wie möglich und dabei auf höchstem Ni-veau dienen können und deswegen auch für andere Chöre Vorbild sein können. Deswegen brauchen wir Chorleiter, die fähig sind, technische Perfektion und höchste Musikali-tät verbinden zu können. Ich denke, ein guter Chorleiter ist ein Glücksfall für die Umgebung, in der er wirkt. Aber auch im Masterstudium ist es wichtig zu beachten, dass wir im-mer für die Menschen musizieren und ihnen etwas geben. Das hat man letztlich nicht in der Hand, was die Musik in den Menschen anrührt, aber dies ist der Grund, warum wir Musik machen. Manchmal vergisst man zu leicht, dass man nicht nur für sich selbst musiziert.

In der Stuttgarter Chorszene sind Sie noch ein fast unbeschriebenes Blatt. Es gibt hier nicht wenige her-vorragende Chöre. Haben Sie Interesse, hier über Ihre pädagogische Arbeit hinaus auch als Dirigent tätig zu werden?

Ehrlich gesagt habe ich in meinem Leben nie versucht, nach etwas zu greifen, die Dinge kommen, wenn die Zeit reif ist dafür. Ich bin kein Stellenfresser. Aber wenn etwas kommt und es Sinn macht, dann gerne.

Was sind Ihre nächsten musikalischen Projekte?

Als nächstes dirigiere ich in St. Louis des Invalides in Pa-ris die Messe für Chor und zwei Orgeln von Louis Vierne, dann zu einem Jubiläumskonzert für Jehan Alain in St. Ger-main en Laye die Messe seines Vaters Albert Alain; danach kommen Konzerte mit meinem Chor Figure Humaine mit einem Programm französischer Melodien und Lieder von Fauré, Gounod, Debussy,Duparc, Cornelius und Wolf, die ich für 5-stimmigen Chor und Klavier bearbeitet habe. Im September wird dieses Repertoire auf CD aufgenommen.Dieser Chor wurde übrigens ins Leben gerufen, um eine Verbindung zwischen der französischen und deutschen Musik des 19. und 20. Jahrhunderts herzustellen.

Dann wird Ihre Arbeit hier in Stuttgart wohl eine direkte Fortsetzung dieser Idee?

Ja, klar. Ich sehe mich aber natürlich vor allem in der Ver-antwortung, die Tradition der deutschen Chormusik fort-zuführen. Die Musik steht auch für Respekt und Liebe, wir Musiker haben die Aufgabe, unsere Liebe zur Musik zum Erblühen zu bringen, das gilt für Pädagogen umso mehr. Dies gilt es nun, in die Praxis umzusetzen und deswegen freue ich mich wirklich sehr auf diese Aufgabe.

Orgel�Akzente13.�&�14.7.2011

m Rahmen der ersten Stuttgarter Orgelakademie engagierten sich letztes Jahr ein ganze Woche lang mehr als 50 Nachwuchsorganisten aus 14 Ländern in einem

breit angelegten Kurs- und Seminarangebot. Dabei ist es erfolgreich gelungen, ein großes Interesse aller Teilnehmer an der süddeutschen OrgelKulturLandschaft zu wecken. Die zweite Stuttgarter Orgelakademie ist in der ersten Ju-lihälfte 2012 geplant. Im Wechsel mit der Stuttgarter Orgela-kademie stehen die ebenfalls alle zwei Jahre geplanten Orgel Akzente. Hier finden die unterschiedlichsten Zielgrup-pen von Organisten ganz spezifische inhaltliche Angebote.

Den�Menschen�im�BlickDenis�Rouger�übernimmt�die�Chorleitungsprofessur

IM GESPRÄCH MIT PROF. JÜRGEN ESSL

Wichtige Fragen zu Orgelspiel und Interpretation werden hier auf den Punkt gebracht. Ausführlich beschäftigt man sich mit ausgewählten Meisterwerken der Orgelliteratur. Für die verschiedenen Qualifikationen von Organisten und Orgelliebhabern gibt es eigene Angebote.

Die Orgel Akzente 2011 beinhalten Kurse zum Orgelwerk von Franz Liszt und Jehan Alain, beide aktuell durch ihre runden Geburtstage. Neben Literaturkursen werden auch Improvisationsangebote nicht fehlen. Die Orgelsammlung steht dabei wieder im Mittelpunkt, vor allem wenn es da-rum geht, den jungen und jüngsten Orgelschülern die Or-gel als echten Global Player vorzuführen.

WWW.MH-STUTTGART.DE/ORGELAKZENTE

MAIL: [email protected]

S

Prof. Jürgen Essl, Kirchenmusiker in Sigmaringen von 1990 bis 1997,

dann Professor für Orgel an der Musikhochschule Lübeck. Seit 2003

an der Stuttgarter Musikhochschule, Leiter des Studiengangs

Kirchenmusik. Komponist, internationale Konzerttätigkeit.

I

Page 34: Spektrum_17_SoSe_2011

spektrum 17 65

m Anfang steht ein Systemfehler. So als hätte die Natur sich verrechnet, ergeben drei große Terzen der Proportion 5:4 keine Oktave (2:1), sondern ein

geringfügiges kleineres Intervall. Und 12 Quinten (3:2) sind um das pythagoräische Komma größer als 7 Oktaven. So sehr sich das menschliche Ohr an den reinen Intervallen ergöt-zen mag: ein stimmiges Tonsystem wird daraus nicht. Die Geschichte der Tonsysteme und Stimmungen seit der Antike ist denn auch eine Geschichte der Kompromisse, der Bevor-zugung mancher Intervalle zu Lasten anderer: so der reinen Quinten zuungunsten der Terzen in der pythagoräischen Stimmung, der (mei-sten) Terzen zu Lasten der Quinten in der mitteltönigen Stimmung des 16. und 17. Jahrhunderts. Eine der entstehenden Quinten, das Intervall zwischen Gis und Es, ist sogar derart groß, dass die zeit-genössischen Theoretiker schaudernd vom Wolf bzw. Wulff (Michael Prätorius) sprachen. Eine andere Lösung bestand darin, zusätzliche Tasten einzuführen oder bestehende zu spalten. Das konnte so weit gehen wie bei Nicola Vicentino, der sich ein Archicembalo mit 31 Stufen in der Oktave bauen ließ. Damit tourte er durch Norditalien und lehrte ungenau intonierende Sänger das Fürchten.

Seit dem späteren 18. Jahrhundert setzte sich eine (prinzipiell schon vorher bekannte) Radikallösung durch: das pythagoräische Komma wurde gleichmäßig auf 12 Halbtöne verteilt, gleichsam ohne Ansehen der Intervalle und Tonarten. Die Berechnung dieser gleichstufigen Temperaturhat übrigens zuerst ein Chinese veröffentlicht: Chu Tsai-yü 1584. Dieses Grau in Grau der egalisierten Intervalle, gleich-sam die unsichtbare (Halbton-)Tastatur im Kopf, haben sich im 20. Jahrhundert auch weite Teile der neuen Musik zu eigen gemacht. So gegensätzliche Positionen wie die Zwölftonmu-sik Schönbergs und der Klassizismus Strawinskys beruhten darauf. Der bedeutendste Geiger der Wiener Schule, Schön-bergs Schwager Rudolf Kolisch, polemisierte gegen die (von ihm so genannte) Religion der Streicher, d. h. gegen den Un-willen seiner Zunftgenossen, sich der gleichstufigen Tempe-ratur anzupassen. Es blieb genialen Außenseitern wie Ivan Wyschnegradsky und Alois Hába vorbehalten, mit Viertel-, Sechstel- oder Achteltönen zu experimentieren, oder gar die Idee der reinen Stimmung aufrecht zu erhalten, wie es Harry Partch in den USA tat, der ein 43-Ton-System entwickelte und sich eigene Instrumente dafür baute bzw. umbaute.

