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FORSCHUNGSINSTITUT FÜR ÖFFENTLICHE VERWALTUNG BEI DER HOCHSCHULE FÜR VERWAL TUNGSWISSENSCHAFTEN SPEYER Thomas Gensicke MENTALITÄTSENTWICKLUNGEN IM OSTEN DEUTSCHLANDS SEIT DEN 70ER JAHREN Vorstellung und Erläuterung von Ergebnissen einiger empirischer Untersuchungen in der DDR und in den neuen Bundesländern von 1977 bis 1991 / Teilstudie im Rahmen des Forschungsprojektes "Beobachtung und Verknüpfung grundlegender Wertwandlungstendenzen gegenüber Staat. Politik und Gesellschaft" SPEYERER 109 FORSCHUNGSBERICHTE ISSN 0179 -2326

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FORSCHUNGSINSTITUT FÜR ÖFFENTLICHE VERWALTUNG BEI DER HOCHSCHULE FÜR VERWAL TUNGSWISSENSCHAFTEN SPEYER

Thomas Gensicke

MENTALITÄTSENTWICKLUNGEN IM OSTEN DEUTSCHLANDS SEIT DEN 70ER JAHREN

Vorstellung und Erläuterung von Ergebnissen einiger empirischer Untersuchungen

in der DDR und in den neuen Bundesländern von 1977 bis 1991

/

Teilstudie im Rahmen des Forschungsprojektes "Beobachtung und Verknüpfung grundlegender Wertwandlungstendenzen gegenüber Staat. Politik und Gesellschaft"

SPEYERER 109 FORSCHUNGSBERICHTE

ISSN 0179-2326

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Thomas Genslcke

Mentalitätsentwicklungen im Osten Deutschlands seit den 70er Jahren

Vorstellung und Erläuterung von Ergebnissen einiger empirischer Untersuchungen in der DDR und in den neuen Bundesländern von 1977 bis 1991

Speyerer Forschungsberichte Nr. 109

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Thomas Gensicke

MENT ALITÄTSENTWICKLUNGEN IM OSTEN DEUTSCHLANDS

SEIT DEN 70ER JAHREN

Vorstellung und Erläuterung von Ergebnissen einiger empirischer Untersu­

chungen in der DDR und in den neuen Bundesländern von 1977 bis 1991

Teilstudie im Rahmen des Forschungsprojektes "Beobachtung und Verknüpfung grundle­

gender Wertwandlungstendenzen gegenüber Staat, Politik und Gesellschaft"

3., unveränderte Auflage

FORSCHUNGSINSTITUT FÜR ÖFFEN11...JCHE VERWALTUNG

BEI DER HOCHSCHULE FÜR VERWALTUNGSWISSENSCIL\FTEN SPEYER

1992

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Projektleiter: Univ.-Prof. Dr. Helmut Klages

Projektbearbeiter: Dipl.-Phil Thomas Gensicke

Drucl<: und Verlag­

FORSCHUNGSINSTITUT FUll ÖFFENTLICHE VERWALTUNG

Alle Rechte vorbehalten

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V

VORBEMERKUNG

Die nachfolgende Studie entstand innerhalb der Anschubphase des vom BMFT geför­

derten Projektes "Beobachtung und Verknüpfung grundlegender Wertwandlungstendenzen

gegenüber Staat, Politik und Gesellschaft".

Als Voraussetzung für die im Rahmen des Projektes geplante vergleichende empirische

Beobachtung von Wertwandlungstendenzen im Osten und Westen Deutschlands wird ver­

sucht, anhand von noch in der ehemaligen DDR erhobenen Daten zu Werten und Einstel­

lungen die subjektive Ausgangssituation in der DDR vor der deutschen Einigung zu skizzie­

ren. Weiterhin wird die unmittelbar danach erfolgte Entwicklung in den neuen Bundeslän­

dern kurz beschrieben.

Es soll folgendes rekonstruiert werden: Gab es in der DDR Anzeichen eines Wertewan­

dels von Pflicht- und Ak_zeptanzwerten zu Selbstentf~1tungswerten wie in der Bundesrepu­

blik und anderen modernen Industriestaaten? Trug dieser Wandel zum Sturz des SED-Re­

gimes bei? Wie sind die Ostdeutschen auf eine moderne Leistungsgesellschaft eingestellt?

Welche subjektiven Entwicklungen können in Zukunft erwartet werden?

Die vorliegende Studie ist als Beitrag zur Aufarbeitung und Dokumentation von soziolo­

gischen Forschungsergebnissen aus der ehemaligen DDR gedacht.

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VII

INHALTSVERZEICHNIS

1. Probleme der empirischen Wert· und Mentalitätsforschung zur DDR-Geschichte .„.„ .... „.„ ............. „.„.„.„ ........... „.„.„.„.......... 1

2. Empirische Wert- und Mentalitätsforschung in der DDR .... „ ..............•..•..•... „.............. 2

2.1 Meinungsforschung in der DDR? .. „ .. „.„ .. „.„.„.„.„.„.„............................................... 2

2.2 In welcher Form liegen die Daten vor? „„ ........... „.„ ................................................... 4

2.3 Was läßt sich über die Stichproben der Untersuchungen aussagen? ........................................................ „ .... „........................... 4

2.4 Warum gab es in der DDR keine repräsentative Meinungsforschung? ................. „ ................................................... „.... 9

2.5 Haushalts- und Berufstätigenuntersuchungen .................... „ ..•..................•..• „ •......... 10

2.6 Wie kann man erfolgreich mit den empirischen Daten aus der DDR-Forschung arbeiten? ................................................................ „ 12

3. Ergebnisse der Wert- und l\rlentalitätsforschung i..1 der DDR: Vorstellung der Daten .„.„.„ .................. „ .... „......................................................................... 13

3.1 Berufstätigenuntersuchung IU88: Ein aufschlußreiches Stimmungsbild vom Vorabend der ostdeutschen Revolution .... „ ........................• „ 13

3.2 Haushaltsuntersuchung SD 87: Von "revolutionärer" Stimmung ist noch nicht viel zu spüren ............... „.„ ................................................. „ 18

3.3 Berufstätigenuntersuchung Frieden'87: Ein Dokument des Generationenumbruchs in der DDR „.„.„„.„ ............ „„.„ ........ 20

3.4 Berufstätigenuntersuchung U77: Als die sozialistische Welt noch in Ordnung war .. „ ...................... „ ... „ ............. „.„.„„ ....... „ ...... „ ...... „.„ ........ 26

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3.6 Die Entwicklung der DDR-Identität und der Haltung der Ostdeutschen zum Sozialismus „ .. „„.„„.„ ....... „ .. „.„„.„.„ ....... „„.„„.„ .. „ ........ „„.„ 38

3.7 Lebenswerte in der DDR der 80er Jahre .............. „„.„.„ .. „ ........... „„ .. „.„.„ ........... „. 42

3.8 Versuch einer "Feinanalyse" der subjektiven Hintergründe der ostdeutschen Revolution .............. „ .........................•..•........................•................... 46

3.9 Ende 1990: Das Pendel schlägt zurück -Stärkung konservativer und Wiederbelebung sozialer Werte .„ .......... „„.„.„.„.„ .... 50

4. Was kann man auf Grund der alten und neuen Daten für die Zukunft erwarten? ................... „„ ....................... „ ... „„ .............................................. 53

4.1 Erste Trends der subjektiven Entwicklung nach der Wende ............................ „.„ .. 53

4.2 Berufliche Flexibilität als Voraussetzung für eine aktive Teilnahme der Ostdeutschen am wirtschaftlichen Aufschwung .................. „.„.„ ... 55

4.3 Die Wertesituation in der Jugend ..... „.„ .. „.„.„ ................... „.„„„ .. „ ................. „.„„.„. 57

S. Schluß .... „ .„ ............................... „.„.„ .................................................................. „ .................... 61

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VIII

Anhang/Tabellen ......................... „.„ .•..•..•..••..•..•...•.............................................•.•..•...................... 63

Fragebogen zur Berufstätigenuntersuchung IU88 (1088/89) ......................................... „ •....•. 85

Literaturverzeichnis .. „.„.„.„.„.„ ...•..•............•...........................................•....••.•..•..•.•.. „ ........... „ .... 97

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MENTALITÄTSEN1WICKLUNGEN IM OSTEN DEUTSCHLANDS SEIT DEN

70ER JAHREN

Vorstellung und Erläuterung von Ergebnissen einiger empirischer Untersuchungen in der

DDR und in den neuen Bundesländern von 1977 bis 1991

1. PROBLEME DER EMPIRISCHEN WERT- UND MENTALITÄTSFORSCHUNG

ZUR DDR-GESCHICHTE

Folgende Fragen bewegen den empirisch orientierten Wert- und Einstellungsforscher

heute:

Gab es in der DDR empirische Untersuchungen, anhand derer die subjektive Ent­

wicklung in der DDR dargestellt werden kann? Welche Qualität haben diese Untersu­

chungen?

Wurden aussagekräftige Indikatoren verwendet, wurden die Probanden zu systemkon­

formen Aussagen genötigt?

In welcher Form liegen die Daten heute vor (als PC-Diskette, Datenband, Computer­

auszüge, Tabellenwerke, Forschungsberichte etc.)?

Wie groß waren die Stichproben, entstrachen sie einigermaßen der Struktur der Bevöi­

kerung, kann man von daher allgemeine Aussagen über Mentalitätsentwicklungen er­

warten?

Kann man aus diesen Erhebungen etwas über einen Wertewandel von Pflicht- und Ak­

zeptanzwerten zu Selbstentfaltungswerten, von idealistisch-sozialistischen zu individua­

listischen und bürgerlichen Werten erfahren? Ist aus den Daten abzulesen, ob und wie

solche subjektiven Wandlungen den Untergang des sozialistischen Systems in der DDR

vorbereiteten ?

Dieser Forschungsbericht versucht auf solche Frage Antworten zu geben. Er konzen­

triert sich auf den Zeitraum von 1977 /78 bis 1989, vom einem Zeitpunkt der höchsten Ak-

zeptanz des sozialistischen DDR-Systems durch die Bevölkerung bis hin zur revolutionären

Opposition im unmittelbaren Vorfeld der Wende. Anschließend werden noch erste Ent­

wicklungen nach der Wende dokumentiert.

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Es v,'erden VOi allem Untersuchungen der ehemaligen Akademie für Gesellschafts,vis-

senschaften (im folgenden AfG) aufgearbeitet, weiterhin Untersuchungen der Akademie

der Wissenschaften (im folgenden AdW), die in Kooperation mit dem ehemaligen Zentral­

institut für Jugendforschung Leipzig (im foigenden ZIJ) und der Hallenser Martin-Luther­

Universität durchgeführt wurden. Gelegentlich wird auf Ergebnisse anderer in dieser Studie

nicht ausführlich besprochener DDR-Untersuchungen zurückgegriffen, um das Bild zu ver­

vollständigen.

Im Mittelpunkt stehen die Untersuchungen der AfG, wo ich am Ende des Jahres 1989

noch einige Monate arbeitete. Deshalb kenne ich noch Kollegen, die an jenen Untersu­

chungen beteiligt waren. Außerdem konnte ich das Archiv der aufgelösten AfG nutzen, wel­

ches durch eine Nachfolgeeinrichtung, das Institut für Sozialdatenanalyse (ISDA), über­

nommen wurde. Die meisten AfG-Untersuchungen waren Berufstätigenbefragungen, so

daß vergleichbare Populationen befragt und ähnliche Indikatoren verwendet wurden.

2. EMPIRISCHE WERT- UND MENTALITÄTSFORSCHUNG IN DER DDR

2.1 Meinungsforschung in der DDR?

In der DDR wurden erste empirische Untersuchungen zu subjektiven Problemen bereits

in den 50er Jahren durchgeführt. Walter Friedrich, der spätere Leiter des ZIJ Leipzig, be­

fragte z.B. Ende der 50er Jahre Schüler, Berufsschüler und Studenten zu Lebenszielen. Die

Stichproben waren jedoch relativ klein. Anfang der 60er Jahre wurde das ZIJ Leipzig ge­

gründet. Man begann seit 1962 mit Erhebungen bei Populationen mit Tausenden von Ju­

gendlieben. Jedoch waren die Indikatoren in dieser Zeit z.T. noch stark ideologisch geprägt

("Wer sind die Feinde des werktätigen Volkes der DDR?").

Daneben wurden jedoch eine Reihe interessanter Fragen gestellt, die für die 60iger

Jahre sogar Zeitreihen gestatten. Anhand der Antworten z.B. auf die Frage: "Wenn Sie

selbst Lehrer wären, würden sie handeln wie ihr jetziger Klassenleiter?", zeigte sich von

1962 bis 1969 stetig wachsende Kritik unter den befragten Jugendlichen. (Siehe im Anhang

auch weitere Zeitreihen)

In den 60er Jahren begannen auch an dei AFG giößere empirische Eihebungen, deien

Hauptfeld die Arbeitswelt in Industrie, Dienstleistung und Landwirtschaft war. Als subjek­

tive Indikatoren wurden etwa die Arbeitszufriedenheit, die Wichtigkeit von und die Zufrie-

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denheit mit Arbeits- und Lebensbedingungen und die subjektive Arbeitsplatzeinschätzung

gemessen. Weiterhin sollten die Befragten beurteilen, wie sich der wissenschaftlich-techni­

sche Fortschritt in der DDR entwickelte und in welchem Maße die Führung ihre Aufmerk­

samkeit auf wichtige gesellschaftliche Probleme legte.

Ab Ende der 60er Jahre wurden die Ergebnisse empirischer Untersuchungen in der

DDR endgültig zur Geheimsache erklärt. Daten wurden nur noch sehr spärlich und nicht

sehr aussagekräftig veröffentlicht.

Die Geheimhaltungspraxis hatte paradoxerweise den Vorteil, daß die einmal erhobenen

Daten deswegen auch nicht manipuliert wurden, da sie ja doch nur wenigen Funktionären

und Wissenschaftlern zugänglich waren. Lizensierend wurde von vornherein in die Gestal­

tung der Fragebögen und die Auswahl der Fragen eingegriffen. War diese selektierende

Hürde genommen, gab es keine Veränderungen mehr am Frageprogramm und an den Er­

gebnissen. Sicherlich wurden für die Präsentation bei höheren Parteigremien des öfteren

ideologisch unangenehme Ergebnisse geschönt. Das hatte aber auf die einmal gewonnenen

Urdaten - auf die ich mich in diesem Bericht beziehe - keinen Einfluß.

So können diese Daten als verläßlich angesehen werden. Die Erhebungsmethoden waren

so gestaltet, daß man kaum von ideologischen Manipulationen auszugehen braucht. Es

wurde schriftliche, standardisierte Befragungen und mündliche face to face Interviews

durchgeführt. Bei der Auswertung der Ergebnisse blieb die Anomymität der Probanden ge­

wahrt.

Wissenschaftler, die damals Befragungen durchführten, berichteten mir übereinstim­

mend davon, daß die Berufstätigen solchen Untersuchungen sehr positiv und

aufgeschlossen gegenüberstanden. Da in der DDR keine kritische Medienöffentlichkeit die

Probleme der Menschen formulierte, waren die Befragten froh, daß ihre Meinungen und

Probleme wenigstens auf diesem "Kanal" Gehör fanden. Dabei waren sie sich bewußt, daß

ihre Aussagen, wenn auch in anomymer Form höhere Leitungsebenen und Parteistellen

erreichten. Vielleicht ändert sich ja auf diesem Wege endlich mal etwas, war eine

verbreitete Meinung.

Allerdings ist bei der Interpretation der Ergebnisse immer dann Vorsicht geboten, wenn

allzu abstrakte und plakativ-ideologische Fragen gestellt wurden. Dann verweigerten die

Probanden oftmals in großer Zahl die Antwort. Andere stimmten den Vorgaben eher aus

pragmatischen Gründen zu. Das war z.B. der Fall, als 1977 alternativ nach der Sicherheit

der Arbeitsplätze und dem Wohlstand im "Sozialismus" und im "Kapitalismus" gefragt

wurde. Hier verweigerten jeweils 20-24% der Befragten beim Urteil über den "Kapitalis-

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mus" die Antwort, ein weiteres Viertel wich auf die Vorgabe "teils-teils" aus. Hinsichtlich

"Sozialismus" gab nur wenige Verweigerungen und klarere Antworten.

Mit den eher ideologisch beeinflußten Ergebnissen kann man sicher weniger anfangen.

Es wurde aber auch danach gefragt, wie wichtig den Befragten "Selbständigkeit", "Abwechs­

lung" und "Kollegialität" in der Arbeit und wie zufrieden sie damit waren. Hier ergaben sich

insbesondere im Zeitvergleich interessante Entwicklungen. Es finden sich eine Reihe sol­

cher aussagekräftiger Indikatoren in den Untersuchungen.

2.2 In welcher Form liegen die Daten vor'?

Nach meiner bisherigen Kenntnis liegen nur noch die AFG-Untersuchungen vom Ende

der 80er Jahre als maschinenlesbare Daten vor, und zwar als SPSS-Großrechnerdateien.

Das betrifft IU88 und SD87. Alle älteren Untersuchungen können im ISDA-Archiv als (um­

fangreiche) Computerauszüge eingesehen werden, weiterhin in Form von Forschungsbe­

richten und Studien. Dort gibt es auch Fragebögen und erläuterndes Material zur Anlage

und Durchführung der Untersuchungen.

Die ADW-Untersuchungen Frieden'87 und WITAL'83 liegen als SPSS-Dateien im ZA

Köln vor. Es ist jedoch nicht ausgeschlossen, daß für die älteren Untersuchungen der AFG

noch Datenbänder oder Disketten aufzufinden sind. Das müssen weitere Recherchen zei­

gen. Die Rechnerauszüge im ISDA-Archiv lassen vollständige Auswertungen für die jeweili­

gen Gesamtheiten der Befragten in Form von Frequenztabellen mit Mittelwerten und ande­

ren statistischen Optionen zu, desweiteren Auswertungen für die sozialen, Bildungs-, Quali­

fikations- und Altersgruppen anhand von Kreuztabellen sowie Auswertungen nach Teilpo­

pulationen (Stadt, Land, Regionen etc.).

2.3 Was läßt sich über die Stichproben der Untersuchungen aussagen?

In der folgenden Tabelle 1 möchte ich zunächst alle Informationen vorstellen, die ich zur

Kennzeichnung der Stichproben jener Untersuchungen gefunden habe, aus denen ich Er­

gebnisse in dieser Studie dokumentieren und besprechen will.

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Die Untersuchungen werden jeweils mit einem Kurznamen benannt.

AFG - Akademie für Gesellschaftswissenschaften Berlin

- U77

- IU88

- SD87

ADW

- WITAL'83

- Frieden'87

Annäherung der Klassen und Schichten bei der weiteren Gestaltung

der entwickelten sozialistischen Gesellschaft in der DDR (Berufstäti­

ge), 1977 - Anfang 1978

Wissenschaftlich-technischer Fortschritt - Arbeit - Sozialstruktur

- Persönlichkeit, (Berufstätige), 1988 - Anfang 1989

Sozialstruktur und Lebensweise in Städten und Dörfern (Haushalte),

II.-IV.Quartal 1987

- Akademie der Wissenschaften der DDR Berlin

Wissenschaft - Technik - Aktivität - Leistungsverhalten (Berufstä­

tige), 1983

Friedensengagement und Leistungsverhälten junger Produzenten,

Nov.1987

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Tabelle 1

Stichprobenbeschreibungen empirischer Untersuchungen in der DDR

SD87 IU88 FRIEDEN'87 WITAL'83 U77

Probanden 3932 1376 1900 1097 5712

gewichtet 837 2352

Durchschnittsalter 42.8 36.7 32.3 35.8 37.6

Geschlecht

Mann 48.2 68.0 63.0 77.7 55.1

Familienstand

verheiratet 68.8 62.9 62.2

verheiratet/Lebensgem. 79.0

Lebensgemeinschaft 3.8 8.2 5.8

ledi 19.8 20.8 24.0

geschieden 2.1 6.9 7.0

verwitwet 5.6 1.2 1.0

ledig/ gesch./verw. 21.0

Höchster Schulabschluß

unter 8.Klasse 4.5 6~1 3.0 5.5

8.Klasse 46.8 36.3 21.0 52.9

10.Klasse 39.8 48.1 59.0 34.1

Abitur 8.9 9.5 17.0 7.5

Erwerbstätigkeit

voll 63.7 95.5 97.0 90.9 teil 9.7 4.5 3.0 9.1

Soziale Struktur

Arbeiter 30.6 47.0 55.1

Angestellte 28.3 45.0 35.5

Bauern /Selbstä.etc. 11.0 9.4

Sonstige 30.0 8.0

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Tabelle 1 - Fortsetzung 1

SD8i

Produktion. __________ _

Leiter ____________ _

Sonstiges. ___________ _

Höchste Qualifikation

kein Abschluß

Teilfach· /Facharbeiter

Meister /Techniker

Fachschule

Hochschule

Vorhandene Qualifikationen

keinen/ sonstigen 18.1

Un- /Angelernter

Beruf /Facharbeiter 57.1

Teilfacharbeiter

Facharbeiter 2jähri

mehr als 2j

mehrere

Meister 5.4

Ingenicur-/Fachschule 13.1

Hochschule 6.1

Zusatzqualifikation

iU88

57.6

13.7

28.8

23.3

10.0

58.3

28.4

13.4

11.7

10.0

6.1

34.8

FRIEDEN'Si \\i1TAL'83 U77

47.0

15.0

38.0

4.0

61.0

9.0

16.0

10.0

54.8

10.0

35.2

7.2

71.1

6.3

10.8

4.6

7

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Tabelle 1 - Fortsetzung 2

SD8i iU88 FRIEDEN'87 \\1TAL'83 U77

Gemeindegrößen

-2000 28.9 7.0

2-20.000 18.1

2-100.000 91.0

20-100.000 18.1

100.000+ 32.4 2.0

Großstadt/Rand 40.7

Mittelstadt 14.0

Kleinstadt 18.4

Dorf 27.0

Haushaltsgößen

1 Person 5.3 8.7 6.0

2 23.0 27.0 19.8

3+4 59.8 54.8 59.3

5+ 11.9 9.5 15.0

Wirtschaftssektoren

Primärer 21.1 20.8

Sekundärer 36.3 73.9 77.2

Tertiärer 42.7 5.4 22.8

Parteimitglieder 22.7 16.7

SED 21.5 26.0 23.5

Blockpartei 6.0 3.0 3.9

Regionen Neubrand., viele Frankf., Frankf. Dresden

(Bezirke, Länder) K-M-St. Halle Potsdam,

Dresden Berlin

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2.4 Warum gab es in der DDR keine repräsentative Meinungsforschung?

rung angelegt, obwohl ihnen zum Teil hohe Probandenzahlen zugrundeliegen. So erfaßte

die Haushaltsuntersuchung SD87 die Probandenzahl von 3932 Personen, kann jedoch durch

ihre Überrepräsentanz im ländlichen Raum den Kriterien der Repräsentativität nicht ge­

recht werden. (SD87 war auch zur Erforschung von Problemen ländlicher Räume und klei­

nerer Siedlungen gedacht.)

Zwar wird das Durchschnittsalter der Bevölkerung ebenso wie die Geschlechter-Vertei­

lung annähernd richtig abgebildet. Doch in der Struktur des Familienstandes zeigt der ge­

ringe Anteil der Geschiedenen die ländliche Charakteristik an. Das wird weiterhin durch

den geringeren Anteil höherer Bildungsabschlüsse, der Angestellten, höherer Qualifikatio­

nen und den höheren Anteil des primären Sektors und von größeren Mehrpersonenhaus­

haiten deutlich.

Dem Mangel an Repräsentativität liegt ein allgemeines Problem empirischer Forschung

in der DDR zugrunde. In der westlichen Forschung ist man weitgehend daran interessiert,

aufgrund repräsentativer Stichproben allgemeingültige Aussagen über die jeweils unter­

suchte Population zu machen. Vor allem deshalb, weil man davon ausgeht, daß die gesell­

schaftlichen und mentalen Strukturen sich stetig ändern.

Will man diese Änderungen im Zeitverlauf messen, braucht man einen Maßstab, an dem

man die konstanten von den beweglichen Faktoren unterscheiden kann. Ausgebend von ei­

nem repräsentativen Urmeßpunkt kann man die Richtung der folgenden Veränderungen

beurteilen. Vor der "Folie" einer sich nur langsam ändernden objektiven Struktur, lassen

sich die "schwankenden" subjektiven Entwicklungen einordnen. Da vieles nicht vorausseh­

bar ist, ist ein fester "repräsentativer" Rahmen nötig, um das Fluktuierende in ein bestimm­

tes Koordinatensystem zu bringen. Doch auch dieser Rahmen muß ständig den Entwicklun­

gen angepaßt werden. Daher versucht man bei der Erstellung der Stichproben durch Zu­

fallsverfahren zu vermeiden, von vornherein Regelmäßigkeiten in die Untersuchungen her­

einzutragen.

Anders in der DDR: Hier gab es ideologische Restriktionen, die eine repräsentative

Meinungsforschung behinderten. Laut dem Marxismus wurde offiziell eine unveränderliche

soziale Grundstruktur bzw. ein sozialer Generaltrend in eine vorgegebene Richtung postu­

liert. Eine realistische Sozialstatistik hätte demgegenüber das peinliche Resultat erbracht,

daß auch im Sozialismus die "führende" Arbeiterklasse deutlich zugunsten der Angestellten-

schaft i.-n Schwinden begiiffen war. Hätte man die Entwicklung dei \1/erte und der Stiiu-

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mungen in der Bevölkerung repräsentativ über Jahre verfolgt, wäre man unerwünschter­

weise auf viele und wachsende Anzeichen von Unzufriedenheit in der DDR-Gesellschaft

gestoßen.

Die Repräsentativität und damit allgemeine Geltung der Befunde hätte "wegerklärende"

Strategien durch die Partei erheblich erschwert. So konnte immer behauptet werden, daß

bestimmte Probleme nur zeitweilig, nur in einigen Regionen oder nur in sozialen Unter­

gruppen auftraten etc.

Ein weiteres Problem der empirischen Forschung in der DDR bestand darin, daß die so­

ziologische Forschung in großem Maße arbeitszentriert war. Der ''werktätige Produzent"

stand im Mittelpunkt des Interesses und die Frage, wie er noch effektiver funktionieren

könnte. Probleme von 1'Randgruppen11, wie z.B. von Rentnern blieben daher unterbelichtet.

Zum anderen war die Meinung weitverbreitet, daß Meinungsforschung lediglich das "nur

Subjektive" abbilde, welches an sich kein größeres Interesse habe. Objektivismus und De­

terminismus waren damit ein weiteres Hindernis für eine realistische Meinungsforschung in

der DDR.

Diese ideologische Beschränkung der empirischen Forschung macht es schwierig, aus

den in der DDR gewonnenen Daten Allgemeines für die DDR-Bevölkerung zu entnehmen

oder gar Zeitvergleiche anzustellen. Daß in dieser Hinsicht dennoch einiges möglich ist,

verdanken wir der praktischen Undurchführbarkeit jener ideologischen Leitsätze und jenen

Forschern, die es immer wieder verstanden, die Stichproben einigermaßen aussagekräftig

zu gestalten. Wie man trotz aller Probleme mit den Daten der DDR-Untersuchungen arbei­

ten kann, werde ich anhand der nachher vorgestellten Daten erläutern.

2.5 Haushalts- und Berufstätigenuntersuchungen

Gehen wir zurück zu Tabelle 1. Es fällt zunächst der Unterschied zwischen zwei Haupt­

typen von Untersuchungen auf: SD 87 ist eine Haushaltsuntersuchung. Dagegen sind U77,

WITAL'83, Frieden'87 und IU88 Berufstätigenuntersuchungen. Daraus erklärt sich das we­

sentlich geringere Durchschnittsalter dieser Populationen. Denn naturgemäß fehlen in Be­

rufstätigenuntersuchungen die Rentner. Deshalb ist auch die Kategorie "verwitwet" gering

besetzt.

Da die mittleren und höheren Bildungsabschlüsse (10.Klasse und Abitur) bei den jünge­

ren Teilen der Bevölkerung konzentriert sind, kommen sie auch in IU88 stärker vor, insbe­

sondere jedoch in Frieden'87, deren Population auch für ein Berufstätigensample zu jung ist

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11

(da hier vorrangig Jugendprobleme analysiert wurden). Der Zuwachs an höheren Bildungs­

abschlüssen in den Berufstätigenpopulationen von IU88 und Frieden'87 gegenüber U77

dürfte dem zeitgeschichtlichen Effekt der Expansion höherer Bildungsabschlüsse in der

DDR zuzuschreiben sein. Daß in IU88 zu wenig Abiturabschlüsse vorkommen, dürfte dem

in der Stichprobe überhöhten Anteil der Beschäftigten im unmittelbar produktiven Sektor

geschuldet sein.

Ein weiterer Unterschied zwischen den Haushalts- und Berufstätigenuntersuchungen be­

steht in dem übergroßen Männeranteil bei U77, WITAL'83, Frieden'87 und IU88. Das hat

seine Ursache in dem hohen Anteil der in der Produktion Tätigen in den Berufstätigenun­

tersuchungen. Frauen waren in der DDR jedoch vor allem in Verwaltung und Dienstlei­

stung beschäftigt. In dem gewichteten Sample von U77, das ein annähernd realistisches Bild

der Berufstätigenverteilung in den jeweiligen Bereichen anstrebte, ist daher der Frauenan­

teil vergleichsweise noch am höchsten.

Die Altersunterschiede zwischen den Berufstätigenuntersuchungen und SD87 spiegeln

sich auch in der Familienstandsverteilung der Stichproben wider. In den Berufstätigenpo­

pulationen erreichen die Geschiedenen deutlich höhere Anteile und sind die Verheirateten

weniger vertreten als in SD87. Da in Haushaltsuntersuchungen auch die jeweils vorhan­

denen Kinder einbezogen sind, hält sich der Ledigenanteil in SD87 die Waage mit IU88, in

Frieden'87 ist er höher aufgrund der jüngeren Population.

Neben der Zunahme höherer Qualifikationen und Bildungsabschlüsse zeigt sich ein wei­

terer zeitgeschichtlicher Effekt anhand der Veränderungen im Familienstand. Der Anteil

der Ledigen, Geschiedenen und Verwitweten (zusammengerechnet) ist von U77 21 % auf

29% in IU88 angewachsen, was dem gestiegenen Heiratsalter und der gewachsenen Schei­

dungsquote geschuldet sein dürfte. Dieser Effekt wird anhand der Haushaltsstruktur bestä­

tigt. Der Anteil der 1- und 2-Personenhaushalte Geweils addiert) hat sich von U77

(1977 /78) 25.8% auf 35.7% in IU88 (1988/89) erhöht. Da in diesen Untersuchungen keine

Rentner erfaßt sind, die meist die kleineren Haushalte stellen, dürfte diese Ausdehnung auf

die Zunahme des Anteils jüngerer Unverheirateter und der Geschiedenen zurückgehen.

Die Unterschiede der Stichproben von IU88 und Frieden'87 dürften im wesentlichen auf

das deutlich geringere Durchschnittsalter der 87er Untersuchung zurückführbar sein. IU88

weist dadurch einen höheren Anteil von in Lebensgemeinschaften Zusammenlebenden auf,

in Frieden'87 ist der Ledigenanteil größer. Ein charakteristischer Unterschied zwischen

beiden Untersuchungen besteht darin, daß in Frieden'87 der Anteil der in der Produktion

Tätigen geringer ist. Das erklärt den höheren Anteil von Abiturabschlüssen in dieser Unter-

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12

suchung. Der höhere Anteil von Abschlüssen der 10.Klasse dürfte wiederum dem Altersun­

terschied geschuldet sein.

In der Regionalverteilung ist IU88 unter allen hier ausgewerteten Berufstätigenuntersu­

chungen am zuverlässigsten. Möglicherweise ist der deutlich geringere Anteil von Partei­

mitgliedern in IU88 gegenüber Frieden'87 (22.7% gegenüber 29%) dem höheren Bildungs­

niveau und dem geringeren Anteil des produktiven Sektors in Frieden'87 geschuldet.

2.6 Wie kann man erfolgreich mit den empirischen Daten aus der DDR-Forschung ar­

beiten?

Aus dem bisher Gesagten ergibt sich, daß man bei der Interpretation der Daten die er­

heblichen Unterschiede in den Stichproben der einzelnen Untersuchungen unbedingt be­

achten muß. Dazu ist vor allem der Unterschied zwischen Berufstätigen- und Haushaltsun­

tersuchugen zu berücksichtigen mit den Folgen für Durchschnittsalter, Haushaltsgrößen,

Bildungsniveau und Familienstand.

Vor allem beim Zeitvergleich zwischen Daten der Berufstätigenuntersuchungen sollte

man immer auf die Unterschiede in Altersdurchschnitt, Bildungsniveau und Regionalver­

teilung etc. der jeweiligen Stichproben achten. Dabei können z.B. Bildungs-, Haushalts- und

Familienstandsunterschiede zwischen 1977 und 1988 dem zeitgeschichtlichen gesellschaftli­

chen Wandel zugerechnet werden. Davon wird die Vergleichbarkeit der Daten nicht beein­

trächtigt, da diese Unterschiede tatsächlich dem statistischen Trend entsprechen (U77 und

IU88). Insbesondere diese beiden Berufstätigenuntersuchungen, in geringerem Maße Frie­

den'87 erlauben daher auch aussagekräftige Zeitvergleiche.

Ich denke, es hängt immer von der jeweiligen Fragestellung ab, welche Merkmale der

jeweiligen Stichprobe bei der Interpretation der Daten besonders berücksichtigt werden

müssen. Wird z.B. in SD87 nach dem Wert "saubere Umwelt" gefragt, muß man bei der

Deutung der Antwortverteilungen einkalkulieren, daß in dieser Untersuchung der ländliche

Raum überrepräsentiert ist. Ein anderer Fall: In der Berufstätigenuntersuchung WITAL'83

sollen die Befragten einschätzen, wie wichtig ihnen der Wert "Kinder haben" ist. Doch in

der Stichprobe sind fast 80% Männer vertreten, woraus man aus einschlägigen Erfahrungen

folgern kann, daß das Ergebnis höher ausgefallen wäre, wenn Frauen im realen Anteil ver­

treten gewesen wären.

Bei Fragen jedoch, die auf ein allgemeines gesellschaftliches Problem zielen, das alle be­

trifft und unzufrieden macht, kann man auch aus einer nicht repräsentativen Stichprobe auf

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13

die Stimmungslage der Bevölkerung schließen. Etwa wenn 1988/89 gefragt wurde "Wieviel

Aufmerksamkeit wird in der DDR der Verbesserung des Warenangebots geschenkt?", dann

kann von den 57,6% der Berufstätigen, die "zu wenig" sagen, durchaus auf die Einstellung

der Gesamtbevölkerung geschlossen werden.

Insbesondere wenn es um die Darstellung der subjektiven Entwicklungen geht, die ent­

scheidend zur ostdeutschen Revolution beigetragen haben, sind die Berufstätigenuntersu­

chungen recht aussagekräftig.

Es waren die jungen und mittleren Jahrgänge, eher Arbeiter als Intellektuelle, eher

Männer als Frauen, die einer sozialistischen DDR-Perspektive aktiv durch Abwanderung,

Demonstrationen und ihre Wahlentscheidung im März 1990 eine Absage gaben. Die Stim­

mung dieses Teils der Bevölkerung wird in den Untersuchungen U77, Frieden'87 und insbe­

sondere in IU88 deutlich abgebildet.

3. ERGEBNISSE DER WERT- UND MENTALITÄTSFORSCHUNG IN DER DDR:

VORSTELLUNG DER DATEN

3.1 Berufstätigenuntersuchung IUSS: Ein aufschlußreiches Stimmungsbild vom Vor­

abend der ostdeutschen Revolution

In der Berufstätigenuntersuchung IU88 wurde Ende 1988/Anfang 1989 den Probanden

eine Liste mit gesellschaftlichen i~.ufgaben in der DDR vorgelegt und gefragt, wie drin.glich

deren Lösung sei. Anschließend sollten die Befragten einschätzen, ob und in welchem Maße

sie Verbesserungen erwarten.

Bei den Vorgaben "Schutz der Umwelt" und "Versorgung mit Konsumgütern und

Dienstleistungen" (in der Grafik "Konsum") fallen die Ergebnisse sehr klar aus (Grafik 1).

Man erkennt einen deutlichen Gegensatz zwischen den Aufgaben, die der Politik gestellt

werden und den Erwartungen, ob bis zum Jahre 2000 erhebliche Verbesserungen eintreten

würden. Mir scheint, dieser Befund wirft Licht auf die sozialpsychische Situation und wich­

tige Motive, die zur ostdeutschen Revolution führten.

Einerseits waren 1988/89 im Bewußtsein der DDR-Bürger die Verbesserung des Um­

weltschutzes und der Versorgungslage (diese war schon immer ein Hauptproblem) außer­

ordentlich wichtig geworden. Andererseits hatte sich in der Bevölkerung eine Stimmungs­

lage herausgebildet, nach der sie auf längere Zeit unter den herrschenden gesellschaftlichen

Bedingungen in dieser Hinsicht kaum mit Verbesserungen rechnete.

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14

Hauptprobleme: Umwelt und Konsum Welche Aufgaben sind äußerst dringlich • . _....a ......... 1,....1-... ....... '1,,..._ .... 1.-..,,,..._,.,,..._,.,._„ • ........... ,... ..... a.....:,... rinnn'> UI IU VYt::l\.il lt:: V t::I Ut::.::t;:>t:::I UI l~t::l I Ul.::t t;. V V V r

Angaben In Prozent

84

mrn 19

!Hiil Umwelt Konaum Technik Verkehr Ältere Wohnen Urlaub Arbeit FreizeltElnkomm.Arb.zelt

Quelle: IUBB Ältere Bürger: Lebensbedingungen

Zuwenig Waren und Umweltschutz Wieviel Aufmerksamkeit wird worauf in

der DDR gelegt? (1988/89)

Warenangebot Umweltschutz

Reisen und Erholung öffentl.Diskussion

Die ns tleis t./Ver kehr Städte/Dörfer

Lebensstandard alle Arbeitsbedingungen

Ältere Bürger Wohnbedingungen

W .-techn.Fortschritt Entspannung/ Abrüstg.

Soziale Sicherheit Gleichstellung Frau

Jugendförderung

\:::mjj Defizit zu "richtig" D Aufmerksamkeit 1-4

~~:;;#iii#<;;;;;;;;;;;J~======'--....:1 1,U ";;;;~~~#=#l========'.I 1,s1

=======!...-..1,88 ========'-,1,83 =======d 1,91

"'#~~iii#~=======d_I 1,91!5

<=:0=*============'---..::1 2,67 ~===========~2,82 ~==========~ 2,97 .__======-===-----' 2,9

Quelle: IU88, Durchschnittswerte einer 4er-Ska!a mU 1-zu V.'en!g,

2-etwas zu wenlg,3-rlchtlg,4-zu viel

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Umwelt schlechter, Leistungsdruck höher Was hat sich in den letzten 5/6 Jahren

in der DDR geändert? (1988i1989)

1::::q schlechter/gesunken D besser/gestiegen

umwe1tbedingungen o,56 !lHliHJHfüfü]H);mfüiHHHmH]füfüfüll warenangebot o,54 1mmmmm~:mmmmmmmmmm11

Sich etwas leisten 0,26 immmfü]H1Efüill Dienstleistungen O, 13 l11~1HdJ

Mensch !.Beziehungen 0,09 1;;;;;;;i --~

Arbeitsbedingungen 1 1 0,22

Wohnbedingungen 0,43

Qual if.anforderungen 0,55

Leistungsdruck 0,7

G ~ ©l ~ ~ [k 3 Quelle: 1U88 Maximalwerte jeweils 1, 0-gleich

geblieben

Mit Umweltbedingungen nicht zufrieden Zufriedenheit mit Lebensbedingungen

in der DDR 1988/89

Kinderbetreuung Wohnung

c::::J zufrled./sehr zufr.

~==============-- 61 ~=================-----~ 58

Mediz.Betreuung 41,9

Arbeit 39,1

Verkehrsverbindungen 37,8

Kultur/Sportbetatig. ::01=-======= 32,8 Ort seit 10 Jahren 1

~======-===-------' Gaststatten/Restaur. ::::L=-=-=-==---

Dienstleistungen [ ____ ==:J 16,1

Einkaufsmöglichkeit l 14,7

Umwelt c=_ .J 12

Quelle: IU88, Zusammenfassung von ·uberwlegend zufrieden· und •sehr zufrieden· (5er-Skala), in Prozent

15

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16

Grafik 2 erhärtet diese Annahme: Die Gebiete "Umweitschutz" und "Verbesserung des

Warenangebots" wurden als erste genannt, als die Soziologen nach Problemen fragten, auf

die in der DDR zu wenig Wert gelegt wurde. Weiterhin werden mangelnde Reise- und Er­

holungsmöglichkeiten, das Ausbleiben einer öffentlichen Diskussion brennender politischer

Probleme, der schlechte Zustand des Verkehrswesens und der Städte und Dörfer beklagt.

Die Versorgungs- und Umweltprobleme hatten sich im Laufe der 80er Jahre immer

mehr verschärft. Das zeigt sich darin, daß die Befragten in IU88 im Rückblick auf die letz­

ten 5-6 Jahre erhebliche Verschlechterungen sowohl im Zustand der Umwelt als auch im

Warenangebot feststellten (Grafik 3). Ähnlich negative Urteile ergaben sich, wenn nach der

Zufriedenheit mit den allgemeinen Umweltbedingungen und dem Zustand der Umwelt am

Arbeitsplatz, mit den Einkaufsmöglichkeiten und Dienstleistungen gefragt wurde. (Grafik 4

und 5)

Wenn man also die empirischen Befunde vom Anfang des Jahres 1989 zusammenfaßt,

kann man feststellen: Die DDR=Bürger \Varen gegenüber 1987 deutlich unzufriedener ge-

worden und sahen für Lösung drückender Probleme unter den herrschenden Verhältnissen

keine Perspektive. Diese Stimmungslage wurde auch durch die erheblichen technischen De­

fizite genährt, die Ostdeutschen in ihrer Volkswirtschaft wahrnahmen. Denn 65% derbe­

fragten DDR-Bürger waren der Meinung, daß es unwahrscheinlich bzw. ausgeschlossen war,

daß die DDR ihren technisch-technologischen Abstand zu den führenden Industriestaaten

bis zum Jahr 2000 auch nur verringern wird. Mit der technischen Ausstattung an ihrem Ar­

beitsplatz waren nur 26% zufrieden, erhebliche technische Verbesserungen in der DDR er­

warteten bis zum Jahr 2000 nur 35%.

Doch die befragten Berufstätigen hatten auch Vorstellungen, wie der wissenschaftlich­

technische Fortschritt vorangebracht werden könnte. (Grafik 6) Flexiblere Leitung und Pla­

nung und eine wirklich leistungsgerechte Bezahlung ("sehr wichtig" für 68% und 56%) wa­

ren die wichtigsten wirtschaftlichen Veränderungen, die ihnen vorschwebten. Dagegen war

es ihnen weniger wichtig, daß für die Wissenschaft mehr Geld ausgegeben oder die Leistun­

gen von Forschern und Ingenieuren mehr anerkannt werden sollten.

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Umwelt am Arbeitsplatz schlecht Zufriedenheit mit Arbeitsbedingungen

in der DDR 1988/89

Kollegialität Verantwortung

Selbständigkeit Berufl.Entw.möglich.

Geistige Anforderung Abwechslung

Leitungstätigkeit Mitbestimmung

Höhe des Einkommens Leistungslohn

Technik Umwelt/ Arbeit

D zufr.•sehr zufried.

;:::================;" 68,2 ;:::=============--~ 67,4

~===========~ 58,8 56,4 ;:::================::::::::::;'

~===========;---' 56 ~=========::::::;-~ 53,6

~========~~ 48,7 ;:::===========;- 42,8

~======~- 41,2 ;======::::::;-~ 32,8 ;:::=======;~ 25,7 ~---~22,6

Quelle: IU88, Zusammenfassung "sehr zufrleden"+"überwiegend zufrieden"

(5er-Skala, Angaben ln Prozent)

Mehr Flexibilität und Leistungslohn Voraussetzungen für den wiss.-techn.

Fortschritt in der DDR 1988/89

Flexiblere Planung

Mehr Leistungslohn

Zusammarb.Sozialism.

Mehr Demokratie

Eigenständk.Bet riebe

Kontakte Kapi talism,

c::J sehr wichtig

~-------------~ 68,4

~---------~ 56,1

L__ _______ ~ 51,1

49,7 L-··---·--- 46,6 ~-----~ 43,1

Mehr Geld Wissensch. 1= 36,1

Forscher /Ingenieure• [. ] 28,5

Quelle: IU88, •Leistungen mehr anerkennen (Angaben in %)

17

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18

3.2 Haushaitsuntersuchung SD 87: Von "revoiutionärer11 Stimmung ist noch nicht viei zu

spüren

Die kritische Stimmungslage von Ende 1988, Anfang 1989 scheint sich vermutlich erst im

Jahre 1988 herausgebildet zu haben. Die Untersuchung SD87 vom II.-IV. Quartal 1987 malt

noch ein recht ruhiges Stimmungbild in der Bevölkerung. Jedoch wirken im Vergleich zu

IU88 der überhöhte Anteil des ländlichen Raumes, der reale Frauenanteil und der Rentner

in der Stichprobe von SD87 als dämpfende Faktoren.

Dennoch ist der Unterschied der Ergebnisse zu IU88 noch so groß, daß tatsächlich für

1987 auf eine noch nicht dramatische Stimmungslage geschlossen werden kann. (Grafiken 7

und 8) Die Zufriedenheit mit den Umweltbedingungen lag 1987 noch bei 67%, mit den

Einkaufsbedingungen bei 51 %. Auch mit der Entwicklung des Wohnorts, mit der medizini­

sche Betreuung und der Gastronomie war man noch deutlich zufriedener als Ende 1988.

Trotzdem hat man hier den Eindruck, daß die Zufriedenheitsent\vicklung bereits "auf der

Kippe" steht.

Ein ähnliches Bild vermitteln 1987 die Antworten auf die Frage, worauf in der DDR in

welchem Maße Aufmerksamkeit gelegt wird. Auch hier fällt das Bild noch nicht so kritisch

aus wie in IU88. Dennoch hat man im Vergleich zu 1977 (siehe Anhang) den Eindruck, daß

die Bürger skeptischer geworden waren, ob die Aufgaben "Sicherung stabiler Verbraucher­

preise", "Erhöhung der Löhne und Gehälter" und "Durchsetzung des wissenschaftlich-tech­

nischen Fortschritts" in der DDR in richtigem Maße gelöst wurden. Das läßt sich jedoch nur

schwer nachweisen, da 1977 und 1987 verschiedene Skalen verwendet wurden, und die Be-

fragten in SD87 auf die Position "etwas zu wenig" ausweichen konnten.

SD87 zeigt auch, daß die DDR-Bürger in der technischen Entwicklung erhebliche Defi­

zite wahrnahmen. Nur 1/3 der Berufstätigen unter den Befragten schätzten ein, daß sie an

ihrem Arbeitsplatz mit modernsten Arbeitsmitteln tätig waren. Gleichzeitig jedoch war der

Wunsch, an modernsten Arbeitsmitteln zu arbeiten, ausgesprochen hoch ausgeprägt und

stand an zweiter Stelle der bewerteten Arbeitsmerkmale.

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Menschliche Beziehungen in Ordnung Zufriedenheit mit Lebensbedingungen

in der DDR 1987

1 83,

19

1 88,6 3

Beziehungen/Einwohn Wohnen

Kinderbetreuung Umweltbedmgungen Arbeitsplatzangebot

Wohns1tuahon/Ort Wohnort seit 10 Jah.

1 82,7

Fernsehempfang/Rund. Medizin Betreuung EmkaufsmogJichk

Arbeit des Rates Gastronomie Kultur /Sport

Embez1ehg Wohnort Geselhgk /Einricht

1 66,4 1 60,1

1 58,1 1 57,8

1 56,4 1 52,3

1 51,4

1 49,6

1 47,9

1 43,3

'===' _ ___,! 38,9

0 33,4

Quelle SO 87

D in Prozent

Auswahl "zutrleden"+"mehr zufrieden als unzufrieden"

Probleme bei Renten und Löhnen Wieviel Aufmerksamkeit wird in der DDR

1987 folgenden Aufgaben geschenkt?

Zusamm arbe1t/Soz1a

Erhohung Pro duk tlon Friedenserhaltung

Pre1sstab11ltat Effek tiv1 tatsste1g

W1ss -techn Fortsch Zus arb /Kaprtalrst

Wohnbedingungen Qual1tat der Arbeit

Arbeitsbedingungen

Lohne/Gehalter erho Konsumguterqual1ta t

Ren tenerhohung

D Defmt zu "ncht1g• D Mittelwerte 1-4

-0,01 1 1 2,9 !==~==~==~~==~===~=;'

-o.os L 1 2,9 -0,08 1 1 2,92

-0,54 L 1 2,44 -o,5a r· 1 2,42

-0,59 1 : 1 1 2,41 -0,64 1 1 2,36

-0,7 1 1 2,3 -0,77 1 1 2,23

-0,8 f -- f 1 2,2

-1,12 i ::: ::„ :1 1 1,88 -1,16 c= ! 1 1,84

-1,22 1,78

Quelle SD87, 1-zu wenig, 2-etwas zu wenig, 3-r1cht1g, 4-zu viel

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20

3.3 Berufstätigenuntersuchung Frieden'87: Ein Dokument des Generationenumbruchs

in der DDR

Auch die Untersuchung Frieden'87 zeichnet keineswegs ein so problematisches subjekti­

ves Bild wie IU88. Das kann damit zusammenhängen, daß in der Stichprobe höhere Bil­

dungsabschlüsse (10. Klasse und Abitur) deutlich stärker und gleichzeitig der unmittelbar

produktive Sektor schwächer vertreten sind.