Heute ist das Unbehagen an der Tastatur im Kopf quer über die verschiedenen Lager der musikalischen Praxis hinweg verbreitet. Die Alte-Musik-Bewegung hat die historischen Stimmungssysteme wiederentdeckt und findet Gefallen da-ran, dass die Tonarten nicht alle gleich klingen (und manch-mal auch schräg). Die historische Forschung beschreibt die erstaunlichen Kühnheiten etwa der Madrigalistik des 16. Jahrhunderts � auf Grundlage theoretischer Spekulation über die antiken Genera der Chromatik und Enharmonik. Die vieltönige Avantgarde um und vor 1600 ist von den mi-

krotonalen Experimenten des 20. Jahr-hunderts und dem gesteigerten klang-lichen Interesse heutiger Komponisten mitunter gar nicht weit entfernt. Un-abhängig von allen instrumentenbau-lichen Versuchen � Hábas Viertel- und Julián Carrillos Sechzehnteltonklavier, Oettingens Orthotonophonium oder der niederländischen Fokker-Orgel, die ausdrücklich auf Vicentino Bezug nimmt � haben Komponisten wie Gi-acinto Scelsi, Luigi Nono und Brian Ferneyhough Mikrotöne für (mehr oder minder) konventionelle Instru-mente geschrieben, erlebt in der US-amerikanischen Avantgarde die Idee der just intonation ein unerwartetes Comeback, simulieren die franzö-sischen Spektralisten den Partialtonauf-

bau. Der Schweizer Klaus Huber hat sich seit den neunziger Jahren mit den arabischen Modi (maqamat) auseinanderge-setzt; einige seiner dritteltönigen Kompositionen sind sogar für arabische Musiker geschrieben. Das spektakulärste Werk der Donaueschinger Musiktage 2010 war Georg Friedrich Haas� limited approximations für sechs Klaviere im Zwölftel-tonabstand und Orchester. Die neue Musik hat wieder ein brennend aktuelles Thema � und trifft sich mit der alten.

KONGRESS MIKROTONALITÄT

PRAXIS & UTOPIE,15.-18.6.2011

WWW.MH-STUTTGART.DE/MIKROTON

Andreas Meyer studierte Violine in Lübeck und Musikwissenschaft in

Freiburg im Breisgau und Berlin. Seit 2007 Professor für Musikwissen-

schaft an der Stuttgarter Musikhochschule. Veröffentlichungen u.a.

zur Geschichte der Neuen Musik, zur Liedkomposition bzw. musika-

lischer Lyrik und zur Musiktheorie der Renaissance.

Jenseits�der�12�HalbtöneStuttgarter�Kongress�sucht�neue�und�alte�Wege�der�Mikrotonalität

VON PROF. DR. ANDREAS MEYER

Internationaler Kongress

MikrotonalitätPraxis & Utopie

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w.m

h-s

tuttgar

t.de/m

ikro

ton

Vorträge:

Roman Brotbeck (Bern), Sander Germanus (Amsterdam)

Johannes Keller (Basel), Martin Kirnbauer (Basel)

Wolfgang von Schweinitz (Lancaster), Erik Oña (Basel)

Andreas Meyer (Stuttgart), John Schneider (Los Angeles)

Caspar Johannes Walter (Stuttgart)

Musik von:

Asmus, Carrillo, Fægri, Grisey, G. Fr. Haas

K. Huber, Mazzocchi, Vicentino u. a.

Masterclasses:

Komposition, Carrillo-Klavier, Cembalo universale, Orgel

Cello, Viola, Geige, Stimme, Gitarre, Flöte, Saxophon

Fachvorträge, Präsentationen

Masterclasses, Konzerte

Ehrengast: Klaus Huber

15. – 18. Juni 2011

Informationen & Anmeldung

www.mh-stuttgart.de/mikroton

Mit freundlicher Unterstützung von Pro Helvetia, Schweizer Kulturstiftung; Stiftung Landesbank Baden-Württemberg; Medima; Helmut Nanz Stiftung zur Förderung von Kunst und Kunsterziehung; Carl Sauter Pianofortemanufaktur sowie Edition Zeitklang

3012_MHS_AnzeigeSpektrum_Mikroto1 1 10.03.2011 12:29:55 Uhr

A

Page 35: Spektrum_17_SoSe_2011

66 spektrum 17 spektrum 17 67

Ausstellung

19. - 22. Mai 2011Musikhochschule Stuttgart

Nähere Infos zu den

Konzerten, Meisterkursen, Vorträgen etc.

bekommen Sie im Festival-Büro unter

0711 3280393 und [email protected]

www.sicg-festival.de

Hauptsponsor

ItalienischesKulturinstitut Stuttgart

Sponsoren & Spender

Konzerte

Seminare

Vorträge

Konzerte........................................................................

KammermusiksaalDonnerstag 19.05.2011 20:00

CARLO MARCHIONE10,-/5,-€ Schüler und Studenten

........................................................................

KammermusiksaalFreitag 20.05.2011 20:00

KALTCHEV GUITAR DUO10,-/5,-€ Schüler und Studenten

........................................................................

Großer KonzertsaalSamstag 21.05.2011 19:00

LA NOCHE DE LA GUITARRAHommage an Heitor Villa-Lobos

10,-/5,-€ Schüler und Studenten.......................................................................

KammermusiksaalSonntag 22.05.2011 11:00

ALEPH GITARRENQUARTETT10,-/5,-€ Schüler und Studenten

.......................................................................

Prof. Johannes Monnokünstlerische Leitung

Veranstalter: mh-stuttgart GmbH

om 19.-22. Mai finden im Rahmen des Festivals Stutt-gart International Classic Gu-

itar vier hochkarätig besetzte Kon-zerte, Meisterkurse mit einem internationalen Dozententeam und zwei Vorträgen rund um das Thema Klassische Gitarre statt. Die Musikhochschule Stuttgart bietet mit ihren Konzertsälen und Seminarräumen hierfür das ideale Ambiente.

Mit Carlo Marchione stellt sich im Eröffungskonzert ein Ausnah-memusiker vor, der insbeson-dere durch die Bearbeitung der Telemann-Violinfantasien, seine stilistisch ausgefeilten Interpreta-tionen der Bach�schen Lauten-Violinwerke und nicht zuletzt durch die Neu-entdeckung des klassischen Gitarrenrepertoires höchstes Ansehen genießt. Sein feines und intensives Spiel wird auf den internationalen Konzertpodien regelmäßig stürmisch gefeiert. Das Kaltchev Guitar Duo, virtuos und energiege-laden, zählt zu den führenden Gitarrenduos unserer Zeit, wie sie erst kürzlich bei den Internationalen Gitarrenfestspielen in Nürtingen unter Beweis gestellt haben. Sofia und Ivo Kaltchev unterrichten seit einigen Jahren an unserem Haus. Der Samstag steht ganz im Zeichen der Noche de la Guitarra. In einer Matinee am Sonntag präsentiert das Aleph Gitarrenquartett aktuelle zeitgenös-sische Kammermusik für Gitarre. Einen Großteil der aufgeführten Werke des Konzertes wurden für das Ensemble komponiert.

Eingehend hat Johannes Tonio Kreusch in den letzten Jahren die Handschriften Heitor Villa-Lobos� studiert und seine Erkenntnisse in eine Gesamteinspie-lung der Gitarrenwerke des brasilianischen Komponisten einfließen lassen. Nach seinem Vortrag wird er gemeinsam mit den Studierenden die praktische Umsetzung in einem Seminar diskutieren. Tomasz Zawirucha erforscht und vermittelt seit Jahren Mentales Üben für Gitarristen mit dem Ziel einer effektiven Konzertvorbereitung. Das Festival wird durch eine umfangreiche Ausstellung des Musikverlags und Notenvertriebs Chanterelle aus Heidelberg abgerundet.