Insgesamt jedoch weist Frieden'87 ebensowie SD87 darauf hin, daß die Stimmungslage

im Jahre 1987 noch nicht revolutionär war. 74% der befragten Berufstätigen in Frieden'87

meinten, sie hätten die Erfahrung gemacht, daß sich hohe Arbeitsleistungen auch für sie

persönlich auszahlten, 68%, daß ihr Lebensstandard sich verbessere. Nur 33% gaben an,

nicht ehrenamtlich tätig zu sein, dagegen 70%, gesellschaftliche Arbeit in Massenorganisa­

tionen, 72%, Sonderschichten zu leisten, 57%, an politischen Lehrgängen und Schulungen,

51 % an politischen Friedensdemonstrationen teilzunehmen, 28% in einer Partei mitzuar=

beiten.

Analysiert man die Daten nach Altersgruppen, kommt man zu charakteristischen Unter­

schieden. Das betrifft das Verantwortungsbewußtsein, die Arbeitsleistung, die Beurteilung

der Arbeitsinhalte, die politische Betätigung und letztlich auch die Lebenswerte der Gene­

rationen. Die Jüngeren sind weniger gesellschaftlich orientiert, integriert und engagiert. Sie

sind in viel geringerem Maße als die Älteren bereit, gesellschaftliche und politische Vorga­

ben zu akzeptieren. Hedonistische und materielle Werte spielen für sie eine wichtigere

Rolle.

In Grafik 9 erkennt man zunächst, daß das Verantwortungsgefühl für die eigene Arbeit

in den verschiedenen Altersgruppen nahezu gleich auf einem hohen Niveau ausgeprägt ist.

Doch für die Arbeit ihres Kollektivs fühlen sich die Jüngeren schon in geringerem Maße

verantwortlich, noch deutlich weniger für die des Betriebes. Ein ähnlicher Alterseffekt stellt

sich ein, schaut man sich an, wie die einzelnen Altersgruppen ihre eigene Arbeitsleistung

einschätzen (Grafik 10). Je jünger die Befragten sind, je stärker öffnet sich eine Schere zwi­

schen Leistungen, die im Soll bzw. darunter liegen und dem stark sinkenden Anteil der Lei­

stungen, die über dem Soll liegen. In den mittleren Jahrgängen ist das Verhältnis ausgegli­

chen, die älteren erreichen eine nahezu spiegelbildliche Ausprägung zu den Jungen. Hier

dominieren die überdurchschnittlichen Leistungen.

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Betrieb für Jüngere nicht so wichtig Verantwortungsgefühl für die Arbeit in

der DDR 1987

- 18-25 Jahre D 26-30 lillillll 31-40 mm! 41-50 D über 50

97 99 99 99 100 97

30

Eigene Arbeit Arbeit/Kollektiv

Quelle: Frleden'87, Zusammenfassung von "stark" und "sehr stark"

verantwortlich, In Prozent

81

61

Arbeit/Betrieb

Junge bleiben im Soll Selbsteinschätzung der Arbeitsleistung

in der DDR 1987

lfüfüg über Sol1 D im Soll+darunter

70 71

II ' 1 41

59

18-25 Jahre 26-30 Jahre 31-40 Jahre 41-50 Jahre über 50 Jahre

Queiie: Frieden·a7, 1-Ubei den Anforde­rungen, 2-im Soll•darunter, in Proi:ent

21

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22

Jüngere: Weniger Abwechslung Subjektive Arbeitsplatzbeschreibung in

der DDR 1987

- 18-25 Jahre D 26-30 D 31-40 m 41-50 D uber 50

67

61

49

44

Ge1st1g anspruchsv selbstand1g abwechslungsreich

Quelle Frleden'67, Zusammenfassung von •stark' und "sehr stark"

(Ser-Skala, In Prozent)

Junge sind weniger engagiert Ehrenamtliche gesellschaftliche Tätig­

keit 1987 nach Altersgruppen

55 45

18-25

L..J Ja ~nein

61

39

26-30

72

28

31-40

Quelle FrJeden'87 Angaben In Prozent

80 82

20 18

41-50 uber 50

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Weniger Aktivität bei Jüngeren Gesellschaftliche Aktivitäten in der

DDR 1987 nach Altersgruppen

Massenorgan lsatlonen

ZV /Kampfgruppe

Politische Lehrgänge

Pol.Demonstrationen

Sonderschichten

Parteiarbeit

D 18-25 Jahre ffililll 31-40 U über 50

Quelle: Frleden'87 Angaben ln Prozent

Bei Jungen weniger politische Diskussion Diskussionshäufigkeit politischer Themen

in der DDR 1987 nach Altersgruppen

- 18-25 Jahre D 2a-30 a 31-40 m 41-50 D über 50

137

60

Arbe!tsko!!ekt!v Freundeskreis FDJ/Gewerksch.

Quelle: Frleden'l37, "sehr oft/oft" in %

23

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24

Diesen Unterschieden liegt ein deutlich anderes Empiinden der Arbeitsinhaite und Ar­

beitsplatzanforderungen in den Generationen zugrunde (Grafik 11). Während die Älteren

ihre Arbeit mit großer Mehrheit in "sehr starkem" und "starkem" Maße als geistig an­

spruchsvoll, selbständig und abwechslungsreich wahrnehmen, so ist das bei den Jüngeren

insbesondere hinsichtlich des Abwechslungsreichtums und der Selbständigkeit viel weniger

der Fall.

Das Generationenbild, das sich in Bezug auf die Arbeitswelt ergab, findet sich nahezu in

ähnlicher Form hinsichtlich der gesellschaftlichen und politischen Aktivität wieder. In Gra­

fik 12 sieht man, daß der oben zitierte Mittelwert für die gesellschaftliche Aktivität wie­

derum enorme Alterseffekte verdeckt. Ab einem Alter von etwa 30 Jahren tut sich erneut

eine Schere zugunsten der gesellschaftlichen Aktivität bei den Älteren auf. Das Bild läßt

sich präzisieren, wenn man die gesellschaftlichen Aktivitäten einzeln abfragt. Grafik 13 do­

kumentiert, daß die Älteren das gros der politischen Demonstranten, der politisch Geschul­

ten und der in Parteien Mitarbeitenden stellten.

Weiteres Licht auf das unterschiedliche politische Profil der Generationen wirft Grafik

14. Die Häufigkeit, mit der politische Themen diskutiert wurden, war bei den unter Drei­

ßigjährigen deutlich geringer ausgeprägt als bei den Älteren. Im Arbeitskollektiv, in der

Familie und auf der Organisationsebene scheinen die Generationen ein ganz unterschiedli­

ches Bedürfnis nach politischer Verständigung zu haben, im Freundeskreis sind die Unter­

schiede minimal.

Das scheint einerseits darauf hinzudeuten, daß die Jüngeren gerade in der Öffentlichkeit

kei.11e Lust zu haben (!phienen, an der offiziell geforderten politischen °.c.&..useinandersetzung"

teilzunehmen. Die Gesprächsfrequenz im "inoffiziellen" Freundeskreis ist deutlich geringer.

Das familiäre Generationenverhältnis scheint 1987 im politischen Bereich Störungen auf­

zuweisen. Denn die unter Dreißigjährigen gaben eine deutlich geringere Gesprächshäufig­

keit an als die über Dreißigjährigen. Möglicherweise diskutierten die Eltern in den Familien

oft miteinander. Doch verweigerten sich ihre jugendlichen Kinder oft dem politischen Ge­

spräch mit ihren Eltern.

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Junge wollen abwechslungsreiches Leben Werte in der DDR 1987 nach Altersgruppen

41

- 10-25 Jahre D 2e-30 mrrill 31-40 ll!!i!!I 41-50 D 50•

80

70 67

45

53 49

40

l!iH3232

1111111 ~jl!l~n 1 Dlsziplin Leistung Friedensbeitrag Viel verdienen Abwechslung

Quelle: Frleden'87, Auswahl "sehr wichtig" In Prozent

Arbeitszeit kein Problem Worauf 1977 /78 in der DDR die richtige

Aufmerksamkeit gelegt wird

CJ in richtigem Maße

Konsumgüter 34,4

Kontin.Produktion 46,1

Löhne/Gehälter 49,3

Renten 51,B

Wohnbedingungen 52,3

Arbeitsbedingungen 53,6

Wiss.-tech.Fortsch. 58,2

Qualität der Arbeit 60,6

Produktion 60,8

Preisstabilität 69,9

Verkürzung/ Arb.zeit 70,2

G IJ©l~~ ~ ~6 Quelle: U77, Angaben In Prozent

25

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26

-- .11• 11 - .11 • 1 • 1 'I i t 'I •• 1 f 1 T 1 f • 1 .A 1 •..._ T'1li 1t.a. 11 1 LJeuwcne ueneranonenumerscmeae mns1cnmcn aer Leoensoere1cne llloeu, romlK una

Familie, entstanden in der zweiten Hälfte der 80er Jahre nicht nur aus der aktuellen Situa­

tion. Anhand der Daten von Frieden'87 läßt sich nachweisen, daß sich auch auf der Ebene

der Werte ein deutliches und charakteristisches Gefälle zwischen Jung und Alt herausgebil­

det hatte. (Grafik 15)

Pflicht- und Akzeptanzwerte wie "Disziplin" und "Leistung", idealistische und gesell­

schaftsorientierte Motive wie "Friedensbeitrag", ''Teilnahme am gesellschaftlichen Leben",

"Beitrag zur gesellschaftlichen Entwicklung" waren unter den Jüngeren deutlich geringer

ausgeprägt. (Siehe Anhang die vollständige Wertliste) Umgekehrt verhält es sich, wenn he­

donistische, materielle und Motive der Geselligkeit und des beruflichen Weiterkommens ins

Spiel kamen. Dann reagierten die Jüngeren deutlich stärker als die Älteren. Dieses alter­

spezifische Wertebild erinnert in vieler Hinsicht an Generationenunterschiede, die sich in

westlichen Industriestaaten im Zusammenhang mit dem gesellschaftlichen Wertewandel

herausgebildet haben.

Es hat sich damit auch im Osten langfristig ein bedeutsamer und tiefer Generationenun­

terschied entwickelt. Insbesondere die seit 1975 durch das Leipziger Jugendinstitut gemes­

sene anwachsende materiell-hedonistische Orientierung der Jugend und deren Abwendung

von offiziellen Strukturen und Aktivitäten barg einen Teil des Sprengstoffs, der schließlich

zum Ausbruch der ostdeutschen Revolution führte.

3.4 Berufstätigenuntersuchung U77: Als die sozialistische Welt noch in Ordnung war

In U77 scheint die sozialistische Welt noch ziemlich in Ordnung zu sein. Wie später noch

aus Grafik 27 zu sehen sein wird, hatte das DDR-System Mitte der 70er Jahre den Höhe­

punkt seiner Akzeptanz erreicht.

Der neue Kurs Honeckers orientierte seit Anfang der 70er Jahre stärker als zuvor auf

das "hier und jetzt", auf die Befriedigung materieller Bedürfnisse. Ulbrichts Reformversu­

che hatten zwar Intellektuelle und Techniker begeistert, jedoch durch ihre Halbherzigkeit

oft genug zu wirtschaftlichem Chaos und zu erzwungenem Konsumverzicht geführt. In der

zweiten Hälfte der 70er Jahre nahmen die DDR-Bürger die Erfolge von Honeckers wirt­

schaftlichem Stabilisierungkurs, der Sozialpolitik, der neuen Konsumorientierung und des

großaufgelegten Wohnungsbauprogramms wahr. U77 ist ein gutes Dokument dieser Zeit.

Große Mehrheiten der Berufstätigen schätzten 1977 /78 ein, daß in der DDR die Auf­

merksamkeit "in richtigem Maße" auf die Verkürzung der Arbeitszeit, auf Preisstabilität,

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27

die Produktion und die Qualität der Arbeit gelegt wurde. 58% der Befragten sahen den wis­

senschaftlich-technischen Fortschritt auf dem richtigen Wege (Grafik 16). Auch hinsichtlich

des Wohnungsproblems, der Renten-, Lohn- und Geh~ltserhöhung gab es absolute oder

relative Mehrheiten, die diesen Fragen in der DDR die richtige Aufwerksamkeit zugewandt

sahen. Einen kontinuierlichen Produktionsablauf und eine hohe Qualität der hergestellten

Konsumgüter konnte die DDR allerdings selbst in ihren besten Zeiten nicht bieten.

Dennoch fällt das Stimmungsbild 1977 /78 insgesamt positiv aus. Rückblickend gaben

immerhin 42% der Befragten an, daß sich seit 1971 ihre Wohnverhältnisse durch Umzug in

eine Neubauwohnung, ein Eigenheim oder durch die Rekonstruktion bzw. Modernisierung

ihrer Wohnung verbessert hatten. Innerhalb der letzten 5 Jahre waren für 41 % die Arbeits­

bedingungen besser geworden, für 54% die Arbeit geistig interessanter und vielseitiger.

74% meinten, ihr Einkommen hätte sich in diesem Zeitraum erhöht, davon allerdings für

63% nur "etwas".

70% der Probanden gaben an, daß in ihrem Arbeitsbereich in den letzten 5 Jahren neue

Maschinen, Anlagen und Verfahren eingeführt wurden. 47% aller Berufstätigen meinten,

daß damit die Arbeitsproduktivität und 34% daß die Qualität gestiegen sei. Für 26% wurde

damit ihre Tätigkeit interessanter und vielseitiger. Die körperliche Belastung verminderte

sich für 21 %. 40% gingen davon aus, daß der wissenschaftlich-technische Fortschritt die

körperlichen Belastungen weiter zurückgehen lassen werde und 51 % erwarteten, die Arbeit

würde damit geistig interessanter und vielseitiger. 3/4 war klar, die Qualifikationsanforde­

rungen steigen werden.

In U77 stößt man auf ein sehr pauschales Bild von Sozialismus und Kapitalismus. Als

nach den Auswirkungen des wissenschaftlich-technischen Fortschritts in beiden Systemen

gefragt wurde, sprachen nur 15% der Berufstätigen dem Kapitalismus die Zunahme von

Einkommen und materiellem Wohlstand in "sehr hohen" bzw. in "hohen" Maße zu. 60% er­

warteten dies vom Sozialismus. Bevorzugt wurde bei der Beurteilung kapitalistischer Ver­

hältnisse die Kategorie "teils/teils" genutzt (von 36% ). 24% veiweigert die Antwort.

Auf die Frage, ob im Sozialismus oder Kapitalismus die Arbeitsplätze sicher sind, gab es

eine ausgesprochen hohe Zustimmung für den Sozialismus. 71 % sahen die Arbeitsplätze im

Sozialismus in "sehr hohem" Maße gesichert, nur 1 % im Kapitalismus, wobei auch hier die

Veiweigerung und die "teils/teils1' Kategorie zusammen 51 % der Befragten ausmachten.

Die Antwortverteilung auf die Frage, wer denn von der wissenschaftlich-technischen Ent­

wicklung die meisten Vorteile hätte, ergab ein ähnliches Bild. In Bezug auf "Kapitalismus"

wurde wiederum von 22% die Antwort verweigert. Jedoch meinten immerhin 69%, nur we-

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28

nige Menschen hätten im Kapitalismus et-was vom wissenschaftlich-technischen Fortschritt.

91 % glaubten dagegen, im Sozialismus hätten die 11Werktätigen" die meisten Vorteile.

Wie solche Urteile zustande kamen, darüber kann man nur spekulieren. Ich denke, da­

hinter stand ein Gemisch aus positiven Erfahrungen, Propagandaerfolgen, formal-pragmati­

scher Zustimmung und Uninformiertheit.

In vieler Hinsicht scheint 1977 /78 für die DDR-Bürger die Arbeitssphäre Entfaltungs­

spielraum und eine wichtige Quelle positiver Erfahrungen gewesen zu sein. Grafik 17 zeigt,

daß sowohl die Zufriedenheit mit als auch die Einschätzung von Arbeitsbedingungen wie

"Selbständigkeit", "Kollegialität" und ''Abwechslung" ein hohes Ausmaß erreichten. Über

80% waren mit dem Ausmaß an Selbständigkeit zufrieden, davon 15% sogar sehr zufrieden.

Das waren 10 Prozentpunkte mehr als jene 72%, die ihre Arbeit in hohem bzw. sehr hohem

Maße (zu 23%) als selbständig einschätzten. Ähnlich ist es mit der Abwechslungsreichtum

der Arbeit. Auch hier gibt es mehr Befragte, die zufrieden sind als Probanden die die Ab­

wechslung tatsächlich als hoch und sehr hoch empfinden. Umgekehrt fiel bei der Kollegiali­

tät die Einschätzung des realen Niveaus etwas höher aus als die Zufriedenheit.

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Kollegialität und Selbständigkeit Subjektive Arbeitsbeschreibung in der

DDR 1977/78

Eillilll Einschätzung 1•2 D Zufriedenheit 1•2

81 82,2

72 68,9

64,2

58,8 57,5

111111111

46

1 1!111111!1!

Kolteglal Selbstä.nd lg Nervlich Abwechslung Körperlich Organisation Hygiene

Quelle: U77 Auswahl 1-"sehr gut/hoch"+ 2-·gut/hoch", 1-·sehr zufrleden"•2-

"zufrieden", In Prozent

Organisation und Hygiene Wichtigkeit von Arbeitsbedingungen in

der DDR 1977 /78

D Mittelwerte 1-5

Arbeitsorganisation

Arbeitshygiene

Kollegialität

Abwechslung

Selbständigkeit

Nervliche Belastung

Körperliche Beiast

4,74 '.:::=============================:::::--'

4,69 :============================::::::::--'.:=======================~--

4,41 '.:======================----'

4,22 ~========:::;---~~~-

3,66 L__ ____ _

3,54 '------------'

mit 5-sehr wlchtig ... 3-mlttelmäBig wlchtig ... 1-unwlchtig

4, 64

29

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30

Qualität am wichtigsten Wichtigkeit von Zielen des wissenschaft­

iich-techn.t-ortschritts i977 i78

D Mittelwerte 1-5

Verbesserg.Quali tät

Körperliche Arbeit„

Senkg.Materialverbr.

Interessantere Arb. 4,54

Steig.Arbeitsproduk. 4,46 '-------~~~~~

Verkürz.Arbeitszeit 4,24 ~--~

Quelle: U77, •erleichtern Mittelwerte elner 5er-Skala mit 5-aehr

wich tlg.„3-ml t telmä8Jg„.1-unwlchtlg

4,74

Gut zu leben ist am wichtigsten Arbeitsmotive in der DDR 1977 /78

D Arbeiter fililiill Angestellte B Intelligenz. 4,6

4,3 4,3

4,1 4,1 4,1 4,1

Gut leben Betrieb Persönlich Freude Beitrag

Quelle: U77, Mittelwerte einer 5er-Skala von 5=-aehi wichtig übei 3=mlttalmäfUg

bis 1-unwichtlg

4,2

Viel Geld

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31

1977 /78 wurden also Ansprüche auf menschliche und persönliche Entfaltung in der Ar­

beit in hohem Maße befriedigt. Anhand der Mittelwerte ergibt sich die größste Überein­

stimmung zwischen Anspruch, realer Einschätzung und Zufriedenheit hinsichtlich der Selb­

ständigkeit der Arbeit. (Siehe Mittelwerte für 1977 /78 im Anhang) Eklatant war das Miß­

verhältnis bei Arbeitsorganisation und Arbeitshygiene - ein typisches Problem der DDR­

Arbeitswelt, das noch in IU88 in ähnlicher Intensität auftritt. Kollegialität und Abwechslung

verzeichnen anhand der jeweiligen Durchschnittswerte mittlere Defizite zwischen Anspruch

einerseits, Wirklichkeit und Zufriedenheit andererseits.

Soziale, individuelle und geistige Merkmale der Arbeit wurden also von großen

Mehrheiten positiv empfunden. Dennoch bestand eine aktivierende Spannung zu teilweise

deutlich höheren Ansprüchen an jene Arbeitsbedingungen.

Insgesamt könnte diese Empfindung der Arbeitswelt eine Quelle für loyales Verhalten

zum sozialistischen System gewesen sein. Die vorhandenen Defizite wirkten möglicherweise

aktivierend auf die Berufstätigen und führten nicht zu einer Abwendung von der Arbeits­

sphäre. Interessant ist in diesem Zusammenhang, daß für die Berufstätigen 1977 /78 die

Verkürzung der Arbeitszeit keineswegs ein erstrangiges Ziel des wissenschaftlich-techni­

schen Fortschritts in der DDR war. Es stand deutlich hinter Zielen wie "Verbesserung der

Qualität", "Erleichterung der körperlichen Arbeit", "Senkung des Materialverbrauchs" usw.

zurück. Die Befragten identifizierten sich offensichtlich mit wichtigen Zielen der Arbeits­

welt und wollten nicht aus der Arbeit ausscheren. (Grafik 19)

Ein Blick auf die Arbeitsmotive der Berufstätigen bestätigt, daß die Stimmungslage

1977 /78 relativ loyal war. (Grafik 20) Am wichtigsten ist den Befragten, zu arbeiten, "damit

ich und meine Familie gut leben kann". Doch es wäre falsch daraus zu schließen, daß da­

mals in der DDR materielle Motive dominierten. Im Vergleich der Mittelwerte der anderen

Vorgaben halten sich das materielle Motiv "Möglichst viel Geld verdienen", gesellschaftliche

Motive "Beitrag für unser Land leisten, Aufgabenerfüllung des Betriebes", die individualisti­

sche Orientierung "persönlich weiterkommen" und geistige Bedürfnisse "Arbeitsfreude" un­

gefähr die Waage.

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32

Welchen Einfluß haben folgende Gruppen auf die gesellschaftliche Entwicklung

in dei DDR? (1977 /78)

1mmm Einfluß-Ist CJ Einfluß-Soll

Produktionsarbeiter

Funktionäre/Organis.

Bauern

Wiss-techn.lntellig.

Funktionäre/Wirtsch.

Angestellte

l 55 !-.-~~~~~~~----' rnrnrnrnrnrn:rn ::: :rn:g::~~::::g:gm rn :u se .____ _________ _,! 49

mmmmmmH 13 .____ ____ ~I 2s

Quelle: U77, •Parteien, Gewerkschaft, FDJ, Auswah 1 "sehr großen ElnfluB"

Angaben In Prozent

Welchen Einfluß sollte ein gutes Arbeitskollektiv auf folgende Dinge

ausüben? (1977 /78)

Arbeitsaufgaben

Hilfe in der Arbeit

Ehrliche Bewertung•

Internat.Solidarität

Persönliche Hilfe

Polit.Diskussion

Politische Bildung

Freizeitgestaltung

immm Einfluß-Ist CJ Einfluß-Soll

~;;;=;;;=::::~::::=m=m:=m=m:=m:=m=:;:;=m:=:::=::::=:::=:m=m:=m=::::=::::=:::=:::;=:::=m:~u-7-0--~ 93

'----------------- 93 :;;;:;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;:;;::;;;;;:;;;;;;;;;;;;;:I SO

~---~129

Quelle: U77, •der Leistungen, Auswahl 'starken Einfluß' In 'II.

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33

Zwar gibt es charakteristische Unterschiede zwischen den sozialen Gruppen, materielle

und individualistische Motive sind den Arbeitern wichtiger, ideelle Motive den Angestellten

und Intellektuellen~ Doch bei dem betriebs= und dem gesellschaftsbezogenen Motiv sind die

Unterschiede gering.

Loyalität großer Teile der Bevölkerung erklärt sich möglicherweise auch aus folgendem:

1977 /78 nahm eine Mehrheit von über 50% der Befragten an, daß die Produktionsarbeiter

in der DDR "sehr großen" Einfluß auf die gesellschaftliche Entwicklung hätten. (Grafik 21)

Ihr Einfluß wurde immerhin ungefähr gleich stark veranschlagt, wie der, den gesellschaftli­

che Funktionäre (z.B. Parteifunktionäre) hatten.

Das ist möglicherweise eine subjektive Auswirkung ideologischer Leitsätze von der

"führenden Rolle11 der Arbeiter im Sozialismus. Diese Einschätzung hatte wohl ihre Quelle

in der Arbeitswelt und beruhte auf dem Selbstbewußtsein der Produzenten an der "Basis".

Auffällig gering wird von den Befragten der gesellschaftliche Einfluß der Angestellten beur­

teilt. In der Einschätzung seitens der Berufstätigen bleibt der tatsächliche Einfluß der Ange­

stellten, jedoch auch ihr gewünschter Einfluß weit hinter dem der Arbeiter und der Bauern

zurück. Demgegenüber wird der wissenschaftlich-technischen Intelligenz ein hoher Einfluß

bescheinigt und auch gewünscht. Das zeigt, daß die Berufstätigen ein Bewußtsein moderner

industriegesellschaftlicher Prozesse und Wandlungen hatten. Daher wollten sie auch den

Wirtschaftsfunktionären mehr Einfluß einräumen, während sie bei den politischen Eliten

kein Defizit sahen.

In Grafik 22 erkennt man, daß in der Kollektivatmosphäre der Schwerpunkt auf Ar­

beitsproblemen lag, und politische Probleme eine geringere Rolle spielten. Offensichtlich

stießen die Bemühungen des SED auf eine verstärkte Politisierung der DDR-Bürger auf

gewisse Grenzen.

3.5 Sozialer und subjektiver Wandel in der DDR seit den 70er Jahren

Welche objektiven und vor allem subjektiven Wandlungen lassen sich in der DDR an­

hand der empirischen Daten nachweisen?