Zum 6. Mal findet in diesem Jahr am 21. Mai um 19 Uhr die La Noche de la Guitarra statt. Ursprünglich als einmaliges Projekt von Lehrenden und Studie-renden der Hochschule gedacht, war die Resonanz derart positiv, dass dieses Format von Jahr zu Jahr fortgesetzt wurde. Der brasilianische Komponist Hei-tor Villa-Lobos, mit seinem umfangreichen Ouevre für die Gitarre, stellt in diesem Jahr den thematischen Schwerpunkt dar. Zudem freuen wir uns auf die zwei exzellente Gitarristen Johannes Tonio Kreusch und Tomasz Zawirucha, die den Abend als Gäste mitgestalten werden. Einer der Höhepunkte wird die Aufführung von Electric Counterpoint von Steve Reich sein.

m 15. April (20 Uhr) wird das Sinfonieorchester der Musikhochschule Stuttgart einmal nicht in sin-fonischer Besetzung zu hören sein. Unter dem Motto

HSO Strings & Winds wird eine Konzerthälfte von den Strei-chern und der andere ausschließlich mit Musik für Blasorchester gestaltet. Der erste Teil des Konzertes widmet sich zwei sehr unterschiedlichen Werken für Streichorchester. Unter der Leitung von Professor Andra Darzins werden von Charles Ives The unanswered question in der Bearbeitung für Streich-orchester, Flötenquartett und Solo-Trompete zu hören sein. Es folgt darauf die bekannte Streicherserenade E-Dur op. 22 von Antonin Dvorák. Der Konzertsaal im Turm der Mu-sikhochschule wird im zweiten Teil des Konzertes mit Blä-ser- und Schlagwerkklängen gefüllt. Die Musikhochschule Stuttgart veranstaltet dieses Mal im Rahmen des HSO ihr

erstes Wind Music Project. Dieses neue Orchesterprojekt entstand aus dem jungen Studienfach Blasorchesterleitung, das vor eineinhalb Jahren im Fächerkanon der Hochschule in-stalliert wurde. Das Konzert Strings & Winds stellt dabei Musik von Felix Mendelssohn-Bartholdy, Gustav Mahler, Leonard Bernstein und Alfred Reed vor. Das Wind Mu-sic Project 2011 an der Musikhochschule Stuttgart ist ein Projekt des Bläserinstitutes und des Studienangebotes Bla-sorchesterleitung unter der Leitung von Hermann Pallhuber.TEXT: HERMANN PALLHUBER

VERANSTALTUNGSTIPP

Samstag, 16. 4.2011, 10.30 Uhr, Konzertsaal Blasmusik im Gespräch: Heiße Luft oder frischer Wind?

m 29. und 30. Oktober 2011 findet an der Mu-sikhochschule Stuttgart ein außergewöhnliches Projekt statt. An einem Wochenende werden sich

gleich vier Hochschulorchester präsentieren. Die Orche-ster der Musikhochschulen Basel, Frankfurt, Kattowitz (Polen) und Stuttgart werden mit jeweils zwei Konzerten im Konzertsaal der Musikhochschule Stuttgart zu erleben sein. Das Besondere an diesem Orchesterfestival ist dabei das Konzept: In einem Konzert werden jeweils zwei Orche-ster auftreten. So teilen sich die Stuttgarter und die Frank-furter Studierenden ebenso einen Konzertabend wie die Orchester aus Basel und Kattowitz. Dabei wird auch von jeder Musikhochschule ein Stück mit einem Solisten zur Aufführung gebracht. Ziel ist ein musikalischer Austausch zwischen den Studierenden und Dirigenten der verschie-denen Orchester.

Dabei sind Umfang und Konzeption der Orchester sehr unterschiedlich. Während die Orchester aus Stuttgart und Kattowitz in großer sinfonischer Besetzung spielen, wird das Baseler Orchester in Sinfonietta-Besetzung ohne Di-rigenten auftreten � die Vielseitigkeit der Orchester zu er-leben, stellt einen weiteren Reiz und gleichzeitig die Be-sonderheit des Orchesterfestivals dar. Ausgangspunkt des Orchesterfestivals ist eine Rückeinladung an die Musik-hochschule Kattowitz. Das HochschulSinfonieOrchester Stutt-gart (HSO) durfte unter Leitung von Prof. Per Borin im April 2008 beim internationalen Festival der Hochschul-Sinfonieorchester in der polnischen Stadt teilnehmen. Die Stuttgarter Studierenden schwärmen heute noch von den Konzerten und der Gastfreundlichkeit der Gastgeber sowie

den Begegnungen, die sie während ihres Aufenthaltes in Polen machen durften. Gerne möchten wir unseren Gästen ebenfalls ein besonderes Erlebnis bieten, zu dem auch Sie, verehrtes Publikum, herzlich eingeladen sind.

Schnell entstand die Idee, die Runde zu erweitern, die nun in die Tat umgesetzt wird. Alle Beteiligten sehen mit großer Neugier und Freude dem Treffen entgegen. Das Publikum wiederum hat die Möglichkeit, an einem Tag gleich alle vier Orchester zu hören und darf auf ihre musikalischen Begeg-nungen gespannt sein.

TEXT: SIMONE ENGE

VERANSTALTUNGSTIPP

Samstag, 29.10.2011, 15 Uhr, Konzertsaal Hochschulsinfonieorchester Stuttgart &Hochschulsinfonieorchester Frankfurt

Samstag, 29.10.,2011 20 Uhr, Konzertsaal Hochschulsinfonieorchester Kattowitz & Hochschulorchester Basel

Sonntag, 30.10.2011, 11 Uhr, KonzertsaalHochschulorchester Basel & Hochschulsinfonieorchester Kattowitz

Sonntag, 30.10.2011, 18 Uhr, Konzertsaal Hochschulsinfonieorchester Frankfurt & Hochschulsinfonieorchester Stuttgart

GitarrenfestivalStuttgart�International�Classic�Guitar

VON PROF. JOHANNES MONNO

HSO-Konzert �Strings & Winds�

Orchesterfestival mit Charisma

VA

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Page 36: Spektrum_17_SoSe_2011

68 spektrum 17 spektrum 17 69

Da�Capo���Hochschulnews

DAS MOTIV DES WAOERSINBACHS

KANTATEN& PAOIONEN

KÜNSTLERISCHE LEITUNG:

HELMUTH RILLINGULRIKE SONNTAG SOPRAN

KLAUS HÄGER BAO

WWW.MUSIKFEST.DE0711 6192133

I N T E R N AT I O N A L E

B A C H A K A D E M I E

S T U T T G A R T

MEISTERKURSE

GESANG

3. BIS 10.SEPTEMBER

2011

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STIFTUNG DER HOCHSCHULE FÜR MUSIK UND

DARSTELLENDE KUNST STUTTGART

von Prof. Dr. Werner Heinrichs

Eine Stuttgarter Bürgerin hat der Hochschule für Musik und Darstellende Kunst Stuttgart einen größeren Geldbe-trag gespendet, der im Einvernehmen mit der Spenderin als Grundkapital für die Stiftung der Hochschule für Musik und Darstellende Kunst Stuttgart verwendet wurde. Diese neue Stiftung wurde inzwischen vom Regierungspräsidenten genehmigt und hat ihre Arbeit aufgenommen. Da die Stif-terin auf die Verwendung ihres Namens im Stiftungsnamen verzichtet hat, ist die neue Stiftung auch für Zustiftungen geeignet.

Stiftungszweck ist insbesondere die Gewährung von Sti-pendien an Studierende aller Fachrichtungen der Musik-hochschule Stuttgart, die Unterstützung von Projekten der Hochschule in Lehre, Forschung und Kunstpraxis sowie die Mithilfe bei der Beschaffung von Instrumenten von Studie-renden durch die Gewährung von Zuschüssen und Darle-hen. Die Hochschule setzt sehr auf eine langfristige Förde-rung durch Stiftungen. Dazu pflegt sie die Zusammenarbeit mit Stiftungen außerhalb der Hochschule, die die Arbeit der Musikhochschule regelmäßig aus ihren Stiftungserträgen fördern. Zudem setzt die Hochschule für Musik und Dar-stellende Kunst Stuttgart aber auch auf eigene Stiftungen, deren alleiniger Zweck die Förderung der Hochschule ist. Nach der bereits vor Jahren gegründeten Christa-Burr-Stif-tung ist die neu gegründete Stiftung der Hochschule für Musik und Darstellende Kunst Stiftung bereits der zweite Erfolg in dieser strategischen Ausrichtung. Beide Stiftungen kom-men ohne ein teures Stiftungsmanagement aus. Der Stif-tungsvorstand wird von Rektor und Kanzler gebildet; der Hochschulrat wird zugleich als Stiftungsrat tätig. Damit ist gewährleistet, dass alle Erträge der Stiftungen ausnahmslos dem Stiftungszweck zugute kommen.

PERSONALIA

PROF. JOST GOLLER wurde einstimmig für weitere vier Jahre zum Vorsitzenden des Hochschulrats gewählt; zu sei-nem Stellvertreter wurde einstimmig PROF. JOHANNES

MONNO gewählt.

KATJA FISCH leitet seit 1.1.2011 das Stu-dentensekretariat und Akademische Aus-landsamt; diese Stelle wurde als zentrale Koordination aller Studien- und Prüfung-sangelegenheiten und zur Entlastung der Mitarbeiterinnen im Prüfungsamt neu ge-schaffen. Frau Fisch ist Dipl. Verwaltungs-

wirtin (FH) und arbeitete mehrere Jahre im Studentense-kretariat der Hochschule Nürtingen/Geislingen. Nach dem Abitur 2001 mehrere Monate Auslandsaufenthalt in Warn-ford bei Richard Lewis Communications als Volunteer; ei-ner privaten und europaweit gut angesehenen Sprachschule in England. 2002 Studium zur Dipl.-Verwaltungswirtin an der Hochschule für öffentliche Verwaltung und Finanzen Lud-wigsburg (HföV). Studienabschluss im September 2006. Da-nach Tätigkeit an der Hochschule für Wirtschaft und Umwelt Nürtingen-Geislingen (HfWU) in der studentischen Abtei-lung mit Schwerpunkt Studiengebühren sowie Bewerbungs-, Zulassungs-, Immatrikulations- und Rückmeldeverfahren.

HEIKE SCHWÄR hat seit 1.1.2011 das Per-sonalreferat der Hochschulverwaltung über-nommen, da Herr Krast zum 31.12.2010 vorzeitig in den Ruhestand ging. Frau Schwär ist ebenfalls Dipl. Verwaltungswir-tin (FH) und war bisher in der Personal-verwaltung des RP Freiburg tätig. Nach

Abitur Studium an der Hochschule für öffentliche Verwal-tung in Kehl mit dem Studienschwerpunkt Personal Orga-nisation und Kommunikation. Studienabschluss Dipl. Verw. Wirtin (FH). Danach erste berufliche Tätigkeit ab Oktober 2009 beim Landratsamt Breisgau Hochschwarzwald im Leistungsbereich des SGB II.

JOHANNES MONNO � VERTRAUENSDOZENT

Vor mehr als einem Jahr habe ich das Amt als Vertrauens-dozent von Prof. Rainer Wehinger übernommen. In dieser Zeit haben sich etliche Studierende in einer Notsituation an mich gewandt, und ich möchte mich für das Vertrauen bedanken, das mir dabei entgegengebracht wurde. Bedan-ken möchte ich mich auch bei den Kollegen, die bei der Lösungssuche und Problembewältigung konstruktiv und menschlich beteiligt waren. Jeder Mensch kennt Konflikt-situationen, die äußerst belastend sind und die man aus ei-gener Kraft nicht mehr lösen kann: Dies können Probleme in der Studiumsorganisation, belastende Konflikte mit Do-zenten und Prüfern und innerstudentische Auseinanderset-zungen sein. Auch persönliche Probleme können ein Stu-dium in Frage stellen und eine Situation heraufbeschwören, in der man sich völlig hilflos fühlt. Dies sind die Momente, in denen ich gerne für ein vertrauliches Gespräch zur Verfü-gung stehe. Ziel ist es dann, Lösungsansätze zu entwickeln oder eine Klärung durch ein vermittelndes Gespräch zu er-reichen. In allen Fällen, die meine Kompetenz übersteigen, möchte ich versuchen, die geeigneten Ansprechpartner zu empfehlen und gegebenenfalls (natürlich nur auf Wunsch des Studierenden) einen ersten Kontakt herstellen.

WETTBEWERB FÜR SCHULMUSIKER

27.-29. MAI 2011

von Prof. Sointu Scharenberg

Nach 2007 und 2009 gibt uns die Gesellschaft der Freunde durch ihre großzügige Spende von 5000 � für die Preisträ-ger nun schon zum dritten Mal die Möglichkeit, den Wett-bewerb für Schulmusiker auszuschreiben. Zur Teilnahme in einer der vier Kategorien Instrumentalspiel, Stimme/Be-wegung, Wissenschaftlicher Vortrag und Komposition/Me-diengestaltung sind alle Studierenden berechtigt, die zum Zeitpunkt des Anmeldeschlusses (14. Februar 2011) im Stu-diengang Schulmusik an der Stuttgarter Musikhochschule immatrikuliert sind. Entsprechend den Anforderungen, die der Beruf des Schulmusikers stellt, spielt der Aspekt der Vermittlung in jeder Kategorie eine entscheidende Rolle. Dafür sieht die Ausschreibung in diesem Jahr vor, dass sich jeder Teilnehmer für eine bestimmte Zielgruppe (Kinder, Jugendliche oder musikinteressierte Laien) entscheidet und die Vermittlung auf die entsprechende Altersstufe und un-terschiedliche Vorkenntnisse ausrichtet. In die Bewertung fließen neben der künstlerischen bzw. wissenschaftlichen Leistung die Auswahl der Inhalte und ihre Darstellung ein, die Beziehung der dargestellten Inhalte zu den gespielten Werken, die Art der Aufbereitung der Inhalte für die ge-wählte Zielgruppe, die Ansprache sowie die Präsentation. Alle Wertungsspiele sind hochschulöffentlich, das Ab-schlusskonzert ist öffentlich. Der Wettbewerb endet mit der Preisverleihung im Rahmen des Abschlusskonzerts am Sonntagnachmittag, den 29. Mai 2011, zu der wir alle Schulmusiker, Freunde, Verwandte, Kollegen und selbst-verständlich die Mitglieder der Gesellschaft der Freunde herzlich einladen.

Page 37: Spektrum_17_SoSe_2011

70 spektrum 17 spektrum 17 71

enn ein Chorleitungslehrer gebeten wird, den Jahresalmanach der Hochschule zusammen-zustellen, liegt es nahe, dass er sich vornimmt,

einen möglichst farbigen Überblick über die Formen des vokalen Musizierens in unserem Hause zu geben. Nach einigen Momenten der Überlegung wird er von großer Dankbarkeit erfüllt gegenüber all den Kollegen, die als Gesangspädagogen, Korrepetitoren, Sprecherzieher und Ensembleleiter oft lange Wege mit den ihnen anvertrauten Studierenden zurücklegen und immer wieder Großes voll-bringen. Ist doch zumeist der Privat- oder Musikschul-unterricht bei den angehenden Instrumentalisten, aber ge-rade auch bei den künftigen Schul- und Kirchenmusikern, in der Zeit des Schulbesuchs instrumental dominiert, und viele Studierende entdecken die eigenen vokalen Anlagen und Möglichkeiten erst auf der Hochschule.