In Abschnitt 2.5. wurden anhand von Tabelle 1 die Stichproben der hier vorgestellten

Untersuchungen analysiert. Dabei fiel bereits auf, daß zum Ende der 80er Jahre deutlich

mehr Berufstätige höhere Schulabschlüsse aufwiesen. Das betraf nicht nur die Abiturab­

schlüsse. Auch die Zahl vor allem jüngerer Berufstätiger war stark gestiegen, die die in den

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34

60er Jahren eingerichtete 10-Klassenschule der DDR durchlaufen und abgesd-Jossen hat-

ten. Das wird vor allem in der sehr jungen Stichprobe von Frieden'87 deutlich.

Ein ähnliche Entwicklung durchlief die Qualifikationsstruktur. Höhere Qualifikationsab­

schlüsse, also Hochschul-, Fachschul- und Meisterabschlüsse sind Ende der 80er Jahre stär­

ker vertreten als in den 70er Jahren. Nach statistischen Angaben hatten 1975 18% der Be­

rufstätigen einen Hoch-, Fachschul- oder Meisterabschluß, 1986 waren es bereits 26%. Die

Veränderungen zwischen den Berufstätigenuntersuchungen U77 einerseits und Frieden'87

und IU88 andererseits liegen also im sozialen Trend.

Der soziale Wandel wird weiterhin anhand der Änderungen im Familienstand und in

den Haushaltsgrößen erkennbar. Der Anteil der Ledigen, Geschiedenen und in Lebensge­

meinschaft Lebenden nahm kräftig zu. Ende der 80er Jahre gab es deutlich mehr 1- und 2-

Personenhaushalte als 1977 /78.

Zwischen 1977 /78 und 1988/89 vollzogen sich wichtige Wandlungen in der Arbeits­

sphäre und ihrer subjektiven Bewertung durch die Berufstätigen. Anhand von Grafik 23 und

24 kann man diese Entwicklung erkennen. Ein Vergleich einiger Merkmale der subjektiven

Arbeitsplatzbeschreibung von 1977 /78 und 1987 zeigt bedeutsame Veränderungen an.

Zunächst fällt auf, daß auch in der DDR der technische Wandel die körperliche und

nervliche Belastung verringert hat, jedenfalls hat diese nach dem Empfinden der Berufstäti­

gen nachgelassen. Gleichzeitig jedoch sind in deren Einschätzung auch Selbständigkeit und

Abwechslungsreichtum gesunken. Ob das eine Widerspiegelung der wirklichen Situation

war oder eher einem Anwachsen der Ansprüche geschuldet ist, kann man aus diesen Daten

nicht erschiießen. Für ietzteres spricht die generationsspezifische Auswertung dieses Be­

fundes (Abschnitt Frieden'87), nach der die Einschätzung um so schlechter ausfällt, je jün­

ger die Befragten sind.

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Weniger Selbständigkeit 1987 Subjektive Arbeitsplatzbeschreibung m

der DDR 1977 /78 und 1987

mTIEJ 1911118 D 19s1 72

59

11111111111111

48

1111111111111111~ 1

1111111111111

Selbständig Abwechslungsreich Nervlich belastend Körperlich schwer

82,2

Quelle: Frleden'87, U77 Angaben In Prozent

Zufriedenheit ist gesunken Zufriedenheit mit Arbeitbedingungen in

der DDR im Zeitvergleich

ETil 1911 D 1988/89 75,7

68,9

57,6

38,5 37,8 35,2

lll!llll "··

········

1!11111!1 ···'

46

L . ........ Selbständigk. Kollegial. Abwechslung Körperlich Nervlich Organisation Hygiene

Quelte, U77, IU88, Zusammenfassung von "sehr zufrieden" und "zufrieden",

Angaben ln Prozent

35

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36

Etwas schaffen, was auch gebraucht wird Wichtigkeit von Arbeitsmerkmalen in der

DDR 1987

Geschaff. gebraucht

Kenntnisse anwenden

Finanzielle Entlohn.

Interessante Aufgab.

Kontakt mit Menschen

Geschätzt im Kollek.

Friedensbeitrag

Beitrag f.Gesellsch.

Beruflich weiterko.

D Mittelwert 1-5

....__ ______________ ____, 4,61

....__ _____________ ____, 4,54

....__ ____________ _, 4,45

'---------------~ 4,44 ....__ ___________ _, 4,38

'-------------~ 4,29

'------------~ 4,26

'-----------~ 4,19

Quelle: Frieden'87, 5er-Skala mit 5-sehr wlchtlg ... 3-mlttelmäBlg ... 1-überhaupt

nicht wichtig

Gut zu verdienen ist am wichtigsten Welche Seiten in der Arbeit sind

wichtig? (1988/89)

Gut verdienen Ordentliches Ergebn.

Andere Menschen Fähigkeiten anwenden

Abwechslung Persönlich vorwärts

Selbständigkeit Fachmann/ Anerkenng.

Moderne Technik Ge sei lsch.nützlich

D Mittelwerte 1-4

:==============::::;---' 3,61

:============:::;----' 3,48 :=:::==========:;-"' 3,31

:=========;------' 3,1 ....__ ______ ____, 2,92

Quelle: IU88, Mittelwerte einer 4er-Skala mii 1-unwlchilg, 2-kaum wich­

tig, 3-wlchtlg, 4-sehr wichtig

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37

Grafik 24 präzisiert dieses Bild. Stark gefallen ist die auch die Zufriedenheit mit Selb­

ständigkeit und Abwechslung in der Arbeit. Auch das in der DDR traditionell hoch ausge­

prägte Gefühl von Kollegialität hat Einbußen erlitten. Die Zufriedenheit mit der nervlichen

Belastung sank in IU88 gegenüber U77 von 45% auf 22%. Mit der körperlichen Beanspru­

chung war man 1988/89 etwas mehr zufrieden (von 45% auf 48% ).

Insgesamt verweisen diese Befunde auf deutliche Verschiebungen in der Arbeitsmotiva­

tion der Berufstätigen. Gestiegenes Bildungsniveau, eine gewandelte Lebensweise, instru­

mentellere, hedonistischere und entfaltungsorientiertere Arbeitsauffassungen vor allem un­

ter jüngeren Berufstätigen führten zu steigender Unzufriedenheit und zu einem stärkeren

Empfinden von Defiziten in der Anspruchsverwirklichung. Das betrifft insbesondere die lei­

stungsgerechte Entlohnung. Die Zufriedenheit damit sank von 1973 (MG-Untersuchung

SU73, hier nicht dokumentiert) von einem schon damals geringen Mittelwert von 3,3 auf

2,9, gemessen auf einer 5er-Ska1a. (Weitere zeitgeschichtliche Daten im Anhang)

Diese subjektive Entwickiu.ng spiegeit sich auch im Wandei der Arbeitsmotive wider.

Herrschte in U77 noch ein annäherndes Gleichgewicht zwischen persönlichen und gesell­

schaftlichen, materiellen und ideellen Motiven, so schoben sich in den 80er Jahren individu­

elle, hedonistische und materielle Orientierungen immer mehr in den Vordergrund. Die ge­

sellschaftsbezogenen und kollektiv-idealistischen Motive verloren an Bedeutung.

Die Grafiken 25 und 26 zeigen die Motivstruktur, die sich am Ende der 80er Jahre unter

den Berufstätigen herausgebildet hatte. Die offiziell geforderten idealistischen Leitbilder

wie 11Friedensbeitrag", 1'Beitrag für die Stärkung der Gesellschaft•• stehen 1987 deutlich hin­

ter dem Bedürfnis nach individuellen Kennmis- und Fähigkeitsentwicklung, nach interes­

santen Arbeitsinhalten und dem finanziellen Motiv zurück. Hierbei ist zu beachten, daß der

Anteil der höher Qualifizierten und der Jüngeren in der Untersuchung Frieden'87 größer

war als in IU88. Dort dominiert das Verdienstmotiv. Gesellschaftliche Nützlichkeit steht,

obwohl immer noch recht stark ausgeprägt, am Ende der Rangreihe.

Klassische Motive wie 11Etwas schaffen, was auch gebraucht wird" 1987 und 11Ein ordentli­

ches Ergebnis erreichen" 1988/89 spielen dennoch eine wichtige Rolle. Auch die Tatsache,

daß 74,4% der Befragten in der Untersuchung IU88 angeben, ihnen sei ihre Arbeit genauso

wichtig wie Familie und Freizeit, deutet in Richtung eines in mancher Hinsicht noch kon­

ventionell geprägten Arbeitsverständnisses. Möglicherweise haben sich ältere Arbeitsmo­

tive, die durch die sozialistischen Vorgaben überformt und geprägt waren, Ende der 80er

Jahre wieder davon emanzipiert.

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38

3.6 Die Entnicklw1g der DDR-Identität und der Halt"üng der Ostdeutschen rum Sozia-

lismus

Zeitreihen zur Entwicklung der Identität der DDR-Bürger und ihrer Stellung zu soziali­

stischen Leitbildern und Werten hat das ZIJ Leipzig ermittelt. Zwar wurden Daten nur aus

Befragungen von Lehrlingen und Studenten veröffentlicht. Man kann jedoch davon ausge­

hen, daß die dokumentierten Veränderungen ungefähr die Stimmungslage der Gesamtbe­

völkerung widerspiegeln. (Grafik 27)

Die Grafik zeigt anhand einiger Meßpunkte die uneingeschränkt zustimmenden Antwor­

ten auf die Fragen "Sind sie stolz, sozialistischer Staatsbürger der DDR zu sein?" bzw.

"Fühlen sie sich eng mit der DDR verbunden?" (seit 1983). Weiterhin enthält sie die Ent­

wicklung der Meinungen zur Frage "Glauben sie, daß sich der Sozialismus auf der ganzen

Welt durchsetzen wird?". Die Verläufe scheinen synchron zu sein. Grafik 27 bestätigt auch

die A~nnahme, daß in der Mitte und der zweiten Hälfte der 70er Jahre die positive Haltung

zur DDR und zum Sozialismus am größten gewesen zu sein scheint. Das würde die Ergeb­

nisse der bereits besprochenen Berufstätigenuntersuchung U77 in einen plausiblen Zusam­

menhang stellen.

Ende der 70er Jahre scheint es einen Einbruch in der pro-sozialistischen Haltung gege­

ben zu haben, dann wieder einen leichten Anstieg. Anschließend bewegt sich die Kurve pla­

teauartig auf einem konstanten Niveau weiter. Nach 1986 gibt es dann wiederum einen

deutlichen Abschwung. Diese Entwicklung kann kontinuierlich bis zur Wende verlängert

werden kann.

Wo aber der Umschlagpunkt genau lag, muß offen bleiben, da der letzte Meßpunkt des

Leipziger Instituts 1986 liegt. Nach unseren Erkenntnissen, nach denen es zwischen 1987

und Ende 1988/Anfang 1989 einen deutlichen Stimmungsumschwung gegeben haben muß,

kann der Umschlagpunkt noch bis mindestens auf das Jahr 1987 vorverlegt werden. Das

hatte sich zumindesten aus dem Vergleich der 1987er Untersuchung SD87 und der

1988/89er Untersuchung IU88 ergeben. Es wäre zu klären, welche konkreten zeitgeschicht­

lichen Ereignisse die Auslösefunktion für jenen Stimmungsumschwung hatten. Auf jeden

Fall muß die Enttäuschung darüber, daß die SED-Führung auf den Gorbatschowschen Re­

formkurs nicht eingehen wollte und die Ereignisse in Polen und Ungarn entscheidend dazu

beigetragen haben.

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1975 stärkste Loyalität DDR-Verbundenheit und Sozialismuspers­

pektive bei DDR-Jugendlichen

lehrllnge-pro DDR

lliTiilll Lehrllnge-Sozlallsm.

liil'

-+- Studenten-pro DDR

D Stud.-Sozlallsmus

HHE

11111! mmn ~mm 1 ffiilll

1966 1970 1975 1979 1983 1984 1985 1986 5/1988 10/1988

Quelle: Friedrich 1990, Auswahl "ohne Einschränkung" In Prozent

Sicherheit, Emanzipation und Entspannung Worauf in der DDR 1988/89 in richtigem

Maße Wert gelegt wird

Warenangebot Umweltschutz

Reisen und Erholung Öffentl.Diskussion

Dienstleist./Verkehr Städte/Dörfer

Lebensstandard alle Arbeitsbedingungen

Ältere Bürger W.-techn.Fortschritt

Wohnbedingungen Entwick !.Demokratie

Jugendförderung

D in richtigem Maße

1l e1 1 11

1 14 3 1 19,2

1 22,4 1 26,7 1 26,9

1 28,4 1 31,3

f 34,8 1 39,7

1 44,8 1 46 8

1 7 Entspannung/ Abrüstg. 0,8 1 Gleichstellung Frau 72,2

1 Soziale Sicherheit 73,9

~ rr '5\ ß n [L. .fj) (Ö)OO \\Jj u (Q.l U u li'\ &;;, IQ) Quelle: IU88, Angaben In Prozent

39

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40

Arbeitsplatzproblem war sehr gut gelöst Welche gesellschaftlichen Aufgaben waren vor dem Nov.;89 in der DDR gut geiöst?

Arbeitsplätze Kinderbetreuung Hilfsbereitschaft

Gleich s tel Jung/Frau

Stabile Preise Krankheitsversorgg.

Verbrechensbekämpfg.

Alte Menschen• Wohnungen

Umweltschutz

c:::::J Mittelwerte 1-4

:=================;- 3,5 3,3

:====================::;---

::.:::=======;---------' 2,6

:====;------' 1,9 1 1,5

~------'

Quelle: Wohlfahrtssurvey 1990-0st •Fürsorge und Hiife, 1-sehr schlecht

2-schlecht, 3-gut, 4-sehr gut

Kindereinrichtungen sollen bleiben Welche Einrichtungen aus der ehemaligen DDR sollen erhalten bleiben? (Nov.1991)

mrnrn abschaffen D erhalten

11 Kindereinrichtungen b------------------'[95

Sero-Sammelsystem 1 93

~ig=m~~rn-a------------~

H 2

Polik 1 iniken

Jugendklubs

LPG

Schulsystem

Queile: Spiegei 48/1991 Angaben In Prozent

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41

Es fällt auf, daß aus den Daten von IU88 noch eine hohe Anerkennung für gewisse

"sozialistische Errungenschaften" hervorgeht. Und das, obwohl bei den Berufstätigen doch

in vielen Lebensbereichen die Zufriedenheit stark gesunken war und der SED-Führung i..11

entscheidenden gesellschaftlichen Bereichen die Kompetenz abgesprochen wurde. Hin­

sichtlich der Gewährleistung sozialer Sicherheit, der Gleichstellung der Frauen und der

Entspannungs- und Abrüstungspolitik wurden dem sozialistischen DDR-System mit großer

Mehrheit gute Noten ausgestellt (Grafik 28).

Daß wir es hier mit einer charakteristischen Prägung der DDR-Bevölkerung und damit

auch mit Elementen einer sozialen (nicht nationalen) Identität zu tun haben, zeigt sich in

Grafik 29. Ein Jahr nach der Wende wurde im Wohlfahrtssurvey-Ost 1990 danach gefragt,

welche sozialen Probleme die Befragten in der früheren DDR gut gelöst sahen. Große

Mehrheiten waren auch zu diesem Zeitpunkt der Meinung, daß das Problem der Bereit­

stellung von Arbeitsplätzen für jeden, der arbeiten will, die Kinderbetreuung, die Gleich­

stellung der Frauen, die Sicherung stabiler Preise gut geiöst und die Hilfsbereitschaft unter

den Menschen gut ausgeprägt waren.

Dieses Meinungsbild hat sich 1991, also ein Jahr danach, kaum geändert, sondern

scheint fest in die Erinnerung der Menschen eingegangen zu sein. Laut Spiegel Nr.48/1991

bedauern die Ostdeutschen heute die "Abwicklung" vieler in der DDR bewährter

Einrichtungen vom SERO-System (Altstofferfassung) bis zur flächendeckenden

Kinderbetreuung und die Auflösung der von Hilfsbereitschaft geprägten sozialen Kultur der

DDR. (Grafik 30) Dieser soziale Zug in der Mentalität wird sich wohl noch eine Weile

erhaiten.

Allerdings muß man wissen, daß diese soziale Identität nicht rückwärtsgewandt ist und

sich die meisten Ostdeutschen bereits mit den neuen Verhältnissen abgefunden haben. Wo

sie aber Möglichkeiten sehen, ihre "Errungenschaften" zu bewahren, wie zum Beispiel bei

der Berufstätigkeit der Frauen, der Kinderbetreuung und der sozialen Verantwortung des

Staates, werden sie weiter versuchen, ihre Interessen durchzusetzen. Auf diesem Weg sind

die Ostdeutschen bereits erfolgreich gewesen. Schon in der Wahlkampagne zur Volkskam­

merwahl im März 1990 gab es eine auffallende Konjunktur sozialer Themen bei allen Par­

teien, die im Osten um die Wählergunst rangen.

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42

3.7 Lebenswerte in der DDR der 80er Jahre

In der Wertestruktur der Ostdeutschen dominierten in den 80er Jahren die Lebenswerte

Familie, Partnerschaft und Gesundheit. Ähnliche Befunde gibt es für die Bundesrepublik

der 80er Jahre. (vgl. Herbert 1991).

Grafik 31 und 32 zeigen anhand der Berufstätigenuntersuchungen WITAL'83 und Frie­

den'87, daß diese Werte im Laufe der 80er Jahre eine unangefochtene Stellung innehatten.

Gesellschaftliche Orientierung und Aktivität und der berufliche Aufstieg stehen am Ende

der Rangordnung, sind allerdings in Frieden'87 noch recht hochausgeprägt.

Die Mitte des Wertspektrums beginnt in der 87er Untersuchung mit Pflicht- und Akzep­

tanzwerten (Disziplin, Leistung, Ehrlichkeit). Dann folgen hedonistische Orientierungen

(Vielseitiges und abwechslungsreiches Leben). 1983 liegen im Mittelfeld auch Freundschaft,

Geselligkeit, Hobby und materielle Gesichtspunkte (Finanzen, Wohnung). In der Untersu­

chung w1TAL'83 sind materielle und hedonistische Werte stärker vertreten, in Frieden'87

erreichen idealistische Werte stärkere Ausprägungen (Frieden, Altruismus). Die Ursache

ist wahrscheinlich zum einen die stärkere Vertretung von WITAL'83 im produktiven Be­

reich, und zum anderen der größere Anteil von Probanden mit höheren Bildungsabschlüs­

sen in Frieden'87. Das würde auch die höhere Bedeutung der gesellschafts- und bildungsbe­

zogenen Orientierungen in Frieden'87 erklären.

Die Grafiken 33 und 34 vermitteln anhand der Daten der Haushaltsuntersuchung SD87

eine etwas andere Rangfolge der Wertorientierungen. Wahrscheinlich hat die unterschiedli­

che Fragevorgabe "Eine Familie haben", die Ausprägung dieses Wertes vergieichsweise ge­

ringer ausfallen lassen als in den beiden Berufstätigenuntersuchungen. Dafür spricht, daß

gerade die Jüngeren, die verständlicherweise noch keine Familie hatten bzw„ für die das

Problem noch nicht so bedeutsam war, diesen Wert weniger wichtig finden als die mittleren

Jahrgänge. Die älteste Generation, die ja in den Berufstätigenuntersuchungen fehlt, drückt

gleichfalls diesen Wert herunter.

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Gesundheit und Partner, kein Auf stieg Werte in der DDR 1983

D Mittelwerte 1-5

1 Gesundheit 4,8 1 liebe/Partnerschaft 4,7

Kinder haben Beruf /Leistung

Kollegialität Vielseitiges Leben

14 1 3,9

Schöne/gute Wohnung Freunde/Geselligkeit Finanzielle Reserven Interessante Hobbys Lernen/Weiterbilden 1 3,7

Etwas zu sagen haben Gesellschaf tl.aktiv

1 " ~ Höhere Stellung L___J '1~

1 3,5 1 3,3

Quelle: WITAL'83, Mittelwerte 1-unwichtig,2-wenlg wichtig,3-tellwelse

wie ht ig,4-wich tlg,5-sehr w Ich t 1 g

4,2 4,2 4,2

4,1 4,1 4,1

Liebe und Familie am wichtigsten Werte in der DDR 1987

1 Liebe/Familie Gesundheit

Ehrlichkeit/Offenh. 1 4,

Disziplin Berufsleistung

Abwechslung/Vielsei. Friedenseinsatz

Altruismus Schöpferisch/Neues

Viel verdienen Lernen/Wei terbi Iden Berufl. weiterkommen Gesellschaftsbeitrag

Gesellschaftl.aktiv Risikobereitschaft

1 3,9 1 3,8 ) 3,8

1 3,7

Quelle: Frieden'87

1 4,6 1 4,5 1 4,5

1 4,3 1 4,2 1 4,2

4,1 4,1 4,1

4,9 8

43

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44

Alle wollen saubere Umwelt Werte in der DDR 198 7 nach Altersgruppen

D 18-25 Jahre D 25-40 ffiffi 40-60 lliill über 60

68

62 59 57 60

111!11.~= Umwelt sauber Familie Anerk.im Beruf Freunde Ansehen im Ort Leistung

GO"a~~~ 33 Quelle: SD87, Auswahl ·sehr wichtig"

Kollegialität bei Gebildeten wichtiger Werte in der DDR 1987 nach Schulabschluß

D Abitur S 10.Kl 111!18.KI

16

~ LIII

Umwelt Kollegial. Kinder Familie Beruf Wohnung Ansehen Leistung Politik

Quelle: SD87, Auswahl "sehr wichtig"

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45

Dazu kommt noch, daß in in der Stichprobe von SD87 die höher Gebildeten weniger ver­

treten sind. Sie betonen jedoch den Wert Familie gleichfalls stärker.

SD87 bestätigt im wesentlichen die Wertestruktur der Berufstätigenuntersuchungen.

Werte wie "Politische Betätigung" und der zugespitzt formulierte Leistungswert

"Überdurchschnittliche Leistung" finden sich am Ende der Rangliste der Lebenswerte und

werden lediglich durch die Gebildeten und Älteren noch etwas hoch gehalten. Die Werte 11Gute Freunde" und "Hohes Ansehen im Ort" weisen das charakteristische Altersgefälle

auf, nach dem die Jüngeren stärker nach informellen Beziehungen streben, die Älteren eher

nach öffentlicher Anerkennung und Wertschätzung.

Ein DDR-typisches Phänomen zeigt sich allen 3 Wertelisten. Obwohl die Befragten z.B.

in SD87 "überdurchschnittliche Leistung" relativ gering bewerten, spielen dort dennoch be­

rufsbezogene Werte eine bedeutsame Rolle. "Anerkennung im Berur und "Kollegialität"

stehen in der Rangliste weit vorn. Ähnlich ist es in den Berufstätigenuntersuchungen WI­

TAL'83 und Frieden'87. Der etwas "weicher" formulierte Leistungswert "Im Beruf etwas lei­

sten" wird hoch bewertet. Die hohe Bedeutung, die berufliche Orientierungen auch in den

80er Jahren in der DDR hatten, weisen in eine ähnliche Richtung wie die vorhin dokumen­

tierten noch vorhandenen klassischen Arbeitsmotive und die Gleichwertigkeit von Arbeit,

Freizeit und Familie für die Ostdeutschen. Arbeit hatte in der DDR hohe praktische Be­

deutung und war ein wichtiges Element der Lebenswerte.

Der bedeutsamste Befund der Untersuchung SD87 ist jedoch, daß an der Spitze der Le­

benswerte der Wert "Saubere Umwelt" rangiert, der sogar zu konsensueller Geltung neigt.

Dabei ist schwer einzuschätzen, ob die herausragende Rolle, die dieser Wert einnimmt,

dem überhöhten Anteil ländlicher und kleinstädtischer Milieus in der SD87-Stichprobe ge­

schuldet ist, oder ob dieser sogar trotz dieser Stichprobe zustandegekommen ist. Dabei muß

man die Formulierung der Vorgabe berücksichtigen: "In einer Gegend leben, in der die

Umwelt sauber ist." Für die erste Interpretation spricht, daß für einen in schlechten Um­

weltverhältnissen lebenden Städter diese Möglichkeit sicherlich kaum realistisch war.

Daß das Umwelt-Problem in den 80er Jahren im Bewußtsein der DDR-Bürger ein wich­

tige Rolle gespielt hat, läßt sich auch mit anderen Daten belegen. In einer bereits 1983

durchgeführten Untersuchung unter Schülern der 9. Klassen stellte sich heraus, daß schon

zu diesem Zeitpunkt 45% der Befragten nicht daran glaubten, daß das Umweltproblem in

der DDR absehbarerer Zeit gelöst wird. In der Untersuchung Frieden'87 fühlten sich die

Befragten durch die Umweltgefährdung zu 53% sehr stark bzw. stark bedroht und 59%, also

beinahe gleich so viele, durch die Weltkriegsgefahr. Beide Problembereiche wurden deut-

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46

iich bedrohlicher eingeschätzt ais die Möglichkeit, von Krankheit und Unfall betroffen zu

werden (30% stark bzw. sehr stark).

3.8 Versuch einer "Feinanalyse" der subjektiven Hintergründe der ostdeutschen Revolu­

tion

Sieht man sich die Ergebnisse der Untersuchung IU88 im Vorfeld der ostdeutschen Re­

volution noch einmal genauer an, so bemerkt man, daß der "revolutionäre Unmut" eigent­

lich nur von zwei Lebensbereichen ausging. Immer wenn es um Umweltschutz und

"Konsumprobleme" ging, reagierten die Befragten besonders problembewußt. Dazu kann

man noch in der Liste nicht abgefragte Ansprüche auf Freizügigkeit und Demokratie rech-

nen.