Vox�humanaResonanz�2010�-�der�individuelle�Klangalmanach

VON PROF. DIETER KURZ

Berührender Klang ist unsere Leidenschaft –Wiener Klangkultur seit 1828

Wilhelm Hölzle · Klavier- und Cembalobaumeister Mahdentalstraße 26 · 71065 Sindelfingen · Tel 0 70 31 / 80 54 69

[email protected] · www.piano-hoelzle.de

Die Entdeckerfreude zu wecken und wach zu halten ist Auf-gabe und Verdienst zahlreicher Kollegen. Von ihnen profi-tieren die vokalen Ensembleleiter und versuchen, schon ab den ersten Studiensemestern in den Chorleitungssemestern, in den Hochschulchören und Vokalensembles das Interesse für den sängerischen Gleichklang und die Begeisterung für das Gelingen der Chorarbeit zu wecken.Zugleich versucht der Chorleiter, für Gesangsstudenten und ihre Lehrer kein stimm-mordendes Schreckgespenst zu sein, sondern den künftigen Solisten Wege für das im Beruf neben der Solo-aufgabe immer zusätzlich geforderte Ensemblemusizieren zu öffnen. Die neuen Studienpläne des Bachelor-/Master-Systems ermöglichen jedem Studierenden solche Ausflüge im Sinne eines Studium generale. Ich freue mich sehr, dass diese gerade im Bereich der Chorarbeit und Chorleitung so gerne angenommen werden und sehe für die zukünftige Arbeit auf diesem Gebiet noch große Entwicklungsmög-lichkeiten. Ein Jahresüber-blick soll nach außen und innen Rechenschaft ablegen über Leistungen und Höhe-punkte in unserer Hoch-schule, der vorliegende kann und soll aber auch allen Stu-dierenden unabhängig von Fachrichtung und Fakultät Lust machen zu aktiver vo-kaler Beteiligung.

W

-

Konzertmitschnitte und Tonproduktionen des Jahres 2010zusammengestellt von Prof. Dieter Kurz

In Kooperation mit:

..

Barbara�Gonzaga�von�MantuaEine�deutsch-italienische�Ausstellung

VON DR. PETER RÜCKERT & PROF. DR. JOACHIM KREMER

arbara Gonzaga von Mantua (1455-1503) besitzt als erste Herzogin von Württemberg besondere Be-deutung für die württembergische Geschichte. Als

Gemahlin Eberhards im Bart kam sie von Mantua über die Alpen, feierte 1474 die berühmte Uracher Hochzeit und gestaltete hier das höfische Leben in ihren Residenzen Urach, Stuttgart und Böblingen. Die Ausstellung wurde vom Landesarchiv Baden-Württemberg gemeinsam mit deutschen und italienischen Partnern als Wanderausstellung deutsch und italienisch gestaltet und soll an ihren Lebens- und Erinnerungsorten gezeigt werden (Stuttgart, Kirch-heim unter Teck, Böblingen, Urach, Mantua). Sie zeichnet entlang des Lebenswegs der Barbara Gonzaga von Mantua nach Württemberg das kulturelle und politische Umfeld der verschiedenen Fürstenhöfe nach und macht Barbara Gon-zaga vor allem anhand ihrer persönlichen Zeugnisse � Briefe, Bilder, Preziosen � als beeindruckende Persönlichkeit ihrer Zeit bekannt.

Zentrale Basis für die Geschichte um Barbara Gonzaga bie-ten ihre etwa 70 Briefe, die sie aus Württemberg nach Man-tua schrieb und die dort im Archiv der Gonzaga erhalten geblieben sind. Sie werden hier erstmals geschlossen ausge-wertet und beispielhaft vorgestellt � im Original wie im ge-sprochenen Text als Hörstationen. Die ausgewählten zehn Briefe wurden deutsch und italienisch aufgenommen, im Sprecherstudio des Instituts für Sprechkunst und Kommunika-tionspädagogik sowie im Tonstudio der Staatlichen Hochschule für Musik und Darstellende Kunst. Die deutschen Texte über-nahmen Studierende unter der Leitung von Prof. Christian Büsen und Prof. Annegret Müller, die italienischen Briefe werden von Mariangela Toso, moderiert von Cesare Ghi-lardelli, gesprochen. Für die Ausstellung wurden daneben ausgewählte Werke zeitgenössischer Renaissancemusik von den Höfen in Mantua und Ferrara eigens eingespielt: Das Ensemble Mosaico vocale bietet hier unter anderem Stücke von Francesco Landini über Marchetto Cara bis Josquin des Prez, welche die großartige musikalische Szene im famili-ären Umfeld der Barbara Gonzaga erleben lassen.

Durch die Kooperation des Landesarchivs Baden-Württ-emberg mit der Musikhochschule Stuttgart erhält nicht nur die Ausstellung um Barbara Gonzaga und ihren Hof eine neue mediale und atmosphärische Dimension, damit ge-lingt es auch, die bemerkenswerte Persönlichkeit einer be-deutenden adeligen Dame der Renaissance und ihr histo-risches Umfeld möglichst authentisch zu präsentieren.

Für die Ausstellung Von Man-tua nach Württemberg � Barbara Gonzaga und ihr Hof hat die Musikhochschule Stuttgart gemeinsam mit dem Landes-archiv Baden-Württemberg sowie dem Italienischen Kul-turinstitut Stuttgart, dem In-stitut für geschichtliche Lan-deskunde der Universität Tü-bingen und der Gesellschaft für Musikgeschichte in Baden-Württemberg eine besondere CD produziert: zehn Briefe der Barbara Gonzaga, die sie meist auf italienisch als Gräfin und Herzogin von Württemberg an ihre Familie nach Mantua schrieb, werden im Origi-nalwortlaut und deutscher Übersetzung von italienischen Sprechern sowie Studierenden der Musikhochschule ge-boten. Sie lassen die bewegte Biografie dieser bemerkens-werten Fürstin in ihren eigenen Werken verfolgen und ihre spannende Geschichte emotional erfahren. Eingebettet sind die Briefe hier in ausgewählte Werke zeitgenössischer Reniassancemusik von den Höfen in Mantua und Ferrara. Das Ensemble Mosaico vocale bietet damit einen großartigen Eindruck von der musikalischen Welt und prominenten Kulturszene in der Heimat der Barbara Gonzaga. Texte und Musik werden in der Ausstellung an Hörstationen geboten; die CD ist im Begleitbuch zur Ausstellung enthalten und auch für sich erhältlich.

WWW.LANDESARCHIV-BW.DE

B

Peter Rückert, Studium der Geschichte, Germanistik und Volkskunde

in Würzburg. Promotion in mittelalterlicher Geschichte. Anschließend

Laufbahn des Höheren Archivdienstes in Baden-Württemberg, seit

1997 im Hauptstaatsarchiv Stuttgart, jetzt als Referatsleiter im Lan-

desarchiv Baden-Württemberg. Lehrbeauftragter für mittelalterliche

Geschichte und historische Hilfswissenschaften an der Universität

Tübingen; Schriftleiter der Zeitschrift für Württembergische Landes-

geschichte. Zahlreiche Publikationen und Ausstellungen.

Joachim Kremer studierte Schulmusik und Musikerziehung in Lübeck

(Staatsexamen und Diplom 1986), Musikwissenschaft, Kunstge-

schichte und Philosophie in Kiel (Promotion 1993). Nach seiner Ha-

bilitation (Hannover 2001) lehrt er seit 2001 an der Musikhochschule

Stuttgart. Publikationen zur Musikgeschichte des 15.-20. Jahrhun-

derts.