Die große Masse der Befragten sah Umweltschutz und die Verbesserung des Warenan­

gebots als äußerst dringlich an, nur ein knappes Viertel erwartete jedoch erhebliche Ver­

besserungen bis zum Jahr 2000. Nur jeweils 11 % bzw. 6% fanden, diesen Problemen werde

in der DDR die richtige Aufmerksamkeit geschenkt. 62% der Befragten konstatierten eine

Verschlechterung des Warenangebots und der Umweltsituation in den letzten 5-6 Jahren.

Nur 12% waren mit den Umweltbedingungen zufrieden, nur 16% mit der Umwelt am Ar­

beitsplatz, nur 15% mit den Einkaufsmöglichkeiten, nur 16% mit Dienstleistungen und Re­

paraturen.

Diesen negativen Urteilen standen auf der Seite des anderen Extrems die bereits er­

wähnten positiven Urteile über typische "DDR-Errungenschaften" gegenüber. Mit der Kin­

derbetreuung waren noch 61 % zufrieden, mit ihren Wohnverhältnissen 56%. 51 % der Be­

fragten konstatierten eine Verbesserung ihrer Wohnverhältnisse während der letzten 5-6

Jahre, mehr als in der 77 j78er-Befragung. Immerhin 39% rechneten auf diesem Gebiet bis

zum Jahre 2000 mit erheblichen Verbesserungen. 67% waren mit der Verantwortung zu­

frieden, die ihnen am Arbeitsplatz übertragen wurde, 68% mit der Kollegialität, 59% mit

der Selbständigkeit ihrer Arbeit und 54% mit dem Abwechslungsreichtum. Das waren zwar

deutlich weniger als 1977 /78 aber immer noch recht viele.

Zwei Extreme hatten sich herausgebildet. Auf der einen Seite gab es die positiv wahrge­

nommenen "sozialistischen Errungenschaften" (Sicherheit, Emanzipation, Frieden, Hilfsbe­

reitschaft). Auf der anderen Seite hatten sich Ansprüche herausgebildet, die nur bei erheb­

licher Systemveränderung befriedigt werden konnten (Umweltschutz, Konsumbedürfnisse,

politische Freiheiten). Dazwischen gab es jedoch eine Vie1zahl von Lebensbedingungen und

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47

gesellschaftlichen Problemen, die von den Befragten weder sehr kritisch noch sehr positiv

eingeschätzt wurden.

In IU88 wurde die Zufriedenheit mit wichtigen Lebensbedingungen mit einer Liste mit

14 ltems und Arbeitsbedingungen mit 19 Items abgefragt. Bei der Antwort benutzten die

Befragten auffällig oft die Kategorie "teils-teils". Weiterhin sollten 19 Ziele danach beurteilt

werden, welche Aufmerksamkeit ihnen in der DDR geschenkt wurde. Statt der eindeutigen

Aussage "zu wenig" wählte man oft lieber die abschwächende Kategorie "etwas zu wenig".

Das hat möglicherweise etwas mit Informationsdefiziten aufgrund der damaligen gleichge­

schalteten Medienlandschaft in der DDR zu tun. Denn es war damals tatsächlich schwer zu

beurteilen, wieviel denn in der DDR z.B. für den wissenschaftlich-technischen Fortschritt

getan wurde. Andererseits standen in der konkreten Erfahrung der Menschen deutlichen

Verschlechterungen (Versorgungslage, Umwelt etc.) auf der einen Seite auch reale Verbes­

serungen auf der anderen Seite gegenüber (Wohnungen, z.T Arbeit und auch Einkommen).

Das in vielen Punkten "kompromißlerische" Antwortverhalten verweist darauf, daß die

Stimmungslage in der DDR Anfang 1989 noch nicht auf breiter Front umgeschlagen war.

Dieser Eindruck wird auch durch das Niveau der in IU88 abgefragten allgemeinen Lebens­

zufriedenheit verstärkt. Die Masse der Befragten (52%) stufte sich auf einer 5er Skala auf

der Position 3, als "teils zufrieden-teils unzufrieden" ein. Der Mittelwert lag bei 3.13, also

leicht in den positiven Bereich verschoben.

Der entscheidende Desillusionierungseffekt über die reale DDR-Wirklichkeit scheint

tatsächlich erst mit der umfangreichen Enthüllungskampagne der Medien nach der Wende

1989 eingesetzt zu haben. Ende 1989/Anfang 1990 setzte nun ein Stimmungsumschwung

ein. Angesichts eines von den Medien für die DDR beschworenen politischen und wirt­

schaftlichen Abgrunds entwickelte sich eine "Rette-sich-wer-kann-Stimmung", die sich oft

naiv und unkritisch mit Optimismus und bürgerlich-individualistischen Leitbildern auflud.

Es setzte eine "Flucht nach vorn" ein.

Die eigentümliche Stimmungslage in der ersten Hälfte des Jahres 1990 und die sich Zu­

kunftserwartungen, die sich herausgebildet hatten, sind Grafiken 35 und 36 dargestellt. Dort

sind die Untersuchung der AdW "Leben in der DDR" vom Januar 1990 und eine Umfrage

des BISS "Soziallagen'90" vom Juni 1990 ausgewertet. Im Januar 1990 waren den DDR­

Bürgem die Lebensbereiche "Konsum" und "Umwelt" am wichtigsten, ganz in Fortsetzung

des Bildes, das IU88 ergeben hatte. Doch jetzt rechneten in diesen Gebieten jeweils 56%

und 66% der Befragten mit Verbesserungen. Verbesserungen des Rechtssystems und de­

mokratische Verhältnisse versprachen sich 56% und 67%.

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48

Ein ähnlich zuversichtliche Stimmung erhäit man in der BISS-Uniersuchung im Juni

1990 am Vorabend der Währungsunion (Grafik 36 und Anhang). Die Bereiche Konsum,

Reisen, Kultur und Leistungslohn werden in der Nahperspektive der nächsten 2 Jahre sehr

optimistisch bewertet. Die Erwartungen im Bereich Umwelt fielen bereits skeptischer aus.

Zusammenfassend kann man sagen, daß dieser optimistische Zukunftshorizont der Ost­

deutschen ein Ergebnis einer sozialpsychischen "Wende nach der Wende" ist. Zunächst war

dieser Umschwung zum Optimismus von einem naiven Vertrauen in die westliche Gesell­

schaft und die einfachen Konzepte bedingt, die über die Medien und im Wahlkampf in die

DDR herübergetragen wurden. Es wird sich jedoch zeigen, daß nach einer Phase der Ent­

täuschung und Desillusionierung das Vertrauen in die eigene Leistungs- und Durchset­

zungsfähigkeit die neue Kraftquelle einer optimistischen psychologischen Konstellation

wurde.

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Löhne, Preise, Umwelt werden besser Lebensbereiche und Erwartungen von Ver­besserungen in der DDR im Januar 1990

Lelst./Lohne/Prefse•

Umwelt

Rechtssystem/-slch

Soziale Sicherheit

Arbeit

Partnerschaft

Gesundheit

Demokratie

Mit Kindern leben

Wohnung

Freizett

Biidung

D wird besser D sehr wichtig

55:.:.,6--'=::::::::=:=::::::=:;=======~ 84,9 65,6 83,7

55,7 [ ::::::::::::::::::::::::::::: l 1 78,7

36,2 77,2

33,2 i::::::::::::: :::::::1 1 69,8

2~6 66~

55,3 61,7

67,1 [ :::::::: : :.:::::: 1 58,6

S0,;.:5_;;;;:;;;;;;::;;;::;~====:;-' 53,8 39,9 [ :::::::: 1 48,6

Quelle Leben In der DDR'90, • Lohne nach Leistung und Preisen,

Angaben In Prozent

Sicherheit ist gesunken Erwartungen der DDR-Bevölkerung

im Juni 1990

0,79 0,72

0,16

0,43 0,39

D 11eit der Wende D In 2 Jahren

0,38 0,32

0,19 0,17

0,04[ c:::i-~~~~~~-t==t-~+--+-~-0~~+--,---~t--~--t~-,--~

-0,02

-0,17 0,17 -0,23

-0,1

-0,33 Konsum„ Reisen Einkommen Arbeit Umwelt Wohnen S1oherhe1 t• Politik K1ndereinr

Queue BfSS-lebensfagen'90, 1-besser, O-Konstanz, -1-schlechter

•auch Arbeitsplatz, ••und Dienstleistung

49

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50

3.9 Ende 1990: Das Pendei schiägt zurück - Stärkung konservaiiver und Wiederbele­

bung sozialer Werte

Am Ende des Jahres 1990 kann man ein deutliches Absinken der Stimmungspegels in

Ostdeutschland beobachten. Grafik 37 zeigt im Vergleich zwischen Sozio-ökonomischen

Panel vom Juni 1990 und Wohlfahrtssurvey-Ost von Ende 1990 einen deutlichen Rückgang

der Zufriedenheit in entscheidenden Lebensbereichen wie Arbeit, Wohnung, Lebensstan­

dard und Einkommen.

Im gleichen halben Jahr gab es auch auf der Wertebene Veränderungen. Anhand der

Allensbacher Untersuchungen vom Juli/August und November/Dezember 1990 in Grafik

39 wird deutlich, wie die Ostdeutschen auf den Untergang der DDR, auf den teilweisen Zu­

sammenbruch des staatlichen Gewaltmonopols und der Wirtschaft reagierten. Recht und

Ordnung, Sicherheit und Sparsamkeit (in der Grafik zusammengefaßt in "Konservativ'') er-

hielten Aufschwung. Gleic~.zeitig wurde soziale Werte wie Gerechtigkeit und Hilfsbereit-

schaft ebenso wie das Friedensbewußtsein (zusammengefaßt zu "Soziales") aufgewertet.

Nahezu das gesamte Wertspektrum wurde aktiviert, einzig die Ansprüche auf Freiheit und

Unabhängigkeit reduziert.

In Grafik 40 wird noch einmal ein Rückblick auf die Wertsituation im Jahre 1987 mög­

lich. Das ZIJ Leipzig legte im September 1990, diesmal einer repräsentativen Stichprobe

von Ostdeutschen, dieselbe Werteliste wie in Frieden'87 vor. Hedonismus, .Kreativität und

Risikobereitschaft sind sämtlich zurückgenommen wurden. Man könnte einwenden, dieser

Effekt sei dem Umstand geschuldet, daß in der repräsentativen Stichprobe nun auch die

Rentner vertreten sind. Dann hätte jedoch nach aller Wahrscheinlichkeit auch der Wert

"Disziplin" stärker ausfallen müssen. Jedoch ist von den beiden den Pflicht- und Akzeptanz­

werten zuzuordnenden Werten, lediglich der Wert "Berufsleistung" ist deutlich gestiegen. So

liegt die Reduzierung von Ansprüchen, die eher der Selbstentfaltung zuzurechnen sind, im

gleichen Trend wie die Allensbacher Daten.

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Mit Lebensstandard unzufriedener Zufriedenheit der DDR-Bürger im Juni

und im November 1990

1illill Juni 1990 D November 90

7,3 7,3

6,9 6,9 6,7

iiiliiil ~!li!!! .!llillil lillil!i ILJ ltJ

Arbeit Wohnung W.gegend Geaundheil Lebenaatend. Einkommen• allgemein

Quelle: SOEP'90-0st, W.survey-Ost'90 •Haushalt, Mittelwerte 10er-Skala

Arbeit und Freunde wichtiger Wichtigkeit von Lebensbereichen im Juni

und November 1990

91

iWrn so

!

1

ll1I

li~ii1

Uiliilil Panel 6/1990 D W-survey 1111990

82~

67 62 64

!i!!i!i 58

„ ..... . ..... .

60

45 43

mm 29 32 36 36 IJ

llfl ~ :~.~. liilllliLJ llililiLJ :::::~: Gesundheit Familie Einkommen Umwelt Arbeit Freizeit Erfolg Freunde

Quelle: WZB-Paper 91-102 Auswahl 'sehr wichtig', 4er-Skala

51

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52

67

1111111

1111!!1

>H>•<>

71

Kon.servativer und sozialer Wertveränderungen in der DDR 1990

ffi)fil 7 /B 1990 D 11112 1990

73

68 66

63 62

56

lllllll

35

....... =~::;:: ~ Soziales Konservativ Familie Freiheit Leistung Wohlstand Aufstieg Fortschritt

Quelle: WZB-Paper P91-102, IFD Allensbach, "ganz besonders wichtig"

In Prozent

Leistung im Beruf ist wichtiger geworden Werte in der DDR 1987 und im September

1990

70 65

57 58 58

50

42

m;; 32

l!ii[i lllli Familie Ehrllchk. Dluiplln Lel•1ung Abwech•I. Verdien. Krea1iv. Hiife Bildung Rlalko

Que!!e: Fr!eden'87, Spiege!-Spez.let 1191 Auswahl "sehr wichtig" In Prozent

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53

Um sich diese Veränderungen zu erklären, muß sich noch einmal vergegenwärtigen, wie

positiv die "sozialistischen Errungenschaften" noch in der revolutionären Stimmung Ende

1988/ J\.nfang 1989 eingeschätzt wurden. So ist es eigentlich nicht verwunderlich; daß Ende

1990 vor dem Hintergrund der katastrophalen Wirtschaftslage und der enorm wachsenden

Arbeitslosigkeit alte Prägungen wiederauflebten. Zum anderen ist es verständlich, daß an­

gesichts der unsicheren Lage Werte Aufwind erhielten, die auf Sicherheit und Risikover­

meidung orientieren.

4. WAS KANN MAN AUS DEN BISHER VORLIEGENDEN ÄLTEREN UND

NEUEREN DATEN FÜR DIE ZUKUNFT ERWARTEN?

4.1 Erste Trends der subjektiven Entwicklung nach der Wende

An dieser Stelle soll versucht werden, allgemeine subjektive Trends nach der Wende zu

skizzieren, von denen angenommen werden kann, daß sie mittelfristig von Bedeutung sein

werden. Dabei ist jedoch die insbesondere für das Jahr 1991 noch schmale Datenlage zu be­

rücksichtigen. Ich möchte mich dabei vor allem auf erste Auswertungen einer für neuen

Bundesländer repräsentativen Befragung des ISDA-Institutes Berlin stützen.

Aus den Daten geht hervor, daß sich für 39% der Ostdeutschen seit Oktober 1990 die

Bedingungen der beruflichen Arbeit verschlechtert haben. 37% meinen, die finanzielle Lage

ihrer Familie wäre schlechter geworden, jedoch meinen auch 31 % ihre Lage wäre jetzt bes­

ser. Sehr positiv sah man die Entwicklung des Handels, günstiger auch die Dienstleistungssi­

tuation. Mehrheiten von über 60% sahen in den nächsten 2 Jahren der Möglichkeiten, ihr

Leben selbst zu gestalten, der politischen Freiheit, des Wohnens, ihrer beruflichen Ent­

wicklung und des Einkommens mit Optimismus entgegen. Jedoch machen sich auch 44%

Sorgen um ihren Arbeitsplatz, über 50% über die weitere Entwicklung der Lebenshaltungs­

kosten und 85% über die mangelnde Bekämpfung von Kriminalität und Drogensucht.

Der optimistische Zukunftshorizont, der sich nach der Wende aufgebaut hatte, besteht

jedoch - mit gewissen Einschränkungen - nach wie vor. Die Stimmungslage steht am Ende

des Jahres 1991 nicht auf der Kippe, sondern scheint ziemlich stabil zu sein. Nach Daten

des Allensbacher Instituts für Demoskopie waren die Ostdeutschen zum Jahreswechsel

1991 sogar optimistischer als die Westdeutschen und deutlich zuversichtlicher als am Ende

des Jahres 1990.

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54

Laut den Daten des ISDA-Institutes schätzen die Ostdeutschen heute Verhaltensweisen

wie Selbstsicherheit, Fleiß, Cleverness und Anpassungsfähigkeit mit Mehrheiten von über

70% als immer wichtiger ein. Jedoch auch Zivilcourage (64% ), Toleranz (60% ), Konfliktfä­

higkeit (59%), Ehrlichkeit (58%), Führungsfähigkeit (55%) und Solidarität (45%) werden

als als zunehmend bedeutsam eingestuft.

Das Besondere der für die Ostdeutschen nach wie vor vorhandenen Umbruchsituation

besteht darin, daß die schwankenden situativen Wahrnehmungen im Moment starke Ein­

flußmöglichkeiten auf die Ebene der Werte haben. Wird die Situation günstiger einge­

schätzt, dann erhalten hedonistische und Selbstentfaltungswerte Aufschwung. Stellt sich die

Lage wieder schlechter dar, bekommen Pflicht- und Akzeptanzwerte und alte "sozialisti­

sche" Prägungen Konjunktur.

Es hat jedoch den Anschein, daß der erste Schock, den die Entwicklung nach der Wäh­

rungsunion ausgelöst hatte, überwunden zu sein scheint. Die Menschen spüren wieder lang­

sam Boden unter den Füßen. Die naive Bewunderung der westlichen Gesellschaft ist einer

nüchternen Betrachtungsweise gewichen. Man konzentriert die Kräfte auf eine Wahrung

der Chancen im Beruf und der Festigung bzw. Erneuerung der privaten Beziehungen in

Familie, Freundes- und Bekanntenkreis. Gleichzeitig gibt es Angleichungsprozesse an west­

liche Verhältnisse.

Das zeigt sich anhand einiger Haupttrends auf der Wertebene. Von 29% im Juni 1990

auf 32% Ende 1990 und auf 43% im Oktober 1991 stieg der Anteil derer, die Berufserfolg

"sehr wichtig" fanden. Die Unsicherheit der wirtschaftlichen Situation läßt also die berufli­

che Motivation bisher nicht si.Tlken, sondern das k.nappere .A_ngebot an A..rbeitsplätzen und

die neuen Konsum- und Entfaltungsmöglichkeiten steigern die Berufsorientierung deutlich.

Gleichzeitig wird offensichtlich in den privaten und informellen Beziehungen der Rückhalt

und die psychische Verarbeitungsmöglichkeiten gesucht, die die neuen gesellschaftlichen

Belastungen mit sich gebracht haben. Diese Entwicklungen veiweisen sowohl auf eine Auf­

wertung der sozialen Kleingruppen als auch auf einen fortschreitenden Individualisierungs­

prozeß.

Unter sozialistischen Verhältnissen bedeutsame Werte wie "Kollegialität" und "Politi­

sches Engagement" verlieren an Bedeutung. Der Wert "Viel Geld verdienen" wird zuneh·

mend wichtiger. Ein Trend zunehmender Verwestlichung scheint voranzuschreiten.

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55

4.2 Berufliche Flexibilität als Voraussetzung für eine aktive Teilnahme der Ostdeut­

schen am wirtschaftlichen Aufschwung

Aus den bisher vorgestellten Daten geht hervor, daß die Ostdeutschen durch eine hohe

Erfolgs- und Leistungsmotivation wichtige Wertgrundlagen für eine erfolgreiche Teilnahme

an der weiteren wirtschaftlichen Entwicklung besitzen. Denn die Werte "Leistung" und "be­

ruflicher Erfolg" sind ständig gestiegen, auch auf dem Tiefpunkt der Stimmungslage Ende

1990/Anfang 1991. Gleichzeitig scheint der anhaltende Optimismus auf dafür günstige psy­

chische Eigenschaften zu verweisen, wie hohe Frustrationstoleranz und Fähigkeiten zum

zeitweiligen Verzicht auf die Befriedigung einiger Bedürfnisse.

Wie sieht es jedoch mit jener mentalen und praktischen Flexibilität aus, die von den

Ostdeutschen im Modernisierungsprozeß immer wieder gefordert wird? In der Untersu­

chung IU88 wurden einige Fragen gestellt, die Hinweise dazu liefern können.

Zwar war die wirtschaftliche Entwicklung in der DDR in den 80er Jahren krisenhaft.

Das scheint jedoch Selbständigkeitsstreben und Verantwortungsbewußtsein unter den

Berufstätigen nicht zerstört zu haben. Es muß in der Arbeitswelt weiterhin Entfaltungsmög­

lichkeiten dafür gegeben haben. (Grafiken 41 und 42) Denn verblüffenderweise schätzen

74% der Befragten im Rückblick auf die letzten 5-6 Jahre ein, daß die Selbständigkeit in

ihrer Arbeit zugenommen hatte, 70% meinten, der Leistungsdruck hätte sich verstärkt und

69%, ihre Verantwortung sei gewachsen. 68% mußten sich neue Kenntnisse aneignen, 51%

arbeiteten nun an einem neugeschaffenen oder stark veränderten Arbeitsplatz. 50% der

Berufstätigen konnten ihre Kenntnisse besser anwenden, 43% hatten mehr Entscheidungs­

möglichkeiten und 41 % ihren Arbeitsplatz gewechselt. Nur 19% empfanden die Verände­

rungen in der Arbeitswelt der letzten 5-6 Jahre als nachteilig, 40% sahen sie neutral und

41 % als vorteilhaft an (siehe Anhang).

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56

Selbständigkeit nahm für 3/ 4 zu Veränderungen in der Arbeit in den

letzten 5-6 Jahren in der DDR 1988/89

Selbständk.nahm zu

Leistungsdruck höher

Verantwort.gewachsen

Neue Kenntnisse

Einkommen gewachsen

Neuer/anderer Arbpl.

Kenntnisse anwenden•

Arbeits p l.gewe c hse 1 t

jetzt Schichtarbeit

Kollektiv gewechselt

D Zustimmung

~------------~ 73,5

~-----------~ 69,9

~-----------~ 69,4 68

~-----------~

~-----~-----~ 62,8

~--------~ 51,2

~-------------' 49,7

~------~ 41,3 Ai i

~---~---~ ..... ,,

Quelle: IU88, •besser, Angaben ln %

213 schon mit anderer Tätigkeit Flexibilität bei Berufstätigen in der

DDR 1988/89

CJ Zustimmung

Beruf erlernt 69,3

im erlernten Beruf 68,5

schon and.Tatigkeit 66,3

an Arbeit interess. 63,1

Anderer Betrieb 58,2

Technik w.einfacher 48,5

Kenntnisse zu hoch 25,7

in fachl.Weiterbild. l 11,7

G IT SJ, if ~ ~ ~ 2 Quelle: IU88, Angaben In Prozent

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57

Dieser überraschende Befund wirft ein Schlaglicht darauf, welche Flexibilitätspotentiale

in der ostdeutschen Arbeitnehmerschaft vorhanden sind. Die große Mehrheit der Berufstä-

tigen nahm ehlerseits ei..-,en Zuwachs an Selbständigkeit .i..91 ihrer Arbeit wahr. A.i"ldererseits

sank seit den 70er Jahren das Niveau der Zufriedenheit damit. Offensichtlich sind die An­

sprüche auf selbständige Arbeit schneller gewachsen als das wahrgenommene Niveau.

Weitere Daten belegen, daß in der DDR-Arbeitswelt Flexibilität gefordert war. Danach

hatten 66% der Befragten im Laufe ihres Berufslebens schon einmal in einem anderen Be­

ruf gearbeitet. In einem anderen Betrieb waren schon 58% tätig gewesen. Zu ihrem derzei­

tigen Arbeitsplatz waren 63% gekommen, weil sie an dieser Tätigkeit interessiert waren,

nur 6% meinten, daß sie keine andere Arbeit gefunden hätten. 26% fühlten sich von ihren

Kenntnissen her in ihrer Arbeit sogar unterfordert. 64% hatten durch Vorschläge und Hin­

weise auf Veränderungen in ihrer Arbeit Einfluß genommen.

Das vielleicht unerwartetste Ergebnis ergab sich, als nach den sozialen Auswirkungen

des wissenschaftlich-technischen Fortschritts gefragt wurde. 1/3 der Befragten stimmten 1

Jahr vor der Wende folgender Vorgabe zu: "Auch bei uns wird es Menschen geben, die

zeitweilig ohne Arbeit sind." Nur 35% lehnten diese Vorgabe ab und 32% waren unschlüs­

sig. Aus diesen Befunden kann man ableiten, daß die Ostdeutschen in vieler Hinsicht sub­

jektiv auf die neue Situation, die mit der Wende entstanden war, vorbereitet waren. Unter

den Berufstätigen gibt es erhebliche Flexibilitätspotentiale, die der weiteren wirtschaftli­

chen Entwicklung zugute kommen können.

Die millionenfache Bereitschaf( der vergangenen Jahre zur Übersiedlung in die Bundes­

republik und eine hohe Zahl von Pendlern nach der Wende zeigt auch die Entschlußkraft

und die Fähigkeit der Ostdeutschen zur territorialen Mobilität.

4.3 Die Wertesituation in der Jugend

Von besonderer Bedeutung für den weiteren Verlauf der gesellschaftlichen Entwicklung

im Osten Deutschlands und den Vereinigungsprozeß ist es, ob die Jugend in ihren Wertvor­

stellungen auf eine marktwirtschaftlich·kapitalistische Gesellschaft eingestellt ist. Für die

Beantwortung dieser Frage ist es von großem Vorteil, daß die Wertentwicklung in der

DDR-Jugend seit den 70er Jahren durch das ZU Leipzig vergleichsweise gut erforscht ist.

In Grafik 43 und 44 kann man anhand von Lehrlingspopulationen den zeitgeschichtli·

eben Wandel der Werte in der DDR-Jugend verfolgen. Der Komplex Materialismus-Hedo­

nismus mit den Werten "Erlebnisse, Abenteuer", "Mode, etwas Luxus11, "Liebe, Sex genie-

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58

ßen", "Auto besitzen;; und "hoher Wohnkomfort" verzeichnete seit 1975 einen deutiichen

Aufschwung. Gleichzeitig wurde der Freundeskreis stark aufgewertet, parallel dazu liefen

Emanzipationsprozesse von den Eltern. Demgegenüber stagnierten zwischen 1975 und 1985

idealistische und konventionelle Werte oder gingen sogar zurück. Bildungsstreben und Ar­

beitsethos sanken ab. Bei der Diskussion der Untersuchung Frieden'87 hatten wir gesehen,

daß diese Entwicklung in der Gesamtbevölkerung von starken Generationsunterschieden

geprägt war.

Der ungünstige Trend für die idealistischen und konventionalistischen Werte kehrte sich

jedoch am Ende der achziger Jahre um. In Grafik 45 erkennt man, daß der Umschlagpunkt

im Wendejahr 1989 lag. Als ob 1988 ein "Wellental" durchschritten wurde, schnellte die

Kurve des Arbeitsethos 1989 abrupt in die Höhe. Einen ähnlichen Verlauf nimmt das

"Bildungsstreben". Das Bedürfnis nach Anerkennung und Orientierungen auf Gerechtigkeit

gewinnen ebenfalls ab 1989 stark an Bedeutung. Der Wert "Selbstkritik" stagniert 1989,

nimmt 1990 jedoch wieder zu. Der Anstieg hedonistischer und materialistischer Werte

schwächt sich ab, hält dennoch weiter an.

Nach der Währungsunion im August 1990 erreichen das Streben nach Lebensgenuß und

der Individualismus ihren vorläufigen Höhepunkt. Grafik 46 zeigt, daß die seit 1989 ange­

wachsenen konventionellen, hedonistischen und individualistischen Werte weit über das Ni­

veau der westdeutschen Jugend hinausgeführt haben. Stärker ausgeprägter Altruismus und

die höhere Bereitschaft zum gesellschaftlichen Engagment scheinen eine DDR-Hinterlas­

senschaft zu sein. In der ostdeutschen Jugend sind auf vielen Wertdimensionen Wertpoten­

tiale angestaut, von denen viele in die Richtung der neuen gesellschaftlichen Verhältnisse

weisen.

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Materielles und Lebensgenuß wichtiger Zeitlicher Verlauf von Lebenszielen bei

--- • • „. I • -· 1 •• 1 • -~ \. uuH-Lenrnngen lonne ~mscnranKung 1n UJoJ

D 1975 D 1985 mTiilll 1989 m 1990

60

14

Erlebnisse Mode/Luxus Liebe/Sex Autobesitz Wohnkomfort

Quelle: Frledrlch/Griese 1990, Friedrich 1990

Freundeskreis und Arbeit Zeitverlauf von Lebenszielen bei DDR­

Lehrlingen (ohne Einschränkungen in %)

D 1975 D 19as miill 19e9 B 1990 89

Anerkennung Selbstkrittk Gerechtigkei 1 Bildung Arbei lsethos Freundeskreis

Quelle: Friedrich 1990

59

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60

1989 Durchbruch beim Arbeitsethos Lebensziele im Zeitverlauf bei DDR-

• • 1. L • ... • • •• • - • - 1'1.I \_ Lenr11ngen \onne t:mscnranKungen m "lo/

llIIIIIIl 1975 D 1985 Glill 1988 B 1989 D Februar 1990

68

55

47

38

33

28 24

Anerkennung Arbeitsethos Selbstkritik Wissen

Quelle: Friedrich 1990, ZIJ-Studle 1988

Arbeit und Selbständigkeit im Osten Werte der ost- und westdeutschen Jugend

(18-24 jährige, August/September 1990)

4,6 D DDR-Jugend D BRD-Jugend

4,4

4,1

3,9 3,9

2,7

• 2,5

Arbeit Selbstindigk. LebensgenuB Altruismus Engagement PolEngag

Quelle: Friedrich/Forater 1991 (ZIJ) Durchachn.\:ir-erta einer 5&r-=Skala von 5= sehr große bis 1-überh.kelne Bedeutung

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61

Die Jugendlichen haben der ostdeutschen Bevölkerung in den letzten Jahrzehnten ent­

scheidende Trends vorgegeben. Mit der Aufwertung von Hedonismus und Materialismus

begannen die idealistisch-kollektivistischen Leitbilder des Systems zu zerbröckeln. Mit dem

Aufschwung des Arbeitsethos und der Orientierung auf den Freundeskreis wurden die psy­

chischen Dispositionen für eine Leistungsgesellschaft mit zunehmender Bedeutung privater

und informeller Sozialbeziehungen geschaffen.

5. SCHLUSS

Ungeachtet aktueller Schwierigkeiten und psychischer Blockaden zeigen die älteren und

neueren Daten, daß die Ostdeutschen auf den Weg in eine freie Leistungsgesellschaft vor­

bereitet sind. Es hat wie in den westlichen Industrieländern auch im Osten einen Werte-

wandel in Richtung von Selbstentfaltungswerten gegeben, allerdings in einer spezifischen

Form und von anderen Voraussetzungen her. Darauf verweist die gesunkene Bereitschaft

der Ostdeutschen, sich kritik- und selbstlos in vorgegebene gesellschaftliche Zusammen­

hänge einzuordnen und verordnete gesellschaftliche Tugenden zu akzeptieren. Gewachsene

Ansprüche auf ein genußreiches und eigenständiges Leben, die gesunkene Zufriedenheit

mit Selbständigkeit und Abwechslung in der Arbeit sind Indizien für die gestiegene Bedeu­

tung von Selbstentfaltungswerten.

Trotz der Wandlungsprozesse zu Individualismus, Materialismus und Hedonismus brin­

gen die Ostdeutschen aus ihrer Vergangenheit dennoch eine spezifische soziale Kompo­

nente in die Wertesituation der Bundesrepublik ein. Das zeigt sich im Bedürfnis nach sozi­

aler Sicherheit, in der Hochschätzung von Hilfsbereitschaft, Gleichberechtigung und infor­

mellen Umgangsformen.

Dazu kommt, daß die neuen Bundesbürger in die Leistungsgesellschaft sozusagen als

Nachzügler eingetreten sind. Daher weisen sie eine "frischere" Leistungsmotivation auf, die

durch neue Entfaltungs- und Aufstiegsmöglichkeiten verstärkt wird. Ein Überhang einiger

konventioneller Werte, der in der arbeitszentrierten DDR-Gesellschaft und möglicherweise

in überformten Resten einer vergangenen Kultur der "kleiner Leute" seine Quelle hat, wird

sich in der weiteren Verwestlichung Ostdeutschlands abschwächen.

Andererseits stellen einige konventionalistische Werte und eine von der Mentalität

ehemaliger Unterschichten her geprägte "robuste" soziale Psyche Wertreserven und psy-

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62

choiogische Stabilisierungsfaktoren zur Bewäitigung der schwierigen Üoergangsperiode zur

Verfügung.

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63

Anhang/Tabellen

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64

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65

Politisches Interesse "lf~-t~i~~- .:':~ ~~1:.:~~L~ DDR BRD y \..rjJ.u15.._.u ~n„::. pvuu„..._.11\..o

Ereignisse mit 1%2 1%2

1. großem Interesse

gesamt 39 1. Engagierte

gesamt 12

Jungen 44 15 Mädchen 32 8

10.Klasse Stadt (Jungen) 40 Großstadtschüler 15 10.Klasse Land (Jungen) 34 Landschüler 9 Berufsschüler (Jungen) 39 ,,_n_~ -~---1 T'1- _____ c __ t..~:.•--- "t v u1Ks-unu nt:ru1s1.:nu1cr 1

Abiturienten 12.Klasse (Jungen) 50 Studenten (Jungen) 70 Ober-/Hochschüler 23

Mädchen 10.Klasse Stadt 23 10.Klasse Land 30 Berufssehiller 13 Abiturienten 12.Klasse 47 Studenten 50

"" -~ ... ._·---~ T~,.,------„. u1uucn::111 11uc.-c:1:1c

gesamt 48 2. Interessierte (passiv) 34 Jungen 44 38 Mädchen 53 29

3. schwachem Interesse

gesamt 9 3. Indifferente 46 Jungen 8 36 Mädchen 11 60

4. so gut wie gar keinem Interesse

gesami 3 4. Skeptiker, Destruktive

gesamt 8 Jungen 3 8 Mädchen 3 3

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Politisches Interesse

Verfolgen Sie politische Ereignisse mit

DDR 1962

BRD 1962

3. + 4.

9 10.Klasse Stadt (Jungen) _______________ _

Großstadtschüler ___________________ _ 43 10.Klasse Land (Jungen) _______________ _ 15 Landschüler _____________________ _ 69 Berufsschüler (Jungen) _________________ _ 12 Volks-und Berufschüler _________________ _ 66

Abiturienten 12.Klasse (Jungen) _____________ _ 6 Studenten (Jungen) ________________ _ 2 Ober-/Hochschüler __________________ _ 34

Mädchen 10.KJasse Stadt ____________________ _ 12 10.Klasse Land. ____________________ _ 13

29 Berufsschüler ____________________ _ Abiturienten 12.Klasse _________________ _ 5 Studenten _____________________ _ 4

Quelle· Friedrich "lugend heute" (1966), dort Jaide 1%2 zitiert, nach einer repräsentativen Umfrage m

Nordwestdeutschland

Was verstehst Du unter Freiheit? (1963)

6.-8. 10. 10.-12. Beruf/

Klasse Klasse Kl./Abi. Abitur

n=1694 596 411 203

Einsicht in die Notwendigkeit,

Einhaltung von Normen 9 14 30 37

Sozialismus, ohne Kapi-

tafü.m us und Krie 48 22 20 22 Persönliche

Freizügigkeit 22 45 40 31 Sonstiges, weiß nicht,

keine Antwort 20 20 8 10

Quelle: ZU-Studie 1964

Berufs-

schüler

230

16

18

43

22

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Wie sind Sie zu Ihren Lebensanschauungen gekommen?

DDR 1962 BRD 1957

durch Ihre Eltern 46

männlich 40

weiblich 53

Abiturienten 12.Klasse 59

Studenten 45

Berufschüler 34

14-17jährige

18-Zljährige

22-25jährige

unabhängig von ihnen 48

14-1 ?jä.hrige

18-21jä.hrige

22-25jährige

Abiturienten 12.Klasse 38

Studenten 47

Berufschüler 58

gegen die Meinung der Eltern 3

14-1 ?jahrige

18-21jahrige

22-25jährige

Abiturienten 12.Klasse 3

Berufsschule r 4

Studenten 6

keine Angabe ____________________ 3

nicht verstanden 14-17jahrige ___________________ _

18-21jährige ___________________ _

22-25jä.hrige-___________________ _

Quelle: Fnednch "Jugend heute" (1966), dort BRD-Werte nach Schelsky 1957 zitiert,

i\rbe1tslosenbefragungen, vo.r allem Unter- und Mtttelsch•chten

25.S

21,8

20,8

41,6

61.S

62,8

5,1

4,4

6,1

18,4

6,0 4,1

67

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68

Sind Sie stolz, ein Bürger unseres sozialistischen Staates zu sein?

Ja, sehr Ja etwas weder nein keme feste

schon noch Meinung

Jugendhche 14-18Jahnge, 8-12 Klasse, Lehrhnge

1964 15 42 16 9 5 10

57 16 24

1966 17 44 20 10 4 4

61 20 19

1969 23 44 20 6 2 4

67 20 12

Abllunenten 12 Klasse

1966 15 47 19 18

62 19 18

Berufsschuler

1966 5 33 30 31

38 30 31

Identifikation ndl der DDR sehr stark/ mitEm- kaum/uber-

bei Lehrhngen stark schrankung haupt mcht

1970 41 50 9

1975 57 38 5 1979 40 so 10

Eng mit der DDR verbunden

1983 46 45 10

1985 St 43 9 1986 48 46 6

1988 (Mai) 28 61 7 1988 (Okt.) 19 58 23

Quelle ZU-Studien 1967, 1970, Fnednch 1990

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69

Wenn Sie selbst Lehrer wären, würden Sie so handeln wie Ihr jetziger Klassenleiter?

Ja nicht bedeutend volhg ketn.e

ganz so anders anders Angabe

1962 35 46 10 6 3

35 46 16

8.Klasse 38

10.KJasse 45

Abiturienten 12.Klasse 14

Berufsschuler 30

1964 25 58 11 4 2

25 58 15

1966 22 62 10 5 1

22 62 15

8.Klasse 29

10.Klasse 24

Abiturienten 12.Klasse 11

Berufsschuler 12

1969 21 50 1

21 50 28

Soziale Herkunft 1969

1.Arbeitcr 21 24

2 Bduern 28 20

3.Ange~telllc 23 28

4 Funktionarc 19 35

5.Leitende Angestellte 14 36

b Sclbststandige 29 32

7 Wbsenschaftlcr 33 17

8 Paddgogen 25 28

9 Sono:;tige 18 29

Out11cn 7U-Stud1en 1967 /1970~ (1966 n:;:::: 37391 1969 n ~ i2000, 10 Bezirke ), 3 ohne Lenungsfunkt1on, 4 Staatt Parte11 Organ1sat1onen,

Armec/l'ohze1, 5 Wirtschaft Handel, Gesundhmtswesen, 6 und Freischaffende, 7 W1ssenschaft(fechml., Forschung/Lehre

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70

Wie wollen Sie Ihr zukünftiges Leben hinsichtlich Ehe und Beruf gestalten?

Beruf mit Ehe mit 1 Kmd mit Kiemkmd zeit- keme

aufgeben aufhoren• weise autboren berufstatlg Angabe

1962 2 22 47 26 3

24 73

8.Klasse 32 63 5

10.KJasse Land 19 74 7

10.KJasse Stadt 34 62 4

Abitur 12.Klasse 15 84 1

Berufsschulerinnen 40 58 2

Studentinnen 3 94 3

1964 2 18 49 28 3

20 77

1966 2 12 51 34 1

14 85

8.KJasse 12 86 2

10 Klasse 14 84 2

.&h;t.,, ... 1.-, Vl':ll'-"'.1'.'.::i. i;;i 92 1 :l.IJ&LUJ ..L,t..,,.1....._.U.:J.:;)\.- 0

Bcrufssch ulerinncn 19 80 1

Begründungen für ständige Berufstätigkeit (1962) %

Beruf als Lebensaufgabe, nicht nur Hausfrau sein ____________ .36

Interesse am, Liebe zum Beruf 23

Ausbildung sonst umsonst 15

Unabhangigkeit vom Mann .14

Eltern/Mann unter~lul7en, Anschaffungen machen 12

Staat, Gesellschaft dienen 11

Quellen Fnednch •Jugend heute" (1966), ZIJ-S1ud1e 1%7, •oder nach großeren Anschaffungen, Befragung Junger Madchen und Frauen

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71

Worauf wird in der DDR in welchem Maße Wert gelegt? (1977 /78)

zu wenig richtig zu viel Schnitt

1 2 3

Qualitat der Konsumguter 60 34 4 1,4

Lohne/ Gehalter 47 49 1 1,48

Kontinuitat der Produktion 46 46 4 1,5

\Vohnbedingungen 43 52 2 1,53

Renten 42 52 4 1,58

Arbeitsbedingungen 40 54 3 1,57

Qualitat der Arbeit 32 61 5 1,69

\Vissensch.-techn. Fortschritt 31 58 6 1,65

Verkurzung der Arbeitsnit 21 70 s 1,76

Preisstabilitat 21 70 6 1,79

Produktion 3 61 34 2),1

Quelle U77

Arbeitsmotive (1977 /78)

sehr Gesamt Arbeiter Bauern Ange- Intelh-

wichtig stellte genz

Zu arbeiten, ...

1. damit meine Familie

und ich gut leben konnen 62 4,4 4,6 4,5 4,3 4,2

2. ddmit der Betrieb seine

Aufgabe erfullen kann 39 4,2 4,2 4,3 4,1 4,1

3. um im personlichen Leben

vorwarts zu kommen 41 4,1 4,3 4,2 4,1 3,9

4 weil es Freude bereitet 35 4,1 3,9 4,0 4,3 4,2

5. um einen personlichen Beitrag

zur Entwicklung unseres Landes

7U leisten 33 4,1 4,1 4,1 4,1 4,1

6. um moglichst viel Geld zu

verdienen 33 3,9 4,2 4,1 3,7 3,6

Quelle U77, Mittelwerte einer 5er-SJ.ala von l-unwicht1g bis 5-sehr wichtig

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72

Bedeutsamkeit von Arbeitsbedingungen (1977 /78)

Gesamt Arbeiter Bauern Ange- lntelli-

stellte gcnz

Gute arbeitshygienische

Bedingungen 4,6 4,6 4,4 4,7 4,4

Gute Arbeitsorganisation 4,6 4,6 4,4 4,7 4,6

Gute Beziehungen im

Arbeitskollektiv 4,5 4,5 4,3 4,7 4,6

Abwechslungsreiche Arbeit 4,3 4,2 4,0 4,5 4,5

Selbständige Arbeit 4,1 4,0 3,6 4,2 4,4

Geringe nervliche Belastun 3,5 3,5 3,5 3,6 3,1

Geringe körperliche Belastun 3,4 3,5 3,6 3,4 2,7

Erwartungen gesamt 4,1 4,1 4,0 4,3 4,0

Quelle: U77, Mittelwerte einer 5er-Skala von 1-unwichtig bis 5-sehr wichtig

Einschätzung von Arbeitsbedingungen (1977 /78)

Gesamt Arbeiter Bauern Ange- lntelli-

stellte genz

Beziehungen im

Arbeitskollektiv 4,0 4,1 4,1 4,1 4,0

Selbständigkeit 3,9 3,9 3,7 3,8 4,0

Nervliche Belastun 3,8 3,7 3,5 4,0 4,0

Abwechslungsreichtum 3,6 3,5 3,5 3,9 3,9

Körperliche Belastun 3,3 3,6 3,7 2,9 2,3

Arbeitsorganisation 3,2 3,0 3,6 3,5 3,3

Arbeitshygienische

Bedingungen 2,9 2,8 3,0 3,2 3,3

Einschätzungen gesamt 3,S 3,5 3,6 3,6 3,5

Quelle: U77, Mittelwerte einer 5er-Skala von 1-sehr gering/ungenügend bis 5-sehr hoch/gut

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73

Bedeutsamkeit, Einschätzung und Zufriedenheit mit Arbeitsbedingungen (1977 /78)

Bedeut- Ein- Zufrieden-samkeit c.l"'"ho!it711ntJ' heit ~-··~·~~··~

Arbeitsorganisation 4,7 3,2 3,1 Arbeitshygiene 4,7 3,0 3 Beziehungen im Kollektiv 4,6 4,0 3,9 Abwechslun 4,4 3,7 3,8 Selbständigkeit 4,2 3,9 3,9 Nervliche Belastun 3,7 3,8 3,3 Körperliche Belastun 3,5 3,4 3,5

Insgesamt 4,3 3,6 3,5

Quelle: U77, gewichtete Daten

Welchen Gebieten wird in der Außenpolitik der DDR bei der Zusammenarbeit mit anderen Ländern zuwenig Aufmerksamkeit geschenkt? (1977 /78)

Gebiet Sozialistische Kapitalistische

Länder Länder

21 Kultur ____________________ _ 57 Arbeiter ____________________ _ 23 63 Intelligenz ___________________ _ 19 56

Wissenschaft und Technik _____________ _ 18 53 Arbeiter ____________________ _ 19 56

29 Intelligenz ___________________ _ 68

Ökonomie --------------------8 43 Arbeiter ____________________ _ 8 46 Intelligenz ___________________ _ 16 46

Politik ______________________ _ 3 27 Arbeiter ____________________ _ 3 31 Intelligenz ____________________ _ 0 21

Quelle: U77

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74

Wichtigkeit von Arbeitsbedingungen (1977 /78) "sehr wichtig"

Abwechslungs- Gennge Selbst- Gute Gute Gute

reiche l.orperhche stand1ge Kollel.tiv- Arbe1tsor- Arbeits-

Arben Belastung Arbe lt bez1ehungen gamsauon hygtene

Sehr wichtig für: Arbeiter 45 26 36 64 76 75 unter 25 46 23 32 63 73 75 25-39 46 21 36 61 78 75 40-54 47 31 38 65 77 74 55 und alter 37 30 35 63 72 74 Bauern 36 27 24 56 63 61 unter 25 52 20 27 60 66 69 25-39 29 22 27 61 68 63 40-54 33 30 22 57 62 60 55 und alter 34 30 23 48 54 50 Angestellte 56 18 45 80 75 75 unter 25 71 21 46 91 77 84 25-39 59 14 51 79 76 78 40-54 49 21 41 79 76 70 55 und alter 55 20 35 68 61 60 Intelligenz 58 s 46 67 69 52 unter 25 61 10 42 63 55 51 25-39 60 4 43 65 56 52 40-54 55 7 50 69 77 49 55 und alter 60 8 57 79 75 57

Zufriedenheit mit Arbeitsbedin~ungen (1977 /78) "sehr zufrieden/zufneden"

Abwechslungs- Gennge Selbst- Gute Gute Gute

reiche korperhche stand1ge Kollektiv- Arbe1tsor- Arbeits-

Arbeit Belastung Arbeit bez1ehungen gan1sat1on hyg1ene

Arbeiter 63 51 81 75 28 29 unter 25 45 42 73 70 22 21 25-39 61 48 79 75 22 27 40-54 74 55 86 73 38 37 55 und alter 73 60 91 76 48 31 Bauern 72 52 81 76 53 40 unter 25 55 53 64 78 38 41 25-39 71 56 84 77 48 32 40-54 74 47 89 78 56 40 55 und alter 78 57 72 72 64 53 Angestellte 73 66 80 73 49 41 unter 25 62 54 63 63 42 34 25-39 74 66 80 72 48 41 40-54 79 66 89 77 so 42 55 und alter 79 78 88 80 38 44 Intelligenz 72 71 75 71 31 45 unter 25 55 53 80 64 29 41 25-39 67 68 73 71 26 43 40-54 79 77 78 69 35 46 55 und alter 85 75 83 75 42 56

Quelle U77

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75

Verantwortungsgefühl für die Arbeit 1977 /78

Fur die eigene Fur die Arbeit des Fur die Arbeit Au$Wlrkung auf

Arbeit des Kollektivs ..-1,,.r- u.... ............. „c:' JJ:: • !ll ... ~"' ...... n1r 1n• ......... .,. -.- • .L ............. 01 a_f ~„~-·- -1 H/ -

1 2 3 1 2 3 1 2 3 1 2 3

Arbeiter 94 5 0 50 44 2 36 51 11 34 48 11 unter 25 89 10 0 39 56 3 20 65 12 23 60 16 25-39 95 4 0 47 47 3 34 53 8 35 48 12

40-54 94 3 0 59 35 1 44 44 3 38 45 7 55 und alter 96 1 0 59 28 2 54 26 18 38 36 11 Bauern 91 s 0 59 33 1 46 42 3 31 46 11 unter 25 84 12 0 50 42 2 34 59 4 31 53 12 25-39 92 5 0 57 37 3 36 56 2 27 54 12 40-54 90 4 0 59 32 1 50 35 1 32 41 12 55 und alter 94 2 1 67 22 1 51 25 3 34 39 9 Angestellte 97 2 0 49 46 2 31 58 5 40 45 12 unter 25 97 2 0 33 65 1 17 76 5 31 56 12 25-39 96 3 0 46 49 4 25 63 7 35 49 13 40-54 98 1 0 58 39 1 40 53 2 40 41 11 55 und alter 98 0 0 56 29 3 51 30 3 51 30 3 Intelligenz 98 2 0 65 34 1 41 56 3 56 39 3 unter 25 98 2 0 44 56 0 20 71 7 41 44 12 25-39 96 3 0 61 38 0 31 66 3 53 43 3 40-54 99 1 0 77 23 1 60 30 3 64 31 4 55 und alter 100 0 0 75 17 6 61 39 0 58 42 0

Gesamt 95 4 0 51 43 2 36 52 6 36 47 11

Quelle U77, * B/K/B-Bereiche/Kollekttve/Betnebe, E-Emnchtung, 1-voll und ganz, 2-zum Ted, 3-gar nicht, restliche Prozente zu 100

"ohne Antwort"

Einschätzung von Arbeitsbedingungen 1979 /1981

Berlin 1979 Sachsen 1981

Gute Kollegialitat 78 62

Selbstandigkeit 60 70

Hoher Verdienst 54 36

Moderne Technik 39 31

Abwechslung/Vielfalt 29 48

Mitbesummun 28 39

Quellen Untersuchungen PSl der AfG (n =290), Untersuchung der Humboldt-Um 1979 (n = 206), Jeweils Produktmnsarbe1ter, Antworten

Sachsen ~trifft vulhg zu„, Beihn "sehr hoch/gut+ hoch/gut"

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76

Welche Seiten sind wichtig in der Arbeit? (1988/89)

Mittel­

wert

- gut zu verdienen ______________________ ,3,60

- ein ordentliches Ergebnis zu erreichen 3,48

- mit anderen Menschen zusammenzusein 3,31

- fachliche Kenntnisse/Fähigkeiten anwenden zukönnen ____________________ ~ __ .3,28

- abwechslungsreiche und interessante Aufgaben

zuhaben_~------------------~--3,26 - persönlich vorwärts zu kommen 3,23

- selbständig Entscheidungen treffen zu können 3,20

- als Fachmann Anerkennung zu finden 3,18

- an moderner Technik zu arbeiten 3,01

- gesellschaftlich nützlich zu sein 2.92

Quelle: IU88, Mi1telwerte 4-er-Skala von !-unwichtig bis 4-sehr wichtig

Was hat sich wie in den letzten 5 oder 6 Jahren in der DDR geändert? (1988/89)

schlechter gleich besser Mittel-

geworden geblieben geworden wert

1 2 3 1-3

- Das Warenangebot ist 62,4 29,6 8,0 1,46 - Die Umweltbedingungen sind 61,5 32,9 5,5 1,44 - Die Möglichkeit, mir von meinem

Einkommen etwas leisten zu können ist 43,7 38,4 17,9 1,74

- Das Niveau der Dienstlei-stungen ist 30,5 52,3 17,2 1,87

- Die Beziehungen zwischen den Menschen sind 22,5 64,3 13,2 1,91

- Die Arbeitsbedingungen sind 14,l 50,4 35,5 2,22 - Die Wohnbedingungen sind 7,8 41,3 50,9 2,43

gesunken gleich gestiegen Mittel-

geblieben wert

1 2 3 1-3

• Die Qualifizierungsanforderungen sind 4,4 38,3 58,2 2,55

- Der Leistungsdruck ist 2,4 24,8 72,8 2,70

Quelle: IU88

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77

Welche Veränderungen gab es in den letzten 5 oder 6 Jahren in ihrer Arbeit? (1988/89)

ja nein

Die Selbständigkeit in meiner Arbeit

73,5 nahm zu. _______________________ _

Der Leistungsdruck in meiner Arbeit

69,9 hat sich verstärkt. ___________________ _

69,4 Meine Verantwortung ist gewachsen, _____________ .