Dieter Kurz (*1945), Studium der Kirchenmusik, Dirigieren und Ge-

sang in Berlin und Stuttgart bei Helmuth Rilling, Martin Behrmann,

Wolfgang Gönnewein und Thomas Ungar. Seit 1974 wirkt er als Kantor

an der Stuttgarter Pauluskirche. 1980 wurde er zum Kirchenmusikdi-

rektor ernannt und zum Professor für Chorleitung an der Musikhoch-

schule Stuttgart berufen. Den Württembergischen Kammerchor leitet

er seit dessen Gründung im Jahr 1970; 1982 wurden Chor und Dirigent

mit dem ersten Preis im Chorwettbewerb der europäischen Rundfunk-

anstalten ausgezeichnet. Dieter Kurz pflegt ein interessantes Spek-

trum musikalischer Aktivitäten von der chorischen Basisarbeit bis zu

Gastverpflichtungen bei internationalen Berufschören und -orche-

stern; Choreinstudierungen zum Beispiel für Sergiu Celibidache, Sir

John Barbirolli, Erich Leinsdorf, Gianluigi Gelmetti, Claudio Abbado,

George Prêtre, Michael Gielen u.v.a. Dieter Kurz ist ständiger Gast bei

internationalen Festivals.

Page 38: Spektrum_17_SoSe_2011

72 spektrum 17

Preisträgerinnen�aus�StuttgartInternationaler�Wettbewerb�für�Liedkunst�Stuttgart�2010

VON DR.CORNELIA WEIDNER

[email protected] � WWW.PFEIFFER-PIANOS.COM

er Internationale Wettbewerb für Liedkunst Stuttgart, der vom 14. bis 19. September 2010 in der Staat-lichen Hochschule für Musik und Darstellende

Kunst Stuttgart stattgefunden hat, war nicht nur für den Wettbewerbsveranstalter, die Internationale Hugo-Wolf-Akademie, ein voller Erfolg, sondern auch für die Stutt-garter Musikhochschule: Das Preisträgerduo hat an der hiesigen Hochschule studiert bzw. studiert noch dort. Die Mezzosopranistin Annelie Sophie Müller und die Pia-nistin Elif Sahin-Nesweda konnten sich in dem über drei Runden ausgetragenen Wettbewerb gegen über 100 Mitbe-werberinnen und -bewerber durchsetzen, die sich ebenfalls um eine Teilnahme beworben hatten. Von ihnen wurden 28 Liedduos zur ersten Runde eingeladen � und am Ende hatte das Stuttgarter Duo die Nase ganz vorn. Mit einer von der ersten bis zur letzten Runde konstant überragenden Lei-stung konnten die aus Freiburg i. Br. stammende Annelie So-phie Müller und die türkische Pianistin Elif Sahin-Nesweda die hochkarätige sechsköpfige Jury unter dem Vorsitz von Kammersängerin Prof. Brigitte Fassbaender überzeugen.

Annelie Sophie Müller, die von 2006 bis 2010 in der Klasse von Prof. Dunja Vejzovic Gesang studierte und dazu ihren Master Lied bei Prof. Cornelis Witthoefft machte, hat in-zwischen ihr Studium mit Auszeichnung abgeschlossen und sammelt nun im Opernstudio der Komischen Oper Berlin erste Bühnenerfahrung; Elif Sahin-Nesweda schließt ge-rade noch den Master studiengang Lied bei Prof. Cornelis Witthoefft ab. Dem Liedgesang werden beide treu bleiben, schließen sich an den Wettbewerbsgewinn doch einige Kon-zerteinladungen an. So wird das Duo Müller/Nesweda in diesem Jahr bei den Ludwigsburger Schlossfestspielen, dem Festival Mecklenburg-Vorpommern sowie beim Schles-wig-Holstein Musik Festival mit Lied programmen zu hö-ren sein. Und natürlich wird es auch im Programm der In-ternationalen Hugo-Wolf-Akademie noch ein Konzert mit den Preisträgerinnen geben � denn Ziel des Wettbewerbs ist eine nachhaltige und langfristige Förderung und Unterstüt-zung der Preis träger, zu der vor allem auch das Schaffen von Auftrittsmöglichkeiten mit Liedprogrammen gehört.

Ähnlich begeistert wie Publikum und Jury war im Üb-rigen auch die Presse von den beiden charmanten Preis-trägerinnen: Die beiden sind ein formidables Duo, urteilte die Stuttgarter Zeitung. Absolut stilsicher im Repertoire von Mo-zart bis Wolfgang Rihm, nie übermütig oder irgendwie bemüht. Und in den Stuttgarter Nachrichten hieß es: Annelie Sophie

Müller war tatsächlich klasse, sie besitzt eine in allen Bereichen ausgeglichene und klangschöne Stimme, gepaart mit großer Glaub-würdigkeit und Authentizität. Allerdings profitierte sie auch von ihrer Begleiterin Elif Sahin-Nesweda, einem explosiven Tempe-ramentsbündel, die ihrerseits die Lieder ausleuchtete, dass es nur so funktelte. Die erstaunliche Qualität der Wettbewerbsteilnehmer beweist eindeutig: Um die Zukunft der Nischensparte Liedkunst muss man sich keine ernsthaften Sorgen machen.

WWW.IHWA.DE

Cornelia Weidner studierte Germanistik und Musikwissenschaft an

der Universität Hamburg, wo sie 2003 in Neuerer deutscher Literatur

promovierte. Von 2004 bis 2009 arbeitete sie als Dramaturgin und

Projektleiterin bei den Ludwigsburger Schlossfestspielen; seit Mai

2009 ist sie als Geschäftsführerin der Int. Hugo-Wolf-Akademie in

Stuttgart tätig.

D

Page 39: Spektrum_17_SoSe_2011

74 spektrum 17

Was�bleibt?�100�Jahre�Neue�MusikStuttgarter�Musikwissenschaftliche�Schriften�1

VON PROF. DR. ANDREAS MEYER

ie Anfänge der Neuen Musik Schönbergs, Stra-winskys und Debussys liegen heute mindestens 100 Jahre zurück. Und die musikalische Avantgarde

der fünfziger und sechziger Jahre ist ebenfalls längst ein historisches Phänomen. Was bleibt � von der historischen Erinnerung, von Komponisten und Werken, vom Jahrhun-dertanspruch und Mythos der Neuen Musik? Experten aus dem In- und Ausland ziehen eine vorläufige Bilanz, sie ver-

suchen eine Neubewertung und dis-kutieren aktuelle Perspektiven.

Mit Beiträgen von: Gianmario Borio � Hermann Danuser � Diedrich Die-derichsen � Christopher Hailey � Si-mone Heilgendorff � Joachim Kremer � Andreas Meyer � Sointu Scharenberg � Matthias Tischer.

Die Publikation, hervorgegangen aus einer Vortragsreihe der Hochschule für Musik und Darstellende Kunst Stutt-gart im Wintersemester 2008/09, eröffnet die neue wis-senschaftliche Buchreihe der Hochschule, herausgegeben von Andreas Meyer: die Stuttgarter Musikwissenschaftlichen Schriften. Damit werden die vielfältigen wissenschaftlichen Aktivitäten der Hochschule dokumentiert, fachlich aufge-arbeitet und � als lesbare Wissenschaft � dem breiteren Publi-kum präsentiert. Die Reihe ist auch für auswärtige Beiträge geöffnet. Band 2 erscheint 2012 und thematisiert Robert Schumanns Spätwerk für Streicher, weitere Bände über Mu-sikvermittlung sowie Mikrotonalität bzw. historische Stim-mungen sind in Planung.

WWW.SCHOTT-MUSIK.DE

Buchpräsentation �Was bleibt? 100 Jahre Neue Musik�10. Mai 2011, 18 Uhr, Orchesterprobenraum

SommercampOberstdorfer�Musiksommer�2011

VON ROSALINDE BRANDNER-BUCK

ür das vierte Sommercamp vom 31. Juli bis 11. August in Folge kann der Oberstdorfer Musiksommer erneut, dank der Förde-rung durch die Waldburg-Zeil Kliniken, Stipendien zur Teil-

nahme an den Internationalen Meisterkursen zur Verfügung stellen:

� bis zu sechs Stipendien für die Brass-AkademieDen Meisterkurs für Posaune und Brass-Ensemble leitet Prof. Henning Wiegräbe, Stuttgart.

� bis zu vier Stipendien für die Fachbereiche Gesang, Klavier, Streicher, Holzbläser und Kammermusik

Die Dozenten sind: Für Violine Prof. Heime Müller, Berlin; Prof. Eck-hard Fischer, Detmold: Prof. Elisabeth Weber, Lübeck - Viola: Prof. Bar-bara Westphal, Lübeck - Violoncello: Prof. Stephan Forck, Berlin - Kon-trabass: Prof. Günter Klaus, Frankfurt - Klavier: Prof. Konrad Elser, Lübeck - Gesang: Prof. Renée Morloc, Stuttgart - Flöte: Prof. Gaby Pas-van Riet, Saarbrücken - Klarinette: Prof. Fabio di Càsola, Zürich - Kammermusik: Prof. Peter Buck, Stuttgart. Ergänzend dazu wird in dem kostenfreien Workshop Klavierbegleitung die amerikanische Pia-nistin Dianne Frazer mit den Teilnehmern das Kursrepertoire vertiefen.

Im Anschluss an die Meisterkurse vermittelt die Orchester-Akademie Von Finnland bis zu den Alpen wertvolle Impulse im Ensemblespiel. Unter der Leitung von Ekkehard Klemm wird vom 12.-16. August 2011 das Konzert-programm (Sibelius: Cassazione, Bach: Doppelkonzert für Oboe und Vio-line, Strauss: Oboenkonzert, Mozart: Sinfonie g-Moll KV 550) erarbeitet und in drei Konzerten aufgeführt. Den Solistenpart übernimmt die Obo-istin Luise Haugk. Interessierte Studierende und Jungstudenten mit einer gültigen Immatrikulation melden sich bei ihren Professoren der jeweiligen Fakultäten an, die über ihre Teilnahme entscheiden. Erst nach Mitteilung durch die Fakultät über die Stipendiumvergabe melden sich die Teilnehmer im Festivalbüro mit Hinweis auf den Stipendiumplatz an. Grundsätzlich können die Stipendien als Voll- oder Teilstipendium vergeben werden.

WWW.OBERSTDORFER-MUSIKSOMMER.DE

Sei�SoloAm 20. Juli 2011 um 19 Uhr werden Johanne Klein, Luca Bognár, Axel Haase, Frederike von Gagern, Aischa Gündisch, Sophie Wedell und Luisa Höfs aus der Klasse von Prof. Anke Dill die Sonaten und Partiten für Violine von J.S. Bach im Konzertsaal der Musikhochschule zur Aufführung bringen.

Schon dagewesen auf den neu gestalteten Veranstaltungsseiten unserer Homepage? Ein Besuch lohnt sich: WWW.MH-STUTTGART.DE

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D

Page 40: Spektrum_17_SoSe_2011

76 spektrum 17 spektrum 17 77

VeranstaltungsübersichtSommersemester�2011

Hock

am

Turm

25. Juni16-24 Uhr

Musikfest

für die ganze

Familie

EINTRITT

FREI

www.

mh-stuttgart.de

April14.4., 20 UHR, KAMMERMUSIKSAAL

ZwischenRäumeStudierende des Studiengangs Sprech-kunst gestalten einen szenischen AbendLeitung: Frau Wandelt-Voigt

15.4., 20 UHR, KONZERTSAAL

HochschulSinfonieOrchester�Strings & Winds 2011�Ives, Dvorák, Mendelssohn Bartholdy, Mahler, Bernstein, ReedProf. Andra Darzins, Hermann Pallhuber, Leitung

17.4., 17 UHR, KONZERTSAAL

Orgelkonzert am SonntagStudierende der Orgelklassen

29.4., 20 UHR, KAMMERMUSIKSAAL

Strawinsky: Geschichte vom SoldatenManuel Dengler, Leitung

Mai3.5., 16 UHR, KAMMERMUSIKSAAL

Harmoniemusiken & Arrangements für Bläseraus Opern von Mozart, Rossini, Bizet Ulrich Hermann, LeitungKonzertreihe der Landeshauptstadt Stuttgart

8.5. 11, 19 UHR, KONZERTSAAL

AlumniadeEröffnungskonzert mit dem Pianisten Gerhard Oppitz

11.5., 19 UHR, KAMMERMUSIKSAAL

Saphir plus Saphir QuartettStefanie Faber, KlarinetteHaydn, Brahms

14.5., 19 UHR, KONZERTSAAL

Das europäische Lied um 1910Abschied und AufbruchLiedklasse Prof. Cornelis Witthoefft Als Gast: Vinca-QuartetIn Zusammenarbeit mit der Int. Hugo-Wolf-Akademie

17.5., 20 UHR, KONZERTSAAL

Orchesterverein StuttgartBeethoven, BizetWoan Soo Chung, KlavierLeitung: Alexander Adiarte

19.5., 20 UHR, KONZERTSAAL

Legenden aus AnatolienFestakt zum 50-jährigen Bestehen des AnwerbeabkommensIn Zusammenarbeit mit dem Türki-schen Konsulat Stuttgart

19.5., 20 UHR, KAMMERMUSIKSAAL

Carlo Marchione, GitarreCasarini, Jolivet, Bach

20.5., 20 UHR,

ORCHESTERPROBENRAUM

Kaltchev Guitar DuoFeurige Virtuosität auf zwei GitarrenBach, de Fossa, Piazzolla

20.5., 20 UHR, KONZERTSAAL

Take fiveSchostakowitsch, ElgarProf. Anke Dill, Axel Haase, ViolineProf. Stefan Fehlandt, ViolaSebastian Braun, VioloncelloProf. Florian Wiek, Klavier

21.5., 19 UHR, KONZERTSAAL

La Noche de la GuitarraAls Gäste: Johannes T. Kreusch,Tomasz Zawirucha, Jorgos Panetsos Prof. Johannes Monno, Leitung

22.5., 11 UHR, KAMMERMUSIKSAAL

Aleph GitarrenquartettHaas, Smolka u.a.

22.5., 17 UHR, KONZERTSAAL

Orgelkonzert am SonntagStudierende der Orgelklassen

24.5., 19 UHR, KONZERTSAAL

Konzert des Studios für Alte Musik

25.5., 20 UHR, KONZERTSAAL

Stipendiatenkonzert der Gesellschaft der Freunde

27.5., 19 UHR, WILHELMA THEATER

Offenbach: Orphée aux enfersProduktion der OpernschuleMusikalische Leitung: Prof. Per Borin Inszenierung: Bernd SchmittBühne und Kostüme: Kersten PaulsenStudierende der OpernschuleHochschulSinfonieOrchesterPremiere: 27. Mai 2011

Weitere Vorstellungen:29. Mai, 1., 3., 5., 8., 10., 12. Juni

29.5., 19 UHR, KONZERTSAAL

Preisträgerkonzert des Schulmusikerwettbewerbs

Juni1.6., 20 UHR, KONZERTSAAL Gesprächskonzert Vogler-Quartett

2.6., 19 UHR, KONZERTSAAL

Welt der Oper - Opern der Welt Mozart, Massenet,Verdi und WagnerStudierende der Klasse Prof. VejzovicPhilharmonia Chor Leitung: Studenten der Dirigierklassen

4.6., 19 UHR, KONZERTSAAL

Festkonzert 150 Jahre deutsch-japanische FreundschaftDeutsch-japanischer LiederabendYasuko Kozaki, Leitung & Konzeption

5.6.11, 19 UHR, KONZERTSAAL

Stipendiatenkonzertder Studienstiftung des deutschen Volkes

15.-18.6.