68,0 Ich mußte mir neue Kenntnisse aneignen. __________ _

62,8 Mein Einkommen ist gewachsen. _______________ .

61,6 Die nervliche Belastung nahm zu. _____________ _

Ich arbeite jetzt an einem neu geschaf-

51,2 fenen bzw. stark veränderten Arbeitsplatz. ___________ .

Ich kann meine beruflichen Kenntnisse

49,7 heute besser anwenden _________________ _

Die Möglichkeit, mein Einkommen durch

Leistung zu beinflussen, ist besser geworden ______________________ _ 48,9

Ich habe jetzt mehr Entscheidungs-

43,1 möglichkeiten ____________________ _

leb habe den Arbeitsplatz gewechselt ___________ _ 41,3 Ich bin zur Schichtarbeit übergegangen. ___________ _ 41,1

38,0 Ich habe das Kollektiv gewechselt. ______________ .

Die körperliche Belastung ist geringer geworden ______________________ _ 36,5

Die arbeitshygienischen Bedingungen sind günstiger geworden __________________ _ 32,0

Bestimmte Kenntnisse und Erfahrungen wurden

überflüs.si.0----------------------­29,9

Ich habe weniger Möglichkeiten mit den Kollegen zu sprechen. ___________________ . 23,5

Die Möglichkeiten, ohne Unterbrechungen und

Störungen (z.B. fehlendes Material) zu

arbeiten, sind besser geworden _______________ 16,0

Wie empfinden Sie diese Verändcrungen? ___________ .3,35

Durchschnittswert einer 5er-Skala mit 1-als Nachteil und 5-als Vorteil und 3-weder·noch

Verhältnis zum Leiter _________ (4+5) 71,5% 3,76

Quelle: IU88. Durrhschnittswen einer 5er-Skala von 1-schlecht bis 5-sehr gut

26,5

30,1

30,6

32,0

37,2

38,4

48,8

50,3

51,1

56,9

58,7

58,9

62,0

63,5

68,0

70,1

76,5

84,0

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78

Welche Voraussetzungen sind nötig, um den wissenschaftlich-technischen Fortschritt zu beschleunigen? (1988/89)

kaum sehr Mittel-

wichtig wichtig wichtig wert

1 2 3 1-3

- Planung und Leitung müßten beweg-

lieber sein 1,4 30,1 68,4 2,67

- Die Einkommen müßten mehr von der

Leistung abhängen 5,3 38,6 56,1 2,51

- Die Betriebe müßten mehr davon haben,

wenn sie wissenschaftlich-technischen

Fortschritt effektiv durchsetzen 2,8 50,6 46,6 2,44

- Die sozialistische Demokratie müßte

besser funktionieren 5,4 44,9 49,7 2,44

- Die Zusammenarbeit der sozialistischen

Länder müßte besser klappen 8,4 40,5 51,1 2,43

- Es müßte mehr Kontakte zu kapita-

listischen Betrieben geben 10,2 46,8 43,1 2,33

- Für Wissenschaft und Technik müßte

mehr Geld ausgegeben werden 10,2 53,7 36,1 2,26

- Die Leistungen der Forscher und Inge-

nieure müßten mehr anerkannt werden 10,2 53,7 36,1 2,26

Für wie wahrscheinlich halten Sie es, daß die DDR bis zum Jahr 2000 den Abstand in der technisch/technologischen Ent--Nicklung zu führenden kapitalistischen Industriestaaten

verringert?

das ist ... ausge- wenig wahr- wahr- sicher Mittel-

schlossen scheinlich scheinlich wert

l 2 3 4 1-4

20,3 44,6 28,3 6,8 2,22

Welcher Auffassung über Arbeit und Freizeit würden Sie sich anschließen?

Arbeit ist das Arbeit ist genauso wichtig Familie/Freizeit Arbeit ist ein Mittel-

Wichtigste wie Familie und Freizeit sind wichtiger notwendiges Übel wert

l 2 3 4 1-4

3,5 74,4 17,0 5,2 2,24

Quelle: IUB8

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79

Wie werden in ihrem Kollektiv folgende Eigenschaften, Verhaltensweisen einer Kollegin/eines Kollegen bewertet? (1988/89}

Durchschnittswert

Ser-Skala

Die Kollegin/der Kollege:

- ist kameradschaftlich und hilfsbereit _________________ 4,.33

- arbeitet diszipliniert und zuverlässi 4,29

- hat gute fachliche Kenntnisse und Fähigkeiten. _________________________ 4,29

- engagiert sich für die Belange des Kollektivs ___________________________ 4,19

- ist ein geselliger Typ 4,19

- ist ein ruhiger und sachlicher Typ 3,97

- schlichtet bei Streitigkeiten 3,90

- kümmert sich auch mal um private Sorgen anderer ____________________________ ___,3,90

- hat Mut zu Neuem 3,90

- kritisiert unzureichende Leistungen und

Mängel ___________________________ .3,69

- ist politisch aktiv und interessiert 3,53

- bringt durchschnittliche Leistungen 3,25

- interessiert sich nur für seine/ihre Arbeit,

alles andere ist ihr /ihm gleichgültio..------------------·2,56

- ist eine "trinkfester" Kumpel 2,43

- hält sich aus allem raus 2,.36

- ist ein Eigenbrödler, meidet Kontakte 2,29

Quelle: lU88, Mitlelwcrtc einer 5er-Skala mit 1-starke Ablehnung ... 3-wird hingenommen/egal...5-wird in hohem Maße

geschäM

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80

Werte in der DDR 1987 nach Altersgruppen

Alle -18 18-25 Jahre 25-40 Jahre 40-60Jahre uber60

Saubere Umwelt 81 75 83 84 82 77 Kolleg1alitat 69 72 72 74 70 60

Familie 63 49 52 71 67 55

Kinder haben 60 39 48 69 63 54 Anerkennung im Beruf 58 64 62 59 57 53 Gute Freunde 56 79 68 60 50 45 Schoner Wohnort 52 49 52 51 54 51 Wohnung einrichten 49 45 53 54 50 40 Ansehen im Ort 28 26 21 22 30 36 Autobesitz 22 17 21 25 26 14 Verwandtschaft 20 22 16 19 19 24 Gut kleiden 20 31 25 20 18 16 Uberdurchschnittliche Berufsleistun 16 17 11 14 17 21 Poht1sche Betatigun 11 12 7 10 12 12

Quelle 5087, Auswahl "sehr wichtig", 4er-Skala

Werte in der DDR 1987 nach Schulabschluß

Alle Abitur lOKI 8 KI kemAbschl

Saubere Umwelt 81 78 84 81 71 Kolleg1alitat 69 80 74 65 51 Familie 63 72 65 61 49 Kinder haben 60 70 61 58 47 Anerkennung im Beruf 58 67 62 54 40 Gute Freunde 56 67 63 48 38 Schoner Wohnort 52 48 53 54 44

Wohnung einrichten 49 38 53 48 43 Ansehen im Ort 28 20 23 33 31 Autobesitz 22 26 24 21 11 Verwandtschaft 20 17 17 22 16 Gut kleiden 20 12 21 19 24 Uberdurchschnittliche Berufsleistun 16 23 13 17 11

Politische Betatigun 11 18 9 11 5

Anteile ______________ lOO 9 40 47 4.5

Quelle SD87. Auswahl "sehr wichtig", 4er-Skala

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81

Lebenswerte von Berufstätigen 1987 nach Altersgruppen

18-25 26-30 31-40 41-50 über 50

Lebensziele Jahre Jahre Jahre Jahre Jahre (n=317) (n=280) (n=418) (n=311) (n=151)

1. Liebe und

Familienglück 91 (98) 93 (99) 89 (100) 90 (100) 83 (96)

2. Gesundheitliches

Wohlergehen 84 (100) 84 (98) 83 (99) 82 (99) 88 (99)

3. Offen und ehrlich

Meinung vertreten 59 (94) 60 (97) 66 (96) 70 (99) 74 (99)

4. Diszipliniert und

zuverlässig sein 41 (91) 49 (93) 59 (97) 67 (9'J) 80 (100)

5. Im Beruf etwas

leisten 37 (92) 45 (97) 49 (98) 57 (100) 70 (98)

6. Vielseitiges und -L--·- -L-1-------~-L--iiUWCCllMUllg1:>~CICllt:1:>

Leben 53 (94) 49 (92) 40 (87) 32 (83) 32 (80)

7. Beitrag leisten für

Friedenssicherun 29 (81) 34 (84) 38 (85) 38 (87) 64 (89)

8. Sich für andere Menschen einsetzen 24 (82) 33 (84) 30 (85) 25 (88) 44 (90)

9. Lernen, ständig

weiterbilden 28 (78) 27 (78) 28 (83) 30 (85) 42 (88)

10. Schopferisch sein,

Neues schaffen 22 (69) 22 (78) 30 (80) 36 (85) 45 (92)

11. Arbeit, bei der

man viel verdient ,f.C:: (Sl1 \ 1..C:: /Q(l\ 1.,f /'71:',\ 1.'1. /'7'7\ '1.') /~\ --~ \V_1._J ~'II-' \"-'V/ _.. __ \ 1-.JJ ""''"' \', J v- \"'-"-"/

12. Beruflich

weiterkommen 32 (83) 28 (77) 2l (73) 26 (77) 32 (75)

13. Aktive Teilnahme am

gesellschaftlichen

Leben 15 (64) 16 (61) 18 (71) 18 (71) 34 (80) 14. Aktiven Beitrag fur

die Entwicklung der

Gesellschaft \eisten 13 (58) 19 (68) 2l (76) 22 (81) 45 (89) 15. Risikobereit

sem 16 (54) 16 (56) 19 (66) 24 (77) 36 (81)

16. Ohne Anstrengungen

angenehmes Leben

fuhren 16 (39) 11 (24) 5 (18) 7 (21) 5 (16)

"Das ist fur mem Leben sehr wichtig.• Auswahl "sehr wichtig", m Klammem "sehr wichug• und "wichtig" zusammengefaßt. D1fferenz1erung

nach Lebensalter, Angaben m Prozent

Quelle: Fneden'87, ZU-Studie 1989

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82

Eiwartungen und Zufriedenheiten in der DDR im Juni 1990

Erwartungen Zufriedenheit

Lebensbereich Veränderung Veränd. in 2 Jahren seit der Wende

1. Handelsniveau 2,85 1,92 2,67

2. Konsumgütererwerb 2,80 2,32 2,96

3. Gastronomie 2,76 2,01 2,89

4. Dienstleistungen 2,74 1,90 2,75

5. Reisemöglichkeiten 2,65 2,72 3,81

6. Medizinische Betreuun 2,63 1,94 3,22

7. Kulturelles Angebot 2,62 2,00 2,73

8. Leistungslohn 2,53 2,11 2.74

9. Arbeitsbedingungen 2,39 1,98 3,14

10. Zustand Umwelt 2,38 1,83 2,55

11. Leistungsdruck 2,35 2,21 3,17

12. Zustand Wohnhaus/-gebiet 2,35 1,92 3,01

13. Persönliches Einkommen 2,32 2,21 2,93

14. Wohnbedingungen 2,30 2,01 3,48

15. Haushaltseinkommen 2,28 2,2 2,97

16. Bildung/Qualifik.mögl. 2,26 1,98 3,10

17. Soz.Sicherung (Alter,

Krankheit, Behinderung) 2,25 1,88 3,05

18. Verkehrsanbindung (äff.Verkehr) 2,25 2,02 3,48

19. Politischer Einfluß 2,17 2,32 3,04

20. Umfang Freizeit 2,17 1,94 3,42

21. Beruf/ Aufstiegschancen 2,15 1,87 3,05

22. Einrichtungen für altere

Bürger 2,01 1,92 3,01

23. Wohnung behalten 1,91 1,93 3,56

24. Sicherheit (Wohnung/Person) 1,69 1,75 3,20

25. Kindereinrichtungen 1,57 1,88 3,42

26. Sicherheit Arbeitsplatz 1,56 1,47 2,69

Gesamtdurchschnitt ______________ .2,30 2,01 3,08

Reprasentat1ve Untersuchung "Soz1allagen'90" des Berlmer Inst11utes für soz1alwissenschafthche Studien (BISS), durchgeführt durch

die CONCRET-Memungsfon;chungs-GmbH m der DDR, 28.5-6.6. 1990, n~1JOS

Veränd~rung: iviiHelwette etner 3er·Skaia nut 1·-Verschiechterung, 2-Konstanz, 3-,lcrüesserung Zuiriecienheii: Ser-Skaia von 1-seh:r

unzufneden bis 5-sehr zufneden

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Selbständigkeit 1988/89 gesunken Zufriedenheit mit Arbeitsbedingungen in

dei DDR im Zeitvergleich

o 1913 mmrn 1911 ne mm 198Bt89

Selbständ. Kolleg laL Abwechsf. Körperlich Nervlich Organisation Hygiene

3,82

Quelle: SU73, U77, IU88

Mit Leistungslohn unzufriedener Zufriedenheit mit Arbeitsbedingungen

in der DDR 1973 und 1988/89

D 1s1a lliIITül 1saa1as

3,77 3,75

3,64

3,43

3,31 ·11111111

3,55

3•2 3,15

111111111···l~'j 1"··1~;.~~. --~

2,9

........ ........ ........ Selbständ.Kollegiat. Abwechsl. Mitbesti. Leist.lohn Organlsa. Technik Hygiene

Quelle: AfG 1973 und 1988189, BISS 1991 Mittelwerte 1-5, von 1-sehr über 3-teil­

weise bis 5-sehr zufrieden

83

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Fragebogen zur Berufstätigenunter­suchung IU88 (1988/89)

85

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87

Akademie für Gesellschaftsvvissenschaften Berlin Institut fu r Marxistisch-Leninistische Soz1olog1e

Liebe Kollegin 1 Lieber Kollege!

Wir ubergeben Ihnen heute einen Fragebogen und bitten Sie, die darin gestellten Fragen zu beantworten S1, unterstutzen damit eine soziologische Forschungsarbeit, die helfen soll, Probleme des ·N1ssenschahl1ch-tecl rnschen Fortschritts in der DDR zu untersuchen. Die Untersuchung ist anonym, d h, der von Ihnen ausgeful!1. Fragebogen wird nur in unserem Forschungskollektiv und nicht in Ihrem Betrieb ausgewertet.

1Nir mochten Sie bitten, die Fragen genau durchzulesen (e1nschl1eßl1ch der Antwortvorgaben, Hinweise un: Erläuterungen) und sie vollständig zu beantworten. Von Ihrer Sorgfalt hangt die Moglichke1t einer exakten Auswertung ab.

Tragen Sie bitte ein Kreuz in die von Ihnen ausgewählte Klammer ein, und lassen Sie sich nicht durch die dre1-stelligen Zahlen irritieren. Diese dienen lediglich der rechentechnischen Auswertung.

Hinweise und Meinungen, die die Untersuchung insgesamt betreffen, schreiben Sie bitte auf die letzte Seite oder teilen Sie bitte unseren Mitarbeitern mit.

Für Ihre Unterstützung danken wir Ihnen recht herzlich!

gez. Prof. Dr. sc. phil. Rudi Weidig Direktor

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88

1 1

unachst haben wir einige Fragen zu lhre'TI bisherigen Berufsleben.

1. Als was sind Sie gegenwärtig tatig7 (Bitte tragen Sie die im Betrieb übliche Bezeichnung ein)

2. Wanm Sie schon in eine~ 1mderen'ßetrieb beruflich tätig? Ja Nein 1 2

( ) ( 1 21

3. Haben Sie einen bzw. mehrere Berufe e r i e r n t 7 Ja Nein 1 2

( ) ( J 22

4. falls Sie eben mit „Ja" geantwortet haben, interessiert uns noch folgendes:

- Sind Sie.in diesem (bzw. in einem dir.ser) Berufe tätig 7

- War dieser Beruf damals (bzw. waren diese Be~ufe) Ihr Wunschberuf?

- Nützt Ihnen lhie Betufsausbildung noch viel für Ihre jetzige Arbeit?

Ja Nein 1 2

23

24

25

>. Haben Sie im laufe Ihres Berufslebens schon andere Tätigkeiten als die jetzige ausgeubt7

Ja Nein 1 2

( ) ( ) 26

>. falls Sie eben mit „Ja" geantwortet haben, interessiert uns noch, wie die technischen Arbeitsbedingungen in Ihrer vor· herigen Tätigkeit waren. (Bitte nur eine Antwort ankreu~enl

- Oie Technik war einfacher als ietzt bzw. es gab kaum Technik

- Die Technik war so ähnlich

- Oie Technik war komplizierter

1

2

3

27

Genehmigt von der Staatlichen Zentralverwallung ! fur Stat1st1k i Reg.-Nr. 7970/9/001 1

vom 1 1 2.1988 \ L--~~~~~~-~-~I

Nun haben wir einige Fragen w Ihrer jeWgen Arbe1:statig:.:.e.1

1: Entsprechen Ihre Fahigkeiten und Kenntnisse den Anford&­rungen Ihres Arbeitsplaues7 (Bitte nur eine Antwort an~reuzen)

- Meine Fähigkeiten und Kenntnisse sind betrach!lich geringer als erforderlich

- Meine ~ähigkeiten und Kenntnisse sind etwas geringer als erforderlich -

- Meine Fähigkeiten und Kenntnisse entsprechen den Anforderungen 1 3

- Meine Fahigkeiten und Kenntnisse sind etwas höher als erforderlich

- Meine Fähigkeiten und Kenntnisse sind beträchtlich höher als erforderlich

4

( ) 5

28

8_ Nehmen Sie derzeit an irgendeiner Form der fachlichen Weiter­bildung te117

Ja Nein 1 2

( ) ( 1 29

9. Was war nach Ihrer Meinung l!ntscheidend dafür. daß gerade Sie an Ihrem jetzigen Arbeitsplatz arbeiten?

- Es war kein anderer dazu bereit

- Es war keiri anderer dazu in der La.ge

- Ich war an dieser Arbeit interessiert

- Ich habe bereits mit neuer Technik Erfahrungen

- Das war rein z:u fällig

- Ich fand keine andere Arbeit

- Aus anderen Gründen:

Ja Teils/ Nein reHs

2 3

JO 31

32

33

34

35

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s•cher::ch gab es auch in Ihrer Arbertsta11gke1t 1n den letzten 5 oder

6 Jahren Veranderungen.

10 Sagen Sie uns bitte, welche Veranderungen es in den letz<en Jahren in Ihrer Arbeit gab?

Ja Ncrn 1 2

_ Ich arbe11e Jetzt an einem neu geschatfe-nen bzw stark veranderten Arbe1tspiatz 36

Ich mußte mir neue Kerrnt111sse aneignen 37

- O:cs11mmte Kcnr.tn1sse und Erfahrungen '':J'den uberfluss•g 3B

- r.~c.rie Verantwortung ist gewachsen 39

~ ~-: ':,..,_!L--..c::1;;i.r...-11!JkPrl in meiner Arbp-it

nahm zu 40

- Oie Mogl1chkeit, mein Einkommen durch Leistung zu beeinflussen, ist besser geworden 41

- Mein Einkommen ist gewachsen 42

- Die arbeitshygienischen Bedingungen sir.d guns1iger geworden 43

- Der Leistungsdruck in meiner Arbeit hat sieh verstarkt 44

- Ich habe weniger Möglichkeiten, mit den Kollegen zu sprechen 45

- Ich habe jetzt mehr Entscheidungsmög-lichkeiten 4S

- Die nervliche Belastung nahm zu 47

- Ich bin zur Schichtarbeit übergegangen 48

- Die körperliche Belastung ist geringer geworden 49

- Ich habe den Arbeitsplatz gewechselt 50

- Ich habe das Kollek1iv gewechselt 51

- Ich kann meine beruflichen Kenntnisse heute besser anwenden [ ) ( ) 52

- Die Möglichkeiten. ohne Unterbrechungen und Störungen (z.B. fehlendes Material) zu arbeiten, sind besser geworden ( ) ( ) 53

Nachdem Sie uns mitgeteilt haben, welche Veränderungen sich voll­zogen haben, sagen Sie uns bitte, wie Sie diese Veränderungen alles in allem beurteilen. (Bitte nur eine Antwort ankreuzen)

11, Ich empfinde diese Veränderungen

- als Nachteil 1 !>4

- mehr nachteilig als vorteilhaft

- weder als Nachteil noch als Vorteil

mehr vorteilhaft als nachteilig

- als Vorteil

Frage 12 gilt nicht für LPG-Mitgliederl

2

3

4

5

12. Haben Sie den Eindruck, daß die Gewerkschaft auf diese Ver­änderungen Einfluß genommen hat?

- ja, in ausreichendem Maße

- Ja, aber nich! ausreichend

- Kaum

- Nein

- Das kann ich nicht beurteilen

2

3

4

55

56

89

Jetzt interessieren uns c1rngP. Fragen zu lhlem Arbe1tskollekl1v Bitte wieder a 1 1 e antworlen!

13. In welchem Maße waren Sie perscinlich bereit,

- mal einzuspringen, wenn ein Koll{lge ausfallt (z B. eine Auf­gabe wsa:zl1~h zu ubernehmen, mal langer zu arbeiten, die Schicht zu wechseln u am )

oder Tip zu geben, einen „Kniff' zu verraten

- mal zeitweise in einem anderen Kollektiv auszuhelfen

- anderen bei Mangeln 1n der Arbeit offen die Meinung zu

sagen

- den Kollek1ivleiter auf Schwächen in seiner Tat1gkeit

nicht unter bereit best1mmcen

U:nsta:nden

( ) ( )

aufmerksam zu machen ( ) [ )

3

$7

5S

5S

[ ) 61

14. Wie würden Sie \hr Verhältnis zu Ihrem Leiter ch11n1ktensieren7

Das Verhältnis ist - schlecht [ ) l 62

mangelhaft ( .) 2

- befriedigend ( ) 3

- gut 4

- sehr gut 5

1!>. Was kann ln der Tätigkeit \hres Leiters nach Ihrer Meinung verbessert werden?