Internationaler KongressMikrotonalität Praxis und Utopie

15.6., 18 UHR,

ORCHESTERPROBENRAUM

Konzert gegen unendlichechtzeitEnsembleLeitung: Christof M Löser

15.6., 21 UHR, KAMMERMUSIKSAAL

Arabische NachtTraditionelle Arabische Musik und Klaus Huber Ensemble Al-Kindi;Prof. Andra Darzins, Viola; Prof. Johannes Monno, Gitarre

16.6., 20 UHR, KONZERTSAAL

Konzert open spacesVincentino, Haas, Carrillo u.a.echtzeitEnsemble & Solisten

17.6., 20 UHR, KAMMERMUSIKSAAL

KammerkonzertPlainsound SymphonyPartch, Schweinitz, Foegri, Walter u.a.echtzeitEnsemble & Solisten

Kartenvorverkauf in der Musikhochschule Stuttgart, Urbanstraße 25, 70182 Stuttgart

Montag bis Samstag: 16-19 Uhr Tel. 0711-212 4621Sie können auch bequem Ihre Karten per Mail vorbestellen:

[email protected]

Page 41: Spektrum_17_SoSe_2011

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Öffnungszeiten:Mo - Mi 9-18 Uhr durchgehendDo - Sa nach telefonischer Vereinbarung

Landhausstr.111 (Ecke Schwarenbergstraße)70190 StuttgartTelefon 0711 / 26 14 62Fax 0711 / 28 58 048

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Nelkenstraße 9 ! 70794 FilderstadtTel. 0711/99709 145/46 ! Telefax 0711/99709 [email protected]

18.6., 16 UHR, KONZERTSAAL

Abschlusskonzert MikrotonalitätStirling Ensemble StuttgartechtzeitEnsemble StuttgartChristof M Löser, Leitung

19.6., 17 UHR, KAMMERMUSIKSAAL

150 Jahre deutsch-japanische FreundschaftLeitung & Konzeption: Yasuko Kozaki

25.6., 16-24 UHR

Hock am Turm 2011mit Klassik, Jazz, Theater & mehrDas Musikfest im Herzen der Kulturmeile für die ganze Familie!

26.6., 17 UHR, KONZERTSAAL

Orgelkonzert am SonntagStudierende der Orgelklassen

Mit der Künstlervermittlung der Musikhochschule Stuttgart steht Studierenden, Ehemaligen und Do-zenten der Hochschule eine professionelle Agentur zur Verfügung, die Auftritte für die musikalische und künstlerische Umrahmung zahlreicher Anlässe vermittelt. Zu ihren Kunden gehören neben privaten Veranstaltern auch eine Vielzahl von Wirtschafts-unternehmen aus Stuttgart und der Region sowie Kulturinstitutionen, Museen und öffentliche Einrich-tungen. Derzeit ist eine eigene Webseite der Künst-lervermittlung in Arbeit, auf der sich Veranstalter

Juli1.7., 20 UHR, KONZERTSAAL

Dirigentenpodium BW & Stuttgarter PhilharmonikerRimski-Korsakow, Wagner, StrawinskyLeitung: Dirigierstudierende der baden-württembergischen Musikhochschulen

5.7., 20 UHR, KONZERTSAAL

GesangsabendStudierende der Klasse Prof. Ulrike Sonntag

5.7., 20 UHR, KAMMERMUSIKSAAL

Solistenklasse AbschlussprüfungWoan-Soo Chung, KlavierKlasse Prof. Ratusinski

über das vielfältige Angebot informieren können und die in Kürze auf der neuen Onlinepräsenz der Hoch-schule über einen Link zu finden sein wird. Darüber hinaus steht das Team der mh-stuttgart GmbH Veran-staltern wie interessierten Künstlern der Hochschule, die in die Vermittlungskartei aufgenommen werden möchten, jederzeit gerne beratend zur Seite.

Corinna Reimold, Geschäftsführerin Tel. 0711-2124649 - Fax 0711-2124639Mail: [email protected]

Die�Künstlervermittlung�

7.7., 20 UHR, KONZERTSAAL

Der König und die KöniginWerke für Trompete und OrgelStudierende der Klassen Prof. Bauer und Prof. Lohmann

20.7., 19 UHR, KONZERTSAAL

Sei Solo - Bach-PartitenStudierende der Klasse Prof. Dill

Änderungen vorbehalten!

DETAILLIERTE INFORMATIONEN

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SIE AUF UNSERER NEU GESTALTE-

TEN HOMEPAGE:

WWW.MH-STUTTGART.DE

Page 42: Spektrum_17_SoSe_2011

Prof. Dr. Werner Heinrichs

Prof. Dr. Werner Heinrichs - [email protected]

Prof. Dr. Hendrikje Mautner-Obst - [email protected]

Kathrin Koch - [email protected]

Prof. Mini Schulz - [email protected] (Themenschwerpunkt)

Kathrin Koch - [email protected]

Patrick Bebelaar, Christoph Beck, Prof. Peter Buck, Prof. Anke Dill,

Simone Enge, Prof. Jürgen Essl, Josephine Geipel, Ulrich Gutscher,

Prof. Dr. Werner Heinrichs, Dr. Christian Hörburger, Madlen Kanzler,

Kathrin Koch, Prof. Bernd Konrad, Ulrich Kriest, Prof. Dr. Joachim Kremer,

Prof. Dieter Kurz, Gisela Lohmann, Prof. Angelika Luz,

Prof. Dr. Hendrikje Mautner-Obst, Prof. Dr. Andreas Meyer,

Prof. Piet Meyer, Prof. Johannes Monno, Prof. Annegret Müller,

Hermann Pallhuber, Prof. Pia Podgornik, Corinna Reimold,

Prof. Dr. Sointu Scharenberg, Wolfgang Schmid, Bernd Schmitt,

Prof. Mini Schulz, Prof. Rainer Tempel, Dr. Erich Weinreuter,

Paul Woog, Frederick Zeugke

Dr. Dietrich Birk, Rosalinde Brandner-Buck, Prof. Till Brönner,

HG Clemens, Klaus Doldinger, Hellmut Hattler, Prof. Michael Huthmann,

Vincent Klink, Andreas Kreißig, Dr. Peter Rückert, Frank Sikora,

Werner Stiefele, Dr. Cornelia Weidner

Kathrin Koch - [email protected]

Gertrud Mezger - [email protected]

Staatliche Hochschule für Musik und Darstellende Kunst Stuttgart

Urbanstraße 25 - 70182 Stuttgart - www.mh-stuttgart.de

Herausgaber

Redaktion

Redaktionsleitung &

Gestaltung

Autoren

Gastautoren

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Kontakt &

Vertrieb

Titelumschlag

Titelfoto

Fotos

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Auflage

Erscheinungsweise

Vorschau 18

Agentur twist - Uli Korn

www.lets-twist.de

Wolf-Peter Steinheißer

www.mediaandmore.net

Tanja Dorendorf (52), Dominik Eisele (50), FantaVier (40),

Mathias Hangst (30), Hochschule der Medien (9), Kumpf (19, 20),

Christoph Kalscheuer (54, 61), Rainer Möller (39, 72),

Rudi Rach (1, 8, 46, 76, 78), Felix Sauter (25),

Johannes Schaugg (1, 48, 49, 52, 59), Wolf-Peter Steinheißer (31, 36),

Hans-Dieter Teschner (80), Wolf Martin Wagner (14).

CTP-Team Schwaben - Hubert Esch

www.ctp-team-schwaben.de

3.500 Exemplare

Spektrum erscheint halbjährlich

Redaktionsschluss: 27. Juni 2011

Anzeigenschluss: 18. Juli 2011, Erscheinung: Oktober 2011

Nutzen Sie auch die Online-Ausgabe des Spektrum.

Unter www.mh-stuttgart.de/hochschule/spektrum

finden Sie alle Beiträge dieses Heftes.

Hochschuleigene Beiträge bei Quellenangabe zum Nachdruck frei!

Die Redaktion behält sich vor, eingegangene Texte

zu kürzen und redaktionell zu bearbeiten.

ISSN 1868-1484 / Stuttgart im April 2011

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� Kompetentweitere Informationen im Internet unter: http://www.linsner.de oder per Email: [email protected]

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