Der Leiter sollte - mehr auf Vorschläge und Kritiken der

Ko11ektivmitglieder eingehen

- sich fachlich weiterqualifizieren

- sich konsequenter mit Fehlverhalten (2. B. schlechte Arbeitsdisziplin) von Kollegen c.useinanclersetzen

- sich an Diskussionen tu politischen und Tagesfragen ak1iver und engagierter ·

Ja N"ein 2

beteiligen ( )

- sich stärker für die sozialen Belange der Kollek1ivmitglieder einsetzen

- sich in seinem Kollektiv mehr sehen lassen

- sich um eine größere Austauschbarkeit der Kollegen an bestimmten Arbeits~ plätzen bemühen

- eine gerechtere Bewertung der Leistungen seiner Kollektivmitglieder anstreben

bei der Aufgabenverteilung auch die persbnlichen Eigenschaften und Nei­gungen der Kollegen mehr berück­sichtigen

- die Aufgabenverteilung im Kollektiv stär­ker den Koliektivmitgliedern überlassen

( )

( i

63

64

65

66

67

68

69

70

71

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90

16. Wie werden in Ihrem Kollektiv folgende Eigenschaften, Verhaltensweisen einar Kollegin/eines Kollegen bewertet?

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.c f~ E !! """ ""'"' ;;; 5 c

~- .c- c c: "'E „ c <J :l ::J 0 .c „ Cl „ .c .c "'~E „ .c 'O "tJ „ „ e- >u c- ~~ .O::~ E " .f ~ ::J.~ -"' "> ~ ~ „ > „ "' c -- -"'.o ".i;l El ~ ~- „ c „ ..!! „

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111 <( ~ „ ~:.c:._ ~ "' 2 3 4 5-

Oie Kollegin/der Kollege

- bringt durchschnittliche Leistungen (_)

- arbeitet diszipliniert und zuverlässig

- hat gute fachliche Kennt-nisse und Fähigkeiten ( ) ( )

- kümmert sich auch mal um private Sorgen anderer

- hat Mutium Neuen

- kritisiert unzureichende Leistungen und Mängel

- intecessiert sich nur für seine/ihre Arbeit, alles andere ist ihm/ihr gleich-gültig

- ist kameradschaftlich und hilfsbereit . (

- schlichtet bei Streitigkeiten (

- ist ein geselliger Typ } ( (. )

- ist politisch aktiv und interessiert 1 l

- ist ein ruhiger. sachlicher Typ

- engagiert sielt für die Belange des Kollektivs

- ist ein Eigenb~ödler, meidet Kontakte ) (

- ist ein „trinkfester" Kumpel (

- hält sich aus allem raus 1 1

73

74

75

76

77

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79

80

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85

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87

88

Jetn bitten wir Sie, uns einige Fragen zu beantworten, die Sie und Ihre Arbeit ganz allgemein betreHen.

17. Wie sind Sie mit folgenden Bedingungen und Merkmalen lhr~r Arbeit zufrieden 7

c ~ „ ~

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2 3 4 5

- Hygienische Bedingungen (Pausenräume, Toiletten, Dusch-räume! ( l ( 1 ) ( 89

- Arbeitsumwelt (lärm, Luft, Tem-peratur, Schmutz, Schadstoffe! ( 1 ( 1 90

- Technik, mit der ich arbeite ) ( l ( 91 . . - Arbeitsorganisation ) ( J ( 92

- Körperliche Anforderungen ) ( J ( 90 - ~öhe meines Einkommens ) ( 1 ( 94

- Berufliche Entwicklungs· möglichkeiten ) ( , ( ) ( 95

- Leitungstätigkeit ) ( ( , ( 96

- Geistige Anforderungen ) ( , ( 97

...:. Einbezogensein in Entschei-dungen 1 ( l ) ( 98

- Nervliche Beanspruchung (Streß, Hektik) ) ( ) ( ) ( 99

- Möglichkeiten, durch Leistungen das Einkommen zu erhöhen ( ) ( , (. J ( 100

- Zeitliche Beanspru·chung (Schichtrhythmus, Wochenend-arbeit. geteilter Arbeitstag) 1 ( ) ( 1 ( 101

- Niveau des Unfa1tschutzes ) ( ) ( 1 ( 102

- Beziehungen und Atmosphäre im Arbeitskollel(tiv ) ( .„„

.„~

- Selbständigkeit und Entschei-dungsspielräume in der Arbeit 1 ( ) ( 1 ( 104'

- Vielfalt und Abwechslung in der A.rbeit 1 )( 1 l 1 1 1ns

- Verantwortung am Arbeitsplatt ( 1 ( ) ( ) ( 106

- Möglichkeiten, während der Arbeit mit Kollegen zu sprechen ( ) ( ) ( 1 ( 107

18. Wir nennen Ihnen jetrt einige Auffassungen zur Rolle der 11.rbeit Im persönliehen leben. Welcher Auffassung würden Sie sieh anschließen? (Bitte nur eine Antwort ankreuzen!

- Meine Arbeit ist für mich das Wichtigste

- Die Arbeit ist für mich genauso wichtig wie Familie und Freizeit

- Familie und Freizeit sind für mich wichtiger als die Arbeit

- Oie Arbeit ist für mich ein notwendiges Übel

108

2

3

4

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19. Nun eine Frage zu ihrem Gesundheitszustiu1d.

20

IB1ne nur eine Antwort ankreuzen)

- Ich bin kaurn krank

- Ich fuhle mich ab und w nicht wohl, bin aber selten arbe1tsunfah1g

- Ich bin hauf1g wegen Krankheit arbe1tsunfah19

2

3

109

Segen Sie uns bitte, wie wichtig fur Sie folgende Seiten in der Arbeit sind

un· kaum w1cht•g sehr w1cht1g wichtig wochtog

2 3 4

- abwechslungsreiche, interessante Aufgaben zu haben ( ) 110

- fachliche Kenntnisse/ Fahigkeiten anwenden zu konnen 111

- gut zu verdienen 112 - ....... r- .... n~ .... h.~ftlir-h n11f--.1; .... h

kllo;,,.""''-''•~'-'••u••.o•-....•• 11v-....c..11"'''

zu sein 113

- mit anderen Menschen zusammen zu sein 114

- persönlich vorWarts zu kommen 115

- als Fachmann Anerken-nung zu finden 116

- ein ordentliches Ergeh-nis zu erreichen r ) 117

- an moderner Tech n 1k zu arbeiten 118

- selbständig Entschei-du ng en treffen zu können 119

21. Haben Sie durch Vorschläge oder Hinweise auf Verinderungen In Ihrer Arbeit Einfluß genommen? -

Ja Nein 1 2

{ ) ( ) 120

22. Falls Sie Frage 21 mit „Nein" beantwortet haben. sagen Sie uns bitte, woran das lag.

- Ich wurde nicht informiert und gefragt

- Ich hatte kein Interesse. daran mitzuwirken

- Mir fehlte die Sachkenntnis

-- Man wird dadurch schnell als „Nörgler" und „Gueruiant"" abgestempeit

- Es gab dazu keine Gelegenheit

Ja Nein 1 2

{ ) ( ) 121

122

123

i<':4 125

24.

91

in u n 5 er e m Land weitere Fortschritte euf den versch1c denen Gebieten erreicht werden In welchem Maße werden sich nach Ihrer Meinung bis zurn J;;hr 2000 folgende Dinge verbessern?

- Arbeitsbedingungen

- Wohns1tuat1on

- Hohe des E1nkornrnens

- Dauer der Arbe1rszeJ!

- Lebensbedingungen alterer Burger

- Warenangebol und Dienst le1stungen

- Verkehrs„ Post- und Fern·

meldewesen

- iechn1sche Ausruslungen der

Betriebe

- Umwelt

- Fre1ze1tbed1ngungen

- lange des Urlaubs

k.e~ne ger~nge erheb Ver· Ver- l<chc

besse besse- Ver rung rung besse

')

)

rung

2 3

125

127

12E

129

130

131

132

133

134

135

t36

Wie dring 1 ich sind Ihrer Meinung nach folgende Aufgaben?

Das ilit Das ist Das ist Das ist nicht kaum dring- äußerst dring- dring· lieh dring· hch lieh hch

2 3 4

- Verbesserung der Arbeits-bedingungen 137

- ,Verbesserung der Lohn-Situation 138

- Erhöhung des Einkommens 139

- Verkür.wng der täg!ichen bzw. wöchentlichen Arbeits-zeit 140

- Verbesserung der Lebens-bedingungen älterer Burger .( 141

, - Verbesserung des Waren-.angebots und der Dienst-leistungen ( l ( ) ( l ( l 142

- Entwicklung des Verkehrs-, Post- und Fern melde-wesens ( l ( ) { l 143

- Verbesserung der tech-nischen Ausrüstungen der Betriebe 144

- Verlängerung des Urlaubs 145

- Verbesserung der Freizeit-h.ta.rfEn.nt1nniPn ! ) ,~ ........... „.:tll .... ''tJ"""'"

- Schutz der Umwelt ( ) 147

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92

S. Fur wie wahrscheinlich halten Sie es, daß die DDR bis zum Jah( 2000 den Ab-st:3n<1 in der tec:hnisc:;h/te~hno!ogischen Ent­wicklung zu führenden kapitalistischen Industriestaaten auf wichtigen Gebieten verringert. [Bitte nur eine Antwort ankreuzen]

Das halte ich fur ausgeschlossen

Das halte ich ful werilg wahrscheinlich

- Das halte ich fur wahrsche1f1lich

Das wird mit Sicherheit eintreten

2

3

4

148

'.6. Sind Sie informiert darüber, was mit 1hrem Arbeitsplau in den nächsten fünf Jahren geschehen wird7 (Bitte nur eine Antwort ankreuzen]

Ja 149

Nein, aber das macht mir kein Kopfzerbrechen

Nein, und das beunruhigt mich schon etwas

2

3

'.7. Um den wissenschaftlich-technischen Fortschritt zu besc!1.leu­nigen, sind bestimmte Voraussetzung~n weiter aunubauen. Wie ist Ihre Meinung zu folgenden Behauptungen? '

Die Betriebe müßten mehr davon haben., wenn sie wissenschaft­lich4echnischen Fortschritt effektiv durch setzen

Planung und Leitung müßten beweglicher sein

Oie sozialistische Demokratie müßte besser funktionieren

Die Einkommen müßten mehr

Das halte ich für

kaum wichtig sehr wichtig wichtig

2 3

von der Leistung abhängen ( l Die Zusammenarbeit der sozia­listischen Länder müßte besser klappen

Es müßte mehr Kontakte w kapitalistischen Betrieben geben

Oie Leistungen der Forscher und Ingenieure müßten mehr anerkannt werden ( ) ( )

Für Wissenschaft und Technik müßte mehr Geld ausgegeben werden ( l ( l·

150

151

152

153

154

155

156

157

28. Wenn wir in unserem lande den wissenschaftlich-technischen Fortschritt schne!!er durchseti::P.!n woUen - von w A rn hängt das nach Ihrer Meinung vor allem ab? (Bitte nur eine Antwort ankreuzen!

Entscheidend sind Wissenschaftler, Forscher und Konstrukteure. Oie Arbeiter und Bauern haben mit dem w1ssenschah:l1ch-techn~schen

Fortschrott wenig zu tun

- W1ssenschahler und Arbeiter/Bauern sind gleich w1cht1g Keiner kann ohne den anderen etwas bewirken

Man redet viel zu viel von der „wachsenden Rolle der Wissenschaft". Am Ende hangt doch alles von den Arbeitern/Bauern ab

158

2

f 3

29. Haben Sie in den letzten 5 Jahren Neuerervorschläge einge­reicht?

Ja Nein 1 2

( l ( l 15 Wenn Sie mit „Ja" geantwortet haben. Wie viele waren das? Anzahl 160

30. Wenn Sie Neuerervorschläge eingereicht haben, wie viele davon wurden realisiert? (Bitte die Zahl der realisierten Vorschläge einsetzen} ( 161

31. In den leaten 5 oder 6 Jahren hat sich bei uns manches ver· ändert. Wie ist Ihr persönlicher Eindruck?

schlechter gleich besser geworden gablieb~m geworden

2 3

Oie Arbeitsbedingungen sind 162

Die Wohnbedingungen sind 163

Das Warenangebot ist 164

Das Niveau der Dienstlei· s:ungen ist 165

Oie f-1öglichkeit, mir von meinem Einkommen etwas leisten zu können ist 166

Die Umweltbedingungen sind 167

Die Beziehungen zwischen den Menschen sind 168

gesunken gleich gestiegen geblieben

2 3

n:_ n ..... 1:1:•~ .... : .... _.. ___ , __ ...1 ... un::: uu-cn~~ti!'..ollUV~l~d,11u1ut:•

rungen sind 169

Der Leistungsdruck ist 170

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32 ltVCe sind Sie mh lhrern leben in unserer GeseUschaft im all-gemeinen zufrieden? (Bitte nur eine Antwort ankreuzen)

- Sehr unzufrieden

- Uberw1egend unzufrieden

- Teils zufneden!teils unzufrieden

- Uberw1egend zufrieden

- Sehr zufrieden

2

3

4

5

171

33. Wieviel Aufmerbamkeit wird Ihrer Meinung nach in der DDR den folgenden Zielsetzungen geschenkt?

- Entspannung und Abrüstung

- Umweltschutz

- Durchsetzung des \Vissen= schaftlich·technischen Fortschritts

- Entwicklung der Demokratie

- bffentliche Diskussion über Probleme, die alte Menschen bewegen und interessieren

- Gewährleistung der sozialen Sicherheit

- Medizinische Betreuung

- Verbesserung des Lebens· standards für alle

- Verbesserung der Arbeits· bedingungen

- Förderung der jugend

- Sorge um die älteren Bürger

zu werng

- Förderung besonderer Talente und Begabungen

- Durchseuung der Gleich· -be·rechtigung der Frau

- Verbesserung der Wohn­bedingungen

- Verbesserung des Waren­angebots

- Entwicklung von Dienst· leistungen und Verkehrswesen <.

- Möglichkeiten für Reisen und Erholung ( l

- Aussehen der Städte und Dörfer

- Hebung des Kultur- und Bil­dungsniveaus der Bürger

etwas im rich- zuviel zu tigen

wenig Maße

2

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3

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4

172

173

174

175

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177

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180

181

182

183

184

185

186

187

188

189

190

93

Arbeiten Sie - teilzeitbeschaftigt i91

- vollbeschaft1gt 2

35. Arbeiten Sie - 1n hlormalsch1chl 152

- tm Zwe1sch1ch1systcm 2

- 1m Dre1sch<chtsys1ern 3

- in rollender Woche 4

- 1m gebrochenen Arbeitstag 5

36. Wie lan!le sind Sie bereits an Ihrem ietzigen Arbeitsplat2"tatig7

- weniger a!s 6 Monate 193

- 6-12 Monate 2

- 1-2 Jahre 3

2-5 Jahre 4

langer als 5 Jahre 5

Frage 37 beantworten bitte nur LPG-Mi!glieder.

37. Wieviei Stunden beträgt ihre wöchentiiche Arbeitszeit im Jahresdurchschnitt 7

194 195

Frage 38 beantworten bitte alle (außer LPG·Mitglieder).

38. Wieviel Oberstunden (nicht nur bezahlte) leisten Sie durch­schnittlich im .Monat7

- Keine ( ) 196 - bis zu 10 Stunden ( ) 2 - 11 bis 20 Stunden ( ) 3 - 21 bis 30 Stunden ( ) 4 - mehr als 30 Stunden ( ) 5

Jeut einige Fragen lU Ihrer Person, die bitte wieder alle beantworten.

39. Sind Sie - ledig 197

- verheiratet

- in Lebensgemeinschaft

- geschieden

- verwitwet

40. Sind Sie Mitglied oder Kandidat einer Partei?

41. \-'Jel,he Schulbildung haben Sie? {Bitte nur den höchsten Abschluß ankreuzen)

- Kein Abschluß Klasse 8

- Abschluß Klasse 8

- Abschluß Klasse 10, mittlere Reife

- Abschluß Klasse 12, Hochschulreife

2

3

4

5

Ja Nein

1 2

( ) ( l

.(

2

3

4

198

199

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94

U. Welche der fo!g„nden Oualifikationsstufen haben Sie in Ihrer bernf\ichen Ei'ltwicklung durchlaufen?

- Ungelernt

- Angelemt

- Teilfacharbeiter

- Facharbeiter mit 2Jahriger Ausbildung

- Facharbeiter mit mehr als 21ahriger Ausblldung

- mehrere Facharbeiterabschltisse

- Meister

- Fachschulatischluß/Techniker

- Hochschulabschluß

- Zusatzqualifikation für jetzige oder frühere Tätigkeit

43. Geschlecht: - männlich

- weiblich

Ja 1

( )

t

Nein 2

i ) 200

( ) 201

f 202

203

204

205

206

207

208

209

210

2

44. Ober die sozialen Wirkungen des wissenschaftlich-technischen Fortschritts gibt es unterschiedliche Meinungen. Welchen Auf-f<1ssungen würden Sie sich anschließen?

Das entspricht Das kann ich

itn nicht nicht weient- be-liehen urteilen

meiner Meinung

2 3

- Man spricht viel zu viel vom tech-nischen Fortschritt; an den meisten Arbeitsplätzen wird sich so sehnen nichts ändern „ ••

'" - Das Einkommen von Forschern

und Ingenieuren wird schneller wachsen als das der Arbeiter und Bauern ( 1 ( ) ( ) 212

- Die Lebensbedingungen in der Stadt werden sich besser ent· wickeln als auf dem Land ( 1 ( ) 213

- Für die älteren Menschen wird es immer schwieriger, mit der Ent-Wicklung der Technik Schritt zu halten ( ) ( l ( l 214

- Wer an neuester Techniic; aruei!ei, wird auch die besten Arbeits· und Lebensbedingungen (z. B. Ein·-komment haben ( l ( l ( ) 215

- Eine kleine Gruppe von Spezia· 1i$ten, die moderne Technik anwendet, wird immer wichtiger ( ) ( l ( 1 216

- Auch bei uns wird es Menschen ge~n, die zeitweilig ohne Arbeit sind ( l· ( ) ( ) 217

- Alle werden in gleichem Maße vom wissenschaftlich-technischen Fortschritt Vorteile haben ( ) { 1 ( ) 218

45. Wo wohnen Sie?

46.

- ln einer Großstadt (mehr als 100 000 Ein­wohner)

- In einer mittelgroßen Stadt l2C 000-100 000 Einwohner)

- !n einer Kleinstadt {2 000-20 000 Einwohner)

- In einer Landgemeinde (unter 2 000 Ein-wohner)

Wie oft beschäftigen Sie sich in Ihrer Freizait mit

Ober- selten geie- häufig haupt gent· nicht lieh

2 3 4

- Sport, Wandern

- Arbeit im Garten bzw. Grundstück l - (

- Fachlite;atur )

- Fernsehen ), (

- handwerldicher Tätigkeit (Drechseln, Schnitzen usw.)

-:- Arbeiten und Repar~-turen im Haushalt

künstlerischer Tätigkeit (Chor, Laienspiel, Malen, Musizieren usw.)

Bautätigkeiten (Eigen-heirri, Datsche usw.)

- Nutztierhaltung 1. - Lesen schöngeistiger

Literatur - 1· (

- geseJJigen Zusammen-kilnften

- ehrenamtlicher gesell-sch aft1icher Tätigkeit

- Erwerbstätigkeit für Nebenverdienste

- Pflege und Reparatur von Kraftfahrzeugen

- elektronische Basteleien

- Heimcomputern 1 ·, (

- Konzert· und Theater-· besuchen, Kino

- Handarbeit (Stricken, Nähen usw.)

Beschäftigung mit den Kindern bzw_. der Familie

Besuchen bei Eltern und Verwandten

2

3

4

sehr haufig

5

( )

r J

219

220

22

222

223

224

225

226

227

228

229

230

231

232

233

234

235

236.

237

238

239

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47. VVenn Sie t8glkh 2 Stunden Zeit mehr zur Verlügung hätten -wofür würden Sie diese 11en.venden?

fܕ

- Nebenarbeit zum Ge1d­verd1enEn

- Beschaft1gung m11 den Kindern bzw der Familie

- Erfü!!ung von Aufgaben. die mit der Arbeit zusammenhangen (Quaiifizit:rungsmaß­nahmen, Studium von Fachzeitschriften, Neuerervorschlagef

- Besuch von Konzerten, Theatern, Kino, Lesen

- sportliche Aktivitäten, Wandern

- Führung des Haushalts und Ausgestaltung der Wohnung

- Besuche bei Eltern bzw. Verwandten

- Schlafen

- Hobby

- gesellige Zusammen-künfte

- Nutztierhaltung

- Arbeit im Garten bzw. Grundstück

- Fernsehen

- handwerkliche Tätig-keiten

ntcht selten ge legent

ijch

·(

(

2 3

- ehr1mamtliche g~sell­schaftliche Tiitigke iten - ( l -

- Handarbeiten (Stricken, Nähen usw.)

4

sehr hauf1g

s

240

241

241

243

244

245

246

247

248

-249

250

251

252

253

254

255

95

48. V·.Jie sind Sie mit fo1gcnden Lcbon~bedingungan :tufri6den7

2 3 4 5

- E1nkaufsmogl1chkeiten ) l 25(.

- Dienstleistungen, Reparaturen l ( 257

- ~~~ed!~:~:s.:::~e B~treu.,_.~~ 2cc

- Persönliche Wohnverhaltnisse ( 1 ( 259

- Umweltbedingungen 1 ( ) ( 260

- Emrichtungen zur Kinder-be!reuung ) ( l { 261

- Gaststarten'Res12urants j ( ( 262

- Verkehrsverbindungen l r l ( 26~

- Möglichkeiten zur kulturellen und sponlichen Betatigung 1 ( l ( 2~

- Zeitaufwand, die Arbeitsstelle zu erreichen \. 1 ( 1 ( 265

- Arbeitsbedingungen ) ( ) ( 266

- lnformiertheit über die Ent-wicklung des Wohnortes/ -gebietes ) . t ) 1 ) 1 ) ( } 267

- Einbeziehung in die Beratung und Verwirklichung der Ent-wiclclung des Wohnortes/ -gebietes l ( ) ( 268

- Entwicklung des Wohnortes in den letzten 10 Jahren ) ( ) ( 269

49. Wieviel Räume hat Ihre Wohnung (ohne Bad, Toilette, Flur und Küchej?

- EinenRaum

- Zwei Räume -

- DreiRäume

- Vier Räume

- Fünf Räume

- Mehr als fünf Räume

50. Wieviel Personen wohnen In Ihr?

- Ich wohne allein

- Zwei Personen

- Drei bis vier Pen;onen

- Fünf bis sechs Personen

- Mehr als sechs Personen

1 270

l 2

3

4

5

6

, 271

) 2

l 3 4

5

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%

51. Ist Ihre Wohnung ausgestattet mit ,_ "' ... ;-•"" 1"'11'11;:111

1 2

- Innen-WC [ 1 ( l 272

- Bad/Dusche l 273

- Wasserieitung in der Wohnung 274

- „moderner" Heizung (z. B. Fern·, Zentral·. Etagen-, Gasheizung) 275

52. Befindet sich Ihre Wohnung Ja Nein 1 2

- in einem Ein· oder Zweifamilienhaus ( 1 ( 1 276

- in einem größeren Haus oder Wohnblock ( 1 ( ) 2n

53. Welche Konsumgüter sind ln Ihrem Haushalt vorhanden? Ja Nein 1 2

- Waschautomat ( ) ( ·) 278

- Stereo-Aniage (Hi-fi-Quaiitäti 279

- Farbfernsehgerät

- Gefriertruhe, Tiefkühlschrank

- Pkw Trabant

- anderer Pkw

- mehr als ein Pkw

- Video-Gerät[e)

- Heimcomputer

(

(

(

(

) •(

54. Wieviel Bücher sind etwa In Ihrem Haushalt vorhanden?

- Bis 50

- 50 bis 100

- 100 bis 300

- JOObisSOO

- Ober 500

Frage 55 beantworten bitte nur LPG-Mitglieder

55. Wieviel verdienen Sie durchschnittlich (Netto) Im Jahr (einschließlich Jahresendauszahlung)?

i

2

3

4 „ .5

280

281

282

283

284

285

281$

287

- Unter 4 800,- M l 288

- 4 800,- bis 6 000,- M 2

- 6 001,- bis 7 200.- M

- 7201,-bis 8400,-M

8 401,-bis 9 600,- M

9 501~= bis 11 000,= ~"1

11001,-bis12 ooo,-M

- 12001,-bis 14 500,-M

- 14501,-bis17000,-M

- 17001,-bis 19 000,-M

- 19 001,-bis 21 000,- M

- Mehr als 21 000.- M

3

4

5

7

8

1 1 9

2

.l 3

Frage 56 beantworten bitte alle (außer LPG·Mitglieder)

55. \AJievial verdianan Sis durchschnittHch (!'Jatto] tm r-..':onat?

- b1s400,-M { ) 290 401,-bis 500,-M ) 2

501,-bis 600,-M ) 3

60i,-bis 700,-M 4

701,-bis 800.-M 5 801,-bis 900,-M 6

901,-bis l ooo,-M 7

- 1001,-bis 1100,-M ( 8 - 1 101,-bis 1 200,-M LU_ - 1 201,- bis 1 400,- M 291

- 1401,-bis 1 600,-M 2

- 1 601,- bis 1 800,- M 3

- Mehr als 1 800,- M 4

Jetzt antworten bitte wieder alle.

57. Zusaueinkommen (zusätzliche Einkünfte aus Prämien, ein schließlich Jahresendprämie, Feierabendarbeit, individueller Hauswirtschaft. Honoraren und dergleichen) im Jahr

- Keine ) 2!12

- Bis500,-M

501,- bis 1 000.- M

- 1 001,- bis 1 500,- M

- 1 501,- bis 2 000,- M

- 2 001.- bis 3 000,- M

- 3001,-bis 4000,-M

- 4001,-bis 5000,-M

- 5 001,- bis 6 000,- M

- 6001,-bis 8000,-M

- 8001,-bis 10000,-M

- über 10 000,- M

58. Wie ist Ihr Geburtsjahr? l 9_

2

~

4

5

6

7

1 8

LL.! ) 293

2

3

294

295

Wir danken Ihnen sehr für Ihre aktive Mitarbeit und bitten Sie, uns abschließend Ihre Meinung zu diesam Fragebogen zu sagen.

59. DH Ausfüllen des Fregebogens

- hat mir keine SchwiPri9lc:;iiTP.n hPrfliTflt ) 1 296

- war für mich eine schwierige Arbeit 2

